Textile Zukunft Informationen - Hintergründe - und Strategien zum Umgang mit Textilien

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Textile Zukunft Informationen - Hintergründe - und Strategien zum Umgang mit Textilien
Textile Zukunft
Informationen – Hintergründe – und Strategien zum Umgang mit Textilien

                 Fachtagung der Gemeinschaft für textile Zukunft

                                  17. Mai 2021
Textile Zukunft Informationen - Hintergründe - und Strategien zum Umgang mit Textilien
AGENDA

   1 Branchenbild – Umgang mit Alttextilien

   2 Notwendigkeit für einen Wandel

   3 Forschungsergebnisse, Empfehlungen und Forderungen

   4 Grundlagen und Diskussion einer erweiterten Herstellerverantwortung

                                                                           2
Textile Zukunft Informationen - Hintergründe - und Strategien zum Umgang mit Textilien
ALTTEXTILIEN AUS PRIVATEN HAUSHALTUNGEN

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TEXTILIEN AUS GEWERBE UND INDUSTRIE

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Textile Zukunft Informationen - Hintergründe - und Strategien zum Umgang mit Textilien
MANUELLE SORTIERUNG – VORAUSSETZUNG FÜR WIEDERVERWENDUNG

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Textile Zukunft Informationen - Hintergründe - und Strategien zum Umgang mit Textilien
6
Textile Zukunft Informationen - Hintergründe - und Strategien zum Umgang mit Textilien
Alttextilien in Deutschland - Inlandsverfügbarkeit

                   2013          1)                                      2018          2)                                            Die Sammelmenge an Alttextilien wird
                                                                                                                                     auf ca. 1 Mio. Tonnen beziffert 2)
          Ca. 1,35 Mio t                                         Ca. 1,56 Mio t

       Entwicklungen auf dem
       Alttextilmarkt:

                           ✓ Steigende Mengen

                           ✓ Sinkende Qualitäten

                           ✓ Einschränkungen der
                             Absatzmärkte

 1) Mittlere Werte, da hier die Variante der „Konsummethode“ dargestellt ist. 2) Korolkow, J.: Konsum, Bedarf und Wiederverwendung
von Bekleidung und Textilien in Deutschland – Studie im Auftrag des bvse, Aachen 2015;       3) bvse, Textilstudie 2020

2) Analyse von Alttextilien im Rahmen der „Evaluierung der Erfassung und Verwertung ausgewählter
Stoffströme zur Fortentwicklung der Kreislaufwirtschaft5

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NUTZUNG VON TEXTILIEN - EIN BEITRAG ZUR NACHHALTIGKEIT

   Die Nutzung von Textilien ist ein wichtiger Beitrag zur
   Erfüllung nationaler und globaler Nachhaltigkeitsziele.

   Insbesondere aus folgenden Bereichen:

      ✓ Schaffung von Arbeitsplätzen

      ✓ Ressourcenschutz

      ✓ Minimierung von Rohstoffverbrauch

      ✓ Abfallhierarchie

       Die Ziele entsprechen wichtigen internationalen
               „Sustainable Development Goals“

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AGENDA

   1 Branchenbild – Umgang mit Alttextilien

   2 Notwendigkeit für einen Wandel

   3 Forschungsergebnisse, Empfehlungen und Forderungen

   4 Grundlagen und Diskussion einer erweiterten Herstellerverantwortung

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NOTWENDIGKEIT FÜR EINEN WANDEL

›   Aktuelle Modetrends führen zu einem „Fast Fashion“-Verhalten. Die übliche Nutzungsdauer von Textilien hat in den letzten
    Jahren deutlich abgenommen.

›   Billigwaren aus Materialmixen nehmen zu. Dadurch sinkt die Qualität der Textilien, was negative Folgen für die
    Reparierbarkeit und die Langlebigkeit der Produkte hat. Zudem werden selbst etablierte Verwertungsverfahren immer
    schwieriger.

›   Minderwertige Textilien aus Asien werden in Entwicklungsländern in Konkurrenz zu Second-Hand-Ware auf dem Markt
    angeboten.

