Blick nach vorn Mit dem Cashflow am Planungshorizont aufsichts-rechtliche Anforderungen erfüllen - und noch mehr.
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Daniela Bommelitz & Karsten Schug Blick nach vorn Mit dem Cashflow am Planungshorizont aufsichts- rechtliche Anforderungen erfüllen – und noch mehr. Die aktuelle MaRisk-Novelle fordert von den Instituten eine stärkere Zukunfts- orientierung in der Risikosteuerung und Berichterstattung. So verlangt BT 3.1 Tz. 1, dass die „[…] Risikoberichte […] auch eine zukunfts- orientierte Risikoeinschätzung abgeben […]“ müssen. Ein solcher Hinweis war bislang in den allgemeinen Anforderungen zu den Risikosteuerungs- und Controllingprozessen in dieser Art nicht enthalten. Weiterhin wird in BT 3.2 Tz. 2 gefordert, neben den wesentlichen Informationen zu den Risikoarten im Gesamtrisikobericht ebenfalls „Prognosen zur Entwicklung der Kapital- und Liquiditätskennzahlen und der Refinanzierungspositionen“ zu machen. Auch das ist gänzlich neu. Aus beiden Punkten wird klar: Der Blick in den Rückspiegel reicht im Risikomanage- ment nicht mehr aus! Der Blick muss nach vorn gerichtet werden. Aber auch eine weitere Tendenz wird deutlich: Betrachtet man Tz. 6 des BTR 2.3 zu den Marktpreisrisiken im Anlagebuch sowie Tz. 2 des AT 4.1 zur Risikotragfähig- keit, dann sieht man in beiden Fällen, dass eine gemeinsame Betrachtung von handelsrechtlichen sowie ökonomischen Ergebnissen gefordert wird. Das heißt, die Sichtweisen der Periodik und Barwertbetrachtung wachsen zusammen! Dieser Artikel zeigt, wie Institute eine zukunftsgerichtete Risikobetrachtung erreichen und dabei einen weiteren Schritt in Richtung Verzahnung von GuV- und Kapitalplanung mit der wertorientierten Zinsbuchsteuerung auf Basis von THINC-Lösungen gehen können. 24 I NEWS
Blick nach vorn » WESENTLICHE SCHRITTE ZUR GENERIERUNG UND ANALYSE DES CASHFLOWS AM PLANUNGSHORIZONT • E VR-Simulation durchführen • Cashflow-Export und Ablage als CSV-Datei • Cashflow-Import in sDIS+ • Einmalige Anlage von Skontro und Portfolio • Wertorientierte Simulationen • Ergebnisanalyse SOFTWAREGESTÜTZTE » Im Vergleich zu unserer aktuellen Lösung der LÖSUNGSMÖGLICHKEIT konstanten Fortschreibung ist das eine sichtbare Über das Portal msgGillardon wird im Verbesserung. Wir haben lange nach einer integrierten Rahmen einer Simulation zur Ergebnisvor- schaurechnung (EVR) systemseitig für den Lösung gesucht. Mit dieser lassen sich auch mögliche angegebenen Planungshorizont stets ein Handlungsoptionen besser abschätzen.« Cashflow gebildet. Hierbei handelt es sich um einen Zinsänderungsrisiko-Cashflow Martin Schmid, Leiter Controlling, Kreissparkasse Tübingen der Zukunft – genauer gesagt den Risi- ko-Cashflow am Planungshorizont. Plan-Geschäften im Kunden- und Eigenge- Der Cashflow beinhaltet keine Zahlungen schäft inklusive der getätigten oder geplanten aus den Erfolgskonten oder Bestands- Der Cashflow entsteht auf Basis der vor- Swap-Geschäfte. Die variablen Planbestände positionen der GuV-Planung. Es sind nur die genommenen Planungsannahmen in der zum Stichtag des Planungshorizontes fließen zinsbuchrelevanten Zahlungsströme inte- Simulation und beinhaltet alle zum Stichtag mit ihrer Ablauffiktion aus dem hinterlegten griert. Dies ermöglicht eine wertorientierte des Planungshorizontes noch vorhandenen Mischungsverhältnis gemäß Planung mit in Betrachtung genau dieses Cashflows unter Cashflows aus den Festzins-Ist- und den Risiko-Cashflow ein. verschiedenen Szenarien. » 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032 2033 31.07.2018 31.12.2018 31.12.2019 31.12.2020 Abbildung 1: Risiko-Cashflow-Darstellung im Zeitverlauf/verschiedene Planungshorizonte NEWS I 25
