Chile, der Geheimtipp für forstliche Investitionen in Südamerika?

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Chile, der Geheimtipp für forstliche Investitionen in Südamerika?

von Harald Rothermel

Allgemein
Chile, ein schmaler Steifen Land zwischen Pazifik und Andenkette im Südwesten
Lateinamerikas. Wegen seiner landschaftlichen Vielfalt und seiner aufgeschlossenen,
deutschfreundlichen Bevölkerung (Deutsche und deutschstämmige Einwanderer aus dem 19.
Jahrhundert bilden nach den Spaniern den höchsten Fremdländeranteil) ist es oft besucht und
beschrieben worden.

Aber wie sieht es aus, wenn man in Chile investieren oder sich niederlassen will? Viele
Deutsche haben das schon gemacht und für viele haben sich die Erwartungen auch erfüllt,
aber manch einer hat dabei auch teures Lehrgeld bezahlt.

Geografie, Geschichte, Klima

Kontinentalchile hat eine Längenausdehnung von ca. 4300 km und reicht von der trockensten
Wüste der Welt (Atacama) bis in die Zone polarer Vergletscherungen (Kap Horn). Das Land
besitzt eine Größe von 756.000 km2 (ohne das antarktische Mandatsgebiet) und wird von 15,2
Millionen Menschen bewohnt, das sind rechnerisch knapp über 20 Einwohner pro km2.
Allerdings wohnen nur gut 14 % der Bevölkerung auf dem Lande, der Rest (85 %) ist
Stadtbevölkerung und die große Mehrheit davon (6,1 Mio. ) bevölkert das Ballungszentrum
Santiago.

Chile ist in 13 Regionen eingeteilt. Für forst und holzwirtschaftliche Aktivitäten sind vor
allem die südlichen Regionen von Interesse, beginnend in Zentralchile mit der VI. Region
(Hauptstadt Rancagua, 34° südliche Breite) bis nach Feuerland XII. Region (Hauptstadt Punta
Arenas, 53° südliche Breite).

Das ursprünglich sehr dicht bewaldete Land (Urwaldreste haben sich bis heute noch in den
Wüstenregionen IV (Nationalpark "Fray Jorge") und I ("Pampa del Tamarugal") erhalten,
wurde seit Beginn der spanischen Kolonisierung zunehmend entwaldet. Einen Höhepunkt
verzeichneten diese Aktivitäten zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der systematischen
Plünderung wertvoller Naturhölzer vor allem in den Regionen VIII bis X (etwa zwischen dem
36sten und 42sten Grad südlicher Breite). Noch heute zeugen die Reste verlassener Lokomobile
(Dampfmaschinen) und einstiger Schmalspurbahnen vom industriellen Abbau der
vorhandenen Holzvorräte. Verschont blieb der Wald nur dort, wo eine zu extreme Topografie
den Aufwand für die Infrastruktur zu groß werden ließ wie z.B. in steilen Berglagen, weit
abgelegenen Tälern der Zentralkordillere oder in den z.T. noch gänzlich unerschlossenen
Landstrichen und vorgelagerten Inseln der XI. und XII. Region ( 42ster bis 55ster südlicher
Breitengrad). Nur dort gibt es heute noch Urwaldreste bzw. umfangreiche unberührte
Waldgebiete.

Obwohl der Wald stets von der ortsansässigen Bevölkerung als Rohstoff- und
Brennholzquelle genutzt wurde, ermöglichte die dünne Besiedlung, dass vor allem in den
abgelegeneren Landstrichen nach der industriellen Ausbeutung wieder umfangreiche
Sekundärwälder heranwuchsen, welche heute ein Durchschnittsalter von etwa 20 bis 40
Jahren aufweisen.

Im Jahre 1881 begann die Compañia Minera de Lota (eine Steinkohlenzeche) mit
Versuchsanbauten fremdländischer Baumarten in größerem Stil, wobei sich besonders die
Pinus radiata aus Südkalifornien bzw. Neumexico durch ein hervorragendes Wachstum
auszeichnete. Auf den positiven Erfahrungen aufbauend, begann in den 70er Jahren des 20.
Jahrhunderts eine massive Aufforstungskampagne mit dieser Baumart in der VIII und IX
Region (etwa zwischen dem 36sten und 40sten Breitengrad) nach Konzepten der industriellen
Plantagenwirtschaft.

Durch staatliche Fördermaßnahmen (Decreto Ley 701) wurden die Anfangsinvestitionen bei
den Pflanzungen zu 75 % subventioniert. Die Förderung stand zwar grundsätzlich allen
Grundbesitzarten zur Verfügung, das Antrags- und Auszahlungsverfahren führte aber in der
Praxis dazu, dass nur eine handvoll Großbetriebe davon Gebrauch machten. Zwei der
bedeutensten dieser Betriebe gehören heute zu den weltgrößten Zellstoffproduzenten (Forestal
Arauco y Constitución S.A. und Forestal Mininco).

Die hohe Anschubsubvention ermöglichte diesen Firmen nicht nur kostengünstige
Aufforstungen, sondern sie führte zu umfangreichen Landaufkäufen in der ehemaligen
Weizenkammer Chiles. Dadurch wurde die in den 60er Jahren begonnene und bis in den
Anfang der 70er durchgeführte Agrarreform auf kaltem Wege wieder rückgängig gemacht und
ein Keim gelegt für die gegenwärtigen Sozialprobleme. Betroffen davon ist besonders die IX.
Region, welche heute zu den ärmsten Chiles gehört, wenn man das Pro-Kopf-Einkommen und
die Arbeitslosenquote betrachtet. Auch die gegenwärtig immer mal wieder in den
Schlagzeilen auftauchenden Proteste der indigenen Mapuche-Indianer, haben zum Großteil
ihren Ursprung in der Expansionspolitik welche die Forstbetriebe in den 70er Jahren
verfolgten.

Die enorme Vielfalt des Landes bietet eine unglaubliche Bandbreite von
Standortbedingungen. An Böden herrschen solche vulkanischen Ursprungs vor, von sehr
nährstoffreichen Verwitterungslehmen bis hin zu fast sterilen, jungen Vulkanaschen. Vor
allem in der Zentralebene zwischen der Küsten- und der Andenkordillere kommen aber auch
Böden aus Sedimentgestein vor.

