BIOTOPVERBUND GRASLAND - Ein Netzwerk für mehr Artenvielfalt Anleitung zur Entwicklung eines Biotopverbunds im Grasland
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BIOTOPVERBUND GRASLAND Ein Netzwerk für mehr Artenvielfalt Anleitung zur Entwicklung eines Biotopverbunds im Grasland
INHALT Herausgeber Projektteam „Biotopverbund Grasland“ (gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt) Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e.V. (Projektleitung) Vorwort 4 Landwirtschaftskammer Niedersachsen CvO Universität Oldenburg (AG Vegetationskunde und Naturschutz) Artenvielfalt schaffen durch Biotopverbund 6 NABU Oldenburger Land e.V. Wiese oder Blühfläche – 2 Paar Schuhe! 8 Autorinnen Anlage einer Wiese 10 Elisabeth Woesner, Parastoo Mahdavi Grasland braucht Pflege 14 Fotos Bsp. I: Blühende Deiche als Biotopverbundelemente 18 Parastoo Mahdavi, Elisabeth Woesner, Carsten Heinecke, Holger Groeschl, Wilfried Vogel, Hans-Jürgen Junge, Christoph Braun, Thomas Meyer, Bsp. II: Artenreiche Wegränder als Biotopverbundelemente 20 Simone Wiegand Bsp. III: Aus Grün wird Bunt 22 Als Download verfügbar unter Vernetzung ist notwendig! 25 https://www.gruenlandzentrum.org/projekte/biotopverbund-grasland https://www.nabu-oldenburg.org/projekte/artenschutzprojekte/artenreiches- Nützliche Informationen zum Weiterlesen 27 grasland/ Artensteckbriefe 29 Layout KEHRER Werbeagentur GmbH Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier 1. Auflage 2021 3
VORWORT Diese Broschüre soll die Möglichkeiten zur Umsetzung eines Ver- bundes von Graslandbiotopen aufzeigen. Sie ist das Ergebnis fach- lich begleiteter Kooperationsprozesse, die im Rahmen des – von der UN-Dekade Biologische Vielfalt – offiziell ausgezeichneten Pro- jektes „Biotopverbund Grasland“ entwickelt wurden. Dabei hat das von Oktober 2017 bis März 2021 laufende Projekt ein Zusammen- wirken und eine Vernetzung beteiligter Akteure aus den Bereichen der Wissenschaft, des Naturschutzes, der Verwaltung und der Flä- cheneigentümer sowie -bewirtschafter geschaffen. Der Schwerpunkt lag auf dem mesophilen Grünland im nordwest- lichen Niedersachsen mit wertgebenden Grünland-Kennarten. In dieser Hinsicht dient die Broschüre neuen Biotopverbundprojek- ten in ähnlich strukturierten Tiefland-Regionen als Orientierung Im landwirtschaftlich intensiv genutzten nordwestdeutschen Tief- und gibt Hilfestellung bei dem Aufbau zu entwickelnder Konzepte. land haben artenreiche Grünlandflächen durch Umbruch und Nut- Hier werden wissenschaftlich fundierte und praktisch umsetzbare zungsintensivierung einen starken Rückgang erfahren. Der zuneh- Handlungsempfehlungen gegeben, die in der öffentlichen Verwal- mende Flächendruck in der Landschaft führt nicht nur zu einem tung, für die Interessensvertretungen der Landwirtschaft und des stetigen quantitativen wie qualitativen Verlust von artenreichen Naturschutzes sowie für weitere Engagierte und Umsetzende mit Grünlandbiotopen. Auch die damit verbundene Verinselung gilt als und ohne Flächenverantwortung anwendbar sind. Denn der Erhalt einer der wesentlichen Gründe für den Rückgang der Artenvielfalt. der Biodiversität ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die neben einem gemeinschaftlichen Problemverständnis auch ein gemeinschaftli- In dieser Hinsicht kann ein funktionsfähiger Biotopverbund einen ches Handeln erfordert. wichtigen Beitrag leisten, welcher bereits im Jahr 2002 im Bundes- naturschutzgesetz (§§ 20 und 21 BNatSchG) verankert worden ist. Für das Interesse und die Mitarbeit im Projekt „Biotopverbund Ergänzend hierzu wird in Niedersachsen bis 2023 ein landesweiter Grasland“ möchten sich die Projektpartner des Grünlandzentrums Biotopverbund auf 15 % der Landesfläche bzw. 10 % der Offen- Niedersachsen/Bremen, der Universität Oldenburg, des NABU Ol- landfläche aufgebaut (§ 13a NAGBNatSchG). Im vergangenen Jahr denburger Land sowie der Landwirtschaftskammer Niedersachsen haben sich Umweltverbände, Landwirtschaft und Politik in Nieder- bei allen Akteuren herzlich bedanken. Ein großer Dank gilt zudem sachsen auf weitere rechtlich verbindliche Maßnahmen für den Na- der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die diese Projektarbeit tur-, Arten- und Gewässerschutz geeinigt. Dabei ist es im Rahmen dank der Fördermittel erst möglich gemacht hat. des „Niedersächsischen Weges“ bereits zu ersten Gesetzesanpas- sungen gekommen. Ovelgönne im März 2021, Mathias Paech (Projektleiter) 4 5
