Brecht-Tage Brecht und das Theater der Intervention "Man kann die Dinge erkennen, indem man sie ändert."

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Brecht-Tage
Brecht und das
Theater der
Intervention
„Man kann die
Dinge erkennen,
indem man sie
ändert.“
                  2020
Der Begriff „Interven-
                                                                                   tion“ wurde von Brecht
                                                                                   nie gebraucht. Gleich-
                                                                                   wohl lassen sich viele
                                                                                   Aspekte seiner Ästhetik
                                                                                   darunter bündeln. Ziel
                                                                                   der Brecht-Tage 2020
© 2020                                       Druck                                 ist es, „Intervention“ als
                                                                                   einen Kernbegriff für
Literaturforum im Brecht-Haus                PIEREG Druckcenter
                                             Berlin GmbH
Redaktion

                                                                                   Brechts Ästhetik zu
Lutz Klüppel                                 Herausgeber
(V. i. S. d. P.)                             Literaturforum im Brecht-Haus
                                             Trägerverein: Gesellschaft für Sinn

                                                                                   prüfen und kenntlich zu
Gestaltung                                   und Form e. V.
Panatom Corporate                            Chausseestraße 125
Communication                                10115 Berlin-Mitte

Bildnachweis                                 T   030/28 22 003                     machen. Es soll ferner
                                                                                   nach Vorläufern und der
S. 12f.: Probe „Das kleine Mahagonny“,       E   info@lfbrecht.de
1927 © Akademie der Künste Berlin,
Bertolt-Brecht-Archiv, Fotoarchiv 06/085,    www.lfbrecht.de

                                                                                   Tradition eines interven-
Foto: Kühn und Hitz, Baden-Baden

Zitate

                                                                                   tionistischen Theaters
S. 1: Brecht, Bertolt: Werke. Große
kommentierte Berliner und Frankfurter
Ausgabe, hg. v. Hecht, Werner/ Knopf, Jan/
Mittenzwei, Werner/ Müller, Klaus-Detlef.
Berlin/ Weimar/ Frankfurt a. M. 1988 ff.,                                          gefragt werden. Letzt-
                                                                                   lich interessiert der
Bd. 21, S. 425. [Im Folgenden BFA].
S. 8f.: BFA 23, 368ff.
S. 16: BFA 21, 424                           Präsentiert von rbbKultur
                                             und Theater der Zeit

                                                                                   Aspekt, welche Impulse
S. 23: BFA 23, 298

                                                                                                         Brecht-Tage
                                                                                                                       3
Programm
von Brecht für interven-
                                                             Konzept und Projektleitung
                                                             Cornelius Puschke,
                                                             Marianne Streisand,

tionistische künstlerische
                                                             Christian Hippe und
                                                             Volker Ißbrücker

Praktiken der Gegenwart
ausgingen. Aber auch                                         13.2.		          Do
                             10.2.          Mo
abgesehen von mög-           20:00
                                                             19:30
                                                             Installation und Gespräch

lichen Impulsen durch
                             Lesen, kommentieren, Gespräch
                                                             Die kleine
                             Brechts Texte                   Intervention:
Brecht sollen diese Prak-
                             zur Intervention                Weniger Spektakel,
                             Mit Margarita Tsomou
                                                             mehr Wirkung?
tiken in ihren verschie-
                             und Matthias Warstat
                             Moderation Christian Rakow      Mit Aram Bartholl und
                                                             Helgard Haug (Rimini Protokoll)

denen Ausprägungen
                             11.2. 		       Di               Moderation Cornelius Puschke

                             20:00
                                                             14.2.    Fr
vorgestellt werden: von
                             Statements und Diskussion

                             Wie kann Theater                ab 10:00
                                                             Vorträge, Diskussionen

Ansätzen des Applied
                             heute intervenieren?            Eintritt f rei!
                             Christine Wahl im Gespräch
                             mit Bernd Stegemann             Brechts
Theater bzw. der Theater-    und Florian Malzacher           interventionistische
                                                             Ästhetik und
pädagogik, aktivistischer
                             12.2.		        Mi               ihr Weiterwirken
                             18:00                           Leitung Florian Vaßen

Interventionen bis zu
                             Projektvorstellung              und Marianne Streisand
                             Eintritt f rei!

