LIFE SCIENCES-STRATEGIE 2018-2021 - Life Sciences Cluster Basel

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LIFE SCIENCES-STRATEGIE 2018-2021 - Life Sciences Cluster Basel
LIFE SCIENCES-
STRATEGIE
2018–2021
LIFE SCIENCES-STRATEGIE 2018-2021 - Life Sciences Cluster Basel
Herausgeber
Initiative Life Sciences Cluster Region Basel

                                Layout
 Brenneisen Theiss Communications, Basel

                                     Druck
                           buysite AG, Basel

          Handelskammer beider Basel
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                               Oktober 2017
LIFE SCIENCES-STRATEGIE 2018-2021 - Life Sciences Cluster Basel
INHALTSVERZEICHNIS

         04          Management Summary       14   Ziele und Massnahmen
                                                                             03

         06          Einleitung
                                              25   Umsetzung

         08          Ausgangslage
                                              26   Entwicklungen seit 2005

          13         Vision

Inhaltsverzeichnis | LS-Strategie 2018–2021
LIFE SCIENCES-STRATEGIE 2018-2021 - Life Sciences Cluster Basel
MANAGEMENT SUMMARY

     Mit den Life Sciences-Strategien, die sie in regel-             Um Precision Medicine in der Region Basel mög-
04
     mässigen Abständen erarbeiten (bisher: 2005–                    lichst breit zu etablieren, werden unter der Lei-
     2007; 2008–2010; 2011–2013; 2014–2017), wollen                  tung von DayOne2 drei Projekte umgesetzt:
     die beiden Kantone Basel-Landschaft und Ba-
     sel-Stadt sowie die Handelskammer beider Basel                  • Precision Medicine mit Fokus auf Kinderme-
     das überdurchschnittliche Wertschöpfungspoten-                    dizin: personalisierte Entwicklungen in den Be-
     zial der Life Sciences-Industrie gezielt weiterent-               reichen Diagnose, Behandlung und Feedback-
     wickeln und die Wettbewerbsfähigkeit des Stand-                   Schleifen beschleunigen.
     ortes weiter erhöhen.
                                                                     • Dr. HouseArzt: Expertensystem zur Diagnose
     Ein Stärken-Schwächen- und ein Chancen-Risiko-                    häufiger und seltener Krankheiten schaffen.
     Profil der Life Sciences-Region Basel, das Inputpa-
     pier der Life Sciences-Kommission der Handels-                  • Digital Health/elektronische Pille: Verknüp-
     kammer und Diskussionen mit Persönlichkeiten                      fung digitaler Lösungen mit den Bedürfnissen
     aus Politik, Verwaltung, Hochschulen, Spitälern                   der Patienten.
     und Wirtschaft anlässlich der fünften Bad Schauen­
     burg-Tagung zeigen für die Strategieperiode 2018–               Gleichzeitig, das heisst mit der Umsetzung dieser
     2021 deutlich drei Schwerpunkte auf: Precision                  drei Projekte, soll ein Kompetenzzentrum für Pre-
     Medicine1, Start-ups und Regulierung. In diesen                 cision Medicine aufgebaut werden. Dieses legt
     drei Bereichen muss im Life Sciences Cluster Ba-                den Grundstein, damit Experten von Hochschu-
     sel gehandelt werden, will Basel den Anschluss an               len, Industrie, Gesundheitsdienstleistern und Spi-
     nationale und internationale Konkurrenzstandor-                 tälern neue Formen und Kulturen einer Zusam-
     te nicht verlieren. Die Life Sciences-Strategie                 menarbeit finden, um gemeinsam weitere Projekte
     2018–2021 adressiert diese Herausforderungen                    umzusetzen. Das Kompetenzzentrum soll einen
     mit einem umfassenden Katalog von elf Massnah-                  entscheidenden Beitrag zur Transformation des
     men, mit denen bis 2021 insgesamt sieben Ziele                  jetzigen Gesundheitssystems hin zu einem stark
     erreicht werden sollen.                                         patientenzentrierten Gesundheitswesen leisten.

     1
       Precision Medicine: Im Sinne einer personalisierten Medizin können durch speziell auf Patientengruppen ausgerichtete Thera-
       pieverfahren die Qualität und die Wirksamkeit medizinischer Behandlungen verbessert, Nebenwirkungen reduziert und die
       Kosteneffizienz langfristig erhöht werden. Das richtige Medikament zum richtigen Zeitpunkt beim richtigen Patienten. Hierfür
       gilt es u.a. die rasant wachsende Menge an gesundheitsbezogenen Daten richtig zu nutzen.
     2
       DayOne ist eine Initiative von BaselArea.swiss und dem Kanton Basel-Stadt mit dem Ziel, ein weltweit führendes Innovati-
       onszentrum für Precision Medicine in Basel einzurichten. Die bisherigen Aktivitäten von DayOne beinhalten vierteljährliche
       Fachveranstaltungen, Gespräche am runden Tisch, eine internationale Konferenz und ein Labor zur Prototypenentwicklung.

                                                                                   LS-Strategie 2018–2021 | Management Summary
LIFE SCIENCES-STRATEGIE 2018-2021 - Life Sciences Cluster Basel
Start-ups sind ein Nährboden für einen funktio-       Alle diese Anstrengungen führen langfristig dazu,
                                                                                                            05
nierenden Life Sciences Cluster. Bis 2021 soll es     dass
in der Region Basel deshalb mehr Start-ups im         • die Region Basel ein weltweit führender Life
Life Sciences-Bereich geben. Hierfür werden von          Sciences-Standort ist,
der Universität Basel, der Fachhochschule Nord-       • die Life Sciences-Industrie der Region Basel at-
westschweiz, den Universitätsspitälern und weite-        traktiv und wettbewerbsfähig ist, über eine hohe
ren Akteuren diverse Massnahmen umgesetzt,               Innovationskraft verfügt und in der Region
welche für Start-ups spürbare Verbesserungen in         ­Basel investiert,
den Bereichen Finanzierung und Infrastruktur          • in der Region Basel exzellente Akteure der ge-
bringen werden. Darüber hinaus wird die Han-             samten Wertschöpfungskette angesiedelt sind,
delskammer beider Basel eine Übersicht über alle      • die Region Basel in der Schweiz der führende
in der Region tätigen Start-up-Förderorganisatio-        Standort für Life Sciences-Start-ups ist und
nen und deren Dienstleistungen erarbeiten.            • in der Region Basel die Precision Medicine etab-
                                                         liert ist.
Grundvoraussetzung für einen weltweit führen-
den, attraktiven und innovativen Life Scien-
ces-Standort ist eine liberale Gesetzgebung. Die
Life Sciences-Strategie beinhaltet deshalb auch
Massnahmen, welche die gesetzlichen Vorausset-
zungen schaffen sollen, damit die Ziele der Strate-
gie 2018–2021 erreicht werden können.

Management Summary | LS-Strategie 2018–2021
EINLEITUNG

     Die beiden Kantone Basel-Landschaft und Ba-                  kong), sondern auch weil nationale Konkurrenz-
06
     sel-Stadt gehören zu den innovativsten der                   standorte – allen voran Zürich und Bassin Léma-
     Schweiz.3 Die Life Sciences4 tragen als innovati-            nique – zunehmend in den Life Sciences-Bereich
     onsstärkste Leitbranche entscheidend zu diesem               investieren.
     Erfolg bei.

