AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT JAPAN - WKO
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2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Tokio Wirtschaftsdelegierter Dr. Ingomar Lochschmidt AußenwirtschaftsCenter Tokio T +81-3-3403-1777 E tokio@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/jp HEAD OFFICE Mag. Clemens Machal T +43-5-90900-4353 E aussenwirtschaft.asien@wko.at fb.com/aussenwirtschaft twitter.com/AustriaInJapan linkedIn.com/company/aussenwirtschaft-austria youtube.com/aussenwirtschaft flickr.com/aussenwirtschaftaustria www.austria-ist-ueberall.at Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfältigung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. Die Wiedergabe mit Quellenangabe ist vorbehaltlich anderslautender Bestimmungen gestattet. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ausgeschlossen ist. Darüber hinaus ist jede gewerbliche Nutzung dieses Werkes der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. © AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA DER WKÖ Offenlegung nach § 25 Mediengesetz i.d.g.F. Herausgeber, Medieninhaber (Verleger) und Hersteller: WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien Redaktion: AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER TOKIO, T + 81 3 3403 1777 E tokio@wko.at, W wko.at/aussenwirtschaft/jp Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
3 AUSSENWIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT JAPAN (1. Halbjahr 2019) ● Japans Wirtschaft wächst im ersten Halbjahr (noch?) deutlich ● Regierungsumbildung – Verfassungsänderung in Abes letzten zwei Amtsjahren? ● Mehrwertsteuererhöhung von 8% auf 10% ● Japanische Nationalbank bremst beim Neuankauf von Staatsanleihen ● Neues Freihandelsabkommen bringt weitere Exporterfolge für EU-Exporteure ● Österreichs Exporte nach Japan steigen im ersten Halbjahr 2019 deutlich um +6,4% ● Hoch aktive bilaterale Dienstleistungsbilanz expandiert weiter, Zahl japanischer Touristen in Österreich steigt wieder Wirtschaftskennzahlen 2017 2018 2019 Prognose 2020 Bruttoinlandsprodukt nominell in USD Mrd. 4.861 4.970 5.145 5.271 Bruttoinlandsprodukt nominell in JPY Billionen 545 549 557 568 Bruttoinlandsprodukt/Kopf in USD 41.722 42.568 44.031 45.203 Bevölkerung in Mio. 127,5 127,2 126,9 126,5 Reales Wirtschaftswachstum in % 1,9 0,8 1.0 0,4 Inflationsrate in % 1,1 0,3 1,5 1,1 Arbeitslosenrate in % 2,8 2,4 2,4 2,3 Wechselkurs Japanischer Yen (JPY) zu Euro; EUR 1 = JPY 135,1 125,6 121,1 124.8 Warenexporte Japans in USD Mrd. 688,6 735,8 711,4 720,4 Warenimporte Japans in USD Mrd. 644,8 724,5 726,9 734,9 Wirtschaftsleistung Japans, Weltwertung 3 3 3 3 Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2018 Veränderung in % 2017 Österreichische Warenexporte in EUR Mio. 1.529 +10,7 1.382 Österreichische Warenimporte in EUR Mio. 2,240 +8,8 2.149,1 2018 2017 Österreichische Dienstleistungsexporte, EUR Mio. 302 +27,4 237 Österreichische Dienstleistungsimporte, EUR Mio. 148 +28,7 115 Österreichische Direktinvestitionen in JP, EUR Mio. 153 Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen in JP 930 Direktinvestitionen aus JP in AT, EUR Mio. 2.530 Beschäftigte in AT bei Direktinvestitionen aus JP 5.264 Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich, weltweit 19. Rang (nach Russland und Schweden, vor Südkorea und der Türkei) in Übersee 3. Rang (nach USA und China, vor Südkorea) Quellen: Statistik Austria, Japanische Nationalbank, Weltbank, ÖNB, Economist Intelligence Unit Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
4 1. Wirtschaftslage Wachstum Überraschend gut kann man das Wirtschaftswachstum Japans im momentanen 2019 bisher globalen Umfeld bezeichnen. Das ursprünglich von der Regierung für 2019 mit 1,8% gut prognostizierte Wachstum musste zwar auf aktuell 1,3% gekürzt werden, in Anbetracht der schwächelnden Exporte – die Trump‘sche Handelspolitik gegenüber China und der Politstreit mit Korea zeigen Nebenwirkungen – ist aber auch das beträchtlich. Konjunkturmotoren waren zuletzt der private Konsum sowie zu einem etwas geringeren Teil auch Kapitalausgaben und staatliche Investitionen. Abschwung zu Trotzdem mag unter den Wirtschaftsbeobachtern wie auch den Unternehmern selbst erwarten? kein Optimismus aufkommen - eine Verringerung der Wachstumsraten ist zu erwarten. Stimmung in Der wichtigste japanische Stimmungsbarometer in der Industrie, der sog. Tankan- der Industrie Report, zeigt in der aktuellen Septemberbefragung deutlich nach unten, besonders sackt ab stark ist dies in der Elektronik- und Autoindustrie zu sehen. Hier fielen die Zahlen