Tarifauseinandersetzung Öffentlicher Dienst - Ulm Warnstreik Kundgebung mit mehr als 2.000 Menschen einige Stimmen dazu: Katholische ...

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Tarifauseinandersetzung Öffentlicher Dienst - Ulm Warnstreik Kundgebung mit mehr als 2.000 Menschen einige Stimmen dazu: Katholische ...
Dezember 2020

Betriebsseelsorgerin Susanne Hirschberger (rechts) und Bärbel Mauch (Regionsgeschäftsführerin DGB Südwürttemberg) in Ulm. Foto BS Ulm

Ulm

Tarifauseinandersetzung
Öffentlicher Dienst
Ulm – Warnstreik – Kundgebung mit mehr als 2.000 Menschen – einige Stimmen dazu:
(wl) ver.di machte Druck und mobili-                schwaben, so kommentiert: „Ein gutes                 wie man mehr Personal für unseren Beruf
sierte über 2.000 Menschen auf dem                  Ergebnis unter schwierigen Rahmenbedin-              gewinnt. Die Menschen müssen in politischen
Münsterplatz in Ulm.                                gungen. Vor allem konnten für die niedrigen          und gesundheitlichen Fragen geschult und
Darunter auch Susanne Hirschberger,                 Entgeltgruppen höhere Steigerungen dauer-            sensibilisiert werden für die Probleme der
die örtliche Betriebsseelsorgerin. In               haft erreicht werden und für Beschäftigte in         Zukunft. Die Finanzierung des Gesundheits-
Ihrem Beitrag hatte sie vor allem Frauen            Pflegeberufen eine überproportionale Erhö-           systems muss geändert werden und die Aus-
im Blick: „Dieser Arbeitskampf muss von             hung der Monatsentgelte. Die Angriffe der            bildung der Pflege selbst.“
Frauen geführt werden mit euch Männern.             Arbeitgeber wurden abgewehrt, mit diesem             Michael Spooren, Personalrat der Stadt
In den Kommunen sind überwiegend Frauen             Ergebnis gehen wir aufrecht aus einer harten         Ulm, war schon im Vorfeld aktiv: „Ich
beschäftigt. Es fällt uns oft schwer, bei all       Auseinandersetzung hervor“.                          habe durchaus Verständnis für die Zurück-
unseren Belastungen, für unsere Interessen          Erleichterung und Herausforderung ist                haltung der Arbeitgeber bei der unsicheren,
auf die Straße zu gehen. Habt keine Scheu,          das Ergebnis für Snježana Lukšić, Ge-                coronabedingten Steuersituation. Kein Ver-
Kolleginnen, in diese Auseinandersetzung zu         sundheits- und Krankenpflegerin, ver.di               ständnis habe ich jedoch dafür, dass sie zwei-
gehen! Unsere Erwerbsbiographien sind               Mitglied und im Ulmer Pflegebündnis:                  mal kein Angebot vorgelegt hatten. Dies auch
meist nicht so gestrickt, dass wir die Topge-       „Mich selbst hat es überrascht, dass die Ver-        im Hinblick auf die jüngsten Lobreden auf die
hälter nach Hause tragen. Deshalb stehen            handlungen mehr Geld für die Pflege als für          Angestellten im öffentlichen Dienst. Daher
wir heute hier, um für auskömmliche Löhne           andere Berufsgruppen rausholen konnten.              bin ich unserem Oberbürgermeister Gunther
einzutreten, nicht mehr und nicht weniger.          Eine kleine Erleichterung bringt es uns              Czisch sowie Bürgermeister Martin Bendel
Wir wollen das Brot, aber die Rosen auch!“          natürlich. Das heißt für mich aber, dass wir         dankbar, dass sie die Arbeitgeber zur Abgabe
Überraschend kam es dann doch zu                    uns unbedingt auch gewerkschaftlich orga-            eines Angebots aufgefordert hatten.“
einem Tarifabschluss, den Maria Wink-               nisieren müssen und nicht locker lassen dür-
ler, ver.di-Geschäftsführerin Ulm-Ober-             fen. Es gibt kein ordentliches Konzept,
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Dezember 2020

Kommentar

Kein
                                               Nachrichten
„Vorwärts                                      Aalen
zum alten
Wirtschaften                                   „Meine Arbeit macht keinen Sinn mehr“
zurück!“
                                               Neues Projekt ´sinn_schuerfen`
Papst Franziskus wirbt weiter für sein Pro-    der kath. Betriebsseelsorge Ostwürttemberg
jekt zur Rettung der Welt.
Schon in seinem Wort an die sozialen Bewe-     (kt) In unserer Arbeit als Betriebs-         Aktuelle psychologische und sozialwis-
gungen zu Ostern 2020 – ganz im Zeichen        seelsorger*innen begegnen uns täg-           senschaftliche Studien weisen auf die
des ersten Corona-Lockdowns geschrieben –      lich Menschen, die sich in teils sehr        gesundheitlichen Auswirkungen von
bat Franziskus eindrücklich darum, über        belastenden Situationen in ihrem             Sinnerleben und Sinnverlust in der
das „Danach“ nachzudenken. Er schrieb:         Arbeitsumfeld befinden. Mobbing,             Arbeitswelt hin. Arbeit als Broterwerb
„Ich hoffe, dass die gegenwärtige Gefahr       Burnout, Existenzängste sind ein-            genügt demnach den meisten nicht
den automatischen Gang der Dinge durch-        schlägige Themen wie auch Erfahrun-          mehr. Wonach die Menschen suchen ist
bricht (…), unser schlafendes Gewissen auf-    gen von Sinnverlust und Sinnlosig-           Zugehörigkeit, Anerkennung und Wert-
rüttelt und eine menschliche und ökologi-      keit.                                        schätzung, Verantwortung, Resonanz
sche Umkehr bewirkt, die die Vergötzung        Die Frage nach dem Warum der Arbeit,         und ein gutes Arbeitsklima. Vor allem
des Geldes beendet und stattdessen die         nach der Bedeutsamkeit des eigenen           aber suchen sie nach Bedeutsamkeit
Würde und das Leben ins Zentrum rückt.         Tuns ist in unserer Gesellschaft aktuel-     und Einfluss des eigenen Handelns.
Unsere so wettbewerbsorientierte und indi-     ler denn je. Gleichzeitig erleben wir eine   Mit dem Projekt ´sinn_schuerfen` wol-
vidualistische Kultur mit ihren frenetischen   große Unbedeutsamkeit unseres Selbst         len wir dem Thema Sinnerleben in der
Rhythmen von Produktion und Konsum,            in einer immer komplexeren und digita-       Arbeit auf den Grund gehen. Wir wollen
mit ihrem übertrieben Luxus und übermä-        lisierteren Welt.                            in die Diskussion treten, Erfahrungen,
ßigen Gewinnspannen für wenige, muss                                                        Praxisbeispiele und persönliche Ge-
                                               Altbekannte Sinngeber wie Kirchen,
eine Veränderung durchlaufen, umdenken                                                      schichten sammeln und zur Reflexion
                                               Gemeinden, Vereine oder Nachbar-
und sich neu strukturieren.“                                                                anregen: „Was sind die Sinnpartikel mei-
                                               schaft spielen kaum mehr eine Rolle.
In seiner zweiten Sozialenzyklika Fratelli     Vielmehr kann und muss der Mensch            ner Arbeit?“
Tutti (FT) legt Franziskus nach.               sich selbst, seinen Glauben, seine Prinzi-   Mehr dazu unter:
Mit Vehemenz kritisiert er den neoliberalen    pien und Ansichten sowie sein Handeln        www.sinnschuerfen.de
Kapitalismus und dessen Idee, dass aus der     für sich definieren.
Verfolgung individueller Interessen das
größtmögliche Gemeinwohl entstehen             Foto: K. Tomanek
könne (FT 103), und fordert nachdrücklich,
dass eine Gesellschaft gerade die Bedürf-
nisse der Schwächsten und Ärmsten zu
berücksichtigen hat: „Solange unser Wirt-
schafts- und Sozialsystem auch nur ein
Opfer hervorbringt und solange auch nur
eine Person ausrangiert wird, kann man
nicht feierlich von universaler Geschwister-
lichkeit sprechen“ (FT 110).
Mit Papst Franziskus ist keine Rückkehr
zum „Weiter so“ denkbar.
Seine Einladung: In Solidarität mit den
Schwächsten – den Opfern des jetzigen Sys-
tems – einen Perspektivwechsel einnehmen,
dem Leben aller Vorrang vor der Aneig-
nung der Güter durch einige wenige ein-
räumen und konsequent gegen die struktu-
rellen Ursachen von Ausbeutung und
Armut zu kämpfen (FT 116).
Diese Einladung muss ein Echo finden,
meint Ihr

