Bericht der Fachleute-Befragung von VCÖ und TU-Wien zu "Öffentlicher Verkehr und Covid-19"
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Bräuhausgasse 7-9 Technische Universität Wien 1050 Wien Institut für Verkehrswissenschaften T 01-893 26 97 Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik E vcoe@vcoe.at (TUW-FVV) www.vcoe.at Bericht der Fachleute-Befragung von VCÖ und TU-Wien zu „Öffentlicher Verkehr und Covid-19" Inhaltlich verantwortlich: Harald Frey (TU Wien) Günter Emberger (TU Wien) Helmut Lemmerer (TU Wien) Melissa Kapfenberger (TU Wien) Michael Schwendinger (VCÖ – Mobilität mit Zukunft) Wien, November 2020
Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung.................................................................................................................... 4 1. Hat sich Ihrer Meinung nach das Image des Öffentlichen Verkehrs in der Gesamtgesellschaft im Zeitraum von März 2020 bis dato im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie verändert? .............................................................................................. 6 2. Der Öffentliche Verkehr hat seit März 2020 deutlich weniger Fahrgäste als vor der Covid-19-Pandemie. Wie stark haben Ihrer Meinung nach die folgenden Aspekte den gesamten Fahrgastrückgang beeinflusst? ...................................................................... 7 2.1 Häufig genannte Antworten auf offene Fragen ................................................ 7 3. Wie beurteilen Sie die Reaktionen der Verkehrsunternehmen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie in folgenden Bereichen? ........................................................ 9 3.1 Häufig genannte Antworten auf offene Fragen ................................................ 9 4. Zur Ansteckungsgefahr in öffentlichen Verkehrsmitteln: Sind Ihnen Fälle von Ansteckungsketten mit Covid-19 im Öffentlichen Verkehr bekannt? .......................... 11 4.1 Häufig genannte Antworten auf offene Fragen .............................................. 11 5. Bitte bewerten Sie das Ansteckungsrisiko in den folgenden Bereichen? ............. 13 6. Unabhängig vom allgemeinen Ansteckungsrisiko im Öffentlichen Verkehr? Wie hoch schätzen Sie das Ansteckungsrisiko in den folgenden öffentlich zugänglichen Verkehrsmitteln ein? .............................................................................................................. 14 7. In welchem Ausmaß stimmen Sie den folgenden Aussagen zum Thema Mund- Nasen-Schutz zu? ................................................................................................................... 15 8. Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die folgenden (kurzfristigen) Maßnahmen durch Verkehrsunternehmen, um Fahrgästen das Gefühl hohen Schutzes vor einer Ansteckung in öffentlichen Verkehrsmitteln zu vermitteln?........................................... 16 8.1 Häufig genannte Antworten auf offene Fragen .............................................. 16 9. Durch welche Maßnahmen von Verkehrsunternehmen könnte Ihrer Meinung nach für Fahrgäste die Attraktivität des Öffentlichen Verkehrs im Anschluss an die Covid-19-Pandemie erhöht werden? ................................................................................... 17 9.1 Häufig genannte Antworten auf offene Fragen .............................................. 17 10. Durch welche gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen kann Ihrer Meinung nach die Attraktivität des Öffentlichen Verkehrs in der Gesellschaft in den kommenden Jahren erhöht werden?............................................................................ 18 10.1 10.1 Häufig genannte Antworten auf offene Fragen ..................................... 18 11. Aus Krisen kann gelernt werden. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Erkenntnisse, die Verkehrsunternehmen aus der Covid-19-Pandemie für die Zukunft mitnehmen können? .............................................................................................................. 19 11.1 Wichtigste Erkenntnis: ................................................................................................. 19 2
