KREDITBERICHT ENTWICKLUNG DER KREDITE DES ÖSTERREICHISCHEN BANKENSYSTEMS AN DEN UNTERNEHMENSSEKTOR - OENB

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KREDITBERICHT ENTWICKLUNG DER KREDITE DES ÖSTERREICHISCHEN BANKENSYSTEMS AN DEN UNTERNEHMENSSEKTOR - OENB
OESTERREICHISCHE NATIONALBANK
                                                                       EUROSYSTEM

                                           10. KREDITBERICHT

                                         Entwicklung der Kredite
                             des österreichischen Bankensystems
                                    an den Unternehmenssektor

                                                             Unter Mitarbeit von:
                                                               Michael Andreasch
                                                              Elizabeth Bachmann
                                                                  Martin Bartmann
                                                                  Markus Hameter
                                                                    Claudia Kwapil
                                                       Doris Ritzberger-Grünwald
                                                                     Fabio Rumler
                                                                    Nicole Schnabl
                                                                Helene Schuberth
                                                                Michael Strommer
                                                                Gunther Swoboda
                                                                  Johannes Turner
                                                               Walter Waschiczek
                                                                     Robert Zorzi

Stabilität und Sicherheit.                                             Juni 2013
KREDITBERICHT ENTWICKLUNG DER KREDITE DES ÖSTERREICHISCHEN BANKENSYSTEMS AN DEN UNTERNEHMENSSEKTOR - OENB
Executive Summary
Die Analyse der erhobenen Daten zur Kreditentwicklung in Österreich zeigt ein abgeschwächtes
Wachstum sowohl der Unternehmenskredite als auch der Haushaltskredite in den letzten Monaten. Mit
der Konjunkturerholung nach der Finanzkrise setzte ab Beginn 2010 eine langsame Erholung des
Kreditwachstums ein, die bei den Unternehmenskrediten etwas stärker ausfiel als bei den
Haushaltskrediten. Parallel zur erneuten Konjunkturverschlechterung im vergangenen Jahr war aber
wieder ein stetiger Rückgang des Kreditwachstums bis zum letzten Berichtsmonat zu beobachten. Bei
den Unternehmenskrediten liegt die aktuelle Jahreswachstumsrate mit 0,8% (im April 2013) allerdings
noch deutlich über dem Euroraumdurchschnitt von derzeit -3,0%, während die aktuelle Wachstumsrate
der Haushaltskredite von 0,2% knapp unterhalb des Euroraumdurchschnitts von 0,4% liegt.
Das Wachstum des aushaftenden Kreditvolumens der österreichischen Banken an die nicht-finanziellen
Unternehmen hat sich nach dem krisenbedingten Einbruch ab Mitte 2010 wieder stetig erholt und
erreichte im August 2012 mit einer Jahreswachstumsrate von 3,4% einen vorläufigen Höhepunkt. Seither
schwächte sich das Kreditwachstum allerdings wieder stetig ab und lag im April 2013 bei 0,8%. Diese
Entwicklung ist trotzdem noch weit positiver als im Durchschnitt des Euroraums, für den die
Jahreswachstumsrate der Unternehmenskredite bereits seit vergangenem Juni negativ ist und derzeit bei
-3,0% steht. Nach Wirtschaftssektoren betrachtet zeigt sich in den vergangenen sechs Monaten in den
meisten wichtigen Sektoren (Sachgütererzeugung, Energieversorgung, Bau, Handel, Verkehr,
Beherbergungswesen, Wohnungswesen) ein Anstieg der Kreditvergabe im Vergleich zur
Vorjahresperiode mit Ausnahme des Handels und des Sektors Energieversorgung, wo die Kreditvergabe
in dieser Zeit leicht rückläufig war.
Die Unternehmensfinanzierung über Anleihen ist zwar am Anfang der Finanzkrise stark zurückgegangen,
im Laufe des Jahres 2009 infolge verstärkter Substitution von Kreditfinanzierung durch
Anleihenfinanzierung wieder gestiegen und hat sich dann mit der Erholung der Kreditvergabe wieder
reduziert. Seit etwa Anfang 2011 schwankt das Jahreswachstum der Netto-Anleiheemissionen
österreichischer nicht-finanzieller Unternehmen ohne erkennbaren Trend zwischen 7% und 12%. In den
ersten vier Monaten des laufenden Jahres haben die österreichischen Unternehmen netto Anleihen im
Wert von 1,1 Mrd. EUR emittiert, dies sind um etwa 300 Mio. EUR mehr als im Vergleichszeitraum des
Vorjahres. Diese Emissionstätigkeit des Unternehmenssektors wird traditionell stark von öffentlich
kontrollierten Unternehmen geprägt (z.B. ÖBB, ASFINAG, BIG), bei denen nicht von einer verstärkten
Kreditsubstitution auszugehen ist. Allerdings nutzen in verstärktem Ausmaß auch nicht-finanzielle
Unternehmen aus dem privat dominierten Sektor die Möglichkeiten des Kapitalmarkts, wobei auch hier
sich die Volumina auf eine überschaubare Menge an Emittenten konzentrieren. Die Finanzierung der
österreichischen Unternehmen über Aktienemissionen ist hingegen nach einem vorübergehenden
Anstieg im Jahr 2011 wieder zurückgegangen. Seit Juni 2012 liegt die Jahreswachstumsrate der
Aktienemissionen nun bereits unter 1%. Zusätzlich finanzieren sich inländische Unternehmen auch über
Kredite aus dem Ausland. Im Jahr 2012 belief sich die Netto-Kreditfinanzierung der österreichischen
Unternehmen von ausländischen Banken laut Gesamtwirtschaftlicher Finanzierungsrechnung kumuliert
auf rund 1 Mrd. EUR, nachdem im Jahr davor ausländische Banken netto etwa 900 Mio. EUR zur
Finanzierung der österreichischen Unternehmen beigetragen haben.
Das Wachstum der Kredite österreichischer Banken an die privaten Haushalte hat sich ebenso wie jene
an die Unternehmen nach der Finanzkrise wieder teilweise erholt, allerdings waren sowohl der
Wachstumsrückgang in der Krise als auch die Erholung danach nicht so deutlich ausgeprägt wie bei den
Unternehmenskrediten. Bereits seit Juli 2011 ist die Jahreswachstumsrate der Haushaltskredite in
Österreich – ähnlich wie im Euroraum – wieder rückläufig und bildete sich in dieser Zeit von über 2%
auf nunmehr 0,2% im April 2013 zurück.
Seit Beginn 2009 steht ergänzend zur Monetärstatistik eine Statistik zur Neukreditvergabe des
österreichischen Bankensystems zur Verfügung, die von der OeNB bei 103 österreichischen Banken
monatlich erhoben wird und auf den Gesamtmarkt hochgerechnet wird. Dabei zeigt sich eine seit Beginn
der Erhebung robuste Brutto-Neukreditvergabe an nicht-finanzielle Unternehmen und private Haushalte,
die sich abgesehen von monatlichen Schwankungen insgesamt wenig veränderte. In den vergangenen