Der Cashflow selbst wird im CSV-Format »D urch die individuelle Aufbereitung haben wir ein besseres ausgegeben und ist importfähig für das Modul sDIS+. Auf diesem Wege kann der Gefühl dafür bekommen, wie sich aufsichtsrechtliche An- Cashflow in die wertorientierten Risiko- forderungen in der Zukunft auswirken können – im vollen simulationen eingebunden werden. Bewusstsein, dass dies eine Planrechnung mit zahlreichen Sollte das Institut Spezialfonds beziehungs- Annahmen ist.« weise Renten- oder gemischte Fonds mit Rentenanteilen im Bestand haben, können Martin Schmid, Leiter Controlling, Kreissparkasse Tübingen diese zinsänderungsrisikorelevanten Bestandteile über zwei Wege – in beiden Fällen ist eine Modellannahme erforderlich – Steuerungskennzahlen beziehungsweise die werden könnte. Analog den obigen Ausfüh- integriert werden. Zum einen kann über aufsichtsrechtlichen Kennzahlen wie zum rungen könnte dies mittels des Cashflows die oben aufgeführte Exportfunktionalität Beispiel der BaFin-Koeffizient im Zeitverlauf am Planungshorizont erfüllt werden. ein Risiko-Cashflow für die Fondsanteile entwickeln. Weiterhin kann auf dieser auf Basis einer Gleitzinsstruktur (zum Basis eine Prüfung erfolgen, ob durch die Beispiel gleitend zehn Jahre) automatisiert Planung dieser mögliche „Engpassfaktor“ AKTUELLE erzeugt werden. Alternativ kann der überschritten wird oder sogar erweiterte PROJEKTERFAHRUNGEN aktuelle Risiko-Cashflow des Fonds in SREP-Aufschläge in der Zukunft drohen. den Gesamt-Risiko-Cashflow am Planungs- Diese Aspekte und Fragestellungen sind horizont integriert werden. Vielleicht etwas „salopp“, aber dennoch für die Institute nicht komplett neu und passend formuliert, könnte man auch werden immer wieder in Kundenprojekten sagen, dass durch die gezielten Analysen behandelt, wie die Erfahrungswerte aus zwei STEUERUNGSIMPULSE aktuellen Projekten zeigen. die Frage beantwortet werden kann, ob sich ein Institut die (Vertriebs-)Planung mit Blick Wie oben ausgeführt, umfasst der Cashflow In der Kreissparkasse Tübingen entstand die auf ausgewählte, aufsichtsrechtliche und/ am Planungshorizont ausschließlich die Analyse des Cashflows am Planungshorizont oder wertorientierte Kennzahlen überhaupt zinsbuchrelevanten Zahlungsströme. aus der Diskussion über die neuen aufsichts- „leisten“ kann. Oder ob zu deren Einhaltung Hierdurch kann das Institut somit die rechtlichen Anforderungen sowie aus einer doch noch entsprechende Maßnahmen zur Fristentransformation im Zinsbuch näher generell stärker auf die Zukunft ausgerich- Gegensteuerung getroffen werden müssen. analysieren, die sich aufgrund der Neu- teten Steuerung. Im Projektverlauf wurde geschäftsplanung ergibt. Die Berechnungen der Cashflow am Planungshorizont validiert Aktuell steht zudem in der Diskussion, geben Auskunft darüber, wie sich durch und in verschiedene Analysen integriert. Die dass im Rahmen der anstehenden Niedrig- das geplante zukünftige Geschäft, das erarbeitete individuelle Ergebnisdarstellung zinsumfrage 2019 eine Betrachtung des hinsichtlich der Ertragslage von entschei- hat es der Sparkasse beispielsweise ermög- BaFin-Koeffizienten im Zeitverlauf gefordert dender Bedeutung ist, die wertorientierten licht, den Baseler Zinsrisikokoeffizienten im Zeitverlauf auf Basis der strategischen Mittelfrist-/Kapitalplanung aufzuzeigen. Das Entwicklung Barwertlust und Zinsrisikokoeffizient im Zeitverlauf stellte im Vergleich zur bisherigen statischen (03.2018-12.2020) Betrachtung einen deutlichen Mehrwert in der Zinsbuchsteuerung dar. Zinsrisikoeffizienz (anonym.) Barwertverlust (anonym.) -25% 0 Ein weiterer Mehrwert entstand mit Blick auf -20% -21,49% das Thema der verlustfreien Bewertung des -20 -20% Bankbuches und der Ermittlung eventuell zu -17,37% -16,31% -40 bildender Drohverlustrückstellungen (IDW -15% RS BFA 3). Dieser Aspekt, der bereits heute -60 einen Teil der Risikotragfähigkeitskonzep- -10% tion der KSK Tübingen darstellt, wird