Demografischer Wandel in Erlangen - Entwicklungen und Tendenzen: Ein Jahrhundert im Zeitraffer - Stadt Erlangen

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Demografischer Wandel in Erlangen - Entwicklungen und Tendenzen: Ein Jahrhundert im Zeitraffer - Stadt Erlangen
8/2014

Demografischer Wandel in Erlangen
         Entwicklungen und Tendenzen:
          Ein Jahrhundert im Zeitraffer
Demografischer Wandel in Erlangen - Entwicklungen und Tendenzen: Ein Jahrhundert im Zeitraffer - Stadt Erlangen
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren schreibt: „Wie die Welt von morgen aussehen wird,
hängt in großem Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen.“

Und das werden immer weniger. Wir leben in Deutschland in einer Gesellschaft, deren
demografischer Wandel vor Jahrzehnten eingeleitet wurde. Die Folge ist, dass unsere
Gesellschaft insgesamt immer älter wird, die Einwohnerzahl stetig abnimmt und es immer
weniger junge Menschen, - also auch ABC-Schützen - gibt. Außerdem wird Deutschland
immer stärker von Wanderungsbewegungen geprägt und die Zahl der Einpersonenhaus-
halte steigt rapide an.

All diese Veränderungen erfordern von Kommunen, aber auch den Ländern und dem Bund
Weitsicht, Mut zu Veränderungen und Bereitschaft zum Dialog, damit der Boden bereitet
wird für eine Gesellschaft, in welcher diesen veränderten Rahmenbedingungen Rechnung
getragen wird.

In der Stadtverwaltung ist das Management des demografischen Wandels seit langem
Querschnittsaufgabe.

Bereits die vergangenen Berichte unserer Abteilung Statistik und Stadtforschung waren
eine solide Datengrundlage und hilfreiche Berichte für alle Referate und Ämter, aber auch
für die Politik und andere Interessierte.

Im jetzt vorliegenden Bericht soll neben einer zeitlichen Betrachtung zum Beispiel erläutert
werden, welche Indikatoren über den demografischen Wandel informieren können und wie
sich der demografische Wandel auf kleinräumiger Ebene auswirkt.

Unsere Aufgabe als Kommunalverwaltung und Politik ist es, die Rahmenbedingungen in
Erlangen so zu gestalten, dass Erlangen für ALLE Generationen eine liebens- und lebens-
werte Stadt bleibt!

Den Mitarbeitern der Abteilung Statistik und Stadtforschung, besonders Herrn Plietsch,
danken wir für den vorliegenden Bericht, dem wir viele Leserinnen und Leser wünschen.

Ihr								 Ihre

Dr. Florian Janik                          		                      Dr. Elisabeth Preuß
Oberbürgermeister							 Bürgermeisterin
Demografischer Wandel in Erlangen - Entwicklungen und Tendenzen: Ein Jahrhundert im Zeitraffer - Stadt Erlangen
Inhalt
           Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
           Bevölkerungsentwicklung seit 1950  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
           Zukünftige Bevölkerungsentwicklung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
           Indikatoren demografischen Wandels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
           Tendenzen demografischen Wandels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
               Verschiebung des Generationenverhältnisses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
               Eine neue Seniorengeneration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
           Kleinräumige Betrachtungsweise  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
               Büchenbach West  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
               Röthelheimpark  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
               In der Reuth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
               Einfamilienhaus-Wohngebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
               Demografiemonitoring  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
           Erlangen im Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
           Links  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21

Grafik Titelseite: Gerhard Plietsch, Wilhelmine Wulff / pixelio.de

Stadt Erlangen, Abteilung Statistik und Stadtforschung,           91051 Erlangen,       Tel. (09131) - 86 2563
E-Mail: statistik@stadt.erlangen.de  Internet: www.erlangen.de/statistik Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet
Demografischer Wandel in Erlangen - Entwicklungen und Tendenzen: Ein Jahrhundert im Zeitraffer - Stadt Erlangen
Einleitung                                             Bevölkerungsentwicklung seit 1950
Der demografische Wandel wurde in den vergange-        Die Altersstruktur einer Bevölkerung kann anhand
nen Jahren zunehmend thematisiert. Die Verände-        von Bevölkerungspyramiden veranschaulicht wer-
rungen im Aufbau der Bevölkerungsstruktur nehmen       den. Bevölkerungspyramiden sind Diagramme, in
heute einen größeren Stellenwert im öffentlichen       denen - getrennt nach Geschlechtern - die Anzahl
Bewusstsein ein als früher. Kaum noch denkbar sind     oder der Anteil der Personen jedes einzelnen
Planungen ohne Blick auf demografische Entwick-        Lebensaltersjahres durch Balken repräsentiert wird.
lungen und Folgen.                                     Dabei ist auf der horizontalen Achse die Zahl der
Oft erscheint der demografische Wandel in der          Personen ersichtlich. Auf der vertikalen Achse sind
öffentlichen Diskussion auch als gesellschaftliche     die Altersjahre abgetragen. Entlang dieser Achse fin-
Bedrohung, die es zu bewältigen gilt. Von einer        det sich auf der linken Seite die männliche, auf der
demografischen Katastrophe kann dennoch nicht          rechten Seite die weibliche Bevölkerung.
die Rede sein, denn stetige Veränderungen in der       Der Begriff „Bevölkerungspyramide“ stammt aus
Bevölkerungszusammensetzung sind schon seit            einer Zeit, in der solche Darstellungen noch einen
langem zu beobachten. Der demografische Wandel         unverkennbar pyramidenförmigen Charakter hatten,
kommt nicht überraschend: Die Ursachen der Ent-        was in Deutschland bis zum Beginn des 20. Jahr-
wicklungen im Bevölkerungsaufbau, die aus heutiger     hunderts der Fall war. Den Fuß der Pyramide bil-
Sicht ungünstig erscheinen, liegen zum Teil weit in    deten dabei eine große Zahl an Neugeborenen. Mit
der Vergangenheit zurück. Insofern ist es auch wich-   steigendem Alter nahm die Zahl der Menschen fast
tig, einen Blick auf vergangene Entwicklungen zu       linear ab, begründet in einer konstant hohen Sterb-
werfen, bevor man sich mit zukünftigen Tendenzen       lichkeit über alle Altersjahre hinweg.
befasst.                                               Diesem Umstand verdankt diese Art der Darstel-
Im Folgenden soll ein Überblick über 100 Jahre         lung zwar ihren Namen, geblieben ist heute jedoch
demografische Entwicklung in Erlangen dargestellt      lediglich der Begriff, denn die Bevölkerungspyramide
werden:                                                sieht längst nicht mehr so aus wie früher.
• Was hat sich im Altersaufbau der Erlanger Bevöl-     Betrachtet man den Altersaufbau der Erlanger
   kerung seit den 50er Jahren des vergangenen         Bevölkerung im Jahr 1950 (Abb. 1), so erkennt
   Jahrhunderts verändert?                             man nur noch ansatzweise eine pyramidenförmige
• Welche Entwicklungen sind mittelfristig für die      Struktur; diese wird bereits durchbrochen von histo-
   kommenden 15 Jahre zu erwarten?                     rischen Ereignissen: Deutliche Lücken hat der Erste
                                                       Weltkrieg hinterlassen, der in den Jahren 1914 bis
• Welche Indikatoren können über Tendenzen des
                                                       1918 zu einem starken Geburtenausfall führte. Die-
   demografischen Wandels informieren?
                                                       ser Geburteneinbruch macht sich im Altersaufbau
• Wie sieht die demografische Entwicklung auf          des Jahres 1950 bei der Bevölkerung im Alter um
   kleinräumiger Ebene aus?                            Mitte 30 gravierend bemerkbar. Damit fehlt jedoch
• Wie entwickeln sich demografische Indikatoren in     auch ein beträchtlicher Teil potentieller Eltern für
   Erlangen im Vergleich zu anderen Kommunen?          eine Nachfolgegeneration, wodurch auch die relativ
                                                       niedrige Kinderzahl zu erklären ist. Zudem waren die
                                                       Geburtenraten während und kurz nach dem Zweiten
                                                       Weltkrieg niedrig.
                                                       Die Kinderzahl muss als „relativ“ niedrig bezeichnet
                                                       werden, weil zwar die absolute Geburtenzahl einen
                                                       Rückgang zu verzeichnen hatte, die Geburtenrate
                                                       jedoch im Vergleich zu heute immer noch deutlich
                                                       höher war. So wurden im Jahr 1939 in Erlangen
                                                                                rund 700 Geburten registriert
                                                                                       bei insgesamt 36.000
                                                                                         Einwohnern.      Dies
                                                                                          entspricht      rund
                                                                                           20 Geborenen je
                                                                                           1.000 Einwohnern.
                                                                                           Anfang der 50er
                                                                                         Jahre     verringerte
                                                                           sich dieser Anteil auf etwa 14
                                                                         Geborene je 1.000 Einwohner.
                                                                Im Jahr 1950 hat Erlangen bereits 51.500
                                                               Einwohner mit Hauptwohnsitz; die Anga-
                                                       ben in dieser Veröffentlichung beziehen sich auf
                                                       die Hauptwohnungsbevölkerung, wenn dies nicht
            © Wilhelmine Wulff / pixelio.de
                                                       anders gekennzeichnet ist.

