BahnPraxis B - Unfallversicherung Bund und Bahn
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Zeitschrift zur Förderung der Betriebssicherheit und der Arbeitssicherheit bei der DB AG 4 | April 2020 BahnPraxis B Leserforum Signalansage Aktuell Sachgerechtes Bohren in Schienen Unfallsteckbrief: Zwei Mitarbeiter bei Selbstsicherung tödlich verletzt Spezial Unfall bei Brennschneidarbeiten an Gleisen
Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Unser Titelbild: außergewöhnliche Zeiten verlangen außergewöhnliche Maßnahmen: Eisenbahnbetrieb in Die Eisenbahnen haben derzeit sowohl den bestmöglichen Schutz ihrer Aßling in Oberbayern Beschäftigten als auch den Erhalt ihrer Transport- und Beförderungsfunktion – Signale „Halt“. zur Versorgung des Landes zu gewährleisten. Fehlt zum Beispiel nur Foto: DB AG/Volker Emers- leben eine Besetzung einer Betriebsstelle, kann dies im relativ grobmaschigen deutschen Schienennetz schnell zu Beeinträchtigungen führen. Umso wichtiger ist es daher, auch in der momentanen Situation darauf zu achten, dass die größtmögliche Sicherheit für jeden Einzelnen gewährleistet Inhaltsverzeichnis ist und es durch Ereignisse nicht zu Ausfällen kommt. Deshalb ist es sinnvoll, dass wir uns in der Zeitschrift BahnPraxis B – 3 Leserforum: Signalansage auch und gerade in der jetzigen Sondersituation – mit den Fragen und Anforderungen der Betriebs- und Arbeitssicherheit befassen. Daher haben 5 Sachgerechtes Bohren in Schienen wir auch keine speziellen Beiträge zur Corona-Krise verfasst. Vielmehr haben wir für Sie Artikel zusammengestellt, die Hinweise darauf geben, mit welchen 7 Unfall bei Brennschneidarbeiten Maßnahmen die Zahl der menschlichen Fehler möglichst klein gehalten an Gleisen werden kann. 12 Unfallsteckbrief: „Selbstsicherung Lesen Sie dazu bitte in der vorliegenden Ausgabe der BahnPraxis B unter bei Gleiswechselbetrieb: Zwei anderem den Beitrag zur Signalansage und den Unfallsteckbrief zur Mitarbeiter von Zug erfasst und Selbstsicherung bei Gleiswechselbetrieb. tödlich verletzt“ In diesem Sinne wünschen wir Ihnen alles Gute, und bleiben Sie gesund! Ihr BahnPraxis B-Redaktionsteam Impressum „BahnPraxis B“ Zeitschrift zur Förderung der Betriebssicherheit und der Arbeitssicherheit bei der Deutschen Bahn AG Herausgeber Die Beschäftigten erhalten die Zeitschrift kostenlos. Unfallversicherung Bund und Bahn (UVB) – Gesetzliche Unfallversicherung – Für externe Bezieher: Jahresabonnement EUR 15,60 zuzüglich Versandkosten. Körperschaft des öffentlichen Rechts, in Zusammenarbeit mit DB Netz AG Deutsche Bahn Gruppe. Verlag Bahn Fachverlag GmbH, Redaktion Klosterstraße 44, D-10179 Berlin Dirk Menne (Chefredakteur), Uwe Haas, Anita Hausmann, Gerhard Heres, Telefon (030) 200 95 22-0, Telefax (030) 200 95 22-29 Markus Krittian, Steffen Mehner, Niels Tiessen (Redakteure). E-Mail: mail@bahn-fachverlag.de Geschäftsführer: Dipl.-Kfm. Sebastian Hüthig und Thorsten Breustedt Anschrift Redaktion „BahnPraxis“, DB Netz AG, I.NPB 4, Druck Mainzer Landstraße 185, D-60327 Frankfurt am Main, Fax (0 69) 2 65-20506, Laub GmbH & Co KG, Brühlweg 28, D-74834 Elztal-Dallau. E-Mail: mail@bahn-fachverlag.de Sprache Erscheinungsweise und Bezugspreis Für die Inhalte der BahnPraxis werden geschlechtsneutrale Formulierungen bevor- Erscheint monatlich. Der Bezugspreis ist für Mitglieder der UVB im Mitglieds- zugt oder beide Geschlechter gleichberechtigt erwähnt. Wo dies aus Gründen der beitrag enthalten. Lesbarkeit unterbleibt, sind ausdrücklich stets beide Geschlechter angesprochen. 2 BahnPraxis B 4 | 2020
