Das Gold der Erzbischöfe - Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum - Universalmuseum Joanneum
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Münzkabinett Deutsch Das Gold der Erzbischöfe Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum 29. April bis 31. Oktober 2021 Münzkabinett, Schloss Eggenberg, Eggenberger Allee 90, 8020 Graz T +43–316/8017-9560, Dienstag bis Sonntag und Feiertag, 10 bis 17 Uhr muenzkabinett@museum-joanneum.at, www.muenzkabinett.at
Einleitung Die Münzen der Salzburger Erzbischöfe Im Jahr 996 verleiht Kaiser Otto III. den Salzburger Erzbischöfen das Recht, In der Ausstellung Das Gold der Erzbischöfe. Münzen zu prägen. Bis zum Ende ihrer Herrschaft 1803 nutzen sie dieses Privi- Salzburger Münzen aus dem Bankhaus leg ausgiebig. Sie können auf große Spängler und dem Münzkabinett des Edelmetallvorkommen im eigenen Territorium zurückgreifen. Mitte des Universalmuseums Joanneum gehen 16. Jahrhunderts fördern Salzburger Bergwerke rund 10 % der weltweiten ausgesuchte Goldmünzen des Erzstifts Goldproduktion. Auch Silber ist reichlich vorhanden. Salzburg aus dem Münzkabinett des Im Mittelalter entstehen in Salzburg fast Universalmuseums Joanneum mit ihren ausschließlich kleine Silbermünzen, die Pfennige. Vom 12. bis ins 14. Jahrhun- prachtvollen Pendants aus der Sammlung des dert sind die Pfennige aus der Salzburger Prägestätte Friesach wichtige Zah- Bankhaus Spängler eine spannende Allianz lungsmittel im Südosten des heutigen Österreich und am nördlichen Balkan. In ein. Die kostbaren Ausstellungsobjekte sind dieser Zeit erlangt Salzburg auch seine faszinierende Denkmäler für alle Salzburger Unabhängigkeit von Bayern. Es wird zum geistlichen Fürstentum, in dem Erzbi- Landesherren von Erzbischof Leonhard von schöfe regieren. 1501 führt Erzbischof Leonhard von Keutschach (1495–1519) bis Erzbischof Keutschach ein mehrteiliges Geldsys- tem ein. Es umfasst verschieden große Hieronymus Graf Colloredo (1772–1803). Silbermünzen und zwei Währungsein- heiten aus Gold, den Goldgulden (rund Leonhard von Keutschach (1495–1519), 3,3 Gramm) und den Dukaten (rund 3,5 Goldgulden 1500 Gramm). Während die kleineren Gold- Av.: LEONARD9 ARCHIEPI SAL , geviertes münzen als Zahlungsmittel dienen, Stifts- und Familienwappen, darüber 1500 werden die großen mehrfachen Duka- Rv.: – SANCTVS – RVDBERD9 E , stehender ten von den Erzbischöfen als exklusive Heiliger, darunter Familienwappen Bernhart – Roll 41, Variante mit zwei über Geschenke vergeben. Zum Beispiel einandergestellten Ringlein (Av.) und E (Rv.); notiert Erzbischof Sigismund 1767 die Zöttl 15 Übergabe eines zwölffachen Dukatens 3,31 g, 23 mm an den „klein Motzartl“. Viele Salzburger Münzsammlung Bankhaus Spängler Münzen und Medaillen der Renaissance Fotos: Bankhaus Spängler/D. Sonnenwald und des Barock sind besonders kunstvoll gestaltet. Durch Porträts, Wappen und Allegorien erzählen sie von den Fürsten, unter denen sie geprägt wurden.