4                                                                   Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014
Demografischer Wandel in Erlangen - Entwicklungen und Tendenzen: Ein Jahrhundert im Zeitraffer - Stadt Erlangen
1950
                                                               100

                                                                90

                                                                80
      Frauen
                                                                70
      Frauenüberschuss
      Männer                                                    60
      Männerüberschuss
                                                                50

                                                                40

                          Studenten-                                                            Jahrgang 1918
                                                                30
                          jahrgänge

                                                                20

                                                                10
                                                                                                Jahrgang 1945

                                           1000    500                      500      1000

 Abb. 1:   Bevölkerungsstruktur der Erlanger Hauptwohnungsbevölkerung im Jahr 1950

Der Erlanger Bevölkerungsaufbau des Jahres 1950              1950 auch noch der hohe Frauenüberschuss. Die
zeigt bei den Altersjahren zwischen 20 und 30 Jah-           rechten Balken repräsentieren auf gesamter Länge
ren, dass sich Erlangen bereits auf dem Weg zur              die Gesamtzahl der weiblichen Bevölkerung. Der
Studentenstadt befand. Damals hatte Erlangen rund            hellere Teil entspricht dem Betrag, um welchen die
3.900 Studierende.                                           weibliche Bevölkerung die männliche Bevölkerung
Auffällig ist an der Bevölkerungspyramide des Jahres         übersteigt. Hierbei handelt es sich in erster Linie

    1960
                                                               100

                                                                90

                                                                80
       Frauen
                                                                70
       Frauenüberschuss
       Männer                                                   60
       Männerüberschuss
                                                                50

                                                                                                Jahrgang 1918
                                                                40

                          Studenten-                            30
                          jahrgänge

                                                                20
                                                                                                Jahrgang 1945
                                                                10

                                           1000    500                      500      1000

 Abb. 2:   Bevölkerungsstruktur der Erlanger Hauptwohnungsbevölkerung im Jahr 1960

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014                                                                        5
1600

    1400

    1200

    1000

    800                                 Babyboom 1955-1969

    600

    400

    200

      0
           1945

                     1950

                             1955

                                         1960

                                                 1965

                                                               1970

                                                                        1975

                                                                               1980

                                                                                           1985

                                                                                                     1990

                                                                                                            1995

                                                                                                                     2000

                                                                                                                               2005

                                                                                                                                          2010
    Abb. 3:       Lebendgeborene in Erlangen seit 1945

um Kriegswitwen. Insgesamt ist der Altersaufbau                                Erlanger Geburtenzahlen aus (Abb. 3). Das Gebur-
der Erlanger Bevölkerung im Jahr 1950 also stark                               tenmaximum war in Erlangen im Jahr 1967 mit rund
geprägt von den beiden Weltkriegen.                                            1.450 Geburten erreicht bei einer Hauptwohnungs-
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg kam                                   bevölkerung von etwa 83.000 Personen. Heute wer-
es wiederum zu einem relativ starken Geburtenzu-                               den im Gegensatz dazu lediglich im Schnitt 1.000
wachs. Die Geburtenraten erreichten dabei fast das                             Geburten pro Jahr verzeichnet bei insgesamt etwa
Vorkriegsniveau. Bereits im Jahr 1960 entfielen rund                           107.000 Einwohnern.
18 Geburten auf 1.000 Einwohner. Dies zeigt sich                               Was auch noch im Altersaufbau des Jahres 1960 zu
wiederum im Altersaufbau des Jahres 1960 (Abb. 2):                             erkennen ist und in der Bevölkerungspyramide von
Bei den Kindern zeichnet sich bereits die „Baby-                               1950 nicht sichtbar war, da es von den stark aus-
boom-Generation“ ab. Als „Babyboom“ wird die                                   geprägten Altersjahren der Studierenden überlagert
Phase steigender Geburtenzahlen nach dem Zwei-                                 wurde, ist das Geburtentief infolge der Weltwirtschafts-
ten Weltkrieg bezeichnet, die etwa den Zeitraum von                            krise Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts.
1955 bis 1969 umfasst. Dies drückt sich auch in den                            Dieser Einbruch ist in der Bevölkerungspyramide am

       1970
                                                                                  100

                                                                                      90

                                                                                      80
            Frauen
                                                                                      70
            Frauenüberschuss
            Männer                                                                    60
            Männerüberschuss                                                                                                Jahrgang 1918
                                                                                      50

                                                                                      40

                                    Studenten-                                        30
                                    jahrgänge
                                                                                                                            Jahrgang 1945
                                                                                      20

                                                                                      10

                                                                                                                            Pillenknick
                                                        1000          500                           500       1000

    Abb. 4:       Bevölkerungsstruktur der Erlanger Hauptwohnungsbevölkerung im Jahr 1970

6                                                                                                 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014
stärksten bei den 27- bis 29-Jährigen ausgeprägt.            sicherlich im demografischen Aufbau der damaligen
Neben den beiden Weltkriegen war die Weltwirt-               Bevölkerung selbst zu sehen: Die geburtenschwa-
schaftskrise das dritte historische Ereignis, welches        chen Jahrgänge während des Zweiten Weltkrieges
Einbrüche im Bevölkerungsaufbau hervorbrachte,               sind im Jahr 1970 etwa 25 bis 30 Jahre alt, sind
die heute noch ersichtlich sind.                             also in das Alter potentieller Eltern vorgerückt. In der
Die Bevölkerungspyramide des Jahres 1960 zeigt               Bevölkerungspyramide lässt sich dies nur schwer
weiterhin eine starke Ausbuchtung bei den Alters-            erkennen, da diese Altersjahre sehr stark von Stu-
jahren der Studentinnen und Studenten. Deutlicher            dentinnen und Studenten überlagert sind.
noch als zehn Jahre zuvor zeichnet sich mit rund             Das durchschnittliche Alter der Mütter von Erstge-
6.000 Studierenden im Jahr 1960 die studentische             borenen betrug im Jahr 1970 noch rund 24 Jahre
Prägung Erlangens ab, die sich bis heute noch ver-           und stieg erst im weiteren Verlauf auf heute etwa 30
stärkt hat.                                                  Jahre an. Es fehlte im Jahr 1970 also in Folge des
Der Babyboom der Nachkriegsjahre war bereits Ende            Zweiten Weltkrieges ein nicht unbeträchtlicher Teil
der 60er Jahre vorbei. Der drastische Rückgang               an potentiellen Eltern.
innerhalb nur weniger Jahre (Abb. 4, vgl. Abb. 3)            In der Entwicklung des Bevölkerungsaufbaues von
wird im Allgemeinen als „Pillenknick“ bezeichnet, da         1950 bis 1970 ist zu erkennen, dass der Frauen-
der Geburtenrückgang mit der Einführung der „Anti-           überschuss infolge der Kriege in die mittleren und
babypille“ zusammenfiel.                                     höheren Jahrgänge „gealtert“ ist und dass es bei der
Es kann allerdings davon ausgegangen werden,                 Bevölkerung unter 42 Jahren keinen Frauenüber-
dass neue Verhütungsmethoden nicht der einzige               schuss mehr gibt. Dagegen ist bei den Studierenden
Grund für den Geburtenrückgang waren. Hinzu                  - etwa 7.600 bei 85.000 Einwohnern - ein Männerü-
kommt sicherlich auch ein Wertewandel, der Frauen            berschuss zu verzeichnen.
zunehmend Verwirklichungschancen im Berufsleben              Zwanzig Jahre später - im Jahr 1990 - ist die Baby-
ermöglichte und nicht mehr allein auf eine Rolle an          boom-Generation in das Studentenalter vorgerückt.
„Heim und Herd“ reduzierte. Die zweite Welle der             In Erlangen studierten in diesem Jahr etwa 21.000
Frauenbewegung thematisierte unter anderem die               Studentinnen und Studenten. Bei einer Hauptwoh-
Selbstbestimmung der weiblichen Sexualität und               nungsbevölkerung von insgesamt 101.000 Personen
den Schwangerschaftsabbruch. Als sich im Juni                schlug sich dies bedeutend im Altersaufbau nieder
1971 in der Zeitschrift „Stern“ 374 Frauen öffentlich        (Abb. 5), wenn auch nur ein Teil der Studierenden
zum damals illegalen Schwangerschaftsabbruch                 in Erlangen wohnte bzw. dort mit Hauptwohnsitz
bekannten, wurde das ehemalige Tabuthema Teil                gemeldet war.
der öffentlichen Diskussion.                                 Der Einbruch der Geburtenzahlen durch den „Pil-
Eine weitere Ursache für den Geburtenrückgang ist            lenknick“ wirkt aufgrund der stark ausgeprägten

    1990
                                                               100

                                                                90

                                                                80
      Frauen                                                                                       Jahrgang 1918
                                                                70
      Frauenüberschuss
      Männer                                                    60
      Männerüberschuss
                                                                50
                                                                                                   Jahrgang 1945
                                                                40

                         Studenten-                             30
                         jahrgänge

                                                                20
                                                                                                   Pillenknick
                                                                10

                                           1000    500                      500       1000

 Abb. 5:   Bevölkerungsstruktur der Erlanger Hauptwohnungsbevölkerung im Jahr 1990

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014                                                                           7
30.000

      25.000

      20.000

      15.000

      10.000

       5.000
               1961/62

                         1964/65

                                   1967/68

                                              1970/71

                                                        1973/74

                                                                  1976/77

                                                                              1979/80

                                                                                        1982/83

                                                                                                   1985/86

                                                                                                             1988/89

                                                                                                                         1991/92

                                                                                                                                   1994/95

                                                                                                                                              1997/98

                                                                                                                                                        2000/01

                                                                                                                                                                    2003/04

                                                                                                                                                                              2006/07

                                                                                                                                                                                          2009/10

                                                                                                                                                                                                    2012/13
    Abb. 6:      Studenten an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (jeweils zum Wintersemester, nur
                 Studenten in Erlangen)