auf den tiefsten Stand seit 2013. Etwas besser ist die Stimmung noch im Handel und Dienstleistungsbereich, auch dort verdichten sich jedoch die Regenwolken. Vorziehkäufe Die bisher stark verlaufenden privaten Konsumausgaben sind vermutlich weniger auf aufgrund eine erhöhte Kaufkraft oder zuversichtliche Zukunftserwartungen der Konsumenten einer zurückzuführen, sondern zumindest teilweise auf Vorziehkäufe vor der Mehrwertsteu Mehrwertsteuererhöhung vom 1.Oktober um zwei Prozentpunkte (siehe dazu mehr erhöhung? unten). Aufgrund der dramatischen Erfahrungen bei der letzten Mehrwertsteuererhöhung 2014 von fünf auf acht Prozent (starke Vorziehkäufe und signifikanter Nachfrageabschwung nach der Erhöhung) hat die Regierung eine Reihe von Abfederungsmechanismen ins Leben gerufen. Japanische Wirtschaftsforscher legen nun auch ein besonderes Augenmerk auf entsprechende Indikatoren, und die meisten geben leichte Entwarnung: die Effekte sollen dieses Mal nicht so signifikant ausfallen. Roboter und Automatisie- Auch die Kapitalinvestitionen haben positiv überrascht. Ein Abschwung bei rung als Kapitalinvestitionen wäre nicht unlogisch gewesen - die weltweite Krisenstimmung Haupttreiber gepaart mit dem Handelskrieg der USA gegen China, der deutliche Nebenwirkungen in für Industrie- Japan zeigt; mit den jüngst dramatisch angestiegenen Spannungen zwischen Japan und investitionen Südkorea; und der langfristig negativ wirkenden Bevölkerungsabnahme/Überalterung bleiben hoch (=Konsumrückgang) in Japan haben alle darauf hingewiesen. Eine Analyse der Kapitalinvestitionen der letzten Monate hat aber ergeben, dass gerade die Bevölkerungsabnahme/Überalterung und der entstehende Arbeitskräftemangel der Haupttreiber für Investitionen in Automatisierung war. Japan hinkt diesbezüglich noch hinter vielen OECD Ländern, auch Korea und Singapur, hinterher, sodass mit weiteren Automatisierungsinvestitionen in den nächsten Jahren zu rechnen ist. Globale und regionale Neben den auch in Europa gut bekannten Spannungen der USA mit China steckt Japan Spannungen derzeit selbst in einem sich verstärkt auf die Wirtschaft auswirkenden Streit mit dämpfen Südkorea. Die Industrie beider Länder ist über einen jahrzehntelang gut Aussichten funktionierenden, arbeitsteiligen Produktionsprozess tief ineinander verzahnt und eigentlich voneinander abhängig – was Politiker beider Staaten selten zugeben. Der Streit ist ein Wiederaufleben der Diskussion um die Kriegsverbrechen Japans in der Jahrzehnte- Besetzung Koreas vor und während des Zweiten Weltkrieges – die Wunden aus dem langer zweiten Weltkrieg scheinen im Verhältnis dieser beiden Länder noch immer nicht Konflikt mit überwunden. Auslöser für die aktuellen Spannungen war wieder einmal die seinerzeit Südkorea erfolgte Misshandlung und Zwangsverpflichtung zur Prostitution koreanischer Frauen wieder in japanischen Armeebordellen. Japans Regierung und Teile der Öffentlichkeit reagiere aufgeflammt, traditionell sehr empfindlich auf jede Erwähnung dieser, im Deutschen als „Trostfrauen“ bezeichneten, Opfer. Zuletzt hat ein koreanisches Gericht mehrere Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
5 Wirtschafts- japanische Unternehmen zu Reparationszahlungen verpflichtet, aus Japans Sicht sanktionen unzulässig, weil mit der Einrichtung eines milliardenschweren Fonds um die Jahrtausendwende alle Probleme aus dem zweiten Weltkrieg abgehakt seien. In Trump’scher Manier musste vor allem die am Streit recht unbeteiligte Wirtschaft für Sanktionen und Gegensanktionen herhalten. Die Eskalation hat inzwischen dazu geführt, dass sich Japan und Südkorea gegenseitig zahlreiche Handelserleichterungen, Kooperationen und Sondergenehmigungen entzogen haben, sodass nun japanische und koreanische Firmen teilweise nicht mehr oder nur unter großen Umständen bestimmte Technologien, Rohstoffe oder elektronische Bauteile voneinander beziehen können. Jüngstes konkretes Beispiel sind die japanischen Autobauer, die gerade angefangen haben, in Korea hergestellte Nieten und Bolzen zu horten, weil hier Engpässe Premier Abe abzusehen sind. geht in seine letzten zwei Innerhalb Japans hat Premierminister Abe seine letzten zwei Jahre mit einer Jahre umfassenden Kabinettsumstellung begonnen. Abe, der seit 2012 die Regierung anführt und damit längst dienender Premierminister der jüngeren Vergangenheit ist, hat unter dem Motto „Stabilität und Herausforderungen“ zwei wesentliche Schlüsselfiguren (Taro Aso und Yoshihide Suga als Finanzminister bzw. Generalsekretär des Kabinetts) belassen, sonst aber praktisch alle wesentlichen Ministerien neu vergeben. Er scheint dabei