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Corona Krise: Wirtschaftliche Erholung und neue Herausforderungen Prof. Volker Wieland, Ph.D. SVR und IMFS, Goethe Universität Frankfurt IMFS Policy Webinar 19. März 2021
Drei Themen heute I. Wirtschaftlicher Ausblick: Weltwirtschaft, Euro Raum, Deutschland II. Herausforderung: Dritte Welle und Impfstrategie III. Herausforderung: Insolvenzen und Schulden 2
Erholung der Weltwirtschaft Welthandel erholt sich kräftig Globaler Warenhandel bereits zum 2019Q4 = 100 110 Ende 2020 über Vorkrisenniveau Zeigt sich auch im Anstieg des RWI 105 Containerumschlagindex 100 Nachfrage nach Konsumgütern und medizinischer Schutzausrüstung 95 Welt-BIP Prognose: V mit Häkchen 90 Prognose- zeitraum 85 2017 18 19 20 21 2022 Welthandel Containerumschlag nachrichtlich: Welt-BIP 4
Erholung der Weltwirtschaft Frachtkosten vervierfachen sich Globaler Warenhandel bereits zum 9 000 US-Dollar Ende 2020 über Vorkrisenniveau 8 000 Zeigt sich auch im Anstieg des RWI 7 000 Containerumschlagindex 6 000 Nachfrage nach Konsumgütern und 5 000 medizinischer Schutzausrüstung 4 000 3 000 Welt-BIP Prognose: V mit Häkchen 2 000 Lieferengpässe, enormer Anstieg 1 000 der Seefrachtkosten 0 9.1.2017 9.1.2018 9.1.2019 9.1.2020 8.1.2021 China/Ostasien bis Nordeuropa China/Ostasien bis Nordamerika/Ostküste 5
Heterogene Entwicklung nach Regionen und Wirtschaftsbereichen Einkaufsmanagerindizes größtenteils oberhalb der Wachstumsschwelle Verarbeitendes Gewerbe erholt sich Einkaufsmanagerindex (PMI), Indexpunkte, saisonbereinigt kräftig, Dienstleistungen gebremst 70 Personennahe Dienstleitungen 60 stark beeinträchtigt, insbesondere 50 im Euro-Raum 40 30 20 Indexwerte über 50 deuten 10 auf Wachstum im Vergleich zum Vormonat hin 0 J F M A M J J A S O N D J F 2020 2021 Verarbeitendes Gewerbe USA China Euro- Raum Dienstleistungsbereich USA China Euro- Raum 6
Ölpreisanstieg trägt zu Verbraucherpreisinflation bei Unsicherheit weiterhin erhöht, Ölpreis über- steigt Vorkrisenniveau Ölpreis über Vorkrisenniveau Index US-Dollar je Barrel Neben Frachtkosten auch 500 100 deutlicher Anstieg der 450 90 400 80 Lebensmittelpreise 350 70 Unsicherheit über Wirtschaftspolitik 300 60 250 50 weiterhin erhöht 200 40 150 30 100 20 50 10 0 0 2018 2019 2020 2021 Global Economic Policy Uncertainty Index Ölpreis (Sorte Brent, rechte Skala) 7
Aufwärtsdruck bei Inflationserwartungen und längerfristigen Zinsen Renditeentwicklung und Inflationserwartungen Anstieg der längerfristigen Euro-Raum und USA Inflationserwartungen und Renditen %, gleitende 7-Tagesdurchschnitte 4 stärker ausgeprägt in USA Aufwärtsdruck auch im Euro-Raum 3 EZB lockert Geldpolitik weiter 2 1 0 -1 2019 2020 2021 Renditeentwicklung 10 Jahre: Euro-Raum USA Inflationserwartungen 5 Jahre: Euro-Raum USA 8
Vergleich: Internationaler Ausblick USA: American Rescue Plan – 1900 MrdUS$, 9% BIP Modellsimulation - ungefähr 4% mehr für BIP SVR BIP Prognose - 2021 6,3%, 2022 4,0% China: SVR BIP Prognose – 2021 8,5%, 2022 4,8% €-Raum: Erholung pausiert im Winter 2020/21 SVR BIP Prognose - 2021 4,1% 2022 4,2% 9
Zweiteilung: Verarbeitendes Gewerbe über Vorkrisennvieau, konsumnahe Dienstleistungen schwer beeinträchtigt Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe Soziale Aktivitäten wieder auf dem Niveau vom über Vorkrisenniveau Frühjahr 2020 2015 = 100 Veränderung in % zum Referenzwert 130 20 120 0 110 -20 100 -40 90 -60 80 70 -80 60 -100 2018 2019 2020 2021 F M A M J J A S O N D J F M 2020 2021 Produktion Auftragseingang Auftragsbestand Passantenzahlen Mobilitätsindikator Google: Einzelhandel und Freizeit Google: Arbeitsstätten 11
