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Philhar Semyon Bychkov Kirill Gerstein moniker Chen Reiss Berliner Donnerstag 02.12.21 Freitag 03.12.21 Samstag 04.12.21
Großer Saal Donnerstag, 02.12.21, 20 Uhr Freitag, 03.12.21, 20 Uhr Samstag, 04.12.21, 19 Uhr Berliner Philharmoniker Semyon Bychkov Dirigent Kirill Gerstein Klavier Chen Reiss Sopran Kirill Petrenko Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner P hilharmoniker Andrea Zietzschmann Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker
Inhalt Thomas Larcher (geb. 1963) Konzert für Klavier und Orchester Werkeinführungen4 Auftragswerk der Stiftung Berliner Philharmoniker gemeinsam mit Ein Spiegelbild der Seele10 der Tschechischen Philharmonie, dem Wiener Konzerthaus, dem Die »Wunderhorn«-Vertonungen Niederländischen Rundfunk, BBC Radio 3, dem Dänischen Radio- Gustav Mahlers Sinfonieorchester und dem Philharmonischen Orchester Bergen Komponieren ohne Neuerungszwang 18 Deutsche Erstaufführung Der Komponist Thomas Larcher Gesangstext20 Poco lento Die Berliner Philharmoniker22 Adagio, tempo rubato Semyon Bychkov26 Fast Kirill Gerstein28 Dauer: ca. 30 Min. Chen Reiss29 Pause Gustav Mahler (1860 –1911) Symphonie Nr. 4 G-Dur 1. Bedächtig. Nicht eilen – Recht gemächlich 2. In gemächlicher Bewegung. Ohne Hast 3. Ruhevoll (Poco adagio) 4. Sehr behaglich. »Wir genießen die himmlischen Freuden« (Text aus der Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn von Clemens Brentano und Achim von Arnim) Das Konzert am 04.12.21 Fotoaufnahmen, Die Auftritte der Berliner Solovioline im zweiten Satz: Noah Bendix-Balgley wird live in der Digital Bild- und Tonaufzeich Philharmoniker mit Dauer: ca. 55 Min. Concert Hall übertragen nungen sind nicht reduzierten Sitzabstän- und wenige Tage später gestattet. Bitte schalten den werden ermöglicht als Mitschnitt im Archiv Sie vor dem Konzert durch regelmäßige PCR- veröffentlicht. Ihre Mobiltelefone aus. Testungen. Wir danken digitalconcerthall.com dafür unserem Partner Centogene. Die Stiftung Berliner Philharmoniker wird gefördert durch: 2 Saison 2021/22 3 Programm
Thomas Larcher Konzert für Klavier und Orchester »Wichtig ist, dass man einen Klang zunächst im Kopf hat und ihn dann erst sucht. Am Klavier faszinieren mich nach wie vor die Möglichkeiten zu rhythmischer Komplexi- tät, Präzision und Geschwindigkeit.« Klang denken, sich langsam an ihn herantasten, Tönen nachhorchen – das sind typische Verfahrensweisen im Kompositionsprozess Thomas Larchers. Der begnadete Pianist, der sich inzwi- schen ganz auf das Schreiben von Musik konzentriert, hat damit eine ganz eigene Tonsprache entwickelt, einen unverkennbaren »Larcher-Sound«, der seine Werke im vielstimmigen Gefüge der zeitgenössischen Musik unver- wechselbar macht. Das gilt auch für sein neues dreisätzi- Thomas Larcher ges Klavierkonzert, das im Mai dieses Jahres im Amster- damer Concertgebouw uraufgeführt wurde. Wie er hier aus einfachsten Elementen raffinierteste Klangstrukturen entwickelt, energetische Prozesse in Gang setzt oder vertraute melodische oder harmonische Muster neu beleuchtet, das macht dem gebürtigen Tiroler so leicht keiner nach. »Bei Stücken, bei denen ein Klavier Dabei kommt vieles ganz unspektakulär daher. Das zeigt schon der sehr ruhige und fast meditative Beginn dabei ist, spielt das Instrument natür des ersten Satzes, wenn sich der Tonraum aus einem lich eine entscheidende Rolle, auch im nahezu statischen Unisono-Klang immer weiter öffnet Denkprozess. Ich komponiere oft so, und sich aus ersten Intervallschritten allmählich kontu- rierte melodische Figuren herausbilden. Das wirkt häufig, dass vieles improvisiert, dann notiert vor allem im Klavierpart, wie improvisiert, ist aber immer und transformiert wird.« vom klanglichen Ergebnis her gedacht, zielorientiert Thomas Larcher und nie unreflektiert. Oft sind es elementare Figuren, aus denen sich das musikalische Geschehen entwickelt. Das kann eine schlichte Tonrepetition oder eine einfache melodische Linie sein, die dann umkreist, neu eingefärbt oder thematisch weiter bearbeitet wird. Es sind Klänge, die gewissermaßen Schatten werfen und dadurch eine vieldimensionale Struktur erzeugen. Dabei spielen für Larcher oft feinste klangliche Prozesse eine zentrale Rolle: »Ich brauche zum Schreiben einen Steinway D-Flügel, um diese klangliche Weite, diesen Kosmos und diese ext- reme Dynamik wirklich bei mir zu haben, so oft ich will.« 4 Saison 2021/22 5 Werkeinführungen
