Coronazeiten 2.0 - Wie sich Unternehmen für die Zukunft rüsten können - DEC

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Coronazeiten 2.0 - Wie sich Unternehmen für die Zukunft rüsten können - DEC
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   Fakultät Betriebswirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen

    Coronazeiten 2.0 – Wie sich
Unternehmen für die Zukunft rüsten
             können
Handlungsempfehlungen für den stationären
 Einzelhandel im Bereich Handstrickgarne

              Whitepaper im Fach Dialogmarketing DEC

                              Von

                     Sebastian Kemmeter

   Studiengang:                      DEC
   Semester:                         2
   Anschrift:                        Thanheimer Str. 18, 92286 Rieden
   Email-Adresse:                    skemmete@stud.hs-offenburg.de
   Telefon:                          01708367103
   Betreuer:                         Prof. Dr. Andrea Müller
   Bearbeitungszeitraum/Abgabe:      23.04. – 05.07.2020/05.07.2020
Coronazeiten 2.0 - Wie sich Unternehmen für die Zukunft rüsten können - DEC
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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis .......................................................................................................................... I

Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................. II

1. Einführung ................................................................................................................................. 1

2. Marktüberblick: Der Handel mit Wolle in Deutschland .......................................................... 2

3. Problemstellung: Die Auswirkungen der Corona-Krise für den deutschen Einzelhandel . 5

4. Methode und Zielsetzung ......................................................................................................... 6

5. Erkenntnisse und Empfehlungen: Maßnahmen für den stationären Einzelhandel ............ 7

   5.1 Anpassung des stationären Geschäftsmodells ..................................................................... 7
       5.1.1 Erweiterung um einen Liefer- und Abholservice ............................................................. 7
       5.1.2 Online-Beratung für Kunden ........................................................................................... 8
       5.1.3 Aufbau einer Multi-Channel-Strategie............................................................................. 9

   5.2 Aufbau einer langfristigen Kundenbeziehung ...................................................................... 10
       5.2.1 Aufbau und Pflege von Social-Media und Homepage .................................................. 10
       5.2.2 Aufbau einer Kundenkartei ........................................................................................... 11

   5.3 Zusammenarbeit von Groß- und Einzelhändler................................................................... 12

6. Ausblick und Fazit................................................................................................................... 14

Literaturverzeichnis ..................................................................................................................... III

Anhang ......................................................................................................................................... IV
Coronazeiten 2.0 - Wie sich Unternehmen für die Zukunft rüsten können - DEC
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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Entwicklung des Gesamtmarkts für Handarbeit in Deutschland (gemessen in Mio.
Euro zu Endverbraucherpreisen) Quelle: (Initiative Handarbeit e.V., 2020)............................. 2

Abbildung 2: Marktsegmente der Handarbeits-Branche 2019 in Mio. Euro (gemessen in
Endverbraucherpreisen) Quelle: (Initiative Handarbeit e.V., 2020) .......................................... 3

Abbildung 3: Postalisches Anschreiben an alle Endverbraucher, die in der Kundenkartei des
Einzelhändlers gelistet sind. Gestaltung und Versand durch den Großhändler LANA GROSSA.
Quelle: Lana Grossa GmbH ................................................................................................... 12

Abbildung 4: Gutschein-Aktion des Großhändlers LANA GROSSA zur Unterstützung des
stationären Fachhandels. Quelle: Lana Grossa GmbH ......................................................... 13

Abbildung 5: Auszug aus einer Mail vom 07. Mai 2020 von LANA GROSSA an alle stationären
Fachhändler in Deutschland. Quelle: Lana Grossa GmbH .................................................... 14
Coronazeiten 2.0 - Wie sich Unternehmen für die Zukunft rüsten können - DEC
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1. Einführung

Die Corona-Krise erschüttert Deutschland und die ganze Welt. In einer in dieser Form noch
nie da gewesenen Pandemie ist nicht nur die Gesundheit vieler Menschen weltweit in Gefahr,
viele Menschen müssen auch um ihre wirtschaftliche Existenz bangen. Um das
Infektionsgeschehen weiter einzudämmen, haben zahlreiche Regierungen dieser Welt
entschieden, Menschen-Ansammlungen zu vermeiden und Kontaktbeschränkungen zu
verhängen, da bisher kein Impfstoff verfügbar ist, die Ausbreitung der Covid19-Krankheit zu
verhindern. Auf Grund staatlicher Verordnungen mussten viele Unternehmen in Deutschland
ihre Geschäfte einstellen und ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. Auch der deutsche
Einzelhandel für Wolle und Handstrickgarne ist von dieser Problematik betroffen. Alle
stationären Fachhändler standen plötzlich vor einer ungewissen Zukunft. Im Rahmen dieser
Arbeit soll näher untersucht werden, welche Maßnahmen stationäre Händler für
Handstrickgarne ergreifen können, um ihre Geschäftsaktivitäten, wenn auch unter veränderten
Bedingungen, im Falle einer erneuten Pandemie-Welle weiter ausführen zu können. Dazu
wurden zwei Experten aus der Branche befragt, um sowohl die Perspektive des Großhandels
(Herr Georg Zierer) als auch die des Einzelhandels (Frau Christine Kemmeter) zu
berücksichtigen.