Die Spängler – eine Salzburger Bürgerfamilie Die Spängler stammen aus Südtirol, wo sie im 17. Jahrhundert als Gastwirte und Handelsunternehmer tätig sind. Vom Tauferer Tal aus organisieren sie Warentransporte über die „Birnlücke“, einen 2.665 Meter hohen Tauernpass. Dabei wird vor allem Wein nach Norden ins Erzstift Salzburg gebracht und Salz nach Süden in Richtung Italien. Franz Anton Spängler (1705–1784) folgt den Beziehungen seiner Familie in die erzbischöfliche Residenzstadt Salz- burg. Er baut dort eine große Tuch- und Seidenhandlung auf und unterhält auch in Graz eine Niederlassung seines Han- delsunternehmens. Zwei Mal heiratet Porträt des Franz Anton Spängler (1705–1784), Porträt der Maria Theresia Spängler er vermögende Witwen. Für seine dritte 1756, unbekannter Künstler (1730–1780), 1756, unbekannter Künstler Hochzeit mit der deutlich jüngeren Maria Foto: Bankhaus Spängler Foto: Bankhaus Spängler Theresia komponiert kein Geringerer als Leopold Mozart 12 Menuette. Franz Anton ist der erste Spängler, der nach- weislich seltene Münzen besitzt. Sein Sohn Franz Josef Christian (1758–1819) unterhält bereits eine systematische Münzsammlung. Die folgenden Generationen der Fami- Leonhard von Keutschach (1495–1519), lie Spängler sind engagierte Bürger Dukat 1518 und erfolgreiche Unternehmer, liberale Av.: LEONARD9 ARCHIEPI SAL, Stiftswappen Revolutionäre und umsichtige Politiker, im Dreipass, darüber 1518 Förderer der schönen Künste und eifrige Rv.: SANCT9 RV – DBERD9 EPS, stehender Sammler. Carl Spängler (1825–1902), Heiliger, darunter Familienwappen Bernhart – Roll 33; Zöttl 35 ein Urenkel Franz Antons, heiratet 1855 3,51 g, 22 mm in ein 1828 gegründetes Bankhaus ein, Inv.-Nr. 1653, Universalmuseum Joanneum, das seither seinen Namen trägt. Heute Münzkabinett ist das Bankhaus Spängler in 7. Gene- Fotos: UMJ/N. Milatović ration in Familienbesitz. Seit 2017 ist es auch in Graz vertreten. Mit seiner über 190-jährigen Geschichte ist es das älteste Bankhaus Österreichs. Seine Die Vertreter der Aktionärsfamilien des Bankhaus Spängler, die heute im Aufsichtsrat und im Sammlung Salzburger Goldmünzen zählt Bankbetrieb tätig sind: Markus Wiesmüller, Maria Wiesmüller, Theresa von Wackerbarth-Spängler, zu den bedeutendsten des Landes. Heinrich Spängler, Franz Welt und Carl Philipp Spängler Foto: Bankhaus Spängler
Die Ursprünge der Spängler- Sammlung Schon Franz Anton Spängler zeigt Münzen aus ganz Europa in systema- numismatisches Interesse. Er bezieht tischer Ordnung. Seltsam ist, dass nur eine der ersten Münzsammler-Zeitschrif- ein Teil der Stücke Franz Josef Christian ten, die „Auserlesenen und nützlichen selbst gehört. Der Rest ist 17 anderen Neuigkeiten für alle Münzliebhaber“. Eigentümern zugeordnet. Warum das so Zu besonderen Anlässen verschenkt er ist, wissen wir nicht. Vielleicht wurden gerne schöne Münzen und Medaillen. die Münzen gegen eine Gebühr in der Zum Beispiel erhält seine Frau Maria Spängler’schen „Cassatruchen“ verwahrt. Katharina zu Neujahr 1743 einen „fünf- Die folgenden Generationen der Familie zechenfachen Salzburger Ducaten“, was Spängler bauen ihre Münzsammlung Franz Anton in seinem Ausgabenbuch stetig aus und bringen sie in das 1855 notiert. Bei seinem Tod hinterlässt er erworbene Bankhaus ein. Unter Carl eine kleine, aber feine Münzsammlung. Spängler (1893–1971) richtet sich der Diese findet sich, wie sein Verlassen- Fokus auf Salzburger Goldmünzen. schaftsinventar dokumentiert, in seinem Seither bemüht sich sein Enkel und Kleiderkasten und in der „Cassatruchen“. Adoptivsohn KR Heinrich Spängler um Franz Antons Sohn Franz Josef Chris- den Ausbau und die Pflege der Samm- tian Spängler (1758–1819) verfasst um lung. Diese umfasst heute 676 Salzbur- 1800 ein Verzeichnis einer umfangrei- ger Goldmünzen und -medaillen, 12 der chen „Münzensammlung“. Darin sind seltensten Salzburger Silbermünzen und 175 Salzburger Münzen und Medaillen 58 Schraubmedaillen zur Emigration der angeführt. Darauf folgen rund 1.600 Ein- Salzburger Protestanten in den Jahren träge antiker römischer und neuzeitlicher 1731/32. Index des Münzsammlungsverzeichnisses ← von Franz Josef Christian Spängler, um 1800 Schmiedeeiserne Geldtruhe im Bankhaus Foto: Bankhaus Spängler Spängler, um 1700. Ihre Herkunft ist nicht gesichert, aber möglicherweise handelt es sich um Franz Anton Spänglers „Cassatruchen“. Foto: Bankhaus Spängler Franz Josef Christian Spängler (1758–1819), Porträt eines unbekannten Künstlers, um 1790 Foto: Bankhaus Spängler
Höhepunkte aus der Spängler- Wappen Sammlung Wappen sind die persönlichen Marken- In der Ausstellung Das Gold der Erz zeichen der Salzburger Erzbischöfe. bischöfe werden die Höhepunkte aus Sie sind auf Salzburger Münzen häufi- der Sammlung des Bankhaus Spängler ger als Porträts. Dargestellt ist immer nach den Themenbereichen „Porträts“, eine Kombination aus dem jeweiligen „Wappen“, „Rupert und Virgil“ sowie Familienwappen und dem Salzburger „Allegorien“ geordnet präsentiert. Im Landeswappen. Die Quasten neben dem Folgenden werden jeweils eine Münze Wappenschild zeigen den geistlichen aus diesen vier Bereichen und ihr Präge- Rang des Landesfürsten an. Einem herr vorgestellt. Erzbischof stehen bis zu 20 Quasten zu, einem Kardinal sogar 30. Porträts Guidobald Graf Thun-Hohenstein Erstmals lässt Erzbischof Leonhard (1616–1668), der aus einem Südtiroler von Keutschach 1513 sein Porträt auf Adelsgeschlecht stammt, ist selten in eine Salzburger Münze setzen. Auch Salzburg, weil er Kaiser Leopold I. am sein Nachfolger Matthäus Lang wird Immerwährenden Reichstag in Regens- auf Münzen und Medaillen als stolzer burg vertritt, und setzt dementspre- Renaissancefürst präsentiert. Im Zeit- chend wenig innenpolitische Akzente. alter des Barock begegnen wir reprä- Er liebt Feste, lässt den Domneubau sentativen Herrscherdarstellungen mit vollenden und den kunstvollen üppigen Allongeperücken. Auf kleinen Residenzbrunnen errichten. Zudem Verkehrsmünzen bleiben Porträts jedoch sichert er den Salzburger Erzbischöfen bis ins 18. Jahrhundert selten. den Ehrentitel Primas Germaniae, der sie fortan als ranghöchste deutsche Der gebildete und ehrgeizige Augsbur- Kirchenfürsten kennzeichnet. ger Patriziersohn Matthäus Lang (um 1468–1540) gelangt als Sekretär Kaiser Matthäus Lang von Wellenburg (1519–1540), Guidobald Graf Thun-Hohenstein Achtfacher Dukat 1522 (1654–1668), zehnfacher Dukat 1654, Maximilians I. zu großem Einfluss. – S·SALZB9 – Av.: MATHEVS·CARD – A EP auf die Vollendung der Domfassade Seine bemerkenswerte Karriere gipfelt – -- AC·EPS·GVRCEN, Schrift von drei Av.: ≈ ≈GVIDOBALDVS D G ARCHI EPS in der Kardinalswürde und der Wahl Wappenschildchen unterbrochen, Brustbild SALISBVRG SED AP LEG , sechsfeldiges zum Erzbischof von Salzburg im Jahr nach links, im Feld M·D· – ·X·X·I·I· Wappen mit Mittelschild unter Legatenhut, 1519. Als Landesherr muss er gegen Rv.: MATHEVS·M·D·CARD·ARCHIEPS· oben im Feld 16 – 54 den Protestantismus, freiheitsliebende SALZB·AP·SE·LEG, geviertes Stifts- und Rv.: SS RVDBERTVS ET VIRGILIVS PATRONI Bürger sowie aufständische Knappen Familienwappen unter Kardinalshut SALISBVRGENSES , Fassade der Domkirche, Bernhart – Roll 580; Zöttl 140 getragen von den zwei Heiligen und Bauern ankämpfen. Er reformiert 28,09 g, 38 mm Bernhart – Roll 2954; Zöttl 1743 Verwaltung und Gesetze und ordnet das Münzsammlung Bankhaus Spängler 34,88 g, 46 mm Verhältnis zu den Nachbarländern. In der Fotos: Bankhaus Spängler/D. Sonnenwald Münzsammlung Bankhaus Spängler Bevölkerung bleibt er bis zu seinem Tode Fotos: Bankhaus Spängler/D. Sonnenwald unbeliebt.
