Markt & Impuls - Deka Institutionell

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Markt & Impuls - Deka Institutionell
Ausgabe 1 / 2015
Institutionelle Anleger

Markt &
Impuls
Informationen aus dem Wertpapierhaus

Anlagestrategie 2015:
Wer mehr will,
muss mehr wagen
Die neue Relation von Risiko und Rendite
setzt alte Regeln außer Kraft

Ausblick                           Risikoprämien                 Aus der Praxis
Entschleunigte Wirtschaft –
renditefreies Risiko          10   Bekannte Assetklassen,
                                   neue Perspektiven        14   Wie der ADAC Westfalen seine
                                                                 Pensionsverpflichtungen managt   18
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Markt & Impuls - Deka Institutionell
Editorial

                              Liebe Leserinnen, liebe Leser,

                              der Ausblick auf die Entwicklung der Märkte in diesem Jahr lässt wenig Veränderung zum
                              Jahr 2014 erwarten. Ein geringes wirtschaftliches Wachstum, extrem niedrige Inflationsraten
                              und Zurückhaltung bei Investitionen prägen die Aussichten. Daher ist es höchste Zeit,
                              bei der Kapitalanlage neue Wege zu beschreiten, um auskömmliche Erträge zu erwirt-
                              schaften – die üblichen Anlagestrategien sind inzwischen überholt.

                              Mit Bundesanleihen und Unternehmensbonds können Sie meist nicht einmal die Inflation
                              ausgleichen. Eine neue Definition der Beziehung von Rendite und Risiko ist also unerlässlich,
                              um Ertragslücken zu schließen. Aktien rücken hierbei zunehmend in den Fokus, gerade divi-
                              dendenstarke Titel können ertragreiche Alternativen sein. Von den Vorteilen mit stabilen
                              und hohen Dividenden, die deutlich über den momentanen Anleihezinsen liegen, sind
                              Jörg Boysen, Head of Equities, und Dr. Ilga Haubelt, Fondsmanagerin Deka-Dividenden-
                              Strategie bei Deka Investment, überzeugt.

                              Der Mut zu mehr Risiko ist bei Anlagen, die auf einem Risikoprämienansatz basieren,
                              gefragt. Mit einer neuen Perspektive auf traditionelle Anlageklassen können institutionelle
                              Investoren zusätzliche Renditequellen erschließen und Risikoprämien als Werttreiber ihrer
                              Kapitalanlage nutzen.
Stefan Hachmeister
Leiter Kapitalmarktgeschäft   Doch nicht nur das aktuelle Marktumfeld, auch die demografische Entwicklung bringt neue
DekaBank                      Herausforderungen mit sich. Unternehmen stehen heute vor der Frage, wie sie bei alternden
                              Belegschaften und einem Mangel an Nachwuchskräften ihre Deckungslücken schließen
                              können und zugleich die Anforderungen der Generation Y erfüllen. Bernd Dietrich,
                              Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des ADAC Westfalen, Oliver Leidel, Leiter
                              Betriebliches Fondssparen, und Dieter Meffert, Leiter Kompetenzteam Unternehmen bei
                              der DekaBank, erläutern im Interview, welche Antwort die DekaBank den Unternehmen
                              hierauf bietet.

                              Eine anregende Lektüre wünscht

                              Ihr

                              Stefan Hachmeister

Markt & Impuls 1 / 2015                                                                                                   3
Markt & Impuls - Deka Institutionell
Inhalt

Markt & Impuls
1/ 2015

         Editorial                               Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

         Stefan Hachmeister:
         Neue Wege für die Kapitalanlage		   3   Wer mehr will,
         In eigener Sache
                                                 muss mehr wagen                                         8
         Anlagestrategie 2015
         Die Beziehung von Rendite
                                             6   Ausblick 2015
                                                                                                     10
         und Risiko neu definieren

                                                 Entschleunigte Wirtschaft

                                                 Ertragreich investieren
                                                 „Dividenden sind die neuen Zinsen“		                12
                                                 Risikoprämien
                                                 Bekannte Assetklassen, neue Perspektiven             14
                                                 Betriebliche Altersvorsorge
                                                 Wie der demografische Wandel
                                                 zum Wettbewerbsvorteil wird		                        16
                                                 Praxisbericht ADAC Westfalen
                                                 „Wir stehen langfristig zu
                                                 unseren Entscheidungen“		                            18

4                                                                                      Markt & Impuls 1 / 2015
Markt & Impuls - Deka Institutionell
Inhalt

                                              12                                                 26
Märkte im Überblick                     Produkte & Leistungen                  Termine &

Anleihen / Zins                         Passive Anlagestrategien
                                                                               Veranstaltungen
                                                                                                 34
Niedriger Ölpreis stützt
Konjunktur                         22   Die Stärken von ETFs nutzen       26   Impressum

Unternehmensanleihen  /
                                        Kapitalanlage für                                        34
                                        Stiftungen
Hochzinsmärkte
                                        Gezielt mehr Risiko eingehen      28
Fundamentaldaten geben
positive Impulse                   23   Büro- und Gewerbeimmobilien

                                        Diversifikation für das
Aktien
Globale Konjunktur treibt Märkte   24   Portfolio – Deka-Immobilien
                                        StrategieInstitutionell           30
Immobilien                              Betriebliche Vorsorgemodelle

Immobilienmärkte auf
getrennten Wegen                   25   Maßgeschneiderte Lösungen
                                        für Pensionsverpflichtungen       32
                                        Team Consultant Relations
                                        & RFPs

                                        Den Prozess der Mandats­vergabe
                                        rundum begleiten                  33

Markt & Impuls 1 / 2015                                                                               5
Markt & Impuls - Deka Institutionell
In eigener Sache

Anlagestrategie 2015:
Die Beziehung von Rendite
und Risiko neu definieren

Bei der Anlagestrategie 2015 kann es lohnend sein, mit alten
Denkmustern zu brechen. Denn manches, was sich Investoren bei
der Kapitalanlage über die letzten Jahre angeeignet haben, ist heute
obsolet. Das gilt vor allem für das Verhältnis von Risiko und Rendite.

Von Matthias Schillai

Die Beziehung von Rendite und Risiko muss      niedrigen Zinsen, sieht die Rechnung ganz       vorbei. Dabei gilt es, mit Bedacht vorzuge-
grundlegend neu definiert werden. In der       an­ders aus: Bei einem Einbruch der Aktien-     hen. Zum einen muss eine hohe Qualität
Vergangenheit waren die Renditen klar zu­­     märkte um 30 Prozent müsste man mehr            der Ge­samt­anlage angestrebt werden,
gunsten der Bonds verzerrt, insbesondere       als das 10-Fache in Rentenpapieren ange-        und das gelingt nur über eine breite Diver-
in der Zeit seit 1980: Die realen Renditen     legt haben, um den Verlust auszugleichen.       sifikation. Bei einem Ausfall ist es ein
für Bonds lagen weltweit im Schnitt bei        Für den „sicheren Hafen“ Rentenanlagen          erheblicher Unter­schied, ob das Portfolio
über 6 Prozent, wie eine Untersuchung          ist die „Liegegebühr“ folglich extrem hoch.     nur zehn oder mindestens 100 Emittenten
von Dimson, Marsh and Stauton (2013)                                                           umfasst. Zum anderen ist für viele Investo-
zeigt.Somit hat eine Rentenanlage nicht        Der Ertragslücke entgegenwirken                 ren auch die Verlängerung der Laufzeiten
nur auskömmliche Erträge gebracht, son-                                                        eine Option, um Ertragslücken bei der
dern der Kupon hat auch die Auswirkun-         Ein Teufelskreis also, denn hohe Investitio-    Neuanlage zu schließen. Der Ansatz kann
gen von Marktschwankungen abgemildert.         nen in renditeschwachen Rentenanlagen           aber nur im Kontext der Verbindlichkeiten
                                               werden immer mehr zum Problem. Noch ist         ausgereizt werden, da wenige besonders
Dieser Effekt fällt heute weg – mit Konse-     es so, dass mit den Altbeständen in Direkt-     lang laufende Anlagen das Portfolio über
quenzen für die Anlagestrategie. Ein Blick     anlagen die Zielerträge vieler Investoren –     Jahrzehnte beeinflussen.
auf die letzten beiden kräftigen Kurseinbrü-   also 3 bis 4 Prozent – erfüllt werden kön-
che am deutschen Aktienmarkt zeigt: Von        nen. Auf diesem Niveau etwa liegt derzeit       Eine weitere Stellschraube ist die Struktur
2000 bis 2003 hat der DAX etwa 70 Pro-         der gleitende 10-Jahres-Durchschnitt für        der Kapitalanlage. Der Rentenanteil liegt
zent eingebüßt, mit deutschen Anleihen         lang laufende Pfandbriefe. Aktuell rentieren    aktuell bei über 80 Prozent und die Di­­
war in der gleichen Zeit ein Plus von 26       diese jedoch unter 1 Prozent. Das bedeutet:     versifikation in Spread-Anlagen hat noch
Prozent zu erzielen. Folglich musste das       Mit jeder Reinvestition von Fälligkeiten ent-   nicht ausreichend Gewicht in der Ge­­
2,7-Fache in Anleihen investiert werden,       steht eine immer größere Ertragslücke. Und      samt­­allokation. Die Aktienquote ist mit
um den Aktiencrash auszugleichen. 2008,        dieser Zustand wird noch eine Weile an­­        weniger als 5 Prozent gering und auch in
im Zuge der Finanzmarktkrise, hatte sich       dauern, auch wenn die Renditen in nächs-        Immobilien ist nur ein Bruchteil des Ver-
die Relation schon etwas verschlechtert.       ter Zeit wieder leicht ansteigen sollten.       mögens investiert. Dabei besitzen gerade
Um die Aktienverluste von 54 Prozent auf-                                                      Aktien viele sehr gute Eigenschaften für
zufangen, musste der Rentenanteil das          Im Umkehrschluss heißt das: An mehr Risi-       die institutionelle Kapitalanlage, die vor
3,7-Fache betragen. Heute, bei historisch      ko bei der Direktanlage führt kein Weg          dem Hintergrund der enthaltenen Risiken

