PROGRAMMZEITUNG - 10 JAHRE KINDERBÜRO COMEBACK DER BUCHBASEL KREATIVITÄT IM STELLWERK

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PROGRAMMZEITUNG - 10 JAHRE KINDERBÜRO COMEBACK DER BUCHBASEL KREATIVITÄT IM STELLWERK
1001 Ausgehtipps | Neu: Kursangebote

ProgrammZeitung
                                                        CHF 6.90 | EUR 5.00

                                         November 2010 | Nr. 256
     Kultur   im Raum Basel

10 Jahre Kinderbüro
Comeback der ‹BuchBasel›
Kreativität im Stellwerk
PROGRAMMZEITUNG - 10 JAHRE KINDERBÜRO COMEBACK DER BUCHBASEL KREATIVITÄT IM STELLWERK
Openair 16.-23. Juli 2011

                                                                                                  ld Annette Pohnert/Carl Hanser Verlag
                                                                                                Bild:
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     Herta Müller
                                                                                                                                                   Im Hof der Kaserne Basel
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                                                                                                                                                   mit Spitzenformationen
                                                                                                                                                   aus der ganzen Welt!

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     Literaturnobelpreisträgerin                                                                                                                   Start Vorverkauf
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                                                                                                                                                   3. Dezember 2010
     spricht über ihren Roman "Atemschaukel".
                                                                                                                                                   Basel Tattoo Shop
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                                                                                                                                                   Tel. +41 61 266 10 00
     Mittwoch, 8. Dezember 2010                                                                                                                    www.baseltattoo.ch
     19.30 Uhr (Abendkasse ab 18.30 Uhr)                                                                                                           Ticketcorner 0900 800 800
     Hans Huber-Saal Stadtcasino, Steinenberg 14, Basel                                                                                            (CHF 1.19/Min. Festnetztarif)
                                                                                                                                                   www.ticketcorner.ch

     Eintritt: CHF 25.-/20.- (Vorverkauf empfohlen!)

              Vorverkauf www.ticketino.com, an allen Ticketino-Vorverkaufsstellen oder beim                                               Hauptsponsoren                                                  Partner
             Kulturhaus Bider & Tanner an der Aeschenvorstadt 2 in Basel, T +41 61 206 99 96,
                                                                    ticket@biderundtanner.ch.

                   Literaturhaus Basel | T +41 61 261 29 50 | www.literaturhaus-basel.ch

                                                                                        92x130_programmzeitung_4c.indd 1                                                                                            15.10.2010 14:29:57

    Jan
                  Garbarek Group
                        GurTu             feat. Tr i l o k
                                                 Jan GarBarek sax
                                  rainer BrüninGhaUS piano/keys                                                                                            Architektur studieren
                                                   Juri Daniel bass                                                                                        in der Region Basel
                                           Trilok GUrTU percussion
              Dienstag, 30.11.10                                                                                                                           Informationsanlass
                                                                                                                                                           Bachelor- und Masterstudiengang
           Stadtcasino Basel 20.00 Uhr
                                                                                                                                                           Mittwoch 24. November 2010, 16:00 – 18:00 Uhr
                                                                                                                                                           Studieninformation und Apéro

    VORVERKAUF: www.allblues.ch • www.ticketcorner.ch                                                                                                      Institut Architektur FHNW
    Die Post, Manor, SBB, Coop City, Au Concert, BaZ, Bivoba, Stadtcasino
    Tel. 0900 800 800 (CHF 1.19/min.)
                                                                                                                                                           Spitalstrasse 8, CH–4056 Basel, 2. OG rechts
    VERANSTALTER: AllBlues Konzert AG und Offbeat Series                                                                                                   Tel +41 61 467 42 72
                                                                                                                                                           www.fhnw.ch/habg/iarch
                                                                                                                                                           architektur.habg@fhnw.ch
PROGRAMMZEITUNG - 10 JAHRE KINDERBÜRO COMEBACK DER BUCHBASEL KREATIVITÄT IM STELLWERK
Kinder zuerst!
dagm a r bru n n e r

Editorial. Soziale Errungenschaften geraten heute zunehmend unter
Druck, der Umgang mit ‹Fremden› ist von Misstrauen begleitet, ‹Multi-                      Hauskultur
kulti› ist längst ein Schimpfwort geworden, Differenzierungen sind kaum        db. Stimmungsvoll und gut besucht war sie, un-
gefragt. Sogar die Kinder- und Jugendförderung muss dran glauben; Mitte        sere Verleihung des PriCülTür 2010 an die Kult-
September hat der Bundesrat den Kredit für die ausserschulische Kinder-        kino-Leiterinnen, wie eine Auswahl Fotos auf
und Jugendarbeit gekürzt. Dagegen hat die Kinderlobby Schweiz protes-          S. 7 zeigt. Die erfrischende Laudatio von Alfred
tiert. Dieser politisch und konfessionell unabhängige Verein setzt sich für    Schlienger finden Sie auf unserer Website.
die Rechte der Kinder in der Schweiz ein. In Basel engagiert sich das Kin-     Kulturpreise wurden oder werden auch andern-
derbüro für deren Anliegen. Seinen 10. Geburtstag feiert es am Tag des         orts vergeben: Georg Darvas (Neues Theater in
Kindes, den die Uno 1989 ins Leben gerufen hat (u S. 14).                      Dornach) erhält vom Kanton Solothurn den
Kinder sind in diesem Heft auch in anderen Artikeln ein Thema, etwa in         ‹Preis für Theater›, Annette Schindler (Plug-in)
den Filmen ‹Nel giardino dei suoni› (u S. 8) und ‹Bal› (u S. 9), im neuen      darf den ‹Prix Meret Oppenheim› vom Bundes-
Familienstück des Theater Basel (u S. 13), an der ‹BuchBasel› und ihren        amt für Kultur in Empfang nehmen, Sabine
Satelliten (u S. 15) oder im Bereich Kunstvermittlung (u S. 20). Ferner sind   Schaschl (Kunsthaus Baselland) wird mit dem
sie im Nellie Nashorn willkommen, das freilich derzeit um sein Profil zu       ‹Ordre des Arts et des Lettres› der Republik
ringen scheint (u S. 12).                                                      Frankreich ausgezeichnet und der Basler Kul-
China beschäftigt die Weltöffentlichkeit in vielerlei Hinsicht, sei es wegen   turpreis geht an Chorleiterin Susanne Würmli-
des Friedensnobelpreises, der Menschenrechtssituation, dem Wirtschafts-        Kollhopp (Musik-Akademie). Der Baselbieter
boom oder den angekündigten politischen Reformen. Chinesische Kultur           Kulturpreis wird leider erst nach Drucklegung
lässt sich derzeit bequem auch in Basel kennenlernen; das Festival Culture-    dieser Ausgabe bekanntgegeben.
scapes präsentiert an verschiedenen Orten spannende zeitgenössische Pro-       Kein Preis, aber ein grosser Dank begleitet Bar-
duktionen und Positionen (u S. 10). In indische Klangwelten eintauchen         bara Helfer, die während sieben Jahren tatkräf-
kann man im Ali Akbar College of Music, das seit 25 Jahren in Basel be-        tig bei uns mitgearbeitet hat. In dieser Zeit hat
heimatet ist (u S. 11).                                                        sie auch zwei Kinder bekommen und ihre beruf-
Der Herbst bringt neue Bücher und Medien, die auch an der ‹BuchBasel›          lichen Perspektiven erweitert. Wir wünschen
aufliegen werden, etwa ein Lyrik-Hörbuch mit Lesungen von DichterInnen         ihr alles Gute und freuen uns auf ihren Nachfol-
aus der Schweiz (u S. 17). Unter den Sachbüchern finden sich z.B. Porträts     ger Moritz Walther, der ab 1.11. mit jungem Elan
von Lehrkräften verschiedener Schulen (u S. 14), von weiblichen Wander-        bei uns einsteigen wird.
vögeln (u S. 16) oder zur Armut in Basel (u S. 22).                            Vom ‹Hörpunkt›-Tag am 2.10. im Radio-Kultur-
Ein Sprungbrett für junge Kreative verspricht das ‹Stellwerk› im alten         café DRS 2, bei dem wir einen halbstündigen
Bahnhof St. Johann zu werden, das demnächst eröffnet wird (u S. 19), wo-       Auftritt hatten, kann man ggf. einzelne Beiträ-
hingegen das ‹Kunstfreilager› auf dem Dreispitzareal noch etwas Zeit           ge auf www.drs2.ch nachhören.
braucht (u S. 24). Das Museum Tinguely thematisiert Destruktion in der         Seit einem Jahr wird unsere Website vom ‹All-
Kunst (u S. 23), und eine Ausstellung in Saint-Louis zeigt Architektur-Uto-    tag› belebt, einer kleinen, feinen wöchentlichen
pien und -projekte, u.a. Modelle der Goetheanumbauten (u S. 21). An deren      Kolumne, die Oliver Lüdi (Text) und Claire
Standort in Dornach werden zurzeit Ideen zu Rudolf Steiners 150. Geburts-      Guerrier (Foto) gemeinsam gestalten. Im Sep-
tag gesammelt (u S. 22). Wir wünschen eine anregende Lektüre.                  tember wurde Guerriers Film ‹Alice ou les peti-
                                                                               tes evasions› mit dem Basler Filmpreis 2010 in
                                                                               der Kategorie Kunstfilm ausgezeichnet – wir
                                                                               gratulieren herzlich!
                                                                               Unseren Medienpool-Partnern vom Kulturma-
                                                                               gazin Luzern wünschen wir viel Ausdauer beim
                                                                               Kampf um die von den privaten Geldgebern auf-
                                                                               gegebene Salle modulable oder einen Ersatz
                                                                               dafür. Und dem befreundeten Strassenmagazin
                                                                               Surprise rasche Besserung der Finanzlage und
                                                                               einen zähen Nachfolger von Geschäftsführer
                                                                               Fred Lauener. Last but not least sind wir auch
                                                                               gespannt auf den oder die neue Kulturverant-
                                                                               wortliche/n Basel-Stadt, deren Wahl demnächst
                                                                               bekanntgegeben wird.

