Campus Pädagogische Hochschule Zürich - Einweihungsdokumentation
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200 m Übersichtsplan M 1 : 10 000 Impressum Inhalt: Stefan Hunziker Hochbauamt Kanton Zürich Baubereich 2 Redaktion: Katharina Ingrid Weber Baudirektion Kanton Zürich, Kommunikation Fotografie: Mark Röthlisberger Hochbauamt Kanton Zürich Stab Übersichtsplan: Reproduktionsbewilligung: Amt für Raumentwicklung, ZH 2012.005 Gestaltung, Layout: Sascha Schurtenberger Hochbauamt Kanton Zürich Stab Druck: Alinéa AG, Wetzikon Auflage: 500 Exemplare Herausgeberin: ©2012 Baudirektion Kanton Zürich Hochbauamt
Inhalt Eine Wegmarke im urbanen Wandlungsprozess 4 Regierungspräsident Markus Kägi Baudirektor Ein Haus des Lernens 8 Regierungsrätin Regine Aeppli Bildungsdirektorin Gemeinsam zum Ziel 12 Hans-Rudolf Blöchlinger Amtschef Hochbauamt a.i. Neue Dynamik auf dem Campus PH Zürich 16 Walter Bircher Rektor Pädagogische Hochschule Zürich Ein neues Stück Stadt 20 Max Dudler Architekt Drei Gebäude, drei Künstler, drei Kunstwerke 24 Tanja Scartazzini, Fachprojektleiterin Kunst am Bau, Hochbauamt Kathrin Frauenfelder, Konservatorin Kunstsammlung Kanton Zürich, Hochbauamt Brigitte Stadler, Dozentin Pädagogische Hochschule Zürich Pläne 28 Am Bau Beteiligte 36 Chronologie / Kennwerte 40
Eine Wegmarke im urbanen Wandlungsprozess Die Eröffnung des neuen Campus der Pädagogischen versitäten ein. Im Gegenteil: Der Campus PH Zürich Hochschule ist zugleich der erste Meilenstein auf wird als prägendes Element in seine Umgebung dem Weg zum neuen Stadtteil Europaallee. Es ist ein eingebettet sein. Ein Gewinn für die Pädagogische zukunftsweisendes Projekt, das die SBB als Grund Hochschule ist die Konzentration ihrer bisher eigentümerin hier gemeinsam mit der Post und der 19 Standorte in den massgeschneiderten, markanten Stadt Zürich entwickelt und verwirklicht – auch für Gebäuden am Eingang der Europaallee. Ein Gewinn den Kanton Zürich. ergibt sich auch für den neuen Stadtteil, wenn die Die betrieblichen Umstrukturierungen bei SBB und Hochschule mit ihren rund 1800 Studierenden, Post machten es möglich, dass auf diesem zentralen 500 Dozierenden und 250 Mitarbeitenden zu einem Areal, das für die Bevölkerung bislang nicht zugäng- durchmischten und belebten Quartier beiträgt. lich und an seinen Rändern wenig attraktiv war, ein Zudem wird ein bereits bestehender Bildungsstand- vielfältiger und belebter Stadtteil entstehen kann, ort mit mehreren privaten und öffentlichen Schulen in dem gearbeitet und gewohnt, flaniert und einge- entlang der Lagerstrasse gestärkt. kauft, gegessen, getrunken und studiert wird. Die Stadt rückt damit näher an den Bahnhof, und der Wir blicken heute auf ein gelungenes Bauprojekt zu- Kreis 4 erhält eine neue Verbindungsachse zur Innen- rück, das dank der konstruktiven Zusammenarbeit stadt. aller Beteiligten von der SBB, der Post und der Stadt Zürich, der Pädagogischen Hochschule, der Bildungs- Die Entwicklung und Aufwertung derartiger Schlüssel direktion und der Baudirektion möglich geworden areale bietet grosse Chancen. Voraussetzung sind ist. Ebenso ist ein Blick in die Zukunft angebracht: aber eine sorgfältige Planung und eine zweckmässige Mit der Eröffnung der Durchmesserlinie 2014 und Nutzung. Dass an der Europaallee eine stark ver der Überbauung der weiteren Baufelder der Europa dichtete Überbauung entsteht, ist im Sinne eines spar allee bis 2020 wird sich der