D E R 60 - ULRICH MÜLLER-BRAUN - Societäts-Verlag
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2022 ÖKOSTROM mit Alle Rechte vorbehalten • Societäts-Verlag © 2022 Frankfurter Societäts-Medien GmbH Satz: Julia Desch, Societäts-Verlag Umschlaggestaltung: Julia Desch, Societäts-Verlag Umschlagabbildung: Alberto Masnovo/Shutterstock; IMAGO / Sven Simon; IMAGO / Thomas Zimmermann; IMAGO / Revierfoto Druck und Verarbeitung: CPI books GmbH, Leck Printed in Germany 2022 ISBN 978-3-95542-442-8 Besuchen Sie uns auch im Internet: www.societaets-verlag.de
Inhalt Die Mannschaftsaufstellung...................................................................... 7 Richard Kreß........................................................................................... 14 Egon Loy................................................................................................. 17 Willi Huberts........................................................................................... 20 Fahrudin Jusufi....................................................................................... 23 Jürgen Grabowski................................................................................... 26 Bernd Hölzenbein................................................................................... 32 Dieter Lindner......................................................................................... 36 Dr. Peter Kunter....................................................................................... 40 Horst Heese............................................................................................ 43 Uwe Kliemann......................................................................................... 46 Gert Trinklein.......................................................................................... 49 Karl-Heinz Körbel.................................................................................... 52 Willi Neuberger....................................................................................... 55 Bernd Nickel........................................................................................... 58 Friedel Lutz............................................................................................. 61 Norbert Nachtweih.................................................................................. 64 Fred Schaub............................................................................................ 67 Bruno Pezzey.......................................................................................... 70 Bum-kun Cha.......................................................................................... 73 Manfred Binz.......................................................................................... 76 Ronald Borchers...................................................................................... 79 Ralf Falkenmayer.................................................................................... 82 Andreas Möller....................................................................................... 85 Wolfgang Kraus....................................................................................... 89 Lajos Détári ............................................................................................ 92 Ulrich Stein............................................................................................. 95 Jørn Andersen......................................................................................... 98 Uwe Bein.............................................................................................. 101 Ralf Weber............................................................................................ 104 Uwe Bindewald..................................................................................... 107 Augustine Okocha................................................................................. 110 Anthony Yeboah.................................................................................... 113 Oka Nikolov.......................................................................................... 116
6 Maurizio Gaudino................................................................................. 119 Ansgar Brinkmann................................................................................ 122 Jan Åge Fjørtoft.................................................................................... 125 Thomas Zampach.................................................................................. 128 Jermaine Jones..................................................................................... 131 Christoph Preuß.................................................................................... 134 Alex Schur............................................................................................. 