Bericht über die 1. Improvisationstheater Europameisterschaft 2008 für Jugendliche in Wien

Die Seite wird erstellt Stefan-Santiago Walz
 
WEITER LESEN
Bericht über die 1. Improvisationstheater Europameisterschaft 2008 für Jugendliche in Wien
Bericht über die 1. Improvisationstheater Europameisterschaft
2008 für Jugendliche in Wien

Einführung

Im Vorfeld der Fussball Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz,
organisierte das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur Wien zusammen mit
dem Zentrum für Österreichstudien der Universität Skövde (Schweden) und dem
Theaterpädagogischen Zentrum in Wien die 1. Schüler Improvisationstheater
Europameisterschaft (www.improv-champion.eu). 10 Teams aus Österreich, Estland, Lettland,
Finnland, Island, Litauen, Norwegen, Schweden und der Schweiz traten vom 27. – 29. Mai
2008 im Theater an der Gumpendorferstrasse (TAG) in Wien gegeneinander an um
miteinander zu improvisieren. Das Hauptziel der Europameisterschaft war nicht, einen
Gewinner zu küren, sondern einen Kulturaustausch zwischen Jugendlichen aus Zentral und
Nord-Ost Europa herzustellen sowie darauf aufmerksam zu machen, dass Förderungsgelder
für Kinder und Jugendliche nicht nur hauptsächlich in den Sport, sondern vermehrt auch in
die Kultur gesteckt werden sollten.

Aus der Schweiz wurden Jugendliche vom Kinder- und Jugendtheater Turgi und aus
verschiedenen Aargauer Schulen eingeladen. Unter der Leitung von Katrin Janser entstand
daraus die Gruppe „Die Impro-Leck-Tuellen“. Seit Oktober 2007 wird nun jeweils am
Donnerstagabend von 19.30 – 22.00 Uhr trainiert und auch wenn die Europameisterschaft
bereits vorbei ist, wird die Gruppe als Arm des Kinder- und Jugendtheater Turgi
weitergeführt und bestehen bleiben.

              Kinder- und Jugendtheater Turgi, Landstrasse 45, 5300 Turgi
Bericht über die 1. Improvisationstheater Europameisterschaft 2008 für Jugendliche in Wien
Freundschaftsspiel Schweiz – Österreich, Turgi 4. – 6. April 2008

Wie bei einer Fussball Europameisterschaft üblich, wurde ausgemacht, dass die
Gastgeberländer auch bei der Improvisationstheater Europameisterschaft zwei
Freundschaftsspiele veranstalten sollten. So organisierten wir in der Mehrzweckhalle Turgi
am 5. April ein Freundschaftsspiel zwischen der Gruppe Chaos aus Wien und den Impro-
Leck-Tuellen aus Turgi. Die Gruppe aus Österreich kam bereits am Freitag in Baden an. Am
Abend wurde ein gemeinsamer Impro-Workshop, geleitet von Katrin Janser, durchgeführt.
Danach gingen die Kinder in die Gastfamilien. Für uns war es wichtig, dass die Jugendlichen
aus Österreich bei den Schweizern Familien lebten und nicht etwa in einer Jugendherberge
untergebracht wurden. So konnten die Freundschaften einfacher entstehen und die
Jugendlichen hatten einen kleinen Einblick in das Leben einer Schweizer Familie.

Am Samstagmorgen wurde dann zusammen ein Stadtrundgang durch Baden gemacht. Später
ging es weiter nach Zürich, wo wir eine Tour durch die Altstadt machten und auch die ETH
und das Schauspielhaus Zürich besuchten. Gegen 17.00 Uhr besammelten wir uns in der
Mehrzweckhalle in Turgi um alle Vorbereitungen zu treffen und gemeinsam „Gschwällti mit
Chäs“ zu essen. Die Österreicher fanden das Wort „Gschwällti“ äussert amüsant.

