Aspect - Für Familien in Zeiten der Trauer TIME-OUT-WOCHENENDE BRUSTKREBS - Krebsliga

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Aspect - Für Familien in Zeiten der Trauer TIME-OUT-WOCHENENDE BRUSTKREBS - Krebsliga
Oktober 2018

  aspect

                   TIME-OUT-WOCHENENDE

Für Familien in Zeiten der Trauer
   BRUSTKREBS         PALLIATIVE CARE    PANORAMA
     Angehörige,          Der Patient     Äpfel halten
     die bangen          weist den Weg     Ärzte fern
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Die Krebsliga in Ihrer Region

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                                                                              6
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1 Krebsliga Aargau                        6 Krebsliga Graubünden                   10 Krebsliga Schaffhausen                15 Krebsliga Wallis
  Telefon 062 834 75 75                     Telefon 081 300 50 90                     Telefon 052 741 45 45                    Telefon 027 604 35 41
  admin@krebsliga-aargau.ch                 info@krebsliga-gr.ch                      info@krebsliga-sh.ch                     info@krebsliga-wallis.ch
  PK 50-12121-7                             PK 70-1442-0                              PK 82-3096-2                             PK 19-340-2
2 Krebsliga beider Basel                  7 Ligue jurassienne                      11 Krebsliga Solothurn                   16 Krebsliga Zentralschweiz
  Telefon 061 319 99 88                     contre le cancer                          Telefon 032 628 68 10                    LU, OW, NW, SZ, UR
  info@klbb.ch                              Téléphone 032 422 20 30                   info@krebsliga-so.ch                     Telefon 041 210 25 50
  PK 40-28150-6                             ligue.ju.cancer@bluewin.ch                PK 45-1044-7                             info@krebsliga.info
                                            CP 25-7881-3                                                                       PK 60-13232-5
3 Bernische Krebsliga                                                              12 Thurgauische Krebsliga
  Telefon 031 313 24 24                   8 Ligue neuchâteloise                       Telefon 071 626 70 00                 17 Krebsliga Zug
  info@bernischekrebsliga.ch                contre le cancer                          info@tgkl.ch                             Telefon 041 720 20 45
  PK 30-22695-4                             Téléphone 032 886 85 90                   PK 85-4796-4                             info@krebsliga-zug.ch
                                            LNCC@ne.ch                                                                         PK 80-56342-6
4 Krebsliga Freiburg                                                               13 Lega ticinese
                                            CP 20-6717-9
  Telefon 026 426 02 90                                                               contro il cancro                      18 Krebsliga Zürich
  info@liguecancer-fr.ch                  9 Krebsliga Ostschweiz                      Telefono 091 820 64 20                   Telefon 044 388 55 00
  PK 17-6131-3                              SG, AR, AI, GL                            info@legacancro-ti.ch                    info@krebsligazuerich.ch
                                            Telefon 071 242 70 00                     CP 65-126-6                              PK 80-868-5
5 Ligue genevoise
                                            info@krebsliga-ostschweiz.ch
  contre le cancer                                                                 14 Ligue vaudoise                        19 Krebshilfe Liechtenstein
                                            PK 90-15390-1
  Téléphone 022 322 13 33                                                             contre le cancer                         Telefon 00423 233 18 45
  ligue.cancer@mediane.ch                                                             Téléphone 021 623 11 11                  admin@krebshilfe.li
  CP 12-380-8                                                                         info@lvc.ch                              PK 90-4828-8
                                                                                      CP 10-22260-0

Krebsforum www.krebsforum.ch das Internetforum der Krebsliga
Krebstelefon 0800 11 88 11 Montag bis Freitag 9 bis 19 Uhr, Anruf kostenlos, helpline@krebsliga.ch

Herzlichen Dank für Ihr Engagement und Ihre Solidarität!
Weitere Auskünfte Telefon 0844 80 00 44 oder E-Mail: spenden@krebsliga.ch, www.krebsliga.ch/spenden

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Impressum
Herausgeberin: Krebsliga, Postfach, 3001 Bern, Telefon 0844 80 00 44, info@krebsliga.ch, www.krebsliga.ch, PK 30-4843-9 – Redaktionsleitung: Flavia
Nicolai (fln) – Autorinnen/Autoren: Peter Ackermann (pan), Aline Binggeli (ab), Beatrice Bösiger (beb), Nicole Bulliard (bu), Annick Busset (anb), Ori ­Schipper
(ors), Simone Widler (siw) – Fotografie: Gaëtan Bally – Inhalts-/Layoutkonzept: Flavia Nicolai, Peter Ackermann, Evelyne Guanter (evg) – Gestaltung: Evelyne
Guanter – Druck: Vogt-Schild Druck AG, Derendingen, Auflage 124 500 Ex. – Ausgabe: 4/18, Oktober 2018, erscheint 4-mal jährlich, die nächste Ausgabe von
«aspect» erscheint im Januar 2019 – Bank Cler: Finanzpartner der Krebsliga Schweiz. Damit wir von einem reduzierten Versand­­tarif der Post Gebrauch
machen können, ­verrechnen wir Ihnen auf Ihre Spende Fr. 5­.­– pro Jahr als ­A bonnementsgebühr. Wir bitten um Verständnis.

2  aspect 4/18
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Zuhören

Liebe Leserin, lieber Leser
                                                                                            Inhalt

Über die letzte Lebensphase eines Menschen zu sprechen
oder gar zu schreiben, ist nicht einfach. Damit war auch unser          Panorama                                       4
Redaktionsteam beim Verfassen der Artikel für die aktuelle              Kurztipps, Broschüren, Wissenswertes rund
Ausgabe von aspect konfrontiert. Sie haben jedoch auch                  um einen gesunden Lebensstil.
gemerkt, wie hilfreich es in dieser Situation sein kann, Ängste
                                                                        Aktuell                                        6
und Wünsche offen anzusprechen.
                                                                        Kostenlose Informationsanlässe: alles rund
    Mehr Kommunizieren und vor allem Zuhören fordert auch
                                                                        um die professionelle Nachlassplanung.
Palliativmediziner und Buchautor Gian Domenico Borasio im
Interview. Nur so könne die Palliative Care auch die Voraus-            Fragen & Antworten                             7
setzungen dafür schaffen, dass die letzte Lebensphase mit               Fragen an die Beraterinnen des Krebstelefons.
der Persönlichkeit, den Sorgen und Wünschen der betroffe-
                                                                        Begegnung                                      8
nen Person übereinstimmt.
                                                                        Was erleben Angehörige nach einer
    Stirbt ein Elternteil, bringt dies eine Familie in eine ­absolute
                                                                        ­Krebsdiagnose? Luigi Dota schildert seine
Ausnahmesituation. Patrick Merkofer, Sybille ­Schelling und
                                                                         Geschichte.
ihre Söhne Pascal und Nicolai haben ihre Partnerin und ihren
Partner an den Krebs verloren. In einem sehr persönlichen               Forschung                                     10
Gespräch erzählen sie von der Schwierigkeit des Abschied-               Wie Software Krebsbetroffenen dabei hilft,
nehmens, von Emotionen und ihrem Umgang mit Trauer und                  Nebenwirkungen besser zu managen.
Verlust.                                                                Leben mit Krebs (Titelstory)                  12
    Unterstützung erhielten sie auch während des «Time-­out-             Trauern um einen geliebten Menschen:
Wochenendes» der Krebsliga Schweiz für Familien in Zeiten               ­während des «Time-out-Wochenendes» ­­
der Trauer. Mütter, Väter und Kinder erhielten hier Gelegen-             er­halten Familien ausreichend Raum dafür.
heit, Zeit miteinander zu verbringen, um zu reden, innezuhal-
ten und auch, um ihren Emotionen Raum zu geben.                         Fokus                                         16
    Damit schwerkranke Menschen so lange wie möglich in                  Die spitalexterne Onkologiepflege der
ihrem vertrauten Umfeld bleiben können, sind neben dem                  ­Krebsliga Schaffhausen.
grossen Einsatz von Nahestehenden oft auch spezialisierte               Interview                                     18
Dienste wie die spitalexterne Onkologiepflege der Krebs-                Der Palliativmediziner Gian Domenico
liga gefragt. Wir haben Pflegende begleitet und nachgefragt,            Borasio über Autonomie am Lebensende.
wo die Rahmenbedingungen ihrer herausfordernden Arbeit
noch verbessert werden könnten.                                         In Kürze                                      20
                                                                        Sportliches Engagement zugunsten der
Danke, dass Sie uns beim Helfen helfen.                                 ­Krebsliga.

Herzlich,                                                               Rätsel                                        22
                                                                        Mitmachen und gewinnen: 10 Spezial-
                                                                        ­Biscuit-Dosen von Wernli.

                                                                        Persönlich                                    23
                                                                        Martin Hafen: «Die Erkrankung hat
                                                                        meine Lebenslust noch verstärkt.»

                                                                          Anregungen? Fragen? Feedback? Ideen?

