Das Gold der Erzbischöfe - Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum - Universalmuseum Joanneum

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Das Gold der Erzbischöfe - Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum - Universalmuseum Joanneum
Münzkabinett                                                        Deutsch

Das Gold der
Erzbischöfe
Salzburger Münzen
aus dem Bankhaus
Spängler und dem
Münzkabinett des
Universalmuseums
Joanneum
29. April bis 31. Oktober 2021

Münzkabinett, Schloss Eggenberg, Eggenberger Allee 90, 8020 Graz
T +43–316/8017-9560, Dienstag bis Sonntag und Feiertag, 10 bis 17 Uhr
muenzkabinett@museum-joanneum.at, www.muenzkabinett.at
Das Gold der Erzbischöfe - Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum - Universalmuseum Joanneum
Einleitung
                                               Die Münzen der Salzburger
                                               Erzbischöfe
                                               Im Jahr 996 verleiht Kaiser Otto III. den
                                               Salzburger Erzbischöfen das Recht,
In der Ausstellung Das Gold der Erzbischöfe.   Münzen zu prägen. Bis zum Ende ihrer
                                               Herrschaft 1803 nutzen sie dieses Privi-
Salzburger Münzen aus dem Bankhaus             leg ausgiebig. Sie können auf große
Spängler und dem Münzkabinett des              Edel­metallvorkommen im eigenen
                                               Territorium zurückgreifen. Mitte des
Universalmuseums Joanneum gehen                16. Jahrhunderts fördern Salzburger
                                               Bergwerke rund 10 % der weltweiten
ausgesuchte Goldmünzen des Erzstifts           Goldproduktion. Auch Silber ist reichlich
                                               vorhanden.
Salzburg aus dem Münzkabinett des              Im Mittelalter entstehen in Salzburg fast
Universalmuseums Joanneum mit ihren            ausschließlich kleine Silbermünzen, die
                                               Pfennige. Vom 12. bis ins 14. Jahrhun-
prachtvollen Pendants aus der Sammlung des     dert sind die Pfennige aus der Salzburger
                                               Prägestätte Friesach wichtige Zah-
Bankhaus Spängler eine spannende Allianz       lungsmittel im Südosten des heutigen
                                               Österreich und am nördlichen Balkan. In
ein. Die kostbaren Ausstellungsobjekte sind    dieser Zeit erlangt Salzburg auch seine
faszinierende Denkmäler für alle Salzburger    Unabhängigkeit von Bayern. Es wird zum
                                               geistlichen Fürstentum, in dem Erzbi-
Landesherren von Erzbischof Leonhard von       schöfe regieren.
                                               1501 führt Erzbischof Leonhard von
Keutschach (1495–1519) bis Erzbischof          Keutschach ein mehrteiliges Geldsys-
                                               tem ein. Es umfasst verschieden große
Hieronymus Graf Colloredo (1772–1803).         Silbermünzen und zwei Währungsein-
                                               heiten aus Gold, den Goldgulden (rund       Leonhard von Keutschach (1495–1519),
                                               3,3 Gramm) und den Dukaten (rund 3,5        Goldgulden 1500
                                               Gramm). Während die kleineren Gold-         Av.: LEONARD9 ARCHIEPI SAL    , geviertes
                                               münzen als Zahlungsmittel dienen,           Stifts- und Familienwappen, darüber 1500
                                               werden die großen mehrfachen Duka-          Rv.: – SANCTVS – RVDBERD9 E , stehender
                                               ten von den Erzbischöfen als exklusive
                                                                                                                          
                                                                                           Heiliger, darunter Familienwappen
                                                                                           Bernhart – Roll 41, Variante mit zwei über­
                                               Geschenke vergeben. Zum Beispiel            einandergestellten Ringlein (Av.) und E (Rv.);
                                               notiert Erzbischof Sigismund 1767 die       Zöttl 15                               
                                               Übergabe eines zwölffachen Dukatens         3,31 g, 23 mm
                                               an den „klein Motzartl“. Viele Salzburger   Münzsammlung Bankhaus Spängler
                                               Münzen und Medaillen der Renaissance        Fotos: Bankhaus Spängler/D. Sonnenwald
                                               und des Barock sind besonders kunstvoll
                                               gestaltet. Durch Porträts, Wappen und
                                               Allegorien erzählen sie von den Fürsten,
                                               unter denen sie geprägt wurden.
Das Gold der Erzbischöfe - Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum - Universalmuseum Joanneum
Die Spängler – eine Salzburger
                                           Bürgerfamilie

