Theaterpädagogische Materialmappe zum Familienstück der Freilichtspiele Burgbühne Stromberg e. V. Sommersaison 2018 - Empfohlen für Alle ab 6 ...
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Theaterpädagogische Materialmappe zum Familienstück der Freilichtspiele Burgbühne Stromberg e. V. Sommersaison 2018 Empfohlen für Alle ab 6 Jahren Premiere am 10. Mai 2018 Aufführungsdauer ca. 120 Minuten, inkl. Pause
Inhalt „Momo“ – ein Märchen-Roman Inhaltsangabe S. 4 zum Autor Michael Ende S. 5 „Momo“ auf der Burgbühne Aufführungstermine & Preise S. 6 Besetzung S. 7 Interview mit Regisseur Hendrik Becker S. 8 - 11 Anregungen für die Vor- und Nachbereitung S. 12 - 19 Burgbühne Stromberg – Freilichttheater im Kreis Warendorf Theaterpädagogik & Ansprechpartner S. 20 Theater-Knigge S. 21 Quellen- und Bildverzeichnis, Impressum S. 22 3
„Momo“ – ein Märchen-Roman Inhaltsangabe Momo lebt in der Ruine eines Amphitheaters am Rande einer großen Stadt. Sie hat stets Zeit für ihre Freunde, hört ihnen zu und bringt sie auf gute Ideen und Gedanken. Doch schleichend legt sich ein Schatten über die Stadt und die Freundschaft zwischen Momo und den Stadtbewohnern: Die Grauen Herren haben es auf die Lebenszeit der Menschen abgesehen. Als Agenten der sogenannten Zeitsparkasse bringen sie immer mehr Menschen dazu, Zeit zu sparen. Tatsächlich allerdings stehlen sie den Menschen ihre kostbare Zeit und sorgen so dafür, dass es in der Stadt zunehmend hektischer und kälter zugeht. Als auch Momos Freunde von dieser Kälte erfasst werden, beschließt das kleine Mädchen, etwas zu unternehmen. Sie ahnt nicht, in welche Gefahr sie sich damit bringt! Gut, dass Meister Hora, der geheimnisvolle Hüter der Zeit, und seine weise Schildkröte Kassiopeia schon lange ein sorgsames Auge auf die kleine Momo geworfen haben. Ob es den Dreien gelingen wird, etwas gegen die Grauen Herren zu unternehmen? 4
zum Autor Michael Ende Michael Ende (1929–1995) ist einer der bedeutendsten und vielseitigsten Schriftsteller Deutschlands. Neben Kinder- und Jugendbüchern schrieb er poetische Bilderbuchtexte und Bücher für Erwachsene. Er verfasste außerdem Theaterstücke und Gedichte. Der Durchbruch gelang ihm 1960 mit seinem ersten Kinderbuch „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“. Seine Bücher wurden in über vierzig Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Michael Endes Werke wurden vielfältig rezipiert und interpretiert. Viele seiner Geschichten wurden in Museumsausstellungen präsentiert sowie für Funk, Fernsehen und Theater bearbeitet – zum Beispiel die Adaption von „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ der Augsburger Puppenkiste. Zahlreiche Schulen sind nach Michael Ende benannt. Der Kurpark im bayrischen Garmisch-Partenkirchen wurde 2009 sogar in den Michael-Ende-Kurpark umbenannt, um die Verbundenheit des Autors mit seinem Geburtsort auszudrücken. Dort sind alle Bauwerke und Skulpturen verschiedenen Werken des Autors gewidmet: Der Roman „Momo“ ist mit einem kleinen Amphitheater vertreten. Michael Endes phantastischer Märchenroman „Momo“ wurde zum Welterfolg und zum Kultbuch einer ganzen Generation. Bis heute wurde „Momo“ über sieben Millionen Mal verkauft. Entstanden ist die Geschichte von dem kleinen Mädchen und den Zeit-Dieben 1973 in Italien. 1974 wurde das Werk mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Im Jahr 1985 war Michael Ende auch einer der Autoren des Drehbuchs für die Verfilmung „Momo“ unter der Regie von Johannes Schaaf und mit Radost Bokel in der Hauptrolle. Michael Ende übernahm in der Verfilmung sogar einen kleinen Gastauftritt als Zugpassagier. 5