                                                                               Sonntagmorgen auf dem Bücher-
                                                                               schiff: Väter erzählen Geschichten
                                                                               Foto: Elisabeth Tschudi

                                                                                                                      November 2010 |   ProgrammZeitung | 3
PROGRAMMZEITUNG - 10 JAHRE KINDERBÜRO COMEBACK DER BUCHBASEL KREATIVITÄT IM STELLWERK
KUNSTKREDIT 2010
                                                                                                          BASEL-STADT

                                                                                                                     ARBEITEN
                                                                                                                     AUS WETTBEWERBEN
                                                                                                                     Ausstellung 6.–21.11. 2010

                                                                                                                     S AM Schweizerisches
                                                                                                                     Architekturmuseum
                                                                                                                     Steinenberg 7, Basel

    Nationaler
    Nationaler     Tag der
                  Tag der
                                                                                                                      Di / Mi / Fr 11–18 Uhr
                                                                                                                      Do 11–20.30 Uhr
                                                                                                                      Sa / So 11–17 Uhr

    Millenniumsziele (MDGs)
    Millenniumsziele
                                                                                                                     Vernissage 5.11. 2010, 18 Uhr
                                                                                                                     Führungen nach Vereinbarung
                                                                                                                     Tel. 061 206 62 00
    Mit Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer Wyss und
    einer Videobotschaft von alt Bundesrat Joseph Deiss.                                                              Werkgespräch:
                                                                                                                      Di 16.11. 2010, 18 Uhr
    Gerne begrüssen wir Sie am 28. November 2010 um
                                                                                                                      Eintritt frei
    13.30 Uhr im Theater Basel, Eintritt frei. www.cmdg.ch
         2010_10_14 BuchBasel 2010 Inserat ProgrammZeitung 189x139.ai 1 14.10.2010 17:07:02

       Poetry Slam_Visionen_Stars_Schweizer Buchmesse
        Bücher_Diskussionen_Comicbörse_Autorenlounge
    Kinderzeltstadt_Buch- und Literaturfestival_Sachbuch
          Kulturen_Jugendliteraturhaus_Sprachen_Lyrik
     Berufsinformationsbörse_Schweizer Buchpreis_Crime
         Cosplay_Symposion_Literatur_E-Books_Lesungen
                  12. bis 14. November 2010_Messe Basel

Y

                                                                  Tickets & Infos:
                                                                www.buchbasel.ch
                                        Öffnungszeiten Freitag/Samstag 10-18 Uhr, Sonntag 10-17 Uhr
                                                Eintritt Tageskarte CHF 16.-, Dreitageskarte CHF 40.-*
                                                          Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Zutritt

                                                          *Alle Tickets inkl. einem BuchBasel-Taler im
                                                          Wert von CHF 5.-, der an der BuchBasel zum
                                                         Erwerb von Medien verwendet werden kann.

                                                 Die Aktivitäten von LiteraturBasel werden unterstützt
                                                     durch unsere Mitglieder, PartnerInnen und durch:
PROGRAMMZEITUNG - 10 JAHRE KINDERBÜRO COMEBACK DER BUCHBASEL KREATIVITÄT IM STELLWERK
Inhalt

Impressionen vom PriCülTür 2010.                                                          7

Fakt oder Fake. Der britische Street Artist Banksy zeigt
den hinterlistigsten Künstlerfilm seit Jahren.                                            8

Die Welt als Klang. Der Dokfilm ‹Nel giardino dei suoni›.                                 8

Ein Filmwunder wie Milch und Honig. Der Berlinale-Sieger ‹Bal›
verzaubert durch seine sinnliche Kraft und Ruhe.                                          9

Musik aus dem Reich der Mitte. Musikaliche Dialoge
im Bird’s Eye und an der Volkshochschule.                                                10

Gedenkstein aus Klängen. Die Basel Sinfonietta spielt Werke
des chinesischen Komponisten Wang Xilin.                                                 10
                                                                                                Kulturszene     26

                                                                                                Plattform.bl
Archaisch und zeitgemäss. Das Ali Akbar College of Music
vermittelt seit 25 Jahren klassische nordindische Musik.                                 11                    47
Musik statt Knast. 10 Jahre Musikmuseum.
Krise der Alternativen. Das Lörracher Nellie Nashorn
                                                                                          11
                                                                                                Agenda          56

ringt um seine Zukunft.                                                                  12

Genüsslich sündigen. Erzähltheater von Bea von Malchus.
                                                                                                Kurse
                                                                                          13

Nostalgie muss sein. Das Theater Basel setzt beim                                                               83
diesjährigen Familienstück ganz aufs Heidi.                                              13

Virus Schule. 14 Porträts aus dem Schulalltag.                                           14

Kinder sind ihre eigenen Experten. 10 Jahre Kinderbüro Basel.                            14
                                                                                                Ausstellungen   84

                                                                                                Museen
Läse, luege, loose. Die ‹BuchBasel› 2010 lädt zu vielfältigen
Begegnungen mit Literatur ein.                                                           15                    85
Wegbereiterinnen. Ein Buch über weibliche Wandervögel.                                   16

Akustische Lyrik. 200 Schweizer Gedichte als Hörbuch.                                    17

Backlist. Amouröses von Dominique Vivant Denon.                                          17    Bars            86
Neues Leben im alten Bahnhof. Das Stellwerk im St. Johann
wird zum Sprungbrett für junge Kreative.                                                 19    Restaurants     86
Was ist Kunstvermittlung? Überlegungen zur Aktualität
eines weiten Feldes.                                                                     20

Bauprojekte im Adlerhorst. Eine Ausstellung in St. Louis
über ‹grenzüberschreitende Architektur›.                                                 21

Kunstpause. Die Kulturbotschaft des Bundesamts für Kultur.                               21

Auf den Spuren eines Pioniers. Rudolf Steiners 150. Geburtstag
wird 2011 vielfältig gefeiert.                                                           22

Basel von unten. Ein Buch über Armut in Basel.                                           22

Als das Zerstören noch geholfen hat. Destruktion in der Kunst
im Museum Tinguely.                                                                      23

Auf dem Weg zum ‹Kunstfreilager›. Der Umzug der HGK
auf das Dreispitzareal verzögert sich.                                                   24

Kultour-Mix. Kurzmeldungen, Tipps und Hinweise.                                          25

Cover: ‹Heidi› (Carolin Schär mit Geissen) im Theater Basel u S. 13
Foto: Judith Schlosser

Corrigenda. Im Artikel ‹Baustellenreport der Kulturpolitik› (Ausgabe 10/10) war nur von
einer 2,3 Prozent-Sparvorgabe für die staatlichen Museen die Rede, in Wirklichkeit müssen die
Häuser aber sogar mit 3,2 Prozent weniger Geld auskommen.
Im Artikel zum Gundeldinger Feld (Ausgabe 9/10) wurde die Kantensprung AG im Zusammen-
hang mit Konzept und Betrieb des Stellwerk genannt. Die Kantensprung AG hat einen finanzi-
ellen Beitrag zur Umsetzung geleistet; Konzept und Betrieb: Verein Stellwerk u S. 19
PROGRAMMZEITUNG - 10 JAHRE KINDERBÜRO COMEBACK DER BUCHBASEL KREATIVITÄT IM STELLWERK
Zürcher Hochschule                                                                        Diner Spektakel
                        für Angewandte Wissenschaften

                        School of
                        Management and Law
                                                                                               Grand Hotel & Show
                                                                                                   Vulcanelli

 Informationsveranstaltung
 MAS Arts Management
 Dienstag, 30. November 2010, 18.15 Uhr
 Stadthausstrasse 14, 5. Stock, SC 05.77, 8400 Winterthur

 Start der 12. Durchführung: 21. Januar 2011

 ZHAW School of Management and Law – 8400 Winterthur
                                                                                                2. Dezember 2010 bis 9. Januar 2011
                                                                                                       RESERVATION: e-mail: info@vulcanelli.ch - Fon: 061 683 06 80
 Zentrum für Kulturmanagement – Telefon +41 58 934 78 70
                                                                                                                 ATRIOvulcanelli • Erlenmatt • NT- Areal
 www.arts-management.zhaw.ch
 Building Competence. Crossing Borders.