Die Niederschläge reichen von wenigen Millimetern jährlich (Tau in der Atacamawüste) bis
zu mehr als 4000 mm im Süden des Landes. In den forstwirtschaftlich relevanten Zonen fallen
etwa zwischen 1000 bis 2500 mm Niederschläge. Die Temperaturen sind ebenfalls je nach
geografischer Breite und Höhenlage enorm unterschiedlich. Die nördliche Wüstenzone ist
durch starke Tagesschwankungen der Temperaturkurve charakterisiert. Der Süden ist in der
Regel kühl gemäßigt. Hier macht sich die Nähe des Pazifik deutlich bemerkbar. So
schwanken die Jahresmittelwerte im äußersten Süden (Punta Arenas) zwischen +10° C im
Januar und +4° C im Juli. In den forstlich interessanten Bereichen der VIII. bis zur X. Region
liegen die vergleichbaren Durchschnittstemperaturen etwa um 5 - 10° C höher, je nach
Höhenlage, Exposition und Entfernung zur Küste.

Naturräumliche Gliederung und forstliche Wuchsbedingungen
Ganz grob kann man die forstlich bedeutsamen Zonen in vier Florengebiete einteilen:
1. Die subtropischen Hartlaub- und Trockenwälder Mittelchiles. Sie sind charakterisiert
      durch das Vorkommen von Myrtaceen, Lauraceen und Akazienarten.
   2. Die Zone des gemäßigten, immergrünen Regenwaldes (Nach der Stadt Valdivia auch
      "valdivianischer Regenwald" genannt). Er besitzt mit Abstand die größte Artenvielfalt
      an i. d. R. endemischen Baumarten. Die Wälder des valdivianischen Regenwaldes sind
      in der Vergangenheit am intensivsten abgeholzt und in Schnellwuchsplantagen
      überführt worden. Zur Unterschutzstellung der letzten Relikte des valdivianischen
      Regenwaldes in schlecht erschlossenen Gebieten der Küstenkordilliere gibt es heute
      enorme internationale Anstrengungen. Das Gebiet ist durch das WWF Programm
      "Global 2000" zum "Hot Spot" erklärt worden.
   3. Die sommergrünen Laubwälder der Nothofagusregion. Vorherrschend sind hier
      "Roble" (Nothofagus obliqua) und "Raulí" (Nothofagus alpina). Da diese Zone wegen
      der größeren Entfernung zur Küste nicht so gute Wuchsbedingungen für exotische
      Baumarten aufweist, konnten sich hier nach der Exploitation ab der Mitte des 20sten
      Jahrhunderts wieder die in Chile typischen "Renovales" (Sekundärwälder) entwickeln.
   4. In den südlichsten Wäldern herrschen zwei Waldtypen vor, nämlich der sommergrüne
      Lengawald (Nothofagus pumilio) und eine südliche Abart des valdivianischen
      Regenwaldes mit der immergrünen Pionierbaumart Coihue de Magallanes
      (Nothofagus betuloides). Wegen der z.T. schlechten Infrastruktur und der
      Abgeschiedenheit der Gebiete haben sich hier (XI. und XII. Region) bis heute noch
      die umfangreichsten Wälder erhalten.

Es ist nur logisch, dass bei derartig gravierenden Standort- und Klimaunterschieden auch die
Holzeigenschaften und die Zuwachsleistungen in Chile eine enorme Bandbreite aufweisen.
Die Variationen der wirtschaftlich wichtigsten Baumarten reichen von dem leichten und sehr
dauerhaften Holz der bis zu 40 m hohen Alerce (Fitzroya cupressoides) welches mit einem
Rohgewicht von 480 kg/m3 dem Redwood der nordamerikanischen Sequoia sehr vergleichbar
ist (Die Alece unterliegt gegenwärtig dem Washingtoner Artenschutzabkommen und für das
Holz besteht ein absolutes Ausfuhrverbot) bis zum extrem dichten und schweren Holz des
max. 8 m hohen Tepú (Tepuaria stipularis) mit einem Rohgewicht von > 1100 kg/m3.

Die Zuwächse sind ebenso unterschiedlich. Sie reichen von weniger als 1 fm/Jahr/ha bei
einigen Coniferen (z.B. Araucaria araucana) bis über 35 fm/Jahr/ha im Falle schnellwüchsiger
Exoten (z.B. Eucalyptus globulus)

Folgende Tabelle kann also nicht mehr sein als ein grober Überblick:

         Wuchsgebiet                 Zuwachsleistung                 Baumarten
  Florengebiet 1 (Xerophyten)         5 - 10 m3/Jahr/ha         Naturwaldbaumarten
                                     15 - 20 m3/Jahr/ha         Exoten auf begünstigten
                                                          Standorten(Eucalyptus, Pinus radiata)
Florengebiet 2 (valdiv. Regenwald)   10 - 20 m3/Jahr/ha         Naturwaldbaumarten
                                     25 - 35 m3/Jahr/ha         Exoten auf begünstigten
                                                          Standorten(Eucalyptus, Pinus radiata)
  Florengebiet 3 (Nothofagus)        15 - 25 m3/Jahr/ha         Naturwaldbaumarten
                                     20 - 30 m3/Jahr/ha         Exoten auf begünstigten
                                                          Standorten(Eucalyptus, Pinus radiata)
    Florengebiet 4 (Lenga)           1 - 10 m3/Jahr/ha          Naturwaldbaumarten
                                     5 - 10 m3/Jahr/ha           Exoten (Douglasie)
Man darf also festhalten, dass in den forstlich relevanten Gebieten die Zuwächse bei den
Naturwaldbaumarten etwa doppelt so hoch sind wie in Deutschland, während die Exoten
mindestens das Dreifache leisten.