PD Dr. med.                     Dr. phil.                                                  
Gilbert Zulian                  Kathrin Kramis-Aebischer
Präsident                       Geschäftsführerin                        Schreiben Sie uns: aspect@krebsliga.ch
Krebsliga Schweiz               Krebsliga Schweiz

                                                                                                       aspect 4/18  3
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PANORAMA

Wir sind politisch aktiv                                                                                                                                                                  Umweltgas Radon

Tabakwerbung                                                                                                                                                                              Krebsrisiko senken
Kinder und Jugendliche müssen in ihrer gesunden                                                                                                                                           Nach dem Rauchen ist Radon in Europa die zweithäu-
­Entwicklung bestmöglich unterstützt werden. Die Volks­                                                                                                                                   figste Ursache für Lungenkrebs und fordert jährlich 200
 initiative «JA zum Schutz der Kinder und Jugendlichen                                                                                                                                    bis 300 Todesopfer. Das Edelgas verursacht europaweit
 vor Tabakwerbung» der Krebsliga und weiterer Organisa-                                                                                                                                   nahezu 10 Prozent der Lungenkrebsfälle. Radon kann aus
 tionen im Gesundheitsbereich verlangt deshalb ein Ver-                                                                                                                                   dem Boden in Innenräume und über die Atemwege in die
 bot von Werbe­massnahmen für Tabakprodukte, welche                                                                                                                                       Lunge gelangen. Dort kommt es durch die radio­aktiven
 Kinder und Jugendliche erreichen.                                                                                                                                                        Zerfallsprodukte des Radons zu einer lokalen Strahlenbe-
            Eidgenössische Volksinitiative                                                                                                                                                lastung, was zu Lungenkrebs führen kann.
                                                                                                                                                                                          Mit einem Dosimeter kann auch ein Laie die Radonkonzen­
                                                                                                                                                                                          tration in einem Haus messen – als Hauseigentümer
                                                                                                                                                                                          oder als Mieter. Anerkannte Radonmessstellen vertrei-
                                                                                                                                                                                          ben Dosimeter und führen auf Wunsch Radonmessun-
                                                                                                                                                                                          gen durch. Ein Dosimeter muss mindestens 90 Tage wäh-
                                                                                                                                                                                          rend der Heizperiode aufgestellt werden. Empfohlen
                                                                                                                                                                                          wird allerdings eine Messdauer von einem ganzen Jahr.
                                                                                                                                                                                          Wegen der aufsteigenden warmen Luft (Kamineffekt)
                                                                                                                                                                                          gelangt während des Heizens am meisten Radon aus dem
                                                                                                                                                                                          Erdreich ins Gebäude. Nach der Rücksendung der Dosi-
                                                                                                                                                                                          meter an die Messstelle werden diese ausgewertet. Die
                                                                                                                                                                                          Resultate werden anschliessend schriftlich mitgeteilt.
                                                                                                                                                                                           www.krebsliga.ch/radon
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     - Kinder und Jugendliche vor Tabakwerbung schützen
            - Die gesunde Entwicklung junger Menschen fördern
            - Hohe Folgekosten vermeiden

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Krebsüberlebende
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Sammlung in                                                                                                                                                                                                   Online-Beratung
            Verein «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung»
            Allianz «Gesunde Schweiz» | Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention | Schweizerische Diabetes-Gesellschaft | Verbindung der Schweizer
            Ärztinnen und Ärzte FMH | GELIKO – Schweizerische Gesundheitsligenkonferenz | Gesundheitsligen des Kantons Freiburg | Krebsliga Schweiz |
            Lega polmonare ticinese | Lungenliga Solothurn | Lungenliga Thurgau | mfe – Haus- und Kinderärzte Schweiz | Schweiz. Apothekerverband
            – pharmaSuisse | Public Health Schweiz | QualiCCare | Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände SAJV | Schweiz. Gesellschaft

der Stille                                                                                                                                                                                                    boomt
            für Pädiatrische Pneumologie SGPP | Schweiz. Gesellschaft für Pneumologie SGP | Schweizerischer Drogistenverband SDV | Stiftung IdéeSport |
                                                                                                                                                                       www.cermusoni.ch

            Sucht Schweiz | Blaues Kreuz Schweiz | Ligue pulmonaire valaisanne | Lungenliga St. Gallen - Appenzell | Ligue pulmonaire neuchâteloise |
            Ligue pulmonaire Vaudoise | Ligue pulmonaire genevoise | Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie | Schweizerische Gesellschaft für Kardiologie

            Verein «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung», Effingerstrasse 2, 3011 Bern, info@kinderohnetabak.ch

Ruhe und Gelassenheit helfen, um
 Plakat_A4_DE.indd 1                                                                                                                                  28.02.2018 10:47:27                                     Immer mehr Menschen machen
sich neuen Lebenssituationen zu                                                                                                                                                                               Gebrauch vom Beratungsdienst des
stellen. In einem ZEN-­Meditations-                                                                                                                                                                           «Krebstelefons». 2017 nutzten 5656

                                                                                                                                                                                                                                                     FOTO: ZVG, QUELLE ZITAT: GLÜCKSPOST VOM 18. APRIL 2018/FOTO: WIKIMEDIA COMMONS
Seminar lernen Krebsbetroffene                                                                                                                                                                                Menschen das Angebot. Vor allem
Rituale der Stille. Daneben haben                                                                                                                                                                             das Bedürfnis nach schriftlicher
sie die Möglichkeit zum Austausch                                                                                                          «Um auftanken                                                      Kommunikation wuchs. Über die
in der Gruppe oder im Einzelge-                                                                                                                                                                               «Cancerline», den Beratungs-Chat
spräch.                                                                                                                                      zu können,                                                       der Krebsliga, erfolgten 348 Bera-

Kloster Kappel, 27. –  29. November 2018,
                                                                                                                                           brauche ich Zeit                                                   tungen, das entspricht einer Zu­
                                                                                                                                                                                                              nahme von 435 Prozent inner­halb
Anmeldeschluss: 31. Oktober 2018
 www.krebsliga.ch/seminare
                                                                                                                                              für mich.»                                                      von zwei Jahren.
                                                                                                                                                                                                               www.krebsliga.ch/cancerline

                                                                                                                                         Francine Jordi
                                                                                                                                         Die Schweizer Schlagersängerin (41)
                                                                                                                                         machte im April öffentlich, dass im
                                                                                                                                         vergangenen Jahr bei ihr ein Brust-
                                                                                                                                         krebs diagnostiziert wurde und
                                                                                                                                         erfolgreich behandelt werden konnte.
                                                                                                                                         Im September erschien ihr aktuellstes
                                                                                                                                         Album: «Noch lange nicht genug».
Zen: Ruhe und Gelassenheit lernen.                                                                                                                                                                            Chatten, was Sie gerade bewegt.

4  aspect 4/18
Aspect - Für Familien in Zeiten der Trauer TIME-OUT-WOCHENENDE BRUSTKREBS - Krebsliga
Die Zahlen

                                                                                                         20
                                                                                           Gramm leicht ist die kastaniengrosse
                                                                                           ­Prostata. Ab zirka 40 Jahren beginnt
                                                                                                       sie zu wachsen.

                                                                                                                                                                                Stimmt’s?

                                                                                                                                                           Äpfel halten Ärzte fern
                                                                                                     6100
                                                                                                Männer erkranken in der                 Hält ein Apfel pro Tag tatsächlich den                                     Kindern ein bewährtes Mittel gegen
                                                                                            Schweiz pro Jahr an Prostatakrebs.          Doktor fern? Wahrscheinlich hat das                                        Durchfall. Im Fruchtfleisch befinden
                                                                                                                                        Sprichwort vor allem eine historische                                      sich ausserdem Fruchtsäuren, wes-
                                                                                                                                        Bedeutung: Äpfel k­onnten schon                                            halb der Apfel als «natürliche Zahn-
                                                                                                                                        sehr früh ohne K ­ onservierung lange                                      bürste» bezeichnet wird. Neben
                                                                                                                                        aufbewahrt und auch im W        ­ inter                                    Mineralstoffen und Vitaminen ent-
                                                                                                                                        gegessen werden. Aber tatsächlich                                          halten Äpfel sekundäre Pflanzen-

                                                                                                     99 %
                                                                                               der Männer mit Prostatakrebs
                                                                                                                                        sind Äpfel wissenschaftlich ­gesehen
                                                                                                                                        sehr gesund. Das liegt an ihren wert-
                                                                                                                                        vollen Inhaltsstoffen. Äpfel enthal-
                                                                                                                                                                                                                   stoffe, die Infektionen und Krebs
                                                                                                                                                                                                                   vorbeugen können. Wenngleich ein
                                                                                                                                                                                                                   Apfel pro Tag nicht gerade die Dok-
                                                                                             sind zum Zeitpunkt der Diagnose            ten viel Pektin, eine Nahrungsfaser-                                       torin überflüssig macht: Äpfel tun
                                                                                                     über 50 Jahre alt.
                                                                                                                                        art, die verdauungsfördernde und                                           dem Körper gut.
                                                                                            www.krebsliga.ch/prostatakrebs              cholesterinsenkende Wirkung hat.                                            www.krebsliga.ch/ernaehrung
                                                                                                                                        Ein geriebener Apfel ist deshalb bei

