Demokratiepädagogik im Dialog mit weiteren Bildungsanliegen - Facetten der Demokratiebildung - Deutsche Gesellschaft für ...

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Demokratiepädagogik im Dialog mit weiteren Bildungsanliegen - Facetten der Demokratiebildung - Deutsche Gesellschaft für ...
Facetten der Demokratiebildung
Demokratiepädagogik im Dialog
mit weiteren Bildungsanliegen
Facettenreiche Demokratiebildung
Kinder und Jugendliche wollen und können von klein auf die demokratische Gesellschaft aktiv mitgestalten –
und lernen, wie das gelingt.

Aufgabe und Ziel der Demokratiebildung ist es daher, ihnen Gelegenheiten zu eröffnen, demokratische
Kompetenzen zu entwickeln, zu reflektieren und zu erproben. Die Demokratiepädagogik fokussiert dabei die
Entwicklung demokratischer Haltungen, Werte und Handlungskompetenzen in demokratischen Lern- und
Organisationsstrukturen. Eine gelingende Bildung für eine demokratische Gesellschaft, die Demokratie nicht nur
als Herrschafts-, sondern auch als Gesellschafts- und Lebensform begreift, umfasst aber weit mehr Facetten.

Demokratiebildung im engeren Sinne baut Brücken zwischen verschiedenen Ansätzen wie z. B. der Demo-
kratiepädagogik, der politischen Bildung, dem historischen Lernen, der Kinder- und Menschenrechtsbildung,
der kulturellen Bildung oder der Prävention und Bildung gegen Antisemitismus, Rassismus, Rechtsextremismus,
Menschenrechts- und Demokratiefeindlichkeit.

Demokratiebildung im umfassenden Sinn verknüpft Themenfelder gesellschaftlicher Herausforderungen
wie Diversität, Digitale Bildung, Kinderrechte, Kulturelle Bildung, nachhaltige Entwicklung sowie Schule in der
Migrationsgesellschaft, ohne dass die Sichtbarkeit des einzelnen Feldes verloren geht. Dabei bildet die Demo-
kratiepädagogik eine verbindende Grundlage dieser Bildungsanliegen. Demokratiebildung kann nur gelingen,
wenn sie als Querschnittsaufgabe gedacht wird. Im schulfachlichen Bezug wirkt sie als überfachliche Bildungs-
aufgabe in alle Schulfächer hinein, wie dies bereits in mehreren Bundesländern in den Rahmenlehrplänen
verankert und durch die KMK-Empfehlung 2018 zur Demokratiebildung aufgezeigt ist. Dieser weiterreichende
Ansatz der Demokratiebildung schafft Möglichkeiten und Synergieeffekte, die Migrationsgesellschaft mit der
fortschreitenden Digitalisierung nachhaltig ganzheitlich zu gestalten.

Die Reihe zeigt, wie unterschiedliche Ansätze und Konzepte ineinandergreifen, zusammenwirken
und mit einer Vielzahl von Kooperationspartner*innen umgesetzt werden können.
Ihnen gilt unser herzlicher Dank!
Titel und Kooperationspartner*innen
Demokratiepädagogik & ...
 		   Bildung gegen Rechtsextremismus
      Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR)

 		   Die Global Goals der Vereinten Nationen Global Goals Curriculum e. V.

 		   Digitale Bildung
      Stiftung Lernen durch Engagement. Service-Learning in Deutschland

 		   Diversitätsbewusste Bildung Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V.

 		   Europaskepsis
      Forschungsgruppe Jugend und Europa des Centrums für angewandte Politikforschung

 		   Inklusion Projekt „Inklusionsdidaktische Lehrbausteine“ (!DL) an der
      Ludwig-Maximilians-Universität München, das im Rahmen der gemeinsamen
      „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums
      für Bildung und Forschung gefördert wird.

 		   Kinderrechte Makista e. V.

 		   Kulturelle Bildung „Kulturagenten für kreative Schulen Berlin“ ist ein Programm der
      Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, gefördert durch die Senatsverwaltung für Bildung,
      Jugend und Familie des Landes Berlin.

 		   Mobile Beratung für Demokratieentwicklung
      Mobiles Beratungsteam Berlin für Demokratieentwicklung

 		   Offener Unterricht Grundschulverband e. V.

 		   Schule in der Migrationsgesellschaft
      INKA – Interkultureller Arbeitskreis innerhalb des Deutschen Vereins für Lehrerfortbildung
Eine Publikation von:

Die Demokratiepädagogik will Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben,
demokratische Haltungen, Werte und Handlungskompetenzen zu erwerben. Das sind
wesentliche Grundlagen einer demokratischen Bildung für Kinder und Jugendliche.
Diese umfasst aber weit mehr Facetten, die im Zentrum weiterer Bildungsanliegen
stehen. Um Kinder und Jugendliche fit zu machen, die demokratische Gesellschaft aktiv
mitgestalten zu können, ist angesichts der gesellschaftlichen Herausfor-
derungen eine stärkere Verzahnung dieser pädago­gischen Felder dringend geboten.
Für dieses Ziel macht sich z. B. das Bündnis „Bildung für eine demokratische                                             Herausgeber: Deutsche Gesellschaft