Während Kapitel 2 einen kurzen Überblick über die Branche liefert, stellt Kapitel 3 die ersten
Prognosen und Auswirkungen der Corona Krise auf den deutschen Einzelhandel vor. Kapitel
4 behandelt die Untersuchungsmethode und Zielsetzung dieser Arbeit. Des Weiteren werden
die Interviewenden vorgestellt. Auf Basis der Aussagen der Interviewpartner werden in Kapitel
5 Handlungsempfehlungen für stationäre Fachhändler abgeleitet und näher erläutert. Kapitel
6 rundet die ganze Thematik in einem Fazit ab und gibt eine kurzfristige Prognose für den
Handel mit Handstrickgarnen ab.

Geschlechtergerechte Sprache: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden auf
die gleichzeitige Verwendung weiblicher und männlicher Sprachformen verzichtet und das
generische Maskulinum verwendet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen
für beide Geschlechter.
Coronazeiten 2.0 - Wie sich Unternehmen für die Zukunft rüsten können - DEC
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2. Marktüberblick: Der Handel mit Wolle in Deutschland

Der Handel mit Strickwaren gehört zur Do-It-Yourself Branche. 2019 lag der Gesamtumsatz
der Branche bei rund 1,17 Milliarden Euro. Nach Jahren eines leichten Rückgangs, wie in
Abbildung 1 zu erkennen ist, hat sich der Gesamtmarkt stabilisiert und weist seit 2013 erstmals
ein positives Wachstum von 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf. (Initiative Handarbeit
e.V., 2020)

                  Abbildung 1: Entwicklung des Gesamtmarkts für Handarbeit in
                  Deutschland (gemessen in Mio. Euro zu Endverbraucherpreisen)
                  Quelle: (Initiative Handarbeit e.V., 2020)

Nach Einschätzung der (Initiative Handarbeit e.V., 2020) liegt das zu einem großen Teil am
Bewusstseinswandel der Konsumenten. Der immer stärker werdende Nachhaltigkeitsgedanke
spielt auch der Handarbeitsbranche in die Karten, die Konsumenten seien eher bereit Dinge
zu hinterfragen und bewusster zu konsumieren. Nach einer Umfrage im März 2020 unter 1.000
Endverbrauchern kommt die (Initiative Handarbeit e.V., 2020) zu dem Ergebnis, dass
Handarbeit wesentlich zu einem nachhaltigeren Lebensstil beitragen kann: 90 Prozent aller
Befragten geben an, dass Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle beim Handarbeiten spielt.
Demnach steht es im Trend, hochwertige Kleidung selbst anzufertigen, statt in einem immer
schneller werdenden Rhythmus Kleidung einzukaufen.

Betrachtet man die einzelnen Marktsegmente (Abbildung 2), so ist zu erkennen, dass das
umsatzstärkste Segment beim Nähen liegt (440 Millionen Euro), gefolgt von Strick- und
Häkelgarnen (330 Millionen Euro) und Näh- und Strickmaschinen (181 Millionen Euro). Der
Markt für Strick-und Häkelgarne hat 2019 einen Umsatzeinbruch von rund 10 Millionen Euro
gegenüber dem Vorjahr hinnehmen müssen. Laut (Initiative Handarbeit e.V., 2020) sind die
Gewinner im Markt für Strick- und Häkelgarne die „modisch orientierten und aktiven
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Fachgeschäfte, die eng mit ihren Kundinnen vernetzt sind“, der „Online-Handel“, sowie „die
Großfläche außerhalb des traditionellen Fachhandels“.

            Abbildung 2: Marktsegmente der Handarbeits-Branche 2019 nach Umsatz, in Mio.
            Euro (gemessen in Endverbraucherpreisen) Quelle: (Initiative Handarbeit e.V.,
            2020)

In Deutschland werden Strick- und Häkelgarne überwiegend im stationären Fachhandel
verkauft. Da es sich beim Produkt Wolle um ein „halbfertiges Produkt“ handelt, hat die
Beratung und Kundenbeziehung von Einzelhändler und Endverbraucher eine sehr hohe
Bedeutung. Kunden, die Wolle kaufen, verbringen viele Stunden mit dem gekauften Produkt
und fertigen ihr individuelles Strickstück an: „Wir haben ein Produkt, was der Endverbraucher
in die Hand nehmen will“, wird aus dem Interview mit Zierer (persönliche Kommunikation,
24.06.2020) deutlich. Während der Anfertigung des Strickstücks kann es zu Problemen
kommen, etwa wenn Fehler im Muster entstehen. In diesen Fällen steht der Fachhändler stets
beratend zur Stelle und leistet dem Endverbraucher Hilfestellung, bis er sein Strickstück
erfolgreich fertig gestellt hat. Nach Meinung von Zierer sei es Aufgabe eines Einzelhändlers,
dem Kunden Anerkennung für das geleistete Strickwerk auszusprechen und ihn emotional an
das Unternehmen zu binden. „Persönlichkeit spielt in diesem Geschäftsfeld eine große Rolle“,
so Zierer. Da es sich beim Verkauf von Wolle um ein beratungsintensives Produkt handelt,
wird der stationäre Handel auch in Zukunft einen sehr hohen Stellenwert haben. Die enge und
persönliche Kundenbindung von Fachhändler zu Endverbraucher spiele eine entscheidende
Rolle für den Unternehmenserfolg. Daher werde auch heute noch der größte Anteil an Waren
in rund 3.000 Wollverkaufsstellen in Deutschland überwiegend über stationäre Fachhändler
abgewickelt. (persönliche Kommunikation Hr. Zierer, 24.06.2020)

