Feldflurprojekte in Hessen - Ein neuer Ansatz zum Schutz von Feldhamster, Rebhuhn, Frauenspiegel & Co.
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027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 27 Zeitschrift für Vogelkunde und Naturschutz in Hessen . Vogel und Umwelt 23: 27– 42 (2018) Feldflurprojekte in Hessen – Ein neuer Ansatz zum Schutz von Feldhamster, Rebhuhn, Frauenspiegel & Co. von Matthias Kuprian und Fabian Kern, Wiesbaden, Martin Hormann, Frankfurt am Main, Dieter Selzer, Bad Homburg, John Barz, Kassel und Sibylle Winkel, Offenbach am Main Keywords: Biodiversität, Leitarten der Feldflur, Schwerpunkträume, neue Schutzmaßnahmen, Hessen Zusammenfassung possible. An exclusive fund for preparation, organization and implementation of new Durch die Intensivierung der Land- protective measures is also available. wirtschaft ist es in der ackerbaulich genutz- ten Agrarlandschaft zu einem erheblichen Verlust der Biodiversität gekommen. Diese 1 Einleitung Entwicklung ließ sich bislang auch nicht mit dem Einsatz vorhandener Mittel des Mehr als die Hälfte der Landesfläche amtlichen Naturschutzes aufhalten. Aus Deutschlands wird landwirtschaftlich ge- dieser Notwendigkeit heraus wurde durch nutzt. Ein erheblicher Teil davon ist Acker- das Hessische Umweltministerium das Son- land. Kein anderer Lebensraum wurde so derprogramm „Förderung von Leitarten der stark vom Menschen geprägt und hat gleich- Feldflur“ konzipiert. Ziel des Programms zeitig so große Verluste an Biodiversität ist es, in bis zu 10 ausgewählten Schwer- hinnehmen müssen wie unsere Äcker (Hof- punkträumen eine Verbesserung der Erhal- meister & Garve 1986). tungszustände der Zielarten zu erreichen. Äcker waren über viele Jahrtausende Hierfür stehen, neben einer Konzentration reich an Pflanzen und Tieren, die die Kultur- bestehender Instrumente, auch gesondert arten begleiteten (Abb. 1). Vom Mittelalter Mittel für die Vorbereitung, Organisation bis ins 19. Jahrhundert waren die Schläge und Umsetzung von neuen Schutzmaß- für den Ackerbau von den Weiden streng nahmen zur Verfügung. getrennt (HMUELV 2009). Hecken, Zäune, Gräben und Wälle grenzten die Schläge voneinander ab. Auf Summary den Äckern wurde die Dreifelderwirtschaft mit einem Wechsel von Wintergetreide, Som- The intensification of agriculture has mergetreide und einem folgenden Brache- led to a substantial loss of biodiversity in Jahr betrieben. Der anfallende Dünger wur- agricultural landscapes which are used for de auf den Ackerflächen gebraucht, wäh- crop farming. This development could not rend Wiesen und Weiden vor 1850 meist been stopped by regular instruments of nicht oder nur sehr gering gedüngt wurden official nature protection. For this reason (HMUELV 2009). the Hessian ministry for environment initia- Mitte des 19. Jahrhunderts erreichte die ted the special program “support of charac- Industrialisierung auch die Landwirtschaft terizing species of open fields”. The objec- und mit Justus von Liebig als Wegbereiter tive of the program is to improve the con- der Synthetischen Düngung brach auch bei servation status of the characterizing spe- der Landbewirtschaftung eine Zeitenwende cies in up to ten selected areas. Therefore an. Doch erst in der zweiten Hälfte des a concentration of regular instruments is 20. Jahrhunderts nahmen Be- und Entwässe- 27
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 28 rung, Entsteinung, Umbruch, Tiefenlocke- 2 Verlust an Biodiversität rung, der Einsatz von Großmaschinen sowie in der Feldflur Kalkung und Düngung ein Ausmaß an, das zu einer flächenhaften Artenverarmung Der Siegeszug gegen die „wilden führte (HMUELV 2009). Ackerarten“ wird eindrucksvoll sichtbar im So gelang es nach dem Zweiten Welt- dokumentierten Rückgang der Wildkraut- krieg mit dem raschen Fortschritt der deckung von etwa 40 % in den 1950/60er- pflanzenbaulichen und agrartechnischen Jahren auf heute weniger als 4 % (Meyer & Forschung, der ertragsmindernden Konkur- Leuschner 2015). Das zeigen vegetations- renz durch Wildkräuter und Wildgräser und kundliche Wiederholungsaufnahmen auf dem Fraß von Insekten auf unseren Äckern fast 400 Äckern nach 50 und 60 Jahren. Den Herr zu werden, zunächst vor allem durch dramatischen Artenschwund belegen die