Briefing Notes Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration - BAMF
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Briefing Notes Gruppe 62 – Informationszentrum Asyl und Migration 23. August 2021 Äthiopien HRW: Übergriffe auf ethnische Tigrays in Addis Abeba In einem am 18.08.21 veröffentlichten Bericht verweist Human Rights Watch (HRW) darauf, dass es seit Ende Juni 2021 in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba wiederholt zu willkürlichen Festnahmen, Durchsuchungen und gewaltsamen Übergriffen durch staatliche Sicherheitskräfte von bzw. gegen ethnische Tigray komme. HRW berichtet auch von der Schließung von Geschäften, Bars und Hotels, die von Tigrays betrieben werden. HRW beruft sich auf Gespräche mit ehemaligen Inhaftierten, Anwälten, Geschäftsinhabern und weiteren Augenzeugen, die im Juli und August geführt wurden sowie auf die Auswertung von Gerichts- und Polizeidokumenten. Mitte Juli hatte ein Vertreter der Polizei in Addis Abeba bestätigt, dass mehr als 300 Tigrays unter dem Verdacht der Unterstützung der Tigray Peoples Liberation Front (TPLF) in Haft genommen worden sind. Eine Bitte um Stellungnahme der äthiopischen Generalstaatsanwaltschaft blieb unbeantwortet. Bereits im Dezember 2020 berichtete HRW von der Stigmatisierung von Tigrays. Afghanistan Regierungsbildung, Situation von Frauen, Medienschaffenden, Mitarbeitenden der früheren Regierung Die Taliban beginnen mit der Regierungsbildung, es wurden bisher lediglich zwei Minister ernannt. Im Übrigen sollen Gespräche auch mit führenden Politikern des alten Systems stattfinden. Ein landesweit einheitliches Vorgehen der Taliban ist derzeit nicht erkennbar. Am 17.08.21 haben Taliban in ihrer ersten Pressekonferenz zwar für alle Beamten der Republik eine Generalamnestie verkündet und Frauen dazu aufgerufen, sich an der Regierung zu beteiligen. Laut einem Bericht des Norwegian Center for Global Analyses im Auftrag der UN vom 18.08.21 würden die Taliban jedoch in Kabul und anderen Städten von Haus zu Haus gehen und gezielt nach Personen suchen, die mit westlichen Staaten zusammengearbeitet oder zentrale Positionen im afghanischen Militär, der Polizei und den Ermittlungsbehörden innegehabt hätten. Auch Familienmitglieder dieser Personen sollen in Haft genommen worden sein. Bei einer Demonstration von Anhängern der Republik in Jalalabad am 18.08.21, wobei die schwarz-rot-grüne Flagge gehisst wurde, seien laut Reuters drei Zivilisten durch die Taliban erschossen und weitere verletzt worden. Am 17.08.21 wurde berichtet, dass Journalisten und Menschenrechtsaktivisten sich im ganzen Land vor den Taliban verstecken würden. In Kabul hätten die Sender RTA und Afghan National Radio ihr Programm eingestellt und die Mitarbeitenden nach Hause geschickt. Am 18.08.21 sei einer Moderatorin des Senders RTA in Kabul durch die Taliban die Tätigkeit verboten worden. In der westlichen Provinz Herat sollen Taliban-Führer beschlossen haben, dass Studentinnen und Studenten künftig nicht mehr gemeinsam studieren dürften. Dozentinnen dürften nur noch Frauen unterrichten. In der südlich von Kabul liegenden Provinz Ghazni 1
wurde Frauen untersagt, weiter bei lokalen Radiosendern zu arbeiten und die Ausstrahlung von Musikprogrammen wurde verboten. Taliban-Truppen auf dem Weg nach Panjshir; Widerstand gegen Taliban Die Taliban erklärten am 22.08.21, dass ihre Kämpfer auf dem Weg in die nordwestlich von Kabul gelegene Provinz Panjshir seien. Es handelt sich hierbei um die einzige Provinz, die noch nicht unter Kontrolle der Taliban steht. Die dortigen afghanischen Sicherheitskräfte und Milizen unter der Führung von Ahmad Massoud seien zu Verhandlungen bereit. In der nördlichen Provinz Baghlan sollen Anti-Taliban-Kräfte drei Distrikte zurückerobert haben. Lage in Kabul Pressemeldungen zufolge sind Ministerien, Passämter und Banken weiterhin geschlossen. Die Lage am Flughafen ist nach wie vor angespannt, es kommt zu gelegentlichen Schusswechseln mit unbekannten Angreifern, in die neben amerikanischen auch deutsche Soldaten verwickelt sind. Bei Tumulten kamen nach NATO-Angaben in den letzten Tagen mindestens 20 Menschen ums Leben. Taliban sollen die Zugänge zum Flughafen kontrollieren. Die Verantwortung für die Sicherheit in Kabul sollen die Taliban dem Haqqani-Netzwerk übertragen haben. Diesem werden gute Beziehungen zu al-Qaida nachgesagt und das Netzwerk wird für zahlreiche Anschläge in den letzten Jahren, insbesondere in Kabul, verantwortlich gemacht. Bangladesch Zusammenstöße zwischen Polizei und Unterstützenden der BNP Am 17.08.21 kam es in der Hauptstadt Dhaka zu Zusammenstößen mit mehreren Verletzten zwischen der Polizei und Unterstützenden der Oppositionspartei Bangladesh Nationalist Party (BNP). Führungspersönlichkeiten und Unterstützende der Partei hatten sich Berichten zufolge versammelt, um am Grab des Parteigründers Ziaur Rahman Kränze niederzulegen. Angaben zur Zahl der Teilnehmenden schwanken zwischen 50 bis über 100 Personen. Die Polizei habe versucht, sie unter Verweis auf geltende Hygienevorschriften an der Versammlung zu hindern. Polizei und BNP beschuldigen sich gegenseitig der Eskalation Burkina Faso Dutzende Tote bei Anschlag Mutmaßliche Jihadisten griffen am 18.08.21 auf der Straße zwischen der Gemeinde Gorgadji und dem Ort Arbinda (Region Sahel) einen Konvoi aus Sicherheitskräften und Zivilisten an. Nach Angaben der Regierung und des Militärs vom 19.08.21 wurden 59 Zivilisten, sechs Mitglieder der Bürgerwehr Volontaires pour la défense de la patrie (VDP), 15 Militärpolizisten und 58 (anderen Quellen zufolge 80) Angreifer getötet. Die Sicherheitskräfte begleiteten Zivilisten, die nach früheren Anschlägen geflohen waren, zurück in ihre Heimatorte. China Gesetzesänderung zur Drei-Kind-Politik Ehepaaren in China ist es nun erlaubt, ein drittes Kind zu bekommen (vgl. BN v. 09.08.21). Das entsprechende Gesetz wurde am 20.08.21 im Rahmen der 30. Sitzung des Ständigen Ausschusses des 13. Nationalen Volkskongresses geändert. Hongkong: Studierende verhaftet Medienberichten zufolge wurden am 18.08.21 vier Studierende festgenommen, denen Befürwortung von Terrorismus vorgeworfen wird. Ihre Studierendenorganisation hatte im Juli 2021 eine mittlerweile 2