137 »Chris«-Christian Maicon Hening.......................................................... 140 Patrick Ochs.......................................................................................... 143 Ioannis Amanatidis............................................................................... 146 Benjamin Köhler................................................................................... 149 Christoph Spycher................................................................................. 152 »Caio« César Alves dos Santos.............................................................. 155 Sebastian Jung...................................................................................... 158 Pirmin Schwegler.................................................................................. 161 Alexander Meier.................................................................................... 164 Marco Russ............................................................................................ 167 Kevin Trapp........................................................................................... 170 Makoto Hasebe..................................................................................... 173 Lukáš Hrádecký..................................................................................... 176 David Abraham..................................................................................... 179 Ante Rebić............................................................................................. 182 Luka Jović............................................................................................. 185 Filip Kostić............................................................................................ 188 André Silva........................................................................................... 191 Sebastian Rode....................................................................................... 194 Der 12. Mann........................................................................................ 197 Spieler................................................................................................... 200 Bildnachweis......................................................................................... 206 *Spiele/S/U/N/Tore/TD/Punkte = Spiele/Siege/Unentschieden/Niederlagen/Tore/Tordifferenz/Punkte
7 DIE MANNSCHAFTS- AUFSTELLUNG Fußball ist Magie. Nicht nur, aber Nationalmannschaft 1954 zum ganz besonders in Frankfurt am Wunder von Bern führte, sondern Main, wo schon immer eine ganze von Dezember 1945 bis Januar Region in den Bann gezogen wird. 1946 die Eintracht trainierte, ihre Von diesem Gänsehautfeeling. Die- eigene Philosophie formuliert. sem Flimmern im Stadion, wenn sich die Adler anschicken, etwas Beides ausgemachte Fußballfach- Besonderes zu leisten. Erst recht, leute, die sehr genau wussten und wenn der Gegner wieder Mal auf wissen, von was sie reden. Nicht allen Positionen so viel besser be- umsonst sind sie selbst nie losge- setzt ist. Von dieser fantastischen kommen vom Fußball-Bazillus. Atmosphäre, die sich breit macht, Und doch taugt ihre Erklärung sobald das Flutlicht angeht. Dieser allenfalls für Wahrscheinlichkeits- Euphorie, die ein einziger Spielzug rechnungen. Nicht für das, was mit erwecken kann. Ja, auch von der den 51.500 Menschen im Stadion tiefen Depression, die sich zeit- passiert, sobald der Schiri anpfeift. gleich auf Zehntausende Seelen legt, wenn der Gegner doch den Fußball und allen voran – schließlich besseren Tag erwischt hat. geht es hier um Eintracht-Legenden – Eintracht-Spiele im Waldstadion Etwas gelassener bringen zwei, die sind mehr als ein 90-minütiges nett es wissen müssen, die Magie Fuß- anzusehendes Hinterherjagen von ball auf den Punkt. »Die Menschen 22 Kerlen hinter einem Ball. Und gehen zum Fußball, weil sie nicht das beginnt auch nicht erst mit dem wissen, wie es ausgeht«, haben Vorglühen an der Bratwurstbude Heribert Bruchhagen, der seiner auf dem Parkplatz Gleisdreieck und Position als hängende Spitze auch den lockeren Gesprächen um die in seiner Zeit als Vorstandschef der richtige Aufstellung, die passende Eintracht Frankfurt Fußball AG von Taktik, die Stärke des Gegners. Dezember 2003 bis Mai 2016 stets treu geblieben ist, und Sepp Her- Wobei: Es beginnt eigentlich schon berger, der nicht nur die deutsche vor dem eigenen Kleiderschrank.
