BRANCHENREPORT METALLGEWERBE 2021 - Arbeiterkammer Wien
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Kontakt: Abteilung Betriebswirtschaft, AK Wien, +43 1 501 65 DW 12655 Bei Verwendung von Textteilen wird um Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplares an die AK Wien, Abteilung Betriebswirtschaft, ersucht. Impressum Medieninhaber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, Prinz-Eugen-Straße 20–22, 1040 Wien, Telefon: (01) 501 65 0 Offenlegung gem. § 25 MedienG: siehe wien.arbeiterkammer.at/impressum Zulassungsnummer: AK Wien 02Z34648 M AuftraggeberInnen: AK Wien, Betriebswirtschaft Autorin: Elisabeth Lugger | Elisabeth.Lugger@akwien.at | +43 1 50165 DW 12646 Bilanzdatenbank: Elisabeth Lugger, Kristina Mijatovic-Simon Beiträge: Kai Biehl, Michael Ertl, Markus Marterbauer, Reinhold Russinger Foto: Adobe Stock - ehrenberg-bilder Grafik Umschlag und Druck: AK Wien Verlags- und Herstellungsort: Wien © 2016 bei AK Wien Stand Oktober 2021 Im Auftrag der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien
INHALT 1 Kurzfassung ............................................................................................................... 4 Bilanzkennzahlenvergleich............................................................................................................................................. 6 2 Branchensample ........................................................................................................ 7 3 AK Branchenmonitor ................................................................................................. 9 Umsatzerlöse und ordentliche Betriebsleistung ............................................................................................................ 9 Aufwandsstruktur ........................................................................................................................................................ 10 EBIT und EBIT-Quote .................................................................................................................................................... 11 Jahresüberschuss ......................................................................................................................................................... 12 Gewinnausschüttungen ............................................................................................................................................... 13 Eigenkapital ................................................................................................................................................................. 14 Liquidität ...................................................................................................................................................................... 15 Investitionen ................................................................................................................................................................ 16 Beschäftigte ................................................................................................................................................................. 18 Personalaufwand ......................................................................................................................................................... 18 Pro Beschäftigten Kennzahlen ..................................................................................................................................... 19 Glossar ......................................................................................................................................................................... 20 4 Wirtschaftslage Österreichs ..................................................................................... 21 WIFO-Prognose Oktober 2021 für Österreich.............................................................................................................. 21 Aktuelle WIFO-Prognose im Vergleich ......................................................................................................................... 23 Inflation........................................................................................................................................................................ 23 Arbeitsmarkt ................................................................................................................................................................ 24 5 Anhang .................................................................................................................... 25 Umsätze ....................................................................................................................................................................... 25 Jahresüberschuss ......................................................................................................................................................... 27 Beschäftigte ................................................................................................................................................................. 29 Branchenreport.2021 │ 3
1 KURZFASSUNG Aktuelle Wirtschaftslage Österreichs Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet trotz steigenden Infektionsgeschehens einen kräftigen Konjunktur- aufschwung für die Jahre 2021 und 2022. Das reale Bruttoinlandsprodukt steigt heuer real um +4,4 % und im Jahr 2022 um +4,8 %. Beschäftigung und Arbeitslosigkeit erholen sich rascher als erwartet und die Arbeitslosenquote soll bereits 2022 das Niveau vor der Covid-19-Krise erreichen – drei Jahre früher als bisher angenommen. AK-Branchenmonitor Die Branchenanalyse der Arbeiterkammer stellt die wirtschaftliche Lage von 90 Unternehmen des österreichischen Metallge- werbes dar, die im Jahr 2020 in Summe einen Umsatz von 8,4 Mrd Euro erzielen und etwa 28.300 MitarbeiterInnen beschäf- tigen. Für die Jahresabschlussdatenanalyse werden Jahresabschlüsse von Kapitalgesellschaften herangezogen, die in den Jahren 2020, 2019 und 2018 durchgängig vollständige und verwendbare Daten beinhalten. Für das gesamte Sample wird die Ertrags- lage, die Kostensituation, die finanzielle Stabilität, die Ausschüttungspolitik, das Investitionsverhalten und die Produktivitäts- entwicklung untersucht. Umsätze: Covid-19-bedingt sinken die Umsätze merklich um -9,9 % auf 8,4 Mrd Euro Der Gesamtumsatz der analysierten Unternehmen vermindert sich im Wirtschaftsjahr 2020 deutlich um -9,9 % auf 8,4 Mrd Euro. Nur etwa ein Drittel (31,1 %) erzielt ein Umsatzplus. Die Veränderungen innerhalb des Samples sind sehr hete- rogen, sie liegen etwa zwischen +60 % und -50 %. Ertragslage: Trotz Einsparungen bei den Vorleistungen sinken das operative Ergebnis und der Jahresüberschuss spürbar Die ordentliche EBIT-Quote vermindert sich geringfügig auf 2,2 %, womit sie etwa auf