11.2 Zweitwichtigste Erkenntnis ......................................................................................... 20 11.3 Drittwichtigste Erkenntnis........................................................................................... 21 12. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Maßnahmen, damit der Öffentliche Verkehr in Reaktion auf die Covid-19-Pandemie rasch wieder mehr Fahrgäste gewinnen kann? ...................................................................................................................... 22 12.1 Im Fernverkehr .................................................................................................... 22 12.1.1 Wichtigste Erkenntnis..................................................................................... 22 12.1.2 Zweitwichtigste Erkenntnis ........................................................................... 23 12.1.3 Drittwichtigste Erkenntnis ............................................................................. 23 12.2 Im Nahverkehr ..................................................................................................... 24 12.2.1 Wichtigste Erkenntnis..................................................................................... 24 12.2.2 Zweitwichtigste Erkenntnis ........................................................................... 24 12.2.3 Drittwichtigste Erkenntnis ............................................................................. 25 13. Könnte Ihrer Meinung nach der Öffentliche Verkehr aus der Situation rund um die Covid-19-Pandemie einen Imagegewinn erzielen? ..................................................... 26 13.1 Offene Antworten ............................................................................................... 26 14. Welchen Einfluss hat die Covid-19-Pandemie Ihrer Einschätzung nach längerfristig (nach dem Jahr 2021) auf die Nutzung der folgenden Verkehrsmittel bzw. Aktivitäten? .................................................................................................................... 27 28 15. Wie häufig nützen Sie üblicherweise (also wie vor der Covid-19-Pandemie) persönlich die folgenden Verkehrsmittel? .......................................................................... 29 16. Wie war Ihr persönliches Mobilitätsverhalten während der Covid-19-Pandemie im Durchschnitt der Monate März, April und Mai im Verhältnis zur Zeit vor der Covid-19-Pandemie? .............................................................................................................. 30 3
Zusammenfassung Der Öffentliche Verkehr hat durch die Covid-19 Pandemie viele Fahrgäste verloren. Der VCÖ hat gemeinsam mit der TU Wien im August und September 2020 mehr als 500 Expertinnen und Experten aus Forschung, Wissenschaft, Interessensvertretungen, Verkehrsplanungsbüros, Verwaltung und Unternehmen befragt, welche Maßnahmen es braucht, damit der Öffentliche Verkehr wieder an Fahrgästen zulegen kann. Als wichtigste Maßnahmen werden neben dem verpflichtenden Tragen des Mund-Nasen-Schutzes häufigere Verbindungen zu Stoßzeiten sowie verstärkte Hygiene-Maßnahmen gesehen. Gefordert sehen die Fachleute auch die Bundesregierung, die ökologische Steuerreform vorzuziehen sowie die Städte, eine umfassende Parkraumbewirtschaftung umzusetzen. „Ein größerer Teil des Fahrgastrückgangs ist auf das Ausbleiben von Urlaubsgästen aus dem Ausland, verstärktes Homeoffice, die erhöhte Arbeitslosigkeit und die Absage von Veranstaltungen zurückzuführen. Ein Teil der Fahrgäste ist aber auch auf andere Verkehrsmittel umgestiegen“, erklären VCÖ-Experte Michael Schwendinger und Günter Emberger von der TU Wien. Als kurzfristige Maßnahmen sehen 91 Prozent der Fachleute das verpflichtende Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes als eher oder sehr wichtig an und 89 Prozent die gründliche und sichtbare Reinigung der Abteile und Stationen. Am wenigsten wirksam wird der Verkauf von Mund-Nasen-Schutzmasken in Haltestellen (48 Prozent) und die Sperre der ersten Türe in Bussen (37 Prozent) gesehen. VCÖ und TU Wien haben die Fachleute auch noch langfristigen Maßnahmen befragt: 95 Prozent der Expertinnen und Experten sehen häufigere Verbindungen, um überfüllte öffentliche Verkehrsmittel zu Stoßzeiten zu vermeiden, als wichtige Maßnahme an. 88 Prozent empfehlen verstärkte Hygiene-Maßnahmen und jeweils 78 Prozent sehen verstärkte Kommunikation beziehungsweise ein einheitliches Ticketing für die gesamte Wegekette als wichtig an. Gefordert sehen die Fachleute auch die Bundesregierung. 60 Prozent der Expertinnen und Experten sehen das Vorziehen der ökologischen Steuerreform inklusive CO2-Bepreisung und Reform der Pendlerpauschale als sehr wichtige Maßnahme an, um die Anzahl der Fahrgäste des Öffentlichen Verkehrs wieder zu erhöhen. 59 Prozent sehen eine umfassende Parkraumbewirtschaftung in Ballungsräumen als sehr wichtig an, 50 Prozent die schnelle Umsetzung des 1-2-3 Tickets. 42 Prozent der Expertinnen und Experten sehen gestaffelte Arbeits- und Schulbeginnzeiten als sehr wichtig an, um überfüllte Fahrzeuge zur Stoßzeit zu vermeiden. 4