Heute gibt es in Chile rund 2,1 Millionen ha Schnellwuchsplantagen und noch 13,4 Millionen
ha Naturwald, davon etwa 4,4 Mio. ha Sekundärwälder in unterschiedlichen Wuchsstadien,
3,0 Mio. ha nutzbare und ausgeplünderte, bzw. noch nicht erschlossene Urwälder (vor allem
in der XI. und XII. Region) und etwa 6,0 Mio. ha unzugängliche oder wirtschaftlich
uninteressante Waldflächen. Alleine die 2,1 Mio. ha Plantagen erzeugen gegenwärtig 72 %
des gesamten chilenischen Holzaufkommens, die Naturwälder steuern also nur etwa 28 % bei,
und zwar überwiegend Brennholz.

Einen detaillierten Überblick über die gegenwärtige Waldsituation des Landes geben die
folgende Tabellen:

                       Aufgliederung der Waldfläche nach Besitzart
Groß- u. mittlerer Privatwald    Kleinprivatwald     Staatswald                Gesamt
        ha                %          ha       %      ha         %             ha       %
   11.292.025,5          72,2    459.395,3 2,9 3.885.811,7 24,9          15.637.232,5 100

                 Aufgliederung der Waldfläche nach Produktionsart
      Naturwald            Plantagen           Gemischt              Summe
     ha         %         ha         %        ha       %          ha        %
13.430.602,7   85,9  2.119.004,5    13,6   87.625,3    0,5   15.637.232,5  100

                   Aufgliederung des Naturwaldes nach Waldtypen
     Urwald        Sekundärwald    Sekundärwald Urwald (teilweise    Naturwald
 (unzugänglich)    (Regeneration)   (Altbestände)  ausgeplündert)     Gesamt
    ha       %       ha        %       ha      %      ha       %      ha       %
5.977.838,8 44,5 3.585.746,5 26,7 861.925,4 6,4 3.005.092,0 22,4 13.430.602,7 100

                Aufgliederung der Waldfläche nach Produktionspotenzial
 uneingeschränkt zu        potenziell zu          nicht zu
   bewirtschaften:        bewirtschaften:     bewirtschaften:
    Plantagen u.         Sekundärwälder      unzugängliche und    Gesamtwaldfläche
  gemischte Wälder                             Schutzwälder
     ha          %          ha           %      ha          %          ha       %
 2.206.629,8 14,1       7.452.763,9 47,7 5.977.838,8       38,2  15.637.232,5 100

              Aufgliederung der Waldfläche innerhalb von Schutzgebieten
    Nationalparke         Forstreservate      Naturdenkmale      Schutzfläche gesamt
     ha          %          ha           %      ha        %           ha          %
 2.205.063,0 56,3      1.708.191,7     43,6  2.646,4      0,1     3.915.901,1    100

Holzaufkommen, Holzindustrie, Holzverwertung
Das chilenische Industrieholzaufkommen (insgesamt 24 Mio. m3 jährlich) stammt zu 87 %
aus den Schnellwuchsplantagen, der Naturwald steuert dazu nur 13 % bei. Anders sieht es im
Energiebereich aus. Von dem etwa 10 Mio. m3 jährlich verbrauchten Brennholz stammen
65 % aus dem Naturwald und nur 35 % aus Plantagen bzw. sind Industrieresthölzer, so dass
sich in der Gesamtproduktionsbilanz das Verhältnis 72 : 28 von Plantagen zu Naturwald
errechnet.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang das Transportproblem, welches insbesondere im
Naturwald wegen einer völlig mangelhaften oder fehlender Infrastruktur und den daraus
resultierenden hohen Transportkosten oft zur entscheidenden Größe wird, ob eine Nutzung
durchgeführt werden kann oder nicht.
Die Holzwirtschaft Chiles wird ähnlich wie in Brasilien bestimmt durch den Export. Dieser ist
vor allem in den 90er Jahren stark gewachsen, von 850 Mio. US $ FOB auf gegenwärtig etwa
2,4 Milliarden US $. Besonders hervorzuheben sind hier die Zellulose- und
Schnittholzexporte, welche von wenigen großen Firmen mit multinationalem Zuschnitt
getätigt werden und die hauptsächlich in den pazifischen und nordamerikanischen Raum
gehen.

Die Großerzeuger verwenden Spitzentechnologie und arbeiten nach den modernsten
Verfahren um ihre internationale Konkurrenzfähigkeit dauerhaft zu festigen. Das ergibt sich
u.a. auch aus den internationalen Kapitalverflechtungen mit z.B. neuseeländischen, US-
amerikanischen oder Schweizer Unternehmen.

                         Entwicklung des chilenischen Rohholzaufkommens im Zeitraum 1991-2001
                     14000

                     12000
                                                                                     Brennholz

                     10000
                                                                                     Schnittholz
    1.000 Efm.o.R.

                     8000                                                            Zellstoff/Holzschliff

                     6000                                                            Hackschnitzel

                                                                                     Rundholz/Export
                     4000

                                                                                     Holzwerkstoffe
                     2000

                        0
                             1991    1993     1995          1997   1999   2001
                                                     Jahr

Mit 1.122 Milliarden chilenischer Pesos trug die chilenische Forst- und Holzwirtschaft im
Jahre 2001 rund 3 % zum Bruttoinlandsprodukt bei. Dieser Wert ist seit 1990 um etwa 0,2 %
gesunken, was im wesentlichen auf den prozentualen Anstieg des Dienstleistungssektors im
selben Zeitraum zurückzuführen ist. Aber auch die Zuwachsraten im Sektor sind derzeit nicht
mehr so hoch, wie noch zu Mitte der 90er Jahre.
Mit der folgenden Zeitreihe soll ein grober Überblick über die Entwicklung des Forst- und
Holzsektors in den vergangenen 10 Jahren gegeben werden:

