Barack Obama 44. Präsident der Vereinigten Staaten
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Mit seinen eigenen Worten In diesem Auszug aus einer seiner Reden spricht hatten mich schon immer inspiriert, aber als ich Barack Obama über eine Zeit in seinem Leben, in in der South Side eintraf, gab es keine Märsche der er begann, „eine Welt jenseits meiner selbst“ und keine erhebenden Reden. Im Schatten eines wahrzunehmen und über seinen Wunsch, eine leer stehenden Stahlwerks gab es nur eine Men- Kraft für den Wandel zu sein. Er hielt diese Rede ge Menschen mit Schwierigkeiten. Und zunächst bei einer Abschlussfeier der Wesleyan University sind wir nicht besonders weit gekommen. I in Middletown (Connecticut) am 25. Mai 2008. Ich erinnere mich noch gut an eines der ersten ch wurde in der Bewegung gegen das Treffen, das wir organisierten, um mit einer Apartheid-Regime in Südafrika aktiv. Gruppe führender Gemeindemitglieder über Ich begann, die Debatten über Armut und Bandengewalt zu sprechen. Wir warteten und Gesundheitsfürsorge in unserem Land zu warteten, dass jemand auftauchen würde, und verfolgen. Als ich meinen Abschluss am schließlich betraten einige ältere Menschen den College machte, war ich bessessen von einer ver- Saal. Sie setzten sich. Eine kleine alte Frau hob rückten Idee – dass ich auf Basisebene arbeiten ihre Hand und fragte: „Findet hier das Bingo- würde, um Wandel herbeizuführen. Spiel statt?“ Ich schrieb Briefe an alle möglichen Organisa- Es war nicht einfach, aber schließlich machten tionen im Land. Eines Tages bot mir schließlich wir Fortschritte. Tag für Tag, Häuserblock für eine kleine Kirchengruppe in der South Side von Häuserblock brachten wir das Viertel zusammen, Chicago an, als Community Organizer in Bezir- registrierten neue Wähler, riefen außerschuli- ken zu arbeiten, die stark von den Schließungen sche Programme ins Leben, kämpften für neue der Stahlfabriken betroffen waren. Meine Mutter Arbeitsplätze und halfen den Menschen, ihr Le- und meine Großeltern wollten, dass ich Jura stu- ben mit einer gewissen Würde zu leben. diere. Meine Freunde bewarben sich um Stellen an der Wall Street. Und mir bot diese Organisa- Aber ich stellte dabei auch fest, dass ich nicht tion 12.000 Dollar im Jahr, plus 2.000 Dollar für nur anderen Menschen half. Durch diese Arbeit ein altes, ramponiertes Auto. Ich sagte zu. fand ich eine Gemeinschaft, die mich akzeptier- te, eine Richtung, nach der ich gesucht hatte und Ich kannte in Chicago keine Menschenseele, und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich als ich war mir auch nicht sicher, worum es beim Bürger etwas bewirkte. Durch diese Arbeit ent- Community Organizing überhaupt ging. Die Bür- deckte ich, wie sich meine eigene unwahrschein- gerrechtsbewegung und der Aufruf JFKs (Prä- liche Geschichte in die größere Geschichte der sident John F. Kennedys), dem Land zu dienen, Vereinigten Staaten fügte.
Barack Obama 44. Präsident der Vereinigten Staaten Inhalt Barack Obama – Ein amerikanisches Leben .................................. 2 Barack Obamas Vision für die Zukunft . ........................................ 10 Die Familie Obama ....................................................................... 12 Vizepräsident Joseph Biden . ......................................................... 14 1
Barack Obama – D ie einzigartige Biografie von Ba- gegen den republikanischen Kandidaten Senator M rack Obama und seine erfolgreiche John McCain. Kandidatur für das Präsidentenamt haben in der amerikanischen Politik it seinem geschliffenen Rede- ein neues Kapitel aufgeschlagen. stil, seiner eloquenten und op- timistischen Ausdrucksweise, Präsident Obama, der erste afroamerikanische Prä- seiner Fähigkeit, junge Wähler sident der Vereinigten Staaten, bringt eine Lebens- zu inspirieren und indem er das geschichte mit, die der keines vorherigen amerika- Internet raffiniert als Wahlkampfmittel einsetzte, nischen Präsidenten gleicht. Barack Obama, Sohn war Obama eindeutig ein Kandidat des 21. Jahr- eines kenianischen Vaters und einer weißen Mutter hunderts. Obama betonte in seinem Wahlkampf aus dem Herzen der Vereinigten Staaten, erreichte zwei übergreifende Themen: die Veränderung der nationale Prominenz, als er beim Parteitag der De- traditionellen Washingtoner Methoden bei der mokraten 2004 eine wohlwollend aufgenommene Handhabung politischer Angelegenheiten und den Rede hielt. Im gleichen Jahr wurde er als Vertre- Zusammenschluss von Menschen unterschiedli- ter des Staates Illinois in den Senat gewählt. Nur chen ideologischen, gesellschaftlichen und ethni- vier Jahre später rückte er an die Spitze eines mit schen Hintergrunds für die gemeinsame Sache. demokratischen Schwergewichten bestückten Fel- des auf und gewann die Nominierung seiner Partei „Es gibt kein liberales und kein konservatives für das Weiße Haus und die Präsidentschaftswahl Amerika – es gibt die Vereinigten Staaten von Der junge Barack mit seiner Mutter, Der neunjährige Barack in Indonesien Barack im Alter von 10 Jahren mit Ann Dunham, ca. 1963. mit seiner Mutter, seinem Stiefvater Lolo seinem kenianischen Vater Barack Soetoro und seiner Halbschwester Maya. Obama sr. 2