Charakter dieses samen Umgangs mit dem Boden in Zeiten anhal- Stadtteils in den kommenden Jahren sukzessiv ver- tenden Bevölkerungswachstums und steigender Kom ändern. Zudem wird mit dem Bau des Polizei- fortansprüche folgerichtig. und Justizzentrums das Kasernenareal als weiteres, Ebenso folgerichtig ist der Umzug der P ädagogischen urbanes Schlüsselareal in unmittelbarer Nähe zur Hochschule an diesen prominenten Standort mit Europaallee für neue Nutzungen frei. Bei der gemein- der in der ganzen Schweiz besten Anbindung an den samen Planung von Stadt und Kanton Zürich werden öffentlichen Verkehr. Bildungseinrichtungen sollen auch die umliegenden Gebiete des Kasernenareals räumlich konzentriert und an zentralen Lagen mit betrachtet und die Anliegen der Quartierbevölkerung guter, bestehender Erschliessung durch den öffent- mit einbezogen. lichen Verkehr angesiedelt werden – dieses Ziel ist im revidierten Richtplanentwurf festgehalten, und Wir befinden uns inmitten eines spannenden, viel- darauf ist bereits die Standortstrategie für die Z ürcher schichtigen und auch komplexen Prozesses, der das Fachhochschule ausgerichtet, die der Regierungsrat Gesicht eines ganzen Stadtteils prägen wird. Mit 2005 verabschiedet hat. einer sorgfältigen und breit abgestützten Planung entsteht daraus ein Gewinn für alle Beteiligten. Mit dem Campus PH Zürich weihen wir deshalb kein autarkes, in sich geschlossenes Gebilde auf der Regierungspräsident Markus Kägi grünen Wiese nach dem Vorbild amerikanischer Uni- Baudirektor 4
Ein Haus des Lernens Wie Satelliten waren die Aussenstationen der Päda- übertragen wurde, immer wieder überprüft, weiter- gogischen Hochschule bisher über die Stadt Zürich entwickelt und an die sich wandelnden Bedürfnisse verteilt: Vom Hauptgebäude an der Rämistrasse über angepasst. So wurden bei den Studiengängen für den Hirschengraben bis zum Beckenhof wurden Lehrpersonen der Vorschulstufe, der Primarstufe junge, künftige Lehrkräfte ausgebildet. Jetzt wächst und der Sekundarstufe I das Ausbildungsmodell ange zusammen, was zusammengehört: In einem ein- passt und der Praxisbezug verstärkt. Die Palette zigen Campus findet sich nun die Pädagogische Hoch der Ausbildungen wurde durch zusätzliche Angebote schule wieder. wie den Studiengang Kindergarten-Unterstufe Der Campus gibt der Pädagogischen Hochschule ein und diverse Möglichkeiten zum Erwerb von Zusatz- neues Gesicht und schafft gleichzeitig die Voraus qualifikationen erweitert. Auch im Bereich der Aus- setzung für eine stärkere Identifikation der Studieren- und Weiterbildung von Berufs- und Mittelschullehr- den und Angestellten mit ihrer Hochschule und kräften wurden neue Strukturen geschaffen. Und ihrem Arbeitsplatz. Die Zusammenarbeit und die als Massnahme gegen den Lehrermangel an der Volks gemeinsame Weiterentwicklung werden an einem schule wurden 2010 Studiengänge für Quereinstei- Ort erleichtert. gende in den Lehrberuf geschaffen. Die PH Zürich ist allerdings nicht nur örtlich zusam- mengerückt. Sie kommt im wörtlichen Sinn auch Mit der neuen Ausbildung für Quereinsteigende und näher zu den Leuten: Mitten in der pulsierenden mit anderen Massnahmen ist es gelungen, in der Stadt, neben Hauptbahnhof und Sihlpost, symbo Öffentlichkeit die Attraktivität des Lehrberufs stärker lisiert der Bau, wie zentral die Ausbildung künftiger ins Bewusstsein zu rücken. Die PHZH konnte dieses Lehrerinnen und Lehrer für die moderne Wissens Jahr