BM VERFASSUNGSKONFORME ALIMENTATION - Ein Trauerspiel des Föderalismus

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BM VERFASSUNGSKONFORME ALIMENTATION - Ein Trauerspiel des Föderalismus
BM
AUSGABE 06 · 2022
                    Das Magazin für
                    Beamtinnen und Beamte

  VERFASSUNGSKONFORME
  ­ALIMENTATION
 Ein Trauerspiel des Föderalismus

               KOM M EN TAR                   IM FOKUS
           Das Alimentationsprinzip     Deutsches Schulbarometer:
            endlich ernst nehmen!          Lehrkräfte am Limit
BM VERFASSUNGSKONFORME ALIMENTATION - Ein Trauerspiel des Föderalismus
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¹ Monatliches Kontoführungsentgelt i. H. v. 2,95 Euro bei Online-Überweisungen ohne Echtzeit-Über-
weisungen; girocard (Ausgabe einer Debitkarte) 11,95 Euro p. a.; Voraussetzungen: Gehalts-/Bezüge-
eingang, Genossenschaftsanteil von 15,– Euro/Mitglied.
BM VERFASSUNGSKONFORME ALIMENTATION - Ein Trauerspiel des Föderalismus
I N HA LT                                                                                                         EDITORIAL

                                                                                                                  LIEBE LESERINNEN UND LESER,
                                                                                                                  halten Sie Ihre Besoldung für verfassungskonform? Das
                                                                                                                  können Sie nicht beurteilen? Dann geht es Ihnen wie
                                                                                                                  vermutlich mittlerweile vielen Beamt:innen in Deutsch-
                                                                                                                  land. Die Komplexität des Besoldungsrechts wird auf
                                                                                                                  Grund der unterschiedlichen Gesetzgebung zur Sicher-
                                                                                                                  stellung der amtsangemessenen Alimentation immer
                                                                                                                  höher. Wir erläutern den aktuellen Stand im Titel dieser
                                                                                                                  BM-Ausgabe. Im Kommentar fordert DGB-Vize Elke
                                                                                                                  Hannack die Gesetzgeber eindringlich auf, das Alimen-

                                                          04                                                      tationsprinzip endlich ernst zu nehmen.

                                                                                                                  Neben der Baustelle Besoldung greifen wir in dieser
                                                          TITEL
                                                          Verfassungskonforme Alimentation                        Ausgabe eine weitere Baustelle auf: die Arbeitsbedin-
                                                          Ein Trauerspiel des Föderalismus                        gungen von Lehrkräften. Die Umfrageergebnisse des
                                                                                                                  Deutschen Schulbarometers der Robert Bosch Stiftung
                                                                                                                  zeigen eine starke Belastung des Personals auf Grund

                                                          07                                                      der Corona-Pandemie und des Personalmangels an
                                                                                                                  Schulen. Die Folgen seien Erschöpfung, Schlaf- und Kon-
                                                          KOMMENTAR
                                                                                                                  zentrationsstörungen, so die GEW-Vorsitzende Maike
                                                          Das Alimentationsprinzip                                Finnern. Das unter den schlechten Rahmenbedingun-
                                                          endlich ernst nehmen!                                   gen auch die Schüler:innen leiden, muss den in der Ver-
                                                                                                                  antwortung stehenden Arbeitgebern klar sein.

                                                                                                                  Da sind die bevorstehenden Sommerferien nur ein
                                                                                                                  schwacher Trost. Auf das BM muss in der Sommerpau-
                                                                                                                  se zum Glück niemand verzichten. Das nächste Heft er-

                                                          15                                                      scheint Ende Juli. Jetzt wünscht Ihnen die Redaktion
                                                                                                                  aber erstmal eine gute Lektüre der aktuellen Ausgabe.
                                                          IM FOKUS
                                                          Deutsches Schulbarometer:
                                                          ­Lehrkräfte am Limit

08 MELDUNGEN AUS BUND UND LÄNDERN                                                                                                                          Lisa Kranz
                                                                                                                                                           Referatsleiterin,
15 AUS DEN GEWERKSCHAFTEN                                                                                                                                  Abteilung Öffentlicher Dienst
                                                                                                                                                           und Beamtenpolitik beim
18 VERMISCHTES                                                                                                                                             DGB-Bundesvorstand

IMPRESSUM
Herausgeber: DGB-Bundesvorstand, Abt. Öffentlicher Dienst und Beamtenpolitik, Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin, E-Mail: oeb@dgb.de, Internet: dgb.de/beamtenmagazin | V.i.S.d.P.: Elke
Hannack | Redaktion: Lisa Kranz, Danny Prusseit, Henriette Schwarz, Niels Spilker, Sigrid Werner | Verlag, Vertrieb, Anzeigenmarketing und Druck: DCM Druck Center M
                                                                                                                                                                   ­ eckenheim GmbH | Ge-
                              staltung: SCHIRMWERK, Essen | Titelbild: istockphoto/wildpixel | Erscheinungsweise: 10 mal im Jahr, im 28. Jahrgang / Jahresbezugspreis inkl. MwSt. und Ver-
                              sand: 1 Heft: 15 Euro, 10 Hefte: 140 Euro, 20 Hefte: 260 Euro, 50 Hefte: 550 Euro

                                                                                                                                       magazin für beamtinnen und beamte 3
BM VERFASSUNGSKONFORME ALIMENTATION - Ein Trauerspiel des Föderalismus
T I TE L

     VERFASSUNGSKONFORME
     ­ALIMENTATION
    Ein Trauerspiel des Föderalismus

                                              Das unabgestimmte Vorgehen der zuständigen Ministerien bei
                                              der Umsetzung der bundesverfassungsgerichtlichen Besoldungs-
                                              rechtsprechung ist ein Trauerspiel des Föderalismus. So kann man
                                              nach gut zwei Jahren seit Vorliegen der Entscheidungsgründe zur
                                              Alimentation kinderreicher Beamtenfamilien und zum Abstands-
                                              gebot resümieren. Die unterschiedlichen Maßnahmen der Gesetz-
                                              geber führen zu weiteren Diskrepanzen im Besoldungsrecht.

                 2020 hatte das Bundesverfassungsgericht die Besoldung in          über die Erhöhung des Familienzuschlags und die Anhebung
                 Berlin1 in den Jahren 2009 bis 2015 sowie in Nordrhein-West-      des Beihilfebemessungssatzes bis zu einem mietenstufenab-
                 falen2 in den Jahren 2013 bis 2015 für verfassungswidrig zu       hängigen Zuschlag und bedarfsabhängigen Zahlungen. Die
                 niedrig erklärt. Die vom Gericht zu entscheidenden Fragen         unterschiedlichen Maßnahmen erhöhen die Komplexität des
                 bezogen sich auf zwei verschiedene Aspekte: zum einen auf         Besoldungsrechts deutlich. Die Tabelle auf Seite 6 bietet hier-
                 den Mindestabstand der Besoldung zum Grundsicherungs­             zu einen Überblick.
                 niveau, zum anderen auf die Höhe der Besoldung von Be­
                 amt:innen mit drei und mehr Kindern. Wenig überrascht dürf-
                 ten die Besoldungsexpert:innen nach Lektüre der Entschei-
                                                                                   SICHERUNG DES MINDESTABSTANDS
                 dungsgründe darüber gewesen sein, dass diese nicht nur für        ZUM GRUNDSICHERUNGSNIVEAU
                 die verurteilten Länder Konsequenzen haben. Denn mit ihnen        Eine entsprechende Anhebung sämtlicher Grundgehälter der
                 ging indirekt ein Prüfauftrag, gerichtet an die übrigen 14 Bun­   betroffenen Besoldungsordnungen wäre die rechtssicherste
                 desländer sowie den Bund, einher. Bislang wurden verschie-        Maßnahme, um den Mindestabstand von 15 Prozent zwi-
                 dene Ideen entworfen und teilweise bereits umgesetzt: von         schen Besoldung und Grundsicherungsniveau (wieder-)her-
                 der Streichung niedrigerer Besoldungsgruppen und -stufen,         zustellen, ohne den Abstand zwischen den Besoldungsgrup-