Ein amerikanisches Leben Amerika,“ sagte Obama 2004 beim Nationalen Vater seine Familie, zunächst, um in Harvard seine Parteitag der Demokraten. „Es gibt kein schwar- Studien fortzusetzen und dann, um als Ökonom für zes und kein weißes Amerika, kein Amerika der die Regierung in Kenia zu arbeiten. Barack Obama Latinos und kein asiatisches Amerika, es gibt die traf seinen Vater nur noch ein Mal, im Alter von Vereinigten Staaten von Amerika. … Wir sind ein zehn Jahren. Volk, wir alle leisten unseren Treueschwur auf die amerikanische Flagge, wir alle verteidigen die Vereinigten Staaten von Amerika.“ A ls Obama sechs Jahre alt war, heiratete seine Mutter erneut, dieses Mal einen im Ölgeschäft tätigen Indonesier. Die Familie zog nach Indone Die frühen Jahre sien, und Obama ging vier Jahre in der Hauptstadt Jakarta zur Schule. Schließlich kehrte er nach Ha- Obamas Eltern stammen aus sehr unterschiedli- waii zurück, wo er die Highschool besuchte und chen Verhältnissen. Seine Mutter, Ann Dunham, bei seinen Großeltern mütterlicherseits lebte. wurde in einer Kleinstadt in Kansas geboren und wuchs dort auf. Nachdem ihre Familie nach Hawaii In seinem ersten Buch – Ein amerikanischer Traum umzog, lernte sie Barack Obama sr. kennen, einen – beschreibt Obama diese Phase seines Lebens als Stipendiaten aus Kenia, der an der University of mit mehr als den üblichen Schwierigkeiten wäh- Hawaii studierte. Die beiden heirateten 1959, und rend der Pubertät befrachtet. Er musste sich mit am 4. August 1961 wurde Barack Obama jr. in Ho- seiner multiethnischen Abstammung auseinander- nolulu geboren. Zwei Jahre später verließ Obamas setzen, die damals in den Vereinigten Staaten noch Barack Obama (Mitte) im Basketball- Highschool-Abschlussfeier mit seinen Großeltern, Als College-Student an der team seiner Schule in Hawaii, 1977. Madelyn Payne und Stanley Armour Dunham in Columbia University in New York, Hawaii, 1979. ca. 1983. 3
recht unüblich war. Seine Wurzeln, die er sowohl in Ruf zum Dienst für das Gemeinwohl der schwarzen als auch in der weißen Kultur hatte, mögen zu der aufgeschlossenen Vision beigetragen Auf der Suche nach seiner Identität und einer Ziel- haben, die er Jahre später in die Politik einbrachte richtung für sein Leben kündigte Obama schließ- – eine Vision, in der viele Ansichten Platz finden. lich seine Stelle als Financial Writer einer interna- tionalen Consultingfirma in New York und machte „Barack hat die unglaubliche Fähigkeit, scheinbar sich 1985 nach Chicago auf. Dort arbeitete er als widersprüchliche Wirklichkeiten miteinander in Community Organizer für einen Kirchenverband in Einklang zu bringen und ihnen Kohärenz zu ver- der South Side, einem armen, afroamerikanischen leihen,“ berichtet seine Kommilitonin im Jurastu- Viertel, das vom Übergang von der Fertigungsin- dium, Cassandra Butts, der Redakteurin Larissa dustrie zu einer Dienstleistungswirtschaft hart ge- MacFarquhar von der Zeitschrift New Yorker. „Das troffen worden war. geschieht, wenn man aus einem Zuhause kommt, in dem einen weiße Menschen erziehen, und dann „In diesen Nachbarschaften erhielt ich die beste draußen in der Welt als schwarzer Mensch wahrge- Ausbildung, die ich je hatte, und dort wurde mir nommen wird.“ die wahre Bedeutung meines christlichen Glaubens bewusst,“ erinnert sich Obama Jahre später in der Obama verließ Hawaii, um zwei Jahre am Occi- Rede, mit der er seine Präsidentschaftskandidatur dental College in Los Angeles zu studieren. Später ankündigt. zog er nach New York und schloss die Columbia University 1983 mit einem Bachelor of Arts ab. Bei dieser Arbeit hatte Obama einige greifbare Er- In einer Rede im Jahr 2008 beschrieb Obama, wie folge. Er verlieh den Bewohnern der South Side er damals dachte: „… Als ich meinen Abschluss eine Stimme bei Themen wie Sanierung der Wirt- am College machte, war ich bessessen von einer schaft, Berufsausbildung und bei Umweltmaßnah- verrückten Idee – dass ich auf Basisebene arbeiten men. Seine Hauptrolle als Community Organizer würde, um Wandel herbeizuführen.“ sah er allerdings darin, den von unten ausgehen- den Prozess zu beschleunigen, im Rahmen dessen Harvard Law School in Boston Bei der Wählerregistrierung in Chicago, Barack und Michelle Obama an (Massachusetts, ca. 1991). ca. 1992. ihrem Hochzeitstag, 18. Oktober 1992. 4