dem Niveau der beiden Vorjahre 2019 und 2018 verbleibt. Jedes zweite Unternehmen kann eine solide EBIT-Quote von über 3,5 % erzielen. Einsparungen bei den Vorleistungen gleichen die starken Umsatzeinbußen nicht zur Gänze aus, sind aber ergebnisentlastend. Das Ergebnis des operativen Geschäfts sinkt stark um -16,5 % auf 194,5 Mio Euro. Trotzdem erwirtschaften 81,1 % ein posi- tives Ergebnis, etwa die Hälfte der analysierten Unternehmen kann dieses sogar verbessern. Nach Berücksichtigung des Finanzergebnisses und von außerordentlichen Effekten sinkt der Jahresüberschuss in Summe noch stärker um -32,3 % auf 160,9 Mio Euro. Ein Unternehmen nimmt mit seinem negativen Finanzergebnis allerdings stark Ein- fluss auf diese Veränderung. Von der ordentlichen Betriebsleistung verbleiben den Unternehmen im Durchschnitt 1,85 % an Jahresüberschuss. Gewinnausschüttungen: Mit 157,6 Mio Euro wird 2020 um +18,6 % mehr ausgeschüttet als im Vorjahr Trotz der angespannten konjunkturellen Situation im Zuge der Covid-19-Krise, haben insgesamt 37 analysierte Unternehmen geplant bzw beschlossen, 157,6 Mio Euro an die EigentümerInnen auszuschütten, +18,6 % mehr als im Vorjahr. Von den er- wirtschafteten Jahresüberschüssen 2020 werden somit im Jahr 2021 68,4 % an die EigentümerInnen abgeführt. Investitionen: Stark unterschiedliche Investitionstätigkeiten innerhalb der analysierten Unternehmen Das Investitionsniveau war in den letzten Jahren in den Unternehmen des Metallgewerbes zufriedenstellend. Insgesamt wer- den 2020 3,3 % der ordentlichen Betriebsleistung für Investitionen verwendet, Hauptaugenmerk liegt dabei mit 2,7 % auf dem Sachanlagevermögen. Im Branchendurchschnitt haben sich die Investitionen der letzten drei Jahre deutlich über dem Niveau von Ersatzbeschaffun- gen befunden, das zeigt auch die weit über 100 % liegende durchschnittliche Investitionsneigung 2020 von 168 %. Die Ver- teilung innerhalb der Unternehmen zeigt jedoch ein unterschiedliches Bild: Jedes zweite Unternehmen weist eine Investiti- onsneigung von weniger als 89 % auf. Finanzielle Stabilität und Reserveausstattung: Großteil hat ausreichenden Krisenpolster und finanzielle Stabilität Die Eigenkapitalausstattung der Unternehmen des Metallgewerbes ist mit einer Eigenkapitalquote von 31,1 % insgesamt gut und hat sich kontinuierlich verbessert. Der Großteil der Unternehmen verfügt über eine solide Eigenkapitalausstattung und ausreichende Reserven, um Krisen zu überstehen bzw Verluste zu verkraften. Auch die kurzfristige Liquidität der Branche befindet sich bei 128,5 % und liegt im Dreijahresvergleich 2018 bis 2020 durch- gehend auf einem sehr guten Niveau. Branchenreport.2021 │ 4
Beschäftigung: Beschäftigung sinkt um -1,2 % auf 28.344 ArbeitnehmerInnen bei erhöhter Personalaufwandstangente Die Anzahl der durchschnittlich Beschäftigten sinkt um -1,2 % auf 28.344 ArbeitnehmerInnen. 47,8 % weisen ein Beschäfti- gungsplus auf. Die Personalaufwandsentwicklung erfährt im Jahr 2020 eine große Unschärfe, da die Darstellung und Abrechnung der Kurz- arbeitsbeihilfen verzerrende Effekte haben können. Die durchschnittliche Personalaufwandstangente erhöht sich aufgrund der stark gesunkenen ordentlichen Betriebsleistung im Jahr 2020 um +1,5 Prozentpunkte auf 21,1 %. Die Streuung zwischen den Unternehmen ist allerdings hoch und reicht von unter 10 % bis über 60 %. Im Wirtschaftsjahr 2020 vermindert sich der durchschnittliche Personalaufwand pro Beschäftigten um -1,5 % auf 64.862 Euro. Nachdem die durchschnittliche Betriebsleistung pro Beschäftigten 2019 etwa auf dem Vorjahresniveau 2018 verblieb, sinkt diese im Wirtschaftsjahr 2020 merklich um -8,4 % auf 307.465 Euro. Die Produktivität – gemessen an der Wert- schöpfung pro Beschäftigten – vermindert sich 2020 ebenfalls um -4,3 % auf 81.492 Euro. 47,8 % der analysierten Unterneh- men erreichen 2020 allerdings eine erhöhte Produktivität pro Beschäftigten. Branchenreport.2021 │ 5
Bilanzkennzahlenvergleich Bilanzkennzahlenvergleich Branche 2018 2019 2020 Δ in % Ertragslage Metallgewerbe 2,3 2,4 2,2 EBIT-Quote in % der Betriebsleistung1 Handel 2,1 2,4 2,0 Industrie 4,5 4,7 4,2 Metallgewerbe 2,1 2,5 1,9 Jahresüberschuss in % Betriebsleistung Handel 2,2 2,3 2,2 Industrie 5,3 5,1 5,9 Investitionen Metallgewerbe 2,6 2,5 2,7 Sachinvestitionen in % Betriebsleistung Handel 1,9 2,0 2,1 Industrie 4,5 4,6 4,5 Metallgewerbe 185 173 168 Investitionsneigung in % Handel 152 157 153 Industrie 154 156 136 Finanzielle Stabilität Metallgewerbe 29,3 29,7 31,1 Eigenkapitalquote in % Handel 36,3 36,8 36,5 Industrie 40,5 39,9 41,1 Metallgewerbe 127,4 125,7 128,5 Liquidität in % (kurzfristig, ohne latente Steuern) Handel 120,3 118,8 120,4 Industrie 125,1 127,5 136,5 Personal und Wertschöpfung Metallgewerbe 19,4 19,6 21,1 Personalaufwandstangente in %2 Handel 10,7 10,9 11,3 Industrie 17,9 17,9 19,3 Metallgewerbe 64.772 65.842 64.862 -1,5 % Personalaufwand pro Beschäftigten, T€ Handel 42.952 43.173 43.457 0,7 % Industrie 71.222 71.597 70.268 -1,9 % Metallgewerbe 83.273 85.166 81.492 -4,3 % Wertschöpfung pro Beschäftigten, T€ Handel 58.987 60.761 58.609 -3,5 % Industrie 105.528 107.212 101.566 -5,3 % Metallgewerbe 18.501 19.324 16.630 -13,9 % Differenz Wertschöpfung u Personalaufwand Handel 16.395 17.588 15.152 -13,9 % pro Beschäftigten, T€ Industrie 34.306 35.615 31.298 -12,1 % Metallgewerbe 25,0 25,4 26,5 Wertschöpfungsquote in % Handel 14,8 15,3 15,2 Industrie 26,6 26,9 27,9 Metallgewerbe 6.872,5 8.285,0 5.679,6 -31,5 % Jahresüberschuss pro Beschäftigten, T€ Handel 8.971 9.025 8.611 -4,6 % Industrie 21.103 20.319 21.535 5,6 % Metallgewerbe 333.522 335.521 307.465 -8,4 % Betriebsleistung pro Beschäftigten, T€ Handel 398.593 396.348 385.510 -2,7 % Industrie 396.989 399.018 363.655 -8,9 % Quelle: AK-Bilanzdatenbank, Industrie (09/2021, 384 Unternehmen), Handel (09/2021, 178 Unternehmen) 1 Ordentlicher Betriebserfolg in % der ordentlichen Betriebsleistung; Betriebsleistung = Umsatzerlöse +/- Bestandsveränderungen + Eigen- leistungen + übrige sonstige betriebliche Erträge (Mieterträge etc) - übrige außerordentliche Erträge (Schadensfälle, Kursgewinne etc) 2 ordentlicher Personalaufwand in % der ordentlichen Betriebsleistung; Personalaufwand ohne Abfertigungen und Pensionen Branchenreport.2021 │ 6
