Briefing Notes Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Briefing Notes Gruppe 62 – Informationszentrum Asyl und Migration 03. April 2023 Ägypten Steigende Inflation und Lebensmittelpreise belasten Bevölkerung zunehmend Zahlreichen Medienberichten zufolge belasten die steigende Inflation, welche im Februar 2023 mit mehr als 30 % einen der höchsten Werte seit fünfeinhalb Jahren erreichte, und der damit einhergehende Anstieg von Lebensmittelpreisen um teilweise fast das Doppelte einen Großteil der ägyptischen Bevölkerung; besonders ärmere Bevölkerungsschichten hätten Schwierigkeiten beim Zugang zu Grundnahrungsmitteln. Als größtes und bevölkerungsreichstes arabisches Land muss Ägypten neben Getreide auch zahlreiche weitere Lebensmittel aus dem Ausland importieren. Die Regierung macht für die schlechte Wirtschaftslage insbesondere externe Krisen, wie den Ukraine-Krieg und die COVID-19-Pandemie, verantwortlich, jedoch kommen internationalen Beobachtenden zufolge auch interne Probleme der Regierung, wie Korruption und Misswirtschaft, hinzu. Neben der finanziellen Unterstützung durch die Golfstaaten, erhielt das Land seit 2016 mehrere Kredite vom Internationalen Währungsfonds (IWF); im Gegenzug sollte die Wirtschaft reformiert werden, bisher jedoch mit geringem Erfolg. Geknüpft an Auflagen wie einen flexiblen Wechselkurs des ägyptischen Pfunds wie auch den Rückzug der ägyptischen Armee aus der Wirtschaft wurde im Dezember 2022 ein viertes IWF-Hilfspaket in Höhe von drei Mrd. USD genehmigt. Im Februar 2023 erklärte Staatspräsident Al-Sisi, sein Land plane bis 2025 den privaten Sektor zu stärken und zahlreiche vom Staat kontrollierte Unternehmen und Banken zu privatisieren sowie die Staatskosten zu verringern. Äquatorialguinea Ausbruch und Ausbreitung des Marburg-Virus; Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen Medienberichten zufolge breitet sich das hochansteckende, lebensbedrohliche und mit Ebola verwandte Marburg- Virus im Land weiter aus. Die WHO bestätigte bereits am 13.02.23 Marburgfieber-Ausbrüche. Seither seien bereits mehrere Todesopfer in den Provinzen Kié-Ntem, Litoral und Centro Sur registriert worden. Das Auftreten von Marburg-Fällen in weit voneinander entfernten Provinzen deutet laut WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf eine weite Verbreitung des Virus hin. Nach den aktuellen Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes hat die äquatorialguineische Regierung zur weiteren Eindämmung des Infektionsgeschehens die Landesgrenzen zu Kamerun und Gabun geschlossen. Auch seien in einzelnen Distrikten von Kié-Ntem, eine Provinz die an die Nachbarstaaten Gabun und Kamerun grenzt, und Centro Sur sowie in einigen Stadtvierteln der Stadt Bata (Litoral) Ausgangsbeschränkungen und teilweise Ausgangssperren in Kraft getreten. 1
Afghanistan Sicherheitslage Am 27.03.23 wurde laut Medienberichten ein Bombenanschlag in der Nähe des Außenministeriums der Taliban verübt. Dabei sollen sechs Zivilisten getötet und mindestens ein Kind und drei Taliban verletzt worden sein. Der Islamische Staat der Khorasan Provinz (ISKP) bekannte sich zu der Tat. Am 27.03.23 gaben die Taliban an, bei einer nächtlichen Razzia in der Provinz Balkh drei hochrangige ISKP- Mitglieder getötet zu haben. Die Nationale Widerstandsfront (NRF) hat nach eigenen Angaben mit einem Angriff auf ein Ausbildungszentrum der Taliban in Pol-e Charkhi/Kabul ihre Frühjahrsoffensive begonnen. Regierungsführung Laut Meldungen vom 29.03. und 02.04.23 hat das Tugendministerium der Taliban alle Internetcafés und Spielhallen für Computer-/Videospiele in der Provinz Herat geschlossen. Am 29.03.23 wurde außerdem berichtet, dass die Taliban ankündigten, alle 100 km entlang der Ringautobahn eine Moschee zu errichten. Verfolgungslage Laut Meldung vom 31.03.23 explodierte in einer Mädchenschule in der Provinz Jawzjan eine Granate, es wurden zwei Mädchen getötet und elf weitere verletzt. Es ist nicht klar, ob die Kinder mit einer gefundenen Granate spielten oder ob die Taliban für die Tat verantwortlich sind. Auch am 01.04.23 gab es einen Brand in einer Mädchenschule in der Provinz Faryab, bei dem die Hintergründe unklar sind. Am 28.03.23 wurde der Aktivist Matiullah Wesa, der sich mit seiner Organisation „Pen Path“ für Bildung auch für Mädchen einsetzt, von den Taliban inhaftiert. Wenig später wurde seine Wohnung von den Taliban gestürmt, seine Brüder kurzzeitig verhaftet und PCs beschlagnahmt. Die Taliban bestätigten die Verhaftung ohne weitere Informationen zu seinem Aufenthaltsort zu geben und erklärten, sie hätten