vorwiegend auf eng Vertraute zu setzen, mit denen er sein großes Anliegen, eine Umfassende Verfassungsreform zumindest einzuleiten, angehen kann. Es geht dabei hauptsächlich Regierungs- um die nachträgliche Sanktionierung der in Art. 9 der Verfassung eigentlich verbotenen umbildung um (seit Jahrzehnten bestehenden und aufgerüsteten) Streitkräfte und die rechtliche Verfassungs- Ermächtigung, das Militär auch in internationalen Konflikten an der Seite der USA änderung einsetzen zu können. Mehr als zwei Drittel der neuen Minister sind zum ersten Mal einzuleiten? Kabinettsmitglieder, besondere Hoffnungen liegen auf Junichiro Koizumi, Sohn des früheren und sehr beliebten Premierministers Koizumi, und mit 38 Jahren der jüngste Minister. Abe setzt ihn auf den Posten des Umweltministers, vielleicht eine Ausgangsposition für einen späteren Aufstieg zum Premier. Motegi als neuer Börse Außenminister hat sich vor allem als Chefverhandler des transatlantischen uneinheitlich Freihandelsabkommens (TPP 11, nach Ausstieg der USA) einen starken Namen gemacht. Der wichtigste japanischen Börsenindex Nikkei bewegte sich entsprechend den blassen Wachstumsaussichten bis Ende August nach unten – vom 27-Jahreshoch 24.270 im Japans November 2018 auf etwas über 20.000. Seitdem weltweit die Zentralbanken aber wieder öffentlicher die Leitzinsen nach unten korrigieren, hat auch die japanische Börse wieder an Fahrt Haushalt gewonnen und liegt derzeit bei knapp 22.000. schön geredet? Trotz der jüngsten Erhöhung der Verbrauchssteuer wird Japans Schuldenberg dadurch kaum geringer. Im Frühjahr 2019 haben die Gesamtschulden trotz steigenden BIPs die Grenze von 250% der Wirtschaftsleistung durchstoßen (zur Erinnerung das Maastricht- Kriterium von 60%...). Japan steht mit über EUR 10 Billionen (sic!) in der Kreide. Weiterhin Trotzdem ist eine landesweite Wirtschafts- oder Versorgungskrise weit und breit nicht warten auszumachen. Die Betriebe verdienen nach wie vor ausgezeichnet, über EUR 2 Billionen gewaltige (sic!) sind allein als zurückbehaltene Gewinne in den börsennotierenden Unternehmen Aufgaben gelagert. (Wir enthalten uns des hier vielleicht erwarteten Kommentars zu den japanischen Gewerkschaften.) Die seit 2012 herrschende Wirtschaftspolitik Abes hat zweifellos zu deutlich höheren Steuereinnahmen geführt – ca. EUR 520 Mrd. werden diese 2019 bringen, über EUR 160 Mrd. mehr als noch in 2012. Ein ausgeglichenes Primärbudget (also vor Schuldenzahlung), wie von der Regierung halbherzig anfixiert, scheint in weiter Entfernung und wird auch offiziell aktuell „frühestens für 2025“ Zinserhöhung erwartet. Im Einklang damit stehen die geringer gewordenen Ausgaben von hätte Staatsanleihen (von EUR 370 Mrd. 2012 auf ca. EUR 272 Mrd. in 2019), die steigende katastrophale Anzahl von Beschäftigten und die geringste Arbeitslosenrate seit 27 Jahren. Auswirkungen auf Budget Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
6 Eine Zinserhöhung der Nationalbank im größeren Ausmaß hätte bei diesem Schuldenstand katastrophale Auswirkungen auf das Budget. Die ca. EUR 8,7 Billionen Schulden der japanischen Regierung liegen als Schuldverschreibungen zwar großteils bei inländischen institutionellen Investoren wie Pensionsversicherungen, es wäre also keine internationale Krise zu befürchten. Die Belastungen für das jährliche Budget engen aber selbst bei niedrigsten Zinsen wie derzeit den politischen Nationalbank Gestaltungsspielraum schon stark ein. Ein Alternativplan der Regierung im Falle einer versucht die Zinserhöhung ist jedenfalls weit und breit nicht in Sicht, und Japans Bevölkerung Anleihezinsen scheint ihrer Regierung und den Institutionen derzeit auch blind zu vertrauen, durch die zu retten Investition in japanische Schuldverschreibungen das Beste für ihre Zukunft zu tun. Trotzdem probt die Nationalbank seit September den Aufstand im Kleinen. Um ein weiteres Absinken der Zinsen (derzeit auch für langfristige Anleihen schon negativ) zu verhindern, hat sie die Käufe japanischer Staatsanleihen stark zurückgefahren und droht sogar mit einem (temporären?) völligen Rückzug aus den Anleihekäufen. Nach 25 Jahren kontinuierlicher und in den letzten sechs Jahren rasant ausgeweiteten Ankäufen war und ist das ein Schock für den Wertpapiermarkt. Mit derzeit ca. EUR 4 Billionen im Portfolio (verfünffacht seit Beginn der „Abenomics“-Wirtschaftspolitik 2012) hält die Was bringt die japanische Nationalbank schon ca. die Hälfte aller japanischen Staatsanleihen. Die jetzt höhere zurückgegangenen Neuankäufe haben zu einem leichten Zinsanstieg geführt. Die Frage Verbrauchs- ist, wie lange kann die Bank die