                                           Die Spängler stammen aus Südtirol,
                                           wo sie im 17. Jahrhundert als Gastwirte
                                           und Handelsunternehmer tätig sind.
                                           Vom Tauferer Tal aus organisieren sie
                                           Warentransporte über die „Birnlücke“,
                                           einen 2.665 Meter hohen Tauernpass.
                                           Dabei wird vor allem Wein nach Norden
                                           ins Erzstift Salzburg gebracht und Salz
                                           nach Süden in Richtung Italien.
                                           Franz Anton Spängler (1705–1784) folgt
                                           den Beziehungen seiner Familie in die
                                           erzbischöfliche Residenzstadt Salz-
                                           burg. Er baut dort eine große Tuch- und
                                           Seidenhandlung auf und unterhält auch
                                           in Graz eine Niederlassung seines Han-
                                           delsunternehmens. Zwei Mal heiratet        Porträt des Franz Anton Spängler (1705–1784),     Porträt der Maria Theresia Spängler
                                           er vermögende Witwen. Für seine dritte     1756, unbekannter Künstler                        (1730–1780), 1756, unbekannter Künstler
                                           Hochzeit mit der deutlich jüngeren Maria   Foto: Bankhaus Spängler                           Foto: Bankhaus Spängler
                                           Theresia komponiert kein Geringerer
                                           als Leopold Mozart 12 Menuette. Franz
                                           Anton ist der erste Spängler, der nach-
                                           weislich seltene Münzen besitzt. Sein
                                           Sohn Franz Josef Christian (1758–1819)
                                           unterhält bereits eine systematische
                                           Münzsammlung.
                                           Die folgenden Generationen der Fami-
Leonhard von Keutschach (1495–1519),       lie Spängler sind engagierte Bürger
Dukat 1518                                 und erfolgreiche Unternehmer, liberale
Av.: LEONARD9 ARCHIEPI SAL, Stiftswappen   Revolutionäre und umsichtige Politiker,
                       
im Dreipass, darüber 1518                  Förderer der schönen Künste und eifrige
Rv.: SANCT9 RV – DBERD9 EPS, stehender
                                           Sammler. Carl Spängler (1825–1902),
Heiliger, darunter Familienwappen
Bernhart – Roll 33; Zöttl 35
                                           ein Urenkel Franz Antons, heiratet 1855
3,51 g, 22 mm                              in ein 1828 gegründetes Bankhaus ein,
Inv.-Nr. 1653, Universalmuseum Joanneum,   das seither seinen Namen trägt. Heute
Münzkabinett                               ist das Bankhaus Spängler in 7. Gene-
Fotos: UMJ/N. Milatović                    ration in Familienbesitz. Seit 2017 ist
                                           es auch in Graz vertreten. Mit seiner
                                           über 190-jährigen Geschichte ist es das
                                           älteste Bankhaus Österreichs. Seine        Die Vertreter der Aktionärsfamilien des Bankhaus Spängler, die heute im Aufsichtsrat und im
                                           Sammlung Salzburger Goldmünzen zählt       Bankbetrieb tätig sind: Markus Wiesmüller, Maria Wiesmüller, Theresa von Wackerbarth-Spängler,
                                           zu den bedeutendsten des Landes.           Heinrich Spängler, Franz Welt und Carl Philipp Spängler
                                                                                      Foto: Bankhaus Spängler
Das Gold der Erzbischöfe - Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum - Universalmuseum Joanneum
Die Ursprünge der Spängler-
Sammlung