Die drei Sätze des Konzerts bieten eine bunte Ab- folge sehr ruhiger und äußerst bewegter Abschnitte. Vor Gustav Mahler allem in den energischen, rhythmisch forcierten Teilen Symphonie Nr. 4 zeigen sowohl das Klavier als auch der Orchesterapparat häufig ungewohnte Gestaltungselemente. Das ist jedoch nie Selbstzweck, sondern geschieht im Dienst einer ex- pressiven Grundhaltung, wie sie charakteristisch ist für das musikalische Denken Larchers: »Die Extreme in der Instrumentenbehandlung und in der Anforderung an die Virtuosität müssen kongruent mit Ausdrucksextremen, mit extrem gespannten Bögen, mit extrem gespannten Mahlers Vierte entstand während der Sommermonate Linien sein. Sonst sind sie einfach sinnlos.« der Jahre 1899 bis 1901 in Bad Aussee in der Steiermark und in Maiernigg am Wörthersee. Es ist die scheinbar un- problematischste unter seinen Symphonien. Im Gegen- satz zu der Monumentalität der beiden vorangegange- Entstehungszeit nen Werke mit ihren ausgreifenden Architekturen und 2020/21 dramatischen Zuspitzungen gibt sich die Vierte Sympho- Uraufführung nie in ihrer »normalen« Viersätzigkeit, ihrer Spieldauer 22. Mai 2021 im Concertgebouw in Amsterdam durch von kaum mehr als 50 Minuten und ihrer Beschränkung das niederländische Radio Filharmonisch Orkest auf einen bescheidenen Orchesterapparat ohne das unter der Leitung von Karina Canellakis, Solist: Kirill schwere Blech von Posaunen und Tuba beinahe klassizis- Gerstein tisch. Doch der Schein trügt. Denn weder die eingängige Thematik des ersten Satzes noch die idyllisch-humoreske Bei den Berliner Philharmonikern Grundstimmung des Werks sind ohne Doppelbödig- erstmals in diesen Konzerten keit. Das geht aus Mahlers ausführlichen Äußerungen über die Symphonie eindeutig hervor: »Es ist die Heiter- keit einer höheren, uns fremden Welt darin, die für uns etwas Schauerlich-Grauenvolles hat«, schrieb er seiner Vertrauten Natalie Bauer-Lechner. Ohne Zweifel haben verschlüsselte Meditationen über das Leben nach dem Tod bei der Konzeption des Werks eine zentrale Rolle gespielt. Mahlers Vierte beendet die Reihe seiner Wunder- horn-Symphonien. Erst durch sie, so der Komponist, erhielten die vorangegangenen Symphonien »ihren Abschluss«, und alle vier Werke seien als »eine durchaus in sich geschlossene Tetralogie« zu verstehen. Zielpunkt der Vierten Symphonie ist ihr Finale. Es besteht aus dem Orchesterlied Das himmlische Leben auf ein Gedicht aus der Sammlung Des Knaben Wunderhorn, das Mahler bereits im Frühjahr 1892 komponiert hatte. Noch wenige Monate vor seinem Tod schrieb Mahler, dass die thema- tischen Verknüpfungen für die Idee des Werkes überaus wichtig seien. Jeder der ersten drei Sätze, so fügte er hinzu, verbinde sich »thematisch aufs innigste und bedeu- tungsvollste mit dem letzten«. Mahler empfand den Tonfall des Wunderhorn-Lieds im letzten Satz als kindlich. Und ein kindlicher T onfall 6 Saison 2021/22 7 Werkeinführungen
prägt denn auch die übrigen Sätze dieser Symphonie. Das zeigt sich bereits am Beginn des ersten Satzes mit seinem Schellengeläut. Theodor W. Adorno meinte, in diesem Satz würden »nicht existente Kinderlieder durch- einander geschüttelt«. Mahler hatte den Satz zunächst mit »Die Welt als ewige Jetztzeit« überschrieben, poe- tische Deutungen jedoch letzten Endes weggelassen. Trotzdem gibt es Stimmungen, von denen er während des Schaffensprozesses ergriffen war. So schrieb der Mahler-Freund und Dirigent Bruno Walter über das an zweiter Stelle stehende Scherzo: »Der zweite Satz könnte die Bezeichnung finden: Freund Hein spielt zum Tanz auf; der Tod streicht recht absonderlich die Fiedel und geigt uns in den Himmel hinauf.« Die Solovioline muss hier ei- nen Ton höher gestimmt werden, um den schrillen Klang zu erzielen, der Mahler für diesen T otentanz vorschweb- te. Das Adagio gehört zu den schönsten langsamen Sätzen, die Mahler komponiert hat. Thematisch eng mit den übrigen Teilen der Symphonie verwoben, gestaltet der Komponist diesen Abschnitt als eine sich steigernde Variationsfolge zweier Themen, bevor sich im Finale die Melodik des Lieds Das himmlische Leben rückwirkend als eigentliche thematische Keimzelle des gesamten Werks entpuppt. Gustav Mahler zur Zeit der Entstehung der Vierten Symphonie Entstehungszeit 1899 –1901, mehrfache Revidierung zwischen 1902 und 1910 Uraufführung 25. November 1901 in München unter der Leitung des Komponisten Bei den Berliner Philharmonikern erstmals am 6. Januar 1913, Dirigent: Arthur Nikisch, Solistin: Grete Merrem. Zuletzt im Februar 2017 unter der Leitung von Sir Simon Rattle, Solistin: C amilla »Eigentlich wollte ich nur eine Tilling symphonische Humoreske schreiben, und da ist mir das normale Maß einer Symphonie daraus geworden.« Gustav Mahler über seine Vierte Symphonie 8 Saison 2021/22 9 Werkeinführungen
