Sind Sie vorbereitet? - IDEEN - Henning Zoz
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IDEEN WAS UNTERNEHMER ANTREIBT Porträts l Reportagen l Geschäftsmodelle Sind Sie vorbereitet? STRATEGIE Sie könnten einfach so weitermachen wie bisher. Oder sich, zum Jahreswechsel, ein paar grundlegende Fragen stellen – so wie die Unternehmer, die impulse getroffen hat: Was tun Sie, um gesellschaftliche Trends und neue Technologien nicht zu verpassen? Text: Anja Rützel Illustrationen: Lisa Borges 18 impulse Januar 2014 18 11.12.2013 11:47:46
Unternehmer mit Visionen Jochen Schöllig (Codeatelier), Hans Georg Näder (Ottobock), Gary Swart (Odesk) und Henning Zoz (Zoz Group), von oben links im Uhrzeigersinn 19 11.12.2013 11:47:49
Titel Zukunft N 1 och sieht die Zukunft etwas bröcke- lig aus, rau und ein bisschen rampo- . SCHAFFEN niert: ein verlassenes Brauereige- bäude am Prenzlauer Berg in Berlin. SIE EIN KREATIVES Aus einer Currywurstbude am Rand des Gelän- UMFELD! des zieht scharfer Dampf, drei Schritte auf den Und halten Sie die Neugier Ihrer Hof, ein Wachmann wieselt herbei. Ob er wis- Mitarbeiter wach! se, wo es hier zum Innovation Lab gehe? „Inno- vation – watt?“, fragt er. Einiges ist noch zu tun. Hier, auf dem alten Bötzow-Gelände, wo bis Wer in Zukunft wettbewerbsfähig sein will, Ende der 1940er-Jahre Bier gebraut wurde, darf seinen Innovationsmut nicht nur auf die will Hans Georg Näder in den nächsten Jahren Produktentwicklung beschränken – auch die die Medizintechnik neu erfinden – und das Markenphilosophie, die Positionierung des Bild, das Menschen vom Altwerden und Krank- Sortiments muss sich an den veränderten Zeit- sein haben. geist anpassen. Gerade das Feld der Medizin, „Zukunftsfabrik“ nennt der Chef des Prothe- glaubt Zukunftsforscher Eike Wenzel, wird im Im Gesund- senbauers Ottobock sein Projekt, ein Spielplatz nächsten Jahrzehnt durch den demografischen heitssektor liegt für Visionen soll die alte Brauerei werden. Ihr Wandel komplett durcheinandergewirbelt – in den nächsten Herzstück: besagtes Innovation Lab, in dem weil es immer mehr und immer aktivere alte 30 Jahren das 250 Mitarbeiter ab 2016 neue Produkte entwi- Menschen gibt, deren Versorgung neu organi- größte Innovati- ckeln – anknüpfend an bisherige Entwicklun- siert und effizienter werden muss. „Im Gesund- onspotenzial gen wie die gedankengestützte Armprothese, heitssektor liegt in den nächsten 30 Jahren das das Prestigeprojekt des Weltmarktführers aus größte Innovationspotenzial“, sagt Wenzel. Eike Wenzel Zukunfts- dem niedersächsischen Duderstadt. Noch klingen die Innovationen, die er für die forscher Auch Startups will Näder in sein Lab holen, nächsten Jahre voraussagt, futuristisch: 3-D- schließlich sitzen auch die Samwer-Brüder mit Drucker, die auf Knopfdruck Medikamente ihrem Inkubator Rocket Internet in der Nach- ausspucken und ganze Organe aus Gewebe barschaft. Die Gegend ist „heiß“, findet Näder. material ausdrucken, Medizin-Apps für das Auf dem restlichen Gelände plant er ein Luxus- Smartphone, mit denen Patienten zu Hause hotel mit Reha-Abteilung, eine Rollstuhlwerk- ihren Hautausschlag oder ihre Bakterieninfek- statt, ein Mitarbeiterschwimmbad, Kunsträu- tion