 Zürcher Fachhochschule

                                                        EXHIBIT ! —
                                                            SCENOGRAPHY IN E XHIBITION DESIGN
MIT SOUND VON                                           3rd International Scenographers‘ Festival IN3 Basel
DJ NEEVO                                                2.— 5. December 2010, Location: Kaserne Basel/Switzerland
                                                        Die dritte Ausgabe des Internationalen Szenografie Festivals IN3 Basel setzt das eigentliche Kerngeschäft der
BARBETRIEB:                                             Szenografie, das «Ausstellen und Inszenieren» im und ums Museum ins Zentrum der Auseinandersetzung:
                                                        «Exhibit! — scenography in exhibition design». Das Programm ist ab November unter www.in3.ch publiziert.
CARGO BAR                                               SPEAKER 2010
Eintritt CHF 14.–
Studierende/in Ausbildung CHF 5.–                       AEBI AUREL, ARMAND LOUIS & PATRICK REYMOND CH l CAZALAS ZETTE F l DE MARCO RAMÓN UND DETTWILER
                                                        DANIEL CH l DOWNEY BRAD USA l PROF. FEHR MICHAEL D l HÄCHLER BEAT CH l HERZOG JACQUES CH l HUNDT

26.11./3.12. 2010                                       THOMAS D l PROF. KILGER GERHARD D l LAMBRETTE ROLAND & BLEHER LARS U. D l MICKA BORIS CZ l MORROW
                                                        CHARLIE USA l RICK MATTHIAS & TIMM AXEL D l RIKLIN FRANK UND PATRIK CH l SPIESS VALENTIN CH l
18.00 – 21.00 h                                         SPILLMANN ANDREAS CH l SPRING THOMAS D l STRATENWERTH CHRISTOPH CH l TOLAAS SISSEL N l VIEBROCK
                                                        ANNA D l WEITZ DETLEF UND EPPLE ROSE D l EDLERS JAN UND TIM D l PROF. ETTE OTTMAR D l HAFFNER
                                                        BLAKSTAD ERLEND & AASARØD HÂKON N l MERZ HANS-GÜNTER D l PROF. PARZINGER HERMANN D l TEUFEL
                                                        PHILIPP D l DR. ROTH MARTIN D l DR. RÜSCHOFF-THALE BARBARA D l U.V.M.

                                                        Hauptsponsor               Festivalsponsoren           Medienpartner

Naturhistorisches Museum Basel
Augustinergasse 2, CH-4001 Basel
                                                        Mit freundlicher Unterstützung der
T +41 61 266 55 00
nmb@bs.ch, www.nmb.bs.ch/pilze
PROGRAMMZEITUNG - 10 JAHRE KINDERBÜRO COMEBACK DER BUCHBASEL KREATIVITÄT IM STELLWERK
Impressionen vom PriCülTür 2010

                          Suzanne Schweizer und Romy Gysin
                          (oben links); Basler Band SØR (Mitte
                          links); Laudator Alfred Schlienger
                          (unten rechts), Fotos: Fee Peper

                                                                 November 2010 |   ProgrammZeitung | 7
PROGRAMMZEITUNG - 10 JAHRE KINDERBÜRO COMEBACK DER BUCHBASEL KREATIVITÄT IM STELLWERK
Fakt oder Fake?
a l f r e d s c h l i e nge r

                                                                                           wenig kennt, wird gerne darauf tippen, dass der Fake-An-
                                                                                           teil nicht gerade gering ist. Der New-Filmer Banksy ist Eu-
                                                                                           ropas angesagtester Graffiti-Artist. Er hat es geschafft, be-
                                                                                           rühmt und gleichzeitig anonym zu sein. Man schätzt den
                                                                                           Briten, von dem niemand den richtigen Namen oder das
                                                                                           Gesicht kennt, auf Mitte dreissig. Die Strassenkunst, die der
                                                                                           findige Kommunikationsguerilla mittels Schablonen welt-
                                                                                           weit auf Hausmauern sprayt, zeichnet sich aus durch Witz,
                                                                                           Intelligenz und politischen Biss.
                                                                                           Kunst der Verwirrung. Banksys Motive zieren Wände in Ber-
                                                                                           lin, London, Brooklyn oder im Gaza-Streifen. In einen Dis-
                                                                                           neyland-Park schmuggelte er die aufblasbare Puppe eines
                                                                                           Guantanamo-Häftlings und fixierte sie an den Zaun neben
                                                                                           der Achterbahn. Und ebenso ungefragt montierte er eigene
                                                                                           Arbeiten in weltbekannten Museen, wo die irritierende Ver-
                                                                                           fremdungskunst oft tagelang zwischen den alten Meistern
                                                                                           hängen blieb. In London wurde kürzlich gar ein Stück Mau-
                                                                                           er mit einem Banksy-Graffito gestohlen – herausgesägt, ab-
                                                                                           transportiert und auf eBay angeboten.
                                                                                           Die Kunst der Verwirrung ist auch das Konzept des Films.
                                                                                           Banksy behauptet, ‹Exit through the gift shop› sei ein Film
                                                                                           über einen Mann, der versucht habe, einen Film über ihn zu
                                                                                           drehen. Weil er ihn unfähig findet, kehrt er den Spiess um,
                                                                                           nimmt ihm die Kamera ab, beginnt diesen obsessiven Lieb-
                                                                                           haber der Street Art zu porträtieren und ermuntert ihn
                                                                                           gleichzeitig, selber Kunst zu machen. Und so treibt er den
Filmstill aus         Der britische Street Artist Banksy zeigt den hinterlistigs-          Dilettanten zu schwindelerregenden Erfolgen auf dem
‹Exit through         ten Künstlerfilm seit Jahren. Wann ist man zum letzten               Kunstmarkt. Noch selten war ein Film über Kunst ironi-
the gift shop›
                      Mal so erfrischt aus dem Kino gekommen – auch ohne zu                scher und im Einsatz seiner Mittel adäquater. Banksy selber
                      wissen, wo einem der Kopf steht? ‹Exit through the gift              meint: «Ich wollte einen Film machen, der für Street Art das
                      shop› ist eine wunderbar doppelbödige Hommage an die                 bewirkt, was ‹Karate Kid› für den Kampfsport bewirkt hat
                      Street Art verwegener Graffiti-Künstler und zugleich eine            – einen Film, der jedes Schulkind dazu bewegen würde,
                      irrwitzige Satire auf die Kommerzialisierung des Kunstbe-            eine Spraydose in die Hand zu nehmen und loszulegen.
                      triebs. Das beginnt schon mit der Gattungsbezeichnung.               Aber wie sich herausstellte, haben wir einen Film gemacht,
                      Der Streifen, der beim Sundance Filmfestival und auf der             der für Street Art so viel getan hat wie ‹Der weisse Hai› für
                      Berlinale für Furore sorgte, firmiert als Dokumentarfilm,            den Wassersport.» Hingehen! Und staunen und lachen über
                      wirkt aber zunehmend wie ein Spielfilm, so dass man sich             die Kunsthaie.
                      ständig und mit Vergnügen fragen darf: Fakt oder Fake?               ‹Exit through the gift shop› läuft ab Do 25.11. in einem der Kultkinos.
                      Es ist wohl eine so sorgfältige wie hinterhältige Mischung.          Buch v. Banksy, ‹Wall and Piece›. Pimlico. London 2007, TB, CHF 29.90.
                      Und wer den Regisseur dieses erstaunlichen Erstlings ein             www.banksy@co.uk

    Die Welt ist Klang                                 Musiktherapeuten Wolfgang Fasser, der als jun-
                                                       ger Mann erblindete und heute in der Toscana
                                                                                                               und ‹knipst› sich Hör-‹Postkarten›. Man glaubt
                                                                                                               ihm aufs Wort, wenn er sagt, er habe nicht den
              a l f r e d s c h l i e nge r
                                                       mit geistig oder körperlich schwer behinderten          Eindruck, nicht zu sehen: «Ich höre ja.»
Grandios und berührend: ‹Nel giardino dei              Kindern arbeitet.                                       Es ist diese Aufmerksamkeit und Sorgfalt im Um-
suoni›. Der Prix de Soleure, der jährlich an den       Nicola Bellucci gelingt mit diesem Film etwas           gang mit allem, die tief berührt. Diese liebevolle
Solothurner Filmtagen vergeben wird, hat einen         Grossartiges: Er ist ganz nah bei diesen Kindern        und respektvolle Öffnung zum Gegenüber im
hohen Anspruch. Ausgezeichnet werden soll ein          und ihrem Therapeuten, folgt präzis den feins-          Klang, der tiefer geht als blosse Worte. Über zwei
«herausragender Kinofilm, der durch einen aus-         ten Regungen und Entwicklungen, aber er macht           Jahre hat Bellucci die Arbeit von Fasser filmisch
geprägten Humanismus überzeugt und diesen in           damit keinen Film über Behinderungen, keinen            begleitet. Zum Berührendsten gehört es, mitzu-
eindrucksvoller Form filmisch darstellt». Hoch-        Film für Fachleute, er macht einen Film übers           erleben, wie die schwerstbehinderten Kinder im
verdient ging der Preis in diesem Jahr an Nicola       Menschsein, der uns alle angeht. Die Welt ist           Zusammenspiel von Klang, Berührung und Be-
Bellucci und seinen Film ‹Nel giardino dei suoni›.     Klang. Und Wolfgang Fasser ist ein so listiger wie      wegung sich Schritt für Schritt einen Zugang zu
Der 1963 in Arezzo geborene Dokumentarfilmer,          lustiger Führer und Verführer in diese Welt. Ein        dieser Welt erobern. Da können einem schon die
der seit 14 Jahren in Basel lebt, entwirft darin ein   Sinnenöffner über Aug’ und Ohr hinaus. Selber           Tränen kommen. Vor Glück.
ungemein einfühlsames Porträt des Physio- und          ist er mit dem Tonaufzeichnungsgerät unterwegs          ‹Il giardino dei suoni› läuft in einem der Kultkinos.

