D E R 60 - ULRICH MÜLLER-BRAUN - Societäts-Verlag

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D E R 60 - ULRICH MÜLLER-BRAUN - Societäts-Verlag
LER-BRAUN
     H M Ü L
ULRIC

    G E N D E N
 LE          DER

60
        SPIELER AUS
        JAHREN BUNDESLIGA
D E R 60 - ULRICH MÜLLER-BRAUN - Societäts-Verlag
2022

              ÖKOSTROM
                    mit

Alle Rechte vorbehalten • Societäts-Verlag
© 2022 Frankfurter Societäts-Medien GmbH
Satz: Julia Desch, Societäts-Verlag
Umschlaggestaltung: Julia Desch, Societäts-Verlag
Umschlagabbildung: Alberto Masnovo/Shutterstock; IMAGO / Sven
­Simon; IMAGO / Thomas Zimmermann; IMAGO / Revierfoto
 Druck und Verarbeitung: CPI books GmbH, Leck
 Printed in Germany 2022

ISBN 978-3-95542-442-8

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www.societaets-verlag.de
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Inhalt
Die Mannschaftsaufstellung...................................................................... 7

Richard Kreß........................................................................................... 14
Egon Loy................................................................................................. 17
Willi Huberts........................................................................................... 20
Fahrudin Jusufi....................................................................................... 23
Jürgen Grabowski................................................................................... 26
Bernd Hölzenbein................................................................................... 32
Dieter Lindner......................................................................................... 36
Dr. Peter Kunter....................................................................................... 40
Horst Heese............................................................................................ 43
Uwe Kliemann......................................................................................... 46
Gert Trinklein.......................................................................................... 49
Karl-Heinz Körbel.................................................................................... 52
Willi Neuberger....................................................................................... 55
Bernd Nickel........................................................................................... 58
Friedel Lutz............................................................................................. 61
Norbert Nachtweih.................................................................................. 64
Fred Schaub............................................................................................ 67
Bruno Pezzey.......................................................................................... 70
Bum-kun Cha.......................................................................................... 73
Manfred Binz.......................................................................................... 76
Ronald Borchers...................................................................................... 79
Ralf Falkenmayer.................................................................................... 82
Andreas Möller....................................................................................... 85
Wolfgang Kraus....................................................................................... 89
Lajos Détári ............................................................................................ 92
Ulrich Stein............................................................................................. 95
Jørn Andersen......................................................................................... 98
Uwe Bein.............................................................................................. 101
Ralf Weber............................................................................................ 104
Uwe Bindewald..................................................................................... 107
Augustine Okocha................................................................................. 110
Anthony Yeboah.................................................................................... 113
Oka Nikolov.......................................................................................... 116
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    Maurizio Gaudino................................................................................. 119
    Ansgar Brinkmann................................................................................ 122
    Jan Åge Fjørtoft.................................................................................... 125
    Thomas Zampach.................................................................................. 128
    Jermaine Jones..................................................................................... 131
    Christoph Preuß.................................................................................... 134
    Alex Schur............................................................................................. 137
    »Chris«-Christian Maicon Hening.......................................................... 140
    Patrick Ochs.......................................................................................... 143
    Ioannis Amanatidis............................................................................... 146
    Benjamin Köhler................................................................................... 149
    Christoph Spycher................................................................................. 152
    »Caio« César Alves dos Santos.............................................................. 155
    Sebastian Jung...................................................................................... 158
    Pirmin Schwegler.................................................................................. 161
    Alex­ander Meier.................................................................................... 164
    Marco Russ............................................................................................ 167
    Kevin Trapp........................................................................................... 170
    Makoto Hasebe..................................................................................... 173
    Lukáš Hrádecký..................................................................................... 176
    David Abraham..................................................................................... 179
    Ante Rebić............................................................................................. 182
    Luka Jović............................................................................................. 185
    Filip Kostić............................................................................................ 188
    André Silva........................................................................................... 191
    Sebastian Rode....................................................................................... 194
    Der 12. Mann........................................................................................ 197

    Spieler................................................................................................... 200
    Bildnachweis......................................................................................... 206

