Innovation für die Gesundheit Roche in Deutschland

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Innovation für die Gesundheit Roche in Deutschland
Innovation für die Gesundheit
Roche in Deutschland
Innovation für die Gesundheit Roche in Deutschland
Innovation für die Gesundheit.
     Roche entwickelt Innovationen für die Gesundheit. Wir arbeiten intensiv
     daran, die Lebensqualität von Menschen in der ganzen Welt zu verbessern.
     Allein in Deutschland engagieren sich rund 14.000 Mitarbeitende für dieses
     wichtige Ziel. Und dies mit großem Erfolg. Für immer mehr Krankheiten
     finden wir zukunftsweisende Lösungen, die Diagnosen differenzierter
     und Therapien wirksamer und verträglicher machen, Heilungschancen
     verbessern und es chronisch erkrankten Patienten ermöglichen, ein
     weit­gehend normales Leben zu führen.

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Innovation für die Gesundheit Roche in Deutschland
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Innovation für die Gesundheit Roche in Deutschland
Die passende Therapie für die richtige
Patientengruppe zur richtigen Zeit.
Deshalb engagieren wir uns für die
personalisierte Medizin.

             Innovation ist unsere Antwort
             auf die drängenden Fragen
             der Medizin. Wir investieren
             kontinuierlich in Forschung
             und Entwicklung, um für
             Erkrankungen wie Krebs,
             Alzheimer, Hepatitis,
             Rheumatoide Arthritis und
             Diabetes wirksamere Therapien
             zu finden.

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Innovation für die Gesundheit Roche in Deutschland
Personalisierte Medizin

Dieselbe Krankheit, dieselben Symptome, dieselbe Therapie –
so lautet bisher oft das gängige Behandlungskonzept. Doch
kein Patient gleicht dem anderen. Genetische Unterschiede
zwischen den Menschen und verschiedene genetische Aus­
prägungen einer Krankheit können Gründe dafür sein, dass
ein Medikament bei einem Patienten wirkt und bei einem
anderen nicht. Wir haben aus dieser Erkenntnis bereits sehr
früh Konsequenzen gezogen und die personalisierte Medizin
in den Fokus unserer Unternehmensstrategie gesetzt. Ziel der
personalisierten Medizin ist es, die Behandlung bestmöglich
auf den Patienten zuzuschneiden, Krankheiten auf ihrer
molekularen Ebene verstehen zu lernen und gezielt wirksamere
Therapien zu entwickeln. Mit Hilfe modernster diagnostischer
Tests ermöglichen wir es Ärzten, Patienten zu identifizieren,
die am wahrscheinlichsten von einer bestimmten Therapie
profitieren werden. Für diese Patientengruppen entwickeln wir
innovative Medikamente, die ganz spezifisch gegen Krankheits­
erreger und -ursachen wirken. So bieten wir Patienten, Ärzten
und Kostenträgern mit der personalisierten Medizin einen
messbaren Mehrwert bei der Behandlung von Erkrankungen.
Denn sie trägt entscheidend dazu bei, die Wirksamkeit von
Therapien und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern,
während sich gleichzeitig die Risiken unwirksamer Behandlungen
und schwerer Nebenwirkungen verringern.

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Innovation für die Gesundheit Roche in Deutschland
„Ich wünsche mir,
dass alles so bleibt, wie es ist.“
                Michaela F., Friseurmeisterin, 46 Jahre, zwei Kinder, seit 15 Jahren
                an Rheuma erkrankt.

                „Ich zeige Ihnen jetzt meinen Lebenstraum!“ Michaela F. geht rasch durch
                den Flur und öffnet die Tür zum Nebenzimmer. Dort stehen vor großen
                goldumrandeten Spiegeln zwei moderne Friseurstühle direkt vor dem
                Fenster. „Klein aber mein“, sagt die Friseurmeisterin stolz. Dass sie sich
                diesen Jugendtraum doch noch erfüllen konnte, hätte sie nicht mehr
                für möglich gehalten. Schließlich brauche man fürs Frisieren nichts
                notwendiger als seine Hände und bewegliche Finger – und genau das
                war ihr Problem. „Eines meiner Probleme“, ergänzt sie.

                Michaela F. ist an einer schweren Form von Rheumatoider Arthritis
                erkrankt. Mit einer angeblichen Sehnenscheidenentzündung, erinnert sich
                die heute 46-Jährige, habe sich die Erkrankung wohl erstmals bemerkbar
                gemacht. Um die 30 Jahre alt sei sie damals gewesen, und sie dachte,
                das Problem käme vom vielen Arbeiten. Einige Zeit später wurde ihr
                Knie dick und musste punktiert werden. Auch das schob sie zunächst auf
                den Beruf und das anstrengende Stehen im Frisiersalon. Dem Knie folgten
                schmerzende Hüften, ein anderes Mal taten ihr die Schultern weh, die
                Ellbogen, die Finger- oder die Handgelenke. „Das schlich sich alles nach
                und nach ein“, sagt Michaela F. Im Jahr 2000, erinnert sie sich, sei der
                Höhepunkt erreicht gewesen: „Mir hat alles, wirklich alles wehgetan.
                Es war, als habe man mir sämtliche Glieder im Leib zerbrochen.“

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Rheumatologie

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Innovation für die Gesundheit Roche in Deutschland
Michaela F. sitzt am Küchentisch ihres       An den Tag, der sie wieder hoffen ließ,
Hauses in Wahn, einem Stadtteil im           erinnert sie sich sehr gut. „Mein Rheuma­
Südosten von Köln. Es ist kurz vor           tologe sagte mir, dass es da etwas Neues
Weihnachten, und sie hat Geschenke für       gibt. Ich solle schnellstmöglich in die
ihre Kinder eingepackt. Auch daran sei       Uniklinik kommen, ich könne vielleicht
früher nicht zu denken gewesen, sagt sie,    an einer Studie teilnehmen.“ Wenige
und blickt auf die liebevoll in Geschenk­    Wochen später, nach vielen Gesprächen
papier eingewickelten und mit Schleifen      und Voruntersuchungen habe sie die
verzierten Päckchen. Es habe Zeiten          erste Infusion mit dem neuen Medikament
gegeben, in denen sie in der Nacht auf­      erhalten: ein Antikörper kombiniert
gestanden sei und Schmerzmittel ein­         mit einem herkömmlichen Chemothera­
nahm, damit sie morgens ihrer Familie        peutikum.
das Frühstück zubereiten konnte: „Ich
hätte sonst keine Milchtüte aufschneiden     Eine Woche später, erzählt Michaela F.,
und auch kein Brot schmieren können.“        stand sie wieder „mitten im Leben“.
Nach einer Odyssee von Arzt zu Arzt          Sie hat ihre Hausarbeit erledigt und für
stellte ein Facharzt endlich die richtige    die Kinder gekocht. „Auch Gerichte, für
Diagnose: Rheumatoide Arthritis.             die man Kartoffeln schälen muss“, lächelt
34 Jahre alt war sie damals, und sie         sie. Und sie ist mit ihrer Familie in den
dachte überrascht: „Das bekommen             Skiurlaub gefahren. „Zuvor bin ich mit
doch nur alte Leute!“ Dennoch habe sie       meinen deformierten Zehen und ge­
die Diagnose beruhigt: „Jetzt kann man       schwollenen Füßen in keinen Skischuh
endlich an­fangen, etwas dagegen zu tun.“    hineingekommen.“ Michaela F. ist
                                             glücklich: „Es ist schön, wieder die Dinge
Die Therapie erwies sich jedoch als          tun zu können, die einem Spaß machen –
schwieriger als erwartet: Der Erfolg der     ohne groß darüber nachdenken zu
herkömmlichen Behandlung hielt nicht         müssen.“
lange an – die geschwollenen Gelenke
und schlimmen Schmerzen kehrten              Seit 2003 wiederholt sie die Antikörper-
bald zurück. „Irgendwann war meine Be­       Therapie alle zwei Jahre. Jeden Freitag
lastungsgrenze erreicht“, sagt Michaela F.   arbeitet sie in ihrem Friseurladen, sie
Sie fühlte sich ohne jede Hoffnung,          sorgt für ihre Familie und kümmert sich
schwere Depressionen stellten sich ein,      um Haus und Hof. Vor kurzem meldete
die Schmerzen wurden unerträglich.           sie sich in einem Sportstudio an und
                                             freut sich über die wiedergewonnene
                                             Lebensqualität.