Studentenjahrgänge noch drastischer. Tatsächlich                                                             Weltwirtschaftskrise Geborenen sind nun etwa 60
verharren die Geburtenzahlen auf diesem relativ                                                              Jahre alt. Geburtenschwache Jahrgänge des Zwei-
niedrigen Niveau. Lediglich gegen Ende der 80er                                                              ten Weltkrieges zeigen sich als starke Einbuchtung
Jahre gab es noch einmal einen geringfügigen                                                                 bei der Bevölkerung Mitte 40.
Anstieg aufgrund der stärker besetzten Elternjahr-                                                           Die „Pillenknick“-Generation rückte in den 90er
gänge: Die Babyboom-Generation ist zur Elterngene-                                                           Jahren nach und nach in die Studentenjahrgänge
ration herangewachsen.                                                                                       vor. Dadurch kam es in Erlangen zu einem starken
Deutlich ersichtlich sind nun im Altersaufbau die                                                            Rückgang der Studentenzahlen. Im Jahr 2000 errei-
drei Einbrüche aufgrund historischer Ereignisse. Die                                                         chen diese ein relatives Minimum von nur noch rund
Generation des Ersten Weltkrieges findet sich im                                                             14.000 Studierenden (Abb. 6).
Jahr 1990 bei den über 70-Jährigen. Die zur Zeit der

       2012
                                                                                                                       100
                                                                                                                                                                                        Jahrgang 1918
                                                                                                                       90

                                                                                                                       80
          Frauen
                                                                                                                       70
          Frauenüberschuss                                                                                                                                                              Jahrgang 1945

          Männer                                                                                                       60
          Männerüberschuss
                                                                                                                       50

                                                                                                                       40

                                             Studenten-                                                                30
                                             jahrgänge                                                                                                                                  Pillenknick

                                                                                                                       20

                                                                                                                       10

                                                                            1000             500                                             500                  1000

    Abb. 7:      Bevölkerungsstruktur der Erlanger Hauptwohnungsbevölkerung im Jahr 2012

8                                                                                                                                     Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014
Das Verhältnis von Studentinnen und Studenten zur                 65- bis 70-Jährigen immer noch den Einschnitt
Bevölkerung ist stark angestiegen: Während Anfang                 infolge des Zweiten Weltkrieges. Auch der Geburten-
der 60er Jahre in Erlangen rund 6.000 Personen                    rückgang Ende der 60er Jahre ist deutlich erkennbar.
immatrikuliert waren bei einer Einwohnerzahl von
etwa 70.000 Personen, so kamen 20 Jahre später
bereits 20.000 Studierende auf 100.000 Einwoh-                    Zukünftige Bevölkerungsentwicklung
ner. Durch das Nachrücken der geburtenschwa-                      Der Blick 15 Jahre in die Zukunft - hier ausgehend
chen Jahrgänge in das Studentenalter war die Zahl                 von der kleinräumigen Bevölkerungsprognose
der Studierenden in den 90er Jahren bis zum Jahr                  2012 - zeigt, dass sich die Form eines Baumes wei-
2001 jedoch kontinuierlich rückläufig, stieg danach               ter manifestieren wird (Abb. 8), vorausgesetzt, es
aber wieder stark an: Aktuell kommen auf einen                    ändert sich nichts grundlegend am Geburten- oder
Studenten etwa vier Einwohner, was aber auch mit                                              Wanderungsverhalten in
der Einführung des acht-                                                                      Erlangen und es treten
anstatt      neunstufigen                                                                     keine weiteren histori-
Gymnasiums         zusam-                                                                     schen Ereignisse ein, die
menhängt. Im Schuljahr                                                                        zu irregulären Einschnit-
2010/2011 machten die           Auf den Internetseiten der Stadt Erlangen findet sich eine
                                                                                              ten führen.
ersten „G8-Schüler“ ihr         Animation der Bevölkerungsentwicklung im Zeitraum von
Abitur, so dass in die-         1950 bis 2050:                                                In Abbildung 9 ist eine
sem Jahr zwei Abitur-           http://www.erlangen.de/html/statistik/bev1950_2050.gif        Projektion der Erlanger
jahrgänge gleichzeitig in                                                                     Bevölkerung auf das
die Hochschulen dräng-
                                         Per QR-Code kann direkt mit                          Jahr 2050 dargestellt.
                                         einem geeigneten Smartphone                          Sicherlich handelt es
ten. Aus diesem Grund                    darauf zugegriffen werden.
ist die Zahl der in Erlan-                                                                    sich dabei um einen sehr
gen Studierenden mit                                                                          langen      Prognosezeit-
über 27.000 heute so                                                                          raum   mit hoher  Vorher-
hoch wie nie zuvor.                                                                           sageunsicherheit,   aber
                                                                                              die Darstellung zeigt
Vergleicht man die Bevölkerungspyramiden der                      modellhaft, wie die Bevölkerungsstruktur Erlangens
Jahre 1950 und 2012 (Abb. 1, Abb. 7), so ist eine                 aussehen würde, wenn die zukünftige Entwicklung
Formveränderung zu erkennen: Während die Bevöl-                   sich entsprechend heutiger Umstände fortsetzte.
kerungsstruktur 1950 noch ansatzweise pyramiden-                  Bei gleichbleibenden Geburten- und Wanderungsra-
förmig war, ähnelt die Form der heutigen Bevölke-                 ten ohne weitere historische Einschnitte festigt sich
rungspyramide eher der einer Tanne.                               diese Form der Altersstruktur in Erlangen. Einzig der
Die aktuelle Bevölkerungsstruktur zeigt bei den                   Pillenknick wird auch noch im Jahr 2050 ersichtlich

    2027
                                                                 100

                                                                  90

                                                                                                     Jahrgang 1945
                                                                  80
      Frauen
                                                                  70
      Frauenüberschuss
      Männer                                                      60
      Männerüberschuss
                                                                  50

                                                                  40                                 Pillenknick

                         Studenten-                               30
                         jahrgänge

                                                                  20

                                                                  10

                                           1000     500                        500       1000

 Abb. 8:   Bevölkerungsstruktur der Erlanger Hauptwohnungsbevölkerung im Jahr 2027

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014                                                                             9
sein; die Babyboom-Generation ist dann bereits 90            Bevölkerungsbewegungen. Dazu wurden lediglich
bis 100 Jahre alt.                                           die Sterberaten leicht modifiziert, um der zuneh-
Die Altersstruktur einer Bevölkerung erhält langfristig      menden Lebenserwartung Rechnung zu tragen.
eine solche Beschaffenheit bei niedrigen Geburten-           Annahmen über die zukünftige Bautätigkeit in Erlan-
raten und einem Wanderungsüberschuss.                        gen wurden ebenfalls berücksichtigt, soweit diese
                                                             zum Zeitpunkt der Prognoserechnung im Jahr 2012
Geburten und Sterbefälle sind in Erlangen aktu-
                                                             schon bekannt waren. Die Ergebnisse der mit die-
ell mehr oder weniger in der Waage. Bis zum Jahr
                                                             sen Annahmen vorgenommenen Prognoserechnung
2010 gab es einen Geburtenüberschuss, seitdem
                                                             entsprechen einer mittleren Prognosevariante, deren
ein leichtes Geburtendefizit. Allerdings fallen diese
                                                             Eintreten zum Zeitpunkt der Prognoserechnung als
natürlichen Bevölkerungsbewegungen in Erlangen
                                                             am wahrscheinlichsten angenommen wird, da keine
im Vergleich zu den Wanderungsbewegungen kaum
                                                             genaueren Erkenntnisse über zukünftige Entwick-
ins Gewicht: Den durchschnittlich je 1.000 Geburten
                                                             lungen vorliegen.
und Sterbefällen jährlich stehen Zu- und Wegzüge in
achtfacher Größenordnung gegenüber. Dabei gibt es            Im Weiteren sollen nun die Veränderungen in der
in Erlangen seit einiger Zeit einen deutlichen Wande-        Altersstruktur der kommenden 15 Jahre näher
rungsüberschuss: Seit 2001 gibt es im Schnitt jähr-          betrachtet werden.
lich etwa 400 bis 500 mehr Zuzüge als Fortzüge. Der          Abbildung 11 zeigt die bis zum Jahr 2027 zu erwar-
Bevölkerungszuwachs seit dem Jahr 2001 kann also             tenden Änderungen in der Bevölkerungszusam-
überwiegend durch einen Wanderungsüberschuss                 mensetzung. Dabei finden sich auf der horizontalen
erklärt werden.                                              Achse das Alter, auf der vertikalen Achse die abso-
Die Entwicklung der Bevölkerungsbewegungen seit              luten Bevölkerungsveränderungen, wobei Zuwächse
dem Jahr 1950 (Abb. 10) zeigt, dass der Bevölke-             in türkis, Abnahmen in rot dargestellt sind.
rungszuwachs Erlangens seitdem fast ständig von              Es wird einen Zuwachs bei den Hochaltrigen geben.
Zuzüglern dominiert wird. Abgesehen von kürzeren             Das sind die geburtenstarken Jahrgänge aus der
Phasen des Bevölkerungsrückgangs in den 80er                 Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, die in 15 Jahren in
und 90er Jahren wächst Erlangen größtenteils durch           dieses Alter vorgerückt sein werden. Dagegen gibt
einen positiven Wanderungssaldo.                             es einen Rückgang der 71- bis 76-Jährigen, wiede-
Sämtliche Aussagen, die sich im Folgenden auf                rum bedingt durch den Geburtenrückgang während
die zukünftige Entwicklung der Erlanger Bevölke-             des Zweiten Weltkrieges.
rungsstruktur beziehen, beruhen auf der Annahme,             Einen gravierenden Wandel gibt es im mittleren
dass die nähere Zukunft ähnliche Entwicklungen               Altersbereich von 40 bis 70 Jahren: Innerhalb dieser
aufweisen wird wie die jüngste Vergangenheit im              Altersspanne ist eine deutliche Alterung zu erwarten:
Hinblick auf Wanderungsverhalten und natürliche              In 15 Jahren sind die Babyboom-Jahrgänge etwa 56

