Bericht über Solvabilität und Finanzlage 2020
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Coya AG Bericht über Solvabilität und Finanzlage 2020 Coya AG, Ohlauer Str. 43, 10999 Berlin Vorsitzender des Aufsichtsrates: Thomas Münkel Vorstand: Andrew Shaw (Vorsitzender), Johannes Jacobsen Handelsregister: HRB 188013 B, Amtsgericht Berlin (Charlottenburg) coya.com
Inhaltsverzeichnis Präambel 4 Zusammenfassung 6 A. Geschäftstätigkeit und Geschäftsergebnis 9 A.1 Geschäftstätigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 A.2 Versicherungstechnische Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 A.3 Anlageergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 A.4 Entwicklung sonstiger Tätigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 A.5 Sonstige Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 B. Governance-System 17 B.1 Allgemeine Angaben zum Governance-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 B.2 Anforderungen an die fachliche Qualifikation und persönliche Zuverlässigkeit . . . 21 B.3 Risikomanagementsystem einschließlich der unternehmenseigenen Risiko- und Solvabilitätsbeurteilung (ORSA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 B.4 Internes Kontrollsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 B.5 Funktion der Internen Revision . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 B.6 Versicherungsmathematische Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 B.7 Outsourcing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 B.8 Sonstige Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2
C. Risikoprofil 29 C.1 Versicherungstechnisches Risiko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 C.2 Marktrisiko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 C.3 Kreditrisiko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 C.4 Liquiditätsrisiko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 C.5 Operationelles Risiko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 C.6 Andere wesentliche Risiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 C.7 Sonstige Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 D. Bewertung für Solvabilitätszwecke 34 D.1 Vermögenswerte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 D.2 Versicherungstechnische Rückstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 D.3 Sonstige Verbindlichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 D.4 Alternative Bewertungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 D.5 Sonstige Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 E. Kapitalmanagement 42 E.1 Eigenmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 E.2 Solvenzkapitalanforderung und Mindestkapitalanforderung . . . . . . . . . . . . . . 44 E.3 Verwendung des durationsbasierten Untermoduls Aktienrisiko bei der Berechnung der Solvenzkapitalanforderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 E.4 Unterschiede zwischen der Standardformel und etwa verwendeten internen Modellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 E.5 Nichteinhaltung der Mindestkapitalanforderung und Nichteinhaltung der Solvenzkapitalanforderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 E.6 Sonstige Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 3
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 Präambel Liebe(r) Leser*in, 2020 war insgesamt ein besonders herausforderndes Jahr. Die Covid-19-Pandemie hat deutliche Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Gesamtwirtschaft und damit auch unser Geschäftsjahr hinterlassen. Grundsätzlich hat die Covid-19-Pandemie den Trend zur größeren Digitalisierung bzw. zu einer Verlagerung ins Online Geschäft deutlich verstärkt. Wir konnten dies auch positiv feststellen und haben insbesondere zum Jahresende einen deutlichen ansteigenden Trend an Versicherungsneuabschlüssen verzeichnen können, worüber wir uns sehr freu- en und als Anreiz und Bestätigung verstehen, noch besser zu werden. Wir haben 2020 genutzt, um uns wettbewerbsfähiger aufzustellen. Wir haben etablierte Strukturen, Strategien und Produktpipelines hinterfragt, um vor dem Hintergrund einer sehr volatilen gesamtwirtschaftlichen Lage weiterhin schnell, agil und effektiv auf Aus- wirkungen agieren bzw. reagieren zu können. Hierbei galt für uns das Motto, dass wir uns auf die Faktoren konzentrieren wollten, die wir kontrollieren können. So ist es uns gelungen, nachdem wir zu Jahresanfang harte Entscheidungen getroffen haben, bereits zu Beginn der Covid-19-Pandemie unsere Kosten zu reduzieren, damit wir durch die unsicheren und schwierigen Zeiten manövrieren konnten. Darüber hinaus haben wir unseren strategischen Fokus in dieser Phase auf das B2C Ge- schäft, also auf die Direktkunden, gelegt, weil wir diesen Ansatz eigenständig und selbst- ständig kontrollieren können. Dieser Ansatz lässt sich mittels Werbung und optimierter und erweiterter Vertriebsansätze bspw. über Vergleichsportale im aktuellen Umfeld effizienter und nachhaltiger ausbauen. Eine Annahme, die sich für uns als korrekt heraus- stellte und von der wir profitiert haben. 4
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Präambel Auch 2020 stehen wir zu unserem Versprechen, die Kundenbedürfnisse unserer Ziel- gruppen als vorrangiges Anliegen zu verstehen. Da sich eine Vielzahl von Menschen in der Covid-19-Pandemie und den daraus folgenden Lock-downs entschloss, sich ein Haus- tier zuzulegen, auch um die Folgen von sozialer Isolation abzumildern, entschlossen wir uns kurzfristig neben einer Tierhalterhaftpflicht auch eine Tierkrankenversicherung zu entwickeln und ins Angebot aufzunehmen. Unsere Zielgruppe hat dieses Angebot auch sehr gut angenommen, um hier einen günstigen aber qualitativ hochwertigen Versiche- rungsschutz abschließen zu können. Dies hat wesentlich zu unserem extrem positiven Jahresendgeschäft beigetragen. Dieser Trend ist bislang auch in 2021 ungebrochen. Darauf aufbauend können wir auch auf der versicherungstechnischen Seite erfreuliches vermelden. In unserem zweiten vollständigen Betriebsjahr ist es uns gelungen, eine deutliche Verbesserung des versicherungstechnischen Ergebnisses zu erreichen. Neben einer deutlichen Erhöhung des gebuchten Bruttoprämienvolumens ist es uns auch ge- lungen, die Netto-Schadenquote signifikant auf 58 Prozent für 2020 (Vorjahr 104 Prozent) zu verbessern. Auch unsere Brutto-Schadenquote (exkl. Schadenregulierungsaufwand) verbesserte sich deutlich und belief sich für das Berichtsjahr auf 58 Prozent (Vorjahr 119 Prozent). Insgesamt haben wir bewiesen, dass wir als Start-up, welches von vornherein voll digital aufgebaut wurde und aktuellste Technologien einsetzt, auch vor dem Hintergrund der immer noch herausfordernden Covid-19-Pandemie, sehr gut aufgestellt sind, in dieser für uns alle anspruchsvollen Zeit weiter zu wachsen. Vor diesem Hintergrund können wir nur unser Schlusswort des letztjährigen Berichts wiederholen: Passt auf euch auf, wascht eure Hände, bleibt zu Hause und – vor allem – gesund. Euer Coya Team 5