erneut auch für die Regelstudiengänge eine gesellschaft ist. Zunahme bei den Anmeldungen verzeichnen. An gesichts der wachsenden Schülerzahlen im Kanton Die Grundlage für die Konzentration der bisherigen Zürich ist dies für die Volksschule eine erfreuliche, 19 Standorte auf einen einzigen legte der Regie- aber auch nötige Voraussetzung. rungsrat im Jahr 2005 mit seiner Standortstrategie für die Zürcher Fachhochschule (ZFH) fest. Auch Die PH Zürich hat sich in ihren ersten zehn Jahren zu für die beiden anderen Schulen der ZFH sind neue einer Hochschule entwickelt, die mit ihrem vielfäl- Campus-Lösungen vorgesehen: Für die ZHdK auf tigen Angebot in der Aus- und Weiterbildung sowie dem Toni-Areal und für die ZHAW auf dem Winter ihren Beratungs- und Forschungsleistungen gesamt- thurer Sulzer-Areal. Damit will der Regierungsrat schweizerisch eine wichtige Position im Bereich der die Bedeutung der Hochschulen für den Kanton Lehrerinnen- und Lehrerbildung einnimmt. Mit dem Zürich noch besser sichtbar machen. neuen Campus wird ein bildungspolitisches Zeichen gesetzt, das die PH Zürich weiter stärken wird. Ich Erst zehn Jahre sind es her, seit die Pädagogische bedanke mich bei allen, die an der Realisierung des Hochschule ihren Betrieb als Nachfolgerin von acht Projektes mitgearbeitet und diesem zum Erfolg Institutionen zur Aus- und Weiterbildung von verholfen haben. Lehrpersonen aufgenommen hat. Seither hat sie den Leistungsauftrag, der ihr mit dem Gesetz über die Regierungsrätin Regine Aeppli Pädagogische Hochschule vom 25. Oktober 1999 Bildungsdirektorin 8
Gemeinsam zum Ziel Die Realisierung eines gemeinsamen Campus für die Nicht nur die Erarbeitung der Kreditvorlagen, sondern neu gegründete Pädagogische Hochschule Zürich auch die Zusammenarbeit mit einem Partner, der war ein grosses Ziel der Schule. Der Kanton besass einerseits Vermieter und andererseits gemeinsam mit aber keine geeigneten Grundstücke an guter Lage dem Kanton Investor ist, war eine grosse Herausfor- in Zürich. Durch die massiven Veränderungen im Bahn derung und Neuland für alle Mitwirkenden. Das ent- betrieb in Zürich ergaben sich neue Möglichkeiten wickelte Modell für die Finanzierung des Projekts für grosse Bauvolumen in Bahnhofsnähe. Im Rahmen gemeinsam mit einem privaten Investor hat sich be- der Entwicklung des Projekts «Europaallee» traten währt, wie auch weitere grosse Projekte des Kantons die SBB Immobilien als Grundeigentümerin und die zeigen. Die Rollenteilung ist aber nicht immer die Post als Eigentümerin des Gebäudes mit der Absicht gleiche. Die Schwierigkeiten liegen in den unterschied an die Bildungsdirektion, das Briefverteilzentrum für lichen Schnittstellen, je nachdem, ob der Investor eine Schule umzunutzen. Auf diesem Weg trafen gleichzeitig auch Vermieter und Ersteller (General sich zwei Interessen, die sich – wie der weitere Ver- unternehmer) ist. Im vorliegenden Fall herrschte lauf der Geschichte zeigen sollte – ergänzten. eine klare Trennung der verschiedenen Interessen. Der Kanton konnte von einem starken Partner profi Auf der Grundlage einer Machbarkeitsstudie wurde tieren und die Submission der eigenen Investitionen der Mietvertrag ausgearbeitet und dem Regierungs- zusammen mit den SBB Immobilien durchführen. und Kantonsrat zur Bewilligung vorgelegt. Ein noch unbekannter Weg für alle Beteiligten, nicht zuletzt Die gemeinsame Planung mit dem Generalplaner in für das Hochbauamt. Anhand