     2050
                                                               100

                                                                90

                                                                80
       Frauen
                                                                70
       Frauenüberschuss
       Männer                                                   60
       Männerüberschuss                                                                          Pillenknick
                                                                50

                                                                40

                          Studenten-                            30
                          jahrgänge

                                                                20

                                                                10

                                          1000      500                     500      1000

 Abb. 9:   Bevölkerungsstruktur der Erlanger Hauptwohnungsbevölkerung im Jahr 2050

10                                                                        Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014
3.500

   3.000                                                                                               Saldo Wanderungsbewegungen
   2.500                                                                                               Saldo natürliche Bevölkerungsbewegungen
   2.000

   1.500

   1.000

     500

    -500

   -1.000

   -1.500
             1950

                        1955

                                    1960

                                                1965

                                                            1970

                                                                    1975

                                                                                1980

                                                                                           1985

                                                                                                         1990

                                                                                                                     1995

                                                                                                                                 2000

                                                                                                                                             2005

                                                                                                                                                     2010
 Abb. 10: Saldo der Bevölkerungsbewegungen in Erlangen seit 1950

bis 70 Jahre alt, während die geburtenschwachen                                        Lebensphasen. Auch hier wird deutlich, dass die
„Pillenknick“-Jahrgänge 40 bis 55 Jahre alt sein                                       Zahl der älteren Erwachsenen im Jahr 2027 spür-
werden. Die Alterung der Babyboom-Generation                                           bar geringer sein wird als heute und dass dafür bei
führt also dazu, dass innerhalb der kommenden 15                                       den Vor-Ruheständlern, den jüngeren Seniorinnen
Jahre die Altersklasse der 40- bis 55-Jährigen um                                      und Senioren und den Hochaltrigen mit Zuwächsen
knapp 4.000 Personen abnehmen wird, während die                                        gerechnet werden muss. Auch bei den Altersgrup-
Zahl der 56- bis 70-Jährigen um eben diesen Betrag                                     pen der Auszubildenden, Studierenden, Berufsan-
ansteigt.                                                                              fänger und jungen Erwachsenen sind Zuwächse zu
Abbildung 12 zeigt noch einmal die Veränderun-                                         erwarten.
gen der Bevölkerungsstruktur der kommenden 15
Jahre nach Altersklassen in Form von typischen

  +450
  +400
  +350
  +300
  +250
  +200
  +150
  +100
   +50
     0
   -50
  -100
  -150
  -200
  -250
  -300
  -350
  -400
  -450
         0          5   10     15          20   25     30      35   40     45     50     55       60      65    70          75   80     85      90   95
                                                                                                                                                      Alter

 Abb. 11: Veränderungen in der Altersstruktur Erlangens: 2027 im Vergleich zu 2012

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014                                                                                                                      11
Hochaltrige (80 Jahre und älter)                                                                                  +1.800

        jüngere Senioren (65 bis unter 80 Jahre)                                                               +840

          Vor-Ruhestand (60 bis unter 65 Jahre)                                                                               +1.600

       ältere Erwachsene (45 bis unter 60 Jahre) -2.610

     jüngere Erwachsene (30 bis unter 45 Jahre)                                                                     +1.030

          Berufsanfänger (25 bis unter 30 Jahre)                                                                    +1.050

     Ausbildung, Studium (18 bis unter 25 Jahre)                                                        +440

         Sek. II - Schüler (15 bis unter 18 Jahre)                                    -160

          Sek. I - Schüler (10 bis unter 15 Jahre)                         -450

         Grundschulkinder (6 bis unter 10 Jahre)                                      -130

         Kindergartenkinder (3 bis unter 6 Jahre)                                     -150

                   Krabbelkinder (unter 3 Jahre)                                                   +100

                                                     -3.000   -2.000   -1.000                  0             +1.000            +2.000            +3.000

 Abb. 12: Zu- und Abnahmen der Erlanger Bevölkerung nach Altersklassen: 2027 im Vergleich zu 2012

Indikatoren demografischen Wandels                                     diesem Niveau, da die geburtenschwachen Jahr-
                                                                       gänge infolge des Zweiten Weltkrieges sich aktuell
Nachdem der demografische Wandel in den vergan-                        an der Grenze zum Rentenalter befinden. Danach
genen Jahren ein zentrales gesellschaftspolitisches                    ist allerdings ein starker Anstieg des Altenquotien-
Thema geworden ist, wurde in der Stadt Erlangen im                     ten zu erwarten, da die „Babyboom“-Generation das
Jahr 2009 von der Abteilung Statistik und Stadtfor-                    Rentenalter erreicht. Dieser Anstieg wird sich etwa
schung eine Systematik zur Beobachtung des demo-                       bis zum Zeitraum 2035 bis 2040 fortsetzen, je nach-
grafischen Wandels der Stadt Erlangen eingeführt.                      dem, wie sich die Lebenserwartung weiter entwi-
Dieses Demografiemonitoring umfasst eine Vielzahl                      ckelt. Danach ist dann wieder mit einem rückläufigen
an Indikatoren zur Beobachtung der demografischen                      Altenquotienten zu rechnen: Die „Pillenknick“-Gene-
Entwicklung sowohl auf gesamtstädtischer als auch                      ration geht in Rente.
auf kleinräumiger Ebene der Statistischen Bezirke.
Einige dieser Indikatoren sollen im Folgenden näher
betrachtet werden.
Zwei wichtige Indikatoren sind der Alten- und der                         40
Jugendquotient.
Der Altenquotient spiegelt das Verhältnis von Per-                        35
sonen im Ruhestandsalter zu Personen im erwerbs-                                                                     Altenquotient
fähigen Alter. Eine einheitliche Definition für die                       30
Abgrenzung dieser Bevölkerungsgruppen existiert
                                                                          25
dabei nicht. Das Erlanger Demografiemonitoring
verwendet die Altersgrenzen 15 und 65 Jahre. Somit                        20
entspricht dem Altenquotient das Verhältnis der
Erlanger Hauptwohnungsbevölkerung „65+“ bezo-                             15
                                                                                                                           Jugendquotient
gen auf die Personen im Alter von 15 bis unter 65
Jahren.                                                                   10
Die Entwicklung des Altenquotienten in Erlangen
                                                                           5
seit 1950 zeigt einen fast kontinuierlichen Anstieg
über 100 Jahre (Abb. 13). Dies hat vor allem mit                           0
der steigenden Lebenserwartung zu tun; diese hat
                                                                               1950

                                                                                       1960

                                                                                               1970

                                                                                                      1980

                                                                                                             1990

                                                                                                                    2000

                                                                                                                            2010

                                                                                                                                   2020

                                                                                                                                          2030

                                                                                                                                                 2040

                                                                                                                                                        2050

in der Bundesrepublik seit den 50er Jahren des 20.
Jahrhunderts um mehr als 10 Jahre zugenommen.
Aktuell kommen in Erlangen 27 Seniorinnen und                           Abb. 13: Entwicklung von Jugend- und Altenquotient
Senioren auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter.                               in Erlangen 1950 bis 2050
Der Altenquotient bleibt etwa bis zum Jahr 2020 auf

12                                                                                            Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014
50                                                                                  2.250

     45                                                                                  2.000
     40
                                                                                         1.750
     35                        Greying-Index
                                                                                         1.500                Bevölkerung ab 90 Jahren
     30
                                                                                         1.250
     25
                                                                                         1.000
     20
                                                                                           750
     15

     10                                                                                    500

      5                                                                                    250

      0                                                                                         0
          1950

                 1960

                        1970

                               1980

                                      1990

                                             2000

                                                    2010

                                                           2020

                                                                  2030

                                                                         2040

                                                                                2050

                                                                                                    1950

                                                                                                             1960

                                                                                                                      1970

                                                                                                                               1980

                                                                                                                                        1990

                                                                                                                                                 2000

                                                                                                                                                          2010

                                                                                                                                                                   2020

                                                                                                                                                                            2030

                                                                                                                                                                                    2040

                                                                                                                                                                                            2050
 Abb. 14: Entwicklung des Greying-Index in Erlangen                                     Abb. 15: Bevölkerungsentwicklung der Erlangerinnen
          1950 bis 2050                                                                          und Erlanger ab 90 Jahren 1950 bis 2050