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KREDITBERICHT ENTWICKLUNG DER KREDITE DES ÖSTERREICHISCHEN BANKENSYSTEMS AN DEN UNTERNEHMENSSEKTOR - OENB
sechs Monaten (Oktober 2012 bis März 2013) wurden neue Kredite im Ausmaß von brutto 40,4 Mrd.
EUR an österreichische Unternehmen vergeben, dies sind um ungefähr 2 Mrd. EUR weniger als im
Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im selben Zeitraum wurden an die privaten Haushalte neue Kredite im
Ausmaß von brutto 10,1 Mrd. EUR vergeben, was einen Zuwachs gegenüber der Vergleichsperiode des
Vorjahres um etwa 1 Mrd. EUR darstellt.
Laut Zinssatzstatistik haben sich die Zinssätze von Unternehmenskrediten nach einem vorübergehenden
Anstieg zwischen Mitte 2010 und Herbst 2011 seit Ende 2011 parallel mit den Leitzinssenkungen wieder
zurückgebildet. Zu Beginn des laufenden Jahres haben sich die Kundenzinssätze schließlich auf historisch
niedrigem Niveau stabilisiert. Bei den neu vergebenen Unternehmenskrediten mit einer Zinsbindungsfrist
von bis zu einem Jahr, die das Gros der Neukredite ausmachen, sind die Kundenzinssätze zwischen
Dezember 2011 und November 2012 um fast einen Prozentpunkt gefallen und sind seither auf diesem
niedrigsten Niveau seit der Finanzkrise verharrt (April 2013: 2,2% für Kredite bis 1 Mio. EUR und 1,7%
für Kredite über 1 Mio. EUR). Bei den Zinssätzen für Haushaltskredite beobachten wir ebenfalls in allen
Segmenten seit Ende 2011 einen Rückgang, der allerdings bei den Konsumkrediten etwas weniger
deutlich ausfiel als bei den Wohnbaukrediten. Der Rückgang der Kundenzinssätze seit Dezember 2011
betrug bei neuen Wohnbaukrediten mit Zinsbindungsfrist von bis zu einem Jahr bis zum aktuellen Monat
April 2013 etwa 0,8 Prozentpunkte, bei neuen Konsumkrediten im selben Zeitraum nur 0,4
Prozentpunkte.
Anhand der Umfrageergebnisse (BLS, SAFE) zeigt sich ein weiterer Rückgang der Nachfrage nach
Bankkrediten. Aber auch angebotsseitige Faktoren scheinen bei der schleppenden Kreditentwicklung eine
Rolle zu spielen. Die befragten KMUs berichten von einer weiteren Verschlechterung der Verfügbarkeit
von Bankkrediten, die jedoch im Berichtszeitraum etwas geringer ausfiel als in den Befragungen davor. Als
Gründe für diese Verschlechterung nannten sie weiterhin die allgemeine Wirtschaftslage als
Hauptursache. Darüber hinaus wurde die Bereitschaft der Banken zur Kreditvergabe weiterhin als gering
eingeschätzt. Parallel zur weiteren leichten Verschärfung der Kreditrichtlinien, die sich in der Umfrage des
Bank Lending Surveys zeigt, berichten die befragten Unternehmen von einer Verschlechterung der
Kreditbedingungen, wie zum Beispiel bei Sicherheitenerfordernissen oder Zusatz- und
Nebenvereinbarungen.
Die Interviews, die die OeNB Mitte Juni 2013 mit Vertretern großer österreichischer Unternehmen
führte, deuten darauf hin, dass im ersten Halbjahr 2013 die vergleichsweise günstigen
Finanzierungsbedingungen bei der überwiegenden Zahl der Unternehmen unverändert blieben, wobei
die relativ günstige Kapitalmarktfinanzierung eine bedeutende Alternative zum Bankkredit darstellt.

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KREDITBERICHT ENTWICKLUNG DER KREDITE DES ÖSTERREICHISCHEN BANKENSYSTEMS AN DEN UNTERNEHMENSSEKTOR - OENB
Inhalt
I         Entwicklung der Kredite                                                                                                                               4
     1     Entwicklung der Kredite an Unternehmen ............................................................................... 4
          Wachstumsraten                                                                                                                                        4
          Fristigkeiten                                                                                                                                         5
          Wirtschaftssektoren                                                                                                                                   6
          Eingeräumte Rahmen und Rahmenausnützung laut GKE                                                                                                      7
          Neukreditstatistik                                                                                                                                    8
     2     Zinssatzentwicklung von Unternehmenskrediten ................................................................... 8
          Neugeschäft                                                                                                                                            8
          Bestehende Kredite                                                                                                                                     9
     3 Unternehmensfinanzierung über den Kapitalmarkt und durch Kredite aus dem
     Ausland ................................................................................................................................................... 10
          Anleihen                                                                                                                                             10
          Aktien                                                                                                                                               11
          Kredite aus dem Ausland                                                                                                                              12
          Gesamte Außenfinanzierung der Unternehmen                                                                                                            13
     4     Verschuldung und Bonität der Unternehmen ........................................................................ 13
     5     Kredite und Investitionen ........................................................................................................... 14
     6     Entwicklung der Kredite an die privaten Haushalte ............................................................. 15
          Wachstumsraten                                                                                                                                       15
          Fristigkeiten                                                                                                                                        16
          Verwendungszweck                                                                                                                                     17
          Neukredite                                                                                                                                           17
     7     Zinssatzentwicklung von Haushaltskrediten ........................................................................... 18
          Neugeschäft                                                                                                                                          18
          Bestehende Kredite                                                                                                                                   19

II        Ergebnisse der jüngsten Umfragen bei Unternehmen und Banken                                                                                         21
     1     Einleitung ........................................................................................................................................ 21
     2     Kreditnachfrage der Unternehmen .......................................................................................... 22
     3     Verfügbarkeit von externer Finanzierung ............................................................................... 23
     4     Kreditbedingungen ....................................................................................................................... 25
     5     Die Sicht der Banken – BLS ....................................................................................................... 28
          Kreditrichtlinien                                                                                                                                    28
          Kreditnachfrage                                                                                                                                      29
     6     Finanzierungsbedingungen großer österreichischer Unternehmen................................... 29
     7     Zusammenfassung ......................................................................................................................... 30

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KREDITBERICHT ENTWICKLUNG DER KREDITE DES ÖSTERREICHISCHEN BANKENSYSTEMS AN DEN UNTERNEHMENSSEKTOR - OENB
I        Entwicklung der Kredite
1   Entwicklung der Kredite an Unternehmen

Wachstumsraten
Die Jahreswachstumsrate der von inländischen Banken an Unternehmen in Österreich
vergebenen Kredite (bereinigt um Reklassifikationen, Bewertungsänderungen und
Wechselkurseffekte) ist nach der stetigen Erholung im Gefolge der Finanzkrise seit August 2012
ausgehend von 3,4% auf nunmehr 0,8% im April 2013 gesunken. Damit befindet sich die
Jahreswachstumsrate der Unternehmenskredite derzeit auf ähnlichem Niveau wie Ende 2010.
Allein in den Monaten August bis Dezember 2012 ging die Jahreswachstumsrate der MFI-
Kredite an die Unternehmen um 2 Prozentpunkte zurück. In den ersten drei Monaten des
laufenden Jahres stabilisierte sich die Wachstumsrate dann auf einem Wert von 1,4%, ging aber
im letzten Berichtsmonat weiter auf 0,8% zurück.
In der Betrachtung der kurzfristigen Wachstumsdynamik zeigen sich in den letzten Monaten
abwechselnd positive und negative Monatsänderungsraten: In den Monaten Dezember 2012 und
Jänner 2013 wurde eine Rückgang des Kreditvolumens gegenüber dem Vormonat um 0,4% und
0,6% verzeichnet, gefolgt von einem leichten Zuwachs im Februar und März 2013 um 0,3%
und 0,7% und danach von einem neuerlichen leichten Rückgang im jüngsten Berichtsmonat
April 2013 um 0,4%. Dies deutet auf eine gewisse Stagnation der kurzfristigen
Wachstumsdynamik in den letzten Monaten hin.
Kredite der MFI an nicht-finanzielle Unternehmen in Österreich und im Euroraum
Österreich             2011   2012   Nov. 12   Dez. 12   Jän. 13   Feb. 13   März 13   Apr. 13
Transaktionsbedingte
Veränderung
(in Mrd EUR)            3.4    2.0      0.4      -0.5      -0.9       0.4       1.0      -0.6
Monatliche
Veränderungsraten
(in %)                  1.7    2.5      0.3      -0.4      -0.6       0.3       0.7      -0.4
Jahresveränderungs-
raten (in %)            1.7    2.5      1.6       1.4       1.4       1.3       1.4       0.8
Euroraum
Jahresveränderungs-
raten (in %)            1.3   -0.6     -1.9      -2.3      -2.5      -2.6      -2.4      -3.0
Quelle: OeNB.

Der Rückgang der Jahreswachstumsrate seit August 2012 ist aber in Österreich immer noch
weitaus geringer ausgefallen als im Durchschnitt des Euroraums. Im Euroraum erreichte die
Wachstumsrate bereits im Oktober 2011 mit 2,0% ihren bisherigen Höhepunkt nach der
Finanzkrise und ist seither bis auf -3,0% im April 2013 gesunken. Dieser Wert im jüngsten
Berichtsmonat stellt damit auch die niedrigste Wachstumsrate seit Beginn der Währungsunion
dar. Somit liegt die Wachstumsrate in Österreich derzeit mit 0,8% rund 4 Prozentpunkte (Pp)
über jener im gesamten Euroraum.
Innerhalb des Euroraums war die Wachstumsabschwächung der Unternehmenskredite seit
Oktober 2011 am stärksten in Malta (Wachstumsrückgang um 11,8 Pp seit Oktober 2011),
Spanien (Rückgang um 10,1 Pp), Zypern (Rückgang um 9,6 Pp) und Italien (um 9,1 Pp). Aber

                                                                                                 4
KREDITBERICHT ENTWICKLUNG DER KREDITE DES ÖSTERREICHISCHEN BANKENSYSTEMS AN DEN UNTERNEHMENSSEKTOR - OENB
auch in der Slowakei war der
                                                 Wachstumsrückgang (um 10,8 Pp) sehr
                                                 ausgeprägt, während in den übrigen
                                                 Ländern (außer in Irland und Luxemburg)
                                                 ein Rückgang der Jahreswachstumsrate um
                                                 weniger als 5 Pp zu verzeichnen war.
                                                 Lediglich in Irland und in Luxemburg ist die
                                                 Jahreswachstumsrate                       der
                                                 Unternehmenskredite seit Oktober 2011
                                                 gestiegen (um 6,8 Pp bzw. 5,8 Pp), in
                                                 Irland allerdings ausgehend von einem sehr
                                                 niedrigen Niveau. Im letzten Berichtsmonat
                                                 April 2013 weisen nur Luxemburg
                                                 (+9,0%), Finnland (+3,5%) sowie
                                                 Österreich, Deutschland und Frankreich
                                                 (jeweils      +0,8%)        ein     positives
                                                 Kreditwachstum auf. Am geringsten bzw.
                                                 am stärksten negativ ist das Kreditwachstum
derzeit in Spanien (-13,9%), Malta (-7,6%) und Slowenien (-6,9%), gefolgt von Griechenland
(-5,2%), Portugal (-4,9%) und Irland (-4,5%).