Bruttoinlandsprodukt Sektor Forst- und Holzwirtschaft in Millionen chilenischen Peso
             (bis 1995 Umrechnung aus alten in neue Peso mit Faktor 4,1)
Kalenderjahr  Forstwirtschaft     Holzwirtschaft       Holzwirtschaft      Gesamt
                                  1. Absatzstufe       2. Absatzstufe
   1990           103.427            210.195              284.663             598.285
   1991           111.340            215.123              313.060             639.523
   1992           117.350            208.490              404.297             730.137
   1993           125.374            217.095              416.753             759.228
   1994           132.131            226.660              443.267             802.058
   1995           152.160            274.188              466.994             893.342
   1996           236.572            298.261              465.547           1.000.380
   1997           255.556            340.898              482.938           1.079.392
   1998           220.437            327.472              491.192           1.039.101
   1999           243.710            338.845              522.261           1.104.816
   2000           246.620            369.827              538.059           1.154.506
   2001           225.810            363.898              532.088           1.121.796

Die Situation bei den Produzenten der ersten Holzabsatzstufe im Einzelnen.

a) Sägewerke
An erster Stelle der Industrieproduktion steht das Schnittholz mit 38 %, das sind 4,1 Mio.
m3/Jahr erzeugte Sägeware, wobei die größten Sägewerke den bedeutendsten
Zellulosekonsortien gehören (CELARAUCO gefolgt von MIMINCO) welche mit insgesamt
16 Betrieben, die jeweils eine Jahresproduktion von über 50.000 m3 aufweisen, etwa die
Hälfte des gesamten chilenischen Schnittholzes erzeugen.

Schwerpunkt der Sägeindustrie ist eindeutig die VIII. Region in der 67 % des gesamten
Aufkommens produziert wird und in der sich sogar 71 % der installierten Sägewerkskapazität
befinden. Verarbeitet wird zu über 90 % das Holz der Pinus radiata. Aus dem Naturwald
stammen nur 8,1 % des Schnittholzes, der Rest verteilt sich auf die sonstigen Exoten
(Eukalyptus, Pappel, Douglasie u.a.)

              Aufgliederung der Schnittholzproduktion nach Betriebsgröße
   Betriebsart         Jahresproduktion   Anzahl    Erzeugung/Jahr    Erzeugung/Jahr
                                                       (absolut)         (Prozent)
   Großbetrieb           > 50.000 m3         16      1.878.019 m3          45,4 %
                             3          3                        3
 mittlere Betriebe 5.000 m - 50.000 m       100      1.378.315 m           33,3 %
  Kleinbetriebe           < 5.000 m3        989        883.618 m3          21,3 %
                                                                 3
      Gesamt                               1105      4.139.952 m          100,0 %

Nach statistischen Angaben wird etwa die Hälfte des Schnittholzes exportiert. Hauptabnehmer
rauher Sägeware (Bretter Kanthölzer etc.) ist Japan, gefolgt von den Vereinigten Arabischen
Emiraten und Saudi Arabien. Der Export in die USA hat sich im vergangenen Jahrzehnt mehr
als verzehnfacht und liegt überwiegend im Bereich des veredelten Schnittholzes (Profilhölzer,
Hobelware), wodurch die USA heute wertmäßig der wichtigste Abnehmer chilenischen
Schnittholzes sind.

Insgesamt erwirtschaftete die Sägeindustrie mit dem Export von rauher Ware im Jahre 2001
178,9 Mio. US $ FOB und mit dem Export von bearbeitetem Schnittholz 323,6 Mio. US $
FOB.

Typisch für den Sektor sind aber auch viele technologisch rückständige Kleinstsägewerke
welche über das Land verstreut meist für den örtlichen Markt arbeiten. Häufig befinden sich
diese Betriebe jedoch in ökonomischen Schwierigkeiten und sind zahlenmäßig stark im
Abnehmen begriffen.

b) Papier- und Zellstoffproduktion
An zweiter Stelle steht die Zellstoffindustrie (32 %) gebildet von insgesamt 7 Firmen (die
größten sind CMPC, INFORSA und CELARAUCO S.A.) mit einem gemeinsamen
Jahresausstoß von 2,2 Mio. Tonnen. Über 80 % der Produktion werden exportiert. Dies erklärt
sich daraus, dass der einheimische Markt nur begrenzt aufnahmefähig ist. Auf internationalen
Märkten versuchen sich diese Betriebe deshalb mit gleichbleibenden Produkten zu günstigen
Preisen zu behaupten. Ein Vergleich der Preisentwicklung für die unterschiedlichen
Zellstoffqualitäten auf dem Weltmarkt soll jedoch die extremen Preisschwankungen bei
diesem Rohstoff verdeutlichen.

                                  Schwankung der Zellstoffpreise im letzten Jahrzehnt
                                                   (US $ FOB/t)
              900
              800
                                                                                                             P. radiata
              700                                                                                            gebleicht
              600
   US $ / t

              500                                                                                            Eukalyptus
              400                                                                                            gebleicht
              300
              200                                                                                            ungebleicht
              100
                0
                    1991   1992    1993   1994   1995   1996   1997    1998     1999   2000   2001   2002*
                                                 Jahr   (* = erstes Halbjahr)

Der Beitrag dieses Sektors zur Wertschöpfung betrug im Jahre 2001 etwas über 1,0 Milliarde
US $. Die Zelluloseindustrie erwirtschaftete rund 39 % der Exporterlöse des Forstbereiches
und war somit der wichtigste Devisenbringer.

c) Holzwerkstoffindustrie
Es gibt in Chile 20 Unternehmen der Holzwerkstoffindustrie und zwar verteilt von der VII.
bis zur X. Region. Führend sind hier die Firmen MASISA, CHOLGUAN und TRUPAN.
Der Sektor gliedert sich in die eigentlichen Spanplattenproduzenten (4 Unternehmen), die
Hersteller von sogenannten Dämmplatten (MDF) (3 Unternehmen), die Sperrholzindustrie (6
Betriebe) und die eigentlichen Furnierwerke (7 Produzenten).
Die Gesamtproduktion von derzeit über 1,3 Mio. m3 zergliedert sich wie folgt:

                                                    Hartfaserplatten
                                         Furniere
                                           9%             6%
                             Sperrholz                                 Spanplatten
                               8%                                         40%

                                    Dämmplatten
                                         37%

Auch die Spanplatten und Holzwerkstoffindustrie hatte in den letzten Jahren ein starkes
Wachstum zu verzeichnen (ca. 15 %). Sie zielt aber mehr auf den Binnenmarkt ab. Mit 35,42
m3 jährlich ist der Pro-Kopf-Verbrauch Chiles der höchste Lateinamerikas und liegt damit
höher als z.B. in Spanien, Polen oder Russland.