2 BRANCHENSAMPLE Der vorliegende Branchenreport behandelt die wirtschaftliche Lage des österreichischen Metallgewerbes. Es werden Jah- resabschlüsse von Kapitalgesellschaften herangezogen, deren Stichtag zwischen dem 30. Juni 2020 und dem 31. Mai 2021 liegt, die in den Jahren 2020 bis 2018 durchgängig vollständige und verwendbare Daten beinhalten und ihren Umsatz aus- weisen. Vertrauliche Daten fließen ausschließlich in Branchensummen und Durchschnittswerte ein. Als Quellenmaterial wer- den zusätzlich Daten des Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO) und der Statistik Österreich herangezogen. Das Metallgewerbe ist überwiegend kleinteilig strukturiert – es beschäftigt mehr als 200.000 ArbeitnehmerInnen. Aufgrund der mangelnden Publizität der Jahresabschlüsse von Kleinunternehmen beschränkt sich die Analyse auf größere und mittlere Kapitalgesellschaften. Insgesamt werden die Jahresabschlussdaten von 90 Unternehmen herangezogen, die 2020 einen Umsatz von 8,44 Mrd Euro erzielen und 28.334 MitarbeiterInnen beschäftigen. Nachfolgende Unternehmen wurden im Rahmen dieses Branchenreports untersucht und haben bis zum Stichtag, dem 22. Ok- tober 2021, ihre Jahresabschlüsse im Firmenbuch der Republik Österreich veröffentlicht: Unternehmen Firmenbuch-nummer "ASMAG" - Anlagenplanung und Sondermaschinenbau GmbH 107638t A.T.U. Auto-Teile-Unger GmbH & Co KG 136887f Anton Paar GmbH 135863z Atlas-Blech-Center GmbH 243085d Autohaus Danner GmbH 109502h Autohaus Senker GmbH 80767a Autopark GmbH 151332y BAUR GmbH 77324m Besi Austria GmbH 51781z Bilfinger Industrietechnik Salzburg GmbH 247011b BMW Austria GmbH 33985d BOSCH REXROTH GMBH 77058x Carl Zeiss Industrielle Messtechnik Austria GmbH 47144f Carrier Kältetechnik Austria GmbH 80888d Caverion Österreich GmbH 309157v DAXNER GmbH 454391y Dynamic Assembly Machines Anlagenbau GmbH 284871d EAM Systems GmbH 266461f EQOS Energie Österreich GmbH 211083t EV Group E. Thallner GmbH, St. Florian am Inn 316393i EvoBus Austria GmbH 174576f Forstinger Österreich GmbH 366101i Franz Hauer GmbH & Co KG 23177i Frauscher Sensortechnik GmbH 266778x Frequentis AG 72115b Friedrich Deutsch Metallwerk GmbH 43626g G4S Security Systems GmbH 49614m GIG Fassaden GmbH 286499y HAINZL INDUSTRIESYSTEME GmbH 247528m High Tech Coatings GmbH 262064p Himmelfreundpointner Maschinen und Fertigungstechnik GmbH 224000m Hirschmugl GmbH & Co KG 13364d Höglinger Denzel GmbH 85145p HUMER - Anhänger, Tieflader, Verkaufsfahrzeuge - GmbH 96027t Branchenreport.2021 │ 7
HYPO NOE First Facility GmbH 88229z Ing. Aigner Wasser-Wärme-Umwelt GmbH 118000f Ing. Pischulti, Heizung- Klima und Sanitär GmbH 83166d Kostwein Maschinenbau GmbH 211582a KSW Elektro- und Industrieanlagenbau GmbH 41484g KWB - Kraft und Wärme aus Biomasse GmbH 87201m Lam Research AG 105755y Lanza Metallwaren GmbH 244722k Lindpointner Torsysteme GmbH 202583t LIWEST Kabelmedien GmbH 163697g MACO Baubeschlag Produktions & Betriebs GmbH 350256h MBM Metallbau Mörtl GmbH 276734m Med-El Elektromedizinische Geräte GmbH 48608h mglass GmbH 494607p Miba Bearings Materials GmbH 428101k Minova MAI GmbH 329339y ÖCS Computer Service GmbH 41293a Opel & Beyschlag GmbH 140943w OPTIMETALL Ing. Wagner GmbH 194298h Ortner GmbH 137983t PKE Electronics GmbH 488160h POLYTHERM Kunststoff- und Metalltechnik GmbH 365410v Porsche Inter Auto GmbH & Co KG 175466p Primetals Technologies Austria GmbH 422684w Promot Automation GmbH 106216a Rathgeber GmbH 326129b RIKA Blechkomponenten GmbH 231682i SANTESIS Technisches Gebäudemanagement & Service GmbH 277942p SAR Anlagenbau GmbH 330076g Scania Österreich GmbH 366024x Scharmüller GmbH & Co KG 26518y Schneider Torsysteme GmbH 108875k Schwingshandl automation technology GmbH 231390f se-austria GmbH & Co KG 192526b Siemens Gebäudemanagement & -Services GmbH 133067m SMB Industrieanlagenbau GmbH 35015v Sonnleitner GmbH & Co KG 417128z STATEC BINDER GmbH 190154p Steininger Metallbearbeitung GmbH 496988s Sulzer Austria GmbH 82678k System 7 metal technology GmbH 373256g Techem Meßtechnik GmbH 044092t Test-Fuchs GmbH 318706k TGW Systems Integration GmbH 171431f Tschann Nutzfahrzeuge GmbH 57719g Unterberger Automobile GmbH & Co KG 241239p Vaillant Group Austria GmbH 46616d VAMED-KMB Kankenhausmanagement und BetriebsführungsgmbH 33504x Volvo Group Austria GmbH 56367v Walser GmbH 70916p Wolfgang Denzel Auto AG 329075i Zauner Anlagentechnik GmbH 176290a Zeppelin Österreich GmbH 126414d Quelle: AK Bilanzdatenbank Branchenreport.2021 │ 8
3 AK BRANCHENMONITOR Umsatzerlöse und ordentliche Betriebsleistung in T€ 2018 2019 2020 Δ in % Umsätze 9.149.651 9.367.550 8.436.178 -9,94 Ordentliche Betriebsleistung 9.331.187 9.618.903 8.711.811 -9,43 Quelle: AK Bilanzdatenbank Die Umsätze der analysierten Unternehmen des österreichischen Metallgewerbes vermindern sich 2020 deutlich um -9,94 % auf 8,44 Mrd Euro, nachdem sie im Wirtschaftsjahr 2019 um +2,38 % erhöht werden konnten. 31,11 % der unter- suchten Unternehmen erzielt 2020 ein Umsatzplus, im Vorjahr 2019 waren es noch 56,67 %. Die einzelnen Umsatzverände- rungen liegen zwischen +56 % und -54 % und unterscheiden sich innerhalb des Samples daher stark. Die 10 größten Unternehmen haben mit einem Umsatzanteil von 51,1 % ein überdurchschnittlich starkes Gewicht innerhalb dieser Auswertungen. Top 10: Umsätze, in T€ 2018 2019 2020 Porsche Inter Auto GmbH & Co KG 1.727.892 1.737.609 1.537.777 BMW Austria GmbH 921.420 977.135 818.225 Primetals Technologies Austria GmbH 479.281 481.512 323.622 Wolfgang Denzel Auto AG 316.718 327.561 286.152 Med-El Elektromedizinische Geräte GmbH 266.098 305.218 267.542 Frequentis AG 213.685 221.066 227.398 Scania Österreich GmbH 237.833 252.804 221.306 Caverion Österreich GmbH 165.377 151.053 211.176 VAMED-KMB Kankenhausmanagement und BetriebsführungsgmbH 146.449 211.143 210.300 TGW Systems Integration GmbH 167.676 204.114 207.680 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Branchenreport.2021 │ 9
Aufwandsstruktur Aufwandspositionen in Prozent der Betriebsleistung ermöglichen einen Vergleich innerhalb von Branchen, unabhängig vom absoluten Betrag. Dabei werden außerordentliche Erträge und Aufwendungen herausgerechnet. Materialaufwand: Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffverbrauch, Energieverbrauch, Handelswareneinsatz Bezogene Leistungen: Fremdleistungen von Dritten, Zeitarbeitskräfte Personalaufwand: Bruttolöhne und -gehälter (inklusive Überstunden, Zulagen, Sonderzahlungen, Veränderung Personal- rückstellungen), Sozialabgaben, sonstige Sozialaufwendungen Abschreibungen: Wertminderungen von Sachanlagen und immateriellen Vermögen Sonstiger Betriebsaufwand: Betrieb, Vertrieb und Verwaltung, Instandhaltung, Versicherung, Kfz-Betriebsaufwand, Rechts- und Beratungskosten, Mietaufwand, Leasing, Marketing etc Aufwandsanteile in % der ordentlichen Betriebsleistung 2018 2019 2020 Betriebsleistung 100,00 100,00 100,00 - Materialaufwand + bezogene Leistungen 65,10 64,74 63,59 - Personalaufwand 20,14 20,40 21,58 - Abschreibungen 1,61 1,64 1,82 - sonstiger Betriebsaufwand 10,91 10,80 10,77 = ordentliche EBIT-Quote 2,25 2,42 2,23 Quelle: AK-Bilanzdatenbank, *ordentlicher Betriebserfolg in % der ordentlichen Betriebsleistung Die Darstellung der Aufwandsarten zeigt, dass der Anteil der Vorleistungen (Materialaufwand, Aufwand für bezogene Leis- tungen und sonstiger Betriebsaufwand) im Wirtschaftsjahr 2020 sinkt. Der Materialaufwand und Aufwand für bezogene Leistungen verringert sich merklich um -1,15 Prozentpunkte auf 63,59 %, der Anteil des sonstigen Betriebsaufwands gering- fügig um -0,03 Prozentpunkt auf 10,77 %. Von der ordentlichen Betriebsleistung entfallen 2020 21,58 % auf den Personalaufwand. Sein Anteil liegt somit um +1,18 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert 2019. Dies ist auf die stark gesunkenen Umsätze zurückzuführen.1 Aufwandsstruktur Ordentlicher sonstiger Betriebserfolg Betriebsaufwand 2,2% Materialaufwand und 10,8% bezogene Leistungen Abschreibungen 1,8% 63,6% Personal- aufwand 21,6% 1 Die Personalaufwandsentwicklung erfährt im Jahr 2020 eine große Unschärfe, da die erhaltenen Kurzarbeitsbeihilfen nicht einheitlich in den Jahresabschlüssen dargestellt und teilweise im Personalaufwand oder in den übrigen betrieblichen Erträgen ausgewiesen sind. Branchenreport.2021 │ 10
