Diakontakte - Kirche digital - Diakon.at

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Diakontakte - Kirche digital - Diakon.at
Diakontakte
Zeitschrift der Ständigen Diakone der Erzdiözese Wien Ausgabe 22021, Nr. 54
                                                                               51J

       Kirche digital
   9 Wie wird die Normalität?
  10 Papst und Sexualität
Diakontakte - Kirche digital - Diakon.at
Inhalt
03   Kurzundgut. • Michael Klinger geweiht.
     • Zwei verloren ihre ,,Ständigkeit“.
                                                Politischer Islam,
     • Ausgesandt in Stammersdorf und
     Eisenstadt
                                                politisches Christen­tum!
04   Zukunftsfähiger Glaube. Geistlicher        Editorial von Institutsleiter Andreas Frank

                                                I
     Impuls von Spiritual Franz Ferstl              n der Diakonenratssitzung vom          politisches Christentum würde dem
05   Digitalisierung verändert alles. Die           1. Juni haben wir uns als Berater      Diakonat den prophetischen Stachel
     Revolution, ihre Kinder und die Kirche.        unseres Erzbischofs mit der Frage      ziehen!
     Von Ralph Schimpl                          „Politischer Islam“ auseinanderge­         „POLITISCHE“ DIAKONE
     Cartoon                                    setzt. Für uns war klar: Es gibt keinen    Mir gefällt der ständige Tages­ordnungs­
     Gebet von Franz Ferstl                     unpolitischen Islam, genauso wenig         punkt im Diakonenrat „Gegenwärtige
                                                wie es ein unpolitisches Christentum
07   Digitalisierung in der Kirche.
                                                gibt. Wer heute nach einem unpo­
                                                                                           gesellschaftliche und soziale Ent­wick­
     Beispiel aus den Pfarren:                                                             lungen: Beobachtungen und Heraus­
                                                litischen Islam ruft, der kann mor­        forderungen aus der Sicht der Diakone“!
     Zwei Pfarren im vergleich.                 gen nach einem unpolitischen
     Von Gerhard Schmitt                                                                   Kardinal Schönborn will uns damit als
                                                Christentum rufen! Eine unpoliti­          „Auge und Ohr des Bischofs“ nutzen!
     Communio und infizierte Priester.          sche Religion gestaltet „die Polis“, das   Was ich nicht verstehe: Wieso rühren
     Von Ralph Schimpl                          Gemeinwesen, nicht mit. Wer heute          sich die meisten Diakone überhaupt
08   Von Greenhorns, Nerds und Kommu-           als Christ in das Horn der Regierung       nicht zu dieser Frage? Mehrmals habe
     nikationsprofis. Anonymisierte Er­         bläst und schreit „Weg mit dem politi­     ich in meinem Infomail dazu aufgefor­
     fahrungen von Diakonen mit digitaler       schen Islam!“, der schaufelt schon das     dert…
     Kirche. Von Peter Feigl                    Grab für die gesellschaftspolitische       In dieser Ausgabe greifen wir jeden­falls
09   Anders, aber gut. Zurück zur Norma-        Relevanz der Kirche. Als nächstes
                                                wird es heißen „Wir brauchen keine
                                                                                           solche relevanten Gegenwartsthemen
     lität, jedoch geistvoll erneuert. Von                                                 auf! Wenn es um die fortschreiten­
                                                politische Religion!“ Auf bischöfliche     de Digitalisierung geht, fragen wir:
     Ralp Schimpl
                                                Aussagen zur demokratiepolitischen         Welchen gestalterischen Blick werfen
10   Der Papst und die Erotik. Zum apo­         Gefährlichkeit der Präventivhaft folg­     wir aus dem Licht der Botschaft Jesu
     stolischen Schreiben Amoris Laetitia.      te bereits der finanzielle Druck sei­      darauf? Siehe Seiten 5 bis 8. Wenn
     Von Andreas Frank                          tens gewisser Regierender! Wenn die        es um die „Rückkehr zur Normalität“
11   4G statt 3G. Begegnungen und Beru­         Kirche zur Aufnahme von minderjäh­         geht, fragen wir: Was bedeutet eine
     fungen der Frauen. Von Rosa Schöberl       rigen Flüchtlingen aus Lesbos mahnt,       Rückkehr zu einer „geistvoll erneuer­
     Von abgetragenen Schuhen und ehrli-        heißt es: „Die Caritas ist gegen uns!      ten Normalität“? Siehe Seite 9. Zu sol­
                                                Das soll nicht sein!“ Was ist der denk­    chen Themen sollen sich Diakone in
     chem Bedauern. ... Von Peter Feigl
                                                bar nächste Schritt? Ein Abdrängen         ihrer Pfarre oder Einrichtung zu Wort
12   Auslese. Ausgewählt von Max Anger-         auf Sakristei, Weihnachtskripperl und      melden.
     mann                                       Brauchtumspflege? Das würde man­           Viel geistvolle Anregung wünsche ich
13   Neue Homepage des Intitutes. Ein­          chen sehr gefallen. Eines sollten wir      Euch, viele Reaktionen wünsche ich
     fach, freundlich, informativ und integ­    Diakone nicht übersehen: Ein un­           der Redaktion!                        

                                                Weitergeben!
     riert in das Portal der Erzdiözese Wien.
     Von Barbara Lindner
     Nachruf Rudolf Dittrich
     Starker Wille zum „Synodalen Weg“
     Bericht aus dem Onlinetreffen der Dia­
     konenkreissprecher vom 9. Juni 2021
     Von Andreas Frank
14   Nicht zu kritisch sein. Eva Stroissnig.
     Ehefrau eines Diakons, im Intereview.
     Von Peter Morawetz
     Alles wieder fast normal.
     Stimmungsbilder aus dem Weihejahr­
     gang 2022. Von Peter Feigl
     Sehr bunte Truppe. Ein neuer Weihe­
                                                Wir alle sind aufgefordert, fähige Männer auf die mögliche Berufung zum
     jahrgang (2024) startet.
                                                Diakon hin anzusprechen. Eine Möglichkeit: Das zweite Exemplar der Dia­
     Von Franz Schramml
                                                kontakte, das ihr erhaltet, im Zug eines Gespräches an solche Menschen
15   Aus dem Diakonenrat. Von Wolfgang          weiterzugeben. Eine weitere Möglichkeit ist der Film zum Jubiläum auf
     Aumann und Andreas Frank                   unserer neuen Website www.erzdioezese-wien.at/diakon.
16   Termine, Angebote und Jubilare.
         2 | Diakontakte 2-2021, Nr. 54
Diakontakte - Kirche digital - Diakon.at
Kurzundgut
                                                                                      Ausgesandt in
Michael Klinger                           Zwei verloren ihre                          Stammersdorf und
geweiht                                   „Ständigkeit“                               Eisenstadt

                                          D                                          Z
                          © Eva Turner
                                                  ass Diakone zu Priestern ge­             uerst Lockdown-bedingt ver­
                                                  weiht werden ist nicht neu. Dass         schoben, dann umso schö­
                                                  am 19. Juni im Stephansdom               ner: In der erhabenen, dem Hl.
                                          aber gleich zwei Ständige Diakone          Nikolaus geweihten Wehrkirche zu
                                          dabei waren, ist eine Neuheit! Wie         Stammersdorf wurden die Mitbrüder
                                          Kardinal Schönborn in der Predigt          des Weihejahrgangs 2022 aus Wien
                                          erwähnte, bringen sie Erfahrungen          und Niederösterreich reich be­
                                          aus Ehe, Familie, Zivilberuf und lang­     schenkt: Am 12. März 2021 beauf­
                                          jährigem Diakonendienst mit, denn          tragte sie Bischofsvikar P. Dariusz
                                          „es ist nie zu spät“. Herzlichen Dank      Schutzki zum Lektorat und Akolythat.
                                          beiden für ihren intensiven diakona­       Die Weingegend im Norden Wiens
                                          len Dienst bisher!                         bot einen würdigen Rahmen für die
                                                                                     Entsendung von zwölf Arbeitern in
                                                                                     Gottes Weinberg. Manch freudiges
                                                                                     Lächeln strahlte schier durch die
                                                                                     FFP2-Maske hindurch, während der
                                                                                     Bischofsvikar an das Berufungswort
                                                                                     Christi erinnerte: „Folge mir nach!“ –
                                                                                     „ἀκολουθείτω (akoloutheito)“.