                                             Michaela F. schaut auf ihre Hände und
                                             bewegt die Finger. In letzter Zeit, meint
                                             sie nachdenklich, seien die Gelenke
                                             wieder ein wenig dicker geworden. Sie
                                             weiß, dass sie chronisch krank ist: „Aber
                                             es läuft ja trotzdem alles.“ Was sie sich für
                                             die Zukunft wünscht? Die Frage bleibt
                                             lange unbeantwortet. Die Gegenwart sei
                                             für sie wichtig, sagt sie schließlich. Es
                                             würde sie freuen, wenn sie noch recht
                                             lange so aktiv bleiben kann. „Ich will nichts
                                             besser haben“, sagt sie. „Ich wünsche mir
                                             einfach, dass alles so bleibt, wie es ist.“

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Rheumatologie

Endlich kann Michaela F. wieder
Dinge tun, die für andere selbst­
verständlich sind – zum Beispiel
Geschenke verpacken.

                                    Mit Antikörpern gegen Rheuma

                                    Rheuma ist ein Sammelbegriff für mehr            Auf die Therapie mit dem Wirkstoff spre-
                                    als 450 schmerzhafte Erkrankungen der            chen besonders gut Patienten an, in deren
                                    Knochen und Gelenke. Wodurch Rheuma              Blut sich bestimmte Proteine finden, die
                                    verursacht wird, ist noch nicht endgültig        die Krankheit anzeigen, so genannten Bio-
                                    geklärt. Wahrscheinlich beruht die Krankheit     marker. Dazu zählen cyclische citrullinierte
                                    auf einer fehlerhaften Reaktion des Immun-       Peptide (CCP), die mit dem Elecsys Anti-CCP-
                                    systems. Eine besondere Rolle im Krank-          Test von Roche zuverlässig nachgewiesen
                                    heitsgeschehen spielen hier die B-Zellen: Sie    werden können.
                                    produzieren so genannte Auto-Anti­körper,
                                    die „irrtümlich“ körpereigene Strukturen an-     Mit Tocilizumab wurde der erste mono­
                                    greifen. Zusätzlich produzieren die B-Zellen     klonale Antikörper gegen einen bestimmten
                                    Botenstoffe, die Entzündungen auslösen           Rezeptor, den Interleukin-6 (IL-6)-Rezeptor,
                                    oder verstärken. Die Wissenschaftler wissen      zur Behandlung von Rheumatoider Arthritis
                                    heute, dass vor allem diejenigen B-Zellen, die   (RA) entwickelt. Der Wirkstoff stellt einen
                                    auf ihrer Oberfläche ein bestimmtes Protein,     neuartigen Therapieansatz zur Bekämpfung
                                    das CD 20, tragen, für die Fehlreaktionen        dieser schweren Krankheit dar. Es hat sich
                                    verantwortlich sind.                             gezeigt, dass IL-6 im Entzündungsprozess
                                                                                     der Rheumatoiden Arthritis eine Schlüssel-
                                    Ein biotechnologisch hergestelltes Molekül,      rolle spielt.
                                    der monoklonale Antikörper Rituximab,
                                    kann an CD 20 binden und fehlgesteuerte          Das Ziel der personalisierten Medizin ist
                                    B-Zellen ausschalten. Der Entzündungs­           es, anhand solcher Biomarker diejenigen
                                    prozess wird gestoppt und weitere Schäden        Patienten auszuwählen, die von der Therapie
                                    an den Gelenken (Rheumatoide Arthritis)          den größtmöglichen Nutzen haben.
                                    werden verhindert.

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Innovation für die Gesundheit Roche in Deutschland
„Man kann auch als Diabetiker
alles machen – man muss nur
ein bisschen länger darüber
nachdenken.“

             Bastian H., 34 Jahre. Wirtschaftswissenschaftler, Einhandsegler, Buch­
             autor und Weltreisender. Erhielt im Jahr 1997 die Diagnose Diabetes.

             „Selbstverständlich wäre ich meinen Diabetes gerne wieder los!“ Bastian H.,
             groß, schlank, sportlich, verschränkt die Arme vor seiner Brust, rückt auf
             dem Sofa nach vorn, ganz nahe an den Rand, und sagt: „Aber ich habe
             keine Wahl, ich muss damit leben. Und das geht. Es geht sogar sehr gut.“
             Seine letzte große Reise war eine Weltumsegelung: Sechs Monate, 15.000
             Seemeilen von Neuseeland nonstop über den Südpazifik rund um Kap
             Hoorn nach Argentinien und Patagonien, Valparaiso, Recife und die
             Azoren zurück nach Hamburg. Das klingt nach Freiheit und Abenteuer –
             aber auch nach großen Herausforderungen. Für Bastian H. lautete die
             größte Herausforderung „bei 80 Knoten Wind und 15 Meter hohen
             Wellen den Blutzuckerspiegel zu messen.“

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Diabetes

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Bastian H. hat seit seinem 20. Lebensjahr      erinnert sich, wie er auf dem Nachhause­       Damaskus“, erinnert sich Bastian H. Der
Diabetes. Heute ist er 34 und blickt auf       weg von Laternenpfahl zu Laternenpfahl         Freund, der ihn begleitete, wusste nichts
ein Lebensjahrzehnt zurück, das vielfäl­       taumelte: Die Nacht über quälte er sich        von seinem Diabetes und fuhr mit ihm
tiger kaum sein könnte. Er hat derzeit         und trank Unmengen Wasser. Gegen               im Taxi von Krankenhaus zu Kranken­
„eine kleine Pause“ eingelegt, womit er        Morgen suchte er im Telefonbuch nach           haus. „Erst im fünften nahm man mich
meint, dass er gerade einmal nicht auf         einer Arztpraxis und fand eine, „direkt        auf“, sagt Bastian H.: „Die dachten alle,
den Meeren der Welt unterwegs ist,             um die Ecke, zufällig ein Diabetologe“.        ich wäre sturzbetrunken.“ Nach einigen
sondern sich in seiner Wahlheimat Berlin       Der Arzt habe sich seine Geschichte ange­      Erlebnissen dieser Art habe er sich klar
um diverse Projekte kümmert – alle rund        hört und dann seinen Blutzuckerspiegel         gemacht, dass man „auch als Diabetiker
ums Segeln. Heute steht ein Hörbuch auf        gemessen. „Sie sind Diabetiker“, lautete       alles machen kann, man muss nur ein
dem Programm: In einem Tonstudio in            die Diagnose. „Und Sie müssen jetzt            bisschen länger darüber nachdenken.“
Berlin-Kreuzberg spricht er sein Buch          sofort ins Krankenhaus auf die Intensiv­
„Raus ins Blaue!“ aufs Band.                   station – ihr Zuckerspiegel ist lebens­        Beispielsweise über den „Diabetes-Bedarf
                                               bedrohlich hoch.“                              für 180 Tage auf See“. So schrieb er es im
Eine Segeltour rund um die Welt – das war                                                     Dezember 2009 in die erste Zeile seiner
eigentlich schon nach dem Abitur sein          Nach dem Krankenhaus folgte ein drei­          To-do-Liste. Nach dem Studium wollte er
Plan: „Zuerst Zivildienst, dann ein Jahr       wöchiges Diabetes-Schulungsprogramm.           endlich seinen alten Traum, die Weltum­
Freiheit und Abenteuer, dann studieren.“       „Dort wird man zum Spezialisten für            segelung, in die Tat umsetzen. Bastian H.
Zum Zivildienst ging Bastian H. nach           seine Erkrankung“, sagt Bastian H.             rechnet vor, was das Wort „Diabetes-
Lübeck und arbeitete als Rettungssanitäter     Seinen Zivildienst als Rettungssanitäter       Bedarf“ in der Praxis bedeutet: „180 mal
mit 24-Stunden-Dienstein­sätzen. Das war       musste er aufgeben – und seinen Traum          30 gleich 5.400 Einheiten Langzeit-Insu­
ungewohnt, und es wunderte ihn deshalb         vom Segeltörn um die Welt auch. Es             lin und noch einmal mindestens ebenso
nicht, dass er permanent müde war. Auch        folgte eine schwierige Zeit. Nicht der         viel normales Insulin für die Mahlzeiten,
dass er beim Treppensteigen häufiger außer     Diabetes selbst, sondern der Umgang            mindestens drei Blutzuckermessgeräte –
Atem kam, schob er auf den anstrengenden       damit sei sein Problem gewesen, sagt           falls eines unterwegs ausfällt oder ver­
Dienst. Eine Auffälligkeit, meint Bastian H.   Bastian H. Manchen Freunden habe er            loren geht – dazu Pens, Nadeln, schnell­
rückblickend, hätte ihm vielleicht doch zu     davon erzählt, anderen nicht; er war sich      wirkender Flüssigzucker – man kann ja
denken geben können: „Ich trank unheim­        nicht sicher, was er tun oder lassen sollte;   nie wissen.“ Schließlich sei eine Unter­
lich viel. Ich habe damals palettenweise       das öffentliche Hantieren mit Mess­            zuckerung auf hoher See das Letzte,
Eistee im Supermarkt gekauft.“                 geräten und Spritzen oder das Bekenntnis       was er auf seinen Reisen erleben wolle.
                                               „Ich bin Diabetiker“ waren ihm peinlich.       Und er ist froh darüber, dass es ihm die
Eines Tages im Zug nach einem Wochen­          Nicht selten endete das Verdrängen der         moderne Medizintechnik heute ermög­
endbesuch bei seiner Familie wurde ihm         Stoffwechselstörung in einer gefährlichen      licht, „eben auch mal schnell am Steuer­
speiübel. So übel, dass er es kaum mehr        Unterzuckerung: „Einmal erwischte es           rad bei stürmischer See“ den Blutzucker
auf die Zugtoilette schaffte. Bastian H.       mich bei 45 Grad im Schatten mitten in         zu kontrollieren. Das hat ihm viel von

