BRANCHENREPORT BRANCHENREPORT - Reisebüros 2018 - Arbeiterkammer Wien
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Kontakt: Abteilung Betriebswirtschaft, AK Wien, +43 1 501 65 DW 12650 Bei Verwendung von Textteilen wird um Quellenangabe und Zusendung Eines Belegexemplares an die AK Wien, Abteilung Betriebswirtschaft, ersucht. Impressum Medieninhaber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, Prinz Eugen Straße 20-22, 1040 Wien, Telefon: (01) 501 65 0 Offenlegung gem. § 25 MedienG: siehe wien.arbeiterkammer.at/impressum Zulassungsnummer: AK Wien 02Z34648 M AuftraggeberInnen: AK Wien, Betriebswirtschaft AutorInnen: Mag Christina Wieser Christina.Wieser@akwien.at +43 1 50165 12293 Bilanzdatenbank: Elisabeth Lugger, Kristina Mijatovic-Simon Beiträge: Kai Biehl, Michael Ertl, Markus Marterbauer, Reinhold Russinger Foto: Rido - Fotolia Grafik Umschlag und Druck: AK Wien Verlags- und Herstellungsort: Wien © 2018 bei AK Wien Stand Oktober 2018 Im Auftrag der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien Branchenreport.2018 │ 2
INHALT 1 Kurzfassung ............................................................................................................... 4 Bilanzkennzahlenvergleich............................................................................................................................................. 6 2 Branchensample ........................................................................................................ 7 3 AK Branchenmonitor ................................................................................................. 8 Umsatzerlöse, Betriebsleistung ..................................................................................................................................... 8 Jahresüberschuss und EBIT ............................................................................................................................................ 9 Aufwandsstruktur ........................................................................................................................................................ 11 Gewinnausschüttungen und Dividenden ..................................................................................................................... 12 Eigenkapital ................................................................................................................................................................. 13 Eigenkapitalrentabilität................................................................................................................................................ 13 Cash Flow ..................................................................................................................................................................... 14 Beschäftigte ................................................................................................................................................................. 15 Personalaufwand ......................................................................................................................................................... 15 Pro Beschäftigten Kennzahlen ..................................................................................................................................... 15 4 Wirtschaftslage Österreichs ..................................................................................... 17 WIFO-Prognose Oktober 2018 für Österreich.............................................................................................................. 17 Aktuelle WIFO-Prognose im Vergleich ......................................................................................................................... 20 Preise ........................................................................................................................................................................... 20 Arbeitsmarkt ................................................................................................................................................................ 21 Branchenreport.2018 │ 3
1 KURZFASSUNG Aktuelle Wirtschaftslage Österreichs Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) prognostiziert ein kräftiges Wirtschaftswachstum von real +3,0 % für das Jahr 2018. Der Aufschwung ist geprägt von steigenden Exporten, insbesondere an die dynamisch wachsenden ostmitteleuropäischen Handelspartner, markantem Produktionswachstum in der Industrie, regen Erweiterungsinvestitionen und stetiger Auswei- tung der privaten Konsumausgaben. Nach drei Jahren des Konjunkturaufschwungs wird für 2019 aufgrund verschiedener Vorlaufindikatoren eine Abflachung des Wachstums erwartet (+2,0 %), welches aber immer noch deutlich höher wäre als in den meisten Jahren nach der Krise. Positiver Trend: Die Renaissance der Reisebüros Der Österreichische Reiseverband hat im Herbst 2018 eine Erhebung veröffentlicht, die besagt, dass Urlaub wieder zuneh- mend im Reisebüro und bei Reiseveranstaltern gebucht wird. Gründe des Comebacks der Reisebüros dürften ein für viele unübersichtliches Angebot im Internet und Krisen bei mehreren Airlines sein. Am Ferienprogramm standen daher im letzten Jahr wieder verstärkt Pauschalreisen sowie Heimaturlaub in Österreich. Die persönliche Beratung ist bei der Reiseplanung wieder gefragt: „Es ist tatsächlich so, die Österreicher gehen mehr und mehr in das Reisebüro und buchen beim Reiseveran- stalter,“ kommentiert der Präsident des Österreichischen Reiseverbandes Josef Peterleithner den jüngsten Trend.1 Der Vor- stand des Verkehrsbüro, Martin Winkler, spricht bezogen auf das Jahr 2017 sogar von einem „Rekordjahr beim Reisebüroge- schäft“2 – das Konzept der klassischen Beratung sei nicht todgeweiht wie Amazon, die traditionelle Geschäfte aufkaufen, so Winkler. Die ÖsterreicherInnen buchen mehr, früher – und sie wollen dabei das „Rundum-Sorglos-Paket“ aus dem Reisebüro zusammengestellt bekommen, statt sich mühsam durch das Internet zu klicken. Reisebüromarkt entwickelt sich wieder positiv Im Jahr 2017 unternahmen 5,7 Mio. in Österreich wohnhafte Personen zumindest eine Urlaubsreise im In- oder ins Ausland. Bei den Haupturlaubsreisen, insbesondere ins Ausland, nahmen 28 % die Dienste des Reisebüros in Anspruch.3 Zuletzt erwei- terten etliche Unternehmen der Reisebürobranche die Anzahl ihrer Standorte, weitere kauften Unternehmen auf. Und so gab es selten eine höhere Dichte an Reisebüros als heute: Ein Reisebüro in Österreich versorgt im Jahr 2017 3.200 Einwohne- rInnen. Die Reisebürobranche in Österreich ist durch sehr viele Kleinunternehmen geprägt, es dominieren Betriebe mit ein bis neun Beschäftigte. Mit Stichtag 31.12.2017 üben laut Statistik der Wirtschaftskammer 2.669 Betriebe das Reisebüroge- werbe