Der Jugendquotient spiegelt das Verhältnis der                                         heute auf etwa 30 angestiegen. Aktuell wird ein
Bevölkerung unter 15 Jahren zur Bevölkerung im                                         weiterer Anstieg auf mehr als 45 bis zum Jahr 2050
erwerbsfähigen Alter wieder. Dieses Verhältnis ist in                                  erwartet.
den 1970er Jahren stark eingebrochen: Während in                                       Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Zahl der
Erlangen 1970 noch rund 30 Kinder und Jugendliche                                      Hochaltrigen ab 90 Jahren (Abb. 15): Während im
auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter kamen,                                        Jahr 1950 nur ein gutes Dutzend Einwohner Erlan-
sank dieses Verhältnis auf 20 im Jahr 1980 (vgl.                                       gens 90 Jahre oder älter waren, stieg deren Zahl
Abb. 13). Seitdem verharrt der Jugendquotient auf                                      nahezu kontinuierlich auf heute etwa 850 an. Nach
diesem niedrigen Niveau. Auch für die Zukunft wer-                                     heutigem Kenntnisstand ist in den kommenden 20
den hier keine großen Veränderungen erwartet.                                          Jahren ein weiterer Anstieg auf rund 2.000 Personen
Ein weiterer Indikator demografischen Wandels                                          in dieser Altersklasse zu erwarten. Insgesamt wird
ist der Greying-Index. Dieser misst im Zeitverlauf                                     damit auch das Durchschnittsalter der Erlangerinnen
die Alterung innerhalb der älteren Generation und                                      und Erlanger weiter ansteigen (Abb. 16).
berücksichtigt somit das Phänomen einer älter wer-
denden Gesellschaft. Der Greying-Index gibt die
Relation der Hochaltrigen - das sind Personen im
                                                                                           50
Alter ab 80 Jahren - zu Personen im Alter von 60 bis
unter 80 Jahren wieder.                                                                    45
Da durch die steigende Lebenserwartung natürlich                                           40
auch die Zahl der Hochaltrigen anwächst, verläuft
                                                                                           35                                                   Altersdurchchnitt
der Greying-Index lang-
fristig betrachtet fast                                                                    30
kontinuierlich    nach
                                                                                           25
oben (Abb. 14). Wäh-
rend 1950 nur zehn                                                                         20
Hochbetagte auf
                                                                                           15
100 60- bis
79-Jäh-                                                                                    10
rige ent-
                                                                                            5
fielen, ist
dieser                                                                                      0
                                                                                                1950

                                                                                                           1960

                                                                                                                    1970

                                                                                                                             1980

                                                                                                                                      1990

                                                                                                                                               2000

                                                                                                                                                        2010

                                                                                                                                                                 2020

                                                                                                                                                                          2030

                                                                                                                                                                                   2040

                                                                                                                                                                                           2050

Quoti-
ent bis

                                                                                        Abb. 16: Entwicklung des Durchschnittsalters der
                                                                                                 Erlanger Bevölkerung 1950 bis 2050
© Manuel Bendig / pixelio.de

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014                                                                                                                                                          13
Tendenzen demografischen Wandels                                      50-Jährigen und die „Großelterngeneration“ im Alter
                                                                      ab 65 Jahren. Die Abgrenzung erfolgt also anhand
Der demografische Wandel wird häufig thematisiert                     von typischen Altersklassen und nicht anhand tat-
vor dem Hintergrund einer befürchteten „Überal-                       sächlicher „Eltern-“ oder „Großelternschaft“.
terung“ der Gesellschaft; so ist bereits der Begriff
                                                                      Im Zeitraum von 1950 bis 2050 gibt es bei der Erlan-
„Altersbeben“ entstanden.
                                                                      ger Elterngeneration nur eine geringe Veränderung:
Grundlage dieser Befürchtung ist vor allem die Angst                  Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung sinkt von 23
vor dem Versagen sozialer Sicherungssysteme, die                      auf rund 20 Prozent.
vielfach so konstruiert sind, dass sie nur bei einem
                                                                      Dagegen zeigen sich große Veränderungen bei den
stabilen Generationenverhältnis reibungslos funktio-
                                                                      beiden anderen Altersgruppen: Während die Kinder-
nieren. So beruht z.B. das System der Rentenver-
                                                                      generation von 22 Prozent im Jahr 1950 auf zwölf
sicherung auf einem „Generationenvertrag“ mit der
                                                                      Prozent im Jahr 2050 schrumpft, steigt der Anteil der
Idee, einen Teil des aktuell erwirtschafteten Arbeits-
                                                                      Großeltern im gleichen Zeitraum stark an von acht
einkommens im Umlageverfahren zur Deckung der
                                                                      auf 21 Prozent. Auch hier wird deutlich, dass es sich
gegenwärtig anstehenden Rentenzahlungen zu ver-
                                                                      um eine langfristige und kontinuierliche Entwicklung
wenden. Bei einer stagnierenden Zahl an Beschäf-
                                                                      handelt und dass der demografische Wandel kein
tigten oder auch einem steigenden Anteil an Gering-
                                                                      aktuelles Phänomen ist.
verdienern, die keine oder nur geringe Beiträge an
die Rentenversicherung zahlen, kommt es bei einem                     Wie an anderer Stelle noch zu sehen sein wird, zeigt
gleichzeitigen Anstieg der Zahl der Rentner zu einem                  sich der demografische Wandel in Erlangen im Ver-
Missverhältnis.                                                       gleich zu anderen Städten nicht so eindeutig, da die
                                                                      Vielzahl an Arbeits- und Studienplätzen in Erlangen
Verschiebung des Generationenverhältnisses                            dafür sorgt, dass regelmäßig jüngere Menschen nach
                                                                      Erlangen ziehen. Vor allem bei den Studierenden ist
Das Auseinanderdriften des Generationenverhält-
                                                                      die Fluktuation sehr hoch. Trotzdem wird auch die
nisses zeigt sich auch in Erlangen. Dies geschieht
                                                                      Erlanger Bevölkerung im Durchschnitt immer älter,
nicht spontan und unerwartet aufgrund neuerer
                                                                      so dass im Hinblick auf den demografischen Wandel
Einflüsse. In der demografischen Entwicklung der
                                                                      vor allem Menschen im Seniorenalter eine zentrale
Bevölkerung zeichnen sich langfristige Entwicklun-
                                                                      Rolle spielen.
gen ab, die auf historischen Gegebenheiten beruhen
und somit auch nicht rückgängig gemacht werden                        Eine neue Seniorengeneration
können. Diese Entwicklungen sind keineswegs neu
und überraschend, sondern schon seit sehr langer                      Wie Abbildung 18 zu entnehmen ist, kann man heute
Zeit absehbar.                                                        nicht mehr von „der“ Seniorengeneration sprechen.
                                                                      Vielmehr handelt es sich mittlerweile bereits um zwei
Abbildung 17 zeigt die Entwicklung der Generatio-
                                                                      Generationen im Seniorenalter. Bereits heute sind
nen in der Stadt Erlangen über 100 Jahre hinweg.
                                                                      rund 14.000 Erlangerinnen und Erlanger im Alter von
Dargestellt sind die „Kindergeneration“ der unter
                                                                      65 bis unter 80 Jahren und 5.700 sind 80 Jahre oder
15-Jährigen, die „Elterngeneration“ der 35- bis unter
                                                                      älter. Im Jahr 2050 wird mit über 15.000 Personen

  60
 %

     50

                                                            21,2%                     Großelterngeneration
     40
                                             8,2%

     30
                                   23,0%
                                                    19,7%                      Elterngeneration
     20

                        22,3%
     10
                                                                 Kindergeneration
                                    12,1%
     0
          1950

                 1960

                            1970

                                      1980

                                                    1990

                                                               2000

                                                                            2010

                                                                                       2020

                                                                                                 2030

                                                                                                           2040

                                                                                                                     2050

 Abb. 17: Entwicklung des Generationenverhältnisses der Erlanger Bevölkerung von 1950 bis 2050

14                                                                                 Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014
20.000                                                                                   60
                                                                                            %
    18.000
                                                                                             50             Männeranteil 65-79 Jahre
    16.000            Bevölkerung 65-79 Jahre

    14.000
                                                                                             40
    12.000

    10.000                                                                                   30

     8.000
                                                                                             20                               Männeranteil ab 80 Jahre
     6.000

     4.000
                                                                                             10
     2.000
                                         Bevölkerung ab 80 Jahre
                                                                                              0

                                                                                                  1950

                                                                                                         1960

                                                                                                                1970

                                                                                                                       1980

                                                                                                                              1990

                                                                                                                                     2000

                                                                                                                                            2010

                                                                                                                                                   2020

                                                                                                                                                          2030

                                                                                                                                                                 2040

                                                                                                                                                                        2050
             1950

                    1960

                           1970

                                  1980

                                         1990

                                                2000

                                                       2010

                                                              2020

                                                                     2030

                                                                            2040

                                                                                   2050

    Abb. 18: Entwicklung Erlanger Senioren von 1950 bis                                    Abb. 19: Entwicklung des Geschlechterverhältnisses
             2050                                                                                   Erlanger Senioren von 1950 bis 2050