Auch wenn sich die Anzahl der Fachgeschäfte für Handstrickgarne seit Ende 1980 rückläufig
entwickelt hat, ist die Nachfrage nach Handstrickgarnen immer noch groß. Aus diesem Grund
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versuchen viele Garn-Hersteller auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen. Dabei ist der
deutsche Fachhandel so geprägt, dass sich ein Fachhändler für wenige Woll-Lieferanten
entscheidet, dafür aber nahezu das vollständige Sortiment seines Lieferanten führt. Daher
besteht in der Regel eine hohe Abhängigkeit zwischen Groß- und Einzelhändler. (persönliche
Kommunikation Hr. Zierer, 24.06.2020)
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3. Problemstellung: Die Auswirkungen der Corona-Krise für den
deutschen Einzelhandel

Am 16. März 2020 wurde durch Ministerpräsident Dr. Markus Söder der Katastrophenfall für
den Freistaat Bayern ausgerufen. (Da jedes Bundesland eigene politische Entscheidungen
auf Grund des Infektionsgeschehens getroffen hatte, sollen im Folgenden die Geschehnisse
im Bundesland Bayern kurz dargestellt werden.) Neben dem Verbot von Veranstaltungen und
Versammlungen, der Schließung von Freizeiteinrichtungen und Gastronomie, wurde auch die
Öffnung von Ladengschäften des Einzelhandels untersagt, um das Infektionsgeschehen
weiter   einzudämmen.      Ausgenommen        von       den   Schließungen   wurden     nur
Einzelhandelsgeschäfte des täglichen Bedarfs wie beispielsweise Lebensmittelgeschäfte,
Getränkemärkte, Banken oder Drogerien (Bayerische Staatsregierung, 2020). Vom 18. März
bis 27. April 2020 mussten viele Einzelhandelsgeschäfte in Bayern über einen Zeitraum von
fünf Wochen schließen. Darunter fielen auch die Einzelhandelsfachgeschäfte für Wolle und
Handstrickgarne. Doch auch nach der Wiedereröffnung mussten die Einzelhändler strenge
Hygienekonzepte befolgen. So ist die Anzahl an Kunden im Ladengeschäft begrenzt: Pro 20
Quadratmeter Verkaufsfläche ist nur ein Kunde gestattet. Auch das Tragen einer Mund-Nasen-
Bedeckung für Personal und Kunden wurde angeordnet. Zwischen den anwesenden
Personen im Ladengeschäft ist stets ein Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten
(Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, 2020).

Um die wirtschaftlichen Folgen besser abschätzen zu können, führte das Ifo-Institut im April
2020 eine erste Umfrage unter 9.000 Unternehmen durch. Dabei gaben 29 Prozent der
Befragten an, dass sie unter den gegebenen Einschränkungen drei Monate oder kürzer
finanziell durchhalten können. Rund 53 Prozent gaben an, dass sie sechs Monate (oder
kürzer) überstehen könnten. Die Experten der Befragung sind sich sicher, dass einige Firmen
den Weg in die Insolvenz gehen müssen.

Analysiert man die unterschiedlichen Branchen näher, so lässt sich feststellen, dass die
Einschränkungen vor allem den Einzelhandel vor massive Probleme stellen. Während die
stationären Läden schließen mussten und dadurch hohe Umsatzeinbußen entstehen, laufen
die Kosten für Miete oder Gehälter weiter. Hier geben 45 Prozent der befragten
Einzelhandelsunternehmen, dass sie maximal drei Monate überleben würden, 63 Prozent
gehen von einer maximalen Überlebensdauer von sechs Monaten aus (Quarks, 2020). Aus
den ersten Prognosen wird also deutlich, dass der Einzelhandel in Deutschland vor große
Probleme gestellt wird.
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4. Methode und Zielsetzung

Die im Rahmen dieser Untersuchung erarbeiteten Empfehlungen basieren auf den Aussagen
von Herrn Georg Zierer und Frau Christine Kemmeter und wurden im Rahmen von qualitativen
Interviews erhoben. Um die Thematik unter einem differenzierten Blickwinkel zu betrachten,
wurde sowohl die Perspektive des Großhändlers als auch die des Einzelhändlers untersucht.

Herr Zierer ist als Gebietsleiter Außendienst für die LANA GROSSA Mode mit Wolle Handels-
und Vertriebs GmbH im Raum Süddeutschland tätig und steht in einem engen
Kontaktverhältnis zu den Fachhändlern vor Ort. Herr Zierer besitzt rund 40 Jahre
Berufserfahrung im Bereich Wolle & Handstrickgarne. Das Unternehmen Lana Grossa
beschäftigt derzeit 130 Mitarbeiter und hat ihren Hauptsitz in Gaimersheim bei Ingolstadt
(Bundesanzeiger, 2020). Das Unternehmen ist Marktführer in Deutschland im gehobenen
Fachhandelsbereich für Handstrickgarne und betreut aktuell rund 1.200 Fachhändler in
Deutschland, Österreich, Schweiz, USA, Dänemark und den Benelux-Ländern (Lana Grossa
GmbH, 2018).