„Momo“ auf der Burgbühne Aufführungstermine & Preise Donnerstag 10. Mai 2018 15.00 Uhr (Premiere) Sonntag 13. Mai 2018 15.00 Uhr Montag 21. Mai 2018 15.00 Uhr Sonntag 27. Mai 2018 15.00 Uhr Donnerstag 31. Mai 2018 15.00 Uhr Sonntag 03. Juni 2018 15.00 Uhr Sonntag 10. Juni 2018 15.00 Uhr Dienstag 03. Juli 2018 10.00 Uhr (Schülervorstellung) 14.30 Uhr Dienstag 10. Juli 2018 10.00 Uhr (Schülervorstellung) 14.30 Uhr Donnerstag 12. Juli 2018 20.00 Uhr (Abendvorstellung) Dienstag 14. August 2018 20.00 Uhr (Abendvorstellung) Sonntag 19. August 2018 15.00 Uhr Sonntag 26. August 2018 15.00 Uhr Sonntag 02. Sept. 2018 15.00 Uhr Kinder/ Studenten 5,00 € Erwachsene 7,00 € Gruppe (ab 25 Kind./ Stud.) 4,50 € Gruppe (ab 25 Erw.) 6,50 € 6
Besetzung Momo _ Anna Herzog Beppo Straßenkehrer _ Theo Vogel Gigi & Lillit, Geschichtenerzähler _ Leo Lütke-Dörhoff, Greta Vigelius Stadtbewohner, Freunde von Momo _ Claudia Winkelnkemper, Merle Pietschke, Marion Hohoff, Jana Bushuven, Rita Allendorf, Amelie Bergkemper, Malte Frohne, Philipp Heuer, Alfred Allendorf, Nadine Kissenbeck, Liv Bunne Richard Laustroer, Heinrich Allendorf Kinder aus der Stadt, Freunde von Momo _ Jannik Jung, Collin Vogel, Felix Kelker, Hannah Böser, Böser, Luzie Klapheck, Maya Linnemann, Melina Tadick, Frauke Peitz, Lotte Lakenbrink, Yumnah Lohnherr, Felix Kelker, Zoe Voßlöcker, Annabelle Markmann, Ben Krampe, Mathilda Hiegemann, Eric Allendorf, Lynes Wennekers, Lukas Allendorf, Anna Hülsbusch Graue Herren _ Birgit Großerhode, Lisa Neu, Carina Jungbluth, Annika Asseburg, Lars Allendorf, Simon Raschert, Lennart Buntrock, Selin Gül, Emil Hütig, Marie Leifeld, Florian Braune, Antonia Nixdorf, Yul Voßlöcker, Sophia Joraschky Meister Hora _ Peter Allendorf Sekundia & Minutia, Gehilfen von Meister Hora _ Stella Bushuven, Jule Niemann Kassiopeia _ Michel Quante Schildkröten, Kassiopeias Enkel _ Sophia Jung, Lou Reckordt, Nele Reckmann Puppen & ihr Erfinder _ Laura Kissenbeck, Rabea Allendorf, Luisa Neuber, Jonas Neuber Zeitwesen _ Silvia Rüschoff, Anna Rüschoff, Mia Ostbomke, Sarah Holtmann-Wibberich, Elias Rolf, Mats Huster, Tom Bänisch, Percy Wennekers, Jens Eblenkamp, Hanna Wettendorf, Lea Dollmann, Johanna Schulz, Christina Stoffers Regie _ Hendrik Becker Bühnen- und Kostümbild, Requisite, Technik _ Werkstätten der Burgbühne Stromberg 7
Interview mit Regisseur Hendrik Becker „Momo“ ist eines der bekanntesten deutschen Kinderbücher – was hat dich dazu bewogen, eben diese Geschichte auf die Stromberger Bühne bringen zu wollen? „Momo“ ist eine Geschichte für die ganze Familie. Das Buch haben mir meine Großeltern damals zur Kommunion geschenkt. Dieses Buch sollte, wie ich finde, eigentlich jeder gelesen haben, vor allem in unserer heutigen Zeit. Dieses unglaubliche Märchen über die Zeit und darüber, wie Menschen die Zeit verbringen sollten, ist einfach aktuell. Michael Ende hat da eine grandiose Geschichte geschrieben – die ist zeitlos! Im Original ist Momo ein kleines Mädchen. In der Stromberger Inszenierung wird sie von einer jungen Erwachsenen gespielt – wie kam es zu dieser Wahl? Und was ändert sich aufgrund der älteren Protagonistin für die Gesamtanlage des Stückes? Für mich ist Momo ein zeitloses Wesen. Sie ist nicht an ein Alter gebunden, sie muss andere Eigenschaften erfüllen. Momo muss natürlich etwas Kindliches haben, aber vor allem muss sie gut zuhören können. Und eben dieses Zuhören darf nicht nur etwas Passives sein, sondern der Zuschauer muss sehen können, dass sie ein Mensch ist, der gut zuhören und auf diese Weise eine Atmosphäre schaffen kann, in der sich Menschen wohlfühlen. Und das ist für mich das Ausschlaggebende, was eine Schauspielerin braucht, um Momo spielen zu können – da ist das Alter ganz egal. Hast du eine Lieblingsfigur? Ich glaube nicht, dass ich sagen kann, ich hätte die eine Lieblingsfigur bei „Momo“. Was mich an der Geschichte fasziniert ist der große Figurenkosmos, der aufgemacht wird: die Beziehungen zwischen die Figuren und die Art, wie sie miteinander funktionieren und umgehen. 8
