Bildungsangebot Grundschulsprengel Bozen

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Bildungsangebot Grundschulsprengel Bozen
Grundschulsprengel Bozen

Bildungsangebot
Bildungsangebot Grundschulsprengel Bozen
Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen

     Schulentwicklung, ein kontinuierlicher Prozess

Das Gesetz zur Autonomie der Schulen (Landesgesetz Nr. 12 vom 29.06.2000) sieht vor, dass
jede Schule unter Einbeziehung aller Mitglieder der Schulgemeinschaft ihr Bildungsangebot
erstellt. Dieses ist das grundsätzliche Dokument der kulturellen Identität sowie der
didaktischen und erzieherischen Ausrichtung der Schule. Das Bildungsangebot muss
veröffentlicht und für alle transparent gemacht werden. Zu den grundlegenden Aufgaben der
autonomen Schulen gehören die kontinuierliche kritische Auseinandersetzung mit dem Ist-
Zustand der Schule und die regelmäßige Evaluation der gesteckten Ziele.
Das Bildungsangebot liegt als dreiteiliges Dokument vor.
Der mehrjährige Teil A des Bildungsangebotes „Wer sind wir? Was wollen wir?“ enthält
wichtige Vereinbarungen zu Wertvorstellungen, Leitsätzen für das Leben, Lernen und
Entwickeln an unserem Sprengel und zur Grundausrichtung der Schule. Es beschreibt auch,
wie unser Sprengel Rahmenrichtlinien und gesetzliche Vorgaben umsetzt.
Der Teil B des Bildungsangebotes „So planen und entwickeln wir“ nimmt Bezug auf
gesellschaftliche Veränderungen und Herausforderungen und die daraus resultierenden
Entwicklungen      im   schulischen   Umfeld.       Es   legt   den    Schwerpunkt     auf   den
Qualitätssicherungsprozess. Wo stehen wir im Moment und wo sehen wir uns in den nächsten
Jahren? Wohin wollen wir uns entwickeln? Dazu ist es zunächst erforderlich, eine
Momentaufnahme der Schule zu erstellen, um daraufhin konkrete Maßnahmen für einen
Entwicklungsplan festzulegen. Dieser Teil des Bildungsangebotes hat eine Gültigkeit von 3
Jahren.
Der Teil C des Bildungsangebotes „So handeln wir“ wird jährlich erneuert und beinhaltet
verschiedene Konkretisierungen und Anpassungen, laufende organisatorische Regelungen
sowie     den   Jahrestätigkeitsplan mit   der Angabe von        Projekten, Wahlpflicht-     und
Wahlangeboten und verschiedene Übersichten, die das jeweilige Schuljahr betreffen.
Schulentwicklung ist ein kontinuierlicher Prozess. Daher ist auch das Bildungsangebot
unseres Sprengels kein fertiges Produkt, sondern befindet sich im ständigen Wandel.

Bozen, 2019
 Die Koordinatorinnen              Der Präsident                      Die Schuldirektorin
 für das Schulprogramm             des Schulrates                     des Grundschulsprengels
                                                                      Bozen
 Dr. Eva Theil (bis 31.08.2019)    Dr. Hanno Barth                    Dr. Angelika Ebner
 Dr. Franziska Dezini
 Silvia Kofler (seit 01.09.2019)

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Bildungsangebot Grundschulsprengel Bozen
Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

                      Das
                      sind
                      wir!

Bildungsangebot Teil A
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Bildungsangebot Grundschulsprengel Bozen
Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

                                         Inhaltsverzeichnis

1           Unsere Schule .................................................................................................. 7

     1.1    Das sind wir ...................................................................................................... 7

            Schulstellen ...................................................................................................... 7

2           Unser Leitbild .................................................................................................... 9

     2.1    Erziehungskonzept unseres Sprengels ............................................................. 9

     2.2    Leitsätze ..........................................................................................................10

3           Schwerpunktrichtungen an unserem Sprengel .................................................20

     3.1    Wir fördern verschiedene Erziehungsstile unter unserem Dach! ......................20

    3.1.1   Das Goethemodell an der Grundschule J.W.v.Goethe .....................................20

    3.1.2   Die Reformpädagogische Ausrichtung an der Grundschule J.W.v.Goethe .......22

     3.2    Wir fördern das Gemeinschaftsgefühl! .............................................................25

    3.2.1   Unser Sprengel – eine Gemeinschaft...............................................................25

    3.2.2   Die Grundschule E.F. Chini und die italienische Partnerschaft .........................27

    3.2.3   Die Grundschule K.F. Wolff und die emotionale Bildung ...................................28

     3.3    Wir fördern die Sprachen! ................................................................................30

    3.3.1   Deutsch ...........................................................................................................31

    3.3.2   Italienisch – Italiano seconda lingua .................................................................33

    3.3.3   Englisch ...........................................................................................................34

     3.4    Wir fördern die Inklusion! .................................................................................35

    3.4.1   Inklusion ..........................................................................................................35

    3.4.2   Interkulturelles Lernen – gemeinsam lernen – voneinander lernen ..................36

     3.5    Wir fördern die Individualisierung und Personalisierung! ..................................40

    3.5.1   Sprachstandserhebung ....................................................................................40

    3.5.2   Frühförderung ..................................................................................................40

    3.5.3   Begabungs- und Begabtenförderung ...............................................................41

     3.6    Wir fördern das Lesen! .....................................................................................42

     3.7    Wir fördern die Musik! ......................................................................................45

4           Schule als Lern-, Lebens- und Erfahrungsraum ...............................................46

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Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

     4.1    Unterrichtsorganisation und Planung ...............................................................46

    4.1.1   Stundentafel des Grundschulsprengels............................................................46

     4.2    Mehrzeit für den Ganztagsunterricht des Goethemodells .................................49

     4.3    Schulcurriculum ...............................................................................................52

     4.4    Wahlpflichtfach und Wahlfach ..........................................................................52

     4.5    Akkreditierung verschiedener Vereine und Verbände .......................................54

     4.6    Hausaufgaben .................................................................................................55

     4.7    Unterrichtsbegleitende Veranstaltungen...........................................................56

     4.8    Religionsbefreite Kinder: Sprach- und Ethikunterricht ......................................59

     4.9    Mensa ..............................................................................................................59

    4.9.1   Mittagstisch ......................................................................................................61

     4.10   Schülerinnen- und Schülertransport .................................................................61

5           Beobachtung und Bewertung ...........................................................................63

     5.1    Bewertungskriterien .........................................................................................63

     5.2    Bewertungsstufen ............................................................................................64

     5.3    Bewertungen von fächerübergreifenden Bereichen..........................................65

     5.4    Lernberatung ...................................................................................................65

     5.5    Bewertungskonferenzen (Ausgangslage, Verifizierung) ...................................66

     5.6    Nichtversetzung ...............................................................................................67

     5.7    Bewertungsinstrumente und Bescheinigung der Kompetenzen........................67

6           Zusammenarbeit ..............................................................................................69

     6.1    Eltern ...............................................................................................................69

     6.2    Schulen und Kindergarten................................................................................70

     6.3    Zusammenarbeit mit Schulpartnerinnen und -partnern ....................................71

    6.3.1   Musikschulen ...................................................................................................71

    6.3.2   Sportvereine ....................................................................................................71

     6.4    Öffentlichkeit ....................................................................................................72

7           Dokumentation der Planungs- und Lehrtätigkeit ...............................................73

     7.1    Dokumentation .................................................................................................73

    7.1.1   Lehrerinnen- bzw. Lehrerregister .....................................................................74

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Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

    7.1.2   Klassenbuch ....................................................................................................74

    7.1.3   Planungsordner, Lehrerinnen- und Lehrerlaufwerk, Teamstick .........................74

     7.2    Planung ...........................................................................................................75

     7.3    Teamstunden ...................................................................................................76

8           Professionalisierung und Qualitätsentwicklung für Lehrpersonen.....................78

     8.1    Qualitätsentwicklung und -sicherung (Evaluation) ............................................78

     8.2    Fortbildung .......................................................................................................80

     8.3    Krisenintervention ............................................................................................80

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                                 1 Unsere Schule

          1.1     Das sind wir

Zum Grundschulsprengel Bozen gehören die Grundschule Johann Wolfgang von Goethe mit
Sitz der Direktion und des Sekretariats, sowie die Grundschulen Karl Felix Wolff in Rentsch
und Eusebio Francesco Chini am Bozner Boden.