aus, 2.149 davon verfügen über eine unbeschränkte Reisebüroberechtigung. Rund 730 Reisebüros treten als Reisever- anstalter auf. Die Branche erzielt im Geschäftsjahr 2017 Umsatzerlöse von rund 4,3 Mrd. Euro.4 AK Branchenanalyse: Wirtschaftliche Entwicklung der Reisebüros 2015-2017 Vor dem Hintergrund der erfreulichen Entwicklung der Branche und der positiven Konjunktur in Österreich gibt die vorlie- gende Untersuchung einen Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung der großen und mittelgroßen Reisebüros Öster- reichs in den Jahren 2015 bis 20175. Zu beachten ist, dass das Segment zu 80 %6 von Kleinunternehmen dominiert ist, die tendenziell nicht dazu verpflichtet sind, ihre Jahresabschlüsse im Firmenbuch offenzulegen. Die AK-Analyse kann jedoch nur auf veröffentlichte Daten von Kapitalgesellschaften zurückgreifen. Für die vorliegende Erhebung wurden demnach insgesamt neun Kapitalgesellschaften einbezogen, deren Jahresabschlüsse für den Betrachtungszeitraum vergleichbare Daten aufwei- sen und die den Jahresabschluss 2017 bis Oktober 2018 im Firmenbuch veröffentlicht haben: AX Travel Management GmbH, 1 Quelle: ORF (14.10.2018): Reisebüros wieder gefragter unter: https://orf.at/stories/3062241/ (Zugriff am 24.10.2018) 2 Quelle: Die Presse (30.11.2017): „Das Reisebüro ist nicht tot“ unter: https://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/5330755/Das-Rei- sebuero-ist-nicht-tot (Zugriff am 23.10.2018) 3 Quelle: Österreichischer Reiseverband (2018): Fakten und Zahlen des österreichischen Reisemarkts 2017, S. 2f 4 Quelle: WKO – Daten zu Reisebüros unter: https://www.wko.at/branchen/tourismus-freizeitwirtschaft/reisebueros/Statistiken-Reisebu- erogewerbe.html (Zugriff am 23.10.2018) 5 Das Unternehmen TUI Österreich GmbH (Umsatzerlöse 2017: 11,4 Mio. Euro) wurde in diesem Sample nicht berücksichtigt, da die Gesell- schaft im Jahr 2016 einen Verkauf des Teilbetriebs Reiseveranstalter TUI Österreich und Gulet an TUI Deutschland vorgenommen hat, durch den das Unternehmen künftig nur mehr als General Sales Agent den Österreich-Markt für Deutschland bearbeitet. 6 Quelle: Österreichischer Reiseverband (2018): Fakten und Zahlen des österreichischen Reisemarkts 2017, S. 15 Branchenreport.2018 │ 4
Eurotours GmbH, Moser Reisen GmbH, Reisebüro Kuoni GmbH, Reisewelt GmbH, Thomas Cook Austria AG, TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH, Verkehrsbüro Business Travel GmbH und Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH. 2017: Kräftiges Umsatzzuwachs (+9,9 %) auf 1,2 Mrd. Euro Der AK-Branchenreport errechnet im Jahr 2017 für die – gemessen an Umsatz und Beschäftigten wichtigsten – Reisebüros Österreichs einen Gesamtumsatz von 1,2 Mrd. Euro, das ist ein kräftiger Anstieg um +9,9 % im Vergleich zu 2016: Alle analy- sierten Gesellschaften konnten Umsatzsteigerungen erzielen. Im untersuchten Sample wird die Umsatzentwicklung maßgeb- lich von zwei Branchengrößen beeinflusst, die zusammen fast die Hälfte des Umsatzes ausmachen: Verkehrsbüro-Ruefa Rei- sen GmbH und Eurotours GmbH, beide konnten ihre Position ausbauen und den Umsatz weiter steigern. Jahresüberschuss steigt deutlich (+42,2 %), Gewinnquote erhöht sich Neben dem Umsatz hat sich auch der Jahresüberschuss (= Gewinn) der Branche signifikant verbessert und erreicht insgesamt rd. 13 Mio. Euro (+42,2 %): Bis auf die Eurotours GmbH (Ursache: IT-Investitionen) und AX Travel Management GmbH (Ursa- che: wachsendes Online-Geschäft, rückläufige Gebühren) ist es den übrigen sieben Reisebüros gelungen, zum einen wieder Gewinne zu erzielen bzw. sich weiter zu steigern. Den Gewinn verdoppeln konnte beispielsweise die Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH. Auch gemessen an der Betriebsleistung hat sich der Gewinn der Branche verbessert und liegt im Schnitt bei 1,1 % (Handel: 2,0 %). Überdurchschnittlich gut schneiden die Reisebüros Moser Reisen GmbH (4,8 %), Reisebüro Kuoni (2,0 %) und Eurotours GmbH (1,8 %) ab. Ausgezeichnete Entwicklung im operativen Ergebnis, EBIT-Quote verbessert sich weiter Neben dem Gewinn ist vor allem die Entwicklung des operativen Ergebnisses bzw. des ordentlichen Betriebserfolgs (EBIT) für die Beurteilung der Ertragslage relevant: Die analysierten Reisebüros erzielten im Jahr 2017 ein ordentliches Ergebnis von 14,9 Mio. Euro, das ist ein Anstieg um rd. zwei Drittel zu 2016. Gut entwickelt hat sich zudem die EBIT-Quote (EBIT gemessen an der Betriebsleistung) der untersuchten Reisebüros, sie erreicht mit 1,2 % (Handel: 1,8 %) den besten Wert im Drei-Jahres- Vergleich. Trotz hoher Ausschüttungen sind Steigerungen bei Eigenkapitalquoten zu verzeichnen Obwohl hohe Ausschüttungen (Volumen: 9,6 Mio. Euro, Ausschüttungsquote: 73,4 %) getätigt wurden, hat sich die durch- schnittliche Eigenkapitalquote etwas erhöht und liegt im Jahr 2017 im Schnitt bei ganz guten 17,3 % (2016: 16,9 %). Am besten schneidet die TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH (70,2 %) ab, mit einer vergleichsweise geringen Eigenkapital- quote von 7,9 % muss hingegen Verkehrsbüro Ruefa-Reisen GmbH auskommen. Negatives Eigenkapital weist kein einziges der untersuchten Unternehmen auf. Sinkende Beschäftigtenzahlen, Personalaufwandstangente geht zurück Die im vorliegenden Benchmark untersuchten Reisebüros beschäftigen im Jahr 2017 1.432 MitarbeiterInnen, das ist ein leich- ter Rückgang um -1,4 % bzw. -20 Beschäftigte im Vergleich zu 2017. Den größten Personalabbau hat es bei Verkehrsbüro Ruefa Reisen GmbH (-6,8 % bzw. 41 Personen) gegeben. Mehr MitarbeiterInnen im Vergleich zum Vorjahr weist hingegen die Eurotours GmbH auf und zwar gab es eine erfreuliche Steigerung um 6,0 % bzw. 18 Beschäftigte. Die durchschnittliche Per- sonalaufwandstangente der untersuchten Reisebüros d.h. der ordentliche Personalaufwand gemessen an der Betriebsleis- tung liegt – bei rückläufiger Tendenz – im Schnitt bei 5,0 %. Die Bandbreite reicht von 2,1 % bei Thomas Cook Austria AG bis zu 9,4 % bei Moser Reisen GmbH. Branchenreport.2018 │ 5