BahnPraxis Leserforum Betriebssicherheit Signalansage Foto: Dirk Menne In einigen Ländern wird zusätzlich zur Ansage auch auf das Signal gedeutet Das Betriebsregelwerk für Eisenbahnverkehrsunternehmen schreibt Triebfahrzeugführern die Signalansage vor, wenn sie im Führerraum nicht allein, sondern zu zweit sind. Der folgende Beitrag erläutert, warum die Signalansage – trotz zahlreicher kritischer Anmer- kungen zu dieser Regelung – ein geeignetes Mittel zur Erhöhung der Betriebssicherheit ist. Ist der Triebfahrzeugführer (Tf) im Führer- BahnPraxis B-Redaktion auch zahlreiche raum nicht alleine, so schreibt das Regel- kritische Anmerkungen zu dieser Rege- werk (in diesem Fall das Betriebsregel- lung, die im Folgenden in einem Leserbrief werk für Eisenbahnverkehrsunternehmen, zusammengefasst sind: abgekürzt BRW EVU) die Signalansage vor. Derjenige Tf, der den die Fahrt einschrän- kenden Signalbegriff zuerst sieht, hat die- Leserbrief: sen anzusagen. Das ist eine Regelung, die „Jetzt bin ich seit über 20 Jahren Triebfahrzeugführer und hatte bisher im Dienst viele (ältere) Kollegen unter den Eisenbah- keine besonderen Vorkommnisse. Nie bin ich an einem ‚Halt zeigenden S ignal‘ nern noch kennen, und die seit dem Jahr unzulässig vorbeigefahren. Und jetzt soll ich anfangen, mit den Signalen zu 2018 wieder neu festgeschrieben ist im sprechen. Ich komm mir dabei schon ‚deppert‘ vor. Die Regelwerksschreiber BRW. Bleibt noch anzumerken, dass bisher in ihren Amtsstuben haben wohl gar kein Vertrauen mehr in meine Arbeit. Aus noch nicht alle EVU im DB-Konzern diese meiner Sicht gibt es doch kaum Vorbeifahrten am ‚Halt-zeigenden‘ Signal. Regelung anwenden. Außerdem haben wir PZB 90 und Durchrutschweg! Und wenn schon, warum nur, wenn wir zu zweit sind? Geht es etwa doch wieder nur um Überwachung? Allerdings erreichten die Fachautoren Aber vielleicht kann ja die BahnPraxis B hierzu was sagen.“ des Regelwerks und die M itglieder der BahnPraxis B 4 | 2020 3
BahnPraxis Leserforum Deutsche Bahn AG DB-Zusatzmodul Regelungen zum Durchführen des Betriebes Züge fahren DB.5341 Historie Fahrt des Zuges – Aufgaben des Triebfahrzeugpersonals – Seite 1 von 1 Im Dienst auf den Dampflokomotiven war zu BRW.5341 die Ansage der Signalbegriffe zwischen Heizer und Lokführer/Triebfahrzeugführer 3 Signalansage Ergänzung: seit jeher eine praktizierte Regelung. Der Tf * (1) Befindet sich zusätzlich zum Triebfahrzeugführer weiteres Signalansage – bediente zudem die PZB-Taste „Wachsam“ * Triebfahrzeugpersonal an der Spitze eines signalgeführten Ausführung * Zuges, hat das Triebfahrzeugpersonal die angezeigte Be- beziehungsweise „Befehl“ bei der Tender deutung von Fahrt einschränkenden Signalen anzusagen. voraus fahrenden Dampflokomotive nach Die Fahrt einschränkende Signale sind solche, die ein Handeln des Triebfahrzeugführers erfordern, weil z.B. an- Ansage des Heizers. gehalten, die Geschwindigkeit vermindert oder der Strom- abnehmer gesenkt werden muss. Zunächst spricht derjenige die Signalbedeutung aus, der Allein schon aus der Konstruktion des das Signalbild als erster zweifelsfrei erkannt hat. Der an- dere wiederholt bzw. korrigiert die Ansage, nachdem er Fahrzeugs heraus konnte der Lokführer sich zweifelsfrei von dem Signalbild überzeugt hat. Hinweis: Quelle: Auszug aus dem Regelwerk die Signale im Bogen nur schwer erkennen Die gegenseitige Signalansage unterstützt den Triebfahr- und war auf die Ansage des Heizers ange- zeugführer bei der Signalbeobachtung, ohne seine Ver- antwortung für diese Aufgabe einzuschränken. Er hat die wiesen. Daher die Regelung, dass derje- aus der Signalbeobachtung erforderlich werdenden Maß- nahmen rechtzeitig und richtig zu treffen. nige, der das Signal zuerst erkennen kann, * (2) Mitarbeiter mit Überwachungsaufgaben, Triebfahrzeugfüh- Aufgaben der die Signalbedeutung laut ansagt und der * rer mit dem Auftrag zum Erwerb der Streckenkenntnis und Signalansage übernehmen * Mitarbeiter in Ausbildung, welche über die entsprechende andere die Signalbedeutung wiederholt, * Qualifikation verfügen, haben sich an der Signalansage * nach Absatz (1) zu beteiligen. wenn er selbst diese wahrgenommen hat. * Mitarbeiter mit dem Auftrag zur Gastfahrt sind von der Signalansage ausgenommen. Auszug aus DB.5341 * Sowohl bei der Deutschen Reichsbahn als auch bei der Deutschen Bundesbahn gab es entsprechende Regeln. Aktuelle Beispiele Frage ? Auszubildende die Signale und deren Bedeutung richtig deutet. Bei den Aus Warum ist eine Ansage der Signale nur Die Erfahrungen anderer Eisenbahnen zubildenden erhöht sich zwangsläufig die bei Besetzung des Führerraums mit zwei zeigen, wie sinnvoll diese Lösung ist: So Konzentration, Fachautor: I.NPB 4(V); Dr. Jochen Brandau; Tel.: (069) 265 31627 und durch dieGültig permanente ab: 01.03.2018 