Julia Reda zur Europawahl: "Geht wählen - aber NICHT die Piratenpartei!" - Volksverpetzer

Die Seite wird erstellt Hauke Schade
 
WEITER LESEN
Julia Reda zur Europawahl:
„Geht wählen – aber NICHT die
Piratenpartei!“

Reda verlässt die piraten
Julia Reda war die einzige Abgeordnete für die Piratenpartei,
jetzt verlässt sie die Partei. Der Grund ist ihr ehemaliger
Büroleiter, dem mehrere Vorfälle von sexueller Belästigung
vorgeworfen werden. Reda war eine der prominentesten und
aktivsten Kritiker*innen der Reform des Urheberrechts, wie es
vom EU-Parlament am Dienstag verabschiedet wurde (Mehr dazu).
Sie war maßgeblich an den breiten Protesten beteiligt, an
welchen Hunderttausende teilnahmen.

Viele wollten ihren Einsatz zum Anlass nehmen, bei der
kommenden Wahl am 26. Mai die Piratenpartei zu wählen. „Das
ist lieb gemeint, aber das ist nicht das, was ich mir
wünsche“, sagte sie auf Twitter gestern. Ihr ehemaliger
Büroleiter Gilles Bordelais soll mehrere Frauen im
Europaparlament belästigt haben und steht trotz dessen auf
Listenplatz 2 der Piraten. „Das Verhalten von Gilles hat mir
und meinem Team einen schweren Schlag versetzt, es hat uns
psychisch richtig mitgenommen“, sagte Reda. „So jemand darf
nicht gewählt werden.“

„Er hat unsere Arbeit gegen Artikel 13 wohl wie kein anderer
Schaden zugefügt“, offenbart Julia Reda. Deshalb trete sie aus
der Partei aus, und bittet ihre Anhänger*innen, die Piraten
auch nicht zu wählen. . „Jede Stimme für die Piratenpartei
könne die Stimme sein, dank der Gilles Bordelais ins Parlament
einzieht.“ Hier das ganze Statement:

 #GehtWaehlen ist die richtige Antwort auf die #Artikel13-
 Abstimmung. Warum ihr aber zur Europawahl nicht die
 Piratenpartei wählen sollt, erkläre ich in diesem Video
 (Ausführliche     Version:    https://t.co/agdXwFCTDG)
 pic.twitter.com/V3Lu1iX8z2

 — Julia Reda (@Senficon) March 27, 2019

Geht wählen! Aber wen?
Die Piratenpartei bedauerte ihre Entscheidung und bedankte
sich für ihre Arbeit ( Quelle). Julia Reda empfiehlt
stattdessen eine der anderen Parteien zu wählen, die sich für
ein freies Internet einsetzen.

 Wen wählen, wenn man für Freiheit & Grundrechte im Netz ist?
 Die Haltung von @dieLinke @Die_Gruenen @fdp & @DiePARTEI zu
 #Artikel13 ist gut, für @spdde hat @woelken sehr viel
 gerettet, aber wenn die #GroKo im Rat für #uploadfilter
 stimmt, wirds schwer. #GehtWaehlen #NiemalsAfD

 — Julia Reda (@Senficon) 27. März 2019

Was Aktivist*innen nach der Umsetzung von Artikel 13 tun
können und wie sie (nicht) reagieren sollten haben wir hier
erklärt:

 3 Dinge, die du nach dem Beschluss von Artikel 13 und Co
(nicht) tun solltest

Artikelbild: Julia Reda, twitter.com

Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr
Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen
Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen
Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere
Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst
du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen
oder     Artikelwünsche?       Dann     schreib     uns    auf
redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter

FridaysForFuture: Warum die
Schüler wirklich streiken –
Eindrucksvolle   Rede   von
Maurice Conrad

„Das, was uns hier bewegt ist keine
absurde Ökodemo.“
Bei der FridaysForFuture Demo in Mainz erklärte der 18-jährige
Klimaaktivist & Student Maurice Conrad, der auch für die
Piraten in den Stadtrat einziehen will, warum die Jugendlichen
demonstrieren. Er erklärt, warum sie wirklich auf die Straße
gehen, und warum sie auch noch weiter auf die Straße gehen
müssen.

 Rede Maurice Conrad – #FridaysForFuture

 Die gestrige Rede von Maurice             Conrad   auf   dem
 #FridaysForFuture Streik in Mainz!

