Briefing Notes Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration - BAMF
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Briefing Notes Gruppe 62 – Informationszentrum Asyl und Migration 17. August 2020 Äthiopien Tote bei Protesten im Süden Am 10.08.20 sind bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften in Boditi und Sodo, zwei Städten in der Wolayit-Zone im Süden des Landes, nach offiziellen Angaben insgesamt mindestens zehn - nach Angaben von Amnesty International 16 - Menschen getötet worden. Über 30 Personen wurden verletzt und über 100 sollen verhaftet worden sein. Auslöser der Proteste war die Verhaftung lokaler Beamter und Aktivisten der Wolayita National Movement Party am Vortag. Sie sollen, so der Vorwurf, zu Gewalt aufgerufen haben. Wie viele ethnische Gruppen fordern auch die in der Southern Nations, Nationalities, and Peoples' Region siedelnden Wolayita eine autonome Region. Das föderale System erlaubt es jeder ethnischen Gruppe, in einem Referendum über die Errichtung einer eigenen autonomen Region abzustimmen, so wie zuletzt den Sidama im November 2019 (vgl. BN v. 25.11.19). HRW beklagt Repressionen und Haftbedingungen Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat in einer Erklärung am 15.08.20 die Haftbedingungen von Oppositionellen und Journalisten in Äthiopien kritisiert und sieht die Gefahr, dass das Land wieder zu seinen autoritären Praktiken zurückkehrt, die seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Abiy Ahmed im April 2018 als überwunden galten. Im Zusammenhang mit der Ermordung des Sängers Hachalu Hundessa Ende Juni 2020 in Addis Abeba, die landesweit zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit mehr als 200 Toten führten, wurden mehr als 9.000 Menschen festgenommen (vgl. BN v. 06.07.20). Afghanistan COVID-19-Pandemie Es gibt keine wesentlichen Neuerungen gegenüber der letzten Woche. Infektionen werden aus allen 34 Provinzen gemeldet. Am stärksten betroffen ist Kabul, gefolgt von Herat, Balkh, Kandahar und Nangarhar (Stand: 16.08.20). Da Hygienemaßnahmen meist nicht eingehalten werden, rechnen Fachleute mit einem weiteren Anstieg der Infektionen in den nächsten vier Wochen. Das afghanische Kultusministerium gab bekannt, dass die öffentlichen Schulen ab dem 21.08.20 wieder öffnen sollen. Freilassung von Gefangenen Nachdem die Loya Jirga empfohlen hatte, auch die umstrittenden 400 Taliban freizulassen (vgl. BN v. 10.08.20), entließ die Regierung am 11.08.20 die ersten 80 Gefangenen aus dem Pul-e-Charkhi-Gefängnis in Kabul. Frankreich rief die afghanische Regierung dazu auf, niemanden freizulassen, der französische Staatsangehörige getötete hatte. Ähnlich äußerte sich die australische Regierung. 1
Anschläge, Kampfhandlungen, zivile Opfer Nach Informationen der New York Times seien im August 2020 (Stand: 13.08.20) mindestens 85 Pro- Regierungskräfte und 71 Zivilisten getötet worden. Das afghanische Innenministerium gab am 13.08.20 bekannt, dass in den vorhergegangenen zwei Wochen mindestens 121 Zivilisten getötet und 336 verletzt worden seien. Es habe Kampfhandlungen in den Provinzen Baghlan, Faryab, Jawzjan, Sar-e-Pul, Balkh, Kandahar, Maidan Wardak, Nangarhar, Logar und Ghazni sowie Anschläge in Kabul gegeben. Die Taliban bestreiten die Angaben der Regierung zu zivilen Opfern. Algerien Drei Jahre Haft für Journalisten Der Journalist Khaled Drareni ist wegen „Gefährdung der nationalen Einheit“ und „Anstiftung zu einer