4 magazin für beamtinnen und beamte
BM VERFASSUNGSKONFORME ALIMENTATION - Ein Trauerspiel des Föderalismus
T IT E L

pen zu nivellieren. Diesen Schritt ist bislang aber mit Verweis    Beamt:innen. Mit einem bedarfsabhängigen Alimentations-
auf die damit verbundenen hohen Kosten kein Gesetzgeber            anteil unter Berücksichtigung anderer Einkünfte wagen beide
gegangen. Stattdessen wurden untere Besoldungsgruppen              Länder einen Schritt, den das Bundesverfassungsgericht so
sowie -stufen in der Besoldungsordnung A gestrichen und be-        nicht als Ausweg aufgezeigt habe. Neben dem personellen
troffene Beamt:innen in höhere Gruppen bzw. Stufen überge-         Aufwand zur Überprüfung der Anspruchsberechtigung steht
leitet. Kri­tiker:innen sehen darin eine Aufweichung des Prin-     die Frage nach der Verfassungskonformität eines solchen
zips der Ämterwertigkeit und letztlich eine Verletzung des         Konstrukts. Das Finanzministe-
Leistungsprinzips. Eine dadurch erzeugte Stauchung der Be-         rium Schleswig-Holstein be-
soldungstabelle würde den durch das Bundesverfassungsge-           gründet das neue Modell unter
richt entwickelten Parameter für eine verfassungskonforme          anderem mit maßgeblichen             FAMILIENERGÄNZUNGS­
Besoldung – das Abstandsgebot zwischen den Besoldungs-             Veränderungen im Unterhalts-         ZUSCHLAG VÖLLIG
gruppen3 – verletzen. Um dieses Argument ins Leere laufen          recht, wonach mittlerweile
zu lassen, begründen die Gesetzgeber ihr Vorgehen meist mit        Ehe­partner:innen gleichrangig
                                                                                                        NEUES ELEMENT
einer gestiegenen Verantwortung der gestrichenen Ämter.            zum Unterhalt verpflichtet
Wo sich die Besoldung mit einem oder zwei Kindern in der Fa-       sind.5 Der Wissenschaftliche Dienst des Landtags Schleswig-
milie als zu gering erwiesen hat, wurden zusätzliche Maßnah-       Holstein hingegen hat in einem Gutachten Bedenken geäu-
men ergriffen: Erhöhung des kindbezogenen Familienzu-              ßert. Die Besoldung von Beamt:innen, in deren Haushalt das
schlags, ein darin enthaltener von der Mietenstufe des Wohn-       Nettoeinkommen lediglich auf Grund eines weiteren Einkom-
orts der Beamt:innen abhängiger Zuschlag, eine Erhöhung            mens ausreichend oberhalb des Grundsicherungsniveaus
des Beihilfebemessungssatzes von 70 Prozent auf 90 Prozent         liegt, erfülle nicht das Mindestabstandsgebot. Dies könne
für Ehepartner:innen bei zwei oder mehr Kindern oder auch          wiederum ein Indiz für ebenfalls zu niedrig bemessene höhe-
ein vom Familiennettoeinkommen abhängiger Familienergän-           re Besoldungsgruppen sein.6
zungszuschlag für niedrige Besoldungsgruppen.                      Gemäß Artikel 33 Grundgesetz ist das Recht des öffentlichen
                                                                   Dienstes unter Berücksichtigung der hergebrachten Grund-
                                                                   sätze des Berufsbeamtentums zu regeln und fortzuentwickeln.
ALIMENTATION AB DEM DRITTEN KIND                                   Ob die neuen Instrumente als Fortentwicklung zu bewerten
Um eine amtsangemessene Alimentation von Beamt:innen mit           sind oder eher eine Verletzung des verfassungsrechtlich ver-
mindestens drei Kindern sicherzustellen, haben die Gesetzge-       ankerten Alimentationsprinzips bedeuten, wird letztlich nur
ber bislang vor allem den Familienzuschlag ab dem dritten          das Bundesverfassungsgericht entscheiden können. Zugleich
Kind deutlich – bis auf 800 Euro – erhöht. Damit soll vermie-      ist klar: Eine sehr starke pauschale Erhöhung des 1920 einge-
den werden, dass für den Lebensunterhalt dieser Kinder auf         führten kindbezogenen Familienzuschlags stellt ein Dilemma
„familienneutrale Bestandteile“ des Gehalts zurückgegriffen        dar. Zum einen entwickelt sich im Verhältnis von sehr hohen
werden muss. Ein weiteres Instrument ist die Anhebung des          Zuschlägen zu den Grundgehaltssätzen eine gewisse Schiefla-
Beihilfebemessungssatzes für das dritte und weitere Kinder         ge.7 Zum anderen gerät der Kinderzuschlag aus gesellschafts-
auf 90 Prozent. Ein zusätzlicher mietenstufenabhängiger Auf-       politischer Sicht in einen wachsenden Rechtfertigungsdruck.
stockungsbetrag oder ein von den Einkünften des weiteren           So dürfte ein Besoldungsrecht, das für den Nachwuchs von
unterhaltspflichtigen Elternteils abhängiger Familienergän-        Beamt:innen quasi eine eigene Kinderbesoldung regelt, mit
zungszuschlag – beides explizit ab dem dritten Kind – sind         Blick auf die Lebenshaltungskosten für Kinder anderer Er-
weitere Elemente.                                                  werbstätiger zunehmend kritisch hinterfragt werden.

FORTENTWICKLUNG DES RECHTS                                         FÖDERALISTISCHES UNGETÜM
ODER VERFASSUNGSBRUCH?                                             Nicht nur zwischen den Besoldungsgesetzgebern, auch inner-
Schleswig-Holstein führte mit einem sogenannten Familien­er­       halb eines Landes wird es immer schwieriger, den Überblick
gänzungszuschlag, der abhängig vom Nettoeinkommen des              über zustehende Bezügebestandteile zu behalten – selbst für
Haushalts bzw. den Einkünften einer weiteren unterhaltsver-        die Beamt:innen. Es ist bedauerlich, dass Bund und Länder
pflichteten Person ist, ein völlig neues Element in das Besol-     nach den Beschlüssen des Bundesverfassungsgerichts keine
dungsrecht ein.4 Auch Rheinland-Pfalz entschloss sich für ei-      gemeinsame Lösung gesucht haben. Jetzt gibt es auf Grund
nen einkommensabhängigen Sonderzuschlag. Die Bezüge-               des Föderalismus eine nie dagewesene Vielzahl an Beträgen,
stelle wird laut Kritiker:innen damit zu einer Art Sozialamt für   Zuschlägen, Zulagen, Bemessungssätzen, Tabellenstrukturen

                                                                                                          magazin für beamtinnen und beamte 5
BM VERFASSUNGSKONFORME ALIMENTATION - Ein Trauerspiel des Föderalismus
T I TE L

                 usw. Auch im Jahr 2022 werden vermutlich Beamt:innen ge-             tation eine permanente Abhängigkeit von einem sich konti-
                 gen ihre Besoldung Widerspruch einlegen, denn zu ungewiss            nuierlich ändernden Grundsicherungsniveau beinhalten. Ers-
                 ist die Verfassungskonformität in vielen Ländern.8 Der Bun-          te Anzeichen dafür bieten Gesetzentwürfe in Ländern, die be-
                 des- und einige Landesgesetzgeber sind zudem noch nicht              reits ein Nachsteuern bei erfolgten Gesetzesänderungen
                 einmal die grundlegende Problematik angegangen. Auf jeden            beinhalten. Und für die Gewerkschaften dürfte mit den Neu-
                 Fall wird der Prüfaufwand der Gesetzgeber zunehmen, da die           erungen der Beratungsaufwand sowie der Bedarf an Rechts-
                 gewählten Regelungen für eine verfassungskonforme Alimen-            schutz für Betroffene weiter zunehmen.

                 MASSNAHMEN DER LÄNDER SEIT 2020
                  Land                 Alimentation ab dem dritten Kind                   Mindestabstand zum Grundsicherungs­niveau

                  Berlin               – deutliche Erhöhung des Familien­                – Streichung von A 4 und abschmelzende Erhöhungs­beträge für
                                          zuschlags ab Kind 3                                den Kinderzuschlag in A 5 bis A 8 für Kind 1 und 2

                  Mecklenburg-­        – Erhöhungsbeträge beim Familien­zuschlag
                  Vorpommern              ab Kind 3

                  Nordrhein-           – deutliche Erhöhung des Familienzu-              – F amilienzuschlag für Kind 1 und 2 neu strukturiert; Gesamt­
                  Westfalen               schlags ab Kind 3                                  betrag für Kind 1 und 2 bestehend aus dem bisherigen kind­
                                                                                             bezogenen Familienzuschlag sowie einem Betrag, abhängig
                                                                                             von der Mietenstufe (I bis VII);
                                                                                          – S treichung der ersten beiden Erfahrungsstufen in A 5 bis A 10;
                                                                                          – K ostendämpfungspauschale entfällt; Einführung e­ ines steuer-
                                                                                             freien Krankenversicherungszuschusses für A 5 und A 6 von
                                                                                             12,50 Euro monatlich

                  Rheinland-           – Erhöhung des Familienzuschlags ab Kind          – Streichung von A 4 sowie der jeweils ersten E­ rfahrungsstufe
                  Pfalz                   3 sowie ein zusätzlicher, mietenstufenab-          von A 5 bis A 7
                                          hängiger Aufstockungsbetrag (Mieten­
                                          stufe V bis VII)

                                       – abschmelzender Sonderzuschlag zum Familienzuschlag in A 5 bis A 9, wenn Einkommen der Ehepartner:innen
                                          bestimmte Höhe nicht überschreitet und mindestens zwei Kinder vorhanden sind

                  Sachsen-Anhalt       – Erhöhung der Beträge des kindbezogenen Familienzuschlags

                  Schleswig-           – Erhöhung des Beihilfebemessungssatzes           – Streichung von A 5 sowie der Erfahrungsstufe 1 in der
                  Holstein                von 80 % auf 90 % für Kinder bei drei              ­Besoldungsordnung A;
                                          oder mehr Kindern;                              – Wegfall des Beihilfeselbstbehalts in A 6 bis A 9;
                                       – von Einkünften der weiteren unterhalts-         – Reduzierung des Heilfürsorgeanrechnungssatzes von 1,4 %
                                          pflichtigen Person abhängiger Familien­             auf 1,0 %;
                                          ergänzungszuschlag 2 ab Kind 3                  – vom Familiennettoeinkommen abhängiger Familien­
                                                                                              ergänzungszuschlag 1 für Kind 1 und 2

