Brennstoffzellen für die Hausenergieversorgung - STROM - ISH Frankfurt
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Einleitung Für Gebäude, welche über einen Gasanschluss verfügen, betreiber den eingespeisten Strom abrechnen. Ferner ist ein Brennstoffzellenheizgerät eine interessante Option. wird ein weiterer Zähler benötigt, der direkt am Gerät die Im Gegensatz zu herkömmlichen Gasheizkesseln erzeugen Menge des erzeugten Stroms misst und so die Inan- Brennstoffzellenheizgeräte sowohl Wärme für die Gebäu- spruchnahme der Förderung nach dem KWKG ermöglicht. debeheizung und die Trinkwassererwärmung als auch Ähnlich wie bei Gas-Brennwertkesseln sind die Abgase Strom. Der Strom steht zum Eigenverbrauch oder zur über ein feuchtunempfindliches Abgassystem abzufüh- Einspeisung in das öffentliche Netz zur Verfügung. Das ren. Die Bedienung des Brennstoffzellenheizgerätes er- Brennstoffzellenheizgerät ist somit eine stromerzeugende folgt über eine Regelung am Gerät. Auf Wunsch ist auch Heizung, welche aber im Gegensatz zu herkömmlichen die Digitalisierung der Anlage möglich. Hierdurch kann Mini- und Mikro-KWK-Anlagen nicht auf einen m otorischen der Betreiber über ein Smartphone oder ein Tablet aus Prozess sondern auf eine elektrochemische Umwandlung der Ferne ablesen, wieviel Strom gerade produziert, in des Energieträgers setzt. Durch die direkte Umwandlung das öffentliche Netz eingespeist oder selbst verbraucht des Brennstoffs in elektrische und thermische Energie worden ist. Auch die Fernwartung ist durch die Digitali- lassen sich höhere Wirkungsgrade als bei herkömmlichen sierung möglich. KWK-Anlagen erreichen. Im ersten Schritt wird das Erdgas zu einem wasserstoffreichen Prozessgas reformiert. Im Brennstoffzellenheizgeräte können sowohl im Neubau, zweiten Schritt erfolgt in einem Brennstoffzellenstapel die als auch im Gebäudebestand eingesetzt werden. Der kombinierte Erzeugung von Strom und Wärme. Bei Hoch- Einbau und der Betrieb von Brennstoffzellenheizgeräten temperatur-Brennstoffzellen erfolgt die Reformierung in werden über den Staat gefördert. So wird z. B. über das KfW- der Brennstoffzelle. Programm 433 „Energieeffizient Bauen und Sanieren – Zuschuss Brennstoffzelle“ eine Anlage mit einer elektri- Derzeit bieten mehrere Hersteller Brennstoffzellenheiz- schen Leistung von einem kW mit einem Investitions geräte an, welche entweder als Einzelgerät oder zusam- zuschuss von ca. E 12.300,– gefördert. Hinzu kommt eine men mit einem Gas-Brennwerttkessel angeboten werden. dem Strommarkt angepasste Vergütung für den in das Die Brennstoffzelle übernimmt die Grundlasterzeugung öffentliche Netz eingespeisten Strom. Brennstoffzellen- der Wärme. Bedarfsspitzen werden durch das Zusatzheiz- heizgeräte erreichen bei der Ausstellung des europäi- gerät, meist ein Gas-Brennwertkessel, abgedeckt. Durch schen Energielabels für Wärmeerzeuger im Regelfall die einen ausreichend dimensionierten Pufferspeicher kann Energieeffizienzklasse A++. Wärme bevorratet werden, sodass möglichst viel Strom erzeugt werden kann, wenn dieser im Gebäude benötigt wird. Bei der Installation von Brennstoffzellenheizgerä- ten ist darauf zu achten, dass ein Zweiwegezähler am Hausanschluss installiert wird. Über diesen kann der Netz- Abb. 1: Das Brennstoff- zellenheizgerät erzeugt Wärme und Strom im Wohnhaus 2
