Das Interkulturelle Promotor*innen-Programm - So bringen wir mehr Vielfalt und Begegnung ins Eine-Welt-Engagement - Eine Welt ...
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Das Interkulturelle Promotor*innen-Programm So bringen wir mehr Vielfalt und Begegnung ins Eine-Welt-Engagement
Impressum Redaktion: Isabel Empacher Texte: Tina Adomako, Yammen Al Shumali, Bunmi Bolaji, Marcos Antonio Da Costa Melo, Isabel Empacher, Dorsa Billstein, Serge Palasie, Muna Sukhni, Felin Twagirashyaka Bildnachweise: Johanna Al Shumali: 8; Yammen Al Shumali: 18; Art at WORK: 40; BMZ: 24; Bunmi Bolaji: 8; DARF e.V.: 11, 21, 23, 40; Eine Welt Netz NRW e.V.: 17, 36, 37, 38, 40; FUgE Hamm e.V.: 8, 29; Andreas Grasser: 35; Markus Heißler: 22; IBZ Bielefeld e.V.: 34; InHaus e.V.: 26; Iriba-Brunnen e.V.: 4, 5, 13, 15; Hossam Katan: 20; Migrafrica e.V.: Titelseite, 6; Dorsa Billstein: 8; Serge Palasie: 32, 33; Raum der Kulturen Neuss e.V.: 30; Angela Schmitz: 27, 40; Muna Sukhni: 8; Felin Twagirashyaka: 8; Welthaus Minden: 19 Gestaltung: LFS Münster – Praxis für Kommunikation und Gestaltung AGD Druck: Die Umweltdruckerei, 100 % Recyclingpapier, klimaneutral produziert und versendet Herbst 2020 2 Das Interkulturelle Promotor*innen-Programm wird gefördert durch den
Inhalt ■ Einleitung ................................................................................................................................................................ 4 ■ Was ist das Interkulturelle Promotor*innen-Programm? ......................................................................... 5 ■ Wirkungen und Erfolge des Interkulturellen Promotor*innen-Programms – Die Evaluierung ..................................................................................................................................................... 10 ■ Netzwerken für eine interkulturelle Öffnung / Dr. Felin Twagirashyaka............................................. 15 ■ Ich kann mit Rassismus nicht atmen / Yammen Al Shumali ..................................................................... 18 ■ Begeisterung und Engagement für die SDG / Bunmi Bolaji ..................................................................... 21 ■ Expertise von migrantischen Organisationen sichtbar machen / Dorsa Billstein ............................. 24 ■ Sensibilisierung für Fluchtursachen in einer solidarischen Gesellschaft / Marcos Antonio Da Costa Melo ........................................................................................... 27 ■ Geflüchtete Frauen – Mittlerinnen und Multiplikatorinnen / Muna Sukhni ....................................... 31 ■ Unverzichtbare Perspektiven, Expertise und Zugänge / Serge Palasie................................................ 33 ■ Nachwort: Interkulturelle Öffnung / Tina Adomako ................................................................................. 36 ■ Kontakt und Informationen .............................................................................................................................. 40 3
EINLEITUNG Drei Jahre Interkulturelles Promotor*innen- Programm Anerkennung für die interkulturelle Arbeit: Simone Wendland (MdL) und Serap Güler (NRW- Staatssekretärin für Integration) im Mai 2018 zu Besuch bei der Trägerorganisation „Iriba-Brunnen“. Migrantinnen und Migranten Drei Jahre Interkulturelles Promotor*in- Ziele des Programms, welche Erfahrungen können mit ihren Kenntnis- nen-Programm, die Pilotphase wurde wurden in den letzten drei Jahren gemacht sen und Perspektiven wichtige 2020 erfolgreich beendet – ein guter und welche Erfolge und Wirkungen zeich- Impulse für die Entwicklungszu- Zeitpunkt, um ein Fazit zu ziehen. In Zah- nen sich nun immer deutlicher ab? sammenarbeit des Landes Nord- len: Über 200 Veranstaltungen haben die rhein-Westfalen geben. […] Interkulturellen Promotor*innen realisiert Die Vielzahl an Themen, die durch die Arbeit Die Kompetenzen und Kenntnis- und erreichten insgesamt um die 10.000 der Interkulturellen Promotor*innen abge- se von zugewanderten Menschen Menschen. Durchschnittlich wurden pro deckt wird, ist beachtlich und die Aktivitä- will die Landesregierung deshalb Promotor*in fünf Beratungsgespräche pro ten, die in den letzten drei Jahren stattge- 4 künftig noch besser für die ent- Monat geführt, in den letzten drei Jahren funden haben, können hier nicht annähernd wicklungspolitische Informations- also ca. 1080. Das Programm wird getra- umfassend dargestellt werden. Deshalb und Bildungsarbeit in gen von sechs engagierten Interkulturellen beschränken sich die Berichte der Interkul- Nordrhein-Westfalen nutzen. Promotor*innen, die in dieser Zeit viel turellen Promotor*innen in dieser Broschüre Entwicklungspolitische Schwerpunkte erreicht und bewegt haben. Was sind die auf einige Beispiele aus ihrer Arbeit. ■ des Landes Nordrhein-Westfalen
Was ist das Interkulturelle Promotor*innen-Programm? Bundesweit stärken liche Teilhabe von Menschen mit und bereits mehr als 140 ohne Flucht- und Migrationsgeschichte Promotor*innen und trägt mit einer differenzierten Dar- mit ihrer Arbeit das stellung der komplexen Thematik „Flucht zivilgesellschaftliche und Migration“ zu einer demokratischen, Engagement für eine gleichberechtigten Gesellschaft bei. Die sozial gerechte und Interkulturellen Promotor*innen unter- global nachhaltige stützen das entwicklungspolitische En- Entwicklung. Seit Juli gagement von Menschen mit Flucht- oder 2017 wird das Pro- Migrationsgeschichte in ihrer Region. Sie motoren-Programm in vernetzen bestehende Eine-Welt-Initiati- Nordrhein-Westfalen ven, Kommunen und migrantische Orga- durch eine interkultu- nisationen, damit diese gemeinsam das relle Komponente und zivile Engagement zu Flucht, Migration sechs Promotor*innen und Entwicklung in ihrer Region fördern. verstärkt, dank einer Die Interkulturellen Promotor*innen Förderung durch die qualifizieren migrantische Organisati- 5 Landesregierung NRW. Das Interkulturel- onen in der entwicklungspolitischen le Promotor*innen-Programm stärkt die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Sie entwicklungspolitische und gesellschaft- tragen die globalen Hintergründe von