Direktorin                   Dr. Angelika Ebner
Adresse                      Grundschulsprengel Bozen
                             Marienplatz 1, 39100 Bozen
Tel.                         0471/976233
Fax                          0471/325876
E-Mail                       gsd.bozen1@schule.suedtirol.it
Internetadresse              www.unsereschule.it

             Schulstellen
Die Grundschule E. F. Chini befindet sich am Bozner Boden und wird von rund 60 Kindern
besucht. Pro Jahrgangsstufe wird eine Klasse gebildet.

Die Grundschule J. W. v. Goethe befindet sich in der Altstadt von Bozen und wird von rund
400 Schülerinnen und Schülern besucht, daraus werden in der Regel pro Jahrgangsstufe vier
Klassen gebildet.

Die Grundschule K. F. Wolff liegt in Rentsch und wird von 60 bis 70 Kindern besucht. Daraus
wird pro Jahrgangsstufe eine Klasse gebildet.

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                                                      Grundschule E.F. Chini
                                                         Dolomitenstraße 12,
                                                             39100 Bozen
                                                        Tel./Fax 0471 978928
                                                         ef.chini@hotmail.de

Grundschule J.W.v. Goethe
        Marienplatz 1,
        39100 Bozen
      Tel. 0471/976233
      Fax 0471/325876
gsd.bozen1@schule.suedtirol.it

                                                        Grundschule K.F. Wolff
                                                            Rentschstraße 49,
                                                               39100 Bozen
                                                           Tel./Fax 0471 300231
                                                       gs.bzwolff@schule.suedtirol.it

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                                  2 Unser Leitbild

        2.1     Erziehungskonzept unseres Sprengels

Unsere Schule will ein anregender Lebens- und Erfahrungsraum sein. Den Kindern soll
selbstständiges Arbeiten und Entdecken ermöglicht werden, aber auch Freude am Lernen und
am Leben in der Gemeinschaft. Sie will die persönliche Entfaltung und das Wohlbefinden aller
Mitglieder der Schulgemeinschaft gewährleisten. Denn neben der Vermittlung von Wissen, von
grundlegenden Fertigkeiten und Kenntnissen, kommt der Schule auch eine Schlüsselstellung
in der sozialen Erziehung zu.
In diesem Sinne bemühen wir uns als Schule, die Entwicklung der Individualität und der
emotionalen und sozialen Kompetenzen der Kinder zu fördern und allen Kindern einen
Lebensraum zu bieten, in dem sie lernen, sich gegenseitig anzunehmen, respektvoll
miteinander umzugehen und sich in ihrer Individualität zu schätzen.
Die Schule will auch dem ganzheitlichen Bildungsauftrag gerecht werden. Den viel zitierten
Spruch „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ verdanken wir dem Pädagogen Johann Heinrich
Pestalozzi. Heute, rund 200 Jahre später, steht diese Theorie immer noch im Zentrum der
ganzheitlichen Bildung. Durch verschiedene Lern- und Sozialformen wird auch von uns ein
Lernen mit allen Sinnen angestrebt. Im Mittelpunkt aller Bemühungen steht das Kind. Jedes
Kind bringt andere Fähigkeiten, Bedürfnisse, Interessen und Fragen mit. Daran wollen wir
anknüpfen und unseren Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bieten, Begabungen und
Stärken zu entfalten, soziale Umgangsformen zu entwickeln, voneinander zu lernen und für
das Leben notwendige Fertigkeiten und Arbeitstechniken zu erlernen und zu trainieren.

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        2.2     Leitsätze

                             Lernen mit Kopf, Herz und Hand.
                                Johann Heinrich Pestalozzi

Optimales und effektives Lernen geschieht dann, wenn alle Sinne beansprucht werden und
ein reger Austausch zwischen rechter und linker Hirnhälfte, Sinneseindrücken und Gefühlen,
gespeicherter und neuer Information und zwischen verschiedenen Intelligenzbereichen
stattfindet. Ein ganzheitlich arbeitendes Gehirn verdient ganzheitliches Lernen. Voller
Neugierde kommt das Kind zu uns in die Schule. Wir wollen diese Neugierde aufrechterhalten
und fördern und das Kind in seiner Ganzheit wahrnehmen und respektieren.
Johann Heinrich Pestalozzi sprach einst von: „Lernen mit Kopf, Herz und Hand.“ Das ist auch
der Leitsatz unserer Schule. Getreu diesem Prinzip fördern wir verschiedenste Bereiche:
   •   Wir fördern verschiedene Erziehungsstile unter unserem Dach!
   •   Wir fördern das Gemeinschaftsgefühl!
   •   Wir fördern die Sprachen!
   •   Wir fördern die Individualisierung und Personalisierung!
   •   Wir fördern die Inklusion!
   •   Wir fördern das Lesen!
   •   Wir fördern den Sport!
   •   Wir fördern die Musik!

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Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

           Wir fördern verschiedene Erziehungsstile unter unserem Dach!

                   Nicht das Kind soll sich der Umgebung anpassen,
                sondern wir sollten die Umgebung dem Kind anpassen.
                                     Maria Montessori

Die differenzierte Lernlandschaft und Umgebung sollen die Kinder zu Eigenaktivität und
individuellem Lernen führen. Uns ist es wichtig, dass Kinder zur Selbständigkeit erzogen
werden. Das Goethemodell und die reformpädagogische Ausrichtung finden an unserer
Schule ihren gleichberechtigten Platz und bereichern sich in wechselseitiger Wertschätzung.

Umsetzung an unseren Schulen:
   •   Anregende Lernlandschaften
   •   Fächerübergreifender und handlungsorientierter Unterricht
   •   Weitreichende Mitbestimmungsmöglichkeiten des Kindes
   •   Betonung der Eigenaktivität
   •   Persönlichkeitsbezogene Leistungsbeurteilung
   •   Jahrgangsübergreifendes Lernen
   •   Einbezug der Eltern

                                            11
Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

                          Wir fördern das Gemeinschaftsgefühl!

                 Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen,
                            die dem Leben seinen Wert geben.
                                  Wilhelm von Humboldt

Wir verstehen uns als eine große Schulgemeinschaft, in der die Kinder gerne lernen und
arbeiten und sich wohl und willkommen fühlen. Wir legen Wert darauf, dass sich ein
Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt, das über die eigene Klasse
hinausgeht. Die Kinder sollen spüren, dass sie Teil eines großen Ganzen sind, dass wir als
Schulgemeinschaft gemeinsame Werte, Regeln und Rituale tragen und leben. Der
Gemeinschaftssinn und das Wir-Gefühl an unserer Schule sind deutlich spürbar.