ein Recht, ihn zu befragen. Wezas Verhaftung erregte große internationale Aufmerksamkeit. Am 29.03.23 hat Amnesty International einen neuen Bericht über die Menschenrechtslage in Afghanistan veröffentlicht. Danach würden Beschränkungen von Grundfreiheiten (insbesondere für Frauen) exponentiell zunehmen und willkürliche Verhaftungen und außergerichtliche Hinrichtungen ungestraft durch die Taliban vollzogen. Algerien Journalist zu mehrjähriger Haftstrafe und Geldbuße verurteilt Medienangaben zufolge wurde der regierungskritische Journalist Ihsane El Kadi am 02.04.23 von einem Gericht in Algier zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt, wovon zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden. Darüber hinaus ordnete das Gericht die Schließung des von El-Kadi betriebenen Radiosenders sowie der Internetseite an und verhängte eine Geldbuße von insgesamt mehr als 11 Mio. DZD (rd. 75.000 EUR, Stand: 03.04.23) gegen den Journalisten und dessen Medienunternehmen. Dem regierungskritischen und in der Protestbewegung des Hiraks aktiven Journalisten El-Kadi, welcher bereits im Dezember 2022 verhaftet worden war, wurde der Erhalt von Geldern vorgeworfen, welche dazu verwendet werden könnten, die nationale Sicherheit und Einheit zu gefährden. Bangladesch Tageszeitung Prothom Alo ins Visier des Digital Security Acts geraten Am 29.03.23 nahmen Sicherheitskräfte einen für die bengalische Tageszeitung Prothom Alo tätigen Journalisten nach dem umstrittenen Digital Security Act fest. Dieser hatte in einem Artikel vom 26.03.23 über hohe Lebensmittelpreise berichtet. Gegen den Herausgeber der Zeitung wurde ebenfalls ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die internationale Menschenrechtsorganisation Article 19 sah darin weitere Beispiele dafür, wie der Digital Security Act von der Regierung willkürlich eingesetzt wird, um Medienschaffende zu schikanieren. In Pressemitteilungen kritisierten ebenfalls die UN und das US-Außenministerium die Anwendung des Gesetzes. 2
Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Ain o Salish Kendra vom 31.03.23 wurden zwischen Januar und März 2023 landesweit mindestens 56 Journalisten gefoltert, belästigt, bedroht oder verklagt. Prothom Alo sei nur die Spitze des Eisbergs. Nach Daten der Manabadhikar Shongskriti Foundation sind allein im März 2023 sieben Personen in zehn Fällen auf Grundlage des Digital Security Acts festgenommen worden. Im Februar 2023 dokumentierte die Organisation fünf solcher Fälle. Bangladesch / Myanmar HRW: Kritik an geplanter Rückführung von Rohingyas nach Myanmar Am 31.03.23 forderte Human Rights Watch (HRW) die Regierung von Bangladesch auf, ihre Pläne zur Rückführung von Rohingyas nach Myanmar auszusetzen, da dies ihr Leben und ihre Freiheit ernsthaft gefährden würde. Laut HRW sind Rohingyas von den Behörden in Bangladesch unter dem Vorwand der Umsiedlung in ein Drittland getäuscht und teilweise genötigt worden, sich mit einer Delegation der Militärjunta Myanmars zu treffen, die ein Pilotprojekt zur Rückführung von rd. 1.000 Rohingyas nach Myanmar vorsieht. Burkina Faso Französischer Fernsehsender verboten, Zeitungskorrespondentinnen ausgewiesen Die Militärregierung hat dem französischen Sender France 24 ein Sendeverbot erteilt. Auslöser für diese Entscheidung sei die Ausstrahlung eines Interviews mit dem Chef der Terrorgruppe al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM) Anfang März 2023 gewesen. Dem Sender werde vorgeworfen, damit als „Kommunikationsagentur“ der Terrorgruppe zu dienen. Der Sender bedauerte die Entscheidung und bestreitet die Anschuldigungen. Ähnlichkeiten hat der Vorfall mit dem im Dezember 2022 erteilten Sendeverbot gegen den französischen Rundfunksender Radio France International (RFI). Insgesamt hat sich das Verhältnis zwischen Burkina Faso und Frankreich in der letzten Zeit immer weiter verschlechtert. Am 01.04. bzw. 02.04.23 wies die Regierung die jeweiligen Korrespondentinnen der französischen Tageszeitungen Libération und Le Monde aus. Sie mussten das Land innerhalb von 24 Stunden verlassen. Begründet worden sei die Maßnahme mit Vorwürfen der Spionage, der Infiltrierung und der Zahlung von hohen Beträgen für falsche Zeugenaussagen. Auch einheimische Medienschaffende beklagen einem Bericht zufolge zunehmende Einschränkungen der Informationsfreiheit sowie Bedrohungen in den sozialen Medien. Ihnen werde auch vorgeworfen, mit den ausgewiesenen Korrespondentinnen „unter einer Decke zu stecken“. Schulschließungen Laut einer aktuellen Analyse des Norwegian Refugee Council sind aufgrund der schlechten Sicherheitslage und andauernden Gewalt mehr als 6.000 Bildungseinrichtungen geschlossen. Fast eine von vier Schulen ist außer Betrieb. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf die Schulbildung der Kinder. Vor allem Mädchen sind stark betroffen. Insgesamt sind mehr als eine Mio. Kinder von den Schulschließungen betroffen. Einige Kinder aus vertriebenen Familien konnten einen Platz in einer anderen Schule finden, die meisten haben aber keinen Zugang zu Bildung mehr. Indien Bihar: Ram Navami Feierlichkeiten von Gewalt überschattet In mehreren Bundesstaaten Ostindiens wurden die hinduistischen Ram Navami Feierlichkeiten von Gewalt überschattet. Im Bundesstaat Bihar setzten radikale Hindus Häuser, Geschäfte und eine muslimische Schule in Brand. Im Distrikt Nalanda wurde eine minderjährige Person erschossen. Die örtlichen Behörden setzten Hunderte zusätzliche Bereitschaftspolizisten ein und sperrten den mobilen Internetzugang in Teilen Ostindiens. Anlässlich der Feierlichkeiten werden in Teilen Indiens üblicherweise große Umzüge abgehalten, bei denen Menschen mit Schwertern, Stöcken, Dreizacken und vereinzelt Gewehren teilnehmen. In den vergangenen Jahren wurden diese Prozessionen teilweise gezielt in muslimischen Vierteln abgehalten. 3
Irak Ai: Umgang mit IS-Verdächtigen Amnesty International (ai) berichtet im am 27.03.23 erschienenen Jahresbericht von mangelnder Rechtsstaatlichkeit bei Verfahren gegen mutmaßliche IS-Unterstützer. Laut ai basieren Urteile z.T. auf unter Folter erzwungenen Geständnissen. Mehr als 200 Jungen, denen Unterstützung des IS vorgeworfen wird, befinden sich nach ihrer Rückführung von Nordsyrien nach Bagdad ai zufolge ohne Anklage in Haft. Änderung des Wahlrechts Am 27.03.23 verabschiedete das irakische Parlament ein Gesetz zur Änderung des Wahlrechts, das eine Vergrößerung der Wahlbezirke vorsieht. Dadurch profitieren voraussichtlich etablierte Parteien; die Gesetzesänderung wurde v.a. durch Iran-nahe Parteien vorangetrieben. Erst 2020 waren die Wahlbezirke nach monatelangen Massenprotesten verkleinert worden, um unabhängigen Kandidaten und neuen Parteien bessere Chancen zu ermöglichen (vgl. BN v. 06.03.23). Im Vorfeld der Abstimmung kam es hauptsächlich in Bagdad, aber auch in anderen Teilen Iraks zu Protesten. Iran Verschleierungsdebatte Am 30.03.23 kam es in der Nähe von Mashhad zu einem auf Video festgehaltenen Vorfall, bei dem ein Mann in einem kleinen Laden zwei unverschleierte Frauen mit Joghurt übergoss und anschließend nach entrüsteten Reaktionen der Umstehenden vom Ladenbesitzer aus dem Laden befördert wurde. Am selben Tag gab das Innenministerium eine Erklärung heraus, nachdem es kein Nachgeben beim Verschleierungsgebot geben werde und die Slogans der Protestbewegung als Volksverhetzung klassifiziert wurden. Am 01.04.23 gaben die iranischen Behörden bekannt, sowohl die Frauen (wegen Verstoßes gegen das Verschleierungsgebot) als auch den Mann (wegen Beleidigung und Störung der öffentlichen Ordnung) verhaftet zu haben, auch gegen den Ladenbesitzer seien Schritte eingeleitet worden. Auch Präsident Raisi sah sich genötigt, öffentlich Stellung zu beziehen, und verwies darauf, dass der Hijab nach wie vor rechtliche Norm sei und der Vorfall eine juristisch zu klärende Angelegenheit sei. Jemen Einschränkung von Frauenrechten Im am 27.03.23 veröffentlichten Jahresreport berichtet Amnesty International von zunehmender Einschränkung der Bewegungsfreiheit von Frauen. Frauen dürfen in den Houthi-kontrollierten Gebieten nur mit männlicher Begleitung Gouvernementsgrenzen überqueren oder ins Ausland reisen. Seit April 2022 ist es Frauen auch innerhalb der jeweiligen Gouvernements verboten, beruflich zu reisen; dies hindert Frauen am Ausüben einer Erwerbstätigkeit, besonders jemenitische Mitarbeiterinnen von Hilfsorganisationen können ihre Arbeit nur noch eingeschränkt ausüben. Im Januar 2023 haben die Houthis eine Vorschrift erlassen, wonach Bekleidungsgeschäfte nur noch lange schwarze Gewänder an Frauen verkaufen dürfen. Beides wird seitens der Houthis mit dem Schutz der islamischen Identität begründet. Kolumbien ELN-Rebellen töten Soldaten in Norte de Santander Am 29.03.23 töteten Mitglieder der Guerillagruppe Ejército de Liberación Nacional (ELN) sieben Soldaten und zwei Unteroffiziere, acht weitere Soldaten wurden verletzt. Die Streitkräfte sicherten nahe der Grenze zu Venezuela, in der Gemeinde El Carmen im Departamento Norte de Santander, eine der wichtigsten Ölpipelines des Landes, als sie in der Nacht von den Guerillakämpfern angegriffen wurden. Es handelte sich um den schwersten Angriff der ELN seit der Amtseinsetzung von Präsidenten Gustavo Petro im August 2022. Die ELN befindet sich aktuell in 4