                                       – Erhöhung des kindbezogenen Familienzuschlags um 40 Euro;
                                       – Erhöhung des Beihilfebemessungssatzes von 70 % auf 90 % für Ehepartner:innen bei zwei oder mehr Kindern

                  Thüringen                                                               – Streichung der Erfahrungsstufe 1 in A 6 und A 7

                                       – Erhöhung der Beträge des kindbezogenen Familienzuschlags

                                                                                      1
                                                                                           BVerfG, Beschl. v. 4.5.2020 - 2 BvL 4/18
                                                                                      2
                                                                                           BVerfG, Beschl. v. 4.5.2020 - 2 BvL 6/17 u.a.
                                                                                      3
                                                                                           vgl. Fn. 1, Rn. 42 f.
                                                                                      4
                                                                                           Gesetz zur Gewährleistung eines ausreichenden Abstandes der Alimentation zur
                                                                                           ­sozialen Grundsicherung und zur amtsangemessenen Alimentation von Beamtinnen
                                                                                            und Beamten mit mehr als zwei Kindern vom 24.3.2022 (GVOBl. Schl.-H. S. 309)
                                                                                      5
                                                                                            vgl. Schleswig-Holsteinischer Landtag Umdruck 19/7321, Seite 8
                                                                                      6
                                                                                            vgl. Schleswig-Holsteinischer Landtag Umdruck 19/7271, Seite 28
                                                                                      7
                                                                                            vgl. u.a. Thüringer Landtag, WD 9/21, 30.8.2021, Seite 20 f.
                                                                                      8
                                                                                            vgl. z.B. Schwan, Torsten: Das Alimentationsniveau der Besoldungsordnung A 2008
                                                                                            bis 2020 – eine „teilweise drastische Abkopplung der Besoldung“ als dauerhafte
                                                                                            Wirklichkeit? In: DÖV, Heft 5, 2022.

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BM VERFASSUNGSKONFORME ALIMENTATION - Ein Trauerspiel des Föderalismus
KOMM E NTA R

                                                                                   Das Alimentations-
                                                                                   prinzip endlich
                                                                                   ernst nehmen!
Foto: DGB/Simone M. Neumann

                                                                                   ELKE HANNACK
                                                                                   Stellvertretende Vorsitzende des
                                                                                   Deutschen Gewerkschaftsbundes

                              Vor über zwei Jahren stellte das Bundesverfassungsgericht               anführen, dass das Thema ein schwieriges ist und mit Blick
                              eine verfassungswidrig zu niedrig bemessene Besoldung der               auf die Beträge des Familienzuschlags für die Kinder von
                              Be­am­t:innen der Länder Berlin und Nordrhein-Westfalen fest,           Beamt:innen durchaus sozialpolitischen Sprengstoff enthält.
                              die diese innerhalb einer Frist zu beseitigen hatten. Die Ent-          Doch abwarten löst das Dilemma nicht, sondern macht es
                              scheidungsgründe legten zudem nahe, dass auch die übrigen               größer. Als Dienstherr hätte es dem Bund gut zu Gesicht ge-
                              Dienstherren in der Pflicht zu handeln sein könnten. Damit              standen, die betroffenen Beamt:innen nicht zu lange im Re-
                              war – oder besser gesagt ist – auch der Bund gefordert. Denn            gen stehen zu lassen und eine Vorreiterrolle einzunehmen.
                              obwohl das damals noch von Horst Seehofer geführte Bun-                 Diese Chance ist längst vertan.
                              desministerium des Innern, für Bau und Heimat einen entspre-
                              chenden Gesetzentwurf erarbeitete, ist die Besoldung der                Beamt:innen können die Höhe ihrer Besoldung nicht aushan-
                              Bundes­beamt:innen bis heute nicht verfassungskonform. Ein-             deln. Sie müssen im Zweifel den Rechtsweg bis hin zum Bun-
                              facher Grund: fehlende Einigkeit im damaligen Kabinett. Das             desverfassungsgericht gehen, um ihre Ansprüche durchzuset-
                              Gesetz wurde nie verabschiedet. Zwar ließ sich über die an-             zen. Ein jahrelanges Prozedere, in das sie der Dienstherr nicht
                              gedachten Maßnahmen tatsächlich trefflich streiten. Auch                unnütz treiben sollte. Die Bundesregierung und auch der Ge-
                              der DGB war nicht gänzlich überzeugt von dem vorgeschla-                setzgeber müssen das Alimentationsprinzip endlich ernst
                              genen Lösungsweg. Doch ist der aktuelle Zustand zuneh-                  nehmen. Lange Hängepartien zur Behebung offensichtlicher
                              mend unhaltbar. ­Darüber kann auch nicht hinwegtäuschen,                Missstände entwerten diesen hergebrachten Grundsatz des
                              dass das Bundesinnenministerium die Ansprüche der betrof-               Berufsbeamtentums und drücken letztlich auch eine fehlende
                              fenen Bun­des­be­amt:innen für 2021 gewahrt sieht, selbst               Wertschätzung gegenüber den Beamt:innen des Bundes aus.
                              wenn diese in besagtem Jahr keinen Widerspruch gegen die
                                                                                                      Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften des öffentlichen
                              Höhe ihrer Besoldung eingelegt haben.
                                                                                                      Dienstes fordern die Bundesinnenministerin deshalb nach-
                              Für beamtenpolitische Akteure wie den DGB war nach der                  drücklich auf: Legen Sie zeitnah ein Konzept für eine verfas-
                              Bundestagswahl im Herbst 2021 klar, dass das neu besetzte               sungskonforme Besoldung im Bund vor. Und mit Blick auf das
                              Bundesministerium des Innern und für Heimat diese Baustel-              Bundesfinanzministerium sei mir der Hinweis gestattet, dass
                              le sehr schnell angehen muss und auch wird. Aber weit ge-               die Umsetzung verfassungsgerichtlicher Maßgaben nicht ein-
                              fehlt. Still ruht der See, während weitere Dienstherren längst          fach mit dem Verweis auf fehlende finanzielle Ressourcen
                              an einer Problemlösung arbeiten. Zur Verteidigung kann man              verweigert werden kann.

                                                                                                                                     magazin für beamtinnen und beamte 7
BM VERFASSUNGSKONFORME ALIMENTATION - Ein Trauerspiel des Föderalismus
MELDUNGEN

                                             BUND
                                             BESCHÄFTIGTENBEFRAGUNG ZU BETRIEB-
Sie arbeiten                                 LICHEM GESUNDHEITSMANAGEMENT

für Menschen.
                                             Mitte Juni startet eine Mitarbeitendenbefragung im Geschäfts-
                                             bereich des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg), die
                                             Aufschluss darüber geben soll, wie zielführend die Ausfächerung
Wir kümmern                                  des Betrieblichen Gesundheitsmanagements sowie dessen wis-
                                             senschaftliche Begleitung war. Die anonym stattfindende Online-
uns um Sie.                                  befragung richtet sich sowohl an militärische wie auch zivile Be-
                                             schäftigte. Der Ausschuss Arbeits-, Umweltschutz und Infrastruk-
                                             tur im Hauptpersonalrat (HPR) beim BMVg begleitet das Projekt
Als Selbsthilfeeinrichtung für den Öffent-
                                             von Anbeginn. Nach seiner Auffassung sind die bisher etablier-
lichen Dienst erhalten Sie von uns stets
                                             ten BGM-Maßnahmen von essenziellem Nutzen für die Gesun-
die passende Versicherung und Vorsorge,
                                             derhaltung der Bundeswehrbeschäftigten, aber auch für die At-
besonders günstige Beiträge und einen
                                             traktivität des gesamten Geschäftsbereiches BMVg. Der HPR ruft
herausragenden Service.
                                             daher zu einer aktiven Teilnahme an der Befragung auf. Diese
www.nuernberger.de                           wird durchgeführt, weil der Bundesrechnungshof 2017 die Sinn-
                                             haftigkeit des BGM im BMVg-Geschäftsbereich bezweifelt hat.