Gesellschaft“ (www.bildungdemokratie.de) stark.                                                                          für Demokratiepädagogik e. V.
                                                                                                                         Müllerstraße 156a, Aufgang 4,
                                                                                                                         13353 Berlin | info@degede.de
Diese Publikationsreihe zeigt inhaltliche und konzeptionelle Bezüge zwischen                                             www.degede.de | V.i.S.d.P.: Ulrike Kahn
diesen Bildungsfeldern und der Demokratiepädagogik auf und gibt Anregungen,                                              Redaktion: Hanna Mai, Ulrike Kahn
wie die Ansätze und Konzepte ineinandergreifen und zusammenwirken können.                                                Layout: www.elisabethkatharina.de

Zur Verfügung gestellt im Rahmen des bundesweiten Projekts OPENION – Bildung für eine starke Demokratie. Die Veröffentlichungen stellen
keine Meinungsäußerung des BMFSFJ bzw. des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autorinnen und Autoren die Verantwortung.
OPENION – Bildung für eine starke Demokratie ist ein bundesweites Projekt der Deutschen Kinder-und Jugendstiftung und wird gefördert vom
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. OPENION wird in
Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V. umgesetzt.

  OPENION – Bildung für eine starke Demokratie
  unterstützt bundesweit über 200 lokale Projektverbünde, bestehend aus einer Kooperation zwischen Schule und außerschulischem Partner, die sich mit
  zeitgemäßer Demokratiebildung beschäftigen. Die Kooperationspartner gestalten gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren ihr
  Projekt zum Thema zeitgemäße Demokratiebildung. Partizipation, Begegnung und die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen
  stehen dabei im Vordergrund. Mehr Informationen sowie die vollständige Flyerreihe „Demokratiepädagogik & ... Facetten der Demokratiebildung“ finden Sie
  online unter: www.openion.de

                                         Gefördert vom                         im Rahmen des Bundesprogramms
Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V. (Hrsg.)

Demokratiepädagogik &
Digitale Bildung

                                                              Facetten der Demokratiebildung
Demokratisches Lernen und Handeln
mit digitaler Bildung verknüpfen
Junge Menschen wollen die Gesellschaft aktiv mit-    Eine besondere Verantwortung und ein besonderes
gestalten. Demokratiepädagogik ermöglicht es         Potenzial kommt hierbei der Schule zu. Sie kann alle
Kindern und Jugendlichen, politische Urteilsfähig-   jungen Menschen, unabhängig ihrer Herkunft, er-
keit zu erlangen und sich für eine demokratische     reichen und ihre demokratischen Werte sowie ihre
Gesellschaft, insbesondere im Sinne der Demokratie   demokratische Handlungs- und Gestaltungsfähigkeit
als Lebensform zu engagieren. Mit der Digitali-      in der digitalen Welt stärken. Dabei spielt es eine
sierung eröffnen sich dafür neue Handlungs- und      wichtige Rolle, digitale Medien, die zur Lebenswelt
Erfahrungsräume. Digitale Technologien, insbe-       der Schüler*innen gehören, in die Gestaltung von
sondere soziale Medien, prägen die Sozialisation     Lernprozessen einzubeziehen und für neue Möglich-
von Kindern und Jugendlichen in besonderem           keiten des Lernens zu nutzen. Eine zeitgemäße Bil-
Maße und bieten ihnen die Chance, eigene Per-        dung für die digitale Gesellschaft geht aber darüber
spektiven zu entwickeln und einzubringen.            hinaus: Sie eröffnet Schüler*innen Möglichkeiten
                                                     aktiver Partizipation und demokratischen Handelns
Zugleich fordern Fake News, Hate Speech, Cyber-      und hat im pädagogischen Fokus, ein souveränes und
mobbing und Social Bots die demokratischen           verantwortliches Handeln im Netz und mit digitalen
Werte und den Zusammenhalt in unserer Gesell-        Medien zu ermöglichen.
schaft akut heraus. Demokratiepädagogik ist
daher längst nicht mehr nur offline bedeutsam,       Wenn die Verbindung von demokratischer und
sondern auch ein Schlüssel zur Bildung in der        digitaler Bildung als integraler Bestandteil von
digitalen Gesellschaft: Kinder und Jugendliche       Unterrichts- und Schulentwicklung verstanden
müssen Demokratiekompetenz auch im digitalen         wird, kann zukunftsfähige Bildung auf der Basis
Kontext systematisch erlernen und erfahren,          demokratischer Werte gelingen.
um verantwortlich handeln zu können.
Demokratiekompetenz für die digitale
Gesellschaft in der pädagogischen Praxis
Damit Kinder und Jugendliche in der digitalen Gesellschaft mitgestalten und im medialen Raum souverän,
verantwortungsvoll und kritisch agieren können, brauchen sie soziale, moralische und demokratische
Kompetenzen. In der Wissenschaft werden dabei eine Vielzahl von Einzelkompetenzen diskutiert, die
für das demokratische Zusammenleben – ob online oder offline – besonders wichtig sind. Um den abstrakt
wahrgenommenen Begriff der Demokratiekompetenz für die Praxis an Schule anwendbar zu machen,
wurde das Kompetenzmodell „Demokratiekompetenz bei Lernen durch Engagement“ entwickelt.
Demokratiekompetenz setzt sich dabei zusammen aus:

 Einstellung und Werte                                   Praktische                                           Wissen und
                                                         Handlungsfähigkeiten                                 kritisches Denken
  Anerkennung demokratischer
      Prinzipien und Werte
                                                          Konflikt- und Dialogfähigkeit                       Wissen über
  Anerkennung von Vielfalt                                                                                        Demokratiekonzepte
                                                          Partizipationsfähigkeit &
      und Gleichwertigkeit
                                                             -bereitschaft                                     Informierte Offenheit und
  Toleranz für Mehrdeutigkeit                                                                                     analytische Denkweise
                                                          Selbstwirksamkeit
      und Unsicherheit
                                                                                                               Reflektierte Selbstkenntnis
                                                          Perspektivübernahme
  Soziales Verantwortungs-
                                                             und Empathie
      bewusstsein

Um diese Teilkomponenten der Demokratiekompetenz in der pädagogischen Praxis zu fördern, bedarf es
Lehr- und Lernformen, die fächerübergreifend, interdisziplinär und partizipativ gestaltet sind, eines von Wert-
schätzung und Offenheit geprägten Schulklimas und einer Kooperationskultur, die es Schüler*innen ermög-
licht, gelebte Demokratie (auch über den schulischen Raum hinaus) zu erfahren. Die Digitalisierung eröffnet
hier neue Möglichkeiten, indem z. B. digitale Medien zur Gestaltung partizipativer Lernformate und Lern-
materialien oder kooperativer Lernorte genutzt werden können.

*Modell der Demokratiekompetenz bei Lernen durch Engagement (A. Mauz, in Zusammenarbeit mit Prof. M. Gloe, LMU München)
Reflexionsfragen für die pädagogische Praxis
Folgende Fragen können Lehrer*innen dabei unterstützen, ihre Unterrichtsgestaltung zu
reflektieren und neue Impulse für die pädagogische Praxis zu entwickeln:

        Welchen Stellenwert hat Partizipation                 Wie und an welchen Stellen gebe ich den
        beim Lernen meiner Schüler*innen in meiner            Schüler*innen Anerkennung und Wertschätzung?
        pädagogischen Praxis?                                 Welche anderen Formen der Rückmeldung
                                                              bekommen die Schüler*innen?
        An welchen Stellen im Unterricht / in der Schule
        können sich meine Schüler*innen mit ihren Stärken     Wie rege ich die Meinungsbildung meiner
        und Themen einbringen?                                Schüler*innen an? An welchen Stellen thematisiere
                                                              ich die Rolle digitaler Medien?
        Wie und an welchen Stellen fördere ich
        Zusammenarbeit meiner Schüler*innen?                  Wie unterstütze ich meine Schüler*innen
                                                              andere Perspektiven einzunehmen?
        Wie wichtig ist es mir, dass meine
        Schüler*innen selbstständig Probleme lösen?           Wie profitieren meine Schüler*innen von
        Wie unterstütze ich sie dabei?                        demokratischen Prozessen in meinem Unterricht /
                                                              an meiner Schule? Wie mache ich ihnen das bewusst?
        Welche Modelle der Konfliktbearbeitung
        werden in meinem Unterricht/an meiner Schule          Wie sicher bewege ich mich im digitalen Raum im
        mit Schüler*innen thematisiert und eingeübt?          Vergleich zu meinen Schüler*innen? An welcher Stelle
        Welche Rolle spielen dabei Onlinekonflikte?           kann ich von meinen Schüler*innen im Umgang mit
                                                              digitalen Medien / digitaler Technik etwas lernen?
        An welchen Stellen übernehmen Schüler*innen in
        den von mir begleiteten Lernprozessen Verantwor-
        tung für sich und andere? Wie wird das reflektiert?