 Gepostet von Fridays For Future Mainz am Samstag, 16. März
 2019

Die Rede im Volltext:
„Und schon wieder stehen wir heute hier. Schon wieder ist es
10 Uhr und schon wieder schreien wir das in die Welt hinaus,
was die Politik verdrängt, vergisst und verschiebt.

Das, was uns hier bewegt ist keine absurde Ökodemo. Es ist
keine einfache Kampagne. Es ist der primitive Wunsch, diesen
Planeten noch weiter zu bevölkern. Der primitive Wunsch einmal
eigene Kinder in Welt setzen zu können, diesen Kindern in die
Augen schauen zu können und ihnen so etwas wie eine Zukunft
hinterlassen zu können.
Dass wir das erste Mal hier standen, streikten und von der
Politik das forderten, was eigentlich selbstverständlich ist.
Das forderten, was eigentlich nicht eine einzigen Demo wert
wäre, was überhaupt nicht mal zur Debatte stehen dürfte, ist
heute genau 2 Monate her.

2 Monate, in denen wir Wellen geschlagen, Interviews gegeben,
Talkshows besetzt und das eigentlich selbstverständliche immer
wieder wiederholt haben. Immer wieder auf der Straße waren,
immer wieder die selben Sätze in die selben Kameras gesagt
haben.

Besser geworden ist aber nichts.
Nicht der Klimawandel und auch nicht die Debatte darüber.

Anstatt endlich zu handeln, wurde nur nur geredet, anstatt
endlich diesen Planeten zu retten, wurden die Interessen von
Konzernen denen der Menschen vorangestellt, statt endlich
ernsthaft über Klimapolitik zu diskutieren, wurde nur über
die Schulpflicht philosophiert.

Und anstatt endlich die Notbremse zu ziehen wurde auf der
Kohlekommission im Januar etwas beschlossen, dass mich
fassungslos macht. Etwas, das mich wütend macht.

Es wurde nicht beschlossen, wie wir diese Erde retten können.
Es wurde auch nicht beschlossen, wann RWE endlich für die
Klimakatastrophe aufkommen wird.

Stattdessen wurde beschlossen, dass dieser Konzern tatsächlich
entschädigt werden soll.

Wofür eigentlich entschädigt?!
Entschädigt dafür, dass er irgendwann mal unseren Planeten
nicht mehr weiter zerstören darf? Entschädigt dafür, dass er
unsere Zukunft irgendwann mal nicht mehr weiter verschrotten
darf? Oder vielleicht entschädigt dafür, dass er irgendwann
mal in ungewisser Zukunft nicht mehr auf Kosten der halben
Welt leben darf?

In einer ungewissen Zukunft in der von diesem Planeten
wahrscheinlich längst nichts mehr übrig ist, in einer
ungewissen Zukunft in der die Verantwortlichen dafür längst
nicht mehr da sind, in einer Zukunft die es dann schon lange
nicht mehr gibt.

Nicht die Politik und auch nicht der Steuerzahler müsste RWE
entschädigen.

RWE müsste diesen Planeten entschädigen, müsste eigentlich die
Kinder dieser Welt entschädigen.

Aber die Entscheidungen die getroffen werden, werden nicht
besser. Sie bleiben das selbe arrogante Gehabe, die selbe
Überheblichkeit der Menschen, die nicht mehr von dem Unheil
betroffen sein werden, das sie heute beschließen. Der Menschen
die uns ignorieren, die über unsere Köpfe entscheiden und die
uns ausbaden lassen, was sie verbocken.

Beschlossen worden ist ein Ausstieg aus der Kohle
bis 2038.
An den Tischen in Berlin ist also wahrscheinlichen alle
gedacht worden. An alle. Außer an uns.

2038 ist nämlich kein ernst gemeinter Kohleausstieg. 2038 ist
nicht die Notbremse, die dringend zwingend wäre. 2038 ist ein
Witz. Und ein Verbrechen an den Kindern dieser Welt.

Wenn man fragt, warum hört man oft die immer wieder gleiche
Phrase:

Kompromisse. Wir brauchen Kompromisse.. Aber mit dem Planeten
und mit der Natur lassen sich keine Kompromisse verhandeln!
Ebenso wenig wie mit den Fakten.