                                *Spiele/S/U/N/Tore/TD/Punkte =
                 Spiele/Siege/Unentschieden/Niederlagen/Tore/Tordifferenz/Punkte
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DIE MANNSCHAFTS-
AUFSTELLUNG
Fußball ist Magie. Nicht nur, aber     Nationalmannschaft 1954 zum
ganz besonders in Frankfurt am         Wunder von Bern führte, sondern
Main, wo schon immer eine ganze        von Dezember 1945 bis Januar
Region in den Bann gezogen wird.       1946 die Eintracht trainierte, ihre
Von diesem Gänsehautfeeling. Die-      eigene Philosophie formuliert.
sem Flimmern im Stadion, wenn
sich die Adler anschicken, etwas       Beides ausgemachte Fußballfach-
Besonderes zu leisten. Erst recht,     leute, die sehr genau wussten und
wenn der Gegner wieder Mal auf         wissen, von was sie reden. Nicht
allen Positionen so viel besser be-    umsonst sind sie selbst nie losge-
setzt ist. Von dieser fantastischen    kommen vom Fußball-Bazillus.
Atmosphäre, die sich breit macht,      Und doch taugt ihre Erklärung
sobald das Flutlicht angeht. Dieser    allenfalls für Wahrscheinlichkeits-
Euphorie, die ein einziger Spielzug    rechnungen. Nicht für das, was mit
erwecken kann. Ja, auch von der        den 51.500 Menschen im Stadion
tiefen Depression, die sich zeit-      passiert, sobald der Schiri anpfeift.
gleich auf Zehntausende Seelen
legt, wenn der Gegner doch den         Fußball und allen voran – schließlich
besseren Tag erwischt hat.             geht es hier um Eintracht-Legenden
                                       – Eintracht-Spiele im Waldstadion
Etwas gelassener bringen zwei, die     sind mehr als ein 90-minütiges nett
es wissen müssen, die Magie Fuß-       anzusehendes Hinterherjagen von
ball auf den Punkt. »Die Menschen      22 Kerlen hinter einem Ball. Und
gehen zum Fußball, weil sie nicht      das beginnt auch nicht erst mit dem
wissen, wie es ausgeht«, haben         Vorglühen an der Bratwurstbude
Heribert Bruchhagen, der seiner        auf dem Parkplatz Gleisdreieck und
Position als hängende Spitze auch      den lockeren Gesprächen um die
in seiner Zeit als Vorstandschef der   richtige Aufstellung, die passende
Eintracht Frankfurt Fußball AG von     Taktik, die Stärke des Gegners.
Dezember 2003 bis Mai 2016 stets
treu geblieben ist, und Sepp Her-      Wobei: Es beginnt eigentlich schon
berger, der nicht nur die deutsche     vor dem eigenen Kleiderschrank.
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      21. Mai 1980: Eintracht Frankfurt feiert unter Trainer Friedel Rausch mit Jürgen Pah
      ­Körbel, Horst Ehrmantraut, Werner Lorant, Bernd Hölzenbein, Bernd Nickel, Ronald B
                                                  (77. Fred Schaub) den UEFA-Cup-Sieg.

    Wenn das Trikot mit dem Lieblings-    schaut und sieht, wie inbrünstig sie
    spieler herausgezupft und ehrfürch-   zu ihren eigenen fußballerischen
    tig übergestreift wird. Ein Name.     Vorbildern werden und tatsächlich
    Eine Nummer. Identifikation pur.      den Ball nicht mehr wegbolzen,
    Und während das Leibchen über         sondern zu streicheln versuchen,
    weibliche Rundungen oder Bier-        weiß: Das Ritual vor dem Schrank
    bäuchlein flutscht, beginnt die Me-   ist auch ein Stück Erhalt der eige-
    tamorphose. Die Person verwandelt     nen Kindlichkeit mit all ihren Fä-
    sich, wenn auch nicht ganz, so doch   higkeiten zu träumen und sich für
    zumeist äußerlich durch die verän-    eine Weile aus dem täglichen Ei-
    derte Körperhaltung wahrnehmbar,      nerlei zu verabschieden.
    in eben jenen Spieler, dessen Name
    auf dem Rücken prangt.                Wobei sich der Wechsel vom Kind
                                          im Mann zum Weltfußballtrainer
    Das Phänomen ist durchaus be-         im Stadion in rasender Geschwin-
    kannt: Wer Kinden beim Kicken zu-     digkeit vollzieht. Eben noch mit
9

                                                 lich sanfter und weniger allwissend
                                                 präsentieren. Frauen sind heute
                                                 zu rund einem Drittel in den deut-
                                                 schen Fußballstadien vertreten
                                                 und das bedeutet schlechterdings:
                                                 In Frankfurt verteilen sich übern
                                                 Daumen regelmäßig 34.320 Bun-
                                                 destrainer und 17.160 Bundestrai-
                                                 nerinnen im Stadionrund.