EBIT und EBIT-Quote EBIT bedeutet „Earnings before Interest and Tax“, übersetzt „Ergebnis vor Zinsen und Steuern“. Der ordentliche Betriebs- erfolg (EBIT) ist das Ergebnis des operativen Geschäfts. Wird der Betriebserfolg (EBIT) um aperiodische und einmalige Er- träge und Aufwendungen bereinigt, ergibt sich der „ordentliche Betriebserfolg“ (ordentliche EBIT). Die ordentliche EBIT-Quote stellt den prozentuellen Anteil des ordentlichen EBIT an der Betriebsleistung dar. Berechnung: ordentlicher Betriebserfolg/ordentliche Betriebsleistung*100 ordentliche EBIT, in T€ 2018 2019 2020 Δ Δ in % Branchensumme 209.799 232.991 194.532 -38.459 -16,51 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Im Wirtschaftsjahr 2020 reduziert sich das Ergebnis des operativen Geschäfts (ordentliches EBIT) – nachdem es im Vorjahr 2019 noch deutlich um +11,05 % auf 232,99 Mio Euro stieg – stark um -16,51 % bzw -38,56 Mio Euro auf 194,53 Mio Euro. Etwa die Hälfte (51,11 %) der analysierten Unternehmen verbessert 2020 – vergleichbar zum Vorjahr (2019: 52,22 %) – sein Ergebnis des operativen Geschäfts (ordentliches EBIT). Fünf Unternehmen erwirtschaften wieder ein positives Ergebnis, sie- ben Unternehmen rutschen in die Verlustzone. ordentliche EBIT-Quote, in % 2018 2019 2020 Branchendurchschnitt 2,25 2,42 2,23 ordentliche EBIT-Quote, in % Verteilung innerhalb der Branche 2018 2019 2020 1. Quartil (untere 25 % der Unternehmen) 0,50 0,98 0,63 Median (50 % der Unternehmen) 2,58 2,59 3,54 4. Quartil (obere 25 % der Unternehmen) 6,70 6,30 7,27 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Die ordentliche EBIT-Quote sinkt im Durchschnitt leicht auf 2,23 %. Die Einsparungen bei den Vorleistungen können daher nicht das starke Absinken der ordentlichen Betriebsleistung auffangen. 18,89 % der Unternehmen weisen einen operativen Verlust auf und haben daher eine negative EBIT-Quote. Bei Betrachtung der Verteilung innerhalb der Branche wird ersichtlich, dass jedes vierte Unternehmen eine EBIT-Quote von unter 0,63 % aufweist, dieser Wert sinkt gegenüber dem Vorjahr 2019 (0,98 %). Der Median steigt 2020 auf 3,54 % und erhöht sich kontinuierlich im Dreijahresvergleich 2018 bis 2020. Jedes zweite Unternehmen kann daher eine gute EBIT-Quote von mindestens 3,54 % erzielen. Das obere Viertel weist sogar eine ordentliche EBIT-Quote von über 7,27 % auf. Ordentlicher Betriebserfolg in Prozent der Betriebsleistung 10 5 0 2018 2019 2020 Metallgewerbe 2,3 2,4 2,2 Industrie 6,2 5,3 5,0 Metallgewerbe Industrie Branchenreport.2021 │ 11
Jahresüberschuss Der Jahresüberschuss ist der gesamte Gewinn eines Geschäftsjahres und erhöht bzw vermindert (Jahresfehlbetrag) das Eigenkapital des Unternehmens - abgesehen von Kapitalzuführungen und Dividendenausschüttung. Jahresüberschuss, in T€ 2018 2019 2020 Δ Δ in % Branchensumme 192.276 237.520 160.927 -76.593 -32,25 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Der Jahresüberschuss sinkt – nach Berücksichtigung des Finanzergebnisses und außerordentlicher Effekte – in Summe um -32,25 % bzw -76,59 Mio Euro auf 160,93 Mio Euro. Sie sinken sogar unter den Jahresüberschuss den Wirtschaftsjahres 2018, nachdem es ein Hoch von 237,5 Mio Euro 2018 gab (+23,53 %). Insbesondere das hohe negative Finanzergebnis der Frequentis AG hat starke Auswirkungen auf die Veränderung des Jahresüberschusses. 82,22 % der untersuchten Unternehmen erwirtschaften einen positiven Jahresüberschuss, 48,89 % verbessern ihren Jahres- überschuss sogar gegenüber dem Vorjahr. Sieben Unternehmen rutschen in die Verlustzone, nur ein Unternehmen erwirt- schaftet wieder einen positiven Jahresüberschuss. Jahresüberschuss, in % 2018 2019 2020 Branchendurchschnitt 2,06 2,47 1,85 Jahresüberschuss, in %, Verteilung innerhalb der Branche 2018 2019 2020 1. Quartil (untere 25 % der Unternehmen) 1,24 1,27 0,83 Median (50 % der Unternehmen) 2,87 3,04 3,02 4. Quartil (obere 25 % der Unternehmen) 5,67 5,83 5,89 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Der stark gesunkene Jahresüberschuss führt zu einem Absinken des Jahresüberschusses in % der ordentlichen Betriebsleis- tung. Er vermindert sich spürbar um -0,62 Prozentpunkt auf 1,85 %. Die einzelnen Jahresüberschüsse in % der ordentlichen Betriebsleistung liegen zwischen +23,99 % und -12,47 %. 1 Jedes zweite Unternehmen weist einen Jahresüberschuss in % der ordentlichen Betriebsleistung von mindestens 3,02 % auf. Der Median verbleibt etwa auf dem Vorjahresniveau. Das untere Viertel weist einen Jahresüberschuss in % der ordentlichen Betriebsleistung von maximal 0,83 % auf, dieser Wert sinkt im Dreijahresvergleich 2018 bis 2020 merklich. Das obere Viertel hingegen zeigt einen Wert von über 5,89 %, er liegt sogar über jenen der Jahre 2019 und 2018. Jahresüberschuss in Prozent der Betriebsleistung 9 6 3 0 2018 2019 2020 Metallgewerbe 2,1 2,5 1,9 Industrie 6,7 5,7 5,2 Metallgewerbe Industrie Branchenreport.2021 │ 12
Gewinnausschüttungen Gewinnausschüttungen sind Zahlungen, die im auf den Bilanzstichtag folgenden Jahr an die Eigentümer und Muttergesell- schaften abfließen. Hier werden Ausschüttungen von Kapitalgesellschaften und Ergebnisabfuhren von Kapitalgesellschaften gleichgestellter Personengesellschaften berücksichtigt, sofern bereits ein Ergebnisverwendungsbeschluss oder ein Ergeb- nisverwendungsvorschlag für das Bilanzjahr 2020 vorliegt. In den Vorjahren wird die reale Gewinnverwendung, welche sich aus dem fehlenden Gewinnvortrag ergibt, berücksichtigt. Die Ausschüttungsquote zeigt, wie viel Prozent des erwirtschaften Jahresüberschusses im Folgejahr an die Eigentümer abgeführt wird. Es werden nur Unternehmen berücksichtigt, die einen positiven Jahresüberschuss erwirtschaftet haben oder trotz eines Jahresfehlbetrages eine Ausschüttung vornehmen. Ausschüttungen = Ausschüttungen gemäß Gewinnverwendungsvorschlag bzw. Beschluss der Haupt- oder Generalversamm- lung + Ergebnisabfuhren * 100 / Jahresüberschuss des Bilanzjahres Die Ausschüttungstangente stellt hingegen die Ausschüttungen für das Bilanzjahr (Einkommen der AnteilseignerInnen) den Aufwendungen der