                                                                                         Buchtipp                                                               Broschüre
ICONS: FREEPIK/WWW.FLATICON.COM, WWW.SHUTTERSTOCK.COM, FOTOS: WWW.ISTOCKPHOTO.COM, ZVG

                                                                                         Spektakuläres Hirn                                                     Für einen neuen Lebens-
                                                                                         Dr. Barbara Lipskas Persönlichkeit wandelt sich, als ein
                                                                                                                                                                abschnitt
                                                                                         längst geheilt geglaubter Hautkrebs in ihr Gehirn streut.
                                                                                         Doch es kommt noch schlimmer: Sie durchlebt einen                      Krebs fordert. Die Broschüren der Krebsliga können
                                                                                         temporären Wahnsinn, der erst wieder verschwindet, als                 bei Unsicherheiten und Fragen Klarheiten schaffen. Sie
                                                                                         18 Tumoren im Gehirn entfernt werden. Die Expertin für                 ­erklären Krebs- und Behandlungsarten und geben Krebs-
                                                                                         Schizophrenie erzählt, wie sie erlebte, was sie zuvor nur aus           betroffenen und Angehörigen wertvolle Tipps für den
                                                                                         ihrer Forschungsarbeit kannte: wie sie ein völlig anderer               Alltag. Neu erschienen ist soeben eine Broschüre über
                                                                                         Mensch wurde und plötzlich einfachste Dinge nicht mehr                                           die «Onkologische Rehabilita-
                                                                                                             konnte. Gleichzeitig stellt die renom-                                       tion», die zeigt, wie man nach
                                                                                                             mierte ­  Neurowissenschaftlerin die                          Onkologische   den Behandlungen wieder zu
                                                                                                                                                                           Rehabilitation
                                                                                                             neueste Forschung darüber vor, was                                           einem normalen Leben zurück-
                                                                                                             bei psychischen Erkrankungen im                                              findet.
                                                                                                             Hirn passiert und zeigt an ihr als Bei-                                                                     www.krebsliga.ch/shop
                                                                                                             spiel, wie unser Hirn funktioniert und                         Eine Information der Krebsliga
                                                                                                                                                                            für Betroffene und Angehörige

                                                                                                             wie verletzbar es ist.
                                                                                                               Barbara Lipska: «Die Hirnforscherin, die den
                                                                                                               Verstand verlor: Was mich mein Hirntumor
                                                                                                               über das Wesen der menschlichen Persön-
                                                                                                               lichkeit lehrte.» 256 Seiten, zirka 35 Franken
                                                                                                                                                                                 Onkologische Rehabilitation   1

                                                                                                                                                                                                                                       aspect 4/18  5
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AKTUELL

Nachlassplanung und Vorsorgeauftrag

                                                                                                        Je
                                                                                                   a nm t zt
Die Krebsliga hilft bei der                                                                                elde
professionellen Nachlass­                                                                          www
                                                                                                      .k r e b    n!
                                                                                                      erbs     sl  iga.c
planung: Zusammen mit                                                                                       c haf        h/
                                                                                                    0 84 4        te n
zwei Partnerorganisatio-                                                                                   80 0
                                                                                                                0 44
nen bietet sie kostenlose
Informations­anlässe an.
Text: Annick Busset

 Eine persönliche ­Nachlassplanung
 gibt Ihnen Gewissheit und Ihren
 Hinterbliebenen Klarheit. Sie
 bestimmen, wie Ihr Vermögen ver-        Fragen werden beantwortet                      Rückmeldung einer Teilnehmerin
 erbt wird oder in welcher Form Ihr      Die Fachspezialisten der Bank Cler             Silvia Reist hat im Anschluss an die
 ­Engagement für gemeinnützige           geben Ihnen Antworten auf zahl­                Informationsveranstaltung einen
  Organisa­tionen weiterleben soll. An   reiche Fragen, die sich bei der Nach-          Vorsorgeauftrag erstellt.
  den Informa­tionsveranstaltungen       lassplanung stellen:
  Selbstbestimmt entscheiden –           •. Wie sieht meine aktuelle Nachlass-          Warum haben Sie sich dazu ent-
  Nachlass­planung und Vorsorge-             situation aus? Wer erbt wie viel?          schlossen, die kostenlose Informa­
  auftrag der Krebsliga, der Stiftung    •. Wie verfasse ich ein Testament              tionsveranstaltung zu besuchen?
  Krebsforschung Schweiz sowie               und worauf muss ich achten?                Meine Bankberaterin bei der Bank
  der Bank Cler verschaffen Ihnen        •. Wie kann ich meinen Ehe- oder               Cler hat sie mir empfohlen, um einen
  unabhängige Fachspezialisten               Lebenspartner nach meinem Tod              Vorsorgeauftrag auszustellen.
  einen Überblick zum Thema. Die             finanziell absichern?
­Informationsveranstaltungen finden      •. Wie wirkt sich der Zivilstand auf           Was hat Sie besonders erstaunt?
  zwischen Oktober und Dezember              die Nachlassregelung aus?                  Ich bin immer davon ausgegangen,
  2018 in der ganzen Schweiz statt.      •. Wie unterscheiden sich Schen­               dass meine Kinder für mich entschei-
  Abgehalten wird die Veranstaltung          k­ungen, Erbvorbezüge und                  den können, wenn ich einmal nicht
  je nach Region auf Deutsch, Franzö-       ­Erbschaften?                               mehr in der Lage dazu bin. Doch das
  sisch oder Italienisch.                •. Welche Vorkehrungen kann ich                ist nicht automatisch so. Ich muss klar
                                             treffen, wenn ich urteilsunfähig           und verbindlich äussern, was ich will.
                                             werden sollte?
           Erbquotenrechner                                                             Inwiefern hat die Veranstaltung
                                         Langjährige Partnerin                          Ihre Sicht auf die Nachlassregelun-
                                          Die Bank Cler ist seit 2007 P
                                                                      ­ artnerin        gen verändert?
                                          der Krebsliga Schweiz und setzt               Ohne die ­Informationsveranstaltung
                                          sich mit ihrem solidarischen                  wäre es mir gar nicht in den Sinn
                                         ­Engagement aktiv für den Kampf                gekommen, einen V  ­ orsorgeauftrag
                                          gegen Krebs ein.                              zu erstellen. Das habe ich nun
   Mit dem Erbquotenrechner von                                                         gemacht.
   «Moribono» erhalten Sie mit           Eine Anmeldung ist möglich via Website
                                         oder telefonisch via Gönnerservice der
   wenigen Klicks einen Überblick        Krebsliga Schweiz: 0844 80 00 44.              Wem empfehlen Sie die Veranstal-
   über die gesetzliche Erbfolge,        Weitere Informationen zum Thema Nachlass­      tung?
                                                                                                                                  FOTO: WWW.GETTYIMAGES.CH

   die Pflichtteile sowie die frei       planung sowie zu den Informationsveranstal-    Ich empfehle die Veranstaltung,
                                         tungen Selbstbestimmt e ­ ntscheiden – Nach-
   verfügbaren Quoten:                   lassplanung und ­Vorsorgeauftrag finden        da alles sehr klar vermittelt wird.
    www.krebsliga.ch/erbquotenrechner    Sie auch auf                                   ­Besonders empfehle ich sie allein­
                                          www.krebsliga.ch/erbschaften                   stehenden Personen mit Kindern.

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FRAGEN & ANTWORTEN

            «Gibt es Spätfolgen nach einer Bestrahlung
            bei Brustkrebs?»

            Eine Auswahl aktueller
            Fragen, welche die Bera-
            terinnen am Krebstelefon
            erreichen.
            Text: Beatrice Bösiger

