Ansiedlung von Hotels in "Destinationen mit Entwicklungspotenzial" - Prozess der Standortentwicklung am Fallbeispiel der Val Lumnezia in der ...
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Ansiedlung von Hotels in „Destinationen mit Entwicklungspotenzial“ Prozess der Standortentwicklung am Fallbeispiel der Val Lumnezia in der Surselva
Herausgeber Kanton Graubünden, Amt für Wirtschaft und Tourismus Gemeinde Lumnezia (Auftraggeber) Innoinvest AG (Auftraggeber für den Teil 3 des Dokuments) Unterstützt durch das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO Direktion für Standortförderung, Tourismus Bearbeitung conim ag, Zug Surselva Tourismus AG Projektleitung: Urs Keiser, conim ag Projektgruppe Die Arbeiten im Projekt wurden anlässlich verschiedener Workshops und Besprechungen diskutiert. Dabei waren in unter- schiedlicher Zusammensetzung folgende Personen involviert: Daniel Blumenthal, Hotel Mira Val Duri Blumenthal, Gemeindepräsident Lumnezia Josef Brunner, Bergbahnen Obersaxen AG/Piz Mundaun AG Marcus Caduff, VR-Präsident Surselva Tourismus AG Oscar Caduff, Oscar Caduff Immobilien AG Michael Caflisch, Leiter Tourismusentwicklung, AWT Graubünden Gioni Capaul, Gemeindevorstand Lumnezia Urs Giezendanner, Regionalentwickler Regiun Surselva Roland Huber, Geschäftsführer Surselva Tourismus AG Rolf Traxler, Innoinvest AG Veröffentlichung Dezember 2015 Titelbild Quelle: Innoinvest AG Das vorliegende Dokument dient dem Gemeindevorstand Lumnezia als Grundlagendokument für die Umsetzung der Standortentwicklung Lumnezia. Es zeigt die Sicht der Akteure im Jahre 2015. Die Entwicklung wird periodisch überprüft. Das vorliegende Dokument wird entsprechend an die sich ändernden Bedürfnisse und Gegebenheiten angepasst und ergänzt. Haftungsausschluss: Die Inhalte des vorliegenden Dokuments sind als indikativ zu betrachten und daher rechtlich unverbindlich. 2
Wie ist das Der vorliegende Leitfaden dient als Informationsquelle und Orientierungshilfe. Dokument Der Teil 1 des Dokuments zeigt Herausforderungen und Lösungsansätze für periphere gelegene Destinationen auf. zu lesen Die Teile 2 bis 4 skizzieren die Standortentwicklung und die Ansiedlung von Hotels am Beispiel der Val Lumnezia. Das Fallbeispiel baut auf dem Teil 1 des Dokuments auf, kann aber unabhängig davon gelesen werden. Umgang mit Quellen/ Um den Lesefluss zu verbessern wird auf die Angabe von Quellen im Text verzichtet. Das Quellenverzeichnis und Glossar Quellenangaben zu statistischen Daten sowie ein Glossar mit verwendeten Begriffen befinden sich in der Anlage. 3
Inhalt Inhalt Inhalt ..................................................................................................................... 4 Vorwort ................................................................................................................. 5 Die Val Lumnezia .................................................................................................... 8 Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze ...................................................................................................... 9 1.1 Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative auf Hotelprojekte ............................................. 10 1.2 Entwicklungsfunktion eines Hotelprojektes für eine Destination ........................................... 12 1.3 Finanzierung von Hotelprojekten ............................................................................................. 15 1.4 Modell für „peripher gelegene Destinationen“ ....................................................................... 17 1.5 Standortentwicklung als Umsetzungsinstrument .................................................................... 22 1.6 Projektmanagement als Schlüssel zum Erfolg .......................................................................... 25 Teil 2 – Fallbeispiel Lumnezia: Analyse und Erkenntnisse ....................................... 26 2.1 Geplante Hotelprojekte: Hotel Vella in Vella ........................................................................... 27 2.2 Geplante Hotelprojekte: Hotel Mira Val in Cumbel ................................................................. 31 2.3 Stärkung der Beherbergung ...................................................................................................... 33 2.4 Analyse der heutigen Situation................................................................................................. 36 2.5 Positionierung und Ziele der Val Lumnezia .............................................................................. 42 2.6 Handlungsfelder der Standortentwicklung .............................................................................. 47 Teil 3 – Fallbeispiel Lumnezia: Zentrale touristische Angebote .............................. 51 3.1 Ausgangslage ............................................................................................................................. 52 3.2 Angebotsstruktur, Standorte und Synergiepotenziale ............................................................ 53 3.3 Finanzplanung „Wasser & Erlebnis“ und Parkierung ............................................................... 58 3.4 Organisation, Trägerschaft und Finanzierung .......................................................................... 61 Teil 4 – Fallbeispiel Lumnezia: Umsetzung der Standortentwicklung ...................... 63 Teil 5: Schlussbetrachtung .................................................................................... 67 Anlage ................................................................................................................. 69 4