8 21. Mai 1980: Eintracht Frankfurt feiert unter Trainer Friedel Rausch mit Jürgen Pah Körbel, Horst Ehrmantraut, Werner Lorant, Bernd Hölzenbein, Bernd Nickel, Ronald B (77. Fred Schaub) den UEFA-Cup-Sieg. Wenn das Trikot mit dem Lieblings- schaut und sieht, wie inbrünstig sie spieler herausgezupft und ehrfürch- zu ihren eigenen fußballerischen tig übergestreift wird. Ein Name. Vorbildern werden und tatsächlich Eine Nummer. Identifikation pur. den Ball nicht mehr wegbolzen, Und während das Leibchen über sondern zu streicheln versuchen, weibliche Rundungen oder Bier- weiß: Das Ritual vor dem Schrank bäuchlein flutscht, beginnt die Me- ist auch ein Stück Erhalt der eige- tamorphose. Die Person verwandelt nen Kindlichkeit mit all ihren Fä- sich, wenn auch nicht ganz, so doch higkeiten zu träumen und sich für zumeist äußerlich durch die verän- eine Weile aus dem täglichen Ei- derte Körperhaltung wahrnehmbar, nerlei zu verabschieden. in eben jenen Spieler, dessen Name auf dem Rücken prangt. Wobei sich der Wechsel vom Kind im Mann zum Weltfußballtrainer Das Phänomen ist durchaus be- im Stadion in rasender Geschwin- kannt: Wer Kinden beim Kicken zu- digkeit vollzieht. Eben noch mit
9 lich sanfter und weniger allwissend präsentieren. Frauen sind heute zu rund einem Drittel in den deut- schen Fußballstadien vertreten und das bedeutet schlechterdings: In Frankfurt verteilen sich übern Daumen regelmäßig 34.320 Bun- destrainer und 17.160 Bundestrai- nerinnen im Stadionrund. Was allerdings nie passieren sollte, ist – vornehmlich bei Trägern ak- tueller Trikots – ausgerechnet dem Spieler zu seinem formlosen Kick vergangene Woche ein dürftiges Zeugnis auszustellen, mit dessen Namen … na ja: Sie wissen schon hl, Bruno Pezzey, Willi Neuberger, Karl-Heinz … das Trikot des Gegenübers be- Borchers, Bum-kun Cha, Norbert Nachtweih flockt ist. Weil es zwar ganz unter- schiedliche Möglichkeiten gibt, zur Einzel- oder gar Kollektivlegende zu werden, aber – wenn es erst großen Augen beim Reinkommen einmal einer ist, wird an dem bitte- das famose Innenleben der grün schön nicht mehr herumgekrittelt. gehaltenen Kultstätte bestaunt, Wenn, dann höchstens sehr maß- wechselt der Gesichtsausdruck im voll und mit diversen Erklärungen Nu zum Taktikfuchs inklusive drei und Entschuldigungen untertitelt. bis acht Stirnfalten, und der Nach- bar bekommt zum x-ten mal die Legenden werden schließlich gebo- Kloppsche Raute in ihren Feinhei- ren, um zu bleiben. Und sie erhal- ten erklärt. Die, und nebenbei auch ten ihren Status deshalb auch nur noch, warum der Sechser besser selten durch Torschuss- oder Lauf- ein Achter wäre. Oder so. leistungsquoten oder noch schlim- mer: prallgefüllte Bankkonten. Die Das Gute dabei: Es sind alle gleich. Messis und Ronaldos dieser Welt Jedenfalls mehr oder weniger. Und sind selten und selbst sie funktio- es stimmt auch nicht, dass sich die nieren bei allen gigantischen Er- weiblichen Fans allesamt wesent- folgsgeschichten letztendlich auch
10 nur über ihre persönliche Seite. Reutlingen, Nickels Ecke gegen Jahrzehntelang wurde Ronaldo Sepp Maier … von aller Welt außer den eigenen Fans als Gockel verunglimpft, bis Einer darf natürlich in dieser Auf- sich sein soziales Engagement und zählung nicht fehlen: Jan Åge Fjør- seine Freistoß-Anlauf-Strategie he- toft, der mit seinem Übersteigertor rumgesprochen hatten. Kurz: Men- gegen Kaiserslautern sein ganz per- scheln ist und bleibt im Stadion das sönliches Highlight geschaffen hat. höchste Gut, um von den Fans und Der aber auch für eine weitere Kate- Zuschauern (nur bei der Eintracht gorie Legenden steht. Fußballer, die gibt es nahezu ausschließlich Fans) nicht nur Bälle reinhauen, sondern erst ins Herz geschlossen und dann auch Sprüche raushauen können. auf den Thron gehievt zu werden. Bestes Beispiel ist Fjørtofts Spruch: Dabei kann das geniale 50-Meter- »Ich halte nix von Sex vor dem Spiel, ohne-Anlauf-Tor Zündfunke sein, besonders weil ich mir das Zimmer viel erfolgversprechender aber ist mit Salou teile!« Besser kannst du der Weg, in jedem Spiel hundert bei den Fans nicht punkten. Das gilt Prozent und vielleicht sogar ein auch für die regional-angehauchte bisschen mehr zu geben und damit Ankündigung von Weltenbummler im Zweifel auch das eine oder an- Kevin Prince Boateng: »Ich freue dere spielerische Manko auszuglei- mich auf die Chance hier. Auf die chen. Wer ernsthaft und echt ma- Möglichkeit, und – ich hab’s mir so- locht, den lieben die Fans. Basta. gar aufgeschrieben: Ich will Äppel- Auch wenn sie ihr Herz natürlich woi probieren.« ebenso gerne mal an einen Filigran- techniker oder Torschützenkönig Und auch Ansgar Brinkmanns »Das verlieren. Es ist eben schön, wenn Leben ist kein bunter Teller!« und du nur Alex Meier sagen musst und seine Nachricht auf dem Anruf- jeder weiß, dass du von einem Fuß- beantworter »Bin bis 5 Uhr früh ballgott sprichst. Und noch schöner in meiner Stammkneipe zu errei- ist es, wenn eben dieser Meier nach chen« trafen mitten in die Herzen langer Verletzung kurz vor Ende der Fans. So wie Bernd Hölzen- eingewechselt wird und mit seinem beins kritische Bemerkung »Wenn Tor gegen den HSV tatsächlich ei- das DSF den Eintracht-Chef zum nen göttlichen Funken entfacht. Er Fußball-Stammtisch einlädt, drän- reiht sich mit diesem Momentum geln sich 16 Leute an der Drehtür« ein in eine lange Liste: Hölzenbeins ihm in der Kurve nur Zustimmung Sitzkopfballtor, Schurs 6:3 gegen einbrachte.