Käufe aussetzen oder zurückfahren und natürlich, was steuer für das passiert mit dem Anleihenberg, den sie schon besitzt? Budget? Die bereits erwähnte Erhöhung der japanischen Mehrwertsteuer („Verbrauchssteuer“ im lokalen Jargon) von acht auf zehn Prozent wurde aufgrund der Schieflage des japanischen Haushalts, des bestehenden Schuldenbergs und der Kostenspirale alternde Bevölkerung – Arbeitskräftemangel – geringere Beiträge zur Sozialversicherung bei gleichzeitig höheren Ausgaben notwendig. Sie war schon vor Jahren parlamentarisch beschlossen worden, dann aber mehrmals kurzfristig verschoben worden. Die Gesamtlast/Mehreinnahmen durch die Erhöhung werden bei ca. JPY 2 Billionen (ca. EUR 16,6 Mrd.) gesehen, etwa ein Viertel im Vergleich zur letzten MWSt-Erhöhung 2014. Der Grund für die wesentlich geringeren Mehreinnahmen liegt in Kompensationsmaßnahmen, wie das ab 2020 kostenlose Vorschuljahr (der Staat bietet derzeit kostenlosen Unterricht während der Schulpflicht) und die Tatsache, dass die Inflationsrate Steuer auf Lebensmittel und viele tägliche Verbrauchsgüter nicht erhöht wurde. weiterhin Dadurch sind gewollt unterschiedliche Gruppen von der Steuererhöhung gering bei unterschiedlich betroffen. Für Eltern mit jungen Kindern könnte die Entlastung sogar 0,5% überwiegen, für kinderlose oder ältere Personen hingegen schlägt die Belastung stärker durch. Demo- Trotz MWSt-Erhöhung wird die Inflation weiter (zu) gering bleiben. Hat die japanische graphische Nationalbank und Regierung auch über Jahre hinweg unisono eine Inflationsrate von 2% Entwicklung propagiert, liegt der tatsächliche Wert (bereinigt) bei knapp 0,5%, der tiefste Stand seit langfristig zwei Jahren. Globale Wirtschaftsschwäche, ein starker Yen, sinkende Ölpreise und schwierig, geringere Telekommunikationspreise verbünden sich derzeit gegen einen Preisanstieg. kurzfristig entkoppeln Eine Art vorübergehende Entkoppelung erlebt Japan derzeit in Bezug auf die sich Bevölke- demographische Veränderung der Bevölkerung und die Zahl der Erwerbstätigen. rung und Erwerbs- Im gesamtdemographischen Bereich gibt es derzeit eigentlich keinen Indikator, der eine tätigkeit positive Einschätzung erlaubt. Seit mehreren Jahren entwickelt sich die Bevölkerung in absoluten Zahlen rückläufig; jedes Jahr verliert das Land damit ca. 400.000 Einwohner. Mit einer Bevölkerung von ca. 126 Mio. ist Japan immer noch unter den Top 15 der bevölkerungsreichsten Staaten der Welt, hat aber seit dem Höchststand von 2010 von 128 Mio. schon zwei Millionen Einwohner verloren. Ein langfristig negativer Ausblick ergibt sich vor allem aus der gleichzeitig zunehmenden Alterung der Bevölkerung. Schon jetzt sind schon über 28% älter als 65 und über 20% alter als 70 Jahre. Mit nur Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
7 Frauen- knapp 12% Kindern unter 14 Jahren liegt Japan diesbezüglich an letzter Stelle aller beschäftigung OECD-Staaten. Die Geburtenrate von nur 1,43% (für 2019 werden erstmals weniger als deutlich 900,000 Geburten im Jahr erwartet) und fast völlig fehlende Einwanderung lassen hier angestiegen, keine wesentliche Änderung erwarten. Arbeitnehmer bleiben Anders die Entwicklung bei den Erwerbstätigen. Durch die Zunahme der länger im Erwerbstätigkeit (einschließlich Teilzeit und prekärer Arbeitsverhältnisse…) bei Frauen Erwerbsleben und längerem Verbleib oder Wiedereinstellungen im höheren Alter bei beiden Geschlechtern erlebte Japan über die letzten sechs Jahre einen Zuwachs von ca. 4 Mio. Erwerbstätigen und hält jetzt bei der Rekordzahl von 66,6 Mio. Hauptgrund ist der starke Anstieg bei der Frauenbeschäftigung. Hier hat es die Regierung Abe wirklich geschafft, Frauen im Alter zwischen 25 und 45 ins Arbeitsleben zurückzubringen – Arbeitslosen- teilweise ein Plus von 50% bei der Beschäftigungsquote gegenüber den Zahlen von rate bei 2,2%, 2000. Der zweite große Beitrag kommt von den älteren Arbeitnehmern. Als beschäftigt Hundert- gemeldet sind 84% und 58% der Männer bzw. Frauen im Alter zwischen 60 und 65, 59% tausende bzw. 37% der 65 bis 70-Jährigen und immer noch 39% bzw. 23% der 70 bis 75-Jährigen. Stellen im IT und Nicht zuletzt ist es natürlich auch der überhitzte Arbeitsmarkt, der obige Erwerbszahlen Pflegebereich beschert. Die im Industriebereich gedämpfte Stimmung hat dem Bedarf an unbesetzt Arbeitsplätzen noch keinen Abbruch erteilt. Sowohl die Arbeitslosenrate (2,2%) als auch die Rate offener Stellen (1,59 offene Stellen auf jeden Arbeitssuchenden bei den Arbeitsämtern) sind Rekordwerte, die zuletzt inmitten der Bubble-Zeiten der 80er Jahre Abhilfe durch erreicht wurden. Besonders gesucht