     Die Bedeutung der Life Sciences-Industrie für die
     Region5 widerspiegelt sich in rund 33’200 Be-                                             Inputpapier
     schäftigten, die 7,6 Prozent der gesamten regiona-
     len Erwerbstätigen repräsentieren und einen Bei-
     trag an die regionale Wertschöpfung von 27,5                                      Bad Schauenburg-Tagung
     Prozent leisten. Die regionale Bedeutung der Life
     Sciences zeigt sich auch im nationalen Vergleich.
                                                                                        Life Sciences-Strategie
     Die Life Sciences in der Region machen rund 58
     Prozent der gesamtschweizerischen Life Scien-
     ces-Aktivitäten aus und über ein Drittel aller                                            Umsetzung
     schweizweit in diesen Branchen Beschäftigten ar-
     beiten in der Region.6

     Es liegt im Interesse des Wirtschaftsstandortes In regelmässigen Abständen entwickelt deshalb
     Region Basel, dass das überdurchschnittliche die Handelskammer beider Basel in Zusammenar-
     Wertschöpfungspotenzial der Life Sciences-­ beit mit den beiden Basler Kantonen eine gemein-
     Industrie gezielt weiterentwickelt wird. Ent- same Life Sciences-Strategie (bisher 2005–2007;
     scheidende Rahmenbedingungen sind laufend 2008–2010; 2011–2013; 2014–2017). Die Basis der
     zu hinterfragen und zu optimieren; zumal der Strategie wird von der Life Sciences-Kommission
     internationale Standortwettbewerb um die wert- der Handelskammer in einem Inputpapier erarbei-
     schöpfungsstarke Life Sciences-Industrie stetig tet und an der Strategieplattform auf Bad Schauen-
     zunimmt und sich zukünftig weiter verstärken burg (Bad Schauenburg-Tagung) mit hochkarätigen
     wird. Dies nicht nur aufgrund der aufstrebenden Vertretern aus Politik, Verwaltung, Hochschulen,
     asiatischen Standorte (Schanghai, Singapur, Hong– Spitälern und Wirtschaft diskutiert, um gemein-

     3
       UBS (2016): Kantonaler Wettbewerbsindikator 2016
     4
       Aggregat von pharmazeutischer Industrie, elektrischer und orthopädischer Medizinaltechnik sowie Forschung und Entwick-
       lung in Biotechnologie
     5
       Abgrenzung: Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Jura, Fricktal und Dorneck-Thierstein
     6
       Werte 2016 von BAK Economics

                                                                                           LS-Strategie 2018–2021 | Einleitung
07

sam eine Marschrichtung für die Life Sciences-Re-   Zielsetzungen die jeweilige Life Sciences-Strategie
gion Basel mit Zielsetzungen und anzugehendem       bildet. Eine Strategie hat so lange Gültigkeit, bis sie
Handlungsbedarf festzulegen. Die Resultate aus      im Rahmen einer Bad Schauenburg-Tagung wieder
der Tagung werden im Anschluss in einen Mass-       überarbeitet und von einer neuen, weiterführen-
nahmenplan übersetzt, der zusammen mit den          den Life Sciences-Strategie abgelöst wird.

Einleitung | LS-Strategie 2018–2021
AUSGANGSLAGE

      Resultate aus der vergangenen                                    Fragestellungen im gesamten Healthcare-Bereich
08
     ­Strategieperiode 2014–2017                                       beleuchtet. FutureHealth Basel will alle Akteure
      In der Strategieperiode 2014–2017 lag der Fokus                  entlang der Life Sciences-Wertschöpfungskette
      darauf, die Fragmentierung der Life Sciences-För-                zusammenbringen, von der Forschung bis zur An-
      derorganisationen zu überwinden und dafür zu                     wendung.
      sorgen, dass der Life Sciences-Standort national
      und international mit all seinen Akteuren nach                   Weiter wurden in der vergangenen Strategieperio-
      aussen geeinter auftritt. Hierfür rief die Handels-              de Massnahmen verfolgt, um die Rahmenbedin-
      kammer beider Basel gemeinsam mit den beiden                     gungen für Start-ups attraktiver zu gestalten.
      Basler Kantonen die Initiative Life Sciences Clus-               Diese Bemühungen finden in der vorliegenden
      ter Region Basel ins Leben. Seit Anfang 2015 tref-               Strategie ihre Fortsetzung.
      fen sich im geschäftsführenden Ausschuss der
      Cluster-Initiative regelmässig Vertreter relevanter              Basis der Strategieperiode 2018–2021
      Förderorganisationen (Handelskammer beider Ba-                   Im Februar 2017 trafen sich Persönlichkeiten aus
      sel, kantonale Standortförderungen, BaselArea.                   Politik, Verwaltung, Hochschulen, Spitälern und
      swiss, SIP Basel Area und projektspezifisch Inter-               Wirtschaft zur fünften Bad Schauenburg-Tagung.
      pharma). Gemeinsam führen sie Projekte zur                       Sie diskutierten, wie sich die Region Basel als füh-
      Stärkung des Life Sciences Cluster Basel durch,                  render Standort in der Precision Medicine7 positi-
      stellen die Umsetzung der Life Sciences-Strategie                onieren und attraktiver für die Gründung neuer
      sicher, institutionalisieren die Zusammenarbeit                  Life Sciences-Unternehmen werden kann. Ein In-
      zwischen den Förderorganisationen und sorgen                     putpapier, das die Life Sciences-Kommission der
      für einen geeinten Auftritt des Life Sciences-                   Handelskammer erarbeitet hat, bildete die Grund-
      Standortes Basel.                                                lage für die Diskussionen. Zusammen mit Exper-
                                                                       ten wurde im Anschluss an die Tagung die vorlie-
     Mit FutureHealth Basel initialisierte die Handels-                gende Strategie erarbeitet. Basis der Arbeiten
     kammer beider Basel eine neue Konferenz mit in-                   waren die Resultate der Tagung und das im Vor-
     ternationaler Ausrichtung. Diese schafft eine in-                 feld erarbeitete Stärken-Schwächen- und Chan-
     terdisziplinäre Plattform, die Lösungsansätze für                 cen-Risiko-Profil der Life Sciences-Region Basel
     kommende wirtschaftliche und regulatorische                       (SWOT-Analyse).

     7
         Precision Medicine: Im Sinne einer personalisierten Medizin können durch speziell auf Patientengruppen ausgerichtete Thera-
         pieverfahren die Qualität und die Wirksamkeit medizinischer Behandlungen verbessert, Nebenwirkungen reduziert und die
         Kosteneffizienz langfristig erhöht werden. Das richtige Medikament zum richtigen Zeitpunkt beim richtigen Patienten. Hierfür
         gilt es u.a. die rasant wachsende Menge an gesundheitsbezogenen Daten richtig zu nutzen.

                                                                                              LS-Strategie 2018–2021 | Ausgangslage
Fokus der Strategie 2018–2021                        entsprechend auf Verbesserungen von Rahmen-
                                                                                                         09
• Precision Medicine                                 bedingungen für die Precision Medicine und
  Die digitale Transformation stellt alle Akteure    für Start-ups. Grundvoraussetzung für einen
  im Life Sciences Cluster vor Herausforderungen     weltweit führenden, attraktiven und innovati-
  und bietet gleichermassen Chancen. Datenge-        ven Standort bleibt jedoch eine liberale Gesetz-
  triebene Diagnostik und Therapien lösen die        gebung. Immer wieder sind Bestrebungen im
  klassischen Formen zunehmend ab und können         Gang, die in der Folge innovationshemmende
  durch eine individualisierte Anwendung volks-      Auswirkungen haben. Die Strategie adressiert
  wirtschaftlich gesehen zur Dämpfung des Kos-       deshalb auch den steten Einsatz gegen überbor-
  tenwachstums im Gesundheitswesen beitragen.        dende Regulierungen.
  Will die Life Sciences-Industrie innovativ und
  wettbewerbsfähig bleiben, muss sie den Patien-    Zusätzliche Aspekte
  ten ins Zentrum stellen. Sie muss die Zusam-      Ein international führender Life Sciences Cluster
  menarbeit zwischen einzelnen Organisationen       benötigt aber auch stetige Anstrengungen hin-
  und Disziplinen fördern und sich in der For-      sichtlich Nachwuchskräften, Spitalplanung und
  schung und Entwicklung die riesigen Daten-        steuerlicher Belastung. Zudem müssen Stärken
  mengen zunutze machen. In der Region Basel        und Erfolge gemeinsam über die Region hinaus
  sind sämtliche Komponenten vorhanden, um          bekannt gemacht werden. Das heisst:
  genau das anzugehen. Die Region hat das Poten-
  zial, sich zu einem weltweit führenden Standort   • Nachwuchskräfte und exzellente Forschung der
  für die Precision Medicine zu entwickeln.           regional ansässigen Hochschulen sichern.
                                                      Mit der Hochschule für Life Sciences (HLS) der
• Start-ups                                           Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), dem
  Start-ups sind ein Nährboden für einen funktio-     Departement für Systembiologie der ETH Zürich
  nierenden Cluster, der über alle Akteure der        in Basel (D-BSSE) und der Universität Basel ver-
  gesamten Wertschöpfungskette verfügt. Die
  ­                                                   fügt die Region Basel über Hochschulen, die der
  SWOT-Analyse und die Diskussionen an der Bad        Industrie sowohl Nachwuchskräfte als auch For-
  Schauenburg-Tagung zeigen: Hier hat der Stand-      schungsexpertise auf international hohem Niveau
  ort Verbesserungspotenzial.                         anbieten. Die in der Region Basel ansässigen
                                                      Hochschulen sind für die volkswirtschaftliche
• Regulierung                                         und kulturelle Entwicklung von elementarer
  Die Region hat in den beiden oben genannten         Bedeutung. Sie tragen mit ihrer exzellenten For-
  Bereichen den dringendsten Handlungsbedarf.         schung in Life Sciences wesentlich zur Innovati-
  Die Strategie 2018–2021 legt den Schwerpunkt        onskraft und damit zur Wertschöpfung der Re-