Ein Spiegelbild der Seele Die »Wunderhorn«-Vertonungen Gustav Mahlers Titelblatt der ersten Ausgabe von Des Knaben Wunderhorn, Bd. 2, 1808. Kupfer- stich von Adam Weise Ein Lied aus Des Knaben Wunderhorn krönt nicht nur als Finale die Vierte Symphonie Gustav Mahlers – der Zyklus ist auch sonst für das Schaffen des Komponisten von überragender Bedeutung. Urheber der Anthologie waren die beiden Freunde Achim von Arnim und Clemens Brentano, die An- fang des 19. Jahrhunderts in drei Bänden Gedichte und Texte von Volksliedern vom Mittelalter bis zu ihrer Zeit veröffentlichten. Gustav Mahler vertonte 24 dieser Texte, in denen er alles fand, was ihn bewegte: Natur, Frömmigkeit, Sehnsucht, Liebe, Abschied, Tod. So wurde die Sammlung Des Knaben Wunderhorn für ihn buchstäblich zu einem Spiegel bild seiner Seele. 10 Saison 2021/22 11
Im Oktober 1883 trat Gustav Mahler der Komponist die Entdeckung der seine Stelle als Musik- und Chor- Wunderhorn-Sammlung als Begeg- direktor in Kassel an. Es war keine nung mit seiner eigenen seelischen besonders glückliche Zeit in seinem Heimat empfunden haben muss: Leben. Es gab Spannungen mit sei- »Alles fand er darin, was seine Seele nen Vorgesetzten, und immer wieder bewegte, und fand es so dargestellt, wurden ihm bei der Theaterarbeit wie er es fühlte: Natur, Frömmig- Steine in den Weg gelegt. Dass keit, Sehnsucht, Liebe, Abschied, sich Mahler schon bald nach einer Tod, Geisterwesen, Landsknechtart, neuen Wirkungsstätte umsah, hing Jugendfrohsinn, Kinderscherz, krau- auch mit einer unglücklichen Liebe ser Humor – all das lebte in ihm wie zusammen, die in diese Periode in den Dichtungen, und so strömten fiel. Die junge Sopranistin Johanna seine Lieder hervor – durch die glück- Richter, die sein Werben offensicht- liche Vermählung ursprünglicher lich nicht erwiderte, inspirierte ihn zu Poesie mit einer Musik tief verwand- seinem Gesangszyklus Lieder eines ter Art entstand eine Reihe reiz- fahrenden Gesellen, über den Mahler vollster Kunstwerke, aus denen seine seinen Freund Fritz Löhr wissen ließ: Persönlichkeit nunmehr männlich »Ich habe einen Zyklus Lieder ge- geschlossen und kraftvoll originell schrieben […], die alle ihr gewidmet hervortritt.« sind. Sie kennt sie nicht. Was können Unter dem Titel Des Knaben sie ihr anderes sagen, als was sie Wunderhorn veröffentlichten die weiß.« Wie einst der Wanderer in Dichter Achim von Arnim und Franz Schuberts Winterreise begibt Clemens Brentano eine Sammlung sich auch bei Mahler der Geselle, von Texten von Volksliedern in drei Clemens Brentano. Gemälde von Emilie Lindner, um 1837 der ebenfalls seine Liebste verloren Bänden zwischen den Jahren 1805 hat, auf eine ruhelose Wander- und 1808. Ging es ihnen zunächst um schaft – nur, dass die Handlung nicht das Zusammentragen von altdeut- in erstarrter Winterlandschaft spielt, schen Liedern, Romanzen, Sagen sondern im blühenden Frühling, von und Märchen, so nahmen sie später dem sich die Qual des Unglücklichen auch selbst adaptierte Rekonstruk- umso trostloser abhebt. tionen sowie Neuschöpfungen auf. Lange galt Mahler selbst als Gewidmet wurde die Sammlung Urheber dieser Gedichte. Heute dem Geheimrat Johann Wolfgang weiß man, dass zumindest das erste von Goethe, der im Januar 1806 in dieser Lieder auf einen Text aus der der Jenaischen Allgemeinen Zeitung Sammlung Des Knaben Wunderhorn forderte: »Von Rechts wegen sollte zurückgeht, den Mahler für seine dieses Büchlein in jedem Hause, wo Bedürfnisse abwandelte und aus- frische Menschen wohnen, am schmückte. Doch ganz gleich, wer Fenster, unterm Spiegel, oder wo letztlich für die Texte verantwortlich sonst Gesang- und Kochbücher zu zeichnete: Die Tatsache der unge- liegen pflegen, zu finden sein, um klärten Urheberschaft zeigt, wie eng aufgeschlagen zu werden in jedem Mahlers Gedankenwelt mit der der Augenblick der Stimmung oder Sammlung korrelierte. Hier offenbart Unstimmung, wo man denn immer sich eine Geistesverwandtschaft, etwas Gleichtönendes oder An von der der Dirigent und Mahler- regendes fände, wenn man auch Freund Bruno Walter meinte, dass allenfalls das Blatt ein paar Mal Achim von Arnim. Gemälde von Eduard Ströhling, 1803/04 12 Saison 2021/22 13 Die »Wunderhorn«-Vertonungen Gustav Mahlers
umschlagen müsste.« Und er ergänz- ristikum der Mahler’schen Komposi- te: »Am besten aber doch läge tionen. dieser Band auf dem Klavier des Mahler ließ sich von den Texten Liebhabers oder Meisters der inspirieren, wählte vor allem diejeni- Tonkunst, um den darin enthaltenen gen aus, die seinen Stimmungen am Liedern entweder mit bekannten, nächsten kamen. Doch er schreckt hergebrachten Melodien ganz ihr auch vor sprachlichen Änderungen Recht widerfahren zu lassen oder und Ergänzungen der Gedichte ihnen schickliche Weisen anzu- nicht zurück. Das hatte nicht immer schmiegen. Oder wenn Gott wolle, nur musikalische Gründe, sondern neue, bedeutende Melodien durch diente häufig der Verdeutlichung sie hervorzulocken.