unbewaffneten Versammlung“ zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte über die friedlichen Massenproteste berichtet, die zum Rücktritt von Präsident Abdelaziz Bouteflika geführt haben. Drareni ist Herausgeber der Nachrichten-Website Casbah Tribune, Korrespondent des französischen Senders TV5 Monde und arbeitet für die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF). Bolivien Generalstreik führt zu erheblichen Versorgungsproblemen Der landesweite Generalstreik, zu dem u.a. der bolivianische Gewerkschaftsdachverband wegen der erneuten Verschiebung der Präsidentschaftswahlen am 03.08.20 aufgerufen hatte (vgl. BN v. 10.08.20) und in dessen Folge wichtige Straßenverbindungen von Protestierenden blockiert wurden, hat mehrere Städte von der Versorgung abgeschnitten und zu erheblichen Versorgungsengpässen geführt. Treibstoff und Trinkwasser wurden knapp und die Lebensmittelpreise stiegen deutlich. Auch die medizinische Versorgung ist an manchen Orten gefährdet, so dass die Armee dringend benötigten Sauerstoff für die Behandlung von COVID-19-Patienten mit Hubschraubern transportierte. Vereinzelt versuchten radikale Gruppen, die Blockaden mit Gewalt aufzulösen, dabei wurden mehrere Personen verletzt. Regierung erlässt Gesetz: Präsidenten- und Parlamentswahlen Am 14.08.20 hat das Parlament ein Gesetz (No. 1315) verabschiedet, das die Wahl eines neuen Präsidenten und eines neuen Parlaments bis zum 18.10.20 bindend festlegt. Während u.a. die EU und die UN das Gesetz begrüßen, spricht die Opposition von Betrug und fordert weiterhin die Einhaltung des Wahltermins am 06.09.20. Sie kündige jedoch an, die Straßenblockaden aufzuheben, wobei unklar ist, ob sich alle regierungskritischen Gruppen an diese Ankündigung halten werden. China Hongkong: Aktivisten festgenommen Der Medienunternehmer und Eigentümer der regierungskritischen Tageszeitung Apple Daily, Jimmy Lai, seine beiden Söhne und mehrere Mitglieder der Geschäftsführung wurden am 10.08.20 bei einer Polizeirazzia in den Räumen der Zeitung festgenommen. Lai ist prominenter Anhänger der Demokratiebewegung und gilt als einer der schärfsten Kritiker der chinesischen Führung. Am selben Tag wurden die bekannte Demokratie-Aktivistin Agnes Chow und die Aktivisten Wilson Li und Andy Li festgenommen. Den insgesamt zehn Festgenommenen werden u.a. geheime Absprachen mit ausländischen Kräften vorgeworfen, was nach dem neuen Sicherheitsgesetz (vgl. BN v. 06.07.20) mit bis zu lebenslanger Haft geahndet werden kann. Jimmy Lai wurde in der Nacht zum 12.08.20 gegen Kaution freigelassen. Agnes Chow befindet sich seit dem 11.08.20 gegen Kaution wieder auf freiem Fuß. Hongkong: COVID-19-Pandemie, Wahl zum Legislativrat Regierungschefin Carrie Lam hatte am 31.07.20 die anstehenden Wahlen zum Legislativrat, dem Hongkonger Parlament, um ein Jahr bis September 2021 verschoben und dies mit der COVID-19-Pandemie begründet. Der 2
Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses in Peking entschied am 11.08.20, dass die Abgeordneten des Hongkonger Parlaments bis dahin im Amt bleiben. Côte d’Ivoire Mehrere Tote bei Demonstrationen Zuletzt ist es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern von Präsident Alassane Ouattara sowie den Sicherheitskräften gekommen. Hintergrund ist die Ankündigung Ouattaras, erneut bei den Präsidentschaftswahlen im Oktober 2020 zu kandidieren. Es ist umstritten, ob die Verfassung eine dritte Amtszeit des 78-Jährigen zulässt (vgl. BN v. 10.08.20). In der Stadt Daoukro, rund 230 km nördlich der Wirtschaftsmetropole Abidjan und Hochburg des oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Henri Konan Bedie, starben drei Menschen, einen Toten gab es in Bonoua, ca. 60 km östlich und in Gagnoa, ca. 300 km westlich von Abidjan. Auch in Yopougon, einem Stadtteil Abidjans, kam es zu Auseinandersetzungen, bei der die Polizei Tränengas einsetzte. Insgesamt soll es 86 Festnahmen gegeben haben. Irak Raketenangriffe auf die Grüne Zone und die Taji-Basis In der Nacht vom 10.08.20 auf den 11.08.20 landete eine Katjuscha-Rakete in der Grünen Zone, während eine weitere im Bagdader Ortsteil Karrada einschlug und eine dritte abgefangen wurde. Bei der Untersuchung der Abschussstelle 17 km südlich der Grünen Zone wurde eine weitere abschussbereite Rakete gefunden und entschärft. In der Nacht vom 15.08.20 auf den 16.08.20 schlugen zwei Raketen nahe der von Koalitionskräften besetzten Taji- Basis ein. Es kam bei keinem der Vorfälle zu Personenschaden. Auch wenn sich niemand zu den Abschüssen bekannt hat, wird allgemein davon ausgegangen, dass sie im Zusammenhang mit dem Vorgehen der irakischen Regierung gegen die proiranische Kataeb Hizbollah sowie dem Tod des iranischen Generals Qassem Soleimani und des irakischen Milizenführer Abu Mahdi al-Muhandis stehen. Seitdem versuchen diverse Gruppen, in Vergeltung für den Tod dieser beiden wesentlichen Akteure Truppen der Koalition oder Vertreter des irakischen Staates zu treffen. Am 16.08.20 wurde planmäßig ein erheblicher Teil der Taji-Militärbasis irakischer Kontrolle übergeben. Iran Publikationssperre wegen Corona-Interview erlassen Ein Interview mit einem Mitglied des staatlichen Anti-Corona-Stabs hat ein Publikationsverbot der Teheraner Tageszeitung Jahan-e Eghtesad nach sich gezogen. Der Interviewpartner kritisierte insbesondere die Zahlenangaben des iranischen Gesundheitsministeriums zu den Corona-Infektionen. Die offiziellen Zahlen seien unglaubwürdig und entsprächen nur einem Zwanzigstel der wahren Zahlen. Die offiziellen Angaben über die COVID-19-Pandemie in Iran wurden stets in Frage gestellt, u.a. von Kritikern und Nutzern der sozialen Netzwerke sowie Parlamentariern und Mitgliedern des Teheraner Staatsrats. Menschenrechtsaktivistin Sotoudeh im Hungerstreik Die international bekannte Juristin und Menschenrechtsaktivistin Nasrin Sotoudeh hat am 11.08.20 im Teheraner Evin-Gefängnis einen Hungerstreik begonnen. Sie wurde im Frühling 2019 für ihre politischen und menschenrechtlichen Aktivitäten zu 148 Peitschenhieben und 33 Jahren Haft verurteilt. Sotoudeh hat sich nach eigenen Angaben aus Protest für den Hungerstreik entschieden, nachdem ihre Forderungen nach Freilassung der politischen Gefangenen mit Blick auf die COVID-19-Pandemie und deren Auswirkungen seitens der Justiz unbeantwortet geblieben waren. Die iranische Justiz hatte zwar im März 2020 mitgeteilt, wegen der Pandemie mehr als 80.000 Gefangenen Hafturlaub gewährt zu haben. Politische Gefangene sollen jedoch weitgehend von der Sonderregelung ausgenommen worden sein. Rund 300 iranische Aktivisten im In- und Ausland hatten diese Forderung mit einem offenen Brief an internationale Menschenrechtsorganisationen und die WHO unterstützt. 3