Bilanzkennzahlenvergleich Bilanzkennzahlenvergleich Branche 2015 2016 2017 Ertragslage Reisebüros 0,8 0,8 1,1 Jahresüberschuss in % Betriebsleistung1 Handel 1,8 2,0 2,0 Reisebüros 0,9 0,8 1,2 EBIT-Quote in % der Betriebsleistung2 Handel 1,6 1,6 1,8 Investitionen Reisebüros 0,2 0,2 0,1 Sachinvestitionen in % Betriebsleistung Handel 1,6 1,8 1,6 Reisebüros 73,4 89,0 54,3 Investitionsneigung in % Handel 134,0 153,0 146,0 Finanzielle Stabilität Reisebüros 19,2 16,9 17,3 Eigenkapitalquote in % Handel 29,8 30,2 30,4 Reisebüros 0,8 1,1 1,3 Cash Flow-Quote in % 3 Handel 2,7 2,8 2,5 Reisebüros 7,7 8,1 6,1 Fiktive Verschuldungsdauer in Jahren Handel 6,8 6,6 7,4 Personal und Wertschöpfung Reisebüros 5,2 5,4 5,0 Personalaufwandstangente in %4 Handel 11,5 11,25 11,0 Reisebüros 41.402 41.897 43.301 Personalaufwand5 pro Beschäftigten, T€ Handel 39.471 39.492 40.417 Reisebüros 53.035 52.776 58.136 Wertschöpfung pro Beschäftigten, T€ Handel 53.486 54.199 55.208 Differenz Wertschöpfung u Personalaufwand Reisebüros 11.633 10.879 14.835 pro Beschäftigten, T€ Handel 14.015 14.707 14.791 Reisebüros 6,6 6,8 6,7 Wertschöpfungsquote in % Handel 15,3 15,0 14,6 Reisebüros 803.213 776.837 862.707 Betriebsleistung pro Beschäftigten, T€ Handel 332.388 340.617 357.932 Quelle: AK-Bilanzdatenbank, Reisebüros (10/2018, 9 Unternehmen), Handel (09/2018, 204 Unternehmen) 1 Betriebsleistung = Umsatzerlöse +/- Bestandsveränderungen + Eigenleistungen + übrige sonstige betriebliche Erträge (Mieterträge etc) - übrige außerordentl Erträge (Schadensfälle, Kursgewinne etc) 2 Ordentlicher Betriebserfolg in % der ordentlichen Betriebsleistung 3 ordentlicher Cash Flow nach Zinsen u Steuern in % der ordentlichen Betriebsleistung 4 ordentlicher Personalaufwand ohne Aufwand für Abfertigungen und Pensionen in % der ordentlichen Betriebsleistung 5 ohne Aufwand für Abfertigungen u Pensionen Branchenreport.2018 │ 6
2 BRANCHENSAMPLE Der vorliegende Branchenreport behandelt die wirtschaftliche Lage der österreichischen Reisebüros. Als Quellenmaterial wurden Jahresabschlüsse von Kapitalgesellschaften, Daten des Österreichischen Reiseverbandes (ÖRV), der Wirtschaftskam- mer Österreich (WKO), des Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO) und der Statistik Österreich herangezogen. Die betriebs- wirtschaftliche Untersuchung der Arbeiterkammer analysiert die Situation der Reisebüros anhand einer Bilanzbranchenana- lyse. Dafür werden veröffentlichte Jahresabschlüsse von Kapitalgesellschaften herangezogen, die ihren Umsatz ausweisen. Insgesamt wurden neun Unternehmen analysiert, die im Jahr 2017 einen Umsatz von 1,2 Mrd. Euro erzielten und 1.432 Mit- arbeiterInnen beschäftigen. Es wird die Ertragslage, die Kostensituation und die finanzielle Stabilität sowie die Ausschüttungs- politik der Unternehmen untersucht. Ergänzt wird der Branchenreport um die aktuelle Wirtschaftslage in Österreich mit den relevanten Konjunkturindikatoren. Nachfolgende Unternehmen wurden im Rahmen des AK Branchenreports untersucht: FN- Unternehmen von A bis Z Geschäftstätigkeit Nummer1 301353t AX Travel Management GmbH Geschäftsreisen Incoming-Agentur, Individualreisen, Gruppenreisen, Incentives und 45507y Eurotours GmbH Conventions 91750b Moser Reisen GmbH Studien,- und Pilgerreisen, Kreuzfahrten, Lesereisen, etc. 99340p Reisebüro Kuoni GmbH In- und Outgoing, Kreuzfahrten, Geschäftsreisen, Städtereisen, Messereisen Reisevermittlung und -veranstaltung, Vermittlung von Linienflügen, Rund- 80220x Reisewelt GmbH reisen, Pauschalreisen, Kreuzfahrten 120288w Thomas Cook Austria AG Vermittlung von Urlaubsreisen, Flügen und Hotels weltweit TUI Reisecenter Austria Business Travel 43108w Geschäftsreisen GmbH 317400s Verkehrsbüro Business Travel GmbH Geschäftsreisen 106155k Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH Incoming, Outgoing Quelle: AK Bilanzdatenbank Hinweis zum Untersuchungsgegenstand: Das Unternehmen TUI Österreich GmbH (2017: 11,4 Mio. Euro Umsatz, 83 Beschäf- tigte) wurde in diesem Sample nicht berücksichtigt, da die Gesellschaft im Jahr 2016 einen Verkauf des Teilbetriebs Reisever- anstalter TUI Österreich und Gulet an TUI Deutschland vorgenommen hat, durch den das Unternehmen künftig als General Sales Agent (GSA) den Österreich-Markt für Deutschland bearbeitet. Der Verkauf schränkt die Vergleichbarkeit im Drei-Jah- res-Beobachtungszeitraum ein, daher wurde diese Gesellschaft – trotz Veröffentlichung des Jahresabschlusses für 2017 – nicht berücksichtigt. 1 FN-Nummer = Firmenbuchnummer Branchenreport.2018 │ 7
3 AK BRANCHENMONITOR Im Jahr 2017 unternahmen 5,7 Mio. in Österreich wohnhafte Personen zumindest eine Urlaubsreise im In- oder ins Ausland. Das entspricht einer Reiseteilnahme von 76,6 %, wobei 15-Jährige bis 24-Jährige am reisefreudigsten waren (Reiseteilnahme: 86,3 %). Im vergangenen Jahr wurden laut Erhebungen des Österreichischen Reiseverbands (ÖRV) insgesamt 19,6 Mio. Ur- laubsreisen durchgeführt, davon 9,75 Mio. ins Ausland und 9,84 Mio. im Inland. Von den 3,48 Mio. Geschäftsreisen, mit einer durchschnittlichen Nächtigungsdauer von 3,3 Nächten, fand die Hälfte im Ausland statt. Bei den Haupturlaubsreisen, insbe- sondere ins Ausland, nahmen 28 % die Dienste des Reisebüros in Anspruch. Laut jüngsten Daten des ÖRV vom Oktober 2018 werden Urlaube tendenziell wieder mehr in Reisebüros und bei Reiseveranstaltern gebucht.1 Der Vorstand des Verkehrsbüro, Martin Winkler, spricht bezogen auf das Jahr 2017 sogar von einem „Rekordjahr beim Reisebürogeschäft“2. Was viele als Auslaufmodell sahen, erfreut sich offenbar neuer Popularität. Wie ist es zu dieser Renaissance des Reisebüros gekommen? Politische Krisen in Hauptreiseländern und geopolitische Unruhen an Europas Grenzen sensibilisierten die Ös- terreicherInnen offenbar verstärkt für die (auch wirtschaftlichen) Risiken, die eine Hotelbuchung mit sich bringen kann. Dazu kam Ende des Vorjahres die Insolvenz der Fluglinie Air Berlin und ihrer österreichischen Tochtergesellschaft Niki. Das alles machte drei Dinge attraktiver: Pauschalreisen, Heimaturlaube und letztlich Reisebüros. Die Krisen der jüngsten Vergangen- heit entpuppten sich demnach für die Reisebürobranche im Nachhinein als Glücksfall. Zuletzt erweiterten etliche Unterneh- men die Anzahl ihrer Standorte, weitere kauften Unternehmen auf. Und so gab es selten eine höhere Dichte an Reisebüros als heute. Mit Stichtag 31.12.2017 üben laut Statistik der Wirtschaftskammer 2.669 Betriebe in Österreich das Reisebüroge- werbe aus, 2.149 davon verfügen über eine unbeschränkte Reisebüroberechtigung. Rund 730 Reisebüros treten als Reisever- anstalter auf. Die Branche erzielt laut Informationen der Wirtschaftskammer Österreich im Geschäftsjahr 2017 insgesamt Umsatzerlöse von rund 4,3 Mrd. Euro.3 Umsatzerlöse, Betriebsleistung Ordentliche Betriebsleistung = Umsätze +/- Bestandsveränderung + Eigenleistungen + sonstige betriebliche Erträge (Mie- terträge etc) - sonstige außerordentliche Erträge (zB Schadensfälle) Die gute Entwicklung der Branche, die zu 80 % von Kleinunternehmen (ein bis zu neun Beschäftigte) dominiert wird, spiegelt sich auch in einer erfreulichen Umsatzsteigerung bei den mittelgroßen und großen Kapitalgesellschaften der Branche wider: Der AK-Branchenreport errechnet für die analysierten neun österreichischen Reisebüros (vgl. Branchensample, S. 8) einen Gesamtumsatz von 1,2 Mrd. Euro für das Geschäftsjahr 2017, das ist ein signifikanter Anstieg um knapp 10 % im Vergleich zu 2016. in T€ 2015 2016 2017 Δ in % Umsätze 1.156.454 1.122.361 1.233.873 9,94 Ordentliche Betriebsleistung 1.178.313 1.127.967 1.235.396 9,52 Quelle: AK Bilanzdatenbank Die Umsatzentwicklung im Sample wird maßgeblich von zwei Branchengrößen beeinflusst: Dazu zählen Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH (Umsatzanteil: 25,4 %) und Eurotours GmbH (Umsatzanteil: 24,5 %). Die beiden Gesellschaften sind die zentra- len Keyplayer am österreichischen Markt, gehören zur Verkehrsbüro Group und konnten ihre gute Marktposition im Jahr 2017 weiter ausbauen. Knapp die Hälfte der Umsätze im untersuchten Sample wird von diesen beiden Anbietern erzielt. 