selbst diagnostizieren können, und Hilfs- me, Konzertsäle und einen großen Biergarten, roboter, die Blut treffsicherer abnehmen kön- wie es ihn zu aktiven Brauereizeiten gab. Ein nen als die begabteste Krankenschwester. ausgestopfter Bär ist schon da, ein Waschbär Neben diesen Innovationen wird sich jedoch und eine Eule: Dekoration in einer schicken vor allem die Einstellung der Menschen än- Bar, die in eines der Gebäude eingezogen ist. dern: Der Anteil der Senioren in der Gesell- Der Ottobock-Chef weiß genau, in welche schaft wird so groß sein, dass Alter und Krank- Richtung er will – so wie auch die anderen Un- heit nicht mehr stigmatisiert und verdrängt ternehmer, die impulse für diese Titelgeschich- werden können, sondern sichtbarer, selbstver- te getroffen hat. Egal ob es sich um Kleinunter- ständlicher werden. Hans Georg Näder will sei- nehmen oder um Firmen mit Tausenden Mit ne Prothesen deshalb in ein Lifestyle-Umfeld arbeitern handelt, ob um Dienstleister oder rücken. Sie sollen modern sein – und cool. Produzenten – was sie verbindet, ist eine Ana- Wenn Näder erzählt, wie er sein Unterneh- lyse dessen, was auf sie in den nächsten Jahren men für diese veränderten Wahrnehmungen zukommt. Und eine klare Vorstellung, wie sie und verschobenen Marktanforderungen fit schon jetzt darauf reagieren können. macht, lässt er Bilder prasseln: In der Zukunft, Während viele Unternehmer weitermachen glaubt er, wird es nicht mehr genügen, einfach wie bisher und Gefahr laufen, irgendwann nur Unternehmer zu sein – er sieht sich auch nicht mehr zeitgemäß zu sein, fällen sie kon- als Dirigent, weil er seine Mitarbeiter als große krete Entscheidungen – im Hinblick auf die Zu- Band begreift, die immer wieder Gastmusiker kunft. Sie eint eine gemeinsame Überzeugung: einlädt, um Innovationen anzustoßen: Wenn Wer sich jetzt auf die kommenden Jahre vorbe- sich die Truppe zu gut kennt, zu routiniert auf- reitet, auf technologische Entwicklungen und einander eingespielt ist, leidet die Kreativität, gesellschaftliche Trends, sichert sich einen glaubt er. Darum holt er sich fachfremde Ko- wichtigen Vorteil gegenüber Wettbewerbern. operations- und Sparringspartner, zuletzt den 20 impulse Januar 2014 20 11.12.2013 11:47:55
Schweizer Möbelhersteller Vitra, um sich über mengelegt, ein CSHRO – Chief Strategy Hu- Neue Räume Ottobock-Chef Bau- und Klebestoffe auszutauschen, oder den man Resources Officer – verantwortet nun Hans Georg Näder träumt Chef des hippen Pariser Hotels Costes, der ihn nicht mehr nur die taktische Ausrichtung, son- davon, in einer alten Brauerei Kunst und Business zusam- bei der Gestaltung der Reha-Abteilung auf dem dern sucht auch gleich die idealen Menschen menzuführen und damit Bötzow-Gelände berät. Solche Kontakte könne dafür. Die wichtigsten Eigenschaften seiner seinen Produkten, Prothesen, man nicht planen, sagt Näder, sie ergäben sich, Mitarbeiter? „Neugier und Spielfreude.“ Mit ein neues Image zu verpassen wenn man ein reizvolles Umfeld mit Freiräu- dem richtigen Team, glaubt Näder, ist ein Mit- men schaffe: „Dann kommen sie angeschwirrt, telständler innovationsfähiger, als es ein Mam- wie Kolibris an eine aufgehende Blüte.