6                                                                                                                   Markt & Impuls 1 / 2015
Markt & Impuls - Deka Institutionell
In eigener Sache

Neuanlagen treiben Gesamtanlagen in die Unterverzinsung

Rendite in %

 10

  9                                                                                Prognose

  8                                                                                DekaBank

  7

  6

  5

  4   Institutioneller Zielkorridor

  3

  2

  1

  0
      1991
      1990

      1992
      1993
      1994
      1995
      1996
      1997
      1998
      1999
      2000
      2001
      2002
      2003
      2004
      2005
      2006
      2007
      2008
      2009
      2010
      2011
      2012
      2013
      2014
      2015
      2016
      2017
      2018
      2019
      2020
   10 Jahre Rendite Zinskurve der DekaBank      Gleitender Durchschnitt 10 Jahre

Quelle: DekaBank, Stand: November 2014

oft vernachlässigt werden: hohe Liquidi-            de Investitionen in Alternative Investments
tät, Transparenz, eine lange Historie, effi-        gilt es derzeit, Lösungen zu finden, die dem
ziente Derivatemärkte. Die damit verbun-            KAGB, dem Steuerrecht wie auch dem
denen Risiken lassen sich mit den richtigen         je­wei­ligen Investorenrecht Genüge tragen.
Ansätzen in vernünftige Bahnen lenken.
Etwa mit Dividendenstrategien oder Pro-             Als Wertpapierhaus stellt sich die Deka-
dukten aus der Low-Risk-Welt, bei denen             Bank diesen neuen Verhältnissen am
ein gutes Rendite-Risiko-Verhältnis ent-            Kapitalmarkt. Wir setzen auf eine ganze
scheidend für die Titelauswahl ist.                 Palette unterschiedlicher Ansätze zur effi­­­
                                                    zienteren Nutzung der Risikobudgets.
Auf mehr Diversifikation setzen                     Ganz klassisch über ein übergeordnetes

                                                                                                    „
                                                    Risikomanagement. Eine dynamische
Doch auch Immobilien sind ein Trend, der            Risikosteuerung hilft, um in schwierigen
anhalten wird. Wer langfristige Verpflich-          Marktphasen vor emotionalen Entschei-
tungen hat, kann sehr gut langfristig inves-        dungen zu schützen und damit die Chan-
tieren. Hier sind Immobilien als Assetklasse        cennutzung deutlich effizienter zu gestal-
weit etabliert. Im jetzigen Stadium wird            ten. Auch arbeiten wir konsequent mit           Eine hohe Qualität der
sowohl regional als auch in den Nutzungs-           Szenarien, um Unsicherheiten an den             Gesamtanlage gelingt nur über
arten noch weiter diversifiziert werden. Eine       Märkten gezielt zu erfassen. Werden sol-
zunehmend gefragte Alternative sind Infra-          che Szenarioanalysen sowie die damit ver-       eine breite Diversifikation.
strukturinvestments. Um diese Anlageklasse          bundenen Entscheidungsregeln und Opti-
einem breiteren Investorenkreis zugänglich          mierungsmodelle konsequent in den In­-          Matthias Schillai
zu machen, müssen zwar noch einige regu-            vest­­mentprozess einbezogen, kann das          Leiter Strategieberatung und Consultants
latorische Veränderungen kommen. Aber               sowohl für die Risiko- als auch für die         DekaBank
Kreditfonds könnten durch die Novellierung          Ertragssituation einen großen Beitrag zur
der Anlageverordnung beispielsweise schon           Stabilisierung leisten. Und so letztlich die
bald stärker in den Betrachtungshorizont            Möglichkeit eröffnen, bewusst mehr Risi-
der Investoren rücken. Für bereits bestehen-        ken einzugehen. 

Markt & Impuls 1 / 2015                                                                                                                        7
Markt & Impuls - Deka Institutionell
Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

Wer mehr will,
muss mehr wagen

Ausblick 2015

Entschleunigte Wirtschaft                                  10
Ertragreich investieren
„Dividenden sind die neuen Zinsen“                         12
Risikoprämien

Bekannte Assetklassen, neue Perspektiven                   14
Betriebliche Altersvorsorge

Wie der demografische Wandel zum Wettbewerbsvorteil wird   16
Praxisbericht ADAC Westfalen

„Wir stehen langfristig zu unseren Entscheidungen“         18

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Markt & Impuls - Deka Institutionell
Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

Markt & Impuls 1 / 2015                                   9
Markt & Impuls - Deka Institutionell
Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

Ausblick 2015:
Entschleunigte Wirtschaft

 Staatsanleihen, deren Renditen nahe null liegen oder sogar negativ sind – 2014
 mussten sich institutionelle Anleger endgültig auf das renditefreie Risiko einstellen.
 Vor dem Hintergrund eines entschleunigten Wachstums, zögerlicher Investitionen
 und extrem niedriger Inflationsraten zeichnet sich 2015 keine Wende ab.

 In Deutschland dürfte die Konjunktur nach       denabbau bei Staat, Unternehmen und            Wirtschaftsstrukturen um- und
 einem verhaltenen Jahresbeginn wieder an        Haushalten die Wachstumsmöglichkeiten.         Verschuldung abbauen
 Fahrt gewinnen. „Wir rechnen mit einem          Ausnahmen sind die Re­­­form­länder der
 Wachstum von 1,3 Prozent 2015 und               Peripherie, die gegenwärtig die Früchte       „Die Konjunkturzyklen werden weiterhin
 2 Prozent 2016“, lautet die Prognose von        ihrer Reformanstrengungen ernten.              vom Kreditzyklus überlagert“, lautet ein
 Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.                                                  Fazit des Chefvolkswirts. Der aktuelle Kre-
„Daran haben der sinkende Euro und die           In Irland, Spanien und Portugal ist die        ditzyklus könnte noch Jahrzehnte andau-
 rückläufigen Ölpreise mit insgesamt gut         Re­zession einem erfreulichen Wachstum         ern, mit unmittelbaren Folgen für die Real-
 0,5 Prozent Wachstumsbeitrag pro Jahr           gewichen und die Arbeitslosigkeit sinkt.       wirtschaft. Um das Wachstum anzukurbeln,
 einen großen Anteil – und das wird durch        Demgegenüber steht Griechenland vor            gehört es zu den Haupt­aufgaben, die
 die Griechenland-Turbulenzen auch nicht         Neuwahlen, bei denen reformfeindliche          Wirtschaftsstrukturen umzubauen und die
 infrage gestellt.“ Die Unternehmen und          Parteien einen Sieg erwarten können.           Verschuldung in den privaten Sektoren zu
 Haushalte seien weiterhin gut aufgestellt,      Die Märkte reagieren bisher gelassen, wohl     vermindern. „Die Vereinigten Staaten sind
 nur der nötige Rückenwind habe gefehlt.         auch, weil unserem Hauptszenario ent­          hier mit einem prognostizierten Brutto-
 Das sollte die Wirtschaftspolitik aber nicht    sprechend Griechenland – unabhängig            inlands­produkt von 3 Prozent für 2015
 davon entbinden, die Standortvorteile           vom Wahlausgang – in der Währungs­union        und 2,7 Prozent für 2016 am erfolgreichs-
 Deutschlands zu erhalten. Dazu gehörten         bleibt, wenngleich es zuvor harte Ver-         ten. Die nächste Prognoserevision geht
 Bildung, Infrastruktur, stabile Lohnstückkos-   handlungen und turbulente Märkte geben         eher nach oben als nach unten“, sagt Dr.
 ten und ein funktionierender Heimatmarkt        wird. Unerfreulich ist überdies der Zustand    Kater. Im Euroraum wird sich nach Ansicht
 in Europa, erläutert der Chefvolkswirt.         in Italien und Frankreich: Dort kom­men die    des Experten in den kommenden beiden
                                                 Reformanstrengungen nur langsam voran          Jahren ebenfalls eine positive Entwicklung
Der europäische Markt zeigt sich bislang         und die Wirtschaftsentwicklung ist schwach.    abzeichnen. Die Prognosen für das Bruttoin-
in einer schwachen Verfassung, allerdings        Auch der übrige Kern der Währungsunion         landsprodukt liegen bei 1,2 Prozent für das
nicht überall in gleichem Maße. „In ganz         schwächelt. Aus sich heraus scheint derzeit    Jahr 2015 und bei 1,7 Prozent für 2016.
Euroland bleiben die Wachstumsraten weit         eine Großzahl der Länder nicht genug
hinter dem zurück, was man in ‚normalen          Wachstum generieren zu können. Es bedarf      Sinkende Inflationsraten in den Ländern
Zeiten‘ nach einer langen Schwächephase          eines Anstoßes von außen, der in Gestalt      des Euroraums werden das Jahr 2015
erwarten würde“, sagt Dr. Kater. Doch seit       eines leicht anzie­henden globalen Wachs-     bestimmen. „Wir befinden uns in einem
2008 seien die Zeiten nicht mehr normal.         tums und einer Euro-Abwertung daher-          deflationären Umfeld, in dem jedoch
Weiterhin deckele der notwendige Schul-          kommen dürfte.                                nicht die Deflation selbst, sondern die