Friedensverhandlungen mit der Regierung (vgl. BN v. 20.03.23). Petro berief die Unterhändler der Friedensgespräche mit der ELN zur Beratung zusammen und verurteilte den Angriff auf Twitter. Der kolumbianische Friedenskommissar, Danilo Rueda, schloss nicht aus, dass die Verhandlungen mit der ELN nach den jüngsten Ereignissen ausgesetzt werden könnten. Im Gegensatz zu der demobilisierten Guerillagruppe Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC) besitzt die ELN militärisch eine dezentrale Struktur und gilt als ideologischer und dogmatischer. Zudem haben verschiedene Einheiten der ELN bisher kaum Interesse an Friedensverhandlungen gezeigt. Libanon Wirtschaftslage Weiterhin prägen Streiks und Arbeitsniederlegungen aufgrund der starken Abwertung der Löhne wegen des erneuten starken Wertverlusts der Lira und der Anpassung der offiziellen Wechselkursraten das Stadtbild Libanons. Mitarbeiter der staatlichen Telekommunikationsfirma Ogero befinden sich seit dem 24.03.23 im Streik, was unübersehbare Auswirkungen auf die stark von Telekommunikation abhängigen Teile der libanesischen Wirtschaft haben wird. Es kam zu großflächigen Internetausfällen. Die größten Proteste gab es am 30.03.23 direkt gegenüber dem Großen Serail in Beirut, als diverse Angehörige des Öffentlichen Sektors einschließlich vieler aktiver und ehemaliger Angehöriger der Sicherheitskräfte gegen die neue Sarafya-Rate, mit der sie ihre Gehälter in US-Dollar umtauschen können, protestierten. Diese Rate war von 1:45.000 im letzten Monat auf 1:90.000 angehoben und damit de facto die Gehälter im Öffentlichen Dienst halbiert worden, da inzwischen die überwiegende Mehrheit der Waren und Dienstleistungen in US-Dollar bezahlt werden muss. Es kam zu Durchbruchsversuchen und dem Einsatz von Tränengas. Zeitumstellung Nach den starken Verwerfungen aufgrund der kurzfristigen Verschiebung der Zeitumstellung (vgl. BN v. 27.03.23) entschied das Kabinett am 27.03.23, die Zeitumstellung doch durchzuführen, und zwar in der Nacht zum 30.03.23. Der Zeitrahmen von zwei Tagen sollte dazu genutzt werden, erneutes Chaos zu vermeiden, was weitgehend gelungen ist. Seit dem 30.03.23 herrscht wieder Klarheit über die geltenden Zeitregelungen. Mali Terrorismusbekämpfung: Vorwürfe gegen Armee und Wagner-Gruppe In der Gemeinde Ouenkoro (Kreis Bankass, Region Mopti in der Mitte des Landes) sollen die Armee und Söldner der Wagner-Gruppe am 23.03. und 24.03.23 einen Wochenmarkt angegriffen haben. Laut einem Medienbericht vom 30.03.23 seien dabei 22 bis 26 Menschen getötet und eine unbekannte Zahl an Personen festgenommen worden. Bei dem Angriff auf den Markt handle es sich um eine übliche Taktik, mit der auf Terroristen gezielt werde, die sich dort mit Lebensmitteln versorgen. Ein Communiqué der Regierung vom 24.03.23 berichte von einer seit dem 12.03.23 andauernden Operation, bei der u.a. schon 149 Terroristen getötet und Zufluchtsstätten, darunter auch in Ouenkoro, zerstört worden seien. Menschenrechts- und Sicherheitslage: Bericht des unabhängigen UN-Experten Alioune Tine, ein vom UN-Menschenrechtsrat beauftragter unabhängiger Experte für Mali, berichtete am 31.03.23 vor diesem über die Menschenrechts- und Sicherheitslage. Er beklagte die Verengung von Meinungs-, Presse- und Vereinigungsfreiheit. Während seiner beiden Besuche vor Ort hätten Menschenrechtsverteidigende und Medienschaffende ihre Selbstzensur angesprochen. Sie würden sich nicht mehr trauen, Tabuthemen wie Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen durch Sicherheitskräfte sowie russisches Sicherheitspersonal anzusprechen. Außerdem verwies Tine auf Zahlen der UN-Mission MINUSMA, wonach im Jahr 2022 durch den Konflikt 1.277 Zivilpersonen getötet worden seien, im Vergleich zu 584 im Vorjahr. Die verzeichneten Fälle geschlechterbasierter Gewalt seien ebenfalls von 9.540 im Jahr 2021 auf 14.264 im Jahr 2022 gestiegen. 5