SVR Prognose für Deutschland Entwicklung des BIP BIP in Mrd Euro % 900 10 850 5 Verkettete Volumenwerte: JG 2020 800 0 Niveau Jahresdurchschnittliches Niveau Veränderung zum Vorquartal (rechte Skala): 750 -5 JG 2020 Aktuelle Prognose 700 -10 Prognosezeitraum Veränderung zum Vorjahr in % 650 -15 0,6 0,6 -5,1 -4,9 3,7 3,1 4,0 600 -20 I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV 2019 2020 2021 2022 12
Wo wir stehen relativ zu 2019: Die 95% Wirtschaft Bruttowertschöpfung noch knapp 5 % unter Vorkrisenniveau Veränderung zum 4. Quartal 2019 in Prozentpunkten 10 Verarbeitendes Handel, Verkehr 5 Gewerbe und Gastgewerbe 0 Öffentliche Dienstleister, Sonstige Erziehung, Gesundheit Dienstleister -5 Sonstige Insgesamt (%) -10 Wirtschaftsbereiche -15 I II III IV 2020 13
II. Herausforderung: Dritte Welle und Impfstrategie 14
Geimpfte im internationalen Vergleich Anteil der geimpften Personen Anteil der Personen mit mindestens einer Impfung in % 60 50 Israel USA Chile UK 40 30 Deutschland Frankreich 20 Italien Spanien 10 0 20.12.20 3.1.21 17.1.21 31.1.21 14.2.21 28.2.21 14.3.21 Israel USA Chile Vereinigtes Königreich Deutschland Frankreich Italien Spanien 15
Deutschland: Vor der dritten Welle (?) (!) Aktuell steigen die Neuinfektionen wieder Hospitalisierungen deutlich gesunken Tausend Alter in Jahren Tausend Tausend 180 60 14 2 100 12 1 800 150 50 10 1 500 120 40 8 1 200 90 30 6 900 60 20 4 600 30 10 2 300 0 0 0 0 10 14 18 22 26 30 34 38 42 46 50 1 5 9 10 14 18 22 26 30 34 38 42 46 50 1 5 9 2020 2021 2020 2021 Kalenderwoche Kalenderwoche 0 bis 19 20 bis 39 40 bis 59 60 bis 79 Hospitalisiert Jahre Jahre Jahre Jahre Freie Kapazitäten zur invasiven Beatmung 80 Jahre Neuinfektionen Altersdurchschnitt und älter insgesamt (rechte Skala) Testungen pro Woche (rechte Skala) 16 nachrichtlich: Todesfälle Quellen: DIVI-Intensivregister, RKI, eigene Berechnungen
Deutschland: Impffortschritt und Liefermengen Durchgeführte COVID-19-Impfungen Vertraglich zugesagte Liefermengen der COVID-19-Impfstoffe nach Herstellern Tausend Impfungen Tausend Impfungen Millionen Impfdosen 300 10 000 140 120 9,4 240 8 000 22,0 100 27,5 180 6 000 80 3,5 33,8 10,1 11,7 60 4,6 120 4 000 16,9 26,7 40 6,4 42,9 60 2 000 20 40,2 5,6 1,8 34,7 1,3 10,3 13,5 0 0 0 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 27.12.20 10.1.21 24.1.21 7.2.21 21.2.21 7.3.21 2020 2021 Tägliche Erstimpfungen Tägliche Zweitimpfungen BioNTech/Pfizer Moderna AstraZeneca Kumulative Anzahl aller Impfungen (rechte Skala) Johnson & Johnson Curevac Sanofi/GSK 17
Simulation zum Impffortschritt auf Basis der Modellierung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) Szenarien zum Impffortschritt Basisszenario Szenario 1 ("Steigerung der Impfungen in den Impfzentren Anteil der vollständig geimpften Personen in % um 50 %") 70 6 6 6 6 Szenario 2 ("Steigerung der Impfungen in den Impfzentren 60 um 50 %; in Praxen impfen") Szenario 3 ("Steigerung der Impfungen in den Impfzentren 50 um 50 %; in Praxen impfen; alle bestellten Impfstoffe") 5 40 5 5 5 1 – 6: Zeitpunkt Durchimpfung nach Priorisierungsgruppen 30 4 4 4 Quelle: Zentralinstitut für die kassenärztliche 3 3 3 Versorgung (ZI) © Sachverständigenrat | 21-153 20 2 2 10 1 0 10 13 16 19 22 25 28 31 34 37 40 43 46 49 52 Kalenderwoche im Jahr 2021 18