werden derzeit Pflegepersonal, Verkaufspersonal, erstmaliges Restaurantmitarbeiter, IT-Fachkräfte, Zivil-, Elektro- und Maschineningenieure sowie Gastarbeiter- Bauarbeiter. Im IT-Bereich kommen auf einen Arbeitssuchenden fast 10 offene Stellen, programm beim Pflegepersonal sind allein derzeit über 170.000 offene Stellen gemeldet. fraglich Abhilfe verschaffen sollte dem Arbeitskräftemangel eine wahre politische Revolution, nämlich die Einführung eines Gastarbeitervisums. Ein zumindest rhetorischer Tabubruch mit der Vergangenheit, der von Politikern entsprechend kleingeredet wurde. Im April 2019 wurde das Visum eingeführt, bis 2025 sollten eine halbe Million Gastarbeiter Arbeitskräfte in bestimmten Industrien für eine Verbesserung der Situation sorgen. Die ersten Zahlen nach einem halben Jahr Erfahrung zeigen schon, dass der Olympische Ansturm ausgeblieben ist. Weniger als 400 derartige Gastarbeiter-Visa wurden bisher und Para- ausgestellt, und die Mehrheit davon an Personen, die sich bereits mit anderem lympische Aufenthaltstitel in Japan aufgehalten hatten. Das nächste Jahr wird zeigen, ob die Spiele 2020 Maßnahme insgesamt ein Flop war oder nur noch nicht bekannt genug ist. im Plan Japans Infrastruktur- und Sicherheitsnetze „üben“ im Herbst 2019 recht erfolgreich mit der im Land ausgetragenen Rugby-Weltmeisterschaft für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2020. Die neuen Sportstätten für 2020 sind zum größten Teil fertig oder in der letzten Bauphase. Auch die Orte für Österreich-Häuser bei den Olympischen bzw. Paralympischen Sommerspielen sind nun bestätigt: für beide Veranstaltungen konnten Top-Locations durch das ÖOC bzw. ÖPC fixiert werden. Sie werden eine ausgezeichnete Möglichkeit für die österreichische Wirtschaft darstellen, sich bei ihren japanischen Geschäftspartnern und Kunden in einer Form und einem Rahmen zu präsentieren, wie sie nur bei diesen sportlichen Großereignisse möglich ist. Kopfzerbrechen bereiten den Olympia-Organisatoren im Moment die benötigten Tausenden Arbeitskräfte für verschiedenste Bereiche. Während die Rekrutierung von Expo Osaka Zigtausenden Freiwilligen für Aushilfsarbeiten während der Spiele gesichert scheint, 2025 am wird derzeit etwa fieberhaft nach Sicherheitskräften (geschätzter Bedarf: 60.000 Horizont Personen) gesucht, andererseits aber auch auf den umfangreichen Einsatz etwa von Gesichtserkennungssoftware gesetzt. Die Olympischen Sommerspiele Tokio 2020 werden nicht die letzte Großveranstaltung in Japan sein. Osaka, Zentrum der zweiten großen Wirtschaftsregion Japans, des Kansai- Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
8 Bald schon Gebietes (Großraum Osaka –Kyoto – Kobe), hat ja den Zuschlag für die Weltausstellung Mega-Kasinos 2025 erhalten, was Ausgangspunkt für einen neuen Investitionsboom in der gesamten in Japan? Region werden kann. Eine solche massive Investition soll auch dazu führen, dass die Region eines der neuen Glückspielzentren Japans wird. Die Regierungspartei hat ihre solide Parlamentsmehrheit 2018 ja dafür genützt, Spielcasinos im Prinzip zu genehmigen. Heuer noch sollen die detaillierten Verordnungen zur Lizenzvergabe fertiggestellt und im Frühjahr 2020 die ersten drei Lizenzen vergeben werden. Casinos sollen nur innerhalb großer, „integrierter Ressortanlagen“ betrieben werden – diese sollen den ohnehin schon boomenden Incoming-Tourismus weiter ankurbeln. Die bisher Gewinne der durchgesickerten Details wie mindestens 2.000 Hotelzimmer und Veranstaltungsräume Unternehmen für 6.000 Personen verdeutlichen, dass es sich um stadtverändernde Mega- sinken leicht, Investitionen mit jeweils ca. EUR 10 Mrd. Investitionskosten handelt. Neben Osaka Rücklagen auf dürften Hokkaido, Yokohama, Okinawa und Nagasaki gute Chancen haben. Interesse neuem gezeigt haben auch Tokyo, Wakayama, Nagoya und Chiba. Rekordniveau Die japanischen Unternehmen schreiben trotz des weltwirtschaftlichen Gegenwinds noch gute Gewinne. Ein Abschwung gegenüber dem sehr guten Jahr 2018 hat zwar Freude vor eingesetzt, im Schnitt sanken die Gewinne im zweiten Quartal April bis Juni um ca. 12% allem für im Jahresvergleich. Der Rückgang hatte Großunternehmen stärker getroffen, KMUs Aktionäre hingegen konnten sogar noch einmal ca. 4% zulegen, was sicher der guten Inlandsnachfrage geschuldet ist. Weiter zugenommen haben auch die Kapitalreserven der Unternehmen. Über EUR 3,9 Billionen bedeuten ein 7-Jahreshoch und wecken Exporte und Begehrlichkeiten in der Wirtschaftspolitik. Steuerpläne der Partei des Premierministers Importe wollen dieses Kapitalpolster bewegen, nicht durch Strafzahlungen, sondern