A
                                                                                     Die Sendungsfeier zweier burgen­
       m 13. Juni wurde Mag. Michael
                                                                                     län­discher Mitbrüder und die Ad­
       Klinger MBA, MSc in seinem         Max Angermann Karl Girisch                 missio eines Mitbruders durch Diö­
       Heimatort Breitenfurt von
                                          Max Angermann war lange Mitglied           ze­sanbischof Ägidius Zsifkovics
Kardinal Christoph Schönborn zum
                                          des Diakonenrates und der Redaktion        fand am 20. September 2020 bei
Ständigen Diakon geweiht.
                                          der Diakontakte, Karl Girisch in der       der Chrisammesse im Eisenstädter
Der 56-jährige war viele Jahre in
                                          Pfarre Maria Namen, Wien 16, tä­           Martinsdom statt. Bischof Zsifkovics
der Privatwirtschaft tätig und lei­
                                          tig. Wir gewinnen zwei weitere             erinnerte daran, wie wichtig es ist,
tet jetzt das Gemeindeamt mit sei­
                                          Brückenbauer im oft spannungsrei­          sich füreinander Zeit zu nehmen und
nen 80 Mitarbeitern. „Mein Weg zum
                                          chen Zusammenleben von Priestern           die Menschen spüren zu lassen, dass
Diakonat hat vor 10 Jahren mit dem
                                          und Diakonen! Max wird in der Pfarre       auch Gott Zeit für sie hat – eines der
theologischen Kurs begonnen, den
                                          Atzgersdorf in Wien 23 als Kaplan ar­      schönsten Geschenke, die wir einan­
ich gemeinsam mit meiner Frau ge­
                                          beiten, Karl im Entwicklungsraum           der geben können.                 
macht habe“, sagt der 3-fache Vater
                                          Wien 16 Ost.
und 4-fache Großvater, „freiwilliges                                         © M Khittl - 1
Engagement in der Pfarre war mir          Weiters wurden Robert Rin­
aber schon immer wichtig. Auch mei­       tersbacher (ebenfalls ein
ne Frau Regine war schon früh mit         Senior) und Thomas Tsach aus
dabei: Begonnen hat es vor 30 Jahren      dem Priesterseminar geweiht.
mit einem gemeinsam geleiteten            Patrik Mojcic und Marco
Kinderchor, heute spielt sie die Orgel.   Rois entstammen dem neo­
Meine liebste Bibelstelle ist (derzeit)   katuchumenalen Weg und P.
Kol 1,12-20, besonders der Satz „Alles    Thomas Swaris CM gehört zum
im Himmel und auf Erden wollte er zu      Lazaristenorden.
Christus führen“, weil hier die univer­   In der Lesung aus 2 Kor 12,1-10
selle Erlösungsbedürftigkeit der Welt     sagt Paulus: „Ich will mich mei­
betont wird.                              ner Schwachheit rühmen, da­
Michael wird im Pfarrverband              mit die Kraft Christi auf mich
Breitenfurt-Laab in den Bereichen         herabkommt!“ Wünschen wir,
Firmung, Liturgie und Caritas arbei­      dass die Kraft Christi durch
ten. Auch die Sorge um Randgruppen        die neuen Priester wirkt und Beauftragung WJG22 Stammersdorf, März 2021
ist ihm wichtig. Wir wünschen ihm         dass ihnen Jesu Gnade genügt (vgl. 2
dazu Gottes Segen und Ausdauer.           Kor 12,9)!

                                                                                               Diakontakte 2-2021, Nr. 54 |   3
Diakontakte - Kirche digital - Diakon.at
Zukunftsfähiger Glaube
Geistlicher Impuls von Spiritual        z.B. im „Mein Vater, ich überlasse
Franz Ferstl                            mich dir…“ von Charles de Foucault

D
                                        oder im kurzen Gebet von Romano
       ie Corona-Epidemie hat uns       Guardini „Immerfort empfange ich          ein uneingeschränktes Vertrauen in
       gezeigt, wie fragil unsere       mich aus deiner Hand, das ist mein        den Geber, damit es zu dieser nahen
       Lebensplanung ist, worauf        Glück und meine Freude. Immerfort         Gegenwart kommen kann. So konn­
wir plötzlich verzichten können und     blickst du mich an und ich lebe aus       te Jesus in seinem Handeln auf Erden
was im Leben wirklich trägt. Gerade     deinem Blick. Lehre mich in der Stille    die Zärtlichkeit seines Vaters weiter­
weil unser Glaube sehr traditions­      deiner Gegenwart das Geheimnis zu         schenken und will, dass auch wir un­
geprägt ist und wir uns gern an be­     verstehen, was ich vor dir und in dir     ser pastorales Handeln als Weitergabe
währten Ritualen festklammern,          und durch dich bin. Amen“.                der Zärtlichkeit Gottes an unsere
ist eine Selbstvergewisserung und
Neuausrichtung im Glauben wich­         VERTRAUEN, LIEBE,                         Mitmenschen sehen und verwirkli­
                                                                                  chen.
tig. In meinem Leben sind es drei       BEISTAND
Elemente, die mir durch Erfahrung       Zweitens ist für mich die Erfahrung,      WENN ICH SCHWACH
und Gebet mit Jesus für einen zu­       die mir Jesus vorgelebt hat, wichtig:     BIN, BIN ICH STARK
kunftsfähigen Glauben wichtig ge­       Wie Jesus darf ich die Zärtlichkeit
                                                                                  Was unser diakonales Handeln zu­
worden sind:                            Gottes annehmen, die am Ölberg ih­
                                                                                  kunftsfähig macht, ist drittens das
Zuerst ist es das Fundament – der       re Bewährungsprobe und im „Mein
                                                                                  bedingungslose Einlassen auf die
Boden – auf dem ich aufbauen            Gott, warum hast du mich verlassen“,
                                                                                  Ohnmacht der Menschen und auf
kann. Dieses Fundament liegt in         von Jesus scheinbar einseitig getragen
                                                                                  die Zusage „Ich bin bei euch alle
der Erfahrung: „Diesem Gott kannst      werden musste. Die innige Beziehung
                                                                                  Tage bis ans Ende der Welt“. Gerade
du vertrauen!“. Dies ist für mich die   mit seinem Vater, die ihm die Kraft
                                                                                  weil wir als die von ihm erwählten
Kurzfassung der Lebensbotschaft         gab, seine Sendung auf Erden zu er­
                                                                                  „Diener“ zur Karriere nach unten be­
Jesu und ein tragfähiges Fundament      füllen, bezeugt dies. Jesus hat es uns
                                                                                  rufen sind, als Menschen, die an der
für meinen Glauben und mein             vorgelebt, was Zärtlichkeit annehmen
                                                                                  Not der Menschen nicht vorbeige­
Handeln. Jesu Leben bezeugt, dass       heißt. Um Zärtlichkeit austauschen zu
                                                                                  hen können. Als Menschen, die in
wir – wie er – seinem Vater mit Haut    können, muss der Empfangende seine
                                                                                  menschliche Abgründe, Kraftlosigkeit
und Haar, mit Leib und Seele, mit al­   Haut dem anderen ausliefern, sich be­
                                                                                  und Scheitern hineingezogen wer­
lem was wir sind und haben vertrau­     rühren lassen.
                                                                                  den. Menschen, die berufen sind „mit
en können.                              Jesus hat in seinen schweren Stunden
                                                                                  Betroffenen die Trümmer des Lebens
Diese Zusage der Treue Gottes zeig­     die Abwesenheit seines Vaters er­
                                                                                  zu beweinen“, können vertrauen, dass
te sich als „todsicher“ über das        fahren. Wie Jesus sind auch wir ein­
                                                                                  Er, der Auferstandene, mit uns ist und
Erdenleben hinaus. Dieses uneinge­      geladen „Gott unsere Haut auszulie­
                                                                                  uns Kraft gibt.
schränkte Vertrauen in Gottes Liebe     fern“, damit er uns seine Zärtlichkeit
                                                                                  Wie der Auferstandene seine Jünger
wird in vielen Gebeten ausgedrückt:     erfahren lassen kann. Das braucht
                                                                                  beim Fischfang nicht allein lässt, für
Dienen, weil Gott uns nicht verlässt                                              sie ein Mahl bereitet und Petrus ermu­
                                                           © flickr Pfarrmedien
                                                                                  tigt, ins Wasser zu springen, so dürfen
                                                                                  wir uns seiner Gegenwart und Hilfe ge­
                                                                                  wiss sein. Die bleibende Gegenwart
                                                                                  Jesu ist an die bedingungslose Liebe
                                                                                  gebunden und wird dreimal erfragt:
                                                                                  „Petrus, liebst du mich?“ Wer dieses
                                                                                  „Ja Herr, du weißt, dass ich dich liebe“
                                                                                  mit ganzem Herzen täglich und in je­
                                                                                  der Situation antworten kann, der ist
                                                                                  hineingenommen in das Wirken des
                                                                                  auferstandenen Herrn.
                                                                                  Jesus verlässt die Seinen nicht, er ver­
                                                                                  lässt auch uns nicht, die wir in seinem
                                                                                  Dienst heute stehen. Er erwartet un­
                                                                                  ser “Ja Herr, du weißt...“ und wird un­
                                                                                  ser Diakonat zukunftsfähig machen. 