Das Funktionsprinzip der Brennstoffzelle Im Folgenden wird das Funktionsprinzip einer PEM-Brenn- PEMFC SOFC Proton Exchange Oxidkeramik stoffzelle (Proton Exchange Membrane) erläutert. Das Membrane Funktionsprinzip basiert im Wesentlichen auf der Um- wandlung von Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser Elektrolyt Polymer-Membran Festkeramischer Elektrolyt (Abb. 2). Dabei kommt es unter kontrollierten Bedingungen ohne externe Energiezufuhr zu einer Reaktion des einge- Arbeits- 70–90 °C 650–1.000 °C temperatur setzten Wasserstoffs mit Sauerstoff. Dieser Vorgang wird auch als „kalte Verbrennung“ bezeichnet. Hierbei Brennstoff • Wasserstoff • Wasserstoff • Erdgas • Erdgas entsteht neben elektrischem Strom auch Wärme. • Methanol • Methan • Methan Die PEM-Brennstoffzelle besteht aus zwei Elektroden – Einsatzbereich • Kfz-Antrieb • Kraftwerk der Anode (Minuspol) und der Kathode (Pluspol). Sie sind • BHKW • BHKW getrennt durch den Elektrolyt mit einer festen, ionendurch- • Mikro-KWK • Mikro-KWK Tab. 1: lässigen Membran. Jede der Elektroden ist mit einem Anlagen ~ 32–38 % ~ 33–60 % Eigenschaften wirkungsgrad von PEMFC- Katalysator beschichtet, z. B. Nickel oder Platin. Nachdem und SOFC- (elektrisch) Wasserstoff der Anode zugeführt wurde, teilt er sich in Brennstoffzellen Elektronen und Protonen. Die freien Elektronen werden als elektrischer Strom durch den äußeren Kreislauf genutzt. erreichte elektrische Gleichspannung liegt bei einer ein- Die Protonen breiten sich durch den Elektrolyt zur zelnen Brennstoffzelle zwischen 0,8 und 0,9 V. Die Zell- Kathode aus. An der Kathode verbindet sich der Sauerstoff spannung ist abhängig von der Temperatur, dem Druck Einleitung/Das Funktionsprinzip der Brennstoffzelle aus der Luft mit Elektronen aus dem äußeren Kreislauf und der Gaszusammensetzung. Um eine höhere Spannung und Protonen. Gemeinsam ergeben sie Wasser und Wär- zu erreichen, müssen daher einzelne Brennstoffzellen mit- me. Zwischen Kathode und Anode kann sich nun eine einander verbunden werden. Diese Zusammenschaltung Spannung aufbauen. Verbindet man beide Elektroden erfolgt in der Regel in einer Sandwich-Bauweise (Brenn- miteinander, fließen die Elektronen von der Anode zur stoffzellenstapel oder auch Stack), d. h. die einzelnen Zellen Kathode und liefern so Strom. Die Reaktionswärme wird werden aufeinander gestapelt und in Reihe geschaltet. zum Heizen und zur Warmwasserbereitung genutzt. Die Brennstoffzelle kann direkt mit Wasserstoff oder alternativ Brennstoffzellen können in zwei Gruppen nach ihrem mit Erdgas mit einem vorgeschalteten Reformer betrieben Temperaturniveau klassifiziert werden: Niedertemperatur werden. brennstoffzellen und Hochtemperaturbrennstoffzellen. Bei den zwei für die Gebäudebeheizung gängigsten Typen Im Gegensatz zu den KWK-Anlagen mit motorischem handelt es sich um die PEMFC (engl. Proton Exchange Konzept weisen Brennstoffzellenheizgeräte aufgrund ihrer Membrane Fuel Cell) und die SOFC (engl. Solid Oxide Fuel direkten elektrochemischen Umwandlung im Regelfall Cell). In der Tabelle 1 sind die wesentlichen Merkmale der höhere elektrische Wirkungsgrade auf. Die in der Praxis beiden Typen aufgelistet: - - - - - - Gleich- - - - - V + strom - - O2- O2 H2 - H+ Luft Wasser H2O Abb. 2: Anode Elektrolyt- Kathode Funktionsweise Membran einer PEM- Brennstoffzelle 3
Die Brennstoffzellenanlage Nach intensiver Entwicklung und Erprobung von Brenn stoffzellenheizgeräten mit Unterstützung der Energiewirt- schaft und Politik in diversen Praxistests bieten Hersteller von Brennstoffzellenheizgeräten inzwischen ein breites Spektrum dieser innovativen Produkte für das Ein- und Zweifamilienhaus an. Abbildung 4 zeigt den grundsätz lichen Aufbau einer Brennstoffzellenanlage. Die Anlage wird dabei unterteilt in das eigentliche Brennstoffzellen- heizgerät und die dazugehörige Peripherie. Brennstoffzellen lassen sich wie jede andere neue Gas- heizung vergleichsweise einfach installieren. Die wesent- liche Voraussetzung ist ein vorhandener Erdgasanschluss. Dabei haben