Migrantische Organisationen diskutieren über mehr Teilhabemöglichkeiten in der entwicklungspolitischen Arbeit: Vernetzung untereinander ist dabei ein wichtiger Faktor. Empowerment Day im Regierungsbezirk Köln Flucht und Migration in die Öffentlichkeit, Die Relevanz von entwicklungspolitischen Perspektiven und globale Bezüge in deren wirken Rassismus und Rechtsruck entge- Themen wurde durch die Entwicklungs- Umsetzung zu integrieren und vor allem gen, machen die Expertise migrantischer ziele der Vereinten Nationen in der Agen- unterschiedliche Sichtweisen, Perspek- Akteur*innen sichtbar und zeigen so neue da 2030 (Sustainable Development Goals, tiven sowie biografische und kulturelle 6 Perspektiven auf. Durch das Programm SDG) politisch gestärkt. Die SDG sind ein Erfahrungen von Geflüchteten und sollen geflüchtete Menschen, Migrant*in- wichtiger Bezugsrahmen des Programms. Migrant*innen in die gesellschaftlichen nen und ihre Organisationen mehr als Dabei sehen wir das Interkulturelle Pro- Debatten um diese Themen einfließen zu bisher aktiv in das bürgerschaftliche Eine- motor*innen-Programm als wichtiges lassen. Welt-Engagement einbezogen werden. Instrument, um entwicklungspolitische
In Zeiten der Corona-Krise verschärft Das Projekt verfolgt zwei zentrale Ziele: lich Hilfebedürftige – zu differenzieren. sich die Kluft zwischen Privilegierten und Die Expertise und das Wissen der migran- sozial Benachteiligten weiter. Menschen, 1. Durch die stärkere interkulturelle tischen Communities werden sichtba- die bisher wenig Teilhabechancen hatten, Öffnung der entwicklungspolitischen rer gemacht, was zu einer verstärkten drohen noch weiter abgehängt zu werden, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit wer- und systematisierten Zusammenarbeit in Bezug auf finanzielle und soziale Aspek- den die globalen Hintergründe von Flucht zwischen In- und Auslandsarbeit führt. te sowie auch auf den Zugang zu neuen und Migration stärker, authentischer und Kommunikationsmöglichkeiten (Stichwort wirkungsvoller thematisiert. Dies trägt zu Digitalisierung). Zu diesen Benachtei- mehr Verständnis für die globalen Zusam- ligten gehören oftmals Geflüchtete und menhänge in der breiten Bevölkerung bei Menschen mit Migrationsgeschichte. Die und motiviert mehr Menschen zu Engage- Interkulturellen Promotor*innen ermög- ment. lichen mit ihren Angeboten Teilhabe und Inklusion und wirken damit gegen diesen 2. Die Einbeziehung von Geflüchteten Trend. Sie tragen dazu bei, eine Haltung und Eingewanderten in die Eine-Welt-Ar- globaler Solidarität in der migrantischen beit vor Ort stärkt deren gesellschaftliche Community und in der Mehrheitsgesell- Teilhabe. Geflüchtete und Eingewanderte schaft zu stärken und initiieren und unter- treten öffentlich als wirkmächtige Akteure 7 stützen solidarische Aktionen und „Co- und gesellschaftlich Engagierte auf, was rona-Partnerschaften“ zwischen hiesigen öffentlichkeitswirksame Beiträge dazu MSO/NGO und Partnerorganisationen in liefert, das Bild von Geflüchteten und Ländern des Südens. Eingewanderten – nämlich als ausschließ-
Wer sind die Interkulturellen Promotor*innen? Regierungsbezirk Köln: Dorsa Billstein Migrafrica e.V., Köln Regierungsbezirk Münster: Ruhrgebiet: Dr. Felin Twagirashyaka Bunmi Bolaji Regierungsbezirk Düsseldorf: Regierungsbezirk Arnsberg: Iriba-Brunnen e.V., Münster Deutsch-Afrika Ruhrforum Muna Sukhni Marcos Antonio Da Costa Melo e.V., Bochum Raum der Kulturen Neuss e.V., Forum für Umwelt und gerechte Neuss Entwicklung e.V., Hamm 8 Regierungsbezirk Detmold: Yammen Al Shumali Internationales Begegnungszentrum Friedenshaus e.V., Bielefeld
Zielgruppen und Aktivitäten ■ Migrant*innen und Geflüchtete Die Interkulturellen Promotor*innen mit anderen Akteur*innen aus der arbeiten mit diesen Zielgruppen an Pro- Eine-Welt-Arbeit, von migrantischen ■ Migrantische Organisationen jekten, Anlässen und Strukturen für ein Organisationen, aus Wirtschaft, Politik ■ Akteur*innen der Eine-Welt-Arbeit gemeinsames Eine-Welt-Engagement und Verwaltung und anderen zivilgesell- von einheimischen und geflüchteten bzw. schaftlichen Akteur*innen um Anlässe ■ Interessierte Bürger*innen und breite eingewanderten Menschen in ihrer alten zur Entwicklung neuer Kooperationen zu Öffentlichkeit, vor allem sozial Benach- oder neuen Heimat Nordrhein-Westfalen. schaffen. teiligte und junge Menschen Sie beraten und qualifizieren migran- ■ Zivilgesellschaftliche Verbände, tische und nicht migrantische Organi- Kirchen, Haupt- und Ehrenamtliche sationen und Einzelpersonen rund um aus der Flüchtlingsarbeit entwicklungspolitisches Engagement, unterstützen und vernetzen Partner- ■ Akteur*innen aus Politik und schaften zwischen In- und Ausland und Verwaltung Diaspora-Organisationen, organisieren öffentliche Bildungs- und Informations- ■ Schulische und außerschulische veranstaltungen und vernetzen sich Bildungseinrichtungen 9
Wirkungen und Erfolge des Interkulturellen Promotor*innen-Programms – Die Evaluierung Die Verbindung der Eine- Welt-Arbeit Das Interkulturelle Promotor*innen-Pro- in vielen Bereichen übertroffen hat. Der und Integrationsarbeit ist in ihrem gramm wurde seit Projektbeginn von Ansatz, migrantische Akteur*innen und Ansatz ein einzigartiges finep – Forum für internationale Ent- Geflüchtete und MSO stärker als bisher Programm. […] Der da- wicklung und Planung – begleitend eva- mit der Eine-Welt-Arbeit zu verknüpfen durch geschaffene Mehr- luiert. Schon das Evaluierungsergebnis und somit die Potentiale der Zusammen- wert für die beteiligten des ersten Jahres stellte fest, dass das arbeit freizusetzen, hat sich als tragfähig Akteur*innen kann derzeit Programm auf einem guten Weg sei. Die und fruchtbar erwiesen (Bericht der nicht durch andere beste- positiven Wirkungen haben sich in den begleitenden Evaluierung 01.04.2019 bis hende Angebote abgedeckt folgenden Jahren kontinuierlich ver- 30.03.2020, Seite 4). werden. Hier wurde Wissen stärkt, so dass die Evaluation des dritten und Erfahrung gesammelt, und letzten Jahres des Modellprojekts die anderen Bundesländern resümieren kann, dass das Programm als Vorbild für eine Skalie- seine ambitionierten Ziele erreicht und rung des Projekts dienen 10 können. Bericht, Seite 31
Neue Zielgruppen werden erreicht Die Evaluation bestätigt, dass die Inter- sönliche Ansprache der Interkulturellen Hintergrund haben die Interkulturellen kulturellen Promotor*innen einen Zugang Promotor*innen wichtige Faktoren, um Promotor*innen eine Vorbildfunktion und zu neuen Zielgruppen schaffen, den die Gruppe der Geflüchteten überhaupt bieten ein Identifikationspotential, das klassische Eine-Welt-Akteur*innen in der zur Teilnahme an den Angeboten und Geflüchtete und Menschen mit Migrati- Regel nicht haben (Bericht, Seite 4). Dabei Veranstaltungen zu Eine-Welt-Themen onsgeschichte anspricht. sind der persönliche Kontakt und die per- zu motivieren. Durch den „gemeinsamen“ Geflüchtete und Migrant*innen als Expert*innen Diese können sich aktiv und mit ihrer speziellen Expertise in das bürgerschaft- Studierende aus der ganzen Welt liche Leben in Deutschland einbringen kamen nach Bochum um sich dort und erhalten so auch mehr Anerkennung mit den Weltentwicklungszielen auseinanderzusetzen – sie nehmen für ihre Kompetenzen (Bericht, Seite 4). 11 nun ihr neu gewonnenes Wissen in Als ein Beleg sei hier ein Beispiel aus der ihre Heimatländer mit und werden zu Befragung der Interkulturellen Promo- Multiplikator*innen der SDG. Region Ruhrgebiet
