Methodische Verbesserungen im HFCS Austria

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Methodische Verbesserungen im HFCS
Austria
    In dieser Studie werden die methodischen Verbesserungen der zweiten Welle des Household                           Peter Lindner,
    Finance and Consumption Survey (HFCS) Austria vorgestellt und analysiert. Die in der ersten                       Martin Schürz,
    Welle gewonnenen Erfahrungen wurden genutzt, um Optimierungen insbesondere im Bereich                             Jun Chao Zhan1
    des Fragebogens sowie des Stichprobendesigns und der Schulung der Interviewer vorzunehmen.
    Es zeigt sich, dass auf Basis des veränderten Stichprobendesigns die Effizienz der aus dem
    HFCS resultierenden Schätzer erhöht werden kann. Andere Erhebungen können durch das
    Verständnis der im HFCS durchgeführten Adaptierungen profitieren, indem sie die angewen-
    deten Lösungsansätze übernehmen.

Die methodischen Grundlagen des HFCS                        der Ergebnisse wird nach Abschluss
Austria 2010 wurden ausgiebig doku-                         der zweiten Welle des HFCS Austria
mentiert und evaluiert (siehe Albacete                      Anfang 2016 möglich sein. Ebenfalls
et al., 2012). Hilfreich war dabei der                      werden Optimierungen im Bereich der
Vergleich mit den HFCS-Methoden                             multiplen Imputationen erst im weiteren
und -Ergebnissen in anderen Ländern.                        Verlauf der zweiten Welle abgeschlossen
Insbesondere die Zusammenarbeit von                         und sind aus diesem Grund nicht Teil
OeNB und Deutscher Bundesbank beim                          des vorliegenden Beitrags. Im Folgenden
HFCS erwies sich als sehr wichtig, da                       werden die wesentlichen methodischen
Deutschland hinsichtlich seiner institu-                    Verbesserungen dargelegt.
tionellen Struktur, seinen Finanzmarkt-
spezifika und seiner Volkswirtschaft                        1 Der HFCS-Fragebogen
Ähnlichkeiten mit Österreich aufweist                       Der von der EZB vorgegebene Core-
(siehe auch Deutsche Bundesbank, 2013).1                    Fragebogen des HFCS entspricht fast zur
    Über methodische Verbesserungen                         Gänze3 jenem der ersten Welle. Dieser
zu schreiben, bevor noch Ergebnisse des                     harmonisierte Kernfragenbereich ist für
HFCS Austria 2014 vorliegen, verlangt                       alle teilnehmenden Länder des Euro-
einen spezifisch eingeengten Fokus: Im                      raums ident.4 Die Ergebnisse werden
vorliegenden Beitrag wird speziell auf                      daher über beide Erhebungswellen ver-
das Fragebogendesign, das komplexe                          gleichbar sein und es wird möglich sein,
Stichprobendesign und die daraus resul-                     Entwicklungen zu analysieren. Interna-
tierenden Design-Gewichte, die sich aus                     tional unterscheiden sich die Durchfüh-
der Inversen der Ziehungswahrschein-                        rungszeiträume zwar voneinander und
lichkeit eines Haushalts ergeben, sowie                     dürften auch in der dritten Welle des
auf die Interviewer-Schulung fokussiert.                    HFCS 2017 nicht abgeglichen werden
Weitere Verbesserungen wie z. B. im                         können, die Daten zu den Haushalts-
Bereich der Paradaten2 werden lediglich                     finanzen erweisen sich aber als stabil im
kurz zusammengefasst. Eine Analyse                          Zeitablauf.

1
    Oesterreichische Nationalbank, Abteilung für volkswirtschaftliche Analysen, peter.lindner@ oenb.at,
    martin.schuerz@ oenb.at, junchao.zhan@ oenb.at.
2
    Für eine Analyse der Paradaten der ersten Welle des HFCS siehe Albacete und Schürz (2014a, 2014b).
3
    Die zwei umfangreichsten Änderungen bestehen in der Aufnahme von zusätzlichen Fragen zu Konsumausgaben
    (gesamte Konsumausgaben und Erwerb eines Kraftfahrzeugs) und der Trennung von privaten Krediten und anderen
    nicht besicherten Krediten, die in der ersten Welle des HFCS in einer gemeinsamen Schleife erfasst wurden.
4
    Dies bedeutet, dass alle Fragen international akkordiert sind und die Informationen in einer einheitlichen Form
    erfasst werden. Einige Ausnahmen, wie z. B. der Abschnitt zu Erbschaften und Schenkungen, der in Italien nicht
    erfasst wurde, bleiben bestehen.

STATISTIKEN Q4/14                                                                                                                      71
Methodische Verbesserungen im HFCS Austria

                                     Für Österreich werden von der                    beim Fragebogen und der Programmie-
                                 OeNB in der zweiten Welle des HFCS                   rung dargestellt.
                                 neue Non-Core-Informationen erhoben,
                                 die für die Forschung zur Finanzstabilität           1.1 Euro-Schleifen
                                 und Geldpolitik hilfreich sein werden.               Gemäß den Vorgaben des Household
                                 Wie bereits in der ersten Welle ist eine             Finance and Consumption Network
                                 Trennung von in Euro denominierten                   (HFCN) werden im HFCS alle Euro-
                                 Krediten und Fremdwährungskrediten                   Beträge in Form sogenannter Schleifen
                                 auf Basis von zusätzlich erhobenen                   erfasst. Unter einer Euro-Schleife ver-
                                 Informationen möglich. Ebenso werden                 stehen wir eine strukturierte Abfolge von
                                 Informationen zu endfälligen Krediten                Betragsfragen (siehe auch Albacete et al.,
                                 gesammelt. Darüber hinaus werden nun                 2012). Dabei wird zuerst die Angabe
                                 in der zweiten Welle neue Indikatoren                eines exakten Betrags, dann eines frei
                                 erhoben, die Aufschluss über die Ein-                wählbaren Intervalls und daran an-
                                 stellung der Befragten zur Kreditauf-                schließend die Auswahl aus einer Liste
                                 nahme sowie über kreditbeschränkte                   fix vorgegebener Intervalle ermöglicht.
                                 Haushalte und deren Kreditablehnung                  Beträge und individuelle Intervalle
                                 geben. Auch bei den Haushaltsausgaben,               können in jeder beliebigen Währung
                                 die für Stressanalysen der privaten Haus-            angegeben werden. Zum Abschluss der
                                 halte in Österreich notwendig sind (siehe            Euro-Schleife wird die gesamte erfasste
                                 auch Albacete und Lindner, 2013), kam                Information nochmals bestätigt. Eine
                                 es zu Erweiterungen gegenüber der                    detailliertere Darstellung des Ablaufs
                                 ersten Welle. Im Folgenden werden                    befindet sich in Anhang 1. Der ersten
                                 wesentliche methodische Adaptierungen                Welle der HFCS-Erhebung lag noch eine

