Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr 2018-04 - VCÖ
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Datenanalysten sorgen für verlässliche Züge. Und eine pünktliche Umarmung. Das ist Ingenuity for life. Fahrgäste erwarten einen reibungslosen Eisenbahnverkehr. Siemens hilft den Österreichischen Bundesbahnen dabei, die Betriebsdaten ihrer Züge auszuwerten. Störungen lassen sich damit vorhersehen und Verspätungen vermeiden. So kommen Reisende rechtzeitig zu ihrem Lieblingstermin: nach Hause. Verwirklichen, worauf es ankommt. Das ist Ingenuity for life. siemens.at/ingenuityforlife
Mobilität mit Zukunft 4/2018 Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr 3 Dank Impressum VCÖ Als Autor zu zitieren: Publikationen des VCÖ dienen der fachlich 1050 Wien VCÖ, Wien, Österreich fundierten Aufbereitung beziehungsweise Bräuhausgasse 7–9 Diskussion von Themen aus dem Bereich T +43-(0)1-893 26 97 Medieninhaber, Herausgeber Mobilität, Transport und Verkehr. Die Art der E vcoe@vcoe.at und Verleger: www.vcoe.at VCÖ, 1050 Wien Behandlung der Inhalte und die erarbeiteten ZVR-Zahl 674059554 Ergebnisse müssen nicht mit der Meinung der VCÖ (Hrsg.): unterstützenden Institutionen und Personen „Mobilitätswende braucht Titelbild: Manuela Tippl mehr Öffentlichen Verkehr“ (Fotos von Marco Verch, ÖBB, übereinstimmen. VCÖ-Schriftenreihe VCÖ) „Mobilität mit Zukunft“ Lektorat: Gedankt sei allen, die die Herausgabe dieser 4/2018 Karl Regner Publikation finanziell unterstützt haben. Wien 2018 Übersetzung: ISBN 978-3-901204-99-7 Sylvi Rennert Layout: VCÖ 2018 Druck: gugler GmbH, Auf der Schön 2 3390 Melk Erstellt durch Beiträge von: ● Inhaltliche Mitarbeit ● Inhaltliche Inputs ● VCÖ-Redaktionsteam Wittowsky Dirk Haider Sattler Tobias Uwe Gratzer Christian Gerster Kehrer Christoph Gies Johannes Jürgen Rasmussen Brandl Ulla Hannes Schaaffkamp Skala Christoph Schaaffkamp Franz Julia Schwendinger Julian Juhasz Michael Friedwagner Nolte Mehlert Pasold Andreas Andreas Christian Stephanie Zietz Axel Nakkash Rüger Preslmayr Claus Nabil Frewein Elisa Markus Bernhard Thomas Huang Fartacek Stöger Ziyi Florian Fürdös Inserate: Ruth Alexander Gansterer Linz Linien AG Markus ÖBB Holding Eder Nowak Knoll Salzburger Verkehrsverbund GmbH Linda Willi Loris Siemens AG Seer Stefan Wiener Linien GmbH & Co KG
4 Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr Mobilität mit Zukunft 4/2018 Unser Ziel: Täglich rund 1,3 Mio Reisende in ganz Österreich zu verbinden. Und mit der neuen ÖBB Pendlerplaylist auf Spotify kommen sie nicht nur sicher und bequem, sondern auch ganz entspannt an! Alle Infos auf konzern.oebb.at Jetzt reinhören: ÖBB Pendlerplaylist auf Spotify!
Mobilität mit Zukunft 4/2018 Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr 5 Vorwort Der Beitrag des Öffentlichen Verkehrs zur Lebensqualität der Bevölkerung durch Verkehrssicherheit, Klimaschutz oder garantierte Mobilität für jugendliche und ältere Menschen ist gigantisch. Und Österreichs Unternehmen schaffen mit Nie- derflur-Fahrzeugen, Signaltechnik oder Schienen-Produktion eine Standortqualität, die viel zu oft unbeachtet bleibt in den vergangenheitsverhafteten Versuchen, eine veränderungsresis- tente Autoindustrie am Leben zu erhalten. Über eine Million Men- » Individuelle Mobilität braucht gute schen in Österreich nüt- öffentlich zugängliche Verkehrsmittel. « zen täglich den Öffentli- chen Verkehr, manchmal nur für kurze Wege, ein anderes Mal für die große Reise. Diese individuelle Mobilität entsteht erst durch die Freiheit, das Ver- kehrsmittel und den Zeitpunkt der Benützung wählen zu kön- nen. Ein qualitativ hochwertiges Angebot öffentlich zugängli- cher Verkehrsmittel ist Voraussetzung für individuelle Mobilität, Auto-Abhängigkeit behindert individuelle Mobilität. In einer sich transformierenden Verkehrswelt kommt auch der klassische Öffentliche Verkehr unter Druck. Es bleibt wich- tig, dass dieser fahrplandicht und im Takt verläuft. Doch auch Verknüpfung mit Carsharing oder Fahrradverleih am Bahnhof sowie Echtzeit-Information am Smartphone zu Fahrzeiten und Sitzplatzangebot werden erwartet. Ob das Fahrzeug dann auto- matisiert unterwegs ist, ist ebenso wenig relevant für Fahrgäste wie der Name der Organisation, die das Fahrzeug betreibt. Wenn wir dann im Jahr 2050 multimodal vernetzt vielfältige Fortbewegungsformen öffentlich zugänglich individuell nutzen, wird uns das platzaufwändige Privat-Auto ähnlich wenig abge- hen wie ein Privat-Flugzeug. Die klugen Worte, dass „Bedingungen für Möglichkeiten zu schaffen“, der engere politische Auftrag sei, heißen für den Öf- fentlichen Verkehr Infrastrukturen wie Bahntrassen zu schaffen oder Bahnhöfe zu zentralen Orten der Begegnung in Gemein- den umzugestalten. Dafür ist das nötige Geld in die Hand zu nehmen. So wird zukünftigen Generationen Mobilität garan- tiert und – fast nebenher – die Erreichung der Klimaziele der globalen Gemeinschaft unterstützt. Willi Nowak VCÖ-Geschäftsführung
Wiens größte Das bringt das Untergrundbewegung. Linienkreuz U2/U5: • mehr direkte Verbindungen – kürzere Reisezeiten • entlastet stark frequentierte Linien und Stationen • dritte S-Bahn-Anbindung für Pendler aus dem Süden • noch leistungsfähigeres Öffi-Netz • Kapazitäten für die Zukunft Nußdorf Strebersd Jedlersd orf in der wachsenden Stadt orf Brünner Straße Heiligens Oberdöb tadt ling Neue Don au Floridsdo rf Krottenb Siemens- achstr. straße Gersthof Nußdorfe Spittelau Jäger- Groß r straße Währinge Straße Handelska Aderklaae r Straße- i Volksope Dresdner Rennbahn Hernals Michelbeu r weg ern-AKH Straße Kagraner Platz Elterleinp Friedensb Traisenga Kagran latz Franz-Jo rücke sse sefs- Alte Don Bahnhof au Ottakring Kaisermü Alser Arne- Roßauer hlen - Carlsson- Lände VIC Straße Park Donauinsel Kendlerst Josefstäd Schottenr raße Straße ter Frankhpla ing tz Taborstra Hütteldo ße Vorgarten rfer straße Straße Thaliastr Erzherz aße Schottent Karl-Stra John- or Nestroyp l. Messe-P straße Praterster rater Breitense Burggass n e e- Schwegle Stadthalle Rathaus m r- riu straß Schweden Krieau ato e . platz an Penzing rg -S orf u Westbah gle se Au Zie as rsd ga do der rf nhof ng rke idlin ers rre r Stadion Stadlau Pu We Had olf in He nto W . be Donaust eig - ug Stu adt- it Gumpend ba Volks- brücke Ve chw orfer N eu S t. n s Straße thea ter Landstraß ter Brau se - e Un g a s te n Step hansplatz (Bhf. Wien Mitte) are Museum rg l - s- rf it a m quar tier Roch ldo Ve M rte ra usgasse Donaum tte St. g gü Pilgasse arina Hü er tzin nn e . g Kardinal- Nagl-Pla Ob Hie nb ru aß ldg Karlsplatz tz hö tstr nfe Schlacht Sc up ge hausgass Ha Län n- Stadt- e g tte n- park idlin Niederho Ke cke se Erdberg straße f- s Speising Me brü ga Praterkai Bahnhof Reinprec Gasomete htsdorfer r Meidling Straße