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Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

Begleitumstände die größten Herausfor-       Diese Maßnahmen werden unmittelbar
derungen sind“, sagt Dr. Kater. Am Rück-     die Inflationserwartungen an den Finanz-
gang der Inflation von 1,4 Prozent 2013      märkten wieder Richtung 2 Prozent an-
auf nur noch 0,4 Prozent zum Jahresende      heben. Sie werden die europäischen
2014 hatten die Energiepreise einen          Aktienmärkte unterstützen. Am Anleihe-
Anteil von etwa 0,25 Prozentpunkten,         markt ist der erste Effekt ein Anziehen der
also etwa einem Viertel. Weitere 0,25 Pro-   Renditen um 20 bis 30 Basispunkte im
zentpunkte sind rückläufige Nahrungs­-       Bereich der zehnjährigen Bundesan­leihen,
mittelpreise. „Der Rest ist der geringen     als Glaubwürdigkeitsvorschuss für die
Lohndynamik in Euroland aufgrund der         Geldpolitik. Die langfristigen Reaktionen

                                                                                                       „
Unterauslastung insbesondere in den          des Marktes richten sich jedoch nach der
Peripheriestaaten geschuldet“, so der        Nachhaltigkeit der Wirtschaftsentwicklung.
Chefvolkswirt. Aufgrund fallender Roh-       Diese kann die EZB nicht beeinflussen. Sie
stoffpreise gibt es zeitweise negative       kann nur Zeit kaufen. Wird diese von den
Inflationsraten in Euroland. „Das ist aber   Regierungen nicht genutzt, könnte sich
noch keine Deflation, weil diese nur an      die EZB angesichts einer erneuten Kon-                    Die Konjunkturzyklen werden
den langfristigen Inflations­erwartungen     junkturabkühlung zu weiteren Runden                       weiterhin von Kreditzyklen
ab­­gelesen werden kann.“ Noch liegen        von Anleihekäufen genötigt fühlen, mit
diese über 1,5 Prozent, allerdings mit       abnehmenden Effekten auf die Inflations-                  überlagert.
abnehmender Tendenz.                         erwartungen an den Finanzmärkten.
                                                                                                       Dr. Ulrich Kater
Geldpolitik treibt Inflation                 Eine hohe Ereignisdichte von politischen,
                                             geopolitischen und wirt­schaft­lichen The-                Chefvolkswirt
Eine Japanisierung der Wirtschaft sei das    men trifft auch in diesem Jahr auf unsichere              DekaBank
trotzdem nicht: „Im Unterschied zu Japan     Erwartungen. Das macht die Kapitalmärk-
ist das Inflationsgeschehen im Euroraum      te – wie im letzten Jahr – schwankungsan-
sehr heterogen. Wir erwarten daher auch      fällig. Trotzdem bleiben die fundamentalen
keine flächendeckende Deflation für          Trends für Aktien und mit Einschränkungen
Europa. Ins­besondere in Deutschland         auch für An­­leihen positiv. Insgesamt könnte
werden die Raten weiterhin deutlich          das Jahr 2015 damit eine wirtschaftliche
positiv bleiben.“ Allerdings rechnen die     Neuauflage des Jahres 2014 bringen, so
Volkswirte der DekaBank für 2015 mit         Dr. Kater: „Turbulent und pessimistisch im
weiterhin sehr niedrigen Inflationsraten     Verlauf, am Ende aber besser als sein Ruf.” 
von 0,6 Prozent und mit 1,3 Prozent
für 2016 im Euroraum. Die Prognosen für
Deutschland liegen bei 1,1 Prozent für
                                             Leitzinsen
2015 sowie 1,6 Prozent für 2016.             In % p. a.

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Die Geldpolitik in der Eurozone sollte                                                                                          Prognose
noch expansiver werden. Ein plakatives
                                             5
Maß hierfür ist die Höhe der Bilanz­
summe der Europäischen Zentralbank           4
(EZB). „Wir erwarten eine Vielzahl neuer
Instrumente. Anfang Januar bereits           3
angekündigt wurden Ankäufe von priva-
ten Kreditverbriefungen“, sagt Dr. Kater.    2
Um die angestrebte Ausweitung der
Bilanzsumme um rund eine Billion Euro        1

in angemessen kurzer Zeit zu erreichen,
                                             0   2006     2007        2008     2009      2010   2011    2012   2013   2014   2015    2016
wird wohl ein substanzielles Volumen
von etwa 500 Milliarden Euro mithilfe            Federal Funds Rate          EZB-Refi-Satz
von Staatsanleihekäufen erarbeitet
werden müssen.                               Quelle: DekaBank Makro Research; Stand: Dezember 2014

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Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

Ertragreich investieren
„Dividenden sind die
neuen Zinsen“

Über niedrige Zinsen klagen oder ertragreichere Alternativen suchen – eine andere
Wahl haben Investoren derzeit nicht. Denn das Warten auf bessere Zeiten am
Anleihemarkt wird nach unserer Einschätzung noch lange dauern. Umso besser,
dass es auch andere Wege zu mehr Ertrag gibt: dividendenstarke Aktien.

Investoren haben sich längst mit dem           ihren soliden Geschäftsmodellen auch bei         wird – und zwar in rollierenden Zehn-Jah-
schleichenden Abschmelzen ihres Realver-       wirtschaftlichen Schwankungen noch aus-          res-Perioden seit 1977. Das Ergebnis: Wer
mögens arrangiert. Denn mit niedrigen          reichend Gewinne erwirtschaften konnten.         in den S&P 500 investiert hat, erzielt im
Kupons für Bundesanleihen und viele                                                             Durchschnitt einen Rückzahlungswert von
Unternehmensbonds lässt sich die Inflation     Stabile Gewinne und auch sonst sehr soli-
nicht mehr ausgleichen. Dabei bieten           de Unternehmenskennzahlen sind für Boy-
genau jene Unternehmen, deren Anleihen         sen das zentrale Auswahlkriterium für
in der Gunst der Investoren weit oben ste-     Dividendentitel: „Wer nur auf die Dividen-
hen, echte Alternativen. Sie zahlen oft seit   denrendite schaut, kann schnell auch mal
vielen Jahren stabile und hohe Dividenden,     daneben liegen. Manche Unternehmen
die deutlich über den derzeitigen Anleihe-     schütten viel aus und zehren damit an
zinsen liegen. „Dividenden sind die neuen      ihrer Substanz.“ Man müsse sich deshalb
Zinsen“, sagt deshalb auch Jörg Boysen,        mit jedem einzelnen Titel sehr intensiv
Leiter Portfoliomanagement Aktien bei          beschäftigen, bevor man investiert. Bilanz-
Deka Investment.                               stärke der Unternehmen, strukturelle Profi-
                                               tabilität, Wachstumspotenzial und auch