Wolfgang Herrmann

Mehr dazu im nächsten Rastplatz.
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                                                Bündnisse
Stuttgart                                       Ravensburg

Projekt “Faire Arbeit”                          Armut macht einsam
verlängert                                      Ravensburger Bündnis gegen Armut setzt sich auch und gerade in
                                                Coronazeiten für die Schaffung von Begegnungsräumen ein
(wh) Menschen mit Fluchterfahrung
eine faire Integration in den Arbeits-          (mw) Armut in Oberschwaben? Vor-            trifft er den katholischen Betriebsseel-
markt zu ermöglichen ist Ziel des Pro-          dergründig geht es der Region wirt-         sorger Werner Langenbacher. Ihn kennt
jekts MIRA, zu dem auch das vom                 schaftlich gut. Doch auch hier gibt es      Alex vom Arbeitslosentreff, den er
VIJ/Fraueninformationszentrum                   Menschen, die mit ihrem Geld nicht          heute trotz seiner Stelle noch besucht.
(FIZ) und der Betriebsseelsorge Rot-            oder kaum über die Runden kommen.           Langenbacher gründete vor drei Jahren
tenburg-Stuttgart getragene Teilpro-            Darauf machte das Bündnis gegen             zusammen mit dem Deutschen Gewerk-
jekt „Faire Arbeit“ gehört.                     Armut an einem Samstag vor der              schaftsbund (DGB) das Bündnis gegen
Dank der Bewilligung weiterer Förder-           Jodokskirche mit Ständen und Trans-         Armut im Landkreis Ravensburg und
mittel aus dem Zweckerfüllungsfonds             parenten aufmerksam.                        holte 14 weitere kirchliche und zivilge-
Flüchtlingshilfen der Diözese ist nun die       Unter dem Motto "Begegnungsräume            sellschaftliche Sozialpartner ins Boot.
Fortführung für die kommenden Jahre             schaffen" gab es Gespräche, Informatio-     Letztes Jahr organisierten sie erstmals
abgesichert.                                    nen und eine warme Suppe, die die           Veranstaltungen zu bezahlbarem Wohn-
In den vergangenen fast drei Jahren hat         Sozialeinrichtung Dornahof gespendet        raum. Als größte Not in Pandemiezeiten
das Gesamtprojekt MIRA zahlreiche               hatte.                                      habe sich für diese Klientel jedoch
Geflüchtete sowie Migrant*innen, die             An einem der Stehtische vor der Kirche      herausgestellt, dass Essens- und Begeg-
nicht aus der EU kommen, kostenlos in           stößt Alex dazu. Er erzählt, dass er        nungsangebote weggefallen sind und
arbeitsrechtlichen Fragen und Proble-           inzwischen mit seinem Hausmeisterjob        viele zu vereinsamen drohen. So ent-
men unterstützt. Darüber hinaus konn-           und dem, was seine Frau im Pflegebe-         standen Motto und Format des Aktions-
te ein großes Netzwerk mit weiteren             reich verdient, die vierköpfige Familie      tages. "Es wird Zeit, dass wir uns Gedan-
kooperierenden Einrichtungen und                über Wasser halten kann - mit Höhen         ken machen, wie wir diese Begegnungs-
Beratungsstellen aufgebaut werden.              und Tiefen. Der Corona-Lockdown habe        räume wieder öffnen können, wenn sie
Neben der Fallberatung bietet MIRA              ihn trotz seines Jobs auch finanziell        nicht schon wieder offen sind", betont
auch Module zur Schulung für Fach-              belastet. Die Kinder konnten nicht in der   Langenbacher.
kräfte, Ehrenamtliche und Multiplika-           Schule essen und waren immer zu Hau-        Den Raum für diese Aktion stellte die
toren an, angesichts der Auswirkungen           se. Da sei schon auch der ein oder andere   Initiative "Kirche in der Stadt" zur Ver-
der Corona-Pandemie zunehmend auch              Freizeitwunsch aufgekommen.                 fügung. Gemeindereferentin Christine
in Online-Formaten.                             Alex kennt andere Zeiten in seinem          Mauch sieht es als Aufgabe der Kirche,
Der Start von „Faire Arbeit“ wurde in           Leben, als er keine Arbeit hatte. Beim      sich für die sozialen Belange einzuset-
der ersten Projektphase finanziell auch          Ravensburger Begegnungstag im Rah-          zen. Dass es trotz des ernsten Themas
mit erheblichen Mitteln aus der Paul-           men der Aktionswoche der Landesar-          etwas zu lachen gab, dafür sorgten die
Schobel-Stiftung der Betriebsseelsorge          mutskonferenz Baden-Württemberg             Ravensburger Clowns.
gefördert.
Mehr Informationen über Mira:
www.mira-beratung.de

                               Tag der Armut;
                       Foto F. Kappenberger

Impressum
Betriebsseelsorge der
Diözese Rottenburg-Stuttgart,
Jahnstr. 30, 70597 Stuttgart
Autor*innen: Ákos Csernai-Weimer
(acw), Michael Görg (mg), Christian
Gojowczyk (cg), Wolfgang Herrmann
(wh), Susanne Hirschberger (sh), Martin
Jahn (mj), Josef Krebs (jk), Werner Lan-
genbacher (wl), Peter Maile (pm), Tho-
mas Maile (tm), Peter Niedergesäss (pn),
Marian Schirmer (msc), Matthias
Schneider (ms), Karolina Tomanek (kt),
Markus Waggershauser (mw).
Layout: Inge Muff-Bongers, crayonne.de
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                An der Seite von
                Streikenden
                Betriebsseelsorge zeigt Solidarität
                (wl) Wie geht Streik in Zeiten von Corona?
                Mit dieser Frage sah sich die Gewerk-
                schaft ver.di konfrontiert, denn Tarifver-
                handlungen ohne Streikbeteiligung
                schwächt die Arbeitnehmerseite. Zur
                Überraschung vieler haben an zahlrei-
                chen Orten Demonstrationen mit beacht-
                licher Beteiligung stattgefunden.
                Die Betriebsseelsorge beteiligte sich an den
                Warnstreiks und unterstützte die Gewerk-
                schaft ver.di in ihren Forderungen. Auch
                bei betrieblichen Auseinandersetzungen
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stehen Betriebsseelsorge und KAB auf der Seite
der Arbeitnehmer*innen, so in Göppingen und
Geislingen bei den Firmen Schuler und WMF
(Stellen- oder Sozialabbau) oder bei der Geh-
weg-Demonstration in Liebenau, wo Beschäf-
tigte für einen Tarifvertag an die Öffentlichkeit
gingen.
Fotos (im Uhrzeigersinn von oben rechts):
Esslingen (P. Maile) – Aalen (Mehser) – Göppin-
gen / Schuler (Jürgen Peters) – Böblingen
ver.di Warnstreik (M. Schirmer) – Liebenau,
Gehweg-Demonstration (Jo E. Röttgers) –
Schorndorf (Solidarität und Klassenkampf), –
Geislingen / WMF (A. Csernai-Weimer) – Tett-
nang (F. Kappenberg).
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Stuttgart