8 | ProgrammZeitung | November 2010
PROGRAMMZEITUNG - 10 JAHRE KINDERBÜRO COMEBACK DER BUCHBASEL KREATIVITÄT IM STELLWERK
Ein Filmwunder wie Milch und Honig
a l f r e d s c h l i e nge r

Der türkische Berlinale-Sieger ‹Bal› verzaubert durch seine
sinnliche Kraft und Ruhe. Wald, nichts als Wald. Minuten-
lang. Und nur die Geräusche dieses Waldes, die Vögel, das
Knacken und Zirpen, eine urtümliche Natursymphonie.
Dann erst sehen wir den Mann mit dem Maulesel, der sich
von weit hinten einen Weg durch das grüne Dickicht bahnt.
Langsam kommt er näher, lange schaut er in die Kronen der
Bäume, reibt mit den Händen die Rinde, riecht an ihnen,
                                                                Filmstills
leckt sich die Finger, wirft schliesslich ein langes Seil um    aus ‹Bal›
einen hohen Ast, steigt am Baumstamm hoch, um in lufti­
ger Höhe einen seiner Bienenstöcke zu platzieren. Und
plötzlich, in dieser magischen Ruhe und Aufgehobenheit,         Spiritueller Realismus. Es gehört zu den Wundern dieses
bricht der Ast, der Mann fällt, das Bild gefriert. So beginnt   Filmes, wie sich die Neugier, die Verletzlichkeit, die Seele
‹Bal› und öffnet alle unsere Sinne.                             dieses Kindes in seinem Gesicht, in jedem Bild spiegeln.
Es überrascht nicht, dass dieses so schlichte wie grossartige   Wenn man den Honigsucher bei seiner Arbeit sieht, be-
filmische Sinnenwunder an der diesjährigen Berlinale mit        kommt der Film etwas Dokumentarisches, als halte er eine
dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde. Damit stellt            verschwindende Welt ein letztes Mal fest. Mitten im fröh-
Trigon-Film nach ‹Grbavica› und ‹La teta asustada› bereits      lich tanzenden Markttreiben suchen Mutter und Sohn ver-
zum dritten Mal in den letzten fünf Jahren den Berlin-          zweifelt den vermissten Vater, und weder ein sentimentaler
Sieger. Eine stolze Bilanz und ein weiterer Beleg für das       Drücker noch ein Hauch von Folklore trüben die Bilder.
gute Gespür dieses engagierten Schweizer Verleihs mit dem       Der Film ist schlicht ganz ohne Schlichtheitsgetue, und er
Blick auf die ganze Welt.                                       verzückt durch Schönheit, ohne zur Idylle zu werden. Als
Poetische Existenz. Der türkische Filmregisseur Semih           «spirituellen Realismus» kennzeichnet Kaplanoglu seine
Kaplanoglu erzählt in ‹Bal› mit berückenden Bildern und         Arbeitsweise. Er kommt ohne jede Musik aus, und doch
fast ohne Worte eine feinfühlige Vater-Sohn-Geschichte.         ist die Welt dieses Films ganz Klang. Er benützt keinerlei
Der sechsjährige Yusuf wurde eben eingeschult. Sein Vater       künstliche Beleuchtung, und wir baden im vielfältigsten
Yakup ist der Honigsucher, zu ihm hat der Junge ein ver-        Zauber von Licht und Schatten. Der Wald, das Haus werden
trauensvolles Verhältnis, ihm liest der Leseanfänger mit        zur lichten, warmen Wunderkammer.
der Begeisterung des Neugierigen Kalendergedichte vor,          ‹Bal› bildet den Abschluss einer rückwärts erzählten Trilo-
flüstert ihm seine nächtlichen Träume ins Ohr, lässt sich       gie. In ‹Yumurta› (‹Ei›, 2007) erzählte Kaplanoglu das Leben
Blumen, Kräuter, Gerätschaften erklären, lernt seine Welt       des Poeten Yusuf als Erwachsener. Mit ‹Süt› (‹Milch›, 2008)
kennen und lieben. Wenn Yusuf aber in der Schule vorlesen       begleitete er den zukünftigen Künstler durch seine Jugend.
soll, wird er zum Stotterer, der keinen Satz über die Lippen    Und mit ‹Bal› (‹Honig›) taucht er nun ein in die Kindheit, in
bringt – und die andern Kinder lachen. In den Pausen bleibt     die Ursprungswelt jener Sehnsüchte und Empfindungen,
er im Zimmer und schaut den Schulkameraden durchs               die den erwachsenen Poeten umtreiben. Albert Einstein
Fenster beim Spielen zu. Auch die freundliche Mutter fin-       soll gesagt haben: «Wenn die Biene einmal von der Erde
det keinen Zugang zum Jungen, der in ihrer Umgebung             verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.
verstummt. Es sind die Werkzeuge des Vaters, die Pflanzen       Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen
und Tiere, die zu ihm sprechen. Als sich der Vollmond, die-     mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.» ‹Bal› hat keine
ses Symbol des Wechsels der Zeiten, in einem Wassereimer        banale Botschaft. Aber wenn man diesen Film ernst nimmt,
spiegelt, wird er zum Mondtrinker. Yusuf ist eine durch         darf man hoffen.
und durch poetische Existenz jenseits von jeder Romanti-        ‹Bal› läuft ab Do 18.11. in einem der Kultkinos u S. 35. Mehr Infos dazu im
sierung. Er ist aufgehoben in dieser mystischen Welt und        Trigon-Film-Magazin. Vorpremiere mit Regisseur: So 7.11., 16.30, Atelier
doch (oder deswegen) einsam.

                                                                                                             November 2010 |   ProgrammZeitung | 9
PROGRAMMZEITUNG - 10 JAHRE KINDERBÜRO COMEBACK DER BUCHBASEL KREATIVITÄT IM STELLWERK
Musik aus dem Reich der Mitte
ru e di a n k l i

                                                                                                               Gedenkstein aus
                                                                                                                  Klängen
                                                                                                                        a l f r e d z i lt e n e r
                                                                                                         Die Basel Sinfonietta spielt u.a. Werke des
                                                                                                         chinesischen Komponisten Wang Xilin.
                                                                                                         Im Buch ‹Fräulein Hallo und der Bauernkaiser›
                                                                                                         (dt. 2009) versammelt der chinesische Journa-
                                                                                                         list Liao Yiwu Interviews, die er mit «Menschen
                                                                                                         vom Bodensatz der Gesellschaft» geführt hat.
                                                                                                         Besonders erschütternd ist jenes mit dem 1936
                                                                                                         geborenen Komponisten Wang Xilin. Der hoch-
                                                                                                         begabte Autodidakt war zunächst kommunisti-
                                                                                                         scher Aktivist, geriet jedoch mit seinem Streich-
                                                                                                         quartett von 1960 in den Ruf, ‹Rechtsabweichler›
                                                                                                         zu sein. Nach einer Rede, in der er sich offen
                                                                                                         gegen die offizielle Kulturpolitik wandte, wurde
                                                                                                         er zu ‹Selbstkritik› und Denunziationen gezwun-
                                                                                                         gen und zur ‹Umerziehung› aufs Land geschickt.
                                                                                                         Im Gespräch erzählt er detailliert von den unzäh-
Sonic Calligraphy                                                                                        ligen Foltern und Demütigungen, die er 14 Jahre
                                                                                                         lang immer wieder erdulden musste. Erst die po-
Musikalische Dialoge im Bird’s Eye und an     festivals Willisau. Der Zürcher Perkussio-                 litische Lockerung der 80er-Jahre brachte ihm
der Volkshochschule. Drei interkulturelle     nist und die chinesische Saiten-Magierin                   die Freiheit und die Möglichkeit, sich als Kom-
Be­gegnungen mit hohem Spannungspoten­        hatten bereits Ende 2007 das bemerkens-                    ponist zu entfalten. Seine Musik ist geprägt von
zial sind im Rahmen des Festivals Culture­    werte Album ‹Black Lotos› vorgelegt. Xu                    Leid und Unterdrückung, von seinen Erfahrun-
scapes angesagt. Saiteninstrumente mit        Fengxia spielt Guzheng (eine Wölbbrett­                    gen während der Kulturrevolution ebenso wie
fernöstlichem Timbre und westliche Jazz-      zither) und Sanxian (eine Art Laute, die dem               vom Massaker auf dem Tiananmen-Platz.
beats messen sich im improvisatorischen       Banjoklang nahe kommt), setzt aber bei                     Das gilt auch für die in China verbotene 4. Sinfo-
Wettstreit zwischen Musikschaffenden aus      ihren Improvisations-Dialogen mit Niggli                   nie op. 38 von 1999, welche die Basel Sinfonietta
China und der Schweiz.                        gerne auch ihre ausdrucksstarke Stimme                     in Zusammenarbeit mit dem Festival Culture­
Den Auftakt von drei Konzertblöcken im        ein. Die beiden Musikerpersönlichkeiten                    scapes erstmals in der Schweiz aufführt. Sie
Bird’s Eye macht ein propädeutischer Volks-   vereint die Leidenschaft für das Fremde                    beginnt mit einem grossen Klagegesang der
hochschulkurs mit dem Trio Sonic Calli-       und die Bereitschaft zum Improvisieren.                    Kontrabässe, der sich, wenn die übrigen Register
graphy, das um zwei chinesische Musiker       Different Song heisst die dritte Formation                 nach und nach einstimmen, ganz langsam auf-
ergänzt wird. Den Kern dieses Ensembles       der schweizerisch-chinesischen Trilogie im                 hellt. Es sind Melodien, die Wang in der Verban-
bilden zwei Schweizer, der Pianist Adrian     Bird’s Eye. Auch hier steht ein Zupf-Instru-               nung auf dem Land gesammelt hat. Doch mit
Frey und der Perkussionist Willy Kotoun       ment aus dem breit gefächerten Instrumen-                  einem jähen Fortissimo wird die Klage zerschla-
sowie die in den USA aufgewachsene Jazz-      tarium des Reiches der Mitte im Fokus, die                 gen, und von nun an herrscht in der Musik eine
Sängerin Peggy Chew, die aus einer chine-     Pipa. Gespielt wird sie von Yang Jin, der                  Brutalität, die alles niederwalzt; erst in den
sischen Auswandererfamilie stammt. Für        sich mit dem Pianisten Michel Wintsch,                     Schlusstakten kündigt sich mit Celesta-Klängen
dieses Projekt konnten zudem der chinesi-     dem Bassisten Bänz Oester und dem Drum-                    etwas wie eine ferne Erlösung an. Er wolle mit
sche Jazzsänger Coco Zhao und Wu Na ge-       mer Norbert Pfammatter austauscht.                         seinen Kompositionen, erklärt Wang, «einen Ge-
wonnen werden, welche die Gu Qin spielt,      Allen drei Formationen ist übrigens ge-                    denkstein aus Klängen für die Opfer des Maois-
eine altehrwürdige Zither mit 3000-jähri-     meinsam, dass sie ihre Musik auch in China                 mus errichten».
ger Tradition. Diese Gruppe improvisiert      vor die Leute brachten. Auf die Feuertaufe                 Das von Francesc Prat geleitete Konzert bringt
über chinesische Traditionals ebenso ge-      im Lande der farbenprächtigen Drachen                      zudem die Uraufführung des Klavierkonzerts
konnt wie über George Gershwins Standard      folgt gewissermassen die Kür im Basler                     op. 55 von Wang Xilin und Fritz Hausers Improvi-
‹Summertime›. Die Kompositionen von Frey      Bird’s Eye Jazz Club.                                      sation ‹schraffur› für Gong und Orchester.
und anderen werden durch z.T. sehr alte       Culturescapes: bis Di 7.12., www.culturescapes.ch          Konzert ‹China – Im Jahr des Tigers›: So 7.11., 19 h,
chinesische Lyrik ergänzt. Vor gut einem      VHS-Kurs ‹Jazz und traditionelle chinesische Musik›:       Stadtcasino Basel u S. 53
Jahr nahm das Ensemble in der gleichen        Mo 8.11., 18–20 h, Bird’s Eye, Infos: www.vhsbb.ch         Weitere Veranstaltungen zu chinesischer Musik,
Besetzung in Shanghai die eben erschie­       Konzerte im Bird’s Eye Jazz Club: jeweils Di/Mi            Theater, Tanz und Kunst u S. 36, 48, 49, 50

