Das European Medical Corps - Jonathan Baum

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Das European Medical Corps - Jonathan Baum
Jonathan Baum

Das European Medical Corps
Eine europäische Antwort auf Gesundheitskrisen
                   USA: New York Vereinte Nationen, Secretary-General’s High-Level
                   Panel on the Global Response to Health Crises
                   Belgien: Brüssel Europäische Kommission, DG ECHO ,
                   Generaldirektion Humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz
                   Angola: Luanda und Lubango Mission des European Medical Corps
                   Schweiz: Genf Weltgesundheitsorganisation ( WHO )

                   Internationale Gesundheitskrisen bedrohen die öffentliche Gesundheit,                              ­medizinische Teams und Ausrüstung zur Behandlung von Patienten,
                   Sicherheit und politische Stabilität ganzer Staaten. Der Ebola-Aus-                                Teams von Gesundheitsexperten, mobile Laboratorien zur Diagnose,
                   bruch in Westafrika beispielweise kostete mehr als 11.000 Menschen­                                Flugzeuge zum Transport infektiöser Patienten und logistische
                   leben. Europa war auf eine solche Krise unzureichend vorbereitet,                                  ­Unterstützung. Teilnehmende Staaten registrieren ihre Einsatzeinheiten
                   ­insbesondere fehlte es an schnell einsetzbarem medizinischem Perso-                               bei der Europäischen Kommission, die diese finanziell unterstützt
                   nal. Wie kann die Europäische Union bei zukünftigen Gesundheits­                                   und über das Europäische Krisenreaktionszentrum in Brüssel koordiniert.
                   krisen wirkungsvoller und schneller reagieren?                                                     Deutschland stellt mit einem mobilen Infektionskrankenhaus, einem
                                                                                                                      mobilen Labor und logistischen Unterstützungsteams den Kern des EMC .
                   Auf dem Höhepunkt der Krise schlug die deutsche Bundesregierung
                   die Schaffung eines Pools von Ärzten und Pflegepersonal vor, die                                   Seinen ersten Praxistest erfuhr das European Medical Corps im
                   ­sogenannten »Weißhelme«. Hieraus entwickelte die Europäische                                      ­Rahmen des Gelbfieber-Ausbruchs in Angola und der Demokratischen
                   ­Kommission das European Medical Corps ( EMC ), das im Februar 2016                                Republik Kongo. Im Mai 2016 wurde ein Team von Gesundheitsexperten
                   ­gegründet wurde. Als Teil des Europäischen Katastrophenschutz­                                    zur Lageeinschätzung nach Angola entsandt, anschließend folgte
                   mechanismus kann das EMC sowohl bei Krankheitsausbrüchen als                                       ein mobiles Labor zur Untersuchung von Blutproben.
                   auch bei Naturkatastrophen eingesetzt werden. Es umfasst u. a.

Jonathan Baum studierte Biochemie an der Freien Universität Berlin und am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin.
­Forschungsaufenthalte führten ihn an das Weizmann Institute in Israel und die University of Cambridge in Großbritannien. Anschließend
­arbeitete er für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit ( GIZ ) im Deutschen Biosicherheitsprogramm. Die Ein­
dämmung des Ebola-Ausbruchs in Westafrika unterstützte er bei einem Hilfseinsatz mit dem European Mobile Laboratory in Guinea.
Als Feuerwehrmann ist Jonathan seit mehreren Jahren bei der Berliner Feuerwehr im Katastrophenschutz aktiv. In seinem Mercator-Projekt
beschäftigte er sich mit den Lehren aus der Ebola-Krise in Westafrika, sowie dem Aufbau des European Medical Corps zur Bewältigung
von Gesundheitskrisen. Jonathan.baum@mercator-fellows.org
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Rose Beaugrand

Psychische Gesundheit und
psychosoziale Versorgung
in humanitären Notsituationen
                   Deutschland: Berlin Berghof Foundation
                   Libanon: Beirut Libanesisches Rotes Kreuz
                   Sierra Leone: Freetown World Health Organisation ( WHO )

                   Humanitäre Notsituationen können verschiedene Ursachen haben.                                      Das Ziel aller psychosozialen humanitären Aktivitäten ist es, trotz
                   ­Alleine in den letzten Jahren waren unterschiedliche Regionen der Welt                            ­widriger Lage die Fähigkeit der Menschen zu stärken, selbst einen Um-
                   von Konflikten, Naturkatastrophen oder gravierenden Krankheits­                                    gang mit den schweren persönlichen und gesellschaftlichen Situatio-
                   ausbrüchen betroffen. Auch wenn die Ursache jedes Mal eine andere                                  nen zu finden und der Entwicklung psychischer Störungen v­ orzubeugen.
                   ist, haben diese Situationen in der Regel eines gemeinsam: Sie                                     Je nach Grad der Spezialisierung sind psychologische und psycho­
                   ­verändern die Lebenssituation von Menschen grundlegend. Innerhalb                                 soziale Interventionen häufig in andere humanitäre Programme, wie
                   kürzester Zeit sehen sich Menschen mit Verlust von Angehörigen                                     zum Beispiel Water, Sanitation and Hygiene ( WASH ), Child Protection
                   und ­Lebensgrundlage, Trauer, Unsicherheit, Angst und vielem mehr                                  oder Livelihood eingebettet. Nur für Menschen, die entweder keinen Weg
                   ­konfrontiert. In humanitären Notlagen haben Menschen unter­                                       finden, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen oder die bereits
                   schiedliche psychische und psychosoziale Bedürfnisse. Für alle ist es                              psychische Vorerkrankungen hatten, werden individualisierte, speziali-
                   das Wichtigste, dass grundlegende Anforderungen wie Nahrung,                                       sierte Programme angeboten.
                   ­Un­terkunft und Sicherheit erfüllt werden. Andere brauchen Hilfe, die
                   ­Erlebnisse und deren Auswirkungen zu verarbeiten und wieder andere
                   ­be­nötigen formalisierte psychologische Versorgung. Trotz einer Fülle
                   an Erfahrungen und Anliegen, geht es vor allem darum, das soziale
                   ­Gefüge wiederherzustellen und ein Gefühl von Normalität zu vermitteln.

Rose Beaugrand studierte European Studies in Magdeburg und Prag. Ihren Master in Social Policy and Planning absolvierte sie an
der ­London School of Economics. Arbeitserfahrungen sammelte sie an der London School of Economics, bei der Europäischen Kommission
und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Vietnam. Vor dem Mercator Kolleg war sie zwei Jahre als Project
­Manager für die Bertelsmann Stiftung tätig. Während ihres Kollegjahres beschäftigte sie sich damit, wie Aktivitäten zur psychischen Gesund-
heit und psychosoziale Betreuung in die Reaktion auf humanitäre Notsituationen integriert werden. beaugrand.rose@gmail.com
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Tim Cholibois

Internationale Klimafinanzierung
aus der Perspektive traditionell
benachteiligter Akteure
                   Madagaskar: Antananarivo Deutsche Gesellschaft
                   für Internationale Zusammenarbeit ( GIZ )
                   Vereinigtes Königreich: London C40 Cities Climate Leadership Group
                   Marshallinseln: Majuro Office of Environmental Planning and
                   Policy Coordination ( OEPPC )