ARTENVIELFALT SCHAFFEN DURCH Biotopverbund – was ist das überhaupt? BIOTOPVERBUND Voraussetzung für einen Biotopverbund ist die Erreichbarkeit gleichartiger Lebensräume in der Landschaft. Viele Tier- und Pflan- Das Projekt Biotopverbund Grasland möchte die Artenvielfalt der zenarten sind aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität oder ihrer Wiesen, Weiden und Saumbereiche fördern, da diese Lebensraum Verbreitungsmechanismen auf geeignete Verbindungselemente in zahlreicher selten gewordener Tier- und Pflanzenarten sind. Neben der Nähe angewiesen, um weitere Biotope zu besiedeln. Ein Bio- der zunehmenden Versiegelung von Freiflächen und Nutzungsin- topverbund besteht in der Regel aus sogenannten Kernflächen und tensivierung oder -aufgabe in der Landwirtschaft gilt als einer der Vernetzungselementen wie Trittsteinbiotope und lineare Korridore. Hauptgründe für den Artenrückgang die Verinselung von wertvol- len Biotopen. Kernflächen im Grasland-Biotopverbund sind Wiesen und Weiden Damit z.B. Insekten oder Blütenpflanzen sich ausbreiten können, von mindestens 1 ha Größe mit einem vielfältigen und typischen ist ein Biotopverbund mit Wanderungsmöglichkeiten und geneti- Arteninventar wie z.B. Wiesen-Margerite, Hornklee, Schafgarbe, schem Austausch notwendig. Wiesen-Schaumkraut und Rotklee sowie Gräsern wie Kammgras und Ruchgras. Trittsteinelemente sind kleinere Wiesenflächen mit einer mögli- cherweise nicht ganz vollständigen Artenausstattung. Dies können z.B. Obstwiesen, Restflächen am Ortsrand oder Teilflächen land- wirtschaftlicher Nutzflächen sein. Lineare Vernetzungselemente (Korridore) im Biotopverbund Gras- land können Randstrukturen wie Weg- und Straßenränder, Deiche, Uferstreifen, Waldränder oder auch eigens angelegte schmale Wie- senstreifen sein. Saumstreifen als Biotopverbund- element entlang eines Ackers nach Neuansaat im Projekt Bio- Artenreiche Wiesengesellschaft im Landkreis Ammerland mit typischen Arten wie topverbund Grasland. u.a. Wiesen-Margerite, Kuckucks-Lichtnelke, Rotklee, Scharfer Hahnenfuß, Weiß- klee sowie verschiedenen Gräsern. 6 7
WIESE ODER BLÜHFLÄCHE – ringere Gefahr der Verunkrautung als bei einjährigen Blühstreifen. 2 PAAR SCHUHE! Nach 5 Jahren verlieren solche Flächen zwar ihren Ackerstatus, bei jährlicher Mahd aber nicht die landwirtschaftliche Förderung. Gegenstand des Projektes sind dauerhafte Blumenwiesen und Graslandbiotope. Diese unterscheiden sich ganz wesentlich von Wiesen und Weiden einjährigen Blühflächen und Blühstreifen, in denen völlig andere Pflanzenarten leben. Auch die Pflege dieser beiden Biotoptypen sieht jeweils ganz unterschiedlich aus. Einjährige Blühflächen/Blühstreifen Beispiele für Wiesenblumen (von links nach rechts): Rundblättrige Glockenblume, Wiesen-Margerite, Kuckucks-Lichtnelke. Wiesenblumen wie Margerite, Rotklee, Kuckucks-Lichtnelke oder Wiesen-Schaumkraut sind mit ihren unterirdischen Überwinte- rungsorganen und meist vorhandener bodennaher Blattrosette Links: Kornblumen sind seit Jahrhunderten Begleiter des Ackerbaus. an die regelmäßige Mahd oder Beweidung angepasst. Sie treiben Rechts: Sonnenblumen sind Kulturarten, die keine Mahd oder Beweidung vertra- im Frühjahr oder nach der Mahd wieder aus. Artenreiche Wiesen gen. In beiden Fällen handelt es sich daher nicht um Wiesenblumen. werden ein- bis zweimal im Jahr gemäht, Säume oft nur alle ein bis zwei Jahre. Auch Gräser gehören zu einer Wiese. Sie sind nicht nur Einjährige Blühmischungen bestehen meist aus Feldblumen (Acker- wertvolles Futter für Rind und Pferd, sondern ebenso Raupenfut- beikräuter) wie Mohn oder Kornblume und Kultursorten wie Son- ter für Schmetterlinge und Nahrung für Heuschrecken. nenblume, Dill oder Ringelblume, manchmal auch aus eingeführten Wiesen sind im Gegensatz zu Blühflächen ganzjährige Lebensräu- oder züchterisch veränderten Arten wie z.B. die aus Amerika stam- me für Insekten und andere Tiere. Sie bieten nicht nur Pollen und mende Phacelia oder Cosmea. Nektar, sondern auch Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten. Die Flächen müssen jedes Jahr wieder neu angesät oder zumindest Die Raupe der Gras- umgebrochen werden, um die Blütenvielfalt zu erhalten. Nist- und glucke ernährt sich von Überwinterungsstätten von Insekten werden dadurch fast immer verschiedenen Süßgrä- sern. Einige Heuschre- zerstört. ckenarten legen ihre Entlang von Ackerflächen besteht bei der Anlage eines dauerhaf- Eier im Boden ab. ten Wiesenstreifens mit regelmäßiger Mahd in der Regel eine ge- 8 9
ANLAGE EINER WIESE Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten eine artenreiche Wild- blumenwiese anzulegen. Eine komplette Neuansaat empfiehlt sich Ansaatfläche mit Regiosaat- auf den meisten vorher ackerbaulich oder anderweitig genutzten gut im 1. Jahr mit Korn- blumen; Unteres Bild: die gleiche Fläche im 2. Jahr mit REGIOSAATGUT info Flächen. Auf Rasen- und Grünlandflächen (auf letzteren ist ein Um- Wilder Möhre bruch in der Regel nur nach Genehmigung möglich) kann in vielen Seit dem 1. März 2020 ist die Verwendung Fällen eine umbruchlose Nach- oder Streifensaat von größerem von Regiosaatgut auf nichtlandwirtschaft- Vorteil sein. lichen Flächen in der freien Landschaft Pflicht. Regionale Saatgutmischungen enthalten keine Zuchtsorten und nur Neuansaat: Die Mischung macht’s! Pflanzen, die von Natur aus in der jeweili- gen Region vorkommen, da diese am besten Entscheidend für das Gelingen ist neben einer sonnigen Lage das an die hiesigen Böden und klimatischen Bedingungen angepasst sind. Die äußerlich passende Saatgut. Einjährige Blumen können sich auf einer Wiese zwar ähnliche Schafgarbe beispielsweise in der Regel nicht dauerhaft halten. Im Idealfall wird das Saatgut aus Bayern besitzt eine andere genetische über Mahdgutübertragung oder Heudruschverfahren in der unmit- Ausstattung als die nordwestdeutsche telbaren Umgebung gewonnen. Falls dies nicht möglich ist, sollte Schafgarbe. Daher werden von spezialisier- ten Regiosaatgut-Firmen