Brennstoffzellenheizgeräte vergleichbare Abmessungen wie andere Heizgeräte auch. In der Regel reicht ein Keller mit ungefähr zwei Metern Höhe. Beim Abb. 3: Das Brennstoffzellenheizgerät lässt sich sowohl im Neubau als Austausch einer alten Gasheizung müssen nur wenige auch im Altbau installieren Installationsarbeiten durchgeführt werden, um die neue Anlage technisch zu integrieren. Quelle: ASUE Gas-Brennwertkessel mit Warmwasserspeicher 6 Brennstoffzellenheizgerät Abgase Strom Gleichstrom 2 Inverter 4 1 Reformer Wechsel- strom/ H2-reiches Gas 220 V 3 Zellenstapel 7 Erdgas H2 Brenngas Wasserdampf Luft 5 Nutzwärme 1 Brennstoffzellenstapel (engl. Stack) 4 Wechselrichter (Inverter) 6 Gas-Brennwertkessel 2 Regelung der Gesamtanlage 5 Wärmeüberträger 7 Warmwasserspeicher Abb. 4: Komponenten 3 Reformer zur Gasaufbereitung einer Brennstoff- zellenanlage 4
Verfügbare Brennstoffzellenheizgeräte Tabelle 2 zeigt eine Auswahl von Brennstoffzellenheizge räten, welche in Deutschland derzeit verfügbar sind. Die Geräte werden zum Teil mit integriertem Gas-Brennwert- kessel sowie mit integriertem Trinkwarmwasser- und Pufferspeicher angeboten. Einige Hersteller bieten nur das reine Brennstoffzellenheizgerät als Einzelgerät an, sodass der Spitzenlastkessel und die Warmwasserspeicher instal- lationsseitig eingebaut werden müssen. Die elektrische Leistung der Geräte liegt zwischen 0,75 und 1,5 kWel, die thermische Leistung zwischen 0,85 und 1,25 kWth. Die elektrischen Wirkungsgrade liegen zwischen 36 und 55 %. Abb. 5: Das Brennstoffzellenheizgerät ist einfach zu installieren Die Brennstoffzellenanlage/ Verfügbare Brennstoffzellenheizgeräte Hersteller Buderus SenerTec SOLIDpower Viessmann Viessmann Remeha Sunfire Sunfire- BLUEGEN BG15 Dachs 0.8 BLUEGEN BG15 Vitolator PT2 Vitolator PA2 eLecta 300 Home 750 Anlage Brennstoff- Brennstoffzelle Brennstoff- Brennstoffzelle Brennstoff- Brennstoffzelle Brennstoff- zellen- mit integriertem zellen- mit integriertem zellen- mit Zusatz- zellen- Einzelgerät Brennwertgerät Einzelgerät Brennwertgerät Einzelgerät heizgerät und Einzelgerät und Warm- und Warm- Speichersystem wasserspeicher wasserspeicher Typ Brennstoffzelle SOFC PEMFC SOFC PEMFC PEMFC PEMFC SOFC Maße nur Grund- 800 x 550 x 1.080 x 1.410 x 800 x 1.200 x 595 x 1.200 x 595 x 600 x 1.080 x 410 x 600 x 680 x gerät (T x B x H) 1.200 mm 1.870 mm 1.800 mm 1.800 mm 1.600 mm 1.870 mm 1.150mm Elektrische Leistung 1.500 W 750 W 1.500 W 750 W 750 W 750 W 750 W Thermische 850 W 1.100 W 850 W 1.100 W 1.100 W 1.100 W 1.250 W Leistung Elektrischer 55 % 38 % 55 % 38 % 38 % 38 % 36 % Wirkungsgrad Thermischer 33 % 54 % 33 % 54 % 54 % 54 % 54 % Wirkungsgrad Tab. 2: Gesamtwirkungs- 88 % 92 % 88 % 92 % 92 % 92 % 90 % Verfügbare grad Brennstoffzellen- heizgeräte für Pufferspeicher extern 300 l extern 220 l Trink- extern 300 l extern den häuslichen Heizungswasser wasserspeicher Bereich in Deutschland 5
Fördergelder durch den Staat Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unter- Vergleich: Laut Bundesverband der Energie- und Wasser- stützt den Einbau von Brennstoffzellenheizgeräten über wirtschaft beträgt der durchschnittliche Strompreis für das KfW-Programm 433 „Energieeffizient Bauen und Sa- Haushalte ca. 29 Cent pro kWh. nieren – Zuschuss Brennstoffzelle“ mit einem Förderzu- schuss von E 6.800,– als Grundförderung, der darüber Seit dem 26. September 2015 erhalten zum Verkauf ange- hinaus mit einem Zusatzbetrag von E 550,– je angefan- botene neue Heizkessel, Wärmepumpen und KWK-Anla- gener 100 Watt elektrischer Leistung aufgestockt wird. gen (bis 50 kWel) – auch als Raumheizgeräte bezeichnet – Für ein Gerät mit einer elektrischen Leistung von einem ein