4 | Diakontakte 2-2021, Nr. 54
Diakontakte - Kirche digital - Diakon.at
Digitalisierung verändert alles
Die Revolution, ihre Kinder und die Kirche

Von Ralph Schimpl                               zialen Medien, die nicht immer so      chem Kontakt zu ermöglichen.

I
                                                sozial sind.                           Die Welt ist damit auch viel transpa­
   ch bin seit 30 Jahren professionell
                                               Wie kommuniziere ich mit ande­         renter geworden. Damit werden auch
   und angestellt in der IT
                                                ren?                                   Verfehlungen und Versäumnisse, die
   (Informations-Technologie)           tä­
                                              Auch im kirchlichen Leben:               vor vielen Jahrzehnten stattgefunden
tig. Bereits davor war ich einer der
                                                                                       haben, plötzlich ins Rampenlicht der
Pioniere, die Software-Entwicklung             Wo es vorher nur gedruckte
                                                                                       Öffentlichkeit gezerrt. Es ist wichtig,
(damals nannte man das noch                     Pfarrblätter gab, gibt es jetzt ei­
                                                                                       über diese Entwicklungen Bescheid
Programmieren) in das tagtägliche               gene Pfarr-Homepages. Auch
                                                                                       zu wissen und auch eine eigene
Leben eingebracht haben. In meinen              wir als Ständige Diakone nutzen
                                                                                       Meinung dazu artikulieren zu kön­
ersten Jahren dieses Interesses nut­            seit kurzem die Infrastruktur der
                                                                                       nen. Gerade heute ist es wichtiger als
zen wir noch den Begriff EDV – elek­            Erzdiözese Wien – siehe Seite 13.
                                                                                       je zuvor, am „Puls der Zeit zu bleiben“.
tronische Daten-Verarbeitung, der              Fast alle Pfarren sind in einem oder
                                                                                       Wenn die Kirche die Zeichen der Zeit
heute schon lange überholt ist.                 mehreren sozialen Medien präsent,
                                                                                       wirklich verstehen will, geht das nicht
Wenn wir betrachten, was sich                   weil dadurch andere Zielgruppen
                                                                                       ohne wachsame Personen, die sich
in der Gesellschaft in den letzten              erreicht werden können.
                                                                                       auch damit auseinandersetzen. Ich
Jahrzehnten durch die Digitalisierung          Aber auch hier gibt es bereits ak­
                                                                                       bin fest davon überzeugt, dass wir als
geändert hat, ist es wert, einen Blick auf      tuelle Trends, für die wir aufmerk­
                                                                                       Diakone hier eine wichtige Rolle ein­
die Entwicklung dieser Technologien             sam sein sollten. Denn die jün­
                                                                                       nehmen können.
zu werfen. Ich gehe jetzt nicht auf             gere Generation (unter 25) nutzt
die Vorläufer des PCs und die ersten            nicht einmal mehr Facebook, weil       VERKÜNDIGUNG
Generationen ein. Aber das Internet             das schon „Old School“ ist.            ONLINE?
hat eine wahre Revolution in diesem
Sektor ausgelöst, die heute fast al­
                                              MENSCHEN IM                              Gleichzeitig verlangt die Digitalisie­

le von uns betrifft – im Idealfall uns        MITTELPUNKT                              rung der Gesellschaft, von der wir
                                                                                       Teil sind, dass wir uns auch überlegen
auch hilft. Was als Universitätsprojekt       Die Frage ist, was wir als Ständige
                                                                                       müssen, wie Verkündigung in dieser
in Berkeley begann, hat inzwischen in         Diakone daraus lernen. Das beginnt
                                                                                       neuen Wirklichkeit aussieht. Es geht
allen technisch entwickelten Ländern          sicherlich mit einer gehörigen Portion
                                                                                       nicht mehr nur um die Predigt oder
sein Zuhause gefunden.                        Achtsamkeit. Sowohl für Trends, als
                                                                                       Andachten. Wir sollen nach außen
                                              auch neue Technologien, soweit da­
INTERNET HAT ALLES                            für Appetit besteht. Gleichzeitig ist
                                                                                       wirksam werden. Kardinal Christoph
                                                                                       Schönborn hat die Diakone im­
VERÄNDERT                                     es wichtig, Personen die nicht so
                                                                                       mer wieder als „Außenminister der
Durch diese Innovation haben sich             Technologie-affin sind, nicht zu über­
                                                                                       Kirche“ bezeichnet. Wenn wir dem
viele Dinge geändert:                         fordern. Das heißt, dass die Frage
                                                                                       gerecht werden wollen, so heißt das
 Woher beziehe ich meine Informa­            nach „hybriden“ Angeboten immer
                                                                                       auch, die manchmal lieb gewordene
    tionen?                                   wichtiger wird. Also die Möglichkeit,
                                                                                       Komfortzone der eigenen Pfarre oder
 Wo und wie kaufe ich ein?                   elektronische Medien zu verwenden,
                                                                                       Kategorialen Seelsorge zu verlas­ 
 Dann kam das Phänomen der so­               und parallel Angebote mit persönli­

                                                                                                 Diakontakte 2-2021, Nr. 54 |   5
Diakontakte - Kirche digital - Diakon.at
© Tavernaro
   sen? Wo sonst noch kann ich                                                                   nen habe Online-Tisch-
   helfen? Welche Charismen                                                                      Rollenspiele zu ver­
   kann ich einbringen, die                                                                      anstalten (Dungeons
   vielleicht in meiner eigenen                                                                  & Dragons). Was zu­
   Pfarre gerade nicht so ge­                                                                    erst ein nettes Hobby
   fragt sind. Ein Beispiel dafür                                                                war, entwickelte sich
   sind für mich mehrsprachi­                                                                    immer mehr zu ei­
   ge oder Englisch-sprachige                                                                    ner Plattform, auf der
   Trauungen. Damit sind die                                                                     sie sich auch über an­
   meisten Mitbrüder im pries­                                                                   dere Themen austau­
   terlichen Dienst in der                                                                       schen. Auch solche
   Regel überfordert. Obwohl                                                                     Aktivitäten, die wir
   mir bewusst ist, dass auch                                                                    früher im Pfarr- oder
   das nicht das klassische                                                                      Jungschar-Heim durch­
   Betätigungsfeld einiger unse­                                                                 geführt haben, kön­
   rer Mitbrüder ist, eröffnet es                                                                nen zu neuen und erfri­
   doch neue Möglichkeiten der Werden Gottesdeinst-Live-Übertragungen bleiben?        schenden Kontakten führen.
   Verkündigung. Ich bin heute noch       auch von der Bereitschaft des je­           Wenn wir die Digitalisierung nicht als
   mit vielen Paaren, auch über soziale   weiligen Pfarrers ab, inwieweit er          Gefahr, sondern als Chance nutzen,
   Medien, in Kontakt, für die ich solche sich auf ein solches Experiment ein­        können wir daraus für die Kirche ge­
   mehrsprachigen Feiern halten durfte.   lässt. Ich kenne hier an positive wie       winnen. Antonio Spadaro, ein publi­
   Mir ist sehr wohl bewusst, dass das für   auch negative Beispiele. Ihr könnt       zierender Jesuit aus Messina in Italien,
   einige unserer älteren Mitbrüder wie      das auch auf Seite 7 in dem Artikel      hat vor einigen Jahren das Buch
   ein „spanisches Dorf“ klingen muss.       über „Digitalisierung – Beispiele aus    „Cybertheology“ verfasst. Auch wenn
   Aber Angst braucht davor wirklich         Pfarren“ nachlesen. Aber wer von uns     das noch lange vor der Pandemie
   keiner haben. Wenn wir einen hybri­       bereit ist, sich mit dieser neuen Welt   war, erklärt es auf anschauliche
   den Ansatz nutzen, in dem sich eini­      auseinanderzusetzen, der kann neue       Weise, wie sich der christliche
   ge um IT-affine Gemeindemitglieder        und andere Zielgruppen ansprechen.       Glaube neuer Zugänge bedienen
   kümmern und andere um jene, die                                                    kann. Und er zeigt auf, wo Parallelen
   den persönlichen Kontakt brauchen,        SPIELEND LERNEN                          und Deutungsmöglichkeiten beste­
   so ist für jeden hier Platz und nie­      Als Beispiel möchte ich anführen,        hen.                                 
   mand wird ausgeschlossen.                 dass ich mit Ministranten aus meiner
   Selbstverständlich hängt es immer         Pfarre während der Pandemie begon­