“ mutunternehmen je sein kann: „Weil ich nicht Auch den Fußballtrainervergleich mag Nä- gezwungen bin, in Analystenzyklen oder Quar- der, weil er wie ein Bundesliga-Coach gern talsberichten zu denken. Wie sollte ein Analyst unkonventionelle Mannschaftsaufstellungen auch verstehen, wenn man ihm sagt: Wir berei- ausprobiert: Gerade hat er seine Strategieent- ten uns mit diesem Projekt auf die Zeit nach wicklung mit der Personalabteilung zusam- 2020 vor?“ Januar 2014 impulse 21 21 11.12.2013 11:47:59
Titel Zukunft 2IHRE . BRINGEN SIE IDEEN die Röhre prüfend in seinen Händen – er hatte wohl seine Lesebrille vergessen – und fragte: „Is this a bomb?“ Die Medien stürzten sich dar auf – eine bessere Werbung hätte sich Zoz nicht AUF DIE STRASSE! wünschen können. Eigentlich ist Zoz Nanotechnologe, stellt mit Wählen Sie notfalls einen Umweg, um ans Ziel zu kommen den rund 50 Mitarbeitern seiner Zoz Group An lagen für die mechanische Verfahrenstechnik her, Hochleistungsmühlen oder Werkstoffe für Über die Sache mit der Bombe freut sich Hen Lithiumbatterien. „Alles gut, schön und span ning Zoz heute noch. Vor ein paar Jahren, er nend“, sagt er. Am Ziel fühle er sich aber nicht. zählt der Unternehmer aus dem sauerländi Glücklichsein sei das Gegenteil von Zufrieden schen Wenden, trat bei einer Messe plötzlich heit, lautet sein Lieblingsmotto. „Wer satt und der russische Verteidigungsminister an den zufrieden ist, ist träge und quasi bereits am En In die Zukunft Nanotechno- loge Henning Zoz entwickelt Stand, an dem Zoz seine Erfindung präsentier de.“ Und verpasst womöglich die Zukunft. Mit neben seinem Kerngeschäft te: kleine Wasserstofftanks, mit denen Roller seinem Kerngeschäft im Rücken streunert Zoz Wasserstofftanks für neue betrieben werden können. Beobachtet von darum mit Gedankenspielen und Projekten in Antriebstechniken einer Reportermeute, drehte Sergej Iwanow anderen Feldern, beispielsweise entwickelte er einen Superbeton, der das Baugeschäft revolu tionieren soll, da weniger CO2 anfalle und das Ergebnis langlebiger und stabiler sei. Manche Ideen drehen lange Warteschleifen in seinem Kopf, bis sie umgesetzt werden. Die Sache mit den Wasserstofftanks zum Beispiel, über die Zoz seit 15 Jahren nachdenkt. „Da mals baute Opel vom Modell Zafira einige Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb, aus gestattet mit verschiedenen Wasserstoff-Tank systemen, darunter auch eine Variante mit Feststofftank.“ Das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung entwickelte den passenden Speicherwerkstoff, Zoz produzierte das Pulver im Tankmaßstab. Als Opel das Projekt wieder stoppte, versuchte er zehn Jahre lang, den Wasserstoffspeicher selbst zu verkaufen – ver geblich. Ohne Tank fand er keinen Interessen ten für sein Pulver. Das könne man schließlich „nicht in einer Plastiktüte verkaufen“. Und so baute er jene Pseudobombe selbst. 23 Tanks zusammengenommen, die sich wie Trinkfla schen an Automaten umtauschen lassen, sollen ein Auto antreiben, so seine Vision. „Sie gehen in den Supermarkt, leere Kartusche rein, Euro rein, volle Flasche raus. Mit einem Klick rasten die Tanks ganz unkompliziert in den Fahrzeu gen ein.“ Diesen Effekt will er auch in die Köpfe seiner Kunden einpflanzen. „Klick“ soll es auch bei ihnen machen, ganz buchstäblich. Diese Roller würden gut in ein Mobilitäts konzept für die Stadt der Zukunft passen. „Multimodular“ nennt Florian Peter, Deutsch landchef der Innovationsberatung Mandalah, diese Fortbewegungsart, bei der kurze Stre cken nicht mit dem Auto, sondern mit schad stoffärmeren Fahrzeugen zurückgelegt 22 11.12.2013 11:48:05