„Wir helfen, gerechte Löhne und faire Arbeitsbedingungen
für mobile Beschäftigte durchzusetzen“
(wh) Die Betriebsseelsorge Rotten-         DB: Wir kommunizieren bzw. verhan-           WH: Die Betriebsseelsorge ist Koopera-
burg-Stuttgart ist Kooperationspart-       deln mit dem Arbeitgeber, klären, ob         tionspartner der ersten Stunde von
nerin der ersten Stunde von Faire          und welche Ansprüche bestehen, schrei-       Faire Mobilität Stuttgart. Hat sich die
Mobilität Stuttgart. Im Interview          ben eine Zahlungsaufforderung an dem         Zusammenarbeit bewährt?
stellt Dragana Bubulj, derzeit die         Arbeitgeber, fordern die Rücknahme           DB: Absolut. Durch die Kooperation mit
Koordinatorin des Stuttgarter              einer Kündigung oder Abmahnung, füh-         der Betriebsseelsorge sind viele Info-
Teams, Faire Mobilität vor:                ren Aufklärungsgespräche mit den             Aktionen, vor allem in der Transport-,
Wolfgang Herrmann: Dragana, bitte          Arbeitnehmer*innen und informieren           Fleisch- und Baubranche sowie Veran-
erkläre kurz den Auftrag von Faire Mobi-   die Öffentlichkeit über die Lage der Men-    staltungen in ganz Baden-Württemberg
lität:                                     schen aus MOE auf dem deutschen              durchgeführt worden. Die Vernetzung
Dragana Bubulj: Faire Mobilität hilft,     Arbeitsmarkt. Wir begleiten und unter-       auf lokaler und regionaler Ebene wird
gerechte Löhne und faire Arbeitsbedin-     stützen die Menschen im außergericht-        durch die Kooperation stetig gefördert.
gungen für Beschäftigte aus den mittel-    lichen Bereich. Sobald jedoch eine Klage
und osteuropäischen EU-Staaten (MOE)       eingereicht wird, hört die Beratungsar-
auf dem deutschen Arbeitsmarkt durch-      beit in der Regel auf. Leider haben wir
zusetzen. An elf Beratungsstellen in       kein Budget, die Arbeitnehmer*innen in
Deutschland werden Arbeitnehmer*in-        sehr schwierigen sozio-ökonomischen                                  Dragana Bubulj
nen dabei durch qualifizierte Bera-         Lagen zu unterstützen. Zum Glück kön-                                Foto: privat
ter*innen muttersprachlich unter-          nen wir in Einzelfällen auf unseren
stützt.                                    Kooperationspartner Betriebsseelsorge        In besonders schweren Fällen von Ar-
                                           zählen.                                      beitsausbeutung können wir auch Hilfe
WH: Mit welchen Problemen kommen
                                           WH: Gibt es Branchen, die besonders          aus dem Solidaritätsfonds der Betriebs-
mobile Beschäftigte häufig auf Euch zu?
                                           anfällig für Arbeitsausbeutung sind?         seelsorge für Betroffene bekommen. Ein
DB: Die häufigsten Gründe, weshalb                                                       anderes Beispiel: Bei einem plötzlichen
Menschen zu uns in die Beratung kom-       DB: Wir beobachten, dass z. B. in der Bau-
                                                                                        Verlust der Arbeit und der Unterkunft
men, sind Probleme der Entlohnung          branche Bauarbeiter, die qualifizierte
                                                                                        können wir Obdachlosigkeit verhin-
oder betreffen eine Kündigung: Men-        Aufgaben erledigen, häufig als Hilfsar-
                                                                                        dern, indem die Betriebsseelsorge eine
schen werden nur zum Teil ausbezahlt       beiter vergütet werden. In der soge-
                                                                                        Kurzzeit-Unterkunft organisiert und
oder haben überhaupt keinen Lohn er-       nannten 24-Std.-Pflege wird in der Regel
                                                                                        finanziert.
halten; einige werden fristlos gekündigt   das Arbeitszeitgesetz nicht eingehalten;
und/oder müssen die Gemeinschaftun-        die Pfleger*innen berichten über              Nähere Informationen zum Auftrag und
terkunft unverzüglich verlassen.           „Rund-um-die-Uhr“-Betreuung und die          Beratungsangebot von Faire Mobilität:
WH: Wie könnt ihr helfen – und wo          Unmöglichkeit, Zeit für sich oder für        www.faire-mobilitaet.de
liegen die Grenzen eurer Arbeit?           einen Spaziergang zu nehmen.                 www.fair-arbeiten.eu

                                                                                                       Dragana Bubulj im
                                                                                                       Beratungsgespräch
                                                                                                       Foto: privat
Tarifauseinandersetzung Öffentlicher Dienst - Ulm Warnstreik Kundgebung mit mehr als 2.000 Menschen einige Stimmen dazu: Katholische ...
Dezember 2020

Tuttlingen

Bündnis für Arbeit im Landkreis Tuttlingen
Unterstützung Jugendlicher auf dem Weg in den Beruf
                                                                                             Spende von 10.000 Euro bedacht hatte.
                                                                                             Die BBQ Bildung und Berufliche Qualifi-
                                                                                             zierung GmbH berichtete über den bis-
                                                                                             herigen Verlauf des Projektes „Berufs-
                                                                                             wahlkompass-Erfolgreich zur Ausbil-
                                                                                             dung“, das vom Regionalen Bündnis für
                                                                                             Arbeit mit 10.000 Euro bezuschusst
                                                                                             wird. Ziel ist die Vermeidung von Schul-
                                                                                             abbrüchen, eine Erweiterung des
                                                                                             Berufswahlspektrums und ein erfolgrei-
                                                                                             cher Übergang in die Ausbildung. In
                                                                                             einem intensiven Coaching lernen die
                                                                                             Jugendlichen ihre persönlichen Kompe-
                                                                                             tenzen kennen. Gleichzeitig erfahren
                                                                                             sie eine Steigerung ihres Durchhalte-
                                                                      Heinz Geyer (li)       vermögens und der Frustrationstole-
                                                                      und                    ranz. Schließlich werden Bewerbungs-
                                                                      Thomas Maile
                                                                      beim Bündnis.          unterlagen erstellt und durch Betriebs-
                                                                      Foto:                  erkundungen und Praktika lernen sie
                                                                      Thomas Maile           die Arbeitswelt kennen.
                                                                                             Aktuell werden 38 Schüler*innen im Pro-
(tm) Auf der diesjährigen Mitglieder-        Projekte zur Vermeidung von Jugend-             jekt Berufswahlkompass begleitet. Acht
versammlung des Fördervereins „Re-           und Langzeitarbeitslosigkeit in Höhe            Jugendliche haben inzwischen das Pro-
gionales Bündnis für Arbeit im Land-         von mehr als 25.000 Euro gefördert wer-         jekt erfolgreich abgeschlossen, einen
kreis Tuttlingen e. V.“ standen die tur-     den. Dabei handelte es sich um die              Ausbildungsvertrag in der Tasche oder
nusmäßigen Wahlen und der Bericht            Diakonie-Projekte „Lebens.Werk“ und             haben den Sprung auf eine weiterfüh-
über das BBQ-Projekt “Berufswahl-            „Kleider schaffen Arbeit“, die Initiative       rende berufsbildende Schule geschafft.
kompass – Erfolgreich zur Ausbil-            „Berufswahlkompass“ und das Projekt             Die Mitglieder von Vorstand und Beirat
dung“ im Mittelpunkt.                        „Paten auf Zeit“. Großen Dank wurde             vom Regionalen Bündnis für Arbeit
Thomas Maile, Vereinsvorsitzender und        der Hildegard-und-Katharina-Hermle-             dankten den Mitarbeiter*innen von
Betriebsseelsorger, blickte auf ein ereig-   Stiftung ausgesprochen, die den Förder-         BBQ und zeigten sich von deren Arbeit
nisreiches Jahr zurück. Es konnten           verein wieder mit einer großzügigen             beeindruckt.

Betriebsseelsorge vor Ort
                                                                                             Stuttgart

                                                                                             Arbeiten im Schlachthof –
                                                                                             Gemeinsame Info-Aktion
                                                                                             (wh) Mehrere Stunden lang besuchte
                                                                                             ein Team aus Gewerkschaft (NGG), Faire
                                                                                             Mobilität und Betriebsseelsorge DRS im
                                                                             Das Team
                                                                             (v.l.):         Oktober Unterkünfte osteuropäischer
                                                                             Daniela Ana,    Arbeiter*innen, die als Werkvertragsar-
                                                                             Faire Mobili-   beiter*innen in einer großen Schlachte-
                                                                             tät Erfurt;     rei im Nordschwarzwald tätig sind.
                                                                             Wolfgang
                                                                             Herrmann,       Dabei konnten das Team muttersprach-
                                                                             Betriebsseel-   liche Flyer mit Informationen über
                                                                             sorge drs;      Arbeitsrechte in der Fleischwirtschaft
                                                                             Christian
                                                                             Dorev, Faire
                                                                                             verteilen, aber auch direkt Gespräche
                                                                             Mobilität       mit Arbeitnehmer*innen führen. Diese
                                                                             Mannheim;       führten in einem Fall auch zu einer
                                                                             Sejla Vojić,    arbeitsrechtlichen Beratung durch die
                                                                             Faire Mobili-
                                                                             tät Stgt.       Stuttgarter Kolleginnen von Faire
                                                                             Foto: privat    Mobilität.
Tarifauseinandersetzung Öffentlicher Dienst - Ulm Warnstreik Kundgebung mit mehr als 2.000 Menschen einige Stimmen dazu: Katholische ...
Dezember 2020

Stuttgart 21

Tag der menschenwürdigen Arbeit
Würde und Wertschätzung menschlicher Arbeit anerkennen

                                                                                                                       Eisenflechter
                                                                                                                       auf der
                                                                                                                       Baustelle
                                                                                                                       Stuttgart 21
                                                                                                                       Foto:
                                                                                                                       Peter Maile

(pm) Der „Welttag für menschwür-            Akzeptanz jedes Menschen mit allen          Leider kommt auch auf den Baustellen
dige Arbeit“ wurde 2008 ins Leben           Stärken und Schwächen. Damit men-           von Stuttgart 21 Arbeitsausbeutung vor.
gerufen. Gut, dass es diesen Tag gibt,      schenwürdige Arbeit erfahrbar wird,         Gut, dass es Beratungsstellen gibt, die
der die Würde des arbeitenden Men-          braucht es Firmen und Verantwortli-         Betroffene bei der Durchsetzung ihrer
schen in den Mittelpunkt stellt: der        che, die Leistungen und Zuschläge fair      Rechte unterstützen. Besser noch, wenn
Mensch als ganze Person mit all ihren       und gerecht entlohnen. Dies ist nur mög-    auch Generalunternehmen sich ihrer
Talenten und Begabungen.                    lich, wenn Verantwortliche im Dialog        Verantwortung bewusst sind, denn men-
Die Betriebsseelsorge S 21 hat anlässlich   stehen und alles in ihrer Macht stehen-     schenwürdige Arbeit erfordert das Enga-
dieses Tages die Eisenverleger und Bau-     de tun, um Ausbeutung zu verhindern.        gement aller Beteiligten.
arbeiter befragt. Die Kollegen waren
über die Frage überrascht, denn wer                                          Zu Seite 9 unten Ludwigsburg Spillmann; Foto: BS Ludwigsburg
fragt sonst danach. Die Betriebsseel-
sorge schon: Denn der Mensch steht bei
ihr im Mittelpunkt.
Für Engin und Ali ist Menschlichkeit ein
Kennzeichen würdiger Arbeit. Darunter
verstehen sie Gastfreundschaft, Hilfsbe-
reitschaft und Freundlichkeit – unterei-
nander ebenso wie den gegenseitigen
Respekt zwischen Vorgesetzten und Kol-
legen. Unabdingbar sind Begegnungen
auf Augenhöhe, die das Gefühl der
Würde und der Wertschätzung wider-
spiegeln. Es erfüllt sie mit Freude und
Stolz, dass sie sich mit ihrem Know-how
in Deutschland einbringen können.
Diese Emotionen sind Motivation für
die Strapazen und Entbehrungen der
Arbeit, die sie täglich auf sich nehmen.
Kennzeichen für menschenwürdige
Arbeit sind für Jenny und Till der
menschliche Zusammenhalt, das Inei-
nandergreifen verschiedener Talente
[einem Zahnrad ähnlich] und die
Tarifauseinandersetzung Öffentlicher Dienst - Ulm Warnstreik Kundgebung mit mehr als 2.000 Menschen einige Stimmen dazu: Katholische ...
Dezember 2020

Ludwigsburg                                Stuttgart

Lieferant*innen ja,                        Kaufhof macht den Laden dicht
Gewerkschaft nein?                         Michael Görg im Gespräch mit dem Betriebsratsvorsitzenden
                                           Biagio Fittipaldi der Schließungsfiliale Stuttgart-Bad Cannstatt
Betrieb verweigert Zutritt einer
Gewerkschaftssekretärin
(cg) „Gut, dass ihr hier seid“! Goran,
Betriebsratsvorsitzender beim Bie-
tigheimer Bus- und Reiseunterneh-
men Spillmann, begrüßt die beiden
Betriebsseelsorger Michael Görg und
Christian Gojowczyk. Auch rund 20
Gewerkschaftler*innen treffen sich
am 8. Oktober am Arbeitsgericht Lud-
wigsburg, um Goran und die Kolleg-
*innen von Spillmann sichtbar zu
unterstützen.
Im Juli hatte die Geschäftsführung bei
Spillmann der vom Betriebsrat eingela-
denen ver.di-Sekretärin Suzana Tedes-
co den Zutritt zum Betrieb verweigert.
Während Kund*innen und Lieferant*in-
nen reindürfen, soll ausgerechnet sie
eine Gefährdung darstellen. Erst nach
Polizeiintervention darf Suzana in den
Betrieb. Der Geschäftsführer legt nach:
                                                                                                              Foto: Michael Görg
Er will gerichtlich ein Betretungsverbot
für die Gewerkschaft durchsetzen. Trotz    Im Juni haben die Mitarbeiter*innen der     Eine Verbesserung für die Transferge-
klarer Zweifel des Richters im ersten      betroffenen Kaufhof- und Karstadt-          sellschaft gab es auch nicht.
Gerichtstermin an der Rechtmäßigkeit       Filialen von der Schließung erfahren.       MG: Im Augenblick läuft der Ausverkauf
dieses pauschalen Antrages bleibt die      Einige Häuser konnten nach Kundge-          in eurer Filiale. Wie reagieren die
Geschäftsführung bei ihrer Haltung.        bungen und Verhandlungen gerettet           Kund*innen auf die Schließung?
Aber es ist ja auch „nur“ der Gütetermin   werden. Leider bleibt es bei der Schlie-
– ein Urteil kann frühestens im Februar                                                BF: Das Kundenumfeld hat sich völlig
                                           ßung des Kaufhofs in Bad Cannstatt. Es      verändert. Die meisten wollen nur noch
fallen.                                    wurde eine minimale Abfindung und            Schnäppchen machen. Sie benehmen
Die Pandemiesituation ist für Betriebs-    eine Transfergesellschaft für nur 6
rät*innen schwierig: Kurzarbeit muss                                                   sich völlig daneben und verwüsten die
                                           Monate angeboten.                           Verkaufsfläche. Einige Kolleg*innen
organisiert werden, der Druck im           Michael Görg: Das Management hat ver-
Arbeitsschutz steigt. Persönliche Kom-                                                 konnten die Situation nicht aushalten
                                           sprochen die Abfindung zu erhöhen und        und sind inzwischen krankgeschrieben.
munikation mit der Belegschaft wird
                                           die Transfergesellschaft zu verlängern,     MG: Wie unterstützt das Unternehmen
schwieriger, die Betriebsversammlun-
                                           wenn die Geschäftszahlen gut sind. Was      jetzt die Mitarbeiter*innen, die ihre
gen als zentraler Berichts- und Diskus-
                                           ist daraus geworden?                        Arbeit verlieren?
sionsraum mit den Kolleg*innen sind
nur mit sehr hohem Aufwand möglich.        Biagio Fittipaldi: Seit bekannt ist, dass   BF: Wir haben Unterstützung beim Aus-
                                           wir schließen, haben wir viel mehr          füllen der Formulare für die Arbeits-
Solidarität unter abhängig Beschäftig-
                                           Kund*innen und unglaublich gute Ver-        agentur bekommen, das war hilfreich.
ten zu stützen und zu schützen ist im
                                           kaufszahlen. Die Mitarbeiter*innen          Außerdem gibt es Gespräche zu Berufs-
Grundrecht auf Koalitionsfreiheit in
Artikel 9 des Grundgesetzes festge-        haben aber kein besseres Angebot            planung und Bewerbung. Viele wollen
schrieben – das Zugangsrecht der           bekommen.                                   nicht mehr im Einzelhandel arbeiten
Gewerkschaft zu den Betrieben im Be-       MG: Die Betriebsseelsorge hat mit ver.di    und suchen Jobs in anderen Bereichen.
triebsverfassungsgesetz ist Ausdruck       in Kundgebungen auf die schlechte           MG: Was macht die Arbeit im Einzelhan-
dieses Grundrechts. Darum freuten sich     Situation der Mitarbeiter*innen auf-        del schwierig?
in den zahlreichen Gesprächen die Kol-     merksam gemacht. Außerdem gab es            BF: Mit der Arbeit am Samstag ist es
leg*innen, dass die Betriebsseelsorge      Gespräche mit Politikern und dem Stutt      kaum möglich, privat etwas am Wo-
ihre Solidarität öffentlich zeigte: „Co-   garter Oberbürgermeister, um die Fili-      chenende zu unternehmen. Außerdem
rona bringt uns schon genug in Schwie-     ale länger zu halten und Gelder für eine    haben wir einen hohen Druck, gute Ver-
rigkeiten – es darf nicht sein, dass uns   verlängerte Transfergesellschaft zu         kaufszahlen zu erreichen, verdienen
jetzt auch noch Gewerkschaftsrechte        bekommen. Wie waren die Reaktionen?         aber nur wenig.
pauschal bestritten werden – wo soll das   BF: Wir als Mitarbeiter*innen haben         MG: Vielen Dank für den Eindruck und
hinführen?“, fasst Goran die schwierige    nichts mehr gehört. Es bleibt beim          viel Erfolg bei den Bewerbungen.
Situation zusammen. Foto linke Seite       ursprünglichen Schließungstermin.
Tarifauseinandersetzung Öffentlicher Dienst - Ulm Warnstreik Kundgebung mit mehr als 2.000 Menschen einige Stimmen dazu: Katholische ...
Dezember 2020