›   Durch Krisen und Einfuhrbeschränkungen werden Absatzmärkte zusätzlich beschränkt.

›   Durch Mengensteigerung und Qualitätseinbußen wird der Anteil der nicht wiederverwendbaren Alttextilien weiter steigen.

›   Abfallwirtschaftskonzepte fördern zunehmend die Getrennterfassung von Altkleidern in den Industrieländern, sodass
    europaweit mit steigenden Sammelmengen zu rechnen ist. Insbesondere die Umsetzung der Abfallrahmenrichtlinie, wonach
    ab 2025 überall in Europa Alttextilien getrennt zu erfassen sind, wird eine sehr relevante Mengensteigerung zur Folge haben.
    Das hat enorme Auswirkungen auf den internationalen Markt der Alttextilien.
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ENTWICKLUNG ALTTEXTILMENGEN IN EUROPA

             Sammlung (Mio t.)
     5,0                                       4,7
     4,5
     4,0
     3,5
     3,0       2,7
     2,5
     2,0
     1,5
     1,0      ≈ 30%                            ≈ 50%
     0,5
     0,0
              Heute                         Forecast

  Annahmen*:
  • Veränderung der Zusammensetzung von Alttextilien durch Mengensteigerung, sinkende Qualitäten und größeren
    Wettbewerb auf dem Second-Hand Markt: Reuse (-15%), Recycling (+10%), Waste (+5%).
                      * Quelle: Final Report “Used Textile Collection in European Cities” – ECAP (March 2018) sowie eigene Einschätzung

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WANDEL IM UMGANG MIT TEXTILIEN

  ✓ Entwicklung von neuen Prozessen und Recyclingtechnologien mit dem Ziel eines Recyclings auf einer
    hohen nutzbringenden Ebene (insbesondere Faser zu Faser Recycling),

  ✓ Änderung des Designs der Materialien und der Artikel für Faser zu Faser Recycling,
  ✓ Fasergewinnung aus gebrauchten Textilien im industriellen Maßstab,
  ✓ Einsatz von Recyclingfasern,
  ✓ Rohstoffgewinnung durch chemische Verfahren,
  ✓ Stärkung und Weiterentwicklung der bestehenden Infrastruktur.

  ➢ Alle diese Maßnahmen regelt der Markt nicht von sich aus. Hierzu bedarf es neuer gesetzlicher
    Regelungen im Hinblick auf die Organisation und Finanzierung.

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FREIWILLIGE MAßNAHMEN

 Freiwillige Maßnahmen sind eine sehr gute Grundlage um neue Initiativen und Pilotprojekte auf den Weg zu bringen.

 Aber:

     ➢ Da es keine gesetzliche Verpflichtung gibt, entscheidet jedes Unternehmen selbst, ob und wie viel es freiwillig in ein
       Projekt investieren möchte.

     ➢ Nicht alle Unternehmen beteiligen sich an freiwilligen Maßnahmen und sie sich beteiligen, haben durch ihren finanziellen
       Einsatz möglicherweise Wettbewerbsnachteile.

     ➢ Aufgrund freiwilliger Initiativen gibt es keine langfristige Sicherheit zur Deckung der laufenden Kosten und damit auch
       keine Planungs- und Investitionssicherheit.

     ➢ Auf freiwilliger Basis können keine Anforderungen z. B. zum Einsatz von Fasern vorgegeben werden.

     ➢ Es gibt keine offiziellen Kontrollsysteme dafür, ob eine freiwilligen Initiative die festgelegte Ziele erfüllt.

     ➢ Eine freiwillige Initiative ist kein verlässliches Element für einen Wandel im Umgang mit Alttextilien.