Taubstum gasse men- Rennweg Zipperer- Matzleins straße Platz dorfer Südtiroler Hetzendo Haup Platz Biocente rf tbahnhof r St. Marx Vienna- Enkplatz Tschertte Quartier Haidestra gasse Belveder Geiselbe ße Atzgersd Gußriege e rgstr. orf Am Schö Schedifka lstraße pfwerk platz Schöpfwe rk Simmering Alterlaa Gutheil- Liesing Schoder-G Wienerbe Keplerpla Erlaaer Straß . rg tz e Inzersdor f Perfektas Lokalbah traße n Grillgasse Neu Erlaa Reumannp latz Troststra Zentralfri Schönbru ße edhof nner Allee Siebenhi Vösendor rten f-Siebenh Altes Land irten Blumenta gut l WLB Wiene Kledering r Neudorf, Baden (Endst Alaudaga Kaisereb ation) sse ersdorf Neulaa Oberlaa Schwecha t U2U5_Linienkreuz_Inserat_neu_185x136ssp.indd 1 10.10.18 12:55 Städtische Mobilität der Zukunft Rund 120 erfolgreiche Jahre liegen auf dem Weg vom Be Über 100 Millionen Fahrgäste treiber einer Tramway zum modernen Mobilitätsanbieter. jährlich sprechen eine eindeutige Damals wie heute gilt – persönliche Mobilität ist eines Sprache: Die LINZ AG LINIEN der wichtigsten menschlichen Bedürfnisse und ihre sind in Oberösterreich das füh Bedeutung wird weiter zunehmen. rende Unternehmen im öffentli chen Personennahverkehr. Um In Ballungszentren ist die strategische Ausrichtung von Verkehrsun weltfreundlichkeit, Komfort und ternehmen an den Mobilitätsanforderungen der Bevölkerung unver Sicherheit sind das Erfolgsrezept zichtbar. Durch den laufenden Ausbau des bedarfsgerechten Ange für immer mehr zufriedene Fahr bots sowie die Modernisierung der Infrastruktur und des Fuhrparks gäste. Um den Mobilitätsansprü sind die LINZ AG LINIEN nicht nur eines der modernsten Verkehrsun chen der Kundinnen und Kunden auch künftig gerecht zu werden, ternehmen in Europa, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsmotor. kooperieren die LINZ AG LINIEN mit verschiedenen Mobilitäts Mit dem hohen Anteil an EMobilität durch den Einsatz von Stra partnern. Durch die sukzessive Ergänzung des Öffentlichen Ver ßenbahnen und OBussen sowie der Busflotte mit Erdgasantrieb kehrsangebots mit Dienstleistungen wie AST (AnrufSammelTaxi), wird ein wertvoller Beitrag für die Umwelt geleistet. Carsharing oder Leihfahrrädern entsteht für die Fahrgäste ein at traktives Mobilitätspaket als flexible Alternative zum eigenen PKW. Die Serviceleistungen der LINZ AG LINIEN vernetzen die Stadt und damit alle Wege der Kundinnen und Kunden. Egal ob zur Arbeit, in die Freizeit oder zum Shoppingvergnügen – die LINZ AG LINIEN verbinden die Menschen miteinander und sorgen für Mobilität. Zukunft – Einsteigen bitte! LINZ LINIEN GmbH für Öffentlichen Personennahverkehr, 4021 Linz, Wiener Straße 151, Postfach 7009, Austria, Tel.: +43 (0)732/3400-7000
Mobilität mit Zukunft 4/2018 Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr 7 Inhaltsverzeichnis Der Öffentliche Verkehr ist für die Mobilitätswende zentral 9 Bahnhöfe zu multifunktionalen Mobilitätsknoten machen 15 Öffentlicher Verkehr ist Rückgrat urbaner Mobilität 17 In den Ballungsräumen dichten Öffentlichen Verkehr schaffen 21 Bahn- und Bus-Angebot für regionale Zentren weiterentwickeln 24 Mobilitätsgarantie und Lückenschluss in den Regionen schaffen 28 Bahn zum Standard auf der Mittelstrecke machen 32 Literatur, Quellen, Anmerkungen 36 VCÖ-Schriftenreihe Mobilität mit Zukunft 40
Einer für alle. Öffiziell: Flott unterwegs ! Alex Mus Geb.: 12 .09 termann V-Nr.: 12 .1941 10.12.18 34567890 –09.12.19 Netzkar te Bund esland Sa lzburg edelweiß ticket Für alle ab 63 Jahren, Hund fährt gratis mit Um nur 299,– Euro im Jahr Für alle Busse und Bahnen In der Stadt und im ganzen Land Salzburg www.salzburg-verkehr.at Wie Sie den VCÖ unterstützen können: Mit Ihrer Zukunftspartnerschaft ab 1.500 Euro setzen Sie einen Baustein für eine Mobilität mit Zukunft. Den wichtigen VCÖ-Einsatz großzügig unterstützen. Unsere Ideen Mit Ihrer Platz Eigeninseratab 500 Euro für Patronanz von heute sind finanzieren Sie wichtige VCÖ-Vorhaben für nachhaltige Mobilität. die Basis der Einmalig je Projekt einen großzügigen Beitrag leisten. Mobilität von morgen! Mit Ihrer Patenschaft ab 150 Euro fördern Sie regelmäßig Ihnen wichtige Mobilitätsthemen. Jährlich per Dauer- oder Einziehungsauftrag. 2018 30 Jah re VCÖ nft Mit Ihren Spenden Zuku Mobilität mit machen Sie den VCÖ-Einsatz für nachhaltige Mobilität möglich. Tragen Sie einmalig oder dauerhaft das VCÖ-Engagement mit. Ihre Spende wirkt! Spenden für die VCÖ-Tätigkeit sind steuerlich absetzbar. Online spenden auf www.vcoe.at/vcoe-unterstuetzen 05328 Spenden-Konto: Erste Bank, IBAN: AT11 2011 1822 5341 2200, BIC: GIBAATWWXXX
Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr 9 Bahn Straßenbahn und U-Bahn Bus 76 Foto: Pixabay Anteil Städte mit Bahnhöfen:56 82 % 32 28 35 32 5 5 11 11 1111 13 7 17 13 Der Öffentliche Verkehr ist für die Mobilitätswende zentral Der Öffentliche Verkehr ist das Kernelement zur Dekarbonisierung des 0 5 10 15 20 25 30 35 Verkehrs. Damit der bereits heute klimaverträgliche Öffentliche Verkehr einen größeren Anteil der Mobilität übernehmen kann, braucht es eine langfristige Strategie und gesicherte Finanzierung für seinen Ausbau. Bahn Straßenbahn Österreich hat sich im UN-Klimaabkommen von Jahren eine9,7 7,3 der deutliche Erhöhung 0,3mit und U-Bahn Paris verpflichtet, die Treibhausgas-Emissionen öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegten Bus bis zum Jahr 2030 um rund 40 Prozent und bis Kilometer nötig. Für den Sachstandsbericht zum Jahr 2050 um 80 bis 95 Prozent basierend Mobilität wurde ein Potenzial von rund 400.000 Der Anteil der E-Mobili- tät im Schienenverkehr auf dem Wert des Jahres 1990 zu reduzieren.22 Tonnen zu vermeidender Treibhausgase pro Jahr beträgt mehr als 90 Für Österreich ergibt sich eine Reduktionsver- 12,6 bei zusätzlichen Maßnahmen im 7,2Ausbau des10,6 Prozent. Elektrisch angetriebene Buslinien pflichtung von 36 Prozent der CO2-Emissionen Öffentlichen Verkehrs errechnet. Angenommen verkehren in den Städ- des Verkehrs bis zum Jahr 2030 im Vergleich wurden dabei unter anderem die Erhöhung ten Linz und Salzburg 0 5 10 15 20 25 30Oberleitung per 35 sowie in zum Jahr 2005.169,174 Entsprechend dem „WAM der Infrastruktur-Investitionen von 2,5 auf Personenkilometer im Öffentlichen Verkehr im Jahrder2016 Wiener Innenstadt plus-Szenario“ des Umweltbundesamts kann der 3 Milliarden Euro ab dem Jahr 2025, eine in Milliarden mit Batterieantrieb. Energieverbrauch im Verkehr bis zum Jahr 2050 gegenüber 2015 um 51 Prozent gesenkt werden. Schienenverkehr in Österreich Zentrale Maßnahmen dafür sind die Verdichtung ist fast zur Gänze E-Mobilität dezentraler Siedlungsräume als Grundlage für Verkehrsvermeidung und der Ausbau des Öffent- lichen Verkehrs sowie von Sharing-Angeboten, Quelle: EC 201855, Linz AG 201899, Salzburg AG 2018134, VCÖ 2018181 um privaten Kfz-Verkehr zu verlagern.171 gesamt 12,6 7,2 10,6 Mehr Öffentlicher Verkehr zur Erreichung der Klimaziele notwendig Bahn Derzeit werden in Österreich mit Bahn, Bus elektrifiziert und städtischem Öffentlichen Verkehr knapp 11,8 7,2 0,3 Straßenbahn und U-Bahn mehr als 30 Milliarden Personenkilometer = 94 % = 100 % = 3 % Linien- und zurückgelegt. Damit der Verkehr zum Erreichen Reisebus Grafik: VCÖ 2018 der Klimaziele beiträgt, ist in den kommenden 0 5 10 15 20 25 30 35 Milliarden Personenkilometer im Jahr 2016