Heilbronn

Internationale Fernfahrerseelsorge
Österreichische Kolleg*innen planen Aufbau einer Fernfahrerseelsorge
(jk) Vom 12. bis 14. September trafen
sich erstmals grenzübergreifend Kol-
leg*innen aus der Fernfahrerseel-
sorge Deutschland/Österreich im Bil-
dungshaus St. Virgil in Salzburg.
Die Situation der Fernfahrer*innen ist
auch in Österreich teilweise prekär. Es
ist wie Deutschland ein Transitland für
den internationalen Güterverkehr und
es fehlen auch hier Parkplätze so-
wie Möglichkeiten für die Fernfah-
rer*innen, über ihre Sorgen und Nöte zu
sprechen. Deshalb wollen die österrei-
chischen Kolleg*innen aus der Betriebs-
seelsorge eine Fernfahrerseelsorge auf-
bauen. Das Treffen diente dem Erfah-
rungsaustausch und der Klärung, was
für die Situation der Fahrer*innen in
Österreich benötigt wird. Der prakti-
sche Teil waren Rastplatzbesuche am
Sonntag, 13.9. am Walserberg und den        Vordere Reihe (v.l.): Heiner Sternemann (Salzburg), Hans Gilg (Augsburg), Klaus Käfer (Konstanz),
umliegenden Parkplätzen. Die gesamte        Thomas Braun (Speyer)
                                            Mittlere Reihe (v.l.): Stefan Robbrecht-Roller (Linz), Josef Krebs (Rottenburg-Stuttgart), Katharina
Tagung war sowohl von den Inhalten als      Karl (St. Pölten), Georg Steinmetz (Augsburg), Hans-Georg Orthlauf-Blooss (Mainz)
auch von den persönlichen Begegnun-         Hintere Reihe (v.l.): Christian Haslauer (St. Pölten), Heike Gotzmann (Freiburg), Norbert Jungkunz
gen ein voller Erfolg.                      (Bamberg)

Aus den Dienststellen
Böblingen

Ein Arbeiterjahr unter Pandemiebedingungen
(msc) Als Walter Wedl im Februar            Als ich im Mai meine Stelle in Böblingen                 vielen die Erleichterung und Freude,
nach 18 Jahren als Betriebsseelsorger       antrat, waren die Türen leider immer                     einen Teil ihrer Kontakte wieder treffen
in Böblingen feierlich verabschiedet        noch zu. Für viele Menschen hier in Böb-                 zu können.
wurde, ist wahrscheinlich den meis-         lingen sind die Begegnungen im Arbei-                    Dennoch konnten leider nicht alle Ver-
ten bewusst geworden, dass das Jahr         terzentrum elementar. Uns erreichten                     anstaltungen durchgeführt werden. So
2020 Veränderungen und Besonder-            in dieser Zeit viele Nachrichten, welche                 mussten wir unter anderem die Besin-
heiten für das Arbeiterzentrum              die Auswirkungen des Lockdowns und                       nungstage, das Gemeindefest, die Fahrt
bereithalten wird. Doch wie ein-            die damit verbundene Einsamkeit vieler                   zur Landesgartenschau, die KAB-Seni-
schneidend dieses Jahr werden wür-          Menschen verdeutlichten.                                 orenwallfahrt wie auch zum ersten Mal
de, haben nur die wenigsten geahnt.         Nach den Lockerungen Mitte Juni durf-                    unsere Gemeindeversammlung, samt
Im März begann der deutschlandweite         ten auch wir wieder erste Besucher und                   Wahlen ausfallen lassen. Weitere Ter-
Lockdown und das Arbeiterzentrum            Gruppen im Arbeiterzentrum begrü-                        mine und Veranstaltungen haben wir
schloss zum ersten Mal seit Jahrzehnten     ßen. So war die Sitzung der Gemeinde-                    vorsorglich in das neue Jahr verschoben.
für Gäste seine Türen. Über 350 Veran-      leitung am 15. Juni das erste Treffen seit               Nichtsdestotrotz feilen und planen wir
staltungen, Treffen und Vermietungen        Ende Februar. Aufgrund der geltenden                     weiter an neuen Veranstaltungen für
prägen normalerweise unser Arbeiter-        Vorgaben finden bis heute alle Veran-                     das nächste Arbeiterjahr – wohl wis-
jahr. Täglich gehen hier die Menschen       staltungen im Saal statt. Dies erforderte                send, dass Ausfälle und Verschiebungen
ein und aus – man kennt sich. Für viele     anfangs eine größere Koordination. So                    nicht unumgänglich sein werden.
Menschen bietet das Arbeiterzentrum         können wir seit Ende Juni wieder fast                    Wir sind uns jedoch sicher, dass auch im
eine Anlaufstelle für ihre Probleme, um     allen Gruppen einen Ort der Begegnung                    neuen Jahr das Arbeiterzentrum das
soziale Kontakte zu knüpfen, aber auch      bieten und auch die veränderten Bedin-                   sein kann, was es ist: Ein Ort des sich Be-
für spirituelle und gesellige Stunden des   gungen und Hygienemaßnahmen trüb-                        gegnens, eine Anlaufstelle für jeden Men-
Beisammenseins. Doch dieses Jahr            ten so die Freude des Wiedersehens kei-                  schen und für viele ein Stück Heimat.
wurde alles anders.                         neswegs. Regelrecht spürbar war bei
Dezember 2020

             Die Ulmer Betriebsseelsorger*innen (v. l.): Michael Brugger, Alfons Forster, Werner Baur, Susanne Hirschberger;
                                                                                                            Foto M. Brugger
Ulm