Ich preise dich, Herr meines Lebens,
◊ weil du in mir die Saat des Glaubens eingepflanzt hast
◊ weil du mich bisher auf Händen getragen und mit deinem Geist belebt hast
◊ weil du mir das Vertrauen geschenkt hast, mich dir ganz zu überlassen
◊ weil du mich als deinen Diener berufen hast und ich deine Zärtlichkeit
  weitergeben darf
◊ weil du mir in deinem Wort das unvergängliche Leben zugesagt hast
◊ weil du mir alles gibst, was ich zum Leben und zur Freude brauche
◊ weil du es bist, der mir Leben und Zukunft geben kann.
Franz Ferstl

   6 | Diakontakte 2-2021, Nr. 54
Diakontakte - Kirche digital - Diakon.at
Digitalisierung in der Kirche
Beispiele aus Pfarren                      © Digi-Good News Room-© Stefan Reuffurth

ZWEI PFARREN IM
VERGLEICH
Von Gerhard Schmitt

S
      eit ich in meinem Brotberuf in
      Pension bin, halte ich mich
      oft in meiner Ferienunterkunft
in Ober­österreich auf. Das gibt mir
die Gelegenheit, die beiden Pfarren
Maria Treu in Wien und St. Jakob in
Windischgarsten miteinander zu ver­
gleichen. Die Pfarre St. Jakob ist, was
die Gläubigen betrifft nicht ganz dop­
pelt so groß wie Maria Treu. Was die
Fläche betrifft, aber um ein Vielfaches
größer.
Ganz allgemein konnte ich beobach­
ten, dass in Maria Treu die Corona-
Regeln wesentlich enger und vorsich­
                                           Live übertragene Messe in Wien 13 mit Diakonen Christoph Buda und Markus Adam
tiger ausgelegt wurden als in St. Jakob.
In beiden Pfarren wurden regelmä­          Sonn- und Feiertagsgottesdienste im        der Kommunion angeboten wurde.
ßig Gottesdienste im Internet über­        Internet/Fernsehen bietet der Pfarrer      Die Leute kamen in kleinen Gruppen
tragen. Ein gutes Beispiel für diesen      von St. Jakob auch tägliche, schriftli­    und waren dankbar dafür, dass zu­
unterschiedlichen Umgang mit den           che Texte im Internet und mehrmals         mindest im eingeschränkten Rahmen
Corona-Regeln ist, dass in Maria Treu      wöchentlich Andachten (zumeist             eine Communio möglich war.
die Osternacht — ohne Gemeinde —           Rosenkranz) als Audioübertragungen         Was mich besonders freute war,
übertragen wurde. In St. Jakob war         an. Vergleichbares gibt es nur insofern,   dass wir, trotz Restriktionen und
die Osternacht öffentlich.                 als die Texte für die Abendandachten       Einschränkungen, über den gesam­
                                           im Maria Treu auf der Homepage zum         ten Winter die Wärmestube offenhal­
Spannende        Unterschiede    erge­
                                           Mitbeten veröffentlicht werden.            ten konnten. Das ist dem unermüd­
ben sich aus der Situation der alten
                                           Interessant wird es für mich sein,         lichen Einsatz von vielen freiwilli­
Menschen. In Windischgarsten be­
                                           wie sich diese beiden unterschied­         gen Helferinnen und Helfern zu ver­
findet sich ein Bezirksaltenheim für
                                           lichen Zugänge — vor allem bei             danken, sowie der Unterstützung von
über 100 Senioren. In Maria Treu gibt
                                           den Älteren — auf die Rückkehr             vielen Unternehmen und auch der
es keine vergleichbare Einrichtung,
                                           der Gemeindemitglieder          in den     Jugend, welche die Gäste mit Essen
obwohl die Pfarrbevölkerung stark
                                           Sonntagsgottesdienst auswirken wer­        versorgt haben.
überaltert ist. In Wien wurden die
                                           den.                                       Ich möchte noch ein für mich
Übertragungen im Internet auf
                                                                                      sehr positives Beispiel herausar­
YouTube gestellt. Dadurch ist die          COMMUNIO UND                               beiten. Aufgrund von SARS-COV-2
Zielgruppe auf jüngere oder ältere mit     INFIZIERTE PRIESTER                        Infektionen in den beiden Jesuiten-
einer entsprechenden Unterstützung
                                           Von Ralph Schimpl                          Kommunitäten, standen uns für einige
beschränkt. In St. Jakob erfolgte die
                                                                                      Wochen keine Priester zur Verfügung.
Übertragung neben dem Internet             Im Dekanat des 13. Bezirks gab es
                                                                                      Und so durfte ich mit zwei Frauen, alle
auch speziell für das Altenheim in         über die gesamte Zeit des Lockdowns
                                                                                      in Alba gekleidet, Wortgottesfeiern mit
der dortigen Fernsehanlage, die den        – vor allem während des Verbots von
                                                                                      Kommunionspendung leiten. Wir hat­
Bewohnern in der Handhabung sehr           öffentlichen Gottesdiensten – unter­
                                                                                      ten eine wirklich gute Rollenaufteilung
vertraut ist. Die Übertragungen wur­       schiedliche Angebote, die von wirk­
                                                                                      und die Rückmeldungen waren über­
den dabei in St. Jakob von einem einzi­    lich vielen Menschen genutzt wur­
                                                                                      wältigend positiv.
gen Techniker — mit im Wesentlichen        den. Zwei Pfarren boten wöchentlich
ortsfesten Kameras — organisiert. In       Gottesdienste über diverse Streaming-      In der Pfarre Lainz-Speising wer-
Maria Treu waren bis zu vier Personen      Plattformen an. Besonders schön fand
                                           ich, dass während des Verbots von öf­
                                                                                      den wir einige dieser Lehren auch
an den Übertragungen (mit fahrbaren
Kameras und Inserts zu den Liedern)        fentlichen Gottesdiensten nach den         in die Zukunft mitnehmen.
beteiligt.                                 Online-Gottesdiensten in fast allen
Neben den Übertragungen der                Pfarren unseres Bezirks die Spendung

                                                                                                Diakontakte 2-2021, Nr. 54 |   7
Diakontakte - Kirche digital - Diakon.at
Von Greenhorns, Nerds und Kommunikationsprofis
Anonymisierte Erfahrungen von Diakonen mit digitaler Kirche

                                             Diakon A. schätzt die Möglichkeiten          Tonstudio würde neidisch werden.
Von Peter Feigl
                                             via Facebook. Neben seinen Predigten,        Dann noch Bruder B.: Er hat die

D
       as digitale Zeitalter ist unter den   Taufen und Pfarrerinnerungen mi­             Pandemiezeiten intensiv genutzt um
       Wiener Diakonen angekom­              schen sich auch Bilder vom genüss­           öfters kurze Onlinesitzungen mit al­
       men. Spätestens seit der Notwen­      lichen Mittagessen, von Ausflügen            len Pfarrgruppen abzuhalten. „Es
digkeit aufgrund der Einschränkungen         mit seinem neuen E-Bike. Auf die             war eine gute und sinnvolle Zeit- und
durch die Pandemie wachsen hie und           Sinnhaftigkeit seines Tuns angespro­         Arbeitsinvestition. Selten haben so
da kleine digitale Pflanzen, aber auch       chen, zeigt er mir ganz schelmisch           viele an den Sitzungen teilgenom­
so mancher Wildwuchs.                        die Zahl seiner „Freunde“: 1547! Nicht,      men. Wir konnten viel kommunizie­
Diakon R. ist seine Begeisterung für         dass er alle kennt … aber ein großer         ren, austauschen und planen. In sol­
das Streamen von Gottesdiensten in           Wirkungsgrad, oder?                          chen Zoomsitzungen geht in einer
den Augen abzulesen: „Seit wir un­           Diakon G. lädt zur Online-Firmstunde.        halben Stunde echt viel weiter und
sere Gottesdienste jeden Sonntag             Auch       trotz    Lockerungen         im   jede/r erspart sich Fahrtkosten. Die
auch live über einen YouTube-Kanal           Pfarrbetrieb bleibt er bei dieser            persönlichen Begegnungen wollen
der Pfarre streamen, können wir              Begegnungsform. Von diesen Stunden           wir natürlich nachholen.“
weit mehr Menschen als je zuvor er­          ist er echt begeistert, ich darf bei einer   Digitales ist also jetzt mit an Bord und
reichen! Einmal haben wir fast 200           schnuppern. Inputs wechseln schnell          muss nicht vor den Kirchentüren Halt
Klicks (Teilnehmer*innen die die             mit      kurzen     Filmeinblendungen        machen. Digitales darf auch nach
Wiedergabe gestartet haben) erreicht,        und kleinen Austauschrunden. Bei             Corona weiterverwendet, verbessert
da freut mich mein Predigtdienst             Kommentaren in der Großgruppe er­            oder auch an manchen Orten wieder
gleich um ein Vielfaches mehr!“              tönt nach jedem Beitrag ein (virtu­          zurückgefahren werden.
Beim Nachschauen seiner Videos               eller) Applaus … ganz wie in guten           Die     komplette        Fassung     des
stört leider ein wenig die schlechte         Slapstickserien. Den Firmlingen ge­          Artikels mit Tipps steht auf
Tonqualität und die fixe Einstellung         fällt es. Zum Glück, denn Diakon             www.erzdioezese-wien.at/diakon. 
der Kamera: der Priester ist immer           G. hat einiges in den Ausbau seines
drauf, andere nur abgeschnitten.             Heimstudios investiert – so manches