Die in diesem Bericht tor*innen selbst genannt: migrantische Die Evaluation weist noch einmal darauf beschriebenen Erfolge Expert*innen, die als Referent*innen und hin, dass eine Wechselwirkung zwischen und Wirkungen des Lehrende bei Veranstaltungen des Inter- positivem Eigenerleben der Migrant*in- Interkulturellen kulturellen Promotorenprogramms aktiv nen selbst und dem Erleben der Mehr- Promotor*innen- waren, wurden befragt, ob ihre Expertise heitsgesellschaft im Kontext entsteht, Programms führen alle durch das Programm stärker wahrgenom- wenn Menschen mit Migrationshinter- befragten Schlüsselpersonen men wird. Dem stimmten 100 % zu (bei 19 grund neue Chancen gesellschaftlicher einhellig auf das sehr hohe Befragten von Juli bis Dezember 2019). Teilhabe finden. Dies kann sich positiv auf Engagement der Interkulturellen das gesellschaftliche Klima in den jeweili- Promotor*innen und ihre gute gen Orten auswirken (Bericht, Seite 5). Vernetzung zurück. Bericht, Seite 18 Mehr Engagement Laut Evaluation ist das gesellschaftliche zivilgesellschaftlichem Engagement und Engagement von Geflüchteten und Men- der Beratungsbedarf in diesem Bereich schen mit Migrationshintergrund gestie- hat stark zugenommen. Indikatoren dafür gen (Bericht, Seite 26ff.). 87 % der befrag- sind zum Beispiel das öffentliche Auftre- ten Schlüsselpersonen geben an, dass die ten auf kommunalen Veranstaltungen und Interkulturellen Promotor*innen einen Antragstellungen für Projektförderungen. starken Beitrag dazu leisten (Bericht, Seite 12 27). Es besteht ein großes Interesse an
Interkulturelle Öffnung gelingt Die Entwicklung der interkulturellen Öff- globale Verantwortung bei Fluchtursachen nung in der Eine-Welt-Arbeit wird von allen mit ein. Teilnehmende der Veranstaltungen befragten Schlüsselpersonen als positiv des Interkulturellen Promotor*innen-Pro- beschrieben. Die Interkulturellen Promo- gramms wurden befragt, ob ihr Verständnis tor*innen schlagen eine Brücke zwischen für die jeweils gegenseitigen Perspektiven der Arbeit der Eine-Welt-Organisationen auf nachhaltige Entwicklung und Fluchtur- und den migrantischen Vereinen, und eine sachen zugenommen hat. Dies bestätigten langsame interkulturelle Öffnung – von 88,57 % (bei 166 Befragten von Juli bis beiden Seiten – ist zu beobachten. Das zeigt Dezember 2019). sich unter anderem dadurch, dass Flucht Laut Evaluation reflektieren Eine-Welt- Ak- und Fluchtursachen verstärkt als gesell- teur*innen zunehmend die Möglichkeit und schaftlich relevante Themen aufgenommen Relevanz der Beteiligung für Migrant*innen. Felin Twagirashyaka referiert auf dem Fachtag „ConnAct“: werden. Aber auch migrantische und Ak- Dabei geht es z.B. um Themensetzung, Gemeinsame entwicklungspolitische Inlandsarbeit kann teur*innen der Flüchtlingshilfe beziehen in nur auf Augenhöhe erfolgreich sein. Materialien in einfacher Sprache, Mehrspra- ihren Diskursen/Veranstaltungen vermehrt chigkeit, Integration in Entscheidungspro- klassische Eine-Welt-Themen wie Men- zesse oder Ansprache durch Menschen mit schenrechte, Armutsbekämpfung oder Migrationshintergrund (Bericht, Seite 30). 13
Die IKP schaffen es Starke Vernetzung durch ihre Arbeit, eine einzigartige Die Interkulturellen Promotor*innen sind sie Ansatzpunkte für gesellschafts- und Verbindung zwischen in ihren Regionen sehr gut vernetzt und entwicklungspolitisches Engagement kommunalen Akteuren mittlerweile bei den relevanten Akteur*in- sind. Die Interkulturellen Promotor*innen der Integrationsarbeit, nen bekannt und präsent. Die öffentliche spielen bei der Aufrechterhaltung dieser migrantischen Akteuren Wahrnehmung und der Bekanntheitsgrad Netzwerke eine Schlüsselrolle: „In den und der Eine-Welt- des Interkulturellen Promotor*innen-Pro- Interviews mit Schlüsselpersonen […] war Arbeit herzustellen. gramms sind stark gestiegen (Bericht, der überwiegende Anteil der Meinung, Dadurch ergibt sich ein Seiten 19-21). Viele fruchtbare Koope- dass ohne die verbindende und treibende vielfältiges Potential an rationen sind entstanden und durch die Kraft der Interkulturellen Promotor*innen, multiplen Wirkungen Veranstaltungen ist ein größeres Interesse die Koordination und Vernetzung am Leben und Kooperationen, an Eine-Welt-Themen entstanden: „Städti- hält und weiter ausbaut, die entstandenen die in ihrer Bandbreite sche Dezernate, Integrationsämter/Kultur- Netzwerke nicht überleben würden. Zum noch nicht ausgeschöpft ämter beteiligen sich immer häufiger an Teil wird das dem noch recht frühen Stadi- werden konnten. Veranstaltungen und zeigen großes Inter- um nach drei Jahren Pilotprojekt begrün- Bericht, Seite 4 esse an entwicklungspolitischen Themen det („zarte Pflänzchen müssen wachsen“), und Nachhaltigkeit“ (Bericht, Seite 21). Von zum anderen zeigt die Erfahrung, dass in 14 allen Beteiligten wurde der Wunsch nach den meisten Netzwerken „eine Art Zent- mittel- und langfristiger Zusammenarbeit rum vonnöten ist, das das Netzwerk leben- geäußert (Bericht, Seite 28). Die vielfälti- dig hält“ (Bericht, Seite 15). ■ gen Kooperationen gilt es, weiter aufrecht zu erhalten und weitere aufzubauen, da
D R . F E L I N T W A G I R A S H YA K A Interkultureller Promotor des Regierungsbezirks Münster (Iriba-Brunnen e.V.) Netzwerken für eine interkulturelle Öffnung „Mein Ziel ist 2017 fing ich meine Tätigkeit als es, dass die Leute Interkultureller Promotor für die nicht mit Scham Bezirksregierung Münster mit den oder Schuld aus Schwerpunkten nachhaltige Entwick- unseren Anti- lung und Interkulturelle Öffnung der rassismus Work- Eine-Welt-Arbeit an. Um mehr MSO shops herausge- in die Eine-Welt-Arbeit einzubeziehen, hen, sondern mit suchte ich eine Kooperation mit dem einem Gefühl der Integrationsrat der Stadt Münster, Verantwortung.“ dem Organ, das die MSO vertritt. Ich Tupoka Ogette bei einer erklärte ihm, warum MSO sich für Lesung aus ihrem Buch Entwicklungspolitik engagieren sollten. „Exit Racism“. Daraufhin kam es zu einer Zusammen- Regierungsbezirk Münster arbeit. Die erste gemeinsame Veran- staltung war eine Podiumsdiskussion im Juni 2018. Wir diskutierten, wie die europäische Landwirtschafts- und Fischereipolitik Flucht aus Afrika nach Europa verursacht. Sie zerstört näm- 15 lich die Einnahmequellen von lokalen Kleinbauern und Fischern.