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Diabetes

                                  der Freiheit und Unabhängigkeit seiner       aktiv wahrzunehmen: „So wie man mit
                                  diabeteslosen Jahre zurückgegeben.           einem Segelschiff nicht gegen den Wind
                                                                               segeln kann, kommt man auch nicht
                                  Die Lehre, die er für sich gezogen hat       gegen seinen Diabetes an – man muss ihn
                                  und an andere weitergeben will, ist, den     mit auf die Reise nehmen.“
                                  Diabetes nicht zu verdrängen, sondern

Diabetes – Unterschiedliche Formen einer Stoffwechselstörung

Die beiden Hauptgruppen bei Diabetes mellitus – oft      nicht langsam, sondern plötzlich und heftig auf.
auch als Zuckerkrankheit bezeichnet – sind der Typ 1-    Als Auslöser der Typ 1-Diabetesform werden ver­
und der Typ 2-Diabetes. Die meisten Menschen mit         schiedene Ursachen diskutiert. Wissenschaftler
Diabetes sind an Typ 2 erkrankt. Ihre Körperzellen re-   vermuten, dass Faktoren wie Erkrankungen, Viren
agieren nicht ausreichend auf das Blutzucker senkende    oder Umweltgifte eine Rolle spielen.
Hormon Insulin. Zudem schütten die Insulinproduzen-
ten – die Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse –        Noch vor rund 80 Jahren verlief eine Diabetes-
nicht mehr genügend Insulin aus. Die Entstehung          Erkrankung tödlich. Heute erlauben ausgereifte
von Typ 2-Diabetes bestimmt ein Zusammenspiel von        technische Hilfsmittel wie Blutzuckermessgeräte
Vererbung und Lebensweise.                               zur Selbstkontrolle und moderne Insulintherapien
                                                         Menschen mit Diabetes ein nahezu normales Leben
Rund zehn Prozent aller Menschen mit Diabetes haben      und einen eigenverantwortlichen Umgang mit ihrer
Typ 1-Diabetes. Typ 1 tritt vorwiegend bei unter         Stoffwechsel­störung. Unterstützt wird dies durch
40-jährigen Menschen auf, oft schon im Kindesalter.      Diabetes Management-Lösungen, die die persönlichen
Bei dieser Form handelt es sich um eine Autoimmun­       Diabetesdaten visualisieren und individuelle Trends
krankheit: Zellen der körpereigenen Abwehr greifen       und Auffälligkeiten im Blutzuckerverlauf auf einen
die Insulin-produzierenden Beta-Zellen der Bauchspei-    Blick sichtbar machen. Ärzte und Patienten können
cheldrüse an. Wenn rund 90 Prozent der Zellen zerstört   auf dieser Basis Blutzuckerschwankungen und Risiko-
sind, macht sich die Stoffwechselstörung bemerkbar:      werte schnell erkennen und die Therapie individuell
Im Unterschied zum Typ 2-Diabetes treten die Symptome    steuern und gezielt anpassen.

                                                                               Dank einer modernen
                                                                               Diabetes-Therapie
                                                                               konnte Bastian H.
                                                                               seinen Traum von
                                                                               einer Weltumsegelung
                                                                               wahrmachen.

                                                                                                                   13
„Mit dem Wissen
     schwindet die Angst.“
             Cornelia W., 52 Jahre, Hausfrau. Zwei erwachsene Kinder.
             Erhielt im Jahr 2006 die Diagnose Brustkrebs.

             Cornelia W., eine attraktive dunkelhaarige Frau, die mit beiden Beinen
             fest im Leben steht, legt das Familien-Fotoalbum auf den Esszimmertisch
             und beginnt zu blättern. „2007“ – das Jahr ist dick mit Filzstift auf den
             Rücken des Albums geschrieben. „Das war ich an Weihnachten“, sagt
             Cornelia W. und zeigt auf ein Bild, das sie mit einer großen Schirmmütze
             auf dem Kopf vor dem Weihnachtsbaum zeigt. „Damals hatte ich kein
             einziges Haar mehr auf dem Kopf “, erinnert sie sich. Ihre Perücke aber
             mochte sie nie tragen. „Die Kappe war mir da lieber.“ Sie deutet auf ein
             anderes Bild, auf dem ihr Bruder zu sehen ist. Er hat sich die Langhaar­
             perücke von Cornelia W. über den Kopf gezogen und lacht in die Kamera.
             „Mein Brustkrebs“, sagt Cornelia W., „gehörte zum Alltag. Ich hatte meine
             Haare verloren – nicht aber meine Lebensfreude.“

14
Onkologie

       15
Ihre Krankengeschichte begann ein Jahr        Mal auch nur daran gedacht, dass
                            zuvor, im September 2006. Cornelia W.         Brustkrebs auch sie betreffen könnte.
                            war, wie jedes Jahr, bei ihrer Frauenärztin   „Ich wusste nur, dass ich so schnell wie
                            zur Vorsorgeuntersuchung. „Da könnte          möglich wieder gesund werden wollte.“
                            etwas sein“, vermutete die Ärztin beim
                            Abtasten der Brust und schickte Cornelia      Es folgten Untersuchungen und Tests,
                            W. umgehend zur Mammografie. Noch             dann stand die Diagnose fest: ein wal­
                            am gleichen Tag erreichte sie die nieder­     nussgroßer, HER2-positiver Tumor war
                            schmetternde Nachricht, dass sie an           in ihrer Brust entstanden. „HER2-posi­
                            Brustkrebs erkrankt sei.                      tiv“ bedeute, dass es sich um eine ganz
                                                                          bestimmte Form von Brustkrebs handele,
                            Schon am nächsten Morgen, erzählt             erklärten die Ärzte. Der Therapie sah
                            Cornelia W., habe sie ihren Koffer ge­        Cornelia W. zuversichtlich ent­gegen: „Was
                            packt und sei in die Klinik gefahren.         auch immer auf mich zukommen wird“,
                            „Ich war ziemlich panisch“, erinnert sie      sagte sie sich: „Da muss ich jetzt durch.“
                            sich. Der Arzt im Krankenhaus konnte
                            sie beruhigen: „Sie sind bei uns in guten     Die Behandlung begann mit drei­
                            Händen. Wir untersuchen Sie jetzt             wöchentlichen Infusionen: Sie erhielt
                            Schritt für Schritt und überlegen dann        eine herkömmliche Chemotherapie mit
                            gemeinsam weiter.“                            zell­teilungshemmenden Medikamenten,
                                                                          kombiniert mit einem innovativen Krebs­-
Cornelia W. profi­t ierte
                            „Ich wusste ja rein gar nichts“, sagt         me­d ikament, einem monoklonalen
von einer gezielten
Behandlung mit
                            Cornelia W. Niemals zuvor hatte sie sich      Antikörper. Dieser richtet sich speziell
einem monoklonalen          mit dem Thema beschäftigt, kein einziges      gegen HER2-positive Brusttumore.
Antikörper.

16
Onkologie

Die Therapie verlief bei Cornelia W.            schlimmer als die Haare zu verlieren, sei
erfolgreich: Der Tumor in der Brust ver­        es aber gewesen, auch noch die Wimpern
kleinerte sich. Im August 2007 wurde            und Augenbrauen einzubüßen. Cornelia
der Tumorrest chirurgisch entfernt,             W. blättert im Fotoalbum und zeigt
eine weitere Strahlentherapie schloss           auf ein weiteres Bild: „Das ist mein auf­
sich an, um auch noch die letzten,              gedunsenes Kortison-Gesicht ohne
möglicherweise verbliebenen Krebs­              Wimpern und Augenbrauen.“
zellen zu zerstören.
                                                Cornelia W. schlägt das Album zu und
Die Nebenwirkungen der Chemotherapie,           legt den Nachsorgepass zur Seite. „Heute
blickt Cornelia W. zurück, hätten sie am        habe ich das alles hinter mir“, sagt sie
meisten belastet. Sie steht vom Tisch auf,      entschieden und erzählt von ihrem
geht zum Schrank, holt ihren Nachsorge­         Stammtisch, an dem sie regelmäßig
pass aus der Schublade und liest vor,           mit anderen an Brustkrebs erkrankten
was ihr Arzt dort notiert hat: Durchfall        Frauen zusammenkommt. „Es hilft zu
und Kopfschmerzen, Nasenbluten und              reden“, erklärt sie. „Man erkennt, dass
Sodbrennen, taube Finger und Zehen,             Brustkrebs kein einzelnes Schicksal ist,
tränende Augen, verformte Fingernägel,          das einen ganz alleine trifft.“ Sie weiß,
wunde Stellen im Mund. „Und dann                dass der Krebs wiederkommen kann.
fielen mir auch noch die Haare aus“, sagt       Aber sie fürchtet ihn nicht mehr. „Man           Heute steht Cornelia W. wieder mit
Cornelia W. Das erste Büschel Haare             darf sich nicht verstecken“, betont sie,         beiden Beinen fest im Leben und
habe sie in der Hand gehalten, als sie ein      „man muss sich informieren und offen             fürchtet den Krebs nicht mehr.