Fristigkeiten
Vom Krediteinbruch in Folge der Finanzkrise waren vor allem Kredite mit einer kurzfristigen
Laufzeit von bis zu 1 Jahr betroffen.1 Bis Mitte 2011 hatte sich die Wachstumsrate dieser
Kredite allerdings wieder erholt, geht aber seither wieder etwas zurück. Von August 2011 ging
                                                    die Jahreswachstumsrate der kurzfristigen
                                                    Kredite ausgehend von 3,6% mit einigen
                                                    Schwankungen bis April 2013 wieder auf
                                                    -1,5% zurück. Die Wachstumsrate der
                                                    Kredite mit Laufzeiten zwischen 1 und 5
                                                    Jahren hat seit 2010 fast einen
                                                    spiegelbildlichen Verlauf zu den kurzfristigen
                                                    Krediten eingeschlagen: Sie ging zwischen
                                                    Mitte 2010 und Mitte 2011 stark zurück,
                                                    stieg dann in der Folge bis Mitte 2012
                                                    wieder auf über 5% an und stabilisierte sich
                                                    seither auf einem Niveau von knapp unter
                                                    5% (April 2013: 4,6%). Dieses
                                                    Laufzeitsegment ist somit auch historisch
                                                    betrachtet die volatilste Komponente der
                                                    Unternehmenskredite. Demgegenüber ging
                                                    die Steigerungsrate der Kredite mit
                                                    Laufzeiten von mehr als 5 Jahren, die

1
   Im April 2013 betrug der Anteil der Unternehmenskredite mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr am
Gesamtvolumen aller ausstehenden Unternehmenskrediten 23%, der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von
ein bis fünf Jahren 14% und der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von über 5 Jahren 63%.
                                                                                                      5
KREDITBERICHT ENTWICKLUNG DER KREDITE DES ÖSTERREICHISCHEN BANKENSYSTEMS AN DEN UNTERNEHMENSSEKTOR - OENB
volumensmäßig die bedeutendste Komponente darstellen, infolge der Finanzkrise nur relativ
wenig zurück. Erst ab August 2012 ist hier ein etwas deutlicherer Wachstumsabschwung zu
verzeichnen, der damit auch den Wachstumsrückgang der gesamten Unternehmenskredite in
dieser Zeit determiniert. Von August 2012 reduzierte sich die Wachstumsrate der langfristigen
Kredite von 4,4% auf nunmehr 0,9% im April 2013.

                                                       Wirtschaftssektoren
                                                       Die Daten der Großkreditevidenz (GKE)2
                                                       erlauben      eine     Aufgliederung     der
                                                       Kreditentwicklung nach Wirtschaftssektoren.
                                                       In den wesentlichen ÖNACE-Sektoren3 war
                                                       im Durchschnitt der vergangenen sechs
                                                       Monate seit dem letzten Kreditbericht
                                                       (Oktober 2012 bis März 2012) gegenüber der
                                                       Vergleichsperiode des Vorjahres mit
                                                       Ausnahme der Sektoren Groß- und
                                                       Einzelhandel und Energieversorgung ein
                                                       Anstieg der Großkredite zu verzeichnen. Am
                                                       stärksten war der Anstieg in den vergangenen
                                                       sechs Monaten im Sektor Bauwesen (7,2%),
                                                       gefolgt von den Sektoren Beherbergung und

Gastronomie (4,4%) und Grundstücks- und
Wohnungswesen (3,4%). Für den Sektor
Beherbergung und Gastronomie passt dies gut
mit der derzeitigen günstigen Entwicklung des
Tourismus in Österreich zusammen. Im
Sektor Verkehr und Lagerei (3,1%) und in der
Warenerzeugung (2,9%) war der Anstieg
etwas geringer, während in den Sektoren
Energieversorgung (-4,5%) und im Groß- und
Einzelhandel (-6,6%) im selben Zeitraum ein
Rückgang des Kreditvolumens laut GKE zu
verzeichnen war.
In der kurzfristigen Betrachtung zeigt sich in
den meisten Sektoren eine leicht negative

2
  Im Rahmen der GKE melden alle österreichischen Kredit- und Finanzinstitute sowie Vertragsversicherungen
eingeräumte Kreditrahmen und Kreditausnutzungen ab 350.000 EUR. Die GKE umfasst etwa 90% des in der
MONSTAT erfassten Kreditvolumens, allerdings sind die GKE-Daten nicht bereinigt um Reklassifikationen,
Bewertungsänderungen und Wechselkurseffekte. Die GKE steht derzeit bis März 2013 zur Verfügung. Im März
2013 waren insgesamt 52.044 Kreditlinien in der GKE erfasst; damit ist die Anzahl von Geschäftsbeziehungen
zwischen Banken und nichtfinanziellen Unternehmen gemeint, in denen aber möglicherweise mehrere Kredite
zusammengefasst sind.
3
  C – Herstellung von Waren, D – Energieversorgung, F – Bauwesen, GG – Großhandel und Einzelhandel (ohne
Kfz), H – Verkehr und Lagerei, I – Beherbergung und Gastronomie, L – Grundstücks- und Wohnungswesen.
                                                                                                        6
KREDITBERICHT ENTWICKLUNG DER KREDITE DES ÖSTERREICHISCHEN BANKENSYSTEMS AN DEN UNTERNEHMENSSEKTOR - OENB
Wachstumsdynamik in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres. Eine Ausnahme bilden
hierbei die Sektoren Warenherstellung, Bauwesen sowie Groß- und Einzelhandel, wo entgegen
dem mittelfristigen Trend im letzten Berichtsmonat März 2013 eine positive
Monatswachstumsrate zu beobachten ist. Insgesamt bestätigen aber die GKE-Daten die bereits in
der MONSTAT beobachtete leichte Abschwächung der Kreditdynamik in den letzten Monaten.

Eingeräumte Rahmen und Rahmenausnützung laut GKE
                                                   In der GKE werden nicht nur tatsächlich in
                                             Anspruch genommene Kreditvolumina, sondern
                                                  auch die von den Banken eingeräumten
                                                    Kreditrahmen (von Großkrediten über
                                                    350.000 EUR) an den Unternehmenssektor
                                                    erfasst. Dabei zeigt sich, dass in den
                                                    vergangenen sechs Monaten seit dem
                                                    letzten Kreditbericht (Oktober 2012 bis
                                                    März 2013) neu eingeräumte und erhöhte
                                                    Rahmen an österreichische Unternehmen
                                                    im Ausmaß von insgesamt 23,3 Mrd. EUR
                                                   einer Summe von 25,4 Mrd. EUR an
                                                   reduzierten        und        weggefallenen
                                                   Kreditrahmen gegenüber stehen, was einen
                                                   Überhang      der     weggefallenen     und
                                                   reduzierten Rahmen im Ausmaß von 2,1
                                                   Mrd.      EUR       bedeutet.    In     der
                                                   Vergleichsperiode des Jahres davor
                                                 (Oktober 2011 bis März 2012) wurde noch
                                                   ein positiver Saldo, also eine Netto-
Rahmenausweitung in Höhe von 2,3 Mrd. EUR beobachtet. In der unterjährigen Betrachtung
zeigt sich jeweils im Oktober 2012 sowie im Jänner 2013 ein stark negativer Saldo aus neu
eingeräumten und erhöhten gegenüber reduzierten und weggefallenen Rahmen, der durch die
positiven Saldi in den restlichen Monaten nicht mehr kompensiert werden konnte.
Neben der Veränderung der Kreditrahmen liefert auch die in der GKE erfasste Ausnutzung der
Kreditrahmen Informationen zu den Bedingungen auf dem Kreditmarkt. Im Laufe des Jahres
2008 hat sich infolge der Finanzkrise die Ausnutzung im Verhältnis zu den gesamten
Kreditrahmen ausgehend von einem Wert von rund 78% zu Jahresbeginn auf knapp 83% zu
Jahresende erhöht und zeigte damit eine Verschärfung der Kreditbedingungen an. In der Folge
ist die Rahmenausnützung noch bis etwa Mitte 2011 auf über 85% angestiegen und bewegt sich
seither zwischen 83% und 85% (im März 2013 lag sie bei 84,3%).4