                             Die WochenKlausur
operativen Aktionsformen.    Mit Martina Reuter
                             und Wolfgang Zinggl

                             12.2.		        Mi
                             20:00                           Eintritt, wenn nicht anders
                                                             angegeben: 5,- € / ermäßigt: 3,- €
                             Präsentation und Diskussion

                             Mit Kunst Missstände            Der Einlass beginnt in der Regel eine

                             beheben?                        Stunde vor Veranstaltungsbeginn.

                             Mit Martina Reuter, Bernd
                             Ruping und Julius Heinicke
                             Moderation Marianne Streisand                         Brecht-Tage
                                                                                                  5
10.2.		                Mo       Lesen,
                                kommentieren,
                                Gespräch              11.2.		                Di            Statements
                                                                                           und Diskussion

20:00                                                 20:00
Brechts Texte                                         Wie kann Theater
zur Intervention                                      intervenieren?
Mit Margarita Tsomou                                  Mit Bernd Stegemann und
und Matthias Warstat                                  Florian Malzacher
Moderation Christian Rakow                            Moderation Christine Wahl

Lesen, kommentieren und miteinander ins Gespräch      Wie steht es um das interventionistische Theatererbe
kommen: Auf diese Weise sollen Brechts Texte zum      Brechts heute? Mit welchen Mitteln und ästhetischen
Thema der Intervention in einem performativen         Strategien wird seiner auf Wirksamkeit ausgerichteten
Close-Reading-Verfahren nähergebracht werden: von     Ästhetik Rechnung getragen und wer ist das Publikum
Brechts Konzept eines „eingreifenden Denkens“ über    eines an Brecht geschulten interventionistischen
seine Vorstellungen einer Zuschauer-Aktivierung bis   Theaters? Diese Fragen sollen vor dem Hintergrund
hin zu Brechts Idee „kleiner wendiger Truppen“.       diskutiert werden, dass die „Veränderbarkeit der Welt“,
Dabei geht es nicht nur darum, die Spannweite eines   die für Brecht außer Frage stand, angesichts gegen-
Denkens der Intervention zu beleuchten, sondern       wärtiger, scheinbar unaufhaltbarer sozialer, politischer
zugleich kritisch kommentierend nachzuhaken und zu    und ökologischer Katastrophenszenarien in Zweifel
intervenieren.                                        gerät.

                                                                                                       Brecht-Tage
                                                                                                                     7
„Das ist die Frage, wie wir, abgesehen
von dem großen Stück für die Theater,
wieder zu kleinen, wendigen Kampffor-
men kommen, wie wir sie einmal in der
Agitprop-Bewegung gehabt haben. (…)
Die kleinen Truppen (…) können wirklich
eingehen auf die echte Situation ihrer
Zuhörer, auf ihre echten, eventuell sehr
kleinen und niedrigen Probleme.“

                                     Brecht-Tage
                                                   9
12.2.		               Mi         Projektvorstellung
                                 Eintritt f rei!
                                                         12.2.		                 Mi               Präsentation
                                                                                                  und Diskussion

18:00                                                    20:00
Die WochenKlausur                                        Mit Kunst Missstände
Mit Martina Reuter
und Wolfgang Zinggl
                                                         beheben?
                                                         Mit Martina Reuter (WochenKlausur), Bernd Ruping (Theatrale
Anhand einiger Projekte der Gruppe WochenKlausur         Interventionen in Unternehmen) und Julius Heinicke (Theater-
                                                         Interventionen in Afrika). Moderation Marianne Streisand
aus Wien soll ausführlich über Ansprüche, Möglich-
keiten und Risiken einer Kunst gesprochen werden, die
                                                         Die von Feuilleton und Kunstkritik kaum berück-
sich vom Formalen verabschiedet und „ästhetische“
                                                         sichtigten, aber weit verbreiteten Ansätze sowohl im
Überlegungen im Zusammenhang mit Handeln abseits
                                                         Applied Theater und der Theaterpädagogik als auch in
applaudierenden Publikums versteht. Was hätte Brecht
                                                         der Bildenden Kunst entwickeln konkrete Formen des
dazu gesagt, ist das überhaupt noch Kunst? Und lassen
                                                         Eingriffs in gesellschaftliche Defizite. Als besonders
sich strukturelle Probleme durch Einzelaktionen lösen?
                                                         herausragend für den Typus sozial-interventionis-
Nach 42 Projekten in 26 Jahren und 12 Ländern kann
                                                         tischer Kunst kann die Praxis der österreichischen
die Gruppe WochenKlausur jedenfalls einiges erzählen.
                                                         Gruppe WochenKlausur gesehen werden. Seit einigen
                                                         Jahrzehnten entwickelt sich mit der Theaterpädagogik
                                                         zudem ein neues Arbeitsfeld, das Theater als Medium
                                                         der Aufklärung und Vermittlung von Konflikten
                                                         versteht und künstlerische Interventionen zu seinen
                                                         grundlegenden Strategien zählt. Formen konkreter
                                                         Interventionen, die ohne Spektakel oder Aktionismus
                                                         auskommen, sollen näher betrachtet werden. Können
                                                         dergleichen Ansätze vor dem Hintergrund der
                                                         Brechtschen Ästhetik, etwa der „kleinen wendigen
                                                         Kampftruppen“ oder der Tradition der Lehrstücke/
                                                         „learning plays“ und ihrer Fortschreibung und Weiter-
                                                         entwicklung durch Augusto Boal, verstanden werden?
                                                                                                              Brecht-Tage
                                                                                                                            11
Brecht-Tage
              13
13.2.		                 Do             Installation
                                       und Gespräch
                                       (Beginn der
                                                                  14.2.    Fr                           Vorträge, Diskussionen
                                                                                                        Eintritt f rei!