gesamten Bruttolöhne und -gehälter (Einkommen der Beschäftigten) des Bilanzjahres gegenüber. Mit- hilfe dieser Kennzahl kann die Verteilungsentwicklung zwischen Arbeit und Kapital beobachtet werden. Investitionspotential: Das Investitionspotential vergleicht die geplanten Ausschüttungen für das Bilanzjahr mit den im Bi- lanzjahr vorgenommen Sachinvestitionen aller Unternehmen. Anhand dieser Kennzahl kann überprüft werden, ob die er- wirtschafteten Überschüsse primär zur Erfüllung der Eigentümerwünsche oder zum Erhalt und Ausbau des Standorts ver- wendet werden. Gewinne 2018 Gewinne 2019 Gewinne 2020 Ausschüttungen 2019 Ausschüttungn 2020 Ausschüttungen 2021 Geplante Ausschüttung inklusive Ergebnisabfuhr, in T€ 182.928 132.857 157.561 -27,37 % 18,59 % Ausschüttungsquote, in % 75,28 49,65 68,40 -25,63 PP 18,75 PP Ausschüttungstangente, in % 12,99 9,06 10,94 -3,93 PP 1,88 PP Investitionspotential, in % 75,71 56,10 68,24 -19,61 PP 12,14 PP Quelle: AK-Bilanzdatenbank Bei 96,67 % der analysierten Unternehmen liegt ein Ergebnisverwendungsbeschluss oder ein Ergebnisverwendungsvorschlag vor. Davon nehmen 42,53 % Gewinnausschüttungen von insgesamt 157,56 Mio Euro vor. In Summe wird daher im Jahr 2021 vom Gewinn des Jahres 2020 um +18,59 % mehr an die EigentümerInnen abgeführt als aus den Gewinnen des Wirtschafts- jahres 2019 (132,86 Mio Euro). 68,40 % der im Jahr 2020 erwirtschafteten Jahresüberschüsse werden im Jahr 2021 an die EigentümerInnen abgeführt, um +18,75 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. 2019 wurden 49,65 % der Jahresüberschüsse ausgeschüttet. Im Jahr 2021 gelangt eine Summe von 10,94 % des Bruttoverdienstes aller Mitarbeiter der Branche zur Ausschüttung. Für jeden Euro, der in Sachinvestitionen fließt, werden gleichzeitig 68,24 Euro an die EigentümerInnen abgeführt. Branchenreport.2021 │ 13
Eigenkapital Das Eigenkapital ist das Fundament der betrieblichen Finanzierung und steht dem Unternehmen dauerhaft zur Verfügung. Es hat in Krisenzeiten zur Abdeckung von Verlusten hohe Bedeutung. Die Höhe der erforderlichen Eigenkapitalquote ist von der Branche, vom Geschäftsrisiko und der Anlagenintensität eines Unternehmens abhängig. Das Eigenkapital für Kapitalge- sellschaften gemäß § 224 Abs 3 UGB setzt sich aus dem Nennkapital, den Kapitalrücklagen, den Gewinnrücklagen und dem Bilanzgewinn zusammen. Das Eigenkapital lt AK wird um die Investitions- und Baukostenzuschüsse aus öffentlichen Mitteln und die Einlagen atypischer Stiller Gesellschafter ergänzt. (Hinweis: Die Zuschüsse stellen, formell gesehen, weder Eigen- noch Fremdkapital dar, dennoch werden sie dem betriebswirtschaftlichen Eigenkapital zugerechnet, weil – bei Einhaltung der Förderkriterien – keine Rückzahlungsverpflichtung besteht.) Berechnung: Eigenkapital/Gesamtkapital*100 Eigenkapitalquote, in % 2018 2019 2020 Branchendurchschnitt 29,29 29,67 31,13 Eigenkapitalquote, in %, Verteilung innerhalb der Branche 2018 2019 2020 1. Quartil (untere 25 % der Unternehmen) 19,35 20,70 21,70 Median (50 % der Unternehmen) 32,12 33,54 38,06 4. Quartil (obere 25 % der Unternehmen) 46,34 50,16 53,81 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Die Eigenkapitalausstattung der Unternehmen des Metallgewerbes ist insgesamt gut und hat sich im Dreijahresvergleich 2018 bis 2020 kontinuierlich verbessert. Die Branche hat eine durchschnittliche Eigenkapitalquote (nach AK-Berechnung) von 31,13 %. 58,89 % der analysierten Unternehmen weisen eine höhere Quote im Branchendurchschnitt auf. Kein Unternehmen weist ein negatives Eigenkapital und folglich eine negative Eigenkapitalquote auf. Nur 2 Unternehmen erreichen nicht die vom URG geforderten 8 % an Mindesteigenkapital im Verhältnis zum Gesamtkapital. Auch bei der Verteilung innerhalb der Branche wird ersichtlich, dass sich die Eigenkapitalquoten im Dreijahresvergleich 2018 bis 2020 gut entwickeln. Das untere Viertel hat eine solide Eigenkapitalquote von maximal 21,7 %, der Median liegt mit sehr guten 38,06 % über dem Branchendurchschnitt. Das obere Viertel weist eine hervorragende Eigenkapitalquote von über 53,81 % auf. Der Großteil der Unternehmen verfügt somit über eine solide Eigenkapitalausstattung und hat ausreichende Reserven, um Krisen zu überstehen bzw Verluste zu verkraften. Eigenkapitalquote 100 80 60 40 20 29,3 29,7 31,1 0 2018 2019 2020 Eigenkapital Sozialkapital Rückstellungen Verbindlichkeiten Quelle: AK-Bilanzdatenbank: 2018: Eigenkapital: 29,29 %, Sozialkapital 5,19 %, Rückstellungen: 9,74 %, Verbindlichkeiten: 55,78 %; 2019: Eigenkapital: 29,67 %, Sozialkapital 5,42 %, Rückstellungen: 9,89 %, Verbindlichkeiten: 55,02 %; 2020: Eigenkapital: 31,13 %, Sozialkapital 5,22 %, Rückstellungen: 10,35 %, Verbindlichkeiten: 53,3 %; Branchenreport.2021 │ 14
Liquidität Die Liquidität (Zahlungsfähigkeit) ist für den Unternehmensfortbestand von zentraler Bedeutung. Die Zahlungsfähigkeit gilt als gesichert, wenn fällige kurzfristige Schulden jederzeit getilgt werden können. Dies wird in der Regel dann der Fall sein, wenn das kurzfristige Umlaufvermögen höher ist als das kurzfristige Fremdkapital. Sie zeigt das Verhältnis von kurzfristigem Umlaufvermögen zu kurzfristigem Fremdkapital an. Liquidität, in % 2018 2019 2020 Branchendurchschnitt 127,37 125,66 128,52 Liquidität, in %, Verteilung innerhalb der Branche 2018 2019 2020 1. Quartil (untere 25 % der Unternehmen) 114,72 112,55 121,64 Median (50 % der Unternehmen) 145,70 145,26 152,29 4. Quartil (obere 25 % der Unternehmen) 196,28 196,85 200,46 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Die Liquidität ist – neben der Eigenkapitalquote und einer ausreichenden Eigenkapitalausstattung – in Krisensituationen eine wichtige Kennzahl, die Auskunft darüber gibt, wie gut und wie lange ein Unternehmen auch im Falle eines (teilweisen) Aus- falles von Einnahmen in der Lage ist, seine Außenstände zu begleichen. In Summe befindet sich die kurzfristige Liquidität der Branche bei 128,52 %. Als kritisch wird – bei einer isolierten Betrachtung – ein Wert von unter 100 % betrachtet, Werte über 100 % sind jedenfalls ausreichend. Die Liquidität liegt auch im Dreijahresvergleich 2018 bis 2020 durchgehend auf einem sehr guten Niveau. Bei einem Blick auf die Verteilung innerhalb der analysierten Unternehmen wird ersichtlich, dass mehr als die Hälfte der untersuchten Unternehmen eine sehr gute Liquidität von über 152,29 % aufweist. Jedes vierte Unternehmen hat sogar eine Liquidität von über 200,46 %. Das untere Viertel der Unternehmen weist eine Liquidität unter 121,64 % auf. Nur jedes fünf- zehnte Unternehmen weist eine Liquidität unter 100 % auf. Branchenreport.2021 │ 15