Wertmäßig erwirtschaftete die Holzwerkstoffindustrie im Jahre 2001 etwa 527 Mio. US $ und
erreichte damit in etwa die Exporterlöse für das Schnittholz. Der Umsatz wurde jedoch im
Wesentlichen im Inland getätigt, denn nur 28 % der Produktion war für den Export bestimmt.

d) Sonstige
Volumenmäßig an erster Stelle steht in Chile der Energieholzbereich. Es handelt sich hier um
das Brennholz, dessen Absatz im Lande wegen hoher Dunkelziffern im Verbrauch nicht
genau zu erfassen ist. Aus Gründen des Umweltschutzes bemüht man sich die Verfeuerung
des zumeist nassen Brennholzes in den größeren Städten zu verbieten und durch Gasheizung
zu ersetzen. Wegen der Bevölkerungszunahme führen diese Maßnahmen aber lediglich zu
einer Verlangsamung des Anstieges, nicht zu einer Senkung des Verbrauchs.

Brennholzpreise schwanken für 1 m3 frei Wald je nach Region derzeit zwischen 15 - 25 US $.
Weil beim Brennholz die Ausnutzung 100 % des eingeschlagenen Holzes beträgt, errechnet
sich für den Sektor im Jahre 2001 ein Produktionsvolumen von etwa 242 Mio. US $. Obwohl
massenmäßig an erster Stelle, bildet die Brennholzproduktion damit im Bereich der
Wertschöpfung das Schlusslicht. Sie wird sogar noch von dem anderen wichtigen Sektor der
Primärproduktion, der Hackschnitzelerzeugung, überboten.

Die Produkte der Hackschnitzelindustrie gehen teils in den Export (2,8 Mio. m3) teils werden
sie im Lande zur Papier- und Spanplattenherstellung verwandt (3,3 Mio. m3). Einen Boom
erlebte dieser Sektor Mitte der 90er Jahre mit einer Erzeugung von annähernd 7,5 Mio. m3
jährlich.

Es gibt im Lande 145 Betriebe welche Hackschnitzel produzieren, 94 davon sind Sägewerken
angegliedert und 51 verarbeiten Rundholz und Resthölzer als selbstständige Einrichtungen.
Export und Inlandsverbrauch zusammengerechnet erwirtschafteten diese Betriebe im Jahre
2001 etwa 280 Mio. US $. Wenngleich dieser Sektor auch mehr Umsatz erwirtschaftete als
die Brennholzerzeugung, so ist seine Wertschöpfung immer noch verschwindend gering im
Vergleich zu den anderen Branchen der ersten Holzabsatzstufe, was sich aus den geringen
Erlösen für die Hackschnitzel erklärt, welche gegenwärtig je nach Holzart zwischen 30 und
55 US $ t FOB schwanken.

Der Bereich forstlicher Nebenerzeugnisse umfasst hauptsächlich die Produktion von
Forstpflanzen, Samen, Früchten, aromatischen Blättern, Schindeln, Holzkohle aber auch
Eintrittsgelder für den Besuch von Nationalparks etc. Eine jagdliche Nutzung der
Forstressourcen findet in Chile nicht statt, somit ergibt sich hier auch keine
volkswirtschaftliche Einnahmequelle. Die Wertschöpfung durch forstliche Nebennutzungen
wurde für das Jahr 2001 mit 269 Mio. US $ errechnet.

Abschließend noch eine Übersicht über einige ausgewählte Erzeugerpreise der ersten
Holzabsatzstufe im ersten Halbjahr 2002:

   •   Rundholz aus Pinus radiata            45 US $ m3
   •   Schnittholz Pinus radiata            125 US $ m3
   •   Hobelware Pinus Radiata              220 US $ m3
   •   Hackschnitzel o.R. Pinus radiata      30 US $ t
   •   Hackschnitzel o.R. Eucalyptus         55 US $ t
   •   gebleichter Zellstoff                370 US $ t
   •   Zeitungspapier                       675 US $ t

Im Weltmaßstab produziert Chile heute etwa 0,9 % des Schnittholzes (ganz Lateinamerika =
4,8 %), 1,6 % des Papiers und der Zellulose (LA = 6,9 %) und 0,5 % der Holzwerkstoffe (LA
4 %).

Die Situation der zweiten Holzabsatzstufe.

Der Gesamtumsatz der zweiten Holzabsatzstufe (ohne Papierindustrie) betrug im Jahre 2001
lediglich 539 Mio. US $. Er hat sich damit in den letzten 10 Jahren zwar verdreifacht, ist aber
im Vergleich zu anderen Staaten immer noch gering. Wegen der begrenzten Inlandsnachfrage
ist auch hier der Export bestimmender Faktor (z.B. Möbel = 46,1 Mio. US $; Türen, Fenster
und Rahmen = 102,6 Mio. US $; Profilhölzer = 45,3 Mio. US $). Hauptabnehmerländer sind
mit Abstand die USA, gefolgt von Mexiko, Kanada und Japan.

Die Erzeugung an Papier, Pappe, Kartonagen und Subprodukten in Chile belief sich im Jahre
2001 auf 876 600 Tonnen, 276 000 t davon waren Zeitungspapier. Bei einem Tonnenpreis
von 675 US $ für Zeitungs- und 825 US $ für sonstige Papiere entspricht dieses einer
jährlichen Wertschöpfung von rund 682 Mio. US $. Obwohl in Chile der Papierverbrauch die
Produktion leicht übersteigt, werden 63 % des Zeitungspapiers und etwa 32 % der sonstigen
Papiere exportiert. Hauptabnehmerländer sind Argentinien und Brasilien.