Ausgangslage | LS-Strategie 2018–2021
10

     Skala, September 2016
     (++) hervorragend (+) gut, Verbesserungspotenzial vorhanden   (-) relativ schwach   (- -) ausgeprägt schwach
     Die rot dargestellten Punkte geniessen oberste Priorität.

                                                                                          LS-Strategie 2018–2021 | Ausgangslage
SWOT-Analyse zur Life Sciences-Region Basel

 Stärken                                                       Schwächen
 • Arbeitsmarktpotenzial (++)                                  • Geringe IT-Kompetenz in der Region (- -)
   Vermag hoch qualifizierte Arbeitskräfte/Expats               Mangelnde Vernetzung und Analyse von Forschungs-
   ­a nzuziehen und zu halten, Grenzlage                        und Gesundheitsdaten

 • Innovationskraft (++)                                       • Unsicherheit Finanzierung Universität (--)
                                                                Spardruck BL gefährdet Finanzierung Universität
   Private F&E-Ausgaben, Forschungskompetenz an ­
   drei Hochschulen, renommierte private Forschungs­           • Zu wenig Unternehmertum an
   institute                                                     Uni/FHNW und Technologietransfer (- -)
                                                                Verbindung Hochschule–Industrie (v.a. KMU),
 • Gesamte Wertschöpfungskette, ­v ielfältiges
                                                                ­I nnovationsförderung wenig systematisch, viele
   ­Synergiepotenzial (++)                                       ­Organisationen/Netzwerke, aber wenig face-to-face
   Headquarter-Funktionen, F&E, Produktion, CRO,
   Dienstleister (LS-Organisationen), Grösse des Clusters
                                                               • Regulierungsumfeld (-)
                                                                Preisregulierung, Arbeitsbewilligungen, EU-Regulie-
 • Infrastruktur (++)                                           rungen werden übernommen und ­z usätzlich verschärft       11
   Energie, IT-Netz, Verkehr, Schulen, Logistik usw.
                                                               • Verfügbarkeit Risikokapital (-)
 • Zusammenarbeit Behörden–Industrie (++)                       Für die ersten Schritte ist Seed Money vorhanden,
    Direkter Kontakt möglich, Anliegen werden ernst             aber danach wird es schwierig
   ­genommen                                                   • Aussenwahrnehmung (-)
 • Liberale Wirtschaftspolitik          (++)
                                                                 Darstellung Life Sciences-Region nach aussen, n
                                                                                                               ­ ational
   Arbeitsmarktregulierung, stabiles politisches System,         und international, Life Sciences Cluster vorwiegend via
   hohe Eigenverantwortung                                      ­Roche/Novartis wahrgenommen
 • Akzeptanz in der Bevölkerung (+)                            • Fragmentierung in Region/Schweiz (-)
   Bevölkerung steht hinter Life Sciences                       Kommunikation unter (zu) vielen standortpolitischen
                                                                Akteuren; Verzettelung Ressourcen, BS/BL

 Chancen                                                       Risiken
 • Digitale Transformation mit Fokus                           • Finanzierungsunsicherheit Hochschulen
   ­Precision Medicine (++)                                      durch ­Kantone/Bund (--)
    Querschnittsdisziplin Digitalisierung/IT entlang            Druck auf öffentlichen Haushalt wächst, führt zu
   ­Wertschöpfungskette fördern, Ausbildungs­synergien          ­Giesskannen-Sparübungen (Bildung, Forschung),
    nutzen, Koordination mit Zürich und n­ ationales Netz-       ­notwendige Investitionen in Infrastruktur sowie BFI-­
    werk ausbauen, disruptive Geschäftsmodelle                    Bereich (Uni und FHNW) werden nicht d ­ urchgeführt
 • Konsequenter Ausbau SIP Basel Area (++)                     • Bilaterale in Gefahr, Umsetzung MEI
   Nach geglücktem Start weitere A
                                 ­ usbauschritte, Sicht-         ­restriktiv (--)
   barkeit SIP erhöhen: Wirtschaft kennt SIP zu wenig           Gefährdung des Life Sciences-Standorts bei ­restriktiver
 • Regionale Spitalplanung BS/BL (++)                           Umsetzung MEI, Marktzugang, Grenz­gänger, Gelder für
   Bessere Koordination von Ausbildung und Forschung,           Forschungsprojekte (Horizon 2020)
   inklusive Ausbau klinischer Forschung                       • Zunehmender Regulierungsdruck (--)
 • Technologie- und Innovationstransfer                (++)     Regulatory-Affairs-Abteilungen müssen stetig
   Zusammenarbeit Akademie/Industrie gezielt verstärken         ­ausgebaut werden, Komplexität und Kosten steigen
                                                                 (auch aufgrund politischer Initiativen)
 • Räumliche Entwicklung Hochschulen (++)
   Campus Rosental, Campus Schällemätteli, Campus              • Fachkräftemangel (--)
   ­Polyfeld: Bau von Top-Forschungsanlagen                     Unternehmen verlagern Einheiten, weil sie zu wenig
                                                                Fachkräfte finden (MINT-Förderung), wachsende
 • Nationale/internationale ­Sichtbarkeit              (+)
                                                                ­Konkurrenz durch andere, internationale Cluster
   Basel ist Life Science Cluster Nummer 1 in der Schweiz
   und in Europa. Diese Tatsache stärker in ­Politik und Be-   • Konkurrenzsituation mit Greater Zurich
   hörden verankern (ausserhalb Region)                          Area und Arc Lémanique (--)
 • Koordination Life Sciences-Kongresse (+)                     Zunehmende Investitionen im Life Sciences-Bereich in
   FutureHealth Basel, Basel Life, CLINAM, Start-ups und        Zürich, Zug und Arc Lémanique (Private und ETHs),
   Pharma zusammenbringen                                       Sichtbarkeit gegenüber Geldgebern (Nationalfonds usw.)
                                                                sinkt
 • Entwicklung Wirtschaftsflächen (+)
   Investitionen und Ansiedlung ermöglichen, Beitrag Reor-
                                                               • Frankenstärke (-)
                                                                Life Sciences-Industrie gerät wegen starkem Franken
   ganisation BaselArea.swiss zu WTT/Firmenansiedlung
                                                                unter Druck
 • Unternehmenssteuerreform III (+)
    Internationale Akzeptanz gesichert (Patentboxen,
                                                               • Steigender Preisdruck (-)
                                                                Steigende Gesundheitskosten, Druck auf Medikamen-
   ­t iefere Unternehmenssteuer)
                                                                tenpreise, Rationierung