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 Zusammenfassung A Geschäftstätigkeit und Geschäftsergebnis Wir adressieren mit unseren digitalen und kundenorientierten Versicherungslösungen digital-affine Menschen. Ausgestattet sind wir mit der Zulassung zum Geschäftsbetrieb bestimmter Schaden- und Unfallversicherungssparten und überwiegend selbst entwi- ckelter, moderner Technologie. Unser erfahrenes Team von Versicherungs- und Techno- logieexperten entwickelt volldigitale Versicherungsprodukte, bei denen die Möglichkei- ten maschinellen Lernens entlang der gesamten Wertschöpfungskette genutzt werden sollen. Unsere Vision ist es, ein digitaler Begleiter zu sein, der Menschen in einer sich schnell verändernden Welt den flexiblen und individuellen Versicherungsschutz bietet, den sie wirklich benötigen. Ein Begleiter auf Augenhöhe, der hilft, Risiken zu erkennen, um Ge- fahren zu vermeiden. Unser Anspruch ist es, Europas führender digitaler Versicherer zu werden. In unserem zweiten vollständigen Betriebsjahr erzielten wir eine deutliche Verbesse- rung des versicherungstechnischen Ergebnisses insgesamt. Dieses lag im Jahr 2020 bei -4.405 TEUR und verzeichnete damit eine Verbesserung von 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2019 -10.378 TEUR). Die Ergebnissteigerung resultiert einerseits aus der Ein- führung neuer Produkte im Bereich Absicherung gegen verschiedene finanzielle Verluste und aus organischem Wachstum innerhalb der jeweiligen Sparten, andererseits zeigen sich erste deutliche Effekte der technischen Entwicklungen und damit verbunden begin- nende Verbesserungen der Schaden- und Kostenquoten. Das gebuchte Bruttoprämien- volumen erhöhte sich um 148 Prozent auf 2.015 TEUR und die gebuchten Nettobeiträge wuchsen um 144 Prozent auf 1.131 TEUR. 6
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Zusammenfassung Wir verfolgen eine konservative Kapitalanlagestrategie, um gerade in der Aufbauphase jederzeit über ausreichend liquide Mittel zu verfügen. B Governance-System Unser Governance-System ist zum einen ein Leitfaden zur Umsetzung unserer Geschäfts- strategie, zum anderen hilft es uns, Risiken frühzeitig zu erkennen, zu analysieren und ggf. Maßnahmen zu treffen. Als deutsche Aktiengesellschaft besteht unser Unternehmensführungs- und -überwa- chungssystem aus einem Vorstand und dem Aufsichtsrat. Zudem haben wir ein ange- messenes Risikomanagement- und Überwachungssystem nach dem Grundsatz der drei Verteidigungslinien („3 Lines Of Defense“) eingerichtet, d. h. die Bereiche Betrieb, Kontrolle und Prüfung. Die operativen Einheiten im Bereich Betrieb sind für Prozesse, Daten und Ri- siken zuständig. Der Kontrollbereich – bestehend aus den Funktionen Risikomanagement, Compliance und Versicherungsmathematische Funktion – stellt sicher, dass das etablierte Kontrollsystem funktioniert, die Vorgaben erfüllt werden und wir nicht mehr Risiken ein- gehen, als wir tragen können. Unsere Interne Revision überprüft schließlich sowohl den Betrieb als auch die Wirksamkeit des Kontrollbereichs. Wir haben einen Großteil unserer Systeme bei einem Cloud-Anbieter untergebracht. Des- sen Sicherheits- und Zertifizierungsstandards gewährleisten den Schutz unserer Kunden- daten bestmöglich und vereinfachen unsere Entwicklungsprozesse zusätzlich. Wesentliche Änderungen im Governance-System Zum 31.03.2020 hat Laura Kauther den Vorstand der Coya AG verlassen. Seitdem besteht der Vorstand aus zwei Personen. C Risikoprofil Zur Bewertung des Risikoprofils verwenden wir die Standardformel der europäischen Aufsichtsbehörde EIOPA, teilweise unterstützt durch weitere quantitative und qualitative Bewertungen. Unser Risikoprofil spiegelt das Risikoprofil eines neu gegründeten Versicherungsunter- nehmens wider, wobei wir dem Prämien- und Reserverisiko, dem Kontrahentenausfall- risiko und dem operationellen Risiko ausgesetzt sind. Durch unsere Anlagestrategie sind wir nur einem minimalen Marktrisiko ausgesetzt. D Bewertung für Solvabilitätszwecke Nach den Grundsätzen von Solvency II werden unsere Vermögenswerte und Verbindlich- keiten zum Marktwert (und nicht zum Buchwert nach HGB) bewertet. Dazu ermitteln wir, 7
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Zusammenfassung was wir in Zukunft an Einnahmen und Ausgaben erwarten und berechnen deren Wert zum Jahresende unter Berücksichtigung des dazugehörigen Zinssatzes. Bei unseren ma- teriellen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten (ohne Cashflows) ist der Barwert mit dem Marktwert gleichzusetzen. Wir haben für die Bewertung keine alternativen Bewer- tungsmethoden verwendet. E Kapitalmanagement Zum 31.12.2020 verfügten wir nach Solvency II Vorgaben über 6.894 TEUR zur Verfü- gung stehende Tier-1- und Tier-2-Eigenmittel. Unsere Solvenzkapitalanforderung lag bei 1.105 TEUR. Daraus ergab sich eine Bedeckungsquote von 506 Prozent. Die Mindestka- pitalanforderung betrug 3.700 TEUR und war somit zu 156 Prozent bedeckt. 8
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 A. Geschäftstätigkeit und Geschäftsergebnis Wir gehen in diesem Kapitel auf unsere wichtigsten Geschäftsaktivitäten und Finanzergebnisse ein, die in die Haupttätigkeiten Versicherung, Kapitalanlage und Unterstützung (im Sinne sonstiger Tätigkeiten) gegliedert werden. 9