                                                                                                „
Verlässliche Zahler                            Marktstärke zählen zu den relevanten
                                               Kenngrößen, sagt Boysen. „Nur wenn die-
Deutsche Schwergewichte wie Allianz,           ses Fundament stimmt, wird der Dividen-
BASF oder Siemens gehören zu den ver-          denvorteil zum schlagenden Argument.“
lässlichen Zahlern, haben zusammen im
vergangenen Jahr zehn Milliarden Euro an       Dividende bringt empirischen Vorteil             Investoren kaufen Aktien meist
die Aktionäre ausgeschüttet. Insgesamt                                                          mit langfristiger Perspektive.
war mit deutschen Standardwerten eine          Dieser Vorteil lässt sich auch langfristig em-
Dividendenrendite von 3,4 Prozent zu erzie-    pirisch belegen. Eine Untersuchung für           Sie wollen den Ertrag aus der
len. Auch wer global investiert, kann sich     europäische Aktien zeigt, dass in den zurück-    Dividende und ihr Kapital
langfristig an der Drei-Prozent-Marke orien-   liegenden 40 Jahren etwa 80 Prozent der          erhalten.
tieren. „Die sogenannten Dividendenaristo-     Wertsteigerung aus Dividenden resultieren –
kraten wie Coca-Cola, Procter & Gamble,        gemessen am MSCI Europe Total Return. In
McDonald’s oder Novartis haben in den          den USA liegt der Wert bei etwa 70 Prozent.      Jörg Boysen
letzten zehn Jahren regelmäßig Dividen-        Noch aussagekräftiger ist eine Studie von        Leiter Portfoliomanagement Aktien
den über 3 Prozent ausgeschüttet“, so          AllianceBernstein (siehe Grafik). Hier wurde     Deka Investment
Boysen. Und das nicht, um ihre Anleger         untersucht, was aus einem einmaligen
bei Laune zu halten, sondern weil sie mit      Investment von 100 US-Dollar in zehn Jahren

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Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

267 US-Dollar. In allen untersuchten Zeit-     Solidität und Langfristigkeit                             auf eine überdurchschnittliche Wertent-
räumen gab es nur fünf Fälle, in denen der     sind entscheidend                                         wicklung hindeuten.
Einstandskurs nach zehn Jahren nicht er­­
reicht war. Wenn sich Investoren in dieser     Diesem Grundprinzip folgend hat die                       Weil Vorgaben zu Regionen- oder Sektor-
Untersuchung nicht für den breiten Markt,      DekaBank im August 2010 einen Dividen-                    gewichtungen zu starke Einschränkungen
sondern für die dividendenstarken Titel ent-   denstrategie-Fonds aufgelegt. Dieser hat                  brächten, ist Deka-DividendenStrategie
schieden haben, dann lag ihr durchschnitt-     zwar die üblichen Risiken eines Aktieninvest-             an keine feste Benchmark gebunden.
licher Rückzahlungswert deutlich höher:        ments, schwankt aber weniger als der                     „Etwa 95 Prozent des Fondsvermögens
bei 330 US-Dollar ohne Reinvestition der       Gesamtmarkt, schüttet zweimal jährlich die                sind direkt in Aktien angelegt, weitere
Dividende. Es gab nur einen einzigen Zeit-     erwirtschafteten Erträge aus und schafft                  5 Prozent über Futures, um im Bedarfsfall
raum mit einem leicht negativen Ergebnis.      seit Auflegung eine Ausschüttungsquote                    schnell handeln zu können“, erläutert
Das war im Jahr 2008; in diesen Zeitraum       von mehr als 3 Prozent im Schnitt. Dr. Ilga               Dr. Haubelt. Ob die Zusammensetzung
fallen die Tech-Blase und die Finanzkrise.     Haubelt, Managerin des Deka-Dividenden-                   des Portfolios zum aktuellen Umfeld
                                               Strategie, zeigt in der Praxis, dass all die              passt, wird regelmäßig überprüft. Der
Höhere Ertragschancen bei einem gleich-        empirischen Phänomene rund um die Divi-                   strenge Auswahl- und Screeningprozess
zeitig geringeren Risiko für das eingesetzte   dende tatsächlich stimmen. „Ob Unilever,                  sowie die konsequent umgesetzte Invest-
Kapital sprechen also klar für eine An-        Nestlé, VW oder Toyota – der Dividenden-                  mentphilosophie führen im Ergebnis zu
lagestrategie in Dividendenaktien. „Für        fonds investiert überwiegend in genau die                 einer konstant guten Performance. 67 Pro-
Investoren ist nach meiner Erfahrung vor       Unternehmen, deren Produkte jeder täglich                 zent hat der Fonds seit Auflegung zugelegt,
allem das reduzierte Risiko wichtig. Denn      nutzt und deren Geschäftsmodelle über                    17,3 Prozent im Jahr 2014. Hinzu kommt
sie kaufen Aktien meist mit langfristiger      viele Jahre erprobt sind“, sagt Dr. Haubelt.              die hohe und regelmäßige Ertragsaus-
Perspektive, wollen regelmäßig den Ertrag      Neben den etablierten Klassikern hat sie                  schüttung zweimal im Jahr. „Viele Inves-
aus der Dividende erzielen und ihr Kapital     jene Werte im Blick, die von den meisten                  toren nutzen den Fonds aufgrund dieser
erhalten“, so Boysen. Kursgewinne seien        Analysten wenig beachtet werden, deren                    Eigenschaften als Aktienbaustein für ihren
nicht das primäre Anlageziel.                  Kennzahlen aber vielversprechend sind und                 Eigenbestand“, weiß Dr. Haubelt. 

                                               Deka-DividendenStrategie: Dividendentitel mit attraktiverer Rendite
                                               10-Jahres-Return aus einem 100-USD-Investment

                                               Dividendenportfolio / S&P 500
                                               USD

                                               600

                                               500

„                                              400 Ø 330 USD

                                               300
                                                                                                                                                     Ø 267 USD

Viele Investoren nutzen                        200

den Fonds aufgrund der
                                               100
Dividendenausschüttungen
als Aktienbaustein für                             0
                                                         1977

                                                                 1980

                                                                        1983

                                                                                1986

                                                                                        1989

                                                                                                1992

                                                                                                         1995

                                                                                                                1998

                                                                                                                        2001

                                                                                                                                2004

                                                                                                                                        2007

                                                                                                                                                   2010

                                                                                                                                                           2013

ihren Eigenbestand.
                                                   Dividendenportfolio-Investment (100 USD)1: Ø-Rückzahlung 330 USD                            Rückzahlungsjahr
                                                   (Rendite nur einmal negativ)

Dr. Ilga Haubelt                                   S&P Investment (100 USD): Ø-Rückzahlung 267 USD (Rendite fünfmal negativ)
Leiterin Aktien Global,
Fondsmanagerin Deka-DividendenStrategie
                                               Quelle: AllianceBernstein; Stand: September 2014
Deka Investment                                1
                                                Das Portfolio besteht aus dem oberen Drittel der Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen des S&P 500.
                                               Die Aktien sind gleich gewichtet und das Portfolio wird monatlich angepasst.

Markt & Impuls 1 / 2015                                                                                                                                           13
Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

Risikoprämien als Werttreiber der Kapitalanlage:
Bekannte Anlageklassen, neue Perspektiven

Das anhaltende Niedrigzinsumfeld stellt Anleger vor große Herausforderungen. Eine
differenzierte Betrachtung der markttreibenden Risikofaktoren und der verbundenen
Risikoprämien eröffnet neue Perspektiven für traditionelle Anlageklassen. So können
sich mit einem Risikoprämienansatz zusätzliche Renditequellen erschließen lassen.