In der Sommersaison 2018 werden 75 große und kleine Darsteller die Burgbühne bevölkern. Wie schwierig war es, die Geschichte von Momo um so viele Figuren zu erweitern? Bei einem so großen Ensemble liegt die Herausforderung in der Koordination. Man muss es schaffen, für jeden Schauspieler eine echte und spielbare Figur zu finden. Der Schlüssel dabei liegt in der Rollenarbeit – je klarer die Rolle erarbeitet ist, desto leichter fällt es den Akteuren, sich auf der Bühne in der Rolle zu beschäftigen. Michael Endes Geschichte macht es da zum Glück sehr leicht. Er spricht immer von einer Masse Grauer Herren, vielen Kindern und Stadtbewohnern. Da konnten wir alle 75 Schauspieler unterbringen. Du hast genaue Vorstellungen, wie Momos Welt vor die Kirche gebracht werden soll. Wie ist das Bühnenbild angelegt und was ist dir besonders wichtig? Michael Ende schafft in seinem Buch ganz besondere Atmosphären. Er beschreibt den Hauptspielort seines Buches als ganz besonderen Ort: ein Ort, an dem die Menschen miteinander leben rund um ein altes Amphitheater, ein Ort, an dem die Menschen sehr viel Zeit draußen verbringen. Das wird auch der Hauptspielort unseres Stückes werden. Das Bühnenbild ist so angelegt, dass es eben diese Atmosphäre der Alltäglichkeit wiederspiegelt - mit Häusern und Requisiten, die man kennt. Das Bühnenbild soll außerdem aus mobilen Teilen bestehen. Was macht da den Reiz aus? Neben der Hauptkulisse des Amphitheaters gibt es natürlich auch das Nirgend-Haus und das Hauptquartier der Grauen Herren. Wir als Freilichtbühne können nun mal nicht einfach den Vorhang herunterlassen und umbauen, also muss man diese Umbauten anders lösen. Die anderen Orte werden in unserer Inszenierung durch einfachste Elemente mitten in das Amphitheater hineingebaut. Die Darsteller bringen die Elemente, aus denen ihre Orte entstehen, selber mit. Das finde ich für diese Orte auch unglaublich passend, weil diese Orte ja auch in der Geschichte nicht wirklich greifbar sind. Diese Orte machen das Märchenhafte der Geschichte aus. 9
Für dich ist „Momo“ ein Märchen – warum? Michael Ende knüpft in seiner Erzählung an die Tradition der großen Märchenerzählungen an. Er erzählt eine bespielhafte Geschichte, in der wir uns alle wiederfinden können, die für uns alle eine Bedeutung hat und aus der jeder seine ganz eigene Interpretation mitnehmen kann. Die Figuren, die er benutzt, sind dabei verwunschen, zauberhaft, etwas Besonderes. Jeder Leser kann sich in einer Figur wiederfinden. Ich finde, es ist etwas typisch Märchenhaftes, dass in einer verzauberten Geschichte, ein zeitloses Thema verhandelt wird. Was ist deiner Meinung nach das Besondere an den Geschichten von Michael Ende? Hast du eine Lieblingsgeschichte? Ich bin ein sehr großer Fan von Michael Ende. Ich bin aufgewachsen mit „Jim Knopf“ präsentiert von der Augsburger Puppenkiste. „Momo“ war eine der ersten Leseerfahrungen, die ich selber hatte. Daher würde ich schon sagen, dass „Momo“ wohl mein absolutes Lieblingsbuch von Michael Ende ist. In Michael Endes Geschichten spielen häufig Schildkröten eine große Rolle – wie Kassiopeia bei „Momo“. Warum, glaubst du, ist das so? Für mich selbst ist eine Schildkröte quasi ein kleiner Revoluzzer. Sie widersetzt sich auf eine gewisse Art und Weise der alltäglich herrschenden Routine, weil sie eben ihren ganz eignen Rhythmus hat. Sie lässt sich viel mehr Zeit und kann so viel mehr erfahren, erspüren und erleben. Diese Entdeckung der Langsamkeit widerspricht unserer heutigen Gesellschaft total. 10