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Geschäftstätigkeit und Geschäftsergebnis A.1 Geschäftstätigkeit Ausgestattet sind wir mit der Zulassung zum Geschäftsbetrieb bestimmter Schaden- und Unfallversicherungssparten und überwiegend selbst entwickelter, moderner Technologie. Unser erfahrenes Team von Versicherungs- und Technologieexperten entwickelt volldigita- le Versicherungsprodukte, bei denen die Möglichkeiten maschinellen Lernens entlang der gesamten Wertschöpfungskette genutzt werden sollen. Wir sprechen mit unseren digita- len und kundenorientierten Versicherungslösungen digital-affine Menschen an. Unsere Vision ist es, ein digitaler Begleiter zu sein, der Menschen in einer sich schnell ver- ändernden Welt den flexiblen und individuellen Versicherungsschutz bietet, den sie wirk- lich benötigen. Ein Begleiter auf Augenhöhe, der hilft, Risiken zu erkennen, um Gefahren zu vermeiden. Unser Anspruch ist es, Europas führender digitaler Versicherer zu werden. Allgemeine Informationen Wir sind eine selbstständige Kapitalgesellschaft in der Form einer nicht-börsennotierten Aktiengesellschaft. Wir sind unter der Nummer HRB 188013 B im Handelsregister des Amtsgerichts Charlottenburg (Berlin) eingetragen. Unser Sitz ist in der Ohlauer Straße 43, 10999 Berlin. Wir sind nicht abhängig von einer Muttergesellschaft. Tochtergesellschaften haben im Berichtsjahr nicht bestanden. Aufsichtsbehörde Wir werden von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) unter der Nummer 5212 beaufsichtigt. Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Graurheindorfer Str. 108, 53117 Bonn Postfach 1253, 53002 Bonn Telefon 0228 4108-0 E-Mail: poststelle@bafin.de De-Mail: poststelle@bafin.de-mail.de Internet: www.bafin.de 10
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Geschäftstätigkeit und Geschäftsergebnis Wirtschaftsprüfer Unser Jahresabschluss wird geprüft von: Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Landschaftstraße 8 30159 Hannover Gesellschaftsstruktur Unsere Aktien werden von insgesamt 16 Aktionären gehalten. Folgende Aktionäre haben eine qualifizierte Beteiligung (ab 10 Prozent) an unserem Unternehmen: • SHA Beteiligungen GmbH (Berlin) mit 13,34 Prozent. Diese befindet sich im Allein- besitz von Andrew David Shaw. • e.ventures europe V GmbH & Co. KG (Hamburg) hält 16,56 Prozent der Anteile an der Coya AG. Die Komplementärin dieser Gesellschaft ist die e.ventures europe V Komplementär GmbH (Hamburg). Alleingesellschafterin an der Komplementärin ist die e.ventures Managementgesellschaft mbH (Hamburg). Die Kommanditis- tin mit Geschäftsführungsbefugnis der „e.ventures europe V GmbH & Co. KG“ ist ebenfalls die e.ventures Managementgesellschaft mbH (Hamburg). • Valar Global Fund IV LP (New York, USA), 16,71 Prozent. Zum Jahresende 2020 besaß kein einzelner Anteilseigner eine Mehrheitsbeteiligung. Geschäftsbereich Zu unseren Kernzielgruppen gehören digital-affine Menschen, insbesondere Millennials, die bereits heute rund 20 Prozent aller deutschen Privathaushalte stellen. Mit ihrer Fle- xibilität und einem neuen, digitalen Kommunikations- und Einkaufsverhalten verändert diese Generation den Markt in einem beispiellosen Maß. Diese technologisch versierte Zielgruppe erwartet auch digitale und flexible Versicherungslösungen, die genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten und überall und jederzeit verfügbar sind. Darüber hinaus wollen wir unseren Kunden dort begegnen, wo sie sich aufhalten, nämlich online! Wir setzen deshalb nicht nur auf volldigitale Produkte, sondern auch auf die entspre- chenden Rahmenbedingungen wie flexible Verträge, die täglich kündbar sind, verständ- lich formulierte Versicherungsbedingungen, Schadensmeldungen via Smartphone und individuelle Versicherungslösungen. Dabei sind alle Produkte, Informationen und Pro- zesse und insbesondere auch der Kundenservice und die Schadenbearbeitung in deut- scher und englischer Sprache verfügbar. Durch den Einsatz neuester Technologien sind wir in der Lage, maßgeschneiderte Produkte entsprechend der Lebenssituation unserer Kund*innen anzubieten. 11
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Geschäftstätigkeit und Geschäftsergebnis Wir haben in 2020 unseren Vertriebsansatz überprüft und ausgebaut und setzen den Vertrieb jetzt auf drei strategischen Säulen auf: dem digitalen Direktmarketing für pri- vate Endkunden, dem Vertrieb über Vergleichsportale/Makler sowie dem Vertrieb über Kooperationspartner (B2B2C). Im Kooperationsvertrieb entwickeln wir gemeinsam mit unseren Partnern Angebote, die deren Kerngeschäft unterstützen. Wesentliche Geschäftsvorfälle im Berichtszeitraum Es gab keine wesentlichen Geschäftsvorfälle im Berichtszeitraum. A.2 Versicherungstechnische Leistung In unserem zweiten vollständigen Betriebsjahr erzielten wir insgesamt eine deutliche Verbesserung des versicherungstechnischen Ergebnisses. Dieses lag im Jahr 2020 bei -4.405 TEUR und verzeichnete damit eine Verbesserung von 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2019 -10.378 TEUR). Die Ergebnissteigerung resultiert einerseits aus der Einführung neuer Produkte im Bereich Absicherung gegen verschiedene finanzielle Verluste und aus organischem Wachstum innerhalb der jeweiligen Sparten, andererseits zeigen sich ers- te deutliche Effekte der technischen Entwicklungen und damit verbunden beginnende Verbesserungen der Schaden- und Kostenquoten. Das gebuchte Bruttoprämienvolumen erhöhte sich um 148 Prozent auf 2.015 TEUR und die gebuchten Nettobeiträge wuchsen um 144 Prozent auf 1.131 TEUR. Im Geschäftsjahr 2020 wurden neue Partnerschaften in den Sparten Feuer- und Sachver- sicherung sowie verschiedene finanzielle Verluste geschlossen, die eine zusätzliche Diversi- fikation ermöglichen und spartenübergreifendes Cross Selling fördern. Weiterhin führten wir im vierten Quartal die Tierkrankenversicherung ein. Unsere bestehenden Produkte wurden ausnahmslos weitergeführt. Das betragsmäßig stärkste Wachstum verzeichneten wir in der Sparte Feuer- und Sachversicherung. Das Bruttobeitragsvolumen erhöhte sich um 120 Prozent auf 1.129 TEUR. Insbesondere die Elek- tronik- sowie die Hausratversicherung konnten mit einer Steigerung des Bruttobeitrags- volumens um 152 Prozent auf 632 TEUR (Elektronikversicherung) bzw. um 81 Prozent auf 457 TEUR (Hausratversicherung) zu diesem Wachstum beitragen. Die Sparte Haftpflichtversicherung verzeichnete einen Zuwachs der Bruttoprämien von 216 Prozent auf 658 TEUR; die Sparte verschiedene finanzielle Verluste eine Steigerung von 149 Prozent auf 229 TEUR. Mit einem Anteil von 134 TEUR ist die neu eingeführte Tierkran- kenversicherung ein deutlicher Wachstumstreiber. Im Jahr 2020 waren insgesamt mehr als 124.000 Kunden durch Coya versichert. Dies ent- spricht einer Erhöhung von 33% Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 12