Schon Franz Anton Spängler zeigt            Münzen aus ganz Europa in systema-
numismatisches Interesse. Er bezieht        tischer Ordnung. Seltsam ist, dass nur
eine der ersten Münzsammler-Zeitschrif-     ein Teil der Stücke Franz Josef Christian
ten, die „Auserlesenen und nützlichen       selbst gehört. Der Rest ist 17 anderen
Neuigkeiten für alle Münzliebhaber“.        Eigentümern zugeordnet. Warum das so
Zu besonderen Anlässen verschenkt er        ist, wissen wir nicht. Vielleicht wurden
gerne schöne Münzen und Medaillen.          die Münzen gegen eine Gebühr in der
Zum Beispiel erhält seine Frau Maria        Spängler’schen „Cassatruchen“ verwahrt.
Katharina zu Neujahr 1743 einen „fünf-      Die folgenden Generationen der Familie
zechenfachen Salzburger Ducaten“, was       Spängler bauen ihre Münzsammlung
Franz Anton in seinem Ausgabenbuch          stetig aus und bringen sie in das 1855
notiert. Bei seinem Tod hinterlässt er      erworbene Bankhaus ein. Unter Carl
eine kleine, aber feine Münzsammlung.       Spängler (1893–1971) richtet sich der
Diese findet sich, wie sein Verlassen-      Fokus auf Salzburger Goldmünzen.
schaftsinventar dokumentiert, in seinem     Seither bemüht sich sein Enkel und
Kleiderkasten und in der „Cassatruchen“.    Adoptivsohn KR Heinrich Spängler um
Franz Antons Sohn Franz Josef Chris-        den Ausbau und die Pflege der Samm-
tian Spängler (1758–1819) verfasst um       lung. Diese umfasst heute 676 Salzbur-
1800 ein Verzeichnis einer umfangrei-       ger Goldmünzen und -medaillen, 12 der
chen „Münzensammlung“. Darin sind           seltensten Salzburger Silbermünzen und
175 Salzburger Münzen und Medaillen         58 Schraubmedaillen zur Emigration der
angeführt. Darauf folgen rund 1.600 Ein-    Salzburger Protestanten in den Jahren
träge antiker römischer und neuzeitlicher   1731/32.

                                                                                                                                         Index des Münzsammlungsverzeichnisses
                                                                                        ←                                                von Franz Josef Christian Spängler, um 1800
                                                                                        Schmiedeeiserne Geldtruhe im Bankhaus            Foto: Bankhaus Spängler
                                                                                        Spängler, um 1700. Ihre Herkunft ist nicht
                                                                                        gesichert, aber möglicherweise handelt es sich
                                                                                        um Franz Anton Spänglers „Cassatruchen“.
                                                                                        Foto: Bankhaus Spängler