4
  Einschränkend sei allerdings erwähnt, dass aus der zahlenmäßigen Entwicklung von weggefallenen und
gekürzten Rahmen nicht geschlossen werden kann, ob die Initiative dafür vom Kreditnehmer oder vom
Kreditgeber ausgegangen ist und außerdem sind Ablehnungen von Kreditanträgen und
Rahmenerhöhungswünschen in der Statistik nicht erfasst.
                                                                                                  7
KREDITBERICHT ENTWICKLUNG DER KREDITE DES ÖSTERREICHISCHEN BANKENSYSTEMS AN DEN UNTERNEHMENSSEKTOR - OENB
Neukreditstatistik
Seit      2009       steht      als     weitere
Informationsquelle eine von der OeNB bei
103 österreichischen Banken erhobene
Statistik zur Brutto-Neukreditvergabe an
Unternehmen, private Haushalte und
Finanzleasinggesellschaften zur Verfügung.
Für Unternehmenskredite zeigt die
Neukreditstatistik im Gegensatz zur
gesamten Kreditvergabe des Bankensektors
laut Monetärstatistik keinen starken
Rückgang in den Jahren 2009 und 2010,
sondern eine ziemlich gleichmäßige
Entwicklung mit gewissen monatlichen
Schwankungen. Ein Grund für die
Abweichung        zwischen       den     beiden
Statistiken    liegt     darin,     dass    die
Neukreditstatistik die Brutto-Kreditvergabe
ohne Tilgungen, Bewertungsänderungen
und Wechselkurseffekte zeigt.
In den vergangenen sechs Monaten seit dem letzten Kreditbericht (Oktober 2012 bis März
2013) wurden insgesamt neue Unternehmenskredite im Ausmaß von brutto 40,4 Mrd. EUR
(einschließlich Fremdwährungskrediten) vergeben. Davon waren etwa 84% Kredite über 1 Mio.
EUR und 4% Fremdwährungskredite. In der Vergleichsperiode des Jahres davor (Oktober 2011
bis März 2012) wurden noch neue Kredite an Unternehmen im Ausmaß von 42,7 Mrd. EUR
vergeben, dies bedeutet einen Rückgang im heurigen Jahr gegenüber der Vergleichsperiode des
Vorjahres um rund 5%. Für den Rückgang verantwortlich ist hauptsächlich die geringere
Vergabe von Fremdwährungskrediten und zum geringeren Teil ein moderater Rückgang bei den
größeren Krediten über 1 Mio. EUR. Die
kleineren Kredite bis 1 Mio. EUR sind
hingegen im Vergleich zum Vorjahr sogar
leicht gestiegen.

2   Zinssatzentwicklung von
    Unternehmenskrediten

Neugeschäft
Die Zinssätze für Kredite an Unternehmen
folgen mit gewisser zeitlicher Verzögerung
den Leitzinsen der EZB, werden aber auch
von      der     Konjunktursituation     und
Spannungen auf den Finanzmärkten
beeinflusst. Seit etwa Mitte 2009 befinden
sich die Zinsen im Kundengeschäft infolge
der Finanzkrise im langjährigen Vergleich
bereits auf historisch niedrigem Niveau. Mit
dem einsetzenden Konjunkturaufschwung
                                                                                         8
KREDITBERICHT ENTWICKLUNG DER KREDITE DES ÖSTERREICHISCHEN BANKENSYSTEMS AN DEN UNTERNEHMENSSEKTOR - OENB
im Herbst 2010 begannen die Kundenzinsen wieder leicht zu steigen. Verstärkt wurde der
Anstieg durch zwei Leitzinsanhebungen der EZB im April und Juli 2011. Im November und
Dezember 2011 und ein weiteres mal im Juli 2012 senkte die EZB angesichts größer werdender
Spannungen auf den Finanz- und Kapitalmärkten wieder die Leitzinsen und auch die
Kundenzinsen sind in dieser Phase wieder zurückgegangen. Seit Sommer 2012 stagnierten die
Kundenzinsen auf niedrigem Niveau und befinden sich derzeit auf einer ähnlichen Höhe bzw.
sogar noch etwas tiefer als in der zweiten Jahreshälfte 2009 und in der ersten Hälfte 2010.5
Die durchschnittlichen Zinssätze für neu begebene Unternehmenskredite mit einer
Zinsbindungsfrist von bis zu 1 Jahr6 und einem Volumen von bis zu 1 Mio. EUR haben sich seit
Oktober 2012 kaum verändert und befanden sich in den meisten Monaten bei 2,2% – so wie
auch im letzten Berichtsmonat April 2013. Dies gilt auch für die Zinssätze von
Unternehmenskrediten mit bis zu einjähriger Bindungsfrist und einem Volumen von mehr als 1
Mio. EUR, die sich seit Oktober 2012 in einem engen Band zwischen 1,7% und 1,9%
bewegten. Im jüngsten Berichtsmonat April 2013 wurde nun bereits im dritten Monat in Folge
                                                   ein Wert von 1,7% verzeichnet. Insgesamt
                                                   befinden sich die Kundenzinsen von neuen
                                                   Unternehmenskrediten derzeit noch etwas
                                                   tiefer als in der ersten Jahreshälfte 2010 und
                                                   damit auf dem tiefsten Stand seit Beginn der
                                                   Währungsunion.

                                                           Bestehende Kredite
                                                  Die Zinssätze für bestehende Kredite haben
                                                  sich ebenfalls ab Ende 2011 über alle
                                                  Laufzeiten hinweg7 zurückgebildet. Seit
                                                  etwa Oktober 2012 sind sie dann auf
                                                  historisch niedrigem Niveau stagniert. Bei
                                                  Krediten mit Laufzeiten von bis zu 1 Jahr
                                                  befinden sich die Zinssätze nun schon im
                                                  dritten Monat in Folge bei 2,2%, bei jenen
                                                  mit Laufzeiten von 1 bis 5 Jahren wird
                                                  bereits seit November 2012 ein
                                                  Durchschnittszinssatz von 2,6% verzeichnet
und bei den Krediten mit Laufzeiten von über 5 Jahren befinden sich die Zinssätze seit Jänner
des laufenden Jahres unverändert bei 2,4%. Dies sind in allen drei Laufzeitsegmenten die
niedrigsten Zinssätze seit Beginn der Währungsunion.

5
  Die jüngste Leitzinssenkung der EZB am 2. Mai 2013 ist noch nicht in unseren Daten ersichtlich.
6
  Der Anteil der Neukredite mit einer Zinsbindungsfrist bis zu 1 Jahr an den gesamten Neukrediten betrug im
Oktober 2012 93,9%. Somit ist deren Dynamik ohne weiteres auf die der gesamten Neukredite zu übertragen.
7
  Hier wird anders als im Neugeschäft nicht nach Zinsbindungsfrist sondern nach Ursprungslaufzeit der Kredite
untergliedert.
                                                                                                           9
3   Unternehmensfinanzierung über den Kapitalmarkt und durch Kredite aus dem
    Ausland

Anleihen
Nachdem zu Beginn der Finanzkrise die
Finanzierung der Unternehmen auch über
den Kapitalmarkt eingebrochen war,
stiegen die Nettoemissionen von Anleihen
österreichischer           nicht-finanzieller
Unternehmen bis Mitte 2009 wieder
kräftig. Dieser Anstieg dürfte aus der
Substitution           von          anderen
Finanzierungsformen (vor allem von
Krediten)          durch          vermehrte
Anleiheemissionen resultiert haben. Vom
vierten Quartal 2009 bis zum ersten
Quartal 2011 ging das Wachstum der
Anleiheemissionen bei gleichzeitigem
Anstieg des Kreditwachstums wieder
zurück. Seither bewegte sich die
Jahresänderungsrate der Anleiheemissionen
in einem Band zwischen 7% und 12% und
befindet sich im letzten Berichtsmonat März 2013 bei 9,6%. Eine ähnliche Entwicklung war in
den Jahren 2009 und 2010 auch im Euroraum zu beobachten, allerdings waren die Jahre 2011
und 2012 – im Gegensatz zu Österreich – von einer stetigen Zunahme des Wachstums der
Anleiheemissionen im Euroraum gekennzeichnet. Seit Beginn des laufenden Jahres ist wieder
                                                 eine       leichte      Abnahme        der
                                                 Jahreswachstumsrate im Euroraum auf
                                                 aktuell 12,2% im April 2013 zu beobachten.
                                                In den ersten vier Monaten des laufenden
                                                Jahres haben die österreichischen nicht-
                                                finanziellen        Unternehmen             laut
                                                Emissionsstatistik kumuliert netto Anleihen
                                                im Wert von 1,1 Mrd. EUR emittiert,
                                                wobei etwa die Hälfte davon – 560 Mio.
                                                EUR – auf eine große Emission eines
                                                einzelnen Unternehmens im Jänner
                                                zurückzuführen ist. Im Vergleichszeitraum
                                                des     Vorjahres      beliefen     sich     die
                                                Nettoemissionen nur auf rund 800 Mio.
                                                EUR. Brutto (ohne Abzug von Tilgungen)
                                                emittierten        die         österreichischen
                                                Unternehmen in den ersten vier Monaten
                                                2013 Anleihen im Wert von insgesamt 2,3
                                                Mrd. EUR verglichen mit 1,8 Mrd. EUR in
                                                den ersten vier Monaten des Vorjahres.