zurückgezogene Erklärung zum Gedenken an den Tod eines Mannes verabschiedet, der einen Polizisten mit einem Messer verletzte, bevor er sich selbst das Leben nahm. DR Kongo Ituri: konfliktbedingte Ernährungsunsicherheit Das Amt der UN für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) teilte am 19.08.21 mit, dass in der von Milizgewalt betroffenen Ostprovinz Ituri fast 2.8 Mio. Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen sind. Sowohl die Bereitstellung humanitärer Hilfe als auch der Zugang zu humanitären Hilfsgütern sei u.a. wegen der schlechten Sicherheitslage und der fehlenden Präsenz von staatlichen Ordnungskräften erheblich eingeschränkt. Ituri/Nord-Kivu: Verlängerung des Belagerungszustandes Die kongolesischen Repräsentativorgane stimmten am 18.08.21 zum sechsten Mal in Folge einer Verlängerung des seit Anfang Mai 2021 in den beiden Provinzen Ituri und Nord-Kivu geltenden Belagerungszustandes um weitere 15 Tage zu. Die kongolesischen Streitkräfte und die Polizei verfügen somit weiterhin über umfangreiche exekutive (Sonder-)Eingriffsbefugnisse (vgl. BN v. 17.05.21). Der Belagerungszustand ist in (lokal)politischen und zivilgesellschaftlichen Kreisen vielfältiger Kritik ausgesetzt (vgl. BN. v. 18.08.21). Haftbedingungen Laut Artikel des Radio France International, der sich auf einen Bericht der NGO L'Association Congolaise pour l'Accès à la Justice bezieht, sind alleine im ersten Halbjahr 2021 aufgrund der ausgesprochen harten Haftbedingungen im Zentralgefängnis Makala in Kinshasa 150 Gefangeninsassen gestorben. Der Presseberichterstattung der Monate August und Juli 2021 waren immer wieder Berichte über katastrophale Bedingungen in den offiziellen Haftanstalten und Gefängnissen des Landes, insbesondere in den Ostprovinzen, zu entnehmen. Häftlinge seien etwa in einsturzgefährdeten Gefängnissen untergebracht, dehydriert und unterernährt mangels Zugang zu Trinken und Essen und müssten z.T. in ihren Zellen übereinanderliegend schlafen. Gambia Staatspräsident in der Kritik Laut einem Artikel des gambischen Nachrichtenportals „The Chronicle“ vom 17.08.21 warfen diverse pro- demokratische Gruppen und Aktivisten der Zivilgesellschaft Präsident Adama Barrow wegen seiner jüngsten Äußerungen ein diktatorisches und undemokratisches Verhalten sowie gezielte Angriffe auf die verfassungsmäßig garantierte Versammlungs- und politische Betätigungsfreiheit vor. Laut Presseberichterstattung erklärte Barrow anlässlich eines offiziellen Treffens im Staatshaus am 15.08.21, Oppositionstreffen im Falle seiner Wiederwahl am 04.12.21 zu verbieten. Auch werde der für öffentliche Versammlungen zuständige Generalinspektor der Polizei präsidial angewiesen, die Veranstaltung politischer Kundgebungen zu versagen. Einem Medienbericht zufolge rückte Präsident Barrow zwischenzeitlich von seinen Drohungen ab. Laut Erklärung des Regierungssprechers seien staatliche Einschränkungen politischer Rechte und Aktivitäten weder während noch nach den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen beabsichtigt. Haiti Opferzahl nach Erdbeben steigt weiter; Hilfe läuft nur langsam an Nach dem Erdbeben am 14.08.21 (vgl. BN v. 16.08.21) ist die Zahl der Todesopfer laut haitianischer Zivilschutzbehörde auf 2.207 gestiegen, 12.268 seien zudem verletzt. Weiterhin werden hunderte Menschen 3
vermisst. Durch das Beben im Südwesten Haitis wurden schätzungsweise mehr als 53.000 Häuser zerstört, darunter Krankenhäuser, Schulen, Ämter und Kirchen. Starke Regenfälle durch den Tropensturm „Grace“ verschärften die Lage zusätzlich. Die Direktorin der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (Paho), Carissa Etienne, teilte mit, die Gesundheitseinrichtungen seien im Erdbebengebiet überlastet, der Bedarf an medizinischem Personal, Patiententransport, Medizin und Ausstattung immens. Indes läuft die dringend benötigte Hilfe für die rund 1.2 Mio. Betroffenen nur schleppend an. Verbindungswege sind teilweise verschüttet oder werden durch verschiedene Banden kontrolliert, zudem befindet sich das Land seit der Ermordung des Präsidenten Moïse in einer tiefgreifenden Krise und die Regierung ist kaum in der Lage Hilfe in die betroffenen Gebiete zu senden oder Schutz zu gewähren. So wurden zwei Chirurgen in der Hauptstadt Port-au-Prince entführt, wo sie dringend benötigte medizinische Hilfe für die dort eingeflogenen Erdbebenopfer leisteten. Die Entführungen beendeten einen Waffenstillstand, den Haitis organisierte Banden kurz nach dem Erdbeben angekündigt hatten, um Hilfslieferungen möglich zu machen. Irak Türkischer Luftschlag trifft Gesundheitszentrum in Sindschar Die türkische Luftwaffe hat am 16. und 17.08.21 mehrere Ziele der Jezidischen Widerstandseinheiten Schingal (YBS), eines lokalen Ablegers der PKK, in der Region Sindschar angegriffen. Dabei wurde ein medizinisches Zentrum getroffen, vier Angestellte starben. Die Türkei bestreitet den Angriff. Iran Migration nach Iran: Afghanische Flüchtlinge Laut eines Vertreters des Innenministeriums gegenüber der Nachrichtenagentur ISNA wird Iran künftig keine neuen afghanischen Flüchtlinge dauerhaft auf seinem Territorium dulden. Gleichzeitig wurden Berichte dementiert, die Behörden würden im Osten des Landes unmittelbar an der iranisch-afghanischen Grenze Flüchtlingslager für Neuankömmlinge errichten. Vorangegangenen Berichten zufolge würden an der 950 Kilometer langen Grenze drei provisorische Auffangzonen