nene CD ‹The Flow of Things› auf.             CDs: Sonic Calligraphy, ‹The Flow of Things› (Altri­
Gu Qin, Guzheng, Sanxian, Pipa. 2009          suoni); Xu Fengxia, Lucas Niggli, ‹Black Lotus› (Intakt)
gehörte das Duo von Lucas Niggli und
Xu Fengxia zu den Höhepunkten des Jazz-
10 | ProgrammZeitung | November 2010
Archaisch und zeitgemäss
dagm a r bru n n e r

                 Das Ali Akbar College of Music vermittelt seit 25 Jahren            40 Jahre lang unterrichtete. Der Westen begann sich da-
                 klassische nordindische Musik. Im Juni 2009 starb Ustad             mals (nicht zuletzt durch die Beatles) stärker für indische
                 Ali Akbar Khan nach einem erfüllten Leben im Alter von              Musik zu interessieren.
                 87 Jahren an einem Nierenleiden. Die Musik war dem                  1985 gründete er auf Initiative seines Meisterschülers Ken
                 indischen Sarod-Virtuosen quasi in die Wiege gelegt, schon          Zuckerman auch ein College in Basel, das mit der Musik-
                 sein Vater war ein legendärer Musiker, der neben seinem             Akademie kooperiert. Tausende von Studierenden aus aller
                 einzigen Sohn u.a. Ravi Shankar ausbildete und die Inst-            Welt haben in den vergangenen 25 Jahren an Kursen und
                 rumentalmusik Indiens revolutionierte. Ali Akbar Khan               Seminaren des Instituts teilgenommen, an dem namhafte
                 debütierte 1939 in Allahabad, und auch er bescherte der             Profis lehren. Ali Akbar Khan, der zunehmend weltweite
                 klassischen Musik seines Landes mit seiner fellbespannten           Anerkennung erhielt, besuchte es regelmässig. Der aus den
                 25-saitigen Laute nachhaltige Impulse. Aber er war auch             USA stammende Lauten- und Sarodspieler und Komponist
                 weltoffen und nahm z.B. die erste Schallplatte mit indi-            Ken Zuckerman, der indische Tablaspieler Swapan Chaud-
                 scher Musik im Westen auf. 1956 eröffnete er in Calcutta            huri und andere sorgen nun dafür, dass die seit über 500
                 das erste Ali Akbar College of Music, dem 1967 die zweite           Jahren sorgfältig gepflegte, klassische nordindische Musik-
                 Schule in San Rafael, Kalifornien, folgte, an der er über           tradition, die Überlieferung, Komposition und Improvisa­
                                                                                     tion verbindet und damit archaisch und zeitgemäss ist,
                                                                                     auch in Basel weiterlebt.
                                                                                     Das Jubiläum des College wird während des jährlichen
                                                                                     Wochenseminars für Musikstudierende aller Stufen gefei-
                                                                                     ert; für interessierte Laien gibt es einen Schnupperkurs. Als
                                                                                     Höhepunkt wird ein Gala-Konzert präsentiert, in dem sich
                                                                                     u.a. mittelalterliche europäische und nordindische Musik-
                                                                                     welten begegnen.
                                                                                     Ali Akbar College of Music, www.aliakbarcollege.org u S. 37
                                                                                     Seminar: So 21. bis So 28.11., Musik-Akademie
                                                                                     Schnupperkurs: Fr 26. bis So 28.11.
                                                                                     Rezital mit Studierenden und Gästen: Fr 26.11., 19.30
                                                                                     Galakonzert: Sa 27.11., 18 h
                                                                                     Ausserdem: ‹Trilogy›, nordindische Musik und Tanz: Fr 12.11., 20 h, Theater
                                                                                     Palazzo, Liestal u S. 52

                                                                                     Instrumentalunterricht am Basler
                                                                                     Ali Akbar College of Music,
                                                                                     Foto: Heiner Grieder

   Musik statt Knast                               tisiert, die das Musikmuseum zu seinem zehn-
                                                   jährigen Bestehen eingerichtet hat. So wurde
                                                                                                         ehemaligen Zellen über 600 Instrumente aus
                                                                                                         fünf Jahrhunderten in ihrem musikalischen und
            dagm a r bru n n e r
                                                   etwa die Basler Künstlerin Karin Leuenberger          sozialen Kontext. Dazu kann man über 200
10 Jahre Musikmuseum. Für arglose Touris-          mit der Gestaltung einer Zelle beauftragt. An         Musikbeispiele und weiterführende Infos elekt-
tInnen befindet es sich an lauschigem Ort mit-     drei Wochenenden wird zudem mit verschiede-           ronisch abrufen. Ermöglicht haben das Museum
ten in der Altstadt, doch das Musikmuseum, ein     nen Veranstaltungen die vergangene und gegen-         private Geldmittel, den Umbau entwarfen Morger
Ableger des Historischen Museums Basel, ist in     wärtige Nutzung in Führungen und Gesprächen           & Degelo Architekten. Neben einem Mehrzweck-
einem ehemaligen Gefängnistrakt untergebracht,     reflektiert, und in Kurzkonzerten erklingt eine       raum und einem Raum für Wechselausstellun-
dem Lohnhof. Dieser gehörte ursprünglich frei-     Reihe spezieller Instrumente, zum Beispiel Viola      gen gibt es auch einen Museumsshop.
lich zu einer Klosteranlage der Augustiner Chor-   da gamba, Positivorgel oder Barockgitarre. Auch       Ausstellung ‹Ein Kloster ist ein Gefängnis ist ein
herren und erhielt seinen Namen, weil er später    ein Familiensonntag ist angekündigt. Und das          Museum: 10 Jahre Musikmuseum›: Do 4.11.,
als städtischer Bauhof diente, wo die Löhne an     Sam Burckhardt Quartet spielt ein ‹Geburtstags-       18 h (Vernissage), bis Ende Januar, Musikmuseum,
                                                                                                         im Lohnhof 9, Mi bis Sa 14–18 h, So 11–17 h
die Arbeiter ausbezahlt wurden.                    ständchen› im benachbarten Jazzclub.
                                                                                                         Jubiläumskonzert: So 7.11., 20.30, Bird’s Eye Jazz Club
Diese wechselvolle Hausgeschichte lässt sich an    Das Musikmuseum beherbergt die grösste und
Spuren im Museum nachvollziehen. Und wird          bedeutendste Musikinstrumentensammlung der            Familiensonntag: So 21.11., 11–17 h

auch in der aktuellen kleinen Ausstellung thema­   Schweiz. Es zeigt auf drei Stockwerken in 24