Umsetzung an unseren Schulen:
   •   Gemeinsame Gestaltung des Schulhauses und der Räumlichkeiten, die alle Kinder
       nutzen
   •   Gemeinsame Schulregeln und Vereinbarungen für die Pausen und die Mensa
   •   Klassenübergreifende Wahlpflichtfächer und schulstufenübergreifende Wahlfächer
   •   Klassenübergreifende Projekte
   •   Sporttag bzw. Spieltag
   •   Herbstausflug
   •   Maiausflug
   •   Faschingsumzug
   •   Eröffnungs- und Schlussgottesdienst für Kinder, die den Religionsunterricht besuchen
   •   Gemeinsame Weihnachtsfeier
   •   Verschiedene Wettbewerbe
   •   Lesetag
   •   Soziale Projekte, für die wir uns gemeinsam engagieren

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Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

                                 Wir fördern die Sprachen!

             Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen.
                                Johann Wolfgang von Goethe

Sprachenvielfalt gehört zur heutigen Realität. Obwohl unser Hauptaugenmerk auf der
Schulsprache Deutsch liegt, wollen wir die verschiedenen sprachlichen Hintergründe unserer
Schülerinnen und Schüler nutzen und die mehrsprachige Realität als Bereicherung im
Schulalltag erleben. So wird die intrinsische Motivation zum Zweit- und Fremdsprachenlernen
gefördert und das reichhaltige Sprachrepertoire als Chance für zukünftige internationale
Kommunikation genutzt.

Umsetzung an unseren Schulen:
1. Klasse:
•   Ausgangslage nach Tracy für alle Erstklässlerinnen und Erstklässler
•   Sprachstanderhebungen bei Kindern mit geringen Sprachkenntnissen (LiseDaZ)
•   Frühförderung: phonologische Bewusstheit, Luna-Erhebung

1. – 5. Klasse:
Klassenübergreifende Zusammenarbeit der Lehrpersonen durch:
•   Wöchentliche gemeinsame Planung
•   Wöchentliche Fachgruppensitzung für Deutsch bzw. Mathematik im Goethemodell
•   Verstärkte     Nutzung      der    Teamstunden       auch     für    klassenübergreifende
    Differenzierungsmaßnahmen
•   Begleitung der Sprachlehrerinnen und -lehrer des Sprengels
•   Förderung der Sprache durch alle Lehrpersonen des Teams
•   Schaffen vielfältiger Sprechanlässe
•   Förderung der Mündlichkeit
•   Förderung des Standarddeutschen
•   Sprachförderung durch Musik
•   Sprachprojekte
•   Expertenunterricht
•   Voneinander und miteinander lernen – Modelllernen
•   Gemeinschaftsgefühl über die eigene Klasse hinaus durch intensive Zusammenarbeit
    stärken; in besonderer Weise die Zusammenarbeit mit den italienischen Partnerklassen in
    der Grundschule E.F.Chini

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Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

•   Begabungs- und Begabtenförderung
•   Nutzung der Medienvielfalt
•   Regelmäßige Bibliothekstunden in den Fächern Deutsch und Italienisch
•   Italienischunterricht mit Teamlehrperson an der Grundschule J.W.v.Goethe
•   Englischunterricht ab der 4. Klasse
•   Zugang zur Bibliothek und Leseerziehung bereits im letzten Kindergartenjahr
•   Jahrgangsübergreifende Leseaktionen
•   Lesetag bzw. Lesenacht

Für Kinder und Eltern nichtdeutscher Erstsprache:
•   Anfangsunterricht für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund ohne oder mit
    geringen deutschen Sprachkenntnissen
•   Förderung der Erstsprache durch Erstsprachkurse
•   Sprachkurse für Mütter
•   Einsatz von Sprachmittlerinnen und -mittlern
•   Sprachwerkstätten
•   Sommersprachkurse
•   Sprachförderung in Kleingruppen

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Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

             Wir fördern die Individualisierung und Personalisierung!

               Einzigartigkeit muss man nicht kreieren, sondern fördern.
                                        Nicole Herb

Um den unterschiedlichen Fähigkeiten und Neigungen der Schülerinnen und Schüler und den
vielfältigen Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden, ist die individuelle Förderung
und Differenzierung von grundlegender Bedeutung. Nur so kann den Schülerinnen und
Schülern die Chance gegeben werden, ihr Potential umfassend zu entwickeln und mit
geeigneten Maßnahmen zu unterstützen.

Umsetzung an unseren Schulen:
   •   Teamunterricht, um intensiv individuelle Förderung zu ermöglichen
   •   Arbeiten in Kleingruppen
   •   Jahrgangs- und fächerübergreifendes Arbeiten
   •   Klassenübergreifendes Arbeiten
   •   Lernberatungsgespräche
   •   Begabungs- und Begabtenförderung
   •   Expertenunterricht
   •   Lernziele und Bewertungen transparent machen
   •   Leistungen anerkennen, Fortschritte anerkennen und motivierend rückmelden
   •   Offenes Lernen
   •   Öffnung nach außen
   •   Projekte zur Förderung individueller Talente
   •   Frühförderung
   •   Musische Förderung – Musik, Kunst und darstellendes Spiel
   •   Unterschiedliche Sozialformen
   •   Einsatz von Methodenvielfalt und verschiedenen Arbeitstechniken
   •   Voneinander und miteinander lernen – Modelllernen
   •   Förderung der Sozial-, Selbst- und Sachkompetenz

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Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

                                Wir fördern die Inklusion!

         Was wir zu lernen haben, ist so schwer und doch so einfach und klar:
                            Es ist normal verschieden zu sein.
                                  Richard von Weizsäcker

Wir handeln nach dem Prinzip, dass Inklusion in den Köpfen der Menschen beginnt. Deshalb
gehen wir von einer Pädagogik der Vielfalt aus, welche die Diversität der Gesellschaft als
Stärke ansieht.

Umsetzung an unseren Schulen:
   •   Schule für alle
   •   Auf Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler abgestimmte Gestaltung des
       Unterrichts
   •   Gleiche Chancen für alle
   •   Möglichkeiten zur Entfaltung individueller Fähigkeiten
   •   Zusammenarbeit mit sozialen Strukturen und Institutionen
   •   Sprachförderung
   •   Anfangsunterricht
   •   Zusätzliche Sprachlehrperson
   •   Sprachwerkstätte
   •   Förderung in der Erstsprache
   •   Sprachkurse für Mütter
   •   Einsatz von Sprachmittlerinnen und -mittlern
   •   Sommersprachkurse
   •   Ethikunterricht für Kinder         der Goetheschule ab der     4.    Klasse, die vom
       Religionsunterricht befreit sind

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Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

                                Wir fördern das Lesen!