                                                                                                                                     Tabelle 1

Vorgegebene Intervall-Listen bei der Erfassung von Euro-Beträgen
Bezeichnung      Erste Welle                     Zweite Welle

                 Liste Euro-Intervalle           Liste Euro-Intervalle A     Liste Euro-Intervalle B       Liste Euro-Intervalle C

A                EUR 1 – unter 101               EUR 1 – unter 101           EUR 1 – unter 10.001          EUR 1 – unter 1001
B                EUR 101 – unter 501             EUR 101 – unter 201         EUR 10.001 – unter 50.001     EUR 1.001 – unter 2.501
C                EUR 501 - unter 1.001           EUR 201 - unter 301         EUR 50.001 – unter 75.001     EUR 2.501 – unter 5.001
D                EUR 1.001 – unter 2.501         EUR 301 – unter 401         EUR 75.001 – unter 100.001    EUR 5.001 – unter 7.501
E                EUR 2.501 – unter 5.001         EUR 401 – unter 501         EUR 100.001 – unter 150.001   EUR 7.501 – unter 10.001
F                EUR 5.001 – unter 7.501         EUR 501 – unter 751         EUR 150.001 – unter 200.001   EUR 10.001 – unter 15.001
G                EUR 7.501 – unter 10.001        EUR 751 – unter 1.001       EUR 200.001 – unter 300.001   EUR 15.001 – unter 20.001
H                EUR 10.001 – unter 25.001       EUR 1.001 – unter 1.501     EUR 300.001 – unter 400.001   EUR 20.001 – unter 25.001
I                EUR 25.001 – unter 50.001       EUR 1.501 – unter 2.001     EUR 400.001 – unter 500.001   EUR 25.001 – unter 30.001
J                EUR 50.001 – unter 75.001       EUR 2.001 – unter 3.001     EUR 500.001 – unter 750.001   EUR 30.001 – unter 35.001
K                EUR 75.001 – unter 100.001      EUR 3.001 – unter 5.001     EUR 750.001 - 1 Mio           EUR 35.001 – unter 40.001
L                EUR 100.001 – unter 250.001     EUR 5.001 – unter 7.501     Mehr als 1 Mio – 3 Mio EUR    EUR 40.001 – unter 50.001
M                EUR 250.001 – unter 500.001     EUR 7.501 – unter 10.001    Mehr als 3 Mio – 5 Mio EUR    EUR 50.001 – unter 75.001
N                EUR 500.001 – 1 Mio EUR         EUR 10.001 – unter 25.001   Mehr als 5 Mio – 10 Mio EUR   EUR 75.001 – unter 100.001
O                Mehr als 1 Mio – 5 Mio EUR      EUR 25.001 – unter 50.001   Mehr als 10 Mio EUR           EUR 100.001 – unter 200.001
P                Mehr als 5 Mio – 10 Mio EUR     Mehr als 50.000 EUR                                       EUR 200.001 – unter 300.001
Q                Mehr als 10 Mio – 25 Mio EUR                                                              EUR 300.001 – unter 500.001
R                Mehr als 25 Mio – 50 Mio EUR                                                              EUR 500.001 – 1 Mio
S                Mehr als 50 Mio – 100 Mio EUR                                                             Mehr als 1 Mio EUR
T                Mehr als 100 Mio EUR

Quelle: HFCS Austria, OeNB.

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Methodische Verbesserungen im HFCS Austria

                                                                                                                                               Tabelle 2
einzige Liste fix vorgegebener Inter-
valle zugrunde, dargestellt in Tabelle 1                   Ungewichtete Perzentile einzelner Variablen in der ersten
(Spalte 1). Diese Liste von Intervallen                    Welle des HFCS Austria
lag während des Interviews auch als                        Perzentile       Konsum für                   Derzeitiger Wert       Einkommen aus
Karte vor und wurde von den Intervie-                                       Lebensmittel zuhause1        des HWS2               unselbstständiger
                                                                                                                                Beschäftigung3
wern bei Bedarf den Befragten vorge-
legt, damit diese eine Auswahl daraus                      P10                                   170                   80.000                   6.400
                                                           P20                                   200                  113.000                  11.100
treffen können.                                            P30                                   250                  148.000                  14.400
    Die Erfassung der Euro-Beträge in                      P40                                   300                  169.000                  17.500
dieser ausführlichen Form ist insbeson-                    P50                                   350                  200.000                  20.200
                                                           P60                                   400                  231.000                  24.000
dere für die multiplen Imputationen                        P70                                   450                  275.000                  28.600
im HFCS von großer Bedeutung. Die                          P80                                   500                  342.000                  34.800
Methode wurde nun aufgrund der                             P90                                   600                  485.000                  45.500

Erfahrungen aus der ersten Welle des                       Quelle: HFCS Austria 2010, OeNB.
HFCS weiter verfeinert: So wurden auf                      1
                                                               Gerundet auf die nächsten 10 EUR.
                                                               Gerundet auf die nächsten 1.000 EUR.
Basis der Streuung der Werte5 in der                       2