eingerichtet. Auf Provinzebene wurden nun Maßnahmen ergriffen, mithilfe von Grenzschutztruppen sämtliche ankommenden Personen umgehend in ihre Heimat zurückzuschicken und künftige Grenzübertritte zu verhindern. Begründet werden die Maßnahmen mit dem militärischen Sieg der Taliban und einer zu erwartenden Entspannung der Lage im Nachbarland. Gut 750.000 afghanische Flüchtlinge sind offiziell im Iran registriert. Nach inoffiziellen Zahlen sollen bis zu drei Millionen Afghanen teils seit vier Jahrzehnten im Land leben. Festnahmen wegen Kritik an Corona-Krisenmanagement Laut Medienberichten wurden am 14.08.21 mehrere Anwälte, eine Anwältin sowie Bürgerrechtsaktivistinnen und -aktivisten in Teheran von Sicherheitskräften ohne Vorladung festgenommen. Grund dafür sei eine geplante formelle Beschwerde aufgrund des unzureichenden Krisenmanagements der Regierung in der COVID-19- Pandemie. Die Anwältin sei nach kurzzeitiger Haft wieder freigelassen worden, fünf Personen seien in Untersuchungshaft verblieben. Daraufhin haben am 18.08.21 mehr als 50 Juristinnen und Juristen in einem Brief an den Justizchef Ezhei Aufklärung über diese willkürlichen Verhaftungen sowie die Freilassung der Inhaftierten gefordert. Hohe Haftstrafen gegen Protestteilnehmer Medienberichten zufolge erhielten drei Männer wegen ihrer Teilnahme an den Protesten im November 2019 nach einem Berufungsverfahren Hafturteile mit Strafen von jeweils 25 Jahren und einem Tag. In einem früheren Gerichtsverfahren waren die Männer zum Tode verurteilt worden. Künftiger Kulturminister befürwortet Zensur 4
Die geplante Ernennung von Mohammad Mehdi Ismaili zum Minister für Kultur und islamische Führung hat vermehrt Kritik und Proteste in sozialen Netzwerken von Seiten iranischer Kulturschaffender und Filmgilden ausgelöst. Ismaili gilt als Hardliner und Befürworter verschärfter Zensur in punkto Buchveröffentlichungen, Film und Fernsehen. In einem 73-seitigen Arbeitsprogramm beschreibt Ismaili Künstlervereine wie das iranische Cinema House und Music House als Hauptkrisenquellen. Außerdem betont er, dass in der Vergangenheit zahlreiche Filme und westliche Musik einen unislamischen Lebensstil verbreiteten und die Islamische Revolution beschädigten. Mohammad Mehdi Ismaili muss noch vom Parlament als Minister bestätigt werden. Jemen Über 170.000 Menschen von Überflutungen betroffen Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) hat in einem am 16.08.21 veröffentlichten Notfallplan angegeben, dass knapp 25.000 Haushalte bzw. 174.000 Personen von den überdurchschnittlich starken Regenfällen im Juli und August betroffen sind. Besonders stark waren Binnenvertriebene und deren improvisierte Unterkünfte betroffen. Die Wassermassen haben u.a. ohnehin knappe Nahrungsmittel und Unterkünfte zerstört und die humanitäre Lage der Betroffenen dadurch weiter verschlechtert. Sonderziehungsrechte zugeteilt Der Internationale Währungsfond (IWF) hat angekündigt, Jemen Sonderziehungsrechte (SZR) in Höhe von 665 USD zuzuweisen. Diese können gegen harte Währung getauscht werden, um so an Devisen zu gelangen. Jemen ist dringend auf Devisen angewiesen, um die anhaltende humanitäre Katastrophe zu bekämpfen. Iranischer Militärberater getötet Saudische Medien haben berichtet, dass bei Luftschlägen der anti-Houthi-Koalition im Bezirk Serwah (Gouvernement Marib) neben neun Kämpfern auch ein iranischer Offizier, welcher mutmaßlich als Militärberater für die Houthi-Rebellen fungiert hatte, ums Leben gekommen ist. Die Berichte wurden seitens des iranischen Außenministers zurückgewiesen. Die Kämpfe in Marib zwischen den Houthis und der anti-Houthi-Koalition dauern unterdes fort. Kamerun Konflikt zwischen Viehhirten und Fischern Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Choa Arab-Viehhirten und Fischern/Landwirten der Bevölkerungsgruppe der Mousgoum (auch Musgum) im äußersten Norden des Landes sollen mindestens 32 Menschen getötet und 74 verletzt worden. Nach Medienangaben begann der Konflikt am 10.08.21 in der Ortschaft Missiska im Bezirk Logone Birni mit einem Streit zwischen zwei Personen und weitete sich in der Folge aus. Nach Behördenangaben sind aufgrund des Konflikts 11.000 Menschen über die nahe Grenze in den Tschad geflohen, darunter 85% Frauen und Kinder. Kolumbien Erstmals Mitglieder der ELN-Guerilla an die USA ausgeliefert Am 19.08.21 wurden erstmals zwei Angehörige der Guerillaorganisation Ejército de Liberación Nacional (ELN) an die USA ausgeliefert. Der kolumbianische Justizminister Wilson Ruiz gab in einer Erklärung bekannt, dass es sich bei den beiden Männern um Henry Trigos Celón (alias Mocho Picada) und Yamit Picón Rodriguez (alias Choncha) 5
handelt. Trigos wird beschuldigt, Kokain in der Provinz Norte de Santander an der Grenze zu Venezuela gelagert und gehandelt zu haben, während Picón Rodriguez als Finanzchef der Nordostfront der ELN gedient und Geschäfte mit dem mexikanischen Sinaloa-Kartell betrieben haben soll. Die kolumbianische Regierung bestätigte zusätzlich, dass zwei weitere ELN-Guerillamitglieder auf der Warteliste zur Auslieferung an die USA stehen: Franco Ruiz und José Gabriel Álvarez. Die ELN ist seit dem 08.10.1997 in den USA als ausländische Terrororganisation eingestuft und verfügt aktuell über rund 2.500 aktive Kämpfer in Kolumbien. Kosovo Übergriffe auf Angehörige der serbischen Minderheit Aktuellen Pressemeldungen zufolge ist es in den vergangenen 30 Tagen zu mehreren Übergriffen auf Serben gekommen. So attackierten mutmaßlich Kosovo-Albaner am 17.08.21 einen jungen Mann in Mitrovica und verletzten ihn leicht. Die Polizei hat drei Verdächtige festgenommen. Am 10.08.21 griffen Unbekannte einen Schafhirten in dem Dorf Zebince an und fügten ihm ebenfalls leichte Verletzungen zu. Am 30.07.21 verhaftete die Polizei eine Person, die unter Verdacht steht, drei Tage zuvor bei