Die Wichtigkeit des verpflichtenden Tragens des Mund-Nasen-Schutzes steht für die Fachleute außer Streit. 86 Prozent stimmen der Aussage zu, dass der verpflichtende Mund-Nasen-Schutz den Fahrgästen Sicherheit vermittelt, 79 Prozent sehen den verpflichtenden Mund-Nasen-Schutz als wichtig an, damit wieder mehr Personen den Öffentlichen Verkehr nutzen. Zahlreiche Studien im In- und Ausland haben gezeigt, dass der Öffentliche Verkehr kein Covid-19-Cluster ist und keine erhöhte Ansteckungsgefahr besteht. Eine verstärkte Kommunikation der Studienergebnisse, insbesondere mit medizinischen Fachleuten, wird diesbezüglich von vielen Fachleuten als wichtig gesehen. Insgesamt sehen 14 Prozent der Fachleute ein deutlich schlechteres Image des Öffentlichen Verkehrs durch Covid-19 weitere 52 Prozent sehen ein etwas schlechteres Image. 27 Prozent meinen, dass sich das Image nicht verändert hätte und sieben Prozent sehen ein verbessertes Image, weil der Öffentliche Verkehr auch in der Krise gut funktioniert. „Der Verkehr kann seine Klimaziele nur erreichen, wenn der Anteil des Öffentlichen Verkehrs an der Mobilität deutlich steigt. Umso wichtiger ist es, dass sowohl die Verkehrsunternehmen als auch die Politik auf allen Ebenen rasch verstärkte Maßnahmen setzen, damit wieder mehr Menschen mit öffentlichen Verkehrsmitteln statt mit dem Auto fahren“, stellen VCÖ-Experte Michael Schwendinger und Günter Emberger von der TU Wien fest. Informationen mit Ergebnissen zur Befragung sind auch auf der VCÖ-Website veröffentlicht: https://www.vcoe.at/ergebnisse-oev-covid-19 Studien und Untersuchungen aus dem In- und Ausland zeigen, dass die Ansteckungsgefahr im Öffentlichen Verkehr gering ist. Eine Übersicht verschiedener Studien gibt es unter anderem auf dieser Website: https://www.besserweiter.de/wissenschaftsticker-bus-und-bahn.html 5
1. Hat sich Ihrer Meinung nach das Image des Öffentlichen Verkehrs in der Gesamtgesellschaft im Zeitraum von März 2020 bis dato im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie verändert? 6
2. Der Öffentliche Verkehr hat seit März 2020 deutlich weniger Fahrgäste als vor der Covid-19-Pandemie. Wie stark haben Ihrer Meinung nach die folgenden Aspekte den gesamten Fahrgastrückgang beeinflusst? 2.1 Häufig genannte Antworten auf offene Fragen 1. Ansteckung: Viele der befragten Fachleute waren der Meinung, dass die Angst vor Ansteckung mit dem Covid-19 Virus ein wichtiger Grund für den Fahrgastrückgang war. Verstärkt wurde das durch die mediale Berichterstattung und das Fehlen einer Covid-19-Aufklärungskampagne durch die Verkehrsunternehmen. Viele Menschen seien infolgedessen auf das Auto oder Fahrrad umgestiegen. 7
2 Angebot: Das teilweise reduzierte Angebot (Wegfall von ÖV-Angeboten an Wochenenden und zu Nachtzeiten) war aus Sicht der Fachleute ein wichtiger Grund für den Fahrgastrückgang. Auch das vermehrte Arbeiten im Homeoffice und die reduzierten Freizeitaktivitäten der Menschen wurden als Gründe für den Nachfragerückgang genannt. 3 Maske: Einige Fachleute meinen, dass die Mund-Nasen-Schutz-Pflicht eine abschreckende Wirkung haben könnte, insbesondere bei längeren Fahrtzeiten. 4 Verhaltensänderung: Die Pandemie hat zu Verhaltensänderungen geführt: viele Wege werden eingespart. Der Weg zur Arbeit wird z.B. durch Homeoffice ersetzt und der Weg in Geschäfte durch Online Shopping. 8
3. Wie beurteilen Sie die Reaktionen der Verkehrsunternehmen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie in folgenden Bereichen? 3.1 Häufig genannte Antworten auf offene Fragen 1. Hygiene: Die regelmäßige Reinigung/Desinfektion und die allgemeinen Hygienemaßnahmen der Verkehrsunternehmen werden als gut beurteilt. Einige bemängeln, dass das automatische Öffnen aller Türen zu schnell beendet wurde. Außerdem wären Desinfektionsmittelspender wünschenswert. 2. Informationsdefizit: Am Anfang des Lockdowns wurden die Fahrgäste zu wenig informiert, es hat einige Zeit gedauert, bis die Fahrgastinformation zum Standard wurde. Es fehlte an Kampagnen, um das Image des Öffentlichen Verkehrs zu verbessern. Generell wird aus Sicht der Fachleute zu wenig kommuniziert, dass die Gefahr einer Ansteckung im Öffentlichen Verkehr gering ist. 9
3. Angebot: Die Fachleute waren sich einig, dass die Verringerung des Angebots nicht die richtige Lösung ist, da das die Auslastung und somit die Ansteckungsgefahr erhöht. Den Betrieb während des Lockdowns aufrecht zu halten wurde von den Fachleuten als sehr wichtig bewertet. 4 Maßnahmendurchsetzung: Bei der Maßnahmendurchsetzung waren sich die befragten Fachleute nicht einig. Einige bemängeln, dass die MNS-Pflicht kaum kontrolliert werde und es unverständlich sei, warum diese Pflicht nicht auch für Busfahrer in den Wiener Linien gälte. Sie meinen, dass strenge Kontrollen der Maskenpflicht und Sanktionen bei Nichteinhaltung der selbigen bei der überwiegenden Mehrheit der Fahrgäste gut ankämen. Andere Fachleute empfinden die MNS-Pflicht als lästig. 5 Vergünstigungen: Als passend wurde die Reaktion der Verkehrsunternehmen auf die Krise eingestuft, besonders Jugendliche während des Lockdowns gratis fahren zu lassen. Auch die Maßnahme in Tirol, wo Stammkunden mit 10 % Rabatt auf das nächste Stammkundenprodukt belohnt wurden, ist gut angenommen worden. 10