Wildsammlungen Regiosaatgut von zertifizierten Anbietern verwendet werden. von Pflanzen aus 22 deutschen Ursprungs- gebieten vermehrt. Es gibt Mischungen für → Standortauswahl: Wiesen entwickeln sich besonders arten- feuchte, mittlere oder sehr magere und trockene Standorte, darüber hinaus auch reich auf nährstoffarmen Böden Mischungen für Feldraine und Säume, die → Zeitraum: Mitte März bis Mitte April oder September einen nur geringen Gräseranteil besitzen. → Bodenvorbereitung: Pflügen oder fräsen, dann eggen und so ein feinkrümeliges Saatbett herstellen In der Regel enthalten Wiesenmischungen auch sogenannte „Akzeptanzarten“ wie → Saatgut flach obenauf aussäen, nicht einarbeiten z.B. Kornblume oder Mohn, die schneller zu → Walzen einem bunten Blühaspekt im ersten Jahr → Nach 6-8 Wochen ggf. Pflegeschnitt durchführen führen und in den Folgejahren dann den „echten“ Wiesenblumen Platz machen. → Keine Düngung in den ersten zwei Jahren, danach ggf. moderate Düngung auf sehr mageren Standorten → Geduld haben! Viele mehrjährige Wildpflanzen keimen erst nach und nach! 10 11
Mahdgutübertragung Umbruchloses Verfahren Die Technik der Mahdgutübertragung hat den großen Vorteil, dass Bei diesem Verfahren werden bestehende Lücken in der Grasnarbe die Pflanzensamen direkt aus der Umgebung stammen und manch- genutzt bzw. künstlich erweitert. mal sogar noch Insekten und andere Kleintiere aus den Spender- flächen mit übertragen werden. → Wiese oder Rasen sehr kurz abmähen, Mahdgut abnehmen → Grasnarbe stark vertikutieren oder mit Rillenfräse oder Striegel aufreißen (Achtung: Förderrecht beachten!) → Regiosaatgut mit hohem Kräuteranteil verwenden → Bodenschluss durch Anwalzen herstellen → Pflegeschnitte in ca. 12 cm Höhe → Keine oder nur sehr moderate Düngung → Kurzhalten der Grasnarbe notwendig Man kann die Neuansaat und das umbruchlose Verfahren mitein- ander kombinieren, indem z.B. Streifen oder Fenster innerhalb der MAHDGUT- info bestehenden Gras- oder Rasenflächen eingerichtet werden, auf denen eine Neuansaat stattfindet. Von dort können Pflanzenarten ÜBERTRAGUNG sich dann allmählich in die restliche Fläche ausbreiten. Bodenvorbereitung der Empfängerfläche je nach Ausgangssituation (s.o.) 1. Mahd einer nahe gelegenen Spender- fläche zwischen Mitte Juni und Mitte Juli 2. Das gehäckselte Mahdgut wird frisch z.B. auf einen Miststreuer aufgeladen Mahdgutübertragung mittels Mist- und sofort auf die vorbereitete Empfän- streuer. Das kurz zuvor geerntete gerfläche verbracht Mahdgut wird zerkleinert und auf der Empfängerfläche ausge- 3. Schichtdicke: 3–6 cm bracht. 4. Anschließend striegeln 5. Falls notwendig: Nach einigen Wochen Ehemalige Rasenfläche mit eingewanderten Wildblumen aus angrenzenden Flächen. Hier blühen u.a. Wiesen-Witwenblume, Wiesen-Margerite und Gemeines Pflegeschnitt in ca. 12 cm Höhe Ferkelkraut. 12 13
GRASLAND BRAUCHT PFLEGE Tierfreundliche Mahd Wiesen und Weiden, auch Weg- und andere Säume in unserer Re- Um möglichst vielen Tieren Flucht- und Ausweichmöglichkeiten gion entwickeln sich in fast allen Fällen nur durch eine regelmäßige während der Mahd zu bieten und außerdem weiterhin ein Blüten- Mahd oder Beweidung artenreich und bleiben so auch frei von Ge- angebot aufrecht zu erhalten, sollte wenn möglich immer nur eine hölzbewuchs. Bei mangelnder Pflege fehlt vielen Jungpflanzen das Teilmahd erfolgen, d.h.: Randbereiche, Säume, Inseln oder auch Licht für die Keimung, und auch der notwendige Nährstoffaustrag mehrere Streifen innerhalb einer Fläche werden erst beim nächs- unterbleibt. ten Mal gemäht. Auf nichtlandwirtschaftlichen Flächen sollten klei- nere Teilbestände nur alle 2 Jahre gemäht werden. Wann mähen? Und wie oft? Auf die Frage nach dem richtigen Mahdzeitpunkt gibt es keine ein- fache Antwort, da dieser von vielen Bedingungen abhängt, u.a. von der Wüchsigkeit des Standortes. Grundsätzlich sollte man nach ei- ner Neuanlage oder im Zuge einer Aushagerung der Fläche anfangs eher einmal mehr als zu wenig mähen. Als Faustregel kann lang- fristig gelten, dass zum Ende der Blütezeit der Wiesen-Margerite (etwa Mitte bis Ende Juni) auf den Wiesen die erste Mahd durch- geführt werden sollte. Die zweite Mahd findet dann im Spätsom- mer August/September statt. Wegränder und andere Saumbiotope Mosaikmahd in der Wesermarsch. Die Fläche rechts im Bild wurde bereits Anfang können nach Etablierung einer artenreichen Pflanzengemeinschaft Juli gemäht, die restliche Fläche bis zur Mahd im Spätsommer belassen. auch seltener, z.B. nur einmal jährlich gemäht werden. Viele Insektenarten benötigen ein ganzes Jahr für ihren Entwick- lungszyklus. Sie überwintern z.B. in und an abgeblühten Stängeln Um Arten wie die Wiesen-Margeri- te zu fördern, sollte die Mahd zum oder nisten in Bodennähe. Auch Vögel ernähren sich von Samen Ende der Blütezeit erfolgen. der verblühten Stauden. So muss ein Kompromiss gefunden wer- den, der einerseits die Tiere schont, andererseits durch eine aus- reichende Mahdhäufigkeit aber auch den Erhalt der Wiesenpflan- zenvielfalt ermöglicht. Das Vorgehen hängt ab von den jeweiligen Pflanzen- oder Tierarten, die gefördert werden sollen, muss sich aber natürlich auch nach den jeweiligen Abläufen eines landwirt- schaftlichen Betriebes oder einer Kommune richten. 14 15