                                                           3
                                                               Gerundet auf die nächsten 100 EUR.
ersten Welle drei unterschiedliche
Intervall-Listen erstellt, die je nach Inhalt
der Betragsfrage eingesetzt werden                         es werden die relevanten Bereiche nach
können. Die Dreiteilung lässt flexible                     Größenordnungen spezifisch eingeengt.
Intervalle im relevanten Bereich einer                         Waren z. B. in der ersten Welle
Frage zu. Waren in der ersten Welle                        bei der Erfassung des aktuellen HWS-
für die Erfassung des aktuellen Werts                      Wertes in ein und demselben Intervall
einer Immobilie die niedrigen Werte in                     L sowohl Haushalte mit einem Wert
der Liste der fix vorgegebenen Inter-                      unterhalb des 20. Perzentils als auch
valle irrelevant (siehe Tabelle 1, Spalte 1),              Haushalte mit einem Wert über dem
so besaßen für die monatlichen Konsum-                     60. Perzentil zusammengefasst, so kön-
ausgaben die höheren Intervalle keine                      nen in der zweiten Welle die Infor-
Relevanz. Für die zweite Welle des                         mationen hierzu detailgenauer in (ins-
HFCS Austria wurden daher drei Inter-                      gesamt drei) unterschiedlichen Inter-
vall-Listen neu definiert (siehe Tabelle 1,                vallen erfasst werden. Es wird hier nun
Spalten 2 bis 4).                                          die Intervall-Liste B verwendet. Ein
    Anhand der Konsumausgaben für                          ähnliches Bild zeigt sich für die monat-
Lebensmittel, des Wertes des Haupt-                        lichen Konsumausgaben. Intervall B der
wohnsitzes (HWS) zum Zeitpunkt des                         Liste der ersten Welle enthielt sowohl
Interviews und des Einkommens aus                          das erste Dezil (P10) als auch das achte
unselbstständiger Beschäftigung zeigt                      Dezil (P80). Durch die Verwendung
Tabelle 2 beispielhaft die Grundlage                       der Intervall-Liste A in der zweiten
dieser fixen Intervalle. Zur Festlegung                    Welle werden die Angaben erheblich
der Intervall-Listen wurden jedoch                         detaillierter erfasst.
bedeutend mehr Variablen als die in                            Alle Betragsvariablen wurden auf
Tabelle 2 angeführten herangezogen.                        Basis der Ergebnisse der ersten Welle
    Mit diesen fixen Intervallen (Ta-                      des HFCS Austria einer der drei Inter-
belle 1, Spalten 2 bis 4) wird der gesamte                 vall-Listen A, B oder C zugeordnet. Die
Bereich der Betragsfragen abgedeckt und                    Konsumvariablen und die Variablen zu

5
    Für die Berechnung der Perzentile werden keine Gewichte verwendet, da der Fokus auf der Sample-Population und
    nicht auf der Gesamtpopulation in Österreich liegt.

STATISTIKEN Q4/14                                                                                                                                   73
Methodische Verbesserungen im HFCS Austria

                        bestimmten Komponenten des Finanz-                                   1.2 Haushaltsmatrix
                        vermögens mit relativ niedrigen Werten                               Da Verbindlichkeiten und Vermögen
                        – wie z. B. Wert auf dem Girokonto                                   auf Haushalts- und nicht auf Personen-
                        oder Prämie einer Lebensversicherung –                               ebene erhoben werden, ist die präzise
                        werden der Intervall-Liste A zugeordnet;                             Erfassung der Haushaltsstruktur wichtig
                        alle Fragen zu Werten von Immobilien                                 (siehe auch Fessler et al., 2014). Infor-
                        und Unternehmensbeteiligungen fallen                                 mationen wie Personenreferenz (hier
                        in die Intervall-Liste B und alle Ein-                               können die Befragten einen Vornamen,
                        kommensvariablen sowie Variablen der                                 eine Abkürzung des Vornamens oder
                        Verbindlichkeiten und Finanzen mit                                   jedes beliebige Synonym angeben), Alter,
                        ­relativ höheren Werten – wie z. B. das                              Geschlecht und Beziehung zur Referenz-
                         aushaftende Kreditvolumen eines mit                                 person werden nun in einer benutzer-
                         dem HWS besicherten Kredits oder                                    freundlichen Matrix erfasst. In der
                         das Guthaben auf Sparbüchern – in die                               zweiten Welle erfolgt anhand dieser
                         Intervall-Liste C.                                                  Haushaltsmatrix eine schnellere und
                             In der ersten Welle konnte jedoch                               benutzerfreundliche Erfassung der Haus-
                         die nun implementierte Fassung schon                                haltsmitglieder (siehe Abbildung 1).
                         aufgrund der fehlenden Informationen                                     Die Definition eines Haushalts ge-
                         zu den jeweiligen Variablen nicht um-                               mäß HFCS lautet (siehe Albacete et al.,
                         gesetzt werden. Die Verwendung von                                  2012, Seite 64):
                         präziseren Intervall-Listen verbessert                                   „Einen Haushalt bilden allein wohnende
                         insofern vor allem die multiplen Impu-                              Personen bzw. Gruppen von Personen, die
                         tationen, als die daraus resultierende                              gemeinsam wohnen und wirtschaften, d. h.
                         Varianz der mehrfach imputierten Werte                              den Lebensunterhalt gemeinsam bestreiten.
                         und somit die Streuung eines Schätzers                              Dabei gelten Personen, die in einem Ange-
                         verringert werden kann.                                             stelltenverhältnis zu anderen Bewohnern
                                                                                             stehen (z. B. im Haushalt wohnende Haus-
                                                                                             haltsangestellte oder Au-Pairs) oder Perso-

                                                                                                                                Abbildung 1

                         Erfassung der Haushaltsmatrix

                         Quelle: Methodische Dokumentation HFCS Austria 2015. Mimeo, OeNB.