Ein traditionsreiches Holzhandwerk wie etwa in Europa gibt es in Chile nicht. Bedeutung
besitzt lediglich der rustikale Holzhausbau in Südchile. Ähnlich wie bei der
Brennholznutzung liegt hierzu aber kein verlässliches Datenmaterial vor. Ein wesentlicher
Teil der Produktion der Kleinsägewerke und des Einschnittes der Naturholzbaumarten wird
hierzu aufgewendet. Es gibt aber auch einen Holzfertighausbau zu dem ausschließlich Pinus
radiata verwendet wird. Dieser Sektor verarbeitet jährlich etwas unter 1 Mio. m3 Schnittholz,
was einer Wertschöpfung von ungefähr 450 Mio. US $ entsprechen dürfte.

Beim Import dominiert eindeutig die Einfuhr von Papier und Papiererzeugnissen
(Verpackungsmaterial). Sie machte 2001 knapp drei Viertel des gesamten forst- und
holzwirtschaftlichen Importvolumens von 502 Mio. US $ aus. Abgesehen von speziellen
Möbeln und Sonderprodukten (Rattan, Kork, Korbwaren) gibt es deshalb keinen
nennenswerten Import von Holzprodukten im engeren Sinne nach Chile.
Einen guten Überblick über die Entwicklung des forst- und holzwirtschaftlichen Sektors gibt
auch die Darstellung der Beschäftigung. Im Jahre 2001 stellte der Bereich insgesamt 117.333
direkte Arbeitsplätze (nicht dazugerechnet der informelle Sektor der Brennholz-,
Holzhausbau- und Holzkohleproduktion). Größter Arbeitgeber war und ist die Forstwirtschaft
und die Waldarbeit. Während in den Betrieben der 1. Holzabsatzstufe ein stetig steigender
Umsatz erwirtschaftet wird, sanken dort die Beschäftigtenzahlen in der zweiten Hälfte der
90er Jahre. Dem stand ein Anstieg in den Betrieben der 2. Absatzstufe und beim Holzhandel
entgegen.

Zweierlei kann daraus abgeleitet werden: Zum Einen ein hoher Modernisierungsschub und
Mechanisierungsgrad bei der Rundholzverarbeitung und zum Anderen ein stetiger Ausbau der
weiterverarbeitenden
Industrie.

                                   Beschäftigte in der Forst- und Holzwirtschaft
                                 50000

                                 40000
                     Personen

                                  30000

                                  20000

                                  10000

                                       0
                                          1990

                                                 1992

                                                        1994

                                                                1996

                                                                       1998

                                                                              2000

                                                               Jahr

                                forst- u. holzw. Dienstleistungen                    Betr. 2. Absatzstufe u. Holzhandel
                                Betriebe der 1. Absatzstufe                          Forstwirtschaft und Waldarbeit

Ausblick

Im Bereich der Industrieproduktion wird für die nächsten Jahre weiterhin ein hoher Zuwachs
erwartet, die Anbaufläche für Plantagen soll um weitere 60 % erweitert werden und dann
mehr als 3 Mio. ha ausmachen. Dabei wird der Pinus radiata weiterhin eine Vorrangstellung
eingeräumt. Sie soll etwa 60 % stellen, Eucalyptus dürfte etwa 30 % ausmachen und 10 %
verteilen sich auf sonstige Fremdländer (u.a. Pappel und Douglasie). Wichtig ist auch, dass
seit Beginn des Jahres 2000 in größerem Umfang geastetes Pinus radiata Sägeholz zur
Verfügung steht.

Institutionen im Forstbereich
Will man in Chile Waldwirtschaft betreiben, muss man wissen, dass jeder Holzeinschlag
genehmigungspflichtig ist. Dasselbe gilt für Waldumwandlungen (z.B. Straßenbau). Für alle
diese Maßnahmen muss ein "Plan de Manejo" d.h. ein Bewirtschaftungsplan aufgestellt
werden, welcher in der Praxis aber nicht viel mehr ist, als eine detailliert beschriebene
Einschlagsgenehmigung. Diese hat zunächst eine Holzbestandsinventur der zu
intervenierenden Flächen zur Voraussetzung, auf deren Basis dann die
Einschlagsgenehmigung durch die Nationale Forstbehörde "Corporación Nacional Forestal"
(CONAF) erteilt wird. Die Forstbehörde wacht darüber, dass bei der Nutzung waldbaulich
anerkannte Verfahren eingehalten werden. Jeder genehmigte Plan de Manejo hat außerdem
eine eng begrenzte zeitliche und räumliche Gültigkeit und ist deshalb am ehesten mit der in
deutschen Forsten üblichen, jährlichen Einschlagsplanung zu vergleichen.

Das Konzept einer gesamtbetrieblichen Planung und Wirtschaftsweise nach den in Europa
üblichen Standards wurde in Chile Anfang der 70er Jahre aufgegeben, zugunsten einer
einzelbestandsweisen Betrachtung und der Bodenreinertragslehre, da diese sich wesentlich
einfacher auf die Erfordernisse der Schnellwuchsplantagen anwenden lässt. Erst seit Ende der
90er Jahre bemüht sich CONAF darum, wieder eine gesamtbetriebliche Sichtweise im
Rahmen einer nachhaltigen Naturwaldbewirtschaftung einzuführen.

Mit der Entwicklung von technischer Innovation ist neben der Forstbehörde CONAF auch das
"Instituto Forestal" (INFOR) betraut, eine Tochter der bedeutenden chilenischen
Wirtschaftsförderungseinrichtung "Corporación de Fomento" (CORFO). Außerdem gibt es
noch eine große Anzahl spezieller Einrichtungen wie z.B. die "Fundación Chile", welche in
den 80gern den Hackschnitzelexport nach Japan initiierte, den "Fondo de Innovación Agraria"
(FIA), das "Centro de Transferencia Tecnológica" (CTT) etc. Alle diese Institutionen dienen
der Wirtschaftsförderung im grünen Bereich und stehen Interessenten aus der Privatwirtschaft
offen.