Mahdtechnik ter abgegeben werden. Nur wo das nicht möglich ist, muss eine andere Form der Verwertung (Biogas, Kompostierung, Thermische Wenn möglich sind bei der Mahd Geräte mit Schneidetechnik (Bal- Verwertung, Gründeponie) gefunden werden. Im Zweifelsfall soll- kenmäher, ggf. Handsense) einer schnelldrehenden Rotations- te eine artenreiche Graslandfläche aber lieber gemäht werden als technik - insbesondere solcher mit Mahdgutzerkleinerung - vor- dass sie dauerhaft ungenutzt bleibt. zuziehen, da die schnell rotierenden Messer zusammen mit dem entstehenden Sog für eine hohe Verlustrate unter den Insekten und anderen Kleintieren sorgen. Letzteres geschieht beim heute vielfach üblichen Mulchen von Weg- und Grabenrändern. Links: Mahd mit einem handbetriebenen Balkenmäher, rechts: Mähmaschine mit Doppelmesserbalken. Extensive Beweidung am Weserdeich. Was passiert mit dem Mahdgut? Extensive Beweidung Das Mahdgut sollte nach dem Schnitt für ein paar Tage auf der Flä- Besonders insektenfreundlich ist in den meisten Fällen eine ex- che verbleiben, damit Samen noch nachreifen und aus den Pflan- tensive Beweidung, da grasende Rinder und Pferde sich nur lang- zen herausfallen können. Wenn möglich sollte das Mahdgut dann sam fortbewegen und bei nicht zu hoher Tierzahl immer größere abtransportiert werden, da es sonst das Keimen neuer Pflanzen Restbestände an Pflanzen stehen bleiben. So ergibt sich von selbst behindert und für ungewollte Nährstoffanreicherung sorgt. ein Mosaik an kurzgefressenem Rasen und hochstehenden und blühenden Pflanzen. Um eine zu einseitige Ausbreitung bestimm- Idealerweise wird der Grünschnitt einer Futterverwertung zu- ter Pflanzen zu verhindern, sollte alle 1-2 Jahre eine Pflegemahd geführt. Wenn das Schnittgut nicht als Futter für Rindvieh taugt, durchgeführt werden. kann es eventuell an Pferde-, Schafs-, Ziegen- oder Kaninchenhal- 16 17
BEISPIEL I: Gesunde Kräuter für die Deichschafe BLÜHENDE DEICHE ALS Im Rahmen des Projekts Biotopverbund Grasland wurde beispiel- BIOTOPVERBUNDELEMENTE haft auch ein Teilstück einer ehemals kräuterarmen Deichfläche an der Hunte im Pilotgebiet Blankenburg neu angesät. Diese wies be- Blühende Deiche sind wichtige Biotopverbindungselemente. Dei- reits im ersten Standjahr etliche Zielarten wie Gemeine Schafgarbe che unterliegen einem geringeren landwirtschaftlichen Ertrags- und Spitzwegerich auf. Daneben kamen zunächst auch zahlreiche druck als andere landwirtschaftliche Grünflächen, daher kann hier einjährige Arten vor, die nicht typisch für eine Wiese sind und mit meist auf hohe Düngegaben und Pestizide verzichtet werden. Auf der Mahd und Beweidung in den Folgejahren wieder verschwinden der anderen Seite müssen Deiche den Anforderungen des Hoch- werden. Abhängig von der Exposition (z.B. Nord- oder Südseite) wasserschutzes gerecht werden. entwickelt sich die Vegetation auf einem Deich sehr unterschied- Auf dem Weserdeich südlich von Brake hat sich dank regelmäßiger lich. Mahd und nur mäßiger Düngung bereits eine artenreiche Wiesenge- sellschaft etabliert. Hier soll zukünftig eine zeitversetzte Teilmahd der Fläche dazu führen, dass nicht das gesamte Blütenangebot auf einmal wegfällt. Insekten und andere Kleintiere können dann in die Restbestände ausweichen. Schmale sogenannte Intensivbereiche, die der Wegesicherung dienen, können je nach Notwendigkeit häu- figer gemäht werden. Neuansaat auf dem Huntedeich in Blankenburg. Zielarten wie Gemeine Schafgar- be, Weiße Lichtnelke, Rotklee und Spitzwegerich haben sich bereits etabliert. Eine Anreicherung des Grünfutters mit Kräutern wie Schafgarbe, Wilde Möhre, Spitzwegerich oder ggf. auch Wiesenkümmel fördert Artenreicher Weserdeich bei Brake mit u.a. Wiesen-Margerite, Rotklee, Spitzwe- die Tiergesundheit. Diese Erkenntnis setzt sich gerade bei Schaf- gerich, Gänseblümchen und Scharfem Hahnenfuß. und Pferdehaltern zunehmend durch. 18 19
BEISPIEL II: Vielfalt an Schmetterlingen und Heuschrecken steigt ARTENREICHE WEGRÄNDER ALS Die Neuansaat der Wegränder führte dazu, dass verschiedene Tag- BIOTOPVERBUNDELEMENTE falter- und Heuschreckenarten nachgewiesen werden konnten, die dort zuvor nicht oder nur selten beobachtet wurden. Auch entlang eines Ackers sind bunt blühende Wegränder möglich, die als lineare Biotopverbundelemente dienen. Im Rahmen des Bio- topverbundprojektes wurden im Landkreis Ammerland solche Ver- netzungselemente zwischen artenreichen Kernflächen neu ange- legt. Nach Fräsen und Einsaat einer kräuterreichen Regiomischung konnten bereits im ersten Standjahr zahlreiche Jungpflanzen einer typischen Graslandgesellschaft ausgemacht werden. Im zweiten Jahr erblühte der Saum mit Wiesen-Margeriten, Rotklee und Fer- kelkraut, aber auch Gräsern wie Kammgras und Ruchgras. Der Gemeine Bläuling ist ein typischer Der Gemeine Grashüpfer. Heu- Nach Herbstansaat entstandener Bewohner von artenreichen Wiesen schrecken bevorzugen allgemein Wegrand in Bad Zwischenahn (Land- mit Hornkleebeständen. Sein Bestand Lebensräume, die später im Jahr kreis Ammerland) mit u.a. Wilder nahm auf den Versuchsflächen im Ver- gemäht werden. Möhre, Spitzwegerich, Ferkelkraut, gleich zu den Voruntersuchungen zu Weißer Lichtnelke und Rotklee im Projektbeginn deutlich zu. zweiten Standjahr. Bei regelmäßi- ger Mahd werden einjährige Arten wie Kornblume in den Folgejahren immer mehr zurückgehen. Zu beachten: Die Mahd der Wegeseitenstreifen sollte nicht überall gleichzeitig erfolgen, sondern zeitversetzt! Dieses geschieht bestenfalls durch info eine Unterteilung in Längs- oder Querabschnitte der jeweiligen Säume, zumindest jedoch sollten nicht alle Säume eines Gebietes EFFEKTE DES MULCHENS gleichzeitig gemäht werden. → Hohe Verlustrate bei Amphibien, Kleinsäugern und Insekten durch Häckseln des Mahdgutes → Unterdrückung des Kräuterwachstums durch die Mulchauflage → Anreicherung der Wiesenfläche mit Nährstoffen 20 21