                                             BUND
                                             NEUORDNUNG DER ORGANISATION
                                             DER LUFTSICHERHEITSAUFGABEN
                                             Wie die GdP Anfang Juni berichtete, kommt es seit Monaten zum
                                             Chaos bei den Sicherheitskontrollen am Düsseldorfer Flughafen.
                                             Der Grund: Personalmangel bei dem für die Bundespolizei täti-
                                             gen Sicherheitsdienstleister DSW. Die angespannte Personalsitu-
                                             ation und die daraus resultierende Lage bestätigt die seit Jahren
                                             vom GdP-Bezirk Bundespolizei | Zoll geforderte Neuordnung der
                                             Organisation der Luftsicherheitsaufgaben. Diese sollen nach
                                             GdP-Meinung in einer Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) gebün-
                                             delt werden, die wiederum in der Hand des Bundes liegt. Eine für
                                             diese Zwecke gegründete AöR könne vollumfänglich in eigener
                                             Zuständigkeit die Personalverantwortung und Arbeitgeberschaft
                                             für ausschließlich nur noch mit den Aufgaben zu betrauenden
                                             Luftsicherheitsassistent:innen des Bundes einschließlich Sicher-
                                             heitsüberprüfungen, Schulungen und Qualifizierungen überneh-
                                             men. Die Luftsicherheitsassistent:innen des Bundes könnten
                                             nach Einschätzung der Gewerkschaft aufgrund des Qualifizie-
                                             rungsniveaus in den der AöR obliegenden verschiedenen Tätig-
                                             keitsfeldern schwerpunktgerecht und flexibel eingesetzt werden.
                                             Bei dem GdP-Konzept wäre auch eine Übernahme von bisher bei
                                             privaten Dienstleistern Beschäftigten in das Beschäftigungsver-
                                             hältnis als Luftsicherheitsassistent:innen des Bundes mit um-
    Einfach                                  fasst. Laut Gewerkschaft wurde das GdP-Konzept nun von der
passend für den                              SPD aufgegriffen. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Zanda Mar-
 Öffentlichen                                tens, Berichterstatterin für Fluggastrechte im Rechtsausschuss
    Dienst                                   des Bundestags, hat Anfang Juni dem Bundesinnenministerium
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MELDU NGE N

                                vorgeschlagen, den Düsseldorfer Flughafen zum Modellprojekt für         BAYERN
                                die Rückführung der Luftsicherheitsaufgaben in die öffentliche Hand
                                zu machen. Der GdP-Bezirk Bundespolizei | Zoll begrüßt diesen Vor-
                                                                                                        EINSATZ VON BUNDESWEHR­
                                stoß der SPD ausdrücklich: „Die aktuelle Situation, unter anderem       ANGEHÖRIGEN AN SCHULEN
                                am Düsseldorfer Flughafen, ist Beleg dafür, dass es dringend an der     Nach Informationen der GEW Bayern wurden von März bis Anfang
                                Zeit ist, die Luftsicherheitsaufgaben neu zu organisieren“, betonte     Juni an einem staatlichen Gymnasium in Unterhaching Studierende
                                Andreas Roßkopf, Vorsitzender des GdP-Bezirks Bundespolizei | Zoll.     der Universität der Bundeswehr München, überwiegend wohl Offi­
                                                                                                        zieranwärter:innen, im Schulunterricht eingesetzt. Wie das Bayeri-
                                                                                                        sche Staatsministerium für Unterricht und Kultus mitteilte, hätten
                                BADEN-WÜRTTEMBERG                                                       die Offizieranwärter:innen ihre unterrichtliche Tätigkeit freiwillig,
                                PERSONALSITUATION DER BITBW                                             ehrenamtlich und unentgeltlich geleistet. Angesichts des Einsatzes
                                                                                                        von Bundeswehrangehörigen als Vertretungslehrkräfte fordert die
                                Im Austausch mit SPD-Landtagsabgeordneten machte die Gewerk-
                                                                                                        GEW Bayern, die allgemein anerkannten Grundsätze politischer Bil-
                                schaft ver.di auf die schlechte Personalsituation bei der Landesober-
                                                                                                        dung weiterhin vollständig einzuhalten. „Es darf auf keinen Fall die
                                behörde IT Baden-Württemberg (BITBW) aufmerksam. Die Landesbe-
                                                                                                        Schwelle zur Anwerbung Minder-
                                hörde ist zentrale Dienstleisterin für moderne Informationstechnolo-
                                                                                                        jähriger für das Militär überschrit-
                                gie (IT) in der Landesverwaltung. Der Umfang der von der BITBW zu
                                                                                                        ten werden. Dies kann beim Ein-
                                bewältigen Aufgaben wachse laut ver.di schneller als das für die Er-
                                                                                                        satz von Soldat:innen als Lehr-          ES DARF KEINE
                                ledigung notwendige Personal. Unmengen an Überstunden und
                                eine steigende Anzahl von Krankheitstagen seien bereits jetzt ein
                                                                                                        kräfte schwerlich sichergestellt         SCHWELLE
                                                                                                        werden“, sagte Martina Borgen-
                                deutliches Indiz für eine personelle Unterausstattung. Die Gewerk-
                                                                                                        dale, Vorsitzende der GEW Bay-
                                                                                                                                                 ÜBERSCHRITTEN
                                schaft fürchtet, dass die Arbeitsverdichtung und der steigende Ar-
                                                                                                        ern. Mit dem Einsatz von Militär-        WERDEN
                                beitsdruck zu eklatanten Sicherheitsproblemen führen könne. Den
                                                                                                        angehörigen im Unterricht greife
                                zunehmenden Einsatz von externen Beschäftigten zur Kompensati-
                                                                                                        die Staatsregierung in punkto Unterrichtsversorgung nach dem al-
                                on sieht die Gewerkschaft aufgrund der zu hohen Kosten kritisch.
                                                                                                        lerletzten Strohhalm, kritisierte die Gewerkschaft. Der massive Lehr-
                                Sie plädiert dafür, die eigene Ausbildung in der BITBW zu stärken.
                                                                                                        kräftemangel sei demnach nicht nur an Grund-, Mittel- und Förder-
                                                                                                        schulen vorherrschend, sondern auch in Berufsschulen und Gymna-
                                                                                                        sien angekommen.

                                                                                                        BERLIN
                                                                                                        DIGITALISIERUNG DER VERWALTUNG
                                                                                                        Bis Ende 2022 sollten laut Onlinezugangsgesetz alle von Behörden
                                                                                                        angebotenen Dienstleistungen digitalisiert sein. Bürger:innen hätten
                                                                                                        damit die Möglichkeit z. B. ihren Personalausweis elektronisch zu
                                                                                                        beantragen oder den Wohnsitz umzumelden. Dass diese Frist nicht
                                                                                                        gehalten werden kann, ist bereits klar. Das gilt auch für Berlin. Hier
                                                                                                        können Bürger:innen bisher lediglich 137, und damit weniger als
                                                                                                        ein Viertel der insgesamt 575 möglichen Behördengänge online er-
                                                                                                        ledigen. „Die IT-Ausstattung und die Digitalisierung der öffentlichen
                                                                                                        Verwaltung hängen in Berlin in vielen Bereichen um Jahre hinter den
                                                                                                        Möglichkeiten und Erwartungen zurück. Das hat sich nicht erst seit
                                                                                                        der Corona-Pandemie deutlich gezeigt. Viele Beschäftigte, die gerne
                                                                                                        modern und technisch zeitgemäß arbeiten möchten, sind inzwi-
                                                                                                        schen ernüchtert und enttäuscht, die Bürgerinnen und Bürger frust-
Foto: istockphoto/gorodenkoff

                                                                                                        riert. Notwendige und längst überfällige Investitionen in Personal
                                                                                                        sowie in bauliche und technische Infrastruktur müssen jetzt sofort
                                                                                                        umgesetzt werden und dürfen nicht Haushaltseinsparungen zum
                                                                                                        Opfer fallen,“ fordert die DGB-Landesvorsitzende Katja Karger.

                                                                                                                                      magazin für beamtinnen und beamte 9
BM VERFASSUNGSKONFORME ALIMENTATION - Ein Trauerspiel des Föderalismus
MEL DU NG E N

                               BRANDENBURG                                                               BREMEN
                               WEITERBILDUNGEN IM                                                        BELASTUNG DER BESCHÄFTIGTEN
                               IT-BEREICH GEFORDERT                                                      VIEL ZU HOCH
                               Die GdP in Brandenburg fordert seit langem eine Digital-Strategie         170.000 Notrufe und über 240.000 allgemeine Anrufe bei der Poli-
                               für die Polizei, zu der es gehöre Polizeibeamt:innen permanent für        zei, über 107.000 Einsätze und eine Aktenhalde von über 18.000
                               die Verfolgung von digitalen Delikten zu schulen. Die Gewerkschaft        Vorgängen und dazu etliche Einsätze außerhalb Bremens – diese
                               wiederholte jüngst diese Forderung mit Bekanntwerden der Recher-          Zahlen bildeten laut GdP die Arbeitsrealität des Polizeiberufs im
                               cheergebnisse des ZDF-Magazin Royale. Dieses hatte nachgewie-             Land Bremen innerhalb eines Jahres ab. „Die Arbeitsbelastung in al-
                               sen, dass die Polizeien aller 16 Bundesländer unterschiedlich mit         len Bereichen der Polizei ist extrem hoch und eine Verbesserung der-
                               Anzeigen wegen Straftaten im Netz umgehen, diese zum Teil sogar           zeit nicht in Sicht“, so der neue GdP-Landesvorsitzende Nils Winter.
                               komplett ignorieren. „Hier wurde von Journalist:innen auf ein Prob-       Er reagierte kürzlich mit diesen Zahlen auf Kritik gegen die Polizei-
                               lem aufmerksam gemacht, das Expert:innen und Gewerkschaften               arbeit in Bremen – kein Durchkommen beim Notruf 110, lange War-
                                                                                                         tezeiten an Polizeiwachen und eine lange Bearbeitungsdauer von
                                                                                                         Strafanzeigen. Die GdP Bremen verwies in diesem Zusammenhang
                                                                                                         darauf, dass die Zielzahl der Polizeien in Bremen und Bremerhaven
                                                                                                         zwar erhöht wurde, aber nicht mit ausreichend Personal besetzt
                                                                                                         werden konnte. Die Gewerkschaft fordert daher vom Senat und den
                                                                                                         Regierungsfraktionen eine Intensivierung der Einstellungen in allen
                                                                                                         Bereichen. Außerdem müsse mehr Geld für Verbesserungen der digi-
                                                                                                         talen Infrastruktur der Polizei zur Verfügung gestellt werden, damit
                                                                                                         der von der Regierungskoalition beschlossene Ausbau der online-
                                                                                                         Anzeigemöglichkeiten schnellstmöglich umgesetzt werden könne.

