BAYERNS VIERTER STAMM: Heimat info

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BAYERNS VIERTER STAMM: Heimat info
BAYERNS VIERTER STAMM:
                                               Die Sudetendeutschen
                                                           25.
                                   Informationsblatt für die   Jahrgang
                                                             Ortsgruppe Obertraubling der
                                           Sudetendeutschen Landsmannschaft
                                                      und ihrer Freunde

Ausgabe 03/2021                                                       Erscheinungstag: 30.11.2021

Verantwortlich nach dem Pressegesetz:
Ortsgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft, vertreten durch Gertrud Schmitzer und Egolf Biscan

Liebe Mitglieder und Freunde
der Sudetendeutschen Landsmannschaft,
Der Advent kommt wie immer jedes Jahr um die gleiche Zeit und verheißt Ankunft. Ankunft
des Erlösers. Ein freudiges Ereignis. Doch heuer wird uns von den Virologen die Ankunft der
vierten Welle der Corona -Pandemie zur Adventszeit angekündigt. Das heißt also wieder - wie
schon vor einem Jahr - keine großen Feiern im Verein und mit Freunden. Ja selbst in den
Familien muss geimpft, genesen oder getestet sein. Kinder unter 12 Jahren sind ausgenom-
men. Das Weihnachtsfest 2021 kann also nur wieder unter großen Einschränkungen gefeiert
werden.

Diesem Virus, der in China den Ausgang genommen hat, sind wir jetzt schon mehr als ein Jahr
ausgesetzt. Er bringt uns mitunter aus dem seelischen Gleichgewicht. Lassen wir uns nicht
entmutigen. Bringen wir Grün in die Stuben. Denn schon unsere Ur-Urahnen holten sich in der
kalten, trostlosen Winterzeit Eiben-und Lorbeergrün ins Haus und schmückten mit Zapfen und
Talglichtern. Das Grün der Zweige verhieß Segen, wehrte dem Unheil und gab Hoffnung auf
ein neues fruchtbringendes Leben.

So fügen wir uns den Einschränkungen. Wir Vertriebene haben schon Schlimmeres erlebt und
hoffen auf eine baldige Eindämmung der weltweiten Pandemie. Dieses Jahr kann auf Grund
der Sachlage wieder kein adventliches Beisammensein stattfinden.

Daher auf diesem Wege ganz herzliche Weihnachtsgrüße. Auch ein gesegnetes, vor allem
aber, ein gesundes und zufriedenes Neues Jahr wünschen wir allen unseren Mitgliedern und
Freunden,
die Vorstandschaft der Sudetendeutschen Landsmannschaft
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Berühmte und bekannte Sudetendeutsche
Die Vorstellung berühmter und bekannter Sudetendeutscher setzen wir heute mit Gre-
gor Johann Mendel fort. Geboren war er am 20. Juli 1822 in Heinzendorf bei Odrau (Ös-
terreichisch-Schlesien), verstorben ist er am 6. Januar 1884 in Brünn. Er war ein mäh-
risch-österreichischer Priester des Augustinerordens und später Abt der Brünner Abtei
St. Thomas. Bekannt und berühmt wurde er als Entdecker der nach ihm benannten Men-
delschen Erblehre. Seine Kreuzungsversuche, die er über viele Jahre im Kloster durch-
führte, waren ein vollkommen neuer Ansatz in der Vererbungslehre.
Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse wurden            systematischen Erforschung der Vererbung bei Erb-
lange in Fachkreisen nicht verstanden und erst im       sen. Die Veröffentlichung seiner Forschungsergeb-
Jahre 1900 - lange nach seinem Tod - von ande-          nisse im Jahre 1866 wurden von der Fachwelt jedoch
ren Wissenschaftlern übernommen.                        kaum beachtet.