des Raumprogramms allen Planungs- und Realisierungsphasen hat sich und grober Betriebskonzepte mussten mit neuen für alle Beteiligten ausbezahlt. Die Umsetzung des Methoden die noch unbekannten Kosten des Mieter grossen und komplexen Raumprogramms konnte ausbaus berechnet werden, ohne dass ein konkre kontinuierlich erarbeitet und in die Wege geleitet tes Projekt vorlag. Auf der gleichen Basis wurden in werden. Dank der sehr guten Zusammenarbeit akribischer Kleinarbeit die Ausstattungskosten er aller Partner ist es gelungen, auf einem neuen Weg mittelt. Dies alles in der Annahme, dass die bestehen ein optimales Resultat zu erzielen. den Gebäude umgenutzt werden können und der industrielle Charakter – wie es im Mietvertrag heisst Für das Hochbauamt war die Leitung dieses Projekts, – erhalten bleibt. nach der Realisierung zweier ähnlicher, aber kleinerer Projekte, eine grosse Herausforderung. Die Erfah- Der darauf folgende Projektwettbewerb zeigte aber rungen werden analysiert und in den laufenden und schnell, dass eine Umnutzung nur sehr schwer zu anstehenden Projekten weiterentwickelt. realisieren und die Umsetzung des Raumprogramms der Schule, aber auch der Verkaufsflächen nur mit einem weitreichenden Abbruch der Liegenschaft zu erreichen war. Im weiteren Verlauf der Planung und der Realisierung des Projekts stellte sich dann heraus, Hans-Rudolf Blöchlinger dass ein fast vollständiger Ersatz unumgänglich war. Amtschef Hochbauamt a.i. 12
Neue Dynamik auf dem Campus PH Zürich In der jüngeren Vergangenheit der Lehrerinnen- und wird eine wichtige Voraussetzung sein, damit Innova Lehrerbildung im Kanton Zürich ist es erst das dritte tionen entstehen. Mal, dass ein Gebäude ausschliesslich für die Bedürf- nisse der Lehrerinnen- und Lehrerbildung konzipiert Lehrpersonen, Schulleitungen und Behörden erhalten und eingerichtet wird. Zehn Jahre nach der Gründung mit dem Campus PH Zürich ein Kompetenzzentrum der Pädagogischen Hochschule Zürich kann der für Lehren und Lernen und eine Anlaufstelle, wo sie Campus zwischen Lagerstrasse und Europaallee be- bei Fragen und Anliegen rund um das Thema Schule zogen werden. professionelle und fachgerechte Auskunft und Unterstützung erhalten. Für die Studentinnen und Der Umstand, dass nun die Entwicklung der Pädago- Studenten – von der Kindergartenstufe über die gischen Hochschule Zürich an einem einzigartigen Primar- und Sekundarstufe I bis zu den Quereinstiegs Standort fortgesetzt werden kann, ist bildungspoli- studiengängen und Angeboten für Berufsfach tisch ein starkes Signal. Mit diesem Standort, mit schulen – bietet der Neubau der PH Zürich optimale dem funktional sehr ansprechenden Raumkonzept räumliche und infrastrukturelle Voraussetzungen und mit der modernen Infrastruktur erhält die für eine moderne und zukunftsgerichtete Lehrerinnen- Pädagogische Hochschule beste Voraussetzungen für und Lehrerbildung. Die Gebäude und Räumlich- eine Profilierung als Zentrum für Lehreraus- und keiten unterstützen die Verknüpfung von theoreti -weiterbildung sowie für Forschung und Entwicklung schen und praktischen Inhalten der Ausbildung. rund um das System Schule. Zudem erhält die PH Das Zusammentreffen von Lehrerinnen und Lehrern Zürich mit diesen markanten Gebäuden am Haupt- aus der Praxis, Schulleiterinnen und Schulleitern bahnhof für die Nutzerinnen und Nutzer und für sowie Schulbehörden mit den Dozierenden aus allen die Öffentlichkeit ein unverkennbares