mechanische Unkrautbekämpfung, später mittleren Artenzahlen pro Aufnahmefläche, durch flächendeckenden Einsatz von Pesti- die um 71 % seit den 1950/60er-Jahren zu- ziden (Meyer & Leuschner 2015). Dem rückgingen. Im Inneren intensiv bewirt- sukzessiven Niedergang der Ackerwild- schafteter Äcker kommen heute nur noch kraut-Flora folgte der Schwund an Tierarten 5 bis 7, teils herbizidresistente „Allerwelts- (Ackervögel, Schmetterlinge, Wildbienen pflanzen“ vor (Meyer & Leuschner 2015). etc.), die auf Acker-Habitate angewiesen Nicht geringer war der Schwund an sind. Eingeengte Fruchtfolgen, hohe Tierarten. Betroffen waren und sind alle Erntegeschwindigkeiten und ertragsorien- Tiergruppen, von Käfern und Schmetter- tierte Techniken passen heute nicht mehr in lingen bis zu Säugetieren und Vögeln. Seit den biologischen Rhythmus von Pflanzen Mitte der 1980er Jahre nahm die Biomasse und Tieren des Offenlandes. an Insekten um 70 % – 80 % ab. Gleichzeitig Abb. 1: Farbenfrohe Wildkräuter haben ehemals das Landschaftsbild vieler Landstriche ge- prägt (Foto: Sibylle Winkel). 28
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 29 verschwanden wichtige Strukturelemente men Wiesen und Ödländereien nur verein- wie Säume, erdgebundene, grüne Feldwege zelt Büsche stehen, wird die Gattung der und Brachen aus unserer Landschaft (Abb. Ammern von der größeren und viel plumper 2). Diese katastrophale Gesamtentwicklung wirkenden Grauammer vertreten, die des- spiegelt sich wider im Trendverlauf der halb ein besonders typischer Landstraßen- entsprechenden Naturschutzindizes (Feld- vogel ist. Von der Spitze eines Straßen- vogel-Index und High Nature Value Farm- baumes, einer Telegraphenstange, notfalls land-Indikator bzw. HNV-Index) (Abb. 3). von einem größeren Stein oder einem an- Exemplarisch für die „Verlierer“ der Feldflur deren erhöhten Punkte läßt das Männchen stehen die beiden Naturschutz-Zielarten unermüdlich sein rauh klirrendes Lied er- Feldhamster und Rebhuhn. Beide Arten schallen. Außerhalb der Brutzeit begegnet waren noch vor einigen Jahrzehnten bei- man ihr in kleineren oder größeren Scha- nahe in allen hessischen Ackerlandschaften ren, oft mit Goldammern vergesellschaftet, vertreten. Heute befinden sich die traurigen auf Straßen, an Gräben und Brachfeldern“. Restbestände unter Schutz. Heute, gut sechs Jahrzehnte später, Bezeichnend ist auch die Situation der müssen interessierte Ornithologen und Na- Zielart Grauammer. Noch im Jahr 1952 turfreunde viel Geduld aufbringen und oft schreibt H.-J. Müller in seinem Buch weite Strecken zurücklegen, um eines der „Vögel der freien Fluren“ über die Art: letzten Exemplare der ehemaligen „Aller- „Dort aber, wo die Landstraße durch eine weltsart“ einmal aus der Nähe beobachten eintönige Ackerebene läuft oder in einsa- zu können. Abb. 2: Äcker werden bis zum Straßenrand genutzt, Säume sind schmal oder fehlen, Feld- wege sind asphaltiert. Die typische Flora und Fauna der Feldflur kann hier nicht mehr überleben (Foto: Gerd Bauschmann). 29
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 30 Doch wie kann man Ackerarten wie Außerdem ist und bleibt es sehr Grauammer, Feldhamster oder Frauen- schwierig, Landwirte in Agrarumweltpro- spiegel wirkungsvoll schützen? gramme einzubinden, wenn die Gelder aus den Förderprogrammen nur bedingt mit den Deckungsbeiträgen auf sehr ertrag- 3 Bisherige Instrumente des Natur- reichen Ackerstandorten konkurrieren schutzes oft wirkungslos können. Vor diesem Hintergrund ist es eine große Herausforderung, die letzten Die Arten der Äcker und Feldflur Vorkommen von Feldhamster, Grauammer waren lange Zeit eher die Stiefkinder des und Rebhuhn, z. B. in der Wetterau, dem Naturschutzes (Abb. 4). Das hatte viele Hessischen Ried und in der Feldflur bei Gründe. Der vielleicht wichtigste Grund Limburg wirkungsvoll und dauerhaft zu dafür ist, dass die traditionellen Schutzin- schützen. strumente wie Schutzgebietsausweisungen Der in anderen Bereichen durchaus bei Acker-Habitaten kaum Anwendung sinnvolle Flächenerwerb ist aufgrund stark fanden und daher auch kaum Wirkung gestiegener Grundstückspreise nur selten zeigten, weil eine bestimmte Ackernut- realisierbar. Und selbst bei Äckern in zung nur schwerlich hoheitlich vorgegeben „Naturschutzhand“ stellt sich dann wieder werden kann. die Frage der artgerechten Bewirtschaftung. Abb. 3: Der Teilindikator Agrarlandschaft des Nachhaltigkeitsindexes für Artenvielfalt weicht immer stärker vom Zielwert ab. Zur Berechnung des Indexes werden die Bestandsentwicklungen folgender Vogelarten herangezogen: Braunkehlchen, Bekas- sine, Feldlerche, Goldammer, Kiebitz, Neuntöter, Rebhuhn, Rotmilan und Stein- kauz. 30