Rupert und Virgil Allegorien Rupert und Virgil sind die beiden Salz- Eine Allegorie ist eine symbolische Dar- burger Landesheiligen. Rupert erkennt stellung eines Sachverhalts. Zum Bei- man an seinem Salzfass, Virgil am spiel symbolisiert der Turm auf Münzen Modell des Salzburger Domes. Rupert Erzbischof Wolf Dietrichs dessen Stand- ist – neben den Wappen – das häufigste haftigkeit. Ein Pferd, das von einer gött- Motiv auf Salzburger Münzen. Seine lichen Hand geführt wird, steht dagegen Darstellung dient als spirituelle Legiti- für Erzbischof Franz Antons Regierungs- mation, Erkennungsmerkmal und Garant grundsatz „nicht zu locker und nicht zu für die Güte des Geldes. Gezeigt wird er streng“. Auf der Wissenschaftsmedaille stehend oder sitzend, manchmal auch Erzbischof Sigismunds III. findet sich zusammen mit Virgil. eine Eule als Symbol der Weisheit. Der aus der Bodensee-Gegend stam- Sigismund III. Graf Schrattenbach mende Wolf Dietrich von Raitenau (1698–1771), der Spross eines stei- (1559–1617) wird mit 28 Jahren zum risch-mährischen Geschlechts, gilt als Erzbischof gewählt. Als absolutistischer gutmütig, fromm und sittenstreng. Er Landesherr beginnt er nach römischem legt mehr Wert auf geistliche als auf Vorbild die Stadt Salzburg in eine präch- weltliche Dinge. Nach außen orientiert tige frühbarocke Residenzstadt umzu- er seine Politik am Hause Habsburg, gestalten. Er fördert die Gegenreforma- im Inneren hat er mit wirtschaftlichen tion und modernisiert die Verwaltung. Problemen zu kämpfen. Er lässt das Seiner Liebe zur schönen Bürgerstochter Sigmundstor durch den Mönchsberg Salome Alt entspringen 15 Kinder. Ein treiben – eine großartige technische Konflikt mit dem Bayernherzog zwingt Leistung –, reglementiert die öffentliche ihn schließlich zur Abdankung. Den Rest Ordnung genau und fördert die Künste seines Daseins fristet er als Gefangener und Künstler, wie etwa die Familie auf der Festung Hohensalzburg. Mozart. Wolf Dietrich von Raitenau (1587–1612), Sigismund III. Graf Schrattenbach (1753–1771), vierzehnfacher Dukat 1590, „Turmgepräge“ zwanzigfacher Dukat o. J., auf die Verdienste Av.: WOLF:TEODORIC:ARCHIEP:SALISBVR: um die Wissenschaft SED:AP:LEG, zwischen den beiden einander Av.: SIGISMUNDUS·D·G·A· & gegenübersitzenden Heiligen ein ovales PR·SAL·S·A·L·NAT·GER·PRIMAS, Brustbild nach vierfeldiges Wappen unter Legatenhut rechts, darunter F·M·K· Rv.: IN DOMINO SPERANS NON Rv.: SCIENTIARUM INCREMENTO, Füllhorn INFIRMABOR:1590, vier die Winde personifi und Eule auf Altar, an den Schild und Speer zierende Köpfe blasen den Wind gegen einen gelehnt sind von Wogen umtosten Turm Bernhart – Roll 4164; Zöttl 2881 Bernhart – Roll 1532; Zöttl 813 69,85 g, 46 mm 48,85 g, 44 mm Stempelschneider: Franz Matzenkopf I. und / Münzsammlung Bankhaus Spängler oder Franz Matzenkopf II. Fotos: Bankhaus Spängler/D. Sonnenwald Münzsammlung Bankhaus Spängler Fotos: Bankhaus Spängler/D. Sonnenwald
Goldmünzen des Erzbistums Teilbände gegliederte handschriftliche „SANCTVS.RVDBERTVS.EPS.SALISBV: Salzburg im Münzkabinett des Kompendium geht auf Josef Wartinger der Heilige sitzend im bischöflichen Universalmuseums Joanneum (1773–1861) zurück, der das Archiv Ornate, in der Rechten den Salzkübel in sowie das Münzen- und Antikenkabinett der Linken den Krummstab, vor ihm von Im Münzkabinett des Universalmuseums des Joanneums von 1817 bis 1850 lei unten bis über die Kniee heraufreichend Joanneum werden 74 Salzburger tete. Der Teilband „Östreich / Salzburg / ein ovaler Schild, in dessen oberm Theile Goldmünzen verwahrt, von denen viele Schlesien“ bietet die Eintragungen zu das salzburgische, in dem gevierten bereits im 19. Jahrhundert in die Samm- den Salzburger Münzen, die seit der untern Theile das Familienwappen mit lung gelangten. Bei den Recherchen Gründung des Museums im Jahr 1811 einem Mittelschilde ist. zur Klärung ihrer Herkunft wurden zwei bis 1859 in die Münzensammlung IMMOTA.RESISTIT. +M.D.XCIII.