Unsere Kooperation setzten wir im engagiert. Im Münsterland gibt es wenige Projekt „Migration und Entwicklung auf MSO. Die angetroffenen Vereine haben kommunaler Ebene“ fort. Es handelt sich ihr Interesse an Entwicklungspolitik signa- Internationales um ein durch SKEW gefördertes Projekt lisiert. Die Arbeit ist, sie in diesem Bereich Stadtteil-Café der Stadt Münster, das kommunale Ent- zu qualifizieren und Migrant*innen zu wicklung fördert. Ich wurde neben an- unterstützen, sich in Vereinen zusammen- Coerde deren Partnern in die Steuerungsgruppe zufinden und sie zu empowern. Coerde ist ein Stadtteil von Müns- aufgenommen. So bekam ich Zugang zu ter mit hohem Migrationsanteil. mehr als 100 MSO. Verschiedene Vernet- Mehr Migrant*innen in der Eine-Welt- Das Interkulturelle Café hat sich zungstreffen fanden statt. Zur Qualifi- Arbeit setzt voraus, dass sich Eine-Welt- zierung der MSO zur Entwicklungspolitik Gruppen für sie öffnen. Bisher sind es zum Ziel gesetzt, interkulturelle organisierte ich mit anderen Partnern im nicht viele. Jedoch gibt es Gruppen, die Begegnungen zu fördern und damit Juli 2019 einen Empowerment Day, bei dazu bereit sind. Z.B. ein Verein im Kreis Rassismus und Extremismus ent- dem Entwicklungspolitik, Eine-Welt-Ar- Warendorf, der Menschen in einem Land gegen zu wirken sowie die Teilhabe beit und den Welt-Entwicklungszielen des globalen Südens hilft. Dort informier- vor Ort zu stärken. Die über 90 intensiv nachgegangen wurden. Finan- te ich die Mitglieder über die SDG (sie Besucher*innen (im ersten halben zierungsmöglichkeiten fürs Engagement hatten vorher noch nichts davon gehört) Jahr) hatten die Gelegenheit, sich und Projekte in Herkunftsländern sowie und riet ihnen mit ihrem Partner im Rah- zu Alltagsthemen und Nachhaltig- Partnerschaften wurden erläutert. Im- men der SDG in echter Partnerschaft zu- keit auszutauschen. 16 mer mehr MSO engagieren sich in der sammenzuarbeiten. Um die Interkulturelle Eine-Welt-Arbeit. Zuletzt kooperierte ich Öffnung noch weiter zu stärken, habe Felin Twagirashyaka mit dem ODAK-Kulturzentrum e.V., der ich einen Workshop zur interkulturellen in Kooperation mit der AWO sich seit kurzem in der Eine-Welt-Arbeit Öffnung im Februar 2020 gemeinsam
Teilnehmende aus migrantischen Veranstaltungsreihe und Eine-Welt- Organisationen „Unfair. Unfrieden. vernetzten sich auf Flüchten“ einem Workshop zur interkulturellen Auf spielerische Art und Weise Öffnung. vermittelte die Veranstaltungsreihe Regierungsbezirk Münster Informationen zu Fluchtursachen und -folgen. Beispielsweise fand im Rahmen dieser Reihe ein Kneipen- mit Vamos e.V., Aktion Human Welt e.V. Zusammenhänge werden dem Publikum quiz zum Thema Flucht mit rund und Eine Welt Netz NRW e.V. organisiert. vorgetragen: Beispielsweise wurde 2019 60 Besucher*innen statt. Vertreter der MSO und Eine-Welt-Ar- dargelegt, wie die Gewinnung von Roh- Felin Twagirashyaka beit-Gruppen diskutierten über Maßnah- stoffen zur Herstellung von Handys und in Kooperation mit dem Beirat für men zur interkulturellen Öffnung und Elektroautos Schäden in Ländern des kommunale Entwicklungszusammen- über notwendige konkrete Themen für globalen Südens verursacht. Ich starte- arbeit und vielen weiteren Münstera- eine stärkere Zusammenarbeit zwischen te daraufhin eine Handysammelaktion ner Vereinen und Gruppen MSO und Eine-Welt-Gruppen. Ich werde zum Recycling. Ältere funktionstüchtige weiter daran arbeiten und das entstande- Handys wurden gespendet und unseren ne Netzwerk pflegen, um die Interkultu- Partnern für eine weitere Nutzung zuge- grationsrates organisiert mit Beteiligung relle Öffnung weiter voranzutreiben. schickt. Ressourcenverbrauch und Ver- von vielen MSO. Mit der Unterstützung meidung von Müll bei Großveranstaltun- des Projekts „Migration und Entwick- 17 In meinem Verein Iriba-Brunnen e.V. orga- gen sind auch weiterhin wichtige Themen lung auf kommunaler Ebene“ wurde kein nisieren wir jährlich das Fest der Vielfalt. auf unserer Agenda. Im September 2019 Plastik und Papier genutzt, was ein großer Tänze, Kulturen und Themen über globale wurde das interkulturelle Fest des Inte- Erfolg für uns war. ■
YA M M E N A L S H U M A L I Interkultureller Promotor des Regierungsbezirks Detmold (IBZ Bielefeld e.V.) Ich kann mit Rassismus nicht atmen In den ersten drei Jahren als Interkultu- reller Promotor für den Regierungsbezirk Detmold habe ich mir unter anderem als einen Schwerpunkt meiner Arbeit das Thema „Rassismuskritik/ Antirassismus“ gesetzt. Wie sich derzeit wieder zeigt, ist dieses Thema brandaktuell. Auch in Deutschland ist Rassismus kein Relikt der Vergangenheit, sondern Realität, sei es in Form von institutionellem oder subtilem Rassismus. In meinem ersten Projektjahr fand ich in der BUNDjugend NRW einen Kooperati- onspartner, der sich ebenfalls intensiv mit dem Thema beschäftigt. So organisierten wir gemeinsam in Bielefeld die Multi- plikator*innen-Schulung „Multi-Schu- 18 lung-Flucht“ bei der insgesamt 30 Perso- nen an mehreren Workshops zu Bildungs- referent*innen zu den Themen „Flucht, Migration, Asyl und Rassismus“ qualifiziert Sensibilisierung für ein respektvolles Miteinander: Teilnehmende der Multi-Schulung-Flucht. | Regierungsbezirk Detmold wurden. Ein wichtiger Aspekt war uns
Yammen Al Shumali dabei, dass die Gruppe der Teil- berichtet bei der nehmenden aus Personen mit- Eröffnung der Ausstellung „Aleppo und ohne Migrationshintergrund – Leben im Krieg“ in VERANSTALTUNGSREIHE bestand. Und die Teilnehmenden Minden von eigenen hatten während der Schulung Fluchterfahrungen. „Afrika – Ewiger Ver- die Möglichkeit, sich über ihre lierer oder Weltmacht persönlichen Erfahrungen auszutauschen Konsequenzen und verletzende Wirkun- von morgen?“ und wir konnten viel davon lernen. gen diese Wörter für betroffene Personen haben und konnten ihre Handlungsweise Die Reihe lieferte ein differenzier- Im Anschluss an ihre Ausbildung führten besser reflektieren und überdenken. Diese tes Bild vom afrikanischen Konti- wir gemeinsam mit den Multiplikator*in- Reaktion habe ich auch in den weiteren nent, seiner Vergangenheit, Gegen- nen (jeweils zwei Migrant*innen und zwei Workshops an Schulen feststellen können. wart und Zukunft und den Heraus- Deutsche) an diversen Schulen die Work- Somit ist mir noch bewusster geworden, forderungen und Chancen, die sich shops „Miteinander“ zu den Themen Asyl, wie wichtig es ist, gerade mit dieser jungen ergeben werden. Auf insgesamt 3 Flucht, Migration und Rassismus durch. Bei Zielgruppe zu arbeiten, um Rassismus Veranstaltungen wurden die The- unserem ersten Workshop hat mich sehr möglichst früh zu bekämpfen. men Good Governance, Nachhal- überrascht, dass die Schüler*innen viele tigkeit, Bildung und Umweltpolitik rassistische Begriffe benutzten, ohne sich Auch ist mir während der Workshops behandelt und mit den insgesamt bewusst zu sein, dass diese Begriffe rassis- aufgefallen, dass selbst die Lehrkräfte 19 tisch und beleidigend sind. Durch unseren kaum bis wenig Kenntnisse über das Thema 54 Teilnehmenden diskutiert. Workshop und die intensive Auseinander- haben und nicht in der Lage waren, mit Yammen Al Shumali setzung mit den Begriffen „Rassismus“ und solchen rassistischen Beleidigungen ihrer in Zusammenarbeit mit dem „Diskriminierung“ haben sie gelernt, welche Schüler*innen umzugehen. Aus diesem Welthaus Bielefeld e.V. und dem Fachpromotor Serge Palasie
Ganze Straßen - züge sind in Aleppo zerstört: Foto der Ausstellung „Aleppo – Leben im Krieg“ des syrischen Fotografen Workshop Hosam Katan. „Aus Alt mach Neu“ Unter der Anleitung von zwei syrischen Näherinnen kreieren zwei Mal im Monat Teilnehmende, vorwiegend Frauen mit Fluchter- Grund möchte ich gerne in Zukunft auch Rassismus ist ein Phänomen, dass nicht Workshops für diese Zielgruppe anbieten. von heute auf morgen verschwinden fahrung, aus alten Sachen wie z.B. wird. Ich sehe es als meine Kernaufga- Kleidungsstücken, Verpackungen, Persönlich beschäftige ich mich auch be als Interkultureller Promotor, eine Gläsern, Aktenordnern, Stoffen sehr viel mit dem Thema Rassismus und Brücke zwischen der Mehrheits- und etc. etwas Neues. Während der frage mich immer wieder, warum es das Minderheitsgesellschaften zu schaffen Workshops geht es auch um die überhaupt gibt. Warum müssen wir in und über solche Themen aufzuklären, um Themen „nachhaltiger Konsum“ einer rassistisch geprägten Welt leben ein besseres Verständnis füreinander zu und „Reduzierung von Müll“. Die und was legitimiert Menschen dazu zu entwickeln. ■ Teilnehmenden werden zu einem denken, dass sie besser sind als andere. bewussteren Umgang mit Abfällen Warum spielt die Hautfarbe oder mein # Ich kann mit Rassismus nicht 20 angeregt und beschäftigen sich kultureller Hintergrund überhaupt eine atmen intensiv mit nachhaltigem Konsum. Rolle und führt zu einer Kategorisierung in besser oder schlechter? Die Natur Yammen Al Shumali zeigt uns etwas anderes, denn bunt ist eine viel schönere Mischung.