Um 20.00 Uhr hiess es dann „Vorhang auf – Der Match kann beginnen“. Da bei einem Impro-
Match die Zuschauer fast so wichtig wie die Spieler sind, wurde das Publikum (ca. 110
Personen) von der Mastress of Ceremony (Katrin Janser) aufgewärmt. Danach fand dann ein
Match nach den Regeln der Europameisterschaft statt. Dies bedeutet, dass sich zwei
Gruppen, in verschiedenen Disziplinen aus verschiedenen Kategorien, herausfordern. Es gibt
zum Beispiel die Kategorie Musik. Daraus nehmen wir, als Beispiel, die Disziplin „Sounds like
a Song“. Die Spieler holen sich nun vom Publikum eine Inspiration. Dies kann ein Ort, eine
Beziehung, ein Geruch oder ein Buchtitel eines noch nicht geschriebenen Buches sein. Sobald
die Inspiration gefallen ist, zählt die Mastress of Ceremony mit dem Publikum von 5 bis 0
und dann muss die Szene beginnen. Es darf nicht gezögert werden, ansonsten werden Punkte
abgezogen. Klingt jetzt ein Satz welcher in der Szene fällt wie ein Liedtitel oder er gefällt
jemandem aus dem Publikum gut, darf jeder anwesende „Song“ nach vorne rufen. Sofort
muss der Musiker in die Tasten greifen und der Spieler, welcher den Satz sagte, muss nach
vorne und ein Solo singen. Meist beginnt dann der Refrain mit dem gefallen Satz. Am Ende
richtet das Publikum wie gut die Szene gefallen hat. Dafür können sie 1, 3, oder 5 Punkte,
nach stärke des Applauses, abgeben. Die Mastress of Ceremony beurteilt dann nach
folgenden Punkten: Wurde die Disziplin korrekt ausgeführt? Wie originell war die Szene?
Wie wurde sie schauspielerisch umgesetzt? So geht es dann hin und her, bis die Spielzeit um
ist. Dazu ist noch zu sagen, dass es im Theatersport keine Verlierer gibt. Die Gruppe welche
weniger Punkte erzielt, hat die gegnerische Mannschaft einfach „besser aussehen“ lassen.
Die Mastress of Ceremony ist immer darauf bedacht, den Punktestand etwa gleich zu halten.
Sie kann zum Beispiel einer Gruppe Punkte abziehen, weil ein Spieler gegähnt hat oder einer
Gruppe Punkte dazugeben, weil ihr die Turnschuhe eines Mitspielers gefallen usw.

               Kinder- und Jugendtheater Turgi, Landstrasse 45, 5300 Turgi
Bericht über die 1. Improvisationstheater Europameisterschaft 2008 für Jugendliche in Wien
Daher kommt es am Ende eines solchen Matches meist zu einem Stechen, bei welchem der
Gastgeber den Gast dann charmant gewinnen lässt.

Die Zuschauer von unserem Freundschaftsspiel waren so begeistert, dass wir direkt danach
weitere Improshows organisierten um einen teil der Kosten auch selbst übernehmen zu
können.

Unsere Gäste: Die Gruppe Chaos aus Wien                   Zusammen spielen macht mehr Spass!

              Kinder- und Jugendtheater Turgi, Landstrasse 45, 5300 Turgi
Bericht über die 1. Improvisationstheater Europameisterschaft 2008 für Jugendliche in Wien
1. Improvisationstheater Europameisterschaft Wien

Dann war es endlich soweit! Mit grosser Vorfreude und Aufregung stiegen wir in Kloten ins
Flugzeug. Mit einer Stunde Verspätung landeten wir im sommerlich warmen Wien. Wir
machten uns direkt auf den Weg in die Jugendherberge. Alle Gruppen waren am selben Ort
untergebracht. Wir versammelten uns um 17.00 Uhr und gingen dann zusammen zum Theater
TAG, wo die Eröffnungsfeier stattfand. Es waren alle leitenden Mitarbeiter des
Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur Wien anwesend! Jede Gruppe stellte
sich kurz vor und eine professionelle Improvisationstheatergruppe aus Wien gab eine
Vorstellung. Daraufhin wurden die Gruppen ausgelost - wie bei einer richtigen Fussball EM.
(Es gab Gruppe A und Gruppe B. Jede Mannschaft musste gegen alle in der selben Gruppe
spielen. Die besten drei kamen dann in die nächste Runde.) Danach wurde von der
Berufsschule für Gastronomie ein Buffet hergerichtet. Nach dem Essen wurden die
Gruppenleiter von den Kindern getrennt. Die Leiter wurden über den Ablauf informiert und
die Kinder wurden von zwei Betreuen aus Österreich unterhalten. Sie spielten gemeinsam um
sich kennen zu lernen und die Scheu voreinander zu verlieren.