    Von seinen Eltern lernt man lieben, lachen und laufen. Doch erst wenn man mit
          Büchern in Berührung kommt, entdeckt man, dass man Flügel hat.
                                        Helen Hayes

Wer liest, weiß mehr! Das tägliche Lesen und Vorlesen ist überaus wichtig für Kinder. Es
besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Vorlesen und der Lesefreude, dem
Leseverhalten und letztlich auch dem Schulerfolg. Denn Kindern, denen viel vorgelesen
wurde, fällt das Lesen- und Schreibenlernen in der Regel leichter. Der Wortschatz wird
vergrößert, die Konzentrationsfähigkeit gesteigert, das Vorstellungsvermögen und der
Horizont erweitert und Fantasie und Kreativität angeregt. Außerdem werden durch die
Geschichten moralisches Verhalten, Respekt und Empathie gefördert. Kleine Leserinnen und
Leser lernen durch die Lektüre, sich in ihr Gegenüber hineinzuversetzen und vergrößern damit
ihr Verständnis für das Leben anderer. Auch helfen Geschichten und Bilder sich früh mit
verschiedenen Themen auseinanderzusetzen. Sie geben Kindern Raum für all ihre Fragen.
Durch Vorlesen entstehen neue Sprechanlässe, auch über die Geschichten hinaus.

Umsetzung an unseren Schulen:
   •   Eine wöchentliche Bibliotheksstunde in den Fächern Deutsch und Italienisch
   •   Sehr gut ausgestattete Bibliothek
   •   Bibilotheksaktionen
   •   Gemeinsamer Lesetag des gesamten Sprengels
   •   Lesenacht
   •   Lesekino
   •   Zugang zur Bibliothek bereits im letzten Kindergartenjahr
   •   Jahrgangsübergreifende Leseaktionen
   •   Geschichten lesen und erzählen
   •   Sommeröffnungszeit der Bibliothek (donnerstags, 9.00 – 10.30 Uhr)

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                                   Wir fördern den Sport!

         Es gibt kein Fach, das so viel für andere Fächer macht, wie der Sport.
                                   Sabine Sabinarz-Otte

Die tägliche Bewegungszeit hilft, die Wahrnehmung und Konzentrationsfähigkeit zu
verbessern und das emotionale Gleichgewicht zu bewahren. Koordination, Kraft,
Beweglichkeit, Ausdauer und Körperhaltung werden entwickelt und das soziale Mit- und
Füreinander gefördert.

Umsetzung an unseren Schulen:
   •   Zwei Stunden Bewegung und Sport in der Woche für die 2. – 5. Klassen; drei Stunden
       für die 1. Klassen
   •   Schwimmkurs für alle 2. Klassen
   •   Expertinnen- und Expertenunterricht
   •   VKE-Pause
   •   Sporttag
   •   Bewegtes Lernen
   •   Wahlpflichtfach, Wahlfach
   •   Ausflüge
   •   Bewegung im Freien

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                                  Wir fördern die Musik!

                      Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an.
                           Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Musik unterstützt den Spracherwerb. Durch das Wiederholen von Texten und das rhythmische
Sprechen prägen sich Sprachmelodie, Wortschatz und Sprachrhythmus ein. Außerdem kann
Musik Brücken bauen, Zugang zu Kindern auch jenseits einer gemeinsamen Sprache
schaffen, die Persönlichkeitsentwicklung jedes einzelnen Kindes fördern und den sozialen
Zusammenhalt stärken. Wir knüpfen an die unterschiedlichen musikalischen Fähigkeiten und
praktischen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler an und führen sie zu einem aktiven
Musikmachen, Musikverstehen und Musikgenießen hin.

Umsetzung an unseren Schulen:
   •   In den 1. Klassen der Goetheschule eine zusätzliche Musikstunde mit einer Expertin
   •   Sehr gut ausgestatteter Musikraum
   •   Jährlicher Besuch der Musikkapelle und Vorstellung der Instrumente
   •   Schulchor
   •   Kinderchor im Rahmen des Wahlpflichtfaches in Zusammenarbeit mit der Musikschule
       Bozen
   •   Gemeinsames Singen bei verschiedenen Feierlichkeiten
   •   Schullied: Goethe-Hymne

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Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

     3 Schwerpunktrichtungen an unserem Sprengel

       3.1    Wir fördern verschiedene Erziehungsstile unter un-
              serem Dach!

   3.1.1 Das Goethemodell an der Grundschule J.W.v.Goethe

  Der Mensch muss sich in der Welt selbst forthelfen. Dies ihn zu lehren, ist unsere
                                        Aufgabe.
                              Johann Heinrich Pestalozzi

Unsere Schule ist, wie andere Schulen auch, mit einer immer höheren sprachlichen
Diversität konfrontiert. Dies führte dazu, dass das Lehrerinnen- und Lehrerkollegium
bereits im Schuljahr 2010/11 „Sprache, Sprachen, sprechen“ zum Schwerpunktthema
wählte. Nach vielen Beobachtungen, Diskussionen und Überlegungen kamen wir
überein, den Anforderungen des gesellschaftlichen Wandels und der vielfältigen
Sprachbiografien unserer Schülerinnen und Schüler mit der Entwicklung eines neuen
Schulmodells zu begegnen. Ziel unseres Schulentwicklungsvorhabens war „die
bestmögliche Förderung der Schulsprache Deutsch für alle Kinder durch geeignete
sprachdidaktische Angebote und organisatorische Maßnahmen“. Die Projektsteuerung
übernahm eine Steuergruppe. Darin vertreten waren die Schule, der Bereich
Innovation und Beratung und das Kompetenzzentrum Sprachen der Freien Universität
Bozen. Jeder der Partnerinnen und Partner steuerte seine Expertise und Ressourcen
bei. In unser Projekt flossen neue Ergebnisse der Entwicklungs- und Lernpsychologie,
der Migrationsforschung und der Sprachdidaktik ein. Da wir feststellten, dass
besonders in der Ganztagsklasse die Dichte an anderssprachigen Schülerinnen und
Schülern hoch war, setzten wir dort an und entwickelten gemeinsam mit unseren
Partnerinnen und Partnern das Konzept des „Goethemodells“, das seit dem Schuljahr
2013/14 sukzessive umgesetzt wird. In den einzelnen Jahrgangsstufen werden Kinder,
die den Halbtagsunterricht und Kinder, die den Ganztagsunterricht besuchen,
gemeinsam unterrichtet. Bei der Klassenbildung finden ausschließlich pädagogisch-
didaktische Kriterien Anwendung. Sorgsam wird darauf geachtet, möglichst
ausgewogen Lerngemeinschaften zu bilden.
Während des curricularen Unterrichts arbeiten und lernen also alle Kinder gemeinsam.

                                           20
Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

An den zusätzlichen Nachmittagen werden alle Kinder derselben Jahrgangsstufe, die
den Ganztagsunterricht besuchen, in einer oder zwei Gruppen zusammengefasst und
von zwei bis vier Lehrpersonen begleitet. Während der individuellen Lernzeit werden
zunächst Hausaufgaben und vertiefende Übungen erledigt. Die Kinder arbeiten dabei
selbstständig, können Lernrückstände aufholen oder zusätzlich gefördert und
gefordert werden. Anschließend bieten wir verschiedene Aktivitäten wie konstruktives
Bauen,    Kreativarbeit,   Gesellschaftsspiele     oder    Lesen     an.   Durch   diese
Schwerpunktangebote wird die individuelle Entwicklung der Kinder gefördert.