BUNMI BOLAJI Interkultureller Promotor des Ruhrgebiets (Deutsch-Afrika-Ruhrforum e.V.) Begeisterung und Engagement für die SDG Die Interkulturelle Promotorenstelle des Eine Welt Netz NRW bietet uns im DARF e.V. ein Instrument an, mit dem wir uns intensiver mit Tat und Rat für die Inter- kulturalität im Engagement für nachhal- tige Entwicklung einsetzen können. Dies vor allem in Punkto angepasster Beiträge zur Sensibilisierungsarbeit, sowie Mo- tivation und Begleitung von weiteren Über Gemeinsamkeiten und Unterschiede tauschten sich die Lehrer*innen und Mitarbeitende der Nelson-Mandela-Schule Bochum und der Iliso Care Society Kapstadt beim ersten Treffen der angehenden Zielgruppen für Engagement. Deshalb Schulpartnerschaft aus. Unterstützt wird die Partnerschaft von der Fachstelle Südafrika. | Region Ruhrgebiet war es selbstverständlich für mich schon zu Beginn des Interkulturellen Promo- für die Eine Welt. Denn durch überzeu- In den letzten drei Jahren wurden eini- 21 tor*innen-Programmes, die SDG als gende Information und Sensibilisierung ges diesbezüglich erreicht. Besonders Schwerpunkt zu setzen, als Eckpunkte lassen sich Menschen für Engagement gelungen ist der Aufbau eines mobilen für die Sensibilisierung für Engagement motivieren und gewinnen. „SDG-Café“ während der Etablierungs-
phase des Programms. Dabei handelt es (BNE), ergänzt mit kulturellen Kompo- piert, dass es in verschiedenen Konstel- sich um die Zusammenstellung einiger nenten. Das als „SDG-Café“ getaufte lationen zusammengestellt für Gruppen Elemente aus dem „Globalen lernen“ und Endprodukt ist interkulturell, generati- veranstaltet und als Stand auf öffentli- „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ onsübergreifend und wurde spielerisch chen Veranstaltungen und Festen bereit- aufgestellt. Das mobile Café ist so konzi- gestellt werden kann. Das SDG-Café wur- de als entwicklungspolitisches Informa- tions- und Bildungsinstrument konzipiert, mit dem Ziel, die globalen Hintergründe und Zusammenhänge der Herausforde- rung von nachhaltiger Entwicklung spiele- risch für die Teilnehmer*innen begreiflich „Global Volunteers“ – zu machen und dadurch das Prinzip des Multiplikator*innen „global denken, lokal handeln“ zu verein- für die SDG fachen. Sechs Studierende aus der ganzen Besonders bei dem SDG-Café sind das Welt kamen für sechs Wochen Reverse-Rollenspiel (z.B. Kartenspiel und nach Bochum und wurden in Work- Verhandlungsdialog mit vertauschten Rol- shops zu Multiplikator*innen der len – Menschen aus den globalen Norden nachhaltigen Entwicklung ausgebil- / Süden), der dialogische Aufbau und der 22 det. Im Anschluss gaben sie selber Einsatz von exotischen Materialien. Men- Workshops an einem Berufskolleg Schüler*innen einer Bochumer Schule schen mit Migrationsbiografie nehmen erfuhren im direkten Chat mit einer süd- sichtbar die Hauptrolle bei den Informa- in Bochum zu den SDG. afrikanischen Schulklasse viel über andere Lebenswelten. tions- und Sensibilisierungsspielen an, und Organisation durch Bunmi Bolaji Bunmi Bolaji beim Chat der Welten sorgen somit für Authentizität. So kann in Zusammenarbeit mit AIESEC (BtE/Eine Welt Netz NRW e.V.) und den Falken Bochum.