+ In archivalische Quellen herangezogen: gelangten. der Mitte von Wellen ein Thurm, auf der Wartingersche Münzkatalog und der welchen zwei Aeolsköpfe von Wolken Zahnsche Zettelkatalog. Unter „Wolfgangus Theodericus von umgeben, rechts, und zwei links blasen; Der Wartingersche Münzkatalog war Reitenau / 1587–1612, +1617“ findet oben kommen aus Wolken Strahlen mit ursprünglich ein Bogenkatalog, der vor sich im Wartingerschen Münzkatalog auf Kügelchen, wenn es nicht Regen mit 1860 gebunden wurde. Das in mehrere Seite 778 folgende Eintragung: Schlossen ist, hervor.“ Diese Beschreibung, die mit dem heute nicht mehr gebräuchlichen Ausdruck „Schlossen“ für „Hagelkörner“ aufwartet, wurde mit dem Vermerk ergänzt, dass es sich bei der Münze um einen „Gold- Thaler“ im Gewicht von 1 1/2 Loth, 30 Grän handelt. Durch diese Ergänzung ist es eindeutig, dass sich die Angaben im Wartinger- schen Münzkatalog nur auf den acht fachen Dukaten mit der Inv.-Nr. 1944 in der Münzensammlung des Universal museums Joanneum beziehen können. Wolf Dietrich von Raitenau (1587–1612), achtfacher Dukat 1593, Inv.-Nr. 1944, Universalmuseum Joanneum, Münzkabinett, Joseph von Zahn (1831–1916), der Vorder- und Rückseite 1861 die Leitung des Archives sowie Fotos: UMJ/N. Milatović des Münz- und Antikenkabinetts am Joanneum übernahm, wählte für die Beschreibung der Münzen ein neues For- mat: Auf Karteikarten wurde ihr Standort festgehalten, finden sich die Benen- nung des Nominals, die Wiedergabe der Legende und Beschreibung des Bildes von Vorder- und Rückseite ebenso wie Angaben zum Metall, zum Gewicht, zur Eintragung im Wartingerschen Münzkatalog, Band „Östreich / Salzburg / Schlesien“, pag. 778 zu Größe und Erhaltung nebst Hinweisen einem achtfachen Dukaten des Wolf Dietrich von Raitenau aus dem Jahr 1593 auf Literatur und allenfalls die Herkunft Foto: UMJ/N. Milatović des Stückes.
Paris Graf Lodron (1619–1653), vierfacher Dukat 1628, Inv.-Nr. 1992, Universalmuseum Joanneum, Münzkabinett, Vorder- und Rückseite Foto: UMJ/N. Milatović Karteikarte des Zahnschen Zettelkatalogs aus Schuber 51 „Salzburg, 1601, f – 1700 – Schlesien“ Der Schatz von Scheifling mit den Eintragungen zum vierfachen Dukaten des Paris Graf Lodron aus dem Jahr 1628, Inv.-Nr. 1992, Universalmuseum Joanneum, Münzkabinett Foto: UMK/N. Milatović Am 9. September 1936 stieß man in darin, dass sein nicht mehr bestimm Scheifling, einer Marktgemeinde im barer Besitzer über weitreichende Geld- Bezirk Murau, bei Umbauarbeiten in der verbindungen verfügt haben wird. ehemaligen Taverne des Schlosses auf Die meisten Stücke stammen aus dem Der Zahnsche Zettelkatalog umfasst einen Leinensack, der hinter einem Tür- 16. Jahrhundert. Die Münzen mit dem 121 Schuber mit Tausenden Karteikarten sturz verborgen war. Im Sack befanden jüngsten Prägedatum sind zwei Dukaten und dokumentiert alle bis etwa 1910 sich über 400 Goldmünzen und goldene aus dem Jahr 1590. Es kann deshalb erworbenen numismatischen Objekte Ringe, Ketten und Gürtel. 