Ein Stadion stiehlt allen die Show. Weil die Fans eine weitere Zugabe fordern, bleibt es an den Ausgängen ruhig. Die Türen registrieren die Verzögerung und informieren alle Stadionzüge, ein paar Minuten länger zu warten. Innen freuen sich die größten Fans auf einen Zugang zum Backstage-Bereich, den das Stadion durch Aktivierung ihrer CISCO INTELLIGENT Armbänder freigibt. NETWORK Dynamische Planung Und die Band schickt allen, die bis zum Finale bleiben, noch einen Bonus-Song direkt auf’s Handy. Cisco, unsere Partner und das Internet of Everything machen das Showgeschäft zu einem guten Geschäft. Wie das geht, sehen Sie auf cisco.de/konzert CISCO STADIUMVISION® MOBILE CISCO CONNECTED Neue Geschäftspotentiale nutzen STADIUM WI-FI Vernetztes Fanerlebnis ©2013 Cisco und/oder Partnerunternehmen. Alle Rechte vorbehalten. 23 11.12.2013 11:48:08
Titel Zukunft werden. Das Problem: Die Masse ist skeptisch. Und die beste Innovation nützt nichts, wenn sich das Produkt nicht in das Leben möglicher Käufer einpassen lässt. „Idealerweise nehmen sie diese neue Idee fast unbewusst und wie selbstverständlich an“, sagt Peter. Um seine Idee trotzdem auf die Straße zu be- Kennen Sie Trends der Zukunft? kommen, wählt Zoz einen Umweg, auch wenn er damit wohl kein Geld verdienen wird: Er hat Lieferdrohnen, gedruckte Pizzen und künstliche Skeletts: Was in Siegen einen kleinen Laden für Elektrofahr- heute schon möglich ist – und Forscher für die Zukunft erwarten zeuge eingerichtet, die er günstig aus China importiert. Zusammen mit der Stadt will er ei- Internet als Kammerdiener Ein von Rohmaterial schon drucken. Bald ne Mobilitätsmeile schaffen, mit Ladestationen wichtiger Trend: Das Internet lernt werden Produkte darum noch ge- und eigenen Parkplätzen für Elektroautos. Benutzer immer besser kennen und nauer auf das Leben ihres Käufers Obendrein hat er eine kleine E-Flotte aufge- behelligt sie nur noch mit passge- zugeschnitten, glaubt Florian Peter baut, die er ausgewählten Menschen zur Verfü- nauen Angeboten, die sich wie ein – und sich anpassen, wenn sich die gung stellen will – etwa dem Pfarrer oder Bür- Mosaiksteinchen in ihren Alltag ein- Bedürfnisse ändern. „Für Sportarti- germeister. Auch arbeitet er an der Zulassung, fügen. Kleine Lieferdienst-Drohnen, kelhersteller wäre es beispielsweise seine Autos mit einer Brennzelle und seinen die das Essen punktgenau vor der denkbar, nicht einfach ein Paar Lauf- Wasserstofftanks aufrüsten zu lassen, die dann Haustür absetzen, wenn man bei schuhe, sondern ein Abenteuer-Abo die Batterie beständig wieder aufladen und der Heimkehr abends gerade den zu verkaufen: Der Kunde erwirbt den Aktionsradius vergrößern könnten. Seine Schlüssel ins Türschloss steckt, nach- zuerst vielleicht ein Paar Flossen für Flotte funktioniert wie eine Schar