Im vergangenen Jahr hat sich die Aus-                  Niedrigzinsumfeld motiviert stark die         besteht nicht nur aus einem einzigen
gangslage für Anleger weiter verschärft.               Suche nach alternativen Renditequellen        Ri­sikofaktor, sondern kann in verschiede-
Das andauernde Niedrigzinsumfeld erfor-                bzw. Risikofaktoren.                          ne Teilrisikofaktoren zerlegt werden. Ein
dert erhebliche Anstrengungen, um die                                                                Blick in die Literatur zeigt: Es gibt eine
angestrebten Renditeziele noch erreichen               Attraktive Rendite-Risiko-Verhältnisse        Vielzahl relevanter Risikofaktoren, die den
zu können. Dieses Streben nach positiven               identifizieren
und stabilen Anlageergebnissen bedingt
typischerweise die Diversifikation entlang             „Traditionell wurde dem Risiko, das mit
verschiedener Anlageklassen wie Aktien,                 einer bestimmten Anlageklasse verbunden
Renten, Rohstoffen oder Währungen.                      ist, gesamthaft eine entsprechende Prämie
Allerdings war in der jüngeren Vergangen-               gegenübergestellt“, sagt Ahmet Peker,
heit eine Zunahme in der Korrelation eini-              Quantitatives Fondsmanagement der
ger traditioneller Anlageklassen zu ver-                Deka Investment. Bei einer Investition in
zeichnen, insbesondere in Krisenphasen                  DAX-Werte geht man zum Beispiel das
zeigte sich oftmals ein hoher Gleichlauf                Risiko ein, dass der Index auch fallen
risikotragender Assets. Der damit verbun-               kann. Langfristig soll eine solche Anlage
dene nachlassende Diversifikationseffekt                allerdings eine positive Marktrisikoprämie
traditioneller Anlagen gepaart mit dem                  erwirtschaften. Doch das Aktienrisiko

                                                                                                     „
Risikoprämiensicht am Beispiel von Aktien

Traditionelle                        Aktien-                                      Aktien-            Mit einem Risikoprämienansatz
Sicht                                risiko                                       prämie
                                                                                                     investieren institutionelle
                                                                                                     Investoren in traditionelle
                                Teilrisiken                                  Teilprämien             Anlageklassen, wenden dabei
                                                                                                     aber eine andere Perspektive an.
                                         Momentum                         Markt       Momentum
                           Markt
Risikoprämien-                            Volatility                      Size          Volatility
sicht                       Size                                                                     Ahmet Peker
                                                                          Value
                           Value               Rest
                                                                                            Rest
                                                                                                     Quantitatives Fondsmanagement
                           Quality                                       Quality
                                                                                                     Deka Investment

Quelle: Deka Investment

14                                                                                                                        Markt & Impuls 1 / 2015
Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

                                                         beobachteter Effekt in persistentem, nicht
                                                         zwingend rationalem Verhalten von Markt-
                                                         teilnehmern begründet liegt. Schließ­­lich
                                                         gibt es strukturelle Er­­klärungsansätze, die
                                                         aufzeigen, wie die Funktionsweise eines
                                                         Marktes dauerhaft Marktineffizienzen
                                                         begünstigen kann. „Investmentstra­-
                                                         tegien, die diese Faktoren berücksich­
                                                         tigen, können von ihnen profitieren“,
                                                         so Peker.

                                                                                                                  „
                                                         Risikoprämienansatz im gesamten
                                                         Investmentprozess anwenden

                                                        Ein optimales Aktienportfolio würde sich
                                                        entlang der identifizierten Aktienrisiko-
Großteil des Aktienmarktrisikos erklären.               faktoren diversifizieren, um die korres-                  Ein Risikofaktor sollte einen
Zahlreiche Studien1 dokumentieren bspw.                 pondierenden Prämien bestmöglich zu                       ökonomischen Wirkungs­
Aktienrisikoprämien in Verbindung mit der               vereinnahmen. Das Quantitative Fonds-
Unternehmensgröße (Size), dem Preis-                    management der Deka Investment verfolgt                   zusammenhang beschreiben,
Buchwert-Verhältnis (Value), dem Preis-                 diese Investmentphilosophie schon seit                    der auch noch in Zukunft eine
momentum, der Bilanzqualität oder der                   vielen Jahren in der Umsetzung diverser                   persistente positive Risikoprämie
Volatilität. Die Grafik zeigt eine Illustration         Aktienfonds wie bspw. dem Deka-Europa
dieses Zusammenhangs. Sinnvolle Risiko-                 Aktien Spezial oder dem Deka-Globale                      erwarten lassen kann.
faktoren sollten aber nicht nur eine hohe               Aktien LowRisk.
Erklärungskraft vergangener Aktienrendi-                                                                          Dr. Harald Lohre
ten besitzen. „Ein Risikofaktor sollte ei              „Risikoprämien lassen sich des Weiteren                    Quantitatives Fondsmanagement
nen ökonomischen Wirkungszusammen-                      auch bei anderen Anlageklassen, wie                       Deka Investment
hang beschreiben, der auch in Zu­­kunft                 Staatsanleihen oder z. B. Währungen und
eine persistente positive Risikoprämie er­­             Rohstoffen, identifizieren“, sagt Peker.
warten lassen kann“, erläutert Dr. Harald               Um die Fundierung von Risikoprämien zu
Lohre, der das Research im quantitativen                beurteilen, sollten grundsätzliche Kriteri-
Fondsmanagement verantwortet. Dabei                     en zugrunde gelegt werden. Danach sollte                  Risikoprämien eine große Bedeutung zu
ist es weniger interessant, wenn ein Risi-              die Risikoprämie plausibel und ihre Exis-                 und es muss berücksichtigt werden, dass
kofaktor ein relativ großes Risiko aufweist,            tenz bereits langfristig belegt sein. Außer-              die Hinzunahme neuer Risikofaktoren ggf.
die dazugehörige Prämie jedoch vegleichs-               dem sollte sie eine geringe Kom­plexität                  auch zu erhöhten Anforderungen an das
weise klein ist. Bei einem günstigen Rendi-             aufweisen, investierbar sein und Diversifi-               Risikomanagement führen kann.
te-Risiko-Verhältnis ist der Faktor attrak­             kationsvorteile bieten.
tiver für eine Investition.                                                                                       Ein solcher Ansatz bietet jedoch viele Vor-
                                                        Durch die Nutzung von Risikoprämien-                      teile. Durch die gezielte Investition in aus-
Die Natur von Risikoprämien kann typi-                  ansätzen investieren institutionelle Investo-             gewählte Risikoprämien können neue
scherweise durch verschiedene Erklärungs­               ren auch in traditionelle Anlageklassen,                  Renditequellen mit bekannten Instrumen-
ansätze rationalisiert werden: Risikoba-                wenden dabei aber eine andere Perspekti-                  ten erschlossen werden. Es können Korre-
sierte Erklärungsansätze fußen auf dem                  ve an. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld stel-               lationseigenschaften der Risikoprämien
Gedanken, dass der Risikofaktor die Über­               len Risikoprämien außerdem eine attrakti-                 untereinander und mit anderen Anlage-
nahme eines systematischen Risikos kom-                 ve Ergänzung zu einer konventionellen                     klassen genutzt werden, sodass gesamt-
pensiert. Oftmals greifen aber auch ver-                Anlageklassensicht dar. Hierbei kommt                     haft ein attraktives Rendite-Risiko-Verhält-
haltensbasierte Erklärungsansätze, da ein               der Auswahl und Zusammenstellung der                      nis resultiert. 

1
 Siehe etwa die Arbeiten von Eugene Fama und Kenneth French zum Size- und Value-Effekt oder Narasimhan Jega-
deesh und Sheridan Titman zum Momentum-Effekt. Jegadeesh hat sich mit seinen Koautoren Chan, Chan und Lako-
nishok auch eingehend mit dem Quality-Faktor beschäftigt. Die erste Arbeit zum Low-Volatility- bzw. Low-Beta-
Effekt stammt von Fischer Black.

Markt & Impuls 1 / 2015                                                                                                                                     15
Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

Betriebliche Altersvorsorge:
Wie der demografische Wandel
zum Wettbewerbsvorteil wird

Alternde Belegschaften sowie der Mangel an Nachwuchskräften stellen Unternehmen vor
große Herausforderungen. Einerseits benötigen sie Lösungen für die betriebliche Altersvorsorge,
die in den jeweiligen betriebswirtschaftlichen Kontext passen. Andererseits sind clevere
Konzepte für die Bindung jüngerer Mitarbeiter gefragt, etwa flexible Zeitwertkontenmodelle.