BEISPIEL III: AUS GRÜN WIRD BUNT Streifenansaat in bestehendem Intensivgrünland Neuanlage eines Trittsteinbiotops Auf großen artenarmen Grünlandflächen besteht nach Rückspra- che mit der Unteren Naturschutzbehörde auch die Möglichkeit Trittsteinbiotope können u.a. durch die Neuanlage oder Anreiche- einer Streifenansaat. Auf Anregung des Projektes Biotopverbund rung bestehender Grünlandflächen geschaffen werden. Auf einer Grasland haben sich verschiedene Teilnehmer für eine solche Strei- fast nur aus hochwüchsigen Gräsern bestehenden Fläche auf ei- fenansaat entschieden. Dazu wurden vier bis sechs Meter breite nem Gartengrundstück im Landkreis Oldenburg wurde nach Mahd Streifen mit einer Regiomischung (90 % Kräuteranteil) angesät. Be- und zweimaligem Fräsen im September 2017 eine Mischung hei- reits im Folgejahr hatten sich dann erfolgreich zahlreiche Exempla- mischer Wildblumen mit einem 90-prozentigen Kräuteranteil per re wie Weiße Lichtnelke, Spitzwegerich, Wilde Möhre, Rotklee und Hand ausgebracht. Gemeine Schafgarbe etabliert. Bei zukünftig zweimaliger Mahd der gesamten Fläche und Wegfallen der Düngung besteht insbesonde- re auf sandigen Böden eine gute Chance, dass diese und weitere Arten in die angrenzende Fläche auswandern. Auch im Landkreis Wesermarsch wurde eine Streifenansaat mit Regiosaatgut auf einer bislang fast ausschließlich von Gräsern dominierten Fläche durchgeführt. Bereits im ersten Jahr zeigte sich ein üppiger Bestand an Wiesen-Margeriten. Neu angesäte Wiese im dritten Standjahr (Landkreis Oldenburg). Etablieren konnten sich Arten wie Wiesen-Margerite, Rotklee, Kuckucks-Lichtnelke, Scharfer Zu beachten: Hahnenfuß, Gemeine Schafgarbe sowie Wildgräser wie Kammgras und Ruchgras. Ein Umbruch der Grasnarbe ist nicht in allen Fällen sinnvoll, z.B. kann Im ersten Jahr blühten auf der Fläche erwartungsgemäß zahlreiche bei Vorhandensein des Stumpfblättrigen Ampfers dieser durch das Kornblumen, die aber im zweiten und dritten Standjahr dann den Fräsen der Fläche um ein Vielfaches vermehrt werden. Ein Umbruch Wiesenpflanzen wie Kuckucks-Lichtnelke, Wiesen-Margerite, Rot- bedeutet zudem auch immer eine Mobilisierung der im Boden vor- klee, Ruchgras und Kammgras Platz machten. handenen Nährstoffe, die dem Artenreichtum eher abträglich sind. 22 23
Den Biotopverbund im Grasland starten VERNETZUNG IST NOTWENDIG! Wenn eine Biotopvernetzung im Grasland funktionieren soll, ist auch eine gute Vernetzung von Naturschutz und Landwirtschaft, 1 Kontaktaufnahme mit UNB: Vorhandene Biotopverbundkon- zepte und Kernflächen identifizieren Behörden und Verbänden, Landnutzern und möglichen Grün- schnittverwertern notwendig. Im Idealfall kooperieren diese ver- schiedenen Organisationen und Akteure miteinander zum Wohle 2 Kontaktaufnahme mit Landwirten u.a. Flächen- nutzern der Natur. Nur selten wird es eine Person oder Organisation allein schaffen, das gesamte Know-how zu erlernen sowie die Umset- zung vor Ort auf eigenen Flächen umzusetzen. 3 Öffentlichkeitsarbeit, Fachvorträge Wer kann mich beraten? 4 Erfassung und Kartierung der Kernflächen Auch außerhalb eines lokalen oder regionalen Biotopverbundkon- eines Gebietes zeptes besteht natürlich für alle die Möglichkeit, sich am Biotop- verbund im Grasland zu beteiligen. Jede zur Verfügung stehende Fläche zählt! Auf landwirtschaftlichen Flächen können zumindest 5 Suche nach möglichen Trittsteinen und Vernetzungselementen, Erfassung der vorhandenen Pflanzenarten Randstreifen oder Teilbereiche des Grünlands extensiver gepflegt werden, im privaten und öffentlichen Grün können Rasenflächen in naturnahe Wiesen umgewandelt werden. Lassen Sie sich dabei 6 Runder Tisch mit allen Beteiligten zur Abstim- mung unterstützen! Landwirtschaftliche Beratung 7 Erstellung eines Biotopverbundkonzeptes auf lokaler oder Wo kann ich Förderungen für Agrarumweltmaßnahmen erhalten? ggf. regionaler Ebene Riskiere ich eine Kürzung meiner Agrarförderung, wenn ich aus meiner Ackerfläche eine artenreiche Wiese machen möchte? Gibt Erstellung eines konkreten Maßnahmenkon- 8 es Sonderregelungen für Biobetriebe? zeptes für die betroffenen Flächen inklusive Klärung der Grünschnittverwertung → Landwirtschaftliche Fachbehörde 9 (z.B. Landwirtschaftskammer) Vorstellung der Planung in der Öffentlichkeit 24 25