            Im Internet habe ich gelesen, dass
            Bestrahlungen zahlreiche Neben-
            wirkungen haben können. Diese              Das Team des Krebstelefons beantwortet jährlich mehr als 5000 Anfragen.
            machen mir Angst, und ich weiss
            nicht, ob ich in die vorgeschlagene
            Behandlung einwilligen soll.               tonen in der Deutschschweiz gibt              selbst Sorge tragen und darauf
            Die Behandlungsrichtlinien in              es Früherkennungsprogramme für                hören, was Ihnen gut tut. Dass man
            der Onkologie werden ständig               Brustkrebs. Ist das bei Ihnen der Fall,       nach einer Behandlung erneut in
            ­neuesten Erkenntnissen angepasst.         werden Sie ab dem 50. Altersjahr              ein Tief fällt, ist völlig normal. Endet
             Dank moderner Techniken ist die           automatisch alle zwei Jahre zu einer          die Routine der Therapie, wirft das
             Strahlen­therapie heute schonender        Mammografie eingeladen. Die Kos-              einen auf sich selbst zurück. Bei all
             als früher. Sie kann genauer dosiert      ten für die Untersuchung werden               diesen Fragen bieten die Berate­
             und exakt auf den zu bestrahlen-          von der Krankenkasse übernommen               rinnen der kantonalen und regio-
             den Bereich gerichtet werden.             und sind von der Franchise befreit.           nalen Krebsligen Unterstützung an.
             Unerwünschte Wirkungen sind               Sie bezahlen nur den Selbstbehalt             Auch wenn es um ganz praktische
             deshalb heute weniger häufig und          von 10 Prozent, das sind etwa 20              Dinge geht wie die Organisation
             ­schwächer als früher. ­L angzeitfolgen   Franken. Existiert in Ihrem Kanton            des Haushaltes.
              einer T
                    ­ herapie und ein generelles       kein Programm, wenden Sie sich an             Die Krebsliga in Ihrer Nähe:
              Krebs­risiko können jedoch nie ganz      Ihre Gynäkologin /  Ihren Gynäkolo-            www.krebsliga.ch/region
              ausgeschlossen werden. Äussern           gen. Hier können Sie sich für eine
              Sie Ihre Bedenken offen gegen-           Mammografie anmelden. Die Kos-
              über Ihrer Radioonkologin /  Ihrem       ten werden aber dann nicht durch
              Radioonkologen, nehmen Sie eine          die Grundversicherung der Kranken-                          Krebstelefon
              Person Ihres Vertrauens zu dem           kasse übernommen.
              Gespräch mit und notieren Sie sich       Bei Swiss Cancer Screening können Sie           Fragen Sie uns
              vorher Ihre offenen Fragen, damit        sich informieren, ob Ihr Wohnkanton ein
              möglichst nichts unbeantwortet           Screeningprogramm anbietet:                     Haben Sie Fragen zu Krebs?
                                                        www.swisscancerscreening.ch
              bleibt.                                                                                  Möchten Sie über Ihre Ängste
            Die Broschüre «Die Strahlentherapie» der                                                   oder Erfahrungen sprechen?
            Krebsliga Schweiz gibt Auskunft über die                                                   Wir helfen Ihnen weiter:
            Wirkungsweise der Therapie.
             www.krebsliga.ch/shop                                                                           Gratis-Telefon (Mo – Fr, 9  – 19 Uhr)
                                                       Ich habe meine Brustkrebstherapie
                                                                                                             0800 11 88 11
                                                       vor Kurzem abgeschlossen, fühle
                                                                                                             E-Mail
                                                       mich aber immer noch müde und
                                                                                                             helpline@krebsliga.ch
                                                       erschöpft. Wie finde ich wieder zu
                                                                                                             Chat (Mo – Fr, 11 – 16 Uhr)
            Ich bin Anfang fünfzig und möchte          meinem Gleichgewicht?
                                                                                                             www.krebsliga.ch/cancerline
            zur Brustkrebsvorsorgeunter-               Es ist nicht einfach, dem eigenen
                                                                                                             Skype (Mo – Fr, 11 – 16 Uhr)
            suchung. Gibt es für die ganze             Körper wieder zu vertrauen und sich
                                                                                                             krebstelefon.ch
            Schweiz ein Screeningprogramm?             nach einer solchen Erfahrung wie-
                                                                                                             Forum
            In allen Westschweizer Kantonen            der im Alltag zurechtzufinden. Das
                                                                                                             www.krebsforum.ch
            sowie im Tessin und in einigen Kan-        Wichtigste ist, dass Sie nun für sich
FOTO: ZVG

                                                                                                                              aspect 4/18  7
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BEGEGNUNG

Am Steilhang zählt die Teamarbeit

 Eine Krebserkrankung fordert viel von                         den Tumor brusterhaltend operieren. Und die T     ­ herapien
 Angehörigen. Sie kann sie sogar                               des Onkologen Thomas Egger wirken wie beabsichtigt.
                                                               Doch die Chemotherapien und Bestrahlungen ermüden
 ­überfordern. Das erfuhr auch Luigi Dota,
                                                               die Patientin.
  nachdem bei seiner Frau Brustkrebs                                Luigi Dota, als Prorektor in einer Schule für angehen-
­diagnostiziert wurde.                                         des medizinisches Personal in einer verantwortlichen
Text: Peter Ackermann                                          Stellung, übernimmt, so viel er kann. Er kauft seiner Liebe
                                                               einen Stuhl zum Liegen und Ausruhen, er hilft im Haus-
                                                               halt mit, spürt aber auch schnell: Eine Krebsbehandlung

G
          ute Geschichten handeln oft von Konflikten und       ­fordert viel von Angehörigen, fördert deren Überforde-
          Krisen. Sie zeigen beispielsweise, wie ein Mensch     rung. Doch das ist nicht Luigi Dotas Geschichte.
          aufgrund eines schicksalhaften ­Ereignisses jäh           Luigi Dotas Frau und er erhalten Unterstützung von
den Boden unter seinen Füssen verliert, ins Leere greift,       allen Seiten. Sein Chef heisst ihn ausdrücklich, den Vor-
stolpert – und stürzt. Im besten Fall steht der Angezählte      rang stets der Frau zu geben. Anitas Vorgesetzte und
wieder auf, schlägt einen unbekannten Lebensweg ein             Arbeitskolleginnen sind eine grosse Stütze. A        ­nitas
und erfindet sich neu.                                          Schwester unterstützt die Dotas grossartig, wie Luigi
    Nach diesem Muster verlaufen viele Filme aus Holly­         Dota sagt. Kolleginnen fahren Anita zur Therapie und wie-
wood, aber auch wahre Geschichten von Krebsbetrof-
fenen. Und so beginnt auch Luigi Dotas Erzählung mit
einem sorg­losen Tag und einem jähen Schicksalsschlag.
    Luigi Dota hat Ferien. Gerade parkiert er sein Auto, als
                                                                        «Anita ohne Haare zu
ihn seine Frau auf dem Handy erreicht und fragt: «Wo bist             sehen, befremdete mich
du?» «Vor dem Bürgerspital, um dich abzuholen.» «Dann
komm doch bitte ins Brustzentrum. Frau Doktor M      ­ aurer
                                                                         kurz. Entscheidend
möchte mit uns beiden sprechen.» Minuten später hören                    aber war: Sie lebt.»
Anita und Luigi Dota, beide in den Fünfzigern, die Chef­
                                                                                       Luigi Dota
ärztin der Frauenklinik des Bürgerspitals Solothurn sagen:
Der Röntgendetektor habe bei der r­outinemässigen
Untersuchung in Anitas rechter Brust eine Wucherung
sichtbar gemacht. Und: «Es sieht schlimm aus.»
    Der Befund einer Krebserkrankung streckt viele zu          der heim. Nachbarn kaufen ein. La famiglia Dota kommt
Boden. Betroffene sowieso. Aber auch Angehörige, die           aus ­Italien in die Schweiz, um der Schwiegertochter und
bangen, mitleiden, der Krankheit und ihren Folgen eben-        Gotte beizustehen, jetzt, wo sie und Luigi Unterstützung
falls ausgeliefert sind, können ins Schlingern geraten.        benötigen. Und bei der Krebsliga Solothurn findet das
Doch das ist nicht Luigi Dotas Geschichte.                     Ehepaar wertvolle Informationen zu Anitas Erkrankung
    Zwar denkt auch er im Brustzentrum des ­Solothurner        sowie konkrete Ratschläge für die Gestaltung der schwie-
Bürgerspitals: «Wie lange wird meine Frau noch leben?          rigen Zeit. «Die Krebsliga handelt schnell, professionell
Drei, zehn, zwanzig Jahre? Oder nur wenige Monate?»            und menschlich», sagt Luigi Dota. «Auf sie war in einer
Und wütend fragt er bei sich: «Warum Anita? Sie, die           schwierigen Zeit Verlass.»
immer gesund gegessen, sich viel bewegt und nicht                 Der Onkologe ist es, der Anita behilflich ist, als bei ihr
geraucht hat.» Aber dann kauert Franziska Maurer vor sie       die Haare, Wimpern und Augenbrauen ausfallen und sie
beide hin und sagt: «Wir befinden uns vor einem Steil-         wie so viele Krebsbetroffene mit ihrem veränderten Aus-
hang. Ich werde vorausgehen. Sie folgen mir. Oben              sehen zurechtkommen muss. Luigi Dota begleitet seine
scheint die Sonne.» Daraufhin sagt Anita zwei Sätze, für       Frau zur Anprobe von Haarersatz. Er sieht das restliche
die sie Luigi bis heute bewundert: «Ich werde kämpfen.         Haar fallen, seine Frau kahl hinter einem Vorhang ver-
Wir packen das.»                                               schwinden und mit Kunsthaar als eine andere wieder her-
    Noch am selben Tag findet das Narkosegespräch statt,       vortreten. «Anita ohne Haare zu sehen, befremdete mich
am nächsten der chirurgische Eingriff. Die Ärztin kann         kurz. Entscheidend aber war: Sie lebt.», sagt Lugi Dota.

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Aspect - Für Familien in Zeiten der Trauer TIME-OUT-WOCHENENDE BRUSTKREBS - Krebsliga
Ein jäher Schicksalsschlag wie eine Krebsdiagnose lässt sich mit Unterstützung und im Team leichter bewältigen.