der Anfeindungen ausgesetzten Rückkehrerin Dragica Gašić (vgl. BN v. 16.08.21) in Gjakova eingebrochen zu sein. Des Weiteren verletzten Unbekannte am 13.07.21 in der Ortschaft Dolac eine Person schwer. Nach Angaben serbischer Medien handelt es sich bei dem Opfer um einen Mann, der nach dem Kosovokrieg nach Serbien geflohen war und beabsichtigt hatte, wieder in seiner alten Heimat ansässig zu werden. Libanon Versorgungskrise: Krankenhäuser und Klärwerke fahren Betrieb herunter Die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in Libanon hat angesichts der anhaltend schlechten Versorgungslage vor Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung und die Wasserversorgung gewarnt. Aufgrund des anhaltenden Treibstoffmangels haben zahlreiche Krankenhäuer ihren Betrieb bereits stark heruntergefahren. Auch Klär- und Wasserwerke arbeiten teilweise nur noch eingeschränkt. Besonders dramatisch ist die Lage im Norden des Landes, wo zuletzt selbst die Telefonleitungen zusammengebrochen waren. Einigung bei Ölimporten Die libanesische Zentralbank hat eine Finanzierungszusage für den Import von insgesamt 80 Millionen Litern Treibstoff gemacht. Darüber hinaus haben sich die libanesische Zentralbank und die Übergangsregierung darauf geeinigt, dass der Dollar-Wechselkurs für Ölimporte dem offiziellen Wechselkurs angenähert wird, auch wenn er weiter unter dem Marktwert bleibt. Der Schritt war notwendig geworden, da die Zentralbank angekündigt hatte, den im Libanon gebräuchlichen, weit unter Marktwert liegenden Wechselkurs aufgrund Devisenmangels nicht weiter unterstützen zu können. Die Übergangsregierung hat zugesagt, die entstandene Finanzierungslücke bei Treibstoffimporten selbst schließen zu wollen. Hizbollah kündigt Öllieferungen an Hassan Nasrallah, Generalsekretär der schiitischen Hizbollah-Miliz, hat am 19.08.21 verkündet, dass ein Frachter mit Treibstoff von Iran in Richtung Libanon unterwegs sei. Weitere Öllieferungen aus Iran sollen folgen. Die Frachter bezeichnete er als „libanesisches Territorium“ und warnte Israel und die USA vor Behinderungen. Einige libanesische Politiker kritisierten das Vorgehen der Hizbollah und bezeichneten dieses als „gefährlich“, da Importe aus Iran einem Embargo unterstehen. Libanon laufe so Gefahr, mit Sanktionen belegt zu werden. Marokko Begnadigungen 6
Anlässlich des Gedenkens an die Revolution des Königs und des Volkes im Kampf gegen die Kolonialisierung hat der König 371 Verurteilte begnadigt. Dabei wurden Haftstrafen erlassen, gekürzt und vier Mal lebenslängliche Haftstrafen in begrenzte umgewandelt. Mexiko Journalist in Veracruz getötet Am 19.08.21 ist in der Gemeinde Ixtaczoquitlan im Bundesstaat Veracruz der Radio-Journalist Jacinto Romero Flores erschossen worden. Schon im Vorfeld habe er Angaben seines Arbeitgebers Ori Stereo zufolge Drohungen aufgrund von vorausgehenden Reportagen über Polizeigewalt erhalten. 2021 sollen bereits mindestens fünf Journalisten getötet worden sein. Myanmar Zahl der Toten steigt auf über 1.000, Landminen, Razzien in Yangon Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Assistance Association for Political Prisoners (AAPP) starben seit dem Putsch des Militärs unter Min Aung Hlaing am 01.02.21 über 1.000 Personen durch Polizei- und Militärgewalt. 5.787 Personen befinden sich derzeit in Haft, 1.984 Haftbefehle stehen noch aus (Stand: 21.08.21). In einem Zug in Yangon (Rangun) wurden am 14.08.21 fünf Polizeikräfte von Unbekannten erschossen. Am 16.08.21 sollen einem Medienbericht zufolge mehrere Soldaten des Militärs im Shan Staat durch Landminen der People’s Defence Forces (PDA) von Pekon getötet worden sein. Weitere Explosionen von Landminen, bei denen Soldaten ums Leben gekommen sein sollen, wurden am 18. und 19.08.21 aus der Township Gangwa (Region Magwe) berichtet. Am 16. und 17.08.21 wurden aus den Regionen Mandalay, Sagaing, Magwe sowie den Bundesstaaten Chin, Shan, Kachin und Kayah Zusammenstöße zwischen dem Militär und ethnischen Armeen und Volksverteidigungskräften gemeldet. Angaben der Menschenrechtsgruppe Fortify Rights zufolge haben zwei hochrangige Kommandeure der Karen National Defence Organisation (KNDO) zugegeben, dass im Juni 2021 unter ihrer Kontrolle stehende Sicherheitskräfte 25 Männer nahe der Grenze zu Thailand festgenommen und später getötet haben (vgl. BN v. 21.06.21). Die Karen National Union (KNU), eine politische Gruppierung der ethnischen Gruppe der Karen, die die KNDO kontrolliert, kündigte zur Aufarbeitung des Falls Fortify Rights gegenüber ihre Kooperation mit der internationalen Justiz an. Bei Razzien in der Nacht auf den 20.08.21 sollen Angehörige des Militärs in Yangon (Rangun) mehrere Personen verhaftet und Geschäfte und Büros geplündert haben. Nicaragua Repressive Akte gegen die Presse- und Meinungsfreiheit Am 12.08.21 gab die regierungskritische Zeitung La Prensa bekannt, sie könne aufgrund von durch die Zollbehörde (Dirección General de Aduanas (DGA)) zurückgehaltenem Papier zunächst keine Printausgabe mehr veröffentlichen und werde deshalb vorerst nur noch digital publizieren. Obwohl es seit 2018 aufgrund fehlender Ressourcen immer wieder zur Aussetzung der gedruckten Zeitungsversion kam, veröffentlichte La Prensa seit 2019 als einzige Zeitung im Land weiterhin eine Printausgabe. Am 13.08.21 durchsuchte die nationale Polizei zudem die Redaktion der Zeitung aufgrund von Zollbetrugs- und Geldwäschevorwürfen und bestätigte in dieserm Zusammenhang die Verhaftung des Geschäftsführers der Zeitung, Juan Lorenzo Holmann Chamorro. Der Berichterstatter für das Recht auf freie Meinungsäußerung der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (RELE-CIDH), Pedro Vaca, verurteilte die Angriffe auf La Prensa als Akte der Zensur. 7