Das Team
Die klassenübergreifende Zusammenarbeit ist ein Grundpfeiler dieses Schulmodells.
Das Lehrerinnen- und Lehrerteam arbeitet in den gemeinsamen Fach- und
Teamplanungen eng zusammen. Eine einheitliche Linie bei Absprachen und Regeln
wird verfolgt: dasselbe Schulbuch wird genutzt, Hausaufgaben werden aufeinander
abgestimmt, Ausflüge und Projekte für jede Jahrgangsstufe gemeinsam organisiert,
Elternabende zusammen vorbereitet und gestaltet und Teamstunden flexibel genutzt.
Außerdem kennen die Lehrpersonen nicht nur die „eigenen“ Kinder, sondern die aller
Klassen. Das Gemeinschaftsgefühl über die eigene Klasse hinaus ist in unserem
Schulmodell besonders stark. Das Miteinander im Team bedeutet Stärke und
Herausforderung.

Der Unterricht
Die Heterogenität in unseren Klassen erfordert einen differenzierenden Unterricht. Die
kulturelle Vielfalt wird genutzt, um das Lehren und Lernen zu unterstützen und zu
fördern. Die Kinder erhalten Einblick in Tradition, Sprache und Kultur ihrer
Klassenkameradinnen und -kameraden. Unterschiede und Gemeinsamkeiten werden
thematisiert. Während des Unterrichts dürfen die Kinder die Sozialform häufig selbst
wählen. Viele bevorzugen dabei das Arbeiten und Lernen mit einer Partnerin oder
einem Partner oder in der Kleingruppe. Dabei beobachten wir mit Genugtuung, wie
sich die Kinder gegenseitig unterstützen und fördern und in ihrer Fach- und
Sozialkompetenz wachsen. Wir sehen in einer integrativen Form des Unterrichts, bei
dem die deutsche Sprache in den Mittelpunkt gestellt wird und die Zweitsprache und
andere Sprachen mitentwickelt werden, Vorteile für alle Kinder.

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Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

Fort- und Weiterbildung
Durch gezielte Fort- und Weiterbildungen wurden die Lehrpersonen unserer Schule
geschult, ein besonderes Augenmerk auf die schon erworbenen Kompetenzen der
Kinder und die darauffolgenden Schritte in der Sprachentwicklung zu legen. Außerdem
fand eine regelmäßige Reflexion über die individuelle Sprachentwicklung aller
Schülerinnen und Schüler statt. Standardisierte Sprachstanderhebungen anhand des
LISE-DAZ-Verfahrens        wurden      durchgeführt,      freie   Sprachinterviews      mit
anschließender Transkription geführt und Unterrichtseinheiten der drei Pilotklassen
einmal jährlich mit Videoaufnahmen festgehalten. Einzelne Sprachbeispiele wurden
analysiert und ausgewertet und die Ergebnisse dem gesamten Lehrerinnen- und
Lehrerkollegium weitergegeben.
Der Festakt am 25. November 2017 schloss unser Entwicklungsprojekt ab. Das Thema
Sprachen und Heterogenität im Unterricht wird aber ein Schwerpunkt an unseren
Schulen bleiben. Wir werden auch weiterhin unsere Ansätze und Arbeitsweisen
reflektieren und den sich ständig ändernden Gegebenheiten anpassen, um für alle
Kinder die bestmöglichen Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten zu schaffen.
Die positive Resonanz von Seiten unserer Lehrpersonen, Eltern und Kinder, aber auch
das Interesse anderer Schulen ermutigt und bestätigt uns, auf dem eingeschlagenen
Weg weiterzugehen.

   3.1.2 Die Reformpädagogische Ausrichtung an der Grundschule
          J.W.v.Goethe

                   Nicht das Kind soll sich der Umgebung anpassen,
                sondern wir sollten die Umgebung dem Kind anpassen.
                                    Maria Montessori

Seit dem Schuljahr 2012/13 wird an der Schule ein Zug mit reformpädagogischer Ausrichtung
angeboten. Die Unterrichtsmethoden orientieren sich an den Südtiroler Qualitätskriterien für
Reformpädagogik.
Folgende Haltungen zählen zu den Grundsäulen der reformpädagogischen Arbeit:

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Anregende Lernumgebung
Eine offene Lernlandschaft soll die Kinder zu
Eigenaktivität      führen.   Diese    differenzierte
Umgebung         soll   dem   individuellen   Lernen
förderlich sein. Die soziale Form und der Ort des
Lernens können von den Schülerinnen und
Schülern frei gewählt werden. In den Klassen
(Schulwohnstuben nach Freinet und Petersen),
Ausweichräumen und Gängen sind verschiedene Gruppentische und Arbeitsecken
eingerichtet. Dort finden alle Kinder der Klassen mit reformpädagogischer Ausrichtung
vielfältige Medien, Lern- und Anschauungsmaterialien vor.

Jahrgangsübergreifendes Lernen
Die Kinder arbeiten sowohl in jahrgangsgleichen als auch in altersgemischten Lerngruppen.
Das Modelllernen ist ein wichtiges Instrument, welches im Unterricht zum Tragen kommt.
Dieses Helfersystem trägt zum sozialen und emotionalen Lernen bei und unterstützt die
Inklusion aller Schülerinnen und Schüler. Durch die offen gestalteten Räumlichkeiten wird der
Kontakt zu allen Jahrgangsstufen ermöglicht. Ausflüge, Präsentationen und Klassenfeiern
werden nach Möglichkeit jahrgangsübergreifend gestaltet.

Handlungsorientiertes und fächerübergreifendes Lernen
In den Klassen mit reformpädagogischer Ausrichtung sind im Stundenplan nur die Fächer
Religion, Italienisch, Englisch, Bewegung und Sport definiert. Alle anderen Fachbereiche
werden unter dem Sammelbegriff GU – Gesamtunterricht – geführt und im Sinne der Freiarbeit
gestaltet. Die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche die Kinder laut Südtiroler
Rahmenrichtlinien erreichen müssen, werden fächerübergreifend erarbeitet. Dies geschieht in
Form von persönlichen Themen und ergänzend dazu als gemeinsame Themen. Individuelle
Interessen werden so gefördert, Lerninhalte gehen vom Kind aus.

Demokratisierung und Mitbestimmung

                                                 23
Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

Das Lernen der Kinder erfolgt weitgehend selbstbestimmt. Neben der Differenzierung von
oben durch die organisatorische Öffnung des Unterrichts erfolgt eine Individualisierung von
unten, nämlich durch die Kinder selbst (Wort der Woche, adressatenbezogenes Schreiben,
Briefe, Arbeiten an eigenen Themen…). Die Kinder entscheiden im Rahmen der Möglichkeiten
selbst über Lerninhalte, Lernwege und Darstellungsformen, Sozialform, Zeitpunkt und -dauer,
sowie Arbeitsort. Kinder moderieren verschiedene Versammlungen und Klassenfeiern. Sie
erarbeiten aus konkreten Lernsituationen gemeinsam Regeln und reflektieren ihr Handeln. Bei
regelmäßigen Feedbackrunden wird Kritikfähigkeit trainiert. Der Tages- und Wochenverlauf ist
durch die Rhythmisierung der 4 Säulen –
Arbeit,   Gespräch,   Feier     und   Spiel   –
gekennzeichnet.       Dies       erfolgt      in
Gesprächskreisen,             Lern-         und
Arbeitsphasen,      Pausen,       Spielstunde,
Klassenfeiern       und        Präsentationen.
Hausaufgaben werden in den Klassen mit
reformpädagogischer       Ausrichtung      nicht
gegeben.