                                Wenig später trägt sie Turbane aus farbigen Tüchern                                                                                                          Broschüre
                             und Luigi Dota ist verblüfft, wie gut die ihr standen. Und
                             noch mehr staunt er, wie seine Frau die lebensbedrohli-                      Rat für Angehörige
                             che Krankheit meistert und wie sie in dieser schwierigen
                             Zeit konfliktfrei als Paar wachsen. «Wir sind noch stärker                   Eine Krebsdiagnose und -behandlung stellt auch
                             geworden», sagt er.                                                          für Angehörige und Freunde von ­Krebskranken
                                Und vielleicht sagt er dann den einen Satz, in dem                        einen Einschnitt dar. Neben der psychischen
                             seine Geschichte steckt: «Am Steilhang ist Teamarbeit                        ­Belastung zehrt die zusätzliche Beanspruchung
                             gefragt.»                                                                                               an ihren ­Kräften. Der
                                Denn Luigi Dotas Geschichte handelt von der Liebe.                                                   ­Ratgeber «Krebs trifft
                             Von der, die seiner Frau und ihm entgegengebracht                                     Krebs trifft auch  auch die Nächsten» der
                                                                                                                      die Nächsten
                             wurde in einer schwierigen Zeit. Und von der, die er mit                                                 ­Krebsliga zeigt, wie das
                             Anita erlebt hat, seit dem Tag der Diagnose, die – so                                                     Umfeld einer von Krebs
                             plattfüssig kommt die Wirklichkeit manchmal daher – an                                                    ­betroffenen Person im
                             einem Valentinstag gestellt wurde. Dafür geht Lugi Dotas                                                   Gleichgewicht bleiben Ein Ratgeber der Krebsliga
                                                                                                                                                            für Angehörige und Freunde
FOTO: WWW.SHUTTERSTOCK.COM

                             Geschichte gut aus, und hat, wenn man sie denn erleben                                                     oder dieses wiederher-
                             muss, das bestmögliche Ende. •                                                                          stellen kann.
                                                                                                                                                                                                      www.krebsliga.ch/shop

                                                                                                           Krebs_trifft_auch_die_Naechsten_dt_2012.indd 1                       28.06.2018 13:55:11

                                                                                                                                                                                                                 aspect 4/18  9
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FORSCHUNG

Patienten als Experten ihrer Gesundheit

Heute können Krebskranke – dank dem
technischen Fortschritt, Internet und
­mobilen Geräten – ihre Nebenwirkungen
 und Beschwerden elektronisch erfassen.
 Das verbessert nicht nur die Kommunika-
 tion mit dem Behandlungsteam, es führt
 auch zu einem Überlebensvorteil.
Text: Ori Schipper

I
    m Englischen wimmelt es nur so von einprägsamen
    Kürzeln. «PRO» ist eines davon. Die Kurzform besteht
    aus den Anfangsbuchstaben von «patient-reported
outcomes», einem Fachbegriff, der seit 15 Jahren immer
mehr an Bedeutung und Beachtung gewinnt. Es geht um
Daten, die direkt von den Betroffenen stammen – und
die nicht nur die Arzt-Patienten-Beziehung grundlegend
verändern, sondern sogar auch die Lebensdauer von
­
Krebskranken verlängern können.
     «Wir Ärzte gingen immer davon aus, dass wir über
Nebenwirkungen einer Behandlung besser Bescheid
wissen als unsere Patienten», sagt Ethan Basch. «Das
­
stimmt aber nicht.» Der Onkologe am Memorial
­Sloan-Kettering Cancer Center in New York und welt-
 weite Pionier der «PRO» ist kürzlich der Einladung der
 Krebsliga Schweiz gefolgt, um am Symposium für digitale       Gesundheitsdaten bereichern den Austausch zwischen Patientin und
                                                               Ärztin.

                          Symposium
                                                               Selbstwirksamkeit (siehe Kasten) in Bern einen Vortrag
    Digiself 2018                                              zu halten. Denn der Ärzteschaft entgehen gut die Hälfte
                                                               aller Begleitschäden, wie Basch mit seinen Kolleginnen
    Am 8. Februar hat die Krebsliga Schweiz ein                und Kollegen gezeigt hat.
    ­Symposium organisiert. Namhafte nationale und
     internationale Expertinnen und Experten ­tauschten        Software-Lösungen
     sich über den aktuellen Wissensstand zur ­digital         Dafür gibt es mehrere Gründe. Bei einer ärztlichen Kont-
     unterstützten Selbstwirksamkeit bei Krebs aus.            rolle reicht oft die Zeit nicht aus, um alle Nebenwirkungen
     Zusätzlich haben Entwickler und Anbieter einige           zu besprechen. Oder vielleicht sind etwa die Halsschmer-
     digitale Anwendungen vorgestellt – etwa die App           zen schon lange wieder vorbei, und man vergisst sie zu
     «CanRelax» zur Förderung der Entspannung und              erwähnen, wenn man endlich wieder dem Arzt oder der
     Achtsamkeit von Krebsbetroffenen. Der Nutzen              Ärztin begegnet. Aus mehreren Studien geht auch her-
     dieser App wird aktuell in einer von der Krebsliga        vor, dass die Ärzteschaft dazu neigt, die Beschwerden
     Schweiz geförderten Studie untersucht.                    ihrer Patientinnen und Patienten als weniger schwerwie-
                                                               gend abzutun, als sie tatsächlich sind.
    Weitere Informationen zur Tagung und die Video-Aufnahmen
    der Präsentationen sind zu finden unter:                       Dank der Verbreitung von Internet und mobilen Gerä-
     www.digiself2018.ch                                       ten wie Tablets und Smartphones lassen sich heute viele
                                                               dieser Probleme beheben. Es gibt Software-­Lösungen,

10  aspect 4/18
die es Patientinnen und Patienten erlauben, auch daheim                      Wie funktioniert eigentlich?
                              ihre Leiden zu schildern. Das System übermittelt die
                              «PRO» an das Behandlungsteam, das dadurch die zeitli-
                              che Entwicklung der Beschwerden verfolgen und die Pati-
                                                                                             Datenschutz bei der
                              entinnen und Patienten mit nützlichen Tipps zur Symp­          Krebsliga Schweiz

                                  «Wir Ärzte gingen immer
                                     davon aus, dass wir
                                über Nebenwirkungen besser
                                     Bescheid wissen als
                                      unsere Patienten.
                                   Das stimmt aber nicht.»
                                               Ethan Basch, Onkologe

                                                                                             Wir hinterlassen digitale Spuren: beim Surfen im
                                                                                             Netz, bei der Nutzung von Social Media oder bei
                              tomkontrolle unterstützen kann. Aber vielleicht noch           der Verwendung von Apps. Die Digitalisierung
                              wichtiger: Wenn das Team den «PRO» die nötige Auf-             führt zu vielen neuen rechtlichen Fragen – und
                              merksamkeit schenkt, greift es bei einer ernstzunehmen-        erhöht die Wichtigkeit des Datenschutzes.
                              den Verschlechterung auch frühzeitig ein – und wendet             Das Datenschutzgesetz schützt nicht Daten an
                              dadurch in vielen Fällen eine Einlieferung in den Spital­      sich – wie der Name fälschlicherweise ­vermuten
                              notfall ab.                                                    lässt –, sondern vor Missbrauch persönlicher
                                                                                             Nutzer­daten und somit die Grundrechte. Seit Mai
                              Bessere Lebensqualität                                         2018 gilt das neue umfassendere EU-Datenschutz-
                              Im letzten Jahr hat Basch eine Studie veröffentlicht, in der   gesetz. Gleichzeitig wird das Schweizer Daten-
                              er verglich, wie es Patientinnen und Patienten mit einer       schutzgesetz revidiert, das sich stark an das EU-­
                              fortgeschrittenen Krebserkrankung geht, wenn sie ent-          Datenschutzgesetz anlehnen wird.
                              weder (in der Standard- oder Kontrollgruppe) jeweils              Aufgrund dieser neuen ­Datenschutzverordnung
                              bei den Arztbesuchen über ihre Beschwerden Auskunft            hat die Krebsliga Schweiz ihre ­Datenschutzerklärung
                              gaben – oder wenn sie zusätzlich zu den Arztbesuchen           überarbeitet. So werden Nutzerinnen und Nutzer
                              auch daheim am Computer mittels «PRO» mit ihrem                beim Besuch der Website www.krebsliga.ch etwa
                              Behandlungsteam kommunizieren konnten.                         aufgefordert, den Richtlinien für die Nutzung der
                                 Dass die Patientinnen und Patienten in der «PRO»-           persönlichen Daten (Cookies) zuzustimmen. Und
                              Gruppe im Schnitt eine bessere Lebensqualität erreich-         eine Newsletter-Anmeldung ist nur noch dann
                              ten als diejenigen in der Kontrollgruppe, hatte Basch          möglich, wenn Nutzerinnen und Nutzer die Check-
                              erwartet. Überrascht hatte ihn jedoch, dass die Patien-        box zur Zustimmung aktivieren (Opt-In-­Verfahren).
                              tinnen und Patienten, die ihre Beschwerden elektronisch        So stellt die Krebsliga Schweiz sicher, dass Nutzer­
                              aufzeichneten, durchschnittlich 31 statt nur 26 Monate         daten auch weiterhin gemäss den geltenden
FOTOS: WWW.SHUTTERSTOCK.COM

