Bedeutung von Patientenströmen für das Ausbruchsmanagement innerhalb & außerhalb des Krankenhauses - Prof. Nico T. Mutters, MPH - hykomed

 
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Bedeutung von Patientenströmen für das Ausbruchsmanagement innerhalb & außerhalb des Krankenhauses - Prof. Nico T. Mutters, MPH - hykomed
Bedeutung von Patientenströmen für das
Ausbruchsmanagement innerhalb & außerhalb des
               Krankenhauses
               Prof. Nico T. Mutters, MPH
   Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit   1
Bedeutung von Patientenströmen für das Ausbruchsmanagement innerhalb & außerhalb des Krankenhauses - Prof. Nico T. Mutters, MPH - hykomed
1. Infektionsepidemiologie
                                 ?                                                       ?
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                     ?           MRSA                                                    ?

                                                        ?
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                             ?                              Corona       ?

                 ?               ?           ?                                       ?
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                                             H1N1                                    ?
                                                                                             ?
                                                                         ?
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Übertragungswege

            • Kontakt
               • Direkt (Küssen, Händeschütteln) [STDs...]
               • Indirekt (Niesen, Husten) [Influenza, Corona...]

            • Vehikel
1.5 m
               • Luft (Masern...)
               • Essen/Trinken (Cholera...)
               • Blut (HIV...)

            • Vektor
               • Mechanisch (auf Insektenkörpern)
               • Biologisch (Moskito)
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Reproduktionszahl “R-Wert”

  • R0

  • R0 schätzt das Potenzial einer Infektionskrankheit sich
   auszubreiten

  • Entspricht der geschätzten Anzahl der sekundären
   Infektionsfälle eines typischen Falles in einer empfänglichen
   Population
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Reproduktionszahl “R-Wert”

Eine Infektionskrankheit kann zu einer Epidemie auswachsen
wenn R0 > 1 und stoppt von selber wenn < 1
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R0 = 2
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R0 = 0.5
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R-Wert und Corona

R0 Coronavirus 2,9 im Durchschnitt

Pi mal Daumen: Impfe mindestens 1-1/R0, um die Epidemie zu
stoppen

Ca. 66% der Bevölkerung

 Billah et al. 2020. Reproductive number of coronavirus: A systematic review and meta-analysis based on global level evidence. PLOS one
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2. Bedeutung von Netzwerkstrukturen
für die Infektionsübertragung

                                      Source: http://openflights.org/data.html   9
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P1   P2   P3
               Grundtheorie der
               Infektionsübertragung
               innerhalb einer Population (R0)

               Grundannahme:

               • Perfekte Vernetzung

               • Jeder hat Kontakt mit jedem
Bildet das die Realität ab?
Sinn und Zweck der Vernetzung im Gesundheitswesen

    • Optimierung der Versorgungsqualität durch
          Spezialisierung/Kompetenzbündelung

    • Nachhaltiger ökonomischer Resourceneinsatz

    • Integrierte Versorgung mit definierten Netzwerkpartnern

    • Regionales- überregionales Versorgungsmanagement

    • Gesundheits- und Pflegenetzwerke

Gerhard Mahltig, Sabine Voermans, Vernetzung und Qualität – Vernetzung als Erfolgsfaktor im Gesundheitswesen in:
Norbert Klusen, Andreas Meusch, Ernst Thiel (Hrsg.) Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen
Effekte der Vernetzung im Gesundheitswesen

            Studie               Intervention              Verbesserung?               Effekt               Signifikante Ergebnisse
                                                                                                27. bis 28. SSW (18% bis 49%; Risikodifferenz
                         Nationale Umstrukturierung
                                                                                                31%; p
3. Beschreibung von Netzwerken - Netzwerkanalyse
Kenngrößen - Vernetzung

   Degree/Vernetzungsgrad =
   Anzahl an Kontakten

   Closeness = Mittlere
   kürzeste Distanz zwischen
   Punkten

   Strength =
   Gesamtsumme/Anzahl
   Verbindungen eines Punktes

   Farness = Entfernung
   zwischen zwei
   Netzwerkpartnern
Netzwerkanalyse in der Patientenversorgung

 • Bewegungsmuster von Patienten
     im Gesundheitsnetzwerk

 • Eck-/Knotenpunkte
     stellen Stationen/Funktionsbereiche/Praxen

 • Verbindungslinien/Kanten
     Anzahl der Transfers Stärke=Häufigkeit
Zentralität = hohes Risiko

                             Wahrscheinlichkeit einer
                             Transmission bei 500
                             Kontakten

                             60-70%

                             50-60%

                             40-50%

                             20-40%

                             0-20%
Position der Einrichtung im Netzwerk

        Zentrale Häuser haben eine größere Wahrscheinlichkeit MRE Patienten zu
           bekommen.