4. Zur Ansteckungsgefahr in öffentlichen Verkehrsmitteln: Sind Ihnen Fälle von Ansteckungsketten mit Covid-19 im Öffentlichen Verkehr bekannt? 4.1 Häufig genannte Antworten auf offene Fragen Viele der Befragten geben an, dass es wohl schwierig ist ein solches Cluster im Nachhinein zu ermitteln, bzw. wenn es doch welche gegeben hat, wurden diese nicht (durch die Medien) kommuniziert. Die meisten (in den Medien präsenten) Cluster beziehen sich auf Urlaubsreisen und Schlachthöfen. Außerdem vermuten einige Befragte, dass das Ansteckungsrisiko stark überschätzt wird. Diesen Eindruck wieder zu korrigieren und damit wieder ein besseres ÖV-Image herzustellen, wird einige Jahre brauchen. Nur eine Person glaubt mit ziemlicher Sicherheit jemanden zu kennen, der sich in der Straßenbahn mit dem Covid-19 Virus infiziert hat. 11
Ansteckungsrisiko: Einige Befragte vermuten, dass das Ansteckungsrisiko stark überschätzt wird. Diesen Eindruck wieder zu korrigieren und damit wieder ein besseres ÖV-Image herzustellen, wird einige Jahre brauchen. 2 Keine: Dem Großteil der Fachleute ist kein Fall einer Ansteckung im Öffentlichen Verkehr bekannt. Manche meinen, dass nur weil keine Fälle bekannt sind, es nicht bedeutet, dass es sie nicht gibt bzw. sie richtig zugeordnet werden. 3 Nachweisbarkeit: Viele der Befragten geben an, dass es schwierig sein könnte einen Cluster im Nachhinein zu ermitteln. 12
5. Bitte bewerten Sie das Ansteckungsrisiko in den folgenden Bereichen? 13
6. Unabhängig vom allgemeinen Ansteckungsrisiko im Öffentlichen Verkehr? Wie hoch schätzen Sie das Ansteckungsrisiko in den folgenden öffentlich zugänglichen Verkehrsmitteln ein? 14
7. In welchem Ausmaß stimmen Sie den folgenden Aussagen zum Thema Mund-Nasen-Schutz zu? 15
8. Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die folgenden (kurzfristigen) Maßnahmen durch Verkehrsunternehmen, um Fahrgästen das Gefühl hohen Schutzes vor einer Ansteckung in öffentlichen Verkehrsmitteln zu vermitteln? 8.1 Häufig genannte Antworten auf offene Fragen Viele Expertinnen und Experten sind der Meinung, dass die Intervalle wieder verdichtet werden sollten. Um ein Gedränge zu vermeiden, soll außerdem die Fahrertüre wieder geöffnet werden. Verkehrsunternehmen in anderen Mitgliedstaaten markieren zB. jeden zweiten Sitzplatz der freibleiben muss, damit der Mindestabstand eingehalten werden kann. Fahrgäste, die sich weigern die Maske überhaupt bzw. richtig aufzusetzen sollten von der Weiterfahrt ausgeschlossen werden. Fachleute weisen zudem auf die Wichtigkeit von Hygienemaßnahmen und guter Durchlüftung hin. Funktionierende Lüftungssysteme sind besonders wirksam, um Ansteckungen zu verhindern. 16
9. Durch welche Maßnahmen von Verkehrsunternehmen könnte Ihrer Meinung nach für Fahrgäste die Attraktivität des Öffentlichen Verkehrs im Anschluss an die Covid-19-Pandemie erhöht werden? 9.1 Häufig genannte Antworten auf offene Fragen Viele Fachleute geben an, dass eine Verdichtung des Intervalls notwendig ist. Außerdem sollen Markierungen von freizuhaltenden Sitzplätzen in den Garnituren angebracht werden. Auch die Reinigung der Fahrzeuge sowie eine angemessene Durchlüftung der Fahrzeuge werden als wichtige Maßnahmen genannt. Einige Fachleute geben an, dass eine Komforterhöhung für die Fahrgäste erzielt werden kann, wenn das Abnehmen des Mund-Nasen-Schutzes auf Sitzplätzen gestattet wäre, insbesondere im Fernverkehr. Außerdem nennen Expertinnen und Experten die rasche Einführung des 1-2-3 Tickets und die Sicherung der Finanzierung von sinnvollen Covid-19-Gegenmaßnahmen der Verkehrsunternehmen durch die öffentliche Hand. Generell müsse der Öffentliche Verkehr schneller werden, direkte Verbindungen ausbauen und die Netzverdichtung in der Peripherie fördern, damit er attraktiv gegenüber dem Autoverkehr wird. Verkehrsunternehmen sollen auch aktiv gegen den Autobahnbau, zu niedrige Kfz-Steuern und fehlende Kerosinsteuer eintreten. 17
10. Durch welche gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen kann Ihrer Meinung nach die Attraktivität des Öffentlichen Verkehrs in der Gesellschaft in den kommenden Jahren erhöht werden? 10.1 10.1 Häufig genannte Antworten auf offene Fragen Viele der befragten Expertinnen und Experten sind der Meinung, dass ein weiterer Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel (besonders im ländlichen Raum) dabei helfen würde, die Attraktivität des Öffentlichen Verkehrs zu steigern. Es sollte vertaktete, zumindest stündliche (besser noch: halbstündliche) regionale Buslinien in allen Bundesländern geben. Besonders die Pünktlichkeit und die Intervalldichte steht hierbei eine Rolle. Auch eine Einschränkung des Autoverkehrs und damit verbundene Parkverbote in Ballungsräumen, wo es gute ÖV-Anbindungen gibt wird gewünscht. Stattdessen sollten Investitionen in den Öffentlichen Verkehr getätigt werden und bessere Möglichkeiten der Fahrradmitnahme bzw. bessere Anfahrtswege und Abstellmöglichkeiten an den Bahnhöfen geschaffen werden. 18