normale Bürger mobilisiert werden, ihre eigenen Mal für ein öffentliches Amt zu kandidieren. Er Strategien für mehr politische und wirtschaftliche wurde für Chicago in den Senat von Illinois ge- Einflussnahme zu entwickeln. wählt. In vieler Hinsicht war diese Wahl eine lo- gische Fortsetzung seiner früheren Tätigkeit als N ach drei Jahren dieser Arbeit kam Obama zu dem Schluss, dass wirkliche Verbesserungen für diese notleidenden Viertel Engagement auf hö- Community Organizer, und Obama brachte dieselbe aufgeschlossene Betrachtungsweise – der Politiker als jemand, der breitangelegte Koalitionen bildet herer Ebene erforderte, in den Einflussbereichen und Bürger dazu bringt, sich auf Basisebene einzu- von Recht und Politik. Er besuchte also die Har- bringen – in seine politische Vision ein. vard Law School, an der er zum ersten schwarzen Präsidenten des renommierten Harvard Law Re- „Alle Afroamerikaner, die nur über Rassismus als view gewählt wurde und seinen Abschluss 1991 Hindernis für unseren Erfolg sprechen, lassen sich magna cum laude machte. ernsthaft täuschen, wenn sie sich nicht auch mit den größeren wirtschaftlichen Kräften beschäftigen, Mit diesen Referenzen „hätte Obama alles tun kön- die wirtschaftliche Unsicherheit für alle Arbeitneh- nen, was er wollte,“ stellte sein Wahlkampfberater mer schaffen – Weiße, Latinos und Asiaten,“ sag- David Axelrod fest. Obama kehrte in seine Adop- te er damals. Zu den legislativen Errungenschaf- tivheimat Chicago zurück, wo er als Anwalt für ten während der nächsten acht Jahre im Senat des Bürgerrechte tätig war und Verfassungsrecht an der Bundesstaats zählten die Wahlkampffinanzreform, Universität von Chicago lehrte. 1992 heiratete er Steuerersenkungen für die trotz Erwerbstätigkeit Michelle Robinson, ebenfalls eine Juraabsolventin Armen und Verbesserungen beim Strafrechtssys- aus Harvard, und arbeitete bei der Wählerregistrie- tem des Bundesstaates. rung in Chicago mit, um Kandidaten der Demokra- ten wie Bill Clinton zu unterstützen. Auf der nationalen Bühne Obama engagierte sich weiterhin stark für das Ge- Im Jahr 2000 ließ sich Obama zum ersten Mal für meinwohl und beschloss daher 1996, zum ersten die Wahl zum US-Kongress aufstellen und kandi- Obama unterrichtet Verfassungsrecht Obama wurde 1996 als Vertreter Chicagos Obama, Mitglied des Senats von an der University of Chicago Law in den Senat von Illinois gewählt und dreimal Illinois, mit seiner Familie, gesteht School, ca. 1993. wiedergewählt. bei den Wahlen zum US-Kongress im Jahr 2000 seine Niederlage ein. Ein amerikanischer Traum, veröffentlicht 1995. 5
dierte erfolglos gegen Bobby Rush, den demokra- den Senat in diesem November wieder zu überneh- tischen Amtsinhaber aus Chicago, um dessen Sitz men (was ihnen schließlich erst 2006 gelang). Der im Repräsentantenhaus. Entmutigt durch seinen Wunsch, Obamas Wahlkampf durch eine promi- eindeutigen Verlust gegen Rush in den Vorwahlen nente Rolle auf dem Parteitag zu stärken, die wohl- und auf der Suche nach Einfluss über die Legis- bekannten rednerischen Fähigkeiten Obamas und lative des Staates Illinois hinaus, überzeugte er der sehr vorteilhafte Eindruck, den er bereits auf Michelle von der Idee, für den US-Senat zu kan- den demokratischen Präsidentschaftskandidaten didieren, als letzter Versuch, im Rahmen einer John Kerry gemacht hatte, entschieden die Sache – „Alles-Oder-Nichts-Strategie“ seine politische Obama hielt die Grundsatzrede auf dem Parteitag. Karriere voranzubringen. Obamas Rede, mit der er in erhebendem, geschlif- Das Rennen um den Sitz für Illinois im US-Senat fenem Stil die Notwendigkeit betonte, Gräben zwi- 2004 war im Jahr zuvor für alle eröffnet worden, schen den Parteien zu überwinden und zu einer als der republikanische Amtsinhaber, Peter Fitzge- „Politik der Hoffnung“ statt einer Politik des Zynis- rald, ankündigte, er würde nicht zur Wiederwahl mus aufrief, tat mehr als die Parteitagsdelegierten antreten. Sieben Demokraten und acht Republi- nur aufzurütteln. Sie katapultierte Obama als auf- kaner stellten sich bei den jeweiligen Vorwahlen gehenden Stern der demokratischen Partei in das ihrer Partei für die Nominierung zum Senat zur Rampenlicht der Medien. Danach gewann er mit Wahl. Obama gewann die Nominierung der Demo- einer überwältigenden Mehrheit von 70 Prozent der kraten mühelos, er bekam einen größeren Anteil abgegebenen Stimmen mühelos das Rennen um den der Stimmen – 53 Prozent – als die sechs Gegner Senat in diesem Herbst. Obwohl die Zersplitterung zusammen. der Republikaner in Illinois in diesem Jahr sicher- lich zu Obamas Erdrutschsieg beitrug, war er auch Zu der Zeit hatten die Republikaner eine hauch- für sich genommen beeindruckend, da er in 93 der dünne Mehrheit von 51 Sitzen im 100-köpfigen 102 Landkreise des Bundesstaates als Sieger her- Senat; die Demokraten sahen deshalb diese Wahl vorging und mehr als jeden zweiten weißen Wähler in Illinois als entscheidend für ihre Chancen an, für sich gewann. Obama, Mitglied des Senats Noch als Kandidat für den US-Senat wird Obama einge- Der Kandidat für den US-Senat von Illinois, kandidiert in laden, die Grundsatzrede auf dem Nationalen Parteitag aus Illinois mit seiner Frau Michelle Illinois im Juli 2004 für den der Demokraten am 27. Juli 2004 zu halten. und den Töchtern Sasha (vorne) US-Senat. und Malia am Wahltag 2004. 6