1 Quelle: ORF (14.10.2018): Reisebüros wieder gefragter unter: https://orf.at/stories/3062241/ (Zugriff am 24.10.2018) 2 Quelle: Die Presse (30.11.2017): „Das Reisebüro ist nicht tot“ unter: https://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/5330755/Das-Rei- sebuero-ist-nicht-tot (Zugriff am 23.10.2018) 3 Quelle: WKO – Daten zu Reisebüros unter: https://www.wko.at/branchen/tourismus-freizeitwirtschaft/reisebueros/Statistiken-Reisebu- erogewerbe.html (Zugriff am 23.10.2018) Branchenreport.2018 │ 8
Umsätze, in T€, Unternehmensranking 2015 2016 2017 Δ in % Branchensumme 1.156.454 1.122.361 1.233.873 9,94 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 298.974 292.043 312.805 7,11 Eurotours GmbH 258.942 268.581 302.195 12,52 Thomas Cook Austria AG 192.073 160.201 177.027 10,50 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 87.324 89.182 103.684 16,26 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 81.251 82.313 90.829 10,35 AX Travel Management GmbH 75.839 76.162 80.191 5,29 Reisewelt GmbH 78.528 72.429 79.300 9,49 Reisebüro Kuoni GmbH 63.965 62.099 65.438 5,38 Moser Reisen GmbH 19.558 19.351 22.404 15,78 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Wie obenstehende Tabelle zeigt, weisen sämtliche untersuchten Reisebüros von 2016 auf 2017 Umsatzsteigerungen auf, davon mehr als die Hälfte im zweistelligen Bereich: Kräftig zugelegt haben u.a. die umsatzstarken Gesellschaften wie Euro- tours GmbH (+ 33,6 Mio. Euro bzw. + 12,5 %) und Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH (+20,7 Mio. Euro bzw. +7,1 %). Jahresüberschuss und EBIT Der Jahresüberschuss ist der gesamte Gewinn eines Geschäftsjahres und erhöht bzw vermindert (Jahresfehlbetrag) das Eigenkapital des Unternehmens – abgesehen von Kapitalzuführungen und Dividendenausschüttung. Der ordentliche Be- triebserfolg (EBIT) ist das Ergebnis des operativen Geschäfts. Nicht nur der Umsatz der Branche hat sich im Geschäftsjahr 2017 ausgezeichnet entwickelt, auch der Gewinn (=Jahresüber- schuss) der analysierten Reisebüros verzeichnet einen deutlichen Anstieg um +42,2 % auf mehr als 13,0 Mio. Euro. Dieser deutliche Gewinnsprung um rund 3,9 Mio. Euro ist zu mehr als einem Drittel (1,4 Mio. Euro) auf Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH zurückzuführen: Der Gesellschaft ist es gelungen, den Gewinn – dank kräftiger Umsatzsteigerungen bei konstanten Personal- und Sachaufwendungen – im Vergleich zum Vorjahr mehr als zu verdoppeln (+128,8 %). Positiv hat sich darüber hinaus insbesondere das Reisebüro Kuoni GmbH entwickelt, der Gewinn hat sich zu den beiden Vorjahren 2015 und 2016 deutlich verbessert und erreicht nunmehr 1,3 Mio. Euro. Dies ist ebenfalls auf deutliche Umsatzzuwächse (+5,4 %) bei – in diesem Fall – geringeren Personal- und Sachaufwendungen zurückzuführen: Dazu heißt es im Jahresabschluss kurz: „Die Kos- ten blieben unter den Kosten 2016“1, detaillierte Informationen zu den Veränderungen der betrieblichen Aufwendungen werden jedoch nicht angeführt. Jahresüberschuss, in T€, Unternehmensranking 2015 2016 2017 Δ Δ in % Branchensumme 9.808 9.154 13.020 3.866 42,23 Eurotours GmbH 5.054 5.723 5.527 -196 -3,42 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 487 1.116 2.553 1.437 128,76 Reisebüro Kuoni GmbH 947 667 1.322 655 98,20 Moser Reisen GmbH 745 888 1.071 183 20,61 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 620 776 879 103 13,27 Thomas Cook Austria AG 795 48 843 795 1.656,25 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 246 312 407 95 30,45 Reisewelt GmbH 577 -709 229 938 AX Travel Management GmbH 337 333 189 -144 -43,24 Quelle: AK-Bilanzdatenbank 1 Quelle: Jahresabschluss Reisebüro Kuoni GmbH 2017, Lagebericht, S. 1 Branchenreport.2018 │ 9
Bei der Betrachtung der Gewinnentwicklung lässt sich insgesamt festhalten, dass sieben von neun Unternehmen Steigerun- gen beim Jahresüberschuss erzielen konnten bzw. Ergebnisverbesserungen (im Verlustfall) aufweisen: Neben Verkehrsbüro- Ruefa Reisen GmbH ist insbesondere Reisewelt GmbH, Thomas Cook Austria GmbH und Reisebüro Kuoni GmbH eine positive Gewinnentwicklung zu beobachten. Rückläufig haben sich hingegen die Gewinne bei Eurotours GmbH (Ursache: umfangrei- che IT-Investitionen) und AX Travel Management GmbH (Ursache: wachsendes Online-Geschäft, rückläufige Gebühren) ent- wickelt. Gemessen an der Betriebsleistung hat sich der durchschnittliche Gewinn der untersuchten Reisebüros verbessert und liegt insgesamt bei 1,1 %, damit ist das Niveau der beiden Vorjahre übertroffen – es ist der beste Wert im Drei-Jahres- Vergleich. Überdurchschnittlich gut schneiden folgende Kapitalgesellschaften ab: Moser Reisen GmbH (4,8 %), Reisebüro Kuoni GmbH (2,0 %) und Eurotours GmbH (1,8 %) ab. Jahresüberschuss, in %, Unternehmensranking 2015 2016 2017 Branchendurchschnitt 0,83 0,81 1,05 Moser Reisen GmbH 3,79 4,57 4,76 Reisebüro Kuoni GmbH 1,36 1,07 2,02 Eurotours GmbH 1,90 2,13 1,83 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 0,70 0,87 0,85 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 0,16 0,38 0,82 Thomas Cook Austria AG 0,41 0,03 0,48 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 0,30 0,38 0,45 Reisewelt GmbH 0,73 -0,97 0,29 AX Travel Management GmbH 0,44 0,44 0,24 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Neben dem Gewinn ist vor allem die Entwicklung des operativen Ergebnisses bzw. des ordentlichen Betriebserfolgs (EBIT) für die Beurteilung der Ertragslage relevant: Die analysierten Reisebüros erzielten im Geschäftsjahr 2017 ein sehr gutes orden- tliches Ergebnis von 14,9 Mio. Euro, das ist eine Verbesserung zu 2016 um knapp zwei Drittel bzw. 5,8 Mio. Euro und liegt außerdem über dem Ergebnis von 2015. EBIT, in T€, Unternehmensranking 2015 2016 2017 Δ Δ in % Branchensumme 11.070 9.067 14.912 5.845 64,46 Eurotours GmbH 6.076 6.976 6.825 -151 -2,16 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 1.229 586 2.904 2.318 395,56 Moser Reisen GmbH 935 978 1.429 451 46,11 Reisebüro Kuoni GmbH 959 476 1.311 835 175,42 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 801 869 1.115 246 28,31 Thomas Cook Austria AG 131 -391 900 1.291 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 574 713 732 19 2,66 AX Travel Management GmbH 355 303 130 -173 -57,10 Reisewelt