Frau Kemmeter führt seit 2012 das stationäre Fachhandelsgeschäft Wollzeit in
Burglengenfeld. In ihrem Sortiment führt sie neben Näh- und Kurzwaren auch Wolle und
Handstrickgarne der Marke Lana Grossa. Im April 2017 hat das Unternehmen den Schritt in
den Online-Handel gewagt und bietet aktuell nahezu das vollständige Sortiment des
Ladengeschäfts in der DACH-Region zum Verkauf an.

Mit Hilfe der beiden Experteninterviews sollen Maßnahmen und Handlungsempfehlungen
abgeleitet werden, die Einzelhändler ergreifen sollten, um im Falle eines erneuten Lockdowns
oder anhaltender Zutrittsbeschränkugen von Kunden für die Zukunft besser und flexibler
aufgestellt zu sein. Im Kern sollen die Fragestellungen beantwortet werden, wie es einerseits
gelingen kann, die bestehende Kundschaft des stationären Ladengeschäfts weiterhin mit
Waren und Dienstleistungen zu versorgen. Auf der anderen Seite sollen aber auch Ansätze
entwickelt werden, wie ein Einzelhändler unabhängiger von den stationären Umsätzen werden
kann.
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5. Erkenntnisse und Empfehlungen: Maßnahmen für den stationären
Einzelhandel

5.1 Anpassung des stationären Geschäftsmodells

Auch wenn die Ladengeschäfte auf Anordnung der bayerischen Staatsregierung schließen
mussten, so bedeutet das nicht, dass es für stationäre Einzelhändler nicht möglich ist weiterhin
Umsätze zu generieren oder die Zeit des Lockdowns sinnvoll zu nutzen. So sind nach Meinung
von Zierer die Einzelhändler gefordert, alternative Konzepte zu entwerfen und ihr
Geschäftsmodell an die Gegebenheiten anzupassen.

5.1.1 Erweiterung um einen Liefer- und Abholservice

Da der Kunde das Ladengeschäft nicht betreten darf, müssen andere Wege gefunden werden,
um die Ware zum Kunden zu bringen. So ist es den Händlern zum Beispiel möglich ihren
Kunden einen Lieferservice ihrer Produkte in einem bestimmten Umkreis per Auto oder
Fahrrad anzubieten. Die Kunden können so tagsüber über verschiedene Kanäle wie Telefon,
E-Mail oder WhatsApp Ware bestellen. Im Anschluss werden die Produkte kommissioniert,
Rechnungspapiere entworfen und gegen Abend zu einem vereinbarten Liefertermin an die
Kunden ausgeliefert. Auch Kemmeter hat diesen Lieferservice ihren Kunden im Einzugsgebiet
um ihr stationäres Einzelhandelsgeschäft angeboten. Die Übergabe der Ware und Bezahlung
der Ware per Rechnung klappte problemlos. „Es geht dabei nicht um den großen Verdienst,
sondern um zu zeigen, ich bin auch in schwierigen Zeiten für meinen Kunden da“, so Zierer.
Der finanzielle Aspekt stehe dabei nicht im Fokus, denn Aufwand und Fahrtkosten stehen in
der Regel nicht zu den Einnahmen. Auch Kemmeter bestätigt diese Einschätzung. In erster
Linie geht es bei diesem Lieferkonzept um die Kundenbindung. Die Kunden kommen nach der
Wiedereröffnung gerne zurück in das Ladengeschäft und freuen sich, von ihren Strickwerken
zu berichten, die sie während des Lockdowns angefertigt haben, so Zierer. Die Kunden sollten
keineswegs das Gefühl haben, dass ein Händler keinen Lieferservice anbietet, weil er nichts
daran verdiene.

Alternativ können Händler für Kunden auch eine Abholmöglichkeit in einem bestimmten
Zeitfenster schaffen. „Unsere Kunden haben am Vormittag Ware bestellt, und am Nachmittag
konnten sie die gepackten Artikel schon abholen. Unsere Kunden haben diesen Service gerne
angenommen“, erklärt Kemmeter auf die Frage, ob ihre Kunden einen Abholservice in
Anspruch genommen haben. Die Übergabe erfolgt dabei ebenfalls kontaktlos auf einem
bereitgestellten Tisch vor der Laden-Eingangstür. Kunden nehmen dafür die bereitgestellte
Ware mit und begleichen innerhalb weniger Tage die mitgegebene Rechnung per
Überweisung oder Paypal. Kemmeter konnte den Anspruch der Serviceleistung insgesamt
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positiv bewerten. Zwar ließen sich dadurch nicht die gleichen Umsätze erzielen, wie wenn das
Ladengeschäft geöffnet hätte, jedoch kommt es am Ende auf die Summe der angebotenen
Leistungen an. Deutlich mehr genutzt wurde laut Kemmeter die Möglichkeit sich Waren
zuschicken zu lassen. Nachdem das Wollfachgeschäft diese Serviceleistung über die sozialen
Medien kommuniziert hatte, trafen gleich die ersten Bestellungen ein. Die Kunden waren auch
bereit, die anfallenden Portokosten zu tragen, auch wenn der Warenwert eher gering war. In
die Karten gespielt hat laut Kemmeter sicherlich die allgemeine Bewegung in den sozialen
Netzwerken, die regionalen Händler vor Ort weiterhin zu unterstützen und nicht bei bekannten
und großen Online-Shops einzukaufen. Auch ihr Großhändler für Wolle, Lana Grossa, hat
diese Bewegung positiv und mehrfach über verschiedenste Marketing-Kanäle unterstützt und
das Bewusstsein geschaffen, weiterhin lokal einzukaufen. Zierer kann bestätigen, dass die
alternativen Liefer- und Abholkonzepte von vielen Einzelhändlern in Bayern innerhalb
kürzester Zeit realisiert und auch rege von den Endverbrauchern in Anspruch genommen
worden sind. In Summe lässt sich also festhalten, dass Einzelhändler in jedem Fall während
der Geschäftsschließung aktiv werden sollten und nicht darauf warten dürfen, bis sie ihr
Ladengeschäft nach neuen staatlichen Verordnungen wieder öffnen dürfen.