Mexiko Tote bei Feuer in Einrichtung der Nationalen Migrationsbehörde Bei einem Feuer in einer Abschiebeeinrichtung für Migrierende in Ciudad Juárez sind am 27.03.23 mindestens 38 Personen ums Leben gekommen, zahlreiche weitere Personen wurden teils schwer verletzt. Auf einem Überwachungsvideo ist zu sehen, wie sich in einer abgeschlossenen Zelle Feuer und Rauch ausbreiten, Beamte diese jedoch nicht öffnen. Laut offiziellen Angaben hätten Migrierende aus Protest gegen möglicherweise bevorstehende Abschiebungen das Feuer selbst entzündet, welches sich dann unkontrolliert ausgebreitet habe. Es seien Haftbefehle gegen sechs Personen, drei Angestellte der nationalen Migrationsbehörde, zwei einer privaten Sicherheitsfirma sowie gegen die Person, die mutmaßlich das Feuer gelegt habe, erlassen worden. Fünf der Gesuchten seien bis 30.03.23 festgenommen worden. Nigeria Islamisten verlieren Mitglieder Seit Juli 2021 sollen sich offiziellen Angaben des nigerianischen Militärs zufolge 51.828 Boko Haram-Mitglieder bzw. Familienangehörige dieser Personen den Streitkräften ergeben haben. Das geht aus Medienberichten vom 26.03.23 hervor. Das Militär habe Einrichtungen etabliert, in denen reuige Terroristen rehabilitiert werden können. Erfolgsmeldungen dieser Art sind keine Seltenheit (vgl. BN v. 25.07.22, 05.09.22, 30.01.23 u. 20.03.23). Für Aufsehen sorgten auch Medienberichte, denen zufolge Awana Gaidam, ein für das Bauen von Bomben bekannter Islamist, am 27.03.23 in Nordost-Nigeria versehentlich durch einen eigenen Sprengsatz ums Leben gekommen ist. Laut nigerianischem Geheimdienst soll er einen hohen Status in der Boko Haram-Kommandostruktur bekleidet haben. Pakistan HRW: Unzureichende Gesundheitsversorgung in überbelegten Haftanstalten Human Rights Watch (HRW) stellt in einem Bericht über die Situation in pakistanischen Gefängnissen fest, dass inhaftierten Personen systematisch eine angemessene Gesundheitsversorgung vorenthalten werden würde. Auch führten veraltete und diskriminierende Kautionsgesetze zu einer erheblichen Überbelegung von Gefängnissen. Die Mehrzahl der Insassen befände sich zudem ohne gerichtliche Entscheidung in Untersuchungshaft. In für maximal drei Personen ausgelegten Zellen seien teilweise bis zu 15 Personen untergebracht. Die Überbelegung verschärfe die bestehenden Mängel der Gesundheitsfürsorge zusätzlich. Häufig seien selbst in Notfällen Medikamente und eine ausreichende Behandlung nicht zu erwarten. Neben der Schaffung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung, der Gewährleistung hygienischer Lebensbedingungen, der Sicherstellung angemessener Ernährung, hat laut HRW insbesondere das Justizsystem dringenden Reformbedarf. So sollten die Kautionsgesetze reformiert und die Gerichtsverfahren beschleunigt werden. High Court Lahore kassiert Gesetz gegen Volksverhetzung Am 30.03.23 erklärte das Obergericht in Lahore die Strafvorschriften gegen Volksverhetzung für verfassungswidrig und nicht mit der Meinungsfreiheit vereinbar. In einer Vielzahl von Petitionen zur Abschaffung des aus der Kolonialzeit stammenden Gesetzes wird vorgebracht, dass die jeweiligen Regierungen Section 124-A des pakistanischen Strafgesetzbuchs vor allem gegen politisch Oppositionelle und Medienschaffende einsetzten. Das Urteil gilt landesweit. Der Oberste Gerichtshof könnte die Entscheidung noch aufheben. Anschläge der TTP in Khyber Pakhtunkhwa Am 30.03.23 sind bei einem Angriff durch die Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) mindestens vier Sicherheitskräfte getötet und mehrere weitere verletzt worden. Die Angreifer stürmten einen Polizei-Checkpoint mit Waffengewalt und ein Polizeifahrzeug wurde von einer am Straßenrand platzierten Bombe erfasst. Die TTP reklamierte den Anschlag für sich. Wenige Tage zuvor hatten Kämpfer der TTP ebenfalls in Khyber Pakhtunkhwa einen hochrangigen Beamten des pakistanischen Geheimdienstes getötet. 6
Anschlag auf Grenzsoldaten in Belutschistan Am 01.04.23 wurden vier Soldaten einer pakistanischen Grenzpatrouille an der Grenze zu Iran im Distrikt Kech in der Provinz Belutschistan erschossen. Das pakistanische Militär vermutet in Iran operierende Kämpfer hinter der Tat, zu der sich niemand bekannt hat. Senegal Politische Situation und Lage der Meinungsäußerungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit Menschenrechts-NGOs und andere äußerten zuletzt ihre Besorgnis über die gegenwärtig angespannte politische und menschenrechtliche Lage im Land. Die Internationale Föderation für Menschenrechte (FIDH) und ihre senegalesischen Mitgliedsorganisationen wie Rencontre Africaine pour la Defense des Droits de l'Homme (RADDHO) oder Organisation Nationale des Droits de l'Homme (ONDH) beobachten u.a. zunehmende Repressionen gegen Oppositionsangehörige und Medienschaffende – wie auch zuletzt Amnesty International (ai) (vgl. BN v. 27.03.23). Ousmane Diallo, ai-Senior Researcher, erklärte, dass sich die Lage der Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit in den letzten zwei Jahren dramatisch verschlechtert hat. Seydi Gassama, ai-Direktor im Senegal, erwähnte bei der Vorstellung des am 28.03.2023 