Ausgangslage | LS-Strategie 2018–2021
12     gion Basel bei. In Zukunft stellt die Kooperation      reich klinische Forschung und Patientenstudien
       zwischen den verschiedenen Hochschulen ein             signifikant verstärkt. Dies setzt den Standort
       wichtiger Wettbewerbsfaktor dar. Für einen er-         Basel bei internationalen Unternehmen ver-
       folgreichen Life Sciences Cluster ist die lang-        mehrt auf die Landkarte, wenn es darum geht,
       fristige Sicherung und die ausreichende Finan-         klinische Studien durchzuführen.
       zierung der universitären Medizin und der
       naturwissenschaftlichen Fakultäten entschei-          • Steuervorlage 17 kantonal rasch umsetzen.
       dend.                                                   Damit die Region Basel auch in Zukunft für klei-
                                                               ne und grosse Unternehmen attraktiv bleibt, ist
     • Die Chancen einer gemeinsamen Gesundheitsver-           eine Steuerreform notwendig, die auf die Be-
       sorgung auf allen Ebenen realisieren.                   dürfnisse der Wirtschaft eingeht. Für die for-
       Jahrelang lief die Spitalplanung der Kantone Ba-        schenden Life Sciences-Unternehmen gehört
       sel-Landschaft und Basel-Stadt getrennt. Mit            dazu unter anderem eine nach internationalen
       dem Projekt «Gemeinsame Gesundheitsregion               Standards ausgestaltete Patentbox.
       beider Basel» ergibt sich nun die Chance, dass die
       beiden zuständigen Departemente – das Gesund-         • Stärken und Erfolge des Clusters gemeinsam und
       heitsdepartement Basel-Stadt und die Volks-             selbstbewusst kommunizieren.
       wirtschafts- und Gesundheitsdirektion Basel-            Die von den beiden Basler Kantonen und der
       Landschaft – sowie die beiden öffentlichen Spitäler     Handelskammer im Jahr 2014 gemeinsam ins
       Universitätsspital Basel und Kantonsspital Ba-          Leben gerufene Initiative Life Sciences Cluster
       selland kantonsübergreifend enger zusammen-             Region Basel hat sich dieses Ziel auf die Fahne
       arbeiten. Ziel ist eine zwischen den Kantonen           geschrieben. Hierfür wurden in der vergange-
       abgestimmte Spitalplanung sowie eine gemein-            nen Strategieperiode beispielsweise eine Clus-
       same Spitalgruppe mit dem Universitätsspital            ter-Website (Landing Page) und die zentrale
       Basel und dem Kantonsspital Baselland. Auch             Aufbereitung und Pflege von Facts und Figures
       für die Forschung bieten sich neue Chancen,             zum Cluster umgesetzt. Damit ist man dem Ziel,
       denn diese soll in der gemeinsamen Spitalgrup-          dass die Life Sciences-Region Basel mit all ihren
       pe gefördert werden. Dabei steht die hoch spezi-        Akteuren geeinter nach aussen auftritt, näher
       alisierte Medizin (seltene und komplexe Fälle)          gekommen. Will der Life Sciences-Standort Ba-
       im Fokus. Dadurch gewinnt die klinische For-            sel weiterhin geschlossen und selbstbewusst
       schung in der Region an Grösse und Gewicht.             wahrgenommen werden, bedarf es aber weite-
       Auch die Ausbildung kann gemeinsam besser               rer Anstrengungen. Die regionalen Akteure für
       organisiert werden. Mit der konsequenten Um-            Standortentwicklung sind aufgerufen, für eine
       setzung eines gemeinsamen Spitalkonzepts                gemeinsame Kommunikation die Cluster-Web-
       wird die regionale Wertschöpfungskette im Be-           site lifesciencesbasel.com zu nutzen.

                                                                               LS-Strategie 2018–2021 | Ausgangslage
VISION

• Die Region Basel ist ein weltweit führender Life     Spitäler; relevante Serviceanbieter und Zulie­
                                                                                                          13
  Sciences-Standort.                                   ferer).
• Die Life Sciences-Industrie der Region Basel ist   • Die Region Basel ist in der Schweiz der führende
  attraktiv und wettbewerbsfähig, verfügt über         Standort für Life Sciences-Start-ups.
  eine hohe Innovationskraft und investiert in der   • In der Region Basel ist die Precision Medicine
  Region Basel.                                        etabliert. Im Hinblick auf globale gesundheitli-
• In der Region Basel sind exzellente Akteure der      che Herausforderungen wird die Zusammenar-
  gesamten Wertschöpfungskette angesiedelt             beit zwischen den Hochschulen, den Gesund-
  (Hochschulen, Forschungsinstitute; Unterneh-         heitsdienstleistern, der Industrie und den
  men mit Hauptsitzfunktionen, Forschung und           Spitälern in Abstimmung mit den bestehenden
  Entwicklung sowie Produktion; KMU und Gross­         Initiativen gefördert.
  unternehmen in verschiedenen «Lebensphasen»;

Vision | LS-Strategie 2018–2021
ZIELE UND MASSNAHMEN

     Ziele                                             Massnahmen

     Precision Medicine

     Ziel 1                                            Massnahme 1
     Drei Vorzeigeprojekte (Precision Medicine mit     Drei Vorzeigeprojekte (Precision Medicine mit
14
     Fokus auf Kindermedizin, Dr. HouseArzt, Digital   Fokus auf Kindermedizin, Dr. HouseArzt, Digital
     Health) sind umgesetzt und tragen zur Etablie-    Health) umsetzen. Gleichzeitig – im Rahmen der
     rung der Precision Medicine in der Region Basel   Projektumsetzung – Kompetenzzentrum für Pre-
     bei.                                              cision Medicine aufbauen.

     Ziel 2
     Im Basler Kompetenzzentrum für Precision Me-
     dicine wird das benötigte Know-how aufgebaut,
     um weitere Vorzeigeprojekte umzusetzen.

     Start-ups

     Ziel 3                                            Massnahme 2
     In der Region Basel gibt es mehr Start-ups im     Innovationsstrategie der Universität Basel und
     Life Sciences-Bereich.                            der Universitätsspitäler umsetzen.

                                                       Massnahme 3
                                                       Strategische Initiative «Unternehmertum» der
                                                       FHNW umsetzen.

                                                       Massnahme 4
                                                       Proof of Concept Funding an der Universität
                                                       ­Basel in Anlehnung an die «Pioneer Fellowships»
                                                        der ETH Zürich aufbauen.

                                                       Massnahme 5
                                                       Unterstützung durch BaseLaunch für die Pre-
                                                       Seed-Phase ausbauen.

                                                       Massnahme 6
                                                       Für den Zukunftsfonds Schweiz lobbyieren.

                                                                 LS-Strategie 2018–2021 | Ziele und Massnahmen
Ziele                                              Massnahmen

Ziel 4                                             Massnahme 7
Den Start-ups stehen Forschungsinfrastrukturen     Aufbau eines Shared Reasearch Facility Center
einschliesslich professionellen Betriebsperso-     (virtuell oder physisch) initiieren.
nals zur Verfügung, die gemeinsam und gegen                                                           15
entsprechendes Entgelt genutzt werden können
(Shared Research Facilities).

Ziel 5                                             Massnahme 8
Infrastrukturanbieter wie der BASEL INKUBA-        Sichtbarkeit der einzelnen Infrastrukturanbieter
TOR, der Technologiepark Basel und der SIP Basel   durch gemeinsame Positionierung und gemein­
Area arbeiten enger zusammen und haben einen       samen Auftritt erhöhen.
gemeinsamen Auftritt gegenüber den Start-ups.

Ziel 6                                             Massnahme 9
Alle Akteure und ihre Dienstleistungen sind den    Alle Akteure und ihre Dienstleistungen auf der
Gründern von Start-ups bekannt und Synergien       Cluster-Website übersichtlich darstellen.
werden genutzt.

Regulierung

Ziel 7                                             Massnahme 10
Die gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbe-     Gesetzliche Rahmenbedingungen für mehr Start-
dingungen ermöglichen Innovationen und unter-      ups und eine führende Precision Medicine in der
stützen die Umsetzung der Life Sciences-Strate-    Region Basel sicherstellen.
gie 2018–2021.
                                                   Massnahme 11
                                                   Überbordende Regulierungen eindämmen.