19:30                                                             ab 10:00
                                       Installation: 19:30 Uhr)

Die kleine                                                        Brechts
Intervention:                                                     interventionistische
Weniger Spektakel,                                                Ästhetik und
mehr Wirkung?                                                     ihr Weiterwirken
Mit Aram Bartholl und Helgard Haug (Rimini Protokoll)             Moderation Florian Vaßen
Moderation Cornelius Puschke                                      und Marianne Streisand

Anhand von Aram Bartholls „Dead Drops“ (mit                       Eva Renvert Brecht und die interventionistischen
Live-Installation) und Projekten von Rimini Proto-                Theaterformen beim frühen Piscator und im Agitprop-
koll geht es um die Frage, ob die kleine, unauffällige            theater
oder parasitäre Aktionsform wirksamer ist als die                 Anja Quickert Brechts Kritik der Institution Theater
skandalösen Groß-Interventionen, die ebenso schnell               Michael Wehren Intervention und Institution: Brechts
wieder verschwinden wie sie erschienen sind.                      Lehrstücke und ihre zeitgenössische Produktivität
                                                                  Matthias Rothe Eingreifende Kunst, Autonomie der
                                                                  Kunst – Rückkehr zu einer Debatte
                                                                  Carolin Sibilak Musik als Intervention bei Brecht –
                                                                  auf und jenseits der Bühne
                                                                  Anja Klöck Von Theaterentwürfen und kämpferischen
                                                                  Praktiken: „kleine, wendige Truppen“ bei Bertolt Brecht
                                                                  und Maxim Vallentin
                                                                  Katharina Kolar Lehrlingstheater der 1970er-Jahre als
                                                                  Intervention zur erhofften proletarischen Revolution
                                                                  Claudia Hummel „Zum Beispiel ein Spielclub“. Wieder-
                                                                  aufführung eines Modells der künstlerisch-edukativen
                                                                  Intervention 1970 / 71 heute
                                                                                                                    Brecht-Tage
                                                                                                                                  15
„Das eingreifende   Mitwirkende
Denken. Die Dia-
lektik als jene
Einteilung, An-
ordnung, Betrach-       Aram
                        Bartholl
                    Aram Bartholl studierte Architektur
                                                                 Helgard
                                                                 Haug
                                                             Helgard Haug ist Autorin und Regis-

tungsweise der
                    an der Universität der Künste Berlin.    seurin. Sie studierte Angewandte
                    Er war Mitglied der Künstlergruppe       Theaterwissenschaften in Gießen,
                    Freies Fach (heute AnArchitektur),       wo sie 2000 gemeinsam mit Daniel

Welt, die durch
                    die für ihre diskursive und inter-       Wetzel und Stefan Kaegi das Thea-
                    ventionistische Thematisierung des       ter-Label Rimini Protokoll gründete.
                    öffentlichen Raums bekannt ist,          Seither entwickeln sie in unter-
                    sowie des Web-Kollektivs Free            schiedlichen Konstellationen ihre

