Bundesländer mit neuer Energie - Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2013
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Bundesländer mit neuer Energie Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2013 Zahlen · Daten · Fakten • Interviews mit den Energie- und Umweltministern der Länder • Energiekonzepte auf einen Blick • Best-Practice-Beispiele: Wie bringen die Länder die Energiewende voran? • Über 40 Seiten Statistik zu Erneuerbaren Energien in den Ländern D www.foederal-erneuerbar.de
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Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2013 Einführung: Erneuerbare Energien in Deutschland Deutschland 7 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 7 01.07.2013 12:04:50 Uhr
Bundesländer mit neuer Energie Deutschlands Energieversorgung: wirtschaftlich, umweltverträglich und sicher? Im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) ist das Ziel festgelegt eine „möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente und umweltverträgliche“ Energieversorgung in Deutschland zu erreichen. Die Ziele Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit stehen gleichberechtigt nebeneinander. Die Energieversorgung Deutschlands basiert heute noch erheblich auf fossilen Brennstoffen und Atomenergie. Die konventionellen Energieträger Kohle, Erdöl, Erd- gas und Uran werden größtenteils in politisch instabilen Regionen unter fatalen Bedingungen für Mensch und Umwelt abgebaut und über weite Strecken nach Deutschland exportiert. Die Haupt- brennstoffe der Energieerzeugung in Deutschland kommen also mit einem schweren sozialen und ökologischen Ballast zu uns – bevor sie in Deutschland mit weiteren Umwelt- und Gesundheitsbe- Deutschland lastungen in Energie umgewandelt werden. Diese externen Kosten für Umwelt- und Gesundheits- schäden werden auf die Allgemeinheit abgewälzt. Ein auf fossilen und nuklearen Quellen beruhen- des Energiesystem widerspricht daher allen drei im EnWG festgelegten Zieldimensionen. Die Energieversorgung auf Basis von Erdöl, Koh- Untätigkeit ist teurer als handeln le und Erdgas lässt die Konzentration des Treib- Laut Analysen des weltweit anerkannten briti- hausgases Kohlendioxid in der Erdatmosphäre schen Ökonomen Nicholas Stern müssten jähr- steigen. Die Wissenschaft ist sich einig, dass das lich zwei Prozent des weltweiten Bruttoinlands- Verbrennen fossiler Brennstoffe das globale Kli- produkts (BIP) für den Klimaschutz ausgegeben ma aufheizt: Das Intergovernmental Panel on werden, um den Klimawandel einzudämmen. Climate Change (IPCC) warnt vor einem Tempe- Passiert dies nicht, drohen Schäden von bis zu raturanstieg von zwei bis fünf Grad Celsius ge- 25 Prozent des BIP im Jahr 2200. In Deutsch- genüber dem vorindustriellen Niveau bis zum land rechnet das Deutsche Institut für Wirt- Jahr 2100. Seit der Industrialisierung hat sich die schaftsforschung (DIW) mit möglichen Klima- Konzentration von CO 2 in der Atmosphäre um 40 schäden bis 2100 in Höhe von 3.000 Milliarden Prozent erhöht. 2013 wurde erstmals seit Beste- Euro. hen des Menschen die CO 2 -Konzentration von 400 ppm (parts per million/CO 2 -Moleküle pro Endlichkeit fossiler und nuklearer Ressourcen eine Million Luftmoleküle) im Tagesmittel über- Wie lange Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran abge- schritten. Der Durchschnitt lag in den vergange- baut und genutzt werden können, hängt von Art nen 10.000 Jahren nur bei etwa 280 ppm. Die und Umfang ihrer Vorkommen sowie vom Stand Klimawissenschaft geht davon aus, dass ab dem der Technik und den Preisen ab. Man unter- Schwellenwert von 450 ppm das 2-Grad-Ziel mit scheidet bei fossilen Energievorräten zwischen einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 50 Ressourcen und Reserven. Ressourcen sind Prozent nicht mehr einzuhalten ist. zwar geologisch nachgewiesen, aber technisch beziehungsweise wirtschaftlich zum gegebenen Die Folgen des Klimawandels für Mensch und Zeitpunkt nicht erschließbar. Ebenfalls werden Natur sind verheerend. Extreme Wetterereig- Mengen, die noch nicht nachgewiesen sind, nisse wie Hitzewellen, Stürme und starke Re- aber aus geologischen Gründen in dem betref- genfälle mit Dürren und Überschwemmungen fenden Gebiet er wartet werden können, als als Folge werden mit steigender Intensität wei- Ressourcen bezeichnet. Reserven sind diejeni- ter zunehmen. gen Vorkommen, die bereits erfasst sind und 8 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 8 01.07.2013 12:04:50 Uhr
Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2013 auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten Atomstrom etwa ersetzen können. Der Strom- gefördert werden können. Ein steigender Ener- exportüberschuss hat sich damit zwar 2011 ge- giepreis oder neue Fördertechniken können genüber 2010 etwas verringert, von 17,7 auf 6,3 dazu führen, dass aus bloßen Ressourcen nutz- TWh. Deutschland ist jedoch nach wie vor Net- bare Reserven werden. tostromexporteur. Im Jahr 2012 exportierte Deutschland mit 23 TWh sogar so viel Strom Deutschlands Importabhängigkeit von fossilen Rohstoffen wie nie zuvor. Die Behauptung, ausländische Prozent 100 Atomenergie habe die deutsche ersetzt, ist 100 % 80 97 % nicht haltbar. 84 % 72 % 60 Im Rahmen des europäischen Stromaustauschs importiert Deutschland natürlich auch zeitwei- 40 20 lig Strom, in Summe überwiegen die Exporte Deutschland Uran Erdöl Erdgas Steinkohle jedoch bei Weitem. Der Stromeinkauf aus dem Quelle: AGEB 2010, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, Stand: 2009 www.unendlich-viel-energie.de Ausland ist jedoch keine Folge fehlender eige- ner Kapazitäten, sondern marktgetrieben; das Fakt ist, dass die fossilen und nuklearen heißt Stromhändler kaufen Strom dort, wo er Brennstoffe immer teurer werden und endlich am günstigsten ist. Das ist im liberalisierten sind. Denn auch wenn neue Fördermethoden europäischen Strommarkt normal. Die inländi- wie Fracking oder die Nutzung von Teersanden sche Versorgungssicherheit ist also nicht ge- die fossilen Energiereserven erweitern, kommt f ährdet und die A bschaltung der A K W in es beim Weltmarktpreis und der Versorgungs- Deutschland wird durch den Stromaustausch sicherheit weniger auf das Volumen der ver- mit Nachbarländern wie Fr ankreich oder fügbaren Reserven an, sondern vielmehr dar- Tschechien auch nicht konterkariert. auf, ob die Reserven schnell genug gefördert werden können, um die steigende Nachfrage Die Monatsberechnungen der Import- und Ex- zu decken. Die Förderung von unkonventionel- portdaten seit 2003 zeigen deutliche jahreszeit- lem Erdgas und Erdöl kann laut dem Energie- liche Schwankungen. In den vergangenen zehn experten Werner Zittel von der Lüdwig-Böl- Jahren exportierte Deutschland in den Winter- kow-Stiftung als Beweis gedeutet werden, monaten Strom und importierte im Sommer. dass die leicht erschließbaren Vorräte zu Nei- Gleichzeitig ist aber die Stromnachfrage im ge gehen. Stromaustausch mit den Nachbarländern Forschungsradar