Seit 1992 bemüht sich der Staat durch Erlass eines speziellen Naturwaldgesetzes die
Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung dieser Ressource zu verbessern.
Nach über 10 Jahren kontroverser Diskussion ist dieses Gesetz immer noch nicht
verabschiedet, da einerseits die internen gesellschaftliche Interessengegensätze zwischen
Forstunternehmen, Umweltschützern und Behörden sehr groß sind, andererseits auch noch
nicht klar ist, wie man mit rein marktwirtschaftlichen Mitteln im Rahmen des Neoliberalismus
und verfassungsmäßiger, unbeschränkter Verfügbarkeit über das Privateigentum die
Waldwirtschaft so steuern kann, dass sie auch Wohlfahrts- und Sozialfunktionen sowie die
weitergehenden Kriterien eines neuzeitlichen Nachhaltigkeitskonzeptes erfüllt.

Chile zeichnet sich neben der gut funktionierenden Plantagenwirtschaft auch noch durch ein
ausgedehntes Netz von Schutzflächen im Staatsbesitz aus. Diese sind zusammengefasst im
"Sistema Nacional de Areas Silvestres Protegidas del Estado" (SNASPE). Insgesamt sind
nach diesem "Nationalen System geschützter Landschaftsteile im Staatsbesitz" 18,4 des
gesamten chilenischen Territoriums unter Schutz gestellt. Dazu gehören auch große
Wüstengebiete und Andenhochsteppen (Puna) im Norden des Landes. Von der vorhandenen
Forstfläche sind 3,9 Millionen ha in dem SNASPE erfasst, das sind 25 % der Waldfläche und
zwar ausschließlich Naturwald.

Dazu zählen auch umfangreiche "Reservas Forestales" die sich heute gleichfalls im
Staatsbesitz befinden, früher aber ausgebeutet wurden und sich nun wieder als
Sekundärwälder auf natürlichem Wege regenerieren. Darunter sind insbesondere große
Flächen mit Vorkommen von Araukarien und Alerzen, welche gegenwärtig nach dem
Washingtoner Artenschutzabkommen sowieso nicht mehr genutzt werden dürfen.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Nach dem Militärputsch von 1973 wurde im Land wohl das neoliberalste Wirtschaftsmodell
eingeführt, welches auf der Welt existiert. Seither sucht Chile ausländisches Kapital und
Investitionen. Im Jahre 1999, zum Ende der Regierung Frei, erreichten die ausländischen
Direktinvestitionen mit 9,8 Milliarden US $ ihren Höhepunkt. Unter den über 4000
ausländischen Firmen welche hier auftreten, dominieren die spanischen und
nordamerikanischen Unternehmen (Energieversorgung, Telefon, Straßenbau etc.).

Im Vergleich zu seinen Nachbarn hat Chile in den vergangenen 30 Jahren immer eine
konsequentere Politik der offenen Grenzen vertreten. Bezeichnend dafür war, dass bei der
Gründung des MERCOSUR Mitte der 90er Jahre das Land deshalb nicht beitrat, weil die
Haltung der südamerikanischen Handelsunion gegenüber dem Weltmarkt und den eigenen
Mitgliedern der chilenischen Regierung zu protektionistisch war. Heute strebt Chile jedoch
gemeinsam mit Bolivien die Angliederung an den MERCOSUR an.

In der Geldpolitik setzt man auf die freie Konvertierbarkeit der Währungen. Bis 1999
definierte die Zentralbank einen Wechselkurskorridor, der sich aus einem Mischkurs zum US
Dollar, dem japanischen Yen und der DM errechnete. Diese Politik wurde aufgegeben
zugunsten einer freien Wechselkursgestaltung, was einerseits zu einer langsamen und
kontinuierlichen Abwertung des chilenischen Peso führte (Tauschverhältnis Oktober 2002:
1US $ ≈ 725 Peso Chileno), andererseits die Inflation in engen Grenzen hielt. Diese fiel von
ehemals 27,3 % in 1990 auf 2,1 % in 2001. Für dieses Jahr wird eine Inflationsrate von 3,0 %
prognostiziert. Das Wirtschaftswachstum lag in den 90er Jahren zwischen 6 und 8 % und
erreicht gegenwärtig immer noch 4,5 %. Das Bruttosozialprodukt hat sich in dieser Zeit
beinahe verdoppelt.

Auch die Auslandsverschuldung ist relativ gering: Diejenige des öffentlichen Sektors hat sich
seit 1990 sogar stetig verringert (von 16,4 Milliarden US $ in 1987 auf nunmehr 5,1
Milliarden US $ (September 2001). Im Jahre 2001 betrug die Gesamtverschuldung 37,8
Milliarden US $, sie wird im wesentlichen getragen von der Privatindustrie. Dem gegenüber
stehen die Liquiditätsreserven, welche zum selben Zeitpunkt 14,2 Milliarden US $
ausmachten, so dass sich eine Nettoverschuldung des Landes von 23,6 Milliarden US $ ergibt,
das sind nur etwa 35 % des Bruttoinlandsproduktes von 66,5 Milliarden US $.

Die Außenverschuldung diente im Wesentlichen zur Ankurbelung der Exportwirtschaft,
wodurch sich die Exportüberschüsse in den vergangenen 15 Jahren verdreifachen konnten und
2001 eine Größenordung von 15,5 Milliarden US $ erreichten, was etwa knapp einem Viertel
des Bruttoinlandsproduktes entspricht. Getreu der Maxime "Global Trader" wurden die
Einfuhrzölle des Landes 1991 auf nunmehr 11 % gesenkt. Mit der Bundesrepublik
Deutschland besteht ein Investitionsschutzabkommen, ein Doppelbesteuerungsabkommen
wird gegenwärtig noch verhandelt.