O bamas Ruf als neue Art von Politiker, der die traditionellen ethnischen Trennlinien überwin- den kann, wuchs kontinuierlich. In einem Profil Präsidentschaftskandidatur Der lange demokratische Vorwahlkampf 2008 Obamas im Magazin New Yorker wies der Autor mit Vorwahlen in allen 50 Bundesstaaten war in William Finnegan darauf hin, wie leicht es Obama vielerlei Hinsicht historisch. Afroamerikaner und fällt, „unauffällig die Ausdrucksweise seines Ge- Frauen hatten bereits zuvor für das Präsidenten- sprächspartners anzunehmen“, und erklärte: „Ob- amt kandidiert, aber dieses Mal waren eine Frau ama spricht sämtliche amerikanischen Mundarten.“ und ein Afroamerikaner die Spitzenkandidaten. Obama hat seine eigene Erklärung dafür, warum er Als Barack Obama und sieben weitere Bewerber weiße Wähler gut versteht. für die Nominierung der demokratischen Partei 2007 begannen sich zu organisieren, kam Obama „Ich kenne diese Menschen,“ sagte er. „Sie sind in Meinungsumfragen immer wieder auf den zwei- wie meine Großeltern…ihr Verhalten, ihre Emp- ten Platz hinter der wahrscheinlichen Spitzenkan- findlichkeiten, ihr Gefühl für das, was richtig und didatin, der New Yorker Senatorin Hillary Clinton. falsch ist – es ist mir alles vertraut.“ Obama war allerdings in der Anfangsphase des Wettbewerbs sehr erfolgreich bei der Rekrutierung Im Senat stimmte die Abstimmungsbilanz Obamas begeisterter Anhänger, insbesondere unter jungen mit dem liberalen Flügel der demokratischen Par- Menschen. Er schuf eine landesweite Wahlkampf- tei überein. Seine Kritik am Krieg im Irak war sein organisation auf Basisebene und sammelten Spen- Markenzeichen; sie ging zurück auf eine Rede im den über das Internet. Jahr 2002 noch vor Ausbruch des Kriegs. Er warnte darin, dass jedwede derartige Militäraktion „nicht auf Prinzipien, sondern auf Politik“ basieren wür- de. Außerdem setzte er sich für die Förderung von W eil der Bekanntheitsgrad von Hillary Clinton wesentlich größer war und sie über eine gut geölte Wahlkampfmaschinerie sowie die Unterstüt- ethischen Standards im Kongress, die Verbesserung zung führender Demokraten auf Bundesstaaten der Versorgung der Militärveteranen und den ver- ebene verfügte, entwickelte das Wahlkampfteam mehrten Einsatz von erneuerbaren Kraftstoffen ein. von Obama eine innovative Strategie, um diese US-Senator Obama mit Obama mit seiner kenia Die Familie Obama legt im August 2006 Barack Obama gibt an der Seite dem damaligen Vorsitzen nischen Großmutter, Sarah Kränze an der Gedenkstätte für die Opfer seiner Familie im Februar 2008 den des Auswärtigen Hussein Obama, im Dorf der Bombenanschläge 1998 auf die US- seine Kandidatur für die Präsi- Ausschusses des Senats, Kogelo (Kenia) im August Botschaft in Nairobi (Kenia) nieder. dentschaft bekannt. Joe Biden. 2006. Hoffnung wagen, veröffentlicht 2006. 7
Vorteile auszugleichen: Man konzentrierte sich auf tig Vorwahlen stattfanden. Obama gewann ländli- Staaten, in denen die Kandidaten die Delegierten in che Staaten im Norden und im Süden und zog mit Wahlversammlungen (caucus) auswählten und auf Clinton gleich. Und sie zahlte sich wieder aus, als kleinere Staaten, in denen bei den Präsidentschafts- Obama im Februar zehn weitere Wahlen in Folge wahlen traditionell republikanisch gewählt wurde. gewann. Er nahm damit bei der Zahl der Delegier- Diese Vorgehensweise nutzte das Verhältniswahlys- ten eine Führungsposition ein, die Clinton nicht tem der demokratischen Partei für sich – Parteitags- mehr einholen konnte. delegierte werden in jedem Staat in etwa im Ver- hältnis zum Anteil der Stimmen des Kandidaten Eine Präsidentschaft Obama ernannt – im Gegensatz zum System der Republika- ner, bei dem die meisten oder alle Delegierten dem Barack Obama zählt zu den jüngsten Präsidenten Sieger in jedem Staat zugesprochen werden. der Vereinigten Staaten. Gegen Ende der gebur- tenstarken Jahrgänge zwischen 1946 und 1964 als Die Strategie zahlte sich bei der ersten Wahlver- Baby Boomer geboren, ist er auch der erste Präsi- sammlung im Land, die am 3. Januar 2008 in Iowa dent, der in den Achtzigerjahren volljährig wurde, stattfand, aus, als Obama einen bestürzenden Sieg was an sich schon auf Wandel hinweisen könnte. über Clinton errang. Der Sieg in Iowa änderte das Die Atmosphäre, in der er aufwuchs, unterschied Spiel. Die Washington Post formulierte es folgen- sich erheblich von den unruhigen Sechzigern, die dermaßen: „Sein Sieg über Clinton … änderte den die Sichtweise der früher geborenen Baby Boomer Verlauf des Rennens, da Obama nun ihr Haupt- prägten. Obama sagte über die Präsidentschafts- gegner wurde – der einzige Kandidat mit der Bot- wahlen in den Jahren 2000 und 2004, bei denen schaft, den organisatorischen Möglichkeiten und Kandidaten aus einer sehr viel früheren Kohorte den finanziellen Mitteln, ihren Status als Spitzen- dieser Nachkriegsgeneration antraten, einmal: „Ich kandidatin anzugreifen.