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 31 Hinzu kommt, dass die bereits aus dem 4 Die Hessische Biodiversitätsstrategie Jahr 1992 stammende Fauna-Flora-Habi- tat-Richtlinie (FFH-RL) als Kind ihrer Ein wichtiges Anliegen der Hessischen Zeit nur wenige Ackerarten (Ausnahmen: Biodiversitätsstrategie (s. Abb. 5) ist es, die Feldhamster, Kugelhornmoos und wenige Arten und Lebensräume zu fördern, für andere) kennt, während die Arten des Grün- die auf Landesebene eine besondere Verant- landes, der Wälder und Gewässer reichlich wortung besteht. Dieses Ziel wurde v. a. mit repräsentiert sind. der sogenannten „Hessen-Liste“ verfolgt. Ein interessanter und gleichzeitig er- Die Liste der für Hessen bedeutsamen Arten folgreicher Ansatz, zumindest die Reste und Lebensräume beinhaltet daher auch wertvoller Segetalflora zu sichern, ist die zahlreiche Ackerarten. Das gilt besonders Schutzacker-Initiative „100 Äcker für die für die bereits genannten Leitarten Feld- Vielfalt“, die seit dem Jahr 2007 bundesweit hamster, Grauammer und Rebhuhn, aber und auch mit einigen Beispielen in Hessen auch für weniger bekannte Spezies, darunter vertreten ist (Meyer & Leuschner 2015). vom Aussterben bedrohte Arten der Acker- Allerdings ist dieser Schutzansatz in der begleit-Flora, wie das Sommer-Adonis- Praxis nur sehr kleinflächig realisierbar und röschen, der Venuskamm oder auch das bietet zudem Wirbeltieren wie Rebhuhn Acker-Leinkraut. oder Feldhamster nur in geringem Maße geeignete Habitate. Es ist daher eines der Ziele der Hes- 5 HMUKLV-Initiative für sischen Biodiversitätsstrategie, die Arten Ackerprojekte der Acker-Landschaften stärker als bisher in den Fokus des Naturschutzhandelns zu Auf Initiative des Hessischen Ministe- rücken. riums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirt- Abb. 4: Viele Ackerwildkräuter wie der Venus-Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris) können nur in einer extensiv genutzten Feldflur überleben (Foto: Sibylle Winkel). 31
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 32 schaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) 5.1 Z i e l - u n d L e i t a r t e n wurde ein Pilotprojekt zur Förderung (inkl. Grundlagen) der besonders bedrohten Arten der Feld- flur konzipiert (s. Abb. 6). Realisiert Von den Schutzmaßnahmen für die werden soll dieses Sonderprogramm Ziel- und Leitarten Feldhamster, Rebhuhn, „Förderung von Leitarten der Feldflur“ Grauammer und Ackerwildkräuter profi- in bis zu zehn Schwerpunkträumen in tieren auch zahlreiche andere Bewohner Hessen (s. Tab. 1). des landwirtschaftlich geprägten Offenlan- Auf Grundlage von Fachdaten sowie des. Zu nennen sind bodenbrütende Vogel- vorliegender Artenhilfskonzepte, Maßnah- arten wie Feldlerche, Schafstelze und menblätter und Gebietsstammblätter wur- Wachtel sowie regional die Weihen. Aber den dazu Projektvorschläge erarbeitet. Be- auch Schmetterlinge, Wildbienen und an- sonders berücksichtigt wurden Regionen, in dere Insektengruppen haben großen Nut- denen bereits Initiativen zum Schutz von zen durch ein erweitertes Nektarangebot, Ackerarten existieren und in denen auf durch die Anlage von Blühflächen und vorhandenen Aktivitäten und Erfahrungen -streifen und den verringerten Einsatz aufgebaut werden konnte. Die jeweilige Pro- von Glyphosat, Insektiziden, Nagergiften jektdauer wurde zunächst auf fünf Jahre und sonstigen Pestiziden. Auch der Feld- angesetzt. Im Erfolgsfall besteht die Option hase findet in den Ackerschutzprojekten einer Verlängerung eine strukturreichere Landschaft vor. Letzt- Abb. 5: Mit der Hessischen Biodiversitäts- strategie sollen Arten und Lebens- räume gefördert werden, für die auf Landesebene eine besondereVer- Abb. 6: Ein auch optisch attraktiver Blüh- antwortung besteht streifen mit verschiedenen Acker- (Foto: HMUELV). wildkräutern (Foto: Sibylle Winkel). 32