                                                                                                         HAMBURG
                                                                                                         DGB KRITISIERT HAMBURGS
Foto: istockphoto/monsitj

                                                                                                         ­SPARKURS BEIM PERSONAL
                                                                                                         Am 9. Juni hat der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel (SPD)
                                                                                                         den Haushaltsentwurf 2023/2024 vorgestellt. Dieser sieht für das
                                                                                                         kommende Jahr Ausgaben von knapp 18,3 Milliarden Euro vor, für
                                                                                                         2024 gut 18,8 Milliarden Euro. Insgesamt vier Milliarden Euro seien
                               über Jahre immer wieder anmahnen“ erklärt Anita Kirsten, Landes-          u. a. für Investitionen in Schulen, Straßen, Brücken, den Ausbau des
                               vorsitzende der GdP Brandenburg. „Wir fordern gemeinsam mit den           Schnellbahnnetzes und den Hafen vorgesehen. Daneben soll die Fi-
                               Experten eine Digital-Strategie für die Polizei. Und zwar nicht nur für   nanzierung des Personals in den Bezirken und bei der Polizei ge-
                               die Polizei Brandenburg, sondern allgemein im Bereich des Wach-           stärkt werden. Für einen Defizitausgleich bei den Personalkosten der
                               und Wechseldienstes immer wieder Aus- und Fortbildungen im Be-            Bezirke sind allein bis 2027 bis zu 90 Millionen Euro vorgesehen. Ei-
                               reich von digitalen Kriminalitäts-Phänomenen“. Die GdP-Landesvor-         nen ähnlichen Ausgleich soll es bei den personalintensiven Behör-
                               sitzende machte zugleich deutlich, dass Fortschritt, Weiterentwick-       den wie Schul-, Innen- und Justizbehörde geben. Dass man die Per-
                                                                    lung und Bildung finanziell und      sonalkostendefizite ausfinanzieren könne, bedeute aber nicht, „dass
                                                                    personell unterlegt sein müss-       jetzt für neue Personalwünsche Raum ist“, betonte Dressel. Die da-
                                                                    ten, um professionelle Polizeiar-
                               PROFESSIONELLE                       beit gewährleisten zu können.
                                                                                                         mit angekündigte Personalkostenbremse des Senats kritisiert der
                                                                                                         DGB Hamburg: „Wenn bei den Personalkosten gespart wird, führt
                               POLIZEIARBEIT                                                             das schnell zu Überlastung, schlechten Arbeitsbedingungen und Un-
                               ­GEWÄHRLEISTEN                                                            zufriedenheit bei den vorhandenen Beschäftigten. Bereits jetzt ar-
                                                                                                         beiten die Kolleg:innen vielfach an der Belastungsgrenze. Wie passt
                                                                                                         das zu einer Stadt, die erst vor wenigen Wochen ein Bündnis für
                                                                                                         Gute Arbeit gegründet hat?“, sagte die Hamburger DGB-Vorsitzen-
                                                                                                         de Tanja Chawla.

                            10 magazin für beamtinnen und beamte
MELDU NGE N

                                          HESSEN                                                                 ist die Anzahl an Menschen mit Migrationshintergrund in den ver-
                                                                                                                 gangenen Jahren stetig gewachsen und beträgt inzwischen rund
                                          ENTLASTUNG FÜR SCHRIFTLICHE ­                                          zehn Prozent der Gesamtbevölkerung, so Sozialministerin Stefanie
                                          ABITURPRÜFUNGEN                                                        Drese (SPD). „Mit einem modernen Integrations- und Teilhabege-
                                          Um die zusätzliche Belastung von Lehrkräften durch die Abiturprü-      setz wollen wir deshalb eine wichtige Grundlage schaffen für mehr
                                          fungen aussagekräftig zu analysieren, hat die GEW Hessen eine          Chancengleichheit etwa durch die Förderung frühzeitiger Zugänge
                                          Umfrage unter betroffenen Lehrkräften vom 2. bis 25. Mai durchge-      in Kita, Schule, Beruf, zu Gesundheitsversorgung, Sport und Kultur
                                          führt. Die Befragten machten Angaben zu Erst- und Zweitkorrektu-       sowie für ein respektvolles und friedliches Zusammenleben in unse-
                                          ren, die Anzahl der Schüler:innen sowie zur durchschnittlichen Kor-    rer Gesellschaft“, so Drese. Das Ministerium setzt bei der Erarbei-
                                          rekturzeit pro Klausur. Außerdem sollten die Lehrkräfte Angaben zu     tung des Gesetzes auf eine breite Beteiligung aus Politik, Zivilgesell-
                                          ihrem Beschäftigungsumfang, zur durchschnittlichen Zeit von Klau-      schaft und Wissenschaft und hatte deshalb am 17. Juni zu einer Auf-
                                          sur bis Abgabe und zu durch die Schule gewährter Entlastung ma-        taktveranstaltung für das Gesetzesvorhaben geladen.
                                          chen. Die Ergebnisse zeigen, dass Lehrkräfte in Vollzeit während der
                                          dreiwöchigen Korrekturzeit 40 Stunden und 30 Minuten zusätzlich
                                          arbeiten. Bei einer Teilzeit bis 75 Prozent des Stellenumfangs be-     NIEDERSACHSEN
                                          trägt diese Zahl 38 Stunden bzw. bei einem Stellenumfang von bis
                                                                                                                 DGB FORDERT MEHR SCHULPERSONAL
                                          zu 50 Prozent 31 Stunden und 35 Minuten. Die GEW fordert auf-
                                          grund der unvertretbar hohen Arbeitsbelastung die Einführung von       11.000 Schüler:innen aus der Ukraine sind bis Mitte Mai an Nieder-
                                          verbindlichen Korrekturtagen – wie es sie bereits in anderen Bun-      sachsens Schulen nach Auskunft des dortigen Kultusministeriums
                                          desländern gibt – ab dem kommenden Jahr. Das hessische Kultusmi-       angemeldet worden. In Kitas wurden bis zu diesem Zeitpunkt rund
                                          nisterium lehnt diese Forderung bisher ab.                             800 Kinder aus der Ukraine angemeldet. Der DGB in Niedersachsen
                                                                                                                 forderte deshalb kürzlich mehr Personal für Schulen und Kitas.
                                                                                                                 Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des DGB-Bezirks Niedersachsen-
                                                                                                                 Bremen-Sachsen-Anhalt, unterstrich die Notwendigkeit, zudem die
                                                                                                                 Ausbildungskapazität beim dringend benötigten Personal so auszu-
                                                                                                                 bauen, dass die Schulen über eine vernünftige Vertretungsreserve
                                                                                                                 verfügen. So könnten Unterrichtsausfälle vermieden werden. „Das
                                                                                                                 Lehramt muss zudem attraktiver werden. Gute Bildung bekommt
                                                                                                                 man nicht zum Nulltarif. Dafür muss der Finanzminister den Rotstift
                                                                                                                 fallen lassen“, bekräftigte Payandeh. Um die Aufnahme von ukraini-
                                                                                                                 schen Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen, hatte die Landes-
                                                                                                                 regierung die Vorgaben für Schulen und Kitas gesenkt. So wird an
                                                                                                                 den Kitas beispielsweise zunächst bis Ende Juli ein Kind mehr pro
Foto: istockphoto/Caiaimage/Sam Edwards

                                                                                                                 Gruppe erlaubt. Ob diese Regelung verlängert wird, steht laut Kul-
                                                                                                                 tusministerium noch nicht fest.