                   Madagaskar hat mit 2800 Sonnenstunden jährlich doppelt so                 bei denen sich Städte direkt bewerben können. Warum? In einer von
                   ­viele wie Deutschland, die Bedingungen für Windenergie sind so gut       ­Nationalstaaten regierten Welt werden Städte nicht als relevante Akteure
                   wie ­nirgends sonst in Afrika. Und doch haben 95  % der ländlichen        wahrgenommen und so bei der Umsetzung von innovativen Lösungen
                   ­Bevöl­kerung keinen Zugang zu Strom. Warum? Ausländische Investoren      ausgebremst. Die Folge? Ihr enormes Potenzial, eine Vorreiterrolle im
                   scheuen den bis vor kurzem politisch instabilen Inselstaat, es gibt       Kampf gegen den Klimawandel einzunehmen, verpufft.
                   dort keine Garantien für ihre Investitionen. Vor Ort fehlt das Know-How
                   für den Bau und die Instandhaltung von Kleinkraftwerken. Die Folge?       Auf den Marshallinseln soll der Meeresspiegel bis 2030 um 3–16 cm
                   Die von der Regierung bis 2030 angepeilten 5000 MW Zusatzleistung         ­gestiegen sein, die Korallenatolle liegen im Schnitt 1,80 m ü. NN.
                   im Netz erscheinen illusorisch.                                           Die ­Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen gestaltet sich schwierig.
                                                                                             Warum? Das nationale Budget reicht nicht aus und noch sträuben
                   Urbane Räume bedecken zirka 2 % der Erdoberfläche, beherbergen            sich die Industriestaaten, Entwicklungsländer für Schäden und Verluste
                   ­jedoch über die Hälfte der Erdbevölkerung und verursachen drei Viertel   durch den Klimawandel zu kompensieren. Die Folge? Es ist nicht sicher,
                   der Emissionen. Oft direkt am Wasser gelegen und im Schnitt 2–5 Grad      ob die Marshallinseln zum Ende dieses Jahrhunderts noch existieren
                   ­wärmer als ihre Umgebung sind sie überdurchschnittlich stark vom         werden.
                   ­Klimawandel betroffen. Und doch gibt es nur eine Handvoll Klimafonds,

Tim Cholibois studierte Management mit einem Schwerpunkt auf Finanzwesen am
University College London und Internationale BWL und VWL an der European Business School
London. Nach diversen Praktika in der Privatwirtschaft war er vor dem Mercator Kolleg als
Management­-Berater im Energiesektor tätig. Während seines Kollegjahres beschäftigte sich
Tim mit dem Z
            ­ ugang zur Klimafinanzierung aus verschiedenen Blickwinkeln. Er freut sich
darauf, Lösungs­ansätze zu den auf diesem Plakat aufgeworfenen Problemstellungen im
­persönlichen Gespräch oder per E-Mail zu diskutieren. tim.cholibois@mercator-fellows.org
Das European Medical Corps - Jonathan Baum
Lars Döbert                                                                                                                                                                        Märtyrerverehrung
                                                                                                                                                                                   in einem Flüchtlingscamp
                                                                                                                                                                                   in Palästina – Lässt

Ansätze zur Prävention von
                                                                                                                                                                                   sich die Gewaltspirale
                                                                                                                                                                                   stoppen?

 ­Radikalisierung und extremistischer
­Gewalt in Post-Konfliktgebieten
Lässt sich Extremismus verhindern – und wenn ja, wie?
                  USA: New York United Nations Department of Peacekeeping Operations ( DPKO )
                  Senegal: Dakar United Nations Office on Drugs and Crime ( UNODC ),
                  Regional Office for West and Central Africa
                  Palästinensische Gebiete: Ramallah Deutsche Gesellschaft für Internationale
                  Zusammenarbeit ( GIZ ) GmbH, Programm zur Stärkung der Polizeistrukturen
                  in den Palästinensischen Gebieten

                   Gewalt beginnt nicht erst mit Taten, sie beginnt bereits im Kopf.                                 minderjährig, der Jüngste war gerade einmal zwölf Jahre alt. Viele
                   ­Extremismus und radikales Denken bilden die Voraussetzung für                                    der ­Attentäter kommen aus Flüchtlingscamps der West Bank, in denen
                   ­terroristisches Handeln.                                                                         die Lebensbedingungen von Überbevölkerung und der Präsenz von
                   Eine große Herausforderung ist es daher Antworten zu finden,                                       ­Waffen geprägt sind. Eine Analyse der Vorfälle ergab, dass 58 Prozent
                   wie sich Radikalisierung verhindern lässt. Eine allgemeingültige Ant-                             der Täter aus Gebieten in Palästina stammen, in denen die palästi­
                   wort dafür gibt es nicht. Dafür ist jeder Mensch mit seinen Lebens­                               nensische Polizei nach den Oslo II Vereinbarungen keine Zugriffsrechte
                   erfahrungen, -umständen und Empfindungen zu individuell.                                           hat ( Area B, Ostjerusalem ). Neben dem Gefühl der staatlichen Ohn-
                   Während des Kollegjahres habe ich den Fokus daher auf konkrete                                    macht behindert dies massiv die Etablierung von Sicherheit in diesen
                   ­Problemfelder gerichtet, um möglichst praktische Lösungsansätze                                  palästinensischen Gemeinden.
                   ­entwickeln zu können. Dafür ein Beispiel:
                                                                                                                      Ein Lösungsansatz: Die Einführung einer bürgernahen Polizei, die
                   Messerattacken in Israel                                                                           ­Jugendlichen ermöglicht, ihre Sicherheitsbedürfnisse zu adressieren.
                   Seit Oktober 2015 erlebt Israel eine Welle von Messerattacken                                      Mobile Einheiten, unter Koordinierung mit Israel, tragen dazu bei,
                   ­palästinensischer Einzeltäter. Bislang wurden 192 solcher Attacken ver-                           ­Polizeidienstleistungen auch in Gemeinden zu bringen, die bislang
                   übt, 65 Prozent der Attentäter starben dabei. Ein Viertel der Täter ist                           noch nicht von der palästinensischen Polizei betreut werden konnten.

Lars Döbert hat Internationale Beziehungen und European Studies in Berlin, Brasília, London und Tel Aviv studiert. Vor dem Mercator Kolleg
war er als Referent beim Bundesverband der Deutschen Industrie ( BDI ) u. a. für Terrorismusabwehr im internationalen Transport zuständig.
In seinem Projektvorhaben für das Kollegjahr beschäftigte er sich mit praktischen Ansätzen zur Radikalisierungsprävention in Post-Konflikt­
gebieten mit Fokus auf Westafrika und den Nahen Osten. Lars.doebert@mercator-fellows.org
Das European Medical Corps - Jonathan Baum
Florian Egli

Innovation und Klimawandel
Anreize für neue Lösungen in der Bekämpfung
des Klimawandels und deren Finanzierung
       Schweiz: Bern Abteilung Internationales, BAFU Bundesamt für Umwelt
       Senegal: Dakar Agence Nationale de la Grande Muraille Verte,
       Ministère de l’Environnement et du Développement Durable
       USA: Bay Area, Kalifornien Aggrigator Inc.
       UK: London E3G – Third Generation Environmentalism

       Nach dem erfolgreichen Abschluss des Klimaabkommens ( COP 21 )              Einzelne Menschen kämpfen jedoch für diese Veränderung. An­
       in ­Paris, bleibt die Frage der Umsetzung ungelöst. Wie kann zum Beispiel   geführt von einem enthusiastischen Ingenieur führt der Senegal die
       die EU ihre Emissionen bis 2030 um 40 % im Vergleich zu 1990 senken?        panafrikanischen Wiederaufforstungsinitiative »Grande Muraille
       Um ein solch ambitioniertes Ziel zu erreichen, braucht es Investitionen,    ­Verte« ohne internationale Hilfe durch, in Kalifornien entwickeln
       die strategische Entwicklung neuer Technologien und das Engagement          10 ­Köpfe eine Plattform, um Kleinbauern in Sambia das Überleben zu
       der Privatwirtschaft.                                                       ­sichern und die Nahrungsmittelproduktion lokal zu halten und in
                                                                                   ­London werden Ideen für ein nachhaltiges EU -Finanzsystem entwickelt.
       Die Bekämpfung des Klimawandels muss ein Business Case werden.
       Zahlreiche Initiativen haben dies mittlerweile erkannt; der größte          Es gibt keine Formel, mit der man innovative Lösungen in der
       ­internationale Klimafonds ( GCF ), der Green Climate Fund, arbeitet mit    ­Be­kämpfung des Klimawandels hervorbringt. Vielleicht sind es aber
       Privatunternehmen, ­Initiativen wie die UN Principles for Responsible       am ehesten kleine Strukturen, die große Ideen umsetzen. Unsere
       ­Investment versuchen die Finanzströme in nachhaltige Bereiche              ­Auf­gabe könnte demzufolge sein, uns für eine Welt einzusetzen, die
       zu ­lenken, und trotzdem b
                                ­ ewegt sich das System nur sehr langsam.          ­Veränderung, neue Ideen und Start-ups zulässt und fördert, anstatt
       ­Diese Trägheit des Systems und der Unwille, das Risiko der Veränderung     ­bestehende Finanz- und Marktstrukturen zu schützen.
       einzugehen, um ein u
                          ­ nkalkulierbares Risiko in einigen Jahrzehnten
       ­abzuwenden, haben mich überrascht.
                                                                                   Florian Egli studierte VWL am Graduate Institute of International and Development
                                                                                   Studies ( IHEID ) in Genf. Bei der OECD , Ecoplan AG ­­( Beratungsunternehmen )
                                                                                   und am Centre for International Environmental Economics (  I HEID ) arbeitete und
                                                                                   ­publizierte er zu den Themen I­ nnovation, Techno­logiewandel und Umweltökonomie.
                                                                                   Er ist Vorstandsmitglied des außenpolitischen Think Tanks foraus, wo er auch
                                                                                   ­mehrere Jahre die Gruppe in Bern leitete, und Mitbegründer der Global Shapers des
                                                                                   World Economic Forums (  W EF ) in Bern. florian.egli@mercator-fellows.org
Das European Medical Corps - Jonathan Baum
David Fischer