Infografik Importiert Deutschland seit der Abschaltung Entwicklung der jährlichen Stromimporte und -exporte der ersten Atomkraftwerke mehr Strom? Deutschlands von 1990 bis September 2012 Seit 2003 haben die Stromexporte aus Deutschland deutlich zugenommen. Die Abschaltung acht deutscher Atomkraftwer- Die im Vergleich zu den Vorjahren etwas höheren Importe im Jahr 2011 sind im Jahr 2012 wieder deutlich zurückgegangen. Da die Wintermonate traditionell ke im Jahr 2011 hat keinen Anstieg von Strom- von Exportüberschüssen gekennzeichnet sind, wird für das Gesamtjahr 2012 mit einem hohen Exportüberschuss gerechnet. importen aus dem Ausland zur Folge gehabt. Zu Stromimport Stromexport diesem Ergebnis kommt eine Studie des Öko- 60 Terawattstunden (TWh) Instituts vom Januar 2013. Der deutsche Kraft- 40 werkspark verfügt über mehr als genug Kapa- zitäten, um auch ohne die acht vom Netz ge- 20 nommenen AKW die Stromnachfrage zu de- 0 cken. Durch die Abschaltung der acht AKW ist -20 die Atomstromproduktion von 141 Terwattstun- -40 den (TWh; 1 TWh entspricht einer Milliarden -60 Kilowattstunden) im Jahr 2010 auf 108 TWh im -80 Jahr 2011 gesunken. Die Erneuerbaren Energien 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Jan-Sep 2012 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 (plus 20 TWh) und die Reduzierung des Strom- Quelle: Öko-Institut: Auswirkungen des deutschen Kernenergie-Ausstiegs exports (minus 11 TWh) haben den wegfallenden auf den Stromaustausch mit den Nachbarländern. Januar 2013 www.energie-studien.de 9 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 9 01.07.2013 12:04:51 Uhr
Bundesländer mit neuer Energie Winter am höchsten und im Sommer am nied- Stromerzeugung in das europäische Stromnetz rigsten. Die Importe sind daher nicht mit zu ge- zu integrieren. ringer inländischer Erzeugungskapazität zu erklären, sondern sie sind vor allem Folge jah- Die Niederlande, Schweiz, Österreich, Luxem- reszeitlicher Effekte – wie Schneeschmelze in burg und Polen waren von 2003 bis heute Im- den Alpen und in Skandinavien. Außerdem wird por teure von Strom aus Deutschland. Aus Strom aus den AKW in Frankreich, der im Win- Frankreich und Tschechien ist im Jahressaldo ter von den Stromheizungen französischer hingegen stets Strom nach Deutschland einge- Haushalte abgenommen wird, im Sommer nicht führt worden. Aus Frankreich hat Deutschland mehr gebraucht. Durch das Überangebot sinkt im Jahr 2011 knapp 6 TWh mehr Strom bezo- der Preis auf dem europäischen Strommarkt gen, verglichen mit dem Durchschnitt der Jah- und billiger Atomstrom aus Frankreich sowie re 2003 bis 2010. Bis September 2012 ist der günstige Wasserkraft aus Skandinavien ver- Import jedoch wieder um dieselbe Menge zu- Deutschland drängen teuren fossil er zeugten Strom in rückgegangen. Der deutsche Importsaldo aus Deutschland. Umgekehrt muss Frankreich im Tschechien lag im Jahr 2011 auf zweitniedrigs- Winter Strom aus Deutschland importieren, da ter Stufe seit 2003. Analysen der Stromhan- die Leistung der dortigen AKW nicht ausreicht. dels- und Stromtransportmengen zwischen Im Jahr 2012 wurde erstmals Strom im Sommer Frankreich und Deutschland zeigen, dass mehr aus Deutschland exportiert. Grund dafür ist vor Strom physikalisch transportiert als tatsäch- allem der starke Zuwachs der Photovoltaik. lich gehandelt wird. Eine wesentliche Ursache Wenn die schwerfälligen deutschen Kohlekraft- dafür ist, dass Deutschland nur Transitland für werke auch bei hoher Solarstromeinspeisung Stromexporte von Frankreich in die Schweiz nicht heruntergefahren werden, kommt es zu und Italien ist. Zwischen Frankreich und der Produktionsüberschüssen, die dann ins Aus- Schweiz gibt es nicht genügend Netze. Deshalb land exportiert werden. nimmt der Strom den Umweg über Deutsch- land. Solche Ring- oder Transitflüsse treten Stromaustausch mit den Nachbarländern auch mit den östlichen Nachbarstaaten auf. Forschungsradar Infografik Jährlicher Importsaldo Deutschlands nach Ländern Aus Nordostdeutschland fließt Strom nach von 2003 bis September 2012 Süddeutschland über den Umweg Polen und Die Jahresbilanzen der physikalischen Stromflüsse zeigen, dass Deutschland regelmäßig Stromnettoexporteur ist für die Niederlande, die Schweiz, Österreich und Polen. Umgekehrt importiert Deutschland in der jährlichen Tschechien. Nettobilanz Strommengen aus Frankreich und Tschechien. Im Austausch mit Dänemark und Schweden dominieren mal die Importe und mal die Exporte. Insgesamt ist Deutschland seit 2003 Stromnettoexporteur. Terawattstunden (TWh) 25 Österreich Stromimport 20 Schweiz 15 Tschechien 10 Dänemark 5 Frankreich 0 Luxemburg -5 Niederlande -10 -15 Polen -20 Schweden Stromexport -25 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Jan-Sep 2012 Quelle: Öko-Institut: Auswirkungen des deutschen Kernenergie-Ausstiegs auf den Stromaustausch mit den Nachbarländern. Januar 2013 www.energie-studien.de Der europäische Stromhandel bietet grundsätz- lich Vorteile für den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Er ermöglicht mehr Flexibilität, um den fluktuierenden Anteil der regenerativen 10 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 10 01.07.2013 12:04:51 Uhr
Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2013 Strom, Wärme, Mobilität – Stand und Ausblick Die Energiewende steht nicht nur für den Umbau der Stromversorgung auf Erneuerbare Energien. Auch im Wärmebereich und im Verkehrssektor muss sie schneller aus den Startlöchern kommen. Sonne, Wind, Biomasse, Wasser und Geothermie sind heimische Energiequellen, die umfangreich und nach menschlichem Ermessen unendlich zur Verfügung stehen. Im Jahr 2012 deckten sie je- doch erst 12,6 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland. Es besteht also noch ein großer Ausbaubedarf. In Zukunft werden die drei Bereiche Strom, Wärme und Mobilität zunehmend zu- sammenwachsen. Elektroautos werden erneuerbaren Strom tanken und Wasserstoffautos mit Windgas fahren, was die deutsche Fahrzeugflotte klimafreundlicher machen wird. Wärmepumpen erzeugen heute schon mit Hilfe von Strom umweltfreundliche Heizenergie aus Erd- oder Umge- bungswärme. Über Entwicklungen und den aktuellen Stand in den Bereichen Strom, Wärme und Deutschland Mobilität informiert der folgende Abschnitt. Erneuerbare Stromerzeugung Durch dieses Wachstum waren die Erneuerbaren Im Stromsektor ist die Energiewende bereits am Energien im Jahr 2012 nach der Braunkohle (26 Weitesten fortgeschritten. Seit das Erneuerbare- Prozent) bereits der zweitwichtigste Energieträ- Energien-Gesetz (EEG) das Stromeinspeisege- ger. Die Windenergie trug mit 7,4 Prozent den setz im Jahr 2000 ablöste, hat sich der Anteil an größten Anteil unter den regenerativen Quellen der Stromerzeugung von etwa 7 Prozent auf rund bei, wobei Solarenergie, Wasserkraft und Bio- 22 Prozent im Jahr 2012 mehr als verdreifacht. masse im Vergleich zum Vorjahr aufholten. Am Die Bruttostromerzeugung stieg von 37,9 Milliar- schnellsten stieg der Anteil der Photovoltaik. Sie