10 Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr Mobilität mit Zukunft 4/2018 Pkw Verlagerung von Autofahrten nach Abmeldung Privat-Pkw und Umstieg auf Carsharing in Bremen 4% Pkw Angebotserhöhung ab dem Jahr 2020, günstige dass die Fahrten mit Bahn und Bus statt mit Lorem ipsum 10 % Ticketpreise sowie die Elektrifizierung aller Gehen dem Pkw zurückgelegt werden, vermeidet der ÖBB-Strecken und die Steigerung der Elektro- Öffentliche Verkehr in Österreich bereits heute Traktion im Verschub auf 50 Prozent bis14 zum % Bahn rund drei Millionen Tonnen CO2-Emissionen 173 pro Jahr.170,172,a Neben der Fertigstellung Jahr 2030. Pkw- des „Zielnetz 2025+“ 22 % Im internationalen Sharing Vergleich hat Österreich ein sind rasch erste Ent- Bahn als Rückgrat für die Mobilitätswende gut ausgebautes Schienennetz. Seit der Inbetrieb- Verbesserungen der Werden direkte und indirekte Emissionen24 be- % scheidungen für weitere Öffentlicher nahme derVerkehr S-Bahn(Stadt) Oberösterreich im Dezem- Bahninfrastruktur wie rücksichtigt, stößt ein Pkw mit Verbrennungsmo- ber 2016 verfügen alle größeren Ballungsräume Kapazitätssteigerungen oder Beschleunigungen tor im Schnitt 15-mal so viel CO2 pro Personen- 26 % Fahrrad Pro Person und Jahr werden über eine S-Bahn. zu treffen. kilometer aus wie die Bahn.170 Alleine dadurch, in Österreich rund 2.250 Kilometer mit Bahn, Ausbaubedarf im Bahnnetz Österreichs Ausbau von Straßenbahnen 14 Innsbruck: Fertigstellung Tram-/Regionalbahn 9 Gmunden: Verlängerung Laakirchen, Altmünster 15 Graz: Umsetzung beschlossener Projekte 4 Linz: Umsetzung zweite Schienenachse Wien: Umsetzung beschlossener Verlängerungen und Neubauten 32 6 5 1 20 13 19 16 18 12 10 8 17 7 11 Strecke Maßnahmen 1 Südbahn Mödling – Wien Meidling Kapazitätssteigerung 2 Wien S-Bahn-Stammstrecke Kapazitätssteigerung (z.B. durch ETCS), Engpässe beheben (z.B. Ausbau Rennweg – Wien Mitte) 3 Wien Vorortelinie durchgängig zweigleisiger Ausbau, Verlängerung, Donauquerung 4 Mühlkreisbahn Durchbindung zum Hauptbahnhof Linz 5 St. Valentin – Steyr Kapazitätssteigerung 6 Mattigtalbahn Elektrifizierung und Modernisierung 7 Montafonerbahn Verlängerung 8 Pinkatalbahn Wiederaufnahme Personenverkehr Friedberg – Oberwart, Wiederinbetriebsetzung Oberwart – Szombathely 9 Franz-Josefs-Bahn Beschleunigung und Intervallverdichtung 10 Südbahn Bruck/Mur – Graz Kapazitätssteigerung für Bedarf neue Südstrecke 11 Arlbergbahn selektiver zweigleisiger Ausbau Quelle: OpenRailwayMap113, VCÖ 2018182 Grafik: VCÖ 2018 12 S-Bahn FL.A.CH Ausbau und Intervallverdichtung 13 Innere Aspangbahn Modernisierung, Elektrifizierung, Intervallverdichtung, neue Halte 14 Laaer Ostbahn Wolkersdorf – Laa selektiver zweigleisiger Ausbau 15 Nordwestbahn Stockerau – Retz selektiver zweigleisiger Ausbau 16 Verbindung Wien – Eisenstadt Schleifen Ebenfurth und Wulkaprodersdorf 17 Murtalbahn Modernisierung, Intervallverdichtung 18 Pyhrnbahn Bosrucktunnel 19 Westbahn Köstendorf – Salzburg Beschleunigung, Kapazitätssteigerung 20 Ostbahn Entlastung durch Ausbau nach Bratislava über Flughafen Wien Elektrifizierung aller Bahnstrecken durch Oberleitung oder neue Antriebskonzepte, vorrangig zum Beispiel St. Pölten – Krems, Traisentalbahn, Innkreisbahn, Steirische Ostbahn
Mobilität mit Zukunft 4/2018 Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr 11 Welche Maßnahmen Fachleute wichtig U-Bahn oder Straßenbahn zurückgelegt, mehr als doppelt so viele wie im EU-Durchschnitt.46 für den Öffentlichen Verkehr halten Die mit der Bahn in Österreich zurückgelegten In einer Stakeholder-Befragung des VCÖ im Jahr 2018 sahen die mehr als Personenkilometer sind vom Jahr 2010 bis zum 100 teilnehmenden Fachleute und entscheidungsverantwortlichen Personen Jahr 2017 um rund 23 Prozent auf 12,7 Milliar- die größte Bedeutung des Öffentlichen Verkehrs in der Lösung der Verkehrs den Personenkilometer gestiegen. Setzen sich die probleme in Städten und Ballungsräumen sowie in seiner Rolle für die Mobi- durchschnittlichen Steigerungsraten dieser Zeit- litätswende und Dekarbonisierung des Verkehrssystems.f spanne fort, muss die Kapazität soweit ausgebaut werden, dass im Jahr 2030 rund 48 Prozent mehr Für 64 Prozent der Befragten ist die Verbesserung des Kernangebots wich- Personenkilometer mit der Bahn bewältigt wer- tiger als Zusatzangebote im Bereich Sharing oder Digitalisierung. Doch den können.55,139 Mit städtischen öffentlichen etwa gleich viele sehen Städte und Verkehrsverbünde in der Pflicht, durch Verkehrsmitteln wurden im Jahr 2017 mehr als ergänzende Angebote wie Sharing und nachfragebasierte Mobilitätsdienste 1,35 Milliarden Fahrten in Österreich getätigt.181 ein Gesamtsystem zu schaffen, das Mobilität ohne eigenes Auto ermöglicht. Der Öffentliche Verkehr ist nicht nur wesent- Den besten Ansatzpunkt für die Verlagerung auf öffentliche Verkehrsmittel licher Baustein eines klimaverträglichen Ver- sehen 62 Prozent in Ballungsräumen. Als wichtigste Bereiche für den Öf- kehrssystems, sondern auch ein wichtiger Wirt- fentlichen Verkehr wurden genannt: Die Sicherstellung der Finanzierung, schaftsfaktor. Der Bruttowertschöpfungseffekt Ausbau der Infrastruktur insbesondere in Ballungsräumen, die erste und der Bahnunternehmen, städtischen Schienenver- letzte Meile, Fahrgastinformation und Ticketing sowie gute Zusammenarbeit kehrsmittel und der Bahnindustrie beträgt rund zwischen Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünden. 