Johann Mendel war der Sohn von Kleinbauern.             Im März 1868 wurde Gregor Mendel zum Abt des
Schon als Kind half er im elterlichen Garten beim       Stiftes St. Thomas in Brünn gewählt. Auch in seiner
Veredeln der Obstbäume mit. Als ausgezeichneter         Zeit als Abt forschte er weiter.
Schüler besuchte er ab 1834 das Gymnasium
in Troppau. Er verließ dieses 1840 als einer der bes-
ten Schüler.
Als sein Vater 1841 bei Waldarbeiten verunglückte,
sollte er den elterlichen Hof übernehmen. Nur weil
seine ältere Schwester auf einen Teil ihres Erbes
verzichtete, konnte er mit einem Studium beginnen.
Von 1840 bis 1843 studierte er am Philosophischen
Institut der Universität Olmütz. Die ersten beiden
Jahrgänge des Studiums schloss er 1843 mit sehr
guten Noten ab. Trotzdem brach er aus Geldmangel
das Studium ab und trat in die Abtei St. Thomas in                 Gregor Mendel als Abt der Augustiner
Alt Brünn ein. Dort erhielt er den Ordensnamen Gre-
                                                        Die vier Schildfelder seines Wappens zeigen fol-
gorius.
                                                        gende Symbole:
Von 1845 bis 1848 studierte er Theologie an der Bi-     1: Lilien: Botanik, Vererbungsforschung
schöflichen Theologischen Lehranstalt in Brünn. Und     2: Pflug mit Kreuz: Segen für Landwirtschaft
zusätzlich Ökonomie, Obstbaumzucht und Weinbau          3: Herz und Hände: Symbole zum Wappenspruch
an der Philosophischen Lehranstalt, ebenfalls in        4: Alpha und Omega: Gott als Anfang und Ende.
Brünn. Dort erlernte er die Kreuzungstechnik, Aus-      Der Wappenspruch lautete: Der Friede Christi
lese und Samenvermehrung.                               entspringe in euren Herzen.
 Am 6. August 1847 empfing Gregor Mendel
die Priesterweihe. Seine Vorgesetzten erkannten,
dass er mehr der Wissenschaft als der Seel-
sorge zuneigte. Er erhielt daher 1849 eine Stelle als
Aushilfslehrer am k. k. Gymnasium in Znaim. Dort
unterrichtete er Mathematik und Griechisch.
1850 bemühte sich Mendel um die Zulassung für das
Lehramt an Gymnasien in Naturgeschichte und Phy-
sik. Er bestand jedoch nicht die erforderliche Prü-                    Das Abtwappen von Gregor Mendel

fung. Auch ein zweiter entsprechender Versuch           Gregor Mendel wurde am 9. Januar 1884 in der
scheiterte 1856. Trotzdem war er insgesamt 14           Augustiner-Gruft auf dem Brünner Zentralfried-
Jahre als Aushilfslehrer an der Oberrealschule in       hof beigesetzt.
Brünn tätig. Unmittelbar nach der zweiten misslun-
genen Prüfung widmete er sich acht Jahre lang der       Egolf Biscan

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Volkstrauertag 2021
Der Volkstrauertag wurde 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als Ge-
denktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs vorgeschlagen.
Am 5. März 1922 fand die erste Gedenkstunde im Reichstag statt. Als Gedenktag wurde
er erstmals am 1. März 1925 begangen. Seit 1952 wird er zwei Sonntage vor dem ersten
Adventssonntag begangen. Eine Gedenkfeier im Deutschen Bundestag erinnert an die
Opfer von Krieg, Terror und Gewalt in allen Völkern.

Frieden ist nicht selbstverständlich. Die Sehnsucht nach Frieden durchzieht aber die Ge-
schichte der Menschheit. Nur 26 Tage, so haben Historiker herausgefunden, sind seit Ende
des zweiten Weltkrieges auf der Welt ohne Krieg gewesen.

Wir können uns glücklich schätzen, schon 76 Jahre keinen Krieg in unserem Land zu haben,
Leider verblasst die Erinnerung an Leid, Hunger, Tod und Unterdrückung sehr schnell. Kon-
flikte und Gewalt nehmen wieder zu.

Die Sudetendeutschen verloren mit anderen Ost-und Südostdeutschen über 2.110.000 Ange-
hörige nach dem Krieg. Sie starben, weil sie Deutsche waren. Man folterte sie, ließ sie ver-
hungern, vergewaltigte sie, nahm ihnen Hab und Gut und vertrieb sie aus der Heimat. Wir
können nicht an ihren Gräbern stehen. Von den meisten wissen wir nicht einmal, wo sie ihr
Leben aushauchten.

Erst vor wenigen Jahren erreichte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge - nach finan-
ziellen Vorleistungen - eine Gräberstätte für Tote in Böhmen zu errichten, die man an Straßen
oder Massengräbern in den Wäldern gefunden hatte.

Ein Weg, den Frieden zu unterstützen, ist die Erhaltung der Kriegsgräber als Mahnung für die
Nachwelt. Die Beschäftigung mit dem Krieg, seinen Ursachen und Folgen mit Millionen Toten,
ist wichtig für die jungen Menschen, weil auch die Totenkultur im Schwinden begriffen ist. Sie
ist aber ein wichtiger Bestandteil der Kultur überhaupt. Um friedfertig zu sein und zu bleiben,
gehört es dazu, immer daran zu erinnern, was war und wie es war. Auch wenn es manchmal
nicht gehört werden will.