                                                 Was allerdings nie passieren sollte,
                                                 ist – vornehmlich bei Trägern ak-
                                                 tueller Trikots – ausgerechnet dem
                                                 Spieler zu seinem formlosen Kick
                                                 vergangene Woche ein dürftiges
                                                 Zeugnis auszustellen, mit dessen
                                                 Namen … na ja: Sie wissen schon
hl, Bruno Pezzey, Willi Neuberger, Karl-Heinz    … das Trikot des Gegenübers be-
Borchers, Bum-kun Cha, Norbert Nachtweih         flockt ist. Weil es zwar ganz unter-
                                                 schiedliche Möglichkeiten gibt, zur
                                                 Einzel- oder gar Kollektivlegende
                                                 zu werden, aber – wenn es erst
          großen Augen beim Reinkommen           einmal einer ist, wird an dem bitte-
          das famose Innenleben der grün         schön nicht mehr herumgekrittelt.
          gehaltenen Kultstätte bestaunt,        Wenn, dann höchstens sehr maß-
          wechselt der Gesichtsausdruck im       voll und mit diversen Erklärungen
          Nu zum Taktikfuchs inklusive drei      und Entschuldigungen untertitelt.
          bis acht Stirnfalten, und der Nach-
          bar bekommt zum x-ten mal die          Legenden werden schließlich gebo-
          Kloppsche Raute in ihren Feinhei-      ren, um zu bleiben. Und sie erhal-
          ten erklärt. Die, und nebenbei auch    ten ihren Status deshalb auch nur
          noch, warum der Sechser besser         selten durch Torschuss- oder Lauf-
          ein Achter wäre. Oder so.              leistungsquoten oder noch schlim-
                                                 mer: prallgefüllte Bankkonten. Die
          Das Gute dabei: Es sind alle gleich.   Messis und Ronaldos dieser Welt
          Jedenfalls mehr oder weniger. Und      sind selten und selbst sie funktio-
          es stimmt auch nicht, dass sich die    nieren bei allen gigantischen Er-
          weiblichen Fans allesamt wesent-       folgsgeschichten letztendlich auch
10