Kreuzworträtsel lösen wollte und sich in        mit der Krankheit umgehen.“ Denn mit
Gedanken an den Kopf fasste. Viel               dem Wissen schwinde die Angst.

           Kein Krebs ist wie der andere

           Das Roche-Medikament mit dem Wirkstoff                 wie Chemotherapeutika, die im „Schrotschuss-
           Trastuzumab ist seit dem Jahr 2000 in Europa           Verfahren“ wahllos alle sich rasch im Körper
           zur Behandlung von HER2-positivem Brust­-              teilenden Zellen – gesunde wie kranke – angreifen,
           krebs zu­ge­lassen. Es kann gezielt in das             setzt der Wirkstoff gezielt an den Krebszellen an,
           Krankheits­geschehen eingreifen und den                kann somit effektiv am Tumorgewebe wirken und
           Krebs „an der Wurzel packen“. Es handelt               verursacht weniger Nebenwirkungen. Zusätzlich
           sich um einen monoklonalen Antikörper, der             aktiviert der Antikörper die körpereigene Immun-
           bestimmte Proteine, so genannte HER2-Rezep­            abwehr, indem die Tumorzellen durch die Bindung
           toren, auf der Oberfläche von Brustkrebs­zellen        des Antikörpers an ihrer Oberfläche markiert
           in ihrer Funktion blockieren kann.                     werden. Die Folge: Das Immunsystem erkennt die
                                                                  Tumorzellen, greift sie an und zerstört sie.
           HER2-Rezeptoren, die sich auch auf gesunden
           Zellen finden, sind bei bestimmten Brusttumoren        Rund 15 bis 25 Prozent der Patientinnen mit Brust-
           im Übermaß auf der Zelloberfläche vorhanden.           krebs weisen übermäßig viele HER2-Rezeptoren
           In diesem Fall wirken sie wie Schleusen, die eine      auf der Oberfläche der Tumorzellen auf. Mit gewe-
           Flut von Teilungsaufforderungen in das Innere der      bebasierten diagnostischen Tests kann heute der
           Zelle weiterleiten und sie bösartig entarten lassen,   HER2-Rezeptor-Status jeder Brustkrebspatientin
           wobei es zu einem Tumorwachstum kommt. Der             bestimmt werden. Erweist sich eine Gewebeprobe
           Antikörper bindet sehr spezifisch an den HER2-         als HER2-positiv, ist mit Trastuzumab heute eine
           Rezeptoren, blockiert die „Schleusen“ und stoppt       zielgerichtete und effektive Therapie verfügbar: ein
           den verhängnisvollen Nachrichtenfluss. Im Unter-       Beispiel für die Anwendung der personalisierten
           schied zu herkömmlichen Krebsmedi­kamenten             Medizin.

                                                                                                                                      17
Später einmal, sagt Beata B., würde sie gerne Forscherin werden. Dafür
     arbeitet sie hart, zurzeit 60 Stunden in der Woche. „Ich muss schließlich
     ein ganzes Semester aufholen, um mit meinem Studium noch in der
     Regelzeit fertig zu werden“, erklärt sie. Das sei, zugegeben, ein wenig
     anstrengend. Aber es macht ihr nichts aus: „Ganz im Gegenteil – ich bin
     froh, nach meiner erzwungenen Auszeit wieder etwas tun zu können.“

     Die Chemiestudentin Beata B. sitzt in einer Kaffee-Ecke des Biozentrums
     der Universität Frankfurt und erzählt, was sie vor einem Jahr „völlig unver­
     mittelt“ aus der Bahn geworfen hat.

     Im Mai 2009, gleich nach Semesterende, ging sie zum ersten Mal zur Blut­
     spende. Ihr sei das schon immer ein Anliegen gewesen. Zwei Wochen später
     erhielt sie einen Brief. Darin stand, dass ihr Blut nicht in Ordnung sei und
     man weitere Tests vornehmen würde. Einige Tage darauf erhielt sie einen
     zweiten Brief. Diesmal gab er genauer Auskunft: In ihrem Blut waren
     Hepatitis C-Viren gefunden worden.

18
Virologie

„Du kannst wieder gesund
werden!“     Beata B., 23 Jahre, Studentin der Chemie.
             Erkrankte im Jahr 2009 an Hepatitis C.

                                                                19
Hepatitis C: Individuelle Diagnose und Therapie

                Die Hepatitis-Viren A und B wurden erst-      sowie zwei Arzneimittel: ein lang wirksames
                mals in den 1970er Jahren beschrieben.        Interferon, das einmal pro Woche unter
                Im Jahr 1988 gelang dann mit Hilfe emp-       die Haut gespritzt wird, sowie der Wirkstoff
                findlicher molekularbiologischer Methoden     Ribavirin in Tablettenform. Anhand des so
                der Nachweis des besonders gefährlichen       genannten Virus-Genotyps, mit dem der
                Hepatitis C-Virus (HCV), das Leberver­        Patient infiziert ist, der Ausgangsviruslast bei
                sagen, Leberzirrhose und Leberkrebs           Behandlungsbeginn und dem individuellen,
                verursachen kann.                             virologischen Ansprechen auf die Therapie
                                                              entscheidet der Arzt über die optimale
                Die meisten Betroffenen bemerken die          Therapiedauer für den jeweiligen Patienten.
                Infektion überhaupt nicht, manche klagen      Neben diesen Virus-spezifischen Ansätzen
                über Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder         zur Steuerung einer personalisierten Therapie
                Beschwerden im rechten Oberbauch. Nur         gibt es wirt­spezifische Biomarker, die nach
                bei wenigen äußert sich die Infektion als     jüngsten Erkenntnissen eine Prognose für
                akute Hepatitis mit Gelbsucht.                den Therapieerfolg und die optimale Wahl
                                                              des Therapieregimes ermöglichen.
                Noch Mitte der 1990er Jahre hatte nur jeder
                zehnte Patient eine Chance auf Heilung.       Bei konsequenter Therapiedurchführung
                Zu dem personalisierten Therapieansatz        liegen die Heilungschancen je nach
                von Roche heute gehören ein diagnostischer    Genotyp heute zwischen 50 und 90 Prozent.
                Test, mit dem mithilfe der modernen PCR-      Auch die Nebenwirkungen sind heute gut
                Technologie (Polymerase Kettenreaktion)       beherrschbar.
                die Virusmenge bestimmt werden kann,

     „Das war ein Schock“, sagt Beata B. Sie begann im        noch heute den Kopf und sagt, dass sie nach der
     Internet zu recherchieren. Was sie dort las, beunru­     ersten Schockstarre ein Gedanke ganz und gar zu
     higte sie noch mehr. Von besonders gefährlichen          beherrschen begann: „Woher habe ich das?“
     Viren und Leberversagen war da die Rede. „Doch
     ob Drogenmissbrauch, häufig wechselnde Sexual­           Es ist bis heute ein Rätsel, wie die Viren in ihren
     partner, Tätowierungen oder Piercings – keiner           Körper gelangt sind. Beata B. vermutet, dass sie sich
     der dort genannten Übertragungswege traf in              die Erreger bei einer medizinischen Behandlung
     irgendeiner Weise auf mich zu.“ Beata B. schüttelt       mit einer verunreinigten Spritze eingehandelt hat.