 Energie und Klimapolitik
 in Europa: eine typisch europäische
­Gratwanderung
Politische und ökonomische Notwendigkeiten
für den Wandel zu einer emissionsarmen Wirtschaft
                     Frankreich: Paris OECD , Generalsekretariat, Round Table on Sustainable Development
                     Belgien: Brüssel Europäische Kommission, Generaldirektion Klima

                     Spätestens mit dem historischen Pariser Klimaabkommen im Dezember                Mit der derzeit verhandelten Reform des Emissionshandels versucht
                     2015 haben sich fast alle Staaten der Welt zum Wandel zu einer emis­             die Europäische Kommission nun das Instrument flexibler zu gestalten.
                     sionsarmen Wirtschaft entschlossen. Das heißt: das k­ omplette Energie­          Gleichzeitig sollen industriepolitische und Wettbewerbshindernisse
                     system und darauf basierende Prozesse und S
                                                               ­ tra­tegien umkrempeln,               durch Innovationsförderung in der Industrie sowie Modernisierung des
                     neue Produkte entwickeln und neue T­ echno­logien erforschen.                    ost-europäischen Stromsektors sukzessive vermindert werden.
                                                                                                      Die ­Verhandlungen sind also eine typisch europäische Gratwanderung:
                     Die EU hat sich zur Lösung dieser Aufgabe einen Emissionshandel                  Wie ambitioniert kann der Emissionshandel sein, ohne dass die
                     ­auferlegt, der durch die Bepreisung des CO 2-Ausstoß versucht                   ­In­dustrie dem kompletten System widerspricht und die Mehrheit der
                     die ­negativen Umweltfolgen in die Geschäftstätigkeit zu integrieren.            Mitgliedsstaaten – mit ganz unterschiedlichen wirtschaftlichen Struk­
                     ­Theoretisch ist es das effizienteste Instrument; jedoch stehen                  turen und Energiesystemen – es weiterhin unterstützen?
                     ­dieser theoretischen Effizienz industriepolitische und Wettbewerbs-
                     überlegungen sowie überlappende Instrumente der Mitgliedsstaaten                 Wie die OECD aber richtig feststellt, werden Klimainstrumente
                     im Weg.                                                                          wie der Emissionshandel nur ihre volle Kraft entwickeln können, wenn
                                                                                                      andere Politikfelder auch klimapolitische Überlegungen berücksich­
                                                                                                      tigen. Zum Beispiel, wenn Baureferate ihre Verordnungen anpassen,
David Fischer studierte Internationale Beziehungen an der University of Wales, Aberystwyth
                                                                                                      um den Einsatz von CO 2-freien Zement zu ermöglichen.
und absolvierte zwei Masterstudiengänge in ­Lateinamerikastudien sowie im Umweltmanagement
an der University of Oxford. Erste Arbeitserfahrung sammelte er bei der ONE Campaign, beim
­Chemie­konzern Evonik Industries sowie beim Finanzdienstleister Allianz. Während seines Kolleg­
jahres ­arbeitete er als Politikberater bei der OECD ( u. a. als Delegierter auf der Pariser Klima-
konferenz ) und als Referent im Verhandlungsteam zur Reform des EU-Emissionshandel bei der
­Europäischen ­Kommission. david.fischer@mercator-fellows.org
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UN Geneva, Third UN Meeting
                                                                                                               of Experts on LAWS, April 2016

        Sophie-Charlotte Fischer

        Letale autonome Waffensysteme
        Ansätze für eine präventive Regulierung
        neuer Dual-Use-Technologien
                            Schweiz: Zürich Center for Security Studies, ETH Zürich
                            Thailand: Bangkok UN Regional Centre for Peace and Disarmament in Asia
                            and the Pacific
                            Vereinigte Staaten: New Haven Yale University, The Global Politics
                            of Artificial Intelligence Research Group

                             Letale autonome Waffensysteme ( LAWS ) entscheiden ohne mensch­             Könnte ein Roboter im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht
                             liches Einwirken über die Auswahl eines Ziels und die Ausführung eines      ­zwischen Kombattanten und Nichtkombattanten unterscheiden? Und
                             potentiell tödlichen Angriffs. Auch wenn diese Systeme bisher nicht         wer trüge die Verantwortung im Falle einer tödlichen Fehlentscheidung?
                             von Staaten eingesetzt werden, nähert sich der technologische Fortschritt
                             diesem Szenario mit wachsender Geschwindigkeit. Eine Autonomisie-           Während meines Kollegjahres habe ich mich deshalb mit der Frage
United Nations               rung von Waffensystemen erscheint aus militärischer Sicht logisch und       ­beschäftigt, ob und wenn ja in welcher Form LAWS von der internationa-
Regional Headquarters
in Bangkok, Thailand         erstrebenswert. Gegenüber dem menschlichen Soldaten bergen LAWS             len Staatengemeinschaft reguliert werden sollten. Auf der Suche nach
                             Vorteile wie schnellere Reaktionszeiten und eine verbesserte Präzision.     Antworten, habe ich mich im Rahmen meiner Stagen besonders mit den
                                                                                                         sicherheitspolitischen Implikationen von künstlicher Intelligenz aus­
                             Aus einer ethischen und rechtlichen Perspektive ist der mögliche            einandergesetzt. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit war die Analyse
                             ­Einsatz von LAWS jedoch stark umstritten. Im Prozess der Autonomi­         von Positionen und Strategien verschiedener Akteure in den aktuellen
                             sierung von tödlichen Waffen wird der Mensch zunehmend vom                  Verhandlungen zu LAWS in Genf. Ein besonderes Interesse habe ich für
                             ­Entscheidungsprozess und der damit einhergehenden Verantwortung            die Rolle privater Technologieunternehmen bei der Entwicklung und
                             entfernt. Darf eine Maschine über das Leben eines Menschen richten?         ­Regulierung von LAWS entwickelt.