                              weiterlebten. «Eine Lebensverlängerung von fünf Mona-          Gesetzen bearbeitet werden. (anb)
                              ten ist grösser als der Überlebensvorteil, den viele in
                                                                                             Auf ihrer Website informiert die Krebsliga Schweiz
                              den letzten Jahren neu zugelassene Krebsmedikamente
                                                                                             umfassend über ihre Datenschutzbestimmungen:
                              bewirken können», sagt Basch. •                                 www.krebsliga.ch/datenschutz

                                                                                                                                          aspect 4/18  11
LEBEN MIT KREBS

Der schwierige Umgang mit
Abschied und Trauer

Stirbt ein Elternteil an Krebs, bedeutet                           Kennengelernt haben sich die beiden Familien am
dies für Familien eine absolute Ausnahme­                      «Time-out-Wochenende» der Krebsliga Schweiz, einem
                                                               Angebot speziell für Familien in Zeiten der Trauer. Den
situation. Mit dem «Time-out-­Wochenende»
                                                               eigenen Emotionen nach einem Verlust Raum zu geben,
bietet die Krebsliga Schweiz Familien in                       ist essenziell. Gerade weil sich Trauer, Angst, Zuversicht
Zeiten der Trauer die Möglichkeit, innezu-                     oder Wut im Alltag oft ihre Bahn brechen, ohne Rücksicht
halten und Emotionen wieder den nötigen                        auf Arbeit, Schule oder sonstige Termine zu nehmen.
                                                               Für Familien ist der Tod eines Partners zudem eine abso-
Raum zu geben.
                                                               lute Ausnahmesituation. Der plötzlich alleinerziehende
Text: Beatrice Bösiger, Fotos: Gaëtan Bally                    Elternteil steht vor der schwierigen Aufgabe, gleichzei-
                                                               tig den Kindern Struktur und Unterstützung anzubieten,
                                                               aber auch den Verlust des eigenen Partners bewältigen

T
         rauer funktioniert nach ihrem ganz eigenen Fahr-      zu müssen.
         plan. «Es kann sein, dass ich zum Grab ­meiner ver-
         storbenen Frau gehe und das in mir nur wenig          Reden kann bei der Verarbeitung helfen
auslöst. Dagegen kann es plötzlich passieren, dass die         «Mir war wichtig, dass ich dieses Wochenende mit ­Nicolai
Erinnerungen ganz unvermittelt hochkommen», sagt
­                                                              gemeinsam verbringen konnte», sagt Schelling. Das
Patrick Merkofer. Auslöser dafür können bestimmte
­                                                              Reden mit anderen Personen habe ihr geholfen, den Tod
Musikstücke, Erinnerungen an gemeinsame Reiseziele             von Ronny zu verarbeiten. Erst später sei ihr klar gewor-
oder auch nur gewisse Sätze sein, die er hört, welche die      den, dass sie zwar mit anderen, jedoch kaum mit ihrem
Trauer über den Tod von Daniela, seiner Partnerin, wie-
der aufsteigen lassen. «Besonders stark in Erinnerung
geblieben ist mir der Moment, als ich mit Daniela zum                «Bis zum Schluss habe
letzten Mal ins Spital fuhr», sagt er. Er habe noch das Auto      ich gehofft, dass Ronny von
­parkiert, während sie auf einer Sitzbank sass und auf ihn
 wartete. Von aussen betrachtet keine wirklich spektaku-              seinem Bett aufsteht
 läre Situation. Damals war ihm auch nicht bewusst, dass         und sagt, nun ist aber Schluss
 Daniela an diesem Tag ins Spital ging, um dort zu sterben.
 Geplant war eigentlich, während eines Arzttermins Unter-             mit diesem Blödsinn,
 suchungsergebnisse zu besprechen.                                  wir gehen nach Hause.»
Trauern zu können ist positiv                                                      Sybille Schelling
Auch Sybille Schelling, deren Partner Ronny Ende 2016 an
Krebs gestorben ist, weiss von ähnlichen Erfahrungen zu
berichten: «Die Trauer kommt von selber, nicht, wenn man       Sohn über den Verlust gesprochen hatte. Für Kinder ist
es sich wünscht.» Um ihren Partner trauern zu können, sei      der Umgang mit dem Tod einer nahestehenden Person
positiv für sie. Schwieriger sind dagegen die Momente          nicht einfach. Das Thema werde höchstens einmal kurz
zuvor, wenn die Emotionen noch wie ein Kloss unbeweg-          in der Schulklasse thematisiert, weiter werde dann nicht
lich und schwer in der Brust sitzen. Gemeinsam mit ihren       mehr darüber gesprochen, sagt sie. Nicolai ergreift das
Söhnen Nicolai und Pascal sitzen Sybille und Patrick bei       Wort: «Als Ronny gestorben ist, habe ich nicht sofort
Merkofers in Meierskappel im Kanton Luzern am Wohn-            geweint. Ich war aber schon sehr traurig», erinnert er
zimmertisch. An den Wänden hängen zahlreiche Fotos             sich. Er habe sicher einen Tag gebraucht, um zu realisie-
von Daniela, Patrick und Pascal; manchmal gemeinsam,           ren, was überhaupt geschehen ist. Dann erzählt Pascal
manchmal sind sie alleine für sich zu sehen. Es gibt Tee.      seine Geschichte: «Meine Mutter war im Spital. Papa hat
Lieber als zu reden wäre den beiden Jungs allerdings,          mir am Morgen danach erzählt, dass sie gestorben ist.»
sie könnten mit ihren Smartphones weiterspielen. Aber          Gemeinsam seien sie dann zurück ins Spital gefahren,
nichts da, auf Weisung ihrer Eltern bleiben die Handys         um Abschied zu nehmen. Haben sie vom Behandlungs-
vorerst in der Tasche.                                         team eigentlich Unterstützung für die Kommunikation mit

12  aspect 4/18
«Als Ronny gestorben ist, habe ich nicht sofort geweint», sagt Nicolai Schelling. Er brauchte Zeit, um zu realisieren, was geschehen war.

                                                                                                                            aspect 4/18  13
LEBEN MIT KREBS

Der Austausch mit anderen Personen, die Ähnliches erlebt haben, war für Patrick    Pascal Merkofer: konnte sich im Spital verabschieden.
Merkofer ein positives Erlebnis.

­ indern erhalten? Als Daniela ihre Krebsdiagnose erhielt,
K                                                                        mit jemandem von den Betreuern oder von den anderen
bekamen Patrick und sie eine Broschüre ausgehändigt,                     Teilnehmern. «Für mich war der Aufenthalt eine Oase»,
anhand derer sie ihrem Sohn die Krankheit erklären soll-                 sagt Schelling. Sie habe sich ernst genommen gefühlt und
ten. Wichtig war ihnen, möglichst offen und transparent                  konnte sich abseits des Alltags mit der Trauer beschäfti-
zu kommunizieren (siehe Kasten). Sie hätten Pascal die                   gen. Normalerweise sei es ja so, dass die meisten Men-
Krebserkrankung seiner Mutter von Beginn an mitgeteilt,                  schen nach einem Todesfall ziemlich rasch wieder in den
sagt Merkofer. Obwohl die Diagnose von Anfang an nicht                   Normalbetrieb übergehen und die Nachfragen verstum-
positiv war, waren Tod und Sterben ja auch nicht sofort                  men. Während des «Time-out-Wochenendes» habe sie
Thema. Die Krankheit war Teil ihres Lebens, aber nicht der               erneut gelernt, sensibel gegenüber sich selbst zu sein
Mittelpunkt.                                                             und sich mitsamt ihren Erfahrungen ernst zu nehmen.
    Die Zeit und die gemachten Erfahrungen während des                      Sie erlebte aber auch andere Situationen. «Als
«Time-out-Wochenendes» haben Patrick Merkofer und                        Ronnie starb, wurde ich vom Spital nicht betreut»,
                                                                         ­
Sybille Schelling gutgetan. «Es war ein positives Gefühl,                sagt sie. Gemeinsam gingen sie an diesem Nachmit-
mit Leuten sprechen zu können, die Ähnliches durchge-                    tag ins Spital. Um zehn Uhr abends sei er dann verstor-
macht haben wie man selbst», sagt er. Erzählen zu kön-                   ben. «­ Anschliessend ging ich wieder nach Hause. Ohne
nen war positiv, auch wenn dabei Tränen geflossen sind.                  irgendwelche Informationen erhalten zu haben», erin-
Anders als in Gesprächen mit Aussenstehenden mussten                     nert sich Schelling. Kein Seelsorger kam vorbei, einzig
sie in der Gruppe viele Dinge auch nicht mehr erklären.                  eine Krankenschwester habe hin und wieder nach ihnen
Beispielsweise was das Warten auf Untersuchungsresul-                    geschaut. «Ich hätte mir gewünscht, mit jemandem reden
tate bedeutet, die bange Zeit bis klar ist, ob eine neue                 zu können», sagt sie.
Therapie anschlägt, oder dem Arzt gegenüberzusitzen                         Patrick Merkofer erlebte die Betreuung im ­     Spital
und eine negative Diagnose zu erhalten.                                  anders: Als individuelle, persönliche Ecke, die i­nmitten
                                                                         eines grossen Betriebes für sie geschaffen wurde. Dem
Sich selbst wieder ernst nehmen                                          Spitalteam ist Patrick im Nachhinein dankbar. Auch
Neben dem Austausch in der Gruppe gab es in dem                          dass sie es ermöglichten, dass Daniela von ihrem Hund
Wochenende auf dem Sörenberg aber auch die Möglich-                      Abschied nehmen konnte, trotz Verbot. Und obschon der
keit, sich bei Bedarf zeitweilig aus dem Programm auszu-                 Tod seiner Frau doch etwas unerwartet kam, hätten es die
klinken, um Platz für Einzelgespräche zu schaffen, sei es                Pflegenden geschafft, sogar noch einen Seelsorger auf-