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 33 lich profitieren auch Greifvögel wie Rot- (Auftraggeber: Staatliche Vogelschutz- milan, Turmfalke und einige Eulenarten warte für Hessen, Rheinland-Pfalz und vom größeren Nahrungsangebot an Klein- Saarland, VSW) (Laux et al. 2017). säugern in den extensivierten Ackerschlägen. 쎲 Artenhilfskonzept Grauammer mit Maß- Da einige der Acker-Arten eine eher kon- nahmenblatt (Auftraggeber: VSW, 2011) tinentale Verbreitung haben (z. B. Feldham- (Sacher & Bauschmann 2011). ster und einige Ackerwildkräuter) und vom 쎲 FENA-Skripte „Von Venuskamm, Fin- Klimawandel negativ betroffen sind, dürften kensame und Hasenohr“ – Verbreitung, die Maßnahmen auch vor diesem Hinter- Bestandssituation und Gefährdung vom grund eine stabilisierende Wirkung entfalten. Aussterben bedrohter Ackerarten in Es stehen derzeit folgende naturschutz- Hessen (Auftraggeber: Landesbetrieb fachliche Grundlagen zur Verfügung: Hessen-Forst – Servicezentrum Forst- 쎲 Artenhilfskonzept Feldhamster mit Maß- einrichtung und Naturschutz, FENA nahmenblatt (Auftraggeber: Hessisches bzw. HLNUG 2014). Landesamt für Naturschutz, Umwelt 쎲 Naturschutzskripte „Guter Heinrich, und Geologie, HLNUG; Stand 2017/18). Pfingst-Nelke, Färber-Scharte & Co. – Das Konzept liegt vor und wird derzeit Hessische Verantwortungsarten Teil 1 überarbeitet. (HLNUG 2018). 쎲 Artenhilfskonzept Rebhuhn mit Maß- 쎲 Diverse Maßnahmenblätter zu weiteren nahmenblatt und Gebietsstammblättern Arten des Offenlandes. Tabelle 1: Umsetzungsstand und kalkulierte Flächengröße der geplanten und in Umsetzung befindlichen Feldflurprojekte in Hessen. Stand: November 2018. Feldflurprojekte in Hessen Nr. Bezeichnung / Status Projektfläche Start-Termin Arbeitstitel 1 Main-Kinzig-West in Umsetzung 6000 ha 27.09.2018 2 Wiesbaden-Ost in Umsetzung 6000 ha 08.05.2018 3 Schwalm-Eder-Kreis, in Umsetzung 2700 ha 29.08.2018 Bad Zwesten 4a Hochtaunus (Teilprojekt teilweise 4400 ha 1. Quartal 2019 Vordertaunus) in Umsetzung 4b Hochtaunus (Teilprojekt teilweise 4000 ha 1. Quartal 2019 Usinger Becken) in Umsetzung 5 Wetterau in Umsetzung 12000 ha ohne 6 Feldflur bei Limburg in Umsetzung >1000 ha 10.10.2018 7 Gießen-Süd in Planung 2000 ha 2019 8 Main-Kinzig Mitte/Ost früher noch offen noch offen Planungsstand 9 Fulda noch keine noch offen noch offen Planung 10 noch offen 33
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 34 5.2 F e l d f l u r p r o j e k t e – S c h w e r- sowie für damit verbundene Sachausgaben punktkulisse für Schutzmaß- zur Verfügung (Kuprian 2018). nahmen Daneben sollen Mittel aus dem Ver- tragsnaturschutz für investive Maßnahmen Tab. 1 zeigt die aktuellen Feldflurpro- der Gemeinschaftsaufgabe Agrarumwelt- und jekte in Hessen, deren Umsetzungsstand so- Küstenschutz (kurz GAK) wie ggf. auch wie die Projektfläche zu Beginn der Planung. Mittel aus der hessischen Umweltlotterie Zum Jahreswechsel 2018/2019 waren acht GENAU (Gemeinsam für Natur und Um- konkrete Flächenprojekte bzw. Teilprojekte welt) in die Projektkulissen einfließen. in einer fortgeschrittenen Planungsphase oder Darüber hinaus stehen für die Feldflur- bereits in der Umsetzungsphase. Für zwei projekte je nach Region in jeweils unter- weitere mögliche Flächenkulissen (Main-Kin- schiedlichem Ausmaß und unterschiedlicher zig-Kreis Mitte/Ost und Fulda) gab es erste Zusammensetzung weitere Instrumente zur Ideen und räumliche Vorstellungen. Verfügung (Hessisches Programm für Agrar- Die Flächenkulisse aller bis jetzt kon- umwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen kretisierten Feldflurprojekte beträgt rund – HALM, künftig stärkere Fokussierung auf 38000 Hektar. Mit der weiteren Konkreti- Feldflurprojekte), teilweise (tlw.) Maßnah- sierung der Flächenprojekte vor allem in men und Mittel der Landkreise bzw. Kreis- Osthessen erscheint eine Gesamt-Flächen- freien Städte, tlw. Greening-Flächen (aber kulisse von bis zu 50000 Hektar realistisch. nur in wenigen Fällen geeignet), tlw. Maß- nahmen aus Ausgleichsverpflichtungen (inkl. Ökokonten), tlw. Maßnahmen der Natur- 5.3 Ve r f ü g b a r e S c h u t z i n s t r u m e n t e schutzverbände und der Hegeringe, tlw. freiwillige Maßnahmen der Landbewirt- Für die Organisation und die Umset- schafter und Flächeneigentümer, Drittmittel zung von Maßnahmen in den Feldflurpro- aus Stiftungen o.