Mitarbeitern vorgesehen? ! haben die Schweizerische Bundesbah- Verknüpfung von Theorie und Praxis ler- nen (SBB) entsprechende Vorgaben in nen diese erheblich besser im Sinne einer Antwort ihren Regelungen. Dabei werden sämtliche Nachhaltigkeit. Hauptsignale, also auch die Fahrt zeigen- Wenn Sie zu zweit im Führerraum sind, den, angesagt. dann ist die Wahrscheinlichkeit einer Zum Abschluss ein Hinweis auf die Risi- Ablenkung größer, als wenn Sie ihre ken bei unzulässiger Vorbeifahr t am Bahnen in Japan und China gehen da noch Arbeit alleine verrichten. Dabei kann „Halt-Begriff“: Zwar hilft dabei die Zug- weiter. So wird nicht nur die Bedeutung des die Ansage der Signalbegriffe helfen. beeinflussung (wie PZB), verbunden mit Signals angesagt, sondern zusätzlich auf Außerdem lässt sich die Ansage der den Durchrutschwegen, so dass es in vie- das Signal gedeutet. Konsequenterweise Signalbegriffe im Alleindienst nicht len Fällen trotz unzulässiger Vorbeifahrt wird bei vorhandener Führerraumsigna kontrollieren oder überwachen. Insofern nicht zu einem Ereignis kommt. Bei der lisierung dann auf die Anzeige im Display bleibt es jedem Tf selbst überlassen, unzulässigen Anfahrt gegen Halt (wenn gedeutet und die Bedeutung ebenfalls laut Signale auch anzusagen, wenn er alleine zum Beispiel der Durchrutschweg schon angesagt. Dienst verrichtet. Vor dem Hintergrund aufgelöst wurde) oder der unzulässigen der Erfahrungen unserer Kollegen aus Vorbeifahrt einer Rangierfahrt sieht es Bei der japanischen JR East wurde die Japan erscheint dies sinnvoll. allerdings anders aus. „Memotechnik“ (Memo = Methode zur Ver- besserung des Speicherns und Behalten Fazit von Informationen) auch anhand von Pro- Insbesondere bei den Über wachungs banden auf Simulatoren wissenschaftlich fahrten und auf dem Simulator sollte darauf Zahlreiche gefährliche Ereignisse im untersucht. Dabei ergab sich eine deutliche geachtet werden, dass der Triebfahrzeug- Bahnbetrieb haben uns in der jüngsten Senkung der Fehlerrate. Allein durch das führer die Fahrt einschränkenden Signal- Vergangenheit gezeigt, dass mangelnde Ansagen des Signalbegriffs sank diese bei begriffe ansagt. Aufmerksamkeit ein zentrales Element der den untersuchten Szenarien um mehr als Unfallursachen ist. Maßnahmen zur Stär- 50 Prozent. Beim Ansagen und zeitgleichen Bei Ausbildungsfahrten ist es besonders kung der Aufmerksamkeit – wie die Signal- Deuten auf das Signal reduzierte sich bei hilfreich, wenn Signalbegriffe angesagt ansage – sind daher ein geeignetes Mittel den Probanden die Fehlerhäufigkeit weiter. werden. Der Ausbilder erkennt, ob der zur Erhöhung der Betriebssicherheit. 4 BahnPraxis B 4 | 2020
BahnPraxis Aktuell Sachgerechtes Bohren in Schienen Herstellen von Schienenanschlüssen für Bahnerdungsleitungen Michael Schott, DB Netz AG, Oberleitungstechnik und Instandhaltung, Frankfurt am Main, in Zusammen arbeit mit DB Netz AG, Schienentechnik, Frankfurt am Main Bahnerdungsleitungen werden im Gleisbereich verlegt und an den Schienenanschlüssen lösbar befestigt (Richtlinie 997.9116). Zur Herstellung der Schienenanschlüsse müssen vorher Bohrungen mit einem Durch- messer von 19 Millimetern in der Schiene eingebracht werden, die beidseitig mit einer Abfasung zu versehen sind (Richtlinie 824.5501Z01). Hier musste bis jetzt immer ein weiteres Werkzeug verwendet werden, um diese Abfasung nach dem Bohren herzustellen. Eine Neuerung stellt der Bohrer mit integrierter Fase dar, der in diesem Artikel vorgestellt wird. Um eine Bahnerdungsleitung an der Schiene befestigen zu können, muss vorher mit einer Schienenbohrmaschine eine Bohrung an der Schiene hergestellt Abbildung 1: Abbildung 2: werden. Diese Bohrung wird im zweiten Bohrer mit Fase, Foto: Cembre GmbH/Jörg Beyer Adapter Foto: Cembre GmbH/Jörg Beyer Arbeitsschritt mit einer Fase auf jeder Durchmesser 19 mm Bohrungsseite versehen. Erst danach kann das Schienenanschlusssystem angebracht und die Bahnerdungsleitung angeschlos- sen werden. Die Herstellung der Fasen an der Bohrung ist notwendig, weil in der Vergangenheit öfters Risse in der Schiene entstanden sind, die ihren Ursprung in der scharfkan- tigen Bohrung hatten. Deswegen muss