Und wenn ein Kompromiss so weit kompromittiert wird, dass vom
Kompromiss am Ende nichts mehr übrig bleibt, dann war das kein
Kompromiss sondern ein Kniefall. Ein Kniefall vor einer
Industrie die selbstverständlich an den Tischen in Berlin saß.
Ein Kniefall vor einer Industrie die selbstverständlich
Einfluss auf die Politik nimmt. Ein Kniefall vor einer
Industrie deren größte Angst wir alle sind. Wir, wie wir den
Mund aufmachen. Wir, wie wir darüber mitbestimmen würden, wir
wie wir darüber Entscheidung treffen könnten, ob ihr dreckiges
Geschäftsmodell noch Zukunft hat.

Was es stattdessen braucht, ist eine echte Form der
Mitbestimmung für junge Menschen. Eine Form der Mitbestimmung,
an der die Politik nicht vorbeikommt. Eine Vertretung unserer
Interessen, eine Vertretung unseres schlichten Willens zu
überleben. Eine Vertretung, die nicht überhört, die nicht
übersehen und nicht übergangen werden kann. Eine, die mit am
Tisch sitzt. Die mitredet. Die mit entscheidet, wenn es darum
geht, was später mal sein soll. Wenn es darum geht, ob wir
unseren Kindern eine Welt überlassen, in der sich zu leben
lohnt.

Ich stehe hier nicht zum ersten und, wenn es sein
muss, auch nicht zum letzten Mal. Ich stehe hier
so lange bis sich etwas tut.
Und mit „Etwas“ meine ich keine Verstümmelung unserer Ziele,
keine Kompromisse in Form von Jahreszahlen jenseits der 2025.
Mit „Etwas“ meine ich die Notbremse, die längst überfällig
ist.

Und ihr, liebe Politik, ihr sitzt auch nicht zum Spaß an den
Verhandlungstischen dieser Welt. Wir streiken, bis ihr
handelt!“

Text:                  Maurice                  Conrad.
Artikelbild: facebook.com/FridaysForFutureMainz

Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr
Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen
Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen
Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere
Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst
du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen
oder     Artikelwünsche?       Dann     schreib     uns    auf
redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter

Ist der Datenleak eine Gefahr
für die Demokratie? Interview
mit Daniel Mönch (Piraten)

Interview    mit   Daniel   Mönch
(Politischer     Geschäftsführer,
Piratenpartei)
Der sogenannte „Hackerangriff“ bzw. Datenleak hat für große
Aufregung gesorgt. Daten von hunderten Politikern und
prominenten Personen wurden im Netz veröffentlicht –
zusammengetragen von einer oder mehreren unbekannten Personen.
Wir haben uns mit Daniel Mönch, dem politischen
Geschäftsführer der Piratenpartei darüber unterhalten, wie die
Daten gesammelt werden konnten und welche gesellschaftlichen
und politischen Auswirkungen die Veröffentlichung von privaten
Daten im Netz haben kann.

VVP: Wie ordnest du den sogenannten
Hackerangriff ein? Sind wirklich hunderte
Politiker gehackt worden?
DM: Was da tatsächlich passiert ist, wird in der Netzgemeinde
Doxing genannt. Darunter versteht man das Zusammentragen von
personenbezogenen Daten zum Zweck der öffentlichkeitswirksamen
Publikation, in der Regel über Social Media.

Dass es in der deutschen Sprache noch kein Wort für dieses
Internetphänomen gibt, kann vielleicht als Indikator für den
Stand der Digitalisierung in Deutschland gesehen werden.

Hunderte Politiker wurden vermutlich nicht gehackt, zumindest
nicht im Sinne der Definition. Die veröffentlichen Daten
deuten vielmehr darauf hin, dass einige Abgeordnete und
Prominente Opfer von sogenannten Phishing Attacken geworden
sind. Das kann über eine Email, einen nicht geschützten
Browser oder andere Schwachstellen passiert sein.

Was ein wenig schockiert ist, dass auch Mitgliederdaten von
Parteien Teil der Veröffentlichung sind. Damit diese Daten
überhaupt abgegriffen werden konnten, muss der Umgang der
Bundestagsparteien mit diesen Informationen fahrlässig gewesen
sein.