erschienenen ai-Jahresberichts 2022/23, dass u.a. die Rechte auf Meinungsäußerungs- und Versammlungsfreiheit im Berichtsjahr 2022 besonders stark eingeschränkt wurden und es im Jahr 2023 bisher keine Anzeichen für eine Umkehrung dieser Entwicklung gebe. Oppositionsangehörige und Medienvertretende würden immer wieder wegen Ehrdelikte festgenommen werden. Gassama kritisierte auch die exzessive sowie teils tödliche Gewalt gegen Demonstrierende und forderte, dass Verantwortliche von der Justiz zur Rechenschaft gezogen werden, um nicht ein Klima der Straffreiheit zu fördern. Die Coordination des Associations de Presse (CAP) kritisierte am 31.03.23, dass in den letzten Tagen wiederholt Medienvertretende in Verbindung mit ihrer Berichterstattung über oppositionelle Ereignisse festgenommen, von Polizeikräften körperlich angegriffen und verletzt oder schikaniert wurden. Verleumdungsprozess gegen Ousmane Sonko Laut Medienberichten wurde Oppositionsführer Ousmane Sonko in dessen Abwesenheit am 30.03.23 wegen Verleumdung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Monaten mit Strafaussetzung zur Bewährung und zur Zahlung von 200 Mio. CFA-Franc (ca. 305.000 EUR, Stand: 31.03.23) als Schadensersatz an den Minister Mame Mbaye Niang verurteilt, im Übrigen freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft habe in ihrem Plädoyer u.a. eine Freiheitsstrafe von drei Jahren mit teilweiser Strafaussetzung zur Bewährung wegen Beleidigung und eines Fälschungsdelikts gefordert. Die Staatsanwaltschaft und Niangs Anwälte kündigten jeweils Berufung gegen dieses Urteil an. Aus Sonkos Umfeld sei u.a. die Verletzung von Verteidigungsrechten, ein Scheinprozess und abermals eine politische Instrumentalisierung der Justiz kritisiert worden. Ein Antrag der Verteidigung auf erneute Vertagung des Termins wegen eines angeblich durch Attest nachgewiesenen und auf Polizeigewalt zurückzuführenden schlechten Gesundheitszustands Sonkos sei abgelehnt worden (vgl. BN v. 27.03.23). Während ein aus Frankreich einreisender Anwalt Niangs einreisen und zur Verhandlung erscheinen konnte, sei ein französischer Anwalt Sonkos am Prozesstag von den senegalesischen Behörden ohne Angaben von Gründen an der Einreise gehindert und nach Frankreich zurückgeschickt worden. Der Innenminister begründete dies tags darauf mit Beiträgen des Anwaltes in den sozialen Medien vor Einreise. Dieser habe etwa den Staatspräsidenten als Tyrann bezeichnet. Am 29.03.23 sei auf Beschwerde des ursprünglich für den Fall zuständigen Richters Pape Mohamed Diop hin bereits einer der Hauptanwälte Sonkos von der senegalesischen Anwaltskammer suspendiert worden. Grund sei eine, nicht näher in Medienberichten erläuterte hitzige Diskussion während des Verhandlungstermins am 16.03.23 gewesen. Diese Verurteilung – wenn sie in Rechtskraft erwachsen sollte – führt nach Art. 28 ff. des geltenden Wahlgesetzes nicht zum Verlust der Wählbarkeit Sonkos bei den Präsidentschaftswahlen 2024. Der aussichtsreiche Präsidentschaftskandidat muss sich jedoch noch als Angeklagter in einem weiteren, anhängigen Gerichtsverfahren wegen Vergewaltigung und einer weiteren Straftat verantworten (vgl. BN v. 23.01.23). Im Gegensatz zu den vorherigen Verhandlungstagen verlief der finale Prozesstag in Dakar, der das öffentliche Leben in der Stadt fast vollständig lahmlegte und wo ein großes Polizeiaufgebot im Einsatz war, weitestgehend ruhig und ohne ernsthafte, größere Zwischenfälle (vgl. BN v. 20.03.23 u. 20.02.23). Am Prozesstag und am 29.03.23 sollen Polizeikräfte in Dakar Unterstützende Sonkos mit Tränengas jedoch auseinandergetrieben haben. 7
Sudan West- und Zentral-Darfur: Sicherheitslage Einem Bericht des Amtes der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) zu Folge wurden im Zuge eines interkommunalen Konflikts um den Ort Tendalty (auch: Tendelti) in West-Darfur sechs Personen getötet, acht verletzt und mehr als 30.000 Menschen vertrieben. Zudem seien mindestens 59 Häuser geplündert und niedergebrannt worden. Erste Berichte gingen noch von weniger Opfern und betroffenen Menschen aus (vgl. BN v. 27.03.23). Trotz der in die Region entsandten Sicherheitskräfte gilt die Sicherheitslage weiterhin als angespannt. Nahe dem Ort Azum in Zentral-Darfur seien Medienberichten zu Folge am 28.03.23 vier Polizisten getötet und sechs verwundet worden, nachdem sie in einen Hinterhalt gelockt wurden. Demnach hätten bewaffnete Personen zunächst einen Lastwagen auf der Fernstraße von Omdurman nach El-Geneina abgefangen. Die daraufhin entsandte Polizeieinheit sei bei Ankunft beschossen worden. Die