Ausgehend von den Antworten können Lehrer*innen gemeinsam mit Schüler*innen überlegen, welche Unter-
richtsinhalte, Lernformate und Lernstrategien die Vermittlung von Demokratiekompetenz für die digitale
Gesellschaft unterstützen und welche digitalen Tools und Medien dazu beitragen, die eigenen Schwerpunkte
in der Lern- und Schulkultur sowie Schulentwicklung umzusetzen.
Beispiel: Lernen durch Engagement –
Demokratiekompetenz für die digitale
Gesellschaft im Projekt #netzrevolte
Eine Möglichkeit, die Demokratiekompetenz von        Das Engagement der Schüler*innen ist unter-
Kindern und Jugendlichen in der Schule zu fördern    schiedlichen Themenfeldern zugeordnet:
und als Bestandteil digitaler Bildung fruchtbar zu   „Identität“ (z. B. Selfies, Influencer, Datenschutz),
machen, ist die Lehr- und Lernform Lernen durch      „Konflikt“ (z. B. Hate Speech, Cybermobbing),
Engagement (engl. Service-Learning, kurz: LdE).      „Information“ (Fake News, Datenmissbrauch,
Lernen durch Engagement verbindet fachliches         Social Bots), zum Beispiel:
Lernen von Schüler*innen mit gesellschaftlichem
Engagement (Seifert, Zentner & Nagy, 2012).               Schüler*innen setzen sich in Gesellschafts-
                                                     wissenschaften mit Wahlrecht, Debattenkultur und
Qualitätsvoll umgesetztes LdE fördert u. a. das      dem politischen System auseinander sowie in Kunst
demokratische und soziale Verantwortungsbe-          mit Werbung und Plakatgestaltung und entwickeln
wusstsein, die aktive gesellschaftspolitische Par-   eine Online-Kampagne, die Erstwähler*innen zur
tizipation, pro-soziales Verhalten und Perspekti-    Kommunalwahl animieren soll.
venübernahme – kann also in allen Teilbereichen
der Demokratiekompetenz einen Beitrag leisten.            Schüler*innen reflektieren in Informatik
                                                     und Biologie die Auswirkungen von Cybermobbing
Das Projekt #netzrevolte – Demokratiekompetenz       auf die psychische Gesundheit und bilden sich in
für die digitale Gesellschaft setzt Lernen durch     Kooperation mit einer Jugendschutzeinrichtung
Engagement im digitalen Raum um. Schüler*innen       ihrer Stadt zu Internet-Streitschlichter*innen aus.
beschäftigen sich im Unterricht mit Funktionswei-
sen digitaler Medien und Phänomenen wie Fake              Schüler*innen beschäftigen sich in Deutsch
News, Hate Speech und Cybermobbing in sozialen       und Projektmanagement mit der Funktion von
Netzwerken und machen sich in selbst recherchier-    Social Media und organisieren ein Begegnungscafé
ten Engagementprojekten für eine demokratische       im Mehrgenerationenhaus, um Senior*innen im
Zivilgesellschaft stark.                             Umgang mit digitalen Medien zu unterstützen.
Gute Praxis für gute Schulen
in der digitalen Welt
Es gibt bundesweit einige Projekte und Pro-         OPENION – Bildung für eine starke Demokratie:
gramme, die im Kontext der digitalen Bildung        Unterstützung für Schulen, die demokratische
Demokratiekompetenz und kritische Medien-           Handlungskompetenzen für eine digitale Welt in
bildung fokussieren und gute Anregungen für         Kooperation von Schule und außerschulischem
die eigene pädagogische Arbeit geben.               Partner entwickeln und erproben: www.openion.de

Für Schulen ist es wichtig, sich auf den Weg zu     Forum Bildung Digitalisierung: Mit dem Orientie-
machen und – bestenfalls im Austausch mit ande-     rungsrahmen „Gute Schule in der digitalen Welt“
ren und auf der Basis guter Praxis – nachhaltige    wird derzeit ein Modell entwickelt, wie Schulent-
Strukturen zu entwickeln, um Demokratiebildung      wicklung unter den Bedingungen des digitalen
für die digitale Gesellschaft als festen Teil des   Wandels gelingen kann: www.forumbd.de
schulischen Lernens und Lebens zu etablieren.
                                                    Junge Gegenargumente: Mit Workshops werden
                                                    einfache Methoden und Anwendungsmöglichkeiten
Programme, Projekte
                                                    vermittelt, Rechtspopulismus zu verstehen, zu er-
und Plattformen                                     kennen und einen eigenen Umgang damit zu finden:
                                                    www.jga.servicestelle-jugendbeteiligung.de
#netzrevolte – Demokratiekompetenz für die
digitale Gesellschaft: Die Stiftung Lernen durch    Debate-dehate: Mit umfangreichen Materialien,
Engagement qualifiziert und begleitet Schulen       Schulworkshops und einem Train-the-Trainer-
in kostenfreien Fortbildungen, durch individuelle   Programm unterstützt die Amadeo-Antonio-
fachliche Beratung und mit pädagogischen            Stiftung Schulen und Bildungsakteur*innen in der
Materialien: www.servicelearning.de/netzrevolte     Stärkung einer digitalen demokratischen Kultur:
                                                    www.debate-dehate.com
Literatur, Medien und Links
werkstatt bpb – Digitale Bildung in der Praxis:       Himmelrath, A. / Egbers, J. : „Fake News:
Die Bundeszentrale für politische Bildung stellt      Ein Handbuch für Schule und Unterricht“,
auf dieser Plattform Hintergrundwissen, gute          hep-Verlag, 2018, Bern
Praxisbeispiele und pädagogische Materialien
zur Verfügung: www.bpb.de/lernen/                     Kultusministerkonferenz: „Strategie der Kultus-
digitale-bildung/werkstatt                            ministerkonferenz ‚Bildung in der digitalen Welt‘“,
                                                      2016. Verfügbar unter: www.bit.ly/2hojKKU
Klickwinkel: Videotutorials für Jugendliche und
altersgerechte Unterrichtsmaterialien zur Stärkung    Kultusministerkonferenz: „Demokratie als Ziel,
von Medienkompetenz und politischer Bildung           Gegenstand und Praxis historisch-politischer
im Kontext eines Video-Wettbewerbs:                   Bildung in Schule“, 2018.
www.klickwinkel.de                                    Verfügbar unter www.bit.ly/2SfTW62