Lage der Christen Medienberichten zufolge verschlechtere sich die Lage für vom Islam zum Christentum konvertierte Personen. Laut einer Meldung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) habe man in den vergangenen Wochen 35 bekennende Christen verhaftet sowie mehrere Hausdurchsuchungen durchgeführt. Vier Konvertiten seien am 01.08.20 zu Gefängnisstrafen zwischen zwei und fünf Jahren verurteilt worden. Zudem habe man von der Familie des iranisch-armenischen Vorsitzenden einer christlichen Hauskirche, Joseph Shahbazian, für dessen Haftentlassung eine Kautionszahlung von umgerechnet rund 127.000 Euro gefordert. Die IGFM sieht die Gründe für das verschärfte Vorgehen des iranischen Regimes, insbesondere gegen evangelikale, missionarische Christen in der wachsenden Armut sowie einer durch die COVID-19-Pandemie bedingten Überforderung des Landes. Jemen Misshandlungen von äthiopischen Migranten Am 13.08.20 beschuldigte Human Rights Watch (HRW) die Houthi-Rebellen im Jemen sowie saudi-arabische Grenzsoldaten, im April 2020 Dutzende von äthiopischen Migranten getötet zu haben. Am 16.04.20 trieben Houthi- Rebellen Tausende von Migranten aus ihren informellen Siedlungen in al-Ghar, Gouvernement Saadah, welches zwei Kilometer von der saudi-arabischen Grenze entfernt liegt. Sie wurden in Lastwagen an die Grenze nach Saudi- Arabien gebracht und ihre Siedlungen wurden zerstört. Den Migranten wurde vorgeworfen, Träger des Coronavirus zu sein. Diejenigen, die versuchten zu fliehen, wurden von den Houthis erschossen. An der Grenze brachen Kämpfe zwischen den Houthis und saudi-arabischen Grenzsoldaten aus, welche ebenfalls direkt auf die Migranten schossen. Durch Grenzsoldaten festgenommene Migranten werden laut HRW in überfüllten und unhygienischen Haftanstalten in Saudi-Arabien festgehalten. Im Jahr 2019 kamen etwa 140.000 Migranten nach Jemen. Mehr als 90 % von ihnen sind Äthiopier, die das Land auf ihrem Weg nach Saudi-Arabien durchqueren. Dabei überschreiten sie die Grenze in der Regel in dem gebirgigen Gebiet zwischen dem Gouvernement Saadah im Jemen und der Region Jizan in Saudi-Arabien. HRW hat in der Vergangenheit dokumentiert, dass äthiopische Migranten von Schmugglern im Jemen verschleppt, entführt, inhaftiert und körperlich misshandelt wurden, um Geld von ihren Familien zu erpressen. Kolumbien Tote bei Überfall Unbekannte töteten am 15.08.20 bei einem Überfall in dem Ort Samaniego (Provinz Nariño) acht Menschen. Sie sollen auch für die Ermordung eines weiteren Opfers verantwortlich sein, das am folgenden Tag gefunden wurde. Laut Staatsanwaltschaft ist in dem Gebiet ein Dutzend bewaffneter Gruppen im Drogenhandel aktiv. Seit dem Friedensabkommen der Regierung mit der Rebellenorganisation Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC) von 2016 rivalisieren Dissidenten der FARC, die Rebellengruppe Ejército de Liberación Nacional (ELN) und Paramilitärs der Autodefensas Gaitanistas de Colombia (AGC) um die Kontrolle der Region. Kosovo Kritik an Polizei wegen Einschüchterung von Journalisten Laut aktuellen Medienberichten hat die Mediengewerkschaft des Landes ihre Besorgnis darüber geäußert, dass die Einschüchterung und Behinderung von Journalisten im Kosovo weiter zunehme. Auch der Journalistenverband des Kosovo (AJK) habe in einer Pressemitteilung kritisiert, dass die Polizei am 13.08.20 unter Einsatz von Schusswaffen ein Team von Reportern des staatlichen Rundfunksenders RTK in Zubin Potok im serbisch geführten Norden des Landes an den Dreharbeiten gehindert habe. Die Journalisten seien am Ufer des Ujman-/Gazivoda-See festgenommen und zur Überprüfung der Drehgenehmigungen für zwei Stunden inhaftiert worden, obwohl den Reportern zuvor von der UN-KFOR-Friedensmission und der Polizei eine Dreherlaubnis erteilt worden sei. Laut Pressemitteilung werde durch solche Inhaftierungen und andere Formen der Einschüchterung die Sicherheit von Journalisten, ihre unabhängige Berichterstattung und die allgemeine Medienfreiheit im Kosovo bedroht. 4