         Sophie-Charlotte Fischer studierte zunächst Liberal Arts and Sciences
                                                                                                                                                      Yale Campus,
         am University College Maastricht und an der kanadischen Queen’s University.                                                                  New Haven, USA
         ­Danach absolvierte sie einen Master in Internationaler Sicherheitspolitik
         an der Sciences Po Paris. Arbeitserfahrung ­während und nach dem Studium
         ­sammelte Sophie unter anderem bei der NATO , im Auswärtigen Amt sowie
         am Deutschen Institut für ­Menschenrechte. Während ihres Kollegjahres beschäf-
         tigte sie sich mit Regulierungsmodellen für neue Dual-Use-Technologien im
         ­Spannungsfeld von Sicherheitspolitik, Völkerrecht und Technologieentwicklung.
         Der Schwerpunkt ihres Projekts war die Militarisierung ­künstlicher Intelligenz.
         sophie.fischer@mercator-fellows.org
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Flavia Fries

Menschenrechte                                                                                                                                Produktionsmitarbeiter
                                                                                                                                              bei Fairphones Endfertiger Hi-P
                                                                                                                                              Quelle: Fairphone

in globalen Lieferketten
Herausforderungen und Lösungswege
am Beispiel der Elektronikindustrie
                   Dänemark: Kopenhagen Danish Institute for Human Rights
                   Mexiko: Guadalajara Flex
                   Niederlande: Amsterdam Fairphone

                   Die Lieferkette eines Smartphones ist unübersichtlich – selbst für die             Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in den Produktions­
                   Unternehmen, die Smartphones herstellen. Es sind hunderte, wenn                    ländern zu verbessern, ist ein Weg in kleinen Schritten. In Abwesenheit
                   nicht tausende Fabriken und Minen, die bei der Herstellung eines Smart-            staatlicher Regulierung setzen inzwischen viele Unternehmen unter
                   phones involviert sind. Es ist also unmöglich, über die Arbeits- und               dem Titel Corporate Social Responsibility Standards für bessere Arbeits-
                   ­Lebensbedingungen aller Menschen Bescheid zu wissen, die sich in                  bedingungen, die sie in ihren Fabriken und bei ihren Lieferanten
                   ­irgendeiner Art an der Produktion beteiligen. Dabei sind die allgemeinen          ­umsetzen wollen. Obwohl es für einen Elektronikhersteller unmöglich
                   Probleme in der globalen Lieferkette der Elektronikindustrie bekannt:              ist, die Einhaltung dieser Arbeitsstandards in seiner ganzen Lieferkette
                   Von afrikanischen Minen, die Konfliktparteien finanzieren, bis hin                 sicherzustellen, können gezielte Maßnahmen die Situation vieler
                   zu ­chinesischen Fabriken, die Migrationsarbeiter zu niedrigen Löhnen              ­Menschen verbessern. Das niederländische Sozialunternehmen Fair­
                   während mehr als 60 Stunden die Woche schuften lassen.                             phone zeigt, dass es dabei nicht auf die Größe des Unternehmens
                                                                                                      ­ankommt. Mit mutigen Projekten in seiner Lieferkette und der Trans­
                                                                                                      parenz über die fortbestehenden Herausforderungen sensibilisiert
Flavia Fries hat ein Doppelmaster-Studium an den Universitäten Zürich und Maastricht mit dem
                                                                                                      ­Fairphone nicht nur die Öffentlichkeit, sondern inspiriert auch die ganze
Schwerpunkt öffentliches und inter­nationales Recht und einer Spezialisierung in Menschenrechten
                                                                                                      Elektronikindustrie.
absolviert. Nach ihrem Studium arbeitete sie in Zürich bei einer Beratungs­firma, die Unternehmen
und öffentliche Institutionen zu sozialen und ökologischen Themen berät. Während des Kollegjahres
beschäf­t igte sie sich mit der Frage, wie Arbeits- und Lebensbedingungen in den Produktionsländern
verbessert werden können. Fortan wird sie bei Fairphone im Value Chain Team tätig sein.
flavia.fries@mercator-fellows.org

                                                            Fairphone 2
                                                            in seinen Einzelteilen:
                                                            Bei der Herstellung
                                                            eines Smartphones
                                                            sind tausende Menschen
                                                            involviert.
                                                            Quelle: Fairphone
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Farsan Ghassim

Der Vorschlag eines UN-Parlaments
Macht er Sinn – für Deutschland, Europa und die Welt?
                   USA: New York Campaign for a United Nations Parliamentary Assembly
                   Deutschland: Berlin Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland
                   Belgien: Brüssel Europäisches Parlament

                   Während seiner ersten Stage von September bis Dezember 2015                                       Schließlich unterstützte Farsan in seiner dritten und letzten Stage
                   ­arbeitete Farsan im New Yorker Büro der Campaign for a United Nations                             von April bis September 2016 das Kabinett des Präsidenten des Euro­
                   Parliamentary Assembly ( UNPA ). Dies ermöglichte es ihm, mehr über                               päischen Parlaments, Martin Schulz. Im Rahmen seiner Mitarbeit
                   den Vorschlag eines UN -Parlaments zu lernen, die Arbeitsweise im                                  im ­außenpolitischen Team bereitete er u. a. Briefings des Präsidenten
                   NGO -Sektor kennenzulernen sowie mit UN -Diplomaten ins Gespräch zu                                vor, schrieb Redemanuskripte und nahm an diversen Meetings mit
                   kommen.                                                                                           ­nationalen und zivilgesellschaftlichen Vertretern teil. Des Weiteren be-
                                                                                                                     schäftigte sich Farsan in Brüssel mit der europäischen Perspektive
                   Im Rahmen seiner zweiten Stage von Januar bis April 2016 war                                      auf den UNPA -Vorschlag – u. a. durch Interviews mit zahlreichen Mit­
                   Farsan im deutschen Außenministerium in Berlin tätig. In der Abteilung                            gliedern des Europäischen Parlaments sowie Experten innerhalb
                   für die Vereinten Nationen erfuhr er mehr über den Stand aktueller                                der EU -Institutionen. Die diversen Positionen zum Vorschlag eines
                   UN -Reformdiskussionen und half u.a. bei der Koordination EU -­                                    UN -Parlaments fasste er in einem Artikel für das Magazin Internationale
                   in­terner UN -Abstimmungstreffen mit. Darüber hinaus setzte er sich                                Politik zusammen.
                   ­basierend auf internen Dokumenten sowie diversen Gesprächen
                   ­innerhalb des Auswärtigen Amtes auch mit der Perspektive Deutsch-
                   lands auf den UNPA -Vorschlag auseinander.

Vor dem Mercator Kolleg absolvierte Farsan Ghassim ein zweijähriges Masterstudium in globaler Politik an der Yale University. Davor
war er eineinhalb Jahre Unternehmensberater bei Bain & Company in Düsseldorf, nachdem er bei der Ständigen Vertretung Deutschlands
bei den Vereinten Nationen arbeitete – u. a. im Sicherheitsrat und in der Generalversammlung. Zuvor erwarb er nach seinem Abitur und
Zivildienst in Nordrhein-Westfalen einen Bachelor in Betriebs- und Volkswirtschaftslehre von der London School of Economics ( LSE ).
Basierend auf seinen Erkenntnissen und Erfahrungen im Rahmen des Mercator Kollegs beginnt Farsan ab Oktober 2016 seine politikwissen-
schaftliche Promotion an der University of Oxford. farsan.ghassim@mercator-fellow.org
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Lotte Elsa Goos