Klicksafe: Die EU-Initiative für mehr Sicherheit im   Mauz. A. / Gloe, M. (in Vorbereitung):
Netz bietet auf dieser Website umfangreiche           „Das Modell der Demokratiekompetenz
pädagogische Materialen für alle Klassenstufen und    bei Lernen durch Engagement“,
Schularten, für Schüler*innen und Pädagog*innen:      Stiftung Lernen durch Engagement, Berlin
www.klicksafe.de/materialien
                                                      Seifert, A., Zentner, S. & Nagy, F. : „Praxisbuch
Becker, G. : „Soziale, moralische und demokratische   Service-Learning. ‚Lernen durch Engagement‘
Kompetenzen fördern: Ein Überblick über schu-         an Schulen“, Beltz, 2012, Weinheim
lische Förderkonzepte“, Beltz, 2008, Weinheim
                                                      Infopool zu Lernen durch Engagement mit
European Council: „Reference Framework of             zahlreichen Materialien:
Competencies for Democratic Culture“, 2018.           www.servicelearning.de/infopool
Verfügbar unter www.bit.ly/2hXfsfp
Demokratiepädagogik & Digitale Bildung                                                                           Eine Publikation von:
Erschienen in der Reihe „Facetten der Demokratiebildung“

Die Demokratiepädagogik will Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben,
demokratische Haltungen, Werte und Handlungskompetenzen zu erwerben. Das sind
wesentliche Grundlagen einer demokratischen Bildung für Kinder und Jugendliche,
die aber weit mehr Facetten umfasst, die im Zentrum benachbarter pädagogischer
Felder stehen. Um Kinder und Jugendliche fit zu machen, die demokratische Gesell-
schaft aktiv mitgestalten zu können, ist angesichts der gesellschaftlichen Herausfor-
derungen eine stärkere Verzahnung dieser pädago­gischen Felder dringend geboten.
Für dieses Ziel macht sich z. B. das Bündnis „Bildung für eine demokratische Gesell-
schaft“ (www.buendnis.degede.de) stark.

                                                                                                                        Herausgeber: Deutsche Gesellschaft
Diese Publikationsreihe zeigt daher inhaltliche und konzeptionelle Bezüge zwischen
                                                                                                                        für Demokratiepädagogik e. V.
diesen Bildungsfeldern und der Demokratiepädagogik auf und gibt Anregungen, wie
                                                                                                                        Müllerstraße 156a, Aufgang 4,
die Ansätze und Konzepte ineinandergreifen und zusammenwirken können.                                                   13353 Berlin | info@degede.de
                                                                                                                        www.degede.de | V.i.S.d.P.: Ulrike Kahn

Zur Verfügung gestellt im Rahmen des bundesweiten Projekts OPENION – Bildung für eine starke Demokratie. Die Veröffentlichungen stellen
keine Meinungsäußerung des BMFSFJ bzw. des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autorinnen und Autoren die Verantwortung.
OPENION – Bildung für eine starke Demokratie ist ein bundesweites Projekt der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und wird gefördert
vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. OPENION wird
in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V. umgesetzt.

   OPENION – Bildung für eine starke Demokratie
   unterstützt bundesweit über 200 lokale Projektverbünde, bestehend aus einer Kooperation zwischen Schule und außerschulischem Partner, die sich mit
   zeitgemäßer Demokratiebildung beschäftigen. Die Kooperationspartner gestalten gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren
   ihr Projekt zum Thema zeitgemäße Demokratiebildung. Partizipation, Begegnung und die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Entwick-
   lungen stehen dabei im Vordergrund. Mehr Informationen sowie die vollständige Flyerreihe „Demokratiepädagogik & ... Facetten der Demokratiebildung“
   finden Sie online unter: www.openion.de

                                         Gefördert vom                         im Rahmen des Bundesprogramms
Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V. (Hrsg.)