11 Bernd Hölzenbein auf den Schultern seiner Teamkollegen Bernd Nickel, Willi Neuberger, Bruno Pezzey, Michael Sziedat und Karl-Heinz Körbel nach dem Pokalsieg 1981 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Womit wir auch schon bei der an- ball durchaus zwei Mal im Leben deren Seite angekommen sind. begegnen kann. Da haben die Fans Manchmal nämlich ist es besser, zu anständig gewunken und sich über schweigen. Andreas Möllers berüch- die Rückkehr des Keepers unbelas- tigter Satz »Mailand oder Madrid tet freuen können. Ebenso wie auf – egal – Hauptsache Italien« hätte die Rückkehr von Marco Russ, der man sicher verziehen. Ebenso wie nach Wolfsburg gegangen war, um die Tatsache, dass der wohl nach ein paar Millionen in die marode Titeln erfolgreichste Eintrachtler Vereinsschatulle zu bringen. Falsche aller Zeiten einen Großteil dieser Treueschwüre aber verkehren vieles Schalen und Pokale im Trikot ande- nicht nur in der Kurve ins Gegenteil. rer Mannschaften eingeheimst hat. Davon können auch Jermaine Jones Dass selbst in Frankfurt geborene oder Armin Hütter ein Lied singen. Fußballer Anspruch darauf haben, Mit anderen Strophen freilich als auf der Karriereleiter ein Stückchen Niko Kovač, der seinen holprigen höher hinaus zu gelangen, sehen die Abgang zu den Bayern mit dem Fans nicht anders. Selbst bei einem Pokalsieg gegen eben jene 2018 ge- Möller nicht. Wenn er denn klaren wissermaßen wieder formvollendet Wein eingeschenkt hätte. Mit Kevin zurechtrückte. Trapps kurzem, aber erfolgreichem Gastspiel in Paris hatte die Anhän- Apropos: Lied singen. Wer es als gerschaft genau deshalb kein Prob- Spieler in einen Liedtext oder An- lem, weil Trappo nicht mit falschen feuerungsgebrüll schafft, also frü- Liebeserklärungen, sondern mit her sozusagen den kompletten klaren Aussagen glänzte. Wohl wis- G-Block, heute die Nordwesttribü- send, dass man sich auch im Fuß- ne samt Anreinern vor allem auf
12 der Gegengeraden zu einem gi- gantischen Chor zu machen, zieht in den Fußballolymp ein. Beispiele dafür gibt es eine Menge. »Schön ist es auf der Welt zu sein, sagt der Nickel zu dem Hölzenbein, ich und du, du und ich, wir werden ewig bei der Eintracht sein!«, sang die Kurve in den 1970er und 1980er Jahren. Unterbrochen hin und wieder von einem langgezogenen »Wiiiilli«, wenn Neuberger lospreschte. Später hallte ein »Uwe Bindewald, schalalalala« als Muntermacher 18. Mai 2022: Eintracht Frankfurt gewi durchs Stadion, oder die Fans (58. Makoto Hasebe), Almamy Touré, Evan machten es kurz und knapp »Alex Sebastian Rode (90. Kristijan Jakić), Filip Meier Fußballgott« folgte Thomas Zampach auf den Thron. In den Tempel der Verehrung wurde. Weil die Fans enormen An- schließlich schaffte es Jürgen teil an den Erfolgen der Eintracht Grabowski. »Schwarz-weiß wie gerade auf internationaler Bühne Schnee, das ist die SGE« bildet bei hatten und haben werden. Und jedem Heimspiel der Eintracht ne- natürlich auch, weil noch nicht so ben »Im Herzen von Europa«, dem richtig feststeht, wer in der Saison einzigen von einem Polizeichor ge- 2022/23 das Zeug zur Legende ha- sungenen Vereinslied, den musika- ben könnte. 15 Abgängen stehen lischen Auftakt zum Spiel. 12 Zugänge gegenüber (Stand heu- te, 15. Juli 2022, um es mit Niko Im August beginnt die 60. Saison Kovač zu sagen). Mario Götze und der Fußball Bundesliga, und dies Lucas Alario könnten auf den ers- haben wir zum Anlass genommen, ten Blick Legendenstatus erringen. zu jedem Jahr eine Spielerlegende Der dribbelstarke Jens Petter Hau- auszuwählen und zu porträtieren. ge wird an den 12 Millionen Euro Von Richard Kreß bis zu Sebas- Ablösesumme erst einmal schwer tian Rode. Wobei als 60. Spieler zu tragen haben – Cajo lässt grü- bewusst der 12. Mann gewählt ßen. Schwerer Balast.