Nur aus der Erinnerung kann die Menschheit lernen es besser zu machen. Der Herr gebe uns
die Kraft dazu. Den ungezählten Opfern der Flucht und Vertreibung gib den ewigen Frieden.
Der Kranz am Ehrenmal an der Kirche in Obertraubling möge ein Zeichen der Trauer, der
Erinnerung und Ermahnung sein.

Gertrud Schmitzer

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Weihnachtsgeschichte:
                                   Der Onkel aus Amerika
                                   (Nach einer wahren Begebenheit)

   Gleich nach dem Krieg, im 46er Jahr                    So ham mir uns den Kopf zerbrochen,
 hat‘s nix zu essen gehm, und des is wahr.               was kann’t ma von dem Pulver kochen?
       Da war ja des scho allerhand,
   wennst mit an Bauern warst verwandt.                Mei Frau moant, des könnt a Schmankerl sei,
        Nicht zu verachten war da a:                          da koch mir jetzt amol an Brei.
           a Onkel aus Amerika.                            Und haut ah gleich mit Milch und Ei,
                                                               des Pulver in die Pfanna nei.
     Wer des net woas, der is jetzt still,                   Befolgt nun a den Rat der Oma,
  wenn ich mei Gschicht euch jetzt erzähl.                     gibt zua a Prise Zimtaroma.
                                                         Rührt‘s glatt nun mit a weng an Schmalz,
   Am Heiligen Abend, ich schrei hurra:                     und mit a Einbrenn und a Zwiebel,
          a Packerl aus Amerika.                        hat‘s wirklich gschmeckt und war net übel.
       Von unsrer lieben Tante Ros‘n
     gefüllt mit lauter Weißblechdos‘n.                     Ihr lieben Leit, scho drei Tag drauf,
                                                              klärt mit an Brief sich alles auf.
Ich schau gleich drauf und streck mein Hals,            Und Schuld dran, s‘ist a schwacher Trost,
    ob‘n drauf, glei drei Pfund Schmalz,                  warn blos die Schlamper von der Post.
      ein Kilo Bohnen-Kaffee - schau,
      noch a große Dos‘n mit Kakao.                        Die Tante Ros‘n schrieb: „Ihr Lieben,
      Und neben dran - du gute Seel,                     ich schick euch ein Paket nach drüben,
          a Büchs‘n mit Oliven-Öl.                          mit lauter schönen guten Sachen,
         A ganz große Dos‘n Reis,                        ich hoff, dass sie euch Freude machen.
   zwei Kilo Mehl, wie Schnee so weiß.                      Nur was ihr leider noch nicht wisst,
     Des alles schrieb die Tante Ros‘n,                    dass Onkel Schorsch verstorben ist.
     höchst eigenhändig auf die Dos‘n.                           Er war mit seine 80 Jahr,
   Weil mir ja koa Wort Englisch kenna,                        a echter Bayer, es sei wahr.
    und sonst net wissen was is drinna.                 Drum will sein letzten Wunsch ich künden,
                                                          dahoam möcht er sei Ruhstatt finden.
    Blos von der Weißblechdos‘n unten,
    da war des Zettala verschwunden.                           Und so sei‘s auch wie es sei:
                                                                setzt ihn in aller Stille bei.
      Was könnt in dieser Dos‘n sei?                       Sei Asch ist in der Weißblech-Dos‘n,
      Steckst halt amol dei Nos‘n nei.                        in stiller Trauer – Tante Ros‘n..
    Und hob‘s probiert, glei a poar mal,
      des Pulver war geruchsneutral.
      Es war net sauer, war net süß,
    hat gschmeckt wia eigschlafne Füß.

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Aus der Geschichte:
                           Historie und Auflösung
                   der Deutschen Karls-Universität in Prag