Gesicht. Leistungsbereichen der PH Zürich schafft beste Voraussetzungen für den Austausch von Erfahrungen Das von überall her sehr schnell erreichbare Bildungs- und Wissen, fördert das gegenseitige Verständnis und Begegnungszentrum der PH Zürich konzentriert und ermöglicht neue, gemeinsame Projekte. die Angebote für die Ausbildung angehender Lehre- rinnen und Lehrer, die Weiterbildungs- und Unter- Der neue Campus PH Zürich wird mehr als 2500 Stu- stützungsangebote für Lehrpersonen, Schulleitungen dierenden und über 700 Dozierenden und Mitar und Behörden, die verschiedenen Dienstleistungen beitenden Platz zum Studieren und Arbeiten bieten. für Dritte sowie die Forschung von bisher 19 Stand- Dadurch wird sich eine neue Dynamik ergeben, orten an einem zentralen Ort mitten in Zürich. die zu einer gegenüber heute homogeneren Unter- Dies bietet neben betrieblichen Vorteilen vor allem nehmenskultur führen soll. Der neue Campus bietet die Möglichkeit, die Angebote besser auszulasten ideale Voraussetzungen für interessante Entwick- und interdisziplinär weiterzuentwickeln. Zudem ist zu lungsperspektiven gegen innen und gegen aussen. erwarten, dass durch die Nähe aller Fachbereiche und Organisationseinheiten ein intensiver Informations- Walter Bircher und Wissensaustausch erfolgen wird. Dies wiederum Rektor Pädagogische Hochschule Zürich 16
Ein neues Stück Stadt Mitten in Zürich wächst ein neuer Stadtteil. Auf dem Die so definierten Volumen wurden weiter differen- trapezförmigen Areal von der Langstrasse bis zur ziert. Über Vor- und Rücksprünge in den oberen Kasernenstrasse und von der Lagerstrasse bis zur und unteren Geschossen ist die Baufigur plastisch neuen Europaallee entstehen direkt am Zürcher gegliedert. Die Höhe der durchlaufenden Voll Hauptbahnhof 6000 Arbeitsplätze, 1800 Studien- geschosse nimmt die Traufhöhe der gegenüberliegen plätze und 400 Wohnungen, dazu Hotels, Geschäf- den Bebauung auf. Rhythmus und Massstab te, Cafés, Bars und Restaurants. Der Bauabschnitt des Ensembles aber werden durch den eleganten A mit den Gebäuden der Pädagogischen Hochschule Gebäuderiegel der alten Sihlpost aus den späten liegt im Herzen des neuen Quartiers. Für seine 1920er Jahren vorgegeben, der den Auftakt architektonische Gestaltung haben wir zwei zentrale, des neuen Viertels vom Bahnhof aus bildet. Die im städtebauliche Fragestellungen herausgearbeitet, städtebaulichen Plan verwobenen Strassen, die schon den Wettbewerbsbeitrag geprägt haben: Gassen, Plätze und Passagen verknüpfen auf diese Wie kann man eine verträgliche Gliederung der Weise vielfältigste Nutzungen auf engem Raum. im Vergleich zur angrenzenden Stadt hohen Baumasse Details wie Wasserspiele, Stadtlichter und Bänke des Quartiers schaffen, um das neue Viertel glaub- vervollständigen ein neues Stück Stadt von zeitloser, würdig in die bestehende Stadt einzubinden? Und wie europäischer Urbanität. können die neuen Gebäude an der Europaallee die Zürcher Stadtbautradition in einer zeitgenössischen Mit der Fassadengestaltung der Pädagogischen Hoch Sprache bewahren und zugleich in einem neuen schule ist ein Spiel von Tragen und Lasten, von Massstab sinnvoll fortschreiben? Öffnung und Wand verwirklicht. Die Formensprache des im ganzen Ensemble anzutreffenden Fassaden- Auf dem Teilgrundstück A sind dazu vier Baukörper motivs orientiert sich an der Schlichtheit und Eleganz windmühlenflügelartig um einen zentralen, über einer Mauerstruktur. In