Libanon Beirut: Untersuchung zur Explosion im Hafen Im Nachgang der großen Explosion eines Lagerhauses in Beirut am 04.08.20, der zum unmittelbaren Tod von mindestens 178 Menschen führte (mehr als 6.000 wurden verletzt, mindestens 30 werden derzeit noch vermisst), hat der Generalstaatsanwalt Ghassan Oueidat Klageschriften gegen 25 Personen dem zuständigen Richter Fadi Sawan zugeleitet. 19 der Beschuldigten befinden sich bereits in Haft. Fadi Sawan wurde wegen seines ausnehmend guten Rufes als unparteiischer Richter ausgewählt. Die Untersuchung ist damit nicht abgeschlossen, es handelt sich lediglich um eine erste Klageschrift. Der Generalstaatsanwalt hat bereits mehrere hochrangige Politiker zu Vernehmungen vorgeladen, einschließlich mehrerer früherer und aktueller Minister. Inzwischen belaufen sich die Schätzungen für den ökonomischen Schaden der Explosion im Hafen auf bis zu 15 Milliarden US-Dollar. Vier Krankenhäuser sind stark beschädigt worden, mindestens in einem Fall könnten die Schäden irreparabel sein. Behandlungsmöglichkeiten für viele Krankheiten sind dadurch inzwischen stark eingeschränkt. So ist mit dem Saint-George-Krankenhaus eine der wenigen Einrichtungen im Libanon betroffen, die u.a. krebskranke Kinder behandeln kann. Aufgrund der Zerstörungen ist zu befürchten, dass es zu einer erheblichen Zahl an Opfern von an sich behandelbaren Krankheiten kommen wird. Mosambik Dschihadisten erobern Hafen von Mocímboa da Praia Am Morgen des 12.08.20 gelang es der dschihadistischen Gruppe Ahlu Sunnah Wa-Jama (Schüler der prophetischen Tradition), die dem IS 2019 die Gefolgschaft schwor, nach tagelangen Kämpfen in Mosambiks nördlichster Provinz Cabo Delgado den Hafen der rund 30.000 Einwohner zählenden Stadt Mocímboa da Praia zu erobern. Bisher ist es Mozambiks Militär nicht gelungen, den Hafen zurückzuerobern. Der Hafen wird für Frachtlieferungen für die etwa 60 km nördlich gelegene, im Bau befindliche Erdgasverflüssigungsanlage auf der Afungi-Halbinsel benötigt. Die Anlage ist Kernstück zur Erschließung der riesigen Erdgasfelder im Rovuma-Becken. Seit dem Beginn des Aufstandes der Islamisten in der Provinz Cabo Delgado im Oktober 2017 wurden über 900 Zivilisten getötet und rund 250.000 Personen zu Binnenvertriebenen. Nigeria Verurteilung zur Steinigung wegen Vergewaltigung Am 12.08.20 verurteilte in der nordnigerianischen Stadt Kano (Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates) ein Upper-Shariah-Gericht einen älteren verheirateten Mann wegen Vergewaltigung eines zehn-, nach anderen Angaben zwölfjährigen Mädchens zum Tode durch Steinigung gem. Section 127 (b) i. V. m. Section 126 Kano State Sharia Penal Code Law 2000. Die Tat hat sich in dem entlegenen Dorf Farsa (Tsanyawa Local Government Area, Bundesstaat Kano) ereignet. Der Angeklagte hat das Verbrechen zugegeben. Er kann innerhalb von 30 Tagen Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen. Todesurteil wegen Blasphemie Am 10.08.20 verurteilte in der nordnigerianischen Stadt Kano ein Upper-Shariah-Gericht einen 22 Jahre alten Sänger wegen Blasphemie gem. Section 