1348 gründete der böhmische König und spätere römische Kaiser Karl IV. in Prag die
erste Universität nördlich der Alpen. Sie war in vier gleichberechtigte Landsmannschaf-
ten gegliedert: In eine böhmische, eine sächsische, eine polnisch/schlesische und eine
bairisch/österreichische.
Nach der Tschechisierung durch König Wenzel             Die deutsche Universität musste 1920 in ihrem
IV. im Jahre 1409 verließen rund 1000 deutsche          Namen den „Karls“-Zusatz streichen.
Studenten und Professoren Prag und gründeten
die Universität Leipzig.                                1939 besetzte Hitler Böhmen und Mähren. Die
                                                        deutsche Universität wurde zur „Reichs-Universi-
Im 30-jährigen Krieg (1616-1648) gewann die Pra-        tät“ erklärt, die tschechische wurde geschlossen.
ger Universität wieder an Bedeutung.
                                                        1945 war der 2. Weltkrieg zu Ende. Jetzt löste Be-
1822 fand eine Teilung auf zwei Institute statt, in     nesch durch Dekret die deutsche Universität Prag
eine deutsche und in eine tschechische „Karls-          endgültig auf.
Universität“.
                                                        Von den damaligen Lehrkanzel-Inhabern lebte der
1918 brach die Habsburgische Doppelmonarchie            in Pilsen geborene Prof. Dr. Dr. Joseph Boehm
Österreich-Ungarn zusammen.                             am längsten.
Ab 1920 durfte nur noch die tschechische Institu-       Er starb im Mai 2000 mit 92 Jahren in Friedels-
tion den Namen „Karls-Universität“ tragen.              heim bei Bad Dürkheim.
Hans Schmitzer +

Einweihung des Dokumentationszentrums
„Flucht-Vertreibung-Versöhnung“
im Deutschlandhaus zu Berlin in der Stresemanstraße 90

Ursprünglich kam die Idee von der BdV-Präsidentin Erika Steinbach und Peter Glotz. Nach
22 Jahren heftigen Ringens mit allen Parteien um die Anerkennung der
Vertriebenen, ihrer besonderen Sühneleistung für das deutsche Volk, beschäftigte man
Geschichtswissenschaftler und Geschichtspolitiker um ein Konzept zu erstellen.
Leider muss man erkennen, dass eine rein deutsche Priorisierung des damaligen
Vertreibungselendes nicht durchgesetzt werden konnte.
Bundeskanzlerin Merkel sagte bei der Eröffnung:
„Um eine gute Zukunft gestalten zu können, müssen wir die Erinnerung an vergangenes
Leid wachhalten. Dabei sei es von entscheidender Bedeutung, dass die Vertreibungsge-
schichte der Deutschen im historischen Kontext von Ursache und Folgen eingebettet und
nicht isoliert dargestellt wird".
Gertrud Schmitzer

                                                  -5-
Blick zum Nachbarn
Die Stadt Neutraubling mit nahezu 15000 Einwohnern, feierte heuer ihren 70. Geburtstag.
Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten und ganz Osteuropa hatten sich
in den Ruinen des bei Luftangriffen zerstörten Flugplatzgeländes und auf Gebietsteilen der
Gemeinde Barbing niedergelassen. Am 1. April 1951 entstand daraus die politische Ge-
meinde Neutraubling.
Bei der Gemeindegründung betrug die Anzahl der Einwohner bereits 1296, 93 % davon
waren Vertriebene. Zusammen mit Kaufbeuren-Neugablonz, Geretsried, Traunreut und
Waldkraiburg ist Neutraubling eine der bayerischen Vertriebenenstädte mit vergleichbarer
Kriegs- und Nachkriegsgeschichte. Aus ehemaligen Anlagen der deutschen Wehrmacht
entstanden wohlhabende Städte.
Neutraubling besteht aus vier Gemeindeteilen:

       Birkenfeld: Aus den am 1. April 1951 von der Gemeinde Barbing abgegebenen
        unbebauten Gebiet entstand die späteren Siedlung Birkenfeld.
       Lerchenfeld: Der Weiler Lerchenfeld wurde am 1. Mai 1978 von der Gemein-
        de Rosenhof an Neutraubling abgegeben.
       Neutraubling: Aus dem ehemaligen Fliegerhorst Obertraubling entstand die In-
        dustriegemeinde Neutraubling.
       Oberheising: Der Weiler Oberheising wurde am 1. Mai 1978 von der Gemeinde
        Barbing an Neutraubling abgegeben.

Die Gärtnersiedlung wurde am 1. Mai 1978 von der Gemeinde Barbing an Neutraubling
abgegeben. Die Gärtnersiedlung ist aber kein amtlich benannter Gemeindeteil.

In Neutraubling sind heute bedeutende Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau,
Metallverarbeitung, Chemie, Lebensmittelherstellung, Textil- und Verpackungsindustrie,
Einzelhandel, Spedition und Logistik sowie Automobilzulieferer angesiedelt. 15.000 Ar-
beitsplätze sind ein enormer Wirtschaftsfaktor. Mit Abstand größter Arbeitgeber der Stadt
ist die Krones AG mit weit über 6.600 Beschäftigten vor Ort und über 16.500 weltweit.

Gertrud Schmitzer

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