rückläufig, Steuergutschriften bei Investitionen in andere Firmen (Übernahmen) oder Startups. Einkommen Bisher flossen die Gelder vor allem in den Aktienrückkauf, der heuer erstmals die JPY aus Auslands- 10 Billionen (= ca. EUR 85 Mrd.) überschreiten soll. investitionen bleiben stabil Ob dies in der gegenwärtigen globalen Wirtschaftslage genug ist, um die japanischen und hoch. Unternehmen zu massiven Investitionen zu bewegen, bleibt abzuwarten. Die Volkswirtschaften einiger wichtiger Handelspartner, allen voran China, zeigen eine Abkühlung, was sich unmittelbar auf die japanischen Exporte auswirkt. Exporte nach Asien und China schwächeln, die besseren Zahlen für Exporte nach Europa retten derzeit nicht das Gesamtbild. Die Exportzahlen für August zeigen das neunte Monat in Folge nach unten, im Jahresvergleich standen minus 8% (ca. EUR 1,1 Mrd.) vor der Warenbilanz. Der Trend des ersten und zweiten Quartals 2019 setzt sich also fort, die ebenfalls rückläufigen Importe genügen nicht für eine ausgeglichene Warenbilanz. Die Leistungsbilanz, die die Einnahmen aus dem Tourismus, anderen Dienstleistungen und Rückflüssen japanischer Tochterfirmen im Ausland inkludiert, bleibt weiterhin deutlich positiv und liegt im ersten Halbjahr 2019 bei ca. EUR 87 Mrd. (minus 4,2% im Jahresvergleich). ● 2. Besondere Entwicklungen Japan hat Für das traditionsbewusste Japan war 2019 vor allem geprägt durch die Abdankung von einen neuen Kaiser Akihito und die Thronbesteigung durch seinen Sohn Naruhito. Akihito ist der Kaiser, das erste japanische Kaiser der letzten mehreren hundert Jahre, der vor seinem Tod den Reiwa- Thron verlässt. Mit dem Kaiserwechsel beginnt in der klassischen japanischen Zeitalter Zeitrechnung auch eine neue Epoche, die von der Regierung offiziell „REIWA“ benannt beginnt wurde (nicht ganz eindeutig, aber übersetzbar als „schöne Harmonie“). 2019 ist damit in Japan auch das Jahr „Reiwa 1“. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
9 Verwüstung Mitte Oktober trifft der bisher stärkste Typhoon in Jahrzehnten namens Hagibis auf durch Taifun Japan und hinterlässt trotz umfangreicher Präventivmaßnahmen nicht nur großen Hagibis Sachschaden in weiten Teilen des Landes, sondern auch über 70 Tote sind zu beklagen. Freihandel Das EU-Japan-Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (Economic Partnership mit Japan! Agreement, EPA) mit einem umfassenden Freihandelsabkommen im Zentrum ist am 1. Feber 2019 in Kraft getreten. Für 97% aller europäischen Produkte hieß es ab 97% unserer Inkrafttreten (oder einem stufenweisen Abbau über die nächsten Jahre) zollfrei nach Lieferungen Japan exportieren zu können. Die gemeinsame Freihandelszone betrifft über 600 Mio. zollfrei! Menschen, ist das für die EU größte jemals abgeschlossene Abkommen und betrifft ca. ein Drittel des Welt-BIP. Der Zollabbau soll europäischen Exporteuren ca. EUR 1 Milliarde pro Jahr sparen. Marktöffnung nicht nur für Neben großen Zugeständnissen im Bereich landwirtschaftlicher Produkte, unsere Nahrungsmittel und Getränke sowie Textilien, Kleidung und Lederwaren wurden Landwirt- Verbesserungen auch beim öffentlichen Beschaffungswesen und Zugangshürden schaft und erreicht. Im Automotivbereich konnten längere Übergangszeiten für Lebensmittel Zollerleichterungen japanischer Produkte herausverhandelt werden (zumeist 7 Jahre). Umsetzungshürden – vor allem die Bestimmungen zur Ursprungskennzeichnung – konnten inzwischen von den meisten österreichischen Firmen genommen werden. Zusätzliche Vereinfachungen und Digitalisierungen traten/treten schrittweise mit 1. Landwirt- August und 1. Dezember 2019 in Kraft. schaftliche Produkte und Ersten statistischen Erhebungen der EU zu den landwirtschaftlichen Exporten im Getränke Zeitraum Februar bis Juli entnehmen wir eine durchwegs erfreuliche Zwischenbilanz – profitieren ein Plus von über 20% über alle Produkte mit besonders starken Steigerungen bei großen Positionen wie Wein (+21% auf EUR 500 Mio.), andere Getränke (+31% auf EUR 269 Mio.), Getreidemischungen (+580% auf EUR 21 Mio.) oder gar Tabakwaren (+83% auf DBA fördert EUR 700 Mio.). Technologie- transfer Weitere aktuell abgeschlossene Verträge betreffen das im Herbst 2018 in Kraft getretene neue Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Österreich und Japan, vor Freier allem mit deutlichen Senkungen/Entfall von Steuern auf Dividenden aus Datenverkehr Firmenbeteiligungen, Zahlung aus Lizenzverträgen und Zinszahlungen, sowie das EU-Japan Äquivalenzabkommen zur Datensicherheit zwischen der EU und Japan. Letzteres trat im Sommer 2019 in Kraft und ermöglicht den einfacheren Datenfluss