Energieeffizienzlabel. Ein solches Label ist dem kW gibt es z. B. E 12.300,–. Der Zuschuss ist bei Anlagen Endverbraucher beim Kauf von Waschmaschinen, Glüh- bis 20 kWel nicht mit der Stromvergütung über das KWKG birnen, Fernsehen und anderen Haushaltsgeräten schon kombinierbar. seit langem bekannt. Brennstoffzellenheizgeräte erhalten im Label durchwegs die Energieeffizienzklasse A++. Wer seinen Strom einspeist, bekommt zudem eine Ein- speisevergütung vom Netzbetreiber, die sich an marktüb- lichen Handelspreisen an der Leipziger Strombörse orien- tiert. Weiterhin sparen Hauseigentümer, die ihren Strom selbst verbrauchen, einen großen Teil der Stromkosten, die durch den gelieferten Strom anfallen würden. Zum Beispielrechnung Brennstoffzellen-Heizgerät mit 1 kWel (1000 Watt) 6.800 Euro Basis-Zuschuss: 5.500 Euro Festbetrag 6.800 Euro 12.300 Euro Extra-Zuschuss: 550 Euro je 100 Watt elektrische Leistung (el) Abb. 6: Förderung von Brennstoffzellenheizgeräten über das Abb. 7: Mit Brennstoffzellenheizgeräten lassen sich höhere KfW-Programm 433 Wirkungsgrade erreichen als mit motorischen KWK-Anlagen Abb. 8: Einbindung eines Brennstoffzellen- heizgerätes in ein Heizungssystem 6
Energielabel und Zusammenfassung Zum Vergleich erhält ein moderner Gas- oder Ölbrenn- Zusammenfassung wertkessel die Energieeffizienzklasse A. Um den Vergleich der Energieeffizienzklasse des neuen Raumheizgerätes Brennstoffzellenheizungen bieten dem Endverbraucher zahlreiche mit der von alten Bestandsheizkesseln zu ermöglichen, Vorteile: Sie überzeugen mit höchster Effizienz, niedrigen Ver- ist in Deutschland in 2016 das sogenannte Heizungsaltan- brauchskosten sowie umweltschonender Erzeugung von Strom lagenlabel eingeführt worden. Hierbei labeln Schorn- und Wärme. Sie sind sowohl beim Neubau als auch bei der Sanie- steinfeger, Heizungsbauer und bestimmte Energieberater rung der bestehenden Heizungsanlage einsetzbar. Der Staat im Handwerk sukzessive alle in Deutschland installierten gewährt durch das KfW-Programm 433 hohe Investitionszu- Gas- und Ölheizkessel bis Baujahr 2008. Alte Gas- und schüsse beim Einbau. Der erzeugte Strom kann sowohl im Ge- Ölheizkessel auf Basis der Standard- und Niedertempera- bäude selbst verbraucht, als auch in ein öffentliches Netz einge- turtechnik erreichen hierbei die Energieeffizienzklassen speist werden. Durch den Selbstverbrauch des erzeugten Stroms D und C. Das bedeutet, durch den Austausch eines alten kann die durch den Stromversorger zu beziehende Strommenge Heizkessels gegen ein Brennstoffzellenheizgerät steigt in großen Mengen reduziert werden, sodass sich die Stromkosten die Energieeffizienz um 4 bis 5 Klassen. Dieser Klassen zu gleichen Anteilen reduzieren. Brennstoffzellenheizgeräte errei- unterschied signalisiert die hohe Effizienz von Brenn- chen bei der Ausstellung des europäischen Energielabels im Regel- stoffzellenheizgeräten. Die als Effizienzmaßstab dienen- fall die Energieeffizienzklasse A++. Auf Wunsch ist auch eine de jahreszeitbedingte Raumheizungs-Energieeffizienz s Internet-Anbindung möglich, sodass das Brennstoffzellenheiz- steigt von ca. 70 auf über 125 %. gerät über ein Smartphone oder ein Tablet von überall bedient und überwacht werden kann. Fördergelder durch den Staat/Energielabel und Zusammenfassung Abb. 9: Brennstoffzellenheizgeräte mit doppeltem Plus 7
Feuerungen GmbH, Frankfurter Straße 720–726, 51145 Köln Herausgeber: Interessengemeinschaft Energie Umwelt www.bdh-koeln.de Ausgabe März 2021 Frankfurter Straße 720 –726 51145 Köln Tel.: (0 22 03) - 9 35 93 - 0 Fax: (0 22 03) - 9 35 93 - 22 E-Mail: info@bdh-koeln.de Internet: www.bdh-koeln.de
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