118 dieser davon ausgegangen werden, dass der des Münz- und Antikenkabinetts des Münzen gelangten in die Münzensamm- Schatz bald nach 1590 verborgen wurde. Universalmuseums Joanneum. Die lung des Joanneums, die Schmuck Die Salzburger Goldmünzen des Scheif- Karteikarten zu den Salzburger Münzen objekte werden in der Kulturhistorischen linger Münzschatzes verteilen sich werden in zwei Haupt- und zwei Neben- Sammlung verwahrt. auf folgende Prägeherren: Während schubern verwahrt. Ein Merkmal des Scheiflinger Schatzes Leonhard von Keutschach (1495–1519) Die abgebildete Karteikarte beschreibt ist seine Internationalität, aber auch der mit zwei und Matthäus Lang von Wel- einen vierfachen Dukaten des Paris Graf Umstand, dass mit 24 Exemplaren Mün- lenburg (1519–1540) mit drei Prägungen Lodron aus dem Jahr 1628 und doku- zen des Erzstiftes Salzburg im Vergleich vertreten sind, steuern Ernst Herzog mentiert, dass die Münze vom Landes- mit den Erzeugnissen anderer Präge- von Bayern (1540–1554) und Michael ausschuss-Mitglied Moritz Ritter von stände überproportional vertreten sind. von Kuenburg (1554–1560) jeweils vier Schreiner (1824–1911) im Jahr 1891 dem Der Umstand, dass sich die Prägestätten Münzen bei. Mit elf Prägungen wurde Joanneum geschenkt wurde. der im Scheiflinger Schatz versammel- der Großteil der Salzburger Münzen ten Münzen von Polen über Frankreich, des Münzschatzes unter Johann Jakob Italien und Spanien bis nach Portugal Khuen von Belasi (1560–1586) herge- erstrecken, hat seinen Grund wohl auch stellt.
In den Standardwerken zur Salzburger Münzprägung der Neuzeit (M. Bernhart – K. Roll, Die Münzen und Medaillen des Erzstiftes Salzburg, 2 Bde., München o. J.; G. Probszt, Die Münzen Salzburgs, Publications de l’Association Interna tionale des Numismates Professionnels 1, Basel – Graz 1959; H. Zöttl, Salzburg – Münzen und Medaillen 1500–1810, 2 Bde., Salzburg 2008–2009) werden Goldgulden Leonhards von Keutschach aus den Jahren 1500, 1504, 1508, 1509, 1510 und 1513 genannt. Durch das Exemplar mit der Inv.-Nr. 1655 aus dem Schatz von Scheifling ist die Prägung von Goldgulden unter Leonhard von Keutschach auch für das Jahr 1512 belegt. Die Vorderseite der Münze, bei der es sich um ein Exemplar des Typs Ringlein nach Zöttl handelt, gleicht abgesehen von der Jahreszahl dem Goldgulden des Jahres 1510 mit der Umschrift LEONARDVS ARCHIEPI SALZ (Bernhart – Roll 55), während die Rückseite mit der Umschrift SANCTVS RV – DBC(sic!)RDVS EPS eine Variante von Bernhart – Roll 54, einem Goldgul- den des Jahres 1510 mit der Umschrift SANCTVS RV – DBERDVS EPS , darstellt. Leonhard von Keutschach (1495–1519), Goldgulden 1512, Inv.-Nr. 1655, Universalmuseum Joanneum, Münzkabinett, Vorder- und Rückseite Foto: UMJ/N. Milatović Münzen aus dem Schatz von Scheifling, verborgen nach 1590 Foto: UMJ/N. Lackner
Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung Das Gold der Erzbischöfe Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum Münzkabinett Universalmuseum Joanneum 29. April bis 31. Oktober 2021 Kuratoren Erich Erker, Daniel Modl, Karl Peitler Kooperationspartner und Leihgeber Bankhaus Spängler Ausstellungs- und Kataloggrafik Andrea Weishaupt Lektorat Jörg Eipper-Kaiser Ausstellungsaufbau Robert Bodlos und Team, Stefan Reichmann Kunst- und Kulturvermittlung Eva Maria Pomberer und Team Broschüre Texte Karl Peitler, Erich Erker Layout Karin Buol-Wischenau Graz 2021 Das Wappen der Familie Spängler am Wappenbrief von 1677, Archiv Bankhaus Spängler Foto: Bankhaus Spängler
Münzkabinett Schloss Eggenberg Universalmuseum Joanneum
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