11. Aus Krisen kann gelernt werden. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Erkenntnisse, die Verkehrsunternehmen aus der Covid-19- Pandemie für die Zukunft mitnehmen können? 11.1 Wichtigste Erkenntnis: 1. Kommunikation: Als zentrales Element sehen viele Fachleute von Anfang an schnelle, umfassende, verlässliche und klare Informationen sowie Kommunikation von Maßnahmen im Öffentlichen Verkehr. Die Botschaft, dass man auf keinen Fall mit der Bahn fahren sollte, ist für die Branche fatal und darf nicht vermittelt werden. Auch als wichtig wird gesehen, dass es mehr Zugriff auf gesicherte Informationen gibt. Sicherheitsbedenken hoch zu priorisieren und Ängste ernst zu nehmen und offen anzusprechen ist notwendig. 2. Hygiene: Die Fachleute sind sich einig, dass die Wichtigkeit von Hygiene- und Sicherheitsstandards anerkannt werden muss. Besonders die Sauberkeit des Öffentlichen Verkehrs sei zu verbessern. Auch die regelmäßige Wartung/Reinigung der Lüftung/Klimaanlagen sei in Bezug auf Hygiene sehr wichtig. Einige Fachleute meinen, dass in den Nahverkehrszügen die Sitzreihen zu eng hintereinander seien, sodass der nötige Mindestabstand nicht eingehalten werden könne. 3. Maßnahmendurchsetzung: Der Großteil der Fachleute spricht sich für eine strenge Kontrolle und eine ausnahmslose Verpflichtung des richtigen Tragens des Mund-Nasen-Schutzes aus. Auch verpflichtende Maßnahmen zum Gesundheitsschutz für Lenkerinnen und Lenker sowie Fahrgäste (z.B. obligatorische Trennscheibe zum Lenkerplatz in Linienbussen) werden als wichtig angesehen. Es wird ebenfalls angemerkt, dass die Verringerung der Ansteckungswahrscheinlichkeit durch betriebliche (Reinigung, Besetzungsgrenzen) und konstruktive (Innenraumgestaltung, Berührungslosigkeit) Maßnahmen in der Vergangenheit vernachlässigt worden seien. 4. Angebot: Viele Fachleute sind der Meinung, dass Flexibilität und Steigerung der Angebote, sowie Verdichtung der Intervalle (auch konträr zum Fahrgastaufkommen) wichtige Maßnahmen seien, denn weniger Fahrgäste pro Fahrt erhöhen das Sicherheits- bzw. Komfortgefühl der Fahrgäste. Um den geringeren Bedarf auszugleichen ohne die Frequenz merklich zu reduzieren, sei eine Kooperation von verschiedenen Betreibern sinnvoll. Für die große Mehrheit der Fachleute ist die Infrastruktursicherheit überlebenswichtig, deshalb ist der Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes notwendig. Der Öffentliche muss gegenüber dem Pkw-Verkehr krisenfester und unverzichtbarer werden: Eine massive Investition in Öffentliche Verkehrsangebote wird als notwendig angesehen. 5. Reaktionsfähigkeit: Die meisten Befragten sind sich einig, dass das Ausarbeiten von Pandemieplänen für unterschiedlichste Szenarien notwendig sei, um in Krisensituationen vorbereitet zu sein und eine schnelle, entschlossene Reaktion auf unerwartete Ereignisse zu ermöglichen. Rasches Krisenmanagement und Maßnahmendurchsetzung seien wesentlich. 19
11.2 Zweitwichtigste Erkenntnis 1. Kommunikation: Viele Befragten meinen, dass der Stellenwert des Öffentlichen Verkehrs als systemerhaltende Infrastruktur im öffentlichen und politischen Diskurs selbstbewusster in den Vordergrund zu stellen sei. Ebenfalls hilfreich könne die Kommunikation der zu erwartenden Belegung von Verkehrsmitteln (z.B. in der Auskunfts-App der Verkehrsunternehmen) sein, um die Attraktivität des Öffentlichen Verkehrs zu steigern und Aufkommensspitzen zu verringern. Auch die Verhaltensregeln im Öffentlichen Verkehr müssten klar kommuniziert und überwacht werden, um ein kollektives Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Vertrauen in den Öffentlichen Verkehr müsse gepflegt werden. 2. Angebot: Auch hier wird von vielen Fachleuten betont, dass das Angebot bzw. die Frequenzen nicht ausgedünnt werden dürfen, sondern verlässliche und regelmäßige Fahrpläne eingehalten werden sollen. Mehr Raum für Fahrgäste durch großzügigere Plätze statt überfüllte Busse und Bahnen seien anzustreben. Daher sollen Angebote ausgebaut und für mehr Komfort gesorgt werden (= eigener Sitzplatz und kein Stehplatz). 3. Kooperation: Einige Befragte meinen, dass es ohne die Kooperation mit Schulen und großen Betrieben nicht funktionieren werde. Stoßzeiten müssen künftig vermieden werden (durch gestaffelten Schulbeginn, Gleitzeitregelungen in Unternehmen etc.). Ebenfalls als wichtig angesehen wird ein fachlicher Austausch mit anderen Verkehrsunternehmen. 4. Sicherheit: Viele Befragte sehen es als essenziell an, rasch ein Sicherheits- und Schutzkonzept für die Passagiere vorzulegen. Das Personal sowie die Kundinnen und Kunden sollen bestmöglich geschützt werden und sich sicher fühlen. Denn die Anzahl der "überzeugten" oder "gezwungenen" Fahrgäste ist offenbar geringer als gedacht: Viele haben die Mobilität auf andere Verkehrsträger verlagert oder reduziert. Sehr hohe Auslastungen bzw. Überlastung werde in Zukunft nicht nur als komfortrelevantes, sondern auch als sicherheitsrelevantes Thema wahrgenommen werden. Deshalb sei es notwendig, möglichst viele Maßnahmen durchsetzen, um das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste zu stärken. 