                                                                                                                 NORDRHEIN-WESTFALEN
                                                                                                                 GDP FORDERT 38,5 STUNDENWOCHE
                                                                                                                 Am 31. Mai haben CDU und Bündnis 90/Die Grünen in Nordrhein-
                                                                                                                 Westfalen die Koalitionsverhandlungen aufgenommen. Zuvor hat-
                                          MECKLENBURG-VORPOMMERN                                                 ten sich die beiden Parteien auf ein zwölfseitiges Sondierungspapier
                                                                                                                 geeinigt. Kritik an dem Papier, in dem nichts zur Stärkung des öffent-
                                          PLANUNG EINES INTEGRATIONS-
                                                                                                                 lichen Dienstes zu finden sei, kam prompt von der GdP. Die Gewerk-
                                          UND TEILHABEGESETZES                                                   schaft nutzte deshalb den Auftakt zu den Koalitionsverhandlungen
                                          Wie das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport am 15. Juni     um eine ihrer Kernforderungen – „Die 41 muss weg! Her mit der
                                          mitteilte, plant das Land Mecklenburg-Vorpommern als fünftes Bun-      38,5 Stunden-Woche!“ – zu bekräftigen. „Das Einzige, was CDU
                                          desland ein eigenes Gesetz für die Integration und Teilhabe von        und Grünen bisher eingefallen ist, ist die Gleichwertigkeit von Meis-
                                          Menschen mit Migrationsgeschichte. In Mecklenburg-Vorpommern           terausbildung und Bachelorstudium. Von der Abschaffung der

                                                                                                                                               magazin für beamtinnen und beamte 11
MEL DU NG E N

                                          41-Stundenwoche steht im Sondierungspapier nichts! Dabei ist die          SAARLAND
                                          überlange Arbeitszeit das größte Hindernis, um in Zukunft gut qua-
                                          lifizierte junge Menschen für die Polizei zu gewinnen“, kritisierte der
                                                                                                                    BEFÖRDERUNGSBUDGET ERHÖHT
                                          Landesvorsitzende der GdP Michael Mertens. Eingeführt worden ist          Das Budget für Beförderungen bei der saarländischen Polizei, das
                                          die 41-Stundenwoche für die Beamt:innen vor fast zwanzig Jahren.          für Oktober 2022 zur Verfügung stehen wird, wurde auf 227.000
                                          Für die Tarifbeschäftigten beträgt die wöchentliche Arbeitszeit 39        Euro erhöht. Die Erhöhung des Budgets ist ein Erfolg der GdP. Die
                                          Stunden und 50 Minuten. Die GdP fordert, dass die Arbeitszeit für         Gewerkschaft hatte bereits Mitte Mai 2022 Innenminister Reinhold
                                          alle Beschäftigten des Landes auf 38,5 Stunden reduziert wird. Am         Jost (SPD) darauf hingewiesen, dass aufgrund verschiedener Gege-
                                          25. Juni wollen die Parteien auf den jeweiligen Parteitagen über den      benheiten das restliche Budget für anstehende Beförderungen im
                                          Koalitionsvertrag beraten lassen. Wenn die Delegierten dem Entwurf        dritten Quartal 2022 nur noch 77.000 Euro betragen würde. Laut
                                          zustimmen, dann wird am 28. Juni im Landtag der Ministerpräsident         GdP wären somit nur eine Hand voll Beförderungen möglich gewe-
                                          gewählt.                                                                  sen. Die Gewerkschaft hat dem Minister deshalb eigene Berechnun-
                                                                                                                    gen und Ideen für eine Erhöhung des Budgets vorgelegt. Die Folge:
                                                                                                                    Weitere 150.000 Euro konnten durch das Innenministerium freige-
                                          Rheinland-Pfalz                                                           setzt werden. Die GdP plant nun, dem Ministerium eine gewerk-
                                                                                                                    schaftliche Beförderungsidee vorzulegen, die ihre Schwerpunkte in
                                          RESOLUTION FÜR EIN LEISTUNGS-                                             den Besoldungsgruppen A 9 und A 10 haben wird.
                                          GERECHTES ZULAGENWESEN
                                          Der DGB Rheinland-Pfalz / Saarland fordert die Landesregierung auf,
                                          das Zulagenwesen in Rheinland-Pfalz leistungsgerecht aufzuwerten.         SACHSEN
                                          „Einsatzkräfte bei Polizei und Feuerwehr riskieren tagtäglich für un-     UNTERSTÜTZUNG BEI FORDERUNG
                                                                                                                    NACH PERSONAL
                                                                                                                    Für den sächsischen Innenminister Armin Schuster (CDU) zählt die
                                                                                                                    Polizei im Freistaat zu einer der „höchstbelastetsten in Deutsch-
                                                                                                                    land“. Dies machte Schuster in einem Interview mit dem MDR deut-
                                                                                                                    lich. Eine Fachkommission hat für Sachsen einen Bedarf von rund
                                                                                                                    840 weiteren Polizeibeamt:innen bis 2027 errechnet – zusätzlich zu
                                                                                                                    bereits bewilligten 1.000 neuen Stellen. Der GdP-Landesvorsitzende
                                                                                                                    Hagen Husgen fordert die Landesregierung daher zum Handeln auf.
                                                                                                                    Die Gewerkschaft unterstütze zusammen mit Innenminister Schus-
                                                                                                                    ter die Forderung nach einem verstärkten Personalaufbau. Die GdP
                                                                                                                    Sachsen befürchtet einen weiteren Anstieg von Anzeigen durch die
Foto: istockphoto/Veronika Dvořáková

                                                                                                                    Zunahme der Aufgaben und die Verfolgung von Straftaten im digita-
                                                                                                                    len Raum. Dadurch käme es zu einer deutlichen Überlastung der Po-
                                                                                                                    lizei, sofern nicht mit ausreichend mehr Personal reagiert würde.

                                                                                                                    SACHSEN-ANHALT
                                                                                                                    FAMILIENZUSCHLAG: NACHZAHLUNGEN AUF
                                          sere Sicherheit ihr Leben. Das muss auch angemessen entlohnt wer-
                                          den,“ so die DGB-Bezirksvorsitzende Susanne Wingertszahn. „Wir            ANTRAG FÜR EHEMALIGE BEAMT:INNEN
                                          erleben leider auch, dass die physische und psychische Gewaltbe-          Stichwort amtsangemessene Alimentation: Aus den Ende 2021 be-
                                          reitschaft gegenüber Einsatzkräften der Blaulichtfamilie rapide           schlossenen Änderungen des Besoldungsrechts des Landes Sach-
                                          steigt. Die Hemmschwelle und der Respekt gegenüber der Polizei            sen-Anhalt ergaben sich für Beamt:innen Nachzahlungen bei den
                                          sind stark gesunken. Außerdem ist die Anzahl der gewalttätigen            kindbezogenen Familienzuschlägen. Dabei geht es um den Zeitraum
                                          Übergriffe auf die Polizei sowie auf Kolleg:innen bei Feuerwehr und       2008 bis 2020. Anspruchsberechtigte, die Besoldung oder Versor-
                                          Rettungskräften in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen.         gung von einem Dienstherrn des Landes Sachsen-Anhalt beziehen,
                                          Das zunehmende Berufsrisiko muss sich daher auch endlich bei der          haben die Nachzahlung bereits erhalten. Die Anspruchsberechti-
                                          Gefahrenzulage widerspiegeln“, so Wingertszahn weiter.                    gung ergibt sich aus § 23f Besoldungs- und Versorgungsrechtser-

                                       12 magazin für beamtinnen und beamte
MELDU NGE N

 gänzungsgesetz des Landes Sachsen-Anhalt. Anspruchsberechtigte,
 die weder eine Besoldung noch eine Versorgung von einem Dienst-
 herrn im Land Sachsen-Anhalt beziehen oder zu einem anderen
 Dienstherrn versetzt worden sind, erhalten eine Nachzahlung. Dafür
 müssen sie bei ihrem ehemaligen Dienstherrn bis spätestens
 31.12.2025 einen Antrag auf Auszahlung stellen und darin die er-
 forderlichen Angaben machen.

 SCHLESWIG-HOLSTEIN
 LANDESRECHNUNGSHOF FÜR
 GRÖSSERE SCHULKASSEN
 Der Landesrechnungshof hat sich für eine Vergrößerung der Klas-

                                                                                        Foto: istockphoto/dolgachov
 senstärke in Schleswig-Holsteins Schulen ausgesprochen. Der Grund:
 Geld einsparen. Ein Vorschlag, der bei GEW- Landesvorsitzender As-
 trid Henke auf heftige Kritik stößt. „Die Schulwirklichkeit lässt sich
 nicht schön rechnen. Auch nicht vom Landesrechnungshof. Was in
 der Excel-Tabelle am Computer rechnerisch wunderbar aufgehen

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MEL DU NG E N

mag, passt nicht zum Alltag in den Schulen. Dort sind vielerorts        flüchtete, wie sie aktuell in der Debatte sind, können wir uns nicht
schon heute die Klassen viel zu groß“, kritisierte die Gewerkschafte-   leisten. Die dichte Abfolge von Krisen – Corona, Ukraine und die an-
rin. Dieser Vorschlag lege eine elementare Unkenntnis über die Lage     dauernde Klimakrise – zeigt, wie wichtig ein handlungsfähiger Staat
in Schleswig-Holsteins Schulen offen. „Seit Jahren nehmen die Be-       ist. Das Land und die Kommunen brauchen das Personal und die
lastungen für Lehrkräfte zu. Corona, der Umgang mit den Folgen der      Mittel, einerseits die laufenden Aufgaben der Energie- und Verkehrs-
Pandemie und der Unterricht für geflüchtete Kinder sind nur die letz-   wende zu bewältigen und an-
ten Punkte einer langen Reihe. Viele Lehrerinnen und Lehrer wissen      dererseits jederzeit situations-
nicht mehr, wo ihnen vor Arbeit der Kopf steht. Sie müssen dringend     adäquat und schnell zu reagie-
entlastet, nicht durch größere Klassen belastet werden!“                ren und soziale Härten zu            EIN SCHRITT
                                                                        verhindern. Ein Schritt in die       IN DIE RICHTIGE
                                                                        richtige Richtung wäre es, die
THÜRINGEN                                                               Tilgung der Corona-Kredite zu        RICHTUNG
                                                                        strecken oder auszusetzen“, so
DGB WARNT VOR HAUSHALTSKÜRZUNGEN                                        Rudolph. Thüringens Finanzministerin Heike Taubert (SPD) machte
Der DGB-Bezirksvorsitzende Michael Rudolph warnte die Landesre-         zuvor deutlich, dass für den 2023 geplanten Haushalt Ausgaben
gierung mit Blick auf den Haushalt 2023 vor Kürzungen: „Bei der         und Einnahmen im Einklang stünden. Spielraum für noch mehr In-
Daseinsvorsorge oder den notwendigen Investitionen den Rotstift         vestitionen im kommenden Jahr, wie sie der DGB Hessen-Thüringen
anzusetzen, ist der falsche Weg. Kürzungen bei Schulen, bei der Ju-     fordert, sieht Taubert nicht.
gendarbeit, der Demokratieförderung oder bei Projekten für Ge-