     nur über ihre persönliche Seite.       Reutlingen, Nickels Ecke gegen
     Jahrzehntelang wurde Ronaldo           Sepp Maier …
     von aller Welt außer den eigenen
     Fans als Gockel verunglimpft, bis      Einer darf natürlich in dieser Auf-
     sich sein soziales Engagement und      zählung nicht fehlen: Jan Åge Fjør-
     seine Freistoß-Anlauf-Strategie he-    toft, der mit seinem Übersteigertor
     rumgesprochen hatten. Kurz: Men-       gegen Kaiserslautern sein ganz per-
     scheln ist und bleibt im Stadion das   sönliches Highlight geschaffen hat.
     höchste Gut, um von den Fans und       Der aber auch für eine weitere Kate-
     Zuschauern (nur bei der Eintracht      gorie Legenden steht. Fußballer, die
     gibt es nahezu ausschließlich Fans)    nicht nur Bälle reinhauen, sondern
     erst ins Herz geschlossen und dann     auch Sprüche raushauen können.
     auf den Thron gehievt zu werden.       Bestes Beispiel ist Fjørtofts Spruch:
     Dabei kann das geniale 50-Meter-       »Ich halte nix von Sex vor dem Spiel,
     ohne-Anlauf-Tor Zündfunke sein,        besonders weil ich mir das Zimmer
     viel erfolgversprechender aber ist     mit Salou teile!« Besser kannst du
     der Weg, in jedem Spiel hundert        bei den Fans nicht punkten. Das gilt
     Prozent und vielleicht sogar ein       auch für die regional-angehauchte
     bisschen mehr zu geben und damit       Ankündigung von Weltenbummler
     im Zweifel auch das eine oder an-      Kevin Prince Boateng: »Ich freue
     dere spielerische Manko auszuglei-     mich auf die Chance hier. Auf die
     chen. Wer ernsthaft und echt ma-       Möglichkeit, und – ich hab’s mir so-
     locht, den lieben die Fans. Basta.     gar aufgeschrieben: Ich will Äppel-
     Auch wenn sie ihr Herz natürlich       woi probieren.«
     ebenso gerne mal an einen Filigran-
     techniker oder Torschützenkönig        Und auch Ansgar Brinkmanns »Das
     verlieren. Es ist eben schön, wenn     Leben ist kein bunter Teller!« und
     du nur Alex Meier sagen musst und      seine Nachricht auf dem Anruf-
     jeder weiß, dass du von einem Fuß-     beantworter »Bin bis 5 Uhr früh
     ballgott sprichst. Und noch schöner    in meiner Stammkneipe zu errei-
     ist es, wenn eben dieser Meier nach    chen« trafen mitten in die Herzen
     langer Verletzung kurz vor Ende        der Fans. So wie Bernd Hölzen-
     eingewechselt wird und mit seinem      beins kritische Bemerkung »Wenn
     Tor gegen den HSV tatsächlich ei-      das DSF den Eintracht-Chef zum
     nen göttlichen Funken entfacht. Er     Fußball-Stammtisch einlädt, drän-
     reiht sich mit diesem Momentum         geln sich 16 Leute an der Drehtür«
     ein in eine lange Liste: Hölzenbeins   ihm in der Kurve nur Zustimmung
     Sitzkopfballtor, Schurs 6:3 gegen      einbrachte.
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   Bernd Hölzenbein auf den Schultern seiner Teamkollegen Bernd Nickel,
   Willi Neuberger, Bruno Pezzey, Michael Sziedat und Karl-Heinz Körbel
         nach dem Pokalsieg 1981 gegen den 1. FC Kaiserslautern.

Womit wir auch schon bei der an-       ball durchaus zwei Mal im Leben
deren Seite angekommen sind.           begegnen kann. Da haben die Fans
Manchmal nämlich ist es besser, zu     anständig gewunken und sich über
schweigen. Andreas Möllers berüch-     die Rückkehr des Keepers unbelas-
tigter Satz »Mailand oder Madrid       tet freuen können. Ebenso wie auf
– egal – Hauptsache Italien« hätte     die Rückkehr von Marco Russ, der
man sicher verziehen. Ebenso wie       nach Wolfsburg gegangen war, um
die Tatsache, dass der wohl nach       ein paar Millionen in die marode
Titeln erfolgreichste Eintrachtler     Vereinsschatulle zu bringen. Falsche
aller Zeiten einen Großteil dieser     Treueschwüre aber verkehren vieles
Schalen und Pokale im Trikot ande-     nicht nur in der Kurve ins Gegenteil.
rer Mannschaften eingeheimst hat.      Davon können auch Jermaine Jones
Dass selbst in Frankfurt geborene      oder Armin Hütter ein Lied singen.
Fußballer Anspruch darauf haben,       Mit anderen Strophen freilich als
auf der Karriereleiter ein Stückchen   Niko Kovač, der seinen holprigen
höher hinaus zu gelangen, sehen die    Abgang zu den Bayern mit dem
Fans nicht anders. Selbst bei einem    Pokalsieg gegen eben jene 2018 ge-
Möller nicht. Wenn er denn klaren      wissermaßen wieder formvollendet
Wein eingeschenkt hätte. Mit Kevin     zurechtrückte.
Trapps kurzem, aber erfolgreichem
Gastspiel in Paris hatte die Anhän-    Apropos: Lied singen. Wer es als
gerschaft genau deshalb kein Prob-     Spieler in einen Liedtext oder An-
lem, weil Trappo nicht mit falschen    feuerungsgebrüll schafft, also frü-
Liebeserklärungen, sondern mit         her sozusagen den kompletten
klaren Aussagen glänzte. Wohl wis-     ­G-Block, heute die Nordwesttribü-
send, dass man sich auch im Fuß-        ne samt Anreinern vor allem auf
12