5. Information: Einige Fachleute sind der Meinung, dass laufende Informationen und Kampagnen die Einhaltung bzw. Akzeptanz der Maßnahmen erhöhen. Die Transparenz bei Informationen und bei der Beantwortung von Fragen und Anregungen zeigt Kundinnen und Kunden, dass sie ernst genommen werden. Daten müssen gesammelt, zugänglich gemacht und analysiert werden. Es müsse der Bevölkerung außerdem in Erinnerung gerufen werden, dass der Klimawandel nach wie vor eine reale Bedrohung ist. 6. Hygiene: Auch hier betonen die Fachleute, dass Hygienemaßnahmen langfristig nötig bleiben. Der Anspruch der Fahrgäste an Sauberkeits- und Hygienestandards steige nachhaltig, deshalb sei es notwendig zu zeigen, dass sich die Verkehrsunternehmen auf diesem Gebiet einsetzen. 20
7. Kontrolle: Bei dem Thema Maßnahmendurchsetzung und ihrer Kontrolle gehen die Meinungen der Fachleute auseinander: einige sprechen sich für eine regelmäßige Erinnerung und Überwachung der Einhaltung der MNS-Pflicht aus, während andere wenige vorschlagen, das Tragen des MNS freiwillig zu machen. 11.3 Drittwichtigste Erkenntnis 1. Maßnahmendurchsetzung: Die Fachleute sind grundsätzlich der Meinung, dass das Fehlverhalten von einzelnen Fahrgästen die Attraktivität des Öffentlichen Verkehrs verringert. Dem könne am sinnvollsten durch verstärkte Präsenz von Personal begegnet werden. Außerdem sei es wichtig, Maßnahmen klar zu kommunizieren. Auch die Androhung von Strafzahlungen und die Kontrolle dieser durch qualifiziertes Personal seien teilweise notwendig. Einige nennen auch die Idee, die Lüftung verstärkt auch als Filterung einzusetzen. Schlussendlich wird auch die Regulierung des Autoverkehrs angedacht: die Verteuerung des Pkw-Stadtverkehrs (durch Parkgebühren, Einfahrtsgebühren) sowie eine flächendeckende Pkw-Maut auf allen Straßen, werden als Vorschläge genannt. 2. Staffelung: Eine Staffelung der Stoßzeiten (Entzerren der Beginnzeiten von Schulen, Bildungseinrichtungen und Arbeitsbeginnzeiten) wird hier genannt. Andere meinen, dass flexible Arbeitsmodelle die klassischen Stoßzeiten verändern werden. 3. Kooperation: Einige meinen, dass der Aufbau einer vertrauensvollen Kooperation mit den zuständigen Behörden sowie der Verkehrsunternehmen untereinander notwendig sei. Auch angedacht werden flexible Verträge mit Subunternehmen und Sub-Beschäftigte, um Krisen besser abfedern zu können. 4. Sicherheit: Der Ansicht der befragten Fachleute nach ist vor allem das Vertrauen in die Verkehrsunternehmen in Krisenzeiten wichtig. Die Aufrechterhaltung des Betriebs (auch in geringerem Umfang) vermittle Sicherheit in der Krise. Außerdem sei es wichtig, dass die von den Verkehrsunternehmen gesetzten Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit für die Fahrgäste deutlich erkennbar sind, besonders die Sauberkeit der Fahrzeuge wird hier hervorgehoben. 5. Angebot: Auch hier haben viele Fachleute angemerkt, dass der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs sehr wichtig sei. Die einfache Nutzung und einfache Bezahlung sollten im Mittelpunkt stehen. Wenn möglich, sollten Angebot und Frequenz nicht reduziert werden. Auch Alternativen bzw. integrierte Ergänzungsangebote wie zum Beispiel Bike-Sharing wären sinnvoll. 21
12. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Maßnahmen, damit der Öffentliche Verkehr in Reaktion auf die Covid-19-Pandemie rasch wieder mehr Fahrgäste gewinnen kann? 12.1 Im Fernverkehr 12.1.1 Wichtigste Erkenntnis 1. Kommunikation: Viele Fachleute meinen, dass es wichtig für die Verkehrsunternehmen sei, ihr ökologisches Image zu stärken. Auch die Kommunikation über die zu erwartende Auslastung anhand von Reservierungsdaten, um Fahrgästen ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln, sei eine geeignete Maßnahme. Diverse Infokampagne zu dem geringen Ansteckungsrisiko im Öffentlichen Verkehr könnten dazu beitragen, Kundinnen und Kunden (wieder) zu gewinnen. 2. Hygiene: Die meisten befragten Fachleute finden es wichtig, dass die Züge regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden und dass das auch klar an die Fahrgäste kommuniziert wird. Ebenfalls wichtig sei regelmäßiges Lüften und die Durchsetzung der Mund-Nasen-Schutz-Pflicht. 3. Sicherheit: Die Vermittlung eines Sicherheitsgefühls durch Maßnahmen (inkl. Bereitstellung ausreichender Kapazitäten zur Vermeidung von überfüllten Fahrzeugen), ein verlässliches Contract Tracing und eine verpflichtende Sitzplatzreservierung (Reservierungsmöglichkeit eines Doppelsitzes), werden hier von den Fachleuten als geeignete Maßnahmen genannt. Die Meinungen der befragten Personen hinsichtlich der MNS-Pflicht gehen stark auseinander. Während einige strenge Kontrollen fordern, meinen die anderen, dass man den MNS (besonders bei langen Zugreisen) nicht erzwingen sollte. 