13 innt unter Trainer Oliver Glasner gegen die Glasgow Rangers mit Kevin Trapp, Tuta n N’Dicka (100. Christopher Lenz), Ansgar Knauff, Djibril Sow (106. Ajdin Hrustić), Kostić, Jesper Lindstrøm (70. Jens Petter Hauge), Daichi Kamada und Rafael Borré das Europa League Finale in Sevilla. Und natürlich werfen wir auch ei- 430 davon war nach der einfachen nen Blick zurück auf die Spielzei- Rechnung 60 Jahre Fußball-Bun- ten, in denen die Adler zwei Mal desliga = 60 Spieler in diesem Buch sehr knapp an der Schale vorbeige- kein Platz. Im Herzen allerdings schrammt sind. Manche sagen sogar schon. Viele haben dabei ein Spiel drei Mal. Die Mannschaft steht auf oder nur wenig mehr absolviert. Platz 8 der ewigen Bundesligatabel- Wenn sie fehlen, wird keiner ernst- le mit 660 Siegen, 460 Unentschie- haft böse sein. Bei vielen anderen den und 678 Niederlagen. Macht lag die Entscheidung auf der Hand. mit 2820:2782 Toren 2.438 Punkte. Bei gut zwei Dutzend Spielern aber Im DFB-Pokal steht man als Fünfter habe ich mit mir gekämpft. Und ich mit 8 Finalteilnahmen und 5 Siegen bin sicher, ein anderer hätte bei dem noch ein wenig besser da. einen oder anderen umentschieden. Deshalb sind sie alle hinten aufge- Bleibt noch eins: 490 Spieler kamen listet. So fehlt keiner hier und jeder (Stand 30. Juni 2022) für die Ein- Leser kann, so er denn will, seine tracht seit Gründung der Bundes- eigenen Legenden finden und in Er- liga 1963 zum Einsatz. Sprich: Für innerungen schwelgen.
14 »DER BODENSTÄNDIGE« RICHARD KRESS 1963i 64 SAISONRÜCKBLICK Mit einem 20-köpfigen Kader star- tet die Eintracht am 24. August 1963 in das Abenteuer Bundesliga. Vor 30.000 Zuschauern spielt der hoch gehandelte Meister von 1959 Auf einen Blic *SPIELE/S/U /N/TORE/TD/P k UNKTE: aber nur 1:1 gegen Kaiserslautern 3. Platz 30 | 16 | 7 | 7 – erster Bundesliga-Torschütze wird | 65:41 | 1,59 | 39:21 Schämer vom Punkt – und kommt TOPSPIELE R DER MAN auch in den nächsten Begegnungen Dieter Lindner NSCHAFT: (Kicker-Note nur schwer in Schwung. Erst am 2,14) BESTER TOR fünften Spieltag platzt bei den Adler- SCHÜTZE: Wilhelm Huber trägern der Knoten beim 3:0 gegen ts (19 Treffer) HÖCHSTER Braunschweig. SIEG: 7:0 gegen Wer der Bremen HÖCHSTE N Es folgen 15 Siege, sechs Unent- IEDERLAGE schieden und nur noch eine Nieder- 1:4 in Bremen : lage (0:1 in Nürnberg) und nach 30 ZUSCHAUER SCHNITT: 26 Spieltagen mit 39:21 Punkten Platz .500 BESONDERE 3. Hinter Meister Köln und gleichauf Ex-Eintrachtle S: r und Co-Trai mit dem Meidericher SV, der auf- Horvat löst im ner Ivica April den erkr Meistertraine ankten r Paul Osswal d ab.