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AGENDA

   1 Branchenbild – Umgang mit Alttextilien

   2 Notwendigkeit für einen Wandel

   3 Forschungsergebnisse, Empfehlungen und Forderungen

   4 Grundlagen und Diskussion einer erweiterten Herstellerverantwortung

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WICHTIGE STUDIENERGEBNISSE - BEISPIELE

                      Zwischenergebnisse                                                  Ergebnisse aus einem                                                       Ergebnisse aus einem
                      aus einem                                                           Forschungsprojekt in den                                                   Forschungsprojekt in Schweden
                      Forschungsprojekt in                                                Niederlanden
                      Deutschland

 Die Forschungsnehmer kommen zu dem                                  Empfehlungen für einen verpflichtenden                                        Mögliche Auswirkungen eines obligatorischen
 Schluss, dass die Einführung einer erweiterten                      Einsatz von recycelten Fasern                                                 EPR- Systems für Textilien in Schweden
 Herstellerverantwortung die größten positiven                       aus post-consumer Textilien
 Effekte in Bezug auf die relevanten Kriterien zur
 Förderung der textilen Kreislaufwirtschaft hat.

 Die im novellierten KrWG verankerten Vorgaben
 reichen nicht aus, da kommunale Systeme
 vordergründig auf die Sammlung ausgelegt sind

 Eine freiwillige Selbstverpflichtung reicht aus
 Erfahrungen in anderen Bereichen nicht aus, um
 einen systemischen Wandel herbeizuführen.

 Aus diesem Grund wird die Einführung einer
 erweiterten Herstellerverantwortung empfohlen.

Quelle, Nicole Kösegi und Jörg Wagner, Intecus. Fachgespräch zum     Quelle: Transition to Circular Textiles in the Netherlands – An innovation   Quelle: Maria Elander, Naoko Tojo, Haben Tekie, Magnus Hennlock, Impact
Forschungsvorhaben des Umweltbundesamtes „Evaluation der Erfassung   systems analysis; Prof. Dr. Marko Hekkert, Denise Reike MSc., Dr. Anne       assessment of policies promoting fiber-to-fiber recycling of textiles, 2017
und Verwertung ausgewählter Abfallströme zur Fortentwicklung der     Rainville, Dr. Simona Negro; Copernicus Institute of Sustainable
Abfallwirtschaft“, 09.11.2020                                        Development, Utrecht University 2021

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GEMEINSAME STELLUNGNAHME

     Gemeinsame Stellungnahme von BDE, bvse, GftZ und NABU

                           vom 10. Dezember 2020

                                                             16
AUS DEM BESCHLUSS DER UMWELTMINISTERKONFERENZ

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AGENDA

   1 Branchenbild – Umgang mit Alttextilien

   2 Notwendigkeit für einen Wandel

   3 Forschungsergebnisse, Empfehlungen und Forderungen

   4 Grundlagen und Diskussion einer erweiterten Herstellerverantwortung

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ERWEITERTE PRODUZENTENVERANTWORTUNG FÜR TEXTILIEN

  Generelle Herstellerverantwortung bezieht sich auf die Lieferkette neuer
  Textilien und bedeutet, dass Hersteller / Importeure für ihre Produkte in
  Bezug auf Sicherheit,     Gesundheit, soziale Verantwortung,        Arbeits-
  bedingungen und Umweltverträglichkeit verantwortlich sind.

  Erweiterte Herstellerverantwortung geht weiter und betrifft die gesamte
  Stakeholderkette von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und
  Nutzung bis zur Phase nach Gebrauch. Über gesetzliche Regelungen
  können konkrete Anforderungen z. B. an Design, Recyclingfähigkeit,
  Erfassung, Verwertung und den Einsatz von Recyclingfasern gemacht
  werden.
  Es kann ein operatives System aufgebaut werden um die Infrastruktur,
  Kommunikation,    Fortbildung,     Forschung   und   Entwicklung   usw.   zu
  organisieren und zu finanzieren.
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WER IST VERANTWORTLICH?

 Hersteller/Produzenten, die in Deutschland Bekleidung, Textilien und Schuhe produzieren, sind im Rahmen einer
 in Deutschland geltenden erweiterten Herstellerverantwortung ausschließlich verantwortlich für ihren Anteil, der in
 Deutschland typischerweise nach Gebrauch bei einem privaten Endverbraucher als Abfall anfällt.