Ziele und Massnahmen | LS-Strategie 2018–2021
Precision Medicine

     Ziel 1                                                  zu pflegen. Zudem bietet Basel das richtige Um-
     Drei Vorzeigeprojekte (Precision Medicine               feld, um das Silodenken aufzubrechen und den
     mit Fokus auf Kindermedizin, Dr. House-                 Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren zu
     Arzt, Digital Health) sind umgesetzt und                fördern: Weltweit führende Life Sciences-Unter-
     tragen zur Etablierung der Precision Medi-              nehmen, eine unternehmerisch geprägte Bio-
     cine in der Region Basel bei.                           tech-Branche, Start-ups, die neue und innovative
                                                             Therapien, Diagnostika und Medizinprodukte an-
     Ziel 2                                                  bieten, sowie das ausgezeichnete Gesundheitssys-
     Im Basler Kompetenzzentrum für Precision                tem in unserer Region bilden eine solide Grund­
     Medicine wird das benötigte Know-how                    lage hierfür. Ebenso die Universität Basel, die
16   aufgebaut, um weitere Vorzeigeprojekte                  Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), das
     umzusetzen.                                             Friedrich Miescher Institute (FMI) und das
                                                             ETH-Departement für Biosysteme (D-BSSE). Basel
     Situationsanalyse                                       ist es jedoch noch nicht gelungen, grosse Informa-
     Das Gesundheitswesen sieht sich mit Herausfor-          tions- und Kommunikationstechnologie-Unter-
     derungen wie einer alternden Bevölkerung, sich          nehmen wie Google, Apple, Oracle oder IBM anzu-
     ändernden Lebensweisen und Kostendruck kon-             ziehen, die künftig eine entscheidende Rolle im
     frontiert. Innovationen sind deshalb dringend           Gesundheitswesen und bei der Precision Medici-
     ­nötig. Der mangelnde Austausch zwischen der Ge-        ne spielen werden.
      sundheitsindustrie, den Gesundheitsdienst­leis­tern,
      den Hochschulen und den Start-ups hemmt diese          Auf kantonaler und nationaler Ebene ist bereits
      jedoch. Zwar wurden trotz Fragmentierung bzw.          erkannt, dass die Region Basel weiterhin an der
      Silodenken vielversprechende Ansätze für neue          Spitze von Wissenschaft und Medizin stehen
      Therapien, Diagnostika und Medizinprodukte             muss, um die Chancen, welche die Transformati-
      entwickelt, diese erreichen die Patienten aber zu      on des Gesundheitswesens bietet, vollumfänglich
      langsam oder gar nicht.                                zu nutzen und den Anschluss weltweit nicht zu
                                                             verlieren. Erste Investitionen wurden bereits ge-
     Eine Transformation des Gesundheitswesens               tätigt. So eine Anschubfinanzierung für das Da-
     durch Precision Medicine bietet die Chance, das         tenkoordinationszentrum des Swiss Personalized
     heute vorherrschende Silodenken aufzubrechen.           Health Network (SPHN), den BaseLaunch Accele-
     Precision Medicine kombiniert Diagnostik (mole-         rator und den SIP Basel Area. Darüber hinaus ha-
     kulare Biomarker, digitale Bildgebung usw.), me-        ben die Universität Basel und die Universitätsspi-
     dizinische Interventionen (Therapien, Arzneimit-        täler 2017 die Plattform «Personalized Health
     tel, Prävention) und Feedback-Schleifen mittels         Basel» (PHB) gegründet, die eng mit der FHNW,
     Digital Health. Ein Bereich, der sich rasch entwi-      der Universität Zürich, der ETH und dem Univer-
     ckelt und u.a. künstliche Intelligenz, Big Data und     sitätsspital Zürich zusammenarbeitet. BaselArea.
     Wearables umfasst.                                      swiss möchte innovationsorientierte Unterneh-
                                                             men, darunter auch ICT-Firmen, dazu anregen,
     Der Zeitpunkt ist richtig, um in Precision Medici-      sich in der Region niederzulassen. Es ist aber auch
     ne zu investieren. Basel ist gut aufgestellt, um        entscheidend, dass die verschiedenen Organisati-
     eine solche Transformation in der Schweiz voran-        onen ihre Kräfte bündeln, gemeinsame Anstren-
     zutreiben. Die Region verfügt über die erforderli-      gungen unternehmen und die relevanten Akteure
     che Wissensinfrastruktur, um diesen innovativen         von Anfang an in den Transformationsprozess
     Ansatz im Gesundheitswesen zu etablieren und            einbezogen werden.

                                                                        LS-Strategie 2018–2021 | Ziele und Massnahmen
Massnahme 1                                                        Rahmen und ein gemeinsames Verständnis für
Drei Vorzeigeprojekte (Precision Medicin mit                       die Zusammenarbeit zu schaffen. So können die
Fokus auf Kindermedizin, Dr. HouseArzt,                            verschiedenen Akteure und Teilnehmer am Inno-
­Digital Health) umsetzen. Gleichzeitig – im                       vations-Ökosystem auf gemeinsame Erwartun-
 Rahmen der Umsetzung – Kompetenz­zentrum                          gen, Anforderungen und Anreize für den anhal-
 für P
     ­ recision Medicine aufbauen.                                 tenden Erfolg auf lokaler, nationaler und globaler
                                                                   Ebene ausgerichtet werden. Je nach Projekt müs-
Um die Transformation zu beschleunigen, wird                       sen nicht alle lokalen Akteure, die am Aufbau des
ein Kompetenzzentrum für Precision Medicine                        Innovations-Ökosystems beteiligt sind, in glei-
aufgebaut, das einen patientenzentrierten Ansatz                   chem Masse involviert werden. Um rasche Fort-
und die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen,                       schritte zu erzielen, können Teams diejenigen Ak-                17
Gesundheitsdienstleistern und Industrie fördert.                   teure mit dem grössten Interesse und Engagement
Der Aufbau des Kompetenzzentrums wird unter                        einbeziehen. Um disruptive Innovationen voran-
der Leitung von DayOne8 vorangetrieben.                            zutreiben, wird bewusst ein Ansatz gewählt, der
                                                                   auf Befähigung und Förderung basiert und ein
Wegbereiter für ein erfolgreiches Kompetenz-                       hohes Mass an Beweglichkeit, Geschwindigkeit
zentrum für Precision Medicine                                     und Flexibilität erlaubt.

1. Führung                                                         3. Fähigkeiten
Das Kompetenzzentrum muss von einem starken,                       Fähigkeiten, die nicht im Innovations-Ökosystem
erfahrenen Führungsteam geleitet werden, das                       vorhanden sind, müssen entwickelt werden. Das
die Tätigkeiten der verschiedenen Akteure aufein-                  Kompetenzzentrum wird dies mittels Technolo-
ander abstimmt und bis zum Erreichen der ge-                       gieplattformen und Think Tanks sicherstellen: So
steckten Ziele vorantreibt. Das Kompetenzzent-                     soll Zugang zu einer grossen Gruppe von Exper-
rum soll einen klaren Schwerpunkt verfolgen und                    ten («Bring the best to Basel»), zu qualitativ hoch-
die Vorzeigeprojekte zur Precision Medicine vor-                   wertigen (Patienten-)Daten und computerbasier-
anbringen. Das Führungsteam hat die Aufgabe,                       ten Kompetenzen geschaffen werden. Besonders
den Status quo infrage zu stellen und sich auf ein-                entscheidend ist es, die Ausbildung und Weiterbil-
zigartige, neue und relevante Lösungen mit ho-                     dung von (lokalen) Talenten zu fördern. Das Kom-
hem Wirkungspotenzial zu konzentrieren. Erstes                     petenzzentrum wird ausserdem neue Formen des
Ziel des Führungsteams im Jahr 2017 ist es, inter-                 Denkens, des Arbeitens und der Zusammenarbeit
disziplinäre und kollaborative Vorzeigeprojekte                    fördern (Design Thinking, schnelle Entwicklung
zu initiieren und an ihnen mitzuwirken.                            von Prototypen, Skunk Works, Hackathons usw.)
                                                                   mit dem Ziel, epochale interdisziplinäre und glo-
2. Innovations-Ökosystem                                           bale Lösungen für komplexe Herausforderungen
Das Kompetenzzentrum gründet auf einem kolla-                      in den Bereichen Gesundheitswesen und Life
borativen Ansatz. Es verbindet lokale und globale                  Sciences zu finden.
Akteure zu einem nachhaltigen Innovations-­
Ökosystem und fördert beispielsweise Austausch- 4. Reputation und Werte
programme und Sabbaticals, die Talente anziehen Noch ist Basel kein führender Hotspot für Precisi-
und binden. Eine wesentliche Aufgabe ist es, einen on Medicine auf der globalen Landkarte. Die Regi-

8
    DayOne ist eine Initiative von BaselArea.swiss und dem Kanton Basel-Stadt und verfolgt das Ziel, ein weltweit führender Hot­
    spot für Precision Medicine in Basel einzurichten. Die bisherigen Aktivitäten von DayOne beinhalten vierteljährliche Fachver-
    anstaltungen, Gespräche am runden Tisch, eine internationale Konferenz und ein Labor zur Prototypenentwicklung.