Wege aus der Jugendarbeitslosigkeit
Design Thinking und neue Aus- und Weiterbildungskonzepte ­­
in ­Nigeria
                     Nigeria: Lagos West Africa Vocational Education ( WAVE )
                     Nigeria: Lagos & Kaduna The Design Institute Lagos
                     Nigeria: Lagos The Lagos Labs 2016
                     70 Millionen Menschen in Nigeria sind zwischen 15 und 35 Jahren alt.                   Die für Lagos typische Anpassungsfähigkeit, Kreativität und Resilienz
                     In dieser Zahl stecken sowohl Herausforderungen als auch enormes                       zeigte sich auch bei den Lagos Labs 2016, einem Erfinderwettbewerb für
                     ­Potential. Um dieses Potential auszuschöpfen, bedarf der Arbeitsmarkt                 nigerianische Studenten. Im April 2016 gaben nationale und internatio-
                     neuer Ausbildungsmodelle. Nigeria kann sich bisher auf keine nach­                     nale Dozenten eine Woche lang Design Thinking- und Technikwork-
                     haltig erfolgreichen Ansätze berufen und muss viele Antworten komplett                 shops für 70 Studenten aus ganz Nigeria. Im Anschluss arbeiteten die
                     neu formulieren. Genau in dieser Neuformulierung liegt womöglich                       Teilnehmer drei Tage und drei Nächte lang an ihren Erfindungen.
                     aber auch ein komparativer Vorteil. Das Abweichen von traditionellen                   Die ­Teilnehmer präsentierten u. a. Sensoren für die optimale Nutzung
                     Ausbildungsmodellen und die Innovationsfreudigkeit der NGO West                        landwirtschaftlicher Flächen und ein Benachrichtigungs- und Sicher-
                     ­Africa Vocational Education (  W AVE  ) ist repräsentativ für viele junge Orga-       heitssystem für Notfallsituationen. Eine Gruppe junger Computer-
                     nisationen in Lagos und Nigeria.                                                       und Bauingenieure der Universität Akure reiste an, obwohl sie sich mit
                                                                                                            ihrem Studentenbudget keine Unterkunft in der Finanzmetropole
                                                                                                            ­Lagos leisten konnten. Sie teilten sich zu siebt einen Fußboden und
Lotte Elsa Goos studierte zunächst Internationale Beziehungen und Entwicklungsstudien am
                                                                                                            ­fuhren als Gewinner mit 1 Millionen Naira, umgerechnet ca. 4500 Euro,
Maastricht University College und der Universidad de Salamanca bevor sie ihren Master der i­ nternational
                                                                                                            nach Hause. Gemeinsam mit Mentoren aus der Wirtschaft entwickeln
vergleichenden Bildungsforschung an der Stanford University absolvierte. Neben ihrer ­Tätigkeit bei
Teach First Deutschland, sammelte sie Arbeitserfahrung im Bereich politischer Bildung und Menschen-
                                                                                                            sie nun ihren Prototypen weiter. Ihr Traum und Ziel ist es, ihre Techno­
rechtsbildung, u. a. beim Stanford Program on Human Rights und der Bundeszentrale für politische Bildung.   logie für Gaskocher in ganz Afrika auf den Markt zu bringen und für sich
In ihrem Kollegjahr unterstützte Lotte die Gründung des Design Institute Lagos und der Lagos Labs 2016.     und Tausende andere junge Afrikaner Arbeitsplätze zu schaffen.
Sie beriet außerdem die nigerianische Zentralbank und das südafrikanische Startup ID work.
lotte.goos@mercator-fellows.org
Simon Gottwalt

Zugang zu essentiellen
Medikamenten
Herausforderungen in Handel, Innovation
und lokaler Produktion
                   Indien: Neu-Delhi Ärzte ohne Grenzen ( MSF ) Access Kampagne
                   Schweiz: Genf Weltgesundheitsorganisation ( WHO )
                   Äthiopien: Addis Abeba Weltgesundheitsorganisation ( WHO ) Landesbüro Äthiopien

                   Die WHO schätzt, dass jedes Jahr 10 Millionen Menschen sterben,                       Was tun, sollte Indien nicht mehr dazu in der Lage sein, günstige
                   weil sie keinen Zugang zu existierenden Diagnostika, Medikamenten                     ­Medikamente in die Welt zu liefern? Eine lokale pharmazeutische
                   oder Impfungen haben. Dabei spielen hohe Medikamentenpreise                           ­Produktion aufbauen, lautet die Antwort der WHO , für die ich in
                   ­ebenso eine Rolle wie eine mangelnde Infrastruktur zur Qualitäts­                    ­Äthiopien die Regierung dabei unterstütze, die Rahmenbedingungen
                   kontrolle und Verteilung von Medikamenten.                                            für die Medikamentenherstellung zu verbessern. Neben günstigen
                                                                                                         ­Preisen kann dies weitere Vorteile haben: Durch die geringere Abhän­
                   Medikamentenpreise in ärmeren Ländern sind schon seit geraumer                        gigkeit von Importen verspricht man sich eine verbesserte Ver­
                   Zeit Diskussionthema, nicht zuletzt seit sich indische Hersteller in                  sorgungslage und weniger Probleme mit gefälschten Medikamenten.
                   der AIDS -Krise um die Jahrtausendwende zur Apotheke der Entwick-                     ­Zudem sorgt eine einheimische Industrie für qualifizierte Arbeitsplätze
                   lungsländer aufgeschwungen haben. Bei Ärzte ohne Grenzen in Neu-Del-                  und treibt die wirtschaftliche Entwicklung voran. Bis zum erklärten
                   hi arbeitete ich dafür, dass Indien diese Rolle weiter einnehmen kann.                Ziel der WHO , dem universellen Zugang zu essentiellen Medikamenten,
                   Änderungen im internationalen Patentrecht, eine wirtschafts­liberale Re-              Impfungen und Diagnostika, ist es allerdings noch ein weiter Weg.
                   gierung sowie die Verhandlung von Freihandelsabkommen gefährden
                   diesen Status.

Simon Gottwalt studierte Molecular Biotechnology mit einem Schwerpunkt auf Wirkstoffforschung
in Heidelberg, Berlin und Santiago de Compostela. Arbeitserfahrung in der internationalen Zusammen­
arbeit erlangte er bei der GIZ im Bereich Gesundheit, bei der Planung und Durchführung einer Benefiz-­
Radreise für eine indische NGO sowie als Erdbebenaufbauhelfer in Peru. Als Mercator Fellow ging Simon
in Indien, der Schweiz und Äthiopien der Frage nach, wie man dem Ziel eines universellen Zugangs zu
­bereits existierenden Medikamenten näher kommen kann, und wie bessere Anreize für die Entwicklung
von neuen Wirkstoffen gesetzt werden können. Simon.gottwalt@mercator-fellows.org
Lisa Küchenhoff

Bildungsintegration junger Flüchtlinge
Wie können westliche Aufnahmeländer die Bildung
junger Flüchtlinge fördern, auch wenn diese den üblichen
Alters- oder Leistungsanforderungen nicht entsprechen?
      Schweiz: Genf Intergovernmental Consultations on
      Migration, Asylum and Refugees ( IGC )
      Deutschland: Berlin Bundesministerium für Bildung und Forschung ( BMBF )
      Kanada: Toronto Centre for Refugee Studies, York University
      Neuseeland: Auckland Ministry of Education                         Internationale Zusammenarbeit
                                                                         braucht Zeit, z. B. für Auftaktstatements

      New Zealand & AUT Centre for Refugee Education                     jedes Mitgliedsstaats beim
                                                                         UNHCR Executive Committee in Genf

      Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung beinhaltet folgendes                   Internationale Zusammenarbeit ist in der Schulpolitik eher selten,
      Ziel: »Bis 2030 sicherstellen, dass alle Mädchen und Jungen gleichberech-          ­dabei lässt sich viel voneinander lernen: In Kanada, z. B., haben
      tigt eine kostenlose und hochwertige Grund- und Sekundar­schulbildung              ­Mitarbeiter*innen der Ausländerbehörde ihren Arbeitsplatz in Schulen,
      abschließen, die zu brauchbaren und effektiven Lern­ergebnissen führt.«            um die vielen Fragen rund um die Integration von Neuankömmlingen
      Leicht könnte man meinen, dieses Ziel beziehe sich nur auf Ent­                    ­direkt vor Ort zu klären. In Neuseeland werden die schulischen Kompeten-
      wicklungsländer.                                                                   zen von Schüler*innen in ihrer Muttersprache getestet, um heraus­
                                                                                         zufinden, ob ein Leistungsrückstand auf mangelnde Sprachkompetenz
      Junge Flüchtlinge müssten in westlichen Aufnahmeländern eigentlich                 oder andere Ursachen zurückzuführen ist. In Deutschland ermöglicht
      von gut aufgestellten Bildungssystemen profitieren können. Doch                    die duale Berufsausbildung jungen Flüchtlingen, gleichzeitig zur Schule
      oft sind diese nicht ausreichend auf Schüler*innen eingestellt, die die            zu gehen, Geld zu verdienen und lokale Arbeitserfahrung zu sammeln.
      Bildungssprache nicht sprechen, nicht lesen oder schreiben können,                 Die Umsetzung dieser und weiterer Ansätze hilft oft nicht nur den
      noch nie eine Schule besucht haben, unter traumatischen Erfahrungen                ­jungen Flüchtlingen – sie kann das Bildungssystem für alle Schüler*in-
      leiden oder das Alter für die allgemeine Schulpflicht überschreiten.               nen inklusiver, diverser und erfolgreicher machen.

                                                                                         Was fehlt? Gute Gelegenheiten für Staaten voneinander abzuschreiben!