8,2 Milliarden Euro jährlich oder 2,6 Prozent der Im städtischen Nahverkehr sehen 73 Prozent die Bevorrangung an ampel- Bruttowertschöpfung Österreichs. Rund 80.000 geregelten Kreuzungen als sehr wichtig an, gefolgt von Kapazitätssteige- Personen sind direkt und indirekt im System rungen und dichteren Intervallen mit 61 Prozent. Im Ballungsraum wird der Bahn beschäftigt. Während im Jahr 2016 rund Ausbau der S-Bahnen von 80 Prozent als zentral gesehen, gefolgt von der zwei Milliarden Euro in die Bahn investiert wur- besseren Verbindung von regionalem und städtischem Öffentlichen Verkehr den, lag der Rückfluss an Steuerleistung der Bah- nen bei 1,97 Milliarden Euro.46 Während private mit 67 Prozent. Die wichtigsten Maßnahmen für den Öffentlichen Verkehr in Haushalte in Österreich durchschnittlich 23 Euro Kleinstädten und regionalen Zentren sind laut je drei Viertel der Befragten pro Monat für den Öffentlichen Verkehr ausge- die bessere Abstimmung zwischen Bahn und Bus sowie bessere Anbindung ben, sind es über 400 Euro für den Kfz-Verkehr. der Bahnhöfe. Im ländlichen Raum werden regionale Verkehrskonzepte Ein gut ausgebauter und kostengünstiger Öf- und gemeindeübergreifende Kooperationen von 74 Prozent als sehr wichtig fentlicher Verkehr entlastet daher Haushalte mit gesehen, gefolgt von Lage, Erreichbarkeit und Ausstattung von Haltestel- geringem Einkommen.155 len mit 65 Prozent. Im Fernverkehr wurden von je rund 40 Prozent mehr Im Ausbau der Bahninfrastruktur Österreichs Nachtzug-Verbindungen und mehr direkte Verbindungen als sehr wichtig wird derzeit an der Umsetzung des „Zielnetzes angesehen. 2025+“ gearbeitet. Es soll die Basis für einen ös- terreichweiten Taktfahrplan im Personenverkehr Durchbindung der Mühlkreisbahn zum Linzer schaffen und unter anderem mit dem Ausbau Hauptbahnhof oder der Ausbau von Regional- der Hauptverkehrsachsen die Marktposition der bahnen sein. Schiene stärken.207 Der aktuelle Rahmenplan für Investitionen und Instandhaltung von Ver- Pkw-Kilometer sind deutlich zu reduzieren kehrsministerium und ÖBB-Infrastruktur deckt Im Jahr 2016 wurden in Österreich 80,5 Mil Zeitpläne und Finanzierung für die Jahre 2018 liarden Personenkilometer mit dem Pkw gefah- bis 2023 ab.23 Somit ist rasch mit der Planung ren.172 Aufgrund des niedrigen Besetzungsgrades über das Jahr 2025 hinaus zu beginnen, etwa für von 115 Personen pro 100 Pkw sind das rund ein „Zielnetz 2040“, das Maßnahmen für die not- 70 Milliarden Fahrzeugkilometer.170 Um die Kli- wendige Verkehrsverlagerung von der Straße und maziele erreichen zu können, ist trotz Bevölke- der Luft auf die Schiene definiert. Kernelemente rungswachstum eine deutliche Reduktion der mit eines solchen Zielnetzes könnten beispielsweise Pkw gefahrenen Kilometer nötig. der Ausbau und die Beschleunigung des Nade- Die Landesregierung Salzburgs hat im Oktober löhrs zwischen Bruck an der Mur und Graz, die 2018 beschlossen, den Verkehrsproblemen mit
12 Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr Mobilität mit Zukunft 4/2018 beziehungsweise je besser die Pünktlichkeit der Bahn eingeschätzt werden, desto eher werden mehr Wege mit der Bahn zurückgelegt als noch vor einem Jahr. Es zeigt sich, dass vor allem die Wahrnehmung eines verbesserten Angebots der Bahn oder öffentlicher Verkehrsmittel generell die Befragten dazu bringt, nun viele, anstatt nur mancher Wege mit der Bahn zurückzulegen. Auch der nutzbaren Zeit in der Bahn wird ein relevanter Einfluss zugesprochen. Foto: ÖBB/ Harald Eisenberger Beim Umstieg von der Bahn auf das Auto hat die Beurteilung der Häufigkeit der Zugverbin- dungen großen Einfluss. Die tiefergehende Ana- lyse, warum nun viele anstatt nur manche Wege mit dem Auto zurückgelegt werden, zeigt, dass Um die Reisezeit in der einem Investitionspaket in den Öffentlichen Ver- die verschlechterte Erreichbarkeit des Bahnhofs Bahn optimal nutzen zu kehr zu begegnen. Anstatt des straßenbaulichen der wichtigste Grund für den Umstieg ist. Neben können, müssen unter- schiedliche Bedürfnisse Großprojekts der Nordspange Salzburg wird die einem insgesamt schlechter eingeschätzten Bahn- gedeckt sein: Entspan- Salzburger Lokalbahn abschnittsweise zweispurig angebot weisen eine schlechtere Qualität bezie- nen, Essen und Trinken ausgebaut werden und eine Taktverdichtung auf hungsweise ein schlechterer Komfort der Bahn oder auch Arbeiten. Pkw 15 Minuten angestrebt. Zudem wird das Tarifsys- sowie eine längere Gesamtreisezeit als bisher Verlagerung tem von Autofahrten nach reformiert, eine Jahresnetzkarte für das ge- signifikanten Einfluss auf. Abmeldung Privat-Pkw und samte Bundesland soll dann mit 595 Euro knapp Umstieg auf Carsharing in Bremen Pkw 4% 1.000 Euro weniger als bisher kosten.135 Reisezeit als nutzbare Zeit 58 Prozent der befragten Bahnfahrenden des Gehen 10 % Um die Attraktivität der öffentlichen Verkehrs- VCÖ-Bahntest 2018 berichteten, dass sie im mittel zu heben, ist es wichtig, Reisezeit als Gegensatz zu früher bereits Wege mit der Bahn Bahn 14 % sinnvoll nutzbare Zeit erlebbar zu machen. Die statt mit dem Auto zurücklegen. 180 In einer Pkw-subjektiv empfundene Reisezeit weicht zum Der Öffentliche Verkehr wird für verschiedene weiterführenden Analyse erweisen sich die Ein- Sharing 22 % Teil stark von der tatsächlichen Reisezeit ab. So Zwecke genutzt. Rund schätzung der Qualität und des Komforts der Öffentlicher werden etwa eine Minute Umsteigezeit wie drei die Hälfte der Schul- und Ausbildungswege in Bahn im Allgemeinen sowie die Pünktlichkeit der Minuten Verkehr 24 % (Stadt) Fahrtzeit und eine Minute Stehen im Österreich werden damit Bahn im Speziellen als die relevanten Einfluss- Fahrzeug wie zwei bis drei Minuten Sitzen emp- erledigt, Arbeitswege hingegen großteils mit faktoren zugunsten des Bahnfahrens. Je besser Fahrrad 26 % funden.137 Im Zentrum dieser Diskussion stehen dem Pkw. die Qualität und der Komfort des Bahnfahrens daher neben dicht getakteten und umsteigefreien Verbindungen, Komfort und Ausstattung von Öffentlicher Verkehr hat bei allen Wegzwecken Fahrzeugen und Haltestellen. noch großes Potenzial Schon heute wird die Fahrt in Bahn oder Bus von 40 Prozent der Pendelnden für berufliche Aktivitäten genutzt, gerade auf langen Strecken Anteil Verkehrsmittelwahl in Österreich in Prozent 70 Öffentlicher Verkehr steht wiederum 68eine Erholungsfunktion der 60 Pkw lenkend Fahrt im Vordergrund. Eine aktive Nutzung der 60 53 50 Reisezeit verlangt ein Raumzonenkonzept, das 49 41 indem et- unterschiedliche Bedürfnisse abbildet, 40 47 45 wa separate Bereiche für Kommunikation, Ruhe 30 und Arbeiten gestaltet werden.72 Die Deutsche 30 Bahn hat im Jahr 2017 ein Demonstrationsmo- Quelle: bmvit 201628 Grafik: VCÖ 2018 20 dell eines Multifunktionszugs vorgestellt. Beru- 20 hend auf einer Erhebung der Fahrgastwünsche, 10 14 12 beinhaltet der „Ideenzug“ beispielsweise Sport- 9 9 0 geräte, einen Fernsehraum, Schlafkabinen und Schule und Arbeit private sonstige Einkaufen Ausbildung Erledigungen Freizeit