im Alter von 65 bis 79 Jahren gerechnet und bereits                                       Kleinräumige Betrachtungsweise
9.500 Personen ab 80 Jahren.
Obwohl Erlangen auch in Zukunft eine vergleichs-                                          Die Stadt Erlangen ist wie viele Städte ein Konglome-
weise junge Stadt bleiben wird, sind langfristige                                         rat aus sehr unterschiedlich geprägten Quartieren.
Anpassungen der kommunalen Infrastruktur an                                               Neben dem innerstädtischen Bereich gibt es eine
zukünftige Bedürfnisse erforderlich. Dies betrifft ins-                                   teilweise ländlich geprägte Peripherie mit ehemals
besondere eine ausreichende Versorgung mit ange-                                          eigenständigen Gemeinden, die eine völlig andere
messenem Wohnraum.                                                                        Bevölkerungsstruktur aufweisen. In Erlangen als
                                                                                          wachsende Stadt gab es immer wieder auch größere
Hinzu kommt eine „Normalisierung“ des Geschlech-                                          geschlossene Neubaugebiete, deren Bevölkerung
terverhältnisses im Seniorenalter (Abb. 19): Es kom-                                      zum Zeitpunkt der Baufertigstellung eine typische,
men zunehmend die Jahrgänge in das Seniorenalter,                                         in sich weitgehend homogene Struktur aufwies, eine
in denen die Zahl der Männer nicht mehr kriegsbe-                                         Struktur, die auch teilweise Jahrzehnte später noch
dingt dezimiert ist. Die Folge davon ist, dass es auch                                    - nach entsprechender Alterung - erkennbar ist.
in den höheren Altersjahrgängen einen Zuwachs an
Paarhaushalten und einen Rückgang an Einperso-                                            Ein neueres Baugebiet ist der innenstadtnahe
nenhaushalten gibt, was sich heute bereits bemerk-                                        Röthelheimpark, wo seit 1998 auf einem ehemali-
bar macht1.                                                                               gen Militärgelände konzentriert gebaut wird; hier ist
                                                                                          die Bebauung heute nahezu abgeschlossen. Auch
                                                                                          Büchenbach West als ein weiteres großes Neubau-
Zusammenfassend lässt sich zum demografischen                                             gebiet im Westen der Stadt verfügt über eine spezi-
Wandel sagen:                                                                             elle Bevölkerungsstruktur.
• Der demografische Wandel ist kein neues                                                 Aufgrund dieser innerstädtischen Ausdifferenzierung
  Phänomen.                                                                               ist es notwendig, nicht nur den Blick auf gesamtstäd-
• Das Ausmaß des demografischen Wandels hat                                               tische Entwicklungen zu richten, sondern eine klein-
  nicht zugenommen.                                                                       räumige Betrachtungsweise anzustreben.
• Der demografische Wandel ist vorhersehbar.                                              Die Abbildungen 20 und 21 zeigen für die Statisti-
• Aktuelle Tendenzen demografischen Wandels                                               schen Distrikte die absoluten Bevölkerungsverände-
  können beobachtet und mögliche Folgen abge-                                             rungen bei Kindern und Senioren, die zwischen 2012
  schätzt werden.                                                                         und 2042 entsprechend der letzten Bevölkerungs-
                                                                                          prognose zu erwarten sind.
• Auch in Erlangen ist ein „Älterwerden“ zu beob-
  achten, wenn auch in geringerem Ausmaß als in                                           Es zeigen sich deutlich unterschiedliche Entwick-
  anderen Städten.                                                                        lungen innerhalb der Stadt. So gibt es sogar einige
                                                                                          Gegenden, in denen die Zahl der Seniorinnen und
                                                                                          Senioren rückläufig ist. Dies trifft vor allem auf die
                                                                                          Gebiete zu, deren Bewohner heute überdurch-
                                                                                          schnittlich alt sind.
1     Siehe auch „Senioren in Erlangen“ aus der Reihe „Statistik aktuell“,
      Ausgabe 6/2010.

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014                                                                                                                                   15
Veränderungen 2012 bis 2042 absolut (U15)                                                             Veränderungen 2012 bis 2042 absolut (65+)

                                                        Abnahme um mehr als 50 Personen
                                                                                                                                                            Abnahme um mehr als 50 Personen
                                                               Abnahme 31 bis 50 Personen
                                                                                                                                                                   Abnahme 31 bis 50 Personen
          80                                                   Abnahme 11 bis 30 Personen
                                                                                                              80                                                   Abnahme 11 bis 30 Personen
                                                                                         Stagnation
                                                                                                                                                                                            Stagnation
                                                               Zunahme 10 bis 29 Personen
                                                                                                                                                                   Zunahme 10 bis 29 Personen
                                                               Zunahme 30 bis 49 Personen
                                                                                                                                                                   Zunahme 30 bis 49 Personen
                         81                         Zunahme um 50 oder mehr Personen                                         81                         Zunahme um 50 oder mehr Personen

                                                                                    21                                                                                                 21
                                                                         20                                                                                                  20
               70                  71    10                                                                                                  10
                                                                                                                   70                  71
                                              11               01                                                                                 11               01
                                                                                               22                                                                                                 22
                                                                    02         23                                                                                       02        23
                         78    77                         04                                                                 78    77
                                                                                               24                                                             04
                                                                              25                                                                                                                  24
                                        12                       03                                                                                                  03           25
                              76                                                         33                                                 12                                              33
                                                                                                                                  76
          73                                                                                                  73
                                                    40                    30                                                                            40                   30
                               75                                41                                                                75                               41
                                                   42                          32                                                                      42                          32
                    74                                                                                                  74
                                                                      43                                                                                                 43
                              61                   44                                                                                                  44
                                                                                                                                  61
     60                                                    45                                            60                                                    45

                              62                                                                                                  62
                                                         51                        52                                                                        51                        52
                                               50                                                                                                  50

                         63                                                                                                  63

 Abb. 20: Entwicklung der unter 15-Jährigen in den                                                     Abb. 21: Entwicklung der Bevölkerung ab 65 Jahren
          kommenden 30 Jahren                                                                                   in den kommenden 30 Jahren

Andererseits finden sich Bezirke, in denen die Kin-                                                   werden. Anfangs kommen vielleicht noch weitere
derzahlen stark zurückgehen, während Bevölkerung                                                      Kinder hinzu, doch auch diese altern, ohne dass in
im Seniorenalter stark ansteigt. Hiervon betroffen                                                    der Regel die Familien fortziehen. Zehn bis 20 Jahre
ist vor allem die Altersstruktur in den Gebieten, in                                                  später zieht dann ein großer Teil der inzwischen
denen in den letzten Jahren konzentriert neue Einfa-                                                  erwachsen gewordenen Kinder fort und irgendwann
milienhäuser entstanden sind.                                                                         ist es dann auch soweit, dass die Elterngeneration in
Bei der Darstellung der gesamtstädtischen Bevölke-                                                    dem inzwischen nicht mehr ganz neuen Wohngebiet
rungsentwicklung seit 1950 wurde auf die Einschnitte                                                  innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne das Senio-
im Altersaufbau durch historische Gegebenheiten                                                       renalter erreicht.
wie die beiden Weltkriege oder die Weltwirtschafts-                                                   In solchen Gebieten stellen sich besondere Anforde-
krise hingewiesen. Diese Einschnitte verschieben                                                      rungen an die soziale Infrastruktur: Beim Entstehen
sich jedes Jahr in der Alterspyramide um ein Jahr                                                     des Neubaugebietes wird vor allem eine familien-
nach oben und prägen den demografischen Aufbau                                                        und kindergerechte Infrastruktur benötigt; Senioren
über eine sehr lange Zeit hinweg.                                                                     existieren zu diesem Zeitpunkt nur wenige. Dreißig
Ähnlich verhält es sich auf kleinräumiger Ebene,                                                      Jahre später jedoch steigt der Bedarf an einer seni-
wobei jedoch hier als prägender Effekt die zeitliche                                                  orengerechten Infrastruktur sprunghaft an. Sind die
Konzentration von Neubebauung in den Vordergrund                                                      Voraussetzungen gegeben, dass der Wohnraum
tritt. Wird während eines kurzen Zeitraumes innerhalb                                                 seniorengerecht ist oder im Bedarfsfall entsprechend
eines Gebietes so viel Wohnraum neu gebaut, dass                                                      umgestaltet werden kann und dass das Wohnum-
dieser für das Gebiet charakteristisch wird, führt dies                                               feld für Seniorinnen und Senioren attraktiv ist, wird
zu einer Dominanz bestimmter Altersgruppen. Dies                                                      diese Generation dort wohnen bleiben und weitere
liegt daran, dass z.B. neu errichtete Einfamilienhäu-                                                 30 Jahre später nach und nach das Lebensende
ser typischerweise - wenn auch nicht ausschließlich                                                   erreicht haben. Es wird dann Wohnraum frei für eine
- von Familien mit kleineren Kindern bewohnt wer-                                                     jüngere Generation und die Extreme im demografi-
den. Es findet sich im Altersaufbau dann eine starke                                                  schen Bevölkerungsaufbau verlieren sich langsam.
Besetzung bei den 30- bis 45-Jährigen und natürlich                                                   Im Folgenden soll die Bevölkerungsentwicklung für
bei den Kindern.                                                                                      einige Statistische Bezirke dargestellt werden. Es
In Neubaugebieten mit Einfamilienhäusern ist aller-                                                   handelt sich dabei um eine beispielhafte Auswahl
dings die Fluktuation sehr gering. Das bedeutet, dass                                                 an Bezirken, die charakteristische oder extreme Ent-
die jungen Familien dort wohnen bleiben und älter                                                     wicklungen aufzeigen.

