Damit hat Kubicki die FDP für Generation - Volksverpetzer

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Damit hat Kubicki die FDP für
eine     ganze    Generation
unwählbar gemacht

Kubicki schießt sich ins aus
Doch gehen wir vor Kubicki noch etwas zurück. Clemens Tönnies
hat am vergangenen Donnerstag eine widerliche rassistische
Aussage über Afrikaner gebracht. Er sagte, er würde „in
Afrika“ mehr Kohlekraftwerke bauen lassen, denn dann „würden
die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf,
wenn’s dunkel ist, Kinder zu produzieren.“ (Quelle) Das ist so
ein plumper, dummer Rassismus, dass einem die Kinnlade
runterfällt.

Inzwischen bedauere er die Aussage und hat sich dafür
entschuldigt, aber damit kann das nicht erledigt sein, denn so
eine Aussage rutscht einem nicht „einfach so“ raus, wenn man
nicht tiefe, rassistische Vorurteile über einen ganzen
Kontinent (und seine Bewohner) hat. Deshalb fordern viele auch
ernste Konsequenzen für die Haltung, die hinter so einer
Einstellung stehen muss (Mehr dazu). Der Kommentar war extrem
rassistisch und unglaublich dumm. Und was macht Wolfgang
Kubicki (FDP)? Er bezeichnet diese Aussage als „nicht nur
zulässig, sondern vielleicht auch notwendig“. Und legt noch
mehr Unsinn oben drauf. Ernsthaft?
5 Gründe, warum Kubickis aussage
bullshit ist
Wolfgang Kubicki hat in einem Facebook-Post Tönnies nicht nur
Recht gegeben, sondern versucht, dessen rassistische Aussage
mit ein paar Zahlenspielen und Mythen zu rechtfertigen.

 Die ziemlich drastische Aussage von Clemens Tönnies war nicht
 nur zulässig, sondern vielleicht auch notwendig, um auf…

 Gepostet von Wolfgang Kubicki am Sonntag, 4. August 2019

1. Haben Afrikaner bei weniger Licht mehr
Geschlechtsverkehr, Herr Kubicki?
Kubicki wollte mit seinem Post die rassistischen Teile
ausblenden und ignorieren und dafür das Anti-Klima-Narrativ
bekräftigen. Doch wenn er den blanken Rassismus darin nicht
nur unkommentiert lässt, sondern ihm sogar zuzustimmen
scheint, schießt er sich und seine Partei komplett ins Aus.
Ist Herr Kubicki denn etwa auch der Meinung, dass Afrikaner
bei fehlenden Leuchtmitteln mehr Geschlechtsverkehr haben? Ist
er auch der Meinung, dass man Kohlekraftwerke in Afrika bauen
sollte als Klimaschutzmaßnahme?

Wer sich derart undifferenziert hinter eine rassistische
Aussage stellt und diese auch noch verteidigt, weil sie in
seine Agenda passt, Klimaschutzmaßnahmen zu verhindern, der
sagt eben auch, dass er plumpen Rassismus nicht nur toleriert,
sondern wohl gut heißt. Kann man sich auf die FDP nicht
verlassen, wenn es um die Verurteilung von Diskriminierung
geht? Kubicki hat später sogar erklärt, für ihn Falle dies
unter Meinungsfreiheit. Oder wollte er eben jene rassistischen
WählerInnen nicht verprellen, die er mit seiner Aussage
ansprechen will?
2. Bevölkerungswachstum hat nichts mit
dem Klimawandel zu tun
Die FDP, die bei Klimaschutzmaßnahmen stets eher Hindernis als
Hilfe war (Quelle), greift natürlich gerne das Narrativ auf,
dass wir nichts gegen die Klimakrise tun können oder können,
weil “Afrikaner” irgendwann mal viele Ressourcen verbrauchen
und CO2 produzieren würden. Aber das ist Blödsinn. Denn die
Länder mit dem größten Bevölkerungswachstum sind genau jene,
die die wenigsten Ressourcen verbrauchen (Quelle).

Wie, es sei ein “Dilemma”, dass “Afrikaner” – nochmal: Das ist
ein Riesenkontinent – mehr Kinder kriegen und deswegen müssen
wir nicht mehr Ressourcen sparen und nicht klimaneutral
werden? Der durchschnittliche CO2-Ausstoß zum Beispiel eines
Kenianers ist lächerlich im Vergleich zu dem eines Deutschen.

via Gfycat

Kenia hat übrigens 60% mehr Fläche als Deutschland und
gleichzeitig nur 50 Millionen Einwohner. Selbst bei einer
Verdoppelung der Bevölkerung wären Emissionen und
Bevölkerungsdichte noch deutlich niedriger als in Deutschland
(Quelle). Kenia wurde hier als Fallbeispiel ausgewählt, weil
es einen für Afrika leicht überdurchschnittlichen Wohlstand
hat (Quelle).