                                                                                             10
Die Renditeaufschläge für Unternehmensanleihen über risikolosen Anleihen sind ein Maß der
Risikowahrnehmung im Unternehmenssektor. Diese Renditeaufschläge sind auf dem Euro-
Rentenmarkt8 infolge der gestiegenen Unsicherheit im Zuge der Staatsschuldenkrise in der
zweiten Jahreshälfte 2011 markant angestiegen, haben sich aber seit Beginn 2012 wieder
deutlich zurückgebildet. Der Anstieg 2011 war vor allem bei Anleihen mit schlechterem Rating
stark ausgeprägt, was vor allem durch einzelne Länder wie Spanien und Italien verursacht
wurde, während die österreichischen Unternehmensanleihen von dieser Entwicklung nicht
betroffen waren. So erreichten die Aufschläge von Anleihen der Ratingstufe BBB (relativ zur
Rendite von deutschen Staatsanleihen gleicher Laufzeit) Ende November 2011 beinahe einen
Wert von 600 Bp und lagen damit nur mehr um ein Drittel unter dem Wert am Höhepunkt der
Finanzkrise zu Beginn 2009. Nach einem Rückgang in den ersten Monaten des vergangenen
Jahres gab es im Mai kurzfristig noch einmal einen Anstieg der Renditeaufschläge in dieser
Ratingstufe auf etwa 440 Bp. Dieser vorübergehende Anstieg ist auf die infolge politischer
Vorgänge wieder etwas gestiegene Unsicherheit in Zusammenhang mit der Staatsschuldenkrise
im letzten Frühjahr zurückzuführen. In der Folge hat sich die Situation wieder entspannt und
somit sind auch die Renditeaufschläge bis zum aktuellen Rand wieder deutlich gesunken. Ende
Mai 2013 notierten Anleihen BBB gerateter Unternehmen im Euroraum nur mehr um etwa 200
Bp über deutschen Bundesanleihen, was den bisher geringsten Wert seit der Finanzkrise
markiert. Bis Mitte Juni 2013 sind diese Renditeaufschläge dann wieder um ca. 30 Bp auf aktuell
230 Bp leicht angestiegen.

Aktien
Im Gegensatz zu den Anleiheemissionen ist
die Finanzierung österreichischer nicht-
finanzieller Unternehmen über den
Aktienmarkt nach Beginn der Finanzkrise
fast vollständig zum Erliegen gekommen.
Erst im Laufe des Jahres 2011 haben die
Aktienemissionen       wieder      merklich
zugenommen. Zwischen Oktober 2011 und
Juni 2012 ging die Jahreswachstumsrate der
Aktien-Nettoemissionen ausgehend von fast
5% auf weniger als 1% zurück und bewegt
sich seither knapp über der Nulllinie (0,4%
im April 2013). Somit spielt die
Aktienfinanzierung der österreichischen
Unternehmen auch in den letzten Monaten
kaum eine Rolle. Auch im Euroraum ist das
Wachstum der Netto-Aktienemissionen
derzeit praktisch null, wobei diese
Entwicklung – im Gegensatz zu Österreich
– bereits seit Mitte 2010 anhält. Als Gründe für die flaue Entwicklung der Aktienemissionen
sind das derzeit ungünstige Kostenverhältnis von Eigen- zu Fremdkaptalfinanzierung für die

8
  Aufgrund mangelnder Daten für Österreich werden hier die Renditeaufschläge für Unternehmen im Euroraum
dargestellt.
                                                                                                     11
Firmen sowie das angesichts der derzeitigen Unsicherheit geringe Vertrauen von Investoren in
den Aktienmarkt generell denkbar.
In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres haben österreichische Unternehmen brutto
Aktien im Wert von insgesamt 129 Mio. EUR emittiert, was angesichts von Tilgungen in Höhe
von 27 Mio. EUR Nettoemissionen von 102 Mio. EUR impliziert. In den ersten vier Monaten
des Vorjahres waren die Nettoemissionen hingegen mit -13 Mio. EUR sogar negativ.

                                                          Kredite aus dem Ausland
                                                          Ergänzend zu den Kreditaufnahmen bei
                                                          inländischen Banken finanzieren sich vor
                                                          allem staatlich kontrollierte Unternehmen
                                                          beim Staat, während vornehmlich private
                                                          bzw. ausländisch kontrollierte Einheiten
                                                          Konzernfinanzierungen in Österreich bzw.
                                                          mit        ausländischen       Konzernteilen
                                                          durchführen; einschließlich der Emission von
                                                          verzinslichen       Wertpapieren        über
                                                          ausländische Finanzierungstöchter.
                                                          Die Kreditfinanzierung der österreichischen
                                                          Unternehmen von Banken aus dem Ausland
                                                          unterstützt die Kreditfinanzierung durch
                                                          inländische Banken. Die Netto-Veränderung
                                                          der Kreditgewährung von ausländischen
                                                          Banken betrug laut Gesamtwirtschaftlicher
                                                          Finanzierungsrechnung (GFR)9 im gesamten
                                                          Jahr 2012 kumuliert rund 1 Mrd. EUR. Dies
                                                          entspricht etwas mehr als einem Viertel der
                                                          Netto-Kreditfinanzierung über inländische
                                                          Banken im selben Zeitraum (3,7 Mrd. EUR).
                                                          Im gesamten Jahr 2011 betrug die Netto-
                                                          Kreditfinanzierung von ausländischen Banken
                                                          903 Mio. EUR und jene von inländischen
                                                          Banken etwa 4 Mrd. EUR.
                                                          Zusätzlich finanzierten sich inländische
                                                          Unternehmen mit konzerninternen Krediten
                                                          aus dem In- und Ausland, die allerdings im
                                                          Jahr 2012 sowohl über Inlandskanäle als auch
                                                          gegenüber dem Ausland Nettokapitalabflüsse
                                                          zeigten. Im Gesamtjahr 2012 war die
                                                          Kreditfinanzierung      innerhalb        der
                                                          inländischen Unternehmen leicht negativ,
                                                          während          die       konzerninternen

9
  Die Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung beinhaltet sowohl die Bestände als auch die Transaktionen zu
finanziellen Vermögenswerten aller volkswirtschaftlichen Sektoren untereinander und mit dem Ausland. Sie steht
derzeit bis zum vierten Quartal 2012 zur Verfügung.
                                                                                                           12
Finanzierungsströme ins Ausland einen Abfluss von 3,9 Mrd. EUR zeigen. Allerdings wurden
diese grenzüberschreitenden konzerninternen Kreditfinanzierungen fast vollständig durch
Umschichtungen in Wertpapier- und Eigenkapitalfinanzierungen kompensiert.

Gesamte Außenfinanzierung der Unternehmen
Im gesamten Jahr 2012 wurde eine Außenfinanzierung10 der nichtfinanziellen Unternehmen
von insgesamt 11,8 Mrd. EUR verzeichnet, was im Vergleich zum kumulierten Wert des Jahres
2011 mit 26,8 Mrd. EUR einen weit geringeren Wert darstellt. Diese Entwicklung ist aber
immer in Relation zur Geldvermögensbildung zu sehen, da es im Falle des Erwerbs von
Anteilsrechten und der Eigenkapitalfinanzierung als Teil der Außenfinanzierung zu stärkeren
Ausschlägen kommen kann, die die gesamten Finanzierungswerte beeinflussen. Zusätzlich
betrug die Innenfinanzierung ohne Abschreibungen im Jahr 2012 11,3 Mrd EUR.
Im ersten Quartal 2012 war die Höhe der gesamten Außenfinanzierung stark von den sonstigen
Anteilswerten getrieben (2,3 Mrd. EUR), im zweiten und dritten Quartal hingegen trugen die
Netto-Anleiheemissionen im Ausmaß von
etwa 3 Mrd. EUR bzw. 2,3 Mrd. EUR (laut
Gesamtwirtschaftlicher
Finanzierungsrechnung) maßgeblich zur
Außenfinanzierung der österreichischen
Unternehmen bei.
Die        Geldvermögensbildung        der
                               11
nichtfinanziellen Unternehmen war im
Jahr 2012 mit insgesamt 10,8 Mrd. EUR
ebenfalls geringer als im Jahr davor (29,3
Mrd. EUR). Dieser Wert impliziert aber
bei einer Außenfinanzierung von 11,8 Mrd.
EUR erstmals seit 2008 im Jahr 2012
wieder einen negativen Finanzierungssaldo
(d.h. ein Nettofinanzierungsdefizit) des
Unternehmenssektors in Österreich.

4    Verschuldung und Bonität der
     Unternehmen
Die Verschuldung der Unternehmen hat sich seit 2007 stufenweise erhöht und befindet sich
heute auf einem höheren Niveau als vor 6 Jahren. So ist die Verschuldung der Unternehmen
bereits 2007 und dann infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009
weiter gestiegen: von 240% des Bruttobetriebsüberschusses und 99,6% des BIP zu Beginn des
Jahres 2008 auf 273% des Bruttobetriebsüberschusses und 108% des BIP bis zum letzten
Quartal 2010. Danach hat sich die Verschuldungsquote auf hohem Niveau stabilisiert und steht
nun im vierten Quartal 2012 auf 265% des Bruttobetriebsüberschusses bzw. 105% des BIP.

10
   Bereinigt um die grenzüberschreitenden Direktinvestitionsflüsse von inländischen Special Purpose Entities
(SPEs).
11
   Ebenso bereinigt um die grenzüberschreitenden Direktinvestitionsflüsse von inländischen SPEs.
                                                                                                         13
Die Insolvenzhäufigkeit (Anzahl der
Insolvenzen in % aller Unternehmen) stieg
von etwa Mitte 2008 bis Ende 2009 in Folge
der Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich an,
ging aber bereits seit Beginn 2010 wieder
zurück und befindet sich derzeit im ersten
Quartal 2013 mit 2,1% sogar auf dem
niedrigsten Stand seit dem Beginn der
Zeitreihe im Jahr 1995. Die Insolvenzpassiva
(in % der gesamten Verpflichtungen der
Unternehmen) stiegen hingegen bis Ende
2010 noch weiter und bildeten sich erst im
Jahr 2011 wieder deutlich zurück. Im ersten
Quartal 2013 standen die Insolvenzpassiva
schließlich       bei      0,5%         aller
Unternehmenspassiva und damit nur etwas
über dem Wert vor der Finanzkrise zu
Beginn 2008.

5   Kredite und Investitionen
Seit Beginn der 1990er Jahre weisen die
realen           Wachstumsraten            der
Bruttoanlageinvestitionen und der Kredite
eine relativ hohe Übereinstimmung auf, was
darauf hindeutet, dass ein beträchtlicher Teil
der Investitionen kreditfinanziert ist.
Allerdings folgen in der Regel die Kredite
dem       Investitionszyklus    mit      einer
Verzögerung von ein bis zwei Quartalen.
Auf den massiven Investitionsrückgang im
Jahr 2009 folgte mit wenigen Monaten
Verzögerung eine Abschwächung der realen
Kreditdynamik. Das Investitionswachstum
hat im Zuge der Konjunkturerholung 2010
und im ersten Quartal 2011 wieder deutlich
zugelegt und auch das Kreditwachstum
erholte sich ab Mitte 2010 wieder. Seit der
zweiten Jahreshälfte 2011 ging das Investitionswachstum dann mit der neuerlichen
Konjunktureintrübung wieder deutlich auf einen Wert von -1% bis zum ersten Quartal 2013
zurück, das reale Kreditwachstum legte aber noch bis zum zweiten Quartal 2012 weiter zu. Seit
dem dritten Quartal 2012 ist aber auch das reale Kreditwachstum wieder deutlich gesunken und
befindet sich derzeit im ersten Quartal 2013 bei -1,4%. Der in der Vergangenheit beobachtete
Zusammenhang zwischen Krediten und Investitionen würde daher nahelegen, dass sich die
Kreditnachfrage auch in den nächsten Monaten weiterhin etwas abschwächt.

                                                                                          14
6    Entwicklung der Kredite an die privaten Haushalte12

Wachstumsraten
Das Wachstum der Kredite österreichischer Banken an die privaten Haushalte hat sich ebenso
wie jenes an die Unternehmen nach dem Einbruch infolge der Finanzkrise wieder erholt,
allerdings beobachten wir hier bereits seit Mitte 2011 wieder eine deutliche Abschwächung der
Wachstumsdynamik. Seit Juli 2011 ging die Jahreswachstumsrate der Haushaltskredite
ausgehend von 2,3% bis zum jüngsten Berichtsmonat April 2013 auf nunmehr 0,2% zurück.
Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg gegen Ende des Vorjahres ist die Jahreswachstumsrate
der Haushaltskredite in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres erneut gesunken und
befindet sich in den letzten beiden Monaten März und April sogar geringfügig unter jener im
Euroraum. In der kurzfristigen Dynamik beobachten wir in den ersten vier Monaten des
laufenden Jahres geringfügig negative Monatsänderungsraten der Haushaltskredite. Insgesamt
zeigt sich somit auch bei den Haushaltskrediten das Bild einer Abschwächung der
Wachstumsdynamik, die aber – im Gegensatz zu den Unternehmenskrediten – bereits seit
längerem anhält. Längerfristig betrachtet sieht man, dass das Kreditwachstum der
Haushaltskredite bereits seit Anfang 2005 im Trend rückläufig war. Die Finanzkrise war somit
nicht Auslöser sondern bestenfalls Verstärker der Verlangsamung der Kreditausweitung an die
privaten Haushalte.
Bankkredite an private Haushalte in Österreich und im Euroraum
Österreich               2011       2012      Nov. 12    Dez. 12     Jän. 13   Feb. 13   März 13    Apr. 13
Transaktionsbedingte
Veränderung
(in Mrd EUR)               2.2         1.1       -0.3        0.6       -0.4       -0.3      -0.2       -0.2
Monatliche
Veränderungsraten
(in %)                     1.7         1.0       -0.2        0.4       -0.3       -0.2      -0.1       -0.2
Jahresveränderungs-
raten (in %)               1.7         1.0        0.6        0.8        0.8       0.5        0.2        0.2
Euroraum
Jahresveränderungs-
raten (in %)               2.9         0.5        0.4        0.5        0.5       0.5        0.4        0.4
Quelle: OeNB.

Auch im Euroraumdurchschnitt ist seit etwa Mitte 2011 ein Rückgang der Wachstumsrate der
Haushaltskredite zu beobachten, der allerdings weit stärker ausgeprägt war als in Österreich.
Seit dem vorläufigen Höchstwert nach der Finanzkrise im Mai 2011 ging das Jahreswachstum
der Haushaltskredite im Euroraum von 3,4% auf 0% im September 2012 zurück, erholte sich
danach wieder etwas und stabilisierte sich in den letzten Monaten auf einem Niveau von etwa
0,4%. Am stärksten innerhalb des Euroraums war der Wachstumsrückgang seit Mai 2011 in
Zypern (Rückgang um 11,2 Pp seit Mai 2011), gefolgt von Slowenien (Rückgang um 8,2 Pp)
und Italien (Rückgang um 7,3 Pp). In Österreich fiel der Rückgang seit Mai 2011 mit 2 Pp nur
relativ gering aus, während das Wachstum der Haushaltskredite in Deutschland, Belgien, Irland
und Luxemburg im selben Zeitraum sogar leicht zulegte. Zuletzt im April 2013 verzeichneten

12
  Betrachtet wird hier der gesamte Haushaltssektor laut VGR, der private Haushalte, selbständige Erwerbstätige
und Ein-Personenunternehmen enthält und zusätzlich die privaten Organisationen ohne Erwerbszeck (z.B.
Kirchen, Gewerkschaften).
                                                                                                           15
vor allem die Krisenländer Südeuropas
weiterhin negative Jahreswachstumsraten
bei den Haushaltekrediten: Griechenland (-
6,5%), Portugal (-4,3%), Spanien (-4,0%),
Zypern (-3,5%), Slowenien (-2,0%) und
Italien (-1,3%).