Am 16.08.21 suspendierte die Regierung gemäß offiziellem Amtsblatt zudem die Registrierung von sechs internationalen NGOs, darunter drei Organisationen aus den USA, Oxfam Organisationen aus Dänemark und Spanien sowie die schwedische Diakonia. Ihnen werden Versäumnisse im Zuge ihrer Rechenschafts- und Transparenzpflichten im Rahmen des NGO-Gesetzes vorgeworfen. Zudem soll am 24.08.21 im Parlament über den Antrag abgestimmt, 15 weiteren, lokalen NGOs aufgrund ähnlicher Vorwürfe die Rechtsfähigkeit zu entziehen. Die Gesamtzahl von NGOs, denen innerhalb eines Monats die Rechtsfähigkeit entzogen wurde, würde sich damit auf 45 Organisationen erhöhen (vgl. BN v. 26.07.21, 02.08.21). Niger Angriffe in Grenzregion Tillabéri mit zahlreichen Toten Am 20.08.21 sind nach Angaben des nigrischen Innenministeriums in dem Dorf Theim in der Grenzregion Tillabéri bei einem Angriff 19 Menschen getötet und zwei Personen verletzte worden. Bereits am 16.08.21 ist es nach Medienangaben in der ebenfalls in Tillabéri gelegenen Ortschaft Darey-Daye zu einem Angriff mit mindestens 37 Toten gekommen. Laut UNICEF sind unter den Todesopfern 13 Kinder im Alter zwischen 15 und 17 Jahren. In Tillabéri kommt es immer wieder zu tödlichen Überfällen auf die Zivilbevölkerung (vgl. BN v. 02.08.21). Nigeria Boko Haram/ISWAP: Abtrünnige und Rekrutierungsversuche Über 1000 Boko-Haram-Mitglieder und ihre Familien haben sich seit Mitte Juli in den südlichen und zentralen Teilen des Bundesstaats Borno nigerianischen Streitkräften ergeben. Das melden Medien auch unter Berufung auf Militärangaben. Nach Einschätzung von Vertretern der Streitkräfte würden v.a. die anhaltenden Militäroffensiven (vgl. BN v. 28.06.21) im Nordosten Nigerias zu der hohen Zahl von Boko-Haram-Abtrünnigen führen. Auch der als Ehemann des Anfang August 2021 freigekommenen Chibok-Entführungsopfers Ruth Pogu (vgl. BN v. 09.08.21) bezeichnete Mann ist mutmaßliches Boko-Haram-Mitglied. Ruth Pogu soll für ein staatliches Rehabilitations- und Reintegrationsprogramm (vgl. BN v. 19.04.21) vorgesehen sein. Eine Meldung des Institute for Security Studies (ISS) vom 18.08.21 führt aus, dass seit dem Tod Abubakar Shekaus (vgl. BN v. 21.06.21), langjähriger Führer der Boko-Haram-Fraktion Jama’atu Ahlis Sunna Lidda’Awati Wal-Jihad (JAS), im Mai 2021 (vgl. BN v. 21.06.21) insgesamt über 2.000 Personen die Gruppe verlassen haben. Die Gründe für die Abkehr von der Terrorgruppe seien wie schon bei früheren Desertionen (vgl. BN v. 03.05.21) vielschichtig, u.a. spiele auch die Bedrohung durch Militärschläge in der Region weiterhin eine Rolle. Neu sei die geschwundene Angst vor massiven Repressalien seitens der JAS-Führung im Falle des Verlassens der bisher unter Shekaus Kontrolle stehenden Gebiete. Ferner setzten sich bisherige Kämpfer der JAS-Fraktion bzw. dieser nahestehende Personen ab, die der seit Shekaus Tod wohl erstarkenden Boko-Haram-Abspaltung Islamic State West Africa Province (ISWAP) nicht beitreten wollen. Nach Einschätzung des ISS erscheint es diesen und ihren Familien sicherer, sich aus der Region zu entfernen bzw. Regierungstruppen zu ergeben, als sich gegen den JAS-Rivalen ISWAP zu positionieren. Beobachter berichten laut ISS außerdem von einer besseren Behandlung Abtrünniger durch das Militär als bei früheren Desertionswellen. Nach aktuellen Medienberichten lassen die Boko-Haram-Fraktionen zum Zwecke der Rekrutierung neuer Kämpfer Videomaterial verbreiten, das diesen ein sorgenfreies Leben in Aussicht stellt. Mithilfe der Propagandamaßnahme sollen die jüngsten personellen Verluste durch Abtrünnige und Überläufer ausgeglichen werden. Die Aufspaltung Boko Harams in die beiden Hauptfraktionen JAS und ISWAP geht auf das Jahr 2016 zurück. 8
Weiteres Chibok-Entführungsopfer auf freiem Fuß Innerhalb weniger Tage ist ein weiteres Opfer der Chibok-Massenentführung freigekommen. Das geht aus einer Erklärung des Gouverneurs des nordöstlichen Bundesstaats Borno vom 14.08.21 hervor. Hassan Adamu ist eine von 276 in der Nacht vom 14. auf den 15.04.14 von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram in der Ortschaft Chibok entführten Schülerinnen. Laut offiziellen Angaben sind sie und ihre beiden in Gefangenschaft geborenen Kinder vom nigerianischen Militär befreit worden. Ausweislich anderslautender Medienberichte hatte sie sich an das Militär gewandt. Bereits Anfang August 2021 hatte sich ein anderes Chibok-Entführungsopfer beim Militär gemeldet (vgl. BN v. 09.08.21). Über 100 weitere befinden sich nach wie vor in den Händen Boko Harams bzw. gelten als vermisst. Entführungen, Freilassungen und tödliche Angriffe im Nordwesten Am 15.08.21 haben Unbekannte 15 Studierende und mindestens vier Beschäftigte der landwirtschaftlichen Hochschule in der Ortschaft Bakura im nordwestlichen Bundesstaat Zamfara entführt. Bei einem Feuergefecht mit dem Sicherheitsteam der Hochschule kamen drei Sicherheitskräfte ums Leben. Drei der entführten Beschäftigten hätten bereits wenig später gerettet werden können. Drei Tage nach der Tat wurde einem TV-Sender ein kurzes Video zugespielt, in dem einige der gekidnappten Personen die Regierung des Bundesstaats um Zahlung eines Lösegeldes in Höhe von 350 Mio. NGN (rund 725.00 EUR) bitten. Am Abend des 19.08.21 soll es nach Medienberichten in der Ortschaft Rini in Zamfara zu einer erneuten Entführung gekommen sein. Es wird von mindestens 60 entführten Dorfbewohner berichtet. In dem an Zamfara angrenzenden Bundesstaat Kaduna sind nach Medienberichten bei Überfällen und Gefechten mehrere Menschen getötet und verletzt worden. So sollen am 18.08.21 bei einem Gefecht zweier rivalisierender Kidnapper-Gruppierungen in dem Gebiet der Lokalregierung Giwa neun Menschen ums Leben gekommen sein. Bei einem Racheakt in dem Gebiet der Lokalregierung Zangon Kataf sollen drei Hirten getötet und andere Personen verletzt worden sein. Am 20.08.21 soll in der Ortschaft Ungwan Ayaba in