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Geschäftstätigkeit und Geschäftsergebnis Die Nettoaufwendungen für Versicherungsfälle liegen zwar mit 493 TEUR über dem Vor- jahresniveau von 433 TEUR; die Netto-Schadenquote verbesserte sich jedoch deutlich auf 58 Prozent für dieses Jahr (Vorjahr 104 Prozent). Dabei erhöhten sich die Nettoaufwendungen für Versicherungsfälle der Feuer- und Sach- versicherung um 47 Prozent auf 386 TEUR. Davon entfielen 239 TEUR auf den Elektronik- versicherungsbereich. Die Nettoaufwendungen für die Hausratversicherung sanken auf 135 TEUR (Vorjahr 179 TEUR). Der Netto-Schadenaufwand in der Sparte verschiedene finan- zielle Verluste hat mit einer Höhe von 9 TEUR einen Anteil von 2 Prozent an der Gesamt- Netto-Schadenquote. Auch in der Haftpflichtversicherung verringerten sich die Nettoaufwendungen für Versi- cherungsfälle deutlich um -33 Prozent auf 98 TEUR (Vorjahr 147 TEUR). Die Spätschadenre- serven für 2019 wurden aufgrund fehlender Schadenhistorie äußerst konservativ geschätzt und haben sich in 2020 nicht in dieser Höhe realisiert. Nachdem nunmehr eine Schaden- historie von mehr als einem Jahr vorliegt und sich der Spätschadenbedarf demnach be- rechnen lässt, konnten die Reserven entsprechend angepasst werden. Auch unsere Brutto-Schadenquote (exkl. Schadenregulierungsaufwand) verbesserte sich deutlich und beträgt im Berichtsjahr 58 Prozent (Vorjahr 119 Prozent ). Zusätzlich sind zu den Schadenaufwendungen pauschal zugeordnete externe sowie inter- ne Schadenverwaltungskosten aus verschiedenen Abteilungen sowie erwartete Schaden- verwaltungskosten für noch nicht abgerechnete Schäden in Höhe von 399 TEUR hinzuge- kommen. Die Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb für eigene Rechnung sind gegenüber dem Vorjahr um -49 Prozent auf 1.250 TEUR gesunken. Dies ist zum großen Teil auch auf bereits erste Effekte der Automatisierung der internen Prozesse zurückzuführen. Unsere gesamten Betriebskosten, die wir unseren Versicherungsaktivitäten zuordnen können, beliefen sich im Berichtsjahr auf 4.629 TEUR. Die Kostenquote wurde durch die Investitionen in den weiteren Ausbau unseres Unternehmens getrieben. Im zweiten Halbjahr 2020 haben wir unsere Vertriebskanäle um Makler erweitert. Bei den in diesem Zusammenhang anfallenden Provisionen haben wir das Abgrenzungsprinzip unterstellt und die Provisionen periodengerecht abgegrenzt. Damit wird auch unserem Geschäftsmodell mit täglich kündbaren Versicherungsverträgen Rechnung getragen. 13
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Geschäftstätigkeit und Geschäftsergebnis Das versicherungstechnische Ergebnis ist in der folgenden Tabelle dargestellt. Zusammenstellung des versicherungstechnischen Ergebnisses (in TEUR) finanzielle Verluste Sachversicherung Verschiedene versicherung Haftpflicht- Feuer- und Gesamt Gesamt 2020 2019 Gebuchte Beiträge Brutto gebuchte Beiträge 1.129 658 229 2.015 812 davon Rückversicherungsanteil 462 325 96 884 348 Netto 666 332 133 1.131 464 Verdiente Beiträge Brutto verdiente Beiträge für eigene Rechnung 1.020 545 135 1.700 726 davon Rückversicherungsanteil 456 308 80 843 308 Netto 563 238 56 857 418 Schäden Schadenaufwand 772 201 17 990 866 davon Aufwendungen für Versicherungsfälle 533 169 14 716 247 davon Veränderung der Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle 247 32 4 283 620 davon Rückversicherungsanteil 386 103 9 497 433 Schadenaufwand nach Rückversicherung 386 98 9 493 433 Veränderung sonstiger vt. Rückstellungen Veränderung sonstiger vt. Rückstellungen 206 26 26 258 71 davon Rückversicherungsanteil 101 11 13 124 32 Netto 105 16 13 134 38 Angefallene Aufwendungen Angefallene Aufwendungen 1.522 1.959 1.592 5.073 10.518 davon Rückversicherungsanteil 225 165 48 438 194 Netto 1.297 1.794 1.544 4.635 10.324 vt. Ergebnis -1.225 -1.670 -1.510 -4.405 -10.378 Tabelle 01: Zusammenstellung des versicherungstechnischen Ergebnisses 14
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Geschäftstätigkeit und Geschäftsergebnis A.3 Anlageergebnis Aufgrund unserer internen Anforderungen sowie dem fortlaufenden Fokus auf den kapi- talintensiven Aufbau des Geschäftsbetriebs haben wir im Geschäftsjahr 2020 noch keine aktiven Investitionen getätigt. Das heißt, dass unser Vermögen ausschließlich auf unse- ren Bankkonten verwaltet wird und nicht angelegt wurde. Wir beobachten das Investi- tionsumfeld sowie die Anlagemöglichkeiten und werden diese zum richtigen Zeitpunkt umsetzen. Dabei werden wir eine angemessene Kapitalanlagestrategie verfolgen, um gerade in der Aufbauphase jederzeit über ausreichend liquide Mittel zu verfügen. Darü- ber hinaus beabsichtigen wir, Nachhaltigkeit und ESG-Aspekte in der Anlagestrategie zu berücksichtigen. A.4 Entwicklung sonstiger Tätigkeiten In diesem Abschnitt stellen wir das Ergebnis der sonstigen Aktivitäten der Gesellschaft dar, die nicht Teil der versicherungstechnischen Rechnung sind. Die sonstigen Erträge stellen im Wesentlichen Einkünfte aus der Reduzierung von nicht versicherungstech- nischen Rückstellungen sowie aus übrigen Erträgen dar. Die sonstigen Aufwendungen sind Kosten, die weder den einzelnen versicherungstechnischen noch den kapitalanlage- bezogenen Funktionsbereichen zugeordnet werden können, sondern für das Unterneh- men als Ganzes entstanden sind. Hierunter fallen insbesondere die Vergütung der Mit- glieder des Aufsichtsrates, Honorare der Wirtschaftsprüfer und allgemeine Rechts- und Steuerberatungskosten. Da wir uns noch im Aufbau befindet, fielen des Weiteren Kosten des Unternehmensaufbaus, insbesondere für die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Technologieplattform an. Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit betrug -4.334 TEUR im Geschäftsjahr 2020 (Vj. -4.678 TEUR). Sonstige Tätigkeiten (in TEUR) 2020 2019 Sonstige Erträge 264 164 Sonstige Aufwendungen -4.599 -4.842 Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit -4.334 -4.678 Tabelle 02: Sonstige Tätigkeiten 15
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Geschäftstätigkeit und Geschäftsergebnis A.5 Sonstige Angaben Unsere Technologie Unser gesamter technologischer Ansatz beruht im Kernsystem auf einem Microservice- Konzept, das eine hochflexible und gleichzeitig sehr stabile Abbildung von Produkten und Prozessen ermöglicht. Der Produktentwicklungsprozess verkürzt sich durch diesen Ansatz drastisch. Die eventbasierte Architektur unterstützt eine durchgehende Dokumen- tation aller Ereignisse im System – eine wesentliche Komponente für die technologische Unterstützung bei der Erfüllung der umfangreichen regulatorischen Anforderungen. Unser Team Dies alles wird durch unsere Mitarbeiter*innen ermöglicht – ein hochqualifiziertes inter- nationales Team aus Technologie- und Versicherungsexperten, das alles daran setzt, unsere Vision vom führenden digitalen Versicherer in Europa zu erfüllen. 16