Vom Wachsen und Werden
Einkehrtage in Kirchberg am Wechsel von 18. bis 20. Juni
Von Werner-Karl FRIEDRICH                    Breiten Raum nahm die „geist­                fahl Franz Ferstl drei G (Gebet,
                                             voll erneuerte Normalität“ (©                Gottesdienst, Gemeinschaft) und

F
     ranz und Maria Ferstl leiteten          Bischofskonferenz) ein. Mit Hinwei­          den Auferstandenen als Zukunftsbild
     Diakone und Ehefrauen in                sen auf den Dienst nach Corona.              der Kirche: Jüngerinnen, Wunden,
     sechs Impulsen gekonnt an,              Die Kirche soll sich nicht einigeln,         Friede, Sündervergebung und die ein­
Erfahrungen und Empfindungen anzu­           sondern hinausgehen und öffent­              zige Frage „Liebst du mich?“
sprechen und von anderen zu lernen.          lich in Erscheinung treten. Für ei­          Kompletter Bericht auf
Am Beginn stand die Ausbildungszeit          nen „zukunftsfähigen Glauben“ emp­           www.erzdioezese-wien.at/diakon. 
– Galt Andreas Franks „Ehering geht
vor Stola“ immer? Dann beschrieb
Franz vier Tugenden des Diakonats:
Verfügbarkeit,       Auffindbarkeit,
Berührbarkeit und Treue. Ein Impuls
war den Grenzen gewidmet, den
eigenen und jenen, die uns ge­
setzt werden. Die Grundvollzüge
der Kirche „übersetzte“ Franz für
Diakone mit Bewährungshelfer des
Glaubens (Verkündigung), Mittler
oder Dolmetsch der Geheimnisse
(Liturgie), Anwalt der Armen und
Ausgegrenzten (Caritas) und Hirte im
Volk Gottes (Gemeinschaft).
                                             Vor der Vesper in der Wolfgangskirche

8 | Diakontakte 2-2021, Nr. 54
Diakontakte - Kirche digital - Diakon.at
Anders, aber gut
Zurück zur Normalität, jedoch geistvoll erneuert

Von Ralph Schimpl

T
     rotz des voranschreitenden
     Erfolgs von Impfungen sind
     sich führende Epidemiologen
und Zukunftsforscher sicher, dass
wir nicht zur gleichen Normalität zu­
rückkehren werden, die wir vor der
Pandemie erlebt haben. Zuviel hat
sich im Leben von uns und unseren
Mitmenschen in den letzten einein­
halb Jahren verändert, und es wur­
den auch neue Verhaltensweisen
eingeübt, die sich nicht leicht wie­
der ändern lassen. Welche bleiben­
den Auswirkungen wird das auf unse­
re Pfarren und das Pfarrleben haben?       Viele fehlen uns
Ich bin überzeugt, dass eine neue
Ausrichtung und Fokussierung hier          Trauungen, die manchmal an den           VERLORENE SCHAFE
helfen kann.                               Restriktionen der Personenzahlen         Die große Frage für mich ist: Wie ge­
                                           scheiterten, oder am Unwillen der        hen wir mit jenen Personen um, die
                                           Beteiligten, sich solchen auszusetzen.
ALTE UND JUNGE                                                                      sich räumlich von den Pfarren ge­
                                                                                    trennt haben? Wie können wir sie
Wenn wir auf die Herausforderungen         RÜCKSTAU UND                             wieder zu uns und zu Christus in
blicken, die uns die Pandemie be­
schert hat, dann fallen mir einige
                                           CHANCEN                                  der Eucharistie zurückrufen? Die
                                           Gleichzeitig bietet uns die langsame     Kirche lebt von der physischen
sehr prominente Beispiele ein. Es be­
                                           Rückkehr zu dieser neuen Normalität      Präsenz, von der Anwesenheit des
ginnt beim Wegbleiben vieler älterer
                                           auch neue Chancen. In meinem             Herrn in der Gemeinde. Sowohl von
Gemeindemitglieder, die aus Sorge
                                           Umfeld erlebe ich einen massiven         Kommunikation, als auch eben von
um ihre Gesundheit den Kontakt mit
                                           Rückstau von Taufen, Trauungen &         der Kommunion. Das gemeinsame
anderen Menschen fast gänzlich ge­
                                           Segensfeiern. Das Bedürfnis nach die­    Teilen des Brotes, das wir vor kurzem
mieden haben.
                                           sen gemeinsamen Festen und sakra­        zu Fronleichnam gefeiert haben, ist
Ein ähnliches Wegbleiben ha­
                                           mentalen Handlungen hat sich nicht       zentraler Bestandteil des sakramenta­
ben viele von uns auch bei den
                                           geändert. Die Rahmenbedingungen          len Vollzugs.
Ministrantinnen und Ministranten
                                           aber schon. Und so rechne ich mit        Die jetzige Situation und die auf uns
erlebt. Manchmal blieben sie aus
                                           einem großen, positiven Ansturm          zukommenden Veränderungen haben
Rücksicht für jemanden, der zu ei­
                                           an uns Diakone, auch hier zu hel­        aber auch das Potential, neue Arten der
ner Risikogruppe gehört, größeren
                                           fen, zu dienen und mitzuarbeiten.        Mitteilung und Verkündigung zu nut­
Menschenmengen fern. Andere ha­
                                           Mit der Rücknahme der Restriktionen      zen. Wenn wir diese nutzen, werden
ben sich daran gewöhnt, dass es
                                           werden auch wieder vermehrt              wir neue Potentiale schöpfen können,
eben auch anders geht. Was immer
                                           Treffen in Anwesenheit möglich.          die wir davor vielleicht nicht erreicht
die Motivation ist, sie fehlen uns sehr.
                                           Sei es im Pfarrgemeinderat, dem          hätten. Vertrauen wir auf den Herrn. Es
Von den Herausforderungen zu den
                                           Pfarrleitungsteam oder auch in           wird anders, aber es wird gut.      
Vorbereitungen der Erstkommunion
                                           Jungschar und Jugend.
und Firmung kann wohl jeder berich­
ten, der in diese involviert war. Unter
                                           Vergessen wir aber auch nicht, dass      Großes Thema, viele
                                           wir in den Pfarren immer schon mit
Einhaltung der geltenden Regelungen                                                 Meinungen
                                           Menschen zu tun hatten, die aufgrund
war es eine große Herausforderung.
                                           von Alter oder Gebrechlichkeit nicht     Wie ist deine Meinung?
Gleichzeitig gehe ich davon aus, dass                                               Wir wollen dieses Thema
                                           mehr die Kirche besuchen konnten.
jene Pfarren, die sich darauf eingelas­                                             in der nächsten Ausgabe
                                           Die Nähe zu diesen Personen durch
sen haben, sehr schöne Feste feiern                                                 zum Schwerpunkt machen.
                                           Telefonseelsorge und das Bringen der
konnten. Wenn auch anders als frü­
                                           Krankenkommunion wird sich nicht         Schreib uns deine Sichtweise an
her. Und dann waren da die ständi­
                                           ändern.                                  b.lindner@edw.or.at!
gen Verschiebungen von Taufen und

                                                                                              Diakontakte 2-2021, Nr. 54 |   9
Diakontakte - Kirche digital - Diakon.at
Der Papst und die Erotik
Zum Apostolischen Schreiben Amoris laetitia

Von Andreas Frank                        aufbaut. „Die Sexualität ist eine zwi­   uns selbst, über diese Zitate in der ei­