Anlehnung an den orna dem Niveau der Strasse erhobenen Platzraum grup- mental überhöhten Verband eines klassischen Bossen piert, welcher über grosszügige Treppen zugänglich werks sind die einzelnen Fassadenelemente durch ist. Er ist dadurch klar als Campus der Hochschule er- tiefe, steinern hinterlegte Fugen gegliedert. Die gross kennbar. Der Campus verbindet das gläserne Haupt- formatigen Glas- und Steinflächen lassen die gebäude für Hörsäle, Hochschulmensa und -bibliothek Gebäude ruhig und homogen erscheinen. Durch ein mit dem südlichen Bau für Seminarräume, Natur gezieltes Changieren in Proportion und Material wissenschaftsräume und Kinderkrippe und dem west erscheint das Ensemble im Zusammenklang zugleich lichen Gebäude, in dem Werk- und Musikräume als vielgestaltiges, niemals monotones Ganzes. sowie in den obersten Stockwerken zwei Sporthallen Die Platzflächen sind analog zu den Fassaden relief untergebracht sind. Die nördliche Seite der Piazza artig behandelt. Ihr Natursteinbelag geht schwellen- nimmt ein ebenfalls nach unseren Plänen errichtetes los in die angrenzenden Foyers über. Geschäftshaus ein. Unter dem gesamten Ensemble ist eine Shoppingmall untergebracht, die einen Durch- Max Dudler gang zum Bahnhof schafft. Architekt 20
Drei Gebäude, drei Künstler, drei Kunstwerke Christian Vetter «Wissen Infinitiv» Der Künstler rückt damit zwei zeitgenössische junge Gebäude LAA Menschen als Galionsfiguren der Pädagogischen Mit dem Satz «WIR WISSEN WIE ES IST» in 36 ver- Hochschule Zürich ins Zentrum, dies jedoch in einer schiedenen Konjugationen formuliert Christian klassischen und nur dank der heutigen Gusstechnik Vetter die Frage nach der zentralen Aufgabe der Pä- in diesem Detaillierungsgrad möglichen Form. dagogischen Hochschule, deren Kernkompetenz Die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Wesen der die Wissensvermittlung ist. Jeder der 36 Sätze ist an- Wahrnehmung führt zu einer künstlerischen Inter ders dargestellt. Einige Sätze bleiben deutlich lesbar, vention, die an vorhandenes oder noch zu erwerben andere verlieren sich in der Malerei. Die Sätze in der des Wissen und vor allem an das genaue Beobach- Gegenwart sind auf weissem, alle Sätze in der Zu- ten appelliert. kunft auf schwarzem Grund gemalt. Die Sätze in der Vergangenheit sind über Fotografien gemalt, die Pascal Häusermann: «Vertical Structures» per se immer nur Vergangenes festhalten können. Gebäude LAC Jeder Satz lässt im Betrachter eine kleine Geschichte Der horizontalen Struktur der Gebäudefassaden setzt aufleuchten, die das Gelesene mit Inhalt füllt. Pascal Häusermann drei gigantische, sich in zwei Treppenhäusern und einem Gang über alle Etagen Begleitet wird diese Werkgruppe von zwei Neon- von unten nach oben erstreckende Baumzeich- schriftzügen beim Haupteingang und im zentra- nungen entgegen. Sie gehen von Druckgrafiken des len Lichthof. Zu erkennen sind auf den ersten Blick 15. / 16. Jahrhunderts aus, lösen sich aber in ihrer lediglich einzelne Zeichen und Buchstabenfrag- monumentalen Ausdehnung und Farbigkeit von der mente: Ein W, eine Art Wurzelzeichen sowie eine Vorlage. Der Baum ist nie als Ganzes zu sehen, stilisierte, liegende 8. Die zwischen Abstraktion sondern stets nur ausschnittweise erfahrbar, indem und Lesbarkeit oszillierenden Zeichen lassen sich erst man sich von einem Stockwerk zum nächsten bei längerer Betrachtung entziffern: «WER WEISS» bewegt. Einen weiteren