Aufzeigung ihrer
                    Art and Technology Lab. Seit 2019        Bühnenstücke, Interventionen, sze-
                    lehrt er als Professor für Kunst mit     nischen Installationen und Hörspiele
                    Schwerpunkt digitale Medien an der       oft mit Expert*innen, die ihr Wissen

umwälzenden
                    HAW Hamburg. Bartholl befragt            und Können jenseits des Theaters
                    mittels seiner skulpturalen Interven-    erprobt haben. Außerdem überset-
                    tionen, Installationen und performa-     zen sie Räume oder soziale Ordnun-
                    tiven Workshops das gegenwärtige         gen in theatrale Formate. Viele ihrer

Widersprüche das
                    Medienverhalten sowie die Öffent-        Arbeiten zeichnen sich durch Inter-
                    lichkeitsökonomien, die an soziale       aktivität und einen spielerischen
                    Netzwerke, Online-Plattformen oder       Umgang mit Technik aus. Die Arbeit

Eingreifen ermög-
                    digitale Verbreitungsstrategien          der Gruppe wurde mehrfach zum
                    geknüpft sind. Gesellschaftlich rele-    Berliner Theatertreffen eingeladen
                    vante Themen wie Überwachung,            und mit zahlreichen Auszeichnungen
                                                             versehen, u. a. dem Mühlheimer

licht.“
                    Datensicherheit oder Technikabhän-
                    gigkeit stellt er zur Diskussion, in-    Dramatiker Preis (2007), dem Euro-
                    dem er die Lücken, Widersprüchlich-      päischen Theaterpreis (2008) und
                    keiten oder Absurditäten des             dem Silbernen Löwen der 41. Thea-
                    digitalen Alltags in räumliche Set-      terbiennale Venedig (2011).
                    tings überführt. Damit stößt Aram
                    Bartholl einen performativen Prozess         Julius
                    an, der es ermöglicht, das individuel-       Heinicke
                    le Handeln wieder innerhalb eines        Julius Heinicke ist Professor für
                    kollektiven und selbstbestimmten         Angewandte Kulturwissenschaften
                    Netzwerk-Diskurses zu verstehen.         an der Hochschule Coburg. Seit 2018