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 B. Governance-System Unser Governance-System ist ein Leitfaden zur Umsetzung unserer Geschäftsstrategie, das uns hilft, Risiken frühzeitig zu identifizieren, analysieren und ggf. Maßnahmen zu treffen. 17
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Governance-System B.1 Allgemeine Angaben zum Governance-System Als deutsche Aktiengesellschaft besteht unser Unternehmensführungs- und -überwa- chungssystem aus Vorstand und Aufsichtsrat. Zudem haben wir ein zeitgemäßes Risiko- management- und Überwachungssystem nach dem Grundsatz der drei Verteidigungs- linien eingerichtet, d. h. die Bereiche Betrieb, Kontrolle und Prüfung. In der folgenden Abbildung zeigen wir unser Governance-Modell auf, dessen einzelne Elemente in den nächsten Abschnitten genauer beschrieben werden. Aufsicht & Beratung AUFSICHTSRAT Unternehmensleitung VORSTAND Prüfung INTERNE REVISION Kontrolle VERSICHERUNGS- COMPLIANCE- RISIKOMANAGE- MATHEMATISCHE FUNKTION MENT-FUNKTION FUNKTION Betrieb OPERATIVE EINHEITEN GOVERNANCE TEAM kontrolliert berichtet Abbildung 01: Coya Governance-Modell Aufsichtsrat Die Aufgaben und Pflichten unseres Aufsichtsrats sind durch Gesetz und Satzung fest- gelegt. Sie umfassen u. a. die Bestellung der Vorstandsmitglieder und die Festlegung ihrer Vergütung. Darüber hinaus überwacht der Aufsichtsrat die Vorstandstätigkeiten und berät ihn in Fragen der Geschäftsführung, insbesondere bei der Prüfung des Jahres- 18
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Governance-System abschlusses. Satzungsgemäß findet jedes Quartal eine Aufsichtsratssitzung statt, und wir haben darüber hinaus eine weitere Aufsichtsratssitzung durchgeführt. Zum 31.12.2020 setzte sich der Aufsichtsrat wie folgt zusammen: • Thomas Münkel (Vorsitzender) • Christian Miele (stellv. Vorsitzender) • Andrew John McCormack • Mato Peric • Dr. Wolfgang Weiler Vorstand Unser Vorstand ist das oberste Entscheidungsgremium und bestand zum 31.12.2020 aus zwei Personen: • Vorstandsvorsitzender Andrew Shaw (Chief Executive Officer), verantwortlich für Wachstum (Produkt, Vertrieb, Marketing), Technologie, Finanzen, Geschäftsbetrieb und Personal, sowie disziplinarisch für die Versicherungsmathematische Schlüs- selfunktion. • Vorstandsmitglied Johannes Jacobsen (Chief Governance Officer) ist verantwort- lich für die Themen Recht und Compliance, Rückversicherung, Kundendienst und Schaden, sowie disziplinarisch für die Schlüsselfunktionen Risikomanagement und Interne Revision. Schlüsselfunktionen Die vier Funktionen Risikomanagement, Compliance, Versicherungsmathematische Funk- tion und Interne Revision sind für uns unerlässlich, um einen optimalen Kundenschutz zu gewährleisten. Ihre erfolgreiche Umsetzung wird u. a. durch Zugangsrechte zu allen Infor- mationen und Unabhängigkeit durch direkte Berichtswege zum Vorstand gewährleistet. Während die operativen Einheiten im Bereich Betrieb für Prozesse, Daten und Risiken zuständig sind, stellt der Kontrollbereich – bestehend aus den Schlüsselfunktionen Risiko- management, Compliance und Versicherungsmathematische Funktion – sicher, dass das etablierte Kontrollsystem funktioniert, die Vorgaben erfüllt werden und wir nicht mehr Risiken eingehen, als wir tragen möchten. Die Schlüsselfunktionen der zweiten Verteidi- gungslinie des Governance Systems nehmen im Einzelnen folgende Aufgaben wahr: Die Risikomanagement-Funktion überwacht unser Risikoprofil und unsere Risikotrag- fähigkeit. Das bedeutet, dass sie überprüft, ob uns für die von uns eingegangenen und beabsichtigten Risiken ausreichend Kapital zur Verfügung steht (Solvabilität). Die Un- abhängigkeit der Funktion wird dadurch gewährleistet, dass sie den Vorstand berät und regelmäßig über die aktuelle Risiko- und Solvabilitätslage berichtet. Die Risikomanage- 19
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Governance-System ment-Funktion koordiniert die Aufgaben des Risikomanagements und trägt zu einer transparenten Risikokultur bei, indem sie die potenziellen Auswirkungen von Entschei- dungen auf das Eigenkapital bewertet. Sie wurde bei uns bis Ende Oktober 2020 von Jeroen Vermeulen, unserem Head of Risk Management, wahrgenommen. Zum Anfang Februar 2021 übernahm Ross Hennessy diese Tätigkeit in gleicher Funktion. In der Zwi- schenzeit wurde sie von einer externen Unternehmensberatung durchgeführt. Die Compliance-Funktion berät uns bei der Einhaltung der Gesetze und Vorschriften, die für uns als Versicherungsunternehmen gelten. Darüber hinaus identifiziert sie die potenziellen Auswirkungen von Änderungen innerhalb des rechtlichen Umfelds und bewertet Risiken, die mit Nichteinhaltung einhergehen könnten. Verantwortlich dafür ist bei uns Johannes Jacobsen, unser Chief Governance Officer. Die Funktion des Daten- schutzbeauftragten ist im Bereich Compliance organisiert, da der Datenschutz einen wichtigen Bestandteil der Compliance ausmacht. Die Versicherungsmathematische Funktion stellt durch eine Beurteilung der Angemes- senheit unserer versicherungstechnischen Rückstellungen sicher, dass wir unser Verspre- chen gegenüber unseren Kund*innen im Schadensfall einhalten können. Sie überprüft auch die Richtigkeit der bei der Berechnung verwendeten Daten, Methoden, Modelle und Annahmen und gibt Stellungnahmen zur Zeichnungs- und Annahmepolitik ab. Die Funktion wurde von Philipp Miehe, unserem Head of Actuarial, wahrgenommen. Er hat uns zum Ende August 2020 verlassen. Ab März 2021 übernahm Iuliia Sharonova die Ver- sicherungsmathematische Funktion. In der Zwischenzeit wurde sie von einer externen Unternehmensberatung wahrgenommen. Die Interne Revision überprüft als dritte Verteidigungslinie des Governance-Systems schließlich sowohl den Betrieb als auch die Wirksamkeit des Kontrollbereichs. Die In- terne Revision unterstützt uns bei der Erreichung unserer Ziele, indem sie mit einem systematischen und zielgerichteten Ansatz die Effektivität des Risikomanagements, der Kontrollen und der Führungs- und Überwachungsprozesse bewertet und hilft, diese zu verbessern. Die Funktion wird von Svenja Lappenbusch, unserer Head of Internal Audit, wahrgenommen. Die vier Schlüsselfunktionen bilden unser Governance-Team. Das Team trifft sich regel- mäßig, um Informationen über Themen auszutauschen und mögliche Maßnahmen zu diskutieren, die für alle vier Funktionen von Relevanz sind. Vergütung Unsere Vergütungspolitik haben wir in einer internen Leitlinie festgelegt. Das Vergü- tungssystem ist so gestaltet, dass es angemessen, transparent und auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet ist. Insbesondere verfolgen wir mit unserer Vergütungspolitik und unseren Vergütungspraktiken folgende Grundsätze: • Wahrung der gesetzlichen Vorgaben für die Vergütung auf allen Ebenen • Übereinstimmung mit unserer Geschäfts- und Risikostrategie 20