Akzent setzt eine riesige, und «WARUM WANN WO WIE WAS WER». raumgreifende Wurzel, die über dem Eingangs bereich von der Decke herunterhängt. Ergänzend liegt in der Bibliothek ein Buch auf, das die einzelnen Bilder zusammen mit einem kurzen, Mit den organischen Strukturen setzt der Künstler assoziativen Text auflistet. Eine Animation, in der alle einen starken Kontrapunkt zur stringenten Geometrie 36 Sätze der Reihe nach aufscheinen, findet sich des Gebäudes. Der physischen Wirkung des Ge- in einem der Nebengänge. wichts der rohen Wurzel, die über den Köpfen der Betrachter schwebt, kann man sich kaum entziehen. Christian Kathriner: «Ohne Titel» Bei der Malerei geht die Ausdehnung einher mit Gebäude LAB einer sich fein verästelnden, ornamentalen, fast zarten Im obersten Bereich der Haupttreppe, direkt unter Struktur, der man auf der Treppe stets in sinnlicher der Lichtkuppel des Gebäudes LAB, setzt Christian Nähe begegnet. Sowohl die Wandmalerei als auch die Kathriner zwei hyperreale Figuren eines Mannes und Deckenskulptur bieten sich als vieldeutige Sinn- einer Frau. Bekleidung und Haltung lassen erken- bilder an – vom Baum des Wissens über die sich ver- nen, dass es sich um zeitgenössische, junge Menschen zweigenden Wege der Entwicklung und Kreativität handelt. Die erhöhte Positionierung auf Sockeln bis hin zur Wurzel der Kraft. links und rechts des Treppenaufganges und die weisse Farbe der Figuren lösen Assoziationen zu klassi- Tanja Scartazzini, Fachprojektleiterin Kunst am Bau, schen Vorbildern aus. Beim Hinauf- und Hinabsteigen Hochbauamt begegnen dem Besucher Handpaare in verschie- denen Posen des Haltens, Hebens, Tragens oder Stüt- Kathrin Frauenfelder, Konservatorin Kunstsammlung zens, die aus den grossen Trägerstützen des Treppen Kanton Zürich, Hochbauamt hauses gleichsam herauszuwachsen scheinen. Diese Handpaare sind das Gebäude selbst oder Teile Brigitte Stadler, Dozentin Pädagogische Hochschule des Gebäudes, das sie stützen und tragen. Zürich 24
Pläne e alle opa Eur Kasernenstrasse Freischützgasse Lagerstrass e Lageplan MM 1:2500 LAGEPLAN 1:2500 28
A A B B B B Shopping A GRUNDRISS G00 M 1:1000 Grundriss G 00 M 1:1000 (Strassenebene) A GRUNDRISS G00 M 1:1000 SCHNITT Schnitt BB M 1:1000 BB M 1:1000 SCHNITT BB M 1:1000 29
A A Campusplatz LAA B B B B LAB LAC A Grundriss G02 GRUNDRISS G 02 M M1:1000 1:1000 (Ebene Campusplatz) A GRUNDRISS G02 M 1:1000 Ansicht Lagerstrasse M 1:1000 ANSICHT LAGERSTRASSE M 1:1000 ANSICHT LAGERSTRASSE M 1:1000 30
A A B B B B A GRUNDRISS G04 M 1:1000 Grundriss G 04 M 1:1000 A GRUNDRISS G04 M 1:1000 ANSICHT AnsichtEUROPAALLEE M 1:1000 Europaallee M 1:1000 ANSICHT EUROPAALLEE M 1:1000 31
A A B B B B A GRUNDRISS G07 M 1:1000 Grundriss G 07 M 1:1000 (Ebene Campusplatz) A GRUNDRISS G07 M 1:1000 Schnitt AA SCHNITT AA M 1:1000 M 1:1000 SCHNITT AA M 1:1000 32
A A B B B B A GRUNDRISS G08 M 1:1000 Grundriss G 08 M 1:1000 A GRUNDRISS G08 M 1:1000 Schnitt BB SCHNITT BB M M 1:1000 1:1000 SCHNITT BB M 1:1000 33