« der Aussage, um die es ihm ging. Das konnte auch bedeuten, dass er den Mahler war vom Sinn eines Gedichts in sein Gegen- teil verkehrte. Mit »Unbeschreibliche naturnahen Volkston Freude« ist ein Liedertext aus der der Gedichte faszi Wunderhorn-Sammlung überschrie- ben. Mahler verwarf nicht nur den niert, der in span Titel. Er strich auch die letzte Strophe, nungsvollem Kon dichtete sie neu und fügte Verse aus einem anderen Wunderhorn- trast zur eigenen, Gedicht hinzu. So verwandelte er kunstliedhaften das ursprüngliche Liebeslied in eine Vertonung stand. gespenstische Trauermusik, die er unter dem Titel Wo die schönen Trompeten blasen veröffentlicht. Robert Schumann und Johannes 24 Gedichte aus der Sammlung Brahms vertonten ebenfalls einzel- Des Knaben Wunderhorn hat Mahler ne Texte aus dieser Sammlung, aber insgesamt vertont. Neun davon erst für Gustav Mahler wurde sie zum finden sich in den Liedern und Ge- Spiegelbild eigener existenzieller sängen, entstanden zwischen 1880 Erfahrungen. Doch was hat ihn an und 1889. Das himmlische Leben diesen Texten so außerordentlich komponierte er 1892. 1899 veröf- fasziniert? Da ist wohl zum einen fentlichte er die zwölf Gesänge aus der naturhaft anmutende Volkston, aus Des Knaben Wunderhorn. Als Des Knaben Wunderhorn, Ölgemälde von Moritz von Schwind, um 1848 der in spannungsvollem Kontrast zur Nachzügler folgten Revelge (1899) eigenen, kunstliedhaften Vertonung und Der Tamboursg’sell (1901). Doch stand. Da waren ferner die unge- diese Lieder stehen nicht nur für sich, künstelte Stimmungsmalerei sowie sondern sind zugleich Keimzellen von das außerordentliche Spektrum der Mahlers symphonischem Schaffen. Ausdrucksnuancen. Der Naturlaut Wunderhorn-Texte stehen an zentra- fand in Mahlers musikalischer Spra- len Stellen seiner Dritten Symphonie, che ebenso Platz wie Kürzel, Idiome und in der Vierten wird ein solcher oder Dialekte, wie sie die damaligen Ziel- und Angelpunkt der gesamten Lebenswirklichkeiten parat hielten. Symphonie. Lied und Symphonik Die Verbindung der unterschied erweisen sich dabei als zwei Seiten lichen stilistischen Ebenen, des Hohen einer Medaille, und die Verschmel- und Niederen, wurde ein Charakte- zung dieser beiden Gattungen galt 14 Saison 2021/22 15 Die »Wunderhorn«-Vertonungen Gustav Mahlers
Sie sich eine Symphonie vorstellen, die von Anfang bis Ende durchgesun- gen wird? […] Es ist doch eigentlich merkwürdig, dass niemand bisher auf diese Idee verfallen ist – es ist doch das Ei des Kolumbus, die ›Sym- phonie an sich‹, in der das schönste Instrument, das es gibt, seiner Be- stimmung zugeführt wird«, schrieb er 1906 während der Arbeit an seiner Die Symphonien Gustav Mahlers Achten Symphonie. Die Symphonien Gustav Mahlers spielen seit über einem Jahrhundert eine zentrale Rolle in den Konzerten der Berliner Philharmoniker. In jeder einzelnen von ihnen entfaltet sich eine eigene Welt. Dabei steht das Monumentale neben dem Zarten, das Spirituelle neben dem Profanen, das Die frühen Sympho Tragische neben dem Humoristischen und die Verzweiflung neben der Hoffnung auf Erlösung. Die exklusive Hardcover-Edition vereint Einspielungen der neun Symphonien und des Adagios aus der nien Gustav Mahlers Zehnten mit herausragenden Mahler-Interpreten. offenbaren viel von seinem emotionalen Innenleben. Mahlers frühe Symphonien besitzen durchweg eine textliche Ebene, da für ihn Lied und Orches- terapparat zwei unterschiedliche Ausdruckssphären sind, die immer auch einen biografischen Hinter- grund aufweisen. So sagte er über seine ersten beiden Symphonien einmal: »Sie erschöpfen den Inhalt meines ganzen Lebens; es ist Er- fahrenes und Erlittenes, was ich darin niedergelegt habe, Wahrheit und Dichtung in Tönen. Und wenn einer gut zu lesen verstünde, müsste ihm in der Tat d arin mein Leben durch- sichtig erscheinen.« Dasselbe hätte Mahler auch in Bezug auf seine Berliner Philharmoniker Yannick Nézet-Séguin Sir Simon Rattle Wunderhorn-Vertonungen sagen 10 CD + 4 Blu-ray Symphonie Nr. 4 Symphonie Nr. 8 können. Daniel Harding Gustavo Dudamel Bernard Haitink Symphonie Nr. 1 Symphonie Nr. 5 Symphonie Nr. 9 Martin Demmler Andris Nelsons Kirill Petrenko Claudio Abbado Symphonie Nr. 2 Symphonie Nr. 6 Symphonie Nr. 10 (Adagio) Gustavo Dudamel Sir Simon Rattle Symphonie Nr. 3 Symphonie Nr. 7 Jetzt erhältlich unter berliner-philharmoniker-recordings.com und im Shop der Philharmonie Berlin 16 Saison 2021/22 17 Werkeinführungen