ein weiteres Werkzeug zur Herstellung der Fase mitgeführt werden, welches aber nicht immer eine qualitativ wertige Fase erzeugt. Es treten hierbei Ratternarben auf. Diese Situation ist zu optimieren. Foto: Michael Schott Verbesserung Um den Mitarbeitern, die diese Bohrungen an den Schienen ausführen, eine Verbes- Abbildung 3: serung bei der Herstellung der Fasen und Bohrer mit Fase und Adapter in der das Einsparen eines zusätzlichen Werk- Schienenbohrmaschine zeugs bieten zu können, hat der Herstel- ler der Schienenbohrmaschine (Ebgw 04.51 (Ebgw – Elektrische Streckenausrüstung – befestigt und der Adapter wiederum wird mit integrier ter Kühlung. Die Kühlung Geräte und Werkzeuge)) einen Bohrer mit in das Bohrmaschinenfutter gesteckt und erfolgt über die beiden Bohrungen an den integ riertem Abfaskopf (Bohrer mit Fase) durch drehen verriegelt. Der Adapter ist Schneidflächen. Diese Kombination wird entwickelt (Abbildung 1). für Bohrerdurchmesser von 13 Millimeter ersatzweise für den Kernlochfräser in der (mm) und 19 mm geeignet. Für das Ver- Bohrmaschine eingesetzt, ohne Änderun- Der Bohrer mit Fase wird in einem Adapter riegeln ist kein weiteres Werkzeug not- gen an der Bohrmaschine vornehmen zu (Abbildung 2) mit zwei Inbusschrauben wendig. Der Bohrer ist ein Vollbohrer müssen. Die Schienenbohrmaschine wird BahnPraxis B 4 | 2020 5
BahnPraxis Aktuell Foto: Michael Schott mit dem Bohrer und der entsprechenden Schienenprofilschablone ausgerüstet Abbildung 4: (Abbildung 3), auf die Schiene aufgesetzt Schienenbohr und verspannt. Danach wird die Bohrma- maschine beim Bohren schine sowie der Kühlmittelzufluss einge- schaltet und mit dem Bohren begonnen (Abbildung 4). Ist der Schienensteg durchgebohrt (Abbil- dung 5), muss der Vortrieb weiterlaufen, (D urchmesser = 19 mm) vorgestellt. Es bis der Adapterrand den Schienensteg ergaben sich folgende Erkenntnisse: berührt. Mit dem Anstoßen des Adapter- • D er Bohrer mit Fase ersetzt den bis- rands an den Schienensteg wird die Fase her eingesetzten Kernlochfräser ohne mit einer Tiefe von 1,5 mm nach Richtlinie Umbauarbeiten an der Schienenbohr- (Ril) 824.5501Z01 in eine Seite der Bohrung maschine. eingebracht. Danach ist die Schienenbohr- • Die Fase wird in einem Arbeitsgang auf maschine auszuschalten, von der Schiene einer Seite der Bohrung mit hergestellt. Quelle: Cembre GmbH/Jörg Beyer zu lösen und der Bohrer ist auf der gegen- • Zur Herstellung der Fase auf der anderen überliegende Schienenseite anzubringen. Seite der Bohrung muss die Schienen- Dabei ist darauf zu achten, dass der in der bohrmaschine umgesetzt werden. Schienenbohrmaschine eingespannte Boh- • Die Qualität der erzeugten Fasen ist sehr rer ohne Versatz in die bereits hergestellte gut. Es sind keine Ratternarben erkenn- Bohrung eingefahren werden kann. bar. • Gegenüber dem Einsatz des Kernloch- Der letzte Arbeitsschritt besteht darin, fräsers und dem nachfolgenden Fasen Abbildung 5: die Bohrmaschine einzuschalten und den mit einem anderen Werkzeug wird keine Bohrer mit Fase und Adapter beim Durchbohren der Schiene Bohrer bis zum Anschlag des Adapterrands Mehrzeit erforderlich. an den Schienensteg zu führen, womit auf beiden Seiten der Bohrung die Fasen her- Fazit gestellt sind. Bei diesem Arbeitsvorgang ist kein großer Kraftaufwand erforderlich. Aufgrund der positiven Erfahrung beim Test Ebgw 04.51 für die Herstellung von Schie- und der Qualitätsverbesserung der Fasen nenanschlüssen und zur Verlegung von Test an der Bohrung, wie in der Ril 824.5501Z01 Bahnerdungsleitungen im Gleisbereich gefordert, wird der Bohrer mit Fase für die nach Ril 997.9116 „Montageanleitung zur Auf der Ausbildungsanlage in Darm- Bohrungen an Schienen bei der DB Netz AG Herstellung von Schienenanschlüssen und stadt wurde der DB Netz AG (I.NPF 121(S) empfohlen. Der Bohrer mit Fase für einen zur Verlegung von Bahnerdungsleitungen und I.NPF 24(O)) dieser Bohrer mit Fase Durchmesser von 19 mm ist nach Z eichnung im Gleisbereich“ freigegeben. 6 BahnPraxis B 4 | 2020