“ hatte manchmal das Gefühl, als beobachte ich das Psychodrama der Baby-Boomer-Generation – eine Die Strategie zahlte sich auch am Super Tuesday in altem Groll verwurzelte Geschichte und Rache am 5. Februar aus, an dem in 22 Staaten gleichzei- pläne, die vor langer Zeit an einigen Colleges aus- Obama (Dritter von rechts) bei einer TV- Obama im Wahlkampf in der Siegesfeier am Super Tuesday mit Debatte mit sechs anderen Bewerbern für Kleinstadt Peosta (Iowa). Anhängern, 5. Februar 2008. die Nominierung zum Präsidentschafts- Obama ging aus der Vorwahl kandidaten der demokratischen Partei, in Iowa am 3. Januar 2008 Bei einer Diskussion mit seiner November 2007. als Sieger hervor. Hauptgegnerin, Hillary Clinton. 8
geheckt wurden und nun auf nationaler Bühne aus- Präsident Obama hat in der US-Politik neuen getragen wurden.“ Boden bereitet. Er kandidierte genau zu der Zeit, als viele Amerikaner das Gefühl hatten, ihr Land L arissa MacFarquhar vom New Yorker bot eine Theorie zu der bemerkenswerten Attraktivi- tät Obamas bei allen politischen Gesinnungen an. bedürfe eines grundlegenden Richtungswechsels. E.J. Dionne, politischer Redakteur der Washing- ton Post, fasste das günstige Zusammentreffen „Die Abstimmungsbilanz Obamas zählt zu den der Kandidatur Obamas mit dem amerikanischen liberalsten im Senat,“ beobachetete sie, „aber er Zeitgeist vielleicht ganz passend zusammen, als er war auch immer für Republikaner attraktiv, viel- schrieb: leicht, weil er in konservativer Sprache über libe- rale Ziele spricht.“ Wandel, nicht Erfahrung, war an der Tagesord- nung. Mitreißen zu können, nicht Details zu be- „Mit seiner Sichtweise der Geschichte, mit seinem herrschen, war die Tugend, die in den Wahlkampf- Respekt für Tradition, mit seiner Skepsis, dass die reden am meisten geschätzt wurde. Ein sauberer Geschichte auf irgendeine andere Art als sehr, sehr Bruch mit der Vergangenheit, nicht lediglich eine langsam verändert werden kann,“ schrieb sie, „ist Rückkehr zu besseren Zeiten, war das wertvollste Obama zutiefst konservativ.“ Versprechen. Barack und Michelle Obama bei einer Wahl Beim Gespräch mit Präsidentschaftskandidat Barack Obama kampfveranstaltung am 3. Juni 2008. Die Journalisten in seinem (ganz rechts) mit dem Vizepräsident Vorwahlsiege an diesem Tag brachten genug Wahlkampfflugzeug. schaftskandidaten Joe Biden (ganz links) und Parteitagsdelegierte, um die Nominierung der ihren Frauen auf dem Nationalen Parteitag Demokratischen Partei zu gewinnen. der Demokraten am 28. August 2008. 9
Barack Obamas Vision Auszüge aus „The American Moment“, einer Rede vor dem Chicago Council on Global Affairs am 23. April 2007 I ch bin der Meinung, dass die wichtigste Aufgabe jedes Präsidenten darin besteht, die amerikanischen Bürger zu schützen. Ich bin ebenso davon überzeugt, dass wir eine neue Vision amerikanischer Füh- rungsstärke und eine neue Konzeption unserer nationalen Sicherheit benötigen, um diese Aufgabe im 21. Jahrhundert effektiv zu erfüllen – eine Vision, die sich aus den Lektionen der Vergangenheit ableitet, aber nicht von überholten Denkweisen eingeschränkt wird. In der heutigen globalisierten Welt ist die Sicherheit der Amerikaner untrennbar mit der Sicherheit aller Menschen auf der Welt verbunden. Wenn Drogenhandel und Korruption in Lateinamerika die Demokratie bedrohen, ist das auch ein Problem für die Vereinigten Staaten. Wenn arme Dorfbewohner in Indonesien keine Wahl haben, als mit Vogelgrippe infizierte Hühner auf den Markt zu bringen, können wir das nicht als weit entfernte Angelegenheit betrachten. Wenn Religionsschulen in Pakistan junge Kinder Hass lehren, sind auch unsere Kinder bedroht. Ob es um globalen Terrorismus oder Epidemien geht, um den Klimawandel oder die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen – die Bedrohungen, die sich uns am Anfang des 21. Jahrhunderts stellen, lassen sich nicht mehr von Grenzen aufhalten. V ***** iele Amerikaner finden die Vorstellung verlockend, dass wir uns zurückziehen und unseren Führungsanspruch auf der Welt aufgeben. Ich möchte jedoch betonen, dass eine derartige Aufgabe unserer Führungsrolle ein Fehler wäre, den wir nicht machen dürfen. Die Vereinigten Staaten können die Bedrohungen dieses Jahrhunderts nicht allein bewältigen, und die Welt kann sie auch nicht ohne die Vereinigten Staaten bewältigen. Wir dürfen uns weder von der Welt zurückziehen, noch dürfen wir versuchen, ihren Gehorsam zu erzwingen – wir müssen die Welt anführen, mit unseren Taten und unserem guten Beispiel. Wir müssen diese Führungsrolle erfüllen, indem wir ein Militär aufbauen, das den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht wird, um die Sicherheit unserer Bürger zu gewährleisten und die Sicherheit aller Men- schen zu fördern. Wir müssen diese Führungsrolle erfüllen, indem wir globale Anstrengungen