     der Gegengeraden zu einem gi-
     gantischen Chor zu machen, zieht
     in den Fußballolymp ein. Beispiele
     dafür gibt es eine Menge. »Schön
     ist es auf der Welt zu sein, sagt der
     Nickel zu dem Hölzenbein, ich und
     du, du und ich, wir werden ewig bei
     der Eintracht sein!«, sang die Kurve
     in den 1970er und 1980er Jahren.
     Unterbrochen hin und wieder von
     einem langgezogenen »Wiiiilli«,
     wenn Neuberger lospreschte.

     Später hallte ein »Uwe Bindewald,
     schalalalala« als Muntermacher                18. Mai 2022: Eintracht Frankfurt gewi
     durchs Stadion, oder die Fans               (58. Makoto Hasebe), Almamy Touré, Evan
     machten es kurz und knapp »Alex             Sebastian Rode (90. Kristijan Jakić), Filip
     Meier Fußballgott« folgte Thomas
     Zampach auf den Thron.

     In den Tempel der Verehrung             wurde. Weil die Fans enormen An-
     schließlich schaffte es Jürgen          teil an den Erfolgen der Eintracht
     Grabowski. »Schwarz-weiß wie            gerade auf internationaler Bühne
     Schnee, das ist die SGE« bildet bei     hatten und haben werden. Und
     jedem Heimspiel der Eintracht ne-       natürlich auch, weil noch nicht so
     ben »Im Herzen von Europa«, dem         richtig feststeht, wer in der Saison
     einzigen von einem Polizeichor ge-      2022/23 das Zeug zur Legende ha-
     sungenen Vereinslied, den musika-       ben könnte. 15 Abgängen stehen
     lischen Auftakt zum Spiel.              12 Zugänge gegenüber (Stand heu-
                                             te, 15. Juli 2022, um es mit Niko
     Im August beginnt die 60. Saison        Kovač zu sagen). Mario Götze und
     der Fußball Bundesliga, und dies        Lucas Alario könnten auf den ers-
     haben wir zum Anlass genommen,          ten Blick Legendenstatus erringen.
     zu jedem Jahr eine Spielerlegende       Der dribbelstarke Jens Petter Hau-
     auszuwählen und zu porträtieren.        ge wird an den 12 Millionen Euro
     Von Richard Kreß bis zu Sebas-          Ablösesumme erst einmal schwer
     tian Rode. Wobei als 60. Spieler        zu tragen haben – Cajo lässt grü-
     bewusst der 12. Mann gewählt            ßen. Schwerer Balast.
13

innt unter Trainer Oliver Glasner gegen die Glasgow Rangers mit Kevin Trapp, Tuta
n N’Dicka (100. Christopher Lenz), Ansgar Knauff, Djibril Sow (106. Ajdin Hrustić),
 Kostić, Jesper Lindstrøm (70. Jens Petter Hauge), Daichi Kamada und Rafael Borré
   das Europa League Finale in Sevilla.

          Und natürlich werfen wir auch ei-        430 davon war nach der einfachen
          nen Blick zurück auf die Spielzei-       Rechnung 60 Jahre Fußball-Bun-
          ten, in denen die Adler zwei Mal         desliga = 60 Spieler in diesem Buch
          sehr knapp an der Schale vorbeige-       kein Platz. Im Herzen allerdings
          schrammt sind. Manche sagen sogar        schon. Viele haben dabei ein Spiel
          drei Mal. Die Mannschaft steht auf       oder nur wenig mehr absolviert.
          Platz 8 der ewigen Bundesligatabel-      Wenn sie fehlen, wird keiner ernst-
          le mit 660 Siegen, 460 Unentschie-       haft böse sein. Bei vielen anderen
          den und 678 Niederlagen. Macht           lag die Entscheidung auf der Hand.
          mit 2820:2782 Toren 2.438 Punkte.        Bei gut zwei Dutzend Spielern aber
          Im DFB-Pokal steht man als Fünfter       habe ich mit mir gekämpft. Und ich
          mit 8 Finalteilnahmen und 5 Siegen       bin sicher, ein anderer hätte bei dem
          noch ein wenig besser da.                einen oder anderen umentschieden.
                                                   Deshalb sind sie alle hinten aufge-
          Bleibt noch eins: 490 Spieler kamen      listet. So fehlt keiner hier und jeder
          (Stand 30. Juni 2022) für die Ein-       Leser kann, so er denn will, seine
          tracht seit Gründung der Bundes-         eigenen Legenden finden und in Er-
          liga 1963 zum Einsatz. Sprich: Für       innerungen schwelgen.
14