Investitionen Investitionen sind Zukäufe zum Anlagevermögen. Da sie die Zukunft des Unternehmens beeinflussen, ist entscheidend in welchen Bereich vorrangig investiert wird. Investitionen in das Sachanlagevermögen betreffen Gebäude, Maschinen, Be- triebsausstattung etc. Investitionen in das Finanzanlagevermögen betreffen vor allem Beteiligungen an anderen Unterneh- men und Wertpapiere. Investitionen in % des Umsatzes lassen einen Vergleich zwischen Jahren und zwischen Unternehmen zu. Die Investitionsneigung stellt Investitionen und Abschreibungen gegenüber. Werte um 100 lassen auf Ersatzinvestitionen und Werte deutlich über 100 auf Erweiterungsinvestitionen schließen. Unter 100 wurden nicht einmal die Wertminderun- gen der Sachanlagen ersetzt. Berechnung: Investitionen Sachanlagevermögen/Abschreibungen auf Sachanlagen*100 Investitionen in % der Betriebsleistung 2018 2019 2020 Sachinvestitionen 2,60 2,47 2,67 Immaterielle Investitionen 0,18 0,20 0,16 Finanzinvestitionen 0,79 0,22 0,44 Investitionen gesamt 3,57 2,89 3,28 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Das Investitionsniveau war in den letzten Jahren in den Unternehmen des Metallgewerbes zufriedenstellend. Insgesamt wurden 2020 3,28 % der Betriebsleistung für Investitionen verwendet. Die Investitionen in das Sachanlagevermögen der Unternehmen (Maschinen, Anlagen, Betriebsausstattung, Gebäude etc.) waren mit 2,67 % der Betriebsleistung etwas höher als in den Vorjahren. Für Investitionen in das Finanzanlagevermögen (Tochtergesellschaften, Beteiligungen, Wertpapiere) verwendeten die Unternehmen nur 0,44 % ihrer Betriebsleistung, in das immaterielle Vermögen würden 0,16 % der ordentlichen Betriebsleistung investiert. Investitionen in Prozent der Betriebsleistung 4 2 0 2018 2019 2020 Sachinvestitionen Finanzinvestitionen Immaterielle Investitionen Branchenreport.2021 │ 16
Investitionsneigung, in % 2018 2019 2020 Branchendurchschnitt 185 172 168 Investitionsneigung, in %, Verteilung innerhalb der Branche 2018 2019 2020 1. Quartil (untere 25 % der Unternehmen) 80 66 62 Median (50 % der Unternehmen) 115 109 89 4. Quartil (obere 25 % der Unternehmen) 158 175 155 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Die Branche hat in den letzten Jahren im Durchschnitt deutlich über dem Niveau von Ersatzbeschaffungen investiert, das zeigt die weit über 100 % liegende durchschnittliche Investitionsneigung 2018 bis 2020. Zuletzt beträgt die durchschnittliche In- vestitionsneigung 168 %. Die Verteilung innerhalb der Unternehmen zeigt jedoch ein unterschiedliches Bild. 45,56 % der analysierten Unternehmen ersetzen zumindest die Wertminderungen des Sachanlagevermögens bzw tätigen Erweiterungsinvestitionen. 54,44 % der Unternehmen weisen Investitionsneigungen von unter 100 % auf. Dementsprechend liegt der Median bei 89 %, das untere Viertel weist eine Investitionsneigung von unter 62 % auf, das obere Viertel hingegen eine Investitionsneigung von 155 %. Branchenreport.2021 │ 17
Beschäftigte Beschäftigte 2018 2019 2020 Δ in % Branchensumme 27.978 28.669 28.334 -1,17 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Die Anzahl der durchschnittlich Beschäftigten sinkt in den analysierten Unternehmen im Wirtschaftsjahr 2020 um -1,17 % auf 28.344 ArbeitnehmerInnen. Im Jahr zuvor steigt die Branchensumme um +2,47 %. 43,33 % der Unternehmen haben 2020 einen niedrigeren Beschäftigtenstand als im Vorjahr, 47,78 % haben ein Beschäftigungsplus. Personalaufwand1 Berechnung: Personalaufwand ohne Abfertigung und Pension/ordentliche Betriebsleistung*100 Personalaufwandstangente, in % 2018 2019 2020 Branchendurchschnitt 19,42 19,62 21,10 Personalaufwandstangente, in %, Verteilung innerhalb der Branche 2018 2019 2020 1. Quartil (untere 25 % der Unternehmen) 16,53 16,43 16,51 Median (50 % der Unternehmen) 25,87 25,43 27,60 4. Quartil (obere 25 % der Unternehmen) 33,29 34,49 34,46 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Die durchschnittliche Personalaufwandstangente – nach der Bereinigung um Abfertigungs- und Pensionsaufwendungen bzw. außerordentliche Effekte – erhöht sich im Wirtschaftsjahr 2020 aufgrund der stark gesunkenen ordentlichen Betriebs- leistung um +1,48 Prozentpunkte auf 21,10 %. Die Streuung zwischen den Unternehmen ist allerdings hoch und reicht von unter 10 % bis über 60 %. Innerhalb der analysierten Unternehmen weist jedes vierte Unternehmen eine Personalaufwandstangente unter 16,51 % auf. Der Median liegt bei 27,60 %. Das obere Viertel hat eine Personalaufwandstangente von mindestens 34,46 %. Die Werte des 1. und 4. Quartil verbleiben etwa auf dem Vorjahresniveau, der Median erhöht sich hingegen merklich um +2,17 Prozent- punkte. 1Die Personalaufwandsentwicklung erfährt im Jahr 2020 eine große Unschärfe, da die Darstellung und Abrechnung der Kurzarbeitsbeihilfen verzerrende Effekte haben können. Branchenreport.2021 │ 18
Pro Beschäftigten Kennzahlen Die Veränderungsraten vom Personalaufwand (ohne Abfertigung und Pension), der Wertschöpfung und des Jahresüber- schusses pro Kopf zeigen in welchem Ausmaß Produktivitätssteigerungen und Gewinnentwicklungen an die Beschäftigten weitergegeben wurden. Pro Beschäftigter, in € 2018 2019 Δ in % 2020 Δ in % Personalaufwand* 64.772 65.842 1,65 64.862 -1,49 Wertschöpfung 83.273 85.166 2,27 81.492 -4,31 Betriebsleistung 333.522 335.521 0,60 307.465 -8,36 Jahresüberschuss 6.872 8.285 20,55 5.680 -31,45 Quelle: AK-Bilanzdatenbank, *Personalaufwand ohne Aufwand für Abfertigungen und Pensionen Pro Kopf Kennzahlen 400.000 350.000 300.000 250.000 200.000 150.000 16.630 100.000 50.000 0 2018 2019 2020 Personalaufwand pro Kopf Wertschöpfung pro Kopf Betriebsleistung pro Kopf Jahresüberschuss Pro Kopf Der Rückgang des Personalaufwands pro Beschäftigten beträgt 2020 im Durchschnitt -1,49 %. Auf einen Arbeitneh- mer/eine Arbeitnehmerin entfällt durchschnittlich 64.862 Euro an Personalaufwand. Nachdem die durchschnittliche Betriebsleistung pro Beschäftigten 2019 etwa auf dem Vorjahresniveau 2018 verblieb, sinkt diese im Wirtschaftsjahr 2020 merklich um -8,36 % auf 307.465 Euro. Die Produktivität – gemessen an der Wertschöpfung pro Beschäftigten – vermindert sich 2020 ebenfalls um -4,31 % auf 81.492 Euro. 47,78 % der analysierten Unternehmen erreichen 2020 allerdings eine erhöhte Produktivität pro Beschäftigten. Pro Beschäftigter, in € Personalaufwand Wertschöpfung Betriebsleistung Jahresüberschuss Verteilung innerhalb der Branche 1. Quartil (untere 25 % der Unternehmen) 54.108 64.189 173.910 1.960 Median (50 % der Unternehmen) 62.293 78.400 247.392 7.528 4. Quartil (obere 25 % der Unternehmen) 70.357 97.128 354.342 14.897 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Branchenreport.2021 │ 19