                                                                                                                                November 2010 |   ProgrammZeitung | 11
Krise der Alternativen
m ic h a e l b a a s

                                                                                      Schwindendes Interesse. Allerdings stellt sich zunehmend
                                                                                      drängender die Frage, inwieweit dieses Modell noch trägt,
                                                                                      um in der sich wandelnden Gesellschaft und Kulturland-
                                                                                      schaft weiter erfolgreich zu bestehen. Offenkundig jeden-
                                                                                      falls ist das Nellie in seiner Veranstaltungsarbeit zuletzt
                                                                                      ins Stolpern geraten. Da hilft auch das schon vor Jahren
                                                                                      angedockte Foyer für den Veranstaltungsraum nicht, und
                                                                                      darüber kann selbst die zur neuen Saison abgeschlossene
                                                                                      aufwändige Sanierung des gastronomischen Betriebs, der
                                                                                      unter dem Motto ‹Kultur und Kulinarik› neue Zielgruppen
                                                                                      erreichen will, nicht hinwegtäuschen. Im Gegenteil: In der
                                                                                      vergangenen Saison 2009/2010 verzeichnete die Klein-
                                                                                      kunstsparte Publikumsrückgänge zwischen 20 und 30 Pro-
                                                                                      zent, und die mit hohen Erwartungen verknüpften monat-
                                                                                      lichen Gastspiele in einer grösseren Aussenspielstätte, der
                                                                                      Alten Halle im Stadtteil Haagen, haben sich ebenfalls als
                                                                                      Zuschussgeschäft erwiesen. Deshalb wurde das Gastspiel-
                                                                                      programm für die aktuelle Spielzeit deutlich abgespeckt
                                                                                      und die Kleinkunst am Wochenende auf nur eine Veran-
                                                                                      staltung begrenzt.
                                                                                      Mehr als ein Generationenprojekt? Ein erfreulicher Jubi-
                                                                                      läums-Auftakt ist das fraglos nicht. Zum Teil kämpft das
                                                                                      Nellie dabei mit externen, strukturellen Problemen: So ist
                                                                                      die Kulturlandschaft in den vergangenen Jahren regelrecht
                                                                                      überwuchert mit Programmangeboten, geprägt von einer
                                                                                      nie dagewesenen Konkurrenz samt einem gewissen Über-
                      Das Lörracher Nellie Nashorn ringt um seine Zukunft.            druss beim Publikum. Mit dem Burghof entstand in Lörrach
                      Vor zwei Jahrzehnten symbolisierte der Begriff ‹Alter-          zudem eine Institution, die vieles absorbiert und das eine
                      nativkultur› einen Aufbruch aus einer musealen und auf          oder andere auch kannibalisiert. Dazu kommt die Diffu­
                      Repräsentatives fokussierten bürgerlichen Leitkultur, war       sion der Inhalte: Die Grenzen zwischen etablierter und
                      gleichsam die Chiffre für Emanzipatorisches und Experi-         alternativer Kultur sind verwischt. Der Kulturbetrieb hat
                      mentelles, Neues und Gewagtes. Inzwischen aber fassen           das ‹Alternative› eingemeindet, die damalige Nischen­
                      auch die einstigen Bannerträger der Bewegung den Begriff        kultur ist zum Mainstream avanciert, und viele Künstle-
                      und die Inhalte nur noch mit Fingerspitzen an. Die früheren     rInnen sind dem (alternativen) Milieu entwachsen – nicht
                      Leuchttürme des Alternativen jedenfalls stecken an vielen       nur Helge Schneider oder Mathias Richling. Früher war
                      Orten seit längerem in schmerzhaften Häutungsprozessen          das Nellie die Plattform für Auftritte von Dieter Nuhr,
                      – die Kaserne in Basel war und ist ein Beispiel, das Nellie     Georg Schramm oder den Acapickels in Lörrach; inzwischen
                      Nashorn in Lörrach ein anderes.                                 treten diese alle im Burghof auf.
                      Das soziokulturelle Zentrum, das nächstes Jahr sein 25-jäh-     Das Nellie aber hat auf diesem Weg von der Szenekultur zur
                      riges Bestehen feiern kann, hat sich in den vergangenen         Kulturszene auch etwas die Orientierung verloren, nicht
                      zwei Jahrzehnten fest etabliert und wird derzeit von der        zuletzt aus hausgemachten Gründen: Offenbar hat das
                      Stadt mit 112’000 Euro im Jahr bezuschusst – davon stehen       Haus seine Rolle in der neuen Lörracher Kulturarchitektur
                      80’000 Euro für die Programmarbeit zur Verfügung. Auf           noch immer nicht gefunden. Das schlichte Weiterso, der
                      dieser Basis hat sich im auch atmosphärisch ansprechenden       Versuch, im Bereich Kabarett oder Gesang ein Angebot zu
                      Flachsländer Hof am nördlichen Rand der Innenstadt eine         schaffen, das in allen Schichten und Generationen so an­
                      zeitweise kräftig pumpende Herzkammer der Lörracher             genommen wird, wie zu der Zeit, da es in Lörrach kaum
                      Kultur entwickelt, ein Ort, an dem professionelle und pro-      andere Kulturveranstalter gab, muss jedenfalls als geschei-
                      fessionell gemanagte Kleinkunst ebenso zu Hause sind            tert gelten. Und die Gefahr, dass das Nellie Nashorn ein
                      wie Cineastinnen, regionale Slam-Poeten, Schwulen- und          Generationenprojekt bleibt, scheint keineswegs gebannt:
                      Lesben-Gruppen oder auch die Grünen. Im Nellie, wie es          Mitunter gibt es Anlässe, da können KünstlerInnen im Pub-
                      in Lörrach kurz heisst, pulst bis heute der Geist des gesell-   likum zwar ihre Elterngeneration erleben, ihre eigene aber
                      schaftlichen Aufbruchs der 1980er-Jahre, hier wird nicht        trifft sich längst anderswo in Lörrach oder auch in Basel.
                      nur Kultur konsumiert, hier wird sie nach wie vor aktiv ge-     Nellie Nashorn, Tumringer Str. 248, Lörrach, www.nellie-nashorn.de.
                      macht – im Jungen Theater Nellie Nashorn, in der Amateur-       Kneipe: Di bis Do und So 18–24 h, Fr/Sa 18–1 h
                      theatertruppe Gut & Edel, die seit 20 Jahren besteht, oder      25 Jahre Jazzchor Flat & Co.: Fr 19.11., 20 h, Alte Halle Haagen
                      dem Jazzchor Flat & Co., der diesen Monat gar seinen
                      25. Geburtstag begeht.
12 | ProgrammZeitung | November 2010
Nostalgie muss sein
                                                           m ic h a e l g a s se r