Demokratiepädagogik &
Diversitätsbewusste Bildung

                                                              Facetten der Demokratiebildung
Zwei Antworten auf dieselben
Herausforderungen
Sowohl der Diversitätsansatz als auch die Demo-        nissen, die durch Normen und damit verbundene
kratiepädagogik haben ihre Wurzeln in der Kritik       Privilegien und Benachteiligungen entstehen, in
an menschenverachtenden Verhältnissen.                 einer Gesellschaft unterschiedlich positioniert sind.
Der Diversitäts-Ansatz hat seine Ursprünge in          Durch Verhältnisse von Norm und Abweichung
den Bürgerrechtsbewegungen in den USA.                 entstehen Diskriminierungsformen wie Sexismus,
                                                       Rassismus, Antisemitismus, Klassismus, Heteronor-
Demokratiepädagogische Ansätze wurzeln in der          mativität oder Ableism (Behindertenfeindlichkeit).
Reformpädagogik und der Begriff Demokratie-            Diese Positionierung beeinflusst, welche Chancen
pädagogik wurde u. a. in der Auseinandersetzung mit    Menschen haben, welche Erfahrungen sie machen
rechtsextremen Übergriffen in den 1990er Jahren in     und wie sie sich selbst sehen. Differenzkategorien
Deutschland und der Frage, welche Schlüsse daraus      (z. B. Geschlecht, Herkunft) werden nicht als natür-
für die Bildung gezogen werden können, formu-          liche Eigenschaften gedacht. Dass Menschen auf-
liert. Die Bildung demokratischer Loyalität und die    grund dieser Kategorien diskriminiert oder privile-
Ablehnung von Gewalt erfordere, dass Kinder und        giert werden, hängt vielmehr mit sozialen und histo-
Jugendliche den Wert von Demokratie im Nahbe-          rischen Entwicklungen zusammen. Auch sind für
reich (Familie, Schule etc.) erfahren. An Demokratie   die Einzelnen stets mehrere Kategorien gleichzeitig
als Lebensform teilzuhaben gilt als Voraussetzung      relevant (Intersektionalität).
dafür, dass Jugendliche sich für eine demokratische
Gesellschaftsform engagieren und für die Demo-         Diversitätsansatz und Demokratiepädagogik teilen
kratie als Regierungsform eintreten. Damit sie diese   einen normativen Referenzrahmen: die Menschen-
Kompetenzen erlernen können, sind Schule und           rechte sowie das Streben nach einer Gesellschaft,
außerschulische Bildungsorte aufgefordert, demo-       in der der Schutz der Menschenrechte bestmöglich
kratische Verhältnisse als Erfahrung anzubieten.       gewährleistet ist. Sie lassen sich (vereinfacht) als
                                                       unterschiedlich gelagerte Antworten auf dieselben
Diversitätsbewusste Ansätze gehen davon aus,           Herausforderungen verstehen, wobei viele Bildungs-
dass alle Menschen aufgrund von Machtverhält-          ansätze beide Perspektiven integrieren.
Zwei sich ergänzende Perspektiven
Demokratiepädagogische Ansätze richten sich zu-          Wenn eine Lehrerin wahrnimmt, dass es meist
nächst an alle Menschen, an alle an einer Bildungs-      Mädchen aus Mittelschichtsfamilien sind, die sich in
einrichtung Beteiligten. Eine diversitätsbewusste        der Schule engagieren, kann sie sich fragen, welche
Perspektive kann helfen, dieses „alle“ zu differenzie-   Hürden es für andere Kinder geben mag. Welche
ren und zu konkretisieren bspw. auf unterschiedliche     Bilder sie selbst von den Kindern und ihren Familien
gesellschaftliche Teilhabemöglichkeiten verschiede-      hat, wem was zugetraut wird, wem eher Verantwor-
ner Gruppen hinzuweisen. Dadurch wird vermieden,         tung übertragen wird usw.
dass eine Gleichbehandlung „Ungleicher“ unbeab-
sichtigt diskriminierende Effekte hat.                   Mit einer diversitätsbewussten Perspektive geraten
                                                         die sozialen Positionierungen aller an Bildungspro-
Kinder und Jugendliche, die an Bildungsorte kom-         zessen Beteiligten (auch der Pädagog*innen) stärker
men, sind gesellschaftlich unterschiedlich positio-      in den Blick. Sie macht darauf aufmerksam, dass
niert: Als Jungen oder Mädchen, als homo- oder           Demokratie-Lernen innerhalb gesellschaftlicher
heterosexuell, als mit oder ohne Migrationsge-           Ungleichheitsverhältnisse stattfindet.
schichte, als Arbeiter- oder Akademikerkinder usw.
                                                         Während eine diversitätsbewusste Pädagogik eher
Wenn, wie Wolfgang Edelstein und Peter Fauser            darauf ausgelegt ist, pädagogische Handlungen,
schreiben, „Demokratie […] durch die Verbindung          Haltungen und Strukturen zu reflektieren, bieten
von Zugehörigkeit, Mitwirkung, Anerkennung und           demokratiepädagogische Ansätze eine Vielzahl
Verantwortung [erfahren wird]“, ist zu berücksichti-     konkreter Ansatzpunkte, um Partizipation und
gen, welche Erfahrungen von (Nicht-)Zugehörigkeit        Demokratie-Lernen umzusetzen (z. B. kooperative
Jugendliche, die sich als ‚arabisch‘ oder ‚muslimisch‘   Lernformen, Klassenrat). Auch deshalb stellen beide
positionieren (oder positioniert werden) mitbrin-        Ansätze eine fruchtbare Ergänzung füreinander dar.
gen, welche Erfahrungen von (Nicht-)Anerkennung
Trans*-Jugendliche machen.
Zwei sich ergänzende Perspektiven –
Am Beispiel des Kinderrechts auf Partizipation