                                                                                   Brecht-Tage
                                                                                                 17
leitet er das Forschungsprojekt           Projekte, Dramaturgie. Forschung/          wandte Theaterwissenschaften in            für Theater heute. Außerdem ist sie
„Schnittstellen zwischen Hochkultur       Publikationen zur Schauspielausbil-        Gießen und arbeitete anschließend          als Dramaturgin tätig und seit 2011
und kultureller Bildung“. Nach dem        dung in Deutschland nach 1945,             als Theaterkritiker, u. a. für Theater     Geschäftsführerin der Internationa-
Studium der Kultur- und Theaterwis-       Theater und Kalter Krieg, Schauspiel-      heute, die taz und die Frankfurter         len Heiner Müller Gesellschaft. Sie
senschaften promovierte er über           und Medientheorien seit der frühen         Rundschau. Er war Dramaturg,               verantwortet deren regelmäßige
Theater in Zimbabwe an der Hum-           Neuzeit, zur historischen Avantgarde,      Kurator und künstlerischer Leiter für      Veranstaltungsreihen – den „Müller-
boldt-Universität zu Berlin und           zu Theater und Politik und zum Ge-         verschiedene Festivals und Kunst-          montag“ von 2012–2016 im Literatur-
forschte und lehrte am Institut für       genwartstheater. Theater- und Regie-       projekte, etwa des steirischen herbst      forum im Brecht-Haus, den „Müller-
Theaterwissenschaft der Freien            studium an der University of Kent in       in Graz, dem Impulse Theater Festi-        salon“ im Deutschen Theater Berlin
Universität Berlin zu den Themenfel-      Canterbury, anschließend Graduier-         val, von „Truth is Concrete“ oder der      seit 2017 – und hat an diversen Werk-
dern Internationale Kulturpolitik und     tenstudium mit Promotion in Thea-          performativen Konferenz „Aneig-            stätten der Gesellschaft dramatur-
transkulturelle Ästhetik. Julius Hei-     terhistoriografie am Department of         nungen“ im Ethnologischen Museum           gisch mitgearbeitet, die internatio-
nicke initiierte mehrere Kulturprojek-    Theatre, Arts and Dance der Universi-      Berlin. Florian Malzacher ist Heraus-      nale Konferenz „Das Rätsel der
te in Deutschland und im südlichen        ty of Minnesota in Minneapolis. 2016       geber und Autor zahlreicher Bücher         Freiheit“ zu Heiner Müller mitgelei-
Afrika.                                   Habilitation. In Leipzig leitete sie das   zu Theater und Performance, zum            tet (2014) sowie das Theaterfestival
                                          Forschungsprojekt „Systemische             Verhältnis von Kunst und Politik           „Heiner Müller!“ am HAU Hebbel am
     Claudia                              Körper? Kulturelle und politische          sowie über aktuelle Diskurse des           Ufer initiiert und kuratiert (2016). Im
     Hummel                               Konstruktionen des Schauspielers in        zeitgenössischen politischen Thea-         Februar 2020 hat ihr Musiktheater-
Claudia Hummel ist Kunstvermitt-          schauspielmethodischen Program-            ters („Not just a Mirror“) und Strate-     projekt „Wir sind das Volk – Ein
lerin und Kuratorin. Sie studierte        men Deutschlands 1945–1989“ der            gien des künstlerischen und politi-        Musical“ mit der slowenischen Grup-
Kunst an der Staatlichen Akademie         DFG und ist im wissenschaftlichen          schen Aktivismus.                          pe Laibach Premiere. Seit 2018 ist
der Bildenden Künste in Stuttgart.        Beirat der Hochschulschriftenreihe.                                                   sie Teil der DFG-Forschungsgruppe
Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Re-        Sie arbeitet in den Bruchzonen von              Cornelius                             Krisengefüge der Künste und
cherchen zum Kontext Schule, zum          Wissenschaft und Praxis.                        Puschke                               wissenschaftliche Mitarbeiterin
Handlungsraum Kunstvermittlung                                                       Cornelius Puschke studierte Kultur-        der Universität Trier.
und zur Geschichte der künstlerisch-           Katharina                             anthropologie und Germanistik an
edukativen Praxis in Westdeutsch-              Kolar                                 der Universität Hamburg. Er hatte               Christian
land und Westberlin seit den 1970er       Katharina Kolar studierte Schauspiel       Engagements in der Dramaturgie                  Rakow
Jahren. Seit 2009 lehrt sie am Institut   und Theaterpädagogik und leitete           des Maxim Gorki Theaters, bei den          Christian Rakow studierte Germa-
für Kunst im Kontext an der Univer-       u. a. 2010–2012 das Vermittlungs-          Berliner Festspielen und als Gastpro-      nistik und Philosophie in Rostock,
sität der Künste Berlin im Feld „Künst-   programm „jugendFREI“ der Wiener           fessor für Dramaturgie an der HAW          Sheffield und Berlin. 2010 promo-
lerische Arbeit mit gesellschaftlichen    Festwochen. Seit 2012 ist sie wissen-      Hamburg. Seit 2017 arbeitet er als         vierte er in Münster zum Thema
Gruppen“. Zuletzt kuratierte sie          schaftliche Mitarbeiterin am Institut      freischaffender Dramaturg, Dozent          „Die Ökonomien des Realismus –
die Ausstellung „40 Jahre Kunst im        für Theaterpädagogik an der HS             und Autor. Seit 2007 regelmäßige           Kulturpoetische Untersuchungen
Kontext“ in der nGbK, Berlin. Im          Osnabrück und dort aktuell mit dem         Zusammenarbeit mit Rimini Proto-           zur Literatur und Volkswirtschafts-
Winter 2019/20 realisierte sie eben-      Aufbau eines Seminarprogramms              koll, darüber hinaus entwickelte er        lehre 1850–1900“. Er arbeitet als
falls dort gemeinsam mit einer            beschäftigt. Daneben arbeitet sie          Projekte mit Künstler*innen wie            Theaterkritiker u. a. für Theater
Arbeitsgruppe das Projekt „Spiel-         freiberuflich als Theaterpädagogin,        BERLIN, Boris Charmatz / Musée de la       heute und die Berliner Zeitung und
club Oranienstraße 25“.                   -macherin sowie Vermittlerin und           danse, Nature Theater of Oklahoma          ist Redakteur von nachtkritik.de.
                                          promoviert zum Thema „Lehrlings-           und Omer Fast.
    Anja                                  theater der 1970er Jahre in der BRD“                                                      Eva
    Klöck                                 (AT) an der Universität der Künste,            Anja                                       Renvert
Anja Klöck ist Professorin am Schau-      Berlin.                                        Quickert                               Eva Renvert ist diplomierte Bil-
spielinstitut „Hans Otto“ der Hoch-                                                  Anja Quickert studierte Theaterwis-        dungswissenschaftlerin und Thea-
schule für Musik und Theater in               Florian                                senschaft, Neuere Deutsche Litera-         terpädagogin sowie systemische
Leipzig. Theaterarbeit in den Berei-          Malzacher                              tur und Philosophie in Mainz, Bolog-       Supervisorin. Sie arbeitet seit 2000
chen Regie, Schauspiel, Perfomance/       Florian Malzacher studierte Ange-          na, Warschau und Berlin. Sie lebt in       im Bereich der theatralen Bildung in
                                                                                     Berlin, schreibt als freie Autorin u. a.   Organisationen. Seit 2005 lehrt sie