16                                                                                                                      Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014
Büchenbach West                                         Die Erstbezugsbevölkerung verbleibt im bestehen-
                                                        den Wohnraum, so dass die Bevölkerung in Büchen-
Büchenbach war ursprünglich eine eigenständige
                                                        bach West insgesamt altert. So lag im Jahr 1995 das
Gemeinde und wurde 1923 nach Erlangen ein-
                                                        Durchschnittsalter noch bei 29 Jahren. Aktuell steigt
gemeindet. Seitdem ist Büchenbach stark ange-
                                                        der Altersdurchschnitt jährlich um etwa ein halbes
wachsen und neben dem ursprünglichen dörflichen
                                                        Jahr.
Ortskern sind zunehmend städtische Strukturen
entstanden.                                             In der Bevölkerungspyramide für Büchenbach West
                                                        ist neben dem Bevölkerungsaufbau des Jahres 2012
Anfang der 1990er Jahre wurde begonnen, den
                                                        auch der des Jahres 2027 dargestellt. Im Vergleich
Bereich westlich des Holzweges zu bebauen; es
                                                        ergeben sich starke Strukturveränderungen: Auch
entstand der Statistische Bezirk Büchenbach West
                                                        wenn heute noch neue Bauabschnitte in Büchen-
(Bezirk 78).
                                                        bach West erschlossen werden, junge Familien
Abbildung 22 zeigt die Bevölkerungsentwicklung in       einziehen und Kinder geboren werden, sind die
Büchenbach West seit dem Jahr 1995. Bis zum Jahr        Geburtenzahlen in Büchenbach West rückläufig, da
2012 ist durch intensive Neubautätigkeit die Bevöl-     ein großer Teil der in Büchenbach West lebenden
kerungszahl von 1.750 auf fast 5.000 angestiegen.       Familien die Gründungsphase bereits überschritten
Da es sich bei rund 87 Prozent der Gebäude in           hat. Im Jahr 2027 werden bereits viele der heutigen
Büchenbach West um Ein- und Zweifamilienhäu-            Kinder das Erwachsenenalter erreicht haben. Es ist
ser handelt, die innerhalb eines relativ kurzen Zeit-   zu erwarten, dass ein erheblicher Teil davon dann
raumes entstanden sind, spiegelt sich dies auch im      - zumindest vorerst - aus Büchenbach West fortzie-
Altersaufbau der Bevölkerung wieder. Da Einfami-        hen wird. Die Zahl der Kinder unter 15 Jahre wird
lienhäuser in der Regel von Familien mit kleineren      von rund 1.050 im Jahr 2012 auf 800 im Jahr 2027
Kindern bezogen werden, sind hier die Elterngene-       zurückgehen.
ration und die Kindergeneration prägend.                Dagegen rückt die Elterngeneration zunehmend in
In der Bevölkerungspyramide (Abb. 23) zeichnet          das Seniorenalter auf: Während im Jahr 2012 nur
sich eine familiengeprägte Monostruktur ab: Deut-       rund 280 Menschen im Seniorenalter in Büchenbach
lich ersichtlich ist die Elterngeneration, die aktu-    West lebten, werden es im Jahr 2027 etwa 770 sein.
ell ihre Spitzenwerte bei den 45- bis 50-Jährigen       Weitere 15 Jahre später wird schließlich der größte
hat. Auch die Kinder treten überdurchschnittlich        Teil der verbliebenen Erstbezugsbevölkerung das
häufig in Erscheinung. Entsprechend ist auch das        Seniorenalter erreicht haben: Mit 1.100 Personen
Durchschnittsalter mit 34,5 Jahren recht gering und     über 65 Jahren im Jahr 2042 vervierfacht sich also
liegt sieben Jahre unter dem gesamtstädtischen          die Bevölkerung im Seniorenalter innerhalb von 30
Durchschnitt.                                           Jahren.

 5.500
                                                         Büchenbach West                                 Jahr 2012
 5.000                                                                                                   Jahr 2027

 4.500
                                                                                        90
 4.000                                                       Männer                                             Frauen
                                                                                        80
 3.500
                                                                                        70
 3.000

 2.500                                                                                  60

 2.000                                                                                  50

 1.500
                                                                                        40

 1.000
                                                                                        30
   500
                                                                                        20
     0
         1995
         1996
         1997
         1998
         1999
         2000
         2001
         2002
         2003
         2004
         2005
         2006
         2007
         2008
         2009
         2010
         2011
         2012

                                                                                        10

         Kindergeneration        Elterngeneration                                        0
                                                              15      10      5                     5      10      15
         Großelterngeneration    Sonstige
                                                                      Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

 Abb. 22: Bevölkerungsentwicklung in Büchenbach          Abb. 23: Altersaufbau in Büchenbach West 2012 und
          West seit 1995                                          2027

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014                                                                                 17
Da Büchenbach West ein überwiegend mit Einfa-           relativ stark besetzt sind. Dies liegt daran, dass auch
milienhäusern bebautes Wohngebiet ist, das inner-       vergleichsweise viele Studentinnen und Studenten
halb eines relativ kurzen Zeitraumes erschlossen        im Röthelheimpark leben. Somit ist die Bevölkerung
wurde, zeigt sich die Bevölkerungsentwicklung der       im Röthelheimpark heterogener als die in Büchen-
Jahrzehnte nach Baufertigstellung hier besonders        bach West.
deutlich: Die Familien kommen in die Schrumpfungs-      Mit aktuell 33,6 Jahren liegt das Durchschnitts-
phase, Geburtenzahlen nehmen ab, Kinder ziehen          alter im Röthelheimpark weit unter dem städti-
fort, die Bevölkerung altert und wird zunehmend von     schen Durchschnitt. Der Röthelheimpark ist aktuell
Seniorinnen und Senioren geprägt.                       der jüngste Bezirk in Erlangen und liegt noch vor
                                                        Büchenbach West und den Innenstadtbezirken. Das
Röthelheimpark
                                                        Durchschnittsalter ist in den vergangenen Jahren
Das Quartier Röthelheimpark (Bezirk 33) entstand        auch nicht angestiegen, da im Röthelheimpark die
auf dem Gelände der ehemaligen „Ferris-Barracks“        Geburtenzahlen in den letzten Jahren gleichbleibend
- einem im Jahr 1993 aufgegebenen US-amerika-           hoch waren. Für die Zukunft wird erwartet, dass das
nischen Militärstandort. Auf dem Gelände Röthel-        Durchschnittsalter relativ stark ansteigt, da eine Viel-
heimpark existieren einerseits noch denkmalge-          zahl an Familien im Röthelheimpark die Gründungs-
schützte Kasernengebäude, die ab 1997 saniert und       phase überschritten haben und wie auch in Büchen-
umgenutzt wurden, andererseits wurde ein großes         bach West altern, vermutlich ohne fortzuziehen.
Areal seitdem dicht mit Ein- und Mehrfamilienhäu-       Auch im Röthelheimpark wird in 15 Jahren ein großer
sern bebaut; ein Teil des Röthelheimparks wird auch     Teil der Kinder fortgezogen sein, während die Eltern
gewerblich genutzt.                                     langsam in das Seniorenalter vorrücken. Während
Als zweites großes Neubaugebiet in Erlangen weist       im Jahr 2012 rund 300 Personen ab 65 Jahren im
der Röthelheimpark eine ähnliche Struktur auf wie       Röthelheimpark leben, steigt diese Zahl in den dar-
Büchenbach West. Von 1995 bis 2012 ist die Ein-         auffolgenden 15 Jahren um 200 an. Im Jahr 2042
wohnerzahl des Röthelheimparks von 1.600 auf            werden 700 Personen im Seniorenalter sein.
5.100 angewachsen (Abb. 24). Im Altersaufbau
dominieren Eltern- und Kindergeneration.                In der Reuth
Der Anteil an Ein- und Zweifamilienhäusern an den       Beim Statistischen Bezirk „In der Reuth“ (Bezirk 71)
Wohngebäuden ist mit 69 Prozent deutlich niedriger      handelt es sich um ein reines Wohngebiet am nörd-
als in Büchenbach West. In der Bevölkerungspyra-        lichen Rand Büchenbachs - rund 96 Prozent der
mide (Abb. 25) ist zu erkennen, dass auch die Alters-   Gebäude sind Ein- oder Zweifamilienhäuser. Die
jahre unterhalb der eigentlichen Elternjahrgänge        Reuth wurde intensiv in den Jahren 1974 bis 1980

  5.500
                                                         Röthelheimpark                                    Jahr 2012
  5.000                                                                                                    Jahr 2027

  4.500
                                                                                         90
  4.000                                                       Männer                                            Frauen
                                                                                         80
  3.500
                                                                                         70
  3.000
                                                                                         60
  2.500

  2.000                                                                                  50

  1.500                                                                                  40

  1.000
                                                                                         30
     500
                                                                                         20
      0
           1995
           1996
           1997
           1998
           1999
           2000
           2001
           2002
           2003
           2004
           2005
           2006
           2007
           2008
           2009
           2010
           2011
           2012

                                                                                         10

                                                                                          0
           Kindergeneration       Elterngeneration
                                                         15      10          5                         5        10       15
           Großelterngeneration   Sonstige                             Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

 Abb. 24: Bevölkerungsentwicklung im Röthelheim-         Abb. 25: Altersaufbau im Röthelheimpark 2012 und
          park seit 1995                                          2027