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                                                DEUTSCHES SCHULBAROMETER:
                                                                                                        Lehrkräfte am Limit
Foto: istockphoto/alphaspirit

                                                                                                               Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der anhaltende
                                                                                                               Personalmangel bringen immer mehr Lehrkräfte an ihre Grenzen.
                                                                                                               Das zeigen die Ergebnisse des Deutschen Schulbarometers, die
                                                                                                               Anfang Juni veröffentlicht wurden. Die GEW fordert dringend
                                Mit dem Deutschen Schulbarometer veröffentlicht die                            Entlastung.
                                Robert Bosch Stiftung seit vier Jahren Umfrageergebnis-
                                se, die aufzeigen, wie es um die Arbeitsbelastung von
                                Lehrer:innen bestellt ist. Die Ergebnisse der im April 2022 unter 1.000                Um allen Anforderungen gerecht zu werden, gönnen sich viele Leh­
                                Lehrer:innen durchgeführte Befragung zeigen deutlich die Auswirkun-                    rer:innen den Ergebnissen der Umfrage zufolge nur wenige Pausen.
                                gen der Corona-Pandemie auf. So erlebt eine überwältigende Mehr-                       Die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten von elf Stunden hält den
                                heit der Lehrkräfte das Kollegium (92 Prozent) und sich selbst (84 Pro-                Ergebnissen nach nicht einmal die Hälfte regelmäßig ein. Nicht ver-
                                zent) als derzeit stark oder sehr stark ­belastet. Für über drei Viertel der           wundern dürfte deshalb, dass fast die Hälfte der Lehrkräfte zum Zeit-
                                Lehrkräfte ist Wochenendarbeit die Regel und für die Mehrheit eine                     punkt der Umfrage der Aussage zustimmte: »Ein Großteil meines Un-
                                Erholung in der Freizeit kaum noch möglich. „Lehrkräfte stehen enorm                   terrichts besteht aktuell aus Krisenmanagement.« Und 71 Prozent der
                                unter Druck. Sie müssen die Digitalisierung im Rekordtempo nachho-                     Befragten bestätigten die Aussage: »Trotz aller Bemühungen kann
                                len, Corona-Richtlinien überwachen, Lernrückstände aufarbeiten, ei-                    meine Schule einigen Schüler:innen aktuell nicht die adäquate Unter-
                                nen Fachkräftemangel abfedern und eine steigende Zahl von geflüch-                     stützung beim Lernen bieten, die sie benötigen.« Bei Grundschulleh­
                                teten ukrainischen Kindern und Jugendlichen in die Schulen integrie-                   rer:in­nen liegt dieser Wert mit 83 Prozent sogar noch höher.
                                ren“, erläuterte die Bereichsleiterin Bildung der Robert Bosch Stiftung,
                                                                                                                       Die Vorsitzende der GEW, Maike Finnern, verwies darauf, dass sehr
                                Dagmar Wolf.
                                                                                                                       viele Lehrkräfte gesundheitsgefährdende Arbeitszeiten hätten. Die Fol-
                                                                                                                       gen seien Erschöpfung, Schlaf- und Konzentrationsstörungen. Unter
                                WIE SCHÄTZEN LEHRKRÄFTE IHRE EIGENE
                                                                                                                       der Überlastung der Lehrkräfte litten aber auch die Schüler:innen. „Ein
                                ARBEITSBELASTUNG EIN? (IN PROZENT)
                                                                                                                       verantwortungsvoller Arbeitgeber geht diese Probleme an. Die meis-
                                A LLE BEFR AGTEN                                                                       ten Bundesländer entziehen sich jedoch ihrer gesetzlichen Pflicht, Ge-
                                                              42                              42          15    1      fährdungsbeurteilungen an Schulen durchzuführen und daraus ent-
                                                                                                                       sprechende Maßnahmen abzuleiten“, so die GEW-Chefin. Dennoch
                                GRUNDSCHULEN
                                                                                                                       sind laut Umfrage drei von vier befragten Lehrkräften zufrieden mit ih-
                                                                       50                      36        12    1
                                                                                                                       rem Job (74 Prozent). Chronische Überlastung mache auf Dauer je-
                                H AUP T- / RE A L- / GESA MT SCHULEN                                                   doch krank und unzufrieden. Schulen benötigen deshalb dringend zu-
                                                                   47                          39         13    1      sätzliches Personal, betonte Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stif-
                                                                                                                       tung.
                                GYMN A SIEN

                                                             41                              42         14     2       Zum Zeitpunkt der Befragung stellte die Bewältigung von Corona-
                                                                                                                       Maßnahmen die größte Herausforderung für Lehrkräfte dar (38 Pro-
                                BERUFLICHE SCHULEN
                                                                                                                       zent). Es folgen der Lehrkräftemangel (26 Prozent) und das Verhalten
                                                   28                                45                  25 2 1
                                                                                                                       von Schülerinnen und Schülern (21 Prozent).
                                  SEHR HOCH         HOCH       A NGEMESSEN        GERING       SEHR GERING
                                                                                                                             www.bosch-stiftung.de/de/lehrkraefte-stehen-unter-
                                QUELLE: ROBERT BOSCH STIF TUNG : DA S DEUTSCHE SCHULBAROMETER. EINE REPR Ä SENTATIVE         enormem-druck
                                BEFR AGUNG VON LEHRKR ÄF TEN ZU DEN AK TUELLEN HER AUSFORDERUNGEN DER SCHULEN.
                                DURCHGEFÜHRT VON FORSA .

                                                                                                                                                      magazin für beamtinnen und beamte 15
AUS D E N G E W ER K S CHAF TEN

                                       GDP                                                                    GEW
                                       DEMOKRATIE TÄGLICH VERTEIDIGEN, ­                                      STUDIE STÜTZT GEW-FORDERUNG
                                       ERKLÄREN UND LEBEN                                                     Das Institut für empirische Sozial- und Wirtschaftsforschung (INES
                                       Aus dem am 7. Juni vorgestellten Jahresbericht des Bundesamtes         Berlin) hat im Auftrag der GEW die Frage der Gleichwertigkeit von
                                       für Verfassungsschutz geht hervor, dass die Anzahl politisch moti-     Lehrtätigkeiten untersucht. Hierfür wurden im Sommer 2021 rund
                                       vierter Straftaten 2021 gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist. Dem-      15.000 GEW-Mitglieder repräsentativ befragt. In dem daraus resul-
                                       nach wurden 2021 insgesamt 33.476 politisch motivierte Straftaten      tierenden Index für Gleichwertigkeit von Tätigkeiten gingen Antwor-
                                       mit extremistischem Hintergrund registriert, 2020 waren es noch        ten von etwa 8.000 aktiven Lehrkräften ein. Die Ergebnisse der Un-
                                       32.924. Auch der Anteil der in den Straftaten subsumierten Gewalt-     tersuchung zeigen, dass Grundschullehrkräfte bei den psychosozia-
                                       taten ist laut Bericht im Jahr 2021 auf 2.994 gestiegen. Das sind      len Anforderungen, gefolgt von den Anforderungen im Bereich
                                                                                                              Wissen und Können, besonders gefordert sind. Sogar überdurch-
                                                                                                              schnittlich stark gefordert seien sie konkret in ihrer Kooperationsfä-
                                                                                                              higkeit, ihrem Einfühlungs- und Überzeugungsvermögen sowie
                                                                                                              durch psychosoziale Belastungen. Zudem bestünden für Grund-
                                                                                                              schullehrkräfte laut der Analyse höhere Anforderungen in den Berei-
                                                                                                              chen Bewältigen von Arbeitsunterbrechungen und Ununterbroche-
                                                                                                              ne Aufmerksamkeit und Konzentration. Damit wird nach Ansicht der
                                                                                                              Bildungsgewerkschaft die Kernforderung der JA13-Kampagne –
                                                                                                              gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit – empirisch fundiert be-
                                                                                                              stätigt. „Die Ergebnisse unserer Mitgliederbefragung zeigen, dass
                                                                                                              die Anforderungen an Lehrkräftetätigkeiten gleich hoch und gleich
                                                                                                              viel wert sind, und deshalb auch die gleiche Eingangsbesoldung an-
                                                                                                              gemessen ist“, betonte GEW-Vorstandsmitglied und Frauenpolitik-
Foto: istockphoto/Tero Vesalainen