                                                                                        Franz Josef Christian Spängler (1758–1819),
                                                                                        Porträt eines unbekannten Künstlers, um 1790
                                                                                        Foto: Bankhaus Spängler
Das Gold der Erzbischöfe - Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum - Universalmuseum Joanneum
Höhepunkte aus der Spängler-                                                           Wappen
Sammlung
                                                                                       Wappen sind die persönlichen Marken-
In der Ausstellung Das Gold der Erz­                                                   zeichen der Salzburger Erzbischöfe.
bischöfe werden die Höhepunkte aus                                                     Sie sind auf Salzburger Münzen häufi-
der Sammlung des Bankhaus Spängler                                                     ger als Porträts. Dargestellt ist immer
nach den Themenbereichen „Porträts“,                                                   eine Kombination aus dem jeweiligen
„Wappen“, „Rupert und Virgil“ sowie                                                    Familienwappen und dem Salzburger
„Alle­gorien“ geordnet präsentiert. Im                                                 Landeswappen. Die Quasten neben dem
Folgenden werden jeweils eine Münze                                                    Wappenschild zeigen den geistlichen
aus diesen vier Bereichen und ihr Präge-                                               Rang des Landesfürsten an. Einem
herr vorgestellt.                                                                      Erzbischof stehen bis zu 20 Quasten zu,
                                                                                       einem Kardinal sogar 30.
Porträts
                                                                                       Guidobald Graf Thun-Hohenstein
Erstmals lässt Erzbischof Leonhard                                                     (1616–1668), der aus einem Südtiroler
von Keutschach 1513 sein Porträt auf                                                   Adels­geschlecht stammt, ist selten in
eine Salzburger Münze setzen. Auch                                                     Salzburg, weil er Kaiser Leopold I. am
sein Nachfolger Matthäus Lang wird                                                     Immerwährenden Reichstag in Regens-
auf Münzen und Medaillen als stolzer                                                   burg vertritt, und setzt dementspre-
Renaissancefürst präsentiert. Im Zeit-                                                 chend wenig innenpolitische Akzente.
alter des Barock begegnen wir reprä-                                                   Er liebt Feste, lässt den Domneubau­
sentativen Herrscherdarstellungen mit                                                  vollenden und den kunstvollen
üppigen Allongeperücken. Auf kleinen                                                   Residenz­brunnen errichten. Zudem
Verkehrsmünzen bleiben Porträts jedoch                                                 sichert er den Salzburger Erzbischöfen
bis ins 18. Jahrhundert selten.                                                        den Ehrentitel Primas Germaniae, der
                                                                                       sie fortan als ranghöchste deutsche
Der gebildete und ehrgeizige Augsbur-                                                  Kirchenfürsten kennzeichnet.
ger Patriziersohn Matthäus Lang (um
1468–1540) gelangt als Sekretär Kaiser     Matthäus Lang von Wellenburg (1519–1540),                                             Guidobald Graf Thun-Hohenstein
                                           Achtfacher Dukat 1522                                                                 (1654–1668), zehnfacher Dukat 1654,
Maximilians I. zu großem Einfluss.                                     – S·SALZB9 –
                                           Av.: MATHEVS·CARD – A EP                                                              auf die Vollendung der Domfassade
Seine bemerkenswerte Karriere gipfelt           –         --
                                           AC·EPS·GVRCEN, Schrift von drei                                                       Av.: ≈ ≈GVIDOBALDVS D G ARCHI EPS
in der Kardinalswürde und der Wahl         Wappenschildchen unterbrochen, Brustbild                                              SALISBVRG SED AP LEG , sechsfeldiges
zum Erzbischof von Salzburg im Jahr        nach links, im Feld M·D· – ·X·X·I·I·                                                  Wappen mit Mittelschild unter Legatenhut,
1519. Als Landesherr muss er gegen         Rv.: MATHEVS·M·D·CARD·ARCHIEPS·                                                       oben im Feld 16 – 54
den Protestantismus, freiheitsliebende     SALZB·AP·SE·LEG, geviertes Stifts- und                                                Rv.:    SS RVDBERTVS ET VIRGILIVS PATRONI
Bürger sowie aufständische Knappen         Familienwappen unter Kardinalshut                                                     SALISBVRGENSES , Fassade der Domkirche,
                                           Bernhart – Roll 580; Zöttl 140                                                        getragen von den zwei Heiligen
und Bauern ankämpfen. Er reformiert
                                           28,09 g, 38 mm                                                                        Bernhart – Roll 2954; Zöttl 1743
Verwaltung und Gesetze und ordnet das      Münzsammlung Bankhaus Spängler                                                        34,88 g, 46 mm
Verhältnis zu den Nachbarländern. In der   Fotos: Bankhaus Spängler/D. Sonnenwald                                                Münzsammlung Bankhaus Spängler
Bevölkerung bleibt er bis zu seinem Tode                                                                                         Fotos: Bankhaus Spängler/D. Sonnenwald
unbeliebt.
Das Gold der Erzbischöfe - Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum - Universalmuseum Joanneum
Rupert und Virgil                                                                         Allegorien