Genüsslich sündigen                                        Das Theater Basel setzt beim diesjähri-
                                                           gen Familienstück ganz aufs Heidi. Heidi
                                                                                                           wegs bestreitet. «Die Idylle bei Spyri wird
                                                                                                           durch die leise, stets vorhandene Ironie
              dagm a r bru n n e r
                                                           ist überall. Auf der Migros-Milch, im Hei-      erträglich, mit der die Autorin ihre Figu-
Erzähltheater von Bea von Malchus. Als                     diland und nun auch auf der Bühne. Das          ren beschreibt. Der Humor ist zentral.
Kind wurde sie von ihrer kleinen Schwester ver-            Theater Basel realisiert den Johanna-Spyri-     Am Kitsch versuchen wir vorbeizukom-
hauen, hatte häufig Nasenbluten und war gut                Stoff nämlich als Familienstück. Sprich ab      men, nicht jedoch an der Nostalgie.» Nicht
in der Schule – das behauptet Bea von Malchus              fünf Jahren, was auch heisst: allzu kom-        übernehmen wollte man die religiösen
jedenfalls auf ihrer Website. Und wenn’s nicht             pliziert darf und soll es nicht zu- und her-    Aspekte des 1879 erschienen Werkes. Dass
wahr ist, dann ist es zumindest gut erzählt.               gehen. «Wir müssen nicht in erster Linie        Heidi in Frankfurt das Lesen nicht zuletzt
Genau das tut denn die gebürtige Freiburgerin              kompliziert und konzeptuell sein, sondern       erlernt, um die Bibel studieren zu können,
(geb. 1959) auch ausgiebig und professionell seit          können sehr direkt und spielerisch eine         sei des Guten doch ein wenig zuviel. Eben-
rund 15 Jahren. Nach ihrem Studienabschluss                Geschichte erzählen», sagen Dramaturgin         so wie der Alp-Öhi, der von Heidi wieder
in Germanistik und Geschichte arbeitete sie an             Julie Paucker und Regisseurin Florentine        zum Kirchgang gebracht wird. «Das wollten
verschiedenen Theatern im In- und Ausland als              Klepper. «Heidi war ganz einfach fällig»,       wir lieber aussparen», so Klepper.
Schauspielerin (ohne spezifische Ausbildung),              begründen die zwei, die nicht zum ersten        «Heidi ist natürlich nicht per se ein politi-
Regisseurin, Dramaturgin und Autorin. Doch                 Mal zusammenarbeiten, ihre Wahl. «Es ist        scher Stoff, aber mit Themen wie Heimat-
vermisste sie dort oft die Stoffe, welche die              ein toller Stoff, der uns die Möglichkeit       losigkeit oder der Sehnsucht nach einer
Fantasie beflügeln und die sie in ihrer Kindheit           gibt, zumindest die Hälfte der Geschichte       Heimat, ist die Geschichte weiterhin rele-
durch ihre Grossmutter und Mutter vermittelt               auf Schweizerdeutsch zu erzählen», führt        vant», betonen die beiden Mittdreissige-
bekam, und so startete sie 1996 ihre eigene ‹One-          Klepper aus, die seit letzter Spielzeit in      rinnen. «Sowohl Heidi als auch Klara ha-
Woman-Show› in der Gattung Erzähltheater.                  Basel als Hausregisseurin engagiert ist.        ben keine Mutter mehr, dem Geissenpeter
Sie benötigt dazu fast nichts, sitzt auf Kissen            «Heidi ist sowohl national als auch interna-    fehlt der Vater, und der von Klara ist nie
oder einem Stuhl, hat kaum Requisiten, setzt vor           tional eine Kultfigur. Sie ist ein Schweizer    da.» Familienkonstellationen, wie sie heute
allem ihren Körper, ihre Mimik, ihre Stimme ein            Mythos und insofern ein Schweizer Ideal»,       des Öfteren vorkommen und somit den Kin-
– und schafft damit ganze Welten. Souverän                 sagt Paucker. «Ich glaube, der Stoff hat viel   dern nicht fernliegen.
schlüpft sie in alle Rollen, sei es die Königin, Lu-       mit unserer Sicht auf uns selbst zu tun.»       Noch ist man mitten in den Proben. Das
zifer, ein nerviger Junge, Gottvater, Casanova,            Der Name Heidi zaubere selbst bei Erwach-       achtköpfige Ensemble, das auch zwei er-
ein gutmütiger Bär, Kriemhild, der Papst oder              senen fast ausnahmslos ein Strahlen aufs        zählende Musiker umfasst, nimmt mehr-
eine orientalische Braut. Ihre Programme dau-              Gesicht, so Paucker. «Das hängt sicher mit      heitlich Doppelaufgaben ein: eine Rolle auf
ern eine bis zwei Stunden, und in der Regel                Kindheitserinnerungen zusammen, wohl            der Alp, eine in Frankfurt. Um sich abzusi-
lauscht das Publikum gebannt und lässt sich ger-           auch mit der Sehnsucht nach einer heilen        chern, werden periodisch Primarschulklas-
ne verzaubern, keineswegs nur die Kinder. Zwar             Welt.» Und diese ist bekanntlich nicht an       sen eingeladen. «So prüfen wir, was bei den
sind die Geschichten meist ‹irgendwie› bekannt,            die Realität gekoppelt.                         Kleinen ankommt», sagt Klepper. Zumin-
Episoden aus der Bibel, aus Märchen und Legen-             Sehnsucht Heimat. Bei ihrer Bearbei-            dest an den ‹Stargästen›, den drei Ziegen,
den oder Shakespeare-Stücken. Aber so klug                 tung hat sich Paucker an der Buchvor-           werden (nicht nur) die Kinder ihre helle
und köstlich gekürzt und gewürzt, mit liebevol-            lage orientiert. Und die ist ja nicht ohne      Freude haben.
lem Spott, grossem Herz für Schwächen aller                Kitschtücken. Was die Dramaturgin keines-       ‹Heidi›: ab Do 18.11., 18 h (Premiere), Schauspielhaus
Art, frech und rührend zugleich. Kurz: Wer diese                                                           Basel u S. 27, Foto siehe Cover
wandlungsfähige Komödiantin einmal erlebt
hat, will sie immer wieder erleben!
Gelegenheit dazu gibt es demnächst, wenn von
Malchus mit ihrem neuen Programm ‹Die sieben
Todsünden› in Basel gastiert. Vor einem Jahr
spielte sie die Schweizer Premiere im Theater
Palazzo in Liestal, seither trat sie auch mit an-
dern ihrer Produktionen an vielen weiteren Or-
ten auf – und war oft ausverkauft. Denn ihre
Kunst heimst mittlerweile angesehene Preise
ein. Also gibts nur eins: sofort bestellen!
‹Die sieben Todsünden›. Eine Sitz-Revue für Eremiten
von Bea von Malchus: Do 11. bis Sa 13.11. und Do 18. bis
Sa 20.11., 20.30, Theater im Teufelhof u S. 28
Mehr Infos: www.beavonmalchus.de
Ausserdem: Ausstellung ‹Lust und Laster›.
Die 7 Todsünden von Dürer bis Nauman: bis So 20.2.,
Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee, Bern,
www.kunstmuseumbern.ch, www.zpk.org                                                                                            Bea von Malchus
                                                                                                                               in ‹Die 7 Todsünden›
Kinder sind ihre eigenen
                                                        Experten
                                                        c h r i s t oph e r z i m m e r

            Virus Schule                                10 Jahre Kinderbüro Basel. An einer Stell-
                                                        wand hängt ein Plan von Riehen. Blaue
                                                                                                       derlärm, sagt Zeno Steuri, der Leiter des
                                                                                                       Kinderbüros, ist nicht bloss Krach, sondern
            c h r i s t oph e r z i m m e r
                                                        Linien markieren die Schulwege und Farb-       ein Sozialgeräusch, das zum Spiel der Kin-
Lehren aus Leidenschaft – 14 Porträts aus               punkte die Gefahrenherde, die es zu ent-       der gehört und für eine gesunde Entwick-
dem Schulalltag. Es ist eine Schul-, wenn nicht         schärfen gilt – eine der aktuellen Baustel-    lung wichtig ist.
gar eine Binsenweisheit, dass es nicht so sehr          len des Kinderbüro Basel. So wie auch die      Hier tritt das Kinderbüro als Vermittler auf.
darauf ankommt, in welche Schule man geht,              mannshohe Box, die ein farbiges Schulzim-      Und holt dafür die berufendsten Fachperso-
sondern von wem man unterrichtet wird. Die              mer simuliert, das von Kindern entwickelt      nen an Bord: die Kinder selbst. Kinder, er-
prägendsten Erinnerungen bleiben uns an die             und im Selbstversuch getestet wird. In wel-    klärt Steuri, sind Experten für ihre Bedürf-
LehrerInnen, die den besten Draht zu uns hat-           chen Farben lernt es sich ‹am wöhlsten›?       nisse. Und wenn sie spüren, dass sie ernst
ten, egal, wie streng oder nachgiebig sie waren.        Diese beiden Projekte sind bezeichnend für     genommen werden, werden sie zu mündi-
Doch gerade von diesen ist im medialisierten            die Arbeit des Kinderbüros: für das erste      gen, handelnden und denkenden Subjek-
Streit um Strukturen, Harmonisierung oder Bil-          trat die Gemeinde Riehen an das Kinder­        ten, welche die Stadt als Spiel- und Lebens-
dungsgutschein nur wenig die Rede.                      büro heran, das zweite wird in Zusammen-       raum zurückerobern.
‹Schulbesuch› dagegen, ein Gemeinschaftswerk            arbeit mit dem Erziehungsdepartement           Kindermitwirkung wird deshalb gross ge-
von Corina Lanfranchi, Katharina Tanner und             realisiert. Vor zehn Jahren wäre dies noch     schrieben. Jedes Projekt wird ausschliess-
Arlette Schnyder, zeigt die Menschen hinter den         undenkbar gewesen. Angefangen hat das          lich mit Kindern entwickelt, von der Idee
education resources der Bildungspolitik. Lehre-         Kinderbüro ‹ganz klein› als Infostelle für     bis zur Realisierung. Das Kinderbüro unter-
rinnen und Lehrer, denen die Schule auch nach           Kinderrechte. Doch mit den Jahren wuchs        stützt sie dabei, betreibt Lobbyarbeit, stellt
vielen Jahren nicht verleidet ist, weil sie aus         das Interesse an dieser Einrichtung und da-    Kontakte her, erschliesst Geldquellen. Das
ihrem Beruf, der ihnen zur Berufung geworden            mit ihr Aufgabenbereich. Die Medien wur-       geht nicht ohne Enttäuschungen ab, doch
ist, immer neue Kraft schöpfen, weil sie nicht          den aufmerksam, und in der Stadtverwal-        auch das gehört zum Erfahrungsschatz.
stehen bleiben, sondern sich mit ihren Schütz­          tung fand ein Umdenken statt. Kinder sind      Vieles aber gelingt und motiviert zum Wei-
lingen weiterentwickeln, und die andere begeis-         heute ein Thema. Und das Kinderbüro ein        termachen, wie etwa das zeitlich begrenzte
tern können, weil sie selber Begeisterte, vom           nicht mehr wegzudenkender Player in der        Projekt ‹Green City› (Barfi, Rümelinsplatz),
Virus Schule Befallene sind. Lehrkräfte, für die        kindgerechten Stadtentwicklung. Musste es      der Verkehrsgarten (u.a. Erlenmatt) oder
das Unterstützen vor dem Unterrichten steht, die        in den Anfängen noch für die Beteiligung       das mit Kindern konzipierte und betriebene
vom Kind ausgehen und nicht von den Struk­              von Kindern kämpfen, wird es heute von         Kinderbistro, das heute im Quartiertreff
turen, die nicht bestimmen, sondern die Ent-            der Verwaltung und Institutionen vermehrt      Lola im St. Johann zu Hause ist.
wicklung jedes Kindes begleiten und fördern.            angefragt und einbezogen.                      ‹10 Jahre Kinderbüro› ist eine Erfolgsge-
Gefunden haben die Autorinnen solche ‹Lehr-             Kinderlärm ist ein Sozialgeräusch. Die         schichte. Gefeiert wird u.a. am Tag des
persönlichkeiten› in unterschiedlichen Landes-          Arbeit im Dienste der Kinder geht nicht aus,   Kindes mit einem mobilen Spielplatz und
teilen und Schulformen. So spannt sich der              nimmt sogar noch zu. Denn Kinder kom-          einer Wärmestube mit Musik und Kulinarik.
Bogen von staatlichen Primar- über Montessori-,         men im öffentlichen Raum zunehmend in          Keine Frage, dass man dort vielen Kindern
Steiner- und freien Klassen bis zur Waldschule,         Bedrängnis. Spielende Kinder auf Plätzen,      begegnen wird – auf Augenhöhe!
vom integrativen Modell bis hin zur Kleinst­            Innen- und Pausenhöfen stören viele – denn     ‹Tag des Kindes›: Sa 20.11., div. Orte in der Stadt,
schule, in der alle Stufen gemeinsam unterrich-         wo sie spielen, machen sie Lärm. Doch Kin-     www.kinderbuero-basel.ch
tet werden. Dort überall haben sich die Autorin-                                                       Neu: Hallenverkehrsgarten für Kinder von 5–12 Jahren,
nen dazugesetzt und genau beobachtet, wie die                                                          ab Mi 10.11. bis Ende Februar, Aktienmühle,
                                                        Arbeitsgruppe Kindermitwirkung
                                                                                                       Mi, Fr, Sa 14–18 h, www.aktienmuehle.ch
PädagogInnen den Schulalltag gestalten und be-          ‹Mehr Farbe in Schulen›
wältigen. Sie haben mit ihnen über ihre Schul­
erfahrungen und ihren Werdegang, ihre Motiva-
tionen und Träume gesprochen, und sie spüren
den Freiräumen und Grenzen nach, die von der
Bildungspolitik geschaffen und gesetzt werden.
Diese Berichte und die unprätentiösen Fotogra­
fien von Annette Boutellier zeigen nicht nur eine
bunte Vielfalt jenseits verordneter Lehrpläne,
sondern erinnern auch eindrücklich daran, dass
bei allen Reformen niemals die Menschen ver-
gessen werden dürfen, die diese Lehrpläne erst
mit Leben füllen.
‹Schulbesuch›. Wie Lehrerinnen und Lehrer heute
unterrichten – 14 Porträts von Corina Lanfranchi,
Arlette Schnyder, Katharina Tanner (Texte), Annette
Boutellier (Fotografien), Limmat Verlag, Zürich 2010.
184 S., gb., CHF 36.50