20
Virologie

Auch wann die Infektion erfolgt sei, ob sie die         sam zurückdrängen kann. Dass die Behandlung              Beata B. ist froh,
Viren erst seit kurzem oder womöglich schon seit        Erfolg versprechend verlief, zeigte ein Test bereits     dass sie sich nach
                                                                                                                 ihrer Hepatitis C-
ihrer Kindheit mit sich herumtrage, lasse sich nicht    vier Wochen nach Therapiebeginn. „Normaler­
                                                                                                                 Erkrankung wieder
näher eingrenzen. Irgendwann habe sie aufgehört,        weise dauert die Behandlung zwölf Monate“,               voll auf ihr Studium
sich mit der Frage zu quälen, wann, wie und wo sie      erläutert Beata B. „Nach dem Test aber war klar,         konzentrieren kann.
sich angesteckt habe. „Ich entschied mich, meine        dass bei mir sechs Monate ausreichen würden.“
Energie lieber darauf zu verwenden, wie ich die
Viren wieder loswerden kann.“                           Über die verkürzte Therapiezeit ist sie noch im
                                                        Nachhinein froh: Sie musste ihr Studium unter­
Dabei habe sie sich oft sehr allein gelassen gefühlt.   brechen, Depressionen stellten sich ein – für einen
Ihr älterer Bruder, inzwischen Apotheker, sei der       energiegeladenen Menschen wie Beata B. war die
erste gewesen, der ihr wieder Kraft und Zuversicht      Zeit der krankheits- und therapiebedingten Untätig­
gab: „Du kannst wieder gesund werden!“, hat er ihr      keit nur schwer zu ertragen. Sie habe das Ende der
versichert. Nach einer qualvollen Zeit mit „vielen      Behandlung einerseits herbeigesehnt, sich anderer­
Fragen und wenigen Antworten“ habe sie sich an          seits aber auch davor gefürchtet. Der abschließende
das Leberzentrum einer Uniklinik gewandt. Dort          Test erbrachte das erhoffte Ergebnis: Keine Viren
fühlte sie sich gut aufgehoben. Sie berichtet, wie      mehr nachweisbar!
man im Labor zunächst den molekularen Aufbau
„ihrer“ Viren bestimmt habe. Von den verschie­          Jetzt steckt Beata B. voller Pläne. Was sie im Studium
denen Untertypen, stellte sich heraus, war sie mit      versäumt hat, will sie schnellstmöglich nachholen.
Hepatitis C-Viren des so genannten Genotyps 3           Und sie will die Welt bereisen, um „viel Leben zu
infiziert. „Bei allem Unglück“, versichert Beata B.,    erleben“.
„sei das eine gute Nachricht gewesen.“ Denn die
mit diesem Virustyp infizierten Menschen haben
die besten Aussichten auf einen Behandlungserfolg.
Fünf Mal am Tag nahm sie daraufhin Tabletten mit
einem antiviralen Wirkstoff ein. Einmal pro Woche
erhielt sie Interferon, einen speziell aufbereiteten
Botenstoff des Immunsystems, der die Viren wirk­

                                                                                                                                    21
22
Innovation

 „Personalisierte Medizin heißt,
Behandlungen auf bestimmte
Patientengruppen zuzuschneiden.
In dieser Differenzierung liegt die
Zukunft der Medizin.“
            Severin Schwan, CEO der Roche-Gruppe

                                                           23
Therapeutische und
diagnostische Perspektiven –
ein Blick in die Zukunft.
                           Derzeit in der späten klinischen Entwicklung und in der Zulassung:
                           neue Medikamente gegen Haut-, Lungen- und Brustkrebs sowie virale
                           und entzündliche Erkrankungen.

     Mit Hilfe von
     Genchips entwickeln
     wir Methoden, um
     Krankheiten besser
     zu verstehen und
     wirk­s amer zu be­
     handeln.

                           Das Wissen über die Biologie von Krankheiten wächst rasch. Aus dem molekularen Ver­
                           ständnis für die Krankheitsmechanismen werden künftig immer mehr differenzierende
                           Diagnose- und maßgeschneiderte Behandlungsmethoden entstehen. Schon heute
                           verfügt Roche bereits über personalisierte Therapien in verschiedenen Indikationen,
                           darunter Brust-, Magen-, Lungen- und Hautkrebs sowie Hepatitis B und C. Roche ist
                           wie kein anderes Unternehmen in der Lage, das Konzept der personalisierten Medizin
                           umzusetzen. Denn dank der engen Zusammenarbeit der Divisionen Pharma und
                           Diagnostics unter einem gemeinsamen Dach – von der Forschung bis zum Vertrieb –
                           können wir die personalisierte Medizin systematisch voranbringen.

                           Derzeit befinden sich verschiedene pharmazeutische Wirkstoffe in bereits fortgeschritte­
                           nen Phasen der Entwicklung; einige von ihnen sind auf spezielle Patientengruppen
                           zugeschnitten. Für diejenigen, die dem Ansatz der personalisierten Medizin folgen,
                           entwickeln unsere Forscher zeitgleich passende diagnostische Tests.

24
Innovation

Ein neues Medikament gegen den schwarzen                   freigesetzt und direkt durch die Zellmembran in die
Hautkrebs                                                  Tumorzelle eingeschleust. Hier entfaltet das Medi­
Weltweit erkranken jedes Jahr rund 160.000 Men­            kament dann seine zellabtötende Wirkung. Durch
schen an schwarzem Hautkrebs (malignes Melanom).           die Kombination mit dem Antikörper Trastuzumab
In späten Stadien der Krankheit gab es bislang kaum        wirkt das Chemotherapeutikum vor allem auf die
Heilungschancen. Ein neuer Roche-Wirkstoff hemmt           Krebszellen. Der Doppelschlag gegen Brustkrebs mit
nun gezielt Hautkrebszellen, die eine spezifische          „Trastuzumab-DM1“ (TDM1) wird derzeit in zwei
Veränderung (Mutation) im so genannten BRAF-Gen            Phase-III-Studien erprobt.
aufweisen. Diese Mutation tritt etwa bei der Hälfte
aller metastasierenden Melanome auf. Ein von Roche         Neue Hoffnung gibt auch der Antikörper Pertu­
entwickelter diagnostischer Test kann diese Mutation       zumab. Er wird derzeit bei frühen und fortgeschrit­
nachweisen und diejenigen Melanom-Patienten iden­          tenen Stadien von HER2-positivem Brustkrebs und
tifizieren, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf den      fortgeschrittenem HER2-positiven Magenkrebs
neuen Wirkstoff ansprechen werden. Dieser verzögert        getestet. Pertuzumab ist insofern einzigartig, als er
das Fortschreiten der Krebserkrankung nachweislich,        speziell entwickelt wurde, um zu verhindern, dass
verringert die Größe der Tumoren und verbessert die        sich der HER2-Rezeptor mit anderen HER-Rezep­
Lebensqualität der Erkrankten deutlich.                    toren verbindet. Dieser Vorgang spielt vermutlich
                                                           bei der Entstehung und beim Wachstum verschie­
Gezielt gegen Lungenkrebs                                  dener Krebsarten eine wichtige Rolle.
Der nicht kleinzellige Lungenkrebs ist weltweit die
häufigste tumorbedingte Todesursache. Vorläufige           Hepatitis-Viren im Zangengriff
Ergebnisse einer klinischen Studie Phase II zeigen:        Hepatitis C-Viren verursachen akute und chronische
Der neue monoklonale Antikörper MetMAb, der                Lebererkrankungen, die zu Leberversagen, Leber­
kombiniert mit dem Wirkstoff Erlotinib von Roche           zirrhose und Leberkrebs führen können. Rund 200
(Tyrosinkinase-Hemmer) verabreicht wird, kann              Millionen Menschen sind weltweit mit dem gefähr­
bei Patienten mit einer bestimmten Form von nicht          lichen Erreger infiziert, von dem es vier Untertypen
kleinzelligem Lungenkrebs ein nahezu doppelt so            (Genotypen) gibt. Diese unterscheiden sich nicht
langes Überleben ohne Verschlechterung der Er­             nur in ihrem molekularen Auf bau, sondern auch
krankung ermöglichen. MetMAb bindet spezifisch             in ihrer Behandelbarkeit.
an so genannte c-Met-Rezeptoren und verhindert so
die Aktivierung eines krebsfördernden Wachstums­           Besonders schwer zu behandeln ist der Genotyp 1
faktors. Parallel entwickelt Roche derzeit einen           des Hepatitis C-Virus. Derzeit werden bei Roche
gewebebasierten Begleittest, um Lungenkrebs-               mehrere kleine, antiviral wirksame Moleküle ent­
Patienten zu identifizieren, die aufgrund einer über­      wickelt, die auch dann noch helfen sollen, wenn die
mäßigen Bildung eines für diesen Tumortyp kenn­            herkömmliche Therapie mit Interferon versagt.
zeichnenden Rezeptors am ehesten auf eine Behand­          Erste klinische Resultate zeigen, dass sich auch bei
lung ansprechen. Die Phase-III-Studien zur Prüfung         Patienten, die auf Interferone nicht ansprechen, mit
des neuen Wirkstoffs beginnen in Kürze.                    der neuen kombinierten Behandlung innerhalb von
                                                           nur zwei Wochen eine 99,9-prozentige Reduktion der
Antikörper gegen Brustkrebs                                Viruslast im Blut erzielen ließ.
Patientinnen mit fortgeschrittenem HER2-positiven
Brustkrebs können womöglich von einem Roche-               Hoffnung für Asthmatiker
Entwicklungskandidaten profitieren, der sich aus           Nicht bei allen Asthmatikern ist der molekulare
dem bereits bewährten monoklonalen Antikörper              Mechanismus gleich, der ihrer Erkrankung zu­grunde
Trastuzumab und dem Toxin DM1, das wie ein                 liegt. Bei einer bestimmten Patientengruppe spielt der
Chemotherapeutikum wirkt, zusammensetzt.                   Botenstoff Interleukin 13 eine entscheidende Rolle:
                                                           Er schaltet gewisse Gene zur falschen Zeit am falschen
Der mit einem Chemotherapeutikum verbundene                Ort an und löst asthmatische Reaktionen aus.
Antikörper (Antikörper-Wirkstoff-Konjugat) bindet
gezielt an Brustkrebszellen mit übermäßig vielen           Der neue monoklonale Antikörper Lebrikizumab
HER2-Rezeptoren auf der Oberfläche und verhindert,         ist imstande, Interleukin 13 abzufangen und asthma­
dass Zellteilungssignale in das Innere der Zelle weiter­   tische Symptome zu lindern. Ob ein Asthmapatient zu
geleitet werden. Außerdem fordert der Antikörper           der Gruppe gehört, die auf eine Therapie ansprechen,
das Immunsystem auf, die Krebszellen zu vernich­           kann ein Biomarker anzeigen, der sich mit einem
ten. Das Chemotherapeutikum DM1 wird erst mit              Bluttest bestimmen lässt. Der neue Behandlungsansatz
Bindung des Antikörpers an den HER2-Rezeptor               wird gerade in einer Phase-II-Studie klinisch getestet.