Glossar Betriebsleistung = Umsatzerlöse +/- Bestandsveränderungen + Eigenleistungen + übrige sonstige betriebliche Erträge – Auf- lösung Investitionszuschuss, andere Förderungen – übrige außerordentliche betriebliche Erträge (Versicherungsentschädi- gungen, Kursgewinne etc) Definition: Während die Umsatzerlöse die Erträge aus den verkauften Produkten und Leistungen sind, stellt die Betriebsleis- tung das gesamte Produktionsvolumen eines Unternehmens dar. EBIT-Quote = Ordentliches Betriebsergebnis (EBIT) in Prozent der Betriebsleistung Definition: Die EBIT-Marge bzw die EBIT-Quote stellt das erzielte ordentliche EBIT der Betriebsleistung gegenüber und drückt damit aus, wie ertragsstark das Unternehmen im operativen Bereich ist. Außerordentliche Komponenten (zB Erlöse aus An- lagenverkauf) werden aufgrund ihrer verzerrenden Wirkung bei der Berechnung des ordentlichen EBIT nicht miteinbezogen. Ausschüttungsquote = Beschlossene Ausschüttungen für das Bilanzjahr laut Hauptversammlungsbeschlüssen gemessen an den Jahresüberschüssen ausschüttungsfähiger Unternehmen des Bilanzjahres Definition: Diese zeigt, wie viel Prozent des erwirtschafteten Jahresüberschusses im Folgejahr an die EigentümerInnen abge- führt wird. Ausschüttungstangente = Beschlossene Ausschüttungen für das Bilanzjahr laut Hauptversammlungsbeschlüssen gemessen an der Bruttolohn- und Gehaltssumme des Bilanzjahres Definition: Die Ausschüttungstangente stellt die für das Bilanzjahr beschlossenen Ausschüttungen (Einkommen für die An- teilseignerInnen) den Aufwendungen aus Bruttolöhnen und -gehältern (Einkommen der Beschäftigten) des Bilanzjahres ge- genüber. Mithilfe dieser Kennzahl wird die Verteilungsentwicklung zwischen Arbeit und Kapital beobachtet. Eigenkapitalquote = Eigenkapital in Prozent des Gesamtkapitals (Bilanzsumme) Definition: Das Eigenkapital ist das Fundament der betrieblichen Finanzierung und steht dem Unternehmen in der Regel dauerhaft zur Verfügung. Es hat für die Krisenfestigkeit des Unternehmens hohe Bedeutung, da mögliche Verluste vom Ei- genkapital aufgefangen werden müssen. Die Eigenkapitalquote zeigt, welchen Anteil das Eigenkapital an der gesamten Un- ternehmensfinanzierung aufweist. Liquidität = Verhältnis von kurzfristigem Umlaufvermögen zu kurzfristigem Fremdkapital Definition: Die Liquidität (Zahlungsfähigkeit) ist für den Unternehmensfortbestand von zentraler Bedeutung. Die Zahlungsfä- higkeit gilt als gesichert, wenn fällige kurzfristige Schulden jederzeit getilgt werden können. Dies wird in der Regel dann der Fall sein, wenn das kurzfristige Umlaufvermögen höher ist als das kurzfristige Fremdkapital. Investitionsquote = Sachinvestitionen in Prozent der Betriebsleistung Definition: Die Investitionsquote zeigt an, wieviel Prozent von der Betriebsleistung für die Neuanschaffung von Sachanlagen verwendet wird. Investitionsneigung = Investitionen in Sachanlagen im Verhältnis zu den Abschreibungen Definition: Die Investitionsneigung misst das Verhältnis von Investitionen zum Verschleiß des Anlagevermögens. Da Anlagen, wie beispielsweise Maschinen oder Fahrzeuge im Laufe der Zeit nicht bloß an Wert verlieren, sondern auch veraltern bzw nicht mehr funktionstüchtig sind, ist es notwendig, regelmäßig diesen Verschleiß durch Ersatzinvestitionen zu ersetzen. Personalaufwand pro ArbeitnehmerIn = Die Summe des ordentlichen Personalaufwands dividiert durch die Anzahl der Beschäftigten. Wertschöpfung pro ArbeitnehmerIn = Die Summe der Wertschöpfung dividiert durch die Anzahl der Beschäftigten. Jahresüberschuss (Gewinn) pro ArbeitnehmerIn = Die Summe der Jahresüberschüsse dividiert durch die Anzahl der Beschäf- tigten Definition: Die Veränderungsraten vom ordentlichen Personalaufwand, der Wertschöpfung und des Gewinns pro Kopf zeigen in welchem Ausmaß Produktivitätssteigerungen und Gewinnentwicklungen an die Beschäftigten weitergegeben wurden. Die Wertschöpfung ist jener Betrag, der den zugekauften Sach- und Dienstleistungen (Vorleistungen) im betrieblichen Produkti- onsprozess hinzugefügt wird. Sie stellt den Wertzuwachs im Unternehmen dar. Branchenreport.2021 │ 20
4 WIRTSCHAFTSLAGE ÖSTERREICHS Kai Biehl, Michael Ertl, Reinhold Russinger AK Wien, Abteilung Wirtschaftswissenschaften und Statistik WIFO-Prognose Oktober 2021 für Österreich1 Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet trotz steigenden Infektionsgeschehens einen kräftigen Konjunkturauf- schwung für die Jahre 2021 und 2022. Das reale Bruttoinlandsprodukt steigt heuer real um 4,4 % und im Jahr 2022 um 4,8 %. Beschäftigung und Arbeitslosigkeit erholen sich rascher als erwartet und die Arbeitslosenquote soll bereits 2022 das Niveau vor der Covid-19-Krise erreichen – drei Jahre früher als bisher angenommen. Wirtschaftsaktivität vieler Branchen über Vorkrisenniveau Die Wirtschaftsleistung zahlreicher Branchen erreicht oder übertrifft im Jahr 2021 bereits das Niveau von 2019. Die Wert- schöpfung in der Industrie steigt nach einem Einbruch im Krisenjahr (-7,1 %) um +8,0 %. Ähnliches gilt für Bauwirtschaft, Handel und viele andere wirtschaftliche Dienstleistungen. Andere Branchen hatten in der Krise keinen Einbruch und wachsen nun weiter. Die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen steigerten ihre Bruttowertschöpfung selbst 2020 um +5,1 % und 2021 um +3 %. Der Optimismus in diesen Branchen spiegelt sich auch in den Unternehmensentscheidungen: Gemäß ersten Einschätzungen erreichen die Dividendenausschüttungen bereits heuer das sehr hohe Niveau von vor der Krise. Beherbergung und Gastronomie erholt sich nur langsam Während exportorientierte Branchen stark von der Erholung der Weltwirtschaft profitieren und sogar kräftig investieren (Ausrüstungsinvestitionen 2020: -6,5 %, 2021: 10,6 %, 2022: 5,3 %), erholt sich der Bereich der Beherbergung und Gastrono- mie nur langsam. Nach einem Einbruch der Wertschöpfung im Jahr 2020 von -40,1 % folgt heuer ein neuerlicher Rückgang von -3 %, um dann am Ende des Prognosezeitraums 2022 wieder um +40 % zu wachsen. Damit bleibt die Wertschöpfung in diesen Wirtschaftsbereichen um etwa ein Fünftel hinter dem Hoch vor der Krise zurück. Privater Konsum hinkt Erholung der Warenexporte deutlich hinterher Die Covid-19-Maßnahmen führten zu einem drastischen Rückgang der privaten Konsumausgaben (2020: -8,5 %). Spiegelbild- lich führten das Zwangssparen und das konjunkturell besonders gefährliche Vorsichtssparen zu einer Verdoppelung der Spar- quote auf 14,4 % des verfügbaren Einkommens, die im heurigen Jahr nur leicht zurückgeht (2021: 10,4 %). Somit entfällt der private Konsum als Stütze der Konjunktur und wird sich erst bis 2022 vollständig erholen (2021: +4,5 % und 2022: +6,0 %). Erfreuliche Entwicklungen bei Beschäftigung und Arbeitslosigkeit Ursprünglich ist das WIFO noch im Sommer davon ausgegangen, dass das Vorkrisenniveau der Arbeitslosenquote erst 2025 erreicht werden wird. Doch sowohl der Einbruch als auch die Erholung sind historisch einzigartig, sodass die nationale Ar- beitslosenquote bereits 2022 auf das Vorkrisenniveau von 7,4 % sinkt. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen wird dann mit 308.000 nur noch um wenige Tausend über dem Niveau von 2019 liegen. Die steigende Zahl der Langzeitarbeitslosen darf im Aufschwung nicht zurückgelassen werden. Eine umfassende Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche durch das Arbeits- marktservice könnte dazu beitragen. 1 Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, 8. Oktober 2021. Branchenreport.2021 │ 21