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Methodische Verbesserungen im HFCS Austria

nen ohne familiäre bzw. partnerschaftliche                  eindeutiger Zuordnung – heraus. Ins-
Bindungen zu den anderen Haushaltsmit-                      besondere die Trennung zwischen dem
gliedern (z. B. Untermieter, Mieter, Gäste)                 Hauptwohnsitz und dem landwirtschaft-
als eigenständige Haushalte.“                               lichen Unternehmen erwies sich für die
     Diese Form der Eingabe in eine                         Respondenten als schwierig.
Haushaltsmatrix erleichtert die Ein-                             In der zweiten Welle des HFCS
gabe erheblich und beschleunigt das                         wird darauf mit einer spezifischeren
Prozedere, sodass mehr Zeit für das                         Fragegestaltung und zusätzlichen Hin-
Interview selbst bleibt. Zusätzlich zu                      weisen im Fragebogen für Haushalte
der in Abbildung 1 beispielhaft für                         mit Landwirtschaften eingegangen. Eine
einen 4-Personen-Haushalt (nur teil-                        Landwirtschaft kann von einem Inter-
weise ausgefüllt) dargestellten Erfassung                   viewer, der bei dem Haushalt persön-
der Haushaltsmitglieder werden die er-                      lich vor Ort ist, zweifelsfrei erkannt
fassten Personen nach der Eingabe ge-                       werden6. Vor dem Interview wird durch
listet, nochmals geprüft und bestätigt,                     den Interviewer vermerkt, dass es sich
sodass Fehler bei der Eingabe ausge-                        um einen Haushalt mit einer Landwirt-
schlossen oder wenigstens minimiert                         schaft handelt. In den wenigen Fällen,
werden können. Die Anzahl der Perso-                        bei welchen die Landwirtschaft vom
nen wird bereits zuvor erfasst, wodurch                     Hauptwohnsitz des Respondenten ge-
eine variable und haushaltsspezifische                      trennt ist, ist eine korrekte Beantwor-
Matrix mit einer individuellen Anzahl                       tung der Fragen und Zuordnung durch
von Zeilen im Fragebogen verfügbar                          den Respondenten ohne weitere Hin-
ist. Zusätzlich können nach einer ersten                    weise möglich. Wird eine Landwirt-
Eingabe der Haushaltsmitglieder noch                        schaft identifiziert, werden folgende
weitere Personen in diese Liste aufge-                      Zusatzinformationen erhoben:
nommen bzw. bereits erfasste Personen                       • Ist eine wertmäßige Trennung des
aus der Liste entfernt werden, wenn                            Wohngebäudes von den Betriebsmit-
diese gemäß der im HFCS vorgegebenen                           teln möglich?
Definition nicht zum Haushalt gehören.                      • Falls keine Trennung möglich ist, wie
     Darüber hinaus wird mit weiteren                          hoch ist der Anteil des Wohngebäudes
Fragen sichergestellt, dass lediglich jene                     am Gesamtwert (Wohngebäude und
Personen, die der Haushaltsdefinition                          Betriebsvermögen zusammen)?
des HFCS entsprechen, als Haushalts-                        • Ist in dem Wert des landwirtschaft-
mitglieder im Interview erfasst werden.                        lichen Unternehmens/Betriebs der
                                                               Wert des Wohngebäudes enthalten?
1.3 Erfassung der Haushalte mit                             Mit diesen zusätzlichen Informationen,
    Landwirtschaft                                          die für die Modellierung des Bayesschen
Die Auswertung der Ergebnisse der                           multiplen Imputationsansatzes verwen-
ersten Welle zeigte, dass eine Verbesse-                    det werden können, ist eine Trennung
rung der Erfassung von Haushalten mit                       des betrieblichen Vermögens und des
landwirtschaftlichem Betriebsvermögen                       Wohnvermögens ermöglicht.
notwendig ist. Die Bilanz eines Haus-                            Zusätzlich erhalten alle Haushalte
halts mit einer Landwirtschaft stellte                      mit einer Landwirtschaft an geeigneten
sich als komplex – in Form vieler unter-                    Stellen im Fragebogen weitere Hinweise
schiedlicher Komponenten und deren                          bzw. zusätzliche Informationen zur

6
    Die Einstufung eines Haushalts mit einer aktiven Landwirtschaft durch den Interviewer ist im Allgemeinen leicht.
    Zusätzlich wurden die Interviewer jedoch in Bezug auf die Erkennung geschult.

STATISTIKEN Q4/14                                                                                                                     75
Methodische Verbesserungen im HFCS Austria

                        ­ eantwortung der Fragen. So wird bei
                        B                                                                   schwierig war. Bei diesen Fragen7 wurde
                        der Erfassung des Wertes des Haupt-                                 in der zweiten Welle ein Kommentar-
                        wohnsitzes darauf verwiesen, dass be-                               feld in die Erhebungssoftware aufge-
                        triebliche Vermögenskomponenten der                                 nommen, in dem der Interviewer auf
                        Landwirtschaft nicht an dieser Stelle,                              Anweisung des Befragten zusätzliche
                        sondern erst bei der Erfassung des                                  Informationen in einem freuen Text
                        Betriebsvermögens anzugeben sind.
                        ­                                                                   ­erfassen kann.
                        Ebenso wird bei den weiteren Immo­                                       Abbildung 2 zeigt als Beispiel anhand
                        bilien darauf verwiesen, dass diese,                                 der Frage nach dem Wert des Haupt-
                        ­sofern sie für die eigene landwirtschaft-                           wohnsitzes zum Zeitpunkt der Befra-
                        liche Produktion eines der Haushalts-                                gung am unteren rechten Rand die
                        mitglieder genutzt werden, zum Betriebs-                             Möglichkeit der freien Texteingabe.
                        vermögen gezählt werden müssen. Letzt-                               Diese Kommentare der Respondenten
                        lich wird im Abschnitt der Erfassung der                             sind bereits während der derzeit laufen-
                        Unternehmensbeteiligung explizit dar-                                den Feldphase der zweiten Welle des
                        auf verwiesen, dass eine aktive Landwirt-                            HFCS von großem Nutzen. So können
                        schaft als ein Unternehmen im HFCS                                   oft Schwierigkeiten bei der Beantwor-
                        eingestuft wird, wodurch alle Land-                                  tung einzelner Fragen identifiziert und
                        wirte diese Fragen gestellt bekommen.                                dadurch ­erhobene Informationen bestä-
                                                                                             tigt oder (durch eine Nachrecherche)
                        1.4 Kommentarfelder bei der                                         korrigiert werden.
                             ­Beantwortung bestimmter
                              Fragen                                                        2 Effizienzgewinn durch
                        Die erste Welle des HFCS Austria hat                                   ­verbessertes Stichprobendesign
                        gezeigt, dass die Beantwortung mancher                              Das Verfahren zur Auswahl von Erhe-
                        Fragen des Fragenkatalogs besonders                                 bungseinheiten für das Bruttosample

                                                                                                                                  Abbildung 2

                        Möglichkeit der Erfassung von Kommentaren

                        Quelle: Methodische Dokumentation HFCS Austria 2015. Mimeo, OeNB.