Täter hätten das Fahrzeug der Polizei geraubt und seien damit geflohen. Die regionale Regierung entsandte eine militärische Einheit in die Region, um die Sicherheitskräfte vor Ort zu unterstützen. Syrien Unwetter führt zu Schließung von Häfen und Einsturz von Notunterkünften Ungewöhnlich starke Winde am 29.03.23 veranlassten die syrischen Behörden dazu, den Betrieb aller Häfen entlang der Mittelmeerküste zwischenzeitlich einzustellen. Im von Rebellen kontrollierten Nordwesten des Landes wurden Dutzende Notunterkünfte zum Einsturz gebracht, wie der Syrische Zivilschutz, auch bekannt als „Weißhelme“, berichtete. Sanktionen: UK und USA nehmen syrische Drogenexporte ins Visier Am 28.03.23 verkündeten das britische Außenministerium und eine Kontrollbehörde des US-amerikanischen Finanzministeriums, vier syrische und zwei libanesische Staatsangehörige, die an der Herstellung und dem illegalen Handel mit der synthetischen Droge Captagon beteiligt sind, auf Sanktionslisten zu setzen. Dem UK Foreign Office zufolge würde die Captagon Industrie 57 Mrd. USD umfassen und eine zentrale Einnahmenquelle für die syrische Regierung darstellen. Einem Sprecher des US-amerikanischen Amts zur Kontrolle von Auslandsvermögen zufolge wäre der syrische Staat zum Weltmarktführer in der Produktion von Captagon geworden, welches über den Libanon in die Golfstaaten, Europa und andere Teile der Welt verschifft würde. Unter den vier sanktionierten Syrern befinden sich zwei Cousins von Staatspräsident Assad, Samer und Wassim. Samer soll den USA zufolge für die Produktion des Amphetamins in Latakia verantwortlich sein. Die Operation würde demnach in Koordination mit der libanesischen Hisbollah und unter dem Einsatz der Vierten Division, einer Eliteeinheit der syrischen Streitkräfte, stattfinden. Wassim, der eine regierungstreue Miliz anführt, soll ebenfalls eine Schlüsselfigur im Schmuggelnetzwerk sein. Bei dem dritten sanktionierten Syrer handelt es sich um Khalid Qaddour, einem Geschäftsmann mit engen Verbindungen zu Präsident Assads Bruder Maher, welcher die Vierte Division anführt. Auch Imad Abu Zureik ist auf die Sanktionsliste gesetzt worden. Er führt eine regierungstreue Miliz im Süden des Landes an, die u.a. den Nassib Grenzübergang mit Jordanien kontrollieren und über enge Verbindungen zu den syrischen Geheimdiensten verfügen soll. Abu Zureik ist ein ehemaliger Anführer der oppositionellen Freien Syrischen Armee gewesen, bevor er seine Dienste der Regierung zur Verfügung stellte. Türkei Langzeitfolgen der Erdbeben Am 30.03.23 berichtete UNICEF, dass nach den Erdbeben, die Anfang Februar 2023 den Süden des Landes erschütterten, noch immer rd. 2,7 Mio. Menschen Binnenflüchtlinge sind. Die Zahl der Todesopfer ist inzwischen auf 50.096 gestiegen. In den vom Erdbeben betroffenen Gebieten leben schätzungsweise 2,3 Mio. Menschen, von denen 1,7 Mio. in informellen Siedlungen leben. Die türkische Ärztegewerkschaft zeigte sich wegen der sich verschlechternden sanitären Bedingungen besorgt. Nach Angaben von UNICEF sind Unterkünfte, Wasser- und 8
Sanitäreinrichtungen, Gesundheitsversorgung und fortgesetzter Schulunterricht für Kinder noch immer vorrangige Bedürfnisse, die gedeckt werden müssen. UNICEF hatte zuvor erklärt, dass etwa 2,5 Mio. Kinder in der Südtürkei dringend humanitäre Hilfe benötigen. Nach Angaben von Hilfsorganisationen werden die Auswirkungen der Erdbeben noch Monate und Jahre zu spüren sein. Schäden durch die Erdbeben in der Türkei könnten sich Schätzungen zufolge auf über 100 Mrd. USD belaufen, so die Vereinten Nationen. Am 28.03.23 erklärten die Vereinten Nationen zudem, dass mehrere Hunderttausend Arbeitnehmer in der Türkei durch das Erdbeben ihren Lebensunterhalt verloren haben. Anstieg von Kindesmissbrauchsfällen Am 31.03.23 gab das türkische Justizministerium bekannt, dass die Zahl der eingeleiteten Strafverfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 33 % gestiegen ist. Kindesmissbrauchsdelikte verzeichneten 2023 den zweitstärksten Anstieg aller Straftaten. Dem Ministerium wird mangelnde Transparenz bei Fällen von Kindesmissbrauch vorgeworfen, da es seit 2019 keine Daten mehr veröffentlicht. Menschenrechtsorganisationen werfen der türkischen Regierung vor, keine ausreichenden Maßnahmen zum Schutz von Kindern etabliert zu haben. Die Türkei hat das Übereinkommen des Europarats zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch, auch bekannt als Lanzarote-Konvention, im Jahr 2011 ratifiziert. Dem Übereinkommen zufolge ist die Türkei für die strafrechtliche Verfolgung von Tätern und die Prävention von Kindesmissbrauch verantwortlich. Ukraine UNHCHR-Bericht zur Menschenrechtslage In einem am 24.03.23 erschienenen Bericht des Büros des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (UNHCHR) zur Menschenrechtssituation zwischen dem 01.08.22 und dem 31.01.23 wird die Lage in der Ukraine als anhaltend schwerwiegend mit einer Vielzahl an dokumentierten Menschenrechtsverletzungen bezeichnet. Im Beobachtungszeitraum seien 1.605 getötete und 4.382 verletzte Zivilpersonen durch das Kriegsgeschehen registriert worden, vielfach durch den Einsatz explosiver Waffen. Die Gesamtzahl an zivilen Opfern liege mutmaßlich noch viel höher. 