                                                                                         Lisa Küchenhoff machte ihren Masterabschluss in Politik- und Kulturwissenschaft
                                                                                         mit Fokus Nordamerika an der FU Berlin. Ihr Bachelorstudium absolvierte sie in Konstanz
                                                                                         und Boston. Arbeitserfahrungen zum Thema Bildungsgerechtigkeit sammelte sie bei
                                                                                         der gemeinnützigen Organisation Teach First Deutschland, wo sie mehrere Jahre u. a. die
                                                                                         Ausbildung der Teilnehmer*innen und die Organisationsentwicklung betreute. Danach
                                                                                         war sie im Pilotprojekt School Turnaround der Berliner Senatsverwaltung für Bildung und
                                                                                         der Robert Bosch Stiftung tätig, das sich die Unterstützung von Schulen in kritischer
                                                                                         Lage zur Aufgabe gemacht hat. Darüber hinaus ist Lisa als Trainerin in der interkulturellen
                                                                                         Bildungs- und Jugendarbeit aktiv. lisa.kuechenhoff@mercator-fellows.org

                                                                                  Völlig neue Landschaften erwarten
                                                                                  Flüchtlinge bei ihrer Ankunft in Neuseeland,
                                                                                  wie z. B. diese Mordor-Filmkulisse aus
                                                                                  dem »Herrn der Ringe«
Steffen Lohrey
                                                                                                                                                              Verteilung von Hilfsgütern
                                                                                                                                                              vor einer Kältewelle in Cullco Belén,
                                                                                                                                                              Perú

Klimaresilienz und Katastrophenvorsorge
Effektive Prävention durch wissenschaftliche Erkenntnisse,
Datenanalysen und Frühwarnsysteme
      Lao PDR : Vientiane CARE International in Lao PDR
      USA : Washington, D. C. World Bank Group ( IBRD )
      Perú: Putina Red Cross / Red Crescent Climate Centre, Cruz Roja Peruana

      Wetterbedingte Katastrophen beeinträchtigen jährlich Millionen                       Wetterereignisse lassen sich mit modernen Methoden oft Tage
      von Menschen: Überschwemmungen zerstören die Existenzgrundlage                       im ­Voraus vorhersagen. Traditionelle Katastrophenhilfe orientiert sich
      zahlreicher armer Menschen. Dürren und extreme Temperaturen                          jedoch meist an »post-disaster« Auswirkungen: Finanzielle und
      ­lassen Tiere und Feldfrüchte eingehen, Hitzewellen fordern tausende                 ­materielle Hilfen werden erst nach einer Katastrophe mobilisiert. Hilfe
      ­Todesopfer.                                                                         vor einer Katastrophe zu leisten würde die betroffenen Menschen
                                                                                           ­hingegen besser unterstützen, zudem ist solche Vorsorge fast immer
      Die Widerstandskraft gegen derartige Ereignisse wird als Resilienz                   günstiger. Das Klimazentrum des Roten Kreuzes testet Katastrophen­
      ­bezeichnet. Diese kann auf vielfältige Weise erreicht werden. Offensicht-           hilfe basierend auf Vorhersagen in dem Projekt »Forecast-based
      lich können Siedlungen außerhalb anstelle innerhalb von Flutgebieten                 ­Financing«, welches ich in den peruanischen Anden bei der Evaluation
      errichtet werden, doch das ist nicht immer möglich: In Bangladesch gibt              und direkten Katastrophenhilfe bei Schnee- und Kältewellen unter­
      es aufgrund der Bevölkerungsdichte zahlreiche Siedlungen innerhalb                   stützte.
      von Flutgebieten, deren Bewohnern nur das Abwarten der nächsten
      ­Katastrophe bleibt. Dort können indirekte Maßnahmen den Weg zu einer
                                                                                           Steffen Lohrey studierte Luft- und Raumfahrttechnik mit Spezialisierungen
      besseren Widerstandskraft bereiten: Finanzielle Ins­trumente wie Ver­
                                                                                           auf ­wissenschaftliche Satellitentechnik und Atmosphärenphysik an den Universitäten
      sicherungen können die Konsequenzen einer Flut d
                                                     ­ eutlich mindern. Bei
                                                                                           ­Stuttgart und École Polytechnique, Frankreich. Er forschte nach seinem Abschluss
      der Weltbank analysierte ich im Team von ­Stéphane Hallegatte, wie ­diese
                                                                                           an der Universität Oxford in der ­Atmosphärenphysik, und untersuchte am Mercator
      verschiedenen Ansätze mit einem einheitlichen Indikator analysiert                   Research Institute on Global Commons and Climate Change Pfadabhängigkeiten
      werden können.                                                                       in ­Stadtwachstum und urbaner Mobilität. Während des Kollegjahres arbeitete Steffen
                                                                                           ­Lohrey zu der Frage, wie Resilienz gegen Klimaereignisse im E
                                                                                                                                                        ­ ntwicklungskontext
                                                                                           erhöht werden kann. Dafür arbeitete er sowohl in analytischen Bereichen wie Daten­
                                                                                           analyse, Berichterstattung, als auch angewandt im Feld mit Interviews und K
                                                                                                                                                                     ­ artografie.
                                                                                           Steffen.lohrey@mercator-fellows.org

                                                                                   Baseline Interview
                                                                                   im Projekt »Preparación
                                                                                   basado en Pronósticos«
                                                                                   in Orduña, Perú
Paul Muller

Drohnen für eine verbesserte
medizinische Diagnostik und Therapie
in entlegenen ländlichen Gebieten
                   Nepal: Kathmandu Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit ( GIZ )
                   Deutschland: Frankfurt KfW Entwicklungsbank
                   Deutschland: Bonn DHL

                   70 % der afrikanischen Bevölkerung leben in ländlichen Gebieten,                         Mengen lebenswichtiger Medikamente und Blutproben ( z. B. sog.
                   aber mehr als 90 % der Ärzte arbeiten in Städten. Das kommende Jahr-                     ­prick-blood Proben auf Filterpapier für die mikrobiologische Diagnostik )
                   zehnt steht vor der Herausforderung, die ländliche Bevölkerung an                        von und zu entlegenen Gesundheitsstationen und sogar zu Patienten
                   den in den Ballungszentren verfügbaren medizinischen Möglichkeiten                       befördern. Auf diese Weise können die diagnostischen und thera­
                   teilhaben zu lassen. Dabei könnten Drohnen eine Rolle spielen. Droh-                     peutischen Angebote zentraler Gesundheitseinrichtungen im Sinne
                   nen werden z. B. eingesetzt, um Wildtiere in Namibia zu beobachten,                      ­verbesserter Outreach-Strukturen auch für entlegenere Gebiete
                   um die Wasserzuteilung in der Landwirtschaft zu optimieren oder die                      ­zugänglich gemacht werden. Erste Pilotprojekte gibt es bereits in Nepal
                   ­Sonneneinstrahlung im Amazonasbecken zu messen. In der Gesund-                          zum Transport von Blutproben, in Papua Neu Guinea zum Transport
                   heitsversorgung spielten Drohnen bisher kaum eine Rolle, obwohl sich                     von Tuberkulose-Proben und in den deutschen Alpen für die Zustellung
                   drei der acht Millenium-Entwicklungsziele mit gesundheitlichen The-                      von Medikamenten durch den DHL Paketkopter.
                   men beschäftigen. Low-cost Drohnen können kostengünstig kleinere

Paul Muller studierte VWL , Ökonometrie und Operations Research in Maastricht und Hong Kong und
­absolvierte das Programm United Nations and Multilateral Diplomacy an der Radboud, Oxford und Harvard
University. Für ein medizinisches Projekt wurde er bei Jugend Forscht ­Luxemburg ausgezeichnet. Er sam-
melte Arbeitserfahrung bei einer Logistik-Beratungsfirma in Antwerpen, bei einer NGO in Indien im Bereich
Mikrofinanzen und als ehrenamtlicher Rettungssanitäter in Luxemburg. Während seines Mercator Kolleg-
jahres verbrachte er Stationen bei der GIZ in Nepal, bei der KfW Entwicklungsbank in Frankfurt und im DHL
Paketkopter Team in Bonn. paul.muller@mercator-fellows.org
Insa Nieberg