                        7
                            Zusätzlich wurden wenige Fragen in den Pre-Tests zur zweiten Welle des HFCS identifiziert, für welche ein solches
                            Kommentarfeld aufgenommen wurde.

76	                                                                                                 OESTERREICHISCHE NATIONALBANK
Methodische Verbesserungen im HFCS Austria

im HFCS Austria basiert auf einem                         2.1 Stichprobendesign
komplexen Stichprobendesign. Es unter-                    Erste Welle: Die Stichprobenziehung in
scheidet sich von einem ungeschichteten                   der ersten Welle9 basierte auf einem
Zufallsstichprobendesign insofern, als                    stratifizierten zweistufigen Cluster-Stich-
es ex ante gegebene Informationen                         probendesign. Im Rahmen des HFCS
zur Stratifizierung und zum Clustering                    Austria wurde die Stratifizierung auf
in die Stichprobenziehung inkludiert.                     Basis der NUTS-3-Regionen sowie nach
Während in einer ungeschichteten                          Gemeindegrößenklassen durchgeführt.
Zufallsstichprobe jede Erhebungseinheit                   Innerhalb jedes Stratums wurden die
die gleiche Selektionswahrscheinlichkeit                  Primary Sampling Units (PSUs), die im
aufweist, ist dies im Rahmen eines                        HFCS durch die Zählsprengel gegeben
komplexen Zufallsstichprobendesigns                       sind, gezogen. Die Ziehungswahrschein-
nicht der Fall. Gewichte, die Infor-                      lichkeit ist unabhängig von der Größe
mationen zum Stichprobendesign, aber                      einer PSU, d. h. unabhängig von der
auch Unit-Non-Response und Poststra-                      Anzahl der darin enthaltenen Haushalte.
tifikation berücksichtigen,8 werden in                    In der zweiten Stufe wurden wiederum
der Folge bei statistischen Berechnungen                  zufällig zwölf (in Wien acht) Haushalte
angewendet, um die Erwartungstreue                        innerhalb jedes ausgewählten Zähl-
der Schätzer zu gewährleisten. Die Ver-                   sprengels gezogen. Die Bruttostichprobe
wendung von Gewichten impliziert                          in der ersten Welle beinhaltete 170
jedoch immer einen Effizienzverlust des                   Strata, 422 PSUs und 4.436 private
Schätzers. Dies bedeutet eine höhere                      Haushalte in Österreich.
Varianz eines Schätzers aufgrund des                          Zweite Welle: Das implementierte
Stichprobendesigns. Je nach Stichpro-                     Stichprobendesign in der zweiten HFCS-
bendesign kann sich die Effizienz von                     Welle in Österreich unterscheidet sich
Schätzern bei gleichbleibender Erwar-                     von der ersten Welle in der Selektions-
tungstreue stark voneinander unter-                       wahrscheinlichkeit der PSUs sowie in
scheiden. Ziel des Datenproduzenten ist                   der Klassifizierung der Anzahl der zu
es also, eine möglichst geringe Erhöhung                  ziehenden Haushalte in einer PSU.
der Varianz aufgrund des Stichproben-                     Während in der ersten Welle die Wahr-
designs und unter Berücksichtigung                        scheinlichkeit, mit der die PSUs inner-
einer kosteneffizienten Durchführung                      halb jedes Stratums gezogen wurden,
der Erhebung zu erreichen. Im folgen-                     konstant war, ist diese Selektionswahr-
den Abschnitt werden zunächst die                         scheinlichkeit in der zweiten Welle
zwei Stichprobendesigns der ersten und                    proportional zur Größe der PSUs,
der zweiten Welle gegenübergestellt.                      gemessen an der Anzahl von Haus-
Anschließend werden die daraus resul-                     halten innerhalb einer PSU. Die pro-
tierenden Design-Gewichte der beiden                      portionale Ziehungswahrscheinlichkeit
Wellen verglichen. In einem dritten                       der PSUs verringert die Varianz der
Schritt wird der Effizienzgewinn durch                    Design-Gewichte und führt somit zu
das verbesserte Stichprobendesign in                      effizienteren Schätzern im HFCS. Erste
der zweiten HFCS-Welle in Österreich                      Indikatoren zur Steigerung der Effi-
mittels des von Kish (1995) vorgeschla-                   zienz können bereits vor Ende der Feld-
genen Design-Effekts demonstriert.                        phase auf Basis der Design-Gewichte

8
    Für eine detaillierte Beschreibung der Erstellung der finalen Haushaltsgewichte in der ersten Welle des HFCS
    Austria siehe Kapitel 7, Albacete et al. (2012).
9
    Für eine detaillierte Beschreibung siehe auch Kapitel 6 in Albacete et al. (2012).