Rolle der bzw. des Lehrenden
Die Lehrerin bzw. der Lehrer verpflichtet sich zum Gesamtunterricht, somit gibt es kaum
Unterricht nach vorgegebenen Stunden, sondern es erfolgt eine Erarbeitung nach
Themenschwerpunkten. Die einzelnen Ziele der Rahmenrichtlinien werden in Unterstufen- und
Oberstufenziele aufgeteilt. Die Lehrperson steht stets in allen Fachbereichen als Helferin und
Helfer sowie Beraterin und Berater zur Seite. Ihre Aufgabe besteht darin, für eine vorbereitete
und entspannte Lernumgebung zu sorgen. Sie führt Techniken und Lernstrategien ein.
Einführungen von Themenschwerpunkten erfolgen großteils in Kleingruppen. Die individuellen
Lernfortschritte werden in regelmäßigen Abständen im persönlichen Arbeitsplan der Kinder
transparent, in Du-Form und in kindgerechter Sprache dokumentiert. Außerdem bilden sich
Lehrpersonen regelmäßig weiter.

Die Rolle der Eltern
Die Eltern sind bereit, mit der Schule in einen regelmäßigen Austausch zu treten, dabei sind
Elternabende, Klassenfeiern, Präsentationen, Expertenunterricht und Hospitationen zentrale
Elemente. Durch den Arbeitsplan wird einem wichtigen Aspekt der reformpädagogischen

                                                   24
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Ausrichtung, nämlich Offenheit und Transparenz zwischen Elternhaus und Schule, Rechnung
getragen.

          3.2      Wir fördern das Gemeinschaftsgefühl!

   3.2.1 Unser Sprengel – eine Gemeinschaft

Wir verstehen uns als eine große Schulgemeinschaft, in der Kinder gerne lernen, arbeiten,
sich wohl und willkommen fühlen. Wir legen Wert darauf, dass sich ein Gemeinschafts- und
Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt, das über die eigene Klasse hinausgeht. Die Kinder
sollen spüren, dass sie Teil eines großen Ganzen sind und wir als Schulgemeinschaft
gemeinsame Werte, Regeln und Rituale tragen und leben. Der Gemeinschaftssinn und das
Wir-Gefühl an unserer Schule sollen für alle, für die Kinder, aber auch für die Lehrpersonen,
deutlich spürbar sein. Deshalb organisieren wir regelmäßig Aktivitäten in verschiedenen
Bereichen, bei denen die Klassen einer Jahrgangsstufe, die ganze Schule oder sogar der
gesamte Sprengel zusammenkommen:

Deutsch:
   •     Lesetag
Mathematik:
   •     Känguru der Mathematik: interne Siegerehrung
Verkehrserziehung:
   •     Fahrradführerschein
   •     Hallo Auto
Projekte, Feste und Feiern:
   •     WIR (Werte, Integration und Resilienz)
   •     gemeinsamer Schulbeginn
   •     gemeinsamer Schulschluss
   •     Weihnachtsfeier
   •     Faschingsfeier
   •     Herbst- und Maiausflug
   •     Feiern im Jahreskreis (Tag der Kinderrechte usw.)

Musik:
   •     Zusammenarbeit mit der Musikschule Bozen (Wahlpflichtfächer) an der Grundschule
         J.W.v.Goethe

                                                25
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   •   Schulchor/Schulhymne an der Grundschule J.W.v.Goethe
Bewegung und Sport:
   •   Sporttag (für alle 3., 4. und 5. Klassen) / Spieletag (für alle 1. und 2. Klassen)
   •   Sporttag für alle Klassen gemeinsam mit der italienischen Schule für die Grundschule
       E.F.Chini
   •   Sportprojekte/Schnupperkurse für alle Kinder der 3., 4. und 5. Klassen
   •   Schwimmkurse für die Kinder der 2. Klassen
   •   Bewegte Pause – VKE
   •   Schulhofgestaltung/Schulhofspiele
   •   Laufmarathon
Lehrpersonen:
   •   Kollegiale Hospitationen
Gemeinschaftsprojekte:
   •   Jedes Jahr wird ein Gemeinschaftsprojekt, an dem sich der gesamte Schulsprengel
       beteiligt, organisiert. Der Schwerpunkt wird dabei abwechselnd auf den Bereichen
       Musik, Technik und Kunst oder Bewegung und Sport gelegt.

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     3.2.2 Die Grundschule E.F. Chini und die italienische Partner-
          schaft

  Das größte Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu
          verstehen und zu berühren. Wenn dies geschieht, entsteht Kontakt.
                                         Virginia Satir

Die deutschsprachige und die italienischsprachige
Grundschule E.F. Chini befinden sich im selben Gebäude
am     Bozner    Boden.      Durch     diese     besondere
Nachbarschaft entstand das Bedürfnis einen Austausch
zwischen den beiden Schulen zu fördern. Seit Jahren
wird mit Erfolg daran gearbeitet, dass aus dem
Nebeneinander von zwei Sprachgruppen ein Miteinander
wird. Den Lehrpersonen ist es wichtig, dass die
Schülerinnen     und      Schüler    Kontakte        knüpfen,
Freundschaften    schließen,     mögliche      Vorurteile   abbauen   und     ihre   individuellen
Sprachkompetenzen vertiefen. Einen aktiven Austausch zwischen diesen beiden Welten
fördern wir nun schon seit mehreren Jahren. Um Begegnungen zwischen den beiden
Sprachgruppen zu fördern, realisieren wir gemeinsame Projekte. Die Kinder müssen
aufeinander zugehen, miteinander sprechen, sich verständigen – auf diese Weise verlassen
sie den sicheren Bereich ihrer eigenen Kultur- und Sprachwelt und lassen sich auf das Fremde
ein. Soziales Lernen bedeutet, sich im alltäglichen Kontakt auf Personen der anderen Kultur
vorurteilslos und angstfrei einzulassen. Die Kinder teilen gemeinsame Erlebnisse und
Erfahrungen; es entstehen Verbindungen, die über das bloße Sprachlernen hinausgehen. Wir
nutzen den Schulhof gemeinsam und nehmen an der Aktion „Aktive Pause“ vom VKE teil. Wir
organisieren auch seit dem Jahr 2003 einen gemeinsamen Sporttag.
Im Schuljahr 2014/15 fand außerdem eine erste Zusammenarbeit statt, die sich über das
                                                 gesamte Schuljahr erstreckte: Unsere 4. Klasse
                                                 erprobte die Austauschwoche. Seither findet in
                                                 der Regel im dritten sowie vierten Schuljahr ein
                                                 zweiwöchiger Klassenaustausch statt. Der
                                                 herkömmliche Klassenverband wird für diese
                                                 Zeit aufgelöst. Jeweils eine Hälfte der Klasse
                                                 tauscht für eine Woche das Klassenzimmer und
                                                 taucht in die Realität der anderen ein. Dabei
                                                 wird besonders auf die soziale Bildung und die

                                                27
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gegenseitige Wertschätzung großes Augenmerk gelegt. Im Vordergrund steht, dass die
Schülerinnen und Schüler beider Sprachgruppen lernen, Gemeinsamkeiten zu entdecken,
Unterschiede wahrzunehmen und somit die Möglichkeit haben, eine andere Realität
kennenzulernen. Auch die Erweiterung der Sprachkompetenz und die Förderung von
interkulturellem Verständnis sind Ziele dieser Schulpartnerschaft. Dies ist ein sehr wichtiges
Ziel für das Projekt.
Es wurde ein genauer Plan der gemeinsamen Tätigkeiten festgelegt. Für die fünf Schuljahre
werden jährlich Begegnungsmomente für die Schülerinnen und Schüler der gleichen
Klassenstufe der deutschen und italienischen Grundschule geschaffen. So finden z. B.
gemeinsame Lehrausgänge und -ausflüge, Turnstunden und Projekte zu verschiedenen
Themen statt. Die Krönung der Zusammenarbeit stellt die „settimana azzurra“ dar, bei der die
Kinder eine gemeinsame Woche in Cesenatico am Meer verbringen. Dabei handelt es sich um
eine Initiative zur Umwelterziehung und zur Vertiefung der Zweitsprache.