Mit viel Spaß und Neugier waren Kinder Workshops zu und Jugendliche eines interkultu- internationalen rellen Familien- zentrums beim Partnerschaften Workshop im KaffeeGartenRuhr Ziel der Workshops war es, das (Gruga Park in Engagement von Akteur*innen im Essen) dabei. Bereich der internationalen Part- Region Ruhrgebiet nerschaften zu stärken. Grundsätz- liches zum Thema Partnerschaften wurde thematisiert (warum und wie man sich z.B. durch die „Weltverteilungs- Seit dem Aufbau hat das „SDG-Café“ profitieren wir von diesen Partner- spiele“ über Fakten zu den 5Ps („People, weit über 1000 Menschen erreicht. schaften), genauso wie konkrete Planet, Prosperity, Peace and Partnership“ Besucher*innen werden von der nied- Anleitungen zur Antragstellung, – Menschen, Planet, Wohlstand, Frieden rigschwelligen Ansprache und den kul- Förder- und Unterstützungsmög- und Partnerschaft) der SDG austauschen turellen Komponenten angezogen und lichkeiten. Konkrete Projekte und dabei „Wassertrommeln“ mit Kalebas- kommen dadurch leicht ins Gespräch. Auf sen genießen, genauso wie man sich über diese Weise informieren sich viele Teil- wurden ebenfalls vorgestellt. die globale Lage der nachhaltigen Ent- nehmende dialogisch sehr ausführlich und Bunmi Bolaji wicklungsziele durch das „SDG-Glücksrad geben zum großen Teil an, dass sie vorher in Kooperation mit der Fach- 23 / Kartenspiel“ gut informieren und aus- noch nie mit den SDG und ihrer Bedeu- promotorin für Internationales tauschen kann und dabei „Kochbanane“ tung in Berührung gekommen waren bzw. Monika Dülge und Engagement Global kulinarisch kennenlernen. damit auseinandergesetzt haben. ■
DORSA BILLSTEIN Interkulturelle Promotorin des Regierungsbezirks Köln (Migrafrica e.V.) Expertise von migrantischen Organisationen sichtbar machen Ich habe in den letzten Jahren in enger Zusammenarbeit mit Akteur*innen aus Verwaltung, Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Kirche, Ver- anstaltungen zu entwicklungspolitischer In- und Auslandsarbeit konzipiert und durchgeführt. Dabei wurde ein besonderer Fokus auf die Rolle von migrantischen Or- ganisationen (MO) gelegt. In den letzten 24 Dorsa Billstein fordert beim Themenforum „Migration und Entwicklungszusammenarbeit“ die stärkere Einbeziehung von drei Projektjahren wurden mit den MO migrantischen Organisationen. entwicklungspolitische Forderungen und Zielsetzungen in einem partizipativen Pro- zess formuliert. Das Ziel der MO ist es im Rahmen eines Netzwerks (Migration and
Vertretung von MO bei der Konzeption des NAP-I: Development Council) mit internationaler lungszusammenarbeit und historischen Im Rahmen der Konzipierung des Na- Expertise zu einer effektiveren entwick- Hintergründen von Fluchtursachen aufge- tionalen Aktionsplan Integration lungspolitischen In- und Auslandsarbeit klärt werden. So konnten das gegenseitige (NAP-I) (2019-2020) der Bunderegie- beizutragen, da entwicklungspolitische Verständnis und die entwicklungspolitische rung gab die Interkulturelle Promotorin migrantische/diasporische Akteur*innen Zusammenarbeit gestärkt werden und des Regierungsbezirk Köln im The- die Realitäten und Bedarfe in ihren Her- es sind erfolgreiche Kooperationen für menforum „Migration und Entwick- kunftsländern und auch in Deutschland zukünftige Projekte entstanden. lungszusammenarbeit“ der Phase I (Vor kennen und eine Brückenfunktion in der Durch die Schaffung von Synergien mit der Zuwanderung) wichtige Impulse. entwicklungspolitischen In- und Auslands- relevanten Akteur*innen der entwick- Das Besondere an diesem Themen- arbeit übernehmen können. Beim Fachtag lungspolitischen In- und Auslandsarbeit forum ist das Zusammendenken von der Entwicklung beispielsweise, der im und der Zusammenarbeit mit politischen entwicklungspolitischem Engagement Juni 2019 mit mehr als 200 TN in Köln Entscheidungsträger*innen konnte das stattfand, wurden mit Hilfe strukturierter und Integrationsprojekten, was für Interkulturelle Promotorenprogramm Dialoge die Bedarfe von MO hinsichtlich die meisten entwicklungspolitischen die Zusammenarbeit von MO mit Politik Förderung und Partizipation in der ent- Akteur*innen eine neue Ausrichtung und anderen engagierten Organisatio- wicklungspolitischen In- und Auslandsar- bedeutete. Aufbauend auf den Diskus- nen und Initiativen nachhaltig in ihrer beit gebündelt und schließlich an relevante sionen und Ergebnissen beim Themen- entwicklungspolitischen Arbeit stärken Entscheidungsträger*innen weitergege- sowie bedarfsorientierte Zugangswege forum hat das BMZ in Zusammenarbeit ben. Ferner konnten die MO ihre Arbeit zu entwicklungspolitischen Akteur*innen, 25 mit den MO einen Themenbericht für und Expertise sichtbar machen und sich mit Förderern und internationalen Netzwer- den NAP-I verfasst, der beim Integ- relevanten Akteur*innen vernetzen. Zu- ken schaffen. rationsgipfel Bundeskanzlerin Angela dem konnten alle Teilnehmenden des Merkel übergeben wurde. Fachtags über den Kontext von Entwick- Die Schnittstellenarbeit der Interkulturel- Dorsa Billstein
„Menschen haben ein Recht Beratung der Stadt auf Teilhabe“, so Dorsa Billstein auf einer Köln zu Vielfalts- Podiumsdiskussion in Köln-Kalk zu kompetenz Vielfalt in der Gesellschaft. Im Rahmen des Projekts „Einwanderung Gestalten NRW“ brachte die Interkultu- relle Promotorin des Regierungsbezirks Köln ihre Expertise bei der Weiterent- wicklung von Vielfaltskompetenz in der Stadtverwaltung unter anderem bei der Erstellung eines Eckpunktepapiers ein. Interkulturelle Kompetenzen sollen in den Strukturen der Verwaltung ver- ankert werden und in das allgemeine Verwaltungshandeln – wie Planung, Steuerung, Außendarstellung usw. – in- tegriert werden. Sensibilisierungssemi- len Promotor*innen und die Fokussierung lichst gezielt einsetzen zu wollen. In den nare sollen interkulturelle Kompetenzen auf die Sustainable Development Goals letzten Jahre konnte die Verschmelzung vermitteln, um vor allem dem Problem (SDG), gekoppelt an die migrantische/dia- von klassischen Eine Welt Akteuren und der Diskriminierung in Behörden ent- sporische Expertise und Perspektive sowie migrantischen Akteuren Synergien schaf- gegenzuwirken. Die Kooperation der der Vernetzung dieser mit Verwaltung, fen, um gemeinsame und effektive Hand- Promotorin mit dem neu entstandenen 26 Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und lungs-und Lösungsansätze hinsichtlich der Amt für Integration und Vielfalt (Kom- Wissenschaft deckt sich vor allem mit dem Definition von Maßnahmen zur Erreichung munales Integrationszentrum, Dienst- Bekenntnis der Landesregierung, die zur der SDG zu finden. ■ stelle Diversity) wurde darüber hinaus Verfügung stehenden Ressourcen mög- fortgeführt. Dorsa Billstein
M A R C O S A N T O N I O D A C O S TA M E L O Interkultureller Promotor des Regierungsbezirks Arnsberg (FUgE Hamm e.V.) Sensibilisierung für Fluchtursachen in einer solidarischen Gesellschaft „Wir haben nur das mitgenommen, was wir anhatten. Wir sind in die Türkei geflohen. Zu Fuß. Etwa einen Monat haben wir gebraucht“, berichtet Abdal Rahman Arrok im Vorfeld der Schulkinovorstellung „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ am 24. Januar 2020 im Die richtige Antwort führt zum Schuss – Cinemaxx Hamm. Der 15-jährige Geflüchtete aus Syrien erzählte detailliert, wie Assads Torwandaktion mit Quiz beim Bomben 2014 auf seine Heimatstadt Akrab fielen und seine vierköpfige Familie in die Essener Ruhrpott International. Türkei geflohen ist. Nach mehr als zwei Jahren ging es weiter nach Deutschland. Dieser beindruckende Bericht war einer der Höhepunkte meiner Arbeit als Interkultur- promotor im Regierungsbezirk Arnsberg im Jahr 2020. Im Anschluss an die Schulvor- stellung des Films mit mehr als 150 Schüler*innen wurden viele Parallelen zwischen 27 Anna, der Protagonistin des Films, und Abdal gezogen.
Torwandaktion Interviewabend beim „Essener zu Simbabwe und Ruhrpott Kamerun International“ Afrikanische Protagonistinnen Beim Fußballturnier des erzählten mit Brillanz und Humor Heraus kam eine authentische Begegnung jährlichen „Essener Ruhrpott über ihr Herkunftsland, den Weg zwischen der Gegenwart der Flüchtlinge International“ gab es einen Stand nach Deutschland und ihr Leben in und der deutschen Vergangenheit, von mit Aktionen zu „Fair Trade“ in der Hamm. Ihre Perspektive des Zu- der die Schüler*innen im Kino gefangen Sportartikelproduktion. Betroffene sammenlebens in Deutschland war genommen wurden. berichteten aus eigener Erfahrung häufig mit der Thematik Respekt über Kinderarbeit in der Fußballpro- im Alltag verbunden. Die rund 40 Seit 2018 berichtet der Jugendliche Besucher*innen waren schockiert Muhammad Waqas in Workshops an duktion, ein Dokumentarfilm wurde als sie von den negativen Erlebnis- Grundschulen und Kindergärten über gezeigt, faire Fußbälle verlost und es sen bezüglich des Alltagsrassismus Kinderarbeit und Fluchtursachen und gab eine Torwandaktion, bei der die sein damit verbundenes persönliches Kinder nur schießen durften, wenn in Deutschland erfuhren. Schicksal. Er kommt aus Sialkot/Pakistan, sie Fragen über Kinderarbeit oder Marcos Antonio Da Costa Melo der Hauptstadt der Sportbälle. Acht von Fair Trade richtig beantworten konn- zehn handgenähten Fußbällen, über 40 ten. Besonders diese niedrigschwel- Millionen im Jahr, werden dort hergestellt. lige Aktion zog viel Aufmerksamkeit Ohne ausbeuterische Kinderarbeit wäre es auf sich. kaum möglich, diese Menge zu produzie- 28 Marcos Antonio Da Costa Melo ren, sagt er. Muhammad reflektiert in den Schulworkshops seine Lebenserfahrung in Zusammenarbeit mit dem Interkul- mit den wirtschaftlichen Zwängen und der turellen Promotor Bunmi Bolaji und der Not, die zu ausbeuterischer Kinderarbeit Regionalpromotorin Angela Schmitz als Vertreter*innen des Netzwerks Faire in seiner Familie führten. Bis zu seiner Metropole Ruhr
Fünf Jahre musste er selber als Kind Fußbälle nähen: Nun erzählt Muhammad Waqas in Deutschland von seinen Erfahrun- gen und wirbt für fair produzierte Familien und Freundeskreise erfahren. Sportartikel. Oder anders ausgedrückt: Wir alle sind mehr als eins. Sie plädierte dafür, dass wir das Verbindende durch eine „transkul- turelle“ Interkulturarbeit in den Vorder- grund rücken, also eine, die die Kategorie Flucht nach Europa 2015 hat er als Kind, Ruhrpott-International in Essen. Diese der Herkunft überschreiten und uns für zwischen seinem 9. bis 14. Lebensjahr, zu waren durch die leidenschaftliche Betei- eine solidarische Gesellschaft der Vielen Hause und in den Fußballfabriken Bälle ligung des Publikums von großem Erfolg einsetzen lässt. Abschließend sagte sie: genäht. Nach einer elf Monate langen gekrönt. „Wenn wir Netzwerke bilden, die mög- Odyssee zu Fuß kam er im Sommer 2015 lichst viele Menschen mit ihren unter- in Deutschland an. Er weckte durch seine Ein weiterer Höhepunkt der Interkultur- schiedlichen Perspektiven einbinden, und Erfahrungsberichte viel Interesse auch arbeit in der Region war die inspirierende dabei das vielschichtige interkulturelle bei den Akteur*innen der Fairen Metro- Einführung von Katharina Kühn zum Beziehungsgeflecht zwischen ihnen in pole Ruhr in der Jahrestagung am 4. Juli Netzwerktreffen für Eine Welt und Inter- den Blick nehmen, gelingt es uns, gemein- 2019 in Duisburg und den Mitgliedern kultur am 5. Februar 2020 im FUgE-Haus sam an grundlegenden gesellschaftlichen der Steuerungsgruppe der Fairtrade Town Hamm. Sie warnte uns vor einem infla- Themen zu arbeiten. Nur so kann eine Unna in einem Workshop am 9. Oktober tionären und oberflächlichen Gebrauch solidarische und diverse Gesellschaft 29 2019 im Rathaus Unna, ebenso wie bei des Ansatzes „Interkultur“. Sie führte vor möglich werden.“ ■ der Torwandaktion am 22. September auf Augen, dass wir Alle verschiedene Identi- dem Eine Welt und Umwelttag in Hamm täten, aber auch gemeinsame Geschich- und am 8. Dezember beim Fußballturnier ten und Sozialisierungen durch unsere
MUNA SUKHNI Interkulturelle Promotorin des Regierungsbezirks Düsseldorf (Raum der Kulturen Neuss e.V.) Geflüchtete Frauen – Mittlerinnen und Multiplikatorinnen Wie motiviert man Menschen für gesellschaftliches, politisches oder kulturelles Engagement? Dies erfuhren Geflüchtete und Neuzugewanderte auf einem Seminar zur verstärkten gesell- schaftspolitischen Teilhabe. Regierungsbezirk Düsseldorf 30
Als Interkulturelle Promotorin des Regie- schlechts sind nicht nur ein Problem in der Stadt Neuss nähergebracht, Studien- rungsbezirks Düsseldorf setze ich mich den Partnerländern der deutschen Ent- ausflüge durchgeführt, und verschiede- besonders für die Gleichberechtigung wicklungszusammenarbeit, sondern auch ne Informationsveranstaltungen sowie geflüchteter Frauen ein. Diskriminierung ein durch Flucht und Migration entstan- Seminare zu verschiedenen Themen, wie und Ungleichheiten aufgrund des Ge- denes nationales Problem geworden. Arbeitsmarkt, Erste eigene Wohnung, Verschiedene Traditionen oder diskrimi- Ressourcenverbrauch, Umweltschutz etc. nierende Geschlechterrollen, sowie Vor- organisiert. urteile gegen Frauen sind oft erkennbar. Um diesem Treffen auch nachhaltig Raum Um geflüchtete Frauen zu stärken und Faires Kita- ihre gleichberechtigte Teilhabe in ver- zu bieten, entstand die Amal Initiative, Frühstück: schiedenen Bereichen zu fördern, habe deren Name „Amal“ auf Arabisch „Hoff- nung“ bedeutet. Die Hoffnung und Ziele ich im April 2018 das „Bildungsfrühstück Ziel des Projekts war es, die Kinder der Frauen sind, Teil der Gesellschaft für arabischsprechende geflüchtete Frau- eines Kindergartens mit hohem zu werden, ein friedvolleres Leben in en“ initiiert, bei dem sich eine geschlos- Migrationsanteil an die Themen Deutschland zu führen, einheimischen sene Gruppe von syrischen Frauen, mit Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Frauen auf Augenhöhe zu begegnen, muslimischem, christlichem, kurdischem Konsum heranzuführen. Spielerisch Vorurteilen entgegen zu wirken und und arabischem Hintergrund wöchentlich erarbeiteten die 40 Kinder an zehn gleichzeitig durch den Gruppenzusam- trafen. Dadurch, dass ich selbst einen menschluss das Gefühl zur Heimat nicht Projekttagen ein erstes Verständ- arabischen Migrationshintergrund be- zu verlieren. nis für globale Zusammenhänge, sitze, bauten die Frauen sehr schnell ein welche sie im Rahmen des finalen großes Vertrauen zu mir auf und nahmen Die Amal Initiative setzt sich für interkul- Frühstücks mit Eltern und Freun- sehr diszipliniert und regelmäßig an dem turellen und interreligiösen Austausch den anhand regionaler und fairer Treffen teil. Es hatte vor allem das Ziel, ein, unterstützt neuzugewanderten 31 Produkte präsentierten. die gesellschaftliche Teilhabe der Frauen Frauen bei der Erstorientierung, fördert zu fördern und in ihrer Eigenständigkeit den Informationszugang zu Themen der Muna Sukhni zu stärken. Hierzu wurde den Frauen Nachhaltigkeit, Wirtschaft, Politik, Kultur, in Kooperation mit dem Programm zunächst die städtischen Institutionen Bildung und Rechte und engagiert sich für „Bildung trifft Entwicklung“ und dem evangelischen Familienzentrum „Kleine Leute, große Welt“