50 Jahre Betriebsseelsorge Ulm
Wie alles begann – Geburtstagsfeier im Pandemiegeschehen

(sh) Im Jahr 1970 gab es in der Diözese   „Spezialitäten“: Betriebliche Sucht-        liche Suchtkrankenhilfe regelmäßig.
Rottenburg nur Wolfgang Gaugler als       krankenhilfe, Fernfahrerseelsorge und       Alle Aktionen, Treffen, Veranstaltungen
einzigen Betriebsseelsorger. Der damals   Notfallseelsorge. Nach seiner Verab-        wären nicht möglich ohne die vielen
in Ulm amtierende „Volksbüroleiter“       schiedung in den Ruhestand folgte ihm       Menschen, die sich unter dem Dach der
Richard Hanslovsky sah Handlungsbe-       2006 Pastoralreferent Alfons Forster,       Betriebsseelsorge begegnen. Ich hoffe,
darf. Er hatte intensiven Kontakt zur     der vor allem mit den „Schleckerfrau-       dass sich viele von ihnen zum 50.
Betriebsseelsorge in Linz und fand zwei   en“ um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze       Geburtstag auf unserer Homepage zu
interessierte Ordensleute, die Patres     kämpfte.                                    Wort melden: www.betriebsseelsor-
Sina und Hagen. Sie begannen in Ulm       Als er 2016 in die Gemeindeseelsorge        ge.de/arbeitsstellen/ulm/neuigkeiten
und um Ulm herum mit der Betriebsseel-    ging, wurde Michael Brugger Betriebs-
sorge, gaben allerdings schnell wieder    seelsorger in Ulm. Als „Junior“ gelang      Herzliche Einladung zum Mitfeiern
auf.                                      ihm der Zugang zur jüngeren Generati-
                                          on. Auf seine Initiative kam das Pflege-     Susanne Hirschberger,
1971 übernahm der Redemptorist Alfred
Sirch diesen Auftrag. Er arbeitete zu     bündnis Ulm zustande.                       Betriebsseelsorgerin Ulm
Beginn in der Firma Magirus und wurde     Nach seinem Wechsel zur Theologi-
bald durch seine Zeitung „Mahlzeit“ in    schen Fakultät in Tübingen im Jahr 2020
der Arbeitswelt bekannt. Unter die        wird die Betriebsseelsorge weiblich.
Scheibenwischer der Autos auf Betriebs-   Mein Ziel ist es, verstärkt die Arbeits-
parkplätzen geklemmt, warb er für die     situation der Frauen anzugehen.
Werte des Glaubens in Verbindung mit      Ausgezeichnet hat sich der Standort
dem Kampf der Gewerkschaften.             Ulm in der Mobbing- und Burnout-
1977 übernahm Werner Baur für 28          Beratung. Neben der Mobbingselbsthil-
Jahre die Geschicke der BS Ulm. Auch er   fegruppe trifft sich – in Zusammenar-         Reinklicken!
arbeitete in mehreren Fabriken. Seine     beit mit der IG Metall – auch die betrieb     betriebsseelsorge.de
Dezember 2020

Tuttlingen

Betriebs- und Personalrät*innen sind Schlüsselfiguren im Unternehmen
Oasentag als Kraft- und Motivationstag
(tm) Trotz oder vielleicht auch wegen
Corona nahmen sich über 30 Be-
triebs- und Personalrät*innen sowie
kirchliche Mitarbeitervertreter*in-
nen einen ganzen Tag lang Zeit, um
ihre Erfahrungen auszutauschen und
einander Mut zu machen. Die Be-
triebsseelsorge Tuttlingen-Rottweil
hatte wieder zu einem „Oasentag“ ein-
geladen.
Ein großer, goldener Schlüssel zierte die
Mitte des Saales und erschloss den Teil-
nehmern das Motto: Die Leute in der
betrieblichen Interessenvertretung
seien „Schlüsselfiguren“ in der moder-
nen Arbeitswelt, so Betriebsseelsorger
Thomas Maile in seiner Begrüßung. Er
konfrontierte die Teilnehmer*innen
gleich mal mit der Frage: „Was hat euch
denn bewogen, ein solches Mandat zu
übernehmen?“ Oft war die eigene Erfah-
rung von Unrecht wie ein Schlüsseler-
lebnis: Willkür von oben, Ungleichbe-
handlung, Mobbing am Arbeitsplatz.
Andere fühlten sich durch überzeu-
gende Vorgänger*innen ermutigt oder                                               Die
fühlen sich grundsätzlich dem christli-                                           Betriebsseelsorger
chen Anspruch, sich für andere einzu-                                             Paul Schobel und
setzen, verpflichtet.                                                              Thomas Maile beim
                                                                                  Oasentag in Aktion.
Aber welche Schlüssel hat eine Interes-                                           Foto: Thomas Maile
senvertretung denn wirklich in der
Hand? Es sind die gesetzlich verbrieften
Mitbestimmungsrechte. Sie gezielt anzu-         Zu Seite rechts unten:
wenden, bedarf freilich hoher Kompe-            Harald Preiß, Odelo Betriebsrat. Foto: A. Csernai-Weimer
tenz, die man sich vor allem über die
Gewerkschaften aneignen kann. Wei-
terbildung bleibt dabei eine ständige
Herausforderung.
Paul Schobel, der ehemalige Leiter der
Betriebsseelsorge, empfahl den Anwe-
senden ein ganzes „Schlüsselbrett“.
Betriebs- und Personalrät*innen müss-
ten zum Schlüssel greifen, der ihnen Ein-
blick gibt in die Wirtschaftsweise des
Kapitalismus. Der Gegensatz von Arbeit
und Kapital zwinge die Interessenver-
tretung zu einem ständigen Kampf um
Recht und Würde der Arbeit. Betriebs-
rät*innen hätten aber auch die Schlüs-
sel zur „Schaltzentrale der Mitbestim-
mung“ und zum „Kraftwerk der Solida-
rität“ in der Hand. So können sie Macht
entfalten gegenüber reinen Kapitalin-
teressen. Vor allem aber hätte die Inter-
essenvertretung Zugang zu den Herzen
der Menschen, wenn sie ihnen das Ohr
leihen, ihnen in die Augen schauen und
sich für ihre Anliegen einsetzen.
Dezember 2020

Aalen/Ravensburg

Ravensburg statt Mainz
Bildungsfahrt nach Mainz abgesagt, dafür Besuch in Ravensburg
(mj) Einer der wenigen Höhepunkte,
die dieses so unglückselige Jahr den
Besucher*innen der JobBörse Aalen
zu bieten hatte, war sicherlich der
Ausflug nach Ravensburg im Septem-
ber.
Dazu eingeladen hatte die Betriebsseel-
sorge Ravensburg mit den Freund*in-
nen des Arbeitslosencafés. Gleichzeitig
mit unserer Ankunft auf dem Bahnhof
riss der Himmel auf. Vom freundlichen
Empfangskomitee (Judith, Werner und
Jan) wurden wir zur Betriebsseelsorge
begleitet, wo es erst mal einen Imbiss
gab. Anschließend gab es eine umfang-
reiche Führung durch die Altstadt, wäh-
rend ein Teil der Gruppe mit Judith zur
Burg hinaufging, um von dort die präch-
tige Aussicht zu genießen. Im Hof der Kir-
chengemeinde Liebfrauen wurde die
Gruppe dann aufs Köstlichste bewirtet.
Angelikas Kartoffelsalat dürfte mittler-
weile wohl in die Annalen eingegangen
sein. Alle waren sich bei der Verabschie-                                                                Imbiss unter Corona-
dung auf dem Bahnhof einig, dass dies                                                                    Bedingungen: Im Freien und
                                                                                                         mit Abstand....
wirklich ein rundum schöner und ge-                                                                      Foto: Werner Langenbacher
lungener Tag war.

Göppingen

Die Not der Menschen ins Gebet nehmen
Politisches und Spirituelles im Einklang
(acw) Mit dem Politischem Nachtge-           punkt. „Seit Wochen kursieren Meldun-      im Wort Zumutung auch das Wort Mut
bet greifen die KAB im Bezirk Hohen-         gen von verschiedenen Unternehmen,         und Tun erkennen. Er ergänzt, die Krise
staufen und das netzwerk arbeitSwelt         die ihre Betriebsstätten schließen wol-    verpflichte in besonderem Maß, Sorge
die Sorgen und die Nöte der von              len“, so KAB-Sekretär Ákos Csernai-        für die Belegschaft zu tragen, fair,
Arbeitslosigkeit bedrohten Men-              Weimer. Die Angst der Beschäftigten um     sozialverantwortlich und respektvoll
schen im Landkreis Göppingen auf.            den Verlust des Arbeitsplatzes und die     mit den Menschen umzugehen. Gute
In der St. Maria-Kirche in Geislingen ist    Sorge um die Familie und die fehlenden     Tradition beim Politischen Nachtgebet
es um den Tag der menschenwürdigen           Perspektiven sind die Zumutungen der       ist es betroffene Menschen zu Wort kom-
Arbeit und im Rahmen der 36-Stunden-         heutigen Zeit. Diese nehmen Betriebsse-    men zu lassen. In diesem Jahr schildert
Aktion herum eine gute Tradition             elsorger Diakon Norbert Köngeter und       Odelo-Betriebsratsmitglied Harald
geworden, aktuelle politische Ereig-         Diakon Josef Putz mit ins Gebet: Wenn      Preiß viele Details an Zumutungen aus
nisse ins Gebet zu nehmen. Arbeitneh-        das Geld der Kurzarbeit nicht ausreicht.   dem Geislinger Unternehmen. „Wir
mer*innen, die im Einzelhandel, im           Wenn Beschäftigte auf Leistungen und       stehen nicht das erste Mal vor der
Maschinenbau, in der Automobilindu-          Lohn verzichten und der Betrieb trotz-     Betriebsschließung“, so der Betriebsrat.
strie oder der Zulieferbranche stehen,       dem schließt, ist das Arbeitslosengeld     Ausdrücklich bedankt er sich beim
fürchten nicht erst seit der Coronakrise     noch geringer. Wenn man im Kranken-        Regionalsekretär der KAB und der
um ihren Arbeitsplatz. Die KAB und das       haus oder im Altenheim liegt und kei-      Betriebsseelsorge für die gute Unter-
netzwerk arbeitSwelt stellen an diesem       nen Besuch bekommen darf. Welch eine       stützung in den Zeiten der Ungewissheit
bewegenden und ermutigenden Abend            Zumutung! Laut Betriebsseelsorger          und der Zumutungen in all den Jahren.
diese „ZuMUTungen“ in den Mittel-            Diakon Norbert Köngeter lasse sich         Foto linke Seite unten.
Dezember 2020