Simulation zum Impffortschritt auf Basis der Modellierung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) Differenz zwischen verfügbaren Impfkapazi- täten und gelieferten Impfdosen pro Woche Basisszenario Szenario 1 ("Steigerung der Impfungen in den Impfzentren Differenz in Mio Impfdosen Mio Impfdosen um 50 %") 10 10 Szenario 2 ("Steigerung der Impfungen in den Impfzentren 8 8 um 50 %; in Praxen impfen") 6 6 Szenario 3 ("Steigerung der Impfungen in den Impfzentren 4 4 um 50 %; in Praxen impfen; alle bestellten Impfstoffe") 2 2 1 – 6: Zeitpunkt Durchimpfung nach Priorisierungsgruppen 0 0 Quelle: Zentralinstitut für die kassenärztliche -2 -2 Versorgung (ZI) © Sachverständigenrat | 21-153 -4 -4 -6 -6 -8 -8 10 13 16 19 22 25 28 31 34 37 40 43 46 49 52 Kalenderwoche im Jahr 2021 19
III. Herausforderung: Insolvenzen und Schulden 21
Aussetzung der Insolvenzantragspflicht 1. März 2020 -30. September 2020: Komplette Aussetzung der Antragspflicht für Gründe der Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung 1. Oktober 2020 –31. Dezember 2020: Aussetzung der Antragspflicht für Grund der Überschuldung 1. Januar -30. April 2021: Komplette Aussetzung falls im Zeitraum 1. November 2020 bis 28.Februar 2021 Unterstützungsleistungen beantragt wurden wurden. 22
Insolvenzstau und mögliche Konsequenzen Weniger Insolvenzen, aber dafür höhere Forderungen der Gläubiger Weniger Insolvenzen vor allem bei Anzahl / Mio Euro Mio Euro kleineren Unternehmen 80 000 4,0 70 000 3,5 60 000 3,0 50 000 2,5 40 000 2,0 30 000 1,5 20 000 1,0 10 000 0,5 0 0 2008 10 12 14 16 18 2020 Insolvenzen (Anzahl) Voraussichtliche Forderungen (Mio Euro) Durchschnittliche Forderungen (rechte Skala) Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen 23 © Sachverständigenrat | 21-160
Marktaustritte und -eintritte Markteintritte teilweise wieder auf dem Vorjahresniveau Unternehmensinsolvenzen zeigen Veränderung in % zum Vorjahresmonat nur einen Teil (rund 25 %) der 20 Marktaustritte an 15 10 Hier: vollständige Betriebsaufgabe 5 0 der Hauptniederlassung -5 -10 Starke Heterogenität sowohl -15 zwischen Betriebsaufgaben und -20 -25 Neugründungen als auch zwischen -30 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 den Wirtschaftsbereichen 2019 Betriebsschließungen: 2020 Insbesondere im Handel liegen die Verarbeitendes Gewerbe Handel Gastgewerbe Neugründungen bereits wieder über Neugründungen: dem Niveau von 2019 Verarbeitendes Gewerbe Handel Gastgewerbe Q ll St ti ti h B d t i B h 24
Anstieg der Schuldenquoten Schuldenstandsquote sank nach der Finanz- krise nur in Deutschland auf Vorkrisenniveau Deutschland von 60 auf 70% % des BIP 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 2007 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 2020 Deutschland Frankreich Italien Spanien Wert für 2020: Prognose der Quartalswert 2020Q3 Europäischen Kommision 26
Schuldenbremse – Ausnahme Regel und Rücklagen Die Schuldenbremse sieht für Notsituationen, die sich der Kontrolle des Staates entziehen und die staatliche Finanzlage erheblich beeinträchtigen, eine Ausnahme vor. Obergrenze für die strukturelle Nettokreditaufnahme von 0,35 % des BIP kann dann mit Beschluss des Bundestages überschritten werden. Für 2020 und 2021 angewendet. Tilgungsplan und Rückführung der Kredite. Rücklagen können eine zeitliche Verschiebung der Neuverschuldung erwirken. Asyl Rücklage: 48,3 Mrd Euro − In 2020/2021 keine Entnahme aber Zweckbestimmung ist aufgehoben. − In der Mittelfristigen Haushaltsplanung ist Entnahme geplant: 2022: 28 Mrd, 2023: 13,3 Mrd und 2024: 6,9 Mrd Euro 27
Schuldenbremse – Rücklagen nutzen 28
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