382 (6) des Kano State Sharia Penal Code Law 2000 zum Tode durch den Strang. Die Gotteslästerung habe er begangen, indem er Ende Februar 2020 in einem über WhatsApp verbreiteten Lied einen Imam in höchsten Tönen gelobt und diesen Imam über den Propheten Mohammed gestellt habe. Ferner habe er Mohammed als Atheisten bezeichnet. Der Sänger, der die gegen ihn erhobenen Vorwürfe nicht geleugnet haben soll, kann gegen das Urteil innerhalb von 30 Tagen Rechtsmittel einlegen. Vom gleichen Gericht wurde ebenfalls am 10.08.20 ein 17-Jähriger wegen abfälliger Äußerungen über den Propheten Mohammed zu zehn Jahren Haft verurteilt. 5
Nordmazedonien Migrationsdruck und COVID-19: Verhängung des Ausnahmezustands in Grenzregion Laut Mitteilung des UNHCR und unter Verweis auf lokale Medienberichte vom 06.08.20 hat die Regierung von Nordmazedonien beschlossen, in denjenigen Regionen des Landes, die von einem wieder ansteigenden Migrationsdruck entlang der Balkanroute besonders betroffen sind, einen 30 Tage dauernden Ausnahmezustand zu verhängen. Die Entscheidung sei den Berichten zufolge auch im Zusammenhang mit dem Coronavirus-Notstand und der steigenden Ansteckungsgefahr im Land getroffen worden. Die betroffenen Gebiete befänden sich im Wesentlichen an der Südgrenze (zu Griechenland) und der Nordgrenze (zu Serbien). Um die in den Grenzregionen erforderlichen Maßnahmen, darunter diejenigen zur Gesundheitsversorgung der Migranten, ergreifen zu können, werde ein eigenes Krisenmanagementzentrum eingerichtet. Somalia Angriff auf Hotel in Mogadischu Al-Shabaab griff am 16.08.20 das bei Regierungsangestellten und Journalisten beliebte Elite-Hotel in Mogadischu an. Eine Autobombe explodierte am Eingang des Hotels, anschließend wurde dieses von bewaffneten Männern gestürmt. Die Militanten nahmen dort Berichten zufolge Geiseln, bevor sie einige Stunden später von den Sicherheitskräften getötet wurden. Laut vorläufigen Angaben wurden 17 Menschen getötet und 28 verwundet. Zwei Regierungsbeamte waren unter den Getöteten. 150.000 Menschen durch Überschwemmungen vertrieben In Folge starker Regenfälle und Überschwemmungen mussten seit Juni 2020 mehr als 150.000 Menschen aus ihren Häusern fliehen. Die Regierung hat Warnungen für die Gemeinden entlang der Flüsse Jubba und Shabelle ausgesprochen. Teile der Stadt Afgoye sind vom Wasser weggespült worden, und Tausende von Familien sind ohne Strom. Insgesamt wurden im Jahr 2020 bisher 650.000 Menschen durch Überschwemmungen vertrieben. Vielen der kürzlich Vertriebenen fehlt es an Nahrungsmitteln und sie leben in überfüllten sowie provisorischen Unterkünften. Kämpfe zwischen al-Shabaab und Bewohnern in Mudug Am 12.08.20 fanden Kämpfe zwischen al-Shabaab und Bewohnern des Dorfes Shabellow in der Region Mudug statt. Mehrere Verletzte, darunter auch Zivilisten, wurden gemeldet. Die Kämpfe brachen Berichten zufolge aus, als al-Shabaab den Dorfbewohnern Steuern auferlegen wollte. Die militante Gruppe übernahm kurzzeitig die Kontrolle über das Dorf und brannte Häuser und Geschäfte nieder. Es befindet sich ein Stützpunkt der Nationalen Somalischen Armee in der Nähe. Lockerung der COVID-19-Einschränkungen Am 15.08.20 wurden Bildungseinrichtungen nach viermonatiger Schließung wieder geöffnet. Internationale Flüge wurden am 03.08.20 und Inlandsflüge am 05.07.20 wiederaufgenommen. Sudan Tote bei Kämpfen im Osten Bei anhaltenden Zusammenstößen zwischen zwei verfeindeten Volksgruppen sind in Port Sudan