Ziele und Massnahmen | LS-Strategie 2018–2021
on verfügt jedoch über ein starkes, qualitätsorien-   1. Precision Medicine mit Fokus
     tiertes Profil in biomolekularer Innovation, das          Kindermedizin (Pädiatrie)
     sich auf klassische F&E-Settings konzentriert.        Viele Bereiche der Pädiatrie sind nicht hinrei-
     Das Kompetenzzentrum wird die internationale          chend erforscht. Dies ist eine einmalige Gelegen-
     Reputation der Region Basel für Precision Medici-     heit, Erkenntnisse in der Kindermedizin zu erwei-
     ne aufbauen, andere Cluster heraufordern und so       tern und gleichzeitig den Einsatz von Precision
     im Benchmark zur Weiterentwicklung der Preci-         Medicine zu fördern. Viele Herausforderungen
     sion Medicine weltweit beitragen. Ebenso können       der Precision Medicine kumulieren sich in der Pä-
     die Werte, die die Region Basel als Life Scien-       diatrie. Precision Medicine-Lösungen, die für pä-
     ces-Standort auszeichnen, wie Neuartigkeit, Ein-      diatrische Anwendungen entwickelt werden, las-
18   zigartigkeit, Innovation und Swissness bekannter      sen sich auf jede Altersgruppe übertragen.
     gemacht werden.
                                                           Der Fokus auf Kindermedizin trägt dazu bei, die
     Drei Vorzeigeprojekte                                 Entwicklung von Precision Medicine in Diagnose
     Das multidisziplinäre Transition-Team «Precision      (schnelle, präzise und minimal-invasive Unter­
     Medicine» hat die Themen für drei Vorzeigepro-        suchungen, Diagnose seltener Erkrankungen),
     jekte bestimmt.                                       Behandlung (personalisierte Medikamente und

                                                                     LS-Strategie 2018–2021 | Ziele und Massnahmen
Präzisionsdosierung) und Feedback-Schleifen (Per-   immanente Einschränkung der aktuellen Diag-
sonalisierung der Behandlung) zu beschleunigen.     nostik verzögert eine korrekte Diagnose und folg-
Das Projekt konzentriert sich zunächst auf das      lich auch eine zeitnahe und adäquate Therapie.
molekulare Profiling (Genom, Metabolom, Mikro-
biom), Digital Health und künstliche Intelligenz    Diese Problematik wird in einem personalisierten
sowie Medizingräte (Diagnostik, Therapie). The-     Gesundheitssystem stark zunehmen, da häufige
rapeutische Schwerpunkte könnten Lungen- und        Krankheiten künftig vermehrt in unterschiedli-
Infektionskrankheiten sein.                         che diagnostische/therapeutische Untergruppen
                                                    eingeteilt werden, welche wiederum als seltene
2. Dr. HouseArzt: Expertensystem zur ­Diagnose     Krankheiten eingestuft werden könnten.
    häufiger und seltener ­Krankheiten schaffen                                                         19
Bisweilen erfolgt die Diagnose in der medizini-     Die heutige rasche Entwicklung innovativer Diag-
schen Grundversorgung auf Grundlage von Symp-       nosemethoden für seltene Krankheiten und die
tomen. Dies führt oftmals zu einer fehlerhaften     dabei besser anschliessende Therapie eröffnet so-
symptombasierten Zusammenfassung von häufi-         mit Chancen, das regionale Gesundheitssystem
gen und seltenen Erkrankungen, denen jedoch         auf Precision Medicine/Personalized Health aus-
verschiedene Pathologien zugrunde liegen. Diese     zurichten.

Ziele und Massnahmen | LS-Strategie 2018–2021
Mit dem Projekt Dr. HouseArzt soll ein Experten-       Handlungsplan
     system geschaffen werden, das Fachleute für Pri-
     märversorgung, Datenintegration (z.B. eGA) und         1. Umsetzung der drei Vorzeigeprojekte
     künstliche Intelligenz zusammenbringt und auf          Eine Task Force konzentriert sich umgehend auf
     eine umfangreiche Dateninterpretation sowie auf        die drei Vorzeigeprojekte, mit denen Precision
     die Erstellung einer patientenorientierten, webba-     Medicine in Basel etabliert werden soll. Diese
     sierten Softwarelösung abzielt.                        werden nun präzisiert und sollen dazu beitragen,
                                                            die Vision zu Precision Medicine in Basel zu ver-
     Der Fokus des Projektes liegt zunächst auf der Un-     wirklichen.
     terscheidung häufiger und seltener Krankheiten
20   mit ähnlichen Symptomen. Anschliessend soll            2. Konzeption Kompetenzzentrum für
     das Projekt auf bisweilen vernachlässigte Patien-          Precision Medicine
     tenpopulationen ausgeweitet werden.                    Die Anforderungen an das Kompetenzzentrum (ge-
                                                            messen an den Leitbegriffen «Führung», «Innova-
     3. Digital Health/elektronische Pille                  tions-Ökosystem», «Kompetenzen» und «Kultur»)
     Der Einsatzbereich für digitale Lösungen in der        leiten sich aus den bei der Planung, Ausarbeitung
     Gesundheitsversorgung wurde in den letzten fünf        und Implementierung identifizierten Bedürfnissen
     Jahren erweitert. Nur wenige Anwendungen ste-          der drei Vorzeigeprojekte ab. Dabei ist entscheidend,
     hen dabei aber in direktem Bezug zu den Bedürf-        dass erfahrene Akteure und Entscheidungsträger
     nissen der Patienten. Die jüngste Weiterentwick-       sowie technische Experten eingebunden werden.
     lung des Internets der Dinge und der Digitalisierung
     ermöglicht es, die Patientenbedürfnisse in den Fo-     3. Errichtung Kompetenzzentrum für
     kus zu stellen und die reale mit der virtuellen Welt       Precision Medicine
     zu verknüpfen. Dies fördert eine personalisierte       Das Kompetenzzentrum wird von Regierung, Wis-
     Behandlung, stärkt die Patientenverantwortlich-        senschaft, Gesundheitsdienstleistern, Industrie und
     keit (Selbstmanagement) und ermöglicht ein gross       Spitäler gemeinsam errichtet und auf die Förderung
     angelegtes Monitoring von Krankheiten oder der         von Precision Medicine ausgerichtet. Das Kompe-
     öffentlichen Gesundheit. Im Mittelpunkt stehen         tenzzentrum fördert die Zusammenarbeit aller Ak-
     personalisierte Therapien und Arzneimitteldosie-       teure und nutzt bestehende Infrastrukturen, Orga-
     rungen, aktuelle, patientenbezogene Gesundheits-       nisationen und Kompetenzen.
     daten und mobile Diagnostik- und Therapiegeräte
     – einschliesslich Datentransfer Speicherung, Stan-     Nächster Schritt
     dardisierung, Visualisierung und Verarbeitung.         Gründung einer Task Force mit engagierten Pro-
     Therapeutische Schwerpunkte könnten Herz-Kreis-        jektteams, die parallel die drei Vorzeigeprojekte
     lauf-Erkrankungen oder die Schmerzbekämpfung           ausgestalten und das Kompetenzzentrums konzi-
     sein. Möglich ist aber auch eine Ausrichtung an        pieren. Es werden vier Teams (drei Vorzeigepro-
     anderen Vorzeigeprojekten oder seltenen Krank-         jekte plus Aufbau Kompetenzzentrum) gebildet,
     heiten.                                                die parallel arbeiten.
                                                            • Ideen präzisieren (Zweck, Zielsetzung, kompeti-
                                                              tives Umfeld)
                                                            • Lokale Teilnehmer identifizieren und einbinden
                                                            • High-Level-Geschäftsszenario entwickeln (Leis-
                                                              tungsversprechen, Zeitrahmen, Ressourcenan-
                                                              forderungen, Finanzierung usw.)
                                                            • Implementierungsplan für 2021 entwickeln

                                                                       LS-Strategie 2018–2021 | Ziele und Massnahmen
Start-ups

Ziel 3                                                Massnahmen 2 bis 6
In der Region Basel gibt es mehr Start-ups            Innovationsstrategie der Universität Basel und
im Life Sciences-Bereich.                             der Universitätsspitäler umsetzen.