Komponieren ohne Zwei Seelen wohnten, ach, in seiner Brust: die des Neuerungszwang erfolgreichen und gefeierten Pianisten und die des Komponisten, der eigene Werke schaffen wollte. Der Komponist Thomas Larcher Den Sieg hat der Komponist Thomas Larcher davon- getragen – ebenfalls erfolgreich und international gefeiert. Ein Glück sowohl für ihn, wie er selbst sagt, als auch für uns, die wir seine energiegeladene Tonsprache erleben können. Er galt als einer der aufregendsten In seinen Kompositionen bewegt sich Pianisten der jüngeren Generation, der aus Tirol stammende Larcher nicht nur im Bereich der zeitgenössi- gekonnt im Spannungsfeld von Tra- schen Musik. Er konzertierte mit den dition und Innovation. Dabei finden renommiertesten Orchestern und sich seine Stücke trotz modernster arbeitete mit Dirigenten wie Claudio Tonsprache eher im klassischen Sym- Abbado oder Pierre Boulez zusam- phoniekonzert als auf den Program- men. Doch irgendwann, da war er men von Avantgardefestivals. Dabei längst ein internationaler Star, ent- empfinde er die »Pose der Material- deckte Thomas Larcher seine eigent- erkundung« heute als ein Klischee, liche Berufung: das Komponieren. das die Kreativität eher ersticke, hat Thomas Larcher So schön sich die Solistenkarriere er einmal bekannt: »Die gewaltsame entwickelte, inklusive Klavierpro- Suche nach Neuem ist der Garant fessur in Basel: In den ersten Jahren dafür, dass ich nichts Neues ent- des neuen Jahrtausends befreite decke. Wo sind die Stücke, die den sich Larcher von allen Ämtern und Zuhörer angehen und die mit seinem Funktionen, um sich komplett dem Leben zu tun haben? Ich schreibe Komponieren widmen zu können. Musik in traditionellen Formaten, weil »Ein riskanter Sprung ins Leere«, wie ich in dieser Welt groß geworden er auch heute noch meint, zu dem bin. Und ich möchte so frei und natür- ihm Freunde wie Heinz Holliger lich wie möglich für Musiker kompo- und Dennis Russell Davies geraten nieren, die ganz ähnlich sozialisiert hatten. Ein Schritt, den der heute wurden.« 58-Jährige nicht bereut hat, auch wenn er das solistische Auftreten bis- weilen vermisst. 18 Saison 2021/22 19 Der Komponist Thomas Larcher
Gustav Mahler Symphonie Nr. 4, 4. Satz Sopran-Solo Das himmlische Leben Sollt’ ein Fasttag etwa kommen, Alle Fische gleich mit Freuden angeschwommen! Wir genießen die himmlischen Freuden, Dort läuft schon Sankt Peter Drum tun wir das Irdische meiden. Mit Netz und mit Köder Kein weltlich Getümmel Zum himmlischen Weiher hinein! Hört man nicht im Himmel! Sankt Martha die Köchin muss sein. Lebt alles in sanftester Ruh’. Wir führen ein englisches Leben, Kein Musik ist ja nicht auf Erden, Sind dennoch ganz lustig daneben, Die unsrer verglichen kann werden. Wir tanzen und springen, Elftausend Jungfrauen Wir hüpfen und singen! Zu tanzen sich trauen! Sankt Peter im Himmel sieht zu. Sankt Ursula selbst dazu lacht. Cäcilia mit ihren Verwandten Johannes das Lämmlein auslasset, Sind treffliche Hofmusikanten. Der Metzger Herodes d’rauf passet! Die englischen Stimmen Wir führen ein geduldig’s, Ermuntern die Sinnen, Unschuldig’s, geduldig’s, Dass alles für Freuden erwacht. Ein liebliches Lämmlein zu Tod! Sankt Lucas den Ochsen tut schlachten Ohn’ einig’s Bedenken und Achten, aus Des Knaben Wunderhorn von Der Wein kost’ kein Heller Achim von Arnim und Clemens Brentano, Im himmlischen Keller! Band I (1805, dort unter dem Titel Die Englein, die backen das Brot! Der Himmel hängt voll Geigen) Gut’ Kräuter von allerhand Arten Die wachsen im himmlischen Garten! Gut’ Spargel, Fisolen Und was wir nur wollen! Ganze Schüsseln voll sind uns bereit. Gut’ Äpfel, gut’ Birn’ und gut’ Trauben, Die Gärtner, die alles erlauben. Willst Rehbock, willst Hasen? Auf offener Straßen Sie laufen herbei! 20 Saison 2021/22 21 Gesangstext
Die Berliner •Chefdirigent Kirill Petrenko Christoph von der Nahmer Christoph Igelbrink Solène Kermarrec Philharmoniker Raimar Orlovsky Stephan Koncz • Erste Violinen Noah Bendix-Balgley Simon Roturier Bettina Sartorius Martin Menking David Riniker 1. Konzertmeister Rachel Schmidt Nikolaus Römisch Daishin Kashimoto Armin Schubert Dietmar Schwalke 1. Konzertmeister Stephan Schulze Knut Weber N. N. Christoph Streuli N. N. 1. Konzertmeister*in Eva-Maria Tomasi Krzysztof Polonek Konzertmeister Romano Tommasini N. N. • Kontrabässe Matthew McDonald Zoltán Almási 1. Solobassist Maja Avramović Helena Madoka Berg • Bratschen Amihai Grosz Janne Saksala 1. Solobassist Simon Bernardini 1. Solobratscher Esko Laine Alessandro Cappone N. N. Solobassist Madeleine Carruzzo 1. Solobratsche Martin Heinze Aline Champion- Naoko Shimizu Michael Karg Hennecka Solobratscherin Stanisław Pajak Luiz Felipe Coelho Micha Afkham Peter Riegelbauer Luis Esnaola Julia Gartemann Edicson Ruiz Sebastian Heesch Matthew Hunter Gunars Upatnieks Aleksandar Ivić Ulrich Knörzer Janusz Widzyk Hande Küden Sebastian Krunnies Ulrich Wolff Rüdiger Liebermann Walter Küssner Kotowa Machida Álvaro Parra Ignacy Miecznikowski Martin von der • Flöten Mathieu Dufour Johanna Pichlmair Nahmer Solo Bastian Schäfer Allan Nilles Emmanuel Pahud Dorian Xhoxhi Kyoungmin Park Solo N. N. Joaquín Riquelme Michael Hasel García Jelka Weber • Zweite Violinen Marlene Ito Martin Stegner Wolfgang Talirz Egor Egorkin Piccolo 1. Stimmführerin Thomas Timm 1. Stimmführer • Violoncelli Bruno Delepelaire • Oboen Jonathan Kelly Christophe Horák 1. Solocellist Solo Stimmführer Ludwig Quandt Albrecht Mayer Philipp Bohnen 1. Solocellist Solo Stanley Dodds Martin Löhr Christoph Hartmann Cornelia Gartemann Solocellist Andreas Wittmann Amadeus Heutling Olaf Maninger Dominik Wollenweber Angelo de Leo Solocellist Englischhorn Anna Mehlin Rachel Helleur- Simcock 22 Saison 2021/22 23 Die Berliner Philharmoniker