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Sybille Schelling hätte sich nach dem Tod ihres Partners jemanden gewünscht zum Reden. Im Spital war sie ganz allein.

zubieten, erinnert er sich. Das kurze Gespräch zusammen                                        Psychoonkologie
mit Pascal sei für ihn sehr wichtig gewesen.
                                                                         Kinder ernst nehmen
Hoffen bis zum Schluss
Trotzdem kann man sich kaum auf den Abschied von                          Ab einem Alter von zehn bis zwölf Jahren ist das
einem geliebten Menschen vorbereiten. Daniela und er                      Wissen um Tod und Sterben bei Kindern und
hätten sich bewusst für einen Weg der Zuversicht entschie-                Erwachsenen in etwa gleich. Es ist daher ­wichtig,
den und bis zum Schluss gehofft, sagt Patrick ­Merkofer:                  offen zu kommunizieren. «Es geht nicht um
«Wenn du wirklich auf Heilung hoffst, musst du auch                       Details», sagt Psychoonkologin Carmen Schürer,
daran glauben und arbeiten.» Aber schlussendlich war                      alles was man den Kindern sagt, müsse jedoch wahr
es dann doch das Elend einer Hoffnung, die immer wie-                     sein. Auch wenn dies konkret bedeuten kann, den
der enttäuscht wird. Für Sybille Schelling war der schwie-                möglichen Tod eines Familienmitgliedes ebenfalls
rigste Moment, als Ronny seine Krebsdiagnose erhalten                     anzusprechen. Zur Einschätzung einer Situation
habe. Die war sehr schlecht. Sie habe gewusst, dass der                   sind aber nicht nur Worte wichtig. Auch atmosphä-
Tod kommen kann, und sich auch mit dem Thema ausein-                      rische Veränderungen im Umfeld werden wahrge-
andergesetzt. Nach drei Monaten ist er dann verstorben.                   nommen. Um die seelische Belastung auszuglei-
Trotzdem konnte sie ihrem Partner nicht «Tschüss» sagen.                  chen sei es wichtig, für genügend Entlastung zu
«Bis zum Schluss habe ich gehofft, dass Ronny von sei-                    sorgen, etwa durch ein stützendes soziales Umfeld,
nem Bett aufsteht und sagt, nun ist aber Schluss mit die-                 sagt Schürer. Eltern fürchten sich davor, Kinder
sem Blödsinn, wir gehen nach Hause», sagt sie.                            schwer zu belasten, wenn sie sie mit den eigenen
    Ronny und Daniela haben aber auch heute, fast zwei                    Ängsten konfrontieren. Und doch ist die Akzeptanz
Jahre nach ihrem Tod, ihren Platz im Leben von Patrick,                   der realen Lebenssituation unerlässlich. Gelingt
Pascal, Sybille und Nicolai. Die beiden Jungs sind nicht                  dies, können stimmige Wege gefunden werden,
mehr so traurig. «Es ist nicht so, dass ich sagen muss, ich               um mit der schwierigen Situation umzugehen.
denke jeden Tag daran», sagt Nicolai, und Pascal stimmt
                                                                          Ihre kantonale und regionale Krebsliga berät Sie im Umgang
ihm zu. «Das gehört auch zur Jugend», sagt Patrick                        mit Trauer:
­Merkofer. Es geht auch darum, nach vorne zu schauen.                       www.krebsliga.ch/region
 Schliesslich steht das Leben vor der Türe. •

                                                                                                                       aspect 4/18  15
FOKUS

Im vertrauten Umfeld pflegen

Schwerkranke Menschen wollen meist so
lange wie möglich in einem vertrauten Um-
feld bleiben. Dazu braucht es neben spezi-
eller Pflege vor allem viel Organisation und
Koordination. Hier hilft die spitalexterne
Onkologiepflege der Krebsliga.
Text: Beatrice Bösiger, Fotos: Gaëtan Bally

S
        onja Geerlings verbringt viel Zeit am Telefon. Ein
        Patient soll in zwei Tagen aus dem Spital entlassen
        werden. Er braucht aber weiterhin spezielle Medi-
kamente und muss mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt
werden. Geerlings, die als Pflegerin bei der spitalexter-
nen Onkologiepflege (SEOP) der Krebsliga S    ­ chaffhausen
schwerkranke Menschen zu Hause begleitet, kümmert
sich um die Bestellung der Medikamente und Sauerstoff­
flaschen. Sie will sicher sein, dass alles vorhanden ist,
wenn der Patient zu Hause eintrifft. «Seine Frau soll sich
nicht darum kümmern müssen», sagt Geerlings.                  Lea Tanner bereitet den nächsten Hausbesuch vor.
     Nach einigem telefonischen Hin und Her scheint die
Organisation des medizinischen Bedarfs zu klappen.
Die Pflegefachfrau steigt ins Auto und fährt zur ersten       bereiten, sagt die junge Frau. Wasser hat sich einge-
­Klientin. Eine junge Frau erwartet uns im Wohnzimmer,        lagert. Zudem bereitet ihr das Atmen Mühe: «Ich habe
 in der Ecke liegt Kinderspielzeug. Ihr Mammakarzinom ist     Schwierigkeiten, die Treppe in den ersten Stock hochzu-
 metastasiert, die 36-Jährige erhält Palliativpflege. Damit   steigen.»
                                                                 Zur Entlastung schlägt Geerlings vor, dass sie ihr
                                                              Schlafzimmer auf dem gleichen Stock wie das Wohnzim-

    «Ich bin da, kann unmittelbar                             mer und die Küche einrichten soll. Bei der Betreuung ihrer
                                                              beiden Kinder, die in den Kindergarten und in die Schule
        helfen und schwierige                                 gehen, hat sie Unterstützung. Fürs Mittagessen können

         Situationen lindern.»                                sie jeweils zu einer Nachbarin. Da sie wieder zu Kräften
                                                              kommen will, fragt die junge Frau nach glukosehalti-
               Sonja Geerlings, Pflegefachfrau                gen Infusionen. Davon rät ihr die Pflegefachfrau ab und
                                                              erklärt, dass sich die zusätzliche Flüssigkeit möglicher-
                                                              weise nur im Körper ablagert und gar nicht mehr aufge-
                                                              nommen und verarbeitet wird.
sollen in erster Linie Schmerzen und andere belastende
Symptome gelindert werden. Das betrifft aber nicht nur        Koordination mit Hausarzt
rein körperliche, sondern auch psychische, soziale oder       Draussen macht sich Geerlings erneut ans ­Telefonieren.
auch spirituelle Aspekte.                                     Erst kontaktiert sie eine Physiotherapeutin. Lymphdraina-
    Im Zimmer ist es halbdunkel. Als Schutz vor zu viel       gen sollen die angestaute Flüssigkeit in den Beinen zum
Licht sind die Jalousien geschlossen. Geerlings ­erkundigt    Abfliessen bringen. Im nächsten Gespräch informiert sie
sich nach dem Befinden der zerbrechlich wirkenden             den Hausarzt über den Zustand der jungen Frau und über
­jungen Frau, fragt ob sie Schmerzen habe, was sie für sie    die Medikamente, welche diese aktuell einnimmt.
 tun könne. Die grössten Probleme würden ihr m ­ omentan         Was macht die Begleitung schwer kranker Men-
 die tägliche Übelkeit, und ihre dick geschwollenen Beine     schen und ihnen nahestehende Personen, oft bis zum

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Palliative Care braucht Koordination, etwa mit Ärzten und Spitälern.   Es gehe um Selbstbestimmtheit für die Patienten, sagt Sonja Geerlings.