4. Angebot: Eine Vergrößerung der Beförderungskapazität und ein Sitzplatzmanagement (mehr Abteile, weniger Großraum) zur Ermöglichung des Mindestabstandes, sowie sehr flexible Reaktionen auf Ticketumbuchungen sind in den Augen der Fachleute wichtig. Außerdem solle das Angebot auch bei geringerer Auslastung nicht reduziert werden. Ebenfalls wichtig sind den Fachleuten pünktliche und zuverlässige Verbindungen, ein attraktiver Fahrplan und konkurrenzfähige Fahrpreise. Einige Befragte bemängeln, dass der Fernverkehr keine stressfreie Mitnahme eines Fahrrades ermögliche. Die Radmitnahme im Zug müsse unkomplizierter werden, damit auch die Kombination Rad und Bahn intensiver genützt werde. 5. Besteuerung: Die „Budgetlücke“ aufgrund der Pandemie sollte aus erhöhten Kfz- und Flugverkehrsbezogenen Abgaben (MÖSt, NoVA, Kerosinsteuer, Maut) finanziert werden. Generell müsste für Kostenwahrheit bei den Flugpreisen gesorgt werden.´ 22
12.1.2 Zweitwichtigste Erkenntnis 1. Angebot: Bezüglich des Angebots sind viele Fachleute der Meinung, dass es verdichtet werden muss. Internationale Verbindungen, die mit dem Flugverkehr konkurrieren können, wären notwendig. Es sollte keine Aufpreise für Reservierungen geben. Der Nachtfernverkehr solle ausgebaut und preislich attraktiver werden (auch für Geschäftsreisende). 2. Sicherheit: Die Mehrheit der befragten Fachleute ist für eine Kontrolle der MNS- Pflicht mit gleichzeitiger Strafe und konsequenter Exekution. Einige sind aber der Ansicht, dass eine Lockerung der Maßnahmen angebracht wäre. 3. Kommunikation: Die Verkehrsunternehmen müssen für klare Schutzmaßnahmen in der Bahn und ihre Kommunikation sorgen. Außerdem solle vermehrt für den Fernverkehr geworben werden. Ein öffentlicher Imagewandel muss durch Bundesregierung herbeigeführt werden. 4. Hygiene: Sehr wichtig sei die Sauberkeit (laufende Desinfektion samt Anzeige der Erledigung). Ebenfalls als wichtige Maßnahme wird die gute Belüftung der Waggons gesehen. 5. Verlässlichkeit: Einige Fachleute betonen die Wichtigkeit von pünktlichen Abfahrts- und Einfahrtszeiten: es darf zu keinen Verspätungen kommen (auch wegen den Anschlusszügen). 12.1.3 Drittwichtigste Erkenntnis 1. Angebot: Die Schaffung ausreichender Kapazität wurde genannt, vor allem, damit die MNS-Pflicht bald entfallen kann. Der Fahrplan müsse verdichtet werden und die Strecken sollen ausgebaut werden. Es werden auch gute Angebote für Stammgäste (z.B. die Verlängerung der Österreich-Card um 2-3 Monate) und auch preisliche Anreize für selten Fahrende angeraten. 2. Hygiene: Auch hier wird vermehrt die Reinigung und Hygiene der Fahrzeuge (und Toiletten) als wichtige Maßnahme genannt. Es sollen Desinfektionsmittel für die Fahrgäste zur Verfügung stehen, um den Fahrgästen ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. 3. Sicherheit: Der Fokus der Verkehrsunternehmen müsse auf Sicherheit, Zuverlässigkeit und Komfort liegen. Dabei sollte vor allem Überfüllung der Fahrzeuge vermieden werden. Auch hier wird von einigen einerseits das Tragen des MNS und die Kontrolle dessen durch qualifiziertes Personal gefordert, andererseits wünschen sich andere den Wegfall der Maskenpflicht, dafür klare Abstandsregeln. 4. Kommunikation: Wichtig wäre ein Hinweis auf das geringere Ansteckungsrisiko im Zug als im Flugzeug und entsprechendes Marketing und Werbung. Auch Informationen über die Luftzirkulation und Klimaanlagen (und wie sich Viren verteilen) sind essenziell, um Fehlinformationen zu vermeiden. 5. Staatseingriffe: Viele Fachleute betonen die Wichtigkeit von verkehrsstromsteuernden Rahmenbedingungen durch die Umsetzung verkehrspolitischer Steuerungsmaßnahmen in diesem Zusammenhang. Die Versteuerung des Flugverkehrs und eine flächendeckende Lkw-Maut auf allen Straßen werden hier als Beispiele genannt. 23
12.2 Im Nahverkehr 12.2.1 Wichtigste Erkenntnis 1. Angebot: Als wichtigste Maßnahme im Nahverkehr wird von vielen Fachleuten die Schaffung zusätzlicher Beförderungskapazitäten in Spitzenzeiten (Intervall- und Angebotsverbesserungen) genannt. Auch nahtlose Umsteigemöglichkeiten für einen bequemen Umstieg sind hier relevant. Die Möglichkeit der Mitnahme von Fahrrädern (Entwicklung multimodaler Wegeketten ohne Automobil) wird auch als wichtiges Thema genannt. 2. Sicherheit: Viele Fachleute sehen es als unerlässlich an, die Einhaltung der gesundheitsrelevanten Sicherheitsvorschriften (und Sanktionierung der Nichteinhaltung dieser) konsequent durchzuführen. Es sollten außerdem alle Züge klimatisiert werden, damit das Tragen des MNS zumutbar ist. 3. Kommunikation: Regelmäßige Kampagnen zu den Vorteilen des Öffentlichen Verkehrs sind laut den befragten Fachleute genauso wichtig wie Information und gutes Service. Durch Kommunikation könne das Vertrauen wiederhergestellt werden. Dabei sollten fundierte Informationen, dass eine Fahrt im Nahverkehr - unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen und Regeln - risikoarm ist, im Mittelpunkt stehen. 