Bruttoinlandsprodukt (BIP): Gesamtwert aller Güter, die innerhalb eines Jahres in einer Volkswirtschaft hergestellt wurden abzüglich der Vorleistungen. Private Konsumausgaben: Wert der Waren und Dienstleistungen, die inländische Haushalte für den Verbrauch kaufen. Verbraucherpreisindex (VPI): Maßstab für die allgemeine Preisentwicklung (Inflation). Die Grundlage bildet ein Warenkorb, der Waren und Dienstleistungen beinhaltet, die ein durchschnittliches Verbraucherverhalten repräsentieren. Sparquote: Anteil am verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte, der gespart wird. Realeinkommen: wird um die Preisentwicklung bereinigt und ist ein Indikator für die Kaufkraft des Einkommens. Verfügbares Einkommen privater Haushalte: Summe der regelmäßigen Einkommen aller Mitglieder eines Haushaltes nach Abzug aller direkten Abgaben (zB Lohnsteuer) und Hinzurechnung aller Geldleistungen, die durch den Staat an den Haushalt gehen (zB Arbeitslosengeld). Lohnstückkosten: Hier werden die Arbeitnehmerentgelte dem Bruttoinlandsprodukt gegenübergestellt. WIFO Konjunkturprognose vom Oktober 2021 - Veränderung gegen das Vorjahr in Prozent 2018 2019 2020 2021 2022 Bruttoinlandsprodukt Wirtschaftswachstum Österreich, nominell +4,3 +3,1 – 4,6 +6,6 +7,4 Wirtschaftswachstum Österreich, real +2,5 +1,5 – 6,7 +4,4 +4,8 Wirtschaftswachstum Deutschland, real +1,1 +1,1 – 4,6 +2,7 +5,0 Wirtschaftswachstum EU 27, real +2,1 +1,8 – 5,9 +4,9 +4,7 Wirtschaftswachstum Euro-Raum, real +1,9 +1,5 – 6,3 +4,8 +4,7 Wirtschaftswachstum USA, real +2,9 +2,3 – 3,4 +6,1 +4,0 Stundenproduktivität in der Gesamtwirtschaft +0,5 – 0,1 +2,1 – 1,9 +0,9 Stundenproduktivität in der Herstellung von Waren +1,9 – 0,1 – 0,8 +2,1 +3,0 Private Konsumausgaben, real +1,1 +0,7 – 8,5 +4,5 +6,0 Bruttoanlageinvestitionen, real +4,4 +4,8 – 5,2 +8,2 +4,1 Ausrüstungen +3,4 +5,5 – 6,5 +10,6 +5,3 Bauten +5,6 +4,0 – 3,7 +5,4 +2,6 Bruttowertschöpfung, real Herstellung von Waren einschließlich Bergbau +4,3 +0,6 – 7,0 +8,0 +3,5 Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz +4,2 +2,0 – 4,2 +6,0 +5,0 Warenexporte, fob, real +4,7 +2,7 – 7,8 +12,7 +6,0 Warenimporte, fob, real +4,1 – 0,0 – 6,4 +13,0 +6,0 Leistungsbilanzsaldo Mrd. € 3,49 8,32 7,20 -3,43 -3,11 in % des BIP 0,9 2,1 1,9 -0,8 -0,7 Verbraucherpreise +2,0 +1,5 +1,4 +2,8 +3,0 Arbeitslosenquote Keine Prognose: in % der Erwerbspersonen (laut Eurostat) 4,9 4,5 5,4 Revision der LFS-Methodik in % der unselbständigen Erwerbspersonen 7,7 7,4 9,9 8,2 7,4 Arbeitslosigkeit in 1.000 Personen 312,1 301,3 409,6 337,6 307,6 Unselbständig aktiv Beschäftigte 1 +2,5 +1,6 -2,0 +2,3 +1,9 Bruttoverdienste je ArbeitnehmerIn, nominell + 2,7 +2,9 +2,0 +1,8 +3,1 Realeinkommen je ArbeitnehmerIn Brutto +0,7 +1,4 +0,6 – 1,0 +0,1 Netto +0,2 +1,4 + 1,3 – 1,1 – 0,2 Sparquote exkl. betrieblicher Versorgungsansprüche2 7,0 7,9 13,9 9,8 5,4 Lohnstückkosten, nominell Gesamtwirtschaft +2,4 +2,3 +7,6 – 0,4 +0,4 Herstellung von Waren +1,7 +3,3 +6,2 –5,2 +0,0 Finanzierungssaldo des Staates in % des BIP 3 0,2 0,6 – 8,3 – 6,3 – 1,9 1 ohne Karenz-/KinderbetreuungsgeldbezieherInnen, Präsenzdiener und in der Beschäftigungsstatistik erfasste arbeitslose SchulungsteilnehmerInnen, 2 in Prozent des verfügbaren Einkommens - einschließlich Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche 3 gemäß Maastricht-Definition Branchenreport.2021 │ 22
Aktuelle WIFO-Prognose im Vergleich Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) wird unter anderem von Finanzministerium, Österreichischer Nationalbank und Sozialpartnern finanziert. Die WIFO Prognosen gelten de facto als offizielle Prognosen der Bundesregie- rung. In Vorstand und Kuratorium des WIFO sind auch die Spitzen aller Sozialpartner vertreten. Um Auseinandersetzungen über die bei Verhandlungen zugrunde zu legenden Prognosen zu vermeiden, gilt die WIFO Prognose als Konsens der Sozial- partner über die künftige Entwicklung. Die weiteren Prognosen sind somit eher als Zusatzinformation über alternative Sicht- weisen zur Wirtschaftsentwicklung zu sehen. Die rezenteren Prognosen rechnen mehrheitlich mit kräftigen Konjunkturaufschwung in den Jahren 2021 und Jahr 2022. Mittlerweile sind sich alle Institutionen einig, dass Österreichs Vorkrisenniveau spätestens Ende 2022 erreicht werden wird. Die Unterschiede in den Prognosen sind zum Teil auch unterschiedlichen Prognosezeitpunkten geschuldet, die mit einem unterschiedlichen Wissensstand verbunden sind. Aufgrund steigender Rohstoffpreise (insb. Erdöl, aber auch Eisenerze, Eisen und Stahl, usw.) erwarten sowohl das WIFO als auch das IHS einen Preisauftrieb, der das Inflationsziel der EZB von 2 % im Jahr 2021 und 2022 übersteigt. BIP-Wachstumsprognosen in Österreich (in %, real) Inflationsprognose für Österreich (VPI-Anstieg in %) 2020 2021 2022 2020 2021 2022 WIFO (10/2021) - 6,7 +4,4 +4,8 +1,4 +2,8 +3,0 IHS (06/2021) -6,7 +4,5 +4,5 +1,4 +2,6 +2,3 OeNB (06/2021) -6,7 +3,9 +4,2 EU (05/2021) -6,6 +3,4 +4,3 OECD (05/2021) -6,7 +2,5 +4,1 Quellen: WIFO-Prognose vom 8. Oktober 2021; IHS-Prognose vom 8. Oktober 2021 (vierteljährliche Revision); OeNB: Prognose vom Juni 2021 (halbjährliche Revision); EU: Frühjahrsprognose der Europäischen Kommission vom Mai 2021 (vierteljährliche Revision); OECD: Economic Outlook Nr. 109 vom Mai 2021 (halbjährliche Revision). Zahlen in Klammer stellen jeweils das Lockerungsszenario der Institute dar. Inflation Unter Inflation versteht man eine allgemeine und andauernde Erhöhung des Preisniveaus. Das andauernde Sinken des Preis- niveaus nennt man Deflation. Die Inflationsrate für September 2021 lag laut Statistik Austria bei 3,3% (August 2021: 3,2%). Der Indexstand des Verbrau- cherpreisindex 2020 (VPI 2020) betrug im September 2021 103,5. Gegenüber dem Vormonat August 2021 stieg das durch- schnittliche Preisniveau um 0,5%. Im September 2021 stieg die Teuerung in Österreich mit 3,3% auf den höchsten Wert seit November 2011. Vor allem die im Vorjahr niedrigen Treibstoff- und Energiepreise beeinflussten die Inflation weiterhin stark. Hinzu kamen Preissteigerungen bei Bewirtungsdienstleistungen. Die hohe Veränderungsrate zum Vormonat geht hauptsächlich auf Preissteigerungen bei Bekleidung zurück, deren Preise durch das Eintreffen der Winterware angetrieben wurden. Spezielle Preistreiber, in % Spezielle Preissenker, in % Dieseltreibstoff 23,1 Mobiltelefonie -3,7 Superbenzin 23,9 Nichtärztliche Dienstleistungen -2,7 Flugticket 43,4 Übernachtung im Ausland -8,4 Heizöl extra leicht, Großabnahme 34,1 Wohnungsmiete -0,7 Profilholz 59,1 Mobiltelefongerät -6,7 Quelle: Statistik Austria Branchenreport.2021 │ 23
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