                                                                                                                                                       Brecht-Tage
                                                                                                                                                                     19
an der Fakultät Management, Kultur      pädagogik, (Mit)Herausgeber der                 Bernd                                Gespräch. Archäologie der Theater-
und Technik der Hochschule Osna-        Schriftenreihe „Lingener Beiträge               Stegemann                            pädagogik“ (2005, gemeinsam mit
brück zu den Themen „Kommunika-         zur Theaterpädagogik“. Zahlreiche          Der Dramaturg und Autor Bernd             Ulrike Hentschel, Andreas Poppe
tion und Beratung“ in Organisatio-      Veröffentlichungen, u. a. „Material        Stegemann studierte Philosophie,          und Bernd Ruping).
nen. Schwerpunkt ihrer Forschungs-      und Methode – zur Theorie und Pra-         Germanistik und Schauspieltheater-
arbeit am Institut für Theaterpäda-     xis des Brechtschen Lehrstücks“            Regie in Berlin und Hamburg. Seine             Margarita
gogik ist das „Politische Arbeiter-     (1984), „Gebraucht das Theater – die       Promotion erfolgte mit „Die Gemein-            Tsomou
theater im 20. Jh.“ sowie „Bildungs-    Vorschläge Augusto Boals“ (1991),          schaft als Drama. Eine systemtheo-        Margarita Tsomou promovierte 2018
arbeit in Organisationen“.              „Theaterkunst und Kinderspiel“             retische Dramaturgie“. 1999–2002          an der HafenCity Universität Ham-
                                        (1992), „Theater, Trotz und Therapie“      war er Chefdramaturg am TAT Frank-        burg mit der Arbeit „Zwischen Re-
     Matthias                           (1999), „Brecht gebrauchen“ (2017,         furt und 2004–2007 Dramaturg am           präsentationskritik, Selbstreprä-
     Rothe                              mit Milena Massalongo und Florian          Deutschen Theater. 2005 folgte er         sentation und nicht-repräsentativen
Matthias Rothe ist Associate Profes-    Vaßen).                                    dem Ruf als Professor für Theaterge-      Politiken: die Aktionsformen der
sor für Germanistik und Philosophie                                                schichte und Dramaturgie an der           Aganaktismenoi auf dem Syntagma-
an der University of Minnesota. Er           Carolin                               Hochschule für Schauspielkunst            Platz, Athen 2011“, in der sie die
arbeitet am Schnittpunkt von Litera-         Sibilak                               Ernst Busch. Von 2009 bis 2016 war        Aktionsformen der Protestierenden
tur, politischer Philosophie und        Carolin Sibilak studierte Musikwis-        er Dramaturg an der Schaubühne            hinsichtlich ihres Verhältnisses zur
Ästhetik and hat unter anderem zur      senschaft, Medienwissenschaft und          und ist seit 2017 Dramaturg am            politischen und medialen Repräsen-
Kritischen Theorie, Marx und zum        Englisch an der Humboldt-Univer-           Berliner Ensemble. Zahlreiche Pub-        tation untersuchte. Sie ist Professo-
epischen Theater veröffentlicht,        sität zu Berlin und schloss 2013 ihr       likationen u. a. die Ausbildungsreihe     rin für Zeitgenössische Theaterpra-
jüngst zusammen mit Phoebe von          Masterstudium mit einer Arbeit zu          „Lektionen“ und die Monographien          xis in Osnabrück und arbeitet als
Held „Jae Fleischacker in Chicago,      Bertolt Brechts Liebesliedern ab. Die      „Kritik des Theaters“ (2013), „Lob des    Autorin, Dramaturgin, Moderatorin
Einleitung und (kollektive) Überset-    Beschäftigung mit Brecht führt sie         Realismus“ (2015), „Gespenst des          und Kuratorin in Berlin. Ihre Arbeits-