trojanischer dem der Lieferdienst zuvor Termin- einen Tauchurlaub. Wenn er sie da- Pferde, die die Menschen an die Idee eines neu- kalender und Menüvorlieben ge- nach nicht mehr braucht, werden sie en Antriebs gewöhnen sollen – und als Übungs- checkt hat? In den nächsten Jahren im Laden vor Ort geschreddert und objekt für Zoz. „Wir bereiten den Markt vor sei das durchaus denkbar, glaubt zur Sohle der Wanderschuhe re Florian Peter von der Innovations cylelt, die sich der Kunde für seine und schaffen Infrastruktur. Wenn wir 5000 beratung Mandalah. Das Netz werde nächste Reise anschaffen will.“ dieser Fahrzeuge verkauft haben, traue ich uns das Leben wie eine gute Con mich auch, ein Wasserstofffahrzeug in Serie zu Meine kleine Arztpraxis Die größ- bauen.“ cierge erleichtern. „In Kombination ten Veränderungen sehen Forscher 3VERBÜNDETE! mit intelligenter Kleidung, die über in der Medizin: Weil die Menschen Sensoren permanent Daten sammelt immer älter werden, muss ihre Be- und auswertet, wird der digitale As- sistent besser über unseren Gesund- treuung effizienter sein und teilweise in die eigene Wohnung verlagert . SUCHEN SIE heitszustand Bescheid wissen als der werden. In den nächsten Jahren, Hausarzt: Der könne uns auf Basis Und kooperieren Sie mit Gründern, die glaubt Forscher Eike Wenzel, werden der gesammelten Daten konkret vor- alles mit neuen Augen sehen! Menschen sich bei kleineren Krank- schlagen: ‚Du bist so gestresst, arbei- heiten selbst verarzten, statt stan- te mal wieder ein paar Stunden im dardmäßig Rat in einer Arztpraxis zu Garten. Als du das vor einem Monat Bald könnte es krachen im Büro von Ulrich suchen. „@Home-Care“ nennt Wen- das letzte Mal gemacht hast, war Dietz. Seine Regale biegen sich bedrohlich zel diese dezentralisierte Versorgung, dein Blutdruck noch drei Tage da- unter der Last der Bücher, die der Gründer und bei der Kranke eigenständiger bei nach viel besser.‘ “ Vorstandsvorsitzende des Stuttgarter IT-Dienst ihrer Versorgung mitarbeiten: Sie Meine Stiefel, meine Flossen 3–2–1– checken Blutzuckerspiegel oder mo- leisters GFT Technologies auf ihnen stapelt. Li- meins? In Zukunft wird dieses Wer- nitoren Herz-Kreislauf-Werte, um sie teratur ist eine seiner Hauptinspirationsquel- beverslein eine neue Bedeutung er- digital an den Arzt zu übermitteln. len, in die er abtaucht, wenn er nach neuen halten: Produkte werden sich fast Serviceroboter könnten außerdem Ideen sucht. „Fachliteratur ist allerdings nur vollständig nach den Wünschen ihres einfache Pflegeaufnahmen überneh- sehr selten dabei“, sagt Dietz, lieber blättert er Käufers formen lassen. 3-D-Drucker, men: Den Roboteranzug HAL (Hyb- in Bänden über zeitgenössische Kunst. Antwor- die selbst designte Kerzenhalter oder rid Assistive Limb) gibt es schon: ein ten auf akute Projekte und Probleme, die er individualisierte Fernbedienungen künstliches Skelett, das ältere Men- eins zu eins umsetzen kann, findet er darin al- ausspucken, sind schon in Betrieb. schen oder Gehbehinderte wie eine lerdings nicht, schließlich stellt GFT Software, Auch Pizzen oder Organe können die Rüstung anziehen und das sie beim etwa für Banken und Versicherungen, zur Ver- Geräte bei entsprechender Ladung Gehen oder Heben unterstützt. fügung. „Mir geht es darum, wache Antennen und einen offenen Geist zu behalten“, sagt er, 24 impulse Januar 2014 24 11.12.2013 11:48:10
