Buddhismus in der Großstadt - Kooperation und Konkurrenz auf dem religiösen Markt
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Perioden der Buddhismus-Rezeption in Deutschland/Europa: 1. Rezeption durch Missions- und Reiseberichte 2. Texte ohne Kontexte 3. Institutionalisierung und „protestantischer Buddhismus“ 4. Buddhismus als eine Option in einer religiös pluralisierten Umwelt
Buddhismus als eine Option in einer religiös pluralisierten Umwelt mit dem Megatrends der Entkirchlichung Pluralisierung Individualisierung
Wer ist ein Buddhist? Dogmatische Subjektive Zustimmung Selbstzuordnung Zeremonielle Formale Bestätigung Mitgliedschaft Buddhistische Praxis
Anzahl der Buddhisten in Deutschland Quelle Anzahl Erhebungsart Deutsche Buddhistische 250.000-270.000 Angaben der Mitglieds- Union (DBU) e.V. (2011) gemeinschaften Religionswissenschaftlicher 270.000 Angaben der Medien- und 130.000 aus Deutschland; Religionsgemeinschaften Informationsdienst e.V. 60.000 aus Vietnam; und „kritische Prüfung“ (REMID) (2012) 40.000 aus Thailand; 40.000 aus weiteren Ländern Asiens Buddhistischer 300.000-350.000 Angaben der DBU und Dachverband Diamantweg 250.000-280.000 aus Asien amtliche e.V. (2012) Bevölkerungsstatistik Bertelsmann Stiftung 650.000 Religionsmonitor und Hochrechnung (Extrapolation)
Möglichkeiten der binnenbuddhistischen Differenzierung 1. Tradition: Unterschiede zwischen den Hauptströmungen (Theravada, Mahayana (& Vajrayana) und ihren Traditionslinien 2. Kontext: Unterschiede zwischen „asiatischen“ Buddhisten und „deutschen“, „europäischen“ bzw. „westlichen“ Buddhisten 3. Biographie: Biographische Unterschiede (Generation, Motivation, Bildungsstand…) zwischen Personen, die in der buddhistischen Szene eingebunden sind
Buddhisten „mit und ohne Migrationsgeschichte“: Eine hilfreiche Unterscheidung? Bezeichnung Autor „ethnischer Buddhismus“ und Coleman (2001) „neuer Buddhismus“ „ererbter Buddhismus“ und „neuer Nattier (2001) Buddhismus“ „Wiegen-Buddhisten“ und Tweed (2000, 2002) „konvertierte Buddhisten“ „Kultur-Buddhisten“ und Numrich (2000, 2006) „konvertierte Buddhisten“
Einige Unterschiede : „Enkulturierte“ Buddhisten - Buddhismus ist Teil des primären (prägenden) Sozialisationsprozesses in Familie und Gemeinschaft; Sprache, Literatur, Popularkultur weisen buddhistische Referenzen auf; Buddhismus ist Teil frühester Kindheitserfahrungen. - Buddhistische Sozialisation erfolgt häufig auch beiläufig, unterschwellig, habitualisiert im Alltag, in Routinen, Sprichwörtern, durch Menschen der direkten Umfeldes. - Buddhistische Institutionen fungieren im Kontext der „Zuwandererintegration“ und stehen vor einer zweifachen Aufgabe: a) Unterstützung des „Integrationsprozesses“ in die Mehrheitsgesellschaft, b) Kultivierung der Herkunftskultur und Sprache für die zweite Generation. - Höherer Stellenwert von Ordinierten und der Unterstützung des Ordenlebens. - Distanzierung von der Gemeinschaft kann als emanzipatorische Individualisierung und Modernisierung gedeutet werden, oder: Die Distanzierung vom Buddhismus kann als Ausdruck eines individualisierten und optionalen Lebensentwurfes verstanden werden.
Einige Unterschiede : „Akkulturierte“ Buddhisten - Buddhismus wird i.d.R. in späteren Sozialisationsprozessen kennengelernt, durch buddhistische Zentren, Bücher, das Internet. Er ist zumeist noch nicht Teil des primären Sozialisationsprozesses in Familie und Verwandtschaft; eine Annäherung an den Buddhismus findet zumeist erst jenseits des Kindesalters statt. - Buddhistische Sozialisation erfolgt dann zumeist zielgerichtet, absichtsvoll, reflexiv und (zunächst) intellektuell. - Buddhistische Institutionen fungieren im Kontext eines wettbewerbsorientierten „religiösen Marktes“ und konkurrieren um Kunden. Weder die „Integration“ noch die Kultivierung der Umgangssprache sind relevante Aufgabenstellungen für buddhistische Zentren mit primär westlichem Klientel. - Höherer Stellenwert von Laien in Weitergabe der Lehre und der Verantwortung für die Zentren. - Distanzierung vom Christentum kann als emanzipatorische Individualisierung und Modernisierung gedeutet werden, oder: Der Weg zum Buddhismus ist Ausdruck einer individualisierten und optionalen Sinnsuche.
Zentripetale (transkulturelle) Tendenzen: 1. Zweite und nachfolgende Generationen 2. Bi-nationale Ehen und Partnerschaften 3. Traditionen übergreifende Zentren und Lehrauslegungen (z.B. Thich Nhat Hanh, BGH, usw.) und ethnisch gemischte Gruppen 4. Gemeinsame Praxis, Aktivitäten, Kooperationen
Vielfältige Wege zum Buddhismus: Einige Motive • Abgrenzung von der christlichen Sozialisation (keine überzeugenenden Antworten auf zentrale Sinnfragen; Glauben vs. Erfahrung; patriarchalische Strukturen; dunkel…) Ablösung bzw. Entfremdungsprozess wird auch als individueller Emanzipationsprozess verstanden. • Lebenskrisen (Tod von nahestehenden Menschen, Scheidungen, Drogen…) • Über Literatur, v.a. Zen- bzw. Koan-Literatur • Persönliche Begegnung mit einem Buddhisten, die Eindruck hinterließ • Über esoterische Bewegung (Reiki, Osho, Bioenergetik, Schamanismus…) • Mystische Erfahrungen (Kunst, Geburt…) • Generelles Interesse an der Meditation • Neugierde
Einige Herausforderungen: 1. Die Spannung zwischen wettbewerbsorientierten Marktbedingungen und der Wahrung der Tradition einer generalisierten Reziprozität 2. Die Spannung zwischen hyperindividualisierter Sinnstiftung und dem Wunsch nach Gemeinschaftserfahrung 3. Die Spannung zwischen persönlicher Integrität und „unheilsamen“ Gruppenstrukturen 4. Die Spannung zwischen asiatischen Wurzeln und westlichem Kontext
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