I
                                         schenmenschliche Sprache, bei der        genen Ehe zu reden!
   n der kirchlichen Verkündigung        der andere ernstgenommen wird
   vergangener Zeiten kam die            in seinem heiligen und unantast­         KEINE UNTERWERFUNG
   menschliche       Sexualität    zu­   baren Wert“ […] „Die gesündeste          In Zeiten der „Me-too“ Debatten be­
meist schlecht weg. Fast alles, was      Erotik ist zwar verbunden mit dem        tont Franziskus in AL 156: „Es ist wich­
Spaß macht, war in der Zone des          Streben nach Vergnügen, setzt aber       tig, in der Zurückweisung jeglicher
Verbotenen und Sündhaften ange­          die Ehrfurcht voraus, und kann des­      Form von sexueller Unterwerfung
siedelt. Eine alte Dame in der Pfarre    halb die Triebe vermenschlichen.“        eindeutig zu sein.“ Was das Thema
hat mir anvertraut, dass sie als jun­    (AL 151) Wenn wir solche Inhalte         „Vergewaltigung in der Ehe“ und
ge Mutter im Beichtstuhl vom Herrn       z.B. in unserer Ehevorbereitung auf­     gleiche Rechte beider Partner be­
Kaplan erfahren habe, dass der eheli­    greifen, könnten wir viele Menschen      trifft: „Wir müssen in aller Klarheit
che Geschlechtsverkehr keinen Spaß       positiv über­raschen, die der Kir­       sagen, dass ein dem Partner aufge­
machen dürfe. Er soll so wenig wie                                                nötigter Verkehr, der weder auf sein
möglich stattfinden. Sollte es dabei                                              Befinden noch auf seine berechtig­
zu Lust kommen, sei diese streng zu                                               ten Wünsche Rücksicht nimmt, kein
beichten!                                                                           wahrer Akt der Liebe ist, dass sol­
In der gegenwärtigen Pastoral                                                            che Handlungsweise vielmehr
kommt mir vor, dass wir das                                                                dem widerspricht, was mit
Thema gänzlich ausgemistet ha­                                                               Recht die sittliche Ordnung
ben. Das war verständlich an­                                                                  für das Verhältnis der bei­
gesichts der Vergangenheit                                                                      den Gatten zueinander
und vielleicht war diese                                                                         verlangt.“ (AL 154). Damit
„Enthaltsamkeit“ auch heil­                                                                       wird die alte kirchli­
sam. Heute aber sind wir neu                                                                      che Rede von der „eheli­
herausgefordert, in der Frage                                                                     chen Pflicht“ zurecht ge­
der Sexualität ein gutes Wort                                                                    rückt. Sie bedeutet je­
zu sagen! Eine tolle Hilfe dazu                                                                  denfalls nicht, dass ei­
ist „Amoris Laetitia“, „Freude                                                                  ne Ehefrau jederzeit bereit
der Liebe“, jenes apostolische                                                                sein muss, den Bedürfnissen
Schreiben von Papst Franziskus,                                                             ihres Mannes zu entspre­
welches er vor 5 Jahren zum                                                               chen. Recht verstanden bedeu­
Abschluss der Familiensynode her­                                                      tet sie, dass ich als Ehepartner
ausgegeben hatte. In einem Aufruf aus                                             Verantwortung für meinen Partner
Rom wird nahegelegt, das Schreiben                                                übernommen habe und dass mir sei­
neu aufzugreifen. Gerne komme ich                                                 ne sexuelle Erfüllung ein Anliegen ist!
diesem Aufruf nach. Immerhin hat         che solche Wertschätzungen des           Dazu braucht es viel Einfühlung und
unser Diakonenrat und auch ich per­      Geschlechtlichen nicht mehr zutrauen.    Gespräch.
sönlich einige Beiträge zur Synode       „Wir dürfen die erotische Dimension      Nicht zuletzt möchte ich wieder daran
beigesteuert, die auch wirklich aufge­   der Liebe keineswegs als ein gedul­      erinnern, dass uns dieses Lehr­schrei­
griffen wurden!                          detes Übel oder eine Last verste­        ben die lehramtliche Grundlage liefert,
                                         hen, die zum Wohl der Familie tole­      in der Frage des Kommunionempfanges
VERGNÜGEN UND                            riert werden muss, sondern müssen        von Katholiken, die in einer zweiten
EHRFURCHT                                sie als Geschenk Gottes betrachten,      Ehe leben oder aus anderen Gründen
Seine erfrischenden Aussagen können      das die Begegnung der Eheleute ver­      vom Kommunionempfang zunächst
eine gute Hilfe für die Verkündigung     schönert. […] Sie gelangt dahin, ei­     ausgeschlossen sind, weiter zu kom­
von Diakonen sein! „Gott selbst hat      ne lautere und schiere Bejahung zu       men. Auf der Grundlage des „Prinzips
die Geschlechtlichkeit erschaffen, die   sein, die uns das Wunderbare zeigt,      der Gradualität“ (AL 78 und 79)
ein wunderbares Geschenk für sei­        zu dem das menschliche Herz fähig        kann ich als Diakon im pastoralen
ne Geschöpfe ist“ (AL 150) kann als      ist und für einen Augenblick ist das     Gespräch anderen helfen, zu einer im
Grundlagensatz herangezogen wer­         Dasein wohlgeraten“ (AL 152). Trauen     gebildeten Gewissen verantworteten
den, auf dem im Kapitel „Die eroti­      wir uns doch, solche Zitate in unsere    Unterscheidung und Entscheidung zu
sche Dimension der Liebe“ Weiteres       Predigten einzubauen! Ermutigen wir      gelangen.                             

10 | Diakontakte 2-2021, Nr. 54
4G statt 3G
Begegnungen und Berufungen der Frauen

Von Rosa Schöberl                          Tagung der Diakone statt – in Schloss      ber auf der Suche sind und andere auf
                                           Seggauberg in der Steiermark. Infos        diesem Weg unterstützen wollen!
GESCHAFFT!                                 auf Seite 16. Wie gut, dass wir uns wie­
Unser Frauentreffen konnte end­            dersehen dürfen und können!                GEFRAGT!
lich stattfinden! Am 28. Mai in Velm                                                  Gefragt ist euer Interesse an weite­
– herzlichen Dank für die Gast­            GELESEN!                                   ren Treffen, eure Vorstellungen da­
freundschaft an Poldi Böhm und             Wahrscheinlich geht es vielen von          zu. Wir legen dazu eine Liste mit
Renate Baumgartner –, am 29. Mai           euch so wie mir: Ein interessantes         den Kontaktdaten der Ehefrauen an.
im Institut. Alle, die dabei waren,        Buch ist schnell gekauft, aber mit         Natürlich nur von jenen, die einverstan­
fühlten sich wohl und hatten ei­           der Zeit fürs Lesen klappt es nicht so     den sind und Interesse am Austausch
ne kleine Auszeit von zuhause. Die         ganz. Seit März steht „Weil Gott es so     haben. Bitte schickt eure Daten an un­
Gespräche taten gut, vor allem, weil       will“ von Sr. Philippa Rath bei mir im     sere Sekretärin: b.lindner@edw.or.at.
die Sehnsucht bei allen nach echten        Regal. Ende Mai war es endlich so          Ich wünsche euch allen einen
Begegnungen groß ist. Telefonieren         weit. Faszinierend, wie 150 Frauen         schönen Sommer, eine gute Zeit
und Videokonferenzen können das            hier ihre Berufungsgeschichte schil­       der Erholung und freue mich auf
einfach nicht ersetzen!                    dern. Eine Empfehlung an alle, denen       ein Wiedersehen im Herbst in
GEMELDET!                                  das Thema Geschlechtergerechtigkeit        Seggauberg!                          
Im Herbst findet die nächste Österreich-   in der Kirche am Herzen liegt, die sel­

Von abgetragenen Schuhen
und ehrlichem Bedauern
Warum bei unserer Werbeaktion für alle etwas dabei gewesen sein könnte …
Von Peter Feigl                            ERGEBNISSE VON A BIS Z