Am nächsten Tag hiess es dann schon Auftritt für die Schweiz. Wir hatten die grosse Ehre
das erste Spiel der Europameisterschaft gegen Litauen zu bestreiten. Es wurden jeweils bis
12.00 Uhr Mittags Matches durchgeführt. Danach gab es eine kleine Mittagspause und am
Nachmittag ging es gleich weiter bis zum Abendessen, welches immer gemeinsam im Theater
eingenommen wurde. Gegen 19.00 Uhr kamen die Abendmatches welche jeweils bis 21.00
Uhr dauerten. Es waren immer drei Richter anwesend, welche die Punkte verteilten. Die
Richter waren alle professionelle Improspieler aus Wien. Moderiert wurden die Spiele von
einem Master of Ceremony. Unsere Zuschauer waren Schüler aus Wien, welche mit ihren
Lehrern an den Prüfungsfreien Tagen vorbei kamen. Die jüngsten waren aus der 8. Klasse
und die ältesten waren Berufsschüler. Am Abend kamen dann auch Bewohner Wiens, welche
aus der Zeitung von dem Event erfahren hatten.

Für die Jugendlichen war es nicht einfach, denn die Hauptsprache war Englisch. Wir waren
sehr erstaunt als wir bemerkten, wie gut alle anderen Kinder des Englisch mächtig waren.
Estland, Lettland, Litauen, Schweden, Norwegen, Island….alle sprachen Englisch als wäre es
ihre zweite Muttersprache. Nur wir Schweizer und die Österreicher hatten einige Mühe
damit! Dies hatte auch zur folge, dass die Schweizer und die Österreicher (sowie Norwegen)
nach den ersten Gruppenspielen (6 Matches pro Team) ausschieden. Es war aber niemand
traurig, denn alle hatten super gespielt und ihr bestes gegeben. Es war für die Richter auch
sehr schwer, die Punkte zu verteilen und schlussendlich entschied über das Weiterkommen
nur ein Punkt. Alle Mannschaften welche nach der ersten Runde ausschieden, hatten die
gleiche Punktzahl. Zudem waren, wie an einer Europameisterschaft üblich, jeweils die besten
des Landes anwesend. So gab es keinen Neid, sondern nur ein gegenseitiges anfeuern und
mitfiebern.

               Kinder- und Jugendtheater Turgi, Landstrasse 45, 5300 Turgi
Bericht über die 1. Improvisationstheater Europameisterschaft 2008 für Jugendliche in Wien
Für die früh ausgeschiedenen wurde dann ein spezielles Spiel vor dem Finale durchgeführt.
Dieses Spiel heisst Maestro. Da spielen die Spieler für sich und trotzdem miteinander. Nach
jeder Disziplin fallen zwei Spieler raus. Insgesamt haben 16 Spieler an diesem Maestro
teilgenommen und eine Spielerin aus der Schweiz belegte den 3. Platz!!!

Unter den Jugendlichen wurden schnell Bekanntschaften geschlossen und beim gemütlichen
Zusammensein wechselten sie ihre Eindrücke aus und unterhielten uns über die Länder und
wie es dort ist zu leben und zur Schule zu gehen. Dies fand meist am Abend in der
Jugendherberge statt. Es war toll, dass alle Teilnehmer am selben Ort untergebracht waren.
An zwei Nachmittagen wurden uns verschiedene Führungen von Schülern der Berufsschule
für Touristik angeboten. Die Schüler hatten sich bestens vorbereitet und zeigten uns einige
Sehenswürdigkeiten von Wien. Als spezielle Exkursion besichtigten wir das berühmte
Wasserwerk in Wien. Es war sehr spannen zu erfahren, wie man eine solch grosse Stadt mit
Wasser versorgt.

Das Finalspiel fand dann zwischen Island und Schweden statt. Vor allem zur Isländischen
Gruppe hatten die Schweizer Jugendlichen guten Kontakt aufgebaut. Der Match war
spannend und schweisstreibend, für die Spieler wie auch für das Publikum. Es war ein Genuss
und noch nie hatten wir so gutes Improvisationstheater in Englisch, Schwedisch und
Isländisch gesehen. Es kam so, dass die Isländer die Schweden beim Stechen gewinnen
liessen und sie die Schweden dann auf Händen durch den Saal zu den Richtern getragen
haben. Es war ein ganz besonderer, wunderschöner Moment welcher das Ziel der
Europameisterschaft am besten ausdrückte: Zusammen zu Spielen, auch mal auf einen Sieg
verzichten, Hauptsache man macht es miteinander und nicht gegeneinander.