zung“ (in: Tom Kuhn und Charlotte       derzeit in einer Promotion zu jünge-       Populismus“ (2017), „Die Moralfalle“      schwerpunkte liegen in Theorie und
Ryland (Hg.) „Brecht and the Writer’s   ren Vertonungen seiner Texte fort          (2019).                                   Praxis von Performancekunst, Dra-
Workshop“, 2019).                       und publizierte u. a. Aufsätze zu                                                    maturgie, öffentlichen Protest- und
                                        neuen Fassungen des „Solidaritäts-             Marianne                              Aktionspraktiken, Demokratietheo-
     Bernd                              lieds“ und der „Terzinen über die              Streisand                             rie und politischer Ästhetik sowie
     Ruping                             Liebe“. Sie arbeitet freiberuflich für     Marianne Streisand ist Literatur- und     Queer-Feminismus und Sexualität.
Bernd Ruping ist Professor für          die Komische Oper Berlin, die Hum-         Theaterwissenschaftlerin und Thea-        Sie gehört zum Gründerinnen-Team
Theaterpädagogik und Darstellende       boldt-Universität zu Berlin, die Stif-     terpädagogin. Ihre Arbeitsschwer-         der popfeministischen Zeitschrift
Kommunikation an der Hochschule         tung Berliner Mauer und den Ortus          punkte sind Bertolt Brecht, Heiner        Missy Magazine und ist für zahlrei-
Osnabrück und lehrt in den Berei-       Musikverlag. Interessen- und For-          Müller, Theateravantgarde und das         che künstlerische, tänzerische und
chen Methodik und Didaktik der          schungsschwerpunkte bilden neben           Theater um 1900. Bis 2019 war sie         politische Performance-Aktionen
Theaterpädagogik, Soziokulturelle       der Musik des 20. Jahrhunderts und         Professorin für Angewandte Thea-          bekannt, u. a. das Bühnenprogramm
Interventionsformen des Theaters        der Verbindung von Literatur und           terwissenschaft am Institut für Thea-     der Unteilbar-Demonstration (2018).
(mit dem Schwerpunkt Unterneh-          Musik vor allem Dramaturgie und            terpädagogik der Hochschule Osna-
menskultur) und Ästhetische Theo-       Theater. Carolin Sibilak ist Mitglied in   brück und wissenschaftliche Leiterin           Florian
rie. Forschungsschwerpunkte:            der International Brecht Society und       des ersten Deutschen Archivs für               Vaßen
Didaktik des Lehrstücks, Theatrale      Sprecherin der Fachgruppe Nach-            Theaterpädagogik (DATP). Marianne         Florian Vaßen ist Professor für Neue-
Organisationsforschung, Theater-        wuchsperspektiven der Gesellschaft         Streisand hat zahlreiche Bücher und       re Deutsche Literatur am Deutschen
pädagogik und Interdisziplinarität,     für Musikforschung. Ihre Promotion         Schriften publiziert, u. a. „Intimität.   Seminar der Leibniz Universität
Ästhetische Funktion der Darstel-       wurde gefördert durch die Studien-         Begriffsgeschichte und Entdeckung         Hannover, Mitbegründer des ersten
lung. Er ist Studiendekan des Insti-    stiftung des deutschen Volkes und          der Intimität auf dem Theater um          grundständigen Studiengangs Dar-
tuts für Theaterpädagogik der Hoch-     den DAAD.                                  1900“ (2001), „Wörterbuch der Thea-       stellendes Spiel in Deutschland und
schule Osnabrück, Gründungsmit-                                                    terpädagogik“ (2003, gemeinsam            Leiter der Arbeitsstelle „Theater –
glied des Bundesverbandes Theater-                                                 mit Gerd Koch), „Generationen im          Theaterpädagogik“ an der Leibniz