Die wichtigste Botschaft, die in „Momo“ steckt? Dass man sich Zeit nehmen soll – zum Zuhören, zum Spielen, zum Reden. Nur Stress, das funktioniert einfach nicht! Was würdest du tun, wen du plötzlich ganz viel angesparte Zeit hättest? Ich würde versuchen, mein Leben noch bewusster und intensiver zu erleben: ein bisschen mehr Schildkröte sein, um Dinge, die ich tue, bewusster und mit noch mehr Aufmerksamkeit tun zu können. 11
Anregungen für die praktische Vor- und Nachbereitung Mit unserer Materialmappe möchten wir Ihnen und Ihren Schüler*innen den Weg zu unserer Bühne schmackhaft machen oder auch den Genuss des bereits erfolgten Aufführungsbesuchs durch Ideen der Nachbereitung verlängern. Die theaterpädagogischen Übungen dienen als Ideengeber - suchen Sie sich einzelne Punkte heraus, wandeln Sie diese ab oder verwenden Sie das gesamte Spielmaterial – ganz wie es für Ihre Zwecke passt. Jäger & Gejagte „Und so begann eine umgekehrte Jagd durch die große Stadt, eine Jagd, bei welcher die riesige Schar der grauen Herren floh und ein kleines Mädchen mit einer Blume in der Hand und einer Schildkröte unter dem Arm sie verfolgte.“1 „Momo“ ist ein Theaterstück des Auf-der-Suche-Seins und des Gejagt-Seins: Momo ist auf der Suche nach Hilfe, um die Bedrohung durch die Zeitsparkasse abzuwenden und wird bei ihrer Rettungsmission von den Grauen Herren auf Schritt und Tritt verfolgt. Diese Motivik bietet einen wunderbaren Anlass für die theaterpädagogische Basis-Übung Raumlauf, der am besten von Musik begleitet wird. Achten Sie bei der Musikauswahl darauf, instrumentale Musik zu verwenden, die nicht zu ruhig ist, sondern eher ein bedrohliches/ treibendes Tempo hat. 1. Die Schüler*innen verteilen sich gleichmäßig im Raum. Wenn die Musik beginnt, gehen sie durch den Raum, wobei sie sich einen Fixpunkt suchen, zielstrebig auf ihn zu gehen, und sobald sie ihn erreicht haben, einen neuen Fixpunkt 1 Ende, Michael: Momo oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte. Stuttgart: Thienemann 1973. 15. Auflage 2016. S. 280. 12
anschauen und auf ihn zu steuern. Stoppt die Musik, frieren die Schüler*innen in der Bewegung ein. Startet die Musik, gehen die Schüler*innen wieder los. Die Schüler*innen nehmen zunächst keinen Kontakt zu den anderen auf, achten aber auf die anderen, um sie nicht umzulaufen oder zu berühren. Lassen Sie die Schüler*innen darauf achten, dass der Raum gleichmäßig ausgefüllt bleibt. Führen Sie nun das Thema des Jagens ein: 2. Jede/r Schüler*in sucht sich (ohne es zu verraten) eine/n Schüler*in im Raum, von dem er/sie so viel Abstand wie möglich zu halten versucht – als habe er große Angst. 3. In einem zweiten Schritt, sucht sich jede/r Schüler*in außerdem eine/n andere/n Schüler*in, den/die er/sie versucht, selbst zu jagen. Analog wäre das Beispiel der Grauen Herren, die Momo heimlich verfolgen, um herauszufinden, wo sich das Nirgend-Haus von Meister Hora befindet, dabei aber nicht auffallen wollen. 4. Lassen Sie die Schüler*innen die Übung reflektieren: Wie ist es, jemanden heimlich zu verfolgen? Wie fühlt man sich, wenn man, glaubt, verfolgt zu werden? 13