       »DER BODENSTÄNDIGE«

       RICHARD
       KRESS
       1963i 64
       SAISONRÜCKBLICK

       Mit einem 20-köpfigen Kader star-
       tet die Eintracht am 24. August
       1963 in das Abenteuer Bundesliga.
       Vor 30.000 Zuschauern spielt der
       hoch gehandelte Meister von 1959

        Auf einen Blic
   *SPIELE/S/U
                   /N/TORE/TD/P
                                   k
                                     UNKTE:    aber nur 1:1 gegen Kaiserslautern
                    3. Platz
   30 | 16 | 7 | 7                             – erster Bundesliga-Torschütze wird
                    | 65:41 | 1,59
                                    | 39:21    Schämer vom Punkt – und kommt
  TOPSPIELE
                 R DER MAN                    auch in den nächsten Begegnungen
   Dieter Lindner               NSCHAFT:
                      (Kicker-Note            nur schwer in Schwung. Erst am
                                    2,14)
       BESTER TOR                             fünften Spieltag platzt bei den Adler-
                         SCHÜTZE:
     Wilhelm Huber                            trägern der Knoten beim 3:0 gegen
                        ts (19 Treffer)
          HÖCHSTER                            Braunschweig.
                           SIEG:
      7:0 gegen Wer
                        der Bremen
     HÖCHSTE N                                Es folgen 15 Siege, sechs Unent-
                      IEDERLAGE               schieden und nur noch eine Nieder-
            1:4 in Bremen            :
                                              lage (0:1 in Nürnberg) und nach 30
  ZUSCHAUER
                  SCHNITT: 26                 Spieltagen mit 39:21 Punkten Platz
                                  .500
          BESONDERE                           3. Hinter Meister Köln und gleichauf
Ex-Eintrachtle              S:
               r und Co-Trai                  mit dem Meidericher SV, der auf-
Horvat löst im                 ner Ivica
                April den erkr
 Meistertraine                  ankten
                r Paul Osswal
                                d ab.
15

                                         »Ich war immer ein Trainingsbeses-
                                         sener, mir konnte das Training nie
                                         hart genug sein!« Richard Kreß

grund des in der Bundesliga bis zur      RICHARD KRESS
Saison 1969/70 geltenden Torquoti-       (*6. März 1925 in Niesig; † 30.
enten Vizemeister wird.                  März 1996 in Frankfurt am Main)

Absteigen müssen Preußen Münster         DER BESONDERE MOMENT
und der 1. FC Saarbrücken.
                                         Richard Kreß bringt die Eintracht
Auch im Pokal schrammt die Ein-          am 18. Mai 1960 vor 127.500 Zu-
tracht nur knapp am Titel vorbei. Nach   schauern im Glasgower Hampden
zum Teil sehr klaren Siegen gegen den    Park in der 18. Minute des Finales
VfL Wolfsburg (2:0), Hessen Kassel       des Europapokals der Landesmeis-
(6:1), Schalke 04 (2:1) und Hertha       ter gegen Real Madrid mit 1:0 in
BSC (3:1) muss sich die Mannschaft       Führung. Elf Minuten lang hält der
im Finale in Stuttgart den Münchner      Traum. Dann gleicht di Stefano
Löwen mit 0:2 geschlagen geben.          aus. Endergebnis: 3:7.
16