Rupert und Virgil sind die beiden Salz-                                                   Eine Allegorie ist eine symbolische Dar-
burger Landesheiligen. Rupert erkennt                                                     stellung eines Sachverhalts. Zum Bei-
man an seinem Salzfass, Virgil am                                                         spiel symbolisiert der Turm auf Münze­n
Modell des Salzburger Domes. Rupert                                                       Erzbischof Wolf Dietrichs dessen Stand-
ist – neben den Wappen – das häufigste                                                    haftigkeit. Ein Pferd, das von einer gött-
Motiv auf Salzburger Münzen. Seine                                                        lichen Hand geführt wird, steht dagegen
Darstellung dient als spirituelle Legiti-                                                 für Erzbischof Franz Antons Regierungs-
mation, Erkennungsmerkmal und Garant                                                      grundsatz „nicht zu locker und nicht zu
für die Güte des Geldes. Gezeigt wird er                                                  streng“. Auf der Wissenschaftsmedaille
stehend oder sitzend, manchmal auch                                                       Erzbischof Sigismunds III. findet sich
zusammen mit Virgil.                                                                      eine Eule als Symbol der Weisheit.

Der aus der Bodensee-Gegend stam-                                                         Sigismund III. Graf Schrattenbach
mende Wolf Dietrich von Raitenau                                                          (1698–1771), der Spross eines stei-
(1559–1617) wird mit 28 Jahren zum                                                        risch-mährischen Geschlechts, gilt als
Erzbischof gewählt. Als absolutistischer                                                  gutmütig, fromm und sittenstreng. Er
Landesherr beginnt er nach römischem                                                      legt mehr Wert auf geistliche als auf
Vorbild die Stadt Salzburg in eine präch-                                                 weltliche Dinge. Nach außen orientiert
tige frühbarocke Residenzstadt umzu-                                                      er seine Politik am Hause Habsburg,
gestalten. Er fördert die Gegenreforma-                                                   im Inneren hat er mit wirtschaftlichen
tion und modernisiert die Verwaltung.                                                     Problemen zu kämpfen. Er lässt das
Seiner Liebe zur schönen Bürgerstochter                                                   Sigmunds­tor durch den Mönchsberg
Salome Alt entspringen 15 Kinder. Ein                                                     treiben – eine großartige technische
Konflikt mit dem Bayernherzog zwingt                                                      Leistung –, reglementiert die öffentliche
ihn schließlich zur Abdankung. Den Rest                                                   Ordnung genau und fördert die Künste
seines Daseins fristet er als Gefangener                                                  und Künstler, wie etwa die Familie
auf der Festung Hohensalzburg.                                                            Mozart.
                                            Wolf Dietrich von Raitenau (1587–1612),                                                    Sigismund III. Graf Schrattenbach (1753–1771),
                                            vierzehnfacher Dukat 1590, „Turmgepräge“                                                   zwanzigfacher Dukat o. J., auf die Verdienste
                                            Av.: WOLF:TEODORIC:ARCHIEP:SALISBVR:                                                       um die Wissenschaft
                                            SED:AP:LEG, zwischen den beiden einander                                                   Av.: SIGISMUNDUS·D·G·A· &
                                            gegenübersitzenden Heiligen ein ovales                                                     PR·SAL·S·A·L·NAT·GER·PRIMAS, Brustbild nach
                                            vierfeldiges Wappen unter Legatenhut                                                       rechts, darunter F·M·K·
                                            Rv.: IN DOMINO SPERANS NON                                                                 Rv.: SCIENTIARUM INCREMENTO, Füllhorn
                                            INFIRMABOR:1590, vier die Winde personi­fi­                                                und Eule auf Altar, an den Schild und Speer
                                            zierende Köpfe blasen den Wind gegen einen                                                 gelehnt sind
                                            von Wogen umtosten Turm                                                                    Bernhart – Roll 4164; Zöttl 2881
                                            Bernhart – Roll 1532; Zöttl 813                                                            69,85 g, 46 mm
                                            48,85 g, 44 mm                                                                             Stempelschneider: Franz Matzenkopf I. und /
                                            Münzsammlung Bankhaus Spängler                                                             oder Franz Matzenkopf II.
                                            Fotos: Bankhaus Spängler/D. Sonnenwald                                                     Münzsammlung Bankhaus Spängler
                                                                                                                                       Fotos: Bankhaus Spängler/D. Sonnenwald
Das Gold der Erzbischöfe - Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum - Universalmuseum Joanneum
Goldmünzen des Erzbistums                         Teilbände gegliederte handschriftliche        „SANCTVS.RVDBERTVS.EPS.SALISBV:
Salzburg im Münzkabinett des                      Kompendium geht auf Josef Wartinge­r          der Heilige sitzend im bischöflichen
Universalmuseums Joanneum                         (1773–1861) zurück, der das Archiv            Ornate, in der Rechten den Salzkübel in
                                                  sowie das Münzen- und Antiken­kabinett        der Linken den Krummstab, vor ihm von
Im Münzkabinett des Universal­museums             des Joanneums von 1817 bis 1850 lei­          unten bis über die Kniee heraufreichend
Joanneum werden 74 Salzburger                     tete. Der Teilband „Östreich / Salzburg /     ein ovaler Schild, in dessen oberm Theile
Goldmünzen verwahrt, von denen viele              Schlesien“ bietet die Eintragungen zu         das salzburgische, in dem gevierten
bereits im 19. Jahrhundert in die Samm-           den Salzburger Münzen, die seit der           untern Theile das Familienwappen mit
lung gelangten. Bei den Recherchen                Gründung des Museums im Jahr 1811             einem Mittelschilde ist.
zur Klärung ihrer Herkunft wurden zwei            bis 1859 in die Münzensammlung                IMMOTA.RESISTIT. +M.D.XCIII.+ In
archivalische Quellen herangezogen:               gelangte­n.                                   der Mitte von Wellen ein Thurm, auf
der Wartingersche Münzkatalog und der                                                           welchen zwei Aeolsköpfe von Wolken
Zahnsche Zettelkatalog.                           Unter „Wolfgangus Theodericus von             umgeben, rechts, und zwei links blasen;
Der Wartingersche Münzkatalog war                 Reitenau / 1587–1612, +1617“ findet           oben kommen aus Wolken Strahlen mit
ursprünglich ein Bogenkatalog, der vor            sich im Wartingerschen Münzkatalog auf        Kügelchen, wenn es nicht Regen mit
1860 gebunden wurde. Das in mehrere               Seite 778 folgende Eintragung:                Schlossen ist, hervor.“

                                                                                                Diese Beschreibung, die mit dem heute
                                                                                                nicht mehr gebräuchlichen Ausdruck
                                                                                                „Schlossen“ für „Hagelkörner“ aufwartet,
                                                                                                wurde mit dem Vermerk ergänzt, dass
                                                                                                es sich bei der Münze um einen „Gold-
                                                                                                Thaler“ im Gewicht von 1 1/2 Loth,
                                                                                                30 Grän handelt.
                                                                                                Durch diese Ergänzung ist es eindeutig,
                                                                                                dass sich die Angaben im Wartinger-
                                                                                                schen Münzkatalog nur auf den acht­
                                                                                                fachen Dukaten mit der Inv.-Nr. 1944 in
                                                                                                der Münzensammlung des Universal­
                                                                                                museums Joanneum beziehen können.           Wolf Dietrich von Raitenau (1587–1612),
                                                                                                                                            achtfacher Dukat 1593, Inv.-Nr. 1944,
                                                                                                                                            Universalmuseum Joanneum, Münzkabinett,
                                                                                                Joseph von Zahn (1831–1916), der            Vorder- und Rückseite
                                                                                                1861 die Leitung des Archives sowie         Fotos: UMJ/N. Milatović
                                                                                                des Münz- und Antikenkabinetts am
                                                                                                Joanneum übernahm, wählte für die
                                                                                                Beschreibung der Münzen ein neues For-
                                                                                                mat: Auf Karteikarten wurde ihr Standort
                                                                                                festgehalten, finden sich die Benen-
                                                                                                nung des Nominals, die Wiedergabe der
                                                                                                Legende und Beschreibung des Bildes
                                                                                                von Vorder- und Rückseite ebenso wie
                                                                                                Angaben zum Metall, zum Gewicht, zur
Eintragung im Wartingerschen Münzkatalog, Band „Östreich / Salzburg / Schlesien“, pag. 778 zu   Größe und Erhaltung nebst Hinweisen
einem achtfachen Dukaten des Wolf Dietrich von Raitenau aus dem Jahr 1593                       auf Literatur und allenfalls die Herkunft
Foto: UMJ/N. Milatović                                                                          des Stückes.
Das Gold der Erzbischöfe - Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum - Universalmuseum Joanneum
Paris Graf Lodron (1619–1653), vierfacher Dukat 1628, Inv.-Nr. 1992, Universalmuseum Joanneum,
                                                                                                 Münzkabinett, Vorder- und Rückseite
                                                                                                 Foto: UMJ/N. Milatović

Karteikarte des Zahnschen Zettelkatalogs aus Schuber 51 „Salzburg, 1601, f – 1700 – Schlesien“   Der Schatz von Scheifling
mit den Eintragungen zum vierfachen Dukaten des Paris Graf Lodron aus dem Jahr 1628,
Inv.-Nr. 1992, Universalmuseum Joanneum, Münzkabinett
Foto: UMK/N. Milatović
                                                                                                 Am 9. September 1936 stieß man in                 darin, dass sein nicht mehr bestimm­
                                                                                                 Scheifling, einer Marktgemeinde im                barer Besitzer über weitreichende Geld-
                                                                                                 Bezirk Murau, bei Umbauarbeiten in der            verbindungen verfügt haben wird.
                                                                                                 ehemaligen Taverne des Schlosses auf              Die meisten Stücke stammen aus dem
Der Zahnsche Zettelkatalog umfasst                                                               einen Leinensack, der hinter einem Tür-           16. Jahrhundert. Die Münzen mit dem
121 Schuber mit Tausenden Karteikarten                                                           sturz verborgen war. Im Sack befanden             jüngsten Prägedatum sind zwei Dukaten
und dokumentiert alle bis etwa 1910                                                              sich über 400 Goldmünzen und goldene              aus dem Jahr 1590. Es kann deshalb
erworbenen numismatischen Objekte                                                                Ringe, Ketten und Gürtel. 118 dieser              davon ausgegangen werden, dass der
des Münz- und Antikenkabinetts des                                                               Münzen gelangten in die Münzensamm-               Schatz bald nach 1590 verborgen wurde.
Universalmuseums Joanneum. Die                                                                   lung des Joanneums, die Schmuck­                  Die Salzburger Goldmünzen des Scheif-
Karteikarten zu den Salzburger Münzen                                                            objekte werden in der Kulturhistorischen          linger Münzschatzes verteilen sich
werden in zwei Haupt- und zwei Neben-                                                            Sammlung verwahrt.                                auf folgende Prägeherren: Während
schubern verwahrt.                                                                               Ein Merkmal des Scheiflinger Schatzes             Leonhar­d von Keutschach (1495–1519)
Die abgebildete Karteikarte beschreibt                                                           ist seine Internationalität, aber auch der        mit zwei und Matthäus Lang von Wel-
einen vierfachen Dukaten des Paris Graf                                                          Umstand, dass mit 24 Exemplaren Mün-              lenburg (1519–1540) mit drei Prägungen
Lodron aus dem Jahr 1628 und doku-                                                               zen des Erzstiftes Salzburg im Vergleich          vertreten sind, steuern Ernst Herzog
mentiert, dass die Münze vom Landes-                                                             mit den Erzeugnissen anderer Präge-               von Bayern (1540–1554) und Michael
ausschuss-Mitglied Moritz Ritter von                                                             stände überproportional vertreten sind.           von Kuenburg (1554–1560) jeweils vier
Schreiner (1824–1911) im Jahr 1891 dem                                                           Der Umstand, dass sich die Prägestätten           Münzen bei. Mit elf Prägungen wurde
Joanneum geschenkt wurde.                                                                        der im Scheiflinger Schatz versammel-             der Großteil der Salzburger Münzen
                                                                                                 ten Münzen von Polen über Frankreich,             des Münzschatzes unter Johann Jakob
                                                                                                 Italien und Spanien bis nach Portugal             Khuen von Belasi (1560–1586) herge-
                                                                                                 erstrecken, hat seinen Grund wohl auch            stellt.
Das Gold der Erzbischöfe - Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum - Universalmuseum Joanneum
In den Standardwerken zur Salzburger
                                                            Münzprägung der Neuzeit (M. Bernhart
                                                            – K. Roll, Die Münzen und Medaillen des
                                                            Erzstiftes Salzburg, 2 Bde., München
                                                            o. J.; G. Probszt, Die Münzen Salzburgs,
                                                            Publications de l’Association Inter­­­­­na­
                                                            tionale des Numismates Professionnels
                                                            1, Basel – Graz 1959; H. Zöttl, Salzburg
                                                            – Münzen und Medaillen 1500–1810,
                                                            2 Bde., Salzburg 2008–2009) werden
                                                            Goldgulden Leonhards von Keutschach
                                                            aus den Jahren 1500, 1504, 1508,
                                                            1509, 1510 und 1513 genannt. Durch
                                                            das Exemplar mit der Inv.-Nr. 1655
                                                            aus dem Schatz von Scheifling ist die
                                                            Prägung von Goldgulden unter Leonhard
                                                            von Keutschach auch für das Jahr 1512
                                                            belegt. Die Vorderseite der Münze, bei
                                                            der es sich um ein Exemplar des Typs
                                                            Ringlein nach Zöttl handelt, gleicht
                                                            abgesehen von der Jahreszahl dem
                                                            Goldgulden des Jahres 1510 mit der
                                                            Umschrift LEONARDVS ARCHIEPI
                                                            SALZ (Bernhart – Roll 55), während die
                                                            Rückseite mit der Umschrift SANCTVS
                                                            RV – DBC(sic!)RDVS EPS eine   Variante
                                                                                      
                                                            von Bernhart – Roll 54, einem Goldgul-
                                                            den des Jahres 1510 mit der Umschrift
                                                              SANCTVS RV – DBERDVS EPS ,
                                                            
                                                            darstellt.                                  Leonhard von Keutschach (1495–1519),
                                                                                                          Goldgulden 1512, Inv.-Nr. 1655,
                                                                                                          Universalmuseum Joanneum, Münzkabinett,
                                                                                                          Vorder- und Rückseite
                                                                                                          Foto: UMJ/N. Milatović

Münzen aus dem Schatz von Scheifling, verborgen nach 1590
Foto: UMJ/N. Lackner
Das Gold der Erzbischöfe - Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler und dem Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum - Universalmuseum Joanneum
Diese Publikation erscheint anlässlich
                                                                                    der Ausstellung

                                                                                    Das Gold der Erzbischöfe
                                                                                    Salzburger Münzen aus dem Bankhaus Spängler
                                                                                    und dem Münzkabinett des Universalmuseums
                                                                                    Joanneum

                                                                                    Münzkabinett
                                                                                    Universalmuseum Joanneum
                                                                                    29. April bis 31. Oktober 2021

                                                                                    Kuratoren
                                                                                    Erich Erker, Daniel Modl, Karl Peitler

                                                                                    Kooperationspartner und Leihgeber
                                                                                    Bankhaus Spängler

                                                                                    Ausstellungs- und Kataloggrafik
                                                                                    Andrea Weishaupt

                                                                                    Lektorat
                                                                                    Jörg Eipper-Kaiser

                                                                                    Ausstellungsaufbau
                                                                                    Robert Bodlos und Team, Stefan Reichmann

                                                                                    Kunst- und Kulturvermittlung
                                                                                    Eva Maria Pomberer und Team

                                                                                    Broschüre

                                                                                    Texte
                                                                                    Karl Peitler, Erich Erker

                                                                                    Layout
                                                                                    Karin Buol-Wischenau

                                                                                    Graz 2021

Das Wappen der Familie Spängler am Wappenbrief von 1677, Archiv Bankhaus Spängler
Foto: Bankhaus Spängler
Münzkabinett
Schloss Eggenberg
Universalmuseum
Joanneum
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