5.1.2 Online-Beratung für Kunden

Wie eingangs erwähnt, ist der Verkauf von Wolle sehr beratungsintensiv und entscheidend für
den Unternehmenserfolg. Die Kunden wollen zunächst bei der Auswahl der passenden Woll-
Qualität unterstützt werden, benötigen Rat bei der Wahl der geeigneten Nadelstärke und
fragen an, wie sie das Strickprojekt nach dem vorgegebenem Strick-Muster anfertigen können.
Aber auch während des Strickens kommen immer wieder Rückfragen von Kunden, weil sie
beispielsweise Fragen zu Anleitungen haben, sich ein Feedback zu ihrem Strickwerk einholen
wollen oder Hilfe benötigen, wenn sich Strick-Fehler eingeschlichen haben. Die Kunden
verfügen während des Lockdowns über deutlich mehr Freizeit, die sie auch gerne für ihre
Strickprojekte verwenden. Aus diesem Grund sollte nach Meinung von Zierer und Kemmeter
auch weiterhin die Beratung sichergestellt werden. Über Telefon oder Messenger-Dienste wie
WhatsApp oder Facebook können viele Rückfragen der Kunden schon bedient werden.
Alternativ bieten sich nach Meinung von Zierer auch Video-Calls an, bei denen Kunden zu
einem vereinbarten Termin Feedback zum aktuellen Stand ihres Werks einholen können. Einig
sind sich Zierer und Kemmeter, dass die Art der Hilfestellung über Videochat oder Telefonie
sich deutlich komplex darstellt. „Der Kunde braucht auch weiterhin eine persönliche Beratung“,
so Zierer. Auch die (Initiative Handarbeit e.V., 2020) kommt zur gleichen Einschätzung: „Der
Handel vor Ort und der direkte Kundenkontakt“ sei „auf Dauer unersetzbar“. Gegenüber einem
persönlichen Beratungsgespräch vor Ort nimmt die digitalisierte Beratung viel Zeit in Anspruch
und kann ein persönliches Gespräch nicht ersetzen. Häufig ergeben sich auch schlichtweg
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inhaltliche Verständnisprobleme, so dass dem Kunden am Ende trotz vielfacher Bemühungen
nicht geholfen werden kann. Dennoch empfiehlt Zierer, diese Art der Fernberatung nicht gleich
wieder zu verwerfen. Vor allem jüngere Kunden zeigen sich sehr offen für die Fern-Beratung
und den Austausch über die neuen Medien. Einzelhändler müssen für sich definieren, welche
Fragestellungen und Beratungsleistungen sie ihren Kunden hier anbieten können und ihren
Kunden gegenüber kommunizieren.

5.1.3 Aufbau einer Multi-Channel-Strategie

Wer als stationärer Händler bisher seine Ware noch nicht online verkauft, sollte spätestens
jetzt darüber nachdenken, um unabhängiger von den stationären Umsätzen zu werden. „Die
Zukunft des Woll-Fachhändlers liegt im Multi-Channel-Handel“, so Kemmeter. Auch sie
vertreibt ihre Waren auf dem Marktplatz ebay. Während der Zeit der Ladenschließung konnte
sie einen deutlichen Anstieg der Online-Umsätze verzeichnen: „In dieser Zeit hat uns unser
Online-Shop bei ebay über Wasser gehalten.“ Daher hat sie sich relativ schnell entschieden,
das Online-Angebot weiter auszubauen und mehr Artikel online ihren Kunden anzubieten. In
einem nächsten Schritt plant sie alle Artikel in einem Warenwirtschaftssystem zu erfassen, um
mehrere Online-Kanäle gleichzeitig bedienen zu können.