  Verhandeln in der Grauzone
   Einbindung von bewaffneten nicht-staatlichen Akteuren
   und nicht anerkannten Staaten in Mediationsprozesse
                       Österreich: Wien Organisation für Sicherheit und
                       Zusammenarbeit in Europa
                       Schweiz: Genf HD Centre for Humanitarian Dialogue
                       Belgien: Brüssel mediatEUr
                       Ukraine: Kiew mediatEUr

                        Verhandlungen mit bewaffneten nicht-staatlichen Akteuren und nicht          Private Diplomatie kann eine Alternative oder Ergänzung zu diesen
                        anerkannten Staaten stellen die klassische Diplomatie und Konflikt­         ­offiziellen Formaten sein. Unabhängige und unparteiische Institu­
                        lösung vor ein Dilemma: Zu groß scheint das Risiko für Staaten, durch       tionen, die Vertraulichkeit garantieren, können die Kontaktaufnahme
                        Verhandlungen diese Akteure als Partner auf Augenhöhe zu legiti­            zwischen Parteien erleichtern und den Akteuren, die unter dem Druck
                        mieren. Gleichzeitig kann eine friedliche Lösung nur durch die Einbin-      ­ihrer B
                                                                                                           ­ asis und der Öffentlichkeit stehen, einen sicheren Raum zum
                        dung aller Konfliktparteien erreicht werden. So unterschiedlich die         ­Austausch bieten.
                        ­Mediatoren, die als Drittpartei herangezogen werden, so unterschiedlich
                        sind auch deren Strategien zum Umgang mit diesen Herausforderungen:         Abseits dieser hochrangigen Prozesse, die oft als langwierig, ge­
                        Die OSZE hat – im Vergleich zu anderen internationalen Organisationen –     schlossen und wenig erfolgreich wahrgenommen werden, versuchen
                        flexible Möglichkeiten gefunden, de-facto Staaten in institutionalisierte   ­Zivilgesellschaft und Bürger_innen, Dialog im Alltag umzusetzen.
                        Konfliktlösung einzubinden. So nehmen Vertreter Transnistriens im           ­Gruppen mit Gemeinsamkeiten suchen Wege zur Verständigung und
                        ­sogenannten »5+2«-Format direkt an der Konfliktlösung auf Grundlage        ­bilden die Basis einer »kritischen Masse« zur Veränderung der Situation.
                        der territorialen Integrität Moldaus teil.                                  Die Offenheit, das Engagement und der Mut dieser Mediator*innen
                                                                                                    und Aktivist*innen in diesen Prozessen sind beindruckend und
                                                                                                    ­zukunftsweisend.
Teilnehmerinnen der OSCE
Dialogue Academy for Young
Women und Parlamentarier-
                                                                                                    Insa Nieberg studierte European Studies mit den Schwerpunkten Internationale
innen aus Belgrad und Prish-
tina                                                                                                ­Beziehungen und Sicherheitspolitik in Magdeburg und Sankt Petersburg sowie Bath und
© OSCE                                                                                              Berlin. Erste Arbeitserfahrungen sammelte sie beim Institut für Europäische Politik in
                                                                                                    ­Berlin, im UNHCR -Verbindungsbüro zur Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit
                                                                                                    in Europa in Wien und bei der GIZ im Bereich Flucht und Entwick­lungszusammenarbeit.
                                                                                                    Im Laufe ihres Kollegjahres beschäftigte sie sich mit unterschiedlichen Ansätzen zur Unter-
                                                                                                    stützung von Mediation und Dialog, vor allem im Rahmen des aktuellen Konflikts in der
                                                                                                    ­Ukraine und protracted conflicts im postsowjetischen Raum.
                                                                                                    insa.nieberg@mercator-fellows.org
Nora Rathje

Handlungsspielraum im
Kontext von Fragilität
Die Rolle nicht-staatlicher Akteure in Stablisierungsmaßnahmen
                    Deutschland: Berlin Auswärtiges Amt
                    Myanmar: Rangun Saferworld
                    Deutschland: Berlin Berghof Foundation

                    Seit der Intervention in Afghanistan ist der Ausdruck »Staatsaufbau                       Myanmar nachgegangen. Dabei habe ich innovative Ansätze und
                    nach westlichen Vorbild« in Verruf geraten. Zu früh, zu wenig kontext­                    ­Projekte kennenlernen, die an vorhandenen, oftmals nicht-staatlichen
                    bezogen und inklusiv ist versucht worden staatliche Strukturen auf­                       Strukturen, Institutionen und Akteuren anknüpfen. So versucht bei-
                    zubauen. Heute ist es Konsens, dass in der Post-Konfliktphase zunächst                    spielsweise ein Projekt in Myanmar in rebellenkontrollierten Regionen,
                    eine Wiederkehr zur Gewalt vermieden werden und die Grundbedin­                           zusammen mit lokalen Organisationen und Rebellenführern ein
                    gungen für Entwicklung und positiven Frieden reifen müssen. Klar ist                      ­Konzept und Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu erarbeiten
                    auch, dass dabei oft kein Weg an nicht-staatlichen Akteuren vorbei                        und umzusetzen. In einer Region, in der es noch mindestens 5–10 Jahre
                    führt. Aber was bedeutet das für unser Engagement in fragilen Staaten                     dauern wird bis sich auf ein Regierungsmodell mit dem Zentralstaat
                    genau? Mit welchen Akteuren können oder müssen wir sogar zu­                              ­geeinigt wird, können nicht-staatliche Akteure eine wichtige Rolle
                    sammenarbeiten? Und welche Risiken birgt es? Diesen Fragen bin ich                        für ­Frieden und Sicherheit übernehmen. Langfristig werden wir im Zeit-
                    während meines Kollegjahrs im Grundsatzreferat für fragile                                alter von komplexen innerstaatlichen Konflikten unser Auge und un-
                    ­Staaten in der Zentrale des Auswärtige Amts, in einer Organisation für                   ser Verständnis für solche Akteure, die bisher oft vernachlässigt worden
                    Konflikttransformation und in einer abgelegenen Konfliktregion in                         sind, ­schärfen müssen.

Nora Rathje studierte Soziologie und Internationale Beziehungen am University College Maastricht                                                                         Morgens im Kachin State,
und der Boğaziçi University in Istanbul. Anschließend absolvierte sie einen Master of Global Governance                                                                  in dem bewaffnete Gruppen
                                                                                                                                                                         gegen die Unterdrückung
and Ethics am University College London. Erste Arbeitserfahrungen sammelte sie beim Auswärtigen
                                                                                                                                                                         der ethnischen Minderheit
­Ausschuss und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit ( GIZ ) in Manila. Zuletzt                                                                   und für mehr Autonomie
­arbeitete sie als Junior Project Manager bei einer transnationalen NGO . Das Kollegjahr hat sie g­ enutzt,                                                              kämpfen.
nach neuen Ansätze für das Engagement in fragilen Staaten zu suchen.
nora.rathje@mercator-fellows.org

                                Frauen mit Röcken in
                                Farben der Kachin.
Friederike Reinhold

Vertriebene und ihr Zugang
zu legaler Identität und Rechten
      Griechenland: Lesbos Humanitarian Support Agency
      Iran: Teheran Norwegian Refugee Council
      Libanon: Beirut United Nations High Commissioner for Refugees
      Deutschland: Berlin Auswärtiges Amt, Koordinierungsstab Flucht und Migration