In einigen Medien ist bereits von einer
Gefahr für die Demokratie                     die    Rede.
Siehst du das ähnlich?
Von einer Gefahr für die Demokratie kann im konkreten Fall
nicht die Rede sein. Trotzdem darf dieser Vorfall nicht
folgenlos bleiben. Wir müssen uns als Gesellschaft Gedanken
machen, wie wir mit der Digitalisierung, die alle
Lebensbereiche umfasst, umgehen. Dabei spielt der Datenschutz
eine erhebliche Rolle, denn alle Informationen, die über uns
im Internet verfügbar sind, können auch gegen uns verwendet
werden. Dabei wird das Private plötzlich zum Teil der
öffentlichen Debatte. In China wird dieses Phänomen des
Zusammentragens von personenbezogenen Informationen um Zweck
der Veröffentlichung „Human Flesh Search“ genannt.

Zum Glück hat sich das noch nicht in Europa etabliert, sollte
aber als Warnung gesehen werden, wohin die Entwicklung gehen
könnte. Daher müssen wir jetzt anfangen, die Vermittlung von
Medienkompetenz an Schulen mehr in den Mittelpunkt zu stellen.
Dass selbst die Abgeordneten unseres Bundestages größtenteils
wehrlos einer solchen, eher einfachen Attacke gegenüber
stehen, lässt nichts Gutes ahnen. Wenn bereits ein
Phishingangriff eine solche Datenmenge erbeutet, wie weit sind
dann bereits Geheimdienste anderer Staaten in die digitalen
Geräte unserer Abgeordneten vorgedrungen? Geheimdienste
veröffentlichen die Daten nicht auf Twitter, sondern benutzen
sie im Zweifel, um betroffene Politiker zu erpressen.

Es wurden von Seiten der Politik bereits
Forderungen nach „Hackbacks“ und anderen
Eingriffmöglichkeiten für den Staat laut.
Würde    so   etwas   das   Risiko    für
Datendiebstahl senken?
Auch wenn Justizministerin Barley sich nicht von Kriminellen
und deren Hintermännern treiben lassen will, ist das, glaube
ich, bereits passiert. Leider ist es so, dass die meisten
Menschen erst dann die Brisanz eines Themas erkennen, wenn sie
persönlich     betroffen     sind.   Das    gilt   auch    für
Bundestagsabgeordnete. Spätestens jetzt muss Barley handeln.
Es gab auch in der Vergangenheit Datenleaks aus
unterschiedlichen Behörden, sogar ein abgehörtes Telefon der
Kanzlerin. Mit dem aktuellen Fall missbräuchlichen Umgangs mit
Daten wurde jedoch in Deutschland eine völlig neue Dimension
erreicht. Nie zuvor waren so viele Politiker, auch
fraktionsübergreifend betroffen.

Sie mussten am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt,
wenn Kontoinformationen, Rechnungen oder gar die Bilder der
eigenen Kinder im Internet veröffentlicht werden. Für den
Einzelnen ist das ärgerlich bis gefährlich, für eine Gruppe
bietet es aber auch Chancen, erst recht, wenn diese Gruppe
befugt ist, Entscheidungen zu treffen. Estland hatte 2007
Probleme mit massiven Angriffen russischer Hacker auf
unterschiedlichste Institutionen. Diese Angriffe haben die
gesamte Gesellschaft sensibilisiert und eine Generation von
Politikern hervorgebracht, die sich der Gefahren bewusst war.
Und deswegen staatliche Institutionen konsequent modernisiert
und digitalisiert hat.

Ein Hackback sowie die meisten anderen Vorschläge, die jetzt
geäußert werden, sehe ich eher kritisch, da der Angriff selbst
bis heute nicht aufgeklärt ist. Da stellt sich die Frage, wen
man denn überhaupt warum hacken wollte, wenn der Angreifer und
die Umstände des Angriffs noch nicht bekannt sind. Das BSI
(Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik)
berichtet, dass es zwar von Einzelfällen wusste, aber
Zusammenhang und Vielzahl auch erst am 03.01. durch die
Veröffentlichung erfahren hat.