                                                                                                              expertin Frauke Gützkow. In Berlin, Brandenburg, Bremen, Ham-
                                                                                                              burg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Sachsen und
                                                                                                              Thüringen gilt für Grundschullehrkräfte die Bezahlung nach Besol-
                                                                                                              dungsgruppe A13 bzw. E13. Die GEW fordert dies für alle Bundes-
                                                                                                              länder. Der Abschlussbericht der Analyse steht auf der Internetseite
                                                                                                              der GEW zur Verfügung.
                                       287 mehr als im Jahr zuvor. Auf die deutliche Zunahme antidemo-              www.gew.de/aktuelles/2
                                       kratischer Haltungen durch extremistische Kräfte hierzulande, blickt         > Meldung vom 23. Mai
                                       die GdP mit Sorge. Wie das Bundesinnenministerium äußert auch
                                       die Gewerkschaft, dass derzeit die größte Gefahr für die Demokratie
                                       von politisch motivierter Gewalt und Hetze aus dem rechten Lager
                                       ausgehe. Dies dürfe jedoch nicht dazu führen, linksextremistische
                                       Gruppen zu verharmlosen. Auch dort sei nach wie vor eine klare Ge-
                                       waltbereitschaft, vor allem gegenüber der Polizei, erkennbar, so der
                                       Bundesvorsitzende der GdP, Oliver Malchow. Ihn besorge zudem der
                                       hierzulande in verschiedenen Gruppierungen wachsende, offen zur
                                       Schau getragene Antisemitismus. „Wir müssen unsere Demokratie
                                       und unseren Rechtsstaat jeden Tag verteidigen, erklären und le-
                                       ben“, betont Malchow. Aus seiner Sicht ist die Demokratie kein
                                       Selbstläufer. Sie zu erhalten und zu festigen, erfordere Anstrengung
                                       und Ausdauer.
                                                                                                                                                                                       Foto: istockphoto/Smederevac

                                    16 magazin für beamtinnen und beamte
AUS DEN GEWERKSC H A FT E N

 EVG                                                                     Schiene zu verlagern, jedoch nicht erreicht. Die EVG hat deshalb
                                                                         hohe Erwartungen an den Haushalt 2023. Dieser werde zeigen,
 UMSETZUNG ZENTRALER                                                     „wie ernst es die Ampelkoalition mit der Umsetzung ihrer verkehrs-
 ­VERKEHRSPOLITISCHER ANLIEGEN                                           und klimapolitischen Ziele wirklich meint,“ so Burkert.
 Wie die EVG berichtet, soll Ende Juni die angekündigte Beschleuni-
 gungskommission Schiene endlich ihre Arbeit aufnehmen. Die Kom-
 mission werde vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr
 u. a. eingesetzt, um schnell wirkende Maßnahmen zu identifizieren,
 die für den Güterverkehr weitere Fahrmöglichkeiten im Netz schaf-
 fen. Dies ist aus Sicht des stellvertretenden EVG-Vorsitzenden Mar-
 tin Burkert grundsätzlich zu begrüßen. Die Umsetzung zentraler ver-
 kehrspolitischer Anliegen, wie den Ausbau der Schieneninfrastruk-
 tur, sieht der stellvertretende EVG-Vorsitzende hingegen gefährdet.
 Grund dafür sei der aktuelle Bundeshaushalt 2022, der aus Sicht
 Burkerts eher einen Rückschritt darstellt. „Wir erkennen nicht, dass
 der Bundeshaushalt den Zielvorstellungen des Koalitionsvertrages

                                                                                                                                              Foto: istockphoto/Artem_Egorov
 nachkommt“, fasste EVG-Vize Martin Burkert zusammen. In diesem
 ist vorgesehen, dass mehr in die Schiene als in die Straße investiert
 werden soll. Damit einhergehen sollte ein genereller Aufwuchs der
 Investitionen in die Schiene. Mit den zur Verfügung stehenden Mit-
 teln werde das Ziel der Bundesregierung, mehr Verkehr auf die

Wir bringen Ordnung rein
Aktuelle Rechtsprechung zum Beamtenrecht

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               www.verdi-bub.de/1312
VER MIS C H T E S

   EVG-FOTOWETTBEWERB

   BAHNLANDSCHAFTEN KALENDER 2023
   EVG-Mitglieder haben ab sofort die Chance, ihr Foto im EVG-Fotokalender für
   das Jahr 2023 wiederzufinden. Um diese Gelegenheit zu nutzen, sind Eisen-
   bahn-Fans und Fotofreunde aufgefordert, maximal drei Bahnlandschaften-
   Motive per E-Mail oder auf USB-Stick bis zum 31. Juli einzureichen. Bevorzugt
   sind Bilder, die Züge in malerischer oder spannender Umgebung zeigen. Ein-
   gereicht werden können auch Fotografien von Bahnen, die nicht zur DB AG

                                                                                                                                                              Foto: istockphoto/encrier
   gehören. Weitere Informationen zu Teilnahmebedingungen und die Adresse
   sowie E-Mail, an die die Fotos geschickt werden können, gibt es auf der Inter-
   netseite der EVG.
        	www.evg-online.org/meldungen > Meldung vom 6. Juni

                                                  BUCHTIPP

                                                  KOMMENTAR ZUM BUNDESBEAMTENGESETZ NEU AUFGELEGT
                                                  Der ausführliche Kommentar zum Bundesbeamtengesetz des Beck-Verlags trotzt auch in seiner 6.
                                                  Auflage erfolgreich den Loseblattsammlungen und digitalen Konkurrenten. Die Autoren kommen-
                                                  tieren in dem gebundenen Werk kompetent die für die Bundesbeamt:innen relevanten Vorschrif-
                                                  ten – vom Beamtenverhältnis über das Laufbahnprinzip, die rechtliche Stellung, die Beamtenver-
                                                  tretung bis zum Beschwerdeweg und Rechtsschutz. Neben den Erläuterungen hält das Buch für
                                                  die Praxis zudem eine große Hilfestellung bereit. So werden die Parallelvorschriften in den Landes-
                                                  beamtengesetzen zum einen direkt beim jeweils kommentierten Paragraphen des Bundesrechts
                                                  genannt sowie auf parallele Regelungen im Beamtenstatusgesetz hingewiesen. Zum anderen gibt
                                                  es zu Beginn des Werks einen synoptischen Paragraphenspiegel. Im föderalisierten Beamtenrecht
                                                  ein unverzichtbarer Service. Die Neuauflage berücksichtigt die einschlägige Gesetzgebung der 19.
             BAT TIS: BUNDESBEAMTENGESETZ:        Legislaturperiode des Deutschen Bundestages, insbesondere die Neugestaltung laufbahnrechtli-
             BBG. KOMMENTAR. 6. AUFL AGE.         cher Verordnungsermächtigungen, die Neuregelung zum Erscheinungsbild der Beamt:innen und
             2022. C.H.BECK. 99,00 EURO.
             ISBN 978-3-406-77222-1               die Neugestaltung weiter Teile des Personalaktenrechts. Auch ist die einschlägige Rechtsprechung
                                                  berücksichtigt. Der von Prof. Dr. Dr. h. c. Ulrich Battis herausgegebene und von ihm sowie Prof. Dr.
                                                  Klaus Joachim Grigoleit und Prof. Dr. Timo Hebeler verfasste Kommentar ist das ideale Standard-
                                                  werk für alle, die sich im Beamtenrecht auskennen müssen.

      ZAHLEN, DATEN, FAKTEN

      ARBEITSSCHUTZKONTROLLEN                                               BESICHTIGUNGEN DER BETRIEBE IN DEN LÄNDERN

      ­WEITER AUF NIEDRIGEM STAND                                                      BA DEN -W ÜRT TEMBERG                  0,8 %

      Bis 2026 sollen jedes Jahr fünf Prozent aller Betriebe in Deutsch-                                HESSEN                     1,1 %

      land mit Blick auf den Arbeitsschutz kontrolliert werden. Das                                   SACHSEN                      1,1 %
      sieht das neue Arbeitsschutzkontrollgesetz verpflichtend für die                  SCHLES W IG - HOL STEIN                       1,3 %
      Bundesländer vor. Um die Vorgaben einhalten zu können, müss-                                      BERLIN                                   2,2 %
      ten neue Arbeitsschützer:innen eingestellt werden, von denen
                                                                               MECK LENBURG -VORP OMMERN                                             2,3 %
      es aber so gut wie keine auf dem Markt gibt. Zudem werden
                                                                            DU RCHSCH N IT T A LLER L Ä N DER                                         2,4 %
      bisher kaum neue Arbeitsschützer:innen in den Ländern ausge-
      bildet. So verliert Sachsen, das gar kein eigenes Ausbildungs-        ANMERKUNG : PROZENTUAL PRO JAHR GEMESSEN AN ANZ AHL DER BETRIEBE IM
      programm hat, laut Süddeutscher Zeitung bis 2026 mindestens           ­B UNDESL AND. ANDERE L ÄNDER WIE BREMEN ODER SACHSEN-ANHALT ERREICHEN
                                                                             DIE FÜNF-PROZENT- QUOTE DAGEGEN SCHON JET Z T.
      16 seiner 100 Aufsichtsbeamt:innen altersbedingt.                     QUELLE: SÜDDEUTSCHE ZEITUNG – W W W.SZ.DE /1.5602148

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