„für mich die wichtigsten Voraussetzungen, um messen werden. Und wer kreativ herumspielt, Zu Hause Homee-Gründer innovativ und kreativ zu arbeiten.“ wird seine geforderten, messbaren Leistungs Jochen Schöllig entwickelt Trends auf der Spur zu bleiben ist überle anforderungen nicht einhalten können. Das ist bunte Kunststoffwürfel mit benswichtig für GFT. Wenn sich Geschäftsmo das Dramatische und Tragische an solchen Un Smart-Home-Technologie: Er vernetzt Haushaltsgeräte, delle verändern, muss sich auch die Software ternehmensformen.“ Heizungen, Jalousien und anpassen. Es sei nicht ganz leicht, alle Kollegen Manchmal kann es darum helfen, Stimula Sensoren miteinander, zu ermuntern, neue Dinge auszuprobieren, so tion von außen dazuzuholen. Dietz hat deshalb irgendwann vielleicht auch Dietz. Sein Unternehmen zählt inzwischen Code_n gegründet, einen Startup-Wettbewerb, mal ein Hundehalsband mehr als 2000 Mitarbeiter, der erwartete Jah der dieses Jahr zum dritten Mal auf der Cebit resumsatz für 2013 beträgt 260 Millionen Eu abgehalten wird und bei dem sich die innova ro: „Je größer und durchorganisierter das Un tivsten Jungunternehmen aus aller Welt prä ternehmen wird, desto schwieriger ist das. sentieren können. Das beste erhält 30 000 Eu Dann hat jede Abteilung ihr Budget und ihre ro, doch für Dietz fängt die Zusammenarbeit Wirtschaftsziele, an denen die Mitarbeiter ge damit erst an: Er baut über den Wettbe Januar 2014 impulse 25 25 11.12.2013 11:48:13
Titel Zukunft werb ein kreatives Netzwerk auf. „Wenn wir in ter im Publikum sperrten Augen und Ohren auf der Vergangenheit an einem neuen Projekt und dachten alle dasselbe“, sagt Dietz, „das oder System gearbeitet haben, haben wir uns kann doch nicht funktionieren! Kann es eben oft gedacht: Bestimmt gibt es irgendwo ein doch, und das hat einige sehr überrascht.“ Startup, das längst an genau diesem Problem Ob solche Kulturschocks dazu beitragen, ei- Als Mittelständler arbeitet. Wenn wir mit ihm zusammenarbeiten ne eingefahrene Firma fit für die Zukunft zu muss man nicht könnten, würde das den Innovationsprozess machen, ist schwer zu sagen. Tatsächlich gibt versuchen, den deutlich beschleunigen.“ Mandalah-Chef Peter es aber oft auch konkrete Projekte, bei denen schnelleren Start- hat Dietz beim Aufbau von Code_n beraten. zeitweilig angedockte Startups helfen können. ups hinterher- „Als Mittelständler muss man nicht versuchen, Codeatelier aus Esslingen hat im Jahr 2012 zuhecheln. Es ist den wendigeren und schnelleren Startups hin- bei Code_n teilgenommen. Die Gründer haben terherzuhecheln und ihnen alles nachzuma- Homee entwickelt, ein Steuerungssystem für viel cleverer, sie chen“, sagt er. „Es ist viel cleverer, sie mit an Smart-Home-Technologien, kleine bunte Kunst mit an den Tisch den Tisch zu holen.