 Update zur Presseerklärung: BSI kannte Einzelfälle, keine
 Veröffentlichungen und keinen Zusammenhang mit der Vielzahl
 an Betroffenen. Dieser Zusammenhang ergab sich erst mit der
 gestrigen Veröffentlichung. Ausführliches Statement:
https://t.co/w5a38STnsp

 — BSI (@BSI_Bund) January 5, 2019

Was müsste stattdessen geschehen?
Digitale Bildung, Medienkompetenz und eine ordentliche
Datenschutzschulung für Abgeordnete und Parteien. Das
Problembewusstsein scheint sich ja ansatzweise einzustellen.
Die Hoffnung ist, dass es eben nicht bei ein paar Forderungen
bleibt, sondern diesmal wirklich nachhaltig gehandelt wird.

Lernen durch Schmerz kann jedenfalls nicht der Weg sein, den
wir beschreiten sollten.

Falls sich an unserem Umgang mit Daten nichts ändert, war
dieser Vorfall der erste von vielen. Durch die Menge an Daten,
die wir alle tagtäglich produzieren, werden wir auch zunehmend
verwundbar. Daher müssen Konzepte wie Privacy by Design, also
dass bereits in den Grundeinstellungen einer Software so
wenige personenbezogene Daten wie möglich erhoben und
veröffentlicht werden, gefördert werden. Die Digitalisierung
eröffnet uns viele neue Möglichkeiten, birgt aber eben auch
Gefahren in sich. Der richtige Umgang mit digitalen Medien,
insbesondere wenn persönliche Informationen betroffen sind,
muss deshalb viel stärker jedem bewusst gemacht werden, der
sich in dieser digitalen Welt bewegt. Das betrifft bei weitem
nicht nur Politiker und Prominente, sondern nahezu jeden
Bürger.

Betrachten wir den Datenleak mal aus
einer anderen Perspektive:

Auch viele Unternehmen sind noch sehr
sorglos in Sachen Datensicherheit.

Wenn   statt   Politikern    Unternehmen
angegriffen würden, welche Risiken siehst
du in punkto Industriespionage und
wirtschaftlichem Schaden?
Industriespionage ist ein gewaltiges Thema, welches in
Deutschland immer noch nicht wirklich wahrgenommen wird.
Obwohl es bereits große wirtschaftliche Schäden für deutsche
Unternehmen durch Industriespionage gab und gibt. Sobald ein
Unternehmen oder dessen Mitarbeiter vertrauliche Informationen
über das Internet zugänglich macht, ob es über einen Login
oder ein Gespräch über Social Media ist, weckt das
Begehrlichkeiten. Es ist sehr viel einfacher, ein Unternehmen
in Deutschland über das Internet auszuspionieren, als selbst
zum Standort des Unternehmens zu fahren, um an die gleichen
Informationen zu gelangen. Unverschlüsselt geführte Gespräche
können ohne größeren Aufwand abgehört werden. Das wissen wir
spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden. Das
Wissen darüber, wie Kommunikation über das Internet sicher
abgewickelt wird, ist in Deutschland trotzdem immer noch nicht
sehr weit verbreitet..

Die Piraten galten einmal als „Die
Internetpartei“. Was können die größeren
Parteien heute immer noch von ihnen
lernen?
Gerade weil die Piratenpartei bereits viel über das Internet
abgewickelt und viele junge medienaffine Menschen angezogen
hat, haben wir schon viele dieser Entwicklungen durchlebt, die
jetzt auf die anderen Parteien zukommen, daraus unsere
Schlüsse gezogen und Lösungen gefunden. Insbesondere in der
Verwaltung von Mitgliederdaten und verschlüsselter
Kommunikation, sowie der Absicherung der eigenen IT Systeme
sind Piraten den anderen Parteien immer noch ein wenig voraus,
wie das aktuelle Datenleak zeigt. Daraus ergeben sich auch
unsere politischen Forderungen nach der Digitalisierung der
Bildung und Vermittlung von Medienkompetenz in den Schulen
sowie der Förderung und Nutzung von Open Source Software
insbesondere alternativer Betriebssysteme.

Zur Person
Daniel Mönch ist im November 2018 auf dem Bundesparteitag der
Piratenpartei in Düsseldorf zum politischen Geschäftsführer
gewählt worden. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen
Netz- und Wirtschaftspolitik. Twitter: @pr02

Artikelbild: pixabay.com, CC0, das Interview führte FrauMaja

Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr
Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen
Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen
Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere
Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst
du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen
oder     Artikelwünsche?       Dann     schreib     uns    auf
redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter
Warum     ich     bei     der
Landtagswahl Die LINKE wählen
werde

Wenn     Demokratie                        plötzlich
Sinn macht
Wir kennen das: Alle vier Jahre Bundestagswahl, alle fünf
(oder vier) Landtagswahl, alle sechs (je nachdem) Jahre
Kommunalwahl. Und immer Plakate, und Parteien, und nichts
ändert sich. Wenn Wahlen etwas verändern könnten, wären sie
schon längst verboten, sagt der Volksmund, und nimmt dabei
eine Perspektive ein, die noch aus der Kaiserzeit stammt.