zwischen in der Japan gibt EU und in Japan befindlichen Unternehmenseinheiten von Firmen etc. US-Firmen nun einige Der Konkurrenzvorteil, den EU-Firmen in der letzten Zeit gegenüber US-Produzenten Zugeständ- durch den Ausstieg von US-Präsident Trump aus dem TPP-Abkommen hatten, wird nisse, die durch die jüngste Einigung Japans mit den USA auf ein bilaterales Handelsabkommen Präsident nur teilweise wieder ausgeglichen. Die sich von den USA nun in Japan geholten Trump 2016 Handelsvergünstigungen stehen zwar nicht im Einklang mit den völkerrechtlichen vergeben hat Verpflichtungen beider Länder (das geltende WTO-Abkommen erlaubt Handelsvergünstigungen außerhalb der Meistbegünstigungsklausel nur im Rahmen umfassender, nicht auch punktueller Freihandelsabkommen), aber allem geltenden Recht zum Trotz ist davon auszugehen, dass die den USA gewährten Zugeständnisse im landwirtschaftlichen Bereich (ca. EUR 6,5 Mrd. Erleichterungen inkl. einigen für Europa wichtigen Gruppen wie Fleisch und Wein) im Laufe des Jahres 2020 in Kraft treten werden. Amerikanisches Fleisch wird damit wieder mit den gleichen niedrigeren Zöllen belastet werden wie Fleisch aus der EU und den TPP-Ländern, und auch bei Wein wird unser Zollvorteil geringer. Da die Zugeständnisse aber eben sehr punktuell sind, bleibt beim Großteil unserer Exporte der Zollvorteil für unsere Firmen bestehen. Japan hat sich auch insofern durchgesetzt, als es in keinem Fall den USA mehr Zugeständnisse Datenverkehr gemacht als der EU. und Online- handel mit Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
10 USA ebenfalls Auch die genauen Bestimmungen im zweiten Abkommen zwischen den USA und Japan geregelt betreffend den Datenverkehr und die kolportierte Nicht-Besteuerung von Internet- Unternehmen werden von den EU-Behörden genau analysiert werden müssen, und Auswirkungen auf das jüngste EU-Japan-Datenverkehrsabkommen und die laufenden Verhandlungen im Rahmen der WTO können nicht ausgeschlossen werden. Die USA haben Japan in diesem bilateralen Akt kaum Vergünstigungen zugestanden, allein die weitere zumindest temporäre Verhinderung weiterer zusätzlicher Zölle auf Nervosität japanische Autos und Autoteile in den USA musste die Regierung Abe als Erfolg im zum BREXIT eigenen Land verkaufen. steigt Während die britische Regierung auf Last-Minute-Verhandlungen setzt, steigt unter Japans Firmen die Nervosität vor dem neuen BREXIT-Datum 31. Oktober 2019. Sie haben auch allen Grund zur Beunruhigung - nur in den USA haben japanischen Firmen noch mehr investiert hat als im Vereinigten Königreich (schätzungsweise EUR 135 Mrd.). Japanische Neuinvestitionen im UK sind schon vor zwei Jahren praktisch eingestellt Akira Yoshino worden, viele haben nun bereits Zweigniederlassungen in anderen EU-Ländern gewinnt gegründet oder aufgestockt. Nobelpreis in Chemie Wieder zeigt das starke Forschungsengagement japanischer Großkonzerne seine Stärke. Der jüngste Chemie-Nobelpreisträger Akira Yoshino des Chemiekonzerns Asahi Kasei ist der Vater der Lithium-Ionen-Batterien, die es erst ermöglicht haben, dass wir wirklich mobile Telefone mit sicheren, leistungsstarken Batterien verwenden können. Schon die letzten beiden Chemienobelpreisträger Japans haben ihre bahnbrechenden Erfindungen in der privaten Forschung erzielt. ● 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Exporte 2018 Japan hat im Gesamtjahr 2018 Waren aus Österreich im neuen Rekordwert von über stark JPY 206 Mrd. eingeführt, das sind über 15% mehr als im Jahr davor, zum derzeitigen gestiegen, Kurs über EUR 1,66 Mrd. Unser jährliches Handelsvolumen geht damit in Richtung 4 fast 4 Mrd. Mrd.-Euro-Grenze bei weiterhin steigender Tendenz, nicht zuletzt dank des neuen Handels- Freihandelsabkommens. Nach österreichischer Exportstatistik haben unsere Firmen volumen 2018 Waren im Wert von 1,529 Mrd. Euro direkt nach Japan geliefert, dies sind um fast 11% mehr als noch im Jahr davor. Exporte auch Dieser positive Trend scheint sich 2019 fortzusetzen, zumindest das erste Halbjahr im 1. Halbjahr stimmt sehr positiv. Über alle Warengruppen hinweg sind die Direktexporte Österreichs stark bis Juni 2019 um ca. 6,4% gestiegen (auf über EUR 800 Mio.), die Importe aus Japan leicht gesunken (-0,5%). Autos, Prüf- Unter den wertmäßig wichtigen Warengruppen österreichischer Ausfuhren besonders instrumente, zulegen konnten im ersten Halbjahr 2019 Kraftfahrzeuge (+19% auf EUR 212 Mio.), Holz Holzprodukte und Holzprodukte (+8,6% auf EUR 101 Mio.), Mess- und Prüfinstrumente (+28,4% auf etc. legen EUR 55 Mio.), pharmazeutische Erzeugnisse (+17% auf EUR 39,6 Mio.), elektrische weiter zu Maschinen (+16,9% auf EUR 30 Mio.) und Fleisch (+66% auf EUR 22 Mio.). Japan bleibt damit nach China mit großem Abstand unser zweitwichtigster Wirtschafts- partner in Asien. In der Hitparade der österreichischen Exportmärkte in Übersee liegen nur die USA und China vor Japan. Mercedes G Der starke Trend bei Autoimporteuren aus Österreich liegt großteils wohl an der und Supra Beliebtheit der Mercedes G-Klasse in Japan. Nun wird aber auch ein japanisches Auto der Spitzenklasse in Österreich gefertigt: der neue Toyota Supra läuft ebenfalls in Graz vom Band. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