BahnPraxis Spezial Sicherheit bei der Arbeit Unfall bei Brennschneidarbeiten an Gleisen Dipl.-Ing. Peter Schneider, Unfallversicherung Bund und Bahn, Geschäftsbereich Arbeitsschutz und Prävention, Referat Prävention – Bereich Bahn, Frankfurt am Main „Katastrophe knapp verhindert, Gasflaschen in die Luft geflogen“ – Die Presse hätte wohl so oder ähnlich berichtet, wenn der nachstehende Unfall nur ein wenig schlimmer ausgegangen wäre. Dank einer Reihe von Umständen ist es dazu zum Glück doch nicht gekommen. Die Reste eines F laschen- transportwagens Foto: Bundespolizei BahnPraxis B 4 | 2020 7
BahnPraxis Spezial Ein Gleisbautrupp soll in einem Bahnhof kommt ins K rankenhaus und kann dieses Die Untersuchung der Arbeitsmittel und der eine nicht mehr benötigte Weiche zurück- am Abend schon wieder verlassen. Flaschen nach dem Unfall führte zu einem bauen und den Lückenschluss herstel- anderen Ergebnis. Ursächlich für den Unfall len. Die Weiche führte zu einem stillge- Die Feuerwehr und die Polizei sind zeit- mit seinen Folgen waren mehrere Faktoren legten Gleisanschluss. In unmittelbarer nah vor Ort und so kann Schlimmeres und Versäumnisse in der Organisation von Nähe befindet sich eine zweite Weiche mit verhindert werden. Aber es hätte auch Sicherheit und Gesundheit. einem noch aktiven Gleisanschluss. Die- anders kommen können. Die Gasflaschen, ser Gleisanschluss führt zu einer Firma, besonders die Sauerstoffflaschen, hätten Technische Ursachen die verschiedene, auch brennbare Gase den Brand enorm anfachen können. Unter von Kesselwagen in unterirdische Tanks Umständen wären Gasflaschen explodiert Beim Anschließen der Druckminderer an sowie gebrauchsfertige Flaschen abfüllt. und hätten auch die in der Nähe befindliche die Sauerstoffflaschen wurde eine Grund- Zwei Umfüllstationen für Kesselwagen sind Abfüllanlage in Mitleidenschaft ziehen kön- regel nicht beachtet: Man öffnet das Fla- vorhanden und am Tag des Unfalls ist auch nen. Dann wäre der Unfall bezogen auf die schenventil geringfügig für einen kurzen ein Gleis mit Kesselwagen mit brennbaren Verletzungsfolgen wahrscheinlich nicht so Moment, um eventuell im Ventil sitzenden Gasen besetzt. Die Weichen liegen eben- glimpflich ausgegangen. Staub sowie andere Verunreinigungen aus- erdig im Schotterbett und innerhalb des zublasen. Erst dann wird der vollkommen Randweges neben den Weichen verläuft Was war passiert? entspannte Druckminderer angeschlossen. ein Kabelkanal. Entspannt bedeutet, die Stellschraube ist Eine erste Annahme bietet eine plausible so weit herauszudrehen, dass die Feder Welche Arbeiten wurden ausgeführt? Erklärung: Der Gleisbauer habe wohl sein und damit die Membran völlig ohne Vor- Schlauchpaket nachgezogen, welches sich spannung sind. Das Regelventil ist damit Ein Gleisbauer hat an vier Stellen die Schie- verdreht hatte. Dadurch sei eine der Flüs- geschlossen. Beim Öffnen der Druckgas- nen mit seinem Injektorbrenner durch siggasflaschen umgefallen, undicht gewor- flasche kann das Gas jetzt nur in die Hoch- Brennschneiden durchtrennt. Parallel arbei- den und Gas sei ausgeströmt. Beim Zünden druckkammer des Druckminderers ein- tet wenige Meter weiter ein zweiter Gleis- des Brenners habe sich das Gas entzündet, strömen. Die Wärmemenge, die durch die bauer am anderen Ende der Weiche und die Flamme sei zur Flasche zurück gelau- wärmedichte (adiabatische) Verdichtung setzt dort ebenfalls mit seinem Injektor- fen und habe dann diese entzündet. Die dieses kleinen Volumens in der Hochdruck- brenner an, um die Schiene zu schneiden. erste Flasche habe dann die zweite Flasche kammer entsteht, reicht üblicherweise Der zweite Gleisbauer hört ein komisches entzündet und Teile der Armaturen an den nicht aus, um Zerstörungen einzuleiten. Geräusch und dreht sich zu seinem Kollegen Sauerstoffflaschen verbrannt beziehungs- um. Dieser steht für einen kurzen Moment weise geschmolzen. Erst wenn keine Strömungsgeräusche mehr in einem Feuerball. Ganz klar, eine Ver- zu hören sind, liegt der gesamte Flaschen- puffung. Fast gleichzeitig bemerken beide Gegen diese Erklärung sprach jedoch druck in der Hochdruckkammer des Druck- Beschäftigte, dass auf dem Rollwagen mit schnell eine Reihe von Faktoren. Einmal ver- minderers an. Jetzt kann langsam die Stell- den Gasflaschen die beiden Flüssiggasfla- brannte im Rahmen der Verpuffung