“ Also zuweilen zerstöreri- stoffwürfel mit Technik-Innenleben. Smart zu holen sche Kreativität zu kombinieren mit Erfahrung, Home ist einer der Zukunftstrends: die digital Florian Peter Innovations- Netzwerken und finanzieller Stabilität. vernetzte Wohnung also, in der die Wettersta- beratung Mandalah Kürzlich lud Dietz einen Berliner Gründer tion der Jalousie sagt, dass es draußen schön zum GFT-Führungskräftetreffen ein – eine kal- ist und sie doch bitte etwas Licht in die Woh- kulierte Schocktherapie. „Je kleinteiliger eine nung lassen möge, während der Sensor am Firma organisiert ist, desto träger wird sie. Der Hundehalsband erkennt, dass der dazu ge eine nennt es Prozesse, der andere Bürokratie“, hörige Hund vom Regenspaziergang noch pu- sagt er. „In einem Startup denken die Leute res- delnass ist, und die Heizung anweist, ein paar sortübergreifend, Aufgaben werden einfach Stufen hochzufahren, damit sich das empfind- weggeputzt. Natürlich auch notgedrungen, liche Tier nicht erkältet. weil es an Mitarbeitern fehlt.“ Also ließ er sei- Die Funkstandards der Hausautomation mit- nen Gast, einen Harvard-Absolventen, erzäh- einander zu verbinden war für die Entwickler len: Wie er nach Berlin kam, um seine Touris- kein Problem. Doch während sie über reichlich musplattform zu gründen, ohne Deutsch zu Wissen und Nerd-Geist verfügten, um Software können. Dass er sich kein Gehalt auszahlt, um zu basteln, habe ihnen die Erfahrung bei der seine Firma starten zu können. „100 Mitarbei- Hardware gefehlt, sagt Mitgründer und Ge- Zehn wichtige Fragen, die Sie sich stellen sollten Sind Sie gut für die Zukunft gerüstet? Machen Sie den impulse-Test, indem Sie folgende Fragen durchgehen. Wenn Ihre Antwort zehnmal „Ja“ lautet, können Sie beruhigt sein. Wenn nicht, wissen Sie zumindest, wo Sie ansetzen könnten MITARBEITER STÄRKEN ATTRAKTIVER WERDEN IDEENPOOL AUSWEITEN J Haben Sie Mitarbeiter mit einem Gespür J Ist Ihre Firma attraktiv genug, um auch J Besteht Ihr Netzwerk vor allem aus gleich für neue Trends? Wie stellen Sie sicher, dass anspruchsvolle neue Mitarbeiter anziehen gesinnten, gleich alten Unternehmern aus solche Informationen Sie auch erreichen? und halten zu können? verwandten Branchen, oder suchen Sie zur Inspiration auch Kontakt zu Fachfremden? J Haben Ihre Mitarbeiter genug Freiräume, J Sind Ihre internen Abläufe schlank und um kreativ zu werden? Gibt es kleine Aus schnell, oder haben Sie zu viel bürokrati J Kontaktieren andere Unternehmer Sie, zeiten vom Tagesgeschäft, in denen sie oh schen Ballast angesammelt? die sich von Ihnen Ideen erhoffen – oder ne Druck neue Ideen entwickeln können? werden Sie nicht als Firma wahrgenommen, J Haben Sie die Altersstruktur Ihrer Kun die sich mit Zukunftstrends auseinander J Erfahren Ihre IT-Kollegen genug Wert den im Blick? Gelingt es Ihnen, genug jün setzt? schätzung? Sind sie vor allem technische gere Kunden zu gewinnen? „Feuerwehr“, oder ermuntern Sie sie aktiv, J Gibt es für Sie weitere Inspirationsquellen J Wie könnten Sie Ihre Außenwirkung an neuen Lösungen und Verbesserungen für – jenseits von Geschäftskontakten, Semina verbessern und verjüngen? tägliche Prozesse zu arbeiten? ren oder Managementliteratur? 26 impulse Januar 2014 26 11.12.2013 11:48:16