Vorwort Vorwort Warum ein Der Schweizer Tourismus im Alpenraum steht vor grossen Heraus- Tendenziell strukturschwache Regionen im Alpenraum sind von Leitfaden? forderungen und der Wettbewerb mit den alpinen Destinationen der (neuen) Situation besonders stark betroffen. Mit Fokus auf die im nahen Ausland verschärft sich weiter. Die bereits schwierigen Schaffung von „warmen Betten“ durch die Ansiedlung von Hotels Rahmenbedingungen des Tourismus haben sich in jüngster Vergan- sind dabei unter anderem folgende Faktoren zu berücksichtigen: genheit akzentuiert: Es sind „besondere Beherbergungsprojekte“ zu realisieren, die Lex Weber: Mit der Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative ist zur Positionierung der Destination passen und einen unmittel- der Bau von neuen Ferienwohnungen in der Schweiz kaum baren Bezug zur Landschaft sowie den Bewohnern und deren mehr möglich. Der Entwicklungsmotor „Bau und Verkauf von Geschichte haben. Zweitwohnungen“ fällt weg. Touristische „peripher gelegene Die anzusiedelnden Hotels gehen bezüglich Angebot, Destinationen“, die traditionell oft über einen hohen Anteil an Vermarktung, Betrieb und Finanzierung neue Wege, die nach- Zweitwohnungen verfügen, verlieren dadurch einen wichtigen haltig operierende Investoren überzeugen. Neue Hotelprojekte Wirtschaftszweig. Durch den Wegfall von Querfinanzierungen bedürfen innovativer Lösungen im Bau, im Betrieb und in der über Zweitwohnungen erschwert sich zudem die Ansiedlung Finanzierung. von neuen Hotels. Die Ansiedlung eines Hotels ist Teil der Entwicklung einer Auflösung der fixen Euro-Untergrenze: Der starke Franken ver- Destination und in einen Verbund von starken und gemeinsa- schlechtert die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Export- men Interessen eingebunden, was ein gemeinsames Handeln branche Tourismus zusätzlich. Dies bekommen vor allem erst ermöglicht. Kooperationen zwischen den relevanten Akteu- kleinere Hotelbetriebe und solche ohne klares Profil zu spüren. ren vor Ort (unter anderem Gewerbe, Landwirtschaft, Zweit- Der Druck auf den Strukturwandel in den Schweizer Alpenregio- wohnungsbesitzer, touristische Akteure) und die Nutzung der nen wird sich mittelfristig weiter verschärfen. daraus resultierenden Synergien sind ein wichtiger Schlüssel für den nachhaltigen Erfolg des Vorhabens. Begriffs- „Peripher gelegene Destinationen“ (Destinationen mit zu Negative Entwicklung der Wertschöpfung und Beschäftigung, definition entwickelnden Potenzialen) stehen hier als Gegensatz zu „Top- ungünstige Entwicklung der Altersstruktur und Abwanderung. „peripher Destinationen“ wie Davos, St. Moritz oder Zermatt. Aus regional- Abbau von Leistungen der Grundversorgung (Schulen, Lebens- gelegene wirtschaftlicher und touristischer Sicht handelt es sich um geogra- mittelgeschäfte, Restaurants, medizinische Versorgung). Destination“ phisch-topographisch abgrenzbare Räume, deren wirtschaftliche Rückläufige Logiernächte, Schliessung von Hotelbetrieben. Überlebensfähigkeit mittel- und längerfristig gefährdet ist: 5
Vorwort Absicht des Absicht des vorliegenden Leitfadens ist es, möglichst konkret auf- Die Ansiedelung von Hotels übernimmt dabei sowohl eine Dokumentes zuzeigen, wie und unter welchen Voraussetzungen die wirtschaft- touristische als auch eine gesamtwirtschaftliche Entwicklungs- lichen Perspektiven einer „peripher gelegenen Destination“ nach- funktion. haltig verbessert werden können. Fokus und Der Fokus des Dokumentes liegt auf der Ansiedlung von Hotels in Es geht dabei insbesondere um die strategischen, organisatori- Begrenzungen „peripher gelegenen Destinationen“, eingebettet in den Prozess schen und finanziellen Erfolgsfaktoren eines Ansiedlungsprojektes der Standortentwicklung. Der Entwicklungsprozess wird von den und dessen Einbettung in die Destination. relevanten Akteuren vor Ort initiiert und getragen. Ein besonderes Augenmerk gilt nachhaltig wirkenden Kooperati- Abb.: 1 Fokus des Leitfadens ons- und Finanzierungsmodellen. Technische Aspekte wie die Richt- und Zonenplanung/Bewilligungen sind nicht Fokus des Leitfadens. Das vorliegende Dokument versteht sich als Orientierungshilfe in einer komplexen und dem stetigen Wandel unterliegenden Thema- tik. Die Inhalte sind indikativ und rechtlich unverbindlich. Das Dokument präsentiert den aktuellen Stand der Diskussion und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Quelle: conim ag Fallbeispiel Die Gemeinde Lumnezia (Surselva, Kanton Graubünden) baut auf Potenzielle Investoren und weitere Akteure der geplanten Hotel- Lumnezia den Tourismus als Pfeiler einer nachhaltigen wirtschaftlichen projekte werden sich nur dann nachhaltig im Tal engagieren, wenn Entwicklung. Auf dem Perimeter der Gemeinde sind derzeit ver- klare Vorstellungen und Ideen über die Entwicklung der Val Lumne- schiedene Hotelprojekte in Planung. zia bestehen. Gleichzeitig müssen die geplanten Ansiedlungs- projekte zu den Besonderheiten des Tals und dessen touristischer Voraussetzung für eine erfolgreiche Ansiedlung eines Hotelprojek- Positionierung passen. tes ist dessen Einbettung in den Prozess der Standortentwicklung des Tals. 6
Vorwort Zielgruppen des Das Dokument richtet sich einerseits an die relevanten Akteure in Das Dokument richtet sich ausserdem an die gleiche Zielgruppe in Dokuments der Val Lumnezia: Politische Entscheidungsträger, Projektentwick- anderen „peripher gelegenen Destinationen“. Die relevanten ler und Investoren, touristische Akteure vor Ort, Einwohner und Akteure erhalten im Sinne einer Orientierungshilfe Einblick in ein Zweitwohnungsbesitzer. Es dient als Planungshilfe und Entschei- Modellvorhaben, das aufzeigt, wie mit der Herausforderung des dungsgrundlage für die Umsetzung der Standortentwicklung der Baus und der Finanzierung eines Hotels in einer „peripher gelege- Gemeinde und der Ansiedlung der geplanten Hotelprojekte. nen Destination“ grundsätzlich umzugehen ist. Das Fallbeispiel Lumnezia steht dabei stellvertretend für vergleichbare Ansied- lungsprojekte in anderen Regionen. Inhalt des Der Leitfaden umfasst fünf voneinander abhängige Teile. In einem dritten Teil werden zur Eigenheit des Tals und dessen Leitfadens Der erste Teil befasst sich im Sinne eines Überblicks mit den Positionierung passende zentrale touristische Angebote diskutiert und Wege skizziert, wie und in welcher Form diese Angebote unter Auswirkungen der Lex Weber auf den Tourismus im Schweizer optimaler Nutzung der Synergien zu den geplanten Hotelprojekten Alpenraum, den Erfolgsvoraussetzungen für „peripher gelegene und zum bereits bestehenden touristischen Angebot realisiert und Destinationen“ mit Fokus auf die Ansiedlung von Hotelprojekten finanziert werden können. und dem Prozess, den Inhalten und der Methodik der Standortent- wicklung. Teil 4 thematisiert die Umsetzung der Standortentwicklung. In einem zweiten Teil wird die Standortentwicklung am Fallbeispiel Im Teil 5 werden die wichtigsten Erkenntnisse der Standortentwick- des Val Lumnezia dargestellt. Dabei werden auch die geplanten Ho- lung der Val Lumnezia im Sinne einer Schlussbetrachtung reflek- telprojekte und ihre Einbettung in die Standortentwicklung vorge- tiert. stellt. 7