STATISTIKEN Q4/14                                                                                                                  77
Methodische Verbesserungen im HFCS Austria

                                      berechnet werden. Des Weiteren wur-                               Entfall der ersten Stufe des Stichproben-
                                      den in allen Strata der beiden höchsten                           verfahrens erarbeitet und ein Test-
                                      Gemeindegrößenklassen, d. h. in jenen                             Sample gezogen. Dies bedeutet, dass
                                      Strata, die Gemeinden10 mit mehr als                              das Design ohne eine Ziehung von Zähl-
                                      50.000 Haushalten enthalten, acht statt                           sprengeln als PSUs ausgekommen wäre
                                      der vormaligen zwölf Haushalte gezo-                              und die Haushalte selbst die PSU
                                      gen. Die Bruttostichprobe der zweiten                             gebildet hätten. Eine Sekundäreinheit
                                      Welle des HFCS Austria umfasst 185                                (Secondary Sampling Unit, SSU) wäre
                                      Strata, 619 PSUs und 6.308 private                                damit obsolet geworden. Auch diese
                                      Haushalte.                                                        Idee würde bei adäquatem Design zu
                                          Zudem wurde als zusätzliche Ver-                              einer Reduktion der Varianz der
                                      änderung des Stichprobendesigns der                               Gewichte und einer dadurch einher-
                                                                                                        gehenden Steigerung der Effizienz der
                                                                                             Grafik 1
                                                                                                        Schätzer führen. Diese potenzielle Ver-
Verteilung der Design-Gewichte                                                                          besserung hätte aber sehr hohe Kosten
Dichte                                                                                                  für den Mehraufwand durch die erheb-
0,006
                                                                                                        lich weiteren Fahrtstrecken zwischen
0,005                                                                                                   den Haushalten verursacht. Auch auf-
0,004
                                                                                                        grund der daraus entstehenden Belastung
                                                                                                        für die Interviewer hätten sich negative
0,003
                                                                                                        Auswirkungen auf deren Motivation
0,002                                                                                                   ergeben. Daher wurde auf diese poten-
0,001                                                                                                   zielle Verbesserung verzichtet.
0,000
         0                    1000                   2000                   3000               4000     2.2 Vergleich der Design-Gewichte
         Gewicht
             Erste Welle             Zweite Welle
                                                                                                        Design-Gewichte tragen dazu bei, Ver-
Quelle: HFCS Austria, OeNB.
                                                                                                        zerrungen infolge der ungleichen Selek-
Anmerkung: Kernel-Density-Schätzung (Kernel = epanechnikov, Bandbreite = 64.7934).
                                                                                                        tionswahrscheinlichkeit zu bereinigen.
                                                                                                        Diese Design-Gewichte11 werden als
                                                                                            Tabelle 3
                                                                                                        die Inverse der Selektionswahrschein-
                                                                                                        lichkeit der Haushalte berechnet. Das
                                      Desikriptive Statistiken zu den                                   Design-Gewicht gibt an, wie viele
                                      Gewichten                                                         Haushalte der Gesamtpopulation von
                                      Statistik                     Erste Welle      Zweite Welle       einem Haushalt der Stichprobe reprä-
                                                                                                        sentiert werden.
                                      Minimum                                  61              369
                                      Maximum                               3.271            1.183          Grafik 1 und Tabelle 3 illustrieren
                                      Mittelwert                              884              642      die Verteilung der Design-Gewichte in
                                      Median                                  857              553      der ersten und zweiten HFCS-Welle in
                                      Standardabweichung                      434              177
                                      Beobachtungen                         4.436            6.308      Österreich. Infolge der Verbesserungen
                                                                                                        im Stichprobendesign konnte die Streu-
                                      Quelle: HFCS Austria, OeNB.
                                      Anmerkung: Gerundet auf ganze Zahlen.
                                                                                                        ung der Design-Gewichte erheblich
                                                                                                        verringert werden. So fiel die Standard-
                                      10
                                           Die Gemeinden sind Wien, St. Pölten, Graz, Klagenfurt, Villach, Linz, Wels, Salzburg und Innsbruck.
                                      11
                                           Wie in Kapitel 7 in Albacete et al. (2012) dokumentiert, kommt es in der ersten Welle wegen Fehlern in der
                                           Auswahlpopulation dazu, dass die Design-Gewichte von unzulässigen bzw. doppelt erfassten Haushalten auf null
                                           gesetzt wurden. Da diese Bearbeitung der Design-Gewichte während der derzeit laufenden Feldphase der zweiten
                                           Welle nicht abschließend durchgeführt werden kann, werden die Design-Gewichte von der Phase vor diesem
                                           Arbeitsschritt verwendet.

78                                                                                                              OESTERREICHISCHE NATIONALBANK
Methodische Verbesserungen im HFCS Austria

abweichung von rund 430 in der ersten                         Varianz eines Schätzers durch das kom-
Welle auf unter 180 in der zweiten                            plexe Stichprobendesign gegenüber dem
Welle.                                                        SRS verändert. Der Design-Effekt für
    Zusätzlich wird ersichtlich, dass die                     einen Schätzer θθ̂ˆ ist also in allgemeiner
Verteilung der Design-Gewichte in der                         Form gegeben durch:
zweiten Welle eine wesentlich konzen-
triertere Form als jene der ersten Welle                                                 var (θˆ )Complex
                                                                            d (θˆ ) =
                                                                              2