                                                                                                                             25
Roche erforscht und entwickelt
                                                                                       Antikörper nicht nur als Wirkstoff
                                                                                       zur gezielten Behandlung von
                                                                                       Krankheiten, sondern auch für
                                                                                       die Diagnostik.

     Roche investiert viel in
     Forschung und Entwicklung.
     Vor allem völlig neue Ideen.
        Roche betreibt Spitzenforschung für die Gesund-         Prävention und Diagnose bis hin zur Therapie und
        heit in den Therapiegebieten Onkologie, Virologie,      Therapie-Überwachung.
        Entzündungs- und Stoffwechselkrankheiten sowie
        Störungen des Zentralen Nervensystems. So investierte   Ein Schwerpunkt unserer Forschung ist neben der
        das Unternehmen im Jahr 2010 mehr als 18 Millionen      Suche nach neuen Wirkstoffen die Suche nach Bio­
        Euro pro Tag in die globale Forschung und Entwick­      markern in Blut, Urin, Speichel und Gewebe. Dabei
        lung. Das entspricht etwa 20 Prozent des weltweiten     handelt es sich um charakteristische biologische
        Umsatzes. Damit ist Roche nicht nur in der Gesund­      Strukturen, wie zum Beispiel Proteine, die nachge­
        heitsbranche führend.                                   wiesen und gemessen werden und auf normale oder
                                                                krankhafte biologische Prozesse im Körper hinweisen
        Was Roche besonders auszeichnet, ist die enge           können. Roche nutzt Biomarker einerseits, um Arznei­
        Vernetzung der beiden Divisionen Pharma und             mittelangriffspunkte zu identifizieren und auszuwählen,
        Diagnostics. In mehr als 160 Projekten (Stand 2011)     und andererseits, um Patientengruppen zu bestimmen,
        weltweit arbeiten diese gemeinsam intensiv daran,       die auf eine bestimmte Therapie ansprechen.
        neueste Forschungsergebnisse in wirksame Behand­
        lungskonzepte umzusetzen, um innovative Produkte        Am Standort Mannheim entwickelt Roche innovative
        und Dienstleistungen für das gesamte Spektrum der       Produkte und Lösungen, die an den Alltagsbedürfnis­
        Gesundheitsversorgung anbieten zu können: von der       sen von Menschen mit Diabetes oder Herz-Kreislauf-
        Identifikation bestehender Krankheitsrisiken über       Erkrankungen ausgerichtet sind. So arbeiten wir an

26
Forschung und Entwicklung

der ständigen Weiterentwicklung unserer          Im Zusammenhang mit der Zulassung            Wirtschaftlichkeit einer Behandlung
Gerinnungs- und Blutzuckermesssysteme,           neuer Medikamente ist dies von wesent­       und darüber, wie diese die Lebens­-
um die Zuverlässigkeit der Messergebnisse        licher Bedeutung für Roche. Penzberg ist     qualität der Patienten verbessert. Alle
zu optimieren und die Handhabung im              auch ein wichtiges Forschungszentrum         zulassungsrelevanten Arzneimittelstudien
Alltag weiter zu vereinfachen. Ein Beispiel      für eines der großen Therapiegebiete von     für Deutschland werden von Roche in
hierfür ist Accu-Chek Mobile, das als welt­      Roche, die Onkologie. Hier steht die Ent­    Grenzach-Wyhlen aus koordiniert und
weit erstes Blutzuckermesssystem ohne            deckung und Charakterisierung neuer          je nach Indikationsgebiet an renommier­
einzelne Teststreifen auskommt. Dank einer       Biopharmazeutika für die Behandlung          ten Universitätskliniken sowie in aus­
innovativen Bandtechnologie entfallen hier       von Krebspatienten und die Identifizierung   gewählten qualifizierten Praxen durch­
im Durchschnitt zwei Drittel der Hand­           und Entwicklung geeigneter Biomarker         geführt. Auch Studien für bereits auf
griffe, die beim Messen mit Einzelteststreifen   (in Zusammenhang mit der Diagnostik)         dem Markt befindliche Produkte werden
nötig sind. Insbesondere für Patienten,          im Vordergrund. Mit Hilfe eines weiten       initiiert. Insgesamt belief sich die Zahl
die mit Insulin behandelt werden und             Spektrums an molekularbiologischen,          aller Studien in Deutschland der klini­
mehrmals täglich ihren Blutzuckerspiegel         zellbiologischen und präklinischen           schen Phasen I bis IV im Jahr 2010 auf
kontrollieren, ist dies eine spürbare Erleich­   Methoden können die Wirkstoffe gezielt       167. Darin waren insgesamt über 20.000
terung im Alltag. Ein weiterer Fokus unserer     optimiert werden.                            Patienten involviert.
Forschungsarbeit ist die Zusammenfüh­
rung einzelner technischer Komponenten           Penzberg ist darüber hinaus das Zentrum      Forschungskooperationen
zu integrierten und für den Anwender             für Forschung und Entwicklung in den         Mit gezielten Investitionen in Forschung,
gleichzeitig diskreten Systemen. Beispiel­       Bereichen Systemintegration von Analy­       Entwicklung und Produktion sowie in
haft hierfür steht Accu-Chek Combo –             senautomaten sowie Reagenzien- und Test­     wissenschaftliche Kooperationen stärken
ein interaktives System aus Insulinpumpe         entwicklung für den krankenhausnahen         wir seit vielen Jahren unsere Position als
und Blutzuckermesssystem, bei dem das            Einsatz. Dabei steht die Entwicklung neuer   innovatives Unternehmen und wollen so
Messgerät auch die Funktionen einer Fern­        Analysenautomaten im Mittelpunkt. Diese      unsere Wettbewerbsfähigkeit in Deutsch­
bedienung für die Insulinpumpe, eines            sind die weltweite Zugangsbasis für Bio­     land weiter ausbauen. Als verlässlicher
Bolusrechners sowie eines elektronischen         markertests. Ebenfalls im Fokus stehen       Partner sind wir in vielen nationalen und
Tagebuchs in sich vereint. Darüber hinaus        immunologische Tests und Tests der enzy­     internationalen Kompetenz-Netzwerken
arbeiten wir an der Entwicklung eines            matischen klinischen Chemie. Sie dienen      aktiv. Seit mehreren Jahren unterstützen
Systems zur kontinuierlichen Blutglukose­        beispielsweise zur Bestimmung von Schild­    wir die Spitzencluster-Initiative des
messung. Auch hier bilden Präzision,             drüsenparametern, zur Analyse des Fett-      Bundesministeriums für Bildung und
Diskretion und Einfachheit in der Hand­          und Zuckerstoffwechsels oder zur Diagnose    Forschung (BMBF). So beispielsweise die
habung die Leitmotive unserer Arbeit.            von Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkran­      Initiative „m4 personalisierte Medizin –
                                                 kungen, Infektionen mit Hepatitis-Viren      Eine neue Dimension der Medikamenten­
Im Biotechnologie-Zentrum Penzberg               sowie verschiedener Krebsarten.              entwicklung“ in der Bio-Region München,
werden im „Center of Exellence für                                                            die im Jahr 2010 als Spitzencluster aus­
Therapeutische Proteine“ neuartige               Forscher in Penzberg entwickeln zudem        gezeichnet wurde. In der Metropolregion
biopharmazeutische Wirkstoffe für alle           Anwendungen und Systeme für die medi­        Rhein-Neckar engagieren wir uns im
Therapiegebiete erforscht und entwickelt,        zinische und biotechnologische Forschung.    Biotechnologie-Cluster „Zellbasierte &
in denen Roche global aktiv ist. Dies            Diese hochinnovativen Lösungen von           Molekulare Medizin“ (BioRN). Ebenso
geschieht in enger Zusammenarbeit mit            Roche für den Life Science Markt sind        unterstützen wir den Cluster „MicroTEC
den anderen großen Forschungszentren             in vielen Laboren weltweit zu finden.        Südwest“ und wollen damit die Vorausset­
von Roche, unter anderem in Basel, Nutley        Sie sind heute bei der Bearbeitung vieler    zungen schaffen, dass sich technologische
und South San Francisco. Der Schwer­             komplexer molekularbiologischer Frage­       Fortschritte im Bereich der Mikrosystem­
punkt der therapeutischen Proteine liegt         stellungen – so auch bei der Aufklärung      technik schneller in innovative Produkte
bei Antikörpern, die mit dem Know-how            der Entstehung von Krankheiten – be­         umsetzen lassen. Zudem arbeitet Roche
der Forscher vor Ort hier generiert, aus­        teiligt. Schwerpunkte liegen dabei auf       Diagnostics innerhalb des Clusters
gewählt und in ihrer Wirkungsweise opti­         der Genanalyse und der Zellanalytik.         „Forum Organic Electronics“ gemeinsam
miert werden. Darüber hinaus entwickeln                                                       mit Partnern an Design, Herstellung und
Experten in Penzberg für therapeutische          Klinische Studien                            physikalisch-chemischer Charakterisie­
Proteine aus der Forschungspipeline von          Zur Zulassung neuer Medikamente sind         rung von Sensoren im Bereich der konti­
Roche spezifische Produktionsprozesse.           klinische Studien unerlässlich. Hier wird    nuierlichen Blutzuckermessung. Weltweit
Dies ist notwendig, um einerseits eine           die Wirksamkeit eines neuen Wirkstoffs,      engagieren sich unsere Wissenschaftler
spätere großtechnische Herstellung               aber auch die Unbedenklichkeit hinsicht­     in einem Netzwerk mit mehr als 150
sicherzustellen und anderseits für die           lich gravierender Nebenwirkungen ge­         Kooperationspartnern, um immer wieder
klinische Prüfung ausreichende Mengen            testet. Darüber hinaus liefern klinische     bedeutende Fortschritte in der Patienten­
an Wirkstoffen zur Verfügung zu stellen.         Studien wichtige Informationen über die      versorgung zu erzielen.