15 »Ich war immer ein Trainingsbeses- sener, mir konnte das Training nie hart genug sein!« Richard Kreß grund des in der Bundesliga bis zur RICHARD KRESS Saison 1969/70 geltenden Torquoti- (*6. März 1925 in Niesig; † 30. enten Vizemeister wird. März 1996 in Frankfurt am Main) Absteigen müssen Preußen Münster DER BESONDERE MOMENT und der 1. FC Saarbrücken. Richard Kreß bringt die Eintracht Auch im Pokal schrammt die Ein- am 18. Mai 1960 vor 127.500 Zu- tracht nur knapp am Titel vorbei. Nach schauern im Glasgower Hampden zum Teil sehr klaren Siegen gegen den Park in der 18. Minute des Finales VfL Wolfsburg (2:0), Hessen Kassel des Europapokals der Landesmeis- (6:1), Schalke 04 (2:1) und Hertha ter gegen Real Madrid mit 1:0 in BSC (3:1) muss sich die Mannschaft Führung. Elf Minuten lang hält der im Finale in Stuttgart den Münchner Traum. Dann gleicht di Stefano Löwen mit 0:2 geschlagen geben. aus. Endergebnis: 3:7.
16 Richard Kreß wurde am 6. März Spiele für die Eintracht, erzielte 1925 in Niesig geboren und be- 186 Treffer und wurde 1959 zwei gann seine Karriere beim Fuldaer Monate nach seinem 34. Geburts- Traditionsverein FV 1910 Horas. tag Deutscher Fußballmeister mit Dort spielte der »Blitz von Horas« der Eintracht durch das 5:3 n.V. von 1935 bis 1953. gegen Kickers Offenbach in Berlin. Er gehörte am 24. August 1963 Nach seinem Wechsel nach Frank- zur Startelf im ersten Bundesligas- furt 1953 war der gelernte Drogist piel der Eintracht und war mit 38 zunächst bei den Gasolin-Werken Jahren der älteste aktive Spieler angestellt. Später betrieb er ge- der Ersten Liga. Am 29. Februar meinsam mit seiner Frau Inge eine 1964 wurde er mit seinem Einsatz Drogerie am Oeder Weg. Von dort beim Auswärtsspiel in Köln beim – Übereinstimmungen mit der Le- FC mit 38 Jahren und 360 Tagen bensgeschichte von Helmut Rahn zum ältesten Spieler von Eintracht in Essen sind nicht zufällig – fuhr Frankfurt, der je ein Bundesliga er regelmäßig mit der Straßenbahn spiel bestritten hat. Seine Natio- zum Training an den Riederwald. nalmannschaftskarriere begann am 19. Dezember 1954 bei einem Län- Insgesamt bestritt der Rechtsaußen derspiel in Portugal. Nach sechs- zwischen 1953 und 1964 573 jähriger Pause erfolgte die erneute Berufung durch Sepp Herberger für das Qualifikationsspiel gegen Nord- irland am 26. Oktober 1960. Danach spielte Kreß weitere NACHSPIELZEIT sieben Mal für Deutschland – darunter sämtliche Qua- Nachdem ein Fan die Eintracht darauf aufmerk- lifikationsspiele zur WM sam gemacht hatte, dass das Grab von Richard 1962 in Chile. Seine bei- Kreß auf dem Frankfurter Hauptfriedhof im den Tore im Nationald- Jahr 2021 nach 25 Jahren geräumt werden ress erzielte er beim würde, hat Eintracht-Museumsleiter Matthias 5:1 gegen Dänemark Thoma über die Familie des Ex-Eintracht- und beim 2:1 gegen Spielers Dieter Stinka Kontakt mit der Familie Nordirland. von Richard Kreß hergestellt. Mit einem guten Ergebnis: Die Eintracht hat die Patenschaft für das Grab übernommen und organisiert zudem die Pflege.