aufweist (siehe Grafik 1). So sind in der                                                 var (θˆ )
                                                                                                  SRS
zweiten Welle 95 % der Design-Ge-
wichte im Bereich zwischen 460 und                            Alle Faktoren (Stratifizierung, Clustering
966, wohingegen 95 % der Design-Ge-                           und ungleiche Gewichte) beeinflussen
wichte in der ersten Welle zwischen                           die Varianz auf eine nichtlineare Weise,
298 und 1.560 lagen und sich etwa                             sodass die Varianz des Mittelwertschät-
25 % der Dichtemasse zwischen 1.000                           zers aus dem komplexen Stichproben-
und dem Maximalwert von rund 3.270                            design eine komplexe Struktur aufweist.
befinden.                                                     Kalton et al. (2005) zeigen, dass sich
                                                              unter drei restriktiven Annahmen12 der
2.3 Design-Effekt                                             Design-Effekt der Design-Gewichte für
Relativ zum ungeschichteten Zufallsstich-                     den Schätzer eines Mittelwerts einer
probendesign (Simple Random Sampling,                         Variable y auf den folgenden Term
SRS) beeinflusst der Einsatz von Strati-                      reduzieren lässt, wobei w die Design-
fizierung, Clustering und Gewichtung                          Gewichte darstellt:
die Größe der Varianz eines Schätzers.
Während eine adäquate Stratifizierung                                             d 2 ( y) = 1+ cv 2 (w)
der Population die Präzision eines Schät-
                                                                                              var(w)
zers in der Regel verbessert, vergrößert                            wobei cv 2 (w) =
sich die Varianz des Schätzers durch den                                                        w2
Einsatz von Clustering und ungleichen                         Für jede beliebige Variable im HFCS,
Gewichten (siehe auch Kapitel 2 in                            welche die Annahmen von Kalton et al.
Heeringa et al., 2010).                                       (2005) erfüllt, kann der Design-Effekt,
    Der Design-Effekt nach Kish (1995)                        der auf die Design-Gewichte zurück-
setzt die Varianz eines Schätzers, resul-                     zuführen ist, für den Schätzer des
tierend aus einem komplexen Stich-                            Mittelwerts bereits vor Ende der Feld-
probendesign (Complex), in Relation zur                       phase – da unabhängig von den Aus-
Varianz desselben Schätzers von einem                         prägungen der Variable y – berechnet
SRS. Er veranschaulicht somit anhand                          werden. Tabelle 4 zeigt diese Design-
eines Faktors, um wie viel sich die                           Effekte für die erste und die zweite
                                                  Tabelle 4
                                                              Welle des HFCS Austria.
                                                                  Wie Tabelle 3 anhand der Standard-
Designeffekt der Design-Gewichte                              abweichung zeigt, kann eine erhebliche
                       Designeffekt                           Reduktion der Varianz, die auf das Stich-
Erste Welle                   1,24
                                                              probenverfahren zurückzuführen ist,
Zweite Welle                  1,04                            verzeichnet werden. Gegenüber der ers-
                                                              ten Welle, in der der Design-Effekt aus
Quelle: HFCS Austria, OeNB.
                                                              dem Stichprobensdesign einer Erhö-

12
     Die drei Annahmen sind, dass Varianz innerhalb eines Stratums über Strata konstant ist, die Mittelwerte in einem
     Strata über alle Strata ungefähr gleich sind und die Gewichte mit der betreffenden Variable nicht korreliert sind.

STATISTIKEN Q4/14                                                                                                                            79
Methodische Verbesserungen im HFCS Austria

                        hung der Varianz um 24 % entspricht,                             4 Weitere Aspekte
                        zeigt sich in der zweiten Welle eine                             Eine Vielzahl von weiteren Aspekten
                        erhebliche Verringerung, sodass die                              der Datenerhebung wird auf Basis der
                        Varianz eines Mittelwertschätzers, der                           Erfahrungen der ersten Welle verbessert.
                        die Annahmen in Kalton et al. (2005)                             So stellen sich z. B. die Grundlagen im
                        erfüllt, in der zweiten Welle des HFCS                           Bereich der Ex-post-Analysen und Kon-
                        nur um etwa 4 % höher liegt als ein                              sistenzprüfungen sowie der Editierungs-
                        Mittelwertschätzer aus dem SRS.                                  maßnahmen aus der ersten Welle als
                                                                                         hilfreich dar. Aus Platzgründen können
                        3 Interviewer-Schulung                                           nicht alle Fortschritte14 im Detail dar-
                        Die Interviewer-Schulung stellt einen                            gestellt werden; es werden lediglich
                        wesentlichen Aspekt der Erhebung des                             zwei weitere Veränderungen skizziert.
                        HFCS Austria dar. In komprimierter
                        Form werden die Interviewer in einem                             4.1 Paradaten
                        eintägigen interaktiven Workshop über                            Paradaten werden insbesondere für die
                        die Inhalte des Fragebogens, die thema-                          Korrektur für die Nichtteilnahme ein-
                        tischen Schwerpunkte und alle anderen                            zelner Haushalte (Non-Response-Adjust-
                        wesentlichen Aspekte der Arbeit als                              ment) verwendet. Sie sind somit für eine
                        Interviewer für den HFCS informiert.                             korrekte Erstellung der finalen Haus-
                        Darüber hinaus stehen den Interviewern                           haltsgewichte unerlässlich. Das Parada-
                        eine Reihe von Unterlagen (wie z. B.                             tenset des HFCS Austria 2010 war
                        Informationsfolder, Einladungsschrei-                            zwar umfangreich, konnte jedoch auf
                        ben, Interviewer-Handbuch, Glossar                               Basis internationaler Weiterentwick-
                        usw.)13 zur Verfügung. Nur umfassend                             lungen erweitert und damit verbessert
                        informierte und hoch motivierte Inter-                           werden. Zusätzlich zu den von der EZB
                        viewer erzielen jene Interviewqualität,                          vorgegebenen und in der ersten Welle
                        die für Forschung zu Haushaltsfinanzen                           erhobenen Paradaten werden nun fol-
                        notwendig ist. Bei der Durchführung                              gende weitere Informationen erhoben:
                        der zweiten Welle stellt sich eine be-                           • Grund der Verweigerung von Haus-
                        sondere Herausforderung. Die Ergeb-                                halten, die eine Teilnahme ablehnen
                        nisse der ersten Welle wurden in                                 • Umfang von beschmierten Hauswän-
                        Österreich medial breit rezipiert. Der                             den (Graffiti), zerstörtes Eigentum
                        Notenbankfokus der Erhebung auf                                    oder Vandalismus in der unmittel-
                        Geldpolitik und Finanzmarktstabilität                              baren Umgebung
                        wurde in der Öffentlichkeit weniger                              • Geschlecht und Alterskategorie der
                        stark beachtet als mögliche gesellschafts-                         kontaktierten Person
                        politische Implikationen der Fakten zur                          Mit diesen zusätzlichen Informationen
                        Vermögensverteilung. Dieser öffent-                              lassen sich Einschätzungen über die
                        liche Diskurs beeinflusst seinerseits die                        Umgebung des Respondenten sowie
                        Antwortbereitschaft. Besonders wich-                             über unterschiedliches Antwortverhal-
                        tig erweist sich das Verdeutlichen der                           ten von verschiedenen Personengruppen
                        strikten Anonymität, des Datenschut-                             treffen. Es wird erwartet, dass dadurch
                        zes und der wissenschaftlichen Ziel-                             die Korrektur für nicht teilnehmende
                        setzung.                                                         Haushalte verbessert wird.