Lebensende, so besonders? Man erlebt den Menschen in                   che die SEOP erbringt, zuvor eine ärztliche V
                                                                                                                   ­ ersorgung
seiner gesamten Menschlichkeit und nimmt nicht nur ein-                brauchen. Mehr Eigenständigkeit wäre für Tanner aber
zelne Aspekte wahr. «Ich bin da, kann unmittelbar helfen               gerade im ambulanten Bereich durchaus angebracht. Auf
und schwierige Situationen lindern», sagt Geerlings. Sie               politischer Ebene sind derzeit Bestrebungen im Gang,
komme den Menschen bei ihrer Arbeit sehr nahe, für sie                 Pflegeberufe aufzuwerten. Bund und Parlament diskutie-
persönlich sei das eine bereichernde Erfahrung.                        ren eine Pflegeinitiative. Wird sie angenommen, könnten
    Angebote wie die spitalexterne Onkologiepflege                     die Pflegenden künftig mehr Leistungen direkt mit den
(SEOP) oder mobile Palliative-Care-Dienste existieren in               Krankenkassen abrechnen. Tanner und Geerlings würden
verschiedenen Regionen der Schweiz. Entstanden sind                    dies begrüssen.
sie, weil auch Schwerkranke meistens so lange wie ­möglich
in einem vertrauten Umfeld, begleitet von ihren Nahe-                  Palliativpflege unter Druck
stehenden, bleiben möchten. Unter der Trägerschaft                     Eine Herausforderung bleibt indes die Finanzierung der
der Krebsliga oder privater Vereine sind bereits in den                SEOP. Zwar übernimmt die Krankenkasse den Grossteil
80er- und 90er-Jahren diverse SEOP-Teams e   ­ ntstanden,              der ärztlich verordneten Leistungen. Tatsächlich erbrin-
und auch einige Spitex-Organisationen haben schon früh                 gen die Pflegenden aber gerade in der Palliative Care
damit begonnen, entsprechende Dienste anzubieten.                      noch eine Vielzahl an Leistungen, welche die Kassen nicht
                                                                       übernehmen, etwa Koordinierung und Abstimmung der
Vorhandene Ressourcen einschätzen                                      jeweiligen Akteure untereinander. Zwar kann die Krebs-
Damit die Pflege zu Hause klappt, braucht es eine gute                 liga dank Spendeneinnahmen helfen. Der Kostendruck
Kommunikation aller Beteiligter und viel Koordinations­                im Gesundheitswesen und die Leistungskürzungen der
arbeit. Erneut greift Pflegefachfrau Geerlings zum                     Kassen dürften es in Zukunft aber schwieriger machen,
­Telefon: Eine Physiotherapeutin für die junge Frau, die               Palliativpatienten bei sich zu Hause umfassend zu versor-
 auch Hausbesuche macht, lässt sich momentan nur                       gen.
 schwer ­auftreiben. Zurück im Büro sucht sie im ­Internet                 Der letzte Hausbesuch ihrer Schicht an diesem Tag
 nach weiteren Adressen und bespricht die Situation                    führt Sonja Geerlings anschliessend mitten in die Schaff-
 der jungen Palliativpatientin mit Lea Tanner, welche die              hausener Altstadt. Der Besitzer eines asiatischen Restau-
 SEOP in Schaffhausen leitet. Die beiden überlegen, ein                rants leidet an fortgeschrittenem Krebs und muss künst-
 Gespräch mit der gesamten Familie anzuregen, um vor-                  lich ernährt werden. In der kleinen Küche der Wohnung
 handene Ressourcen und Bedürfnisse besser einschätzen                 bereitet die Pflegefachfrau die Infusion zu, vermengt zwei
 zu können.                                                            Plastikbeutel miteinander. Von unten mischen sich der-
    Erreichbar ist das Team der SEOP rund um die Uhr.                  weil Geräusche aus der Küche mit den Unterhaltungen
 Gefragt in dem Job sind viel Erfahrung, Wissen und                    der Restaurantgäste. Es riecht nach exotischen G­ ewürzen.
 Sicherheit auch im Umgang mit komplexen medizinischen                 Oben im Schlafzimmer bringt die Pflegefachfrau die Infu-
 Situationen. «Bei uns angemeldet werden die Menschen                  sion an. Wie jeden Tag fliesst die Nährlösung während
 meist von den Spitälern oder den onkologischen Praxen»,               mehrerer Stunden nun über die Vene dem Patienten zu.
 sagt Tanner. Neben den Hausärzten sind das für sie wich-              Bis Geerlings Kollegin von der Abendschicht die Infusion
 tige Schnittstellen. Nicht zuletzt, weil alle ­Leistungen, wel-       wieder entfernt. •

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INTERVIEW

«Der Patient weist den Weg»

Patienten und Ärzte dürfen                                              Palliativmedizin
das Thema Lebensende
nicht ausklammern, sondern                          Pionier der Palliative Care
sollten offen über die ­                  Gian Domenico Borasio ist 1962          sellers «Über das Sterben: Was wir
damit zusammenhängen-                     geboren und Neurologe sowie             wissen. Was wir tun können. Wie
den Wünsche und Ä     ­ ngste             Palliativmediziner. Er ist Inhaber
                                          ­                                       wir uns darauf einstellen»*. Borasio
sprechen, findet Gian                     des Lehrstuhls für Palliativmedi-       prakti­
                                                                                        ziert eine humanistische
                                          zin an der Universität Lausanne         Medizin, die zum Ziel hat, es den
­Domenico Borasio, Profes-
                                          und Leiter der Palliative-Care-­        Menschen zu ermöglichen, «ihren
 sor für ­Palliativmedizin am             Abteilung am CHUV. Er ist mass-         ganz eigenen Tod zu sterben».
 Univer­sitätsspital Lausanne             geblich daran beteiligt, dass alle
 (CHUV).                                  Medizinstudierenden in Deutsch-         *.Gian Domenico Borasio: «Über das
                                          land und der Schweiz sich mit             ­Sterben: Was wir wissen. Was wir tun
Text: Nicole Bulliard                                                                können. Wie wir uns darauf einstellen.»
                                          ­Palliative Care beschäftigen müs-         Verlag C.H. Beck oHG, München 2012,
                                           sen. Borasio ist Autor des Best-          ISBN 978 3 406 61708 9
Herr Borasio, Sie schreiben, dass
die Angst vor dem Sterben am
Lebensende ein schlechter Ratge-
ber sei. Wie ist das zu verstehen?      des Zeitpunkts ihres Todes. Es gibt       ihr Leben zu behalten, unabhängig
Es ist wissenschaftlich erwiesen,       jedoch auch Patienten, die nichts         von ihrer Situation. Wenn der Todes-
dass es vorteilhaft ist, über das       entscheiden möchten und die alle          wunsch aus dem Bedürfnis nach
Lebensende zu sprechen, vor allem       Entscheide beispielsweise an die          Kontrolle kommt, verschwindet er in
mit Menschen, die einem naheste-        Tochter oder den Arzt delegieren.         aller Regel auch nicht.
hen – aber auch mit der Ärztin oder     Auch das Delegieren einer Entschei-
dem Arzt, möglichst bevor es zu         dung ist eine Form der Selbstbe-          In der Beziehung mit dem
einer Krisensituation kommt. Das        stimmung.                                 ­Patienten heben Sie den Begriff
betrifft insbesondere Patientinnen                                                 der Fürsorge hervor, was meinen
und Patienten mit schweren Erkran-      Sie behaupten, dass sich gut               Sie damit?
kungen wie Krebs. Leider sprechen       ­informierte Personen eher nicht           Es ist eine Haltung gegenüber dem
viele Ärztinnen und Ärzte die End-       für einen assistierten Suizid ent­        Patienten, die darauf abzielt, ihn
lichkeit überhaupt nicht an. Viele       scheiden.                                 in den Mittelpunkt zu stellen, ihm
Menschen haben Angst vor dem             Das hängt ganz von der Persönlich-        die Informationen zu geben, die er
Thema. Dann kommt es zu Krisen-          keit der Patienten ab. Für viele Per-     braucht, um sich zu entscheiden.
situationen, in denen Entscheide         sonen ist es wichtig zu wissen, dass      Die Haltung zielt aber auch darauf
getroffen werden müssen, und nie-        sie ihre Lebensqualität verbessern        ab, den Patienten vor Informationen
mand hat sich mit diesem Thema           können. Wenn der Wunsch nach              zu verschonen, die er nicht haben
jemals befasst.                          assistiertem Suizid mit einer schlech-    möchte. Es geht darum, sich stets in
                                         ten Lebensqualität zusammenhängt          eine Haltung des aktiven Zuhörens
Sind denn die Patienten am               – zum Beispiel aufgrund von Atem-         zu begeben, in der uns der Patient
Lebensende nicht in der Lage,            not, Schmerzen, Schwierigkeiten in        zu verstehen gibt, was er von uns
autonom zu entscheiden?                  der Familie oder spirituellen Fragen      möchte.
Es ist immer der Patient, der uns        im Angesicht des bevorstehenden
den Weg weist. Die Autonomie am          Todes – kann die Palliative Care oft
Lebensende gestaltet sich je nach        die Situation lösen. Doch es gibt
Person sehr unterschiedlich. Es gibt     auch Patientinnen und Patienten,
Patientinnen und Patienten, die alles    denen es extrem wichtig ist, bis zur
entscheiden wollen, einschliesslich      letzten Sekunde die Kontrolle über

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