Fristigkeiten
Nach Fristigkeit betrachtet zeigt sich ein
sehr     unterschiedliches    Muster     des
Wachstums der Haushaltskredite in den
letzten Jahren. Das Wachstum der Kredite
mit mehr als 5 Jahren Laufzeit, die das Gros
der gesamten Kredite an die privaten
Haushalte ausmachen13, zeigt seit Beginn
2005 einen trendmäßigen Rückgang wie das
Gesamtaggregat, während sich die anderen
beiden Komponenten recht volatil und
beinahe spiegelbildlich zueinander entwickelten. Im ersten Halbjahr 2011 ist das Wachstum der
                                                   Haushaltskredite mit Laufzeiten über 5
                                                   Jahren etwas angestiegen, hat sich dann aber
                                                   seit Ende 2011 wieder leicht abgeschwächt.
                                                   Seit etwa einem Jahr befindet sich die
                                                   Jahreswachstumsrate der langfristigen
                                                   Haushaltskredite knapp unter 1% (im April
                                                   2013: 0,8%). Bei den Krediten mit einer
                                                   Laufzeit von 1 bis 5 Jahren sind sehr starke
                                                   zyklische        Schwankungen            der
                                                   Jahreswachstumsraten zu beobachten. Ein
                                                   starker Anstieg in den Jahren 2010 und
                                                   2011 auf Zuwachsraten jenseits der 15%
                                                   war gefolgt von einem massiven Rückgang
                                                   im Jahr 2012, der bis dato anhält. In den
                                                   letzten beiden Berichtsmonaten März und
                                                   April 2013 wurden in diesem Segment
                                                   erstmals seit Mai 2010 wieder negative
                                                   Jahreswachstumsraten verzeichnet (-0,2%
                                                   im März und -1,3% im April). Das
Wachstum der Haushaltskredite mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr war in der
zweiten Jahreshälfte 2011 bis etwa Mitte 2012 ebenfalls rückläufig, konnte seither aber wieder
etwas zulegen. Mit -3,9% im jüngsten Berichtsmonat April 2013 befindet sich die
Jahreswachstumsrate der kurzfristigen Haushaltskredite allerdings immer noch im negativen
Bereich.

13
  Im April 2013 betrug der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von mehr als 5 Jahren am Gesamtvolumen aller
Haushaltskredite rund 82%, jener mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren und auch jener mit einer Laufzeit von bis
zu 1 Jahr jeweils 9%.
                                                                                                             16
Verwendungszweck
Die Entwicklung des Wachstums der
Haushaltskredite          nach          dem
Verwendungszeck zeigt für alle drei
Komponenten           einen        ähnlichen
trendmäßigen        aber      im     Niveau
unterschiedlichen Verlauf. Bei den
Wohnbaukrediten, die derzeit mit einem
Anteil von 60% an den gesamten
Haushaltskrediten die wichtigste Gruppe
darstellen, lag das Wachstum in den letzten
Jahren immer über jenem der anderen
beiden Komponenten. Nach einem
vorübergehenden Anstieg in der ersten
Jahreshälfte 2011 setzte etwa Anfang 2012
ein        stetiger      Rückgang        der
Jahreswachstumsrate der Wohnbaukredite
auf einen Wert von zuletzt 1,8% im April
2013 ein. Die Jahreswachstumsrate der Konsumkredite hingegen, die mit einem Anteil von 16%
an den gesamten Haushaltskrediten weit volumensschwächer als die Wohnbaukredite sind, ist
bereits seit Mai 2007 negativ und pendelte seit 2009 im Bereich zwischen -2% und -4%. Zuletzt
im April 2013 betrug die Jahreswachstumsrate der Konsumkredite -2,5%.
Das Jahreswachstum der sonstigen
Haushaltskredite, die einen Anteil von rund
24% an den gesamten Haushaltskrediten
aufweisen, schwächte sich nach einem
vorübergehenden Hoch im Oktober 2011
wieder deutlich ab und stabilisierte sich erst
in den letzten Monaten im Bereich von
-2%. In diesen sonstigen Haushaltskrediten
sind auch die Kredite an Selbständige und
Ein-Personenunternehmen inkludiert, die
von ihrem Zweck her eher zu den
Unternehmenskrediten zu zählen wären. Im
April 2013 betrug der Anteil des Volumens
dieser Kredite am gesamten Volumen der
sonstigen Haushaltskredite etwa 70% und
deren Jahreswachstumsrate -1,6%.

Neukredite
Ebenso wie für die Unternehmenskredite gibt die seit 2009 verfügbare Neukreditstatistik
Auskunft über die neu vergebenen Kredite an die Haushalte nach Verwendungszweck. Hier
sieht man allerdings im Gegensatz zu den Unternehmenskrediten eine leicht zunehmende
Tendenz der Neukreditvergabe seit etwa einem Jahr. In den vergangenen sechs Monaten
(Oktober 2012 bis März 2013) wurden neue Kredite an private Haushalte im Ausmaß von
brutto 10,1 Mrd. EUR vergeben, das ist um etwa 1 Mrd. EUR (12%) mehr als in der
                                                                                          17
Vergleichsperiode des Jahres davor. Der größte Teil davon (51%) waren Wohnbaukredite,
gefolgt von sonstigen Krediten (33%) und Konsumkrediten (16%). Der Anstieg gegenüber dem
Vorjahr war in allen drei Kategorien gleichermaßen zu verzeichnen.

7   Zinssatzentwicklung von Haushaltskrediten

Neugeschäft
Ähnlich wie bei den Unternehmenskrediten sind auch die Zinssätze bei den neu begebenen
Haushaltskrediten während der Konjunkturerholung nach der Finanzkrise zwischen Mitte 2010
und Mitte 2011 angestiegen und in weiterer Folge als Reaktion auf die Leitzinssenkungen im
November und Dezember 2011 sowie im Juli 2012 wieder gesunken. Der beobachtete
Rückgang im vergangenen Jahr ist allerdings bei den Haushaltkrediten geringer ausgefallen als
bei den Unternehmenskrediten. In den
ersten vier Monaten des laufenden Jahres ist
bei den Haushaltskrediten – ebenfalls im
Gegensatz zu den Unternehmenskrediten –
kein weiterer Rückgang sondern eher ein
geringfügiger Anstieg zu beobachten.
Bei den neu begebenen Wohnbaukrediten
mit einer Zinsbindungsfrist bis zu 1 Jahr, die
per April 2013 mit 79% den größten Anteil
an den neu vergebenen Wohnbaukrediten
ausmachen, gingen die Durchschnittssätze
bis Jänner 2013 auf 2,2% zurück und sind in
der Folge bis März 2013 wieder auf 2,5%
angestiegen. Im jüngsten Berichtsmonat war
allerdings wieder ein leichter Rückgang auf
2,3% zu verzeichnen. Damit lagen sie in den
letzten Monaten nur geringfügig über der
Inflationsrate gemäß HVPI (2,1% im April
2013). Bei den Wohnbaukrediten mit
mittleren Zinsbindungsfristen (1-5 Jahre), die im April 18% aller neu begebenen
Wohnbaukredite ausmachten und von Zwischenfinanzierungen von Bausparkassen dominiert
sind, haben sich die Durchschnittssätze hingegen im letzten Jahr kaum verändert und sind erst
im Laufe der ersten vier Monate des laufenden Jahres merklich zurückgegangen (von 2,7% im
Jänner auf 2,1% bis April 2013). Bei den neuen Konsumkrediten mit einer Zinsbindungsfrist bis
zu 1 Jahr, deren Anteil an den gesamten neu begebenen Konsumkrediten derzeit bei 94% liegt,
war zwischen Februar und Dezember 2012 ein deutlicher Rückgang der Zinssätze ausgehend
von 5,2% auf 4,4% zu verzeichnen, seither sind die Durchschnittssätze aber wieder geringfügig
auf 4,6% im April 2013 gestiegen.

                                                                                          18
Bestehende Kredite
                                                   Bei den bestehenden Haushaltskrediten
                                                   zeigt sich eine nach Ursprungslaufzeit im
                                                   Niveau unterschiedliche aber parallel
                                                   verlaufende Entwicklung der Zinssätze (mit
                                                   Ausnahme der Wohnbaukredite mit 1 bis 5
                                                   Jahren Laufzeit). Die Zinssätze der
                                                   bestehenden Konsumkredite sind für
                                                   Laufzeiten von bis zu 1 Jahr am höchsten
                                                   und sind erst mit Verzögerung als Reaktion
                                                   auf die vergangenen Leitzinssenkungen im
                                                   letzten Herbst deutlich zurückgegangen. Im
                                                   November 2012 wurde in diesem Segment
                                                   mit 5,2% der bislang niedrigste Wert
                                                   erreicht, in den Folgemonaten stieg der
                                                   Durchschnittssatz dann wieder leicht an und
                                                   liegt nun im April 2013 bei 5,3%. Im
                                                   Gegensatz dazu waren die Zinssätze von
                                                   Konsumkrediten mit Laufzeiten von 1 bis 5
Jahren und jene mit Laufzeiten von mehr als 5 Jahren bereits im vergangenen Jahr rückläufig
und haben sich dann aber seit Oktober 2012 auf historisch niedrigem Niveau stabilisiert: Seither
befinden sich erstere auf einem Niveau von 3,8% und letztere auf 3,0%.
Bei bestehenden Wohnbaukrediten mit
Laufzeiten von 1 bis 5 Jahren gingen die
Zinssätze im vergangenen Jahr viel weniger
zurück als in den anderen beiden Segmenten.
Bereits im Jahr 2009 reagierten die Zinssätze
von Wohnbaukrediten mit mittlerer Laufzeit
mit     starker    Verzögerung     auf     die
Leitzinsänderungen, der Leitzinsanstieg in der
ersten Hälfte 2011 speigelte sich in dieser
Komponente überhaupt nicht wieder. Aktuell
stehen die Zinsen von Wohnbaukrediten mit
mittlerer Laufzeit bereits seit einem Jahr
konstant bei 2,5%. Grund für die im
Vergleich       zu    anderen     Segmenten
unterschiedliche Reaktion der Zinssätze von
Wohnbaukrediten mit mittleren Laufzeiten
dürfte die in den AGB der Bausparkassen
meist angeführte Besonderheit einer
verzögerten Anpassung an den EURIBOR14

14
  Der EURIBOR ist ein repräsentativer Zwischenbanken-Zinssatz für Termingelder in Euro mit einer Laufzeit
von 1 Woche bis zu 12 Monaten. Er dient als Referenz für viele Finanzprodukte wie Spareinlagen oder
Hypothekarkredite (z.B. 1 Prozentpunkt Aufschlag auf den Dreimonats-EURIBOR).