Der mittlerweile verstorbene Zeitzeuge Polit-Sofa: des Nationalsozialismus Theodor Wonja Michael erzählt bei der Filmvorführung von „Afro.Deutschland“ von seinen Das Format „Polit-Sofa“ ist eine Po- Erfahrungen mit Alltagsrassismus. diumsdiskussion zivilgesellschaftli- Regierungsbezirk Düsseldorf cher und politischer Akteur*innen unter Diskussionsbeteiligung des wähnenswert, denn oft besteht Publikums. Ziel ist es, die gleichbe- der Eindruck muslimische Frau- rechtigte Teilhabe von Migrant*in- en wären für eine gesellschaft- nen in der lokalen Politik voran liche Öffnung und den Kontakt zu treiben. Das Polit-Sofa fand in mit Andersgläubigen nicht offen verschiedenen Städten mit unter- genug. Die Begegnungen auf schiedlichen Themen statt. Beim Augenhöhe haben zum Glück diese Vorurteile reduziert. Polit-Sofa „Vor der Kommunalwahl 2020: Migrantische Themen in der Frauen sind wertvolle Multi- Kommunalpolitik“ wurde vor allem plikatorinnen, sei es in ihrer auf die Frage der Teilhabe von Community oder eigenen Migrant*innen an der parteiinter- mehr gesellschaftspolitische Teilhabe- Familie. Sie sind Mittlerinnen zwischen chancen von geflüchteten Frauen. Durch ihren Communitys und der Aufnahmege- nen sowie in den kommunalpoliti- die Amal Initiative ist es mir nicht nur sellschaft. Sie sind es, die in ihrem Um- schen Gremien eingegangen. Das gelungen, die Frauen in ihrem Selbstbe- feld Themen wie Gleichberechtigung und Format ist mit 40-70 Teilnehmen- wusstsein und ihrer Eigenständigkeit zu Selbstbestimmung, bewusster Konsum den in der Regel sehr gut besucht. und Nachhaltigkeit anstoßen können. stärken, sondern auch in der gesamten 32 Muna Sukhni Gesellschaft das Denken außerhalb der Daher werde ich geflüchtete/neuzuge- in Kooperation mit dem Kulturamt Schublade zu fördern. Mehr als die Hälfte wanderte Frauen in meiner Arbeit auch und Integrationsamt der Stadt Neuss der Frauen der Amal Initiative tragen ein zukünftig unterstützen. ■ und zahlreichen Mitgliedsvereinen Kopftuch. Dies finde ich besonders er- des Raum der Kulturen e.V.
„Eine Stärke des inter- kulturellen Promotor*innen- Programms ist der Zugang zu migrantischen Zielgruppen. Hier dienen wir als Brücke.“ Dorsa Billstein - ganz links - bei der Podiumsdiskussion auf dem Fachtag ConnAct S E R G E PA L A S I E Fachpromotor für Flucht, Migration und Entwicklung (Eine Welt Netz NRW e.V.) Unverzichtbare Das Interkulturelle Promotor*innen-Pro- gramm ist als ergänzende Komponente des potentiellen Kooperationspartner*innen haben sich in den letzten Jahren zunehmend Eine Welt-Promotor*innenprogramms in organisiert – etwa in Migrant*innen-Diaspo- Perspektiven, NRW die adäquate Antwort auf sich ändernde ra-Organisationen (MDO). Zunehmend schlie- Realitäten. Zum einen hat die demografische ßen sich MDO in Dachverbänden zusam- Expertise und Entwicklung in Deutschland längst dazu men. Seit 2015 gibt es den Bundesverband 33 geführt, dass „alteingesessene“ Eine Welt-Ak- Netzwerke von Migrantenorganisationen e.V. Zugänge teur*innen Kooperationspartner*innen aus dem Globalen Süden immer häufiger „direkt (NEMO). Nicht alle MDO befassen sich mit entwicklungspolitischen Themen. Zunächst vor der eigenen Haustüre“ finden. Viele dieser bestimmen meistens Integrationsthemen ihre
Forum Eine Welt interkulturell: Am 21. April 2020 Agenda. Aber auch in der entwicklungs- sollten erstmals politischen In- und / oder Auslandsarbeit breit Schlüssel- aktive MDO bleiben in der Regel mit akteur*innen aus Integrationsthemen verbunden. Zum ganz NRW zu anderen nahmen viele MDO das Zusam- einem Forum Eine mendenken von entwicklungspolitischen und integrationsbezogenen Themen Welt interkultu- vorweg, was in Deutschland im Allge- rell nach Bochum meinen und in der Eine Welt-Szene im zum Träger DARF Besonderen spätestens 2015, dem Jahr e.V.eingeladen der sogenannten „Flüchtlingskrise“ zuneh- werden. Das mend notwendiger wurde. Nicht minder Treffen, an dessen wichtig: Nach wie vor ist ein defizitärer Yammen Al Shumali und Serge Palasie stellen die Ausstellung zu Flucht „Schwarz Planung auch die Interkulturellen Blick auf Migration und Migrant*innen ist der Ozean“ vor. Promotor*innen beteiligt waren, verbreitet und rechte Populist*innen sollte schwerpunktmäßig das gewinnen an politischem Gewicht. Hier Thema „Interkulturelle Öffnung kann ein strukturierter interkultureller für junges Engagement in der Eine Öffnungsprozess wie das Interkulturelle 34 Welt-Arbeit“ behandeln. Pande- Promotor*innen-Programm ein positives Gegenbeispiel sein – auch für die Gesell- mie-bedingt musste es bis auf schaft als Ganzes. Weiteres verschoben werden.
Die Broschüren „Sklaverei vor- bei!?“, „Afrika – Ewiger Verlierer oder Weltmacht von morgen?“, die Ausstellung „Schwarz ist der gestärkt werden. Zahlreiche Menschen wahrsten Sinne des Wortes ein Gesicht. Ozean“, sowie die Kurzdokumenta- aus bzw. mit Wurzeln im Globalen Süden Oft haben diese Expert*innen persönli- tion zum Fachtag „ConnAct“ finden wurden erreicht. Einige kamen erstmals che Beziehungen zu den entsprechenden Sie auf der Seite des Eine Welt mit entwicklungspolitischen Themen Regionen im Globalen Süden. In ihrer Netz NRW: in Berührung. Zahlreiche vergleichbare Vereinsarbeit leisten einige auch tagtägli- niederschwellige Veranstaltungen folgten che Unterstützung von Geflüchteten – oft eine-welt-netz-nrw.de/flucht/ seitdem, teils in Kooperation mit Regional- in der jeweiligen Muttersprache. Sie sind migration. und Fachpromotor*innen. also am Puls des Geschehens. ■ Die neuen Perspektiven, die durch das Schon bei der ersten Veranstaltung Interkulturelle Promotor*innen zum bishe- („Zusammenhänge(nd) neu denken – rige Promotor*innenprogramm hinzuka- Fluchtursachen besser einordnen“, For- men, prägten auch maßgeblich das Projekt mat der Fachstelle Flucht, Migration und „Sklaverei vorbei!? – Aktuelle Beispiele Entwicklung), die in Kooperation mit einer struktureller Ausbeutung weltweit“ und Trägerorganisation – konkret mit dem die dazugehörige Veranstaltungsreihe Raum der Kulturen Neuss e.V. – am 4. Juli „CaféTeriya – Miteinander reden macht 2017 durchgeführt wurde, beeinflussten Freu(n)de“ (2018). Die Behandlung von die spezifische Expertise und der Zugang Themen wie Flucht (-gründen und -rou- zu neuen Zielgruppen die Behandlung der ten) durch migrantische Expert*innen 35 entwicklungspolitischen Themen positiv. ergänzte bzw. korrigierte vielfach ver- Die Wahrnehmung von Migrant*innen breitete Vorstellungen. Oft abstrakt in Fachpromotor Serge Palasie als wirkmächtige Akteur*innen konnte Zahlen dargestellte Themen bekamen im
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