Chile bietet sich heute mit einer liberalen Geld- und Handelspolitik als Börsenplatz an und als
Sprungbrett für Investoren in die übrigen Länder des amerikanischen Kontinentes. Dazu dient
vor allem eine aktive Politik der bi- und multilateralen Handelsabkommen. Solche bestehen
derzeit mit weltweit 51 Staaten und den Handelsblöcken NAFTA, EFTA, MERCOSUR sowie
der EU seit April 2002.
Es scheint so, dass sich die autonome Geld- und Wirtschaftspolitik dieser im Vergleich zu
Argentinien oder gar Brasilien sehr kleinen südamerikanischen Nation nun auszahlt und man
gut gerüstet ist, um die aktuellen Währungs- und Konjunkturprobleme der großen Nachbarn
relativ unbeschadet zu überstehen. Chile wird heute jedenfalls als Investitionsstandort noch
relativ sicher eingeschätzt. Die Agenturen Standard&Poor sowie Fitch klassifizieren das Land
in der Gruppe A, gemeinsam mit Ungarn, Estland und Israel, der Risikoindex von J.P.
Morgan Chase lag im Dezember 2001 bei 157 Punkten über den US Staatsanleihen. Zum
selben Zeitpunkt erreichten Investitionen in Argentinien einen Risikofaktor von 5500 und
liegen Anfang Juli 2002 bereits weit über 7000.

Auch auf dem Felde der Armutsbekämpfung konnte das Land Erfolge verzeichnen. Noch
1990 lebten 39 % der Chilenen unter der Armutsgrenze, im Jahre 2000 hingegen waren es
"nur" noch 21 %. Dieses ist zwar ein Erfolg der Demokratie, dennoch gehört Chile
gemeinsam mit Brasilien immer noch zu den südamerikanischen Staaten mit der stärksten
sozialen Differenzierung der Bevölkerung.

Was ist bei Investitionen in Chile zu beachten?

Mit dem 1974 verabschiedeten Gesetzesdekret (DL) 600 "Statut über ausländische
Investitionen" wurde ein günstiges Klima für das Engagement von Fremdkapital geschaffen.
Nach diesem Dekret werden heute über 80 % aller ausländischen Investitionen getätigt. Für
kleinere Vorhaben (
Einvernehmen. Dieses soll eine langfristige Vorausplanung und Sicherheit für die Investoren
ermöglichen, was besonders bei Forstprojekten von Bedeutung sein kann.

Unabhängig von der Genehmigung durch das Komitee für Auslandsinvestitionen gemäß DL
600 sind für spezielle Projekte auch noch weitere Genehmigungen notwendig. Im
Forstbereich dürfte dieses vor allem eine Umweltverträglichkeitsstudie sein. Nach dem Gesetz
19.300 muss eine derartige Studie erstellt und von der jeweils zuständigen regionalen
(COREMA) oder nationalen (CONAMA)Umweltbehörde genehmigt werden:
   • vor der industriellen Aufforstung von Naturwald oder gefährdeten Standorten
   • vor der Errichtung von Zellulose-, Möbel- und Papierfabriken,
   • vor der Chips- und/oder Spanplatten- und Sperrholzerzeugung
   • vor der Errichtung von sonstigen holzverarbeitenden Betrieben und Sägewerken
   • vor der Durchführung von Bauarbeiten in Naturparks, Forstreserven, Reservaten und
       an Naturdenkmalen

Hilfestellung bei der Vermittlung deutscher Investitionen in Chile leistet die deutsch-
chilenische Handelskammer , Informationen in Englisch können auch
beim Komitee für Auslandsinvestitionen unter  abgerufen
werden.

Landkauf ist in Chile für Ausländer bzw. natürliche und juristische Personen unbeschränkt
möglich. Die Preise sind regional stark unterschiedlich und richten sich überwiegend nach den
in das Land bereits eingebrachten Investitionen. Daher werden mit Naturwald bestockte
Flächen als am geringwertigsten angesehen. Werterhöhend wirkt sich dort allenfalls eine noch
vorhandene, direkt nutzbare natürliche Bestockung aus. Ansonsten wird selbst Brachland
teurer bezahlt, wenn auf solchen Flächen die Anlage von Schnellwuchsplantagen möglich ist.
Je nach vorhandener Erschließung schwanken dann die Preise zwischen
der Plantagenwirtschaft ausgebildet sind. Derzeit existieren in Chile 14 forstliche Fakultäten
welche als Unterabteilungen der Agrarwissenschaften eingerichtet sind. Ein Forstingenieur
verdient monatlich in der Regel so um die 750 US $. Mit einem Netto Monatseinkommen von
etwa 11.000 US $ heben sich die Manager in der Privatindustrie und Geschäftsführer von
Großbetrieben (Jahresumsatz 500 Mio. US $) davon deutlich ab. Auch hieran kann man die
krassen sozialen Unterschiede in der chilenischen Gesellschaft erahnen. Im statistischen
Durchschnitt verwässern sich diese Unterschiede, das Pro-Kopf-Einkommen beträgt in Chile
4.314 US $ jährlich.

Literatur:
 Anonymus, Guia Turística "Turistel", Turismo y Comunicaciones S.A., Santiago 1997

 Anonymus, Eucalypts for Planting, FAO, Rome 1965

 Cerda, Ignacio, Trayectoría del Sector Forestal Chileno, INFOR, Santiago 1998

 CONAF-CONAMA-BIRF, Catastro y Evaluación de Recursos Vegetacionales de Chile,
 Santiago, 1999

 CONAF-GTZ, Experiencia Silvicultural del Bosque Nativo de Chile, Publicaciones Lo
 Castillo S.A., Santiago 1998

 CONAF-IUFRO-INFOR, Primer Congreso Latinoamericano IUFRO, Valdivia 1998

 Corporación Nacional Forestal, Decreto Ley N° 701 Sobre Fomento Forestal y Ley de
 Bosques, CONAF; Santiago, 1999

 Dahms, Klaus-Günther, Forst und Holz in Mittel- und Südamerika, Holz-Zentralblatt
 Verlags-GmbH, Stuttgart 1956

 Deutsch-Chilenischer Bund, Chile, ein Land zum Leben, Arbeiten und Investieren, DCB,
 Santiago 1994

 Donoso, Claudio, Árboles Nativos de Chile, Marisa Cuneo Ediciones, Valdivia 1995

 Foreign Investment Committee, Chile, your best bet, CD-ROM Santiago April 2002

 Hueck, Kurt, Die Wälder Südamerikas, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1966

 Instituto Forestal, Tablas de Volúmen para Pino Insigne, INFOR, Santiago 1965

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