Die Val Lumnezia Die Val Lumnezia Lage Abb.: 2 Lage Val Lumnezia Quelle: Wikipedia, Google Earth, Darstellung conim ag Ausgangslage Die Val Lumnezia ist ein weites Tal in der Surselva. Aus dem Zu- Die Gemeinde Lumnezia ist mit den typischen Herausforderun- sammenschluss der Gemeinden Vrin, Lumbrein, Vignogn, gen einer „peripher gelegenen Destination“ konfrontiert Degen, Cumbel, Vella, Morissen und Suraua entstand im (vergleiche Teil 1). Januar 2013 die Gemeinde Lumnezia. Die Gemeinde Lumnezia baut auf den Tourismus als Pfeiler Die ökonomische Grundlage bilden die Landwirtschaft, der einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung des Tals, Tourismus und das lokale Gewerbe. Die Landwirtschaft und das unter Einbezug der Landwirtschaft und des lokalen Gewerbes: Handwerk verlieren als Existenzgrundlage zunehmend an o Auf dem Perimeter der Gemeinde sind derzeit zwei Hotel- Bedeutung. Die Dörfer sind von der Abwanderung betroffen. projekte in Planung beziehungsweise in Realisierung. Ein Die touristische Entwicklung des Tals basierte hauptsächlich weiteres Projekt wurde von den Initianten zurückgestellt. auf dem Zweitwohnungsbau. Die Gemeinde verfügt über einen Nach der Annahme der Zweitwohnungsinitiative haben die Zweitwohnungsanteil von über 60%. In der Vergangenheit Herausforderungen der Finanzierung der Projekte markant gelang es nur ungenügend, eine stabile Tourismuskultur mit von zugenommen. den relevanten Akteuren getragenen Zielen und Strategien o Der Gemeindevorstand sieht die Ansiedlung der Hotelpro- aufzubauen. jekte nur dann als möglich an, wenn die Projekte in einen Es gibt bestehende, bewirtschaftete Beherbergungen, die in Prozess der Standortentwicklung eingebettet sind. verschiedener Hinsicht Optimierungspotenzial aufweisen. Das Fallbeispiel Lumnezia wird in den Teilen 2 bis 4 des Dokuments diskutiert. 8
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.1 Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative auf Hotelprojekte 1.2 Entwicklungsfunktion eines Hotelprojektes für eine Destination 1.3 Finanzierung von Hotelprojekten 1.4 Modell für „peripher gelegene Destinationen“ 1.5 Standortentwicklung als Umsetzungsinstrument 1.6 Projektmanagement als Schlüssel zum Erfolg 9
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.1 Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative auf Hotelprojekte 1.1 Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative auf Hotelprojekte Lex Weber Die Zweitwohnungsinitiative (Lex Weber) kann als die wichtigste Abb.: 3 Gemeinden mit einem Zweitwohnungsanteil von über 20% (rot markiert) neue Gesetzgebung der letzten Jahre für die touristische Entwick- lung im Alpenraum bezeichnet werden. Sie stellt auch einen Wendepunkt für die Finanzierung von Hotelprojekten dar. Infolge der Lex Weber dürfen in Gemeinden mit einem Zweitwoh- nungsanteil von über 20% neue Wohnungen nur bewilligt werden, wenn sie als Erstwohnung oder als touristisch bewirtschaftete Wohnung genutzt werden. Der Bau und der Verkauf von klassischen Zweitwohnungen werden dadurch in den meisten alpinen Destinationen verunmöglicht (ver- gleiche nebenstehende Abbildung). Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung (2014) Implikationen Im Jahr 2010 gab es rund 315‘000 Zweitwohnungen im Der Wirtschaftszweig „Zweitwohnungen“ (Investitionen und für die Regional- Schweizer Alpenraum. Nutzung) entspricht rund 6% des regionalen Bruttoinlandpro- wirtschaft Im Zeitraum zwischen 2000 und 2010 wurden jährlich knapp dukts (BIP) im Schweizer Alpenraum, wovon rund 75'000 4'000 Zweitwohnungen neu erstellt. Das dadurch ausgelöste Arbeitsplätze abhängig sind. jährliche Investitionsvolumen betrug durchschnittlich Der Bau und Verkauf von Zweitwohnungen haben ihre CHF 1.9 Milliarden, davon CHF 1.2 Mrd. in den von der Zweit- Entwicklungsfunktion für den Tourismus im Alpenraum verloren. wohnungsinitiative betroffenen Gemeinden. Die neue Situation stellt vor allem „peripher gelegene Destinatio- 2010 wurde mit den Zweitwohnungen (Investitionen und nen“ mit ihrem traditionell hohen Anteil an Zweitwohnungen und Nutzung) im Alpenraum insgesamt gut CHF 8 Mrd. umgesetzt, einem Mangel an alternativen wirtschaftlichen Optionen vor was einer Wertschöpfung von ca. CHF 6.4 Mrd. entspricht. grosse Herausforderungen. 10
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.1 Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative auf Hotelprojekte Implikationen Bei der Realisierung von klassischen Hotels im Alpenraum Abb.: 4 Typische Finanzierung von klassischen Hotelprojekten für neue besteht meist eine Finanzierungslücke beziehungsweise eine Hotelprojekte Differenz zwischen dem Ertragswert (rentabilisierbare Investiti- onen, die über Banken und am Kapitalmarkt finanzierbar sind) und den Anlagekosten. Vor der Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative wurde die Finanzierungslücke oft durch den Bau und Verkauf von Zweit- wohnungen (Querfinanzierung) geschlossen. Das Modell „Querfinanzierung“ hatte seit der Jahrtausend- wende konstant an Bedeutung gewonnen: o Im Zeitraum 2000 bis 2005 betrug die Summe der Querfi- nanzierung für neue Hotels in der Schweiz rund CHF 11 Mio. o Von 2010 bis 2012 (Annahme der Zweitwohnungsinitiative) Quelle: In Anlehnung an BHP – Hanser und Partner betrug das Total der Querfinanzierung von realisierten Ho- telprojekten rund CHF 102 Mio. Zudem waren bei noch Die Herausforderung für Ansiedlungsprojekte besteht darin, nicht realisierten Hotelprojekten Querfinanzierungen im Wege zu finden, wie die Anlagekosten reduziert und der Ertrags- Umfang von rund CHF 120 Mio. geplant. wert des Hotels erhöht werden kann, damit das geplante Projekt rentabilisierbar und ordentlich finanzierbar wird. o Durch die Annahme der Zweitwohnungsinitiative fällt die Querfinanzierungsoption weg. Wendepunkt für Die neue rechtliche Situation seit der Annahme der Initiative hat weitreichende Konsequenzen für „peripher gelegene Destinationen“. den Alpenraum Abb.: 5 Konsequenzen der Zweitwohnungsinitiative für "peripher gelegene Destinationen" Quelle: conim ag 11