Ein Bühnenbild für Momo Michael Ende beschreibt in seinen Geschichten sehr bildhaft die Orte, an denen seine Figuren leben. Häufig hat er sogar selbst Bilder für seine Geschichte gemalt – so zum Beispiel auch das Amphitheater, in dem Momo lebt. Lesen Sie ihren Schüler*innen das erste Kapitel aus dem Buch „Momo“ vor (Eine große Stadt und ein kleines Mädchen bis zu der Stelle, an der Momos Aussehen beschrieben wird.) Im Anschluss sollen die Schüler*innen ihr eigenes Bild von Momo und ihrer Wohnstätte malen. So entstehen verschiedene Bühnenbild-Entwürfe, die dann in einem nächsten Schritt mit dem Bild, das Michael Ende selbst gezeichnet hat, verglichen werden können. Dieses ist zu Beginn des Buches abgebildet. Zuhören wie Momo „Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: zuhören. […] Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.“2 Momo hilft ihren Freunden, die in der großen Stadt wohnen, indem sie ihnen einfach zuhört: Streit wird geschlichtet, Kinder erfinden wunderbare Spiele, Ideen und Geschichten fliegen den Menschen einfach zu. In der folgenden Übung können die Schüler*innen herausbekommen, wie schwer oder leicht es sein kann, jemandem wirklich gut zuzuhören. 1. Die Schüler*innen schließen die Augen. Alle sind so still wie möglich und konzentrieren sich nur auf die Geräusche, die sich außerhalb des Raumes erhören lassen. Nach ungefähr einer Minute werden die Augen geöffnet und in der Runde zusammengetragen, was zu hören gewesen ist. 2 Ende, Michael: Momo. S. 14. 14
2. Im nächsten Schritt schließen die Schüler*innen wieder die Augen und lauschen nun auf die Geräusche im Raum, jedoch ohne diese willentlich zu verursachen. 3. Die Schüler*innen gehen nun paarweise zusammen und legen fest, wer Erzähler und wer Zuhörer ist. Der Erzähler hat nun fünf Minuten Zeit, eine Geschichte zu erzählen – vom letzten Wochenende, dem letzten Urlaub oder dem letztem Geburtstagsfest oder von Freunden oder der Familie - der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Der Zuhörer hört zu, ohne zu unterbrechen oder zu kommentieren. Danach fasst der Zuhörer in eigenen Worten zusammen, was er gehört hat. Dann werden die Rollen gewechselt. 4. Lassen Sie die Schüler*innen die Übung reflektieren: Was war leichter – Zuhören oder Erzählen? Warum war das so? Gibt es einen Menschen, dem die Schüler*innen besonders gern zuhören und warum? Erzählen wie Gigi „Geschichtenerzählen war, wie wir ja schon wissen, seine Leidenschaft. Und gerade in diesem Punkt war eine Veränderung in ihm vorgegangen, die er selbst sehr deutlich fühlte. Früher waren seine Erzählungen manchmal etwas kümmerlich geraten, es war ihm einfach nichts Rechtes eingefallen, er hatte manches wiederholt oder auf irgendeinen Film, den er gesehen, oder eine Zeitungsgeschichte, die er gelesen hatte, zurückgegriffen. Seine Geschichten waren sozusagen zu Fuß gegangen, aber seit er Momo kannte, hatten sie plötzlich Flügel bekommen.“3 Nachdem die Schüler*innen in der Vor-Übung gemerkt haben, wie schwierig es sein kann, zuzuhören, wenn jemand etwas erzählt, sollen sie nun gemeinsam eine Geschichte erzählen. 1. Die Schüler*innen werden nun gleichzeitig zu Erzählern und Zuhörern. Sie erzählen gemeinsam eine Geschichte: Eine/r beginnt und reihum ergänzen die 3 Ende, Michael: Momo. S. 45. 15