     Richard Kreß wurde am 6. März           Spiele für die Eintracht, erzielte
     1925 in Niesig geboren und be-          186 Treffer und wurde 1959 zwei
     gann seine Karriere beim Fuldaer        Monate nach seinem 34. Geburts-
     Traditionsverein FV 1910 Horas.         tag Deutscher Fußballmeister mit
     Dort spielte der »Blitz von Horas«      der Eintracht durch das 5:3 n.V.
     von 1935 bis 1953.                      gegen Kickers Offenbach in Berlin.
                                             Er gehörte am 24. August 1963
     Nach seinem Wechsel nach Frank-         zur Startelf im ersten Bundesligas-
     furt 1953 war der gelernte Drogist      piel der Eintracht und war mit 38
     zunächst bei den Gasolin-Werken         Jahren der älteste aktive Spieler
     angestellt. Später betrieb er ge-       der Ersten Liga. Am 29. Februar
     meinsam mit seiner Frau Inge eine       1964 wurde er mit seinem Einsatz
     Drogerie am Oeder Weg. Von dort         beim Auswärtsspiel in Köln beim
     – Übereinstimmungen mit der Le-         FC mit 38 Jahren und 360 Tagen
     bensgeschichte von Helmut Rahn          zum ältesten Spieler von Eintracht
     in Essen sind nicht zufällig – fuhr     Frankfurt, der je ein Bundesliga­
     er regelmäßig mit der Straßenbahn       spiel bestritten hat. Seine Natio-
     zum Training an den Riederwald.         nalmannschaftskarriere begann am
                                             19. Dezember 1954 bei einem Län-
     Insgesamt bestritt der Rechtsaußen      derspiel in Portugal. Nach sechs-
           zwischen 1953 und 1964 573        jähriger Pause erfolgte die erneute
                                             Berufung durch Sepp Herberger für
                                             das Qualifikationsspiel gegen Nord-
                                                 irland am 26. Oktober 1960.
                                                   Danach spielte Kreß weitere
        NACHSPIELZEIT                                sieben Mal für Deutschland
                                                       – darunter sämtliche Qua-
Nachdem ein Fan die Eintracht darauf aufmerk-           lifikationsspiele zur WM
sam gemacht hatte, dass das Grab von Richard              1962 in Chile. Seine bei-
Kreß auf dem Frankfurter Hauptfriedhof im                   den Tore im Nationald-
Jahr 2021 nach 25 Jahren geräumt werden                      ress erzielte er beim
würde, hat Eintracht-Museumsleiter Matthias­                  5:1 gegen Dänemark
Thoma über die Familie des Ex-Eintracht-                       und beim 2:1 gegen
Spielers Dieter Stinka Kontakt mit der Familie                  Nordirland.
von Richard Kreß hergestellt. Mit einem guten
Ergebnis: Die Eintracht hat die Patenschaft für
das Grab übernommen und organisiert zudem
die Pflege.
Auf einen Blic
                                                SPIELE/S/U
                                                                 /N/TORE/TD/P
                                                                                   k
                                                                                   UNKTE:
                                                                  8. Platz
                                                30 | 11 | 7 | 1
                                                                 2 | 50:58 | -8
                                                                                ,6 | 29:31
»DER PANTHER«                                  TOPSPIELE
                                                                R DER MAN
                                                   Egon Loy (Kic               NSCHAFT:
                                                                     ker-Note: 2,1

EGON LOY
                                                                                     0)
                                                     BESTER TOR
                                                                       SCHÜTZE:
                                                    Wilhem Huber
                                                                      ts (9 Treffer)