Naturschutzberatung Welche Saatmischung passt auf meiner Fläche? Wie kann ich eine FÖRDERRECHTLICHE info BESTIMMUNGEN artenreiche Wiese anlegen und pflegen? Wie kann ich meine Fläche aushagern? Förderrechtliche Bestimmungen (Stand Dezember 2020) • Eine mechanische Zerstörung der Grasnarbe ist genehmigungs- → Zertifizierte Saatgutfirmen, Naturschutzverbände, Natur- pflichtig (→ Antrag auf Narbenerneuerung auf Dauergrünland) schutzbehörden • Erlaubt und damit genehmigungsfrei sind leichte Bearbeitungen zur Erneuerung des Grasbestandes (Walzen, Schleppen, Striegeln oder Schlitzverfahren bzw. vergleichbare Maßnahmen) Naturschutzrechtliche Beratung • Die Fläche muss mindestens einmal im Jahr genutzt werden z.B. Darf ich meine Grünlandfläche umbrechen, um sie mit Wildblumen durch Mahd anzureichern? Welche Saatmischung ist zulässig? Darf ich meinen • Ökobetriebe müssen entsprechend zertifiziertes Saatgut verwenden Oberboden abschieben oder eine Blänke anlegen? Bestehen Aufla- oder eine Ausnahmegenehmigung beantragen gen hinsichtlich des Wiesenvogelschutzes oder der Mahdtermine? → Naturschutzbehörden, ggf. (Untere) Wasserbehörden Finanzielle Unterstützung für Extensivgrünland Wo bekomme ich Geld, wenn ich meine Flächen naturschutzge- NÜTZLICHE INFORMATIONEN recht pflegen möchte? ZUM WEITERLESEN (Die genannten Informationen sind sämtlich als pdf online abrufbar) → Untere Naturschutzbehörden der Landkreise, Landwirt- schaftliche Fachbehörde (z.B. Landwirtschaftskammer) Frobel, K. u.a. (Hg. vom Bund für Umwelt- und Naturschutz e.V.) Kostenlose Beratung bei Pachtverträgen (2018): Handbuch Biotopverbund Deutschland – Vom Konzept bis NABU-Projekt: www.fairpachten.de zur Umsetzung einer grünen Infrastruktur. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (2019): Blühende Vielfalt am Wegesrand. Praxis-Leitfaden für artenreiche Weg- und Feldraine. Recklinghausen. 26 27
Peters, H. & Blöbaum, A. (2020): Wege in Niedersachsen. – Wie kann ein gerechter Umgang mit ländlichen Wegen umgesetzt wer- den? Ein Praxisbericht. Veröffentlichungen des Niedersächsischen Heimatbundes Nr.21. Hannover. Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein (Hg.) (2020): Praxis- Leitfaden Blütenmeer 2020. Molfsee. Ullrich, K., Finck, P. & Riecken, U. (2020): Biotopverbund in Deutschland – Anspruch und Wirklichkeit. – ANLiegen Natur 42(2): 5–14, Laufen; www.anl.bayern.de/publikationen. Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- ARTENSTECKBRIEFE und Naturschutz: Blumenwiesen. Förderung von artenreichem Welche Pflanzen, Heuschrecken Grünland – Bestimmungshilfe für die im Niedersächsischen Förder- programm kennzeichnenden Pflanzenarten (GL5). und Tagfalter sind kennzeichnend für das artenreiche Grünland im Digitale Bestimmungs-Hilfen Niedersächsischen Flachland? Pflanzen: Flora Incognita, PlantNet, iNaturalist Apps Heuschrecken: Orthoptera App Regiozertifiziertes Wildpflanzen-Saatgut www.saaten-zeller.de www.rieger-hofmann.de 28 29
WIESEN-SCHAFGARBE GLATTHAFER (Achillea millefolium) (Arrhenatherum elatius) Lebensraum: Fettwiesen und -weiden, Halb- Lebensraum: bestandsbildend in Fett- und trockenrasen oder Sandrasen, Äcker; auf Frischwiesen der Tieflagen, an Wegrainen, frisch-mäßig trockenen, nährstoffreichen, auf feuchten-mäßig trockenen, nährstoff- mäßig sauren Böden und basenreichen, Lehmböden Bestäubung: durch Insekten Bestäubung: durch Wind Blühphase: Juni–Oktober Blühphase: Juni–Oktober Ausbreitung: durch Wind, Ameisen und Aus- Ausbreitung: durch Wind läufer Raupenfutterpflanze Brauner Waldvogel, Nektarpflanze für 7 Tagfalterarten, z.B. Kai- Schwarzkolbiger Braundickkopffalter, Wald- sermantel, Kleines Wiesenvögelchen brettspiel. Nachtfalterfutterpflanze für 6 Raupenfutterpflanze für 14 Nachtfalter- Arten. arten GEWÖHNLICHES RUCHGRAS WIESEN-SCHAUMKRAUT (Anthoxanthum odoratum) (Cardamine pratensis) Lebensraum: Frischwiesen und -weiden, Lebensraum: Frischwiesen und -weiden, Borstgrasrasen, nährstoffarme Böden Feuchtwiesen, auf mäßig nährstoffreichen Bestäubung: in der Regel durch Wind Ton- und Lehmböden, auch auf torfigen Blühphase: Mai–Juni Böden Ausbreitung: durch Wind und Rhizom. Bestäubung: durch Insekten Kumarin-Geruch im Heu Blühphase: April–Juni Ausbreitung: durch Wind und Rhizom Raupenfutterpflanze für 5 Schmetterlings- Arten, z.B. Kleines Wiesenvögelchen, Großes Nektar- und Raupenfutterpflanze für Au- Ochsenauge, Schwarzkolbiger Braundick- rorafalter, Brombeer-Zipfelfalter, Grünader- kopffalter Weißling, Trauermantel 30 31
GEWÖHNLICHES KAMMGRAS WIESEN-MARGERITE (Cynosurus cristatus) (Leucanthemum ircutianum) Lebensraum: Frischwiesen und -weiden, Tro- Lebensraum: Frischwiesen und -weiden, cken- und Halbtrockenrasen, nährstoff- und auch in Feuchtwiesen, Trocken- und Halbtro- basenreiche (aber nicht überdüngt) Ton- und ckenrasen, auf mehr oder weniger frischen, Lehmböden mäßig nährstoffreichen und basenreichen Bestäubung: durch Wind und Selbstbestäu- Böden aller Art bung Bestäubung: durch Insekten Blühphase: Juni–Juli Blühphase: Juni–Oktober Ausbreitung: durch Wind Ausbreitung: durch Wind Raupenfutterpflanze für 5 Arten, z.B. Klei- Nektarpflanze für 10 Tagfalterarten z.B. nes Wiesenvögelchen, Großes Ochsenauge, Gemeines Wiesenvögelchen, Kleiner Feuer- Schachbrettfalter falter, Gemeiner Bläuling Raupenfutterpflanze für eine Nachtfalterart GEWÖHNLICHES FERKELKRAUT GEWÖHNLICHER HORNKLEE (Hypochaeris radicata) (Lotus corniculatus) Lebensraum: Frischwiesen und -weiden, Lebensraum: Frischwiesen und -weiden, Tro- Trocken- und Halbtrockenrasen cken- und Halbtrockenrasen, Feuchtwiesen, Bestäubung: durch Insekten auf Lehmböden Blühphase: Juni–September Bestäubung: durch Insekten Ausbreitung: durch Wind Blühphase: Juni–August Ausbreitung: durch Mutterpflanze Nektarpflanze für Wander-Gelbling und Postillon Nektar- und Raupenfutterpflanze für 21 Tagfalter- und Widderchenarten z.B. Gemei- ner Bläuling, Erdeichelwidderchen, Gelblinge Raupenfutterpflanze für mehrere Nacht- falterarten 32 33
FELD-HAINSIMSE SPITZWEGERICH (Luzula campestris) (Plantago Ianceolata) Lebensraum: Frischwiesen und -weiden, Lebensraum: Frischwiesen und -weiden, Trocken- und Halbtrockenrasen, auf mäßig Trocken- und Halbtrockenrasen, Feuchtwie- trockenen-frischen, mäßig nährstoff- und sen, an Wegen und auf Äckern, auf mehr oder basenreichen, meist kalkfreien oder ober- weniger frischen oder wechselfrischen, nähr- flächlich entkalkten, mäßig sauren, humosen stoffreichen, meist tiefgründigen, sandigen Stein-, Sand- und Lehmböden oder reinen Lehmböden Bestäubung: durch Wind, Selbstbestäubung Bestäubung: durch Wind und Insekten Blühphase: Mai–Oktober Blühphase: März–April Ausbreitung: durch Wind Ausbreitung: durch Tiere, Ausläufer und Raupenfutterpflanze für 19 Schmetterlings- Rhizom arten Raupenfutterpflanze für 1 Nachtfalterart KUCKUCKS-LICHTNELKE SCHARFER HAHNENFUSS (Lychnis flos-cuculi) (Ranunculus acris) Lebensraum: Frischwiesen und -weiden, Lebensraum: Frischwiesen und -weiden, Feuchtwiesen, nährstoffreichen, mild-mäßig Feuchtwiesen, auf Lehmböden, auch auf an- sauren, humosen Lehm und Tonböden moorigen Böden (Sumpfhumus-Böden) Bestäubung: durch Insekten Bestäubung: durch Insekten Blühphase: Mai–September Blühphase: Mai–Juli Ausbreitung: durch Wind und Rhizom Ausbreitung: durch Wind Nektarpflanze für 5 Tagfalterarten z.B. Klei- Nektarpflanze für Ampfer-Grünwidderchen, ner Feuerfalter, Brauner Feuerfalter Zitronenfalter, Brauner Feuerfalter, Gemei- ner Bläuling sowie 5 weitere Tagfalter Raupenfutterpflanze für 5 Nachtfalterarten 34 35
WIESENKLEE NACHTIGALL-GRASHÜPFER (Trifolium pratense) (Chorthippus biguttulus) Lebensraum: Fettwiesen und -weiden, Feucht- Lebensraum: großes Lebensraumspektrum: wiesen, auch in Nass- und Moorwiesen, in ± trockene, offene, dicht bis lückig bewach- lichten Staudenfluren, selten in Magerwiesen, sene Biotope. Leicht thermophil auf frischen, nährstoffreichen, Ton- und Lehm- Ernährung: wasserreiche Gräser wie Glattha- böden in humider und wintermilder Klimalage fer und Wiesen-Knäuelgras Bestäubung: durch Insekten Eiablage: 5–25 mm in den Boden Blühphase: Juni–September Ausbreitung: Flugfähigkeit und -bereitschaft Ausbreitung: durch Wind ist groß. Schnelle Neubesiedelung durch Nektarpflanze für 16 Tagfalterarten z.B. Ge- Einzeltiere meiner Bläuling, Kleiner Fuchs, Zitronen- falter sowie Ampfer-Grünwidderchen und 4 Nachtfalterarten. Raupenfutterpflanze für Gemeinen Bläuling sowie 9 weitere Schmet- terlingsarten VOGEL-WICKE GEMEINER GRASHÜPFER (Vicia cracca) (Pseudochorthippus parallelus) Lebensraum: Fettwiesen und -weiden, Lebensraum: diverse Grünlandhabitate, Feuchtwiesen, auch in nährstoffreichen große Bandbreite. Weg-, Straßen-, und Gra- Staudenfluren benränder, Brachen. Bevorzugt Frisch- bis Bestäubung: durch Insekten Feuchtwiesen, nicht überschwemmt Blühphase: Juni–August Ernährung: Gräser Ausbreitung: durch Mutterpflanze und Aus- Eiablage: in die oberste Bodenschicht läufer Ausbreitung: gute Flugfähigkeit vor allem bei Nektarpflanze für 8 Schmetterlingsarten langflügeligen Tieren, nutzt Säume und Weg- z.B. Gemeiner Bläuling, Schwarzkolbiger ränder, Wandertrupps Braundickkopf, Großer Weinschwärmer Raupenfutterpflanze für 7 Schmetterlings- arten z.B. Gelblinge und Gemeiner Bläuling 36 37
ROESELS BEISSSCHRECKE SÄBEL-DORNSCHRECKE (Roeseliana roeselii) (Tetrix subulata) Lebensraum: Saumbesiedlung zwischen Lebensraum: nasse bis feuchte Lebensräu- größeren, zusammenhängenden Flächen. me, gewisse Bodenfeuchte nötig, Offen- Grünland, Halbtrockenrasen, Straßen- und bodenbedarf. Mehrschürige Feuchtwiesen, Wegränder, Ackerraine, Brachen Ruderalflächen, Gewässerufer, schwimm- Ernährung: überwiegend Pflanzenfresser und tauchfähig. Neigt zu starken Bestands- (Gräser), aber auch Kleininsekten schwankungen Eiablage: größtenteils in Pflanzenstängel von Ernährung: Moose, Algen, Flechten, Keim- Gräsern, aber manchmal auch im Boden linge Ausbreitung: mobil, langflügelige Individuen Eiablage: offene Bodenstellen (kleine Berei- tragen wohl zur Ausbreitung bei. che ausreichend), auch Wurzelfilz, Laubstreu, Moos Ausbreitung: gute Flugfähigkeit vorhanden, mobile Pionierart SUMPFSCHRECKE GRÜNES HEUPFERD (Stethophyma grossum) (Tettigonia viridissima) Lebensraum: gebunden an feuchte Lebens- Lebensraum: Larven in Grünland und Säu- räume, Feucht- und Nasswiesen, extensiv- men. Ausgewachsene Tiere auf Gehölzen, strukturreiche Grünlandbereiche sonnige Weg- und Waldränder. Bevorzugt Ernährung: diverse Süß- und Riedgräser, warme, trockene und windgeschützte Habi- Binsen tate mit mindestens 30 cm hoher Vegetation Eiablage: in den Oberboden. Eier mit sehr Ernährung: Tiere und Pflanzen (primär geringer Trockenheitsresistenz, vor allem karnivor) Larven mit hoher Feuchtigkeitsbindung Eiablage: in den Boden Ausbreitung: sehr gute Flug- und Wander- Ausbreitung: gute Flugfähigkeit, Wander- fähigkeit. Begünstigt durch Klimaverände- trupps rungen. 38 39