Deutschland Straßenbahn Mobilität mit Zukunft 4/2018 Großbritannien und U-Bahn Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr 13 Spanien Bus und Reisebus Niederlande Portugal 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 Personenkilometer pro Person im Jahr 2016 rollende Büros. Bis zum Jahr 2030 sollen einige dieser Ideen auch im regulären Bahnbetrieb um- Österreich ist in Europa Spitzenreiter gesetzt werden.42 bei Fahrten mit Bahn, Bim und Bus Neue Technologien brauchen Zeit Österreich Um die Dekarbonisierungsziele im Verkehr zu Tschechien erreichen, gilt es, zusätzlich zur Erhöhung des Anteils von Öffentlichem Verkehr, Gehen und Schweiz Radfahren, Bus und Bahn flächendeckend zu Irland elektrifizieren.147 In der Klima- und Energie- Ungarn strategie der österreichischen Bundesregierung ist das Ziel festgehalten, bis zum Jahr 2030 den Frankreich Elektrifizierungsgrad der ÖBB-Strecken von der- Italien zeit 73 Prozent auf 85 Prozent zu steigern. Das Bahn Luxemburg Straßenbahn Quelle: EC 201855 Grafik: VCÖ 2018 sind sechs Prozentpunkte mehr als durch bereits und U-Bahn beschlossene Maßnahmen elektrifiziert werden Schweden Linien- und sollen.22 Reisebus Estland Ein Wechsel der Antriebstechnologie im Öf- fentlichen Verkehr erfordert langfristige Planung. 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 Betriebsumstellungen, etwa Adaptierung vorhan- Personenkilometer pro Person im Jahr 2016 dener Werkstätten, erforderliche Weiterbildung der Beschäftigten und Einstellen neuer Fachkräf- dem unter anderem die Beschaffung von E-Bus- In keinem anderen te, das Einholen von Genehmigungen und die sen gefördert wird, gegenüber dem Jahr 2017 auf Land in Europa werden mit Bahn, städtischem Errichtung notwendiger Infrastruktur brauchen eine Milliarde Euro verdoppelt.39 Öffentlichen Verkehr und Zeit. Aufgrund der langen Nutzungsdauer von Seit dem Jahr 2012 werden in Wien einzelne Bus pro Person so viele Kilometer zurückgelegt Fahrzeugen, etwa bei Bussen maximal zehn Strecken in der Innenstadt mit kleinen elektrisch wie in Österreich. In bis zwölf Jahre, muss der Antriebswechsel bei betriebenen Bussen befahren. Ein eigens dafür der Schweiz wird zwar Neufahrzeugen bis Mitte der 2030er-Jahre ab- entwickeltes Zwischenladungssystem sorgt dafür, mehr Bahn gefahren, die Nutzung von Stra- geschlossen sein.147,31 Zur Unterstützung dieser dass die Busse an der Endhaltestelle in wenigen ßenbahnen, der U-Bahn Umstellung ist von der EU eine Änderung der Minuten aufgeladen werden.200 Ende des Jahres sowie Bussen ist aber in Österreich höher. „Clean Vehicles“-Richtlinie vorgesehen, die für 2018 sollen in Wien und Graz 12 Meter lange das Jahr 2025 eine Mindestquote an emissions- E-Busse mit größerer Kapazität in Betrieb ge- freien Fahrzeugen von 50 Prozent, für das Jahr hen.73 Darüber hinaus gibt es in Österreich noch 2030 eine Mindestquote von 75 Prozent bei der zwei O-Bus-Systeme in Salzburg und Linz. öffentlichen Beschaffung von Straßenfahrzeugen Die Städte Hamburg und Berlin haben be- vorsieht. Mit Stand Oktober 2018 ist der Be- schlossen, ab dem Jahr 2020 nur noch Busse mit schluss noch ausständig.212 emissionsfreien Antrieben anzuschaffen. Eine gemeinsame Beschaffungsinitiative mit den Ver- Potenzial von Elektro-Bussen nutzen kehrsunternehmen weiterer Großstädte soll den Elektro-Busse sind bereits in vielen EU-Staaten Busherstellern Anreize geben, serienreife Fahr- im Einsatz, dennoch waren im Jahr 2017 le- zeuge zu entwickeln.71 diglich 1,6 Prozent der europäischen Busflotte Seit dem Jahr 2018 werden in Österreich elektrisch.12 Als Grund für die zögerliche Um- E-Busse auch im regionalen Linienverkehr getes- setzung werden die hohen Anschaffungskosten tet. In Kärnten fährt seit Herbst 2018 ein E-Bus gegenüber Diesel-Bussen, geänderte Instandhal- auf der Strecke von Eberndorf nach Globasnitz, tungsanforderungen und die noch beschränkte in Vorarlberg sollen im Dezember 2018 E-Busse Reichweite genannt.141,142 Die Dekarbonisierung auf vier Strecken im Rheintal in Linienbetrieb des Busnetzes bedarf dementsprechend Unter- gehen.115,195 Unterschiedliche Ladetechniken wie stützung der Öffentlichen Hand. Die deutsche Depot-, Endstellen- oder Streckenladung führen Bundesregierung hat im Jahr 2018 den Topf, aus zu unterschiedlichen Einsatzpotenzialen. Ins-
14 Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr Mobilität mit Zukunft 4/2018 besondere bei Verbindungen mit dichtem Takt steigt die Wirtschaftlichkeit von Streckenladern Strukturen für langfristige Finanzierung nötig durch bessere Auslastung der Oberleitungsinfra- Die Aufgabe, mit den verfügbaren Finanzmitteln struktur.187 das bestmögliche Angebot zu schaffen, wird mit dem Ziel der Dekarbonisierung des Mobilitäts- Mehr Qualität durch Digitalisierung systems noch herausfordernder.82 In Österreich Die Digitalisierung bietet dem Öffentlichen Ver- sind die bestehenden organisatorischen und kehr zahlreiche Möglichkeiten, das Angebot zu finanziellen Strukturen im Öffentlichen Verkehr verbessern. Vor allem im Vertrieb, beim Ticke- vergleichsweise komplex. Um Finanz- und Pla- ting und der Bereitstellung von verkehrsmittel- nungssicherheit für eine Weiterentwicklung des übergreifenden Echtzeit-Informationen können Öffentlichen Verkehrs zu gewährleisten, bedarf Zugangsbarrieren reduziert und die Nutzungs- es dringend einer gemeinsamen Strategie von freundlichkeit erhöht werden. Per App können Bund, Bundesländern und Gemeinden, damit die Tickets aus einer Hand für die ganze Reisekette, Verfügbarkeit von Finanzmitteln nicht eine Frage teilweise auch über Verbundgrenzen hinweg, des Verhandlungsgeschicks ist, sondern langfris- gebucht und bezahlt werden. So können etwa tig verbindlich und transparent wird.108 mit der App von Fairtiq Reisende in der Schweiz Eine große Herausforderung ist die Planung Tickets zum besten Preis unter Berücksichtigung und Finanzierung auch bei Projekten im Schie- von Verbund- oder Bahn-Abos kaufen. Die nenverkehr, da zur Schaffung und Erweiterung Bezahlung funktioniert nach dem „CIACO-Prin- eines attraktiven Angebots eine leistungsfähige, Pkw zip“ Verlagerung von(Check In –nach Autofahrten Assisted Check Out), also dem aber kostenintensive Infrastruktur vorhanden digitalen Einchecken Abmeldung Privat-Pkw und Umstieg auf Carsharing in Bremen bei Fahrtantritt und Au- 4% sein muss. Der Schweizer Bund hält für die bis Pkw schecken bei Fahrtende.58 Im September 2018 zum Jahr 2035 angedachten Verbesserungen wurde das „Post-Paid-Ticketing-System” unter 10 % Geld in einem Bahninfrastrukturfonds vor.146 Gehen dem Namen „Fairtiq vmobil“ im Verkehrsver- Rund 200 Infrastrukturausbauten sollen ab dem Die Nutzung des Öffent- bund Vorarlberg gestartet. Durch die Nutzung 14 % Bahn Jahr 2019 umgesetzt werden, wofür derzeit 11,5 lichen Verkehrs unter- der App entfällt der Ticketkauf vor Fahrtantritt, Milliarden Schweizer Franken eingeplant sind.10 Pkw- scheidet sich regional stark. In Wien nutzen sämtliche Fahrten eines Tages werden gesammelt 22 % In Österreich sieht der Rahmenplan 2018‑2023 Sharing und im Nachhinein zum günstigsten verfügbaren des Verkehrsministeriums ein Budget von 13,9 rund 90 Prozent der Be- völkerung ab 16 Jahren Preis abgerechnet.4,3 In Deutschland kündigte 24 % Öffentlicher Milliarden Verkehr (Stadt) Euro für den Ausbau der Schieneninf- den