Auch Zierer befürwortet den Aufbau eines Online-Verkaufskanals wie ebay oder Amazon. Die
Markplätze verlangen zwar für ihre Serviceleistungen eine Provisionsbeteiligung, jedoch
nehmen sie auch viele Arbeiten ab. So sei auf den Marktplätzen die richtige Zielgruppe bereits
vorzufinden und die notwendigen Aufgaben für Online-Marketing oder Bezahlabwicklung
werden vollständig durch das Portal übernommen. Marktplätze wie ebay sind der einfachste
Weg um ins Online-Geschäft zu starten und schnell Umsätze zu generieren, auch wenn nun
zusätzliche Arbeiten für Artikelstammdatenpflege, Kommissionierung, Verpackung und
Versand anfallen. Die Aufgaben sind aber zeitlich neben dem stationären Fachgeschäft zu
organisieren. LANA GROSSA unterstreicht in seinem Jahresabschlussbericht für das Jahr
2018 nochmals die Bedeutung des Multi-Channel Handels: „Kleine Fachgeschäfte ohne
ausreichenden Zugang zur digitalen Welt und/oder sozialen Medien können nicht mehr Schritt
halten und werden dadurch Marktanteile verlieren bzw. schließen müssen. Davon sind ca.
20 % unserer heutigen Kunden betroffen (Bundesanzeiger, 2020).“

Als positiven Nebeneffekt stellt Kemmeter heraus, dass durch ebay der Lagerbestand von
entfallenen Woll-Qualitäten deutlich reduziert werden konnte und Platz für neue Wolle im
Lager schafft. Diese Qualitäten hätte sie im stationären Handel nicht absetzen können. Als
Alternative fügt Zierer an, einen eigenen Online-Shop zu gestalten. Dieser erfordere anfangs
zwar einen erhöhten Zeit- und Kapitalbedarf, jedoch können langfristig gesehen wegen
geringerer Provisionszahlungen höhere Gewinne erwirtschaftet werden. Jedoch sei zwingend
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zu beachten, dass sich derzeit drei große Online-Shops den Markt für Wolle und Strickwaren
in Deutschland aufteilen, weil sie frühzeitig den Online-Trend erkannt haben und früh
angefangen haben in einer breiten Auswahlmöglichkeit Wolle online zu verkaufen. Diese
Unternehmen haben sich im Laufe der Zeit einen deutlichen Vorsprung erarbeitet, der
schwierig ist, wieder einzuholen. Wer also einen eigenen Online-Shop aufsetzen möchte,
muss sich bewusst sein in direktem Konkurrenzkampf zu diesen Anbietern zu stehen und mehr
Aufwand und Ressourcen in das Projekt investieren als dies bei Online-Marktplätzen der Fall
ist. Entscheiden sich Händler generell gegen einen Online-Verkauf, sollten sie aber zumindest
auf der unternehmenseigenen Homepage angeben, welche Woll-Qualitäten sie im Sortiment
führen. Nicht jeder Einzelhändler führt das vollständige Sortiment, das der Lieferant anbietet.
Die Endverbraucher sollten aber darüber in Kenntnis gesetzt werden.

5.2 Aufbau einer langfristigen Kundenbeziehung

Wie in Gliederungspunkt 2 eingangs erwähnt, trägt die enge Kundenbindung zwischen
Einzelhändler und Endverbraucher wesentlich zum Geschäftserfolg bei. Damit die
Kundenbindung auch während des Lockdowns weiterhin aufrechterhalten werden kann,
müssen Einzelhändler vorsorgen und Kommunikationskanäle zu ihren Kunden aufbauen, um
die Informationsversorgung und den gegenseitigen Austausch auch während einer
mehrwöchigen Geschäftsschließung gewährleisten zu können.

5.2.1 Aufbau und Pflege von Social-Media und Homepage

Nach Einschätzung von Zierer ist die Präsenz eines Einzelhändlers auf sozialen Medien ein
wesentlicher Erfolgsfaktor. Die Kundschaft informiert sich überwiegend online über neue Woll-
Qualitäten am Markt und lässt sich von anderen Usern zu neuen Strickprojekten inspirieren.
„Der Community-Gedanke hat in der Szene einen sehr hohen Stellenwert“, so Kemmeter.
Daher sollten auch Einzelhändler auf den relevanten Social-Media-Plattformen vertreten sein,
um einerseits über neue Kollektionen und Trends zu informieren, auf der anderen Seite aber
auch um den Austausch mit und unter den Kunden zu fördern. „Durch Werbeanzeigen auf
Facebook und Instagram im erweiterten Einzugsgebiet konnten wir die Bekanntheit unseres
Ladengeschäfts deutlich vergrößern. Mittlerweile nehmen einige Kunden rund 50 Kilometer
Anfahrt in Kauf, nur um unser Wollgeschäft zu sehen. Sie kommen regelmäßig wieder“, so
beurteilt Kemmeter die Bedeutung von Social-Media für ihr Unternehmen.

Als relevante Plattformen haben sich im Laufe der Jahre Facebook, Instagram und Pinterest
herauskristallisiert, so Zierer. Dort sei die relevante Zielgruppe sehr gut zu erreichen. Zudem
eignen sie sich sehr gut um Do-It-Yourself Projekte erfolgreich zu vermarkten. Nachdem sich
die Händler eine gewisse Reichweite auf den Portalen aufgebaut haben, sei es laut Zierer
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auch entscheidend, die Zielgruppe regelmäßig mit relevantem Content zu versorgen. Während
des Lockdowns habe sich gezeigt, dass die Menschen über deutlich mehr Freizeit verfügen.
Das habe sich positiv auf die ganze Branche ausgewirkt. Die Kunden nutzen die zusätzliche
freie Zeit um ihrem Hobby nachzukommen und neue Strickprojekte zu beginnen, teilt
Kemmeter mit. Das habe für einen deutlichen Nachfrage-Anstieg gesorgt. Umso wichtiger ist
es dann, auf sozialen Medien das alternative Liefer-, Abhol- und Versandkonzept den Kunden
mitzuteilen oder Anreize zum Stricken neuer Modelle zu schaffen.