Die demografische Entwicklung hatte schon                     Sicherung des eigenen Lebensstandards                 tenansprüchen in den Ruhestand wechseln.
immer Einfluss darauf, wie die Sozialpart-                    über die Arbeitsphase hinaus beitrug.                 Damit werden die Betriebsrentenzahlungen
nerschaft zwischen den Unternehmen und                                                                              für die Unternehmen zur finanziellen
ihren Mitarbeitern ausgestaltet wurde.                        Inzwischen stellt der demografische Wandel            Belastung, denn häufig war die Rücklagen-
So lag etwa in der Nachkriegs- und Auf-                       viele Unternehmen vor eine große Heraus-              bildung nicht ausreichend. Zum anderen
bauphase der Bundesrepublik Deutschland                       forderung, wenn es um die Finanzierung                werden die Unternehmen viele berufser-
der Fokus auf den Instrumenten der klassi-                    der klassischen betrieblichen Altersversor-           fahrene Arbeitskräfte verlieren, die sich
schen Betriebsrente, der betrieblichen Ver-                   gungskomponenten geht. Berechnungen                   aufgrund der zahlenmäßigen Knappheit
sorgungswerke und der betrieblichen                           des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufs-           und einer veränderten Werteeinstellung
Altersversorgung. Damit verfolgten die                        forschung (Februar 2014) zufolge wird die             der Nachwuchskräfte nicht so einfach
Unternehmen das Interesse, ihre Mitarbeiter                   Anzahl potenzieller Arbeitnehmer bis zum              wieder ersetzen lassen.
insbesondere in Schlüsselpositionen lang-                     Jahr 2025 um 6,5 Millionen Menschen auf
fristig zu binden. Die Arbeitnehmer                           38,1 Millionen Arbeitnehmer zurückgehen.              Deckungslücken schließen
schätzten die zusätzliche attraktive Vergü-                   Das hat Folgen: Zum einen werden viele
tungskomponente, die zur langfristigen                        langjährige Arbeitnehmer mit Betriebsren-             „Dass sie die Deckungslücken bei ihren
                                                                                                                     Pensionsverpflichtungen durch Bildung
                                                                                                                     von Rücklagen schließen sollten, ist vielen
Zukünftig dynamischer beruflicher Lebenszyklus                                                                       Unternehmen bewusst“, sagt Oliver Leidel,
                                                                                                                     Leiter Betriebliches Fondssparen bei der
Leistung                                                                    Sabbatical/      Teilzeit / Pflege       DekaBank. „Allerdings stehen Unterneh-
                                                                            Qualifizierung   von Angehörigen         mensentscheider dabei oft vor einem
                                              Elternzeit                                                             Dilemma. Denn sie müssen entscheiden,
                                                                                                                     ob sie die finanziellen Mittel in das Ge­­
        Studium/Master                                     Wiedereinstieg                          Fließender        schäfts­­modell investieren oder ob sie
                                                                                                   Übergang in       stattdessen Rücklagen als Liquiditätsreser-
                                                                                                   den Ruhestand
                                                                                                                     ve für künftige Rentenzahlungen bilden.“
               Bachelor-   Master-     Berufliche
               abschluss   abschluss   Neuorientierung
                                                                                                                    Bei dieser Entscheidung ist Transparenz
     bisheriger Verlauf          künftiger Verlauf                                                           Zeit   darüber besonders wichtig, wie sich die
                                                                                                                    Zahlungsströme im Ablauf der Pensionsver-
Quelle: DekaBank                                                                                                    pflichtung auf den künftigen betrieblichen

16                                                                                                                                        Markt & Impuls 1 / 2015
Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

                                              früheren Generationen relativiert. Grund-         Zeitwertkontenmodell angespartes Zeit-
                                              sätzlich bilden die jüngeren Arbeitnehmer         guthaben zur Teilrente beisteuern kann.
                                              eine hohe Bindung zu ihrem Arbeitgeber
                                              aus, wenn ihnen ihre Tätigkeit Spaß macht.        Mitarbeiter binden und
                                              Gleichzeitig gehen sie Veränderungsmög-           Planungssicherheit erzielen
                                              lichkeiten aktiv an und die Verweildauer
                                              auf einer Position oder im gleichen Unter-        Aus Sicht der Unternehmen besteht die
                                              nehmen ist kürzer. Vor dem Hintergrund            Attraktivität von Zeitwertkontenmodellen
                                              des Nachwuchskräftemangels sind Unter-            darin, dass sie ihre Mitarbeiter damit auf
                                              nehmen in dieser Situation besonders              lange Sicht binden können und deshalb
                                              gefragt, andere Schwerpunkte als bislang          eine bessere Planungssicherheit bei der
                                              bei der Motivation und Bindung der Mit-           Entwicklung der Personalstruktur haben.
                                              arbeiter zu setzen. Das Gestaltungsfeld           Der Weg zu solchen personalwirtschaftlich
                                              hierfür ist die Flexibilisierung der Arbeits-     weitreichenden und zukunftssichernden
                                              zeit kombiniert mit der Nutzung von Zeit-         Entscheidungen führt über eine personal-
                                              wertkontenmodellen.                               strategische Beratung mit an­schließender
                                                                                                Gestaltung eines maßgeschneiderten Zeit-
                                               Mit dem Auslaufen der Förderung der              wertkontenmodells. Dessen Verwaltung
                                               Altersteilzeit seit 2009 ist zunächst ein        sowie die erforderliche Insolvenzsicherung
                                               akuter Bedarf an vergleichbaren und flexi-       der Zeitwertguthaben lassen sich über
                                               bleren Teilzeitlösungen entstanden, der          komfortable und leistungs­fähige Verwal-
Cashflow auswirken. „Oft fällt die Ent-        mit Arbeitszeitkontenmodellen beantwor-          tungsplattformen darstellen, zum Beispiel
scheidung zugunsten einer Rücklagenbil-        tet wurde. „Diese sind günstiger für den         mit dem Deka-ZeitDepot in Verbindung
dung aus, wenn das Unternehmen durch           Arbeitgeber, weil die Kosten für die ehe-        mit der DekaTreuhand GmbH. In der Praxis
eine Bodensatzanlage einen Spitzenaus-         maligen Altersteilzeit-Aufstockungsbeträ-        erweist sich die Handhabung des Deka-
gleich oder einen Puffer bilden kann, mit      ge entfallen“, sagt Leidel. „Sie bieten aber     ZeitDepots sowohl für die Unternehmen
dem sich die Zahlungswirkung seiner Pen-       auch Vorteile für die Arbeitnehmer, weil         als auch für die Arbeitnehmer als einfach
sionsverpflichtung mehr oder minder vom        sowohl Aufstockungs- wie Blockmodelle            und unkompliziert.
betrieblichen Cashflow entkoppeln lässt“,      flexibel miteinander kombinierbar wer-
so Leidel. Eine weitere Erfordernis ist die    den.“ Denn viele ältere Mitarbeiter haben        Der demografische Wandel wird auch
harte Abgrenzung von Vermögensgegen-           den Wunsch, „sanft“ von der Erwerbs-             weiterhin die Sozialpartnerschaft zwischen
ständen des Unternehmens vor dem Zugriff       und Berufsphase in die Ruhestands- und           den Unternehmen und ihren Mitarbeitern
nicht berechtigter Gläubiger zum Zweck         Rentenphase hinüberzuwechseln. Die ak­­          beeinflussen. Die Vergangenheit zeigt,
einer Insolvenzsicherung der Pensionsleis-     tuelle Diskussion um die Einführung der          dass sich die Arbeitswelt bereits innerhalb
tung, etwa durch die Verpfändung von          Teilrente spiegelt dieses Bedürfnis wider.        weniger Jahrzehnte enorm wandeln kann.
Investmentfondsanteilen oder durch den        „Allerdings scheitert die Teilrente in der        Wer sich als Unternehmer mit den pas-
Einsatz einer Vermögenstreuhand (siehe         Praxis häufig noch an den Grenzen der            senden betrieblichen Altersvorsorgelö-
Interview ab Seite 18).                        finanziellen Möglichkeiten des einzelnen         sungen rechtzeitig auf diesen Wandel
                                               Arbeitnehmers. Diese verbessern sich             einstellt, kann sich im Wettbewerb um
Generation Y fordert neue Lösungen             deutlich, wenn der Mitarbeiter neben             qualifizierte Mitarbeiter einen Vorteil
                                               seinem Teilzeitgehalt zusätzlich aus einem       verschaffen. 
Doch die Unternehmen müssen mit Blick
auf ihre Altersvorsorgeleistungen nicht
nur auf die Alterung der Belegschaft
                                              Das klassische Aufstockungs­modell in Zahlen
reagieren. Die jüngeren Arbeitnehmer,
auch Generation Y genannt, stellen neue       Ein 50-jähriger Arbeitnehmer bezieht zehn Jahre lang nur noch 75 Prozent seines
Anforderungen. Typisch für diese Genera-      Bruttogehalts und spart 25 Prozent in seinem Zeitwertkonto an. Im Alter von 60 Jah-
tion ist eine veränderte Einstellung zur      ren wechselt er auf eine halbe Stelle und stockt sein Bruttogehalt von jetzt 50 Prozent
Arbeitswelt. Sie legt Wert auf eine ausge-    über sein Zeitguthaben sieben Jahre lang um 35,7 Prozent auf 85,7 Prozent auf. Oder
prägte Work-Life-Balance und Arbeitge-        er stockt zehn Jahre lang um 25 Prozent auf 75 Prozent auf, falls er bis zum Alter von
berleistungen im Hier und Jetzt, was den      70 Jahren arbeiten möchte.
Stellenwert einer Betriebsrente gegenüber

Markt & Impuls 1 / 2015                                                                                                                   17
Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

                                                                  Bernd Dietrich: Früher hat die ADAC
                                                                  Zentrale in München die Pensionsrückla-

 Praxisbericht ADAC                                               gen verwaltet. Die Administration fremder
                                                                  Gelder wurde im Jahr 2012 auf die 18

Westfalen
                                                                  einzelnen Regionalclubs übertragen.
                                                                  Wir standen also vor der Frage, ob wir die
                                                                  Ressourcen und das Know-how aufbringen,

„Wir stehen langfristig zu                                        um dieses Kapital selbst zu managen.
                                                                  Mir waren allerdings die Herausforderungen

 unseren Entscheidungen“
                                                                  bekannt, die sich hinter der ganzen The-
                                                                  matik verbergen. Also haben wir uns be-
                                                                  raten lassen und verschiedene Angebote
                                                                  geprüft. Die Deka hat sich schließlich
                                                                  durchgesetzt.