A
       uf der Klausurtagung unseres        Rückgemeldet wurden „wirklich gute
       Instituts im Herbst 2020 war        Gespräche, tief, substanziell“ (Arpad
       die Freude über die geleiste­       P.), Reaktionen wie „Ah, jetzt weiß
ten 50 Jahre Diakonat in der ED Wien       ich, was ein Diakon ist“ (Peter M.),
noch groß und die Coronapandemie           „sehr viel Rückmeldung, interessan­
schon recht lästig geworden.               terweise vor allem von ´außerhalb´
Damals entschlossen wir uns zu ei­         der Pfarre“ (Roman D.) bis hin zu
ner kleinen Werbeaktion, passend           „sehr positiv“ (Gerhard S.) und so­
zum „Weltgebetstag“ um geistli­            gar „extrem positiv!“ (Ralph S.) Bei
che Berufe. Zuvor musste natürlich         Gottesdiensten, in der Gebetsrunde
auch geklärt werden, ob für solch          und bei Maiandachten wurde ge­
ein „geistliches Amt“ überhaupt mit        betet, hingewiesen … die Kerze an­
Menschenstimme geworben wer­               gezündet (Karl H.). Freilich gab es        terhin Werbung machen.“ (Alex T.).
den darf. Man entschied sich dafür.        nicht nur Begeisterung …“die einzi­        „Mir gefällt die Vorstellung, nächstes
Botschafter wurden gesucht, neben          ge spontane Reaktion am Sonntag            Jahr in einer Pfarre über das Diakonat
bewährten diakonalen Lichtgestalten        war das Bedauern, dass Frauen nicht        zu predigen, in der (noch) kein stän-
auch interessierte Männer des PGR          geweiht werden können.“ (Alex T.)          diger Diakon wirkt.“ (Wolfgang
im probaten Alter. Gut ein Viertel al­     oder konkrete Erfolge wie „einen           K.) Es soll ja Gegenden geben, wo
ler großen Pfarrräume haben sich           Kandidaten habe ich nicht gesich­          „die Gläubigen noch nie etwas vom
eingeklinkt. Um den 25. April wurde        tet, darf aber zu einer der nächsten       Ständigen Diakonat gehört haben,
gepredigt (sogar mit ausgezogenen          Dekanatskonferenzen kommen und             dem aber zumindest passiv freundlich
Schuhen von Edi T.), diskutiert und        dort referieren.“ (David F.) Aber was      gegenüberstehen.“ (David F.)
Informationen gestreut, von man­           weiß man schon. Sicher ist, dass mein      Eine Aktion, die etwas anstoßen woll­
chen einmalig, von anderen stünd­          Telefon mehr als sonst geläutet hat.       te: Für weitere Schritte braucht es
lich (Georg W.).                           „Ich werde am Ball bleiben und wei-        wohl keine Erlaubnis von oben… 

                                                                                               Diakontakte 2-2021, Nr. 54 |   11
Auslese Ausgewählt von Max Angermann                                           Ausführliche Besprechung un-
                                                                               ter http://www.diakon.at/Wien/
                                                                               Artikel/DKT-54_2-2021/ zu lesen.

                                     Beck Matthias: Gott finden.                                  Exenberger
                                     Wie geht das? Styria 2020                                    / Neuner /
                                                                                                  Nussbaumer:
                                     Wieder legt der Mediziner, Priester                          Globo – Eine
                                     und Universitätsprofessor für Theo­                          neue Welt mit
                                                                                                  100 Menschen.
                                     logische Ethik an der Universität
                                                                                                  Studioverlag
                                     Wien ein sehr lesenswertes Buch vor,                         Innsbruck 2020
                                     das besonders in den schwierigen
                                     Zeiten der Pandemie hilft, Ordnung                          Die Autoren aus
                                     im persönlichen Leben zu schaffen         der Wirtschafts- und Sozialge­
                                     und Orientierung für ein christliches     schichte und Volkwirtschaft ver­
                                     Leben anbietet. Das setzt voraus, dass    wenden für ihre Überlegungen
                                     Religion nicht irrational, sondern ver­   Statistiken der Weltwirtschaft aus
                                     nünftig und glaub-würdig ist. Das         dem Jahr 2015. Alle drei Verfasser
                                     Buch zeigt viel an Lebenserfahrung        sind Gründungsmitglieder des
                                     des Verfassers, durchgängig ist dar­      „Teams Globo“. Das Buch will
                                     in auch seine jesuitische Ausbildung      globale Probleme wie Armut,
                                     spürbar. Das Rückgrat dieses Buches       Naturausbeutung, g­  esundes Le­
bilden die „Ignatianischen Exerzitien“.                                        ben durch Grafiken, Sta­   ti­
                                                                                                            stiken
Beck will bewusst machen, dass jeder Mensch in den Augen                       und Sachinformationen greifba­
Gottes einzigartig und wichtig ist und vor allem, dass der Mensch              rer machen und bietet Lösun­
Würde hat. Der Verfasser gibt auch immer wieder Einblick in die                gsmöglichkeiten      an.     Somit
Philosophiegeschichte. So erklärt er nach Kant die Begriffe „Würde“            geht es um diakonale und ethi­
und „Wert“ eines Menschen sehr ausführlich. Der Begriff „Wert“ kommt           sche Fragen, die drin­­gend einer
aus der Wirtschaft, weil Gegenstände, Dinge ihren Preis haben, weil            Lösung bedürfen.
sie miteinander verglichen werden. Deshalb haben diese Sachen ei­                                 Hieke Thomas
nen relativen Wert, sie werden verzweckt und nach ihrer Nützlichkeit                              / Huber Konrad
eingestuft. Das aber darf beim Menschen nicht passieren. Deshalb                                  (Hrsg.): Bibel falsch
hat auch die Ethik, vor allem aber die christliche Ethik die Aufgabe,                             verstanden.
auf die Menschenrechte hinzuweisen, die wesentliche Grundlage für                                 Katholisches Bibel­
die Menschenwürde sind. Somit treffen bei der Hochschätzung je­                                   werk Stuttgart 2019
des einzelnen Menschen die philosophische Ethik Immanuel Kants                                    Falsch ver­stan­
(Kategorischer Imperativ), die christliche Ethik von Nächstenliebe (da­                           dene Bibeltexte
zu zählt auch die Goldene Regel: Buch Tobit und Mt.- Ev.) und die ent­                            führen       zu
faltete Spiritualität (Ignatius von Loyola, Exerzitien als Einübung) des       Miss­ver­ständnissen, zu einem
Einzelnen zusammen.                                                            verdunkelten      Gottesbild,   zu
Beck versteht es wie kaum ein anderer, Naturwissenschaft (mit Einblick         Moralvorstellungen. Die Profes­
in Genetik und Epigenetik) Philosophie und Theologie so gut miteinan­          soren Hieke (AT) und Huber
der zu verbinden, dass es eine Freude ist, dieses Buch geistig zu inha­        (NT) bieten eine reichhalti­
lieren. Ja, es gelingt ihm sehr gut, nicht nur Freude am Christsein wie­       ge Fundgrube an Bibelstellen,
der neu zu erwecken, sondern auch die Leser*innen „auskunftsfest“ in           die schlecht und ungenau gele­
ihrem Glauben zu machen. Getreu dem Bibelwort „Seid stets bereit, je­          sen werden, mit ausführlichen
dem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert              Informationen (exegetisch, phi­
über die Hoffnung, die euch erfüllt; antwortet aber bescheiden und             losophisch, geschichtlich) zur
ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen, damit jene, die euren          richtigen Auslegung. Das Buch
rechtschaffenen Lebenswandel in Christus in schlechten Ruf bringen,            zeigt auch, dass Traditionen und
wegen ihrer Verleumdungen beschämt werden.“                                    Redensarten nicht unmittelbar
                                                                               aus der Bibel kommen. Beispiel:
                                                                               vom Saulus zum Paulus..         

12 | Diakontakte 2-2021, Nr. 54
Neue Homepage des Instituts
Einfach, freundlich, informativ und integriert in das Portal der Erzdiözese, dual gelöst

Von Barbara Lindner                       den Aufbau sehr benutzerfreundlich.         Ein Newsletter, der auf der Homepage
                                          Er bietet Informationen für Diakone,        beworben wird, wird zunächst 4-mal
Seit einigen Wochen präsentiert sich      ihre Familien und alle anderen              im Jahr erscheinen und kann von al­
eine neue Homepage des Instituts für      Interessierte, ist Plattform für aktuelle   len Interessierten abonniert werden.
den Ständigen Diakonat unter www.         Beiträge, Grundfragen zum Diakonat          Auf der bisherigen Homepage www.
erzdioezese-wien.at/diakon und in         und gibt Einblicke in das Tun des           diakon.at/Wien findet man alles, was
neuem Design. Peter Feigl, Barbara        Diakons. Durch Informationen über           man „sammeln“ kann (Ausgaben
Lindner, Peter Morawetz und Ralph         die Ausbildung zum Diakon wollen            aller    Druckmedien,       Fotoarchiv,
Schimpl gaben den entscheidenden          wir auch jene ansprechen, die sich          Predigten…). Sie bleibt auch die
Anstoß zur Neugestaltung.                 überlegen Diakon zu werden. Für             Verbindung mit allen anderen
Der neue Internetauftritt ist eingebet­   Journalisten soll sie eine Hilfe sein       Diözesen in Sachen Diakonat. Danke
tet in das Portal der Erzdiözese Wien     durch Berichte über das Diakonat in         an Gerhard Schmitt für die jahrelan­
und ist durch die neue Struktur und       der Erzdiözese Wien.                        ge Betreuung!