GmbH 10 -1.443 -434 1.009 -69,92 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Auf hohem Niveau konnte die Eurotours GmbH (-2,2 %) ein weiteres Jahr in Folge ihr Ergebnis aus dem operativen Geschäft nahezu halten und führt das Unternehmensranking auch im Geschäftsjahr 2017 mit einem Betriebserfolg von 6,8 Mio. Euro an. Bei der Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH gab es – dank kräftiger Umsatzzuwächse bei gleichbleibenden Aufwendungen – einen enormen Anstieg um 2,3 Mio. Euro auf 2,9 Mio. Euro. Darüber hinaus verzeichnen Reisebüro Kuoni GmbH (+175,4 %), Moser Reisen GmbH (+46,1 %) und die Verkehrsbüro Business Travel GmbH (+28,3 %) Zuwächse im drei bis zwei- stelligen Bereich. Verbessert hat sich außerdem das Ergebnis von Reisewelt GmbH, bleibt jedoch mit -434 Tausend Euro im negativen Bereich. Das Unternehmen Thomas Cook Austria AG wiederum konnte den negativen Betriebserfolg von -391 Tau- send Euro aus dem Jahr 2016 im Geschäftsjahr 2017 ins Positive drehen und erreicht nun ein Betriebsergebnis von 900 Tau- send Euro. Branchenreport.2018 │ 10
Die ordentliche EBIT-Quote stellt den prozentuellen Anteil des ordentlichen EBIT an der Betriebsleistung dar. Berechnung: ordentlicher Betriebserfolg/ordentliche Betriebsleistung*100 EBIT-Quote, in %, Unternehmensranking 2015 2016 2017 Branchendurchschnitt 0,94 0,80 1,21 Moser Reisen GmbH 4,75 5,03 6,36 Eurotours GmbH 2,29 2,59 2,25 Reisebüro Kuoni GmbH 1,37 0,76 2,00 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 0,90 0,97 1,07 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 0,41 0,20 0,93 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 0,70 0,86 0,81 Thomas Cook Austria AG 0,07 -0,24 0,51 AX Travel Management GmbH 0,46 0,40 0,16 Reisewelt GmbH 0,01 -1,98 -0,55 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Gemessen an der Betriebsleistung erreicht die ordentliche EBIT-Quote der Reisebüros im Jahr 2017 1,2 %. Dies entspricht im Drei-Jahres-Vergleich dem höchsten Wert. Mit einer ordentlichen EBIT-Quote von guten 6,4 % erzielt die Moser Reisen GmbH das beste Ergebnis im Unternehmenssample. Moser Reisen GmbH positioniert sich erfolgreich als Qualitätsveranstalter im Bereich Gruppenreisen wie z.B. Senioren-, Pilgerreisen, Lehrer- und Studienreisen. Eine vergleichsweise niedrige Gewinn- spanne im operativen Geschäft weisen Thomas Cook Austria AG (0,5 %) und AX Travel Management GmbH (0,2 %). Nur ein Unternehmen (Reisewelt GmbH) ist mit einer negativen EBIT-Quote konfrontiert. Dies steht im Zusammenhang mit dem Auf- bau einer neuen Online Vertriebsschiene und der verstärkten Werbetätigkeit für den Geschäftsbereich der Eigenprodukte, die zu höheren Ausgaben führte. Zudem sind bei der Reisewelt GmbH durch die Schließung der niederösterreichischen Lan- desreisebüros Beendungs- und Schließungskosten angefallen. Aufwandsstruktur Aufwandspositionen in Prozent der Betriebsleistung ermöglichen einen Vergleich innerhalb von Branchen, unabhängig vom absoluten Betrag. Dabei werden außerordentliche Erträge und Aufwendungen herausgerechnet. Materialaufwand: Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffverbrauch, Energieverbrauch, Handelswareneinsatz Bezogene Leistungen: Fremdleistungen von Dritten, Zeitarbeitskräfte Personalaufwand: Bruttolöhne und -gehälter (inklusive Überstunden, Zulagen, Sonderzahlungen, Veränderung Personal- rückstellungen), Sozialabgaben, sonstige Sozialaufwendungen Abschreibungen: Wertminderungen von Sachanlagen und immateriellen Vermögen Sonstiger Betriebsaufwand: Betrieb, Vertrieb und Verwaltung, Instandhaltung, Versicherung, Kfz-Betriebsaufwand, Rechts- und Beratungskosten, Mietaufwand, Leasing, Marketing etc. Die Aufwandsstruktur zeigt, dass insbesondere der Aufwand für bezogene Leistungen zunimmt und mit knapp 89 % den größten Anteil ausmacht. Der Personalaufwand – gemessen an der Betriebsleistung – sinkt hingegen ab und liegt bei 5,2 %, ähnlich der Rückgang beim sonstigen Betriebsaufwand (4,4 %). Die Abschreibungen spielen eine untergeordnete Rolle, da die Branche Reisebüro generell über ein geringes Anlagevermögen verfügt. Aufwandsanteile in % der ordentlichen Betriebsleistung 2015 2016 2017 Betriebsleistung 100,00 100,00 100,00 - Aufwendungen für bezogene Leistungen 88,84 88,86 88,96 - Personalaufwand 5,31 5,62 5,20 - Abschreibungen 0,28 0,31 0,27 - sonstiger Betriebsaufwand 4,63 4,40 4,37 = EBIT-Quote* 0,94 0,80 1,21 Quelle: AK-Bilanzdatenbank, *ordentlicher Betriebserfolg in % der ordentlichen Betriebsleistung Branchenreport.2018 │ 11
Gewinnausschüttungen und Dividenden Ausschüttungen beinhalten jene Zahlungen, die im laufenden Jahr an die Eigentümer abfließen. Berechnung: Dividenden für das Vorjahr + Ergebnisabfuhren von GmbH&CoKGs für das laufende Jahr. Die untersuchten Reisebüros haben – basierend auf den Gewinnen des Jahres 2017 – für das Jahr 2018 insgesamt 9,6 Mio. Euro ausgeschüttet (+17,7 %), damit bleibt das Ausschüttungsvolumen (Dividenden und Ergebnisabfuhren) auf hohem Ni- veau. Die höchsten Dividenden werden von Eurotours (5,5 Mio. Euro), Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH (2,6 Mio. Euro) und Verkehrsbüro Business Travel GmbH (879 Tausend Euro) gezahlt. Geplante Ausschüttung 2015 2016 2017 Δ in % inklusive Ergebnisabfuhr, in T€ Branchensumme 12.104 8.121 9.555 17,66 Eurotours GmbH 4.351 4.700 5.527 17,60 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 0 0 2.553 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 620 776 879 13,27 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 246 312 407 30,45 AX Travel Management GmbH 337 333 189 -43,24 Reisewelt GmbH 1.600 1.000 0 -100,00 Reisebüro Kuoni GmbH 950 0 0 Moser Reisen GmbH 0 0 0 Thomas Cook Austria AG 4.000 1.000 0 -100,00 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Die Ausschüttungsquote zeigt an, wie viel Prozent des erwirtschafteten Jahresüberschusses im Folgejahr an die Eigentümer abgeführt wird. Berechnung: Beschlossene Ausschüttungen/positive Jahresüberschüsse*100 In den untersuchten neun Reisebüros werden knapp drei Viertel (73,4 %) des Gesamtgewinns an die Aktionäre bzw. Mutter- gesellschaften abgeführt: Auffällig ist dabei, dass bei jenen fünf Gesellschaften, die Ausschüttungen vornehmen, der Gewinn des Vorjahres jeweils zur Gänze an die Eigentümer abgeführt wird. Ausschüttungsquote, in %, Unternehmensranking 2015 2016 2017 Branchendurchschnitt 123,41 72,20 73,39 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 0,00 0,00 100,00 Eurotours GmbH 86,09 82,12 100,00 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 100,00 100,00 100,00 AX Travel Management GmbH 100,00 100,00 100,00 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 100,00 100,00 100,00 Reisewelt GmbH 277,30 0,00 0,00 Reisebüro Kuoni GmbH 100,32 0,00 0,00 Moser Reisen GmbH 0,00 0,00 0,00 Thomas Cook Austria AG 503,14 2.083,33 0,00 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Branchenreport.2018 │ 12