      Legale Identität ist die Voraussetzung, dass Menschen ihre individuellen              ­werden. Der Beginn eines Teufelskreises. Angesichts der prekären
      Grundrechte in Anspruch nehmen und ausüben können. Vertriebenen                       ­Situation sehen sich viele Betroffene gezwungen, weiter zu fliehen.
      bleibt dieser Zugang oft verwehrt aufgrund der prekären und unsteten                  Der fehlende Zugang zu Rechtsidentität ist damit nicht nur ein massives
      Umstände von Flucht und Vertreibung. Unsichere Aufenthaltsstatus,                     Menschenrechtsproblem, sondern auch Triebfeder sekundärer Flucht-
      ­fehlende Ausweisdokumente und administrative und kulturelle Hürden                   bewegungen.
      bei der Registrierung von Geburten, Ehen und Scheidungen setzen
      ­Vertriebene einem besonders hohen Risiko aus, ein Leben im Identitäts-               Während meines Kollegjahres habe ich die Situation in zwei Ländern
      limbo zu führen. Für die Betroffenen bedeutet der Mangel an Rechts­                   analysiert, die zu den größten Aufnahmeländern von Vertriebenen
      identität keinen Zugang zu öffentlicher Versorgung, wie Bildung, Gesund-              ­gehören – Iran und Libanon. Anschließend habe ich mich damit beschäf-
      heit, Arbeitsmarkt und Sicherheit, und damit keine langfristige                       tigt, wie die internationale Gemeinschaft das Problem im Rahmen
      Perspektive in den Aufnahmeländern. Verstärkt wird diese Problematik                  der Menschenrechtsförderung, der SDG s und der #ibelong-Kampagne
      durch das wechselwirkende Phänomen der Staatenlosigkeit. Kinder                       adressiert und welchen komplementären Beitrag eine neu ausgerichtete
      von Eltern, die keine legale Identität besitzen oder die bereits staatenlos           ­deutsche und europäische Migrationspolitik leisten kann.
      sind, sind einem hohen Risiko ausgesetzt, ihrerseits staatenlos zu

                                                                                            Friederike Reinhold studierte Volkswirtschaft und Politikwissenschaft an der ­
                                                                                            Universität Münster sowie Internationale Beziehungen und politische Theorie an der
                                                                                            Humboldt-Universität Berlin und der New School for Social Research in New York.
                                                                                            Erste Arbeitserfahrungen s­ ammelte sie im Auswärtigen Amt, am Wissenschaftszentrum
                                                                                            Berlin für Sozialforschung und bei der Gesellschaft für Inter­nationale ­Zusammenarbeit
                                                                                            ( GIZ ). Vor Aufnahme in das Kolleg arbeitete sie als Gutachterin für die GIZ in Kabul,
                                                                                            Afghanistan. friederike.reinhold@mercator-fellows.org

                                                                                    Gespräch mit dem
                                                                                    Shura Rat einer
                                                                                    informellen Siedlung
                                                                                    in Kerman
Patrick Renz

Chance oder Herausforderung
für Asien?
Die Auswirkungen unkonventioneller fossiler
Brennstoffe auf regionale Energiesicherheitsüberlegungen
und eine nachhaltigere Energiepolitik
                   Philippinen: Manila Asian Development Bank
                   USA : Washington D. C. The National Bureau of Asian Research
                   Indonesien: Jakarta World Bank

                    Wie wirkt sich die momentane Marktsituation für fossile Brennstoffe                  Nach den ersten Monaten wurde schnell klar, dass die wichtigste
                   auf die Ziele Energiesicherheit und nachhaltigere Energiepolitik in Asien             ­Frage ist, wie die Entwicklungsländer Südost- und Ostasiens sich von
                   aus? Diese sehr breite Frage begleitete mich in mein Kollegjahr. Reicht               ­ihrer Kohleabhängigkeit lösen können. Daher das Fazit meines
                   der Aktivismus, welchen die COP 21 Verhandlungen ausgelöst haben, für                 ­Kollegjahres: alles steht und fällt mit Kohle. Wenn die Entwicklungs­
                   ein rechtzeitiges Umdenken in dieser Region? Ist es wichtiger, zuerst                 länder Südost- und Ostasiens es schaffen, durch ein Umdenken in
                   die Herausforderungen um die Stromproduktion oder den Transportsek-                   ­ihrer Energiepolitik die Abhängigkeit von Kohle, wie in China nun begon-
                    tor anzugehen? Welche Rolle spielt das verlangsamte wirtschaftliche                  nen, zu verringern und nicht, wie in Südostasien geplant, weiter aus­
                    Wachstum in der Region? Wie unterscheiden sich die Herausforderun-                   zubauen, dann ist eine nachhaltigere Energiezukunft realisierbar. Sollte
                   gen von Energieexporteuren zu Energieimporteuren?                                     aber ein traditionelles Verständnis von Energiesicherheit dies ver­
                                                                                                         hindern, so rücken sowohl die COP 21 als auch von Luftverschmutzung
                                                                                                         getriebene Emissionsverringerungsziele in weite Ferne.
Patrick Renz absolvierte nach seinem Studium der Rechtswissenschaften in Bern einen Master
in internationalen Beziehungen an der Tsinghua Universität. Erste Arbeitserfahrung sammelte er im
Privatsektor als China Energy Security and Geopolitics Analyst für den China Oil & Gas Monitor von
NewsBase und Research Analyst der Frontier Services Group in Peking. Zudem ist er als Young Leader
und Non-Resident Fellow beim Pacific Forum CSIS aktiv, hat das Young Leaders in Foreign and
Security Policy Fellowship des GCSP in Genf erhalten und gründete die Plattform IR.Asia. Während
seines Kollegjahres beschäftigte er sich mit Energiesicherheit, speziell fokussiert auf den Nexus
der neuen Realitäten für Asiens fossile Brennstoffmärkte, nachhaltige Energiepolitik und geopolitische
Veränderungen. patrick.renz@mercator-fellows.org
Andronike Roedel

Comprehensive Security:
Enabling Partners
Hilfe zur Selbsthilfe im Rahmen der Vernetzten Sicherheit
      Deutschland: Berlin Auswärtiges Amt
      Deutschland: München Münchner Sicherheitskonferenz
      USA : Washington D. C. German Marshall Fund of the United States

      Die zunächst hoffnungsvolle Begeisterung der Internationalen             Während des Mercator Kollegs bin ich den Fragen nachgegangen:
      ­Gemeinschaft für die möglichen Entwicklungen des sogenannten            ­Welche Möglichkeiten stehen internationalen Organisationen bei der
      ­»Arabischen Frühlings«, ist einer traurigen Ernüchterung gewichen.      Konfliktprävention und Krisenbewältigung im Nahen und Mittleren
      ­Anstatt eines friedlichen demokratischen Wandels durchleben             ­Osten und Nordafrika zu Verfügung? Wie können fragile Staaten dabei
      ­viele Menschen im Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrika            unterstützt werden, ihren Bürgerinnen und Bürgern Schutz zu ge­
      ­ge­waltsame Konflikte, Vertreibung und humanitäre Ausnahmesitua­        währleisten? Auf welche Weise können nachhaltige Transformations-
      tionen. Der kontinuierliche Zerfall von Staatlichkeit in der Region,     partnerschaften gefördert werden? Und schließlich: wie effektiv ist
      sei es in Libyen, Syrien oder dem Irak, stellt die Staatengemeinschaft   die Hilfe zur Selbsthilfe?
      vor neue Herausforderungen.
                                                                               Im Fokus meiner Arbeit standen zivile und militärische Maßnahmen
                                                                               im Rahmen der Ertüchtigungsinitiative ( Enable & Enhance ), insbesonde-
                                                                               re im Bereich der Sicherheitssektorreform ( SSR ). Darüber hinaus habe
                                                                               ich mich auch mit der Rolle der Informationskriegsführung in hybriden
                                                                               Konflikten beschäftigt.

                                                                               Andronike Roedel studierte Politik- und Nahostwissenschaften in London und München
                                                                               und schloss ihr Studium mit einem Master of Science an der School of Oriental and African
                                                                               Studies ( SOAS ) ab. Vor dem Mercator Kolleg war sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin
                                                                               für Außen- und Sicherheitspolitik im Deutschen Bundestag tätig. Weitere Arbeits­erfahrung
                                                                               sammelte sie u. a. bei einer internationalen NGO in Tadschikistan und bei der Münchner
                                                                               ­Sicherheitskonferenz. Andronike ist als Reserveoffizier im Kommando Luftwaffe beordert.
                                                                               Seit April 2016 arbeitet sie als zivile Referentin in der Abteilung Politik im Bundesminis­
                                                                               terium der ­Verteidigung. andronike.roedel@mercator-fellows.org
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