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Governance-System • Vereinbarkeit mit unserer langfristigen Entwicklung • Vermeidung von Interessenkonflikten, wie z. B. negative Anreize bei Vergütungs- regelungen Mindestens einmal jährlich prüfen wir die Vergütungsgrundsätze auf Angemessenheit und Aktualität. Inhaltliche Änderungen der Leitlinie können nur durch einen Vorstandsbe- schluss bzw. Aufsichtsratsbeschluss vorgenommen werden. Diese festgelegten Grundsätze gelten für alle Mitarbeiter*innen und die Vorstandsmitglieder. Mit zwei Ausnahmen wurden auf allen Unternehmensebenen fixe Vergütungen gewährt. Auch die Vorstandsmitglieder erhalten eine feste Vergütung ohne variable Gehaltsbe- standteile. Der Aufsichtsrat prüft bei der Festsetzung der Vergütung die Angemessenheit. Aufsichtsratsmitglieder erhalten eine Aufwandsentschädigung für ihre Aufsichtsratstätigkeit. Neben der fixen Vergütung sind Mitarbeiter*innen Teil eines Mitarbeiterbeteiligungspro- gramms („Virtual Employee Stock Option Program“ – „VESOP“). Hier kann der Vorstand zusammen mit dem Aufsichtsrat den Bestand virtueller Anteilsoptionen an unsere Mit- arbeiter*innen verteilen. Darüber hinaus können zusätzlich und individuell weitere Anteile zugesprochen werden. Bemessungsgrundlage für den Wert der Anteilsoptionen ist hier- bei der Zeitpunkt der Zuteilung an den/die einzelne/n Mitarbeiter*in. Wesentliche Änderungen im Governance-System Zum 31.03.2020 hat Laura Kauther den Vorstand der Coya AG verlassen. Seitdem besteht der Vorstand aus zwei Personen. Wesentliche finanzielle Transaktionen im Berichtszeitraum Wir haben Anfang 2020 Wandeldarlehen mit bestehenden und neuen Investoren bege- ben. Diese wurden partiell im April 2020 und vollständig im Februar 2021 in Eigenkapital gewandelt. So konnten wir einerseits zu Beginn der Covid-19-Pandemie unsere finanziel- le Situation sichern und unsere aufsichtsrechtlichen Bedeckungsquoten sicherstellen. B.2 Anforderungen an die fachliche Qualifikation und persönliche Zuverlässigkeit Alle unsere Mitarbeiter*innen tragen in ihren jeweiligen Rollen einen wichtigen Teil zu unserer Unternehmensentwicklung bei und werden in einem standardisierten Ein- stellungsverfahren über mehrere Stufen geprüft. Unser Vorstand und unsere Schlüssel- 21
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Governance-System funktionsinhaber*innen müssen darüber hinaus nach regulatorischen Anforderungen besondere Voraussetzungen hinsichtlich ihrer fachlichen Qualifikation und persönlichen Zuverlässigkeit erfüllen. Zu dem Personenkreis der Schlüsselfunktionen gehören bei uns: • die Compliance-Funktion • die Interne Revision • die Risikomanagement-Funktion • die Versicherungsmathematische Funktion Die interne „Fit & Proper-Leitlinie“ leitet sich von den gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben ab und ist unser Wegweiser zur Bestimmung der Zuverlässigkeit und Eignung von Leitungs- und Schlüsselfunktionen sowie des Vorstands. Zusätzlich richtet sich der Maßstab der fachlichen Eignung unter anderem auch nach dem Geschäftsfeld der be- troffenen Einheit. Fachliche Eignung (Fit) Fachliche Eignung bedeutet, dass unsere Vorstandsmitglieder aufgrund ihrer beruf- lichen Qualifikationen, Kenntnisse und Erfahrungen in der Lage sind, eine solide und umsichtige Unternehmensleitung auszuüben. Dies erfordert angemessene theoretische und praktische Kenntnisse in Versicherungsgeschäften sowie Leitungserfahrung. Lei- tungserfahrung ist anzunehmen, wenn ein Vorstandsmitglied bei einem Versicherungs- unternehmen vergleichbarer Größe und Geschäftsart leitend tätig war oder ist. Unser Vorstand erfüllt diese Kriterien voll. Darüber hinaus erfüllt unser Vorstand durch seine Berufserfahrung aus anderen Start- ups oder neu gegründeten Gesellschaften auch die besonderen Voraussetzungen, die sich aus der Herausforderung des Unternehmensaufbaus im technologieorientierten Umfeld ergeben. Wie beim Vorstand wird auch vom Aufsichtsrat eine fachliche Eignung in einem Um- fang gefordert, die ihn zur Wahrnehmung der Kontrollfunktion sowie zur Beurteilung und Überwachung der betrieblichen Geschäfte befähigt. Unser Aufsichtsrat setzt sich aus erfolgreichen Investoren der Start-up-Branche sowie Personen mit langjähriger Er- fahrung als Vorstand namhafter Versicherungsunternehmen zusammen. Diese Experti- sen bilden die Grundlage, um den besonderen Herausforderungen der Kombination aus Versicherungswesen, Start-up und Technologie gerecht zu werden. Die Schlüsselfunktionsinhaber*innen müssen eine für ihre jeweilige Position erforder- liche Ausbildung sowie Verantwortungsbereitschaft darlegen, indem sie ihre Befähigung zur Organisation und Leitung der Funktion durch bisherige Leistungen nachweisen. Diese fachliche Überprüfung geschieht, wie bei allen Mitarbeiter*innen, durch die je- weiligen Vorgesetzten, die Personalabteilung sowie weitere relevante Stakeholder (In- 22