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.2 Entwicklungsfunktion eines Hotelprojektes für eine Destination 1.2 Entwicklungsfunktion eines Hotelprojektes für eine Destination Der Tourismus Die Hotelübernachtungen in den Schweizer Berggebieten gingen Der Hauptgrund für den Rückgang der Hotelübernachtungen ist der in Berg- bei einer stabilen Entwicklung im gesamten Alpenraum seit 2008 Rückgang des traditionellen Wochenferiengeschäfts aus den auslän- gebieten steht durchschnittlich um 14% zurück. Die Logiernächte im Tirol und Süd- dischen Quellmärkten der Schweizer Alpendestinationen. unter Druck tirol nahmen im gleichen Zeitraum leicht zu. Die Durchschnittspreise im Gastgewerbe (Hotels, Pensionen, Gast- Abb.: 6 Entwicklung der Übernachtungen in ausgewählten Destinationen häuser, Bar und Restaurants) waren in der Schweiz im Jahr 2012 durchschnittlich 34% höher als in den umliegenden Ländern. Auch die Baukosten waren im Jahr 2012 in den Nachbarländern tiefer als in der Schweiz (-13% in Deutschland, -14% in Frankreich, - 54% in Italien und -31% in Österreich). Der derzeit starke Schweizer Franken verschärft die Kostenunter- schiede zusätzlich. Die Schweizer Hotellerie ist auf Märkten mit ausgeprägtem Preis- wettbewerb (unter anderem Deutschland, Benelux) kaum wettbe- Quelle: BAK Basel, verschiedene statistische Ämter, Darstellung conim ag werbsfähig. Es können nur Nischenmärkte bedient werden. Konsequenzen Der Strukturwandel verschärft sich. Kleine und mittlere Beherber- Weniger Wertschöpfung, Verschwinden von Arbeitsplätzen und für die gungsbetriebe (
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.2 Entwicklungsfunktion eines Hotelprojektes für eine Destination Herausforde- „Peripher gelegene Destinationen“ sind mit folgenden Herausfor- Wenige Destinationen sind für Tagesgäste wirklich geeignet. Das rungen von derungen konfrontiert: Angebot in den Sommermonaten und in der Nebensaison ist we- „peripher Das Angebot ist aus Gästesicht austauschbar und unterscheidet nig attraktiv. Zudem fehlen Schlechtwetterangebote. gelegenen sich nicht von jenem in anderen Destinationen. Die verfügbaren Mittel zur effektiven Vermarktung der Destinationen“ Die touristische Angebotsstruktur ist fragmentiert und nicht auf Destinationen sind vergleichsweise bescheiden. die Zielmärkte ausgerichtet. Aus Gründen fehlender Ressourcen (Zeit, Geld) kann die Den bestehenden Beherbergungsbetrieben fehlt die kritische touristische Weiterentwicklung der Destination nur in Zusam- Grösse für einen wirtschaftlich rentablen Betrieb. menarbeit mit externen Partnern erfolgen. Wege aus der Die Herausforderungen der Alpendestinationen in der Schweiz sind Es wurden in der Vergangenheit zahlreiche Leitfäden, Studien und Krise hinlänglich bekannt. Die abnehmende preisliche Wettbe-werbsfä- Konzepte zur Sicherung eines nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolges higkeit der Tourismuswirtschaft ist ein Dauerthema. erarbeitet. Diesen Arbeiten ist die Erkenntnis gemeinsam, dass Massnahmen auf Einzelbetriebsebene häufig zu kurz greifen und In den Diskussionen geht jedoch oft unter, dass zahlreiche Pioniere überbetriebliche Konzepte (Kooperationen) längerfristig die den Schweizer Tourismus gross gemacht und auf relativ kleinem bessere Perspektive für die Wettbewerbsfähigkeit einer Raum das vielfältige Angebot hervorgebracht haben, das die Destination und der einzelnen Betriebe bilden. Dies gilt sowohl für Schweiz heute von vielen anderen Tourismusländern unterscheidet. bestehende Angebote als auch für die Ansiedlung und Einbindung Nach wie vor führen viele Betriebe diese Tradition erfolgreich von neuen Beherbergungsbetrieben. weiter. Entwicklungs- Die Ansiedlung eines Hotels generiert zusätzliche Gästefrequenzen Das anzusiedelnde Hotel soll bezüglich Angebot, Vermarktung, Be- funktion eines und Wertschöpfung, wovon die Bergbahnen, die Skischule, die trieb und Finanzierung neue Wege gehen, die nachhaltig operie- Hotelprojektes Gastronomie, der Detailhandel sowie weitere regionale und lokale rende Investoren überzeugen. Synergien bei den Investitionen, Akteure profitieren. beim Betrieb und bei der Finanzierung mit anderen Projekten und bereits bestehenden Angeboten vor Ort sind konsequent zu nutzen. Das Ansiedlungsprojekt soll den potenziellen Gästen einen Grund geben, die Destination wiederholt zu besuchen. Es soll mithelfen, Ein überzeugendes Projekt passt zur Positionierung der die Destination eindeutig zu positionieren und eine Entwicklungs- Destination, verfügt über ein einzigartiges, für die angestrebten funktion für den Standort übernehmen. Welches Gästesegment Gästesegmente preislich attraktives Angebot. Es wird professionell und Produkt dabei zu einer Destination passt, ist von der spezifi- betrieben und vermarktet und verfügt über vergleichsweise tiefe schen Situation vor Ort abhängig. Investitionskosten. 13
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.2 Entwicklungsfunktion eines Hotelprojektes für eine Destination Besondere „Besondere Produkte“ (unter anderem gute Architektur und Insze- „Besondere“, konsequent umgesetzte Produkte und ihre voraus- Produkte als nierung, einzigartiges zur Region passendes Angebot) durchbrechen sichtlichen wirtschaftlichen Effekte: Wirtschafts- die Routine des menschlichen Alltags und erzeugen emotionales Die Präsenz in den Medien führt rascher zu einer höheren durch- faktor für Wohlbefinden. schnittlichen Jahresauslastung als bei klassischen Hotelbetrie- eine Region Menschen von Nah und Fern sind bereit, für den Aufenthalt an ben. einem besonderen Ort, mehr zu bezahlen. Die Angebotsstruktur eines einzigartigen Produktes und deren Gute Architektur hat eine Image bildende Wirkung und ist ein konsequente Umsetzung führen in Kombination mit einem pro- unbezahlbares Marketing. fessionell und persönlich geführten Betrieb zu einer nachhaltig Ein einzigartiges, auch bei schlechtem Wetter attraktives An- höheren Auslastung des Hotels. gebot macht einen Betrieb unabhängiger von der Saisonalität Die «Start-up Kosten» in der typischen Aufbauphase von 3 bis 5 und den klimatischen Entwicklungen in alpinen Regionen. Der Jahren sind vergleichsweise tiefer. Ort zieht auch in den Sommermonaten vermehrt Gäste an. Beispiele von Obwohl die Therme Vals und das Hotel an einem schwer zu- 2007 wurde das neue Schloss Elmau nach einer Gesamtsanie- besonderen gänglichen Ort liegen, konnten aufgrund der einmaligen Archi- rung wieder eröffnet. Es verfügt über zwei hauseigene Konzert- Produkten tektur und der persönlichen Führung des Betriebes bereits nach säle. Das Hotel bietet ein ganzjähriges Kulturprogramm mit jähr- kurzer Zeit vergleichsweise hohe Besucherzahl erreicht werden. lich 150 Veranstaltungen (unter anderem Klavierkonzerte, Lie- 2001 (5 Jahre nach der Eröffnung) wurde im Hotel mit 53’000 derabende, Lesungen, Podiumsdiskussionen). Schloss Elmau er- Übernachtungen eine jährliche Zimmerauslastung von 82% er- reicht bei einem Umsatz pro Gast und Tag von über 400 Euro reicht. Dies entspricht 75% der gesamten Übernachtungen im eine jährliche Auslastung von über 75% (2011). Die Mehrheit der Dorf. Gäste sind Stammgäste. Das Hotel Hof Weissbad verfügt über eine besondere Kombina- tion von einmaliger Lage im Appenzellerland und abwechslungs- reichem Gesundheitsangebot, von Fitness bis ärztlicher Leitung. Dank der Besonderheit des Angebotes, der einmaligen Lage und der persönlichen Führung erreichte das Hotel im Jahr 2014 eine Auslastung von über 95%. 14