ä.) (Kuprian 2018). jekten stehen zunächst Mittel (Sondermittel Ziel ist es, die verschiedenen Instru- Feldflurprojekte) in Höhe von 300000,– € mente so einzusetzen und zu konzentrieren, im Jahr 2018 und 400000,– € im Jahr 2019 dass günstige Erhaltungszustände der Ziel- zur Verfügung (s. Tab. 2). arten erreicht werden (Kuprian 2018). Für Sofern es die künftigen politischen Rah- die Umsetzung der einzelnen Feldflurpro- menbedingungen zulassen, sollen die Son- jekte ist auch die Funktion und rechtliche dermittel auch in den Folgejahren zur Stellung der jagdausübungsberichtigten Re- Verfügung gestellt und dem Bedarf entspre- vierpächter zu berücksichtigen. Ihnen wei- chend angepasst werden. sen die Jagdgesetze eine Schlüsselrolle bei Die Mittel stehen für die Vorbereitung, der Hege des jagdbaren Wildes zu. In die- Organisation und Umsetzung von Schutz- sem Zusammenhang ist es erforderlich, sich maßnahmen und deren fachliche Begleitung über die Bedeutung der Prädation der Ziel- Tabelle 2: Verteilung der „Sondermittel Feldflurprojekte“ auf die hessischen Regierungs- bezirke in den Jahren 2018 und 2019. Sondermittel Feldflurprojekte 2018 2019 Regierungsbezirk Darmstadt 180000 € Regierungsbezirk Gießen 60000 € Regierungsbezirk Kassel 60000 € gesamt 300000 € 400000 € 34
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 35 arten Feldhamster, Feldhase, bodenbrütende Projektkulisse grob abgegrenzt. Ein Pla- Vögel usw. klar zu sein. Die erfolgreiche nungsbüro wird 2019 das Konzept weiter Mitwirkung der Jägerschaft bei den Projek- konkretisieren und verdichten. Zielarten ten ist davon abhängig, dass eine Bejagung sind neben Rebhuhn, Feldhamster und von Arten wie z. B. Fuchs und Waschbär Grauammer, Feldlerche, Feldhase sowie inkl. des Einsatzes von Fanggeräten durch- seltene Ackerwildkräuter und ggf. weitere geführt wird. „Hessen-Arten“. Im Projektgebiet gibt es seit mehreren Jahren Aktivitäten der Stadt Wiesbaden (Feldhamster-Kompensations- 5.4 Kurzbeschreibung der Projekte verpflichtungen). Ebenso werden bereits Maßnahmen durch den Hegering umge- Projekt 1 „Main-Kinzig-West“ setzt. Parallel dazu wird in der Wiesbadener Der westliche Main-Kinzig-Kreis weist Fasanerie auf Betreiben des Arbeitskreises eine der größten hessischen Feldhamster- Feldhamsterschutz der HGON eine Feld- Populationen auf. Die Population reicht, so hamster-Station aufgebaut, die aus Mitteln zeigen es aktuelle Kartierungen, bis in den der Umweltlotterie GENAU gefördert wird. Frankfurter Osten und den Norden Hanaus Der offizielle Start des Feldflurprojektes fand hinein. Im dicht besiedelten Ballungsraum unter Beteiligung von Umweltministerin führt das zu Konflikten mit geplanten Bau- Priska Hinz bereits am 08. Mai 2018 statt. gebieten. Unter Federführung des Amtes für den ländlichen Raum in Gelnhausen sollen Projekt 3 „Bad Zwesten“ im Schwalm-Eder- auf etwa 6000 Hektar Fläche Maßnahmen Kreis für die Leitarten Feldhamster, Rebhuhn und Das nordhessische Projekt (Schwer- Grauammer, aber auch für seltene Acker- punkt: Rebhuhn) im Schwalm-Eder-Kreis wildkräuter und weitere „Hessen-Arten“ kon- geht auf die Initiative eines Öko-Landwirtes zipiert und umgesetzt werden. Vertrags- und der HGON zurück. Das Projekt wird naturschutzmaßnahmen für den Feldham- vom Regierungspräsidium Kassel begleitet. ster finden in der Projektkulisse bereits seit Die Projektfläche beträgt 2700 Hektar. Als vielen Jahren mit wachsender Tendenz statt fachliche Grundlage liegt ein sogenanntes (Kuprian et al. 2016). Die Schutzmaßnah- „Gebietsstammblatt“ als Teil des Artenhilfs- men müssen aber intensiviert, optimiert und konzeptes Rebhuhn vor, das von der Staat- auf andere Arten erweitert werden. Der offi- lichen Vogelschutzwarte in Frankfurt am zielle Start-Termin war der 27. September 2018. Main in Auftrag gegeben wurde. Der Auf- takttermin fand mit regionaler Pressebe- Projekt 2 „Wiesbaden-Ost“ richterstattung am 29. August 2018 statt. Die Äcker rund um Wiesbaden, insbe- sondere im Norden und im Übergang zum Projekt 4 „Hochtaunus“ Main-Taunus-Kreis, waren in der Vergan- Der Hochtaunuskreis wird aktuell nur genheit dicht mit den Ackerarten Feldham- noch spärlich vom Rebhuhn besiedelt (Sel- ster und Rebhuhn besiedelt. Die Rebhuhn- zer & Ebner 2018). Auch der Feldhamster Bestände haben zwischenzeitlich stark ab- ist aus dem Kreisgebiet weitgehend ver- genommen, der Feldhamster galt sogar in schwunden. Gleichwohl bildet der Hoch- den letzten Jahren als verschollen. 