seit dem 09.08.20 mindestens 30 Menschen getötet worden, über 80 weitere wurden verletzt. Die Zentralregierung schickte Militär in die Region, zudem wurde eine Ausgangssperre verhängt. Mehrere Personen sollen festgenommen worden sein. Laut Zeugenberichten hatten die Kämpfe begonnen, als Angehörige eines nubischen Stammes in ein Viertel von Port Sudan eindrangen, das als Hochburg des beduinischen Stammes der Beni Amer gilt. Die Konflikte zwischen diesen Gruppen haben seit dem Sturz des früheren Präsidenten Omar Al-Baschirs im April 2019 zugenommen. Besonders betroffen ist die Region Darfur im Westen. 6
Prozess gegen Expräsident Al-Baschir verschoben Der Prozess gegen Al-Baschir ist auf Antrag der Verteidigung auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Es muss zunächst über den Kautionsantrag von drei Mitangeklagten entschieden werden, hieß es von offizieller Seite. Der im April 2019 gestürzte ehemalige Staatschef ist wegen des von ihm 1989 angeführten Militärputsches gegen die gewählte Regierung von Ministerpräsident Sadik Al-Mahdi angeklagt. Um seinen Machtanspruch zu festigen, soll Al-Baschir schwerste Menschenrechtsverletzungen begangen haben. So wurden Ende Juli 2020 erneut Massengräber entdeckt. Südsudan Über 100 Tote bei Konflikt zwischen Soldaten und Zivilisten Bei Auseinandersetzungen zwischen Soldaten und bewaffneten Gruppen in Tonj East im Zentrum des Landes sind seit dem 10.08.20 mindestens 127 Menschen getötet worden. Nach Angaben eines Militärsprechers seien unter den Opfern 82 Zivilisten und 45 Soldaten. Zuvor hatten die UN von mindestens 70 Toten berichtet. Auslöser der Gewalt war offenbar ein Streit zwischen Soldaten und einer Jugendbande über deren Entwaffnung. Die Jugendlichen sollen eine Militärbasis in Romic angegriffen haben. Die Entwaffnung der Zivilbevölkerung ist Teil des Friedensabkommens von 2018. Dennoch kommt es auch weiterhin immer wieder zu Kämpfen zwischen rivalisierenden Gruppen, lokalen Milizen und der Armee. Manche Bürger fürchten, dass staatliche Behörden sie nicht ausreichend vor Gewalt schützen können und sie durch eine Entwaffnung ihren Schutz verlieren. UN warnt vor Eskalation der Gewalt Die UN-Kommission für Menschenrechte im Südsudan hat am 14.08.20 vor einer weiteren Eskalation der Gewalt im Land gewarnt. Die Gewalt in sechs von zehn Gliedstaaten gefährde die Stabilität des Landes. Seit Juni 2020 seien Hunderte Zivilisten verletzt und getötet sowie Hunderte Mädchen und Frauen verschleppt worden. Letztere seien Opfer von sexueller Gewalt geworden. Mehr als 80.000 Menschen seien vor den Übergriffen geflohen, hieß es in der Erklärung. Syrien Idlib: Russisch-türkische Patrouillen ausgesetzt Am 14.08.20 gab das russische Außenministerium bekannt, dass man die Militärpatrouillen entlang der M4- Schnellstraße in Nordwestsyrien wegen zunehmender Rebellenangriffe habe aussetzen müssen. Die gemeinsamen Operationen des russischen und des türkischen Militärs gelten seit März 2020 als Bedingung für den Waffenstillstand zwischen türkischen und syrischen Streitkräften. Nicht alle Rebellengruppen kooperieren jedoch mit ihrer Schutzmacht Türkei und greifen seit jeher immer wieder die Konvois an. US-Kommandeur warnt vor Wiedererstarken des IS General Frank McKenzie, Oberkommandant der US-Streitkräfte im Nahen Osten, warnte am 12.08.20 davor, dass sich Elemente des IS westlich des Euphrat neu gruppieren würden. Die Lebensbedingungen in den Gegenden, die sich