Die da oben, wir hier unten, und was kann man als Einzelner
schon ausrichten. Also geht man erst gar nicht hin, dann hat
man sich wenigstens nicht falsch entschieden (doch, hat man),
oder man wählt irgendwas mit tollen Versprechungen, das fühlt
sich wenigstens gut an, oder man verlagert sein schlechtes
Gefühl auf andere: Die Franzosen, die Amis, die Russen, die
Juden, die Moslems, die Ausländer sind schuld und man selber
nicht. Easy.

Warum das Ende der CSU-Herrschaft in
Sicht ist
Steht außerdem genau so in der Hälfte unserer Zeitungen, und
auch wenn man nichts glauben will, was irgendwer sagt,
hinterlässt das doch eine Wirkung. Aber es gibt Hoffnung:
Morgen ist im ständig nervenden Bayern Landtagswahl, und zum
ersten mal seit der Erfindung der CSU (direkt nach dem bösen
Krieg war Bayern SPD-regiert, aber die war damals ja auch noch
eine richtige Partei) wird die Mutter der weißblauen
Korruption keine Mehrheit mehr kriegen, nicht mal mit der FDP
(zweitkorrupteste Partei im Land).

Das hat zwei Gründe: Einmal werden immer mehr Menschen
zivilisiert und wollen die Lügen nicht mehr hören, und zum
anderen hat die alte Wirtschaftselite unseres Landes
(dieselben Milliardäre, deren Großeltern schon mit Hitler
glänzende Geschäfte gemacht haben) beschlossen, dass die Union
(CDU&CSU) zu weich geworden ist und zu sehr auf die
Bedürfnisse der Bevölkerung eingeht.

Und deswegen die AfD erfunden, als neuen rechten Flügel der
Konservativen und Nazis (letztere werden immer gerne genommen,
wenn Großgrundbesitz zu verteidigen ist). Was also macht
morgen in Bayern Sinn? Demokratie? Seit wann? Naja, morgen
kommt die Linke mit in den bayrischen Landtag, wenn noch ein
paar mehr zivilisierte Leute alle vier Stimmen (Erst- und
Zweitstimme Landtag und dazu Bezirkstag) die maximale Anti-
CSU-Partei wählen. Ich werde das tun.

Die maximale Anti-CSU-Partei
Warum? Weil die Linke gezeigt hat, dass sie sich am meisten
für die Leute einsetzt. Keine andere Partei hat im Bundestag
in Berlin der Bundesregierung so viele peinliche Details und
Infos abgerungen. Mit den sogenannten kleinen Anfragen, die
aber gerne mal große Enthüllungen nach sich ziehen. Dass der
Mindestlohn erhöht wird, haben wir der LINKE zu verdanken. Und
das will ich in Bayern auch haben. Aber, aber, SED-
Nachfolgepartei? Papperlapapp, alle Parteien waren in der DDR
staatstragend, auch die Ost-CDU.

Das ist aber ’ne Weile her. Heute sind die meisten Parteien
nicht staatstragend, sondern geschäftstüchtig. Und kümmern
sich in erster Linie um die Karrieren ihrer Parlamentarier.
Mit Ausnahme der Linken (und einiger Kleinstparteien), die
erst gar keine Industriespenden annehmen und deswegen
entsprechend weniger korrupt sind. Ja, falls das jemand wissen
möchte, die Piraten finde ich immer noch gut. Aber sie sind
keine Partei mehr, sondern ein Aktivistenkollektiv. Dasselbe
gilt für die Partei „Die Partei“, sie ist sehr gut, aber sie
ist eben auch keine Partei, sondern eine parteiähnliche
Satireveranstaltung.