anführen, um die Verbreitung der gefährlichsten Waffen auf der Welt zu unterbinden. Wir müssen diese Führungsrolle er- füllen, indem wir die Partnerschaften aufbauen und stärken, die wir zur Bewältigung unserer gemeinsamen Herausforderungen und zum Sieg über unsere gemeinsamen Bedrohungen benötigen. Die Vereinigten Staaten müssen diese Führungsrolle übernehmen, indem sie jenen Menschen die Hand rei- chen, die an den vergessenen Orten der Welt ein einsames Leben in Hoffnungslosigkeit führen – denn wäh- rend es immer diejenigen geben wird, die dem Hass nachgeben und Bomben an ihre Körper schnallen, gibt es Millionen von Menschen, die einen anderen Weg einschlagen wollen – die wollen, dass unser Lichtstrahl der Hoffnung ihnen als Orientierung dient. 10
für die Zukunft D ie Vereinigten Staaten sind das Land, das geholfen hat, einen Kontinent vom Aufmarsch eines Verrückten zu befreien. Wir sind das Land, das den mutigen Bürgern einer geteilten Stadt gesagt hat, dass auch wir Berliner sind. Wir haben Generationen von jungen Menschen als Botschafter für den Frieden in Länder überall auf der Welt entsandt. Und wir sind das Land, das rasch Hilfsmittel für die Opfer eines zerstörerischen Tsunami nach Asien geflogen hat. Jetzt müssen wir führen – jetzt ist es an der Zeit, eine weitere großartige amerikanische Geschichte zu erzäh- len. So dass wir unseren Kindern eines Tages sagen können, dass dies die Zeit war, in der wir dazu beitrugen, Frieden im Nahen Osten zu ermöglichen. Dass dies die Zeit war, in der wir uns dem Klimawandel stellten und die Waffen konfiszierten, die die Menschheit hätten auslöschen können. Die Zeit, in der wir Hoffnung an die vergessenen Orte auf der Welt gebracht haben. Und die Zeit, in der wir das Amerika erneuerten, das Generationen von erschöpften Reisenden aus aller Welt angetrieben hat, bei uns Chancen, Freiheit und Hoffnung zu finden. Oben: Barack Obama spricht am 23. April 2007 vor dem Chicago Council on Global Affairs. 11
Die Familie Obama Die Obamas bei einer Parade am Unabhängigkeitstag am 4. Juli 2008 in Butte (Montana). Von links nach rechts: Michelle, D Sasha, Barack und Malia. ie Obamas sind die erste afroame „Das hätte ich sein können“, sagte Michelle Oba- rik anische Familie, die ins Weiße ma der Zeitschrift Newsweek. „Denn in Wahrheit Haus einzieht. sollte ich nicht hier sein, hier stehen. Ich bin eine statistische Unwahrscheinlichkeit. Ein schwar- Präsident Barack Obama und seine zes Mädchen, das in der South Side von Chicago Frau Michelle sind sich der histori- aufwuchs. Sollte ich Princeton besuchen? Nein… schen Dimension dieser Wahl und ihrer Bedeutung Sie sagten, die Harvard Law School sei vielleicht für viele Amerikaner durchaus bewusst. In ihren schon zu viel für mich. Aber ich ging hin, und ich Reden während des Wahlkampfes erzählte Michel- war gut. Und ich war mit Sicherheit nicht dazu be- le Obama oft, wie sie bei einem Friseur in South stimmt, hier zu stehen.“ Carolina ein zehnjähriges Mädchen traf, das ihr sagte, wenn Barack Obama zum Präsidenten ge- Die First Lady wurde als Michelle Robinson in wählt würde, „bedeutet das, dass ich mir für mich eine Arbeiterfamilie in Chicago (Illinois) geboren. selbst alles vorstellen kann“. Ihr Vater arbeitete beim städtischen Wasseramt und war Wahlkreisleiter der Demokraten. Ihre Mutter war Haufrau und kümmerte sich um sie und ihren älteren Bruder Craig. 12
Michelle Robinson arbeitete hart in der Schule und Die Obamas hoffen, dass ihnen ihre Begeisterung bekam einen Platz im Jahrgang 1985 der Princeton für den Dienst für das Gemeinwohl und ihre um- University. Nach ihrem ersten Abschluss in Sozio- fassenden professionellen Erfahrungen und Leis- logie mit dem Nebenfach afroamerikanische Studi- tungen bei den vor ihnen liegenden Herausfor- en ging sie an die Harvard Law School. derungen helfen werden. Hinter Barack Obamas Wunsch, Präsident zu werden und die Welt posi- Barack Obama und Michelle Robinson lernten sich tiv zu beeinflussen, stehen seine jungen Töchter 1989 in der Chicagoer Anwaltskanzlei Sidley & Malia, geboren 1998, und Sasha (Kurzform für Austin kennen, wo sie als Anwältin tätig war und dem Praktikanten Obama als Mentorin zugewiesen wurde. Der zukünftige Präsident bat sie, zu einem sei- ner Community-Organizing-Treffen in Chicago zu kommen. Sie sagte zu und kam zu einer Ver- anstaltung, bei der sie Newsweek berichtete, dass er vor den Teilnehmern darüber gesprochen habe, die Lücke zwischen „der Welt, wie sie ist, und der Welt, wie sie sein sollte“ zu schließen. Michelle Robinson und Barack Obama trafen sich weiter und heirateten im Jahr 1992. Die Obamas setzten sich beide leidenschaftlich für das Gemein- wohl ein und arbeiteten einen Großteil ihrer beruf- lichen Laufbahn im öffentlichen Dienst. Oben: Michelle Obama spricht auf dem Nationalen Parteitag der Demokraten am 25. August 2008. Nach ihrer Tätigkeit in der Kanzlei für Gesell- Unten: Die meisten Reisen während des Wahlkampfs schaftsrecht, in der sie sich kennenlernten, hatte machten die Obamas zusammen. Michelle Obama verschiedene Positionen in der Stadtverwaltung von Chicago inne. Sie gründete Natasha), geboren 2001. Die Mädchen werden die zudem als geschäftsführende Direktorin die Orga- jüngsten Bewohnerinnen des Weißen Hauses seit nisation Public Allies in Chicago, die junge Men- Amy Carter sein, die neun Jahre alt war, als ihr schen ermutigt, für das Gemeinwohl zu arbeiten. Vater Jimmy Carter 1976 zum Präsidenten gewählt Jüngst war sie als Vizepräsidentin für Angelegen- wurde. heiten der Universitätsgemeinschaft und externe Kommunikation im Medical Center der University „Mein Leben kreist um meine zwei Mädchen“, sag- of Chicago beschäftigt. te der damalige Senator Obama in einer Vatertagsrede in einer Chica- „Sie scheint zweifelsfrei goer Kirche. „Und ich mache mir eine Person zu sein, die Gedanken darüber, was für eine das Podium nutzen wird, Welt ich ihnen hinterlasse. Ich habe das ihr das Weiße Haus erkannt, dass ein Leben nicht viel bietet“, sagt Dr. Myra Gu- bedeutet, wenn man nicht bereit tin, Historikerin und Pro- ist, seinen kleinen Teil beizutragen, fessorin für Kommunika- um unseren Kindern – allen unse- tionswissenschaften an der ren Kindern – eine bessere Welt zu Rider University in New hinterlassen. Das ist unsere wich- Jersey. „Sie ist intelligent, tigste Verantwortung als Väter und eine gute Rednerin und hat Eltern.“ professionelle Erfahrung im Management.“ 13
Vizepräsident Vizepräsidentschaftskandidat Joe Biden (links) mit dem designierten Präsidenschaftskandidaten Barack Obama auf dem Nationalen Parteitag der Demokraten am 28. August 2008. „M eine Rolle bei der Been- war der erste College-Absolvent in seiner Familie digung des Völkermords und hat ein Diplom der Syracuse University Law auf dem Balkan und mein School in New York. Beitrag zur Verabschie- dung des Gesetzes über Der Wendepunkt der politischen Karriere Bidens Gewalt gegen Frauen kam 1972 mit seiner ersten Wahl in den US-Senat zähle ich zu den stolzesten Momenten meines öf- als Vertreter Delawares im Alter von 29 Jahren. fentlichen Lebens.“ Dies schrieb der damalige Einige Wochen bevor er seinen Amtseid leistete, Senator Joseph R. Biden, Vizepräsident der Ver- kamen seine Frau und seine Tochter bei einem Au- einigten Staaten, in seiner 2007 erschienen Auto- tounfall ums Leben. Seine beiden kleinen Söhne biografie Promises to Keep: On Life and Politics. überlebten den Unfall, wurden aber schwer ver- letzt. (Biden heiratete 1977 erneut, und aus die- Der Schlüssel zum Verständnis dieser Selbstein- ser Ehe ging eine Tochter hervor.) Ein weiterer schätzung ist der Werdegang Bidens. Er ist Ka- Schicksalsschlag ereignete sich 1988, als man bei tholik irischer Abstammung und wurde 1942 in ihm zwei potenziell tödliche Gehirnaneurysmen bescheidenen Verhältnissen in Scranton geboren, entdeckte. Der Genesungsprozess war lang und einer Stadt in Pennsylvania, in der hauptsächlich schmerzhaft. Er fehlte sieben Monate im Senat und Arbeiterfamilien leben. Seine Mutter war Haus- musste die meiste Zeit Bettruhe einhalten. frau, sein Vater Autoverkäufer. Als Biden zehn Jahre alt war, zog die Familie nach Delaware. Er 14
Joseph Biden Während seiner Senatslaufbahn erarbeitete sich Vorsitzender zuvor Biden war. Bei einem wichtigen Biden eine hauptsächlich liberale Bilanz. Obwohl außenpolitischen Thema waren Obama und Biden er von Republikanern durchaus geschätzt wird und jedoch unterschiedlicher Meinung. Biden stimm- parteiübergreifend gearbeitet hat, unterstützte er te für die endgültige Senatsresolution, mit der die doch hauptsächlich seine eigene Partei. Während amerikanische Invasion im Irak gebilligt wurde, seiner letzten beiden Jahre im Senat stimmte Biden während sich Obama (der damals noch nicht im laut der Washington Post beispielsweise in 96,6 Senat war) dagegen aussprach. Prozent aller Fälle mit den Demokraten. „Er wird weithin als liberal eingestellter Internationalist be- Bevor Biden jedoch für die endgültige Resolution trachtet“, schrieb Michael Gordon in der New York stimmte, arbeitete er mit dem republikanischen Times. „Er hat die Bedeutung von Diplomatie be- Senator Richard Lugar aus Indiana an einem Be- tont, war aber gelegentlich auch bereit, sie durch Androhung von Gewalt zu unterstützen.