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Governance-System teressengruppen), die zur fachlichen Beurteilung der Person beitragen können. Vor der Einstellung von neuen Mitarbeiter*innen wird das ausgeschriebene Stellenprofil mit den vorhandenen Qualifikationen des/der Bewerber*in abgeglichen. Des Weiteren sind alle o. g. Personen aufgefordert, ihre Kenntnisse (fachliche Eignung) auf einem aktuellen Stand zu halten. Dazu besuchen sie u. a. Konferenzen, Tagungen und Lehrgänge. Während der Covid-19-Pandemie konnte dies im Vergleich zu den ver- gangenen Jahren nur bedingt umgesetzt werden.. Persönliche Zuverlässigkeit (Proper) Die Eignung des o. g. Personenkreises zeichnet sich – neben der fachlichen Qualifikation – durch die erforderliche Integrität und finanzielle Solidität (die persönliche Zuverlässig- keit) aus. Die Prüfung der persönlichen Zuverlässigkeit erfolgt sowohl unternehmensintern als auch durch die Aufsichtsbehörde. Wir sehen Zuverlässigkeit, Redlichkeit und Integrität als elementare Einstellungsvoraussetzung an. So fordern wir bei Neueinstellung oder Neubesetzung des Aufsichtsrats, Vorstands oder einer Schlüsselfunktion u. a. die Einho- lung eines aktuellen polizeilichen Führungszeugnisses an, welches direkt an die Aufsicht übermittelt wird. Mit ihrer Unterschrift der notwendigen Erklärung gegenüber der Auf- sicht versichern zudem alle verantwortlichen Personen, dass in den letzten fünf Jahren keine strafrechtlich geahndeten Verfahren gegen sie vorlagen. Insbesondere bei Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern dürfen keine Interessenkon- flikte existieren, wie etwa im Hinblick auf eine wirtschaftliche Abhängigkeit aufgrund anderweitiger Geschäftsbeziehungen zu Coya oder aufgrund etwaiger Angehörigen- verhältnisse zu anderen Organmitgliedern. Sofern Interessenkonflikte bei zwei Organ- mitgliedern zu befürchten sind, sind angemessene Vorkehrungen getroffen, um daraus entstehende Konflikte von vornherein zu vermeiden. Wir verlangen von allen verantwortlichen Personen, sämtliche Änderungen, die ihre Zu- verlässigkeit beeinflussen könnten, unaufgefordert mitzuteilen. B.3 Risikomanagementsystem einschließlich der unterneh- menseigenen Risiko- und Solvabilitätsbeurteilung (ORSA) Unser Kerngeschäft als Versicherungsunternehmen besteht darin, bestimmte Risiken unserer Kund*innen zu übernehmen und ihre Beiträge angemessen für zukünftige Scha- densfälle anzulegen. Gleichzeitig sind wir als Start-up selbst gewissen Risiken ausgesetzt, die es zu berücksichtigen und steuern gilt. Das setzt ein angemessenes Risikomanage- ment-System voraus. 23
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Governance-System Unsere Geschäftsstrategie legt fest, wie viel Kapital wir dem Risiko aussetzen wollen und in welchen Risikoklassen dies geschehen soll (z. B. Finanzmarktrisiko und versicherungs- mathematisches Risiko). Dieses Verfahren bezeichnet man allgemein als Risikobereit- schaft, die in unserer Risikostrategie definiert ist. Wie wir mit den eingegangenen Risiken umgehen, ist Gegenstand unserer Risikomanagement-Richtlinie. Wir haben ein dezen- trales Risikomanagement-System implementiert, das grundsätzlich vorsieht, dass Risi- ken dort gesteuert und verantwortet werden, wo sie auftreten können. Dies betrifft alle operativen Einheiten im Bereich Betrieb, da diese für ihre Prozesse, Daten und Risiken zuständig sind. Risikomanagementprozess Mindestens vierteljährlich wird jedes Risiko zunächst analysiert und in die Komponenten „exponierte/r Gegenstand/Person“ und „Verlustquellen“ (z. B. Börsencrash, Cyberangriff, Überschwemmung oder Reiseverspätung) unterteilt. Für jedes Risiko ermitteln wir dann mit qualitativen und quantitativen Methoden die Eintrittswahrscheinlichkeit und das Ausmaß des möglichen Schadens. Je nach Höhe des Schadens nehmen wir das Risiko entweder in Kauf und tragen es selbst, reduzieren es mit risikomindernden Maßnahmen oder übertragen es, z. B. durch Rückversicherung. Wenn es möglich und notwendig ist, können auch Maßnahmen zur Vermeidung des Risikos getroffen werden. Dazu kann unter anderem die Entscheidung gehören, nicht in eine bestimmte Anlageklasse zu in- vestieren oder ein bestimmtes Ereignis nicht in unserem Versicherungsprodukt abzude- cken. Die Risiken werden in unserem Risikoinventar festgelegt. Zur Steuerung unserer operationellen Risiken aus Personen, Prozessen und Daten haben wir ein internes Kontrollsystem implementiert (siehe B.4). Unsere vierteljährliche opera- tionelle Risikobewertung ermöglicht es uns, die Entwicklung dieser Risikokategorie zu überwachen. Alle Risiken, die tatsächlich angefallen sind, werden in unserer Verlustda- tenbank erfasst. Die Erkenntnisse daraus helfen uns, die Risiken dieser Kategorie zukünf- tig besser steuern zu können. Unsere Risikomanagement-Funktion koordiniert diese Risikoprozesse und berichtet die Ergebnisse an den Vorstand. Die verantwortliche Person für die Risikomanagement- Funktion kann den Vorstand zu Ad-hoc-Risikothemen weiter beraten und schafft durch Schulungen und Workshops ein Risikobewusstsein im gesamten Unternehmen. Neue Kolleg*innen erhalten im Rahmen ihres Onboardings eine Einführung in das Risikoma- nagement, so dass sie die Berichtslinien und -verfahren kennenlernen. Unternehmenseigene Risiko- und Solvabilitätsbeurteilung (ORSA) Durch die jährliche und zukunftsorientierte „Unternehmenseigene Risiko- und Solvabili- tätsbeurteilung“ (Own Risk and Solvency Assessment, ORSA) stellen wir eine Prognose unserer Eigenmittel und des erforderlichen Risikokapitals auf Basis unserer Geschäfts- strategie dar. Dabei berücksichtigen wir auch verschiedene Stressszenarien, um mögli- che negative Auswirkungen in der Zukunft zu berücksichtigen Projektionen. 24
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Governance-System Unser Risikokapital wird nach der Standardformel von Solvency II ermittelt. Als Teil der ORSA überprüfen wir auch, wie angemessen die Standardformel unser Risikoprofil be- wertet. Das Risikokapital macht zusammen mit möglichen Unter- oder Überschätzun- gen des Modells unseren Gesamtkapitalbedarf aus. Der ORSA-Prozess ist die Risikobeurteilung der künftigen Finanzplanung. Entsprechend wird er in der zweiten Jahreshälfte durchgeführt, wenn die Planung aktualisiert wird. Die ORSA-Ergebnisse werden dem Vorstand präsentiert und bei der strategischen Entschei- dungsfindung berücksichtigt. Darüber hinaus wird die sich aus der ORSA ergebende Ri- sikotragfähigkeit bei der Entwicklung neuer Produkte bzw. bei Kooperationsgesprächen mit großen Geschäftspartnern berücksichtigt. Der ORSA-Prozess kann auch ad hoc durchgeführt werden. Auslöser kann eine wesent- liche Änderung der Geschäftsstrategie oder des Risikoprofils sein. Unser Vorstand ent- scheidet, ob ein Ad-hoc-ORSA durchgeführt wird. B.4 Internes Kontrollsystem Unser internes Kontrollsystem ist ein integraler Bestandteil des operationellen Risiko- managementsystems und ist in unserem GRC-Tool modelliert worden. Innerhalb dieses Systems werden Risiken bewertet und bei Bedarf weitere Kontrollen eingeführt. Die Beurteilung der Wirksamkeit dieser Kontrollen ist Teil des vierteljährlichen Prozesses des operationellen Risikomanagements. Wesentliche Kontrollen sind das Vier-Augen-Prinzip und die entsprechenden Dokumentationen. Die Compliance-Funktion spielt