den Kilowattstunden (kWh) auf 136 Millliarden konnte ihren Anteil von nur einem Prozent im kWh im Jahr 2012. Kern des Erfolgs waren die im Jahr 2009 auf 4,5 Prozent im Jahr 2012 steigern. EEG festgeschriebenen Prinzipien der garantier- Im Jahr 2011 lag sie noch gleichauf mit der Was- ten Einspeisevergütung und des Einspeisevor- serkraft bei drei Prozent. Die Stromerzeugung rangs der Erneuerbaren Energien. Diese schaff- aus Windenergie ging, trotz der deutlichen Zu- ten die notwendige Planungssicherheit für Inves- nahme der installierten Leistung von knapp titionen in den Ausbau der Erneuerbaren Energi- 28.872 MW auf 31.308 MW, wetterbedingt leicht en. Auch im Jahr 2012 wuchs die Stromerzeugung zurück (46 Milliarden kWh gegenüber 48 Milliar- aus Erneuerbaren Energien dynamisch, gegen- den kWh im Jahr 2011). über 2011 stieg die Stromerzeugung aus Sonne, Wind, Biomasse, Geothermie und Wasserkraft Die ostdeutschen Länder sind beim Ausbau der um zehn Prozent. Erneuerbaren Energien schon besonders weit vo- rangeschritten. Unter den fünf Ländern mit dem Der Strommix in Deutschland im Jahr 2012 größten Anteil Erneuerbarer Energien an der Mit 136 Milliarden Kilowattstunden lieferten Erneuerbare Energien 22 Prozent der Bruttostromerzeugung. Bruttostromerzeugung belegen sie drei Plätze. Photovoltaik Erdgas: Sonstige: 35 Mrd. kWh 28 Mrd. kWh Die Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen- (4,5%) 70 Mrd. kWh (11%) (6%) Anhalt, Thüringen und Brandenburg wissen die Wasserkraft Steinkohle: 21 Mrd. kWh Chancen der Energiewende für sich zu nutzen. Sie (3,4%) 118 Mrd. kWh (19%) Biomasse sind beim Ökostromanteil und bei der Bedeutung gesamt (inkl. biogenem 618 Mrd. kWh Müll): der von der Branche geschaffenen Arbeitsplätze Kernenergie: 41 Mrd. kWh 100 Mrd. kWh (6,6%) im Land führend. Aber auch westdeutsche Länder (16%) Windenergie mit hohen Anteilen Erneuerbarer Energien an der 46 Mrd. kWh Braunkohle: Erneuerbare (7,4%) Stromerzeugung wie Schleswig-Holstein, Nieder- 159 Mrd. kWh (26%) Energien: sachsen oder Bayern profitieren überdurch- Quelle: AG Energiebilanzen, BMU 136 Mrd. kWh (22%) Stand: 3/2013 schnittlich von den ökonomischen Vorteilen. 11 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 11 01.07.2013 12:04:52 Uhr
Bundesländer mit neuer Energie Der Ausbau der Windenergie ging 2012 grund- Sachsen-Anhalt (7,2 Prozent). Die mit Abstand sätzlich gut voran. Neue Anlagen mit insgesamt größten Strommengen (Biomasse ohne Abfall) 2.440 MW Leistung gingen ans Netz und 541 MW produzierten im Jahr 2011 allerdings die großen kamen durch Repowering-Maßnahmen hinzu, Flächenländer Bayern (5.927 Milliarden kWh) während nur 196 MW abgebaut wurden. und Niedersachsen (5.679 Milliarden kWh). Bun- desweit nahm die Stromerzeugung von 38 Milli- Bei der Windenergie sind die nördlichen Bundes- arden kWh auf 41 Milliarden kWh zu. Verantwort- länder klar führend. Das überrascht nicht, ver- lich für den weiteren Aufwind im Jahr 2012 war fügt der Norden doch über das größere Windauf- vor allem der Biogasausbau. Allerdings verlang- kommen. Zudem haben die Nordländer schon samte sich der Zubau an Biogasleistung gegen- früh auf die Windenergie gesetzt und entspre- über dem Jahr 2011. Der Zubau an Erzeugungs- chend Flächen für die Windenergienutzung aus- kapazitäten aus fester Biomasse lag konstant gewiesen. Spitzenreiter blieb im Jahr 2012 das auf Vorjahresniveau, die Stromerzeugung aus Deutschland Land Niedersachsen mit 7.338 MW installierter flüssiger Biomasse ging dagegen aufgrund von Leistung. Es folgten Brandenburg (4.814 MW), Kraftwerksstillegungen wieder etwas zurück. Sachsen-Anhalt (3.813 MW) und Schleswig-Hol- stein (3.588 MW). Trotz dieser eindrucksvollen Die Wasserkraft hatte durch hohe Nieder- Zahlen gibt es immer noch viel Potenzial für ei- schlagsmengen und Schneeschmelze im Jahr nen weiteren Ausbau. Der Süden holt inzwischen 2012 gegenüber dem Vorjahr günstige Bedingun- auf. Denn das Potenzial ist auch hier enorm. In gen. Deshalb stieg die Stromerzeugung aus Bayern legte die installierte Leistung im Ver- Wasserkraftwerken trotz geringem Zubau an in- gleich zum Vorjahr um 28,9 Prozent bundesweit stallierter Leistung von 18 auf 21 Milliarden kWh. am schnellsten zu, gefolgt vom Saarland (24,5 Die Wasserkraftnutzung konzentriert sich vor- Prozent). Auch Baden-Württemberg will von sei- wiegend auf die Alpenländer. Bayern und Baden- nem vorletzten Platz bei der installierten Leis- Württemberg erzeugten zusammen circa 80 Pro- tung weiter nach oben und mit neuer Gesetzge- zent des gesamten Wasserkraftstroms. Die Geo- bung die entscheidenden Bremsen lösen. thermie konnte ihren Ertrag um beachtliche 35 Prozent steigern, spielt aber mit 25 Millionen Die Photovoltaik konnte 2012 einen neuen Zubau- kWh im gesamten Strommix immer noch eine rekord verzeichnen. 7.604 MW kamen binnen kleine Nebenrolle. Jahresfrist hinzu und erhöhten damit die instal- lierte Leistung auf insgesamt 32.643 MW. Die Erneuerbare Wärme Stromerzeugung stieg im Vergleich zu 2011 um 45 Das Bereitstellen von Wärme fällt beim Energie- Prozent, von 19,3 Milliarden kWh auf 28 Milliarden verbrauch in Deutschland am stärksten ins Ge- kWh. Seit 2012 ist die Photovoltaik nun nach Wind wicht. Etwa die Hälfte des gesamten Endener- und Biomasse die drittgrößte erneuerbare Strom- gieverbrauchs (Strom, Wärme, Mobilität) entfällt quelle. Unter den Bundesländern führt der Süden auf den Wärmesektor. Den größten Teil macht bei der Stromerzeugung aus Solarenergie mit das Heizen von Gebäuden, Warmwasser und die klarem Vorsprung. In Bayern trug die Photovolta- Bereitstellung von Prozesswärme für die Indus- ik 2011 bereits acht Prozent zur gesamten Strom- trie aus. Die Wärmeversorgung in Deutschland erzeugung bei. In Baden-Württemberg waren es wird immer noch weitgehend mit fossilen beachtliche 5,5 Prozent, in Rheinland-Pfalz sogar Brennstoffen gedeckt – vor allem mit Erdgas schon 5,9 Prozent. und Heizöl. Der Treibhausgasausstoß ist dem- entsprechend hoch. Rund 40 Prozent der ener- Die Biomasse spielt bei den Anteilen an der giebedingten CO 2 -Emissionen stammen aus der Stromerzeugung hauptsächlich in den dünn be- Wärmeerzeugung. Die Potenziale zur Energie- siedelten Bundesländern eine prägende Rolle. einsparung sind gewaltig. Die Emissionen kön- Führend sind hier die Länder Thüringen (19,3 nen durch Gebäudedämmung und den Aus- Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (18,7 Pro- tausch veralteter, ineffizienter Heizungsanlagen zent), Schleswig-Holstein (7,9 Prozent) und gesenkt werden. 12 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 12 01.07.2013 12:04:52 Uhr
Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2013 Bruttostromerzeugung und Anteile der Erneuerbaren Energien in den Bundesländern Bruttostromerzeugung und Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien 2011 2.790 Mio. kWh 8.330 Mio. kWh Bruttostromerzeugung 262 Mio. kWh 213 Mio. kWh Stromerzeugung EE Hamburg Berlin Anteile der Energieträger an der Bruttostrom- erzeugung 2011 in den Bundesländern 9,4 % 2,6 % Erneuerbare Energien 2,9 % 23.360 Mio. kWh 0,1 % Windenergie 90,6 % 97,4 % 0,4 % 8.795 Mio. kWh 0,5 % Strom aus Wasserkraft 6,0 % 2,1 % Braun- und Schleswig-Holstein 26,5 % Steinkohle, Photovoltaik Erdgas und Bioenergie Kernenergie* 37,6 % 8.680 Mio. kWh *Aufgrund von Datenschutzgründen geben die Statistischen Landesämter 5.007 Mio. kWh 3,2 % 35,5 % keine detaillierten Daten zum Anteil 62,4 % der fossilen und nuklearen Energien Mecklenburg-Vorpommern 0,1 % an der Stromerzeugung an. 7,9 % 57,7 % 3,1 % 42,3 % 7.640 Mio. kWh Deutschland 18,7 % 303 Mio. kWh 72.300 Mio. kWh Bremen 19.591 Mio. kWh 4% Niedersachsen 16,8 % 96 % 3,4 % 46.980 Mio. kWh 27,1 % 0,2 % 23.180 Mio. kWh 11.302 Mio. kWh 0,3 % 72,9 % 8.501 Mio. kWh 2,1 % 0,4 % Brandenburg 7,9 % Sachsen-Anhalt 24,1 % 16,8 % 180.800 Mio. kWh 26,5 % 36,7 % 10.500 Mio. kWh 75,9 % 0,4 % 1,7 % Nordrhein-Westfalen 63,3 % 2,3 % 5,2 % 5,8 % 7,2 % 2,7 % 19,0 % 0,2 % 7.120 Mio. kWh 94,2 % 19.210 Mio. kWh 36.260 Mio. kWh 1,1 % 3.198 Mio. kWh 3.118 Mio. kWh 3.778 Mio. kWh 1,7 % 1,6 % Thüringen Sachsen Hessen 4,8 % 10,4 % 16,2 % 44,9 % 16.020 Mio. kWh 4,6 % 19,3 % 4,6 % 4.542 Mio. kWh 1,3 % 55,1 % 89,6 % 83,6 % 0,8 % 4,9 % Rheinland-Pfalz 1,8 % 4,8 % 3,2 % 13,1 % 28,4 % 4,8 % 71,6 % 5,9 % 4,3 % 89.200 Mio. kWh 24.624 Mio. kWh Bayern 59.630 Mio. kWh 10.922 Mio. kWh 0,9 % 27,6 % 8.940 Mio. kWh 505 Mio. kWh Baden-Württemberg 12,0 % 72,4 % Saarland 18,3 % 8,0 % 5,6 % 6,6 % 1,0 % 2,5 % 81,7 % 6,9 % 94,4 % 0,7 % 5,5 % Bruttostromerzeugung gesamt 2,0 % 4,8 % 0,5 % 0 - 15.000 Mio kWh 15.000 - 30.000 Mio kWh 30.000 - 45.000 Mio kWh 45.000 - 80.000 Mio kWh über 80.000 Mio kWh Quelle: BDEW, Statistische Landesämter, StBA, AGEB. Berechnung durch ZSW | Stand: 04/13 www.foederal-erneuerbar.de 13 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 13 01.07.2013 12:05:01 Uhr
Bundesländer mit neuer Energie er Wärmebereich gilt als der „schlafende Rie- D und der Geothermie wächst stetig. Die Wärmebe- se“ im Klimaschutz, den es zu wecken gilt – reitstellung aus Solarenergie wuchs von 5,6 auf durch Energieeffizienz, Energieeinsparung und 6,1 Milliarden kWh, die oberflächennahe Erdwär- verstärkten Einsatz Erneuerbarer Energien. me von 6,0 auf 6,7 Milliarden kWh. Zusammen Nicht ganz so dynamisch wie die regenerative kommen sie auf neun Prozent der Wärmeerzeu- Stromerzeugung, aber immer noch deutlich, gung aus Erneuerbaren Energien. Die Solarkol- stieg die Wärmebereitstellung aus Erneuerbaren lektorfläche wuchs in den vergangenen Jahren Energien 2012. Gegenüber dem Vorjahr wuchs jeweils um über eine Million Quadratmeter (m²) die Wärmeerzeugung von 135 Milliarden kWh auf und hat im Jahr 2012 über 16 Millionen m² er- 144 Milliarden kWh. Im Jahr 2012 konnten die Er- reicht. An der gesamten Wärmebereitstellung neuerbaren Energien so bereits 40 Millionen erreichte die Solarthermie allerdings erst einen Tonnen CO 2 -Äquivalente einsparen. Anteil von 0,4 Prozent. Hierbei ist also noch viel Luft nach oben. Insgesamt könnten auf Dächern Deutschland Endenergieverbrauch der privaten Haushalte von Wohn- und Nichtwohngebäuden etwa 812 Mil- Deutschlands 2011 lionen m² Solarkollektorfläche installiert werden. Der größte Teil des Energiebedarfs deutscher Privathaushalte entfällt auf die Wärme- versorgung. Nicht enthalten ist der Energieverbrauch für Mobilität, da der Verkehrs- Von den 460.000 im Jahr 2012 installierten Wär- sektor statistisch separat erfasst wird. mepumpen kamen alleine 2012 59.500 hinzu, und 82 % 13,7 % somit noch mehr als im Vorjahr (53.700). Wärmeverbrauch Stromverbrauch (498,7 Mrd. kWh) (110,8 Mrd. kWh) Wärme aus Erneuerbaren Energien 2012 Bioenergie ist wichtigste Quelle erneuerbarer Wärme, die 9,5 % des Gesamt: 609,5 deutschen Wärmeverbrauchs deckte. Milliarden 1,9 % (2,7 Mrd. kWh) Kilowattstunden Flüssige Biomasse (Pflanzenöl, Schwarzlauge) Quelle: BMWi; Stand: 11/2012 www.unendlich-viel-energie.de 8,8 % (12,7 Mrd. kWh) Biogas, Klärgas und Deponiegas 4,2 % (6,1 Mrd. kWh) Der Anteil der Erneuerbaren Energien am ge- Gesamt: 144 Milliarden Solarthermie Kilowattstunden samten Wärmebedarf belief sich im Jahr 2012 erneuerbare Wärme 0,2 % (0,3 Mrd. kWh) (entspricht 10,4 % des Tiefengeothermie auf 10,4 Prozent. Gegenüber 2011 (10,2 Prozent) 80,3 % Wärmeverbrauchs Deutschlands 2012) 4,6 % (6,7 Mrd. kWh) (115,9 Mrd. kWh) Oberflächennahe konnte keine signifikante Steigerung des Erneu- Feste Biomasse Geothermie und (Holz, Abfall) Umweltwärme erbare-Energien-Anteils verzeichnet werden, was vor allem an einem höheren Gesamtener- Quelle: BMU; Stand: 2/2013 www.unendlich-viel-energie.de gieverbrauch als Folge eines kalten Winters lag. In der Hälfte der zwischen den Jahren 2009 und Innerhalb des erneuerbaren Anteils am Wärme- 2011 errichteten Neubauten wurden Erneuerba- markt stellt die feste Biomasse mit 80 Prozent re-Wärme-Anlagen installiert. Am häufigsten den überwiegenden Teil des Angebots. Aufgrund kamen Wärmepumpen zur Anwendung (in 27 des kalten Wetters ist der Holzverbrauch für Prozent der Neubauten), gefolgt von Solarther- Heizöfen in den privaten Haushalten im Jahr 2012 mieanlagen (in etwa 20 Prozent der Neubauten) gegenüber 2011 angestiegen. Zusätzlich zum und von Anlagen zur Nutzung fester Biomasse, klassischen Scheitholz stieg auch der Verbrauch z.B. Holzpelletheizungen (in etwa 5 bis 7 Prozent von Holzpellets. Die Wärmeerzeugung aus Pellet- der Neubauten). Der Neubausektor spielt gegen- heizungen legte von 3,5 Milliarden auf 4,3 Milliar- über den Bestandsgebäuden jedoch nur eine re- den kWh pro Jahr zu. Zählt man die flüssige Bio- lativ geringe Rolle, da nur niedrige Zubauraten masse und Biogas hinzu, hat die Bioenergie einen zu verzeichnen sind. Anteil an der erneuerbaren Wärme von über 90 Prozent. Die Zunahme der Wärme aus Biogas Im Wärmesektor ist es Ziel der Bundesregie- ging mit dem Anstieg der Stromerzeugung aus rung, den Anteil der Erneuerbaren Energien bis Biogasanlagen einher, die oft in Kraft-Wärme- 2020 auf 14 Prozent zu erhöhen. Bis 2050 soll der Kopplung Strom und Wärme gleichzeitig produ- gesamte deutsche Gebäudebestand klimaneut- zieren. Doch auch der Beitrag der Solarthermie ral werden. Da der Umstieg auf erneuerbare 14 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 14 01.07.2013 12:05:03 Uhr
Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2013 Wärme bislang nicht in dem Tempo voranschrei- auch im Verkehrsbereich. Auch hier kann die tet, wie es für das Erreichen der Klimaschutzzie- Nutzung Erneuerbarer Energien die Importab- le erforderlich wäre, fördert die Bundesregie- hängigkeit von fossilen Kraftstoffen reduzieren, rung die Nutzung Erneuerbarer Energien für die das Klima schützen, Innovationen hervorbrin- Wärmeversorgung mittels verschiedener Instru- gen und die lokale Wertschöpfung stärken. In mente. Insbesondere die hohe Anfangsinvestition Zukunft werden Elektrofahrzeuge, Wasserstoff- in eine neue Heizungsanlage bildet eine ent- autos, Bio-, Wind- und Solargas sowie Biokraft- scheidende Hürde für viele wechselwillige Ei- stoffe mehr und mehr die Verfeuerung von fos- genheimbesitzer. Daher sind Zuschüsse oder silem Benzin und Diesel ersetzen. Um den zinsgünstige Kredite aus dem Marktanreizpro- Treibhausgasausstoß im Verkehr deutlich zu gramm der Bundesregierung (MAP) die mit Ab- senken und um alle Verkehrsbereiche umstel- stand wichtigsten Anreize zur Energiewende im len zu können, braucht es den Einsatz aller er- Gebäudebestand. Den Einsatz von Erneuerbaren neuerbaren Techniken. Deutschland Energien im Neubaubereich regelt das Erneuer- bare-Wärme-Gesetz aus dem Jahr 2009, das ei- Biokraftstoffe nen Mindestanteil der Wärmegewinnung aus Im Jahr 2012 kamen rund 3,8 Millionen Tonnen Erneuerbaren Energien vorschreibt. Biokraftstoffe zum Einsatz. Damit ist der Markt für Biokraftstoffe gegenüber dem Vorjahresni- Beheizungsstruktur neuer Wohnungen veau leicht gewachsen. Der Biodieselabsatz stieg Heizsysteme in zum Bau genehmigten Wohneinheiten leicht an, von 2,4 Millionen Tonnen auf rund 2,5 in Prozent Millionen Tonnen. Einen kleinen Zuwachs konnte 100 Weitere Brennstoffe (bis 2003 einschließl. Holz u. Pellets) Holz/Holzpellets auch der Einsatz von Bioethanol verzeichnen. Im 80 Heizöl Jahr 2012 wurden 1,25 Millionen Tonnen abge- 60 Strom setzt, gegenüber 1,23 Millionen Tonnen im Jahr 40 Fernwärme 2011. Durch die Konsolidierung des Verkaufs von Wärmepumpen E10-Benzin konnte der Absatz stabil gehalten 20 Gas werden. Reines Pflanzenöl spielt mit 25 Tausend 2000 2005 2010 2011 Tonnen dagegen kaum mehr eine Rolle im Kraft- Quelle: BDEW/statistische Landesämter, Stand 2012 www.unendlich-viel-energie.de stoffbereich, genauso wenig wie reiner Biodiesel (B100) mit 131.000 Tonnen oder E 85 (Bioethanol) 2011 wurden nach Angaben des Statistischen Bun- mit 21.000 Tonnen. Nach einem starken Absatz- desamtes deutschlandweit 186.332 neue Gebäude einbruch in den Vorjahren konnte der Abwärts- errichtet. Demgegenüber umfasst der Gebäude- trend der reinen Biokraftstoffe aber insgesamt bestand mehr als 18 Millionen Wohngebäude. gestoppt werden. Diese sind nicht von der Nutzungspflicht des Er- neuerbare-Energien-Wärmegesetzes betroffen. Der Biokraftstoffmarkt in Deutschland durchlief Auch bei einer Sanierung ist der Umstieg auf eine in Vergangenheit und Gegenwart gegenläufige erneuerbare und/oder effizientere Heizung nicht zwingend vorgeschrieben. Die Folge ist ein Mo- Biokraftstoffe und fossiler Kraftstoffverbrauch dernisierungsstau bei den Heizungsanlagen, ob- in Deutschland 2012 Biokraftstoffe 3,8 Mio. t Anteil Biokraftstoffe am Gesamt- wohl unterschiedliche, technisch ausgereifte und kraftstoffverbrauch 2012: 5,7 % (energetisch) erprobte regenerative Wärmesysteme zur Verfü- Biodiesel fossiler Diesel 2,5 Mio. t gung stehen, die den Nutzern in vielen Fällen so- 31,3 Mio. t gar bares Geld sparen. Es besteht daher weiter Handlungsbedarf, um die Nutzung Erneuerbarer Energien im Wärmebereich zu beschleunigen. Pflanzenöl fossiles 0,03 Mio. t Benzin Erneuerbare Energien im Verkehr 18,5 Mio. t Bioethanol 1,3 Mio. t Die Energiewende muss nicht nur im Strom- (ohne Luftverkehr, Erdgas und Biomethan) und Wärmesektor umgesetzt werden, sondern Quelle: BAFA, BMU, Stand: 4/2013 15 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 15 01.07.2013 12:05:04 Uhr
Bundesländer mit neuer Energie Entwicklungen, die die deutsche Förderpolitik Benzin oder Diesel. Durch den Einsatz von Bio- widerspiegeln. Nachdem zuvor gewährte Steue- methan, also von CO 2 gereinigtem Biogas, würde rerleichterungen seit 2007 schrittweise ausge- sich die Klimabilanz dieser Antriebsart noch ein- laufen sind, konnten Pflanzenöl und reiner Bio- mal deutlich steigern. Zudem können entspre- diesel (B100) nicht mehr konkurrenzfähig gegen- chend angetriebene Autos nicht nur auf Bioener- über fossilem Diesel angeboten werden. Dies gie als regenerativen Energieträger zurückgrei- führte zu einem deutlichen Absatzrückgang bei fen, auch das beim Power-to-Gas-Verfahren aus diesen Arten von Reinbiokraftstoffen. Kraftstoffe überschüssigem Wind- oder Solarstrom gewon- aus Biomasse werden aktuell vorrangig über das nene Methangas kann in entsprechend motori- seit 2007 gültige Biokraftstoffquotengesetz ge- sierten Fahrzeugen für eine weitgehend kli- fördert. Dieses Gesetz regelt die Beimischung maneutrale Fortbewegung sorgen. von Biokraftstoffen zu Benzin und Diesel. In Deutschland gilt seit 2010 eine feste Beimi- Elektromobilität Deutschland schungsquote von 6,25 Prozent (energetisch). Elektromobilität gibt es in vielen Spielarten: Ne- Zum Erreichen dieser Quote wird fossilem Diesel ben rein batterieelektrischen Fahrzeugen, die aktuell 7 Prozent Biodiesel beigemischt. Bei als einzige Energiequelle den zuvor in einer Bat- Benzinprodukten ist neben dem konventionellen terie gespeicherten Strom verwenden, gibt es Superbezin, dem 5 Prozent Bioethanol beige- etwa Wasserstofffahrzeuge. Diese werden zwar mischt sind, seit Anfang 2011 auch das so ge- auch über Elektromotoren angetrieben, den da- nannte E10 im Angebot, bei welchem der Anteil für notwendigen Strom erzeugen sie aber erst an Bioethanol doppelt so hoch ist. an Bord mittels einer Brennstoffzelle im Fahr- zeug. Zudem gibt es in Form der Hybridfahrzeu- Eine Zäsur im deutschen Biokraftstoffmarkt bil- ge viele unterschiedliche Antriebskonzepte, die det die Anwendung der EU-Nachhaltigkeitsvor- elektrische Antriebe mit klassischen Verbren- schriften. Deutschland hat diese neuen Umwelt- nungsmotoren kombinieren – die Möglichkeiten vorschriften für Bioenergie als erster Mitglieds- reichen dabei von einer reinen Unterstützung staat umgesetzt. Biokraftstoffe müssen demnach des Verbrenners durch den Elektromotor bis hin mindestens 35 Prozent an Treibhausgasen ge- zu rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen, bei genüber fossilen Kraftstoffen einsparen. Von 2017 denen der Verbrennungsmotor bei leerer Batte- an steigt der Wert auf 50 Prozent und 2018 auf 60 rie als sogenannter Range Extender den Strom Prozent. Weil sich in Deutschland die Biokraft- für den Vortrieb liefert. stoffquote von 2015 an nicht mehr an der auf dem Markt abgesetzten Menge, sondern an der Netto- Treibhausgasreduktion des verkauften Kraftstoffs orientiert, entsteht durch die Höhe der eingespar- ten Emissionen ein echter Wettbewerbsvorteil von besonders klimaschonenden Biokraftstofftechno- logien. Dann gilt: Je höher der Klimaschutzbei- trag, desto stärker die Anrechnung auf die Quote. In der Erneuerbare-Energien-Richtlinie haben sich die EU-Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, bis 2020 zehn Prozent des Bruttoendenergiever- brauchs im Verkehrssektor aus Erneuerbaren Energien zu decken. Hierfür kommen aber nicht nur die Bioenergie, sondern auch elektrisch oder mit Biogas betriebene Fahrzeuge in Frage. Der Erdgasantrieb ist als prinzipiell ausgereifte Bundesregierung und EU-Kommission sehen in Technik schon heute im Einsatz und klimafreund- der breiten Markteinführung von Elektromobilität licher als die Verbrennung von konventionellem ein bedeutendes Potenzial zur Senkung der Treib- 16 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 16 01.07.2013 12:05:05 Uhr
Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2013 hausgasemissionen im Verkehrssektor. Auch ganz überwiegenden Teil importiert werden müs- strombetriebene Fahrzeuge sollen einen Anteil sen, überkompensiert. zum EU-Ziel von zehn Prozent Erneuerbaren Energien im Verkehrssektor bis 2020 beisteuern. Neben der Umweltbilanz sprechen auch die Mög- Allerdings lassen sich die Treibhausgasemissio- lichkeiten zur Verknüpfung von Elektromobilität nen im Verkehr nur senken, wenn der Strom (oder und Ökostromproduktion für einen breiten Ein- der Wasserstoff für Brennstoffzellenfahrzeuge) satz. Mit Hilfe einer intelligenten Ladeinfrastruk- für die Elektrofahrzeuge aus Erneuerbaren Ener- tur könnten die Ladephasen der Batterien an gien stammt. Mit konventionell erzeugtem Strom, Zeiten mit hoher Einspeisung fluktuierender Son- nen- und Windenergie angepasst werden und so Erneuerbare Elektromobilität: helfen, Stromproduktion und –verbrauch in Ein- Wenig Strom für viele Fahrzeuge klang zu bringen. Eine Studie des Energie Impuls Erzeugung bzw. Bedarf von Strom aus Erneuerbaren Energien 700 OWL von 2010 beziffert das Speichervolumen von (in Mrd. kWh) Deutschland 600 Stromerzeugung aus Erneuerbaren einer Million Elektrofahrzeuge auf 15 Millionen Energien, Szenario des Bundesumwelt- kWh. Dies würde zwar nur für eine kurzzeitige 500 ministeriums Stromerzeugung lt. Alternativszenario Speicherung reichen – insbesondere wenn man 400 der EE-Branche bis 2020 berücksichtigt, dass die Batterien nur zu einem 300 zur Deckung des Strombedarfs der gewissen Grad dem zentral gesteuerten Lastma- Elektrofahrzeuge 200 benötigter Strom nagement zur Verfügung stehen. Die kumulierte aus Erneuerbaren 40 Mio. Energien Anschlussleistung der Elektroautoflotte liegt mit 100 10 Mio. Fahrzeuge 1 Mio. Quellen: DGS/BSM, Fahrzeuge Fahrzeuge BMU-Leitszenario E2/E3, AEE-/BEE-Branchenprog insgesamt 10.000 MW dagegen sehr hoch. Selbst 0 nose 2020, Stand: 7/2009 2008 2020 2030 2050 wenn nur die Hälfte der Fahrzeuge am Netz wä- www.unendlich-viel-energie.de ren, entspricht dies etwa 70 Prozent der deut- schen Pumpspeicherleistung. Damit eignen sich der mehrheitlich aus Kohlekraftwerken stammt, die Fahrzeuge hervorragend zum kurzfristigen verursachen die Fahrzeuge ähnlich viel oder so- Abdämpfen von Erzeugungs- und Lastspitzen so- gar mehr Emissionen als ein Verbrennungsmotor. wie zur Bereitstellung von Regelenergie – sofern Für einen großflächigen und nachhaltigen Einsatz bidirektionale Lastflüsse ermöglicht werden. von Elektromobilität müssen daher zusätzliche Erneuerbare-Energien-Anlagen errichtet werden, Die Entwicklung im Elektroautomarkt verläuft um den dort anfallenden Energiebedarf zu de- trotz wachsender Dynamik aktuell noch relativ cken. Allerdings hält dieser sich in Grenzen: Für schleppend. Während sich bei zweirädrigen den Betrieb der von der deutschen Bundesregie- Fahrzeugen mit Elektromotor, insbesondere bei rung angestrebten eine Million Elektrofahrzeugen Pedelecs – also Fahrrädern mit Elektrounter- im Jahr 2020 sind gerade einmal 0,3 Prozent des stützung – schon ein großer und wachsender Bruttostrombedarfs von 2009 notwendig. Dieser Markt entwickelt hat, sind die Zulassungszahlen Mehrbedarf an Elektrizität kann bei einem ambi- von Elektro- oder Hybrid-Pkw noch überschau- tionierten Ausbau Erneuerbarer Energien prob- bar: Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes lemlos gedeckt werden. Gesamtwirtschaftlich sind im Jahr 2012 knapp 3.000 (2011: ca. 2.150) verbessert sich die Energiebilanz sogar: Da Elek- neue Elektrofahrzeuge hinzugekommen. Insge- troantriebe die gespeicherte Energie sehr direkt samt sind 7.500 Elektroautos auf den deutschen in Vortrieb umwandeln, haben sie einen deutlich Straßen unterwegs. Damit haben sie einen Anteil höheren Wirkungsgrad als fossil betriebene Fahr- von nur 0,1 Promille. Auch bei Hybrid-Autos sieht zeuge, bei denen ein erheblicher Teil der im Ver- es nur geringfügig besser aus: Anfang 2013 wa- brennungsprozess umgewandelten Energie als ren knapp 65.000 Fahrzeuge mit kombinierten Wärme verloren geht. Der für den Ausbau der Batterie- und Verbrennungsantrieben auf Elektromobilität zusätzlich erforderliche Strom Deutschlands Straßen unterwegs. Um das Ziel wird energetisch also (bei gleichbleibenden Fahr- der Bundesregierung von einer Million zugelas- leistungen) durch die Einsparungen beim Ver- senen Elektrofahrzeugen 2020 zu erreichen, ist brauch von Mineralölprodukten, die zudem zum es also noch ein weiter Weg. 17 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 17 01.07.2013 12:05:06 Uhr
Bundesländer mit neuer Energie Der politische Instrumentenkasten der Energiewende Eine Energieversorgung auf Basis von fossilen Rohstoffen und Uran ist mit dem Zieldreieck des Energiewirtschaftsgesetzes aus Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit auf Dauer nicht vereinbar. Alle drei Kriterien können langfristig nur die Erneuerbaren Energien erfül- len. In Artikel 20a des Grundgesetzes hat sich der deutsche Staat dazu verpflichtet „auch in Ver- antwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen“ zu schützen. Damit die Erneuerbaren Energien im Sinne der Generationengerechtigkeit die Energieversorgung immer weiter übernehmen können, hat Deutschland eine Reihe von Gesetzen, Verordnungen und Pro- grammen zu deren Förderung beschlossen. Wie jede neue Energieform benötigen auch die Erneu- erbaren Energien eine Anschubfinanzierung, die sich langfristig bezahlt macht. Bereits heute ist zu sehen, wie die Kosten der regenerativen Energien sinken. Deutschland Das Energiekonzept Status Ziele Im März 2011 ereignete sich die Atomkatastrophe quo von Fukushima. Als Reaktion darauf verkündete 2012 2020 2030 2040 2050 die Bundesregierung, die kurz zuvor beschlosse- Anteil EE am 12,6 % 18 % 30 % 45 % 60 % Bruttoendener- ne Laufzeitverlängerung für die deutschen gieverbrauch Atomkraftwerke teilweise rückgängig zu machen Anteil EE am 22,9 % mind. mind. mind. mind. und die sieben ältesten Atomkraftwerke plus das Bruttostrom- 35 % 50 % 65 % 80 % verbrauch Kraftwerk Krümmel sofort vom Netz zu nehmen. Anteil Biokraft- 5,7 %1) 10 % Im Juni 2011 beschloss die Regierung den end- stoffe im gültigen Atomausstieg bis 2022. Verkehrssektor Anteil EE an 10,4 % 14 % Wärmebereit- Das Ziel der Bundesregierung ist es, den Anteil stellung der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch Endenergiever- –1,8 %2) –10 % –40 % brauch im bis zum Jahr 2020 auf mindestens 35 Prozent Verkehrssektor, und bis 2050 auf 80 Prozent zu erhöhen. Die verglichen mit 2005 durch den Atomausstieg wegfallende Strommen- Stromver- –3,3 % –10 % –25 % ge soll durch Erneuerbare Energien kompensiert brauch, vergli- werden. Dafür sollen auch die Verteil- und Über- chen mit 2008 tragungsnetze ausgebaut werden, um den Strom Treibhausgas- –25,5 % –40 % –55 % –70 % –80 % ausstoß, vergli- (Kyoto Ziel bis von den Erzeugungs- zu den Verbrauchsschwer- chen mit 1990 (–21%) ab –95 % punkten zu bringen. Bei der Wärmeversorgung 2007 erfüllt) soll der Anteil der Erneuerbaren Energien bis Senkung des –5,1 % –20 % –50 % 2020 auf 14 Prozent steigen. PEV, verglichen mit 2008; daraus folgt: + 2,0 %/ + 2,1 %/ Eine Auswahl an wichtigen Gesetzen und Pro- Energieproduk- Jahr Jahr grammen zur Förderung der Erneuerbaren tivität 2000- 2011 Energien wird im Folgenden vorgestellt. Wärmebedarf –20 % im Gebäude- Strom sektor PEV im –80 % Obwohl die Energiewende mehr ist als der Um- Gebäudesektor bau der Stromversorgung auf Erneuerbare Ener- ohne Flugbenzin; 2) 2011 (2012 noch nicht verfügbar) 1) gien, nimmt der Strombereich den größten Teil Quelle: Energiekonzept, mit den Beschlüssen der Bundesregierung und der öffentlichen Diskussion ein. Das liegt unter den Gesetzen zur Energiewende, Richtline 2009/28/EG, Beschlüsse des Energiewendepakets vom Juni/Juli 2011, IEKP, BMU, UBA, AGEB. anderem daran, dass der Ausbau der Erneuerba- Stand: 2013 18 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 18 01.07.2013 12:05:06 Uhr
Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2013 ren Energien in diesem Bereich schon am weites- voltaik, Wind und Bioenergie zunehmend den ten vorangeschritten ist. Gleichzeitig verursacht Gestehungskosten des konventionellen Kraft- die Stromerzeugung immer noch den mit Abstand werksparks nähern. Windenergie an Land ist oft größten Teil der deutschen Treibhausgasemissi- bereits kostengünstiger als konventionell er- onen. zeugter Strom. Zunehmend etablieren sich da- her auch Vermarktungsmodelle für erneuerba- Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ren Strom außerhalb des EEGs. Die Photovoltaik Der Motor und das wichtigste Instrument für den hat mittlerweile die sogenannte Netzparität er- Ausbau Erneuerbarer Energien im Stromsektor reicht. Das bedeutet, dass die Gestehungskosten ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Im schon deutlich unter dem Haushaltsstrompreis Jahr 2000 etablierte Deutschland mit dem EEG liegen, so dass sich für viele Besitzer neuer So- ein nationales Förderinstrument, das ein ver- larstromanlagen der Eigenverbrauch des Stroms bindliches Ausbauziel für sauberen Strom aus vom Hausdach lohnt. Die Degression führt zu- Deutschland Erneuerbaren Energien festlegte und eine siche- dem zu einem ständigen Ausbau von neuen An- re Investitionsgrundlage schuf. Die Kernelemen- lagen. Schließlich treffen Investoren ihre Investi- tionsentscheidungen Entwicklung der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien 1990-2012 aufgrund der ständig Milliarden Kilowattstunden (in Klammern: Anteil am gesamten Stromverbrauch in Prozent) Januar 2012: sinkenden Vergütung zü- Photovoltaik August 2004: 3. Novelle des EEG gig statt abwartend. Die 160 Bioenergie Windenergie 1. Novelle des EEG 2012: 136,1 (22,9 %) vom EEG ausgelöste 140 Wasserkraft April 2000: Januar 2009: Wachstumsdynamik hat Das Gesetz für den Vorrang 2. Novelle 120 Erneuerbarer Energien (EEG) tritt in Kraft des EEG 28,0 es den Herstellern von 1991: 100 Verabschiedung des Erneuerbare-Energien- Stromeinspeise- 40,9 80 gesetzes (StrEG) Anlagen ermöglicht, ihre 60 Kosten beständig zu 1990: 40 17,1 46,0 senken. Grund hierfür (3,1 %) 20 sind die industrielle 21,2 Massenproduktion sowie 0 1990 '91 '92 '93 '94 '95 '96 '97 '98 '99 2000 '01 '02 '03 '04 '05 '06 '07 '08 '12 Lerneffekte. Quellen: BMU, BEE, AEE Stand: 2/2013 www.unendlich-viel-energie.de Das EEG wird in der For- te des EEG bestehen bis heute aus dem Einspei- schung als ein sehr effektives und effizientes sevorrang für Strom aus erneuerbaren Energie- politisches Instrument angesehen, um Investiti- quellen gegenüber Strom aus Kohle, Gas oder onen in Erneuerbare Energien zu mobilisieren Atom sowie der festen, nach Technologien diffe- und einen raschen Ausbau zu erzielen. Anfang renzierten Einspeisevergütung für die Anlagen- 2013 hatten 71 Länder und 28 Bundesstaaten betreiber. Diese beiden Hebel haben eine enor- oder Provinzen weltweit ein an das deutsche EEG me Entwicklungsdynamik beim Ausbau der Er- angelehntes Fördersystem übernommen. neuerbaren Energien ausgelöst. Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Bruttostromver- Programm zur Förderung von brauch stieg von 6,5 Prozent im Jahr 2000 auf 23 Batteriespeichern Prozent im Jahr 2012. Von Mai 2013 an erhalten Betreiber von Photovol- taikanlagen, die sich zusätzlich einen Batterie- Das Gesetz schuf für Investoren die nötige Plan- speicher anschaffen wollen, eine finanzielle För- barkeit und Investitionssicherheit. Ein weiteres derung. Sie erhalten über die KfW ein zinsgüns- Kernelement des EEG ist die Degression der Ver- tiges Darlehen mit einem Tilgungszuschuss. gütung, das heißt deren schrittweises und konti- Gefördert werden sowohl neu zu installierende nuierliches Absenken. Die Degression übt Druck Solaranlagen in Verbindung mit dem Speicher auf die Hersteller aus, die Kosten zu senken. als auch bestehende Anlagen, die mit einem Kontinuierliche Kostensenkungen lassen Photo- Speicher nachgerüstet werden. Die Anlage darf 19 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 19 01.07.2013 12:05:06 Uhr
Bundesländer mit neuer Energie eine Leistung von maximal 30 kWp nicht über- Technologie zum Einsatz kommt: Bei Solarther- schreiten. Pro Kilowatt Leistung gibt es bis zu mie sind es mindestens 15 Prozent, bei Biogas 660 Euro. Überschüssiger Strom muss ins Netz mindestens 30 Prozent und bei Geothermie und eingespeist werden. Insellösungen erhalten kei- Umweltwärme (z.B. Wärmepumpen) sowie fes- ne Förderung. Als Fördersumme stellt die Bun- ter und flüssiger Biomasse (z.B. Holzpellets desregierung 25 Millionen Euro bereit. Die So- oder Pflanzenöl) mindestens 50 Prozent. Alter- larbranche erhofft sich davon sinkende Kosten nativ können sich die „Häuslebauer“ auch zu- aufgrund von Skalen- und Lerneffekten. sätzliche Dämmmaßnahmen oder die Wärme- versorgung aus Fernwärmenetzen, Abwärme Förderprogramm „Offshore Windenergie“ oder Kraft-Wärme-Kopplung anrechnen lassen. Die KfW stellt fünf Milliarden Euro als Darlehen Seit Mai 2011 verpflichtet das Gesetz auch die für die Realisierung der ersten zehn Offshore- Eigentümer öffentlicher Bestandsgebäude bei Windparks zur Verfügung. Dadurch sollen inno- einer grundlegenden Sanierung zum Einsatz Er- Deutschland vative Technologien weiterentwickelt werden und neuerbarer Energien. Die Bundesländer können wichtige Erfahrungen für folgende Offshore-Pro- eigene, über die Vorgaben des EEWärmeG hin- jekte gesammelt werden. Die Investitionsrisiken ausgehende Gesetze erlassen. In Baden-Würt- sind bei der Offshore-Windenergie wegen der temberg gilt im Gebäudebestand z.B. weiterhin Installation weit vor der Küste sehr hoch, wes- das bereits am 01. Januar 2008 eingeführte ba- halb die Banken bei der Kreditvergabe zögern. den-württembergische Erneuerbare-Wärme- Dieses Sonderprogramm verschafft