schäftsführer Jochen Schöllig. Sie taten sich mit einem schwäbischen Mittelständler zusam- men, der traditionelle Mess- und Überwa- chungsinstrumente produziert, aber wenig Know-how in der App-Entwicklung hat. „Sie helfen uns bei der Produktion und später auch beim Vertrieb unserer Würfel, wir entwickeln für sie die Software“, sagt Schöllig. Anfang 2014 soll Homee erhältlich sein. „Es gibt Prog- nosen, dass Smart-Home-Technik 2017 auf dem Massenmarkt ankommen wird.“ Anschub- hilfe durch externe Startups – selbst wenn Mit- telständler sich langfristig technisches Know- how ins Unternehmen holen müssen , für viele ist dies ein erster Schritt auf dem Weg in die Zukunft. Die besten Ideen nutzen aber nichts, wenn es an versierten Mitarbeitern mangelt. Und die sind begehrt: „Der Unternehmer muss sich fra- gen: Wie werde ich attraktiv genug, um die gu- ten Leute zu bekommen?“, sagt Dietz. Sein Tipp: Der Chef selbst muss sich der digitalen Welt öffnen, Trends aufspüren, Schritt für Schritt losmarschieren in diese vielleicht noch fremde Welt. Und den Mut haben, auf der Jagd nach sehr guten Mitarbeitern auch unkonven- tionelle Wege zu gehen: Wenn sich vor Ort in der pfälzischen Kleinstadt trotz intensiver Su- che nicht der passende Mensch für einen Job findet, sitzt womöglich ein geeigneter Kandi- dat in München, Paris – oder Alaska. Gary Swart, Chef der größten Online-Free- lancer-Vermittlung Odesk, glaubt fest daran, dass „die Arbeit“ in Zukunft nicht länger als Ort verstanden wird, an dem man jeden Morgen erscheinen muss, sondern als Tätigkeit, die man von überall erledigen kann. In der Odesk- Firmenzentrale im kalifornischen Redwood ar- wachsen werden: Vor allem „Millennials“ wür- In aller Welt Gary Swart beiten 130 Angestellte, dazu kommen 250 über den die Welt der Arbeit grundlegend verän- glaubt nicht mehr an „die die ganze Welt verteilte Freelancer. Swart dern, jene Menschen, die im Jahr 2000 Teen- Arbeit“ zu einer festen Zeit an einem festen Ort. Der glaubt, dass die zunehmende Globalisierung ager waren, mit dem Web aufwuchsen und völ- Chef der Freelancer-Agentur des Arbeitsmarkts helfen kann, Abläufe zu be- lig andere Ansprüche an ihren Job haben: Odesk vermittelt Firmen je schleunigen, wendiger und schneller zu wer- Flexibilität und größtmögliche Freiheit ist ihnen nach Bedarf Freiberufler aus den: „Manche unserer Kunden heuern gern wichtig. Um sie an die Firma binden zu können, aller Welt, auch aus Alaska Onlinemitarbeiter aus derselben Zeitzone an, werden sich Arbeitsweise und Organisation der damit sie direkt mit ihnen kommunizieren kön- Abläufe grundlegend ändern müssen. nen. Andere lieben es dagegen, morgens ins Damit der Kolibrischwarm, wie es Ottobock- Büro zu kommen und dort einen ganzen Bat- Chef Näder ausdrückt, nicht zur nächsten Blüte zen erledigter Aufgaben vorzufinden, die ir- weitersurrt. gendwer am anderen Ende der Welt über Nacht abgearbeitet hat.“ 6000 Kunden wählten in Deutschland 2012 UUnterm Stric Um sich auf die Zukunft vorzu- bei Odesk unter 12 000 Freiberuflern ihre Mit- bereiten, schaffen Unternehmer kreative Umfelder arbeiter aus. Swart ist sich sicher, dass diese in der Firma, kooperieren mit Gründern und Zahlen in den nächsten Jahren signifikant starten neue Projekte jenseits des Kerngeschäfts. Januar 2014 impulse 27 27 11.12.2013 11:48:18
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