Einen weiteren wichtigen Punkt führt Zierer aus: Es sei mittlerweile Branchen-Standard, dass
jeder Einzelhändler über eine eigene Homepage verfügt. Sie sei die erste Anlaufstelle für
Kunden, um sich über das Angebot und Neuigkeiten eines Ladengeschäfts zu informieren.
Daher ist es wichtig, die Website auf dem aktuellen Stand zu halten und über
Serviceleistungen, die während des Lockdowns angeboten werden, den Kunden gegenüber
zu kommunizieren.

5.2.2 Aufbau einer Kundenkartei

Ergänzend zu den Aufritten auf Homepage und Social Media sei der direkte Kundenkontakt
entscheidend, so Zierer. Hierfür hat es sich über die Jahre bewährt, dass Einzelhändler nach
dem Einkauf im Laden relevante Kundendaten wie Anschrift, Mobilnummer und E-Mail-
Adresse abfragen. Der Vorteil für Kunden bestünde darin, regelmäßig in einem Newsletter
über aktuelle Kollektionen informiert zu werden. Als Dankeschön erhalten Kunden einen
Einkaufsgutschein, den sie bei ihrem nächsten Einkauf bei ihrem Einzelhändler vor Ort
einlösen können. So haben Kunden einen Anreiz auf einen nächsten Einkauf bei ihrem lokalen
Einzelhändler. Über die Jahre hat sich die Sammlung von Kundendaten als ein zuverlässiges
Kundenbindungsinstrument bewährt und trägt dazu bei, Neukunden zu Bestandskunden
werden zu lassen.

Da wie in Gliederungspunkt 2 erwähnt, der Großhandel vom Unternehmenserfolg der
Einzelhändler abhängig ist, sieht es LANA GROSSA als Pflicht an, den Fachhandel in vielen
Aufgabenfeldern zu unterstützen. Von einer gemeinsamen Partnerschaft, die über eine reine
Lieferantenbeziehung hinausgeht, profitieren letztendlich beide Seiten. Aus diesem Grund
kooperiert LANA GROSSA bei vielen Marketing-Aktivitäten. Während Einzelhändler die
Kundendaten beschaffen und an den Großhändler weitergeben, gestaltet eine Partner-
Agentur des Groß-Händlers professionelle Anschreiben an den Endverbraucher. In Zeiten von
Ausgangsbeschränkungen, in denen die Menschen über mehr Freizeit verfügen, kann so
durch gezielte Marketing-Maßnahmen, z.B. in Form von finanzierten Werbeanzeigen auf
sozialen Plattformen, durch E-Mail-Newsletter oder Influencer-Marketing, das Thema
„Stricken“ und ausgewählte Strick-Modelle positiv in den Fokus der Endverbraucher gerückt
12

werden. Aber auch postalische Anschreiben, wie Abbildung 3 zeigt, können durch eine zentrale
Datensammlung innerhalb weniger Tage realisiert werden. Die Marketing-Aktivitäten laufen
also überwiegend gebündelt ab und können so effizienter überwacht und gesteuert werden.

         Abbildung 3: Postalisches Anschreiben an alle Endverbraucher, die in der Kundenkartei
         des Einzelhändlers gelistet sind. Gestaltung und Versand durch den Großhändler LANA
         GROSSA. Quelle: Lana Grossa GmbH

In jedem Fall müssen alle Kommunikationskanäle des Einzelhändlers genutzt werden, um
alternative Serviceleistungen, die sie während eines Lockdowns anbieten, ihren Kunden
gegenüber zu kommunizieren. Nur dann können sie auch von den Kunden genutzt werden.

5.3 Zusammenarbeit von Groß- und Einzelhändler

Die Kooperation zwischen Groß- und Einzelhändler kann aber auch noch mit weiteren
Maßnahmen ergänzt werden. Nach Meinung von Zierer sei es zunächst wichtig, Transparenz
bezüglich der aktuellen Lieferfähigkeit und Produktion der Qualitäten gegenüber dem
Einzelhändler zu schaffen. In wöchentlichen Informationsschreiben seien die Fachhändler
informiert worden, welche Waren lieferfähig sind und wo eventuell Probleme auftreten können.
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Hierbei gehe es darum, den Händlern eine realistische Perspektive zu geben, wie es nach
dem Ende des Lockdowns weitergehen kann. Die Einzelhändler können so diese
Informationen direkt an die Endverbraucher weitergeben.

Ein Großhändler verfügt in der Regel über mehr finanziellen Spielraum als ein Einzelhändler.
Viele Einzelhändler sind durch die schnelle Anordnung der Ladenschließung und der damit
verbundenen Umsatzeinbußen in finanzielle Schieflage geraten. Einzelhändler, deren
Liquidität sich in ernster Gefahr befand, konnten durch die Stundung von Forderungen
gegenüber dem Lieferanten über den Zeitraum des Lockdowns schnell und effektiv geholfen
werden. Dies sei aus Sicht von Zierer eine erste und schnelle Maßnahme gewesen, die
Zahlungsfähigkeit und damit die Geschäftsfähigkeit der Fachhändler aufrecht zu erhalten.