                                                                  Mit welcher Philosophie sind Sie
Eine höhere Lebenserwartung der Mitarbeiter und niedrige          an das Thema herangegangen?
Zinssätze – vor diesem Hintergrund hat der ADAC Westfalen e. V.
                                                                  Dietrich: Unsere Leitmaxime war, die
seine Pensions­verpflichtungen neu ausgerichtet. Im Gespräch      Pen­sionsrückstellungen nicht als Vermö-
berichtet der hauptamtliche Geschäftsführer Bernd Dietrich,       gen des ADAC anzusehen, sondern als
welche Grundprinzipien ihn geleitet haben und wie das             Geld der Mitarbeiter. Deshalb stand für
                                                                  uns der Sicherheitsaspekt im Vorder-
Lösungsmodell aussieht.                                           grund. Fakt ist, wir werden immer älter

18                                                                                    Markt & Impuls 1 / 2015
Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

                                                                                              „
                                                                                              Unsere Leitmaxime war, die
                                                                                              Pensionsrückstellungen nicht
                                                                                              als Vermögen des ADAC
                                                                                              anzusehen, sondern als
                                                                                              Geld der Mitarbeiter.

                                                                                              Bernd Dietrich
                                                                                              Hauptamtlicher Geschäftsführer
                                                                                              ADAC Westfalen

und die Lebensarbeitszeit verlängert sich.   statistisch gesehen länger leben als Männer.     Zahlungen problemlos aus dem laufenden
Fakt ist auch, dass die Zinssätze so nach    So war eine Lebensdauer der zukünftigen          Cashflow des Unternehmens nehmen.
unten gegangen sind, dass die Erträge        Versorgungsberechtigten von 85 Jahren            Ab einem gewissen Zeitpunkt wird ein
aus früheren Berechnungen nicht mehr         unsere Annahme. Ähnlich ist es mit der           Kapitalangriff notwendig sein.
ausreichen, um später die Pensionsver-       Verzinsung. Der vorgegebene steuerliche
pflichtungen zu bedienen. Wir wollten        Rechnungszins von 6 Prozent ist ebenso           Welchen Weg haben Sie nach der
also eine verlässliche Aussage dazu          wenig marktadäquat wie der in vielen             Analyse beschritten?
bekommen, was unter bestimmten               Bilanzen zugrunde gelegte Zinssatz von
Bedingungen in der Zukunft passiert.         knapp unter 5 Prozent. Wir haben also bei        Dietrich: Wir haben zunächst die Risiko-
                                             unseren mathematischen Hochrechnun-              und Anlageklassen festgelegt. Spekulative
Demografie und Niedrigzinsumfeld –           gen aufgezeigt, zu welchem Zeitpunkt             Anlageformen haben wir von vornherein
wie ließen sich angesichts dieser            welche liquiden Mittel benötigt werden           ausgeschlossen. Pensionszahlungen ha­­ben
Faktoren die künftigen Pensions­             und welche Auswirkungen unterschied­             sehr viel mit Alterssicherheit zu tun, dieser
zahlungen verlässlich aufzeigen?             liche Zinssätze haben.                           Faktor hat unsere Entscheidung ganz klar
                                                                                              beeinflusst. Rendite ist zwar wichtig, aber
Oliver Leidel: Wir legen generell eine       Dietrich: In unserem Fall handelt es sich        Sicherheit steht im Vordergrund. So ent-
höhere Lebenserwartung zugrunde als          um ein geschlossenes Versorgungssystem,          stand ein konservatives Rentenportfolio
etwa die Heubeckschen Sterbetafeln. Diese    jeder Versorgungspflichtige wird 2057 das        mit Papieren verschiedener Laufzeiten.
gehen von einer Sterbewahrscheinlichkeit     85. Lebensjahr erreicht haben. Wir wissen        Parallel dazu musste das Vertragswerk auf-
von 13 Jahren nach Renteneintritt im Alter   nun, in welchem Jahr welche Zahlungs-            gesetzt werden und die Kostenfrage war zu
von 65 Jahren aus, das ist unrealistisch.    ströme anfallen. Im Jahr 2037 haben wir          klären. Wir haben ein Modell gewählt, an
Beim ADAC haben wir außer­­dem festge-       einen Peak erreicht. Bis dahin wird sich die     dem neben dem ADAC Westfalen zwei
stellt, dass überwiegend Frauen versor-      benötigte Liquidität zwar jährlich mehr          weitere Regionalclubs in unterschiedlicher
gungsberechtigt sind, die in Deutschland     als verdreifachen, aber wir können die           Höhe beteiligt sind.

Markt & Impuls 1 / 2015                                                                                                                 19
Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

                                                                                                  „
                                                                                                  Das Ziel ist eine nachhaltige
                                                                                                  Sicherung der Rentenzahlung
                                                                                                  losgelöst vom jeweiligen
                                                                                                  operativen Ergebnis einer
                                                                                                  Einzelperiode.

                                                                                                  Dieter Meffert
                                                                                                  Leiter Kompetenzteam Unternehmen
                                                                                                  Vertrieb Institutionelle Kunden Inland
                                                                                                  DekaBank

Es saßen mehrere Verantwortliche                verwalten. Auf der anderen Seite trägt            kommt und die Ergebnisse beurteilt.
an einem Tisch. Hat das die Entschei­           eine Sicherungstreuhand dafür Sorge,              Das Asset Management gemäß der An­­
dungs­findung beeinflusst?                      dass dieses Planvermögen unumkehrbar              lagerichtlinien liegt bei der DekaBank.
                                                zweckgebunden für diese Versorgungsleis-
Dietrich: Die finanzmathematischen In-          tungen disponiert ist. Für den theoreti-          Meffert: Die Parameter für das Portfolio
halte waren sicherlich etwas komplizierter.     schen Fall einer Insolvenz wird es von der        sind eindeutig vereinbart. Wir verfolgen
Hier habe ich sehr stark die Er­geb­nisse aus   Insolvenzmasse getrennt. Mit der Schaf-           eine Total-Return-Strategie, deren Ziel es
der Analyse genutzt, um meine Vorstands-        fung dieses Planvermögens lässt sich außer-       ist, in jeder Marktphase ein positives
kollegen mitzunehmen. Wir waren uns aber        dem zumindest in der Handelsbilanz die            Ergebnis zu erzielen. Das Ergebnis soll
von Anfang an einig über die Grundprinzipi-     Aktivseite mit der Passivseite saldieren,         möglichst stabil sein und die Grundüberle-
en und haben relativ schnell die Pfeiler für    sprich die Rückstellung mit der Liquidität,       gung untermauern, die eine nachhaltige
ein Treuhandvermögen gesetzt. Wir hatten        die für die Pensionsrückstellungen zur            Sicherung der Rentenzahlung losgelöst
immer im Hinterkopf, dass wir uns einen         Position gestellt wurde. Die schlankere           vom jeweiligen operativen Ergebnis einer
Zeitraum von über 40 Jahren anschauen. Da       Struktur in der Bilanz ist für viele Unter-       Einzelperiode vorsieht.
können sich die Rahmenbedingungen               nehmen ein Vorteil.
ändern und auch mal schwierigere Zeiten                                                           Herr Leidel, dieses Projekt erforderte
kommen. Irgendwann sind andere Personen         Dieter Meffert: Mit dem ADAC Westfa-              eine umfassende Expertise. Wie haben
verantwortlich und wir wissen heute nicht,      len hatten wir es mit einem sehr professio-       Sie das gesteuert?
welche Überlegungen diese anstellen. Des-       nellen Partner zu tun. Mit der Analyse
halb haben wir die Verfügbarkeit über diese     wurde die Grundlage geschaffen, um eine           Leidel: Innerhalb der DekaBank bündeln
monetäre Masse aufgegeben.                      maßgeschneiderte Lösung zu entwickeln.            wir verschiedene Teilbereiche. Wir haben
                                                Dabei haben wir nicht nur den Si­­cher­­heits­­   beispielsweise einen eigenen Aktuar, der
Die Lösung ist also ein                         aspekt berücksichtigt, sondern auch Ver-          die Hochrechnungen anstellt und aus vie-
Treuhandmodell.                                 fügbarkeit und Fristigkeit.                       len kleinen Mosaiksteinchen ein Gesamt-
                                                                                                  bild projiziert. Neben der Erfahrung in
Leidel: Eine doppelte Treuhand. Auf der         Wie setzen Sie das in die Praxis um?              der Kapitalanlage verfügt die DekaBank
einen Seite beauftragt der ADAC die                                                               außerdem über entsprechende Instru-
Treuhand, die entsprechenden Gelder             Dietrich: Wir haben einen Anlageaus-              mente für die Umsetzung. 2007 haben
nach Maßgabe der Anlagerichtlinien zu           schuss, der ein Mal im Jahr zusammen-             wir etwa eine eigene Treuhand gegründet.