AMPFER-GRÜNWIDDERCHEN KLEINES WIESENVÖGELCHEN (Adscita statices) (Coenonympha pamphilus) Lebensraum: bevorzugt trockene Wiesen, Lebensraum: offene Grasbiotope, trockene aber auch in feuchten Wiesen oder trockenen bis mäßig feuchte Standorte, auch Waldrän- Heidegebieten der, Straßenböschungen oder Sandgruben. Fliegt: Juni bis Mitte August Sehr anpassungsfähig. Raupenfutterpflanzen: bevorzugt Großer Fliegt: Mitte April bis Ende September Sauerampfer, auch Kleiner Sauerampfer Raupenfutterpflanzen: Süßgräser wie Eiablage: Eigelege Schafschwingel, Wiesen-Rispengras, Ruch- Verpuppung: in einem weichen Gespinst am und Kammgras Boden Eiablage: einzeln in Bodennähe an dürre Überwinterung: als Raupe Grasblätter oder trockene Grasrispen Verpuppung: dicht über dem Boden an nie- deren Pflanzen Überwinterung: als Raupe AURORAFALTER KLEINER FEUERFALTER (Anthocharis cardamines) (Lycaena phlaeas) Lebensraum: Feuchtwiesen, magere trocke- Lebensraum: an nur lückig bewachsenen, ne Wiesen, Wegränder offenen Stellen in Magerwiesen und an Weg- Fliegt: Mitte März bis Ende Mai rändern Raupenfutterpflanzen: Blüten und unreife Fliegt: Mitte April bis Ende Oktober Fruchtstände verschiedener Kreuzblütler, vor Raupenfutterpflanzen: vorwiegend Kleiner allem Wiesenschaumkraut (dieses ist auch Sauerampfer, seltener Großer Sauerampfer. Hauptnektarpflanze), Knoblauchrauke Eiablage: einzeln an die Blattunterseite Eiablage: einzeln an den Blütenstielen Verpuppung: im Boden zwischen zusammen Verpuppung: im Juli oder August als Gürtel- gesponnenen Blättern der Nahrungspflanze. puppe an den Stängeln Überwinterung: als Raupe Überwinterung: als Puppe Das gelingt nur an ungestörten Stellen, die nicht in der Zeit vom Sommer bis zum nächs- ten Frühling gemäht werden 40 41
Literatur GROSSES OCHSENAUGE (Maniola jurtina) Bellmann, H. (2016): Der Kosmos – Schmetterlingsführer: Schmet- Lebensraum: vorwiegend in offenem, trocke- terlinge, Raupen und Nahrungspflanzen; Kosmos, Stuttgart, 448 nem bis mäßig feuchtem Gelände Seiten. Fliegt: Juni bis Mitte September Raupenfutterpflanzen: Aufrechte Trespe, Bundesamt für Naturschutz (BfN) (o.J.): FloraWeb – Daten und Schafschwingel, Wiesen-Rispengras, Wolliges Informationen zu Wildpflanzen und zur Vegetation Deutschlands. Honiggras und verschiedene andere Süß- Online unter: http://floraweb.de/ gräser Fischer, J., Steinlechner, D., Zehm, A., Poniatowski, D., Fartmann, Eiablage: einzeln in Bodennähe an grüne oder bereits verdorrte Gräser T., Beckmann, A., Stettmer, C. (2016): Die Heuschrecken Deutsch- Verpuppung: dicht über dem Boden an lands und Nordtirols, Bestimmen – Beobachten – Schützen. Quelle einem dürren Pflanzenstängel & Meyer Verlag, Wiebelsheim. Überwinterung: als Raupe Grein, G. (2010): Fauna der Heuschrecken (Ensifera & Caelifera) in Niedersachsen. Naturschutz und Landschaftspflege in Nieder- sachsen, (46), 1–183. Klotz, S., Kühn, I. u. Durka, W. (2002): BIOFLOR – Datenbank bio- logisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland. Online GRÜNADER-WEISSLING unter: https://www.ufz.de/biolflor/index.jsp (Pieris napi) Schriftenreihe für Vegetationskunde 38. Bonn. Maas, S., Detzel, P., Staudt, A. (2002): Gefährdungsanalyse der Lebensraum: vorzugsweise auf Wiesen, an Böschungen, Straßenrändern und Waldrän- Heuschrecken Deutschlands – Verbreitungsatlas, Gefährdungsein- dern. stufung und Schutzkonzepte; Ergebnisse aus dem F+E-Vorhaben Fliegt: April bis Ende September 898 86 015 des Bundesamtes für Naturschutz, BfN-Schriftenvertr. Raupenfutterpflanzen: verschiedene wilde im Landwirtschaftsverl., Münster, 401, XVI S. Kreuzblütler wie Wiesenschaumkraut, Kno- blauchsrauke. Nicht an Kohl Settele. J, Steiner, R., Reinhardt, R., Feldmann, R. u. Hermann, Eiablage: einzeln oder in kleinen Gruppen G. (2015, 3. Auflage): Schmetterlinge. Die Tagfalter Deutschlands. an die Blattunterseite der Nahrungspflanze, Stuttgart. lieber in schattigen oder tief in der umgeben- den Vegetation verborgenen Stellen Verpuppung: an Pflanzenstängeln Überwinterung: als Gürtelpuppe http://www.dieschmetterlinge.com http://www.schmetterling-raupe.de 42 43
BIOTOPVERBUND GRASLAND Ein Kooperationsprojekt des Grünlandzen- trums, des NABU Oldenburger Land, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der AG Vegetationskunde an der Universität Oldenburg Ein Biotopverbund sichert das Überleben stabiler Pflanzen- und Tier- populationen. Grasland ist (meistens) Kulturland und ursprünglich eines der arten- reichsten Biotope, die Menschen geschaffen haben. Ein Großteil aller bedrohten Insektenarten sind auf lichte Standorte angewiesen. Wie lassen sich Biotopverbundelemente im Grasland schaffen? Welche Methoden sind geeignet, um Grünland und Wegränder wieder blüten- reicher und damit insektenfreundlicher zu gestalten? Diese Broschüre gibt einen ersten Einblick in ein großes Zukunftsvorhaben, an dem alle mitwirken können. Mehr Informationen zum Projekt Biotopverbund Grasland unter: https://www.gruenlandzentrum.org/projekte/biotopverbund-grasland
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