2017 taunuskreis mit seinen Ackergebieten ein wurden wieder ein Bau und ein lebendes wichtiges Bindeglied im Biotop/Habitat- Tier nachgewiesen. Unter Federführung der Verbund zwischen Wetterau und west- Stadt Wiesbaden (Untere Naturschutzbe- lichem Rhein-Main-Gebiet. Zwei Teilge- hörde) und in enger Zusammenarbeit mit biete (Vordertaunus zwischen Steinbach und dem Hegering Wiesbaden-Ost, der ein Kon- Friedrichsdorf und Usinger Becken) mit ins- zept mit Maßnahmenvorschlägen erstellt gesamt 8400 Hektar Größe wurden als hat, wurde eine rund 6000 Hektar große Projektkulisse identifiziert. Unter Federfüh- 35
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 36 rung des Landschaftspflegeverbands Hoch- ßen. Der Opel-Zoo und die Fasanerie in taunus und der Unteren Naturschutzbe- Wiesbaden kooperieren bei der Nachzucht hörde sollen gemeinsam mit dem Amt für von Feldhamstern mit dem Land Hessen den ländlichen Raum, den Landwirten, der auf Grundlage eines sogenannten „Letter Jägerschaft und den Naturschutzverbänden of Intend“. Diese Absichtserklärung wurde Schutzmaßnahmen für Rebhuhn, Feldham- am 11. Juni 2018 unterzeichnet. ster, Feldhase und weitere Arten der Feld- flur auf den Weg gebracht werden. Ein- Projekt 5 „Wetterau“ zelne Schutzmaßnahmen (u. a. Blühstreifen, Die Wetterau mit ihren sehr guten Luzerne-Flächen, HALM) wurden bereits Ackerböden bietet traditionell gute Lebens- realisiert. Die Maßnahmen sollen weiter in- räume für Grauammer (Abb. 9), Feldham- tensiviert und optimiert werden. ster, Rebhuhn & Co., allerdings müssen Flankierend zu den Maßnahmen in der auch hier die negativen Auswirkungen des Feldflur hat der Opel-Zoo in Kronberg in landwirtschaftlichen Strukturwandels drin- Kooperation mit der Unteren Naturschutz- gend mit einem großflächigen Feldflurpro- behörde des Hochtaunuskreises eine Feld- jekt abgepuffert werden, um für diese Spe- hamster-Station aufgebaut (s. Abb. 7 und 8). zies nachhaltig „Quellpopulationen“ zu er- Tiere aus kontrollierter Nachzucht sollen zeugen. Unter Federführung des Land- bei Bedarf im Projektgebiet selbst oder in schaftspflegeverbands „Naturschutzfonds anderen Feldflur-Projektgebieten für Be- Wetterau“ soll eine Projektkulisse von rund standsstützungen und Wiederansiedlungen 12000 Hektar bearbeitet werden. Der Land- aufgezogen werden. Die fachliche Beglei- kreis zeichnet sich durch eine langjährig gute tung erfolgt sowohl durch die Untere Kooperation von amtlichem & ehrenamt- Naturschutzbehörde des Hochtaunuskrei- lichem Naturschutz, Jägerschaft und Land- ses als auch durch den Arbeitskreis Wild- wirtschaft aus. Im Kreis liegen Erfahrungen biologie der Justus-Liebig-Universität Gie- zu erfolgreichen Rebhuhn-Schutzmaßnah- Abb. 7: Nagelneu und tierschutzgerecht: Die Feldhamster-Aufzuchtstation im Opel-Zoo bei Kronberg (Foto: Sibylle Winkel). 36
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 37 men vor. Vertragsnaturschutz (Hessisches landes bei Langgöns-Holzheim (Kreis Gie- Landschaftspflegeprogramm HELP, Hessi- ßen, Teile der nördlichen Wetterau) sollen sches Integriertes Agrarprogramm HIAP, in einem Feldflurprojekt auch die Arten HALM) findet seit 2003 mit wachsender Rebhuhn, Grauammer, Feldlerche und ver- Tendenz statt, muss aber weiter intensiviert schiedene „Hessen-Arten“ in den Fokus des und auf zusätzliche Ziel-Arten ausgedehnt amtlichen Naturschutzhandelns gerückt wer- werden. den. Federführend ist im 2000 Hektar großen Flächenprojekt das Regierungspräsi- Projekt 6 „Feldflur bei Limburg“ dium Gießen. Die Feldflur bei Limburg ist eine als EU-Vogelschutzgebiet insbesondere für Projekt 8 „Main-Kinzig Mitte/Ost“ Rastvögel ausgewiesene Ackerlandschaft, Für den mittleren Main-Kinzig-Kreis die eine kleine Feldhamster-Population in existiert ein Projektvorschlag der Kreisver- ungünstigem Erhaltungszustand aufweist. waltung. Für den östlichen Kreis gibt es Unter Federführung des Regierungspräsi- ähnliche Überlegungen der Jägerschaft, die diums Gießen und des Amtes für den länd- vom regionalen NABU