• Klarinetten Wenzel Fuchs • Posaunen Christhard Gössling • Orchestervorstand Stefan Dohr Solo Solo Knut Weber Andreas Ottensamer Olaf Ott Solo Alexander Bader Solo Jesper Busk Sørensen • Medienvorstand Stanley Dodds Matic Kuder Thomas Leyendecker Olaf Maninger Hi-Res Audio Andraž Golob Stefan Schulz Bassklarinette Bassposaune • Orchestervertretung im Stiftungsrat • Tuba Andreas Wittmann Klang ohne Kompromisse • Fagotte Daniele Damiano Alexander von Puttkamer Martin Stegner Vorsitzender des Solo Personalrats Genießen Sie mit Hi-Res Audio ab sofort die Konzerte der Berliner Philharmoniker in Stefan Schweigert Solo • Pauken Wieland Welzel Ulrich Knörzer Stellvertretendes Studioqualität – unmittelbar, authentisch und ganz ohne Datenverlust. Zusammen mit dem ultrahochauflösenden Bild unserer 4K-Kameras bieten wir Ihnen das bestmögliche Markus Weidmann N. N. Mitglied audiovisuelle Konzerterlebnis. N. N. Julia Gartemann Václav Vonášek Kontrafagott • Schlagzeug Raphael Haeger Stellvertretendes Mitglied, Simon Rössler Mitglied des • Hörner Stefan Dohr Franz Schindlbeck Jan Schlichte Personalrats Solo • Fünferrat N. N. Solo •Harfe Marie-Pierre Philipp Bohnen Jesper Busk Sørensen Johannes Lamotke Langlamet Cornelia Gartemann Georg Raphael Haeger Schreckenberger Gäste Markus Weidmann Sarah Willis • Celesta Andrej Žust N. N. Majella Stockhausen • Gemeinschaft der Berliner N. N. • Cimbalon Luigi Gaggero Philharmoniker Angelo de Leo • Trompeten Klaus Wallendorf Guillaume Jehl Solo • Akkordeon Felix Kroll Sarah Willis N. N. Solo • Ehrendirigent Daniel Barenboim verlustfreier Klang in Studioqualität (FLAC) Andre Schoch Tamás Velenczei N. N. • Dirigenten unter den ab sofort in den Mobil-Apps der Digital Concert Hall und für Apple TV Ehrenmitgliedern verfügbar für alle Archiv-Konzerte Zubin Mehta keine Zusatzkosten Seiji Ozawa Hi-Res Audio kann dank der Unterstützung und technologischen Beratung von Internet Initiative Japan Inc. (IIJ), Streaming-Partner der Digital Concert Hall, angeboten werden. Zu einem späteren Zeitpunkt wird 24 Saison 2021/22 Hi-Res Audio auch für die Live-Übertragungen aus der Philharmonie Berlin angeboten.
Semyon Bychkov Semyon Bychkov begeisterte sich schon als Teenager für die Berliner Philharmoniker. So verbrachte er so- gar eine Nacht in Polizeigewahrsam, als er vergeblich versuchte, sich bei dem St. Petersburger Gastspiel des Orchesters 1969 heimlich in das ausverkaufte Konzert zu schmuggeln. Der damals 17-Jährige war Schüler von Ilya Musin, dem legendären Lehrer der russischen Diri gentenschule. 1973 gewann er den Ersten Preis beim Rachmaninow-Dirigierwettbewerb, emigrierte 1975 in die USA und startete von dort aus seine internationale Karriere, die ihn 1985 zum ersten Mal zu den Berliner Philharmonikern führte. Seither gehört Semyon Bychkov, derzeit Chef der Tschechischen Philharmonie, zum festen Stamm der philharmonischen Gäste. In der über 35-jäh- rigen Zusammenarbeit bewies er immer wieder seine stilistische Vielseitigkeit, angefangen von der Wiener Klassik bis zur Moderne. Er ist ein ausgewiesener Spe- zialist fürs russische Repertoire, vor allem für die Werke Dmitri Schostakowitschs. Die Freundschaft mit dem italienischen Komponisten Luciano Berio weckte sein Interesse an zeitgenössischer Musik. Semyon Bychkovs Begeisterung für die Berliner Philharmoniker ist nach wie vor ungebrochen: »Es gibt nur wenige Orchester auf der Welt«, so der Dirigent, »die sich in Zeiten der Globali sierung ihre musikalische Identität bewahrt haben. Zu ihnen gehören die Berliner Philharmoniker.« 26 Saison 2021/22 27 Biografien
Kirill Gerstein Chen Reiss Sein transparentes, schwereloses Wiener Philharmonikern sowie 2016 »Die Stimme ist wie ein Geliebter«, Von dort aus startete sie ihre inter- Spiel selbst in den wuchtigsten Passa- bei den Berliner Philharmonikern. meinte Chen Reiss einmal. »Wenn nationale Karriere, die sie an viele gen gilt als Kirill Gersteins Markenzei- 1979 in Woronesch als Sohn eines es gut läuft, ist es ein wunderbares große Häuser führte, u. a. an die chen. Alles wirkt bei ihm entspannt Mathematiklehrers und einer Musik- Gefühl! Aber es kann auch schief- Wiener Staatsoper, das Royal Opera und selbstverständlich, gleichzeitig lehrerin geboren, wuchs Gerstein in gehen …« Dass bei der Sängerin, die House, Covent Garden, oder die erscheint jede Note perfekt plat- zwei musikalischen Welten auf: der mit einem strahlenden, sinnlichen und Mailänder Scala. Zu den bisherigen