                                                                                                                                     27
Wir liefern nicht nur
wichtige Therapien.
Sondern auch Qualität
made in Germany.
                                           Roche verfügt über ein breites Portfolio     zur Therapie von Anämie („Blutarmut“).
                                           hochspezifischer diagnostischer Tests und    In den Produktionsgebäuden in Penzberg
                                           wirksamer therapeutischer Proteine auf       werden aber auch eine große Zahl an
                                           Basis der Biotechnologie. Ihre Herstellung   Reagenzien und Einsatzstoffen für die
                                           erfordert höchste Sorgfalt und Qualität.     Diagnostik-Systeme von Roche hergestellt.
                                           Deshalb investieren wir in modernste         Die breite Technologie- und Produkt­
                                           Fertigungsanlagen und gewährleisten eine     palette in der Diagnostik ist weltweit
                                           lückenlose Qualitätssicherung nach           einzigartig und reicht von Immuntests,
                                           strengsten Maßstäben – von der Produk­       zum Beispiel zum Nachweis von Herz­
                                           tion über die Lagerung bis hin zur Aus­      insuffizienz oder Prostatakrebs, über
                                           lieferung beim Kunden. Deutschland ist       enzymatische Tests, etwa zur Cholesterin-
                                           für Roche ein wichtiger und zuverlässiger    oder Glukosemessung, bis hin zu
                                           Produktionsstandort.                         Forschungsreagenzien und Industriepro­
                                                                                        dukten. Der Roche-Konzern investierte in
                                           Im Biotechnologiezentrum Penzberg            den letzten zehn Jahren in den Ausbau des
                                           stellen wir wichtige therapeutische          Biotechnologie-Zentrums Penzberg rund
                                           Wirkstoffe für den Roche-Konzern her,        1,8 Milliarden Euro.
                                           darunter Trastuzumab, einen mono­
                                           klonalen Antikörper gegen Brustkrebs,        Wichtige Arzneimittel für Menschen
                                           pegyliertes Interferon zur Behandlung von    in der ganzen Welt
                                           Hepatitis-Infektionen und Erythropoietin     Die Wirkstoffe aus Penzberg und von an­
                                      1
                                                                                        deren Standorten in der Roche-Gruppe
     1                                                                                  werden in Mannheim zu gebrauchsfertigen
     Mit cobas® 6000 und cobas® 8000                                                    Produkten abgefüllt, zum Teil auch verpackt.
     bietet Roche mittleren und großen                                                  Der Standort ist eines von drei globalen
     Laboren modulare Analysensys­
                                                                                        Exzellenzzentren für die Abfüllung von
     teme, die für effiziente und wirt­
     schaftliche Laborabläufe sorgen.                                                   parenteralen Arzneimitteln. Dies sind
                                                                                        Medikamente, die als Injektion oder
     2                                                                                  Infusion verabreicht werden. Die Anfor­
     In Mannheim werden wichtige                                                        derungen an Reinheit und Keimfreiheit
     Komponenten für das Blutanalyse-                                             2
     System Elecsys® produziert, das zum
                                                                                        sind dementsprechend hoch.
     Nachweis von mehr als 85 Para­
     metern dient – unter anderem von                                                   Das Portfolio umfasst zurzeit zehn ver­
     HIV, Hepatitis, Schwanger­schafts-                                                 schiedene Produktfamilien. Seit 2005
     und Schilddrüsenhormonen.                                                          hat Roche rund 200 Millionen Euro in
     3
                                                                                        die Parenteralia-Produktion am Standort
     Proteine für den Einsatz in                                                        Mannheim investiert (Stand Juli 2011).
     Diagnostik oder Therapie werden                                                    In der 2008 fertiggestellten Abfüllanlage
     biotechnologisch hergestellt und                                                   für Flüssigvials gehen zum Beispiel die
     in Flüssigstickstoff bei -196 Grad                                                 Medikamente mit den Wirkstoffen
     Celsius aufbewahrt.                                                          3
                                                                                        Bevacizumab (Darmkrebs) und Rituximab

28
Produktion

(Lymphknotenkrebs) vom Band. Andere Produkte werden nach der Abfüllung
gefriergetrocknet. Besonders empfindliche Produkte lassen sich so besser lagern als
im flüssigen Zustand, dazu gehören Enfuvirtid (AIDS) und Trastuzumab (Brust­
krebs). Auf der Fertigspritzenlinie wird Epoetin beta gegen Blutarmut direkt in die
Spritzen abgefüllt. Die Produktion von gebrauchsfertigen, vorgefüllten Spritzen ist
eine zukunftsweisende Technologie.

Innovative Lösungen für die Diagnostik
Doch nicht nur wichtige Medikamente kommen aus Mannheim. Zu unseren bekann­
testen Diagnostikprodukten zählen CoaguChek XS, ein kompaktes Gerät, mit dem
Patienten ihre Blutgerinnung selbst messen können, sowie die Blutzuckermesssysteme
und -teststreifen der Marke Accu-Chek. So ist das innovative Accu-Chek Mobile
Blutzuckermesssystem – „made in Mannheim“ – das weltweit erste Blutzuckermess­
system, das keine einzelnen Teststreifen benötigt und damit besonders leicht in
der alltäglichen Handhabung ist. Das Gerät enthält eine Testkassette, die erst nach
50 Anwendungen gewechselt werden muss.

Darüber hinaus produzieren wir unter den Marken cobas und Ventana wichtige Lösun­
gen für die In-vitro-Diagnostik, das heißt zur Bestimmung von rund 200 Parametern
in Blut, Urin, Speichel und Gewebe. Dazu gehören Flüssigreagenzien für mittlere und
große Labore sowie Teststreifen für die so genannte Point-of-Care-Diagnostik direkt
beim Patienten. Die zugehörige Kundenbasis ist außerordentlich breit – von professio­
nellen Anwendern in Arztpraxen, Apotheken, Krankenhäusern und Labore bis – vor
allem beim Gerinnungsselbstmanagement und Diabetes – zum Endverbraucher.