Am Bau Beteiligte Kanton Gesamtprojektmanagement Beta Projekt Management AG, Zürich Baudirektion Kanton Zürich Cornelia Obrecht, Projektleiterin Hochbauamt Po-Ü Yang, Projektleiter Hans-Rudolf Blöchlinger, Chef Hochbauamt a.i. Stefan Bitterli, ehemaliger Kantonsbaumeister Generalplanerteam Werner Arnold, Abteilungsleiter BB2 Architektur, Max Dudler Architekten AG, Zürich Bruno Schulthess, Ressortleiter Mark van Kleef, Zürich, Wiebke Ahues, Berlin Stefan Hunziker, Gesamtprojektleiter Andrea Walt, Projektleiterin PZM, Polke, Ziege, von Moos AG, Zürich (HLKS-Ingenieur) Albert Bamert, Projektleiter Startphase Bürgin & Keller AG, Adliswil (Elektroingenieur) Beat Wüthrich, Abteilungsleiter GT Freiraum Baumanagement, Zürich (Kostenplanung) Onur Bastas, Fachprojektleiter GT Leonhardt, Andrä & Partner, Zürich (Bauingenieur) Tanja Scartazzini, Kunst am Bau gkp fassadentechnik ag, Aadorf (Fassadenplanung) Paul Eggimann, Bauökologie Fachplanung und Spezialisten Immobilienamt Creativ Gastro, Weggis (Gastroplaner) Thomas Maurer, Amtschef Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen (Fachplanung Akustik) Giorgio Engeli, Abteilungsleiter Congena, München (Büroplanung) Peter Sibold, Adjunkt Françoise Chevalier, Thun (Bibliotheksplanung) Alain Siegenthaler, Portfolio Manager Martin Strupler, Bern (Sportplanung) Ergoconcept, Rotkreuz (Audio Video Planung) Bildungsdirektion Kanton Zürich Gruner AG, Zürich (Brandschutz) Generalsekretariat Hans-Jörg Huber, Horgen (Bühnenplanung, Theater- & Stephan Widmer, Generalsekretär Lichttechnik) Wolfgang Annighöfer, Leiter Abteilung Finanzen Brütsch Electronik, Uhwiesen (Zutrittskontrollen) Kurt Janser, Sektorleiter Bauten Weiersmüller Bosshard Grüninger WBG, Zürich (Signaletik) Arttransport, Dresden (Umzugsplanung) Pädagogische Hochschule Zürich Walter Bircher, Rektor Qualitätssicherung Roger Meier, Verwaltungsdirektor Conarenco AG, Zürich (QS-Leitung) Simone Trottmann, Nutzervertreterin Marquart, Winterthur (Elektro) Rolf Hirschbühl, Facility Management Helbling AG, Zürich (HLKS) Wichser Akustik und Bauphysik AG, Zürich (Akustik) Vermieter Amstein + Walthert AG, Zürich (Licht) SBB Immobilien Andreas Steiger, Regionenleitung Kunst am Bau Rico Gugelmann, Projektleitung Christian Kathriner, Mettmenstetten Christian Vetter, Zürich Ersteller Pascal Häusermann, Zürich Implenia Totalunternehmung AG, Dietlikon Adrian Wyss, Regionenleitung Philip Woolley, Projektleitung 36
Chronologie / Kennwerte 2003 / 2004 September 2008 Testplanung auf dem Gesamtareal SBB / Post Baubewilligung Januar bis Juni 2006 November 2008 Kostenermittlung Vermieterausbau und Mieterausstattung Abbruch des Briefverteilzentrums Sihlpost Februar 2006 März 2009 Unterzeichnung Mietvertrag mit SBB Vertragsabschluss mit Totalunternehmer Juli 2006 Juni 2009 Regierungsratsentscheid zu Spatenstich und Baubeginn Mietvertrag und Mieterausstattung September 2010 August 2006 Richtfest Entscheid Architekturwettbewerb 26. Juni 2012 September 2006 Bezugsbewilligung Genehmigung des Gestaltungsplanes per Volksabstimmung 2. Juli 2012 Fertigstellung und Übergabe Februar 2007 Abschluss Generalplanervertrag Juli bis September 2012 Umzug April 2007 Kreditbewilligung Vermieterausbau durch Kantonsrat 17. September 2012 Schulbeginn 2007 / 2008 Erstellen von Vorprojekt und Bauprojekt 20. September 2012 Einweihung August 2008 Submission Totalunternehmer Gesamtkosten Vermieterausbau 42 000 000 Franken inkl. Teuerung, finanziert vom Eigentümer SBB Preisstand April 2006 Gesamtkosten Mieterausstattung 44 600 000 Franken exkl. Teuerung, finanziert vom Kanton Zürich Preisstand April 2006 Bauzeit 3 Jahre (Juni 2009 bis Juli 2012) Flächen nach SIA 416 Geschossfläche GF 54 778 m² Nettogeschossfläche NGF 46 413 m² Hauptnutzfläche HNF 26 144 m² Mietfläche MF 40 430 m² Gebäudevolumen nach SIA 416 219 800 m³ 40
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