 Aktueller #Parteispenden-Pegel 3 Wochen vor der Wahl: 4,1
 Mio€ Großspenden von je >50000€ sind geflossen, davon 91% an
 #CDU/#CSU und #FDP pic.twitter.com/jpbBLQq85U

 — LobbyControl (@lobbycontrol) September 1, 2017

Alles super, aber ich brauche im Parlament Leute, die mit den
Korruptionspolitikern     streiten,   peinliche   Details
veröffentlichen und dafür sorgen, dass die Verhältnisse in
unserem Land wieder normaler werden: Die Mieten müssen sinken,
die Löhne steigen, das Leben muss für die Mehrheit wieder
einfacher werden. Deswegen. Also geh hin, wenn du in Bayern
wahlberechtigt bist, und wähl die Linke. Damit die paar (nach
Umfragen) fehlenden Stimmen zusammen kommen.

Artikelbild: pixabay.com, CC0. Dieser Beitrag erschien zuerst
bei 11k2, danke!

Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr
Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen
Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen
Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere
Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst
du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen
oder     Artikelwünsche?       Dann     schreib     uns    auf
redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter
Die 3 größten Probleme hinter
der Abholzung des Hambacher
Forst

jahrzehntelanges strukturelles
Versagen
Seit Wochen streiten Menschen im Internet um die Besetzung,
Räumung und Rodung vom Hambacher Forst, während sich die
Aktivist*innen vor Ort hartnäckig widersetzen und sich auch
immer wieder große Demonstrationen mit ihnen solidarisieren.

Die Frage drehen sich jenseits von den üblichen Fragen nach
den Methoden der Besetzung und der angeblichen Gewalttätigkeit
der Besetzer*innen auch um die Sinnhaftigkeit. Wie sinnvoll
ist es, erbittert um ein kleines Stückchen Wald zu kämpfen?
Ist so ein Stück Wald nicht viel zu unbedeutend, um einen
solchen Aufwand zu betreiben es zu retten? Kann man so
natürlich sehen. Aber letztendlich ist die Dimension und der
Kontext in dem diese Proteste passieren, viel Größer als die
500 Hektar Bäume.

1. Nicht nur der Wald geht als Lebensraum
verloren.
Manchmal scheinen wir Menschen ja eher Empathie für Tiere zu
haben als für Mitmenschen. Fakt ist aber auch, dass für die
Tagebauten im Rheinland viele Menschen ihr Zuhause verloren
haben. Über 50 Dörfer wurden seit den 1960er Jahren
abgebaggert, die Menschen umgesiedelt. Natürlich ist es leicht
zu sagen, dass sie großzügig entschädigt wurden und neue
Häuser bekamen. Aber ein Dorf und ein Ort sind ja mehr als nur
ein Platz, an dem man schläft.

Es ist der Platz, an dem Menschen ihre Wurzeln haben. Wo ihre
Erinnerungen liegen, wo sie jeden Stein und jede Straße
kennen. Es ist also eine schmerzhafte Sache Menschen einfach
zu entwurzeln – fernab von jedem (Lokal-)Patriotismus. Heute
mehr denn je stellt sich hier dann auch die Frage, ob man
Lebensraum – ob für Mensch oder Tier – einer Form der
Energiegewinnung opfern will, die extrem Umweltschädlich ist
und Gift bei der Bekämpfung des Klimawandels.

2. Braunkohle ist schmutzige Energie
Es wird mit dem Braunkohlebergbau nicht nur eine ganze Region
zerstört, die Fortführung ist in Zeiten des Klimawandels auch
sonst schwer zu rechtfertigen. Wir alle haben einen extrem
heißen und trockenen Sommer 2018 erlebt. Mit allen Folgen.
Dürre,   Ernteausfälle,    Waldbrände.    Eine   Art   der
Energiegewinnung weiterzuführen, die den Klimawandel eher
verstärken als abschwächen wird, sorgt natürlich für
Unverständnis.
Er ist aber auch eine Folge schlechter Energiepolitik.

Der sehr abrupte Atomausstieg nach der Fukushimakatastrophe
scheint oberflächlich gesehen eine gute Sache. Gleichzeitig
wurde aber der Ausbau von erneuerbaren Energien nicht
konsequent genug betrieben. Es wurden keine dezentralen
Stromnetze aufgebaut, Subventionen nicht sinnvoll genutzt, die
Forschung und Innovation nicht gut unterstützt.