18                                                                     Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014
bebaut: Etwa drei Viertel des Wohnungsbestandes          Allerdings wird es dann auch zu einem starken
wurde in diesem Zeitraum fertiggestellt. Somit ist       Anstieg an Sterbefällen kommen: Die Bevölkerung
die Reuth strukturell vergleichbar mit Büchenbach        im Seniorenalter nimmt im weiteren Verlauf ab und
West, jedoch etwa 25 Jahre älter. Der Altersauf-         es werden auch wieder jüngere Familien in die Reuth
bau der Reuth des Jahres 2012 (Abb. 27) ist mit          ziehen.
dem von Büchenbach West im Jahr 2027 (Abb. 23)
vergleichbar.                                            Einfamilienhaus-Wohngebiete
Betrachtet man die Bevölkerung in der Reuth nach         Wie diese Beispiele zeigen, kann die demografische
Altersklassen (Abb. 26), so dominieren im Jahr 1995      Entwicklung in einem Wohngebiet zu einer Heraus-
die „Sonstigen“ - das sind die Altersjahre von 15 bis    forderung werden, wenn sich Monostrukturen gebil-
unter 35 Jahren und von 50 bis unter 65 Jahren. Im       det haben. Dies passiert vor allem bei einer Form der
Jahr 1995 lebte ein großer Teil der Reuther Erstbe-      Bebauung, die sich nur an bestimmte Bevölkerungs-
zugsbevölkerung bereits seit 15 bis 20 Jahren dort.      gruppen richtet. So führt die zeitlich konzentrierte
Viele Familien befanden sich zu diesem Zeitpunkt         reine Bebauung mit Einfamilienhäusern zu einer
bereits in der Schrumpfungsphase: Die Elterngene-        Dominanz von Familien mit Kindern. Abbildung 28
ration war 1995 bereits 55 bis 60 Jahre alt, die Kin-    zeigt in stark überzeichneter Form die charakteris-
der - sofern noch nicht weggezogen - etwa 20 Jahre.      tische Altersstruktur, die sich in solchen Neubauge-
Es zeigt sich im weiteren Verlauf bis zum Jahr 2012      bieten normalerweise ergibt.
eine spürbare Zunahme der Großelterngeneration.          Im Jahr der Fertigstellung dominieren Eltern- und
Während in der Reuth im Jahr 1995 weniger als            Kindergeneration, während Senioren und junge
100 Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren lebten,        Erwachsene nicht oder kaum vorhanden sind. Die
waren es im Jahr 2012 bereits knapp 400. Der Alten-      geringe Fluktuation bewirkt in den Jahren nach
quotient ist in diesem Zeitraum von 10 auf 76 ange-      Bezug der Einfamilienhäuser einen starken Anstieg
stiegen, das Durchschnittsalter von 41,4 auf 52,5.       des Durchschnittsalters. Gäbe es gar keine Fluktu-
Sieht man vom Bezirk Meilwald (Bezirk 21) ab, der        ation durch Zu- und Wegzüge und keine Geburten-
fast ausnahmslos von einem Altenheim geprägt ist,        und Sterbefälle, dann würde der Altersdurchschnitt
so ist die Reuth aktuell der älteste Bezirk Erlangens.   pro Jahr um ein Jahr ansteigen. In Wirklichkeit ist der
Wie der Alterspyramide (Abb. 27) zu entnehmen ist,       Anstieg aber geringer, da eine - wenn auch geringe
wird es in den kommenden 15 Jahren zu einer star-        - Fluktuation auch in Neubaugebieten vorhanden ist.
ken Zunahme an Hochaltrigen kommen: Die Zahl             Hinzu kommen auch noch eine ganze Zeit nach Bau-
der Personen ab 80 Jahren wird sich in diesem Zeit-      fertigstellung eine relativ hohe Zahl an Geburten.
raum mehr als verdoppeln.                                Ein Teil der Kinder, die zur Zeit der Baufertigstellung

 1.400
                                                           In der Reuth                                    Jahr 2012
                                                                                                           Jahr 2027
 1.200
                                                                                          90

 1.000                                                         Männer                                            Frauen
                                                                                          80

   800                                                                                    70

                                                                                          60
   600
                                                                                          50

   400
                                                                                          40

   200                                                                                    30

                                                                                          20
     0
         1995
         1996
         1997
         1998
         1999
         2000
         2001
         2002
         2003
         2004
         2005
         2006
         2007
         2008
         2009
         2010
         2011
         2012

                                                                                          10

                                                                                           0
          Kindergeneration        Elterngeneration
                                                              20   15     10     5                  5     10     15    20
          Großelterngeneration    Sonstige                              Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung

 Abb. 26: Bevölkerungsentwicklung im der Reuth seit       Abb. 27 Altersaufbau in der Reuth 2012 und 2027
          1995

Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014                                                                                    19
bereits geboren waren, sind 15 Jahre später schon                         Demografiemonitoring
weggezogen, da sie das Erwachsenenalter erreicht
                                                                          Um solche Entwicklungen beobachten und einschät-
haben. Die Elterngeneration ist dann kurz davor, das
                                                                          zen zu können, betreibt die Abteilung Statistik und
Seniorenalter zu erreichen.
                                                                          Stadtforschung seit dem Jahr 2009 ein Demografie-
Die weitere Entwicklung ist leicht absehbar: Es gibt                      monitoring. Damit wird eine Vielzahl an gesamtstäd-
einen massiven Zuwachs an Seniorinnen und Seni-                           tischen und kleinräumigen Indikatoren öffentlich zur
oren in einem Wohngebiet, in dem es vorher über-                          Verfügung gestellt. Das Demografiemonitoring ist
haupt keine Menschen im Seniorenalter gab. Ebenso                         auch kleinräumig mit der jeweils aktuellen Bevölke-
stark nimmt die Zahl der Kinder ab. Somit kann es zu                      rungsprognose verknüpft, so dass zukünftige Ent-
einem Missverhältnis zwischen Bevölkerungsstruk-                          wicklungen mit in Betracht gezogen werden können.
tur und vorhandener Infrastruktur kommen, denn
                                                                          In der Bevölkerungsprognose sind auch zukünftige
es werden - auch hier sicherlich wieder stark über-
                                                                          Wohngebiete berücksichtigt, zumindest soweit sie
zeichnet - im Quartier dann keine Kindergärten oder
                                                                          zum Zeitpunkt der Prognoserechnung bereits in Pla-
Schulen mehr benötigt, sondern Einrichtungen für
                                                                          nung sind.
Senioren und ein seniorengerechter Wohnraum.
                                                                          An den Beispielen hat sich gezeigt, dass mit starken
Im Jahr 2011 wurde von der Abteilung Statistik
                                                                          demografischen Veränderungen vor allem in den
und Stadtforschung in Zusammenarbeit mit dem
                                                                          homogenen Wohngebieten mit zeitlich konzentrier-
Seniorenbeirat der Stadt Erlangen ein Fragebogen
                                                                          ter Bebauung zu rechnen ist.
entwickelt, mit dem die Erlangerinnen und Erlan-
ger im Alter von 50 bis 80 Jahren zu ihrer aktuel-                        Dichte Neubebauung zeichnet sich in Bachfeld
len und zukünftigen Wohnsituation befragt wurden2:                        (Bezirk 44) ab, wo in den kommenden Jahren rund
Was wird in der Wohnumgebung vermisst? Ist ein                            500 Wohneinheiten - davon rund die Hälfte für Stu-
Umzug geplant? Welche Vorstellungen gibt es für                           denten - entstehen sollen. Die Mehrzahl der Woh-
das zukünftige Wohnen?                                                    nungen entsteht dort in Wohnblocks.
So sollten die Befragten beurteilen, ob die von ihnen                     In Büchenbach West (Bezirk 78) entstehen bis zum
zur Zeit bewohnte Wohnung bzw. das Haus auch                              Jahr 2021 mehr als 400 neue Wohneinheiten, darun-
im Fall körperlicher Beeinträchtigungen weiterhin                         ter etwa die Hälfte ein Einfamilienhäusern.
bewohnt werden kann oder zumindest entsprechend
umgestaltet werden könnte. Hier sieht rund ein Vier-
tel der Befragten Probleme, wobei sich deutliche
Unterschiede bei kleinräumiger Betrachtung zeigen:
Im Bezirk Rathenau (Bezirk 41) geben 46 Prozent
an, dass ihr Wohnraum nicht seniorentauglich ist
und auch nicht umgebaut werden kann. Auch in der
Altstadt (Bezirk 01) liegt dieser Anteil mit 42 Prozent                                                                  Fertigstellungsjahr
sehr hoch. Am anderen Ende der Skala findet sich                                                                         15 Jahre später
Dechsendorf (Bezirke 80 und 81), wo nur zehn Pro-
zent über ungeeigneten Wohnraum verfügen.                                                                 90
Rund zehn Prozent der Befragten gaben an, dass                                 Männer                                            Frauen
sie einen Umzug schon eingeplant haben für den                                                            80

Fall körperlicher Einschränkungen. Weitere 44 Pro-
                                                                                                          70
zent sagen, dass sie sich dies „vielleicht später“ vor-
stellen können.                                                                                           60
Von den Befragten, die sich einen altersbedingten
Umzug vorstellen können, möchten 60 Prozent in                                                            50
ihrem bisherigen Stadtteil wohnen bleiben. Ein wei-
teres Drittel möchte innerhalb Erlangens umziehen,                                                        40

davon jeder Zweite in das Stadtzentrum.
                                                                                                          30
Hier spielt sicherlich die innerstädtische Infrastruk-
tur eine große Rolle. Die Befragten mit Umzugsab-                                                         20
sichten wurden zusätzlich gefragt, was ihnen wich-
tig ist im Hinblick auf ihre zukünftige Wohnsituation.                                                    10
An erster Stelle liegen die Einkaufsmöglichkeiten in
                                                                                                           0
unmittelbarer Nähe, die von 71 Prozent der Befrag-
                                                                           45 40 35 30 25 20 15 10 5             5 10 15 20 25 30 35 40 45
ten als wichtig erachtet werden, gefolgt von einer
                                                                                        Auf Tausend der jeweiligen Bevölkerung
guten Nahverkehrsanbindung (68 Prozent), Ärzten
und Apotheken in unmittelbarer Nähe (63 Prozent)
                                                                           Abb. 28: Typische Entwicklung in einem
und einem ruhigen Wohnumfeld (61 Prozent).
                                                                                    Neubaugebiet mit konzentrierter
                                                                                    Einfamilienhausbebauung
2    Siehe „Wohnen im Alter“ aus der Reihe „Statistik aktuell“, Ausgabe
     5/2012.

20                                                                                      Stadt Erlangen, Statistik aktuell 8/2014
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