auch -88,8 -80 -91,7 in Zukunft ein nicht unbedeutender Faktor -5% -100 sein, was unter anderem durch die explizite -109,1 -100 Nennung in den MaRisk und im Risikotrag- 0% -120 fähigkeitsleitfaden sichtbar wird. 31.03.2018 31.12.2018 31.12.2019 31.12.2020 Aus diesem Grunde wurde mittels einer individuellen Excel-Lösung eine Möglichkeit aufgezeigt, mit der der Blick auf einen Abbildung 2: Baseler Zinsrisikokoeffizient sowie Barwertverlust (absolut in Mio. EUR) im Planungshorizont von drei bis fünf Jahren Zeitverlauf / verschiedene Planungshorizonte; Werte normiert 26 I NEWS
Blick nach vorn » 6,00% 104,0 FAZIT 5,00% 103,0 VaR in % Die Anforderung an eine integrative 102,0 4,00% .€ Betrachtung von periodischer und wert- n Mio ert i Barw 101,0 orientierter Steuerungsebene wächst. Die 3,00% neuen aufsichtsrechtlichen Leitlinien zur 99,0 Risikotragfähigkeit fordern die Verzahnung 2,00% von normativer und ökonomischer Sicht- 98,0 weise. Die Integration des Cashflows am 1,00% Planungshorizont in die Banksteuerung 97,0 Abweichungsrisiko in % stellt einen Weg dar, diesen Anforderungen 0,00% 96,0 zu begegnen. 01.07.2018 01.07.2019 01.07.2020 Institute sollten dabei zunächst prüfen, welche genauen Umsetzungserfordernisse Abbildung 3: Wertorientierte Kennzahlen (Werte absolut in Mio. EUR) im Zeitverlauf/ insgesamt bestehen und welche Ziele sie verschiedene Planungshorizonte; Werte normiert genau mit den dargestellten Analysen verfolgen möchten. Nach Aufbereitung der entsprechenden Zahlungsströme folgen die gezielte Auseinandersetzung mit den erweitert wurde, um sagen zu können, ob von ordentlichem Kreditwachstum Kennzahlen und die Implementierung in die durch die Planung gegebenenfalls zukünftig sollten die Auswirkungen auf die internen entsprechenden Steuerungsprozesse. ein Rückstellungsbedarf entsteht. Kenntnis Steuerungskennzahlen, wie den VaR, den darüber zu haben, ist insofern wichtig, um wertorientierten Risikolimit sowie eine die eventuellen Auswirkungen auf die GuV potenzielle zukünftige Benchmarkabwei- Ansprechpartner: und die Kapitalplanung frühzeitig erkennen chung berücksichtigt werden. zu können. Gemeinsam mit Controlling und Treasury Als dritte Komponente liefert der zu- wurde der Cashflow am Planungshorizont künftige Risiko-Cashflow ebenso wertvolle zu den einzelnen Planjahren analysiert, um Steuerungsimpulse hinsichtlich des Eigen- darauf aufbauend die notwendigen Swap- geschäftes. So können beispielsweise gezielt geschäfte in der strategischen Planung ein- Daniela Bommelitz Swap-Maßnahmen zur Risikosteuerung zubinden. Es folgte eine rollierende Planung Lead Business Consultant aus der zukünftigen Struktur abgeleitet mit dem Ziel, den aktuellen Zinsbuchhebel daniela.bommelitz@msg-gillardon.de und in den Planungsprozess aufgenommen auch in Zukunft erhalten zu können. » Der Cashflow am Planungshorizont ermöglicht eine realistischere Planung der Swaps beziehungsweise Eigen- geschäfte unter Berücksichtigung der Risikolimite « Frank Lichert, Sachbearbeiter Risikocontrolling Karsten Schug Senior Business Consultant karsten.schug@msg-gillardon.de werden. Ein hierdurch potenziell ent- Die Folge war auch eine genauere Abbildung stehender Zinsaufwand kann somit in des Zinsergebnisses aus Derivaten in der die strategische Planung der GuV und in Planung, was für die Sparkasse ebenfalls den Kapitalplanungsprozess integriert einen Vorteil brachte. werden – ein entscheidender Vorteil in der Banksteuerung. Eine zukünftige regelmäßige unterjährige Betrachtung des Cashflows am Planungs- Dies war einer der Aufsatzpunkte im Projekt horizont wird nun in der Sparkasse ein der Sparkasse Wetzlar. Vor dem Hintergrund frühzeitiges Agieren durch das Treasury einer – für Sparkassen üblichen – Planung sicherstellen. NEWS I 27
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