Auch    deswegen    ist   nun   eine   Weiterführung      des
Braunkohlebergbaus nötig. Ein schrittweiser Atomausstieg wie
geplant und eine bessere Förderung der erneuerbaren Energien
wäre also womöglich sinnvoller gewesen. Bei allen Risiken von
Atomstrom und egal wie sehr man diesen auch berechtigterweise
ablehnt.

3. Aber die Arbeitsplätze!
Die unpopuläre Räumung des Hambacher Forsts setzt zwar die
Schwarz-Gelbe Landesregierung um, aber die Weichen wurden in
den letzten Jahren von Rot-Grün gestellt. Und auch die Grünen,
die Umweltschutz groß auf ihren Fahnen stehen haben, haben das
Argument, dass eine Einstellung des Braunkohlebergbaus eine
Menge Arbeitsplätze kosten würde, mitgetragen und
dementsprechend abgestimmt.

Das ist aber ein Stück weit symptomatisch für vieles, was in
NRW schief läuft. Der Strukturwandel hat NRW hart getroffen.
Industrie ist abgewandert. Arbeitsplätze gingen zu
Zehntausenden verloren. Das ist keine Neuigkeit! Aber es wurde
auch nicht so recht motiviert geschweige denn effektiv nach
Alternativen gesucht um Arbeitsplätze zu schaffen.

Das Ruhrgebiet beispielsweise ist ein eng vernetzter,
multikultureller Ballungsraum – der größte in Deutschland. Und
trotzdem gehen Menschen, die eine Innovative Idee haben, eher
nach Berlin. Dort kommt Innovation an, das Ruhrgebiet hingegen
pflegt ein nostalgisch verklärtes Bergarbeiter-Image, aber es
ist nicht cool. Es hängt einem alten Mythos nach, der die
Region einst reich machte, aber es traut sich nicht so richtig
einen Schritt in eine digitale, hochentwickelte Zukunft zu
gehen. Stattdessen verfällt die Infrastruktur, die Autobahnen
erliegen regelmäßig dem Verkehrsinfarkt, Bahnstrecken sind
marode. Keine gute Perspektive!

Fortschritt scheitert an Bequemlichkeit
NRW hätte also durchaus Perspektiven sich zukunftsgerichtet
aufzustellen und auch Arbeitsplätze zu schaffen, aber es
scheitert an der Bequemlichkeit. An dem ‚Das war schon immer
so‘. Unter Rot-Grün wurde verschlafen, sich für strukturellen
und sozialen Wandel einzusetzen. Schwarz-Gelb setzt eher auf
Law-and-Order.

Was also sind die Alternativen? Die rechte Partei, die sich
als solche bezeichnet, setzt auf Rechtspopulismus und Hetze.
Zum Lachen in einem Bundesland, das seinen einstigen Reichtum
vor allem der Zuwanderung zu verdanken hat. Die Linke hat es
die zweite Wahlperiode in Folge nicht in den Düsseldorfer
Landtag geschafft und ist auch allgemein in NRW nicht
sonderlich präsent. Die Piraten, die eine Legislaturperiode
zumindest immer mal wieder die Widersprüche zwischen Anspruch
und Handeln von Rot-Grün aufgezeigt haben, haben sich selbst
zerstört.

Am Hambacher Forst kristallisiert sich also jahrzehntelanges
Versagen der Landes- und Bundespolitik. Am Ende wird der Wald
vermutlich geräumt werden und verschwinden. Die Proteste
womöglich im Rauschen des Alltags verstummen. Aber wir können
allenfalls hoffen, dass sie laut genug sind, um zumindest an
einigen Stellen ein Umdenken zu bewirken. Hoffnungsvoll ist
aber anders.

Artikelbild: Andreas Magdanz, CC BY-SA 3.0

Da du diesen Artikel zu Ende gelesen hast: Möchtest du mehr
Recherchen und Analysen zu den Hintergründen von politischen
Mythen und Fake News? Oder auch Kommentare zu politischen
Forderungen und aktuellen Ereignissen? Dann unterstütze unsere
Arbeit mit einer kleinen Spende für einen Kaffee, dazu kannst
du einfach hier entlangschauen. Vielleicht hast du auch Fragen
oder     Artikelwünsche?       Dann     schreib     uns    auf
redaktion@volksverpetzer oder auf Facebook oder Twitter
Sie können auch lesen