Eigenkapital Das Eigenkapital ist das Fundament der betrieblichen Finanzierung und steht dem Unternehmen dauerhaft zur Verfügung. Es hat in Krisenzeiten zur Abdeckung von Verlusten hohe Bedeutung. Die Höhe der erforderlichen Eigenkapitalquote ist von der Branche, vom Geschäftsrisiko und der Anlagenintensität eines Unternehmens abhängig. Berechnung: Eigenkapital/Gesamtkapital*100 Bei der Analyse der Kapitalstruktur zeigt sich, dass die Finanzierung der österreichischen Reisebüros im Jahr 2017 – trotz hoher Ausschüttungen – auf festen Beinen steht: Die durchschnittliche Eigenkapitalquote hat sich leicht verbessert und liegt derzeit bei 17,3 %. Am besten schneiden – wie schon im Vorjahr – die Gesellschaften TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH (70,2 %), Moser Reisen GmbH (50,1 %) und Reisebüro Kuoni GmbH (31,5 %) ab. Diese drei Reisebüros konnten ihre starke Eigenkapitalausstattung sogar weiter ausbauen. Etwas verbessert hat sich zudem die dünne Eigenkapitalquote bei Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH von knapp 6,0 % auf immerhin 7,9 %. Eigenkapitalquote, in %, Unternehmensranking 2015 2016 2017 Branchendurchschnitt 19,20 16,86 17,34 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 62,64 71,60 70,19 Moser Reisen GmbH 39,02 42,83 50,12 Reisebüro Kuoni GmbH 26,15 24,09 31,46 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 27,49 24,97 23,41 Eurotours GmbH 20,43 22,97 21,44 Reisewelt GmbH 30,35 22,81 20,15 AX Travel Management GmbH 16,79 14,69 13,32 Thomas Cook Austria AG 19,86 12,25 11,59 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 5,44 5,95 7,88 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Eigenkapitalrentabilität Berechnung: Jahresüberschuss/durchschnittlich eingesetztes Eigenkapital*100 Aus Sicht der EigentümerInnen stellt sich die Ertragslage der untersuchten Unternehmen noch besser dar: Die vorliegende Analyse zeigt, dass fast durchwegs – mit Ausnahme der Reisewelt GmbH – zweistellige Renditen erzielt wurden. Im Jahr 2017 liegt die Eigenkapitalrentabilität der Reisebüros im Schnitt bei sehr lukrativen 29,8 %. An der Spitze steht dabei die Eurotours GmbH mit 56,0 %, gefolgt von Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH mit 41,5 % und Reisebüro Kuoni GmbH mit 33,2 %. Eigenkapitalrentabilität, in % 2015 2016 2017 Branchendurchschnitt 23,74 21,51 29,77 Eurotours GmbH 90,53 65,18 56,03 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 13,91 25,89 41,49 Reisebüro Kuoni GmbH 24,74 19,28 33,23 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 22,35 24,54 25,13 Moser Reisen GmbH 22,39 21,43 20,91 AX Travel Management GmbH 28,62 24,78 14,88 Thomas Cook Austria AG 7,57 0,61 14,36 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 6,79 8,44 10,77 Reisewelt GmbH 8,24 -12,36 5,46 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Branchenreport.2018 │ 13
Cash Flow Der ordentliche Cash Flow ist der finanzielle Überschuss aus der operativen Geschäftstätigkeit nach Abzug von Zinsen und Steuern und dient zur Beurteilung der Selbstfinanzierungskraft eines Unternehmens. Im Unterschied zum Jahresüberschuss bleiben bei der Cash-Flow-Rechnung die unbaren Aufwendungen (zB Abschreibung, Dotierung langfristiger Rückstellungen) und die unbaren Erträge (zB Auflösung langfristiger Rückstellungen) außer Betracht. Weiters bleiben außerordentliche Be- träge und das Beteiligungsergebnis unberücksichtigt. Der Cash Flow steht für Investitionen, Schuldentilgung und Dividen- denzahlung zur Verfügung. Die Cash-Flow-Quote zeigt an, wie viel Euro Cash Flow mit 100 € Umsatz erwirtschaftet werden konnten. Berechnung: ordentlicher Cash Flow nach Zinsen und Steuern/ordentliche Betriebsleistung*100 Die Ergebnisse der AK Branchenanalyse zeigen, dass sich die Selbstfinanzierungskraft der österreichischen Reisebüros ein weiteres Mal in Folge verbessert hat und im Drei-Jahres-Vergleich mit 1,3 % den besten Wert erzielt. Das Reisebüro Moser Reisen GmbH erreicht mit guten 5,3 % die höchste Cash-Flow-Quote. Gesteigert haben sich zudem Reisebüro Kuoni GmbH (2,8 %) sowie Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH (1,2 %). Ihre negativen Cash-Flow-Quoten aus dem Vorjahr konnten Thomas Cook Austria AG und Reisewelt GmbH hinter sich lassen. Dennoch bleiben diese beiden Gesellschaften – wie auch TUI Reise- center Austria Business Travel GmbH und AX Travel Management GmbH – bei sehr dünnen Quoten von unter einem Prozent. Cash-Flow-Quote, in % 2015 2016 2017 Branchendurchschnitt 0,83 1,07 1,30 Moser Reisen GmbH 4,66 4,63 5,25 Reisebüro Kuoni GmbH 2,08 1,51 2,83 Eurotours GmbH 1,24 2,53 2,17 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 0,79 1,02 1,18 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 1,05 1,26 1,05 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 0,61 0,82 0,70 Thomas Cook Austria AG 0,02 -0,24 0,45 Reisewelt GmbH -0,14 -1,70 0,20 AX Travel Management GmbH 0,51 0,38 0,15 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Branchenreport.2018 │ 14
Beschäftigte Die im vorliegenden Benchmark untersuchten neun Reisebüros beschäftigen im Jahr 2017 1.432 MitarbeiterInnen, das ist ein leichter Rückgang um -1,4 % bzw. -20 Beschäftigte im Vergleich zu 2016. Den größten Personalabbau hat es bei Verkehrsbüro- Ruefa Reisen GmbH (-6,8 % bzw. 41 Personen) gegeben. Fünf der neun Gesellschaften haben ihren Beschäftigtenstand hin- gegen erhöht: Deutlich mehr MitarbeiterInnen im Vergleich zum Vorjahr weist beispielsweise die Eurotours GmbH auf und zwar um 6,0 % bzw. 18 Beschäftigte. Beschäftigte 2015 2016 2017 Δ in % Branchensumme 1.467 1.452 1.432 -1,38 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 572 600 559 -6,83 Eurotours GmbH 308 299 317 6,02 Reisewelt GmbH 143 127 118 -7,09 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 101 98 106 8,16 Reisebüro Kuoni GmbH 101 94 92 -2,13 Thomas Cook Austria AG 88 84 81 -3,57 AX Travel Management GmbH 61 60 64 6,67 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 50 47 50 6,38 Moser Reisen GmbH 43 43 45 4,65 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Personalaufwand Berechnung: Personalaufwand ohne Abfertigung und Pension/ordentliche Betriebsleistung*100 Die Personalaufwandstangente der österreichischen Reisebüros d.h. der ordentliche Personalaufwand gemessen an der Be- triebsleistung liegt im Schnitt bei 5,0 % und damit unter den Werten der beiden Vorjahre. Die Bandbreite reicht von 2,1 % bei Thomas Cook Austria AG bis zu 9,4 % bei Moser Reisen GmbH. Personalaufwandstangente, in %, Unternehmensranking 2015 2016 2017 Branchendurchschnitt 5,15 5,39 5,02 Moser Reisen GmbH 10,45 10,43 9,37 Reisebüro Kuoni GmbH 7,71 7,86 7,34 