                        13
                             Siehe Kapitel 3 in Albacete et al. (2012) für eine detaillierte Beschreibung der Unterlagen.
                        14
                             Auch für die zweite Welle des HFCS Austria wird vorraussichtlich eine Dokumentation der Methodik veröffentlicht werden.

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Methodische Verbesserungen im HFCS Austria

    Zusätzlich wurden Zeitstempel in      tionen zum Verlauf der Datenerhebung
die digitale Version des Fragebogens      während der Feldphase vorhanden.
aufgenommen, um für die Evaluierung
der zweiten Welle detailliertere Analy-   5 Schlussfolgerungen
sen zum zeitlichen Ablauf eines Inter-    Die zweite Welle des HFCS Austria
views zu ermöglichen. So wird nun nach    kann konzeptuell auf der erfolgreichen
Abschluss jedes Fragekapitels die dafür   Durchführung des HFCS Austria 2010
aufgewandte Zeit notiert.                 aufbauen. Manche Aspekte der Erhe-
                                          bung mussten verfeinert werden. Die
4.2 Datenlieferungen                      Schulung der Interviewer wurde stär-
Laufende Datenlieferungen während         ker praxisorientiert ausgerichtet. Die
der Feldphase inklusive der darauf        Übermittlung der Datensätze erfolgt
basierenden Konsistenzanalysen und        nun höherfrequent. Dies erlaubt ein
Nachrecherchen stellen einen entschei-    rasches Feedback an den Interviewer.
denden Teil des Qualitätsmanagements      Wenn Interviewer Probleme mit be-
im HFCS dar. Zum einen kommt eine         stimmten Abschnitten des Fragebogens
noch größere Anzahl von Konsistenz-       haben, so kann dies in der Einzel-
prüfungen zur Anwendung, zum ande-        prüfung leicht erkannt und relativ rasch
ren wurde das Management der Daten-       behoben werden.
lieferungen und -überprüfungen verbes-        Die Erfassung der Landwirte stellte
sert. So werden in der zweiten Welle      in der ersten Welle des HFCS vor allem
die erhobenen Daten in kürzeren Zeit-     wegen der Trennung der Wohnimmo-
abschnitten vom Auftragnehmer über-       bilie von den Betriebsbestandteilen eine
mittelt. Dadurch können Schwierigkei-     Herausforderung dar. Dies konnte an-
ten zeitnah identifiziert und umgehend    hand der Verbesserungen im Frage-
Nachrecherchen durchgeführt werden.       bogendesign weiterentwickelt werden.
Darüber hinaus wurden Dokumentation           Auch im komplexen Stichproben-
und Ablauf der Rückmeldungen und          design konnten Verbesserungen vor
Nachrecherchen strukturell überarbei-     allem für die zu erwartende Varianz
tet, um eine reibungslose und rasche      der aus dem HFCS resultierenden
Durchführung sicherzustellen. Somit       Schätzer implementiert werden. Nach
sind zusätzlich zu den Flags, die die     der zweiten Welle des HFCS Austria ist
Entstehung jeder einzelnen Beobachtung    vorgesehen, die verwendeten Methoden
dokumentieren, detailliertere Informa-    neuerlich zu evaluieren.

STATISTIKEN Q4/14                                                                                        81
Methodische Verbesserungen im HFCS Austria

                        Literaturverzeichnis
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Methodische Verbesserungen im HFCS Austria

Anhang 1: Detaillierte                       passende Währung; danach wird die
Beschreibung einer Euro-Schleife             gesamte Erfassung von Ober- und
„Im ersten Schritt werden die Befragten      Untergrenzen samt Währungsangabe
nach den exakten Beträgen gefragt („Wie      bestätigt.
viel …“ bzw. „Wie hoch …“). Ist dieser           Wenn der Befragte auch bei der
Betrag bekannt, kann die befragte            individuellen Intervallsabfrage keine
Person frei eine Währung wählen. Nach        Antwort geben kann („Weiß nicht“)
Angabe der Währung wird der genannte         oder nicht will („Keine Angabe“), ist
Betrag samt Währungsangabe bestätigt.        es ihm möglich, aus einer Liste ein
(„Sie haben angegeben, dass der Betrag       Intervall zu wählen. Diese vorgegebenen
bei … [Währungsangabe] liegt. Ist das        Intervalle lassen außer der Eingabe in
richtig?“)                                   Euro keine andere Währungsangabe
    Wird kein exakter Betrag angege-         zu. Der Befragte kommt nach der Wahl
ben, kann der Befragte eine Bandbreite       eines Intervalls direkt zur Bestätigungs-
wählen, innerhalb welcher dieser Betrag      frage. Allen Fragen, bei denen nach
liegt. („Können Sie mir ein Intervall, das   Beträgen gefragt wird, liegt die gleiche
heißt eine Ober- und eine Untergrenze        Liste vorgegebener Intervalle zugrunde.
angeben, in dem der Betrag liegt?“)          Verweigert ein Befragter auch die
Dabei kann es sich auch um eine nach         Angabe eines fixen Intervalls, wird die
unten oder oben offene Bandbreite            Betragsfrage als nicht beantwortet
handeln (z. B. „höchstens ... EUR“ oder      („Weiß nicht“ oder „Keine Angabe“)
„mindestens … ATS“). Wird eine Ober-         abgeschlossen. Die Intervallangaben sind
und/oder Untergrenze angegeben,              insbesondere für die multiplen Imputa-
wird im Interview, analog zur Befra-         tionen (siehe Kapitel 5) von großer
gung nach den Beträgen, weiter ver-          Bedeutung.“ (Seite 18, Albacete et al.,
fahren: Der Befragte wählt zuerst die        2012)

STATISTIKEN Q4/14                                                                                            83
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