Starker Wille
zum „Synodalen Weg“
Bericht aus dem Onlinetreffen
der Diakonenkreissprecher vom 9. Juni 2021
Von Andreas Frank                         Sündenvergebung haben wir bereits
                                          jetzt große und wirksame geistliche
Die versammelten Diakone sprachen         Mittel an der Hand, um Betroffenen
sich einstimmig dafür aus, dass wir       und Angehörigen wirklich gut dienen
als Wiener Diakone uns kon­struktiv-      zu können! Wir glauben an die Kraft
kritisch einbringen werden in den         der Sakramentalien!
von Papst Franziskus ausgerufe­
nen weltweiten Synodalen Vorgang,         KOMMUNIKATION­S-                            Rudolf Dittrich †
der im Oktober beginnen wird.             WEGE VERBESSERN!                            Am 28. April ist Diakon Mag.
Zu den Stichworten „Communio,             Ausbildungsleiter und Institutsleiter       Rudolf Dittrich im 79. Lebensjahr
Partizipation und Mission“ sollen welt­   beklagten sich kräftig über weni­           verstorben.
weit Eingaben gemacht werden für          ge Reaktionen auf Themen oder               Er wurde am 10. Mai 1942 ge­
die 16. Ordentliche Vollversammlung       Veranstaltungen, die ausgesendet            boren und war verheiratet mit
der Bischofssynode in Rom im              werden oder zu denen eingeladen             Heide-Maria, die bereits 2015 in
Oktober 2023. Die Synode selbst von       wird. Die Sprecher der Diakone kon­         die andere Welt vorausgegan­
einem reinen Bischofsgremium in ei­       terten, dass die Flut an Informationen      gen ist. Das Ehepaar hat zwei
ne Synode aller Stände des Volkes         und die Arbeitsüberlastung vie­             Töchter, Mariela und Monika.
Gottes umzugestalten wird eines un­       ler Diakone nicht mehr „Reaktion“           Rudolf war Naturwissenschaftler
serer Themen sein.                        zuließen. Bleibende Bitte des               und unterrichtete im Gymnasium
                                          Institutsleiters: Wenn Bischofsvikare
WIR WOLLEN KRANKE                         oder Erzbischof zu einem Gespräch
                                                                                      im 14. Bezirk. In seiner
SALBEN!                                   einladen, so sollte das wirklich erste
                                                                                      Heimatpfarrkirche Purkersdorf
Ob sich in Richtung Krankensalbung                                                    wurde er am 25. Oktober 1986
                                          Priorität haben!
durch Diakone etwas tut? Seitens                                                      geweiht. Die Pfarre Purkersdorf
                                          Im nächsten Arbeitsjahr wird es drei
der Leitenden tut sich in dieser                                                      war auch seine Einsatzpfarre bis
                                          offene Diakonenkreissprechertreffen
Angelegenheit gar nichts. Wir blei­       mit physischer Präsenz und even­
                                                                                      in das Jahr 2001. Im selben Jahr
ben bei diesem sinnvoll begründe­         tueller Zuschaltemöglichkeit ge­            wurde er auch zum Geistlichen
ten Vorschlag und sind gleichzei­         ben. Darüber hinaus wird es zwei­           Rat ernannt. Rudolf kämpfte
tig schon jetzt den Kranken und           mal im Jahr einen online „Treffpunkt        schon viele Jahre mit schweren
Sterbenden nahe! Mit persönlicher         Diakone“ geben! Start ist mit physi­        Krankheiten.
Zuwendung,       Wortverkündigung,        schem Treffen am Mi., 29.9.2021 am
Krankensegen, Sterbesegen, Weih­
                                                                                      Beten wir für unseren
                                          Institut.                                   verstorenen Mitbruder!
wasser, Wegzehrung und Bitte um

                                                                                               Diakontakte 2-2021, Nr. 54 |   13
Nicht zu kritisch sein                                                                       Eva Stroissnig
                                                                                               hat viele Jahre als
Eva Stroissnig, Ehefrau eines Diakons, im Interview                                     Sonderschullehrerin gearbeitet
                                                                                      und leitete die letzten 20 Jahre ein
                                           Begonnen hat es mit einem unver­             Schulzentrum mit Schwerpunkt
Von Peter Morawetz
                                           fänglichen Einstieg als Fotograf und          Inklusiver Unterricht für lern-
Diakontakte: Wie ist bei deinem Mann       Chronist der Pfarre bis – ja bis auch        und leistungsbehinderte Kinder
Peter und dir die Idee des Diakonats       Peter den Ruf wahrgenommen hatte.            und Jugendliche. Peter arbeite-
entstanden und gereift?                    Bist du Peters „strenge Kritikerin“,        te bis 2018 als Bankangestellter,
Eva Stroissnig: Wie die Idee bei           oder lässt du ihn sein, wie er ist?            wurde 2012 zum Diakon ge-
Peter entstanden und gereift ist, kann     Ich denke von mir, nicht zu kritisch zu     weiht und wirkt seither in seiner
er nur selbst beantworten. Fakt ist,       sein. Ich schreite nur ein, wenn Peter     Heimatpfarre Wohnpark Alterlaa.
dass er als Kind und Jugendlicher in       in Gefahr gerät, die Bodenhaftung zu
seiner Heimatpfarre sehr aktiv war.        verlieren und abzuheben. Dann ho­
Dann kam, wie bei so vielen anderen        le ich ihn wieder auf den Boden der       da Vorschriften gemacht hätte.
auch, wenn sie als Jugendliche sehr        Realität zurück.                          Dein Mann sagt selten ‚nein‘, wenn
viel Zeit mit Kirche verbringen, ein       Es war und ist seine Entscheidung,        er um etwas gebeten wird. Ist das für
gewisses Übersättigungsgefühl und          diesen Beruf aufgrund einer Berufung      dich manchmal anstrengend?
Kirche trat in den Hintergrund, aber       zu wählen. Und so ist es auch das         Ja, weil er bei anderen immer weiß,
eben nicht der Glaube und das christ­      Seine wie er es anlegt. Ich sehe mei­     was zu tun ist, immer hilfreich zur
liche Denken. Kirchliche Aktivitäten       nen Beruf auch als Berufung und hät­      Stelle ist – und das aus Eigenem!
kamen erst wieder mit den Kindern.         te es nicht geduldet, wenn Peter mir      Daheim nur nach Aufforderung und
                                                                                     das meist mehrmals...
Eva und Peter Stroissnig in ihrer Pfarre                            © Stroissnig
                                                                                     Seit kurzem seid ihr beide in Pension.
                                                                                     Aber Ruhestand wäre falsch, oder?
                                                                                     G’scheite Leute haben schon gesagt:
                                                                                     im Bett liegen und nichts tun kann ich
                                                                                     dann, wenn ich gestorben bin. Ja, offi­
                                                                                     ziell bin ich im Ruhestand, aber schu­
                                                                                     lisch bin ich noch im Betreuungsteam
                                                                                     für das Schulverwaltungsprogramm
                                                                                     und kirchlich bin ich stellver­
                                                                                     tretende        Vorsitzende      unse­
                                                                                     res Pfarrgemeinderates und seit
                                                                                     Herbst arbeite ich auch bei der
                                                                                     Erstkommunionvorbereitung mit.
                                                                                     Das komplette Interview seht ihr
                                                                                     unter
                                                                                     www.erzdioezese-wien.at/diakon.

Alles wieder fast normal                                                             Hermann Widy, Korneuburg
                                                                                      „Halbzeit bedeutet für mich weiter
                                                                                     unterwegs zu sein auf einem Weg. Der
Stimmungsbilder aus dem Weihejahrgang 2022                                           Weg heißt Gemeinschaft, Begegnung,
                                                                                     Stärken und Grenzen erkennen, Skills
Von Peter Feigl                            HALBZEIT UND CORONA                       dazugewinnen, einander brüderlich
Nach Monaten des Verschiebens und           „Obwohl der Lockdown beinahe al­         stärken.“ Fritz Horak, Cyrill & Method
der Online-Sitzungen endlich wie­          les zum Stillstand gebracht hat, gibt
der Treffen mit körperlicher Präsenz.      es immer wieder Initiativen, die aus
So konnten wir den Ablauf von Taufe        der Not entstanden sind und Chancen
und Hochzeit lebensnah miteinander         haben auch nach der Pandemie ei­
                                                                                                                               © Matthias Nemeth

„durchspielen“. Also fast wieder nor­      ne Fortsetzung zu finden.“
mal, abgesehen davon, dass wir kei­        Andreas Wurzinger, Tattendorf
nen echten Täufling hatten, sondern        „Zeit zurückzuschauen: Bin ich be­
uns mit einem zotteligen Dummy aus­        rufen? Bin ich am rechten Weg?
helfen mussten. Der ist jetzt gründ­       Zeit nach vorne zu schauen: Wo
lich getauft, wird aber wohl nie           ist mein Platz im Reich Gottes, wel­
Kirchenbeitrag zahlen.                     ches schon hier und jetzt beginnt?“       Ein Zottelbär spielt den Täufling

14 | Diakontakte 2-2021, Nr. 54
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