   3.2.3 Die Grundschule K.F. Wolff und die emotionale Bildung

                        Friede ist nicht die Abwesenheit von Konflikten,
                           sondern die Fähigkeit, damit umzugehen.
                                        Autor unbekannt

An der Grundschule Wolff legen wir besonders großen Wert darauf, die Kinder in ihrer
Konfliktkompetenz zu schulen und somit einen Beitrag zur Friedenserziehung zu leisten. Aus
diesem Grund führten wir im Jahr 2011 das WIR-Projekt ein. Die Abkürzung „WIR“ steht für
Werte, Integration und Resilienz. Kinder sollen dafür sensibilisiert werden, Konflikte
wahrzunehmen und konstruktiv zu bearbeiten. Konflikte dienen als Mittel zur Klärung von
Bedürfnissen. Einige unserer Lehrpersonen haben die Ausbildung zur Konfliktberaterin
absolviert und abgeschlossen und führen nun in allen Klassen regelmäßig das WIR-Projekt

                                                28
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durch. Dieses stärkt die persönlichen und sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und
Schüler und hilft ihnen, über Gefühle zu sprechen, sowie das eigene und fremde Handeln zu
hinterfragen und zu verstehen.

Zum Einsatz kommen verschiedene Techniken und Rituale wie:
   •   Das Gefühlsrad: Die Kinder erzählen am Anfang der Stunde, wie sie sich an dem Tag
       fühlen, ob sie ängstlich, wütend, freudig oder traurig sind.
   •   Die Stopphand: Die Kinder lernen „Nein“ und „Stopp“ zu sagen, wenn Grenzen
       überschritten werden.
   •   Die Elefantenrunde: Bei Konflikten greift eine dritte Person (meist die Lehrperson)
       schlichtend ein. Sie beobachtet zunächst, erkundigt sich nach den Geschehnissen und
       nach den Gefühlen der betroffenen Kinder, fragt nach, ob und welche Grenzen
       überschritten wurden und überlegt sich gemeinsam mit den Kindern, was die
       Beteiligten und die Klassengemeinschaft nun brauchen, damit es allen wieder besser
       geht und gut weiter gearbeitet werden kann.

Uns ist es nicht wichtig, dass Konflikte schnellstmöglich aus der Welt geschaffen werden,
sondern dass unsere Schülerinnen und Schüler sich über die eigenen Gefühle klar werden,
das eigene und fremde Handeln verstehen und dem Gegenüber mitteilen können, was sie für
ein angenehmes Miteinander brauchen. So kann in der Schule eine positive Lernatmosphäre
entstehen, in der am Ende effizient und viel effektiver gelehrt und gelernt werden kann und in
der sich alle wohl fühlen.

Unser neuer Schulhof
Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern, Eltern,
Architektinnen und Architekten wurde unser Schulhof 2016 neu gestaltet. Besonders die
Wünsche und Ideen der Kinder – darunter etwa eine Go-Kart-Bahn, neue Spielecken, Kletter-
und Sitzflächen und etliche Spielhäuschen wurden miteinbezogen. Geleitet wurde diese
Zusammenarbeit zwischen kleinen und großen Künstlerinnen und Künstlern vom Verein für
Kinderspielplätze und Erholung (VKE). Die Neugestaltung des Schulhofs wurde vom
Stadtviertelrat Zentrum-Bozner Boden-Rentsch finanziert und von der Stadtgärtnerei
verwirklicht. Außerhalb der Schulzeiten ist der Schulhof auch für die Öffentlichkeit zugänglich.
Der VKE bietet an etwa vier Tagen im Schuljahr eine „Aktive Pause“ mit vielen
Spielmöglichkeiten an.

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Im Rahmen eines „Kneipp-Projektes“ wurde bereits vor mehreren Jahren ein Schulgarten
angelegt und viele Kinder begeben sich gerne dorthin, um kleinere Arbeiten zu verrichten.

        3.3     Wir fördern die Sprachen!

          Wer fremde Sprachen nicht kennt, weiß nichts von seiner eigenen.
                              Johann Wolfgang von Goethe

Sprache ist der Schlüssel zu Bildung.
Die Südtiroler Sprachenlandschaft ist geprägt von den drei Landessprachen, von
verschiedenen Dialekten sowie von zahlreichen Kontakten zu weiteren Sprachen, die sich aus
dem immer näher zusammenwachsenden Europa ergeben. Die deutsche Schule hat die
zentrale Aufgabe, neben der Förderung der Zweitsprache Italienisch und der Drittsprache
Englisch, die Standardsprache mit großer Sorgfalt zu pflegen und immer weiter zu entwickeln.
Sprachliche Kompetenzen sind ausschlaggebend für den Schulerfolg. Aber Sprache ist nicht
nur der Schlüssel zur Bildung, sondern auch zur Integration. Wer andere verstehen und sich
mitteilen kann, hat auch mehr Möglichkeiten, sich in der Gemeinschaft und später in der
Gesellschaft zu integrieren. Die Beherrschung von Sprachen gewinnt also immer mehr an
Bedeutung. „Sprache ermöglicht es Schülerinnen und Schülern, sich mündlich und schriftlich
zu verständigen, sich Wissen anzueignen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu erfahren,
Einsichten über sich selbst zu gewinnen und sich einen Zugang zur Welt zu eröffnen. (…) Über
den Dialog finden die Schülerinnen und Schüler Wege, sich selbst immer besser zu verstehen,
anderen in Achtung zu begegnen und fremden Kulturen offen gegenüberzutreten.“
(Rahmenrichtlinien des Landes Südtirol 2009, S. 46)

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Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

                                                              Die Vision der Europäischen Union
                                                              ist es, dass möglichst alle jungen
                                                              Menschen           außer          ihrer
                                                              Muttersprache noch zwei weitere
                                                              Sprachen    beherrschen.      Dieser
                                                              Herausforderung stellt sich auch
                                                              unsere Grundschule. Wir bilden
                                                              eine multikulturelle Gemeinschaft,
                                                              in   der   Kinder    verschiedener
                                                              Herkunft   leben    und    mit-   und
                                                              voneinander lernen. Wir haben in
den letzten Jahren verstärkt darauf gesetzt, die Sprachenvielfalt als Chance zu nutzen und
haben die Wichtigkeit des Sprachenlernens und -erlernens in den Mittelpunkt gerückt.

   3.3.1 Deutsch
Alle Kinder unserer Schule werden zunächst in der Schulsprache „Deutsch“ gefordert und
gefördert. Während in den ersten beiden Schuljahren, neben den inhaltlichen Aspekten der
einzelnen Fächer, die phonologische Bewusstheit geschärft, der Wortschatz aller Kinder
erweitert und an der Hochsprache, vor allem im mündlichen Bereich, gefeilt wird, werden in
den Klassenstufen 3 bis 5 zusätzlich die schriftliche Ausdrucksfähigkeit, die Einsicht in die
Sprache und das Textverständnis geschult.
Der Unterricht ist von einem hohen Redeanteil der Kinder geprägt.
Großen Wert legen wir vor allem auf die Förderung der Mündlichkeit.