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.3 Finanzierung von Hotelprojekten 1.3 Finanzierung von Hotelprojekten Klassische Die Kreditvergabe durch eine Bank in Kombination mit Eigenkapital Dieses soll aufzeigen, dass das Projekt am gewählten Standort Hotel- ist die klassische Form der Hotelfinanzierung. Die Bank finanziert unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen rentabilisierbar ist. finanzierung maximal 60% des Ertragswertes des Hotels (vergleiche Seite 11). Dabei werden die Anlagekosten den betrieblich maximal tragbaren Investitionskosten (Ertragswert) gegenübergestellt. Dazu gewährt die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) im Rahmen der Tourismusförderung des Bundes zinsgünstige Der Neubau eines typischen 4-Sterne Hotels in der Schweiz kostet Darlehen bis zu CHF 6 Mio. oder 40% des Ertragswertes. zwischen CHF 300‘000 und 350’000 pro Zimmer (gesamte Investi- tionskosten, inklusive Grundstück). Bei der nachstehenden Darstel- Aufgrund der wirtschaftlichen Situation im Schweizer Tourismus lung wird von einer durchschnittlichen Investition von CHF 300‘000 und (bezogen auf die Finanzierungsinstitute) gesetzlichen Rahmen- pro Zimmer ausgegangen. bedingungen (Basel III) sind Banken wie auch Investoren zurückhal- tend in der Gewährung von Darlehen beziehungsweise Eigenkapital. Bei der Realisierung eines klassischen Hotels besteht meist eine Voraussetzung für eine Finanzierung ist ein wirtschaftlich überzeu- Finanzierungslücke. gendes Betriebskonzept. Abb.: 7 Gegenüberstellung von tragbaren Investitionskosten und Anlagekosten (in CHF) Quelle: conim ag 15
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.3 Finanzierung von Hotelprojekten Ergänzungen Ein Hotelprojekt im Alpenraum hat aus regionalwirtschaftlicher Das Internet und insbesondere die sozialen Netzwerke ermög- zur klassischen Sicht oftmals eine wichtige Bedeutung und ist mit (positiven) lichen den direkten Zugang zu potenziellen Kunden, die auch als Finanzierung Emotionen verbunden. Finanzierungspartner agieren können. Durch die Kombina- tion von Marketing und Finanzierung werden Botschafter für das Es besteht eine gute Chance, dass dem Projekt und der Region Projekt gewonnen. nahestehende Personen bereit sind, sich mit einem finanziellen Beitrag an der Finanzierung zu beteiligen. Unterstützung Für die Realisierung von wertschöpfungsorientierten touristischen Im Kanton Graubünden ist im Rahmen der Botschaft über das neue der Infrastrukturen, von der eine ganze Region profitiert, können von Wirtschaftsentwicklungsgesetz ein Kredit von CHF 80 Mio. für die öffentlichen der öffentlichen Hand zinsgünstige/-lose Darlehen und A-fond Periode 2016 - 2023 zwecks finanzieller Unterstützung von wichti- Hand perdu-Beiträge gewährt werden. Die finanzielle Unterstützung der gen, systemrelevanten Infrastrukturprojekten in Vorbereitung. Beherbergungsinfrastruktur ist über die Neue Regionalpolitik (NRP) „Systemrelevant“ sind Infrastrukturen und Infrastrukturvorhaben, jedoch nicht möglich, da diese bereits über die Finanzierungsinstru- die in der Regel zentrales Element einer touristischen Wertschöp- mente der SGH erfolgt. fungskette sind oder werden sollen. Eine systemrelevante Infra- struktur dient als ein Entwicklungsmotor für eine Region. 16
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.4 Modell für „peripher gelegene Destinationen“ 1.4 Modell für „peripher gelegene Destinationen“ Erfolgsfaktoren „Peripher gelegene Destinationen“ wie die Val Lumnezia verfügen 5. Herausragende und innovative Persönlichkeiten tragen ihren über Möglichkeiten strukturbedingte Wettbewerbsnachteile zu Teil zum Erfolg bei. Wettbewerbsfähig ist eine Destination nur kompensieren. Damit dies erfolgreich gelingt, sind bei der Standor- dann, wenn die einzelnen Akteure marktorientiert und unterneh- tentwicklung und der Ansiedlung von Beherbergungsbetrieben ver- merisch denken und handeln. schiedene Faktoren zu berücksichtigen: 6. Die wirtschaftlich nachhaltige Umsetzung von touristischen Vor- 1. Die Positionierung der Destination und die strategische haben setzt einen Verbund von gemeinsamen Interessen und Ausrichtung eines Ansiedlungsprojektes sind auf die Besonder- Zielen voraus. Im Zentrum steht die Identifikation der heiten vor Ort (Einzigartigkeit der Landschaft, Charakter des Or- Akteure mit dem Ort und mit den Vorhaben der Standortent- tes) auszurichten. Es besteht eine wechselseitige Abhängigkeit wicklung. zwischen der Destination und dem Ansiedelungsprojekt. 7. Das Eingehen von gezielten Kooperationen stärkt den wirt- 2. Es ist eine langfristig ausgelegte Differenzierungsstrategie mit schaftlichen Erfolg der beteiligten Partner langfristig. vom Gast wahr- und spürbaren Alleinstellungsmerkmalen (USP) Die sieben Erfolgsfaktoren gelten als inhaltliche Bausteine des nach- zu entwickeln und konsequent umzusetzen. stehend skizzierten Modells für „peripher gelegene Destinatio- 3. Die Destination konzentriert sich auf wenige, zum Ort nen“. Sie dienen als Orientierungshilfe bei der Entwicklung und Um- passende Angebots- und Marktsegmente (Spezialisierung). setzung der Standortentwicklung sowie bei der Ansiedlung von 4. Differenzierungs- und Spezialisierungsstrategien lassen sich nur Hotels. Weitere Faktoren wie die nationale Gesetzgebung sind für mittels eines professionellen Destinationsmanagements und den Erfolg zwar relevant, aber von den Akteuren nicht beinflussbar. klar definierten Rollen der relevanten Akteure und der Auch kleine Destinationen können bei geschickter Positionierung, Gemeinde entwickeln und umsetzen. Angebotsgestaltung und Vermarktung längerfristig Erfolg haben. Konsequente Erfahrungsgemäss erhöht eine konsequente Berücksichtigung der Das anzusiedelnde Hotel ist marktseitig attraktiv und das Pro- Anwendung Erfolgsfaktoren die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Stand- dukt kann erfolgreich vertrieben werden, was zu einem „Spill- des Modells ortentwicklung und Ansiedlung eines Hotelprojektes markant: over Effekt“ auf die Destination führt. Durch eine klare Positionierung von Destination und Hotelpro- Betriebskosten und Anlageinvestitionen des anzusiedelnden Ho- jekt sind vergleichsweise höhere Preise durchsetzbar. tels sind optimiert und mittel- und längerfristig rentabilisierbar. Mit einem passenden Angebot werden Gäste angesprochen, die Potenzielle Investoren und Betreiber sind deshalb bereit, sich für bewusst in der Zwischensaison Urlaub machen möchten. das Hotelprojekt und die Destination zu engagieren. 17