das frei- schraube eingedreht und damit die Feder schen brennen. Sofort bringen sie sich in gewordene Gas schlagartig und ein Rück- gespannt werden, was zum leichten Öff- Sicherheit und nehmen dabei einen Schlos- lauf der Flamme zur Flasche ist daher eher nen des Regelventils und damit zum Füllen ser, der an der Weiche mit seiner Schraub- unwahrscheinlich. Weiter war die Flasche der Schlauchleitung bis zum erforderlichen maschine arbeitet, noch rechtzeitig mit. mit einer Schlauchbruchsicherung, einer Arbeitsdruck führt. dreifachen Sicherheitseinrichtung (Gas- Verletzt wird nur der Kollege, der im rücktrittventil, Flammensperre und ther- So ist sichergestellt, dass es keine zu Feuerball stand. Da die Verpuffung nicht mische Nachströmsperre) sowie einem hohe Erwärmung im Druckminderer gibt. besonders groß war und nur Millisekun- Druckregler verbunden. Demnach wäre Eventuell vorhandene Schmutzpartikel den gedauert hat, sind seine Verletzun- ein Flaschenbrand bei einer Verpuffung sowie Dichtungs- oder Metallabrieb können gen aber relativ gering. Verbrennungen nahezu ausgeschlossen. Auch das „Bild“ nicht mit hoher Geschwindigkeit und Zünd- an Händen, Unterarmen und im Gesicht der a usgebrannten Flaschen und der zer- energie den Druckminderer durchströmen, ersten Grades und in einem sehr kleinen störten Armaturen sprach gegen die Theo am Gehäuse oder Durchlassöffnungen hän- Bereich an den Händen zweiten Grades. Er rie des Brandes in Folge einer Verpuffung. gen bleiben und Querschnitte einengen. 8 BahnPraxis B 4 | 2020
BahnPraxis Spezial Abbildung 1: Gasflasche mit Druckminderer Quelle: I, RainerB. (CC BY-SA 3.0/ ht t ps://commons.w ik imedia. org/w/indexphp?curid=18463039 Abbildung 2: Die ausgebrannten Propangas flaschen nach dem Unfall Jede davon abweichende Vorgehensweise vergrößert die Gefahr des Ausbrennens eines Druckminderers. Dies gilt ebenso, wenn Sauberkeit sowie Öl- und Fettfreiheit beim Umgang mit Sauerstoff nicht beach- tet werden. Diese Fehler führen zu großer Verletzungsgefahr für beteiligte Beschäf- tigte und der Gefahr der Zerstörung von Betriebseinrichtungen. Reiner Sauerstoff verringert die Entzün- dungstemperatur und erhöht die Ver- brennungsgeschwindigkeit enorm. Das Ausbrennen eines Sauerstoffdruckminde- rers erfolgt explosionsartig und unter wei- tem Verspritzen von flüssigem Metall des Gehäuses. Damit verbunden ist die Gefahr weiterer Zerstörungen und von Bränden. Abbildung 1 zeigt den Weg des Sauerstoffs durch den Druckminderer und durch die Zwischenkammer. Auch die Membran mit der Einstellstellschraube und der Ein- stellfeder sind deutlich zu erkennen. Zu beachten ist, dass beim Brennschneiden der Sauerstoffverbrauch beim Einschalten des Schneidsauerstoffs stark ansteigt. Das Regelventil (Sicherheitsventil) muss sich also weiter öffnen, um den Arbeitsdruck aufrecht zu halten. Das heißt, dass der Sauerstoff mit sehr hoher Geschwindigkeit aus der Hochdruckkammer über das Regel- Foto: Bundespolizei ventil in die Zwischenkammer strömt und dabei Fremdpartikel mitreißen kann. Diese Fremdpartikel können dann im laufenden Betrieb zur Zündquelle werden. BahnPraxis B 4 | 2020 9
BahnPraxis Spezial Ebenfalls zum Brand beigetragen haben kann ein weiterer Umstand: Es wurden 11 Kilogramm (kg) Flüssiggasflaschen ein- gesetzt. Bis 11 kg verfügen die Flaschen am Anschluss über einen weichen Dichtr ing, der die Verbindung zum Druckregler abdich- tet. Besonders an heißen Tagen oder wenn die Flasche in Folge zu großer Entnahme vereist, kann der Dichtring porös werden oder an der Regeleinrichtung kleben blei- ben. Wird die Flasche erneut angeschlos- sen, fehlt der Dichtring und es kommt keine dichte Verbindung zustande. Je nachdem wie dicht der Anschluss ist, kann eine sehr kleine oder größere Menge an Gas ausströ- men. Nach dem Brand wurde an der weni- ger verbrannten Flasche kein Dichtring Foto: Bundespolizei oder Teile davon gefunden. Da durch die Ausströmgeschwindigkeit des Gases die Abbildung 3: Flamme nicht direkt am Anschluss brennt, Die Sauerstoffflaschen sondern wenige Zentimeter dahinter, wäre nach dem Unfall es durchaus möglich gewesen, Reste des Dichtringes zu finden. So kann das Schmelzgut