dem Gebiet der Lokalregierung Chikun Loca eine Person getötet, mehrere Personen verletzt und über 50 Personen von sogenannten Banditen in die Flucht getrieben worden sein. Unterdessen sind nach Angaben der Behörden am 22.08.21 im Bundesstaat Kaduna 15 der am 05.07.21 entführten Schulkinder der Bethel-Baptist-High School (vgl. BN v. 12.07.21) nach 48 Tage in Gefangenschaft von den Entführenden freigelassen worden. Der Leiter der Schule erklärte, dass die Eltern Lösegeld bezahlt hätten, was jedoch nicht von offizieller Seite bestätigt wurde. Nach Angaben des Vorsitzenden der Christian Association of Nigeria (CAN) in Kaduna befinden sich nach wie vor 65 Kinder der Bethel-Baptist-High School in den Händen der Entführenden. Seit Dezember 2020 ist ein Anstieg an Entführungen zu verzeichnen mit inzwischen elf Kidnappings im Umfeld von Bildungseinrichtungen in den nördlichen Bundesstaaten (vgl. BN v. 16.08.21). Nordmazedonien Afghanische Flüchtlinge erhalten vorübergehend Zuflucht Laut einem aktuellen Medienbericht möchte Nordmazedonien (neben Albanien und Kosovo) der Bitte der USA nachkommen, einigen hundert afghanischen Zivilisten vorübergehend Zuflucht zu gewähren, die nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan von dort zu fliehen versuchten. Die nordmazedonische Regierung habe mitgeteilt, es handele sich um etwa 390 afghanische Zivilisten, die im Rahmen der Zusammenarbeit mit der westlichen Allianz für humanitäre Organisationen, Medien und Menschenrechtsgruppen tätig waren sowie um deren Familien. Die Unterbringung in nordmazedonischen Herbergen, Hotels und Resorts werde vorbereitet, wobei die Kosten von internationalen Organisationen und den USA übernommen würden. In Abstimmung mit diesen Partnern erfolge die Aufnahme und Versorgung der Flüchtlinge nur für einen begrenzten Zeitraum, bis sie in die USA oder in Drittländer überstellt werden könnten. Palästinensische Autonomiegebiete/Israel 9
Gazastreifen: Zahlreiche Verletzte bei Auseinandersetzung an Grenzanlage, Luftangriffe durch israel. Militär Die radikalislamische Hamas rief für den 21.08.21 zu Demonstrationen im Gazastreifen auf, um auf die Blockade Israels über den Gazastreifen aufmerksam zu machen. Bei den an der nördlichen Grenze des Gazastreifens stattfindenden Demonstrationen versuchten einige Palästinenserinnen und Palästinenser gewaltsam die Grenzanlagen zu überwinden, woraufhin das israelische Militär mit dem Einsatz von Tränengas und scharfer Munition antwortete. Angaben der palästinensischen Behörden zufolge gab es 41 verwundete Palästinenserinnen und Palästinenser. Zwei von ihnen, darunter ein Dreizehnjähriger, seien lebensgefährlich verletzt worden. Das israelische Militär gab bekannt, ein Angehöriger der Grenzpolizei sei ebenfalls lebensgefährlich verwundet worden. Am 22.08.21 bombardierte israelisches Militär in Reaktion auf die Vorkommnisse des Vortags mehrere Stellungen der Hamas, bei denen es sich Angaben des Militärs zufolge unter anderem um Waffenproduktionsstätten und – lager handelte. Gazastreifen: Israel genehmigt katarische Finanzhilfen für den Gazastreifen durch neues Verteilungssystem Am 19.08.21 verkündeten israelische Behörden die Genehmigung eines neuen Systems zur Einfuhr von Finanzhilfen aus Katar in den Gazastreifen. Vor dem elftägigen Krieg im Mai 2021 wurden monatlich Finanzhilfen für bedürftige palästinensische Familien bar in den Gazastreifen gebracht. Das neue System sieht die Umleitung der Gelder an die UN und die Weiterverteilung auf Bankkonten der berechtigten Personen vor. Israelische Behörden sollen die Zahlungen überwachen. Gazastreifen: Ägypten schließt Grenzübergang Rafah Die den Gazastreifen kontrollierende Hamas wurde durch ägyptische Behörden informiert, dass der Grenzübergang Rafah, zwischen Ägypten und dem Gazastreifen, ab dem 23.08.21 auf unbestimmte Zeit geschlossen würde. Ägyptischen Quellen aus dem Sicherheitsapparat zufolge sei die Entscheidung Ergebnis von Sicherheitsbedenken der Behörden. Russische Föderation TV-Sender Doschd zu einem „ausländischen Agenten“ erklärt Die russische Regierung hat den unabhängigen Fernsehsender Doschd (andere Schreibweise Dozhd) am 20.08.21 als sogenannten „ausländischen Agenten“ eingestuft. Nach Angaben des Justizministeriums in Moskau wurde der Sender auf eine entsprechende Liste gesetzt. Organisationen, die in Russland als „ausländische Agenten“ gelten, müssen unter anderem ihre Finanzierung offenlegen und alle Veröffentlichungen mit einem Hinweis versehen. Doschd ist einer der wenigen Sender Russlands, die bislang auch über Proteste der Opposition und das Schicksal des inhaftierten Putin-Kritikers Nawalny berichten. Auch kommen hier regelmäßig regierungskritische Journalisten und Journalistinnen zu Wort. Der TV-Sender wurde 2010 gegründet und musste 2014 das russische Kabelnetz verlassen. Seitdem sendet er nur noch im Internet. Damit setzt sich das Durchgreifen der russischen Führung gegenüber den wenigen verbliebenen regierungskritischen Medien vier Wochen vor den geplanten Parlamentswahlen am 19.09.21 fort. Somalia Machtübernahme der Taliban in Afghanistan: Jubel bei al-Shabaab, Sorge vor Mandatsende der AMISOM Al-Shabaab bejubelte in den ihr nahestehenden Medien den Sturz der afghanischen Regierung durch die Taliban. Expertinnen und Experten, darunter der ehemalige somalische Geheimdienstmitarbeiter Abdulsalam Gulaid, warnen vor einer ähnlichen Situation, wenn das Mandat der Mission der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM) Ende 2021 ausläuft und internationale Kräfte versuchen, der somalischen Regierung die Sicherheitsaufgaben zu übertragen. Bislang sei diese stark von internationalen Truppen abhängig. Zugleich betonte Gulaid, dass al-Shabaab zwar nicht die militärische Stärke der Taliban besitze, er aber keinen Zweifel 10