“ In den ersten Jahren im Senat konzentrierte sich Biden auf innenpolitische Themen, insbesonde- re auf bürgerliche Freiheiten, Strafverfolgung und die Bürgerrechte. Er wurde 1975 Mitglied des Justizausschusses and war von 1987 bis 1995 sein Vorsitzender. Bidens wichtigste legislative Errungenschaft während dieser Zeit war das Ge- setz über Gewalt gegen Frauen (Violence Against Women Act, 1994), ein Meilenstein, den er selbst verfasste und mit dem Milliarden Dollar an Bun- desmitteln im Kampf gegen geschlechtsspezifi- sche Kriminalität zur Verfügung gestellt wurden. Aber Biden nahm gelegentlich auch Abstand von den konventionellen liberalen Ansichten. Er setzte Senator Biden (rechts sitzend) mit weiteren Mitgliedern sich beispielsweise stark für strengere Urteile ge- des Justizausschusses des Sanats im August 1986. gen den Drogenhandel ein. Er war auch dagegen, Schüler mit dem Bus an weiter entfernte Schulen schluss, der militärische Aktionen nur nach der zu transportieren, um gegen Segregation vorzuge- Erschöpfung der diplomatischen Mittel zuließ. hen, betonte aber gleichzeitig sein Engagement für Biden stimmte für den Krieg, als diese Resolution die Bürgerrechte. abgelehnt worden war. Aber er stimmte auch gegen einen Zusatz, der die Regierung Bush verpflichtet Eine außenpolitische Perspektive hätte, vor der Invasion des Irak eine weitere Be- fugnis einzuholen. Ab 2005 bezeichnete Biden Biden zeichnete sich im Senat in außenpolitischen seine Stimme für den Irakkrieg als „Fehler“. Wäh- Angelegenheiten aus. Er ist seit 1975 Mitliged des rend eines gemeinsamen Auftrittes in Springfield einflussreichen Auswärtigen Ausschusses des Se- (Illinois) nach der Nominierung Bidens zu seinem nats und war von 2001 bis 2003 und erneut von Vizepräsidentschaftskandidaten sagte Obama, Bi- 2007 bis 2009 sein Vorsitzender. Barack Obama den sei „ein außenpolitischer Experte, dessen Herz wurde nach seiner Wahl in den Senat im Jahr 2004 und Werte fest in der Mittelschicht verwurzelt diesem Ausschuss zugeteilt und lernte Biden im sind“. Obama nannte Biden auch „einen starken Rahmen der Zusammenarbeit gut kennen. Obama Kritiker der Außenpolitik von Bush und McCain saß dem Unterausschuss für Europa vor, dessen und eine Stimme für eine neue Richtung, die den 15
US-Senatoren (von links nach rechts): John Kerry, Joseph Biden und Charles Hagel in Islamabad (Pakistan) im Februar 2008. Kampf zu den Terroristen bringt und den Krieg im Die meisten Beobachter sind der Meinung, dass die Irak verantwortungsvoll beendet.“ bedeutenste außenpolitische Leistung Bidens seine W Bemühungen zur Bekämfpung der Kriegshandlun- ährend seiner Zeit im Auswärtigen Aus- gen auf dem Balkan während der Neunzigerjahre schuss des Senats reiste Biden viel ins war. Biden soll eine einflussreiche Stimme gewe- Ausland. Er kennt nicht nur zahlreiche sen sein, die die Regierung Clinton drängte, Maß- hochrangige ausländische Politiker sehr gut, son- nahmen gegen den serbischen Anführer Slobodan dern auch ihre Stellvertreter, ihre Spitzenberater Milosevic zu ergreifen. Bei ihrem gemeinsamen und führende Mitglieder der Opposition. Er hat Auftritt in Springfield sagte Obama, Biden habe sich mit so wichtigen Themen wie Waffenk on „dazu beigetragen, Politik zu formulieren, die die trolle, der Weiterverbreitung von Kernwaffen, der Gewalt auf dem Balkan schließlich beendete“. Ins- Erweiterung der NATO, Rivalitäten zwischen den besondere forderte Biden einen Eingriff, um die Supermächten sowie den amerikanischen Bezie- ethnischen Säuberungen gegen Muslime in Bosni- hungen mit der Dritten Welt befasst. Er setzte sich en aufzuhalten. Später unterstützte er die Bomben- auch stark für die Global AIDS Initiative ein und angriffe der NATO, um Serbien zu zwingen, das befürwortete früh internationale Bestrebungen zur Kosovo zu verlassen. Beschränkung von Kohlenstoff- und Treibhaus- gasemissionen. (Biden formulierte vor zwanzig Biden bewarb sich zweimal um das Präsidentenamt Jahren erstmals Gesetze im Bereich der Klima- – 1998 und 2008. Beide Male war er nicht erfolg- kontrolle). Im Allgemeinen sprach er sich zudem reich. Das Wahlkampfteam von Obama sagte, man für Freihandelsabkommen aus. Der langgediente habe sich aus verschiedenen Gründen für Biden als Senator interessierte sich außerdem besonders für Vizepräsidentschaftskandidaten entschieden, vor- Afrika. Schon früh kritisierte er das Apartheid- rangig wurde aber die außenpolitische Expertise Regime in Südafrika. In Darfur sprach er sich für und Bilanz des Senators aus Delaware genannt. Bi- stärkere Maßnahmen gegen das Blutvergießen in den ist der erste katholische Vizepräsident sowie der Region aus. der erste Vizepräsident aus Delaware. Alle Fotos © AP Images, außer: Titelseite: Mit freundlicher Genehmigung des Büros von US-Senator Barack Obama. Titel- & Rückseite (Einsatz): U.S. Bureau of Engraving and Printing. Seite 4 (links): Time & Life Pictures/Getty Images. Produktion: Executive Editor George Clack. Managing Editor Anita N. Green. Beiträge: Domenick DiPasquale, David Pitts, Kelly Bronk. Editor: Rosalie Targonski. Designer: Tim Brown. Photo Researcher: Ann Monroe Jacobs. GPS Printed by Global Publishing Solutions (A/ISS/GPS) 16
Ich gelobe feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich verwalten und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidigen will. So wahr mir Gott helfe. Amtseid des amerikanischen Präsidenten 17
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