3. Das Bevölkerungswachstum ist längst
gelöst
Die    Panik    vor    einer    unlösbaren,     weltweiten
Bevölkerungsexplosion ist etwa so alt wie Kubicki selbst und
basiert auf völlig unsinnigen Vorhersagen anhand der
Fertilitätsrate ärmerer Länder. Inzwischen ist der weltweite
Durchschnitt auf 2,5 Kinder pro Frau gefallen, Tendenz weiter
sinkend. Außerdem hat die UN nicht von “mehr als 12
Milliarden” Menschen 2100 gesprochen, sondern nur von knapp 11
Milliarden.

Was er auch weggelassen hat: Dass die UN selbst erklärt hat,
dass ihre Studie mit Vorsicht zu genießen sei, da das erstens
ein Höhepunkt der Weltbevölkerung sein wird, der danach wieder
sinken wird und zweitens, dass “der Höhepunkt (der
Weltbevölkerung) früher oder später kommen” könnte als
vorausgesagt (Quelle). Davon ist auszugehen, denn mit
steigendem Wohlstand sinkt auch die Geburtenrate. Wie es
historisch auch in Europa der Fall war.

Wenn internationale Investoren sich nicht mehr auf Südostasien
konzentrieren und auch Sub-Sahara Afrika ins Auge fasst, dann
werden auch dort die hohen Geburtraten mit steigendem
Wohlstand fallen. Nein, die Lösung für die Klimakrise ist
nicht, dass arme, afrikanische Familien weniger Kinder
kriegen. Und die kriegen sie weniger, wenn sie mehr Wohlstand
haben.

4. Es gibt 7 Milliarden Menschen, die
weniger CO2 Ausstoßen als wir deutschen
So zu tun, als würde Deutschland weder jetzt noch historisch
kein großer Klimasünder sein ist mindestens unehrlich. Schaut
man sich den Pro-Kopf-Ausstoß an, steht Deutschland weltweit
an 24. Stelle (Quelle). Nach dem Konsumprinzip sogar auf Platz
6 (Quelle). Überschlägt man die Zahlen, gibt es weltweit nur
etwa 700 Millionen Menschen mit einem größeren CO2 Ausstoß als
Deutschland und 7 Mrd. Menschen mit einem kleineren. Wir
sollten erst dann anderen Ländern Vorschriften machen, wie sie
ihre Klimapolitik (in 80 Jahren) zu lösen haben, wenn wir das
Verhältnis umgekehrt haben. Wir müssen weiterhin unseren CO2-
Ausstoß senken. Und komische, rassistische Rechenspiele machen
das nicht weniger wahr.

Warum nicht mit diesen “Innovationen”, von denen die FDP stets
spricht? Oder warum es nicht den Markt regeln lassen und die
Kosten für den CO2-Ausstoß über Carbon Pricing einbauen? Warum
nicht marktverzerrende Maßnahmen wie Subventionen für
Flugreisen (Quelle), fossile Brennstoffe (Quelle) und
Massentierhaltung abschaffen (Quelle)? Wie kann es die FDP als
liberale Partei, die für den freien Markt kämpft, eigentlich
rechtfertigen, dass der deutsche Staat mit mehreren zig
Milliarden Euro in ganzen Industriezweigen quasi Sozialismus
betreibt? Hat Kubicki überhaupt ein Interesse an der Lösung
der Klimakrise?

5. Nur ein Dilemma für “selbst ernannte
Klimaaktivisten”?
Und zu guter Letzt bleibt immer noch die Frage, warum das
alles ein “Riesendilemma” für Klimaaktivisten sein soll. Ist
die Klimakrise denn kein Problem für ihn, seine Kinder oder
die FDP? Das alles ändert doch nichts daran, dass Deutschland
so schnell wie möglich klimaneutral werden soll. Im Gegenteil,
es sollte ein Ansporn sein, sogar mehr zu tun. Nicht nur, weil
wir viel mehr zur Krise beitragen, sondern auch weil wir mit
gutem Beispiel vorangehen müssen. Und unsere Technologien
weiterverkaufen könnten.

Mit dem Fingerzeig auf “Afrikaner”, die er als “Dilemma” für
Klimaaktivist*innen darstellt und Tönnies Rassismus ignoriert,
betreibt er damit eine Entsolidarisierung mit ihren
Forderungen. Entsolidarisierung mit der Notwendigkeit, mit der
die Energiewende vollzogen werden muss. Für die junge
Generation, die mit FridaysForFuture ihre Forderungen
formuliert und die gravierenden Folgen unserer Tatenlosigkeit
erleben werden muss, ist die FDP mit so einer Aussage völlig
unwählbar geworden.

Autoren: Thomas Laschyk, Philip Kreißel, Grafik: Philip
Kreißel. Artikelbild:Olaf Kosinsky (kosinsky.eu) Lizenz: CC BY-
SA 3.0-de
via Wikimedia Commons

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