daran habe, dass sie nichts aufhalten werde, sollten sie sich für eine Eroberung entscheiden. In einem Interview mit lokalen Medien lehnte der nationale Sicherheitsberater des Präsidenten, Abdi Said Ali, Vergleiche der Sicherheitslagen oder des somalischen Militärs mit afghanischen Streitkräften ausdrücklich ab. Anschlag in Mogadischu Am 19.08.21 wurden bei einem Selbstmordattentat in Mogadischu offiziellen Angaben zufolge mindestens zwei Personen getötet und weitere verletzt. Andere Quellen sprechen von mindestens vier Todesopfern. Der Anschlag ereignete sich in einem Restaurant nahe der belebten Kreuzung Jubba. Al-Shabaab bekannte sich zu dem Attentat. Sri Lanka COVID-19 Die Infektions- und Todeszahlen in Zusammenhang mit dem Corona-Virus steigen weiter stark an. Krankenhäuser, Leichenhallen und Krematorien kommen an ihre Kapazitätsgrenzen und zunehmend sind Mitarbeitende des Gesundheitsbereichs von Infektionen betroffen. Bereits Ende Juli 2021 betrug der Anteil der Delta-Variante über 60 %. Bislang haben sich offiziellen Angaben zufolge über 390.000 Personen infiziert, mehr als 7.000 Menschen sind verstorben (Stand: 23.08.21). Die Zahl täglicher Neuinfektionen stieg zuletzt auf über 4.000. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die tatsächlichen Zahlen höher liegen. Am 16.08.21 ersetze Präsident Rajapaksa die Gesundheitsministerin Pavithra Wanniarachchi, die u.a. öffentlich für die Einnahme von Zaubertränken gegen das Virus geworben hatte. Seit dem 20.08.21 gilt ein landesweiter Lockdown für zunächst zehn Tage. Rund 25 % der Bevölkerung gelten als vollständig geimpft (Stand: 23.08.21). Sudan Ärzte treten aus Ausschuss zur Aufklärung der Opfer der Proteste zurück Vier Gerichtsmediziner erklärten in einem Schreiben ihren Rücktritt aus einem Obduktionsausschuss zur Aufklärung der Opfer der seit 2019 andauernden Proteste. Dabei prangerten sie die Einmischung der Generalanwaltschaft in ihre Aktivitäten an. Staatsanwalt Mohamed Abdallah habe darauf bestanden, 23 Leichen zu beerdigen, bevor die Identifizierung abgeschlossen wurde. Ebenso bestünde die Möglichkeit, dass Leichen durch vermisste Personen ersetzt worden seien, um diese außerhalb des Gesetzesrahmens beerdigen zu können. Starke Regenfälle und Überschwemmungen Im 18.08.21 teilte das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) mit, dass in elf der 18 Bundesstaaten schwere Regenfälle und Überschwemmungen gemeldet wurden. Mehr als 55.000 Menschen seien davon betroffen und über 3.000 Häuser zerstört. Südsudan Überfall Am 16.08.21 wurden mindestens fünf Zivilpersonen, darunter zwei ugandische Ordensschwestern, bei einem bewaffneten Überfall auf der Juba-Nimule Road getötet. Eine Woche zuvor wurden bei Überfällen auf derselben Straße zwei Menschen getötet und drei weitere verletzt. Es ist nicht bekannt, wer für die Angriffe verantwortlich ist. 11
Syrien Gegenseitiger Beschusszwischen SDF und türkischer Armee Am 18.08.21 sind bei Artilleriesalven im Norden Syriens fünf Personen getötet und mindestens 15 weitere verletzt worden. Den kurdisch geführten Demokratischen Kräften Syriens (SDF) zufolge feuerten türkische Truppen und von der Türkei unterstützte syrisch-arabische Milizionäre Raketen auf die Gegend um Abu Rassine ab. Zwei Zivilpersonen sollen dabei zu Tode gekommen sein. Die SDF nahmen daraufhin Afrin unter Beschuss, wo der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) zufolge drei Personen getötet worden sein sollen. Türkische Medien bezifferte die Zahl der Toten auf vier. Idlib: Tote bei Artilleriefeuer durch Regierungstruppen SOHR zufolge kamen bei dem Beschuss auf die Ortschaft Balshoon im Süden des Gouvernements Idlib fünf Zivilpersonen ums Leben, darunter fünf Minderjährige. Der Nordwesten wird trotz einem Waffenstillstandsabkommen vom März 2020 immer wieder von sporadischen Kampfhandlungen erfasst, die regelmäßig zivile Opfer zur Folge haben. Der Nordwesten, in den sich die Rebellen in und um Idlib zurückgezogen haben, beherbergt Schätzungen zufolge etwa vier Millionen Menschen. Russisches Raketenabwehrsystem fängt 22 israelische Geschosse ab Der Stellungnahme eines russischen Militäradmirals zufolge hat die syrische Luftabwehr 22 von insgesamt 24 israelischen Raketen abfangen können, die am 20.08.21 auf Ziele in Syrien abgefeuert worden sein sollen. Russland hat das syrische Militär der Stellungnahme zufolge mit Pantsyr-S und Buk-M2 Waffensystemen zur Luftabwehr ausgerüstet. Die israelische Luftwaffe nimmt seit Bestehen des Syrienkonflikts immer wieder Waffen- und Munitionslieferungen oder -depots der Hizbollah und anderer iranisch unterstützten Milizen unter Beschuss. Während des jüngsten Angriffs sollen sechs Kampfflugzeuge militärische Ziele nahe Damaskus und Homs unter Beschuss genommen haben. Bisher konnte Israel meist weitgehend ungehindert im libanesisch-syrischen Luftraum operieren. Tadschikistan Neuregelung des Militärdienstes Die tadschikische Regierung hat die Gebühr zur Befreiung von der zweijährigen Militärdienstpflicht festgelegt (vgl. BN v. 08.03.21). Militärdienstpflichtige können ihre Militärdienstzeit gegen die Zahlung von umgerechnet 1.882 EUR auf einen einmonatigen grundlegenden Reservedienst beschränken. Dies geht aus einer Regierungsresolution hervor, die am 16.08.21 veröffentlicht wurde. Männer, die keinen Militärdienst geleistet haben, werden von einer Tätigkeit als Beamter in Behörden wie der Staatsanwaltschaft, Gerichten und exekutiven staatlichen Institutionen ausgeschlossen. Der Dienstpflicht unterliegen Männer im Alter von 18 bis 27 Jahren. Es gibt keinen zivilen Ersatzdienst. Tschad Truppenabzug in der Sahelzone Etwa 600 Soldaten sollen aus dem Dreiländereck von Mali, Burkina Faso und Niger abgezogen werden, wie General Azem Bermandoa Agouna im Namen des Militärischen Übergangsrates am 21.08.21 mitteilte. Laut einer Militärquelle würden die 600 Soldaten an die nördliche Grenze des Tschads zu Libyen und Sudan geschickt, um gegebenenfalls zurückkehrende Rebellen zu entwaffnen. Mahamat Idriss Déby, Interimsregierungschef seit dem Tod seines Vaters im April, plant für Ende des Jahres Gespräche mit den Rebellen. 12