ziert. Zudem denkt der gebürtige Klassik und dem Jazz. Anfänglich gleichzeitig energetischen Sopran Höhepunkten ihrer Laufbahn zählt Russe durch und durch kammer- schien es, als ob der Jazz ihn mehr berührt, wenig schiefgegangen ist, die Künstlerin u. a. ihren Auftritt bei musikalisch. Egal, ob er als Solist mit faszinierte, doch letztlich entschied beweist ihr eindrucksvoller Werde- der Weihnachtsmesse in Rom 2014 einem Orchester auftritt, Teil eines er sich für die klassische Musik und gang: In Israel als Tochter einer vor Papst Franziskus. Mit den Berliner Ensembles ist oder einen Soloabend studierte zunächst bei Solomon Opernsängerin geboren, begann Philharmonikern realisierte sie 2006 gibt. Auch das prägt seinen Stil. Kirill Mikowsky in New York, später bei sie bereits mit 14 Jahren ihre Ge- ein ungewöhnliches Projekt: Beglei- Gersteins Weltkarriere begann im Dmitri Baschkirow in Madrid. Die sangsausbildung, absolvierte ihren tet vom Orchester sang Chen Reiss Jahr 2000 mit seinem Konzertdebüt Auseinandersetzung mit dem Jazz Militärdienst als Solosängerin im den Soundtrack zum Film Das Parfum beim Züricher Tonhalle-Orchester; empfindet er als wichtigen Baustein Orchester der israelischen Armee nach dem gleichnamigen Roman 2001 gewann er den Internationalen seiner künstlerischen Entwicklung: und setzte dann ihr Studium in New von Patrick Süskind ein. »Der wunder- Arthur Rubinstein Wettbewerb in »Ich habe gelernt, dass Musik mehr York fort. Anschließend holte sie schöne Klang der Philharmoniker Tel Aviv, im Jahr darauf wurde er mit ist als die schwarzen Punkte auf dem Zubin Mehta, damals Musikdirektor hat mich sehr inspiriert«, erinnert sich dem Gilmore Young Artist Award Papier. Meine Erfahrung mit dem Im- der Bayerischen Staatsoper, an das die Künstlerin, die nun erstmals in ausgezeichnet, es folgten umjubelte provisieren und dem Timing im Jazz Münchner Opernhaus, wo sie in Par- einem Orchesterkonzert der Berliner Debüts u. a. bei der Staatskapelle beeinflussen in gewisser Weise die tien wie Sophie (Der Rosenkavalier) Philharmoniker zu erleben ist. Dresden, den Münchner und den Art, wie ich Klassik spiele.« und Gilda (Rigoletto) begeisterte. 28 Saison 2021/22 29 Biografien
© Conny Maier, Courtesy of König Galerie © A Gentil Carioca, Maxwell Alexandre Blick auf die Conditio humana Artists of the Year 2021 der Deutschen Bank im PalaisPopulaire Die Auszeichnung „Artist of the Year“ der Deutschen Bank wird zehn Jahre alt. Junge Künstler*innen, die mit Papier oder Fotografie arbeiten, werden seit 2010 durch Ankäufe ihrer Werke für die Sammlung Deutsche Bank, einen Katalog und Einzelausstellungen einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Anlässlich des Jubiläums werden erstmals drei Künstler*innen ausgezeichnet, die jetzt mit neuen Werken im PalaisPopulaire zu sehen sind. Das gewalt und schwarze Identität. Virtuos in der Farbgebung, kraftvoll und Besondere: Alle drei kamen über ungewöhnliche Wege zur Kunst, nicht ohne Ironie knüpft die Berlinerin Conny Maier an die Traditionen reflektieren elementare Themen wie Gemeinschaft, Spiritualität der französischen Fauvisten und des deutschen Expressionismus an. und Umweltzerstörung. Der 30-jährige Maxwell Alexandre stammt Im Zentrum ihrer Malerei-Installation steht ein riesiges, im wahrsten aus Rio de Janeiros größter Favela. Seine Gemälde, Performances Sinne überwältigendes Triptychon, dem sie den Titel „Dominanz“ und Installationen kreisen um Rassismus, Musik, Religion, Polizei- gegeben hat. Und genau darum geht es auch in ihren Bildern: um den Konflikt zwischen moderner Zivilisation und Natur, die Frage, wer wen beherrscht, die Oberhand behält. Der taiwanesische Künstler Zhang Xu Zhan fertigt für seine Filme und Installationen filigrane Figuren und Landschaften aus Pappmaschee an. Sein immersiver Kosmos ist von märchenhaften Wesen, singenden Tieren und Pflanzen © Zhang Xu Zhan, courtesy of the artist and Project Fulfill Art Space sowie Naturgeistern bevölkert – und transformiert alte Fabeln für das Internetzeitalter. Drei Statements zur Conditio humana, die radikales Um- und Neudenken einfordern. Deutsche Bank „Artists of the Year“ 2021 Maxwell Alexandre – Conny Maier – Zhang Xu Zhan Bis zum 7. Februar 2022 PalaisPopulaire Unter den Linden 5, 10117 Berlin db-palaispopulaire.de