4. Staatseingriffe: Die Fachleute sind auch hier dafür, dass die Kostenwahrheit im Verkehr umgesetzt wird. Der Staat solle Finanzierungszusagen für die Einnahmeeinbußen der öffentlichen Verkehrsunternehmen („ÖV-Rettungsschirm“) zusichern. Eine verstärkte Umsetzung von Parkraummanagement (Bewirtschaftung und/oder Reduktion von Pkw-Parkplätzen) in Ballungsräumen sei eine weitere gute Möglichkeit. 5. Hygiene: Die Verkehrsunternehmen sollen Möglichkeiten zum Händewaschen und zur Desinfektion anbieten. Mehr und sauberere öffentliche Toiletten auf Bahnhöfen und in Stationen sollen angeboten werden. Die Verringerung der Ansteckungswahrscheinlichkeit soll durch betriebliche (Reinigung, Besetzungsgrenzen) und konstruktive (Innenraumgestaltung, Berührungslosigkeit) Maßnahmen erreicht werden. 12.2.2 Zweitwichtigste Erkenntnis 1. Angebot: Die Fachleute sind sich einig, dass mehr Angebot und mehr Personal wichtig für die Sicherheit und für das Entzerren der Fahrgastströme seien. Außerdem sollen die Ticketpreise konkurrenzfähig gestaltet werden. 2. Sicherheit: Regelmäßige und umfassende Informationen zur Sicherheit des Öffi- Fahrens in Bezug auf die Ansteckungsgefahr sowie eine Kontrolle der MNS-Pflicht und ein umfassendes Contact Tracing sind laut vielen ExpertInnen unerlässlich. 3. Kommunikation: Die Kommunikation der Umsetzung von eindämmenden Maßnahmen wird als wichtige Maßnahmen gesehen. Auch eine Imagekampagne wäre notwendig, bei der man das Infektionsrisiko realistisch darstellt und gleichzeitig das ökologische Image stärkt. 24
4. Staatseingriffe: Die Fachleute sind auch hier dafür, dass die Kostenwahrheit im Verkehr umgesetzt wird. 5. Hygiene: Viele Fachleute betonen die Relevanz von Sauberkeits- und Hygienemaßnahmen. 12.2.3 Drittwichtigste Erkenntnis 1. Information: Die Informationen zu der zu erwarteten Auslastung wird hier genannt, damit hoch ausgelastete Fahrten vermieden werden können. Die Fachleute raten außerdem dazu, die ökonomisch-preislichen Vorteile gegenüber dem Pkw klar zu kommunizieren. 2. Angebot: Einige Fachleute sprechen sich für neue Ticketvarianten für Menschen mit Homeoffice aus, während sich andere verbilligte Tickets für einen kurzen Zeitraum wünschen. Auch eine Förderung von kombinierter Mobilität mit Fahrrad wird als sinnvoll angesehen. Auch hier wird wieder betont, dass Stoßzeiten abgefangen werden müssen (Angebot erhöhen und/oder Arbeits- und Schulbeginnzeiten staffeln) 3. Maske: Bei der MNS-Pflicht sind sich die Fachleute uneinig: Viele sprechen sich für eine Maskenpflicht und höhere Strafen bei nicht Einhaltung derselbigen aus, während andere für die Aufhebung der MNS-Pflicht sind. 4. Staatseingriffe: Einige sind der Meinung, dass sich Wirtschaftsunternehmen ab einer gewissen Größe zum Beitrag für die Anreise mit dem Öffentlichen Verkehr ihrer Beschäftigten verpflichten sollten. Viele fordern die Kostenwahrheit und Beschränkungen für den Pkw-Verkehr. 5. Sicherheit: Einige Fachleute sind der Meinung, dass die Präsenz von Personal in öffentlichen Verkehrsmitteln zur Erhöhung des Anreizes der Einhaltung von Maßnahmen beitragen könnte. Außerdem sollen die Angestellten so gut wie möglich geschützt werden (z.B. durch Plexiglaswände). Auch eine automatische Türöffnung wäre aus hygienischen Gründen ratsam. 25
13. Könnte Ihrer Meinung nach der Öffentliche Verkehr aus der Situation rund um die Covid-19-Pandemie einen Imagegewinn erzielen? 13.1 Offene Antworten Einige Expertinnen und Experten geben an, dass der Öffentliche Verkehr seine Systemrelevanz betonen und auf seine Leistungsbereitschaft in Krisenzeiten hinweisen sollte (auch während des Lockdowns). Auch kommuniziert werden sollte, dass der Öffentliche Verkehr für saubere Luft sorgt und es hier eine Korrelation zu Covid-19 Fällen gibt. Die Covid-19 Pandemie ist außerdem nicht die einzige Krise, die Klima- und Nachhaltigkeitswende muss beschleunigt werden. Dafür braucht es die Mobilitätswende und starken Öffentlichen Verkehr. Die Positionierung als sicheres, schnelles und günstiges Verkehrsmittel wird auch von einigen Experten geraten. Das Angebot sollte auch fortlaufend verbessert werden, um einen Imagegewinn zu erreichen. 26
14. Welchen Einfluss hat die Covid-19-Pandemie Ihrer Einschätzung nach längerfristig (nach dem Jahr 2021) auf die Nutzung der folgenden Verkehrsmittel bzw. Aktivitäten? 27
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15. Wie häufig nützen Sie üblicherweise (also wie vor der Covid-19- Pandemie) persönlich die folgenden Verkehrsmittel? 29
16. Wie war Ihr persönliches Mobilitätsverhalten während der Covid-19- Pandemie im Durchschnitt der Monate März, April und Mai im Verhältnis zur Zeit vor der Covid-19-Pandemie? 30
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