               Kinder- und Jugendtheater Turgi, Landstrasse 45, 5300 Turgi
Bericht über die 1. Improvisationstheater Europameisterschaft 2008 für Jugendliche in Wien
Freundschaftsspiel Österreich - Schweiz, Wien 12. – 14. September 2008

Nun war es an der Zeit unser Gegenfreundschaftsspiel durchzuführen. Da nur drei meiner
Jugendlichen an der EM teilnehmen konnten, durften nun andere mit nach Wien fahren. Die
Einladung der Gruppe Chaos hat uns alle sehr gefreut. Wir nahmen den Nachtzug ab Zürich
und kamen in der Früh am Samstag in Wien an. Da wurden wir schon von der Truppe Chaos
erwartet und es gab eine kleine Stadtrundfahrt wobei wir viel über die Geschichte der
Stadt erfahren durften. Danach ging es in unsere Unterkunft. Wir waren alle im
Schülerheim der Berufsschule an der Ungagasse einquartiert. Kaum hatten wir unsere
Taschen abgestellt ging es auch schon weiter. Die Jugendlichen zeigten uns den Naschmarkt,
das Burgtheater, den Dom und die Kaisergruft. Natürlich durfte auch das richtige Wiener
Schnitzel nicht fehlen. Die Zeit verging wie im Flug und schon war es Zeit ins Theater zu
fahren.

Dieses Mal fand der Match im Theater im Werkraum statt. Es war sehr schön zu sehen,
dass alle Masters of Ceremony und Richter von der Europameisterschaft gekommen waren.
Wieder wurde etwa zwei Stunden vor der Vorstellung zusammen gespielt und improvisiert.
Dann wurden die Zuschauer eingelassen. Das Theater war voll. Es mussten sogar einige Leute
stehen. Mit so einem Andrang hatten meine Jugendlichen nicht gerechnet und sie wurden
langsam ein wenig nervös. Es waren auch einige Schüler anwesend, welche an der EM mit
ihrem Lehrer zuschauen kommen mussten und so viel Freude am Improvisationstheater
gefunden hatten, dass sie gerne in ihrer Freizeit und auf eigene Kosten unseren Match
schauen kamen.

Dieser Match war wirklich super! Die Jugendlichen waren voller Kreativität und das Publikum
hat getobt. Der Schlussstand war 33 für Impro-Leck-Tuel und 28 für die Gruppe Chaos. So
wurden uns 5 Punkte abgezogen, da wir nicht für jeden Zuschauer eine Tafel Schokolade
dabei hatten. Im Stechen lies uns die Gruppe Chaos dann charmant gewinnen.

Nach der Vorstellung sassen wir alle gemeinsam noch im Theater und es gab ein leckeres
Buffet. Kaum war fertig gegessen wurden wieder gemeinsam Spiele gespielt und improvisiert.
Dieses Mal machten alle mit. Die Richter, Masters of Ceremony und auch die übrig
gebliebenen Zuschauer. Erst spät in der Nacht ging es dann zurück ins Schülerheim.

Am nächsten Tag wurden wir von der Gruppe Chaos ins Schloss Belvedere geführt. Dort
fand eine wunderbare Klimt Ausstellung statt. Die Jugendlichen waren beeindruckt von den
Bildern und wären gerne noch länger geblieben. Leider war dies nicht möglich, da unser Zug
bereits um 14.30 Uhr wieder losfuhr. Auf der Heimreise wurde alles geschehene noch mal
besprochen und die Eindrücke geteilt. Viele Leute im Zug sprachen uns auf unsere T-Shirts
(mit Schweizer Kreuz und Swisslos Logo drauf) an und fragten wo wir waren und was wir
täten.

               Kinder- und Jugendtheater Turgi, Landstrasse 45, 5300 Turgi
Nach einer langen Zugfahrt kamen wir dann gegen 23.00 Uhr müde aber überglücklich in
Zürich an.

Für mich und die Jugendlichen war es eine schöne, lehrreiche und spannende Zeit. Eine Zeit
und Eindrücke, welche man ein Leben lang nicht vergessen wird. Wir haben viele neue,
gleichgesinnte Freunde gefunden und viel über die anderen Länder erfahren. Bereits jetzt
haben wir eine Einladung für die Jugend Kabarett Tage „Blutjung“ im Februar 09 in Wien
erhalten.

Wir möchten uns herzlich beim Kanton Aargau bedanken, denn nur durch ihren
Sponsorenbeitrag war die Teilnahme möglich. Sollten Sie einmal eine Aufmunterung oder
Einlage an einem Ihrer Anlässe brauchen, stellen wir uns gerne zur Verfügung!

Mit bestem Dank
Die Impro-Leck-Tuellen

               Kinder- und Jugendtheater Turgi, Landstrasse 45, 5300 Turgi
Sie können auch lesen