                                                                                                                                                    Brecht-Tage
                                                                                                                                                                  21
Universität Hannover bis zu seiner
Emeritierung 2009. Er studierte Ger-
manistik, Romanistik, Philosophie und
                                          Ästhetik des Gegenwartstheaters,
                                          Geschichte des politischen Theaters
                                          sowie Relationen von Theater und
                                                                                    „Die Frage ist, ob
                                                                                    das Theater dem
Geschichte in Frankfurt, Aix-en-Pro-      Gesellschaft. Publikationen u. a.:
vence und Marburg und ist Mitbe-          „Soziale Theatralität. Die Inszenie-
gründer und Mitherausgeber der            rung der Gesellschaft“ (2018); „Thea-

                                                                                    Publikum die
„Zeitschrift für Theaterpädagogik.        ter als Intervention. Politiken ästhe-
Korrespondenzen“ (seit 1985); Vorsit-     tischer Praxis“ (mit Joy Kristin Kalu
zender der Gesellschaft für Theater-      u. a., 2015).
pädagogik, Mitglied im Vorstand

                                                                                    Menschen so
der Internationalen Heiner Müller             Michael
Gesellschaft. Arbeits- und Forschungs-        Wehren
gebiete: Drama und Theater, Thea-         Michael Wehren studierte Theater-

                                                                                    zeigen soll, daß
terpädagogik in Theorie und Praxis;       wissenschaft und Philosophie an
Bertolt Brecht, Heiner Müller. Buch-      der Universität Leipzig, wo er gegen-
veröffentlichungen der letzten Jahre:     wärtig über die Lehrstücke und das
„Korrespondenzen“ (2010); „Collec-        Fatzer-Fragment Bertolt Brechts

                                                                                    es sie interpre-
tive Creativity“ (2011); „Bibliographie   sowie ihre heutige Produktivität
Heiner Müller“ (2013); „Brecht ge-        promoviert. Arbeitsschwerpunkte
brauchen“ (2016).                         sind zudem u. a. das Theater Heiner

                                                                                    tieren kann, oder
                                          Müllers, Sprech- und Bewegungs-
    Christine                             chöre im 20. Jahrhundert. Er ist Mit-
    Wahl                                  glied der Theatergruppe friendly fire.
Christine Wahl ist seit 1995 freie        Regelmäßig schreibt er für die Zeit-

                                                                                    so, daß es sie
Journalistin und Theaterkritikerin        schrift „Testcard. Beiträge zur Popge-
und schreibt u. a. für den Tages-         schichte“. Er war zudem am D21
spiegel, Theater heute und Spiegel        Kunstraum Leipzig kuratorisch tätig

                                                                                    verändern kann.“
Online. Sie studierte Germanistik,        und organisierte das wissenschaft-
Philosophie und Soziologie in Frei-       liche Symposion im Rahmen der
burg und Berlin und war Mitglied in       Zweiten Mülheimer Fatzer Tage.
diversen Jurys, u. a. für den Berliner    Mitherausgegebene Publikationen:
Senat (Grimm-Preis 2007), das Thea-       „Kommando Johann Fatzer. Mül-
ter Festival Impulse (2008 / 2009),       heimer Fatzerbücher 1“ (2013); „Räu-
den Hauptstadtkulturfonds (seit           me, Orte, Kollektive. Mülheimer
2010) und das Berliner Theatertref-       Fatzerbücher 2“ (2013); „Verortun-
fen (2011 und 2012).                      gen / Entortungen. Urbane Klangräu-
                                          me“ (2015).
    Matthias
    Warstat                                   WochenKlausur
Matthias Warstat ist seit 2012 Profes-    Seit 1993 entwickelt die Künstler-
sor für Theaterwissenschaft an der        gruppe WochenKlausur kleine, aber
Freien Universität Berlin. Zwischen       konkrete Vorschläge zur Verringe-
2008 und 2012 hatte er den Lehrstuhl      rung gesellschaftspolitischer Defizite
für Theater- und Medienwissenschaft       und setzt diese Vorschläge auch um.
an der Universität Erlangen-Nürnberg      Künstlerische Gestaltung wird dabei
inne. 2012 erhielt er einen ERC-Ad-       nicht mehr als formaler Akt, sondern
vanced-Grant für ein Projekt über         als Eingriff in unsere Gesellschaft
Ästhetiken angewandten Theaters.          gesehen.
Arbeitsschwerpunkte: Theorie und
                                                                 Brecht-Tage
                                                                               22                   Brecht-Tage
                                                                                                                  23
www.
lfbrecht.de
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