Die Mündlichkeit
Mit der Heterogenität in den Klassen sind in den letzten
Jahren auch die Anforderungen an den Sprachunterricht
gestiegen. Die sprachlichen Ressourcen innerhalb der
Klasse reichen von einsprachigen Kindern über zwei- und
mehrsprachige bis hin zu solchen mit Sprachblockaden
und   Sprechhemmungen        und    bieten   somit    viele
Kompetenzspektren verschiedenster Sprachen. Ziel des
Unterrichtes ist es, alle Schülerinnen und Schüler in ihrer
Sprachkompetenz bestmöglich zu fördern und zu festigen,
dabei den Schwerpunkt auf die Unterrichtssprache zu
legen, aber zugleich die sprachlichen Hintergründe der einzelnen Kinder zu berücksichtigen.

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Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

Hier kommt dem mündlichen Sprachgebrauch eine besondere Rolle zu, denn er fungiert als
Schlüsselkompetenz im sozialen Miteinander und ist grundlegend für das Erlernen vieler
Inhalte.
Auch deutschsprachige Kinder müssen erst an die Standardsprache „Deutsch“ herangeführt
werden. Es gilt, die Vorstellung des gleichzeitigen Erreichens eines einheitlichen (Sprach-)
Niveaus abzulegen und stattdessen für jedes einzelne Kind individuelle Ziele zu definieren.
Die Fragen „Was ist möglich? Was kann erreicht werden?“ helfen dabei, zu hohen
Erwartungsdruck an Schülerinnen und Schüler, aber auch an Lehrpersonen zu vermeiden und
den Blick auf das Wesentliche, auf realistische Ziele zu lenken. Somit spielt die Planung in
Bezug auf die wachsende sprachliche Heterogenität in der Klasse eine immer größere Rolle:
Sprachunterricht muss so gestaltet werden, dass verschiedenste Kompetenzbereiche und
Sprachniveaus gleichzeitig abgedeckt sind und gleichermaßen Platz finden. Ein qualitativ
hochwertiges soziales Klima in der Klasse, gegenseitige Toleranz, Geduld und gemeinsamer
Einsatz von Lehrpersonen, Kindern und Eltern sind dafür grundlegend und helfen,
Sprachbarrieren zu vermeiden bzw. abzubauen. Des Weiteren haben sich folgende Elemente
des neuen Sprachunterrichts, der Sprachstarke, Spracherlernerinnen und Spracherlerner
gleichermaßen fördern will, in unserer Arbeit bewährt:
   •   Individuelle Arbeitsaufträge und kompetenzorientierte Unterrichtssequenzen, die es
       dem Kind ermöglichen, gemäß seiner eigenen Möglichkeiten und Grenzen zu arbeiten
   •   Sprechsituationen als fixer Bestandteil im Unterricht (Erzählen im Morgenkreis,
       Moderation des Morgenkreises, Präsentationen, Vorlesen eigener Texte, …)
   •   Helferinnen-      und        Helfersysteme
       (Kinder helfen sich gegenseitig im
       Unterricht)
   •   Sprachliche Gedankenstützen und
       eingeübte „chunks“: Kinder merken
       sich neue Wörter in einem Kontext
       besser als isolierte Vokabeln. Dabei
       helfen          Gedichte,          Lieder,
       Theaterstücke…
   •   Sprache       durch     Musik:     Reime,
       Rhythmus und Melodie unterstützen
       die Kinder beim Erlernen und Merken
       neuer Inhalte
Eine       Herausforderung     im     mündlichen
Sprachunterricht ist sicherlich, den Überblick
über die verschiedensten Fähigkeiten der

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Bildungsangebot des Grundschulsprengels Bozen Teil A

Kinder zu behalten und den Unterricht so zu gestalten, dass man möglichst allen Kindern in
Bezug auf ihre Kompetenzen gerecht wird. Ein gut geplanter Sprachunterricht ist mit einem
immer größer werdenden Aufwand für die Lehrperson verbunden und setzt ein hohes Maß an
Selbstkompetenz im Bereich Sprache und Sprechen bei der Lehrperson voraus. Damit
Sprachförderung nachhaltig gelingen kann, ist es wichtig, dass sie kontinuierlich geleistet wird
und vor allem, dass die Eltern daran aktiv mitwirken. Die Schulsprache Deutsch wird außerdem
von allen Lehrpersonen in allen Unterrichtsfächern gefördert. „Die Erweiterung der sprachlich-
kommunikativen Kompetenzen, das Erlernen neuer Sprachen und der nonverbalen
Ausdrucksformen erfolgen im Zusammenspiel der Fächer. Jedes einzelne Fach besitzt eine
Eigenständigkeit, die sich in der spezifischen Behandlung von Themen und Problemen, in den
Methoden und in der Fachsprache spiegelt. All diese Fächer verbinden das Bedürfnis nach
Kommunikation und nach Vermittlung des menschlichen Gedankenguts.“ (Rahmenrichtlinien
des Landes Südtirol 2009, S. 45)
Zudem begrüßen und unterstützen wir es, wenn im Unterricht Parallelen zur eigenen Sprache
von Kindern nicht deutscher Muttersprache gezogen, Geburtstagslieder in anderen Sprachen
unserer Gemeinschaft gesungen oder wenn Bräuche und Traditionen aus anderen Kulturen
vorgestellt werden. „Die Schule baut durch einen auf dem Grundgedanken der Inklusion
beruhenden Unterricht die Haltung auf, Unterschiede der Personen und Kulturen als
Bereicherung zu verstehen und dem Anderssein mit Respekt und Offenheit zu begegnen. (…)
Das Miteinander mehrerer Sprachen bietet optimale Möglichkeiten, Gemeinsamkeiten und
Unterschiede festzustellen und zu reflektieren.“ (Rahmenrichtlinien des Landes Südtirol 2009,
S. 45)
Die Kinder bekommen außerdem ab der ersten Klasse Unterricht in „Italienisch“ und ab der
vierten in „Englisch“.

   3.3.2 Italienisch – Italiano seconda lingua
L’insegnamento dell’italiano L2 nelle scuole Goethe comincia in prima elementare, con due
unità settimanali, in cui la metodologia seguita è principalmente ludica. Le classi sono
eterogenee, troviamo sempre diversi livelli linguistici, e l’insegnante coinvolge tutti i bambini
creando un atteggiamento positivo verso la nuova – o già nota – esperienza linguistica,
proponendo percorsi differenziati che favoriscano una crescita non solo nello sviluppo
cognitivo, sociale e affettivo, ma anche- negli anni a seguire – l’apertura verso culture e
linguaggi diversi dai propri, il saper comunicare in diverse situazioni e una conoscenza più
approfondita delle nozioni e funzioni linguistiche. Per sostenere e permettere la
differenziazione nel processo di apprendimento sono spesso presenti nell’orario scolastico ore
di “compresenza”, dove due insegnanti di L2 gestiscono la stessa classe, dividendo spesso i
bambini in gruppi (di livello o misti), promuovendo varie attività, fra cui la lettura, grazie pure

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