1964i 65
                                                        HÖCHSTER
                                                                         SIEG:
                                                    4:1 gegen 18
                                                                     60 München
                                                   HÖCHSTE N
                                                                   IEDERLAGE
                                                  0:7 gegen den                    :
                                                                    Karlsruher SC
SAISONRÜCKBLICK                                ZUSCHAUER
                                                                 SCHNITT: 22
                                                                                 .561
                                                        BESONDERE
Wieder startet die Eintracht nur           Beim 0:7 gege                  S:
mit einem Remis (2:2 gegen Schal-                           n Karlsruhe m
                                           Landerer bere                     uss Ludwig
                                                            its nach 13 M
ke 04) in die Saison, aber im zwei-       Feld verletzt ve                  inuten das
                                                           rlassen. Da di
ten Spiel erfolgt die Revanche für         seit 1967 erla                  e FIFA erst
                                                           ubt, dass wenig
das verlorene Pokalendspiel gegen        verletzter Spi                      stens ein
                                                        eler pro Manns
1860 München wenige Wochen zu-          werden darf, sp                   chaft ersetzt
                                                         ielt die Eintrac
vor. Lange währt die gute Stimmung                 Mann weniger            ht mit einem
                                                                     weiter.
allerdings nicht. Schon am fünften
Spieltag geht es durch das 0:7 vor
eigenem Publikum gegen Karlsruhe
abwärts. Am Ende sorgen nach ei-       spiel noch aufgrund einer 1:5-Nieder-
nem Zwischenhoch (Platz 6) sieben      lage im Rückspiel aus.
sieglose Spiele in Folge für einen
Platz im grauen Mittelfeld. Meister    Und auch im DFB-Pokal ist im Ach-
wird Werder Bremen vor Köln und        telfinale – 1:2 vor eigenem Publikum
Dortmund. Da die Liga auf 18 Ver-      gegen Schalke 04 – zeitig Feierabend.
eine aufgestockt werden soll, müs-
sen Karlsruhe und Schalke 04 nicht
absteigen. Im Gegensatz zu Hertha      EGON LOY
BSC. Die Berliner steigen als bis      (*14. Mai 1931 in Schwabach)
heute einziger Bundesligist wegen
der Zahlung zu hoher Gehälter und      DER BESONDERE MOMENT
Handgelder zwangsweise ab.
                                       Im Punktspieldebüt von Egon Loy
Im Messepokal scheidet die Eintracht   am 22. August 1954 gewinnt die
gegen den schottischen Vertreter FC    Eintracht zum ersten Mal nach
Kilmarnock nach einem 3:0 im Hin-      Kriegsende auf dem Bieberer Berg.
18

     »Wir waren keine Millionäre,
     aber glücklich!«
     Egon Loy in einem F.A.Z.-Interview

     »Der Sieg war mein schönstes         ern. Zur Runde 1954/55 wechselt
     Hochzeitsgeschenk«, soll er danach   der hochaufgeschossene Torhüter
     gesagt haben.                        zur Eintracht und hütete bis 1967
                                          den Frankfurter Kasten.
     Den Beginn seiner Karriere erlebte
     Egon Loy in Schwabach bei Nürn-      Bei der Eintracht landete Loy trotz
     berg. Von 1950 bis 1954 spielte er   anderen Anfragen auch, weil er
     mit seinem Heimatverein in der       in der süddeutschen Fohlenmann-
     höchsten Amateurklasse von Bay-      schaft mit Hansi Weilbächer und
19

                                 mals alles sehr gut organisiert und
                                 für mich eine gute Wahl«, erinnerte
                                 sich Loy anlässlich seines 90. Ge-
                                 burtstages.

                                 Mit der Eintracht holte er am
                                 28. Juni 1959 die Deutsche Meister-
                                 schaft und stand bei allen Europa-
                                 pokalspielen zwischen den Pfosten.
                                 Sein letztes Spiel für die Eintracht
                                 bestritt der damals 35-jährige Rou-
                                 tinier am 8. Oktober 1966 gegen
                                 den MSV Duisburg.

                                 Der »Panther«, wie Dieter Lindner
                                 Loy wegen dessen schwarzem Pul-
                                 lover nannte, absolvierte bis 1967
                                 insgesamt 278 Ligaspiele, 17 Be-
                                 gegnungen in der Endrunde um die
                                 Deutsche Meisterschaft, 33 Pokal-
                                 partien und 7 Europapokalauftrit-
                                 te. Gemeinsam mit seiner Frau Irm-
                                 gard wohnt er in Oberursel und ist
                                 oft bei Heimspielen in der Loge der
                                 Meistermannschaft anzutreffen.

Hermann Höfer zusammen-
gespielt hat und sich die             Nachspielzeit
Eintracht um den Kee-
per sehr bemühte. »Die      Zum 90. Geburtstag von Egon Loy erinnerte
Eintracht hat mir in        sich die Torwart-Legende: »Als wir 2019 bei der
Frankfurt bei der Me-       120-Jahr-Feier im Stadion von den Fans eupho-
tallgesellschaft eine       risch gefeiert wurden für einen Sieg, der über
Arbeitsstelle vermit-       60 Jahre her ist, war das für uns alle ein großer
telt. Das war da-           Moment.«
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