11 Heimisches Die Steigerung bei Holzprodukten spiegelt den hohen Bedarf im Bauwesen und bei der Holz im Bau, Verwendung hochwertiger Panelplatten wieder. Bei Fleisch dominieren nach wie vor Fleisch auf unsere Schweinefleischexporte; die 2018 erreichte Öffnung des Marktes für Rindfleisch Japans schlägt sich ebenfalls bereits in der Statistik nieder, eine zusätzliche Euromillion im Tellern ersten Halbjahr! Gefragt sind vor allem Rindfleischinnereien, allen voran Rindfleischzunge. Insgesamt haben wir eine höchst gesunde, breite Exportpalette mit über 1360 KMUs österreichischen Japan-Direktexporteuren, davon über 80% KMUs. exportieren Bei den Importen aus Japan zeigt sich keine wesentliche Veränderung in der ersten Importe Jahreshälfte. Die Importe stagnieren bei ca. EUR 1,17 Mrd. Unsere wichtigsten stagnieren Importpositionen sind dabei wenig überraschend PKW, Bagger und Planierraupen, auf hohem Toner (sechsmal so viel wie Drucker selbst!), Akkus, andere Elektrotechnik, Niveau Medizintechnik, Prüf- und Messgeräte, KFZ-Ersatzteile und Zubehör, KFZ-Motoren sowie Motorräder. Hoch aktive Unsere Dienstleistungsbilanz mit Japan ist an und für sich schon sehr hoch, sie Dienstleis- expandiert nun auch nach Jahren der Stagnation auf diesem hohen Niveau wieder tungsbilanz, kräftig. 2018 hat unsere Wirtschaft Dienstleistungen im Wert von EUR 302 Mio. nach Touristenzahl Japan exportiert. Der wichtigste Posten in unserem Dienstleistungsexport nach Japan steigt wieder ist weiterhin der Tourismus: der langsame aber stetige Rückgang der Ankunftszahlen japanischer Touristen in Österreich konnte 2017 bei 208.000 angehalten werden und stieg auch 2018 um 5,7%, auf 221.000 Ankünfte und 457.000 Nächtigungen (+5,8%). 2019 setzt sich dieser erfreuliche Trend fort, in den ersten acht Monaten 2019 konnten wir in Österreich 166.500 Ankünfte (+14,5%) und 335.500 Nächtigungen (+11,8%) aus Japan verzeichnen. Im Sommer Die Wiederaufnahme der 2016 von Lufthansa/Austrian abrupt beendeten direkten zwei, im Flugverbindung zwischen Wien und Tokio war im Mai 2018 zögerlich und im Winter Winter ein neuerlich unterbrochen. Ab Mitte Feber 2019 fliegt nun jedoch die größte japanische Direktflug Fluglinie ANA täglich von Tokyo Haneda direkt nach Wien, im Sommerflugplan dazu Wien – Tokio parallel die Austrian vom – aus Zentrumssicht entfernteren – Flughafen Tokyo Narita täglich aus. Im anlaufenden Winterfahrplan fällt der Austrian-Flug wieder aus. 150 Jahre Die 150 Jahrfeiern zum ersten Freundschafts- und Handelsabkommen zwischen Wirtschafts- Österreich und Japan (1869/2019) 2019 erreichen ihr Ende. Es gab eine Vielzahl von beziehungen Wirtschafts-, Kultur- und politischen Veranstaltungen in beiden Ländern. Der mit Japan “Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen der österreichisch- ungarischen Monarchie und dem Kaiserthume Japan vom 18. October 1869” war ein wichtiger Meilenstein für die vor allem wirtschaftliche Öffnung Japans zum Westen, der über Jahrzehnte einen ungeheuren Einfluss auf Österreicher wie Japaner ausgeübt hat - vom „Japonisme“ Europas und insbesondere unserer Jugendstilkünstler dank der erstmaligen Teilnahme an der Weltausstellung in Wien 1873 über die Einführung vieler moderner Industrietechniken, der Photographie, des Skifahrens u.v.a.m. durch Österreicher in Japan. Begonnen hat das alles mit jenem ersten Freihandelsabkommen unserer beiden Länder, denn etwas Anderes war der erwähnte Vertrag ja nicht. Erst durch den 1. Weltkrieg, bei dem die Soldaten der beiden Länder auf verschiedenen Seiten gekämpft haben, ist diese gedeihliche Zusammenarbeit der Wirtschaft, Kunst und allgemeinen Gesellschaft abrupt zu Ende gegangen. Das neue Wirtschaftspartnerschaftsabkommen zwischen der EU mit Japan kann der lang erwartete Grundstein sein, um diese Beziehungen zwischen Europa und Japan mit dem gleichen Elan zu intensivieren, wie es vor 150 Jahren der Fall war. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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