Die Erhöhung der Testeffizienz im Labor steht im Fokus der Roche PVT GmbH an
den Standorten Waiblingen und Aldingen nahe Stuttgart. Das Unternehmen, das
seit 2011 zu Roche gehört, ist eines der Kompetenzzentren für die Entwicklung und
Produktion von Systemen zur Laborautomatisierung.

Qualitätsfreigabe aller Medikamente für den europäischen Raum
Von Grenzach-Wyhlen aus werden zentrale Elemente der technischen Qualitätssicherung
für den gesamten europäischen Raum gesteuert und nach eingehender Qualitätsprüfung
alle Arzneimittel für den europäischen Markt freigegeben. Das gilt auch für klinische
Prüfpräparate zur Anwendung in klinischen Studien in Europa. Im Rahmen der
Qualitätssicherung überprüfen wir permanent, ob unsere Arzneimittel internen und
externen Richtlinien sowie Gesetzen entsprechen.

                                                                                                29
Innovative Produkte
verlangen innovativen Service.
Unser Vertrieb ist darauf eingerichtet.
      Menschen, die sich nicht mit den bestehenden           und erklärungsbedürftig. Hier ist umfassendes
      Möglichkeiten zufrieden geben, sind der Entwick­       Know-how, aber auch die notwendige Manpower
      lungsmotor bei Roche – auch im Vertrieb. So gehen      gefragt, um den unterschiedlichen Kundenanforde­
      wir bei der Vermarktung unserer Produkte und im        rungen voll gerecht zu werden.
      Kundenservice neue Wege, um innovativen Ideen
      zum Durchbruch zu verhelfen und unsere Kunden          Wir entwickeln Tests, die mehr medizinischen Nutzen
      bestmöglich vor Ort zu betreuen.                       stiften, indem sie Diagnosen frühzeitiger erlauben
                                                             beziehungsweise dazu beitragen, Krankheiten so
      Mit mehr als 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbei­      differenziert zu bestimmen, dass gezieltere Therapien
      tern gehört der Vertrieb für Pharma und Diagnostika    im Sinne einer personalisierten Medizin möglich
      in Deutschland weltweit zu einem der größten in der    werden. Als Marktführer im Diagnostikbereich bieten
      Roche-Gruppe. Und das hat einen guten Grund. Als       wir das größte Produktprogramm der gesamten
      Anbieter von Lösungen für die gesamte Wertschöp­       Branche. Dazu zählen beispielsweise auch Tests zur
      fungskette von Forschung über Diagnostik bis hin zur   Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs, die von
      Therapie zählen wir nicht nur Ärzte und Patienten,     Roche mtm laboratories AG entwickelt und produ­
      sondern auch Hochschulen und Industrieunterneh­        ziert werden. Diese ergänzen den PCR-basierten
      men, Forschungslaboratorien und Krankenhäuser auf      cobas 4800 HPV Test um ein wichtiges Element im
      der ganzen Welt zu unseren Kunden. Unsere Produkte     Zusammenhang mit der Diagnostik von Infektionen
      sind nicht nur innovativ, sondern oft auch komplex     mit Humanen Papillomviren (HPV).

30
Vertrieb

Darüber hinaus sind wir für das Marke­           pumpen-Systeme, Stechhilfen sowie Dia­
ting und den Vertrieb der verschreibungs­        betes Management-Lösungen.
pflichtigen Roche-Medikamente für ganz
Deutschland zuständig. Wir sind heute            Die große Bandbreite unserer Produkte
die globale Nummer eins im Bereich der           zeigt, wie unterschiedlich unsere Kunden­
Krebsmedikamente, der Virologie und der          gruppen und ihre jeweiligen Anforderungen
Transplantationsmedizin. Unsere Kompe­           sind. Für Krankenhäuser und Labore stellt
tenz auf dem Gebiet der Molekularbiolo­          zum Beispiel Prozesseffizienz einen wesent­
gie ermöglicht es Roche, neuartige, gezielt      lichen Erfolgsfaktor dar. Daher bieten wir
wirkende Medikamente zu entwickeln, die          ihnen nicht nur modulare Systeme nach
auf die Bedürfnisse einzelner Patienten­         Maß für den Serumarbeitsplatz, sondern
gruppen zugeschnitten sind. Damit tragen         auch Systemberatung, Installation, Wartung
wir dazu bei, die Gesundheitsversorgung          und Reparatur sowie Schulung aus einer
besser, sicherer und kosteneffizienter zu        Hand. Dem Patienten wiederum wollen
gestalten.                                       wir Zugang zu den neuesten lebensverlän­
                                                 gernden und die Lebensqualität verbessern­
Zu unserem Diagnostika-Portfolio ge­             den Medikamenten verschaffen. Unsere
hören Produkte für Labordiagnostik und           Außendienstmitarbeiter halten daher Kon­
moleku­lare Routinediagnostik, die unter         takt zu Wissenschaftlern, Forschern und
der Marke cobas vertrieben werden, Geräte        Ärzten in Praxen und Krankenhäusern und
und Teststreifen für patientennahe Diag­nos­­­   informieren sie regelmäßig über unsere
tik in Klinik und Praxis, Workflow-Lösun­        Diagnostikprodukte und Arzneimittel,
gen und Reagenzien für gewebe­basierte           deren Eigenschaften sowie neue medizini­
Krebsdiagnostik, Systeme und Reagenzien          sche Studien. Zu unseren Aufgaben gehört
für medizinische und bio­technologische          es darüber hinaus, mit den Heraus­for­­­de­
Forschung sowie Software­lösungen, die           rungen im deutschen Gesundheitsmarkt,
sicherstellen, dass dem behandelnden Arzt        zum Beispiel dem steigenden Kostendruck
alle für eine Therapieentscheidung benö­         oder der Kosten-Nutzen-Bewertung für
tigten Informationen auf einen Blick zur         neue Arzneimittel, zum Wohle der Patien­
Verfügung stehen. Darüber hinaus hat             ten erfolgreich umzu­gehen.
                                                                                               Im Zentrum der Roche-Strategie
die Swisslab GmbH in Berlin, die seit
                                                                                               steht der Patient. Um die behan­
2008 zu Roche in Deutschland gehört,             Damit wir unsere unterschiedlichen            delnden Ärzte jederzeit mit allen
ein intelligentes Laborinformationssystem        Kundengruppen bestmöglich beraten und         notwendigen Informationen
entwickelt, das auf die komplexen Anforde­       unterstützen können, haben wir bereits        ver­s orgen zu können, stehen
rungen eines Laborzentrums spezialisiert         vor mehr als zehn Jahren eine leistungs­      im Service Center kompetente
                                                                                               Ansprechpartner zur Verfügung.
ist und ein effizientes Management von           fähige Serviceeinheit gegründet, die eine     Ein wichtiges Ziel von Vertriebs­
diagnostischen Daten erlaubt – unabhängig        Kundenbetreuung auf Spitzenniveau             veranstaltungen ist der wissen­
davon, aus welchem Labor sie stammen.            sicherstellen soll. Ein hohes Ziel, das wir   schaftliche Diskurs und die enge
Über 60 Prozent aller Universitätskliniken       dank engagierter Mitarbeitender, einer        Vernetzung zwischen Forschern,
in Deutschland nutzen inzwischen die             klaren Zielsetzung und kontinuierlicher       Ärzten und Experten aus Marke­
                                                                                               ting und Vertrieb. Mit den Roche
IT-Anwendungen von Swisslab.                     Verbesserung erreicht haben. So ist es kein   Tagen bieten wir Kunden die
                                                 Wunder, dass uns mit vielen Kunden seit       Möglichkeit, unsere Produkte
Die Produktwelt der Marke Accu-Chek              Jahrzehnten eine enge partnerschaftliche      direkt im Werk zu erleben.
richtet sich an Menschen mit Diabetes            Zusammenarbeit verbindet. Sie schätzen
und ihre Versorger. Hier bieten wir Pati­        die gute Erreichbarkeit ihrer persönlichen
enten und Behandelnden zukunftsweisen­           Ansprechpartner, die große Flexibilität,
de Konzepte für ein effizientes Diabetes         mit der wir auf ihre Anforderungen
Management – von der Blutzuckermes­              rea­gieren, und die hohe Fachkompetenz,
sung über die Dokumentation und Inter­           mit der wir sie dabei unterstützen, die
pretation der Daten bis hin zur Insulinga­       Herausforderungen einer modernen
be. Unser Accu-Chek-Portfolio umfasst            Gesundheitsversorgung zu meistern.
kompakte Blutzuckermessgeräte, Insulin­

                                                                                                                              31
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