Öffentlichen Ver- eine Initiative von Verkehrsverbünden und Ver- rastruktur vor.26 kehr, zwei Drittel sogar mehrmals wöchentlich kehrsunternehmen mit „mobilityinside“ ein ähn- Fahrrad 26 % oder täglich. liches Projekt für das Jahr 2019 an.60 Rund zwei Drittel der Bevölkerung nutzen Mehr Angebot und Öffentlichen Verkehr in Österreich häufig 100 hohe Qualität schaffen 91 täglich und mehrmals pro Woche • Öffentlichen Verkehr als Gesamtsystem begrei- mehrmals pro Monat und seltener 68 fen und die potenziellen Fahrgäste schon mög- 24 Anteil der Bevölkerung ab 16 Jahre, die 80 Öffentlichen Verkehr nützt, in Prozent 66 62 62 lichst früh als solche abholen 53 58 57 56 • Die notwendigen Infrastrukturen, Kapazitäten 60 51 41 durch und Angebote im Öffentlichen Verkehr 38 43 langfristige, strategische Planung ausbauen und 44 35 42 39 39 36 Quelle: Statistik Austria 2017158 Grafik: VCÖ 2018 40 67 durch transparente, übersichtliche Finanzie- 33 rungsstrukturen langfristig sichern 35 26 20 • Taktfahrplan ausweiten, ganzjährig häufigere 28 27 Verbindungen anbieten, auch am Wochenende 18 16 18 17 18 8 10 und am späteren Abend 0 • Die Möglichkeiten der Digitalisierung für leichte- ien g g ich ol ich ten d k ich ar er ur lan Tir re re re W rn rm rlb lzb en ren Zugang zu Tickets und Informationen sowie ter ter ter Kä ra eie Sa rg ös ös Ös Vo Bu St er er Vernetzung der Angebote nutzen ed Ob Ni
Foto: ÖBB/ Philipp Horak Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr 15 Bahnhöfe zu multifunktionalen Mobilitätsknoten machen Bahnhöfe und Haltestellen sind wichtige Glieder vieler Mobilitätsketten und verbinden Weg-Etappen unterschiedlicher Mobilitätsformen. Design und Organisation dieser öffentlichen Räume sind auf die Anforderungen der unterschiedlichen Nutzerinnen und Nutzer anzupassen. In den Großstädten Österreichs können 95 ist dies nachteilhaft. Neben persönlicher Beaus- Prozent aller Haushalte eine Haltestelle des Öf- kunftung und Fahrkartenverkauf, erhöht Personal fentlichen Verkehrs in bis zu 15 Minuten zu Fuß auch das subjektive Sicherheitsgefühl und unter- erreichen, drei Viertel sogar innerhalb von fünf bindet Vandalismus. Es ist dabei unerheblich, ob Minuten. In peripheren Bezirken sind es nur 79 das Personal vom Verkehrsunternehmen gestellt beziehungsweise 47 Prozent.28 Bahnhöfe sind wird. Bewährt hat sich beispielsweise die Ansied- nicht nur Zughaltestellen, sondern auch wichtige lung von Geschäftslokalen in Bahnhofsgebäuden, Schnittstellen zu Gehen, Radfahren und Sharing die die Agenden der Mobilität mitbetreuen. Angeboten. Die Osttiroler Bezirkshauptstadt Lienz hat ihren Bahnhof im Projekt „Mobilitäts- Bahnhöfe zu lebendigen Orten machen zentrum für die Region“ neu konzipiert. Im Zu- Der öffentliche Raum steht allen gleichermaßen ge des Projekts soll die Aufenthaltsqualität ver- zur Verfügung und muss unterschiedlichsten bessert und eine Fahrrad- und Gehunterführung Bedürfnissen entsprechen. Besonders an Mobi- zur besseren Anbindung an das Stadtzentrum litätsknoten wird dies sichtbar, wo Umsteigen, sowie ein Angebot an E-Carsharing, Bikesharing Organisieren, Warten und Verweilen auf be- und mietbaren E-Transporträdern umgesetzt schränktem Raum aufeinander treffen. Zusätzlich werden.97 geht der Trend in Richtung Multifunktionalität – etwa wenn Mobilitätsangebote mit Gewerbe Bahnhöfe als identitätsstiftende Institution flächen kombiniert werden. Raumstrukturen Bahnhöfe sind traditionellerweise neben dem haben wesentlichen Einfluss auf die Qualität und Gemeindeamt, Kirchen oder sonstigen Gemein- Rahmenbedingungen für Mobilität.106 Um unter- schaftseinrichtungen, wichtige Bezugspunkte in schiedlichen und sich verändernden Bedürfnissen Gemeinden. Oft aufgrund von Rationalisierun- gerecht zu werden, muss bei der Planung eine gen werden immer mehr Bahnhöfe ohne Perso- gewisse Flexibilität oder Modularität mitgedacht nal vor Ort betrieben. Aus Nutzungsperspektive werden. Im Projekt „BahnhofsBox“ am Bahnhof
Niederlande Portugal 16 Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr Mobilität mit Zukunft 4/2018 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 Personenkilometer pro Person im Jahr 2016 Fahrgäste sehen bei Wartebereichen größten Verbesserungsbedarf Erreichbarkeit mit Öffentlichem Verkehr 75 % (sehr) 14 % gut 70 % (sehr) Bahnhof allgemein schlecht 11 % 65 % Anzahl Fahrradabstellanlagen 15 % Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie 54 % 28 % Quelle: VCÖ 2018180 Grafik: VCÖ 2018 Allgemein ist die 50 % Ausreichend Pkw-Parkplätze Zufriedenheit mit den 30 % Bahnhöfen in Öster- reich hoch. Doch ein 42 % Problembereich sind die komfortabler Wartebereich 30 % Wartebereiche, die vie- lerorts als ungenügend 0 10 20 30 40 50 60 70 80 und wenig komfortabel Zufriedenheit mit dem Einstiegsbahnhof in Prozent erlebt werden. in Stuttgart wird etwa seit dem Jahr 2017 ein Multifunktionalität verbessert Erreichbarkeit Schließfachsystem für Lebensmittelabholungen Multifunktionale Mobilitätsknoten verbinden erprobt, um Reisenden auch außerhalb der Ge- nicht nur entfernte Orte miteinander, sondern Erreichbarkeit mit Öffentlichem Verkehr schäftszeiten die Möglichkeit zu bieten, frische auch lokale Räume für Wohnen, Freizeit und Lebensmittel zu beziehen.37 Arbeit. Eine gute fußläufige Anbindung und Bahnhof allgemein Integration von Mobilitätsknoten mit nahe gele- Gestaltung für multifunktionale Nutzung genen Einkaufs- oder Gewerbegebieten reduziert Sauberkeit, Sicherheitsgefühl, Radabstellanlagen Materielle Infrastrukturen können als etwas ver- zudem den Kfz-Bedarf. In Kopenhagen wurde standen werden, das non-verbal kommuniziert mit der Neugestaltung des Bahnhofs Nørreport Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und Zwecke, Werte und Regeln andeutet.123 In in den Jahren 2011 bis 2014 ein attraktiver Mo- multifunktionalen Mobilitätsknoten bewegen sich bilitätsknoten umgesetzt. Er bietet 10.500 Qua- Menschen innerhalb und zwischen funktionalen dratmeter öffentlichen Multifunktionsraum mit Bereichen, etwa zum Warten, Flanieren, Einkau- Sitzmöglichkeiten, Geschäften, Cafés und Restau- fen oder in Servicebereichen zum Ticketkauf. rants sowie 2.500 Fahrrad-Parkplätzen. Die Pla- Um Konfliktsituationen zu vermeiden, ist es nungsgrundlage für den Bahnhofsumbau stellte wichtig, die Funktionen eines Bereichs unmiss- eine Studie dar, die die bevorzugten Routen der verständlich deutlich zu machen. So soll zum Fußgängerinnen und Fußgänger untersuchte.32 Beispiel in Zonen, in denen Entscheidungen getroffen werden müssen, wie dem Ticketschal- Bahnhöfe und ter, nur die dazu benötigte Information bereit- gestellt und der Raum ansonsten von möglichen Haltestellen aufwerten Ablenkungen frei gehalten werden.167 Neben • Mobilitätsknoten multimodal und multifunktional Ausstattung und Architektur kann beispielsweise ausbauen auch die Beleuchtung eingesetzt werden, um re- • Gute Erreichbarkeit von Bahnhöfen mit regiona- levante Informationen in bestimmten Bereichen len Buslinien sicherstellen, wo möglich Buskno- hervorzuheben.144 Auch die Digitalisierung bietet ten an Bahnhöfen einrichten diesbezüglich Möglichkeiten.86 In London wur- • Hochwertige, direkte Fahrradverbindungen und de etwa die App „Goodthings” entwickelt, die Fußwege zu den Bahnhöfen schaffen Fahrgäste mittels Anreizsystem dazu bewegen soll, weniger ausgelastete Züge zu benutzen und • Mobilitätsangebote für die Strecke zum Bahnhof dadurch die Bahnhofinfrastruktur zu entlasten.67 und von dort weiter ausbauen: Mikro-ÖV, private Mitfahrgelegenheiten fördern, Carsharing- und Leihradstationen, ausreichend viele wetter- und diebstahlgeschützte Radabstellanlagen