14 | ProgrammZeitung | November 2010
Läse, luege, loose
dagm a r bru n n e r

Die ‹BuchBasel› 2010 lädt zu vielfältigen Begegnungen mit
Literatur ein. Bereits zum 8. Mal wird die ursprünglich von
Matthyas Jenny initiierte Basler Buchmesse heuer durch-
geführt, und sie heisst wieder wie bei ihrer ersten Ausgabe
2003 ‹BuchBasel›. Während fünf Jahren zog dieses Label
jeweils im Mai Buch- und Literaturbegeisterte an, dann
wurde mit der Kündigung der Messe Basel der Termin in
den Spätherbst verlegt; 2008 und 2009 diente die abgele­
gene E-Halle als Zentrum, und der stark geschrumpfte An-
lass nannte sich ‹BucH.08› – ein Marketingfauxpas sonder-
gleichen. Nun steht wieder eine Messehalle zur Verfügung
und es scheint, dass die ‹BuchBasel›, besser strukturiert und
finanziert denn je, zu alter Grösse findet.
Die Zahl der ausstellenden Verlage und Institutionen hat
sich nämlich gegenüber 2009 fast verdoppelt, auf 180, was
freilich kaum halb so viel ist wie in den Anfangsjahren.
Aber schliesslich ist Qualität wichtiger als Quantität, und
hier hat die diesjährige Messe einiges zu bieten: Neben
Branchen-Flagschiffen wie Diogenes, Suhrkamp, S. Fischer
und C.H. Beck präsentieren sich zahlreiche kleine, beson-
dere und neue Aussteller, aus Basel etwa der bei Schwabe
angesiedelte Johannes Petri Verlag. Zudem gibt es Gemein-
schaftsstände mit österreichischer und rätoromanischer
Literatur, fremdsprachige Buchangebote sowie eine Messe-
buchhandlung von Bider & Tanner.
2/3 Sachbuch, 1/3 Literatur. Doch das Filetstück der Messe
ist das internationale Buch- und Literaturfestival (1998
ebenfalls von Matthyas Jenny ins Leben gerufen). Die Be-
gegnungen mit Schreibenden von Sachbüchern und Belle­
tristik, Kinder- und Jugendliteratur finden diesmal auf
insgesamt sechs Bühnen statt. Das Programm, von Litera-
turhaus-Intendantin Katrin Eckert in einem Kraftakt und                               Nippes von der
mit Gespür für Aktualität und Qualität zusammengestellt,                              Frankfurter

ist ein anregender Mix und hat deshalb allen etwas zu bie-
                                                                                      Buchmesse
                                                                                      2010, Foto: db                     Leseförderung
ten. Es lesen und diskutieren u.a. Alice Schwarzer, Hans-
Peter Dürr, Verena Kast, Ralf König, Fatou Diome, Michael                                              db. Junge Bücherwürmer kommen nicht nur auf der ‹BuchBasel›
Krüger, Necla Kelek, Bligg und natürlich die fünf für den                                              zum Zuge. Zum 30. Mal lädt das Basler Jugendbücherschiff
Schweizer Buchpreis Nominierten. Daneben kann man                                                      (frisch herausgeputzt) zum Schmökern in seiner reichhaltigen
zahlreiche Entdeckungen machen, etwa zu Literatur aus                                                  Ausstellung ein; rund 2000 neue Kinder- und Jugendbücher und
Palästina, Polen, Albanien und Kanada.                                                                 etliche Begleitveranstaltungen regen zum Lesen und Entdecken
Der Nachwuchs darf sich in der Kinderzeltstadt tummeln,                                                neuer Welten an. Im Rahmen des Sonderthemas ‹Von der Papy-
und erstmals gibt es ein Jugendliteraturhaus mit Work-                                                 rusrolle zum E-Book› gibt’s eine kleine Schau zur Geschichte der
shops und Gesprächen. Ein Symposion zur ‹Zukunft Lesen›                                                Schrift und einen Wettbewerb. – Die 21. Schweizer Erzählnacht,
nimmt u.a. moderne Technologien unter die Lupe. Das                                                    koordiniert vom Schweiz. Institut für Kinder- und Jugendme-
Rahmenprogramm zur ‹BuchBasel› beginnt bereits Anfang                                                  dien, will unter dem Motto ‹Im Geschichtenwald› landesweit
November mit Lesungen in diversen Lokalitäten inner- und                                               Schulen, Bibliotheken, Jugendgruppen und Kulturzentren zum
ausserhalb der Stadt. Kurz: Den über 200 Veranstaltungen                                               gemeinsamen Lesen und Erzählen inspirieren. – Die 19. Kin-
ist ein interessiertes Publikum zu wünschen.                                                           derbuchmesse Lörracher Leselust, eine Veranstaltung der Lör-
8. ‹BuchBasel›: Do 11.11., 18 h (Eröffnung), bis So 14.11., Messe Basel, Halle 4.1.                    racher Kinderlobby und des Burghofs Lörrach, lockt mit einem
Fr/Sa 10–18 h, So bis 17 h, www.buchbasel.ch, bis 18 J. Eintritt frei,                                 bunten Programm zur Teilnahme an einer ‹Reise zum Mittel-
Tageskarte CHF 16, Dreitageskarte CHF 40 (inkl. Buchtaler CHF 5)                                       punkt der Fantasie›.
Verleihung Schweizer Buchpreis: So 14.11., 11 h                                                        30. Basler Bücherschiff: Mi 10. bis Mi 24.11., MS Christoph Merian,
Jugendmedienpreis: So 14.11., 16.30 h                                                                  Schifflände. Mo bis Fr 8–12 h, 14–18 h, Sa/So 10–18 h
Ausserdem: Buchmesse Olten: Do 4. bis So 7.11., www.buchmesse-olten.ch                                 21. Schweizer Erzählnacht: Fr 12.11., www.sikjm.ch u S. 48
10. Buch- und Handpressenmesse: Fr 12. bis So 14.11., Eisenwerk, Frauenfeld                            auf dem Bücherschiff: 18.30–22.30, mit Dreiländerfahrt
                                                                                                       19. Kinderbuchmesse Lörracher Leselust: Fr 19. bis So 21.11., Burghof
                                                                                                       Lörrach sowie weitere Orte u S. 37

                                                                                                                                                  November 2010 |   ProgrammZeitung | 15
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