Personen
Über vier Jahrzehnte mit und für Arbeitnehmer*innen
Peter Niedergesäss (KAB) geht in Ruhestand
                                            Betriebsseelsorger-Team bekam und           Mitbestimmung, Vereinbarkeit) sowie
                                            gab er Impulse, schaffte Netzwerke und      Internationalität (Aufbau von KAB-
                                            sorgte dafür, dass die KAB mit der örtli-   Gruppen in Uganda). Ein neuer Bereich
                                            chen Betriebsseelsorge eng zusammen-        der letzten Jahre war die Situation in der
                                            arbeitete. So wurde bereits 1994 in         Pflege, in der es nicht nur um finanzielle
                                            Ravensburg eine Bürogemeinschaft mit        Aufwertung gehe, sondern vor allem um
                                            Betriebsseelsorger Werner Langenba-         die Verbesserung der Arbeitsbedingun-
                                            cher gegründet, um mit einer Stimme         gen.
                                            und mit gemeinsamen Aktionen auf die        Die Betriebsseelsorge dankt ihrem
                                            Situation der Menschen in der Arbeits-      Kollegen Peter für all die vielen Jahre
                                            welt aufmerksam zu machen. Als              und gemeinsame Zusammenarbeit. Mit
                                            Beispiel sei nur die Menschenkette um       ihm wurde deutlich: KAB und Betriebs-
                                            das Kaufhaus Kaufland in Ravensburg          seelsorge stehen Seit an Seit für die
                                            erwähnt, bei der es um einen Protest        Arbeitnehmerschaft. Und wir sind
                                            gegen die 24-Stunden-Ladenöffnung           sicher: Er wird Zeit für sich, die Familie
                                            ging. Im Rückblick, so Niedergesäss,        und sein Pferd haben, aber die Wege zur
                                            hätte sich das Thema Ladenöffnungszei-      Betriebsseelsorge werden sich hier und
                                            ten und Sonntagsverkauf durch all die       da kreuzen.
                                            Jahre hindurchgezogen. Was ihn auch
                                            all die Jahre begleitet hat, waren die
                                            Themen Gute Arbeit (Demokratisierung,

Peter Niedergesäss; Foto: Jo E. Röttgers
                                            Herzlich willkommen!
(wl) Ein Urgestein der diözesanen
KAB geht Ende des Jahres in Ruhe-           Svenja Gruß ist neue KAB-Diözesansekretärin
stand: Peter Niedergesäss stand 44          Matthias Schneider im Interview mit ihr
Jahre lang im Dienst der CAJ (Christli-
chen Arbeiterjugend) und der KAB.                                                       Matthias Schneider: Was hat Dich
Sein Tun mit wenigen Zeilen zu be-                                                      bewogen, Dich für die Stelle der Diöze-
schreiben, fällt schwer, denn ein                                                       sansekretärin zu bewerben?
Blick in seine Kalender der vergange-                                                   Svenja Gruß: Mir war die KAB von mei-
nen Jahre zeigt: ständig voll.                                                          ner eigenen Kirchengemeinde durch die
Könnte er aufzählen, in welchen Berei-                                                  Wertschätzung am Weltfrauentag
chen er all die Jahre aktiv war, es würde                                               bekannt. Natürlich habe ich mich ge-
eine lange Liste werden. Bereits mit 21                                                 fragt, ob die Arbeit in einem Verband
Jahren übernahm er die diözesane                                                        mit so einer großen Themenpalette das
Verantwortung für die Leitung der CAJ                                                   Richtige für mich ist. Aber richtig über-
und übte dieses Amt für fünf Jahre auch                                                 zeugt hat mich der ehrliche Umgang mit
auf Bundesebene aus. 1986 stieg er dann                                                 den Misserfolgen. So wurde in der Aus-
bei der KAB ein, wo er zunächst als                                                     schreibung zum Verbandstag über die
Regionalsekretär für die Region Boden-                                                  verschiedenen Aktionen zur Gewin-
see-Oberschwaben als auch für die                                                       nung neuer Mitglieder reflektiert be-
Schwerpunkte Betriebsarbeit und Junge                                                   richtet und man ist zu dem Ergebnis
Familie die Verantwortung übernahm.                                                     gekommen, dass alle bisherigen Versu-
Die letzten 21 Jahre war er dann Diöze-                                                 che nicht nachhaltig genug umgesetzt
sansekretär, was aber auch zur Folge                                                    wurden. Man war sich einig, dass die
hatte, dass er nicht nur von Bad Waldsee                                                Zeit drängt, jetzt etwas wirklich Neues
nach Stuttgart reisen musste, sondern                                                   zu tun und wählte dazu den Organizing-
bundesweit, ja sogar weltweit unter-                                                    Ansatz aus. Da wollte ich unbedingt
wegs war. Als gelernter Werkzeugma-                                                     dabei sein.
cher lag ihm natürlich auch die betrieb-                                                MS: Welche Themen liegen Dir beson-
liche Arbeit sehr am Herzen, weswegen                                                   ders am Herzen?
er von Anfang an die Zusammenarbeit                                                     SG: Das Engagement für Ostafrika hat
mit der Betriebsseelsorge suchte und                                                    mich gleich angesprochen, da wir ein
eng mit ihr kooperierte. Als Mitglied im    Svenja Gruß; Foto privat                    weiter rechte Seite oben
Dezember 2020