Mitschüler*innen je einen Satz. Wichtig ist, die Ideen der Miterzähler*innen aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Die Schüler*innen müssen einander gut zuhören, um gemeinsam eine Geschichte entstehen zu lassen. Variante „Story-Teller“: Auf die Rückseiten von Papptellern werden unterschiedliche Substantive geschrieben. Jede*r Schüler*in bekommt einen Pappteller mit einem Wort. Dieses Wort muss er/sie in die Geschichte einbringen. 2. Lassen Sie die Schüler*innen die Übung reflektieren: Wie war es, gemeinsam eine Geschichte zu erzählen? Konnten die Ideen der anderen gut aufgegriffen werden? Langsam und weise wie Kassiopeia „Sie beugte sich hinunter […] und erkannte eine große Schildkröte, die ihr mit erhobenem Kopf und seltsam lächelndem Mund mitten ins Gesicht blickte. Ihre schwarzen klugen Augen glänzten so freundlich, als ob sie gleich zu sprechen anfangen wollte.“4 In vielen Büchern Michael Endes kommt eine Schildkröte vor, so auch Kassiopeia bei „Momo“. In den folgenden Übungen sollen sich die Schüler*innen mit diesen besonderen und faszinierenden Tieren auseinandersetzen. 4 Ende, Michael: Momo. S. 131. 16
1. Lesen Sie den Schüler*innen das Gedicht „Die Schildkröte“5 von Michael Ende vor: Die Schildkröt' geht im Regen gern spazieren ohne Regenscherm. Das Wasserspritzen stört sie nicht, ihr Mantel ist ja wasserdicht. Sie bleibt zu Haus, auch wenn sie reist. Sie kann, obwohl sie Kröte heisst, nicht hupfen und kriegt auch keinen Schnupfen. Sammeln Sie als Mindmap an der Tafel, was im Gedicht über Schildkröten gesagt wird. Was wissen die Schüler*innen über das Tier? 2. Die Schüler*innen sollen nun auf Grundlage der Schildkröten-Mindmap ein eigenes Schildkröten-Gedicht verfassen. Variante „Comic“: Die Schüler*innen gestalten eine Schildkröten-Geschichte als Comic. Als Inspiration dient auch hier die Schildkröten-Mindmap an der Tafel. 3. Schildkröten sind bekanntlich nicht die Schnellsten. Jede ihrer Bewegungen ist bewusst und langsam – das Aufsetzen der Füße, das Schauen von links nach rechts, der nächste Schritt. In einem Raumlauf werden die Schüler*innen selbst zu Schildkröten – dabei darf selbst entschieden werden, ob die Übung auf zwei Beinen oder auf allen Vieren durchgeführt wird. Langsam und bewusst erkunden die Schüler*innen den Raum. 4. Lassen Sie die Schüler*innen die Übung reflektieren: War es schwer, sich so langsam zu bewegen? Worauf musste man besonders achten? 5 Ende, Michael: Die Schildkröte. In: Sailer, Sibylle (Hrsg.): Sieben kecke Schnirkelschnecken. Würzburg: Arena 2009. 17
Graue Herren „Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. […] Dieses Geheimnis ist die Zeit. […] Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen. Und genau das wusste niemand besser als die grauen Herren. Niemand kannte den Wert einer Stunde, einer Minute, ja einer einzigen Sekunde Leben so wie sie.“6 Die Grauen Herren sind Agenten der Zeitsparkasse. Sie haben keine richtigen Namen und sind im Grunde genommen gar keine echten Menschen, sondern eher ein bedrohlicher, grauer Schatten, der sich über die Stadt legt. Die Grauen Herren agieren synchron als große Einheit und nicht jeder für sich individuell. 1. Die Schüler*innen gehen durch den Raum. Lassen Sie die Schüler*innen darauf achten, dass der Raum gleichmäßig ausgefüllt bleibt. Aufgabe ist es, dass sie einen gemeinsamen Rhythmus finden – sie sollen in einem gleichmäßigen Tempo gehen als Einheit. 2. In einem nächsten Schritt führen Sie folgende Regel ein: Wenn einer aus der Gruppe stehen bleibt, bleiben alle stehen, bis jemand den Impuls zum Weitergehen gibt. 3. Lassen Sie die Schüler*innen die Übung reflektieren: Wie war es, als große Gruppe zu agieren? Welche Gefühle sind entstanden? Führen Sie nun das Thema Synchronität ein: 4. Die Schüler*innen finden sich paarweise zusammen, stellen sich einander gegenüber und legen fest, wer Handelnder und wer Spiegel ist. Der Spiegelnde hat nun die Aufgabe, die Bewegungen des Handelnden möglichst genau zu spiegeln. Dann werden die Rollen gewechselt. Zur Unterstützung kann eine ruhige, melodische Instrumentalmusik laufen. 5. Lassen Sie die Schüler*innen die Übung reflektieren: War es schwer, die Bewegungen des Anderen zu spiegeln? Was ist leichter gefallen? Gab es einen Trick, um den Spiegelnden die Übung zu erleichtern? 6 Ende, Michael: Momo. S. 61. 18