Courtesy of Dr. T. Donker
Position der Einrichtung im Netzwerk
                                                                                                                                                              5

                                                                                                                                      MRSA bacteraemia rate
                                                           Log relative indegree
                                                                                                                                                              4
      MRE Prävalenz korreliert mit
        Netzwerkposition (einerseits Case-                                                                                                                    3

        Mix, andererseits noso.                                                                                                                               2

        Übertragungen)
                                                                                                                                                              1

      -     Staphylococcus aureus [Donker et al. 2012
            Plos ONE, Auget et al. 2018 CID],                                                          S            M     L   T                         01-02 02-03 03-04 04-05 05-06 06-07 07-08 08
                                                                                               Hospitals type                                                              Year
      -     CRE/CPE [Ray et al 2017 CID],                                                                         1.0

                                                                                   Correlation coefficient (r)
      -     Clostridium difficile [Simmering et al. 2015
            ICHE]                                                                                                 0.5

      -     Pseudomonas aeruginosa [Kidd et al. 2017
            lancet Resp Med]                                                                                      0.0

                                                                                                                 - 0.5

                                                                                                                 - 1.0
                                                                                                                                                             2009
                                                                                                                         20012002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
                                                                                                                                                     Year
Courtesy of Dr. T. Donker
Rolle der Mitarbeiter bei der Infektionsausbreitung

   Mitarbeiter sind insbesondere eine Gefahr für Mitarbeiter!
Vernetzung Mitarbeiter-Mitarbeiter-Patient

                                                                   • Die Vernetzung des behandelnden Arztes
                                                                   mit Kollegen hat positiven Einfluss auf die
                                                                   Krankenhausverweildauer

                                                                   • Anzahl der Arztvisiten pro Patient hat
                                                                   positiven Einfluss auf die
                                                                   Krankenhausverweildauer

                                                                   • Anzahl der Arztvisiten aus
                                                                   versch. Disziplinen erhöht die Kosten
                                                                   kein Einfluss auf die
                                                                   Krankenhausverweildauer

Uddin Scientific Reports 2016 | 6:20222 | DOI: 10.1038/srep20222
Regionale Effekte des Netzwerks

Courtesy of Dr. T. Donker
Einfluss der regionalen Vernetzung auf die Erregerverteilung

 Am Beispiel der Verteilung von
 S. aureus spa-Typen
 in der Deutsch-Niederländischen Grenzregion
Räumliche Vernetzung

                            Klinische Vernetzung = Regionale Verbreitungsnetzwerke von
                                              Infektionserregern / MRE
Nekkab N, Astagneau P, Temime L,CreÂpey P (2017) Spread of hospital-acquired infections: A comparison of healthcare networks. PLoS Comput Biol 13(8):
e1005666.
Der kürzeste Weg im Gesundheitswesen

 Der zurückgelegte Weg zum Arzt wird mit steigendem alter kürzer

    Patienten ≤18 Jahre      Patienten >18≤60Jahre    Patienten > 60Jahre
Ausbreitungs-/Netzwerkgrenzen

      am Beispiel des Geldnotenumlaufs in den USA

                                C. Thiemann, F. Theis, D. Grady, R. Brune and D.
                                Brockmann
                                PLoS ONE 5, e15422 (2010)
Mobilitätsgrenzen
Innerklinische Vernetzung – Dezentralität

                                        Universitätsklinikum Heidelberg

Courtesy of Prof. F. Günther
Innerklinische Vernetzung –Zentralität

                                         Universitätsklinikum Marburg

Courtesy of Prof. F. Günther
Relevanz des Gesamtnetzwerkes für Übertragungsgeschehen

Clin Infect Dis. 2011 Sep;53(6):532-40. Won et al.
Emergence and rapid regional spread of Klebsiella pneumoniae carbapenemase-producing Enterobacteriaceae.
Corona zeigt uns, wir sind verwundbar!

 • Pandemien wird es “immer” geben:
     • Evolutionsdruck (effiziente Anpassung der mikrobiellen Welt)
     • Schlechte/langsame Anpassung der menschlichen Welt
     • Klimawandel
     • Menschliches Verhalten
     • Handels- und Reiseaktivitäten

 • Sie sind eine Herausforderung für Politik, Gesellschaft & Gesundheitssystem:
     • Unerwartet
     • Schlecht verstanden
     • Ggf. Hohe Sterblichkeiten
     • Ggf. rasante Ausbreitung ohne initiale Therapieoptionen
Einfluss des Menschen auf Pandemien

                                      32
Es ist nur menschlich….

  Alles wird gut werden!
                           Ignoranz
Es ist nur menschlich….

 Ich bin absolut sicher! (und sehe außerdem heute großartig
   aus)
                      Selbsttäuschung

                                                              34
Netzwerke – Fazit

  Kenntnis der eigenen und der umgebenden Strukturen des
  Gesundheitsnetzwerkes ermöglicht :

                                   • Identifikation von zentralen Schnittstellen

                                   • (alternative) Definition von
                                     Risikobereichen

                                   • Bessere Fokussierung von Screening- und
                                     Surveillancemaßnahmen

                                   • Frühzeitige Erkennung und Kontrolle von
                                     „gemeinsamen“ Problemen

                                   • (alternative) Bündelung von Kompetenzen
                                     z.B. im ABS, DS und AMR-Kontrolle
Danke für Ihre
                   Aufmerksamkeit!
Univ.-Prof. Dr. med. Nico T. Mutters, MPH
Direktor, FA f. Hygiene, FA f. Mikrobiologie
 Universitätsklinikum Bonn | Institut für Hygiene &
              Öffentliche Gesundheit
 Venusberg-Campus 1 | Gebäude 63 | 53127 Bonn
              Tel.: +49 228 2871 5520
             nico.mutters@ukbonn.de
                     www.ihph.de
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