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 7,04 7,65 7,15 Reisewelt GmbH 7,61 7,78 6,79 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 4,88 4,82 4,62 Eurotours GmbH 4,81 4,73 4,55 AX Travel Management GmbH 3,12 3,11 3,21 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 2,98 2,85 2,67 Thomas Cook Austria AG 2,12 2,51 2,13 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Pro Beschäftigten Kennzahlen Die erwirtschaftete Betriebsleistung (Umsatz) je ArbeitnehmerIn hat sich deutlich um 11,1 % gesteigert und beträgt im Durch- schnitt 862.707 Euro pro Kopf. Der Produktivitätszuwachs gemessen an der Wertschöpfung pro Beschäftigten hat sich analog zur Betriebsleistung sehr erfreulich entwickelt und erreicht im Schnitt 58.136 Euro pro Kopf (+10,2 %). Auch der Personalauf- wand pro Beschäftigten hat sich im Jahr 2017 erhöht und liegt nunmehr bei 43.301 Euro pro Kopf (+3,4 %), im Vergleich zu Betriebsleistung und Wertschöpfung pro Kopf fällt die Steigerung jedoch weniger deutlich aus. Branchenreport.2018 │ 15
Pro Beschäftigter, in € 2015 2016 Δ in % 2017 Δ in % Personalaufwand* 41.402 41.897 1,19 43.301 3,35 Wertschöpfung 53.035 52.776 -0,49 58.136 10,16 Betriebsleistung 803.213 776.837 -3,28 862.707 11,05 Quelle: AK-Bilanzdatenbank, *Personalaufwand ohne Aufwand für Abfertigungen und Pensionen Die Veränderungsraten von Personalaufwand (ohne Abfertigung und Pension) und Wertschöpfung pro Kopf zeigen, ob Pro- duktivitätssteigerungen an die Beschäftigten weitergegeben wurden. Folgende Tabellen stellen die Pro-Kopf-Kennzahlen für die untersuchten neun Reisebüros dar: Bei deren Interpretation, ist zum einen die Entwicklung der jeweiligen Beschäftigtenzahlen der Gesellschaften zu berücksichtigen und zum anderen die – im Jahr 2017 steigende – Betriebsleistung zu beachten. Personalaufwand pro Kopf, in €, Unternehmensranking 2015 2016 2017 Δ in % Branchendurchschnitt 41.402 41.897 43.301 3,35 Reisebüro Kuoni GmbH 53.277 52.106 52.272 0,32 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 48.860 50.149 48.480 -3,33 Moser Reisen GmbH 47.837 47.116 46.822 -0,62 Thomas Cook Austria AG 47.239 48.821 46.531 -4,69 Reisewelt GmbH 42.154 44.614 45.653 2,33 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 42.772 43.878 45.179 2,97 Eurotours GmbH 41.490 42.565 43.432 2,04 AX Travel Management GmbH 39.098 39.467 40.234 1,95 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 37.040 37.318 40.034 7,28 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Wertschöpfung pro Kopf, in €, Unternehmensranking 2015 2016 2017 Δ in % Branchendurchschnitt 53.035 52.776 58.136 10,16 Moser Reisen GmbH 75.651 74.767 82.067 9,76 Reisebüro Kuoni GmbH 69.228 64.415 73.467 14,05 Eurotours GmbH 66.857 72.308 70.918 -1,92 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 64.200 67.745 63.960 -5,59 Thomas Cook Austria AG 49.841 45.595 59.321 30,10 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 53.931 56.204 58.283 3,70 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 43.038 42.773 49.946 16,77 AX Travel Management GmbH 48.492 48.833 45.297 -7,24 Reisewelt GmbH 44.385 36.417 45.068 23,75 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Betriebsleistung pro Kopf, in €, Unternehmensranking 2015 2016 2017 Δ in % Branchendurchschnitt 803.213 776.837 862.707 11,05 Thomas Cook Austria AG 2.229.011 1.948.667 2.189.111 12,34 TUI Reisecenter Austria Business Travel GmbH 1.639.180 1.758.851 1.816.840 3,30 AX Travel Management GmbH 1.254.410 1.270.100 1.253.766 -1,29 Verkehrsbüro Business Travel GmbH 876.495 911.184 978.887 7,43 Eurotours GmbH 862.640 899.441 955.095 6,19 Reisebüro Kuoni GmbH 690.733 662.777 711.859 7,41 Reisewelt GmbH 553.615 573.457 672.424 17,26 Verkehrsbüro-Ruefa Reisen GmbH 525.965 487.695 560.197 14,87 Moser Reisen GmbH 457.674 451.884 499.578 10,55 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Branchenreport.2018 │ 16
4 WIRTSCHAFTSLAGE ÖSTERREICHS Kai Biehl, Michael Ertl, Markus Marterbauer, Reinhold Russinger AK Wien, Abteilung Wirtschaftswissenschaften und Statistik WIFO-Prognose Oktober 2018 für Österreich1 Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) prognostiziert ein kräftiges Wirtschaftswachstum von real +3,0 % für das Jahr 2018. Der Aufschwung ist geprägt von steigenden Exporten, insbesondere an die dynamisch wachsenden ostmitteleuropäischen Handelspartner, markantem Produktionswachstum in der Industrie, regen Erweiterungsinvestitionen und stetiger Auswei- tung der privaten Konsumausgaben. Nach drei Jahren des Konjunkturaufschwungs wird für 2019 aufgrund verschiedener Vorlaufindikatoren eine Abflachung des Wachstums erwartet (+2,0 %), welches aber immer noch deutlich höher wäre als in den meisten Jahren nach der Krise. 2018: Stärkstes Wachstum seit Beginn der Finanzkrise Der Konjunkturaufschwung hat im Jahr 2015 begonnen und erreicht 2017 (+2,6 %) und 2018 (+3,0 %) seinen Höhepunkt. Revisionen der Statistik Austria führten zu geringen abwärts gerichteten Korrekturen für den Prognosezeitraum um jeweils 0,2 Prozentpunkte gegenüber der Juni-Prognose. Einige Indikatoren deuten jedoch darauf hin, dass zukünftige Revisionen der Statistik Austria die Ergebnisse für 2017 wieder nach oben korrigieren. Unbeirrt dessen lässt sich aber eine sehr dynamische Entwicklung feststellen, die von mehreren Faktoren getragen wird: Boom bei Industrieproduktion und Ausrüstungsinvestitionen Der Aufschwung wird wesentlich von der exportorientierten Industrie getragen. Die Sachgütererzeugung weist ein Wachstum der Wertschöpfung von real 4,8 % (2017) und 6,2 % (2018) auf, sie expandiert damit deutlich stärker als jene Deutschlands oder der Eurozone. Die hohe Kapazitätsauslastung und die günstigen Absatzerwartungen veranlassen die Unternehmen zu umfangreichen Erweiterungsinvestitionen. Die konjunkturreagiblen Ausrüstungsinvestitionen in Maschinen, Fahrzeuge, Elektrogeräte ua werden 2018 real um 4,7 % erhöht. Konsumnachfrage kehrt zu gewohntem Wachstum zurück Nach einigen Jahren der Stagnation gewinnt die Konsumnachfrage der privaten Haushalte seit 2016 wieder an Stärke. Dazu hat zunächst die Steuerreform 2015/16 beigetragen. Derzeit wird der private Konsum vor allem von der kräftigen Beschäfti- gungsausweitung getragen; er nimmt 2018 und 2019 real um 1,8 % bzw 1,7 % zu. Anhaltend kräftige Beschäftigungsausweitung Die Zahl der unselbständig Beschäftigten wächst konjunkturbedingt mit +2 % (2017) bzw. +2,5 % (2018) so stark wie lange nicht. Im Zuge der leichten Abschwächung der Konjunkturdynamik erwartet das WIFO für 2019 auch eine schwächere Zu- nahme der Nachfrage nach Arbeitskräften (2018: +93.000, 2019: +60.000). Auch die Ausweitung des Arbeitskräfteangebots bleibt rege, sie wird innerhalb des Prognosezeitraums durch mehrere Faktoren bestimmt. Pensionsreformen der Vergangen- heit erhöhen weiterhin die Erwerbsquote älterer ArbeitnehmerInnen, dazu kommt die weiter zunehmende Erwerbsbeteili- gung von Frauen, auch das ausländische Arbeitskräfteangebot nimmt deutlich zu. Seit dem zweiten Halbjahr 2016 wächst die Nachfrage nach Arbeitskräften jedoch stärker als das Angebot, sodass die Zahl der Arbeitslosen sinkt. Die Arbeitslosenquote geht nach nationaler Definition von 8,5 % der unselbständigen Erwerbsperso- nen (2017) auf 7,7 % im Jahr 2018 und 7,3 % im Jahr 2019. 1 Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, 5. Oktober 2018 Branchenreport.2018 │ 17