Zeit, Zeit, Zeit … „Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiß, dass einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen – je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt.“7 Die Zeit der Menschen wird, so erklärt es Meister Hora, durch das Blühen und Welken der Stundenblumen geregelt. Jeder hat sich schon einmal gewünscht, hier und da mehr Zeit zu haben – und wenn es nur eine Stunde wäre. 1. Die Schüler*innen sollen gemeinsam ein Uhrwerk darstellen. Ein/e Schüler*in tritt vor die Gruppe und macht eine Bewegung/Körperhaltung mit einem dazugehörigen Geräusch, die einen Teil des Uhrwerks darstellt – zum Beispiel ein Stück Zahnrad oder einen Zeiger. Der/Die nächste Schüler*in kommt hinzu und macht ebenfalls eine Bewegung und ein Geräusch, das sich auf die erste Person bezieht. Nacheinander kommen alle Schüler*innen dazu. Wichtig ist, sich mit der Aktion immer auf das Gesamtgebilde zu beziehen. Wenn alle Schüler*innen Teil des Uhrwerks geworden sind, kann die Maschine mit den Befehlen „Stopp“ und „Go“ gesteuert werden. 2. Lassen Sie die Schüler*innen die Übung reflektieren: Wie war es, Teil einer großen Uhr zu sein? Habt ihr euch nur auf euch selbst konzentriert oder habt ihr auch die anderen wahrgenommen? 3. In einem nächsten Schritt setzen sich die Schüler*innen in einer Schreibaufgabe mit der Frage auseinander, was sie machen würden, wenn sie eine Stundenblume geschenkt bekämen. Welchen Ort würden sie aufsuchen? Wen würden sie dort treffen und was würden sie unternehmen? Die fertigen Texte werden im Anschluss vorgetragen und besprochen. Für jüngere Schüler*innen kann diese Aufgabe auch in eine Mal-Aufgabe abgewandelt werden. Variante „Szenisches Spiel“: Die Geschichten und Bilder können auch nachgespielt werden. Die Schüler*innen gehen in Gruppen von max. 6 Leuten zusammen und erarbeiten eine passende Szene, die im Anschluss präsentiert wird. 7 Ende, Michael: Momo. S. 61. 19
Burgbühne Stromberg – Freilichttheater im Kreis Warendorf Theaterpädagogik an der Burgbühne Stromberg ist ein ebenso beschaulicher wie sehenswerter Wallfahrtsort im Münsterland. Neben historischen Kirchen und den Überresten der Burg befindet sich hier auch die einzige Freilichtbühne im Kreis Warendorf - und diese weist eine Besonderheit auf, die keine andere Open-Air Spielstätte bieten kann. Als Bühne dienen nämlich die Stufen zur Wallfahrtskirche Heilig Kreuz. Auf 688 Sitzplätzen können die großen und kleinen Zuschauer einzigartige Theater-Sommertage und -abende erleben. Jährlich wechselnde Produktionen für Jung und Alt bieten ein abwechslungsreiches Programm. Dafür engagieren sich seit Jahren die Vereinsmitglieder nicht nur als Ensemble, sondern auch als Werkstatt-Team für den Bühnenbau, als Schneiderinnen für die Kostüme und als vielköpfiges Organisationsteam. Die Burgbühne Stromberg bietet ein von ausgebildeten Theaterpädagogen (BuT) konzipiertes und durchgeführtes Begleitprogramm zu unserer Familientheater- Produktion an. Neben dieser Materialmappe können Schüler-Gruppen den Theaterpädagogik-Workshop Momo & die Zeit-Diebe buchen (Kostenbeitrag von 4,00€ pro Workshop). Hierzu kommt ein Theaterpädagoge der Burgbühne in die Klasse und bereitet die Schüler*innen spielerisch auf die Themen des Stückes und den Vorstellungsbesuch vor. Bei Interesse oder Fragen wenden Sie sich bitte an unsere Theaterpädagogik. Ansprechpartner allgemeine Informationen & Anfragen: info@burgbuehne.de Kartenbestellung: karten@burgbuehne.de Theaterpädagogik: theaterpaedagogik@burgbuehne.de Presse: presse@burgbuehne.de 20