Foto: shutterstock_199347392 Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr 17 Öffentlicher Verkehr ist Rückgrat urbaner Mobilität Öffentlicher Verkehr ist nicht nur klimaverträglich, sondern auch flächeneffizient, reduziert Belastungen durch Lärm und Luftschadstoffe und gewährleistet barrierefreie Mobilität unabhängig von Fahrzeugbesitz. Urbane Strukturen bieten beste Voraussetzungen für leistungsstarken Öffentlichen Verkehr. Mobilitätsstationen im Nahbereich des Öffentlichen Verkehrs Einbindung in Apps für multimodalen Verkehr und Routenplane Informations-Terminal über das Gesamtangebot des öffentlich Verknüpfung zugänglichen Verkehrs Der Anteil des Öffentlichen Verkehrs in Öster- Während in Wien 65 Prozent der Verkehrsflä- Angebot stationäres Carsharing, Fixpunkte in Free-Floating reichs Großstädten entspricht mit Ausnahme chen dem Kfz-Verkehr zur Verfügung Carsharing stehen, Systemen oder Standplätze für Mobilitätsdienstleistungen Wiens nur dem Österreich-Durchschnitt. Das sind es für den Öffentlichen Verkehr, Gehen und für Fahrräder, E-Bikes, Transportfahrräder, Sharing-Angebot deutet auf ungenutztes Potenzial hin. Zusätz- 41 Radfahren lediglich 35 Prozent. Platz ist eine Bikesharing Fahrradanhänger, etc. E-Lade- lich besteht aufgrund des prognostizierten stark begrenzte Ressource in verdichteten, infrastruktur urba- für E-Pkw und E-Bikes Ladepunkte Bevölkerungswachstums in den Großstädten und nen Räumen und vor allem in Städten City-Logistikprioritär Paketboxen oder Schließfächer zur Abholung von Zustellungen deren Umland großer Bedarf für den Ausbau des klimaverträglichen und platzsparenden Fahrrad- Mobili- Ein gutes Mobilitätsan- Wettergeschützte Fahrradbügel oder Fahrradboxen Abstellplätze gebot spiegelt sich in Öffentlichen Verkehrs. Viele urbane Regionen in tätsformen zuzuteilen. Der Öffentliche VerkehrSitzgelegenheiten, den Nutzungszahlen Reparaturservice wi- und Werkzeug, Zusätzliche Österreich rechnen bis zum Jahr 2030 mit einem zeichnet sich durch eine hohe Flächeneffizienz Angebote der. Den höchsten persönliche Mobilitätsberatung, öffentlicheAnteil Toiletten, Bevölkerungswachstum von rund 20 Prozent.210 aus: Um 150 Fahrgäste einer Straßenbahnoffener zu Bücherschrank, Internet-Zugang, bei der Verkehrsmittel-etc. wahl hat der Öffentliche Derzeit wird dem Kfz-Verkehr viel mehr Platz befördern sind beim aktuellen Besetzungsgrad Anteil in Wien, gefolgt eingeräumt als den übrigen Verkehrsmitteln. 130 Autos nötig. Eine Straßenbahn fährt zudem von Linz und Graz. Angebot an Öffentlichem Verkehr in Österreichs Hauptstädten unterschiedlich 0 5 10 15 200,0 25 300,5 35 401,0 1,5 2,0 Wagennut- Verfügbare Preis Jahresnetz- Fahrgastzahlen Anteil Verkehrsmittelwahl Stadt zungskilometer Nachtangebot Verkehrsmittel karte in Euro* in Millionen Öffentlicher Verkehr** pro Jahr Quelle: VCÖ 2018181, Städtebund 2018211 Grafik: VCÖ 2018 Wien U, S, B 150.100.000 ja 365 962 38 Linz S, B 9.133.000 ja (1) 285 112 24 Graz S, B 24.090.000 ja (2) 265 117 20 St. Pölten B 2.155.000 nein (3) 365 nicht verfügbar 17 Innsbruck S, B 6.229.000 ja 360 62 16 Bregenz B 486.000 nein 167 7 15 Anteil Energie in Prozent Salzburg S, B 5.584.000 nein (4) erneuerbar 365 54 15 Klagenfurt B 2.900.000 nein nicht erneuerbar 450 20 10 Eisenstadt B nicht verfügbar nein 95 nicht verfügbar 2 *Annahme: Lokaler Hauptwohnsitz, **jeweils letztverfügbares Jahr, U = U-Bahn, S = Straßenbahn, B = Bus (1) am Wochenende (Anrufsammeltaxi täglich), (2) am Wochenende, (3) jedoch Anrufsammeltaxi, (4) O-Bus am Wochenende bis 0.45 Uhr in Betrieb
18 Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr Mobilität mit Zukunft 4/2018 entfiel und der Takt wurde auf 7,5 Minuten halbiert. Der zweite Abschnitt bis Traun wurde im September 2016 eröffnet.74 Die Verlängerung der Salzburger Lokalbahn nach Ostermiething resultierte in etwa 100.000 zusätzlichen Fahr- gästen pro Jahr.33 In Magdeburg in Deutschland wurde Ende 2012 die Straßenbahn zur Leip- ziger Chaussee um 3,5 Kilometer nach Süden verlängert. Mittlerweile nutzen im gesamten Foto: Doppelmayr Seilbahnen GmbH Erschließungsgebiet doppelt so viele Fahrgäste die Straßenbahn wie die bisherigen Buslinien, bei einer Fahrzeitverkürzung in die Innenstadt von 14 Minuten.101 Die Tramlinie D verbindet über die deutsch-französische Grenze die Städte Straßburg und Kehl. Mit rund drei Millionen wurden im ersten Betriebsjahr fast doppelt so Seilbahnen als urbane bis zu 20 Stunden täglich, während ein Auto im viele Fahrgäste gezählt wie prognostiziert. Das Verkehrsmittel sind dort Durchschnitt nur eine Stunde fährt. Im Fließ- sind um 127 Prozent mehr als die im April 2017 sinnvoll eingesetzt, wo Hindernisse wie Hügel verkehr sind Straßenbahnen im Vergleich 12- bis eingestellte Buslinie transportierte.85 oder Flüsse zu überwin- 15-mal so flächeneffizient wie Pkw.205 In Wien wurden ein halbes Jahr nach Eröff- den sind. In Südame- rika, etwa in La Paz-El nung der U1-Verlängerung nach Oberlaa bis zu Alto, gibt es mehrere Die Stadt auf Schiene bringen 80 Prozent mehr Fahrgäste in diesem Bereich ge- erfolgreiche Beispiele. Gut ausgebaute Straßenbahnstrecken können bis zählt als zuvor mit der Linie 67 unterwegs waren. zu 20.000 Personen pro Stunde befördern.196 Viele steigen von Bus oder Straßenbahn früher Nach Inbetriebnahme neuer oder verlängerter in die U-Bahn um, aber auch im Bereich der Straßenbahn- beziehungsweise Lokalbahn-Ver- bisherigen U1-Endstation Reumannplatz wurden In Salzburg, Tirol und bindungen werden in der Regel hohe Fahr- rund fünf Prozent mehr Fahrgäste gezählt.150 Vorarlberg haben alle Städte eine Bahnhalte- gastzuwächse registriert und oft die Prognosen stelle, im Burgenland übertroffen. So konnte beispielsweise bei der Vom Auto in den Öffentlichen Verkehr nur rund die Hälfte. Verlängerung der Linzer Straßenbahnlinie 3 nach Alleine in Wien überqueren stadteinwärts jeden Wo ein