Markanter Anstieg der Produktivität in der Sachgüterproduktion Die gesamtwirtschaftliche Stundenproduktivität liegt mit jeweils +0,7 % im Prognosezeitraum im Durchschnitt der letzten Jahre. Eine beachtliche Dynamik erfährt insbesondere die Stundenproduktivität bei der Herstellung von Waren, die das WIFO mit einem Zuwachs von +4,1 % für 2018 und +2,9 % für 2019 prognostiziert. Leichte Abschwächung der Konjunktur bei wichtigen Handelspartnern Der Konjunkturaufschwung fällt in Österreich kräftiger aus als bei vielen Handelspartnern. 2018 beträgt der österreichische Wachstumsvorsprung gegenüber dem Euroraum und Deutschland sogar etwa 1 Prozentpunkt. Er bleibt laut WIFO-Prognose auch 2019 erhalten (BIP im Euroraum bzw. Deutschland real je +1,6 %). Die für die heimische Exportwirtschaft wichtigen Absatzmärkte in Ostmitteleuropa (Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, kurz MOEL 5) verzeichneten 2017 bereits Wachstumsraten von 4,4 % und die Hochkonjunktur dieser Ländergruppe setzt sich auch, wenn auch etwas verhaltener, in den Jahren 2018 (+4,2 %) und 2019 (+2,9 %) fort. Das Marktwachstum (Warenimporte der Handelspartner) bleibt mit +5,8 % (2018) und +4,6 % (2019) rege. Inflation in Österreich höher als im Durchschnitt der Eurozone Für den Prognosezeitraum dürfte sich eine Inflationsrate, gemessen anhand des Verbraucherpreisindex (VPI), von jeweils 2,1 % einstellen. Dazu tragen sowohl externe als auch interne Faktoren bei. Erstere stellen vor allem steigende Rohstoffpreise (zB Erdöl) sowie auch steigende Preise von Warenimporten dar. Den wesentlichen internen Faktor bilden die anhaltend starken Preiserhöhungen in einigen Dienstleistungsbereichen, insbe- sondere im Tourismus und im Bereich der Wohnkosten. Der Reallohnzuwachs pro Stunde bleibt laut Prognose unter der Produktivitätsentwicklung, von den Löhnen geht also kein Preisdruck aus. 2019: Abflachendes Wachstum in risikoreicherem Umfeld Die österreichische Volkswirtschaft wächst auch 2019 noch deutlich (+2,0 %), allerdings mit geringerer Dynamik als im Kon- junkturaufschwung der beiden vorhergehenden Jahre. Die schwächeren Wachstumserwartungen sind Ausdruck wachsender internationaler Unsicherheiten, die geprägt sind von geopolitischen Spannungen wie Handelsstreitigkeiten zwischen der Eu- ropäischen Union und den USA, aber auch durch den EU-Austritt Großbritanniens, von der wirtschaftspolitisch schwierigen Situation in Italien sowie geopolitische Spannungen im Nahen Osten. Diese könnten vor allem die Investitionstätigkeit der Unternehmen bremsen. Demgegenüber stehen aber auch potentielle Aufwärtsrisiken, die vorwiegend in Österreich selbst zum Tragen kommen könn- ten. Die hohe Kapazitätsauslastung und die anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen könnten die Investitionskonjunk- tur verlängern, von den Lohnabschlüssen könnten positive Effekte auf die Konsumnachfrage ausgehen. Derzeit gibt es keine Anzeichen für ein abruptes Ende der günstigen Konjunktur. Bruttoinlandsprodukt (BIP): Gesamtwert aller Güter (Waren und Dienstleistungen), die innerhalb eines Jahres in einer Volks- wirtschaft hergestellt wurden. Private Konsumausgaben: Wert der Waren und Dienstleistungen, die inländische Privathaushalte für den Verbrauch kaufen (zB Möbeln, Kosmetika, Kraftfahrzeuge). Verbraucherpreisindex (VPI): Maßstab für die allgemeine Preisentwicklung (Inflation) in Österreich. Die Grundlage bildet ein Warenkorb, der Waren und Dienstleistungen beinhaltet, die ein durchschnittliches Verbraucherverhalten repräsentie- ren. Sparquote: Anteil am verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte, der gespart wird. Realeinkommen: wird um die Preisentwicklung bereinigt und ist ein Indikator für die tatsächliche Kaufkraft des Einkom- mens. Verfügbares Einkommen privater Haushalte: Summe der regelmäßigen Einkommen aller Mitglieder eines Haushaltes nach Abzug aller direkten Abgaben (zB Lohnsteuer) und Hinzurechnung aller Geldleistungen, die durch den Staat an den Haushalt gehen (zB Arbeitslosengeld). Lohnstückkosten: Hier werden die Arbeitnehmerentgelte dem Bruttoinlandsprodukt gegenübergestellt. Branchenreport.2018 │ 18
WIFO Prognose Oktober 2018 - Veränderung gegen das Vorjahr in Prozent 2015 2016 2017 2018 2019 Bruttoinlandsprodukt Wirtschaftswachstum, real +1,1 +2,0 +2,6 +3,0 +2,0 Wirtschaftswachstum, nominell +3,3 +3,5 +3,8 +4,7 +4,1 Wirtschaftswachstum EU, real +2,3 +2,0 +2,4 +2,2 +1,7 Wirtschaftswachstum Euro-Raum, real +2,1 +1,9 +2,4 +2,0 +1,6 Wirtschaftswachstum USA, real +2,9 +1,6 +2,2 +2,7 +1,8 Stundenproduktivität in der Gesamtwirtschaft +1,6 -0,0 +0,9 +0,7 +0,7 Stundenproduktivität in der Sachgütererzeugung +1,5 +3,1 +3,2 +4,1 +2,9 Private Konsumausgaben, real +0,4 +1,4 +1,4 +1,8 +1,7 Bruttoanlageinvestitionen, real +2,3 +4,3 +3,9 +3,4 +2,7 Ausrüstungen +3,9 +10,6 +4,6 +4,7 +4,0 Bauten +0,1 +0,4 +3,5 +2,3 +1,5 Herstellung von Waren, real +1,3 +3,5 +4,8 +6,2 +3,2 Handel, real +1,9 +1,2 +1,1 +1,8 +1,6 Warenexporte, real +3,5 +2,1 +4,9 +5,6 +4,5 Warenimporte, real +4,1 +3,2 +4,2 +4,4 +4,0 Leistungsbilanzüberschuss Mrd. € +5,9 +8,8 +7,2 +7,4 +8,0 in % des BIP +1,7 +2,5 +2,0 +1,9 +2,0 Verbraucherpreise +0,9 +0,9 +2,1 +2,1 +2,1 Arbeitslosenquote in % der Erwerbspersonen (laut Eurostat) 5,7 6,0 5,5 4,8 4,5 in % der unselbständigen Erwerbspersonen 9,1 9,1 8,5 7,7 7,3 Arbeitslosigkeit in 1.000 Personen 1 354 357 340 312 300 Unselbständig aktiv Beschäftigte2 +1,0 +1,6 +2,0 +2,5 +1,5 Bruttoverdienste je ArbeitnehmerIn, nominell +2,0 +2,3 +1,4 +2,5 +2,4 Realeinkommen je ArbeitnehmerIn brutto +1,1 +1,4 -0,7 +0,4 +0,3 netto +0,6 +4,2 -0,9 +0,2 +0,4 Sparquote 3 6,8 7,8 6,8 7,0 6,9 Lohnstückkosten Gesamtwirtschaft +1,7 +1,6 +0,6 +1,5 +1,8 Sachgüterproduktion +0,9 -0,5 -1,2 -0,8 +0,2 Finanzierungssaldo des Staates in % des BIP 4 -1,0 -1,6 -0,8 -0,1 +0,2 1 tatsächliche Werte 2 ohne Karenz-/KinderbetreuungsgeldbezieherInnen, Präsenzdiener und in der Beschäftigungsstatistik erfasste arbeitslose SchulungsteilnehmerInnen, 3 in Prozent des verfügbaren Einkommens - einschließlich Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche 4 tatsächlicher Wert, gemäß Maastricht-Definition Branchenreport.2018 │ 19
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