befürwortet wer- lichen Raum in Limburg sowie mit Unter- den. Die Konzepte sollen zunächst konkre- stützung der Naturschutzverbände sollen tisiert werden. Eine Realisierung ist daher hier neben dem Feldhamster auch Vogel- frühestens ab 2019 möglich. arten wie Wachtel, Rebhuhn, Kornweihe und Mornellregenpfeifer gefördert werden. Projekt 9 „Fulda“ Die Fuldaer Senke und deren Rand- Projekt 7 „Gießen Süd“ bereiche waren ehemals Lebensraum des Ausgehend vom geplanten „Mittelfri- Feldhamsters. Eine Wiederansiedlung er- stigen Maßnahmenplan“ für die FFH-Art scheint zumindest mittelfristig unrealistisch. Feldhamster im Bereich des Gießener Hügel- Sinnvoller wäre, sich ab 2019 hier auf die Ar- Abb. 8: Das Laufrad macht die Junghamster der Aufzuchtstation fit für die Freiheit (Foto: Sibylle Winkel). 37
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 38 ten Rebhuhn (Abb. 10), Feldlerche, Gold- Regelfall kommen sie aber mehreren Arten ammer und Neuntöter zu fokussieren. zugute. So werden ein- oder zweijährige Blühstreifen nicht nur von Rebhühnern und Da bis zu 10 Feldflurprojekte in Hes- Feldhamstern gerne genutzt. Sie bieten auch sen gefördert werden sollen, könnte in zahlreichen anderen Wirbeltieren Deckung den kommenden Jahren noch ein weite- und Nahrung und dienen auch Insekten als res Projekt gefördert werden (Abb. 11). Lebensraum. Sinnvoll wäre sicher ein Ansatz im bisher unterrepräsentierten Norden oder Süden des Landes. 6 Ausblick Nach Jahren des ungebremsten Nie- 5.5 D i e w i c h t i g s t e n S c h u t z - dergangs der Feldflurarten bietet sich erst- m a ß n a h m e n i n d e n F e l d f l u r- malig die Chance, auf größeren Flächen Projekten diese Entwicklung aufzuhalten. Für einen nachhaltigen Erfolg der Feldflurprojekte Tab. 3 führt ohne Anspruch auf Voll- wird entscheidend sein, ob fachlich geeig- ständigkeit die wichtigsten Schutzmaßnah- nete Maßnahmen für die Zielarten in aus- men für die Zielarten der Feldflurprojekte reichend großer Dichte, an den richtigen auf. Weitergehende Informationen können Standorten mit großer Kontinuität und ohne den jeweiligen Artenhilfskonzepten und Unterbrechungen durchgeführt und ge- Maßnahmenblättern, die im Netz verfügbar währleistet werden können. Wichtig ist in sind, entnommen werden. diesem Zusammenhang auch ein zielgerich- Die Maßnahmen wurden zwar jeweils tetes Monitoring mit einer Erfolgskontrolle einer Leitart der Feldflur zugeordnet. Im der Schutzmaßnahmen. Abb. 9: Die Grauammer ist eine der Zielarten im Feldflurprojekt „Wetterau“ (Foto: Alfred Limbrunner). 38
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 39 Abb. 10: Das Rebhuhn dürfte in allen Feldflurprojekten von den Maßnahmen profitieren (Foto: Christian Gelpke). Abb. 11: Der Schutzbedarf für die Arten der Feldflur ist groß (Foto: Sibylle Winkel). 39
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 40 Tabelle 3: Auswahl der wichtigsten und häufigsten Schutzmaßnahmen für die Leitarten der Feldflur. Die wichtigsten Schutzmaßnahmen Zielarten Schutzmaßnahme Bemerkung Feldhamster Nacherntestreifen Streifen ohne Getreideernte (HALM), Mindestbreite 2 m, keine Nager-Gifte Feldhamster Nacherntestreifen Streifen ohne Getreideernte mit anschließender (HALM) mit parallelem Stoppelbrache Stoppelbrachestreifen Feldhamster Hamster-Mutterzelle Zelle ohne Getreideernte, Regelgröße 1600 m2, keine Nager-Gifte Feldhamster Blühstreifen Blühstreifen nach HALM, einjährig mit spätem Umbruch Feldhamster Anbau von Luzerne Luzerneanbau als Futterpflanze Rebhuhn Blühflächen und -streifen, gemäß Maßnahmenblatt der Bunt- und Schwarzbrachen Staatlichen Vogelschutzwarte (VSW) Rebhuhn größere Drillabstände im Getreide Rebhuhn artenreiche Segetalflora Nahrungsgrundlage Rebhuhn späte Heumahd Versteckmöglichkeiten und Nahrungshabitate Grauammer Feldvogelfenster und Zwei bis drei Fenster je Hektar (20 m2) Anlage von Sitzwarten gemäß Maßnahmenblatt der VSW Grauammer reduzierte Saatstärke gemäß Maßnahmenblatt der VSW und weite Reihe Grauammer Anbau von Ackerbohne und Futtererbse Grauammer Stoppeläcker, Stehenlassen von Stoppeläckern später Umbruch über den Winter Ackerwildkräuter keine Pestizide, insbesondere Totalherbizide wie Halm-Stabilisatoren, Glyphosat sind problematisch Wachstumsregulatoren Ackerwildkräuter Einschränkung der Düngung, Eine mäßige Düngung mit Festmist wendende Bodenbearbeitung ist i.d.R. unproblematisch Ackerwildkräuter an die jeweiligen Zielarten angepasste Fruchtfolge Ackermoose (z. B. später Stoppelumbruch Ackermoose entwickeln sich i.d.R. Kugelhornmoos) im Herbst oder Winter erst nach der Getreideernte alle Arten Erhalt von Wegrainen Wegraine bieten Futter und Deckung alle Arten Revitalisierung von erdgebundenen Feldwegen Tiere der Feldflur Prädation verringern v. a. Fuchs, Waschbär und örtlich Wildschwein Tiere der Feldflur Störungen minimieren ggf. Besucherlenkungsmaßnahmen durchführen 40