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.4 Modell für „peripher gelegene Destinationen“ Modell für Abb.: 8 Modell für "peripher gelegene Destinationen" „peripher gelegene Destinationen“ Quelle: conim ag Nachfolgend werden drei der sieben Erfolgsfaktoren weiter vertieft, da diese für die Ansiedlung von Hotels in „peripher gelegenen Destinationen“ eine zentrale Rolle spielen. Besonder- Das optimale Zusammenspiel zwischen den Besonderheiten der Bezogen auf das anzusiedelnde Beherbergungsprojekt gilt: heiten der Destination (unter anderem Landschaft, Geschichte, Kultur) und Das Projekt orientiert sich an den Besonderheiten des Ortes und Destination dem anzusiedelnden Beherbergungsprojekt (einzigartiges, markt- verändert diese gleichzeitig. Dabei ist die Befindlichkeit des und des seitig attraktives Produkt, das zur Destination passt) hat einen wich- Gastes und der Einwohner zu berücksichtigen. Ansiedlungs- tigen Einfluss auf den wirtschaftlich nachhaltigen Erfolg des Projek- Ein „besonderes“, zur Destination passendes Projekt hat eine projektes tes und der Destination. Entwicklungsfunktion für den Standort. Oft wird eine „peripher Bezogen auf die Destination gilt: gelegene Destination“ durch ein „gutes Produkt“ marktseitig Die Positionierung im Sinne einer Spezialisierung und Differen- erst richtig wahrgenommen und nachhaltig belebt. zierung des Angebots im Vergleich zu anderen Destinationen Die Wechselwirkung zwischen der Destination und dem anzusie- leitet sich aus der Besonderheiten der Destination ab. delnden Beherbergungsprojekt ist ein entscheidender Faktor für Dank einer klaren und konsequent umgesetzten Positionierung eine erfolgreiche Standortentwicklung. ist ein kleiner Tourismusort aus Gästesicht nicht austauschbar. 18
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.4 Modell für „peripher gelegene Destinationen“ Verbund von Der Mensch braucht Orientierung, entwickelt Interesse und Die Menschen sind Teil des Prozesses. Es wird nach Möglichkeit gemeinsamen Verantwortung aus dem Überschaubaren heraus. Gemeinsame genutzt, was vor Ort vorhanden ist. Vieh wird lokal geschlachtet, Interessen und Ziele entstehen über die Identifikation der Akteure mit einem verarbeitet und von den Bauern und den Metzgern weiterverkauft. Zielen als „besonderen Projekt“, dessen Ort und Geschichte. Der Käse und weitere Produkte werden lokal produziert und direkt Schlüssel vermarktet. Es werden einheimische Baumaterialien verwendet. Die Die touristische Entwicklung einer Destination verknüpft die Gege- Tradition des örtlichen Produzierens und Bauens wird angewandt, benheiten vor Ort in eine neuartige Struktur. Die verschiedenen weiterentwickelt und verfeinert. Perspektiven (unter anderem Gewerbe, Landwirtschaft, Tourismus) werden in einem Aushandlungsprozess zu einem Gesamtbild zu- Ein gemeinsames Handeln setzt deshalb voraus, dass die Ziele, das sammengeführt und verdichtet. Bestehende Werte werden dabei Vorgehen und die Spielregeln der Zusammenarbeit für die Beteilig- weiterentwickelt und verstärkt. Es entsteht ein Lebensgefühl, das ten nachvollziehbar sind. Perspektive und Motivation für die Zukunft schafft. Vom ökonomi- schen, sozialen und kulturellen Mehrwert, der dabei entsteht, pro- fitieren sowohl die Gäste und als auch die Bewohner der Destina- tion. Kooperationen Es wurden in der Vergangenheit zahlreiche Leitfäden und Studien Abb.: 9 Möglichkeiten von Kooperationen zum Thema Kooperationen verfasst. Die Erkenntnisse daraus wer- den hier im Sinne eines Überblicks zusammengefasst. Das Ziel von Kooperationen ist es, den wirtschaftlichen Erfolg aller Partner nachhaltig zu stärken. Dank einer institutionalisierten Zusammenarbeit sollen die Investitionskosten (unter anderem Be- schaffung von Maschinen) und die Betriebskosten (unter anderem Personal- und Warenkosten) gesenkt und die Erträge (unter ande- rem Erhöhung von Frequenzen) gesteigert werden. In der Praxis bestehen drei grundsätzliche Möglichkeiten von Kooperationen. Nachstehend wird deren Funktionsweise anhand von Beispielen skizziert. Quelle: In Anlehnung an das Wirtschaftsforum Graubünden 19
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.4 Modell für „peripher gelegene Destinationen“ Beispiele von Horizontale Kooperation Vertikale Kooperation Kooperationen Ziel ist es, die Rentabilität durch eine Umsatzsteigerung Ziel ist es, die Wertschöpfung pro Kunde durch das Schaffen von zu- (Logiernächte) und ein optimiertes Ressourcenmanagement zu er- sätzlichen Angeboten und eine Verbesserung der Buchbarkeit der höhen. Damit die angestrebten Skaleneffekte (Economies of Scale) Angebote (alles aus einer Hand) zu erhöhen und dadurch die Kun- erreicht werden, sind die Fixkosten bei gleichbleibender Leistungs- denzufriedenheit zu optimieren. qualität tief zu halten. Das heisst: Die Zunahme des Umsatzes soll Dies kann unter anderem erreicht werden durch: überproportional zur Zunahme der Kosten sein. Erhöhung der Effektivität der Investitionen durch eine Dies kann unter anderem erreicht werden durch: konsequente Ausrichtung der Destination und des Angebots auf Zentralisierung/Pooling und Auslagerung von Aktivitäten (unter bestimmte Zielgruppen. anderem koordiniertes Marketing, Zusammenlegen von admi- Abstimmung der Öffnungszeiten (Reduktion der Bereitstellungs- nistrativen Aufgaben, Pooling von Personal, gemeinsamer Ein- kosten) und der Vermarktung des Angebots zwischen den Part- kauf). nerorganisationen. Gemeinsame Nutzung und Erneuerung von Infrastrukturen Beispiele: Weisse Arena AG, Andermatt Swiss Alps. (Wellness, Parkplätze, Personalhäuser, usw.). Laterale Kooperation Beispiele: Matterhorn Valley Hotels AG, Hotelkooperation Zusammenarbeit mit branchenfremden Partnern, die ähnliche Frutigland. Kundengruppen ansprechen. Beispiel: Hotel mit einem Outdoor-Unternehmen oder einem Kulturveranstalter. Voraussetzung Viele gut gemeinte und mit Engagement initiierte Kooperations- Voraussetzung für den Erfolg einer Kooperation ist neben für erfolgreiche vorhaben mit aus betriebswirtschaftlicher Perspektive ver- gemeinsamen Zielen der beteiligten Partner sowie definierten Kooperationen gleichsweise hohen Synergiepotenzialen zwischen den Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen eine institu- Partnerorganisationen hinsichtlich Investitionen, Betrieb, Ver- tionalisierte Zusammenarbeit mit Kapitalverflechtung. marktung und Finanzierung wurden wieder aufgegeben. Die Partner werden zu Miteigentümern einer juristischen Einheit. Die Gründe für das Scheitern liegen vor allem in der Psychologie Es bestehen verbindliche Spielregeln und die Partner verfolgen ge- des Menschen beziehungsweise dem Verfolgen von meinsame finanzielle Ziele, was die Zusammenarbeit auf eine Partikularinteressen. stabilere Grundlage stellt. 20