 Inverkehrbringer, die Bekleidung, Textilien und Schuhe gewerbsmäßig nach Deutschland importieren sind
 verantwortlich für den Anteil, der typischerweise nach Gebrauch bei einem privaten Endverbraucher als Abfall
 anfällt.

 ›   Es darf nur dasjenige Unternehmen Textilien auf den deutschen Markt bringen, welches auch bei einer
     entsprechenden Stelle registriert ist und diesem Register nachweist, dass und auf welche Weise es für seinen
     Anteil die erweiterte Herstellerverantwortung übernimmt.

 ›   In Deutschland müssen sich bereits alle Hersteller und Importeure, die als Erstinverkehrbringer Waren in
     Deutschland vertreiben, mit allen Verpackungen, die typischerweise nach Gebrauch beim privaten
     Endverbraucher anfallen, an einem System beteiligen und sich bei der Zentralen Stelle Verpackungsregister
     registrieren und ihre Verpackungsmengen melden. Somit sind auch die Inverkehrbringer von Textilien in
     Deutschland bereits mit ihren Verpackungen in einem Register erfasst.

                                                                                                                       20
Eine gesetzliche Regelung ist erforderlich

  •   Vorgaben zur Herstellung/Design (Recyclingfähigkeit der Materialien und der Waren sowie der Einsatz von Recyclingfasern)

  •   Ziele für die Wiederverwendung

  •   Ziele für das Recycling nicht markt- und tragfähiger gebrauchter Textilien

  •   Vorgaben für die Organisation und die Verantwortlichkeiten in einem neuen Gesamtsystem

  •   Vorgaben für die Dokumentation und Nachweisführung

  •   Überwachung und Kontrollmechanismen

  •   Entwicklung einer gemeinsamen Kommunikationsstrategie

  •   Anforderungen an (Weiter)-Bildung

  •   Anforderungen an Förderung von Forschung und Entwicklung.

  ➢ Finanzierungsmechanismen für die Finanzierung der Erfassung, Sortierung, Wiederverwendung, Verwertung,
      Information, Kommunikation und Kontrolle. Diese bilden die Grundlage für die Umsetzung aller Anforderungen.

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UMSETZUNGSMODELLE - BEISPIELE

  • Ein Systembetreiber in der Hand der Industrie im Non-Profit System (wie aktuell in
    Frankreich mit Eco TLC),

  • Fondsmodell zur Finanzierung nachhaltiger Recyclinglösungen,

  • Ausgleichsmodelle für Recyclingfähigkeit von Textilien und Einsatz von Recyclingfasern in
    Textilien (z. B. über einen Ausgleichsfonds),

  • Zertifikatsystem mit Zertifizierung an bestimmten Schnittstellen,

  • Rahmenvorgaben zur Umsetzung in individuellen oder kollektiven Lösungen - Nachweis
    von Einzelverträgen zwischen Herstellern/Importeuren und Entsorgern.

                                                                                                22
Wichtige Schritte in Deutschland

   ➢ Diskussion zu konkreten Umsetzungs-modellen im
     Rahmen einer erweiterten Herstellerverantwortung für
     Textilien,

   ➢ Vorbereitung einer konkreten gesetzlichen Lösung.

   Eine Übertragbarkeit bestehender Gesetze zur erweiterten Herstellerverantwortung auf den Bereich
   der Textilien ist aufgrund der großen individuellen Besonderheiten und der bereits bestehenden
   Infrastruktur nicht möglich.

                                                                                                      23
WEITERE INFORMATIONEN IN DER BROSCHÜRE DER GFTZ

                                         Gemeinschaft für textile Zukunft

                                         Reinhardtstraße 34
                                         10117 Berlin
                                         T +49 30 26 93 18 89 / mobil +49 173 6300 550
                                         F +49 30 26 94 97 47
                                         M gemeinschaft@textile-zukunft.de

                                         www.textile.zukunft.dewtextile-zukunft.de

                                                                                         24
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