Situationsanalyse                                     Die Universität Basel und die Universitätsspitäler
Die Region Basel muss für die Gründung von Life       sind bestrebt, ihre Aktivitäten hinsichtlich Innova-
Sciences-Unternehmen attraktiver werden. Das          tion und Entrepreneurship zu intensivieren. Um
Potenzial für Ausgründungen sowohl aus der In-        Innovationskompetenzen zu verstärken, wollen sie
dustrie als auch aus Hochschulen ist vorhanden.       – neben dem nachfolgend aufgeführten Proof of
Vor allem Letzteres gilt es besser auszuschöpfen      Concept Funding – Studierende und Forschende
und dafür zu sorgen, dass in der Region mehr fi-      mittels Events/Clubs und Kursen weiter dafür sen-      21
nanzielle Mittel insbesondere für die sogenannte      sibilisieren sowie das Mentoring intensivieren.
Pre-Seed-Phase vorhanden sind.
                                                      Strategische Initiative «Unternehmertum» der
Zu einem führenden Standort für Life Sciences-        FHNW umsetzen.
Start-ups gehört, dass Gründer unkompliziert Zu-      Die FHNW will vermehrt und öffentlich sichtbar zu
gang zu Geldern haben. Für Folgefinanzierungen        Betriebsgründungen, Innovationsleistungen in be-
und späte Finanzierungen gibt es für Start-ups in     stehenden Betrieben sowie zum Erhalt bestehender
der Region Basel mit dem BioValley Business An-       und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beitragen.
gels Club (BioBAC) und Venture Capitalists (VCs)      Ihre Initiative «Unternehmertum» fördert das un-
wie der Novartis Venture Fund und der Roche           ternehmerische Denken und Handeln der Studie-
Venture Fund etablierte Investoren. Hingegen          renden sowie der Angehörigen der Multisparten-
sind Pree-Seed-Gelder, das heisst Fördermittel für    hochschule und schlägt zugleich eine Brücke zur
die Proof of Concept-Phase, noch zu wenig vorhan-     KMU-Wirtschaft der Nordwestschweiz. Zentrale
den. Für den Standort Basel ist es wichtig, dass in   Plattform der Initiative sind die SwissChallenge-
der Pre-Seed-Phase sowohl universitäre als auch       Unternehmenswettbewerbe. Die FHNW will in Zu-
ausseruniversitäre Fördermöglichkeiten vorhanden      sammenarbeit mit den bestehenden Akteuren des
sind. EVA – the Basel life sciences start-up agency   Life Science Cluster damit auch einen Schwerpunkt
und BaseLaunch (healthcare accelerator program,       in den Life Sciences setzen.
eine Initiative von BaselArea.swiss) sind in der
frühen Anschubfinanzierung tätig. Weitere Akti-       Proof of Concept-Funding an der Univer­sität
vitäten sind erstrebenswert.                          Basel in Anlehnung an die «Pioneer Fellow­
                                                      ships» der ETH Zürich aufbauen.
Start-ups aus Hochschulen stehen mit dem BASEL        Der Fonds soll von Mäzenen und Unternehmen
INKUBATOR, dem Technologiepark Basel und              ­geäufnet und von der Universität Basel verwaltet
dem SIP Basel Area Infrastrukturanbieter zur           werden. Mit dem Fonds werden in einem kompeti-
Verfügung. Studierende oder Mitarbeitende der          tiven Verfahren Fördermittel an Forschende für
Hochschulen haben zudem teilweise die Möglich-         Material und ein Gehalt für 12 bis 18 Monate verge-
keit, in der Startphase ihres Unternehmens die         ben. Damit können Forschende die Entwicklung
Infrastrukturen der Hochschulen eine gewisse           innovativer Produkte basierend auf ihren wissen-
Zeit lang weiter zu nutzen. Was hingegen fehlt,        schaftlichen Arbeiten bis zum Proof of Concept
sind strategisch ausgerichtete Aktivitäten und         weiterführen. Die Forschenden arbeiten dabei in
Anreizsysteme, um Studierende und auch Profes-         den Strukturen der Universität, der Universitäts-
sorinnen und Professoren im unternehmerischen          spitäler, des Inkubators oder im SIP-Umfeld weiter.
Denken zu unterstützen.

Ziele und Massnahmen | LS-Strategie 2018–2021
Unterstützung durch BaseLaunch für die Pre-           Massnahme 7
     Seed-Phase ausbauen.                                  Aufbau eines Shared Reasearch Facility
     Im Sinne einer gesamtheitlichen Betrachtung           ­Center (virtuell oder physisch) initiieren.
     werden die Universität Basel und BaseLaunch das
     Thema Pre-Seed-Finanzierung gemeinsam und             Der SIP Basel Area will seinen Mietern For-
     aufeinander abgestimmt ausbauen.                      schungsinfrastrukturen zur gemeinsamen Nut-
                                                           zung zur Verfügung stellen. Dieses Angebot ist im
     Für den Zukunftsfonds Schweiz lobbyieren.             Rahmen eines gesamtregionalen Konzepts zu ex­
     Die Region setzt sich dafür ein, dass der Zukunfts-   trapolieren. Sei es indem ein Shared Research Fa-
     fonds Schweiz geschaffen wird. Ein Dachfonds,         cility Center mit breitem Angebot aufgebaut wird
22   der es Pensionskassen, Versicherungen und ähn-        oder indem existierende Modelle wie dasjenige
     lichen institutionellen Anlegern ermöglicht, mit      vom SIP Basel Area und vom BASEL INKUBATOR
     Investitionen Schweizer Jungunternehmen über          mit einem virtuellen Center – beispielsweise mit-
     mehrere Jahre zu finanzieren, damit diese ihre        tels Rahmenverträgen – ergänzt wird. Ein virtuel-
     innovativen Produkte bis zur Marktreife entwi-        les Center kann dem Anspruch auch auf sehr spe-
     ckeln können.                                         zifische Geräte eher gerecht werden, indem es auf
                                                           in Hochschulen und der Industrie nicht voll ausge-
     Um eine gemeinsame Position zu erzielen, bietet       lastete Einrichtungen zurückgreift. Das Center
     sich die Zusammenarbeit mit der Metropolitan-         soll für alle Unternehmen offen sein, wobei Start-
     konferenz Basel und der Nordwestschweizer Re-         ups eine tiefere Nutzungsgebühr verrechnet wird.
     gierungskonferenz an.
                                                           Folgende Schritte sind anzugehen:
     Ziel 4                                                • Bedarfsklärung: mit potenziellen Nutzern klä-
     Den Start-ups stehen Forschungsinfra-                   ren, welche Forschungseinrichtungen mehr als
     strukturen einschliesslich professionellen              70 Prozent der Start-ups als Shared Research Fa-
     Betriebspersonals zur Verfügung, die ge-                cilities nutzen würden.
     meinsam und gegen entsprechendes Ent-                 • Klären, ob in der Region ein virtuelles oder ein
     gelt genutzt werden können (Shared Rese-                physisches Shared Research Facility Center
     arch Facilities).                                       sinnvoll und realisierbar ist? Ist auch eine Kom-
                                                             bination denkbar?
     Situationsanalyse                                     • Konzipierung gemeinsam mit der Industrie
     Wenn Start-ups die Räumlichkeiten der Hoch-           • Umsetzung: Shared Research Facility Center ge-
     schulen verlassen, bedeutet dies meist auch, dass       mäss Konzept aufbauen.
     sich die jungen Unternehmen eigene Laborgeräte
     anschaffen und betreiben müssen. Da diese Gerä-       Ziel 5
     te teuer sind, ist es für ein Start-up meist nicht    Infrastrukturanbieter wie der BASEL
     möglich, solche Anschaffungen zu tätigen und          ­INKUBATOR, der Technologiepark Basel
     voll auszulasten. Es fehlt in der Region an For-       und der SIP Basel Area arbeiten enger zu-
     schungseinrichtungen, die Start-ups gemeinsam          sammen und haben einen gemeinsamen
     nutzen können. Der BASEL INKUBATOR bietet              Auftritt g
                                                                     ­ egenüber den Start-ups.
     seinen Mietern einige ausgerüstete Laborplätze
     zur gemeinsamen Nutzung an. Es gilt, mehr sol-        Situationsanalyse
     che Angebote zu schaffen.                             Den Gründern von Unternehmen erschliesst es
                                                           sich nicht, wieso es im Life Sciences Cluster Basel
                                                           verschiedene Infrastrukturanbieter mit ähnlichem