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.4 Modell für „peripher gelegene Destinationen“ Marketing und Das Marketingbudget eines Hotels macht in der Regel rund 5% Voraussetzungen, das Hotels in peripher gelegenen Regionen Kooperationen des Umsatzes aus. Mit einem eingesetzten Marketingfranken und die Destination als Ganze marktseitig wahrgenommen wer- sollten deshalb mindestens 20 zusätzliche Umsatzfranken gene- den: riert werden. o Marktseitig attraktives und individuelles Produkt, das zur Der Onlinevertrieb hat im Tourismus in den letzten Jahren Destination passt. markant zugenommen. Online-Portale weisen mittlerweile o Konsequente Umsetzung eines „vierstufigen Marketings“ einen Marktanteil von gut einem Viertel auf, mit steigender (vergleiche Exkurs unten). Tendenz. Die Transparenz des Onlinevertriebes bringt einen o Zusammenarbeit mit einem starken Partner und weiteren Preis- und Margendruck mit sich. Akteuren vor Ort (Entwicklungsfunktion von neuen Hotels). o Nutzen der Tourismusorganisation als Partner und Ein gezieltes und sich abhebendes Marketing ist deshalb ein Verkaufsplattform. Schlüsselfaktor für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung o Zusammenarbeit mit ausgewählten Kooperationspartnern eines Hotels. in den Quellmärkten. Exkurs: Erfolgreiche Hotels verfolgen ein „vierstufiges Marketing“: Nebensaison promovieren. Erfolg haben diejenigen Hotels, die Erfolgreiches Pflege der Stammkunden über guten Service und gleich blei- mit geeigneten Angeboten die Zwischensaison in eine Hauptsai- Marketing bende Qualität. 50-70% der Hotelgäste sind Stammgäste. Es gilt son verwandeln können. diese Gäste über einen guten Service und gleichbleibende Abb.: 10 Vierstufiges Marketing Qualität zu pflegen. Im Markt wahrgenommen werden. Der Hauptfokus des einge- setzten Marketingfrankens liegt bei den notwendigen 30% Neu- kunden pro Jahr. Dabei gilt es, möglichst viele interessante Absatzkanäle zu nutzen, um im Markt wahrgenommen zu wer- den. Die Kunst liegt in einem wirkungsvollen Einsatz des Marke- tingfrankens (gutes Kosten-/Nutzenverhältnis). Diversifikation der Kunden. Ein erfolgreiches Hotel generiert im Jahresverlauf eine möglichst hohe Auslastung. Dies ist nur mög- lich, wenn die Wünsche von mehreren Kundengruppen befrie- digt werden, also eine diversifizierte Kundschaft besteht. Das heisst: Das Produkt des Hotels ist klar definiert, nicht aber die Quelle: In Anlehnung an BHP – Hanser und Partner AG Kunden. 21
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.5 Standortentwicklung als Umsetzungsinstrument 1.5 Standortentwicklung als Umsetzungsinstrument Hilfsmittel Die Standortentwicklung ist ein von den relevanten Akteuren ge- Die Synergien und Abhängigkeiten zwischen den Projekten der Standort- tragenes Planungs- und Umsetzungsinstrument für die wirtschaft- Standortentwicklung werden dargestellt. entwicklung liche Entwicklung einer Region/Destination. Der finanzielle Handlungsspielraum der Gemeinde und der rele- Grundlage ist eine ehrliche Diagnose der heutigen Situation vanten Akteure wird in der Analyse und der Zieldefinition berück- und eine realistische Einschätzung der verfügbaren markt- sichtigt. seitigen Potenziale. Dabei sind die spezifischen Rahmenbedin- Für die Umsetzung der Standortentwicklung wird eine funktio- gungen vor Ort zu berücksichtigen. nierende Projektorganisation geschaffen und ein umsetzungs- Es werden konkrete, erreichbare Ziele für die kommenden fähiger Aktionsplan (inklusive Finanzierung der Projektarbeiten) Jahre festgelegt sowie prioritäre Projekte und Voraus- definiert (vergleiche Teil 4 des Dokumentes). setzungen für deren Realisierung definiert. Kernelement für Trotz ihrer strukturierten Form versteht sich die Standortentwicklung die Definition der Ziele ist eine von den relevanten Akteuren als offener Prozess. Neue, zur Positionierung passende Projektvorha- getragene marktseitige Positionierung des Standortes. ben sind jederzeit möglich und erwünscht. Der Prozess Abb.: 11 Prozess der Standortentwicklung Quelle: conim ag Die Schritte 1 bis 3 des Prozesses werden nachfolgend erläutert. 22
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.5 Standortentwicklung als Umsetzungsinstrument Analyse der Wo stehen wir? Mit dieser Frage soll die wirtschaftliche Situation Was können wir? Wo liegt unser Potenzial? Hier geht es darum, die heutigen der Destination beurteilt werden. Die touristische, regionalwirt- marktseitig interessanten Potenziale (Landschaft, Geschichte, Kultur) Situation schaftliche Entwicklung der letzten Jahre ist zu reflektieren: im Sinne von Stärken und Qualitäten des Standorts herauszuarbeiten. Weshalb steht die Destination heute da, wo sie steht? Oft werden in der Praxis oberflächliche und nicht zielführende Ist zum Beispiel der Investitionsbedarf für die laufende Erneuerung Analysen erstellt. Die Gründe dafür sind vielschichtig und liegen unter der touristischen Infrastruktur höher als der erzielte Cashflow, gilt anderem im Respekt vor der Aufgabe, in der Angst vor Veränderun- es Wege für eine Erhöhung der Gästefrequenzen und Einnahmen gen, aber auch im Verfolgen von Partikularinteressen von einzelnen zu finden. Akteuren. In einigen Fällen wird die spezifische Situation des Standor- tes gar nicht erst analysiert und es werden einfach Lösungsansätze Die Analyse kann auch ergeben, dass Alternativen zum Tourismus aus anderen Destinationen kopiert. zu suchen sind. Positionierung Was wollen wir? Mit dieser Frage werden die Positionierung des Frust und Enttäuschungen beim Versuch einer Umsetzung sind garan- und Ziel- Standorts und die mittel- und langfristigen Entwicklungsziele tiert. Die Feststellung der Umsetzungsrisiken gilt deshalb auch als setzung diskutiert. Grundsätzlich geht es darum, eine realistische, um- wichtiger