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 41 Der Schutz der Lebensgemeinschaften Kuprian, M., K. Preusche, S. Jokisch, der offenen Kulturlandschaft bedarf erhebli- M. Gall & J. Katz (2016): Hamster, cher Anstrengungen. Landwirte müssen die Halm und HBS – Zahlen und Fakten Möglichkeit haben, die Produktion gesun- zum amtlichen Feldhamsterschutz der heimischer Lebensmittel mit dem Erhalt in Hessen. – Jahrbuch Naturschutz in der Artenvielfalt in Einklang zu bringen. Hessen 16: 92 – 98. Die hessischen Feldflurprojekte bieten Kuprian, M. (2018): Feldflurprojekte für einen neuen Ansatz zum Schutz von Feld- bedrohte Ackerarten in Hessen. – hamster, Rebhuhn, Frauenspiegel & Co. Die Unveröffentlichtes Konzeptpapier, ersten Erfahrungen und Rückmeldungen 7 Seiten, Stand: Juni 2018; HMUKLV, aus den anlaufenden Projekten zeigen, dass Wiesbaden. der eingeschlagene Weg erfolgversprechend Laux, D., M. Herold, F. Bernshausen & ist (Abb. 12). M. Hormann (2017): Artenhilfskon- Die konsequente Fortführung der be- zept Rebhuhn (Perdix perdix) in gonnenen Aktivitäten, der gezielte und Hessen. – Gutachten der Staatlichen verdichtete Einsatz von HALM und der Vogelschutzwarte für Hessen, Rhein- weiteren Schutzinstrumente und nicht zu- land-Pfalz und Saarland; Hungen, 85 S. letzt das Zusammenwirken von amtlichen Meyer, S. & C. Leuschner (2015): und ehrenamtlichen Naturschützern, Hege- 100 Äcker für die Artenvielfalt. gemeinschaften, Landwirten und Kommu- Initiativen zur Förderung der Acker- nen haben das Potenzial, in relevanten wildkrautflora in Deutschland. – Anteilen unserer hessischen Feldflur eine Universitätsverlag Göttingen. Trendwende herbeizuführen. Müller, H.-J. (1952): Vögel der freien Fluren. – Kinderbuchverlag; Berlin, 95 Seiten. 7 Literatur HMUELV (2009): NATURA 2000 prak- tisch in Hessen – Artenschutz in Feld Hofmeister, H. & E. Garve (1986): und Flur. – Broschüre des Hessischen Lebensraum Acker – Pflanzen der Ministeriums für Umwelt, Energie, Äcker und ihre Ökologie. – Verlag Landwirtschaft und Verbraucher- Paul Parey, Hamburg und Berlin. schutz, 2. Auflage, 250 Seiten. Abb. 12: „Blühende Landschaften“ (Foto: Sibylle Winkel). 41
027-042_Feldflurprojeke_a1:Feldflur 13.12.2018 20:04 Uhr Seite 42 Sacher, T. & G. Bauschmann (2011): Artenhilfskonzept für die Grauammer (Miliaria calandra) in Hessen. – Gut- achten der Staatlichen Vogelschutz- warte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, Reichelsheim. 144 S. + 9 S. Anhang. Selzer, D. & L. Ebner (2018): Quo vadis Feldhamster, Rebhuhn, Feldlerche und Manuskript eingereicht am 14.11.2018, Co.? Haben Offenlandarten eine angenommen am 26.11.2018 Chance zu überleben? – Modellregion Hochtaunuskreis. Jahrbuch Hochtaunuskreis 2018: 169 – 184. Anschriften der Verfasser: Dr. Matthias Kuprian & Fabian Kern, Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Referat IV 3 Schutzgebiets- und Arten- management, Naturschutzfinanzierung, Mainzer Straße 80, D-65189 Wiesbaden, E-Mail: Matthias.kuprian@umwelt.hessen.de Martin Hormann, Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, Steinauer Straße 44, D-60386 Frankfurt am Main, E-Mail: m.hormann@vswffm.de Dr. Dr. Dieter Selzer, Untere Naturschutzbehörde des Hoch- taunuskreises/Landschaftspflegeverband Hochtaunus, Ludwig-Erhard-Anlage 1– 5, D-61352 Bad Homburg v. d. Höhe, E-Mail: Dieter.Selzer@Hochtaunuskreis.de John Barz, Regierungspräsidium Kassel, Obere Naturschutzbehörde, Am alten Stadtschloss 1, D-34117 Kassel, E-Mail: John.Barz@rpks.hessen.de Sibylle Winkel, Pommernstraße 7, D-63069 Offenbach am Main, E-Mail: sibylle.winkel@yahoo.com 42
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