des Sauerstoffdruckminderers die Flasche an einer kleinen Undichtigkeit entzündet haben. Die Membran sowie Teile der Einstellfeder der Druckregler getroffen hat. Dabei wur- sind leichter brennbar als das Messing des den die Verbindungen und der Schlauch Und auch eine weit verbreitete, aber Druckminderergehäuses und verbrennen undicht. Flüssiggas strömte aus – Dank der äußerst gefährliche Handlungsweise ist daher als erstes. Bis hierhin ist der Brand Sicherheitseinrichtungen nur eine relativ nicht ganz auszuschließen: Die Arbeits- kaum zu bemerken. Durch diese Verbren- kleine Menge. Dieses Flüssiggas, schwe- stelle wird nur wenige Meter versetzt und nungsvorgänge wird die Reaktion immer rer als Luft, versackte im Schotterbett somit müssen die Flaschen auf ihrem Roll- heftiger und energiereicher. Nun schmilzt sowie im Kabelkanal und breitete sich aus. wagen ebenfalls versetzt werden. Obwohl der Federdeckel des Druckminderers und Inzwischen hatten weitere Metallspritzer es vorgegeben ist, werden nur die Ventile schlagartig wird durch den nun unter Fla- die erste der beiden Flaschen entzündet. an den Brennern geschlossen und nicht schendruck wirkenden Sauerstoff das Sehr wahrscheinlich sind auch Spritzer auf die Ventile an den Flaschen. Brennerven- geschmolzene Metall weggeschleudert. den Boden gefallen. Die Verpuffung war tile sind stark beansprucht und können aus die Folge davon – die erste Flüssiggasfla- technischer Sicht nie so dicht sein wie die Wären die Flüssiggasflaschen nicht unmit- sche brannte. Ohne Regeleinrichtungen, Ventile an den Flaschen. Es strömt also telbar neben den Sauerstoffflaschen posi- die schnell weggeschmolzen sind, strömte immer eine geringe Menge Gas aus. Mit tioniert gewesen, dann wäre an dieser das Gas mit enormem Druck aus der Fla- den offenen Flammen an den Flaschen Stelle die Sache zu Ende. Doch das weg- sche. Dieses Prinzip wird zum Beispiel kann sich dieses Gas im Schotter zu der geschleuderte Material mit seiner enormen bei Raketenstarts genutzt, um die Rakete Verpuffung entzündet haben. Temperatur von deutlich über 1.200 Grad abheben zu lassen. Hier hat es ausge- Celsius hat eine der Flüssiggasflaschen reicht, um die Flasche kippen zu lassen Weitere Mängel getroffen. Zu vermuten ist, dass es an und so die Flamme voll auf die zweite Fla- mehreren Stellen den Schlauch, die Regel sche zu richten – mit dem Ergebnis, dass Im Rahmen der Unfalluntersuchung wur- einrichtungen und auch den Anschluss beide Flaschen brannten. den Versäumnisse festgestellt, die den 10 BahnPraxis B 4 | 2020
BahnPraxis Spezial Abbildung 4: Der ausgebrannte Druckminderer an der Sauerstoffflasche erhältlich. Zudem sind Gamaschen, S chutzschuhe und Stulpenhandschuhe zu tragen. Gerade beim Brennschneiden können Funken in die normalen Arbeits- handschuhe hineingelangen und für Haut- verletzungen sorgen. Normale Arbeits- handschuhe sind zudem nicht geeignet, die noch heißen Teile nach dem Brenn- schneiden anzufassen. Fazit Mit einer Gefährdungsbeurteilung zu den Brennschneidearbeiten sowie den darauf basierenden Festlegungen wäre es ver- mutlich nicht zu dem Unfall gekommen. Das Anwenden von Lecksuchspray hätte Foto: Bundespolizei undichte Stellen an den Gassystemen auf- gezeigt. Ein Ausblasen der Flaschenventile und ein sauberer Sauerstoffdruckminderer hätten den Brand im Druckminderer ver- hindert. Wären die Beschäftigten im Rahmen ihrer Fortbildung regelmäßig und mit Unter- stützung von Schweißaufsichtspersonen Unfall nicht zwingend verursacht, aber doppelwandige Schläuche, Leckgassi- (SAP) zum richtigen Arbeitsablauf unter- begünstigt haben. So fehlte eine Arbeits- cherungen oder Druckregler mit integrier- wiesen worden und wäre das Umsetzen anweisung zum Brennschneiden mit ter Dichtheitsprüfung eingesetzt werden von Betriebsanweisung/Arbeitsanweisung genauen Vorgaben zum Verfahren. Eine müssen. Beim Brennschneiden von Schie- regelmäßig vor Ort im Rahmen von Stich- Dichtheitskontrolle aller Anschlüsse, zum nen vergrößert sich durch die Hauptflug- proben kontrolliert und überprüft worden, Beispiel mit Lecksuchspray, wurde nicht richtung der Schlackefunken deutlich die wäre der Unfall wahrscheinlich auch