Theater-Knigge Pünktlichkeit _ Bitte seid rechtzeitig vor Beginn der Vorstellung vor Ort, damit Ihr genügend Zeit habt, noch einmal zur Toilette zu gehen und in Ruhe eure Plätze zu finden. Bitte plant auch genügend Zeit für die Abholung der Eintrittskarten ein. Die Aufführungen fangen zur angegebenen Uhrzeit an. Nach Beginn der Vorstellung ist kein Einlass mehr möglich. Wind & Wetter _ Bei der Burgbühne Stromberg handelt es sich um ein Freilichttheater, das heißt, dass sich sowohl Schauspieler als auch Zuschauer unter freiem Himmel befinden und das bei Regen und Sonne, Kälte und Wärme. Kleidet euch also bitte gemäß des Wetters – Regenjacke, Sonnenschutz, Mütze und Decke/ Sitzkissen gehören zu jedem Freilichtbühnen-Ausflug. Toilette _ Die Toiletten befinden sich im Keller des Spielerheims. Das ist das Haus, in dem ihr auch die Eintrittskarten bekommt. Damit es nicht während der Vorstellung zu störendem Rein-und Rauslaufen kommt, bitten wir euch, vor der Vorstellung auf die Toilette zu gehen oder die Pause dazu zu nutzen. Essen und Trinken _ Theater ist nicht Kino! Die Schauspieler spielen gerade in diesem Moment nur für euch. Nicht nur ihr seht und hört, was die Schauspieler machen, sondern auch die Schauspieler hören und sehen, was das Publikum tut. Da kann Chips-Tüten-Geraschel und Schmatzen schon stören. Also verschiebt euer Frühstück doch bitte auf die Pause. Handys und Kameras aus! _ Wenn ein Handy während der Vorstellung piepst oder klingelt, ist das super peinlich. Also bitte Handys während der Vorstellung ausschalten. Das „Lautlos“ stellen reicht nicht aus, da auch das Vibrieren in der Hosentasche ablenkt und die Funkstrahlung des Handys die Technik des Theaters stört. Das Fotografieren oder Filmen während der Vorstellung ist nicht erlaubt! Gespräche _ Getuschel und Gerede während der Vorstellung stören die anderen Zuschauer und die Schauspieler. Merkt euch, worüber ihr reden wollt und hebt euch die Gespräche für die Pause auf. Kein Müll auf den Theatersitzen _ Rund um den Zuschauerraum stehen Mülleimer. Werft eure Verpackungen bitte dort herein, dann müssen wir nach der Vorstellung keinen Müll aufsammeln. Bühne nicht betreten! _ Auf unserer Spielfläche liegen Kabel und ggf. auch Pyrotechnik, die während der Aufführung benötigt werden. Damit niemanden etwas passiert, darf die gesamte Spielfläche – dazu gehört auch die Mauer! – vor, während und nach der Aufführung nicht betreten werden! Applaus _ … ist der Lohn eines jeden Schauspielers! Wenn es euch also gefallen hat, dürft ihr am Ende des Stückes kräftig applaudieren. 21
Quellen- und Bildverzeichnis Ende, Michael: Momo oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte. Stuttgart: Thienemann 1973. 15. Auflage 2016. Ende, Michael: Die Schildkröte. In: Sailer, Sibylle (Hrsg.): Sieben kecke Schnirkelschnecken. Würzburg: Arena 2009. Titelbild Sommersaison 2018. Freilichtspiele Burgbühne Stromberg e. V. / Gaby Brüser www.burgbuehne.de http://www.thienemann-esslinger.de/thienemann/extras-events/geschichten-detail/michael- ende-und-die-schildkroeten/ http://www.verlagruhr.de/media/wysiwyg/Zusatzdownloads/Mini-LKs/9483469803.pdf Impressum Herausgeber: Freilichtspiele Burgbühne Stromberg e. V. Vorsitzende: Gaby Brüser Internet: www.burgbuehne.de Redaktion: Henrike Bruns Herausgabedatum: 01. Februar 2018 22
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