Auf einen Blic SPIELE/S/U /N/TORE/TD/P k UNKTE: 8. Platz 30 | 11 | 7 | 1 2 | 50:58 | -8 ,6 | 29:31 »DER PANTHER« TOPSPIELE R DER MAN Egon Loy (Kic NSCHAFT: ker-Note: 2,1 EGON LOY 0) BESTER TOR SCHÜTZE: Wilhem Huber ts (9 Treffer) 1964i 65 HÖCHSTER SIEG: 4:1 gegen 18 60 München HÖCHSTE N IEDERLAGE 0:7 gegen den : Karlsruher SC SAISONRÜCKBLICK ZUSCHAUER SCHNITT: 22 .561 BESONDERE Wieder startet die Eintracht nur Beim 0:7 gege S: mit einem Remis (2:2 gegen Schal- n Karlsruhe m Landerer bere uss Ludwig its nach 13 M ke 04) in die Saison, aber im zwei- Feld verletzt ve inuten das rlassen. Da di ten Spiel erfolgt die Revanche für seit 1967 erla e FIFA erst ubt, dass wenig das verlorene Pokalendspiel gegen verletzter Spi stens ein eler pro Manns 1860 München wenige Wochen zu- werden darf, sp chaft ersetzt ielt die Eintrac vor. Lange währt die gute Stimmung Mann weniger ht mit einem weiter. allerdings nicht. Schon am fünften Spieltag geht es durch das 0:7 vor eigenem Publikum gegen Karlsruhe abwärts. Am Ende sorgen nach ei- spiel noch aufgrund einer 1:5-Nieder- nem Zwischenhoch (Platz 6) sieben lage im Rückspiel aus. sieglose Spiele in Folge für einen Platz im grauen Mittelfeld. Meister Und auch im DFB-Pokal ist im Ach- wird Werder Bremen vor Köln und telfinale – 1:2 vor eigenem Publikum Dortmund. Da die Liga auf 18 Ver- gegen Schalke 04 – zeitig Feierabend. eine aufgestockt werden soll, müs- sen Karlsruhe und Schalke 04 nicht absteigen. Im Gegensatz zu Hertha EGON LOY BSC. Die Berliner steigen als bis (*14. Mai 1931 in Schwabach) heute einziger Bundesligist wegen der Zahlung zu hoher Gehälter und DER BESONDERE MOMENT Handgelder zwangsweise ab. Im Punktspieldebüt von Egon Loy Im Messepokal scheidet die Eintracht am 22. August 1954 gewinnt die gegen den schottischen Vertreter FC Eintracht zum ersten Mal nach Kilmarnock nach einem 3:0 im Hin- Kriegsende auf dem Bieberer Berg.
18 »Wir waren keine Millionäre, aber glücklich!« Egon Loy in einem F.A.Z.-Interview »Der Sieg war mein schönstes ern. Zur Runde 1954/55 wechselt Hochzeitsgeschenk«, soll er danach der hochaufgeschossene Torhüter gesagt haben. zur Eintracht und hütete bis 1967 den Frankfurter Kasten. Den Beginn seiner Karriere erlebte Egon Loy in Schwabach bei Nürn- Bei der Eintracht landete Loy trotz berg. Von 1950 bis 1954 spielte er anderen Anfragen auch, weil er mit seinem Heimatverein in der in der süddeutschen Fohlenmann- höchsten Amateurklasse von Bay- schaft mit Hansi Weilbächer und
19 mals alles sehr gut organisiert und für mich eine gute Wahl«, erinnerte sich Loy anlässlich seines 90. Ge- burtstages. Mit der Eintracht holte er am 28. Juni 1959 die Deutsche Meister- schaft und stand bei allen Europa- pokalspielen zwischen den Pfosten. Sein letztes Spiel für die Eintracht bestritt der damals 35-jährige Rou- tinier am 8. Oktober 1966 gegen den MSV Duisburg. Der »Panther«, wie Dieter Lindner Loy wegen dessen schwarzem Pul- lover nannte, absolvierte bis 1967 insgesamt 278 Ligaspiele, 17 Be- gegnungen in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, 33 Pokal- partien und 7 Europapokalauftrit- te. Gemeinsam mit seiner Frau Irm- gard wohnt er in Oberursel und ist oft bei Heimspielen in der Loge der Meistermannschaft anzutreffen. Hermann Höfer zusammen- gespielt hat und sich die Nachspielzeit Eintracht um den Kee- per sehr bemühte. »Die Zum 90. Geburtstag von Egon Loy erinnerte Eintracht hat mir in sich die Torwart-Legende: »Als wir 2019 bei der Frankfurt bei der Me- 120-Jahr-Feier im Stadion von den Fans eupho- tallgesellschaft eine risch gefeiert wurden für einen Sieg, der über Arbeitsstelle vermit- 60 Jahre her ist, war das für uns alle ein großer telt. Das war da- Moment.«
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