geflüchtetes Mädchen aus Eritrea in           ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist   Straße, geh mal wieder demonstrieren,
unsere Familie aufgenommen haben.            wie sie ist, es wär‘ nur deine Schuld,      denn wer nicht mehr versucht zu kämp-
Ich setze mich für die Bekämpfung von        wenn sie so bleibt!“ Dieser Satz gibt mir   fen, kann nur verlieren!“. Davon bin
Fluchtursachen ein und da treffe ich in      zu denken und stachelt mich immer wie-      auch ich überzeugt und lass‘ mich da-
der KAB auf Gleichgesinnte. Überrascht       der zum Handeln an. „Die Ärzte“ liefern     von bei meiner Arbeit für die KAB
war ich, dass auf so zeitgemäße Formen       auch noch eine konkrete Handlungs-          motivieren.
wie Online-Petitionen für faire Handels-     anweisung: „… geh mal wieder auf die
bedingungen mit Ostafrika erfolgreich
gesetzt wurde. Und mittlerweile ist mir
das Thema Pflege ans Herz gewachsen.
Pflege geht uns, nicht erst seit Corona,
alle an!
                                             Diözese
MS: Was hast Du vorher beruflich ge-
macht und kannst Du Erfahrungen aus          KAB Handels-Projekt erhält den Publikumspreis
dieser Tätigkeit in die neue Stelle ein-
bringen?                                     der Transfair-Organisation
SG: Die Beratung von jungen Müttern
und Gruppenarbeit mit Schwangeren            (pn) Das KAB-Projekt „Faire Handels-        schriften aus Uganda und Deutschland
war für mich immer sehr erfüllend.           verträge für Ostafrika“ ist mit dem         hat sich die KAB und die ugandische Part-
Beim Sozialdienst kath. Frauen e.V.          Publikumspreis des Fairtrade Awards         nerbewegung gegen das sogenannte
habe ich mich anwaltschaftlich für die       2020 ausgezeichnet worden.                  EU-Wirtschaftspartnerschaftsabkom-
Bedürfnisse von Frauen eingesetzt. Die       Ende Oktober konnte Projektinitiator        men (EPA) mit den ostafrikanischen Län-
Angebote der KAB zur Kurberatung für         Peter Niedergesäss Glückwünsche von         dern ausgesprochen. „Dies ist ein Erfolg
Mütter und der Treffpunkte im Alltag         Bundesentwicklungsminister Gerd             vieler KAB-Gruppen in der Diözese, aber
bündeln die Bedürfnisse von Frauen.          Müller und der Schauspielerin Anke          auch bundesweit und in Uganda“, freut
Diese dann in politische Forderungen zu      Engelke entgegennehmen.                     sich Niedergesäss.
wandeln, erfüllt meine Arbeit mit Sinn.      Die KAB in der Diözese Rottenburg-          „Das Engagement der Preisträger macht
Auch das Ehrenamt liegt mir am Herzen        Stuttgart hatte gemeinsam mit dem Part-     Mut, dass wir diese Krise gemeinsam
und mir ist es immer wichtig, Menschen       nerland Uganda die Kampagne „Flucht-        bewältigen und die Welt positiv verän-
zusammenzubringen, die sich gegensei-        ursachen bekämpfen – Faire Handels-         dern können“, erklärt Moderatorin
tig etwas schenken können und vonei-         verträge mit Ostafrika“ ins Leben geru-     Engelke. Dem schloss sich Entwick-
nander profitieren.                           fen. Binnen kurzer Zeit beteiligten sich    lungsminister Dr. Gerd Müller an: „Ich
MS: Wie sollte die KAB Deiner Meinung        viele aus der ganzen KAB Deutschlands,      gratuliere allen Preisträgern und Fina-
nach, in der Zukunft aussehen und wel-       um mit ihrer Unterschrift auf die Nach-     listen des Fairtrade Awards. Sie alle
che Rolle sollte sie spielen?                teile der geöffneten afrikanischen          zeichnen sich durch herausragendes
SG: Webinare zur Nachhaltigkeit und          Märkte für subventionierte EU-Land-         Engagement für eine gerechte Globali-
ihrer praktischen Umsetzung im Alltag        wirtschaftsprodukte aufmerksam zu           sierung aus.“
sind ein neues Angebot. Menschen wol-        machen. Mit über 118.000 Unter-
len sich austauschen und gemeinsam
etwas Neues probieren. Dies sind selbst-
                                                                                                             Mehr Infos unter:
gewählte Herausforderungen wie z. B.
                                                                                                             www.kab-drs.de
für zwei Wochen nur noch Lebensmittel
                                                                                                             www.fairtrade.net
konsumieren, die im Umkreis von 50 km
hergestellt werden oder gewachsen
sind. Dazu schafft die KAB mit ihrer Refe-
rentin für Nachhaltigkeit den Rahmen.
Wir sollten immer wieder zum Sprach-
rohr für Menschen werden, die nicht
gehört werden oder denen es schwer
fällt sich zu organisieren. Sich hierbei
Bündnispartner*innen zu suchen wird
zukünftig eine noch größere Rolle spie-
len. Deshalb freue ich mich auch auf die
Zusammenarbeit mit der Betriebsseel-
sorge, die vor Ort ja oftmals Hand in
Hand geht.
MS: Svenja, gibt es einen Leitgedanken,
der Dich in Deiner Arbeit begleitet?
SG: Jeder hat ja Lieder, die in bestimm-
ten Phasen seines Lebens für ihn wichtig
sind. Die Band „Die Ärzte“ haben einen
Song geschrieben, in dem es heißt: „Es
Dezember 2020

                                                                                       Bilderzyklus aus der Kirche St. Gallus in Tettnang
                                                                                       Feuer, Erde, Wasser, Fotos: W. Langenbacher

Erde – Wasser – Feuer
Betriebsseelsorge lässt sich vom Bodenseeraum inspirieren
(wl) Pilgern schafft Sinn. Im Boden-       Leben und die Botschaft Oscar Romeros       Bodensee, wo wir mit dem Schiff zu
seeraum zu pilgern, macht doppelten        inspirierte uns an diesem Tag, auch mit     unserem Ausgangsort zurückfuhren.
Sinn – und mit Kolleg*innen zu-            dem Impuls, dass sich Kohle, die einmal     Ein abschließender Gottesdienst, in dem
sammen zu pilgern, schafft dreifa-         Glut gewesen ist, mit jedem Windhauch       die Brotvermehrung im Mittelpunkt
chen Sinn.                                 wieder entzündet. Wofür brenne ich,         stand, beendete am letzten Tag die Wan-
Diese Erfahrungen machten neun             wofür brennen wir als Betriebsseelsorge     derexerzitien.
Betriebsseelsorger*innen, die vom 29.9.    – diese Frage begleitete uns bis an den
bis 3.10. in der Region unterwegs waren,
wo sich Erde und Himmel berühren.
Angeregt durch die Enzyklika „Laudato
si“ von Papst Franziskus wurde der erste   Arbeit und Solidarität
Tag unter das Thema Erde gestellt.
Neben „Unterwegs-Impulsen“ gab es an       Paul-Schobel-Stiftung unterstützt Projekte
diesem Tag eine Begegnung mit dem
Bio-Gärtner Philip Mayer aus Hechel-       Der frühere Leiter der Betriebsseel-        Ÿ Projekte und Seelsorge für Langzeit-
furt, der uns seinen schonenden und        sorge, Paul Schobel, gründete vor über         arbeitslose
achtsamen Umgang mit der Erde              zehn Jahren eine Stiftung, die das Ziel     In diesem Jahr wurden mit den Stif-
erklärte und veranschaulichte. Seine       hat, neue Projekte der Betriebsseelsorge    tungsgeldern Projekte zur Sinnstiftung
Haltung ist geprägt von der Erkenntnis,    zu unterstützen und auch Menschen           von Arbeit und ein Online-Projekt zum
aus der Erde nur zu nehmen, was man        „unter die Arme zu greifen“, wenn sie       politischen Diskurs für mehr Gerechtig-
ihr wieder geben kann. Der Pilgerweg       durch Arbeitslosigkeit in materielle Not-   keit unterstützt.
endete in der Kirche von Tettnang, in      lagen geraten. Beispiele der Förde-
der auf bildhafte Weise die vier Ele-                                                  Spenden werden im Folgejahr direkt an
                                           rungen sind:
mente dargestellt sind.                                                                Projekte oder Menschen ausbezahlt,
                                             Ÿ Burnout-Beratungsstelle                 Zustiftungen erhöhen den Kapital-
Der zweite Tag führte die Gruppe zur         Ÿ Beratungsstelle für ausländische        stock der Stiftung und sichern so über
Argen, ein wichtiger Zufluss zum                 Arbeitnehmer*innen                     Jahrzehnte eine Auszahlung für die Auf-
Bodensee. Auch hier stand eine Begeg-
                                             Ÿ Unterstützung von arbeitslosen          gaben der Stiftung.
nung mit einem Experten an: Dario
                                                Menschen (z. B. „Schleckerfrauen“)     Wer die Arbeit der Stiftung unter-
Fröndhoff vom Amt für Wasser- und
Bodenschutz Bodenseekreises erklärte         Ÿ Beratungsarbeit für Geflüchtete          stützen möchte:
uns die Maßnahmen, die in den vergan-           Arbeitnehmer*innen                     Bankverbindung:
genen Jahren zum Schutz des Flusses                                                    DE66 7509 0300 0006 4020 03
unternommen wurden und welche                                                          Bitte angeben, ob als Spende oder
Herausforderungen sich für die Zukunft                                                 Zustiftung
ergeben. Ein weiterer Impuls des Tages
war die Auseinandersetzung mit dem
eigenen Lenbensstil im Hinblick auf den
ökologischen Fußabdruck und unser
Umgang mit den Ressourcen der Erde.
Unser Umgang mit Energie und unserer
eigenen Lebensenergie prägte den
dritten Tag. Sichtbares Zeichen dafür
war ein Lagerfeuer, welches auf einem
Wiesengrundstück entfacht wurde.
Feuer allein ist ein ambivalentes Ele-
ment, es schützt und vernichtet. Das
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