21 Zivilpersonen seien durch gezielte Angriffe bzw. Hinrichtungen seitens russischer Streitkräfte getötet worden. In 214 dokumentierten Fällen sei es zu gewaltsamen Entführungen bzw. willkürlichen Verhaftungen von Zivilpersonen in den unter russischer Kontrolle stehenden Gebieten der Ukraine gekommen. In den von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebieten seien 91 entsprechende dokumentierte Fälle bekannt geworden, überwiegend im Kontext eines Verdachts der Zusammenarbeit mit bzw. Unterstützung von russischen Streitkräften. Anlass zu Sorge gebe zudem die Situation von Kindern im Zusammenhang mit Berichten und dokumentierten Fällen über Folter, Misshandlungen und Entführungen von Minderjährigen. Laut Angaben des UNHCHR-Berichts seien im Untersuchungszeitraum zudem 107 medizinische Einrichtungen sowie 179 Bildungseinrichtungen beschädigt oder zerstört worden. Entwicklung des Kriegsgeschehens Raketen- und Luftangriffe durch russische Streitkräfte wurden laut Angaben des ukrainischen Generalstabs am 02.04.23 in den Gebieten Cherson, Saporischschja, Donezk, Luhansk, Charkiw und Sumy gemeldet. In der Stadt Kostjantyniwka im Gebiet Donezk wurden am 02.04.23 laut ukrainischen Angaben durch Beschuss von Wohngebäuden sechs Zivilpersonen getötet und 15 weitere verletzt. In den Regionen Cherson und Sumy kamen laut Angaben der jeweiligen regionalen ukrainischen Militärverwaltungen am selben Tag eine bzw. zwei Zivilpersonen ums Leben. Venezuela Tötung des Bandenchefs El Conejo bei Sicherheitsoperation, Festnahme Bürgermeister Las Tejerías Bereits am 23.03.23 ist der Bandenchef Carlos Enrique Gómez Rodríguez, alias El Conejo, im Rahmen einer Operation der staatlichen Sicherheitskräfte laut Innenminister Ceballos in Irapa, Bundesstaat Sucre, getötet worden. El Conejo war Anführer einer kriminellen Gruppierung in Las Tejerías im Bundesstaat Aragua, die für Erpressungs- und Tötungsdelikte, aber auch Entführungen in der Gegend verantwortlich sei. Daneben verteilte eine 9
von El Conejo geleitete Stiftung (Pies Delcalzos Fundación) laut Insight Crime aber auch staatlich subventionierte CLAP-Lebensmitteltüten und organisierte soziale Aktivitäten für Jugendliche, die mitunter gleichzeitig Rekrutierungszwecken dienten. Aufgrund von Beziehungen zu dem lokalen Bürgermeister der Gemeinde Santos Michelena (Las Tejerías), Pedro Hernández (PSUV), habe El Conejo jedoch straffrei beträchtlichen Einfluss in der Gemeinde ausüben können. Im Zuge der Anti-Korruptionsermittlungen ist am 18.03.23 auch Hernández wegen mutmaßlicher Korruption und Verbindungen zur Bande von El Conejo festgenommen worden. Korruption: Ermittlungen gegen CVG und Sidor, weitere Festnahmen Bei weiteren Ermittlungen wegen Korruption, diesmal in Zusammenhang mit dem staatlichen Metallkonglomerat Corporacion Venezolana de Guayana (CVG) einschließlich der Tochtergesellschaft des Stahlherstellers Sidor, sind laut Angaben von Generalstaatsanwalt Saab vom 02.04.23 neun Personen festgenommen worden, darunter die Präsidenten von CVG und Sidor. Offiziellen Angaben vom 03.04.23 zufolge beläuft sich die Gesamtzahl der seit 17.03.23 im Rahmen einer umfassenden Anti-Korruptions-Operation mit Ermittlungen gegen mehrere Staatsbetriebe festgenommenen Staatsbeamten und Geschäftsleute damit auf 44 Personen. Benzinknappheit im Landesinneren stark gestiegen In den vergangenen Wochen häuften sich Medienberichte über wieder weit verbreitete Probleme bei der Kraftstoffversorgung im Land abseits großer Städte, wie Caracas, Maracaibo und Valencia. Insbesondere ländliche und landwirtschaftliche Gebiete im Landesinneren seien betroffen. Von langen Schlangen an Tankstellen mit erheblichen Wartezeiten wird u.a. besonders aus einigen Gegenden in den Bundesstaaten Mérida, Táchira und Zulia sowie Bolívar oder der Insel Margarita berichtet. Gruppe 62 - Informationszentrum Asyl und Migration Briefing Notes BN-Redaktion@bamf.bund.de 10
Sie können auch lesen