eine wichtige Rolle im internen Kontrollsystem . Sie ist als Teil des internen Kontrollsystems ebenfalls dezentral organisiert und implementiert, so dass auch die Compliance-Risiken dort gesteuert und verantwortet werden, wo sie auftreten können. Dies betrifft alle operativen Einheiten im Bereich Betrieb, da diese für ihre Prozesse, Daten und Risiken zuständig sind. Die Compliance-Funktion sorgt dafür, dass wir jederzeit die für uns geltenden Regeln und Vorschriften einhalten. Wenn wir die- se Vorschriften und Regeln nicht beachten würden, könnte dies zu Verwarnungen, Geld- bußen, Freiheitsstrafen oder zu einem Verlust unserer Zulassung führen. Solche Verluste würden es erschweren, die gegenüber unseren Kund*innen gegebenen Versprechen einzuhalten und könnten unseren Ruf schädigen. Die Aufgaben der Compliance-Funktion sind in einer mit dem Vorstand abgestimmten und der Aufsichtsbehörde vorgelegten Richtlinie dokumentiert. Die Compliance-Funktion berät uns zu allen Vorschriften, die für uns als Versicherungs- gesellschaft relevant sind, und sie ermittelt, wie wir diese Vorschriften einhalten können. Des Weiteren beobachtet die Compliance-Funktion das Rechtsumfeld, damit wir frühzei- tig Gesetzesänderungen identifizieren und unsere Prozesse darauf abstimmen können. Für das vergangene Geschäftsjahr betraf dies im Besonderen erneut die Datenschutz- grundverordnung (DSGVO). 25
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Governance-System Die Compliance-Funktion hat sich auch mit dem gesamten für uns geltenden Regelwerk auseinandergesetzt und ermittelt die Auswirkungen von Verstößen. Abhängig von der Auswirkung eines Verstoßes identifizierten wir bestimmte Maßnahmen, um das Risiko etwaiger Verstöße zu minimieren. Diese Maßnahmen können beispielsweise Fortbildun- gen für alle Mitarbeiter*innen zu bestimmten Compliance-Themen sein. So gibt es für alle neuen Mitarbeiter*innen eine zwingende Einführungsveranstaltung, um die Mitarbei- ter*innen für Compliance zu sensibilisieren. Diese Fortbildungen können aber auch nur für spezifische Bereiche gelten, die besondere Vorschriften einhalten müssen. Letztlich kontrolliert die Compliance-Funktion auch, ob die weiteren Geschäftseinheiten die Gesetze und Vorschriften einhalten und zeigt – falls notwendig – Verbesserungsbedarf auf. Über all diese Aufgaben erstellt die Compliance-Funktion einen jährlichen Bericht, der dem Vorstand vorgelegt wird. Dieser zielt darauf ab, unser Compliance-System weiter zu verbessern. Die Unabhängigkeit der Compliance-Funktion wird durch eine direkte Berichtslinie an den Vorstand gewährleistet. B.5 Funktion der Internen Revision Wir verfügen über eine wirksame Interne Revision, die prozessunabhängig und objektiv unsere Strukturen und Aktivitäten prüft und beurteilt. Dies ist wichtig, damit wir bereits während der Aufbauphase unseres Versicherungsunternehmens alles ordnungsgemäß gestalten. Zur Gewährleistung ihrer Unabhängigkeit arbeitet unsere Interne Revision unter der Verantwortung unseres Vorstands, an den sie direkt berichtet. Die Prüfungen erfolgen im Rahmen einer angemessenen Mehrjahresplanung der inter- nen Revision im Auftrag des Vorstands und beziehen sich sowohl auf sämtliche Prozesse der operativen Geschäftstätigkeit als auch auf alle Finanztransaktionen. Außerdem wird regelmäßig überprüft, ob die Kontrollen, die wir zur Sicherstellung reibungsloser Prozes- se eingerichtet haben, richtig funktionieren. Um die Unabhängigkeit weiter zu gewährleisten, kann die Leiterin der Internen Revision außerdem jederzeit direkt unseren Aufsichtsrat kontaktieren. Umgekehrt kann der Vor- sitzende des Aufsichtsrats direkt bei der Leiterin der Internen Revision Auskünfte einho- len und sie in Aufsichtsratssitzungen einbinden. Sie hält zudem quartalsweise intern Schulungen, um die Sensibilisierung der Mitarbei- ter*innen weiter voranzutreiben. 26
BERICHT ÜBER SOLVABILITÄT UND FINANZLAGE 2020 – Governance-System B.6 Versicherungsmathematische Funktion Die Versicherungsmathematische Funktion unterstreicht das Vertrauensversprechen auf Nachhaltigkeit unseres Unternehmens gegenüber unseren Kund*innen. Dabei gibt sie eine weitere Einschätzung zur Solvenz des Unternehmens ab unter Berücksichtigung von Projektionen zukünftiger Cashflows. Die verantwortliche Bilanzierung der Prämien- und Schadenreserven steht hierbei im Fokus. Die Versicherungsmathematische Funktion ist verantwortlich für eine interessenkonflikt- freie, qualitätsgeprüfte und adäquate Bewertung von Reserven (versicherungstechnische Rückstellungen) unter Solvency II. Sie leistet dem Vorstand Rechenschaft über in diesem Zusammenhang ausgeübte Tätigkeiten: • Bewertung von Datenqualität und Zuverlässigkeit der versicherungstechnischen Rückstellungen; • Stellungnahme zur Zeichnungspolitik des Unternehmens; • Analyse der Angemessenheit von durch das Unternehmen abgeschlossenen pas- siven Rückversicherungsverträgen; • Unterstützung des Risikomanagements bei Risiko- und Solvabilitätsbeurteilung. Der volle Umfang der versicherungsmathematischen Funktion ist in Artikel 48 der Richt- linie 2009/138/EG definiert. Seit Gründung bis Mitte 2020 haben wir konsequent einen Teil der versicherungsmathe- matischen Berechnungen an Willis Towers Watson (WTW) ausgelagert, während wir die versicherungsmathematische Funktion im Haus behielten. Der Leiter des Aktuarteams hinterfragte die Ergebnisse, Methoden und Annahmen von WTW, koordinierte die Be- rechnung, erleichterte die Kommunikation und erfüllte die übrigen Aufgaben, die die versicherungsmathematische Funktion erfüllen muss. Da er sich entschieden hat, das Unternehmen im August 2020 zu verlassen, hat WTW vorübergehend die gesamte ver- sicherungsmathematische Funktion übernommen. Der Kommunikationskreislauf wurde durch Coyas Versicherungsmathematikerin gewährleistet. Mit der langjährigen aktuariellen Expertise, dem Zugang zu den Marktdaten und dem exzellenten Ruf in der Branche empfinden wir die Partnerschaft mit WTW als vorteilhaft für Coya. Sie gewährleistet insbesondere die Anwendung des 4-Augen-Prinzips bei den Ergebnissen der versicherungsmathematischen Funktion. B.7 Outsourcing Wir haben unsere technische Infrastruktur an Amazon Web Services in Frankfurt, Deutschland, ausgegliedert. Deren Sicherheits- und Zertifizierungsstandards gewährleis- ten den bestmöglichen Schutz unserer Kundendaten und vereinfachen unsere Entwick- 27
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