Als zweite effektive Maßnahme hat sich eine speziell für den stationären Fachhandel
entworfene Gutscheinaktion erwiesen. Neben den staatlich bereitgestellten Sofortmaßnahmen
habe man sich als Großhändler überlegt, wie man den Einzelhändlern nach der
Wiedereröffnung der Ladengeschäfte helfen könne, um die Kunden wieder in die Läden zu
führen. Dafür hat das Unternehmen 27.000 Gutscheine im Gesamtwert von 100.000 Euro an
die Endverbraucher zu Verfügung gestellt. Diese konnten bei ihrem lokalen Fachhändler vor
Ort einen Nachlass von fünf Euro ab einem Einkaufswert des Endverbrauchers von 50 Euro
erhalten. Die Einzelhändler konnten die gesammelten Gutscheine (Abbildung 4) beim
Großhändler geltend machen und erhielten dafür eine Gutschrift. „Die Gutschein-Aktion hat
uns den nötigen Aufschwung gegeben, den wir nach Eröffnung unseres Ladens wirklich
brauchen konnten“, bestätigt Kemmeter die von ihren Kunden zahlreich in Anspruch
genommene Marketing-Aktion.

 Abbildung 4: Gutschein-Aktion des Großhändlers LANA GROSSA zur Unterstützung des stationären Fachhandels.
 Quelle: Lana Grossa GmbH
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6. Ausblick und Fazit

Auf die Frage hin, wie Corona die gesamte Strickwaren-Branche getroffen hat, reagiert Zierer
überwiegend positiv. „Wir konnten im ersten Monat nach dem Lockdown 20 Prozent, im April
70 Prozent und für den Juni sogar ein Umsatzwachstum von 90 Prozent gegenüber dem
Vorjahr verzeichnen. Das hatten wir nicht für möglich gehalten“, so Zierer sichtlich erstaunt.
Abbildung 5 verdeutlicht diese Einschätzung. Am meisten profitiert haben aber die Online-
Händler. Hier konnten sie für die Monate März bis Mai ein Umsatzwachstum bis zu 150 Prozent
erkennen. „Während viele Firmen Kurzarbeit anmelden mussten, haben unsere Online-
Händler wegen des erhöhten Bestellaufkommens sogar Personal eingestellt“, stellt Zierer
freudig fest. Dass die Stimmung in der Branche also gut ist, das liegt zum einen daran, weil
sehr viele Einzelhändler ihr Geschäft durch alternative Lieferkonzepte aufrecht erhalten
haben, die Kunden über ein erhöhtes Freizeitaufkommen verfügen und sowohl Großhändler
als auch Einzelhändler einige konzentrierte Marketing-Maßnahmen innerhalb kürzester Zeit
umgesetzt haben, die für den nötigen Aufwind gesorgt haben.

         Abbildung 5: Auszug aus einer Mail vom 07. Mai 2020 von LANA GROSSA an alle
         stationären Fachhändler in Deutschland. Quelle: Lana Grossa GmbH

Insgesamt kann die Branche für Strickwaren also positiv in die Zukunft sehen. Nach vielen
Jahren eines leichten Umsatzrückgangs kann die Branche, nach 2019, wieder einen leichten
Aufwärtstrend erkennen. Zierer bestätigt diese Einschätzung auch nochmals mit den aktuellen
Auftragszahlen: Die Einzelhändler bestellen im Zeitraum von März bis Mai eines Jahres die
Mengen für die jeweils anstehende Herbst-/Winter Saison. Auch hier konnten die
Vertriebsmitarbeiter bereits einen Auftragszuwachs von rund zwanzig Prozent verzeichnen.
Die Stimmung ist positiv.

Abschließend lässt sich also festhalten, wer sich als Einzelhändler ein für ihn passendes Multi-
Channel-Konzept überlegt, die Wichtigkeit einer persönlichen Kundenbindung erkennt und die
Bedeutung von sozialen Medien achtet, darf trotz einer noch länger andauernden Corona-
Pandemie vorerst positiv in die Zukunft blicken.
III

Literaturverzeichnis

Bayerische Staatsregierung. (2020). Corona-Pandemie / Bayern ruft den Katastrophenfall
    aus / Veranstaltungsverbote und Betriebsuntersagungen | Bayerisches Landesportal.
    Abgerufen 24. Juni 2020, von https://www.bayern.de/corona-pandemie-bayern-ruft-den-
    katastrophenfall-aus-veranstaltungsverbote-und-betriebsuntersagungen/

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, L. und E. (2020). Aktuelles: Coronavirus:
    Wirtschaftsministerium Bayern. Abgerufen 24. Juni 2020, von
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Lana Grossa GmbH. (2018). „Über uns“ | – LANA GROSSA. Abgerufen 15. Juni 2020, von
    https://www.lana-grossa.de/ueber-uns/

Quarks. (2020). Wirtschaftsprognosen: Wie schlimm wird es durch Corona werden? -
    quarks.de. Abgerufen 18. Juni 2020, von
    https://www.quarks.de/gesellschaft/wirtschaftsprognosen-wie-schlimm-wird-es-durch-
    corona-werden/
IV

Anhang

Anhang A: Datenschutzerklärung Herr Georg Zierer, LANA GROSSA GmbH
V

Anhang B: Datenschutzerklärung Frau Christine Kemmeter, Wollzeit
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