Investoren Gesetz. Dort müssen auch beim Austausch der in Offshore-Projekte Kredite mit Zinsen in Heizungsanlage in einem bestehenden Gebäude marktüblicher Höhe und soll auch kleinen und erneuerbare Energiequellen zur Wärmeerzeu- mittleren Unternehmen Teilhabemöglichkeiten gung genutzt werden. an der Offshore-Windkraft bieten. Das Marktanreizprogramm Wärme Das Programm zur Förderung von Maßnahmen Die Bundesregierung fördert die Nutzung Erneu- zur Nutzung Erneuerbarer Energien im Wärme- erbarer Energien im Wärmebereich für Heizung markt (Marktanreizprogramm, MAP) soll dazu und Warmwasser mittels verschiedener Instru- führen, die Nutzung klimafreundlicher regenera- mente. Die Anfangsinvestitionen in eine regene- tiver Technologien auszuweiten. Das MAP um- rative Heizungsanlage liegen oft sehr hoch und fasst zwei Förderteile: den Zuschuss des Bun- stellen für viele Hausbesitzer, die ihre Wärme- desamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle versorgung umstellen wollen, eine hohe Hürde (BAFA) für kleinere Anlagen auf Basis Erneuer- dar. Investitionszuschüsse und zinsgünstige Kre- barer Energien (z.B. Solaranlagen, Pelletkessel, dite sind daher wichtige Instrumente, um die An- Wärmepumpen) und zinsgünstige Darlehen mit schaffung von modernen, erneuerbaren Hei- Tilgungszuschüssen für Großanlagen der KfW zungsanlagen anzureizen. Wichtige Impulse im (z.B. Nahwärmenetze, große Biomasseanlagen, Gebäudebestand setzt das Marktanreizprogramm Tiefengeothermie). Das erste Angebot zielt zu- (MAP). Die Anwendung klimafreundlicher Tech- meist auf private Investoren im Ein- und Zweifa- nologien bei Neubauten regelt eine gesetzliche milienhausbereich. Das Zweite kommt häufig im Vo rs c h r i f t , d a s E r n euerb a re - E n e rg i e n - gewerblich-kommunalen Bereich zum Einsatz. Wärmegesetz (EEWärmeG). Danach muss ein Das MAP fördert außerdem Maßnahmen im Neu- gewisser Mindestanteil der Wärmeversorgung bau, die über die gesetzlich vorgeschriebenen durch Erneuerbare Energien gedeckt werden. Mindestmaßnahmen hinausgehen. Inzwischen können auch solarthermische Anlagen in neu Das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz errichteten Mehrfamilienhäusern oder in neuen Jeder Bauherr muss seit 2009 seinen Wärme- Gewerbegebäuden bezuschusst werden. Bei Ver- und Kälteenergiebedarf zu einem bestimmten wendung solarer Prozesswärme in Gewerbe und Anteil mit erneuerbaren Energiequellen decken. Industrie werden bis zu 50 Prozent der Nettoin- Der Prozentsatz ist abhängig davon, welche vestitionskosten erstattet. Außerdem unterstützt 20 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 20 01.07.2013 12:05:07 Uhr
Jahresreport Föderal-Erneuerbar 2013 der Gesetzgeber Stadtwerke und Energiedienst- ten und könnte daher eine große Menge Treibh- leister, wenn sie ihre Kunden im Rahmen von ausgase und Kosten einsparen. Contracting mit Wärme aus solarthermischen Anlagen, Biomasseanlagen oder Wärmepumpen Im Jahr 2012 wurden über das BAFA 144 Millionen versorgen. Neben der Basisförderung stehen Euro für die Förderung Erneuerbarer Wärme auch noch Bonusförderungen zur Verfügung. über das MAP ausgegeben. Gegenüber 2011 stieg Diese werden für besonders innovative oder effi- die Summe um 32 Millionen Euro. Allerdings sind ziente Anwendungen gewährt. Zum Beispiel er- die Förderzahlen immer noch weit entfernt von halten Hauseigentümer bei der Kombination den Investitionen in 2008 und 2009, bevor die zweier Technologien, wie einer Wärmepumpe Nachfrage am MAP aufgrund des Förderstopps zusammen mit einer Solarthermieanlage, einen in 2010 deutlich zurückging. 2012 hat sich vor al- regenerativen Kombinationsbonus. lem die Förderung von Biomasseanlagen gegen- über dem Vorjahr enorm gesteigert. Die Zuschüs- Deutschland Das MAP ist das einzige Förderprogramm für er- se und die Zahl der geförderten Anlagen haben neuerbare Wärme im Gebäudebestand, das im sich fast verdoppelt. Auch Solaranlagen nahmen gesamten Bundesgebiet gilt. In der Vergangen- heit wurden die Mittel im MAP jedoch aufgrund Marktanreizprogramm für Erneuerbare Energien Teil KfW: Programm Erneuerbare Energien (Premium) von Haushaltsengpässen immer wieder redu- Volumen zugesagter Darlehen mit Tilgungszuschuss in Mio. € nach Verwendungszwecken ziert oder gänzlich gesperrt. Diese Schwankun- (Anzahl zugesagter Darlehen mit Tilgungszuschuss nach Verwendungszwecken) Biomasseanlagen gen verunsichern Investoren und bremsen den Wärmeerzeugung 46,4 (580) Umstieg auf erneuerbare Wärme. Im Gegensatz Wärmenetze Solarkollektor- anlagen 7,6 (83) 272,6 dazu ist im Bereich der KfW-Förderung eine ste- (1.827) Biogasleitungen 3,2 (14) tige Entwicklung zu beobachten. Diese Erfahrung Wärmespeicher 7,8 (184) Biomasseanlagen Kraft- macht deutlich, dass nur eine verlässliche und gesamt Wärme-Kopplung 5,6 (23) rd. 365 Mio. € Tiefengeothermie 12,2 (4) planbare Förderung eine effektive, stetige Markt- Aufbereitung, Einspeisung entwicklung ermöglicht. von Biogas 8,4 (5) Große Wärmepumpen 0,9 (4) Quelle: BMU 2013 Gerade im Gebäudebestand besteht ein hoher Stand: 1/2013 Modernisierungsbedarf. Nicht einmal ein Viertel aller Heizungsanlagen ist jünger als zehn Jahre. leicht zu. Gesunken ist dagegen der Ausbau von Fast jede fünfte Ölheizung und annähernd jede Wärmepumpen mit MAP-Förderung. Nach Anga- siebte Gasheizung ist länger als 20 Jahre in Be- ben des BAFA löst ein Euro Fördergeld Investitio- trieb. Das sind die Ergebnisse einer Erhebung nen in Höhe von ca. neun Euro aus. Das MAP des Bundesverbands des Schornsteinfegerhand- sorgt für lokale Wertschöpfung bei der Fertigung, werks aus dem Jahr 2011. Das bedeutet viel un- Vertrieb und Installation der Heizungstechniken. genutztes Potenzial für den Klimaschutz, denn Dadurch bringt es mehr Steuereinnahmen, als es die Technik ist heute schon weit vorangeschrit- den Staatshaushalt kostet. Marktanreizprogramm für Erneuerbare Energien Politik und Verbände wollen eine Verstetigung Teil BAFA: Förderung mit Investitionszuschüssen. Gezahlte Zuschüsse in Mio. € nach Fördersegmenten. des MAP erreichen, das mit bis zu 500 Millionen (Anzahl geförderter Maßnahmen nach Fördersegmenten) Euro pro Jahr ausgestattet sein soll. Seit 2012 Biomasseanlagen fließen Mittel des Energie- und Klimafonds (EKF), Wärmepumpen 63,7 Mio € 11,3 Mio € (4.919) der sich aus den Einnahmen des EU-Emissions- (30.635) gesamt Innovationsförderung handels speist, in das MAP. Zwar ist das staatli- Solar 5,2 Mio € (992) 144 Mio. € che Förderprogramm damit nicht mehr an (74.779 €) Visualisierungsmaß- Solarthermie- nahmen 1,1 Mio € (516) schwankende Steuereinnahmen gekoppelt, aber anlagen 62,6 Mio € Innovationsförderung von stabilen Preisen der CO 2 -Zertifikate abhän- (37.645) Biomasse 0,05 Mio € (72) gig. Der Preisverfall der Emissionsrechte entzieht dem MAP momentan erneut eine verlässliche Fi- Quelle: BMU 2013 Stand: 1/2013 nanzierungsbasis. 21 006-035_AEE_1522-Almanach EE_Deutschland_RZ01.indd 21 01.07.2013 12:05:07 Uhr
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