Bahnanschluss direkt nicht möglich Traun bereits im ersten Abschnitt bis Leonding Tag mehr als 500.000 Personen die Stadtgrenze – ist, bedarf es guter An- die Zahl der Fahrgäste von rund 2,1 Millionen acht von zehn mit dem Pkw.44 Bei den Wegen in- schlüsse an den hoch- rangigen Öffentlichen im Busbetrieb auf jährlich 3,9 Millionen gestei- nerhalb der Stadt ist Wien allerdings international Verkehr. gert werden. Das Umsteigen am Hauptbahnhof Vorbild beim Öffentlichen Verkehr. Im Jahr 2018 gibt es in Wien rund 790.000 Jahresnetzkarten Jede fünfte Stadt in Österreich für den Öffentlichen Verkehr – und damit mehr hat keinen Bahnanschluss als zugelassene Pkw. 38 Prozent der Alltagswege werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefah- Anzahl Stadtgemeinden (ohne Wien): 200 ren, nur 27 Prozent mit dem Auto.151,149 Städte mit Bahnhof: 163 Der verstärkte Umstieg vom Pkw Richtung Öffentlicher Verkehr gelingt am besten durch 76 eine Kombination aus Push- und Pull-Maßnah- men. Einnahmen von Push-Maßnahmen aus 56 dem Kfz-Verkehr können zur Verbesserung des 32 Angebots des Öffentlichen Verkehrs verwendet 28 werden.50,166 Ein Beispiel dafür ist die Parkraum- Quelle: Juhász 201879 Grafik: VCÖ 2018 bewirtschaftung mit Zweckwidmung der Mehr 35 einnahmen für das Verkehrssystem, wie es etwa 32 5 5 1111 1111 13 in Wien seit dem Jahr 2007 der Fall ist.152 7 Eine Erhebung des Finanzierungsbedarfs an 17 13
Mobilität mit Zukunft 4/2018 Mobilitätswende braucht mehr Öffentlichen Verkehr 19 Urbane Seilbahnen als neue Lösung? Investitionsmitteln des Öffentlichen Verkehrs für einen Großteil der österreichischen Stadtregionen Seilbahnen können elektrisch und somit emissionsfrei und geräuscharm ergab bis zum Jahr 2025 mindestens 9,4 Milliar- betrieben werden. Im Vergleich zu Straßenbahnen fallen meist niedrigere In- den Euro für Infrastruktur sowie 0,7 Milliarden vestitions- und Betriebskosten an. In Südamerika gelten etwa seit dem Jahr Euro für den Fuhrpark.107 Erfordernisse zur Er- 2000 die Seilbahnen in den Städten Medellín in Kolumbien, La Paz-El Alto reichung der Klimaziele wurden dabei noch nicht in Bolivien oder Caracas in Venezuela als Erfolgsmodelle. Beispiele urbaner erfasst, eine Modellschätzung aus dem Jahr 2018 Seilbahnen in Europa gibt es etwa seit dem Jahr 2011 in Koblenz oder für geht hier von zusätzlichen 16 Milliarden Euro bis eher touristische Zwecke in London und Berlin. Für eine Seilbahn in Bonn zum Jahr 2050 aus.83 zeigt eine Machbarkeitsstudie der Stadt positive Verkehrseffekte.148 In Österreich wurden und werden Ideen von städtischen Seilbahnen etwa Strategische Planung für Öffentlichen Verkehr für Wien, Linz oder Graz diskutiert.104 Seilbahnen weisen systembedingt Um die Attraktivität des Öffentlichen Verkehrs Vor- und Nachteile als urbane Verkehrsmittel auf.92 Gut eignen sie sich für langfristig zu erhöhen, sind die Entwicklung der direkte Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Die topografischen und städtebau- Nachfrage und somit gesellschaftliche Trends, lichen Verhältnisse in Österreichs Städten sprechen jedoch nicht für einen etwa die zunehmende Flexibilisierung der klas- großflächigen Einsatz. Für spezifische verkehrliche Herausforderungen sischen Arbeitszeiten, zu berücksichtigen. Die Siedlungsentwicklung ist mit dem Ausbau des können Seilbahnen sinnvoll sein, insbesondere wenn sie in den Öffentlichen Öffentlichen Verkehrs abzustimmen. Freiburg im Verkehr integriert sind und ein bestehendes Liniennetz ergänzen statt erset- Breisgau mit seinen 230.000 Bewohnerinnen und zen.95 Ein Beispiel dafür ist das Projekt der „Wälderbahn“ in Vorarlberg, die Bewohnern gilt als Musterbeispiel für einen kon- den Bregenzerwald mit Dornbirn verbinden soll, um den Pkw-Pendelverkehr sequenten Ausbau des Stadtbahnsystems in enger über den Losenpass zu reduzieren.43,118 Verzahnung mit der Siedlungsentwicklung. Bei- spielsweise wurden die Stadtteile Rieselfeld und Direktverbindungen und kurze Umsteigezeiten Vauban seit dem Jahr 1994 beziehungsweise 1998 Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des Öffentli- geplant und durch neue Stadtbahnlinien erschlos- chen Verkehrs sind zentrale Qualitätsmerkmale, sen.61 Dass diese Maßnahmen greifen, zeigt ein die für seine Nutzung ausschlaggebend sein kön- Blick auf die Entwicklung des Modal Splits in nen.1 In Städten ist die Bevorrangung gegenüber Freiburg, wo der Anteil des Pkw-Verkehrs in den dem Kfz-Verkehr an kritischen Stellen dafür Jahren 1999 bis 2016 von 32 Prozent auf 21 Pro- wesentlich. Diese kann klassisch durch getrennte Für bestimmte Ein- satzzwecke weisen zent gesunken, der Anteil von Gehen, Radfahren Fahrstreifen erfolgen, wie beispielsweise beim urbane Seilbahnsysteme und Öffentlichem Verkehr im selben Zeitraum qualitativ hochwertigen Bussystem „Mettis“ im Vorteile zu Bussen und Straßenbahnen auf, von 68 Prozent auf 79 Prozent gestiegen ist.62 französischen Metz, oder durch Vorrangschal- haben jedoch auch zahl- tungen an Ampelanlagen, sodass der Öffentliche reiche Nachteile. Seilbahnen als gezielte Ergänzung des Öffentlichen Verkehrs einsetzbar Vorteile Nachteile Einfache Überwindung von Barrieren. Gut geeignet, um topografische In bebautem Gebiet sind breite Korridore oder die Führung in sehr großer Hindernisse (z.B. Hügel, Fluss) zu überwinden Höhe notwendig Geringe Wartezeiten durch kontinuierliche Beförderung Erschließung der 3. Dimension führt zu höherem Aufwand für Barrierefreiheit Auf kurze Distanzen bis etwa 7 Kilometer ähnlich kurze Reisezeit wie Beeinträchtigung der Wohnqualität und Privatsphäre entlang der Strecke bei Straßenbahn oder Bus Beförderungskapazität von etwa 3.000 bis 4.000 Personen pro Stunde Großer technischer und finanzieller Aufwand für Stationen, daher große entspricht Straßenbahn mit Fünf-Minuten-Takt Abstände zwischen Stationen und im Vergleich zu Straßenbahnen schlechte Erschließungswirkung Stationärer, elektrischer Antrieb und daher niedrige Richtungsänderungen nur mit großem technischen Aufwand und hohem Luftschadstoff- und Lärm-Emissionen Platzbedarf möglich Quelle: Preslmayr 2018122 Grafik: VCÖ 2018 Unabhängig vom Kfz-Verkehr Witterungsabhängigkeit - Wind kann zu Ausfällen führen. Technische Lösungen (z.B. 3-Seil-Bahnen) sind rund 3 bis 4 Mal so teuer, wie Einseilumlaufbahnen Bei Einseil-Umlaufbahnen relativ niedrige Investitions- und Wartungsarbeiten erfordern Abschaltung des gesamten Systems. Bedarf Betriebskosten im Vergleich zu Straßenbahnen von Ersatzverkehr entsteht Geringe Flexibilität für Systemerweiterungen, zum Beispiel Streckenverlängerung oder zusätzliche Stationen Bei bestehenden Systemen in der Regel keine Integration in Verkehrsverbünde, dadurch Zusatzkosten für Fahrgäste
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