Türkei PKK-Bekämpfung Während der Militäroperation Eren-14 wurden nach Angaben der Regierung am 17.08.21 acht mutmaßliche PKK- Mitglieder in der Provinz Hakkari durch Sicherheitskräfte getötet. Am 18.08.21 wurden sechs Personen in Ankara verhaftet, denen vorgeworfen wird, in Aktivitäten der PKK involviert gewesen zu sein und terroristische Propaganda in sozialen Medien verbreitet zu haben. Nach einer weiteren Person wird gefahndet. Überprüfung von NGOs Der Staatsaufsichtsrat Devlet Denetleme Kurulu (DDK) wurde laut Medienberichten am 20.08.21 von Staatspräsident Erdoğan beauftragt, NGOs einschließlich Genossenschaften, Stiftungen und gemeinnützige Vereine, sowie deren Partner zu überprüfen. Die Überprüfung erfolgt im Rahmen des neuen Anti-Terror-Gesetzes über die Verhinderung der Finanzierung der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, das am 31.12.20 in Kraft trat. Verhaftung von mutmaßlichen Putschisten Das Fünfte Hohe Strafgericht in Ankara ordnete am 18.08.21 die Inhaftierung von 14 Angeklagten, darunter mehrere ehemalige Generäle an, die in den Putsch von 1997 involviert gewesen sein sollen. Die Angeklagten waren bereits 2018 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Zwei der Angeklagten hatten unter Berufung auf ihr fortgeschrittenes Alter und gesundheitliche Probleme beim Verfassungsgericht beantragt, die Vollstreckung des Urteils auszusetzen, zudem gaben sie an, dass Beweise im Verfahren gefälscht worden seien. Uganda Suspendierung zahlreicher NGOs Die Regierung verkündete die Suspendierung von 54 NGOs, die mit sofortiger Wirkung ihre Aktivitäten einstellen müssen. Grund dafür sei die Nichteinhaltung offizieller Vorgaben, u.a. fehlende Registrierungen oder ungültige Arbeitserlaubnisse. Unter den suspendierten NGOs befinden sich politisch, religiös und wirtschaftlich aktive Vereine, darunter führende Menschenrechtsorganisationen. Ukraine Sperrung von oppositioneller Nachrichtenseite Gemäß einem am 21.08.21 bekannt gewordenen Dekret von Präsident Selenskyj ist die oppositionelle Nachrichtenseite strana.ua mit sofortiger Wirkung gesperrt worden. Begründet wurde das Vorgehen im Zusammenhang mit Sanktionen gegen den sich im österreichischen Exil befindlichen Chefredakteur Ihor Huschwa. Diesem werde laut Medienberichten die Verbreitung pro-russischer Propaganda vorgeworfen. Die Entscheidung stieß auf Kritik seitens des ukrainischen Journalistenverbands. Bereits im Februar 2021 war per Präsidialdekret der Betrieb dreier ukrainischer Nachrichtensender untersagt worden, denen ebenfalls pro-russische Propaganda vorgeworfen wurde (vgl. BN v. 08.02.21). Venezuela Gespräche zwischen Opposition und Regierung, Freilassung Freddy Guevaras 13
Am 13.08.21 fanden Gespräche zur Wiederaufnahme eines Dialogs zwischen Vertretenden von Opposition (Plataforma Unitaria de Venezuela) und Regierung unter Mediation Norwegens in Mexiko-Stadt statt. Die Regierungsseite hatte den letzten Dialogversuch in Barbados im Jahr 2019 nach verschärften US-Sanktionen abgebrochen. Der erneute Dialog soll der Beilegung der politischen und wirtschaftlichen Krise im Land dienen, die zu massiven Fluchtbewegungen geführt hat. Staatspräsident Nicolás Maduro fordert als Voraussetzung für das Erzielen einer Einigung die Aufhebung von US- und EU-Sanktionen. Die Opposition hingegen verlangt die Freilassung politischer Gefangener sowie die Ermöglichung einer fairen Wahlteilnahme an den Regionalwahlen im November 2021. Zudem strebt sie an, dass humanitäre Hilfe problemlos in das Land gelangen kann. Das norwegische Außenministerium kündigte das nächste Treffen beider Parteien vom 03. bis 06.09.21 an. Am 15.08.21 wurde der Oppositionspolitiker Freddy Guevara aus dem Gefängnis entlassen (vgl. BN v. 19.07.21), was diverse Medienberichte als ein erstes Zugeständnis von Regierungsseite an die Opposition im Rahmen des Dialogs werteten. Vietnam Haftstrafe für Mitglied des Provisional National Government of Vietnam Am 16.08.21 verurteilte ein Gericht in der Provinz Nge An Medienberichten zufolge ein Mitglied der Exilorganisation Provisional National Government of Vietnam wegen Aktivitäten zum Umsturz der Regierung zu einer dreijährigen Haftstrafe. Die in den USA ansässige Organisation ist seit 2018 von der vietnamesischen Regierung als terroristische Organisation eingestuft. Zentralafrikanische Republik MSF weiter aktiv Entgegen einem Medienbericht vom 24.07.21 (vgl. BN v. 26.07.21) ist die Hilfsorganisation Médecins sans Frontières (MSF) weiter im Land aktiv. Dies geht aus einer Pressemitteilung von MSF vom 20.08.21 hervor, in welcher dargestellt wird, dass die Organisation 13 reguläre Projekte durchführt. Hinzukommen ein mobiles Notfallteam und mehrere Notfallprojekte seit Intensivierung der Konflikte im Land im Dezember 2020. In der Mitteilung macht MSF jedoch darauf aufmerksam, dass die Gewalt die Fähigkeit der Hilfsorganisationen, Behandlungen anzubieten schwer beeinträchtigt hat. Insbesondere die ländliche Bevölkerung würde aus Furcht deutlich seltener den Weg zu einer Behandlungsstätte im nächstgelegenen größeren Ort suchen. MSF war periodisch gezwungen, manche Aktivitäten in oder um die Städte Kabo, Batangafo, Bambari und Bria auszusetzen. Im Gegenzug ist die Nachfrage nach Behandlungen in den größeren Städten gestiegen. Dorthin sei die ländliche Bevölkerung in großer Zahl vor Kämpfen und Furcht vor Angriffen geflohen. Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing Notes BN-Redaktion@bamf.bund.de 14
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