nicht durchgeführt. Die maximalen Nutzungs- Zone, in der keine brennbaren Gegen- eingetreten. dauern für die Regeleinrichtungen und für stände oder Ähnliches vorhanden sein die Sicherheitseinrichtungen nach Her- dürfen, oder in der entsprechende Maß- Hätte der einzige Verletzte die richtige stellerangaben wurden nicht eingehalten. nahmen gegen Brandgefahren vorzusehen PSA, insbesondere Stulpenhandschuhe Es lag keine Gefährdungsbeurteilung für sind, was ebenfalls nicht berücksichtigt getragen, wären seine Verletzungsfolgen das Brennschneiden vor und somit auch wurde. wesentlich geringer ausgefallen. keine Festlegungen für die Anforderun- gen an die befähigte Person sowie Art/ Schließlich war auch die eingesetzte per- Ein kleiner Metallabrieb hat zu einem Umfang und Dokumentation der Prüfung sönliche Schutzausrüstung (PSA) der Brand von zwei Flüssiggasflaschen und der Arbeitsmittel. Beschäftigten teilweise nicht geeignet. zu Verbrennungen bei einem Beschäftig- Für Bereiche, die „unter Erdgleiche“ gleich ten geführt. Nur ein wenig mehr und eine Auch die Anforderungen an Brennschneid- zu setzen sind, wird der Einsatz schwer- Gasabfüllstation sowie vermutlich meh- arbeiten „unter Erdgleiche“ wurden nicht entflammbarer Schutzanzüge empfoh- rere Beschäftigte wären in Mitleidenschaft eingehalten, obwohl auf Schotter gearbei- len. Diese Anzüge sind auch in den für das gezogen worden. Glücklicherweise führt tet wurde, was „unter Erdgleiche“ grund- Arbeiten im Bereich von Gleisen erforder- nicht jede unfallträchtige Situation gleich sätzlich gleich zu setzen ist. Es hätten lichen Warnfarben und K ennzeichnungen zum Schlimmsten. BahnPraxis B 4 | 2020 11
BahnPraxis Aktuell Unfallsteckbrief Selbstsicherung bei Gleiswechsel- betrieb: Zwei Mitarbeiter von Zug erfasst und tödlich verletzt Foto: DB AG/Volker Emersleben Jeder Arbeitsunfall ist einer zu viel. Die Auswertung der schweren Arbeitsunfälle zeigt, dass bei deren Ursachen oftmals auch das Verhalten von Mitarbeitern eine Rolle spielt. Damit sich gleichgeartete Unfälle möglichst nicht wiederholen, werden reale Arbeitsunfälle in unregelmäßigen Abständen in der BahnPraxis B vorgestellt. Hierbei wird bewusst mit kurz gehaltenen Botschaften gearbeitet. Unfallbeschreibung Nachdem zwei Mitarbeiter zur Beseitigung einer Rotausleuchtung mehrere Stunden mit der Fehlersuche unter anderem im Gleisbereich unterwegs waren, begaben sie sich zu ihrem Fahrzeug. Da die Fehlersuche bislang erfolglos war, sollte dort das weitere Vorgehen mit dem Teamleiter abgestimmt werden. Um dorthin zu gelangen, liefen sie im Gleis ent- gegen der gewöhnlichen Fahrtrichtung. Dabei wurden die Mitarbeiter von einem im Gleis- wechselbetrieb fahrenden IC von hinten erfasst und tödlich verletzt. Unfallfolgen Weitere • Zwei Mitarbeiter wurden tödlich verletzt. Informationen • Eine hohe psychische Belastung aller zum Unfallzeitpunkt ten im Bereich Anwesenden ist wahrscheinlich. chrift 78 „Arbei • DGUV Vors von Gleisen“ mers“ n des Unterneh – § 3 „Pflichte “ gsmaßnahm en – § 5 „Sicherun ch “ Mögliche Unfallursachen n im Gleisberei –§ 8 „Verhalte • Nach einer langandauernden Fehlersuche gingen die Mitarbeiter im Gleisbereich“, 18 „Arbeiten im Gleisbereich, ohne eine ausreichende, wirksame Sicherungsmaß- • RRil 132.01 Abschnitt 10 nahme getroffen zu haben, zum Entstörungsfahrzeug. Der Randweg wurde nicht genutzt. Wie können derartige Unfälle bei den Arbeiten vermieden Ein Unfall bedeutet für werden? alle Beteiligten viel • Vorgaben laut Sicherungsplan auch auf dem Weg zum und vom Leid. Deshalb sind die Unfallsteckbriefe Arbeitsort beachten und umsetzen. soweit anonymisiert, • Grundsätzlich immer öffentliche Wege oder Wege außerhalb dass zur Wahrung des Gleisbereichs (Randwege) benutzen. der Persönlichkeits- rechte keine Rück- • Wenn im Gleisbereich gelaufen werden muss: Vorab immer eine Sicherungsmaßnahme schlüsse auf den Ort gemäß RRil 132.0118 veranlassen, zum Beispiel Sperrung des Gleises zur Sicherung von beziehungsweise die Personen (UV-Sperrung) durch den Fahrdienstleiter. beteiligten Personen geschlossen werden können. 12 BahnPraxis B 4 | 2020
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