                                                                                                      19
sein.
Im Gegensatz dazu gingen die Zinssätze von Wohnbaukrediten mit Laufzeiten bis zu 1 Jahr
sowie mit Laufzeiten von mehr als 5 Jahren im vergangenen Jahr deutlich zurück und
stabilisierten sich in den ersten Monaten des laufenden Jahres auf historisch niedrigem Niveau.
Die aktuellen Werte von 2,5% (April 2013) bei den kurzfristigen Wohnbaukrediten und 2,4%
bei den langfristigen Krediten stellen somit – wie auch im Falle der mittelfristigen
Wohnbaukredite – die niedrigsten Werte seit Beginn der Währungsunion dar.

                                                                                            20
II Ergebnisse der jüngsten Umfragen bei Unternehmen
und Banken
1    Einleitung
Ergänzend zu den statistischen Daten, die die Entwicklung der Mengen und Preise (Zinsen) der
Kredite abbilden, ermöglichen es Umfragen, die Einflussfaktoren der Kreditentwicklung näher
zu beleuchten. Dieses Kapitel fasst die Ergebnisse aktueller Umfragen bei Unternehmen und
Banken zur Entwicklung der Kreditrichtlinien und der Kreditbedingungen zusammen.
Folgende Umfragen werden dazu herangezogen:
    Survey on the Access to Finance of Small- and Medium-sized Enterprises (SAFE): Dies ist
     ein gemeinsames Projekt der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank,
     das sich vorwiegend an Klein- und Mittelbetriebe richtet, aber auch wenige große
     Unternehmen befragt und insgesamt eine Stichprobe von etwas über 7.500 Unternehmen
     im Euroraum umfasst (davon 500 aus Österreich). Diese Umfrage findet seit 2009 zweimal
     jährlich statt und deckt jeweils einen Zeitraum von sechs Monaten ab. Die letzte Umfrage,
     die sich auf den Zeitraum Oktober 2012 – März 2013 bezog, fand im Februar und März
     2013 statt und wurde am 26. April 2013 veröffentlicht. In Bezug auf die Finanzierung von
     Unternehmen enthält der SAFE Fragen zur Veränderung der Nachfrage, zur Verfügbarkeit
     von externer Finanzierung sowie deren Determinanten und zur Veränderung der
     Kreditbedingungen (z.B. Nebenkosten, Sicherheiten, etc.).
    Sonderfrage im WIFO-Konjunkturtest (WIFO-KT): Im November 2011 wurden die
     insgesamt über 1.200 am WIFO-Konjunkturtest teilnehmenden österreichischen
     Unternehmen erstmals über ihre Einschätzung zu den Kreditstandards bei ihrer Bank in den
     letzten drei Monaten befragt. Seither ist diese Frage einmal im Quartal fixer Bestandteil
     dieser Unternehmensbefragung. Im Vergleich zum SAFE hat der WIFO-KT eine deutlich
     größere Stichprobe und legt ein etwas geringeres Gewicht auf Klein- und
     Kleinstunternehmen sowie Dienstleister.
    Umfrage über das Kreditgeschäft (Bank Lending Survey; BLS): Der BLS, in dessen Rahmen
     seit Anfang 2003 jedes Quartal Kreditmanager aus sieben österreichischen Banken15 um ihre
     Einschätzung zur Kreditentwicklung im davorliegenden Quartal befragt werden, bietet
     Informationen über die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen und Haushalte aus
     Bankensicht. Der BLS fragt nach der Veränderung der Kreditrichtlinien sowie der
     Kreditnachfrage in den letzten drei Monaten vor dem Befragungstermin. Bei den
     Unternehmen wird nach Unternehmensgröße (große Unternehmen bzw. kleine und
     mittlere Unternehmen (KMUs)) unterschieden. Darüber hinaus wird nach den
     Einflussfaktoren dieser Veränderung gefragt, wobei seit 2008 bei den Determinanten der
     Kreditrichtlinien ebenfalls nach Unternehmensgröße unterschieden wird (bei der
     Kreditnachfrage gibt es diese Differenzierung nicht).

15
   Mit dem Befragungstermin April 2013 wurde die Anzahl der österreichischen Teilnehmer an der Umfrage von
fünf auf sieben Institute ausgeweitet.
                                                                                                       21
2      Kreditnachfrage der Unternehmen
Der SAFE fragt die Unternehmen nach der Veränderung ihrer Nachfrage nach verschiedenen
Finanzierungsinstrumenten. In der aktuellen Befragungsrunde berichteten die österreichischen
KMUs zum vierten Mal in Folge mehrheitlich über ihre rückläufige Nachfrage nach
Bankkrediten, gleichzeitig aber einen leicht positiven Bedarf an Überziehungen.16 Im gesamten
Euroraum war die Kreditnachfrage der KMUs weiterhin geringfügig positiv. Bei der Nachfrage
nach Eigenkapital und der Emission von Anleihen zeigten sich sowohl euroraumweit als auch in
Österreich im Beobachtungszeitraum nur wenige Veränderungen.
In Bezug auf Handelskredite blieb bei der jüngsten Befragung die Nachfrage der österreichischen
KMUs konstant. Neben konjunkturellen Aspekten ist hier auch zu berücksichtigen, dass
Handelskredite dann vermehrt in Anspruch genommen werden, wenn der Zugang zu anderen
Finanzierungsformen beschränkt ist. Im Euroraum insgesamt erhöhte sich die Nachfrage nach
Handelskrediten hingegen leicht.

     Veränderung des Finanzierungsbedarfs von KMUs in den letzten 6 Monaten
      Banken                                                   Kapitalmarkt                                                  Sonstige
      Saldo aus "steigend" und "fallend" in %                  Saldo aus "steigend" und "fallend" in %                       Saldo aus "steigend" und "fallend" in %

      20                                                       20                                                            20

      15
                                                               15                                                            15

      10

                                                               10                                                            10

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       0

                                                                0                                                            0
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           2Q09 4Q09 3Q10 1Q11 3Q11 1Q12 3Q12 1Q13                   2Q09       3Q10        3Q11          3Q12                    2Q09 4Q09 3Q10 1Q11 3Q11 1Q12 3Q12 1Q13
           Bankkredite - AT               Bankkredite - EA             Eigenkapital - AT                 Eigenkapital - EA        Handelskredite - AT              Handelskredite - EA
           Überziehungen - AT             Überziehungen - EA           Anleihen -AT                      Anleihen -EA             Sonstige - AT                    Sonstige - EA
     Quelle: EZB.

Neben der Veränderung ihres Finanzierungsbedarfs nach verschiedenen Finanzierungsarten
werden die KMUs auch nach den Gründen (Verwendungszwecken) dafür befragt. Dabei wird
allerdings nicht nach den einzelnen Finanzierungsinstrumenten unterschieden.
In der Umfrage vom April 2013 gaben die österreichischen KMUs mehrheitlich an, dass sie –
wie bei allen bisherigen Erhebungen zuvor – für die Finanzierung von Anlageinvestitionen einen
steigenden Mittelbedarf hatten: der Saldo aus positiven und negativen Antworten stieg sogar
leicht von 8% auf 10%. Im gesamten Euroraum war die Entwicklung sehr ähnlich. Mittel für die
Lagerhaltung und Betriebsmittel erhöhten den Finanzbedarf der KMUs in Österreich wie auch
im Euroraum insgesamt in nahezu unveränderter Weise. Der Mittelbedarf für

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  Bezugsgröße sind alle KMUs, egal ob sie Finanzierungen nachgefragt haben (beinhaltet auch jene Fälle, bei
denen Unternehmen erst gar nicht zu einer Bank gehen, weil sie sich keine Chance auf einen Kredit ausrechnen).
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