Konzerttipps »Lost Generation«: Musik verfolgter Komponisten Als der 26-jährige Pavel Haas sein übermütiges Streich- quartett »Von den Affenbergen« schrieb, da ahnte er wohl nicht, welch grausames Schicksal ihn nach der Annexion seiner tschechischen Heimat durch das nationalsozialisti- sche Regime erwartete: Verfolgung, Deportation und Tod in Auschwitz. Mitglieder der Berliner Philharmoniker stellen Hier spielen in diesem Konzert der Reihe Lost Generation das Jugend- werk des Komponisten vor – neben Werken von Ernst Toch und Hanns Eisler, die den Repressalien der Nazis durch Emigration entkommen konnten wir nur für Mi 15.12.21 Kammermusiksaal 20 Uhr Sie Hande Küden Violine · Kotowa Machida Violine und Vio- la · Allan Nilles Viola · Knut Weber Violoncello · Gunars Upatnieks Kontrabass · Mor Biron Fagott · Jelka Weber Flöte · Wenzel Fuchs Klarinette · Jan Schlichte Schlagzeug Karten von 10 bis 26 Euro Silvesterkonzert mit Kirill Petrenko und Janine Jansen Mit Wiener Tanzmusik der etwas anderen Art verabschie den die Berliner Philharmoniker und Chefdirigent Kirill Petrenko das Jahr 2021. Eine Bühnenmusik von Erich Wolfgang Korngold reichert eine Shakespeare-Komödie mit Wiener Flair an, Richard Strauss feiert in seinem Ballett Schlagobers die Kaffeehauskultur, während Maurice Ravel mit La Valse eine rauschhaft-explosive Version des Wiener Walzers liefert. Ein weiteres Highlight ist Max Bruchs Erstes Violinkonzert mit Janine Jansen, dessen wirbelndes Finale unüberhörbar vom ungarischen Teil der K.-u.-k.-Monarchie inspiriert ist. Mi 29.12.21 20 Uhr Do 30.12.21 20 Uhr Fr 31.12.21 17.30 Uhr Jetzt in Hi-Res Großer Saal Audio Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko Dirigent Janine Jansen Violine Offizieller Streaming-Partner der Digital Concert Hall Karten von 68 bis 290 Euro digitalconcerthall.com 32 Saison 2021/22 33 Konzerttipps
Konzerttipps Late Night mit der Artist in Residence Patricia Kopatchinskaja Unsere Late-Night-Konzerte sind nichts für S chlafmützen. Wenn andere Konzertgänger*innen sich auf den Heim- Klassik weg machen, geht es hier erst los: Drei Mal in der Saison bieten die Late-Night-Veranstaltungen Musik nach den philharmonischen Orchesterkonzerten – mit M itgliedern der Berliner Philharmoniker, namhaften Gästen und ungewöhnlichen Programmen. Eine Konzertreihe für Nachtschwärmer und Neugierige, die in unbekannte Klangwelten eintauchen möchten. erleben Sa 22.01.22 22 Uhr Kammermusiksaal Patricia Kopatchinskaja Violine Mitglieder der Berliner Philharmoniker Karten 20 Euro Patricia Kopatchinskaja und das Jack Quartet Patricia Kopatchinskaja und das Jack Quartet verbindet die große Leidenschaft für eine zeitgenössische Musik, die neugierig macht und überrascht. In diesem gemein- samen Konzert sind Werke zu hören, die die unendlichen Möglichkeiten von Streichermusik erforschen: originell, energiegeladen und stimmungsvoll. Patricia Kopatchinskaja ist dabei nicht nur als Sologeigerin zu erleben, sondern in Galina U stwolskajas Dies Irae auch als Perkussionistin. Mitglieder der Berliner Philharmoniker erweitern das Instrumentarium des Abends um zusätzliche Farben. Unterstützen Sie uns beim Kauf So 23.01.22 18 Uhr hochwertiger Instrumente, bei der Verbesserung der Ausstattung in Kammermusiksaal Patricia Kopatchinskaja Violine und Holzwürfel Philharmonie und Kammermusiksaal Jack Quartet Mitglieder der Berliner Philharmoniker oder bei der Förderung besonderer musikalischer Projekte. Karten von 10 bis 26 Euro Wir freuen uns auf Sie! Freunde der Berliner Philharmoniker e. V. berliner-philharmoniker.de/freunde 34 Saison 2021/22 35 Konzerttipps
Ticketverkauf • online unter berliner-philharmoniker.de • t elefonisch unter +49 30 254 88-999 Montag – Freitag 9 –16 Uhr • a n der Konzertkasse der Philharmonie Montag – Freitag 15–18 Uhr Samstag, Sonntag und an Feiertagen 11–14 Uhr Impressum Newsletter und Social Media Herausgegeben von der Berliner berliner-philharmoniker.de/newsletter Philharmonie gGmbH für die Stiftung instagram.com/BerlinPhil Berliner Philharmoniker facebook.com/BerlinPhil Direktorin Marketing, Kommunikation und twitter.com/BerlinPhil Vertrieb: Kerstin Glasow youtube.com/BerlinPhil Leiter Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.) Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin redaktion@berliner-philharmoniker.de Redaktion: Anne Röwekamp Mitarbeit: Stephan Kock, Hendrikje Scholl Werkeinführungen, Die »Wunderhorn«-Ver- tonungen Gustav Mahlers: Martin Demmler Abbildungen: S. 5, 18 Richard Haughton, S. 8, 11, 14 akg-images, S. 13 gemeinfrei, S. 22 Monika Rittershaus, S. 26 Sheila Rock, S. 28 Marco Borggreve, S. 29 Paul Marc Mitchell, S. 33 (o.) privat, (u.) Stephan Rabold, S. 34 (o.) Stefan Hoederath, (u.) Beowulf Sheehan Anzeigenvermarktung: Tip Berlin Media Group GmbH, Michelle Thiede, Telefon +49 30 23 32 69 610, anzeigen@tip-berlin.de Artwork: Studio Oliver Helfrich · Layout: Stan Hema · Satz: P atrizia Monnerjahn · Herstellung: Reiter-Druck, 12247 Berlin Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten Einzelheftpreis: 3,50 Euro PH 25, 2021/22 36 Saison 2021/22 Kol-Titel
15.9.2021 – 7.2.2022 Deutsche Bank “Artists of the Year” MA XWELL ALEXANDRE CONNY © Conny Maier. Courtesy of König Galerie MAIER ZHANG XU ZHAN
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