20                                                                                                                     Markt & Impuls 1 / 2015
Schwerpunkt: Anlagestrategie 2015

                                                                                                   „
                                                                                                   Die DekaBank bietet einen
                                                                                                   großen Werkzeugkasten, aus
                                                                                                   dem ein Unternehmen sich
                                                                                                   je nach Anforderungen und
                                                                                                   Bedarf bedienen kann.

                                                                                                   Oliver Leidel
                                                                                                   Leiter Betriebliches Fondssparen
                                                                                                   Vertrieb Institutionelle Kunden Inland
                                                                                                   DekaBank

Wenn gewünscht, stellen wir den Unter-          Thematik umzugehen. Die betriebliche
nehmen außerdem Administrationstools            Al­­tersvorsorge ist ein entscheidender Punkt,
zur Verfügung und begleiten nicht nur           um bei den Mitarbeitern Vertrauen zu ge­­
den Zeitraum bis zum Renteneintritt, son-       winnen und sie zu binden. Zum anderen
dern auch die eigentliche Rentenphase.          gehört eine gehörige Portion Selbstdiszi­
Wir bieten einen großen Werkzeugkas-            plin dazu, um zu den getroffenen Ent-
ten, aus dem ein Unternehmen sich je            scheidungen langfristig zu stehen. Das ist
nach Bedarf bedienen kann.                      schwierig, wenn sich selbst vorsichtig
                                                angesetzte Renditeerwartungen nicht
Was empfehlen Sie anderen insti­tu­             umsetzen lassen. Meine klare Empfehlung
tionellen Anlegern, die sich mit der            lautet, auch dann die Anlagephilosophie
betrieblichen Altersvorsorge                    nicht zu ändern und stattdessen nach
beschäftigen?                                   anderen Wegen für mehr Ertrag zu suchen.
                                                Zeiten mit niedrigen Zinsen muss man
Leidel: Zum einen rate ich dazu, in der         durchstehen, das kostet im Zweifelsfall
Kommunikation transparent mit dieser            etwas mehr Kapital. 

Bernd Dietrich                                  Oliver Leidel                                      Dieter Meffert
ist seit Oktober 2014 hauptamtlicher Ge-        ist Direktor im Bereich Institutionelle            ist Leiter Firmenkunden im Vertrieb Institu-
schäftsführer des ADAC Westfalen; dort war      Kunden und verantwortet die Einheit                tionelle Kunden. Der Sparkassenbetriebs-
er von 2004 bis 2010 ehrenamtlicher Rech-       Betriebliches Fondssparen bei der DekaBank.        wirt und CEFA-Investmentanalyst / DVFA ist
nungsprüfer und ab 2010 ehrenamtlicher          Zudem war er verantwortlich für die Pro-           seit 2000 bei der DekaBank. Zuvor war er
Finanzvorstand. Zuvor war der Sparkassen-       jektentwicklung eines standardisierten             17 Jahre im Wertpapier- und Vermögens-
betriebswirt bei der Sparkasse Vest Reckling-   Arbeitszeitkontenmodells für die Spar-             management einer Großsparkasse und
hausen, zuletzt als Marktbereichsdirektor.      kassen-Finanzgruppe.                               einer Landesbank beschäftigt.

Markt & Impuls 1 / 2015                                                                                                                       21
Märkte im Überblick

Anleihen / Zins
Niedriger Ölpreis stützt Konjunktur
Die Europäische Zentralbank kauft inzwischen Covered Bonds und
Asset Backed Securities. Staatsanleihen werden folgen, mit massiven
Auswirkungen auf die Rentenmärkte.

Inflationserwartung versus Ölpreis

In US-Dollar                                                                                                                                                                In %
120                                                                                                                                                                           2,4

100

80                                                                                                                                                                            1,8

60

40      01/14        02 /14      03 /14       04 /14       05 /14        06 /14       07 /14       08 /14       09 /14        10 /14       11/14        12/14       01/15     1,2

     Ölpreis (Sorte Brent)       Inflationserwartungen Eurozone1 (rechte Achse)

Quelle: Deka Investment; 1 Fünfjährige Inflationserwartungen in fünf Jahren. Die angegebene Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.

Nach den jüngsten Tiefständen der Euro-In­                  ren Bereich handelt bereits ein Großteil des                 Peripherie lassen unseren Einschätzungen
flationsrate und äußerst niedrigen Inflations-              Euro-Staatsanleihenmarktes im negativen                      zufolge im Vergleich zu 2014 ein einge-
erwartungen steht die Europäische Zentral-                  Bereich beziehungsweise nahe an der Null-                    schränktes Renditepotenzial erwarten. Aller-
bank (EZB) unter weiterem Hand­­lungsdruck.                 Prozent-Marke. Damit setzt die EZB auch                      dings erzeugt das Umfeld auch den Effekt,
Verstärkt wurde diese Entwicklung im zwei-                  andere Notenbanken unter Druck. Be­­troffen                  dass keine risikoarmen Alternativen mit
ten Halbjahr 2014 durch den deutlich fallen-                sind hier insbesondere die Schweiz, aber                     positiver Verzinsung angeboten werden.
den Ölpreis. Mit der Dezember-Inflationsrate                auch Länder wie Schweden oder Dänemark.
erreichte die Preisentwicklung zum ersten                                                                                Die Wachstumssorgen in der Eurozone sind
Mal seit 2009 wieder negatives Terrain. Hin                 Im Hinblick auf das Jahr 2015 sollten Anle-                  größer geworden. Solange die Normalisie-
zu kommt die recht schwache konjunkturel-                   ger ein schwierigeres Umfeld für Renten mit                  rung der Inflation und eine verbesserte
le Entwicklung im vierten Quartal 2014. Die                 längeren Laufzeiten erwarten. Die Zinserhö-                  Wachstumsdynamik auf sich warten lassen,
entschlossenen Aussagen von Mario Draghi                    hungsdiskussion für die US-Notenbank Fed                     dürfte das Niedrigzinsumfeld für Anleger
hatten zur Folge, dass der Markt bereits vor                rückt näher. Die Fundamentaldaten in den                     weiter erhalten bleiben. Der niedrige Ölpreis
der Verkündung des EZB-QE auf der Ratsit-                   USA legen den Beginn solcher Schritte nahe,                  sollte mittelfristig wie ein Konjunkturpaket
zung per Ende Januar von einer Erweiterung                  auch wenn bezüglich des Ausmaßes für die                     für Europa wirken und dem Aufschwung
der Anleihekäufe ausging. Daraus resultier-                 Leitzinsen die Meinungen auseinanderge-                      somit Anschub geben. Angesichts der rest-
ten zuletzt neue Renditetiefstände sowohl                   hen. Die niedrige Rendite von Rentenanla-                    riktiveren Geldpolitik in den USA ist im Laufe
französischer, deutscher wie auch italieni-                 gen insgesamt und auch die nicht mehr so                     des Jahres mit einer höheren Volatilität bei
scher Staatsanleihen. Im kurzen und mittle-                 aussichtsreichen Spreads von Anlagen in der                  den Renditen zu rechnen. 

22                                                                                                                                                   Markt & Impuls 1 / 2015
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