                                                                      LS-Strategie 2018–2021 | Ziele und Massnahmen
Angebot gibt, die sich teilweise sogar konkurren-      erkennen, wo sie welche Unterstützung (Finanzie-
zieren. Die spürbare Konkurrenz macht wenig            rung, Infrastruktur, Coaching, Beratung, Netz-
Sinn, da zumindest der Technologiepark und der         werk usw.) für die Gründung erhalten.
SIP Basel Area beide von der öffentlichen Hand ge-
tragen werden. Ein gemeinsamer Auftritt ist anzu-      Massnahme 9
streben, im Mindesten aber eine transparente Ab-       Alle Akteure und ihre Dienstleistungen auf der
grenzung der Infrastrukturanbieter. Dies erlaubt       Cluster-Website übersichtlich darstellen.
nicht nur einen effizienteren Ressourceneinsatz,
sondern die Region kann sich auch deutlicher als       Folgende Schritte sind anzugehen:
Topstandort für Gründer positionieren. Ein zusam-      • Identifizierung aller Organisationen und Institu-
menhängendes System ist für Start-ups zudem              tionen, die in den beiden Basel in der Start-up-För-   23
sinnvoller als einzelne Infrastrukturanbieter.           derung aktiv sind.
                                                       • Entwicklung einer strukturierten, webbasier-
Massnahme 8                                              ten Übersicht über die einzelnen Akteure und
Sichtbarkeit der einzelnen Infrastruktur­                ihre Dienstleistungen im Sinn einer Landing
anbieter durch gemeinsame Positionierung                 Page mit Verlinkungen.
und gemeinsamen Auftritt erhöhen.                      • Veröffentlichung der Übersicht auf der Clus-
Die staatlich voll- und teilfinanzierten Infrastruk-     ter-Website lifesciencesbasel.com.
turanbieter (SIP Basel Area und Technologiepark
Basel) sowie der BASEL INKUBATOR müssen ge-
genüber Start-ups klar darstellen, wo ihre Aufga-
benschwerpunkte liegen und worin sie sich diffe-
renzieren. Vor allem hinsichtlich ihrer Leistungen
(infrastrukturbezogene Services, Innovationsser-
vices) und Mietpreise müssen sie Transparenz
schaffen. Es gilt sicherzustellen, dass Synergien
genutzt und eine Kannibalisierung vermieden wird.

Ziel 6
Alle Akteure und ihre Dienstleistungen
sind den Gründern von Start-ups bekannt
und Synergien werden genutzt.

Situationsanalyse
In der Region Basel gibt es zahlreiche Akteure –
staatliche und private, die Leistungen zur Förde-
rung von Life Sciences-Start-ups anbieten. Für
Personen, die ein Unternehmen gründen wollen,
ist es schwierig, sich in diesem Angebot zurecht-
zufinden. Für sie ist oft unklar, welche Akteure
welche Leistungen anbieten und bei wem sie ihre
gewünschten Informationen erhalten. Es fehlt an
einer öffentlich zugänglichen Übersicht aller Ak-
teure, die in den beiden Basel in der Start-up-För-
derung aktiv sind. Gründer sollten auf einen Blick

Ziele und Massnahmen | LS-Strategie 2018–2021
Regulierung
24

     Ziel 7                                                 Massnahme 10 und 11
     Die gesetzlichen und regulatorischen Rah-              Gesetzliche Rahmenbedingungen für mehr
     menbedingungen ermöglichen Innovatio-                  Start-ups und eine führende Precision
     nen und unterstützen die Umsetzung der                 ­Medicine in der Region Basel sicherstellen.
     Life Sciences-Strategie 2018–2021.                      Es gilt gemeinsam mit der Industrie zu überprü-
                                                             fen, ob die relevanten Gesetze und Regularien
     Situationsanalyse                                       (Datenschutz, Steuern usw.) es zulassen, dass die
     Will sich die Region Basel zu einem führenden           Ziele der Life Sciences-Strategie 2018–2021 er-
     Standort für Precision Medicine entwickeln und          reicht werden können. Wo nötig, werden Lob-
     das Gesundheitssystem entsprechend den neuen            bying-Massnahmen zwecks deren Änderung er-
     Technologien ausrichten, müssen dies die gesetz-        griffen.
     lichen Rahmenbedingungen auch zulassen. Vor
     allem die nationalen und regionalen Datenschutz-       Überbordende Regulierungen eindämmen.
     gesetze dürfen Innovationen und die Anwendung          Unnötige Regulierungsideen müssen frühzeitig
     von Precision Medicine nicht verhindern.               erkannt und unterbunden werden. Die Industrie
                                                            setzt sich vehement gegen unnötige Erweiterun-
     Je nachdem wie die Gesetze ausgestaltet sind, ist      gen oder wortgetreue Übernahmen von EU-Regu-
     die Region für Start-ups attraktiv oder nicht. Das     lierungen durch den Schweizer Gesetzgeber aus.
     Steuergesetz lässt sich beispielsweise als fördern-    Nationale Parlamentarierinnen und Parlamenta-
     des Instrument einsetzen. Aktuell ist die Region       rier sowie Vertreterinnen und Vertreter der Regu-
     für Start-ups steuerlich attraktiv. Es ist darauf zu   lierungsbehörden wie Swissmedic und das Bun-
     achten, dass dies so bleibt und die steuerliche At-    desamt für Gesundheit (BAG) sind regelmässig zu
     traktivität auch auf nationaler Ebene gewährleis-      begrüssen und ein enger Kontakt zu ihnen zu
     tet ist.                                               pflegen. Mittels Issue Management wird die Ge-
                                                            setzgebung zudem laufend beobachtet. Wo nötig,
     Überbordende Regulierungen sind für Life Scien-        werden gezielte Lobbying-Massnahmen ergriffen.
     ces-Unternehmen problematisch. Exemplarisch
     sei die Übernahme von EU-Regulierungen ge-
     nannt, die für die Schweiz im Rahmen eines soge-
     nannten Swiss Finish oft unnötig erweitert und
     wortgetreu umgesetzt werden. Dies führt zu un-
     nötigen Einschränkungen und verunmöglicht In-
     novationen.

                                                                      LS-Strategie 2018–2021 | Ziele und Massnahmen
UMSETZUNG

Die vorliegende Life Sciences-Strategie wurde im     Spätestens Anfang 2020 informiert die Geschäfts-
                                                                                                         25
September 2017 von den Regierungen der Kanto-        stelle der Handelskammer beider Basel mit einem
ne Basel-Landschaft und Basel-Stadt sowie vom        Fortschrittsbericht ihren Vorstand und die beiden
Vorstand der Handelskammer beider Basel verab-       Basler Regierungen über die Umsetzung. Anfang
schiedet. Es wurden keine Finanzierungsbe-           2021 wird eine Bad Schauenburg-Tagung zwecks
schlüsse gefasst. Für die einzelnen Massnahmen       Reflexion der vorliegenden und Lancierung einer
werden, wo nötig, separate Finanzierungsanträge      neuen Life Sciences-Strategie geplant.
an die jeweils zuständige Stelle eingereicht. Ver-
bindliche Ansprüche für zukünftige Projektfi-
nanzierungen auf Grundlage der vorliegenden
Strategie bestehen nicht.

Umsetzung | LS-Strategie 2018–2021
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