Schritt der Standortentwicklung. setzungsfähige Vision der angestrebten wirtschaftlichen Zukunft Das am Fallbeispiel „Lumnezia“ angewandte Modell für „peripher zu entwickeln. gelegene Destinationen“ soll die relevanten Akteure dabei unter- Oft werden ambitiöse Visionen im Sinne von Wunsch-Positionie- stützen, die passende Positionierung und konkrete, umsetzungs- rungen formuliert, welche die spezifischen Gegebenheiten und die fähige Ziele für den Standort zu definieren (vergleiche Seite 18). Potenziale vor Ort nicht wiederspiegeln. Vorhaben wie „bester Ort Das Modell stellt gleichzeitig die Basis dar, um die Handlungsfelder für Familien“ oder „führende Wintersportdestination“ klingen der Standortentwicklung und konkrete Umsetzungsprojekte zu iden- zwar verlockend, bleiben aber zu unspezifisch und sind aufgrund tifizieren. der vorhandenen Ressourcen erfahrungsgemäss nicht realisierbar. Handlungs- Welche Projekte mit welchen Prioritäten und Abhängigkeiten? Die kritische Reflexion und Beantwortung dieser Fragen hilft die felder und Welche Standorte? Was kann aus eigener Kraft realisiert werden? relevanten Handlungsfelder und Projekte festzulegen. Von Bedeu- Umsetzung Wo sind Partner notwendig? tung sind dabei auch die Themen „räumliches Entwicklungskonzept“ und die „Rolle der Gemeinde“ im Prozess der Standortentwicklung. 23
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.5 Standortentwicklung als Umsetzungsinstrument Räumliches Für die Umsetzung von touristischen Vorhaben und insbesondere Dabei wird aufgezeigt, wo welche Gebäude und touristische Entwicklungs- für Beherbergungsprojekte sind attraktive Standorte ein zentraler Infrastrukturen realisiert werden sollen. Das räumliche Entwicklungs- konzept Erfolgsfaktor. konzept dient als gemeinsam von den Akteuren und der Gemeinde Dabei sind neben der Lage des Grundstücks auch Synergie- getragene Orientierungshilfe für die Ortsplanung und ermöglicht effekte zwischen den bestehenden Infrastrukturen und den zu eine zielorientierte Umsetzung der Bauvorschriften und der Zonen- realisierenden Projekten zu berücksichtigen, da über eine planung der Gemeinde. Voraussetzungen sind dabei: geschickte Standortwahl die Investitions- und Betriebskosten Die Bedürfnisse der relevanten (touristischen) Akteure sind wesentlich gesenkt werden können. bekannt und mit jenen der Gemeinde abgestimmt. In den meisten Fällen setzen touristische Infrastrukturpro- Geeignete Standorte für die Ansiedlung von Tourismusbetrieben jekte eine Teilrevision der Ortsplanung voraus. sind identifiziert. Sind die Handlungsfelder der Destination und die entsprechenden Die bildliche Darstellung ermöglicht dann die Definition eines von Projektvorhaben einmal identifiziert, ist ein räumliches Entwick- den relevanten Akteuren mitgetragenen umsetzungsfähigen lungskonzept im Sinne einer bildlichen Darstellung der Zukunft Aktionsplans, der die wichtigsten Meilensteine und Zeitrahmen des relevanten Perimeters ein hilfreiches Werkzeug für die Um- sowie die entsprechenden Verantwortlichkeiten umfasst. setzung der Standortentwicklung. Rolle der Die Ortsplanung und das Erteilen von Baubewilligungen liegen im Die Gemeinde ist zurückhaltend bei der finanziellen Förderung Gemeinde Kompetenzbereich der Gemeinde. Die Haltung der Gemeinde von Projekten. Dies stellt sicher, dass Projekte realisiert werden, spielt deshalb eine wichtige Rolle für den langfristigen Erfolg der die aus Sicht von privaten Akteuren langfristig rentabel sind und Destination. In der Praxis hat sich bei der Ansiedlung von für die Gemeinde einen nachhaltigen Wert erzeugen. Tourismusprojekten aus Sicht der Gemeinde folgendes Vorgehen Die Instrumente einer aktiven Bodenpolitik sind abhängig von der bewährt: spezifischen Situation der Gemeinde. Möglich sind: Erwerb und Ver- Die Gemeinde führt den Prozess der Standortentwicklung, der kauf von geeigneten Flächen, Abtausch von Flächen (Realersatz), gleichzeitig als Grundlage für die Ortsplanung dient. Teilrevision der Ortplanung (Umzonung), Abgabe im Baurecht, Ver- mietung und Verpachtung. Über eine aktive und nachhaltige Bodenpolitik identifiziert die Gemeinde touristisch attraktive Landflächen und macht sie für entsprechende Projekte verfügbar. Im Idealfall verfügt die Ge- meinde selbst über eingezonte Flächen, über deren Nutzung sie bestimmen kann. 24
Teil 1 – „Peripher gelegene Destinationen“: Herausforderungen und Lösungsansätze 1.6 Projektmanagement als Schlüssel zum Erfolg 1.6 Projektmanagement als Schlüssel zum Erfolg Mittragen des Oft gelangen gute Vorhaben nicht zur Umsetzung, da Schlüssel- Die Erwartungen, Interessen und Ziele der einzelnen Akteure sind zu Prozesses akteure die Vision der Entwicklung des Standorts nicht mittragen klären, deren Rollen im Rahmen der Standortentwicklung zu definie- und andere Interessen verfolgen. Eine erfolgreiche und nachhaltig ren und transparent zu machen. wirkende Standortentwicklung setzt deshalb voraus, dass die Schlüsselpersonen früh und aktiv in den Prozess einbezogen werden. Komplexität Die Standortentwicklung ist ein komplexer Prozess, der mit vielen Ein Projektkoordinator sollte das Gesamtprojekt in der Rolle eines managen Unsicherheiten und offenen Fragen verbunden ist. Die Thematik hat „Machers vor Ort“ vorantreiben und koordinieren. Bei Interessen- einen interdisziplinären Charakter und beinhaltet ein breites konflikten ist er/sie in der Lage, im Sinne der Sache zwischen den Spektrum an gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Akteuren zu vermitteln. Themen. Transparente Die Standortentwicklung ist oft mit touristischen Ansiedelungspro- Wichtig ist dabei, nicht nur über die vorgesehene Anpassung der Kommunika- jekten verbunden, die eine Ortsplanungsrevision und eine Volks- Ortsplanung zu informieren, sondern das Bauprojekt (z.B. Kubatur, tion abstimmung auf Gemeindeebene erfordern. Dabei spielt eine trans- Anzahl Zimmer/Betten, erwartetes Verkehrsaufkommen) und parente Kommunikation eine zentrale Rolle. Erfahrungsgemäss dessen positive Implikationen (z.B. neue Arbeitsplätze, Gästefre- werden Ansiedlungsprojekte unterstützt, wenn folgende Voraus- quenzen, direkte Wertschöpfung) aufzuzeigen. setzungen gegeben sind: Überzeugende Projektidee, die zur Destination passt und tech- nisch, rechtlich und wirtschaftlich machbar ist. Vertrauenswürdige Projektpartner, die Bau, Betrieb sowie Fi- nanzierung aufgrund ihrer bisherigen Geschäftstätigkeit gewährleisten können. 25
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