mittlerweile wieder unter Regierungskontrolle befinden, seien schlechter als in der Zeit, in der der IS dort erstmals Fuß fassen konnte. Die Gefangenenlager für IS-Anhänger und deren Familien in den kurdisch geführten SDF-Gebieten böten unterdessen den Nährboden für eine zunehmende Radikalisierung. Im berüchtigten al-Hol-Lager, das bis zu 70.000 Insassen, vor allem Frauen und Kinder, beherbergt, sollen nun auch noch die ersten Fälle von COVID-19 aufgetreten sein. UNICEF berichtete am Tag zuvor, dass in al-Hol zwischen dem 06.08.20 und 10.08.20 acht Kleinkinder an Mangelernährung und Dehydration verstorben seien. 7
Venezuela Erneuter Lockdown Vom 17.08.20 an wird im ganzen Land eine flächendeckende Ausgangssperre herrschen. Zu den letzten Todesopfern des Coronavirus in Venezuela gehört auch der Verwaltungschef von Caracas, Darío Vivas. Viele wichtige Personen innerhalb des Staatsapparates sind inzwischen infiziert. Für die Provinzen Bolívar, Sucre, Caracas, Miranda, Táchira, Zulia und La Guair gelten zusätzlich strenge Bestimmungen. Die Provinz Miranda ist nach den vorliegenden Daten derzeit das Zentrum der Epidemie, gefolgt von Caracas. Der Lockdown wird oppositionelle Betätigungen erschweren bis beenden, zuvor hatte es immer wieder Proteste v.a. wegen der Versorgungslage gegeben. Besonders der von der COVID-19-Pandemie stark betroffene Bundesstaat Miranda hat derzeit erhebliche Probleme mit der Wasser- und Stromversorgung. Weißrussland Proteste gegen Präsident Lukaschenko Nach der behördlichen Verkündung seines Wahlsieges bei der am 09.08.20 beendeten Präsidentschaftswahl dauern die Proteste gegen Amtsinhaber Alexander Lukaschenko an. Medienberichten zufolge versammelten sich am 16.08.20 ca. 100.000 Menschen in Minsk bei einer Kundgebung gegen den Präsidenten und mutmaßliche Wahlfälschungen. Gleichzeitig hielt Lukaschenko vor Anhängern eine Rede, in der er zur Verteidigung der Unabhängigkeit des Landes aufrief und Neuwahlen ablehnte. Nach Angaben des Innenministeriums kamen dabei ca. 65.000 Menschen zusammen, während regierungsunabhängige Beobachter die Teilnehmerzahl niedriger einschätzten. Bei den vorigen Protesten nach der Wahl waren bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Protestierenden und Polizisten Hunderte Personen verletzt und mindestens zwei Protestierende getötet worden. Die Polizei hatte dabei ca. 7.000 Personen festgenommen. Am 14.08.20 wurden mehr als 2.000 der Festgenommenen freigelassen. Westbalkan COVID-19-Pandemie: Gesundheitssysteme erneut unter Druck Der Westbalkan, der den Beginn der COVID-19-Pandemie im Frühjahr zunächst relativ gut überstanden hatte, kämpft seit Juni 2020 mit einem erneuten starken Anstieg der Neuerkrankungen und Todesfälle, nachdem viele Regierungen die Beschränkungen zunächst vorzeitig aufgehoben hatten, inzwischen aber wieder stärkere Einschränkungen einführen mussten. Besonders hart betroffen seien laut Medienberichten vom 03.08.20 die Länder Montenegro, Kosovo und Bosnien-Herzegowina, deren Gesundheitssysteme stark unter Druck stünden. Die durchschnittliche Infektionsrate der zurückliegenden Wochen habe demnach in Montenegro bei ca. 240 Fällen pro 100.000 Einwohner gelegen, gefolgt vom Kosovo mit 145, Bosnien und Herzegowina mit 96, Nordmazedonien mit 94, Serbien mit 79 und Albanien mit 47 Fällen. Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing Notes BN-Redaktion@bamf.bund.de 8
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