                                        Kinderrecht auf
   Diversitätsansatz                     Partizipation                     Demokratiepädagogik
Welche Bedingungen                 „Die Vertragsstaaten sichern dem        Welche Bedingungen
stehen dem im Wege?                Kind, das fähig ist, sich eine eigene   machen dies möglich?
                                    Meinung zu bilden, das Recht zu,
  Abbau von Diskriminierung                                                  Schaffung von
                                    diese Meinung in allen das Kind
  und Zugangsbarrieren                                                       Beteiligungsmöglichkeiten
                                   berührenden Angelegenheiten frei
  Anerkennung unterschiedlicher    zu äußern und berücksichtigen die         Förderung von demokratischer
  „Normalitäten“ und Identitäten    Meinung des Kindes angemessen            Handlungskompetenz
                                    und entsprechend seinem Alter
                                           und seiner Reife.“
                                          (Kinderrechtskonvention,
                                                   Art.12)
Organisationsentwicklung –
beide Ansätze zusammenbringen
Diversitätsbewusster Bildung und Demokratie-            Diese können mit Fragen, die Partizipationsmög-
pädagogik ist gemeinsam, dass sie auf der Ebene         lichkeiten und die demokratische Kultur der Ein-
der Individuen, der gesellschaftlich/kulturellen        richtung beleuchten, in Zusammenhang gebracht
und der strukturellen/institutionellen Ebene glei-      werden. Eine Einrichtung kann sich z. B. mit folgen-
chermaßen ansetzen. In der Demokratiepädagogik          den Fragen auseinandersetzen, wobei alle Mit-
geht es auf der individuellen Ebene darum, demo-        glieder der Einrichtung, pädagogisches Personal,
kratische Handlungskompetenzen von Kindern              Leitung, Kinder und Jugendliche, Hauswirtschafts-
und Jugendlichen zu fördern. Dazu bedarf es auf         personal usw. einbezogen werden sollten:
der strukturellen Ebene einer demokratischen
Schulentwicklung, die alle Ebenen der Institution            Wird in den Klassen / Jugendgruppen bewusst
(Unterricht, Personal, Schulleben, Schulmanage-         eine Beteiligungskultur gepflegt (z. B. Klassenrat)?
ment, Schulöffnung) umfasst.
                                                             Erleben die Jugendlichen, Pädagog*innen
Diversitätsbewusste Ansätze arbeiten mit den Dis-       und Mitarbeiter*innen die Schule/Einrichtung
kriminierungserfahrungen und den Vorurteilen der        als sicheren, angstfreien Raum, in dem sie sich
Individuen und fördern gleichzeitig eine diversitäts-   wohlfühlen können?
bewusste und diskriminierungskritische Organisa-
tionsentwicklung.                                            Wird die Vielfalt der Jugendlichen, Eltern,
                                                        Pädagog*innen und Mitarbeiter*innen in
Die Ebene der Organisationsentwicklung bietet           Vertretungsgremien angemessen repräsentiert?
daher Möglichkeiten, beide Perspektiven von
Anfang an zusammenzudenken. Im Rahmen eines                  Werden die Konsequenzen, die sich aus
Audits – eines Verfahrens zur Analyse des Ist-          vorhandenen Mehrheiten und Minderheiten
Zustands – können etwa Fragen, die sich mit dem         ergeben, ausreichend konstruktiv in Entschei-
Umgang mit Diversität und Antidiskriminierung           dungsprozesse einbezogen?
befassen, gestellt werden.
Programme und Projekte
… die beide Perspektiven verbinden:

Das „Klassenrat trifft Vielfalt“- Programm          Das Programm Betzavta/Miteinander macht
bietet eine Entwicklungsmöglichkeit für Multi-      demokratische Wege der Entscheidungsfindung
plikator*innen an Schulen, um Herausforderungen     mit ihren Chancen und Schwierigkeiten erlebbar.
zu meistern, die das Demokratielernen im Klassen-   Die Besonderheit des Ansatzes besteht in der
rat mit besonderem Bezug auf Diversity und          Grundannahme, dass Konflikte besonders kreativ
Diskriminierungsthematiken betreffen.               bearbeitet werden können, wenn die beteiligten
Dazu bietet das Programm ein umfassendes            Personen anerkennen, dass das Recht auf freie
demokratie- und vielfaltspädagogisches Training     Entfaltung für alle Menschen gleichermaßen gilt.
und die Arbeit an konkreten Entwicklungszielen      www.cap-lmu.de/akademie/praxisprogramme/
und gezielte Maßnahmen zur Unterstützung in         betzavta-miteinander
der eigenen Schule und Klasse:
www.degede.de/project/klassenrat-trifft-vielfalt    Mehr als eine Demokratie:
                                                    www.mehralseinedemokratie.de

                                                    Dialog macht Schule: www.dialogmachtschule.de
Literatur, Medien und Links
ADAS, LIFE e. V.: „Schutz vor Diskriminierung an    Hahn, Stefan / Asdonk, Jupp / Pauli, Dominik / Zenke,
Schulen – Ein Leitfaden für Schulen in Berlin“:     Christian Timo: „Differenz erleben – Gesellschaft
www.bit.ly/2NgUIga                                  gestalten. Demokratiepädagogik in der Schule“,
                                                    Wochenschau Verlag, Schwalbach / Ts, 2015
Amadeu Antonio Stiftung: „Reflektieren.
Erkennen. Verändern. Was tun gegen                  Inklusionspädagogik: www.bit.ly/2DMrR3K
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit?
Das Gleichwertigkeitsaudit“, 2016:                  Maroshek-Klarmann, Uki / Rabi, Saber:
www.bit.ly/2xRHOAw                                  „Mehr als eine Demokratie – Sieben verschiedene
                                                    Demokratieformen verstehen und erleben.
Berkessel, Hans / Beutel, Wolfgang / Faulstich-     73 Übungen nach der ‚Betzavta‘-Methode“,
Wieland, Hannelore / Veith, Hermann (Hg.):          Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, 2015
„Jahrbuch Demokratiepädagogik 2013/14.
Neue Lernkultur, Genderdemokratie“,                 RAA: „Diversitätsorientierte
Wochenschau Verlag, Schwalbach / Ts, 2013           Organisationsentwicklung“, Berlin, 2017
                                                    www.bit.ly/2yDvYbZ
Booth, Tony / Ainscow, Mel: „Index für Inklusion.
Ein Leitfaden für Schulentwicklung“, 2018           Wagner, Petra (Hg.): „Handbuch Inklusion.
(Bestellung über: www.bit.ly/2xVmF8r)               Grundlagen vorurteilsbewusster Bildung und
                                                    Erziehung“, Herder Verlag, Berlin, 2017
Demokratiepädagogik &                                                                                            Eine Publikation von:
Diversitätsbewusste Bildung
Erschienen in der Reihe „Facetten der Demokratiebildung“

Die Demokratiepädagogik will Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben,
demokratische Haltungen, Werte und Handlungskompetenzen zu erwerben. Das sind
wesentliche Grundlagen einer demokratischen Bildung für Kinder und Jugendliche,
die aber weit mehr Facetten umfasst, die im Zentrum benachbarter pädagogischer
Felder stehen. Um Kinder und Jugendliche fit zu machen, die demokratische Gesell-
schaft aktiv mitgestalten zu können, ist angesichts der gesellschaftlichen Herausfor-
derungen eine stärkere Verzahnung dieser pädago­gischen Felder dringend geboten.
Für dieses Ziel macht sich z. B. das Bündnis „Bildung für eine demokratische Gesell-
schaft“ (www.buendnis.degede.de) stark.                                                                                 Herausgeber: Deutsche Gesellschaft
                                                                                                                        für Demokratiepädagogik e. V.
Diese Publikationsreihe zeigt daher inhaltliche und konzeptionelle Bezüge zwischen                                      Müllerstraße 156a, Aufgang 4,

diesen Bildungsfeldern und der Demokratiepädagogik auf und gibt Anregungen, wie                                         13353 Berlin | info@degede.de
                                                                                                                        www.degede.de | V.i.S.d.P.: Ulrike Kahn
die Ansätze und Konzepte ineinandergreifen und zusammenwirken können.

Zur Verfügung gestellt im Rahmen des bundesweiten Projekts OPENION – Bildung für eine starke Demokratie. Die Veröffentlichungen stellen
keine Meinungsäußerung des BMFSFJ bzw. des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autorinnen und Autoren die Verantwortung.
OPENION – Bildung für eine starke Demokratie ist ein bundesweites Projekt der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und wird gefördert
vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. OPENION wird
in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V. umgesetzt.

   OPENION – Bildung für eine starke Demokratie
   unterstützt bundesweit über 200 lokale Projektverbünde, bestehend aus einer Kooperation zwischen Schule und außerschulischem Partner, die sich mit
   zeitgemäßer Demokratiebildung beschäftigen. Die Kooperationspartner gestalten gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren
   ihr Projekt zum Thema zeitgemäße Demokratiebildung. Partizipation, Begegnung und die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Entwick-
   lungen stehen dabei im Vordergrund. Mehr Informationen sowie die vollständige Flyerreihe „Demokratiepädagogik & ... Facetten der Demokratiebildung“
   finden Sie online unter: www.openion.de

                                         Gefördert vom                         im Rahmen des Bundesprogramms
Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V. (Hrsg.)

Demokratiepädagogik &
Europaskepsis

                                                              Facetten der Demokratiebildung
Europaskepsis als Herausforderung für
Demokratie lernen und leben
Europaskepsis ist ein vielschichtiger Begriff, der      dass sie sich mehr als Europäer*innen fühlen.
von gemäßigt-kