Bevölkerung im Wandel - Bevölkerungsentwicklung seit 1946
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Bevölkerung Bevölkerung im Wandel Bevölkerungsentwicklung seit 1946 Von Günter Ickler In Rheinland-Pfalz leben heute gut 4,05 Mill. Menschen. Seit der Gründung des Landes im Jahr 1947 hat sich die Bevölkerungszahl um weit mehr als 1 Mill. erhöht. Dabei verlief die Entwicklung keineswegs kontinuierlich: Es gab Phasen mit einem stark ausgeprägten Bevöl- kerungswachstum, aber auch Zeiträume, in denen die Einwohnerzahl rückläufig war. Zuletzt verursachte die Wende in Mittel- und Osteuropa seit Ende der 1980er-Jahre kräftige Wanderungsgewinne. Seit 2005 ist die Bevölkerungszahl rückläufig. Dieser neue Trend wird sich in Zukunft noch verstärkt fortsetzen. Die Entwicklung wird von ausgeprägten Verschiebungen in der Altersstruktur begleitet. Langfristig wachsende Bevölkerung rungsentwicklung beachtliche Wachstums- raten auf, die sich jedoch zu Beginn der Volkszählung Die Bevölkerungsentwicklung des Landes nach dem 1970er-Jahre abschwächten. Mit 3,7 Mill. Zweiten Weltkrieg war über lange Zeiträume hinweg durch im Oktober 1946 Zuwächse gekennzeichnet.1) Bei der ersten Einwohnern wurde im Jahr 1973 ein vor- Volkszählung nach dem Zweiten Weltkrieg, läufiger Höchststand erreicht. In einer dann die im Oktober 1946 stattfand, wurden folgenden Phase des Bevölkerungsrück- für das Gebiet des heutigen Rheinland- gangs sank die Einwohnerzahl bis 1986 Pfalz 2,8 Mill. Einwohner gezählt. Bedingt auf 3,6 Mill. (– 2,4 %). Die Entwicklung seit durch die Rückkehr von Kriegsgefange- Ende der 1980er-Jahre war stark durch die nen und den Zustrom von Heimatvertrie- Wende in Mittel- und Osteuropa beeinflusst. benen und Flüchtlingen aus den früheren Von 1988 bis 2004 stieg die Bevölkerungs- deutschen Ostgebieten und der damaligen zahl auf ihren bisher höchsten Stand von sowjetischen Besatzungszone hatte die 4,06 Mill. (+ 11 %). Bevölkerungszahl bereits bei der nächs- ten Großzählung im Jahr 1950 die Grenze Erstmals nach 18 Jahren ist im Jahr 2005 Im Jahr 2005 rückläufige von 3 Mill. Menschen überschritten. Auch die rheinland-pfälzische Bevölkerungszahl Bevölkerung in den folgenden Jahren wies die Bevölke- wieder rückläufig gewesen. Die Abnahme belief sich auf fast 2 300 Personen. Der für das Jahr 2006 zu erwartende Rückgang 1) Bei einer langfristigen Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung muss in Kauf genommen werden, dass aus der Anfangszeit nach dem Krieg genaue dürfte noch weit höher ausfallen. Allein in statistische Angaben nicht immer oder nur mit eingeschränkter Aussagekraft den ersten drei Quartalen liegt das Minus vorliegen, da auch der Aufbau der amtlichen Statistik in dem neu gegründeten Land durch die vielfältigen Probleme der Nachkriegszeit geprägt war. per Saldo bei rund 6 000 Menschen. 230 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 04 2007
Bevölkerung In den Folgejahren ist der Wanderungsge- 1) S1 Bevölkerung 1950 – 2006 winn aufgrund der stark rückläufigen Zu- wanderung rapide gesunken. Gab es 1995 4,5 in Mill. noch nahezu 30 000 mehr Zuzüge als Fort- züge, so fiel dieser Saldo bis zum Jahr 2000 4,0 auf 8 000 Personen, konnte aber im Jahr darauf noch einmal kräftig auf fast 21 000 3,5 Menschen zulegen. Die Entwicklung in jüngster Vergangenheit Sinkende 3,0 Wanderungs- ist durch weiter rückläufige Zuwanderungs- gewinne können Geburtendefizit überschüsse gekennzeichnet, die nur noch nicht mehr 0 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 bis zum Jahr 2004 groß genug waren, um ausgleichen 1) 2006: vorläufiges Ergebnis. das bestehende Geburtendefizit auszu- gleichen. Meist überwogen die Zuzüge Eine Unterscheidung nach Herkunfts- bzw. Wanderungs- die Fortzüge verflechtungen Zielgebieten zeigt, dass die verschiedenen mit anderen Ob eine Bevölkerung wächst oder abnimmt, Bundesländern Regionen in sehr unterschiedlichem Aus- stärker als mit resultiert aus dem Zusammenspiel der Ent- maß zu den Wanderungsgewinnen und dem Ausland wicklungskomponenten, den Zuzügen und damit zum Bevölkerungswachstum des den Geburten auf der einen Seite sowie den Landes beigetragen haben. So fallen im Fortzügen und den Sterbefällen auf der an- gesamten Zeitraum die Wanderungsströme deren Seite. mit dem Ausland weit geringer aus als die Im langfristigen In der Geschichte des Landes sind in na- mit den anderen Bundesländern. Durchschnitt jährlicher Wan- hezu jedem Jahr mehr Menschen nach Die stärksten Wanderungsverflechtungen derungsgewinn von 17 000 Rheinland-Pfalz zugezogen als über die gab es naturgemäß stets mit den größe- Menschen Landesgrenze weggezogen. Damit konn- ten die Wanderungen fast immer zu einem Wanderungen über die Landesgrenze Wachstum der Bevölkerung beitragen. Im S2 1950 – 20061) langfristigen Durchschnitt gab es seit 1950 jährlich 109 000 Zuzüge und 92 000 Fort- 180 in 1 000 züge. Daraus resultiert ein jährlicher Wan- 160 Wanderungs- derungsüberschuss von 17 000, der sich 140 gewinn im Lauf der Jahre auf insgesamt fast 1 Mill. 120 Menschen summiert. 100 Hohe Wande- Besonders hoch waren die Wanderungsge- 80 rungsgewinne Wanderungs- winne in den ersten Nachkriegsjahren sowie 60 verlust Ende der 1980er- und 40 Anfang der Ende der 1980er- und Anfang der 1990er- 1990er-Jahre Jahre infolge der Grenzöffnung zum Osten. 0 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 Im Mittel der Jahre 1989 bis 1993 lag der Zuzüge Fortzüge Zuwanderungsüberschuss bei weit über 1) 2006: vorläufiges Ergebnis. 50 000 Menschen jährlich. 04 2007 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 231
Bevölkerung Besonders ren Nachbarländern Nordrhein-Westfalen, hoher Wande- rungsaustausch Hessen und Baden-Württemberg. Im ge- S3 Geburtenrate1) 1950 – 2005 mit den benachbarten samten Beobachtungszeitraum seit 1950 Bundesländern kamen mehr als 2,8 Mill. Menschen von Kinder je Frau 3,0 dort nach Rheinland-Pfalz, und nahezu 2,5 2,8 Mill. zogen von hier in diese drei Län- 2,0 der. Über den langen Zeitraum betrachtet 1,5 lag der Wanderungsgewinn bei insgesamt 37 000 Personen. 1,0 0,5 Im Austausch mit allen Bundesländern 0 erreichte die Zahl der Zuzüge seit 1950 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 gut 4,3 Mill., die der Fortzüge fast 3,9 Mill. Geburtenrate Bestandserhaltungsniveau Personen.1) Damit ergibt sich ein Saldo von 1) Zusammengefasste Geburtenziffer für 15- bis 45-jährige Frauen. insgesamt 450 000 bzw. durchschnittlich 8 100 Personen jährlich. Demgegenüber Jahre ist auf die stark besetzten Elternjahr- fielen die Wanderungsströme zwischen gänge in dieser Zeit zurückzuführen. Heute Rheinland-Pfalz und dem Ausland mit kommen nur noch halb so viele Kinder zur 1,8 Mill. Zuzügen und 1,2 Mill. Fortzügen Welt wie Mitte der 1960er-Jahre. wesentlich kleiner aus. Daraus resultiert ein langfristiger Wanderungsgewinn im Neben dem Altersaufbau der Bevölkerung Geburtenrate seit Mitte der Austausch mit dem Ausland von insgesamt bestimmt das so genannte generative Ver- 1970er-Jahre bei 1,4 Kindern fast 580 000 bzw. jährlich 10 300 Personen. halten, also der Wunsch nach Kindern, die je Frau Zahl der Geborenen. Die Geburtenrate gibt Rapider Rückgang der Geburten- die Zahl der Kinder an, die Frauen durch- zahlen schnittlich im Lauf ihres Lebens zur Welt bringen. Zur Bestandserhaltung der Be- Neben den Wanderungen prägen Geburten völkerung müsste die Geburtenrate durch- und Sterbefälle die Bevölkerungsentwick- schnittlich 2,1 Kinder je Frau betragen. Im lung. Ist die Zahl der Gestorbenen größer Jahr 1963 lag sie noch bei 2,8. Seit Mitte als die der Geborenen, so geht – bei aus- der 1970er-Jahre bewegt sich die Gebur- geglichenem Wanderungssaldo – die Be- tenrate um einen Wert von nur 1,4 Kindern völkerung zurück. je Frau. Halbierung der Bei der Geburtenentwicklung haben sich Nach leichten Schwankungen in den Auch aktuell Geburtenzahlen weniger Kinder seit Mitte der im Zeitablauf gravierende Änderungen 1990er-Jahren nahm die Zahl der Lebend- 1960er-Jahre vollzogen. Mit 67 800 Neugeborenen gab geborenen in den letzten Jahren ständig es 1963 die höchste Geburtenzahl in der ab. Mit knapp 32 600 Kindern, die im Jahr Geschichte des Landes. Danach sank die 2005 das Licht der Welt erblickten, wurde Zahl der Lebendgeborenen nachhaltig. Der ein neuer Tiefstand erreicht, der um nahezu vorübergehende Anstieg Ende der 1980er- 24% unter dem Wert des Jahres 1990 liegt. Auch für 2006 ist mit einer weiteren Verrin- 1) In diesen Angaben sind auch die Wanderungen zwischen Rheinland-Pfalz und der damaligen DDR enthalten. gerung um mindestens 1 000 zu rechnen. 232 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 04 2007
Bevölkerung Leute geben wird, die Kinder bekommen Geborene 1950–2005 nach dem Alter S4 könnten. Die gegenwärtige Altersstruktur der Mutter der Bevölkerung, die anschaulich in der Kinder je 1 000 Frauen grafischen Darstellung der Bevölkerungs- 225 200 pyramide zum Ausdruck kommt, belegt 175 diesen Sachverhalt deutlich. 150 125 100 Zunehmende Lebenserwartung – 75 trotzdem mehr Sterbefälle 50 25 Die Entwicklung der Sterbefälle weist im 0 langfristigen Verlauf eine weitaus geringere 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 Alter in Jahren Dynamik auf als die der Geburten oder der 1950 1963 1985 2005 Zu- und Fortzüge. Die Zahl der Gestorbenen wird maßgeblich Steigende Steigendes Alter Deutliche Veränderungen zeigen sich im Lebens- der Mütter bei durch die Lebenserwartung beeinflusst, die erwartung der Geburt ihrer Zeitablauf hinsichtlich des Alters der Mut- Kinder sich auf lange Sicht kontinuierlich erhöht ter bei der Geburt. So wurden im Jahr 1950 hat. Während Anfang der 1950er-Jahre ein die – relativ gesehen – meisten Kinder von neugeborenes Mädchen noch damit rech- 26-jährigen Frauen zur Welt gebracht; es nen musste, vor seinem 69. Geburtstag zu gab 152 Geburten je 1 000 Frauen dieses sterben, lag die Lebenserwartung zu Be- Alters. Im Jahr 1963 waren es die 24-jährigen ginn der 1970er-Jahre schon bei 74 Jah- Frauen, die mit 200 Geburten je 1 000 den ren; derzeit beträgt sie mehr als 81 Jahre. höchsten Wert erreichten. Seitdem ist das Die Lebenserwartung des männlichen Alter der Mütter zum Zeitpunkt der Geburt Geschlechts ist stets wesentlich niedriger ihrer Kinder deutlich angestiegen. Im Jahr gewesen. So hatten zu Beginn der 1950er- 1995 wiesen 29-jährige Frauen die höchste Jahre neugeborene Knaben durchschnitt- Geburtenziffer auf, derzeit sind es die Frauen im Alter von 30 Jahren. Lebenserwartung bei der Geburt S5 Zukünftig weiter Bei gleichbleibender Geburtenrate ist zu- 1949/51 – 2003/05 nach Geschlecht sinkende Geborenen- künftig mit weiter sinkenden Geborenen- zahlen in Jahren zahlen zu rechnen, da der Umfang der 90 potenziellen Elternjahrgänge tendenziell 80 kleiner wird. Die am stärksten besetzten 70 Jahrgänge sind mittlerweile über 40 Jahre 60 50 alt. Dies bedeutet, dass selbst bei einer 40 Steigerung der Geburtenrate, die unter 30 Umständen durch entsprechende familien- 20 politische Maßnahmen ausgelöst werden 10 könnte, allenfalls eine Abschwächung des 0 1949/51 1960/62 1970/72 1986/88 2003/05 rückläufigen Trends der Geburtenzahlen zu Männer Frauen erreichen wäre, da es immer weniger junge 04 2007 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 233
Bevölkerung lich nur 65 Lebensjahre zu erwarten; in den frühen 1970er-Jahren lag ihre Lebenserwar- S6 Geborene und Gestorbene 1950 – 20061) tung bei 67 Jahren und zurzeit erreicht sie 76 Jahre. Ausschlaggebend für die positive in 1 000 70 Entwicklung ist in erster Linie der Rückgang 65 der früher großen Säuglings- und Kinder- 60 sterblichkeit, aber auch im höheren Alters- 55 Geborenen- 50 bereich hat sich die Sterblichkeit in den überschuss 45 letzten Jahrzehnten deutlich reduziert. 40 Trotz Der Anstieg der Lebenserwartung ließe für 35 Gestorbenen- steigender überschuss 30 Lebens- sich genommen eine Verringerung der Ge- erwartung mehr 0 Sterbefälle storbenenzahlen erwarten. Es ist jedoch 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 eine tendenziell zunehmende Zahl der Geborene Gestorbene Sterbefälle zu verzeichnen, die sich aus 1) 2006: vorläufiges Ergebnis. der wachsenden Gesamtbevölkerung und der zunehmenden Zahl älterer Menschen Die für die Geburten und die Sterbefälle vor- erklärt. Die schwankenden Gestorbenen- gezeichneten Entwicklungstendenzen lassen zahlen resultierten – auch in den letzten in den kommenden Jahren einen weiterhin Jahren noch – aus dem sehr unregelmä- steigenden negativen Saldo der natürlichen ßigen, insbesondere durch die Kriegsaus- Bevölkerungsbewegung erwarten. wirkungen bedingten Altersaufbau bei den Die zukünftigen Entwicklungstendenzen älteren Menschen. Dies kann an der aktu- der Wanderungen sind weitaus schwieriger ellen Bevölkerungspyramide anschaulich abzuschätzen als die der Geborenen bzw. nachvollzogen werden. der Gestorbenen. Bei voraussichtlich wei- ter steigendem Geburtendefizit wären für Seit 1972 mehr Gestorbene als Geborene Saldo der natürlichen Bevölkerungsbewegung S7 und Wanderungssaldo 1950–20061) Aus der Entwicklung der Geburten und der Sterbefälle ergibt sich ein Saldo der 120 in 1 000 natürlichen Bevölkerungsbewegung, der 100 seit 1972 negativ ist, das heißt die Zahl der 80 Gestorbenen ist seitdem größer als die der 60 Lebendgeborenen. Lediglich 1992 gab es 40 noch einmal einen – jedoch sehr geringen – positiven Saldo der natürlichen Bevölke- 20 rungsbewegung. In den letzten Jahren nahm 0 das Geburtendefizit tendenziell zu. Im Jahr -20 1997 lag es noch bei rund 1 500 Personen, 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 Natürlicher Saldo Wanderungssaldo 2005 bereits deutlich über 10 000, und im 1) 2006: vorläufiges Ergebnis. Jahr 2006 wird es noch höher ausfallen. 234 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 04 2007
Bevölkerung eine konstante oder gar wachsende Bevöl- Aufbau der Bevölkerung 1946 kerung wieder zunehmende Wanderungs- S8 nach Alter und Geschlecht Auch in Zukunft überschüsse erforderlich. Dies muss gegen- rückläufige Bevölkerungs- wärtig als eher unwahrscheinlich angesehen Alter Geburts- zahl in Jahren jahr werden. Damit ist für die kommenden Jahre Männer Frauen 100 1846 eine weiter sinkende Bevölkerungszahl zu erwarten. 90 1856 80 1866 Gegenwärtige Bevölkerungsstruktur 70 1876 beeinflusst zukünftige Entwicklung 60 1886 Bevölkerungs- Eine differenziertere Analyse der Bevölke- pyramide 50 1896 zeigt historische rungsentwicklung ermöglicht die grafische Ereignisse … Darstellung der Alters- und Geschlechts- 40 1906 struktur in Form einer Bevölkerungs- 30 1916 pyramide. Die Ereignisse in der ersten Hälf- 20 1926 te des letzten Jahrhunderts, wie z. B. die beiden Weltkriege und die Weltwirt- 10 1936 schaftskrise, haben hier deutliche Spuren hinterlassen: Die Geburtenausfälle und 40 000 30 000 20 000 10 000 0 10 000 20 000 30 000 40 000 die in erster Linie die Männer betreffenden Männer- bzw. Frauenüberschuss Kriegsverluste zeichnen sich klar ab. Aber auch die danach eingetretenen Entwick- Aufbau der Bevölkerung 2006 S9 lungen, wie der Geburtenboom Ende der nach Alter und Geschlecht 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre sowie Alter Geburts- der darauf folgende, häufig als „Pillenknick“ in Jahren jahr Männer Frauen bezeichnete erhebliche Einbruch in der 100 1906 Geburtenentwicklung, sind deutlich zu 90 1916 erkennen. So ist der damalige Babyboom für die derzeit große Zahl der etwa 40- bis 80 1926 45-Jährigen verantwortlich. 70 1936 … und ist Die Bevölkerungspyramide veranschaulicht 60 1946 zugleich Aus- gangspunkt damit nicht nur die gegenwärtige Alters- 50 1956 für den Blick in die Zukunft und Geschlechtsstruktur der Bevölkerung, 40 1966 sondern spiegelt zugleich die historischen Ereignisse in der Population wider. Dar- 30 1976 über hinaus ist sie auch Ausgangspunkt 20 1986 für die Betrachtung der zukünftigen Bevöl- 10 1996 kerungsentwicklung. Die den gegenwär- tigen Bevölkerungsaufbau prägenden ge- 40 000 30 000 20 000 10 000 0 10 000 20 000 30 000 40 000 schichtlichen Ereignisse werden auch die Männer- bzw. Frauenüberschuss Bevölkerungsstruktur in den kommenden 04 2007 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 235
Bevölkerung Aufbau der Bevölkerung 2030 Bevölkerungsentwicklung 1950–2005 S 10 S 11 nach Alter und Geschlecht nach Altersgruppen Alter Geburts- in Jahren Messzahl: 1950=100 jahr Männer Frauen 250 100 1930 225 200 90 1940 175 80 1950 150 70 1960 125 100 60 1970 75 50 1980 0 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 40 1990 Gesamtbevölkerung 20–60 Jahre unter 20 Jahre 60 Jahre und älter 30 2000 20 2010 10 2020 kerung in zwei Hälften. Die eine Hälfte ist jünger, die andere Hälfte älter als das 40 000 30 000 20 000 10 000 0 10 000 20 000 30 000 40 000 Medianalter. War die rheinland-pfälzische Männer- bzw. Frauenüberschuss Bevölkerung 1950 durchschnittlich 32 Jahre alt, so liegt das Medianalter heute bei Jahren noch entscheidend bestimmen. So 41 Jahren. ist selbst bei einer langfristigen Projektion Eine Untergliederung nach drei großen Alters- Immer mehr Menschen der Geburtenboom der frühen 1960er- gruppen zeigt den markantesten Verlauf werden älter Jahre an der Bevölkerungspyramide des bei den Älteren. Die Zahl der Menschen, die als 90 Jahre Jahres 2030 noch an der großen Zahl der 60 Jahre oder älter sind, hat sich seit 1950 Mittsechziger zu erkennen. Aber auch die von gut 400 000 auf über 1 Mill. weit mehr rückläufigen Kinderzahlen und die zuneh- als verdoppelt. Besonders spektakulär ist mende Lebenserwartung verursachen als die Entwicklung bei den Hochbetagten: Gab ständige Einflüsse eine Verschiebung in den es 1950 noch weniger als 1 000 Menschen Anteilen der Altersklassen hin zu höherem in Rheinland-Pfalz, die auf mindestens Lebensalter, was zu der fortschreitenden so 90 Lebensjahre zurückblicken, so stehen genannten demographischen Alterung der heute rund 32 000 Seniorinnen und Senioren Bevölkerung führt. in diesem Alter. Die Bevölkerung altert Durchschnitts- Diese Entwicklung, die auch als demo- alter nimmt zu Günter Ickler, Diplom-Ökonom, graphischer Wandel bezeichnet wird, leitet das Referat Bevölkerung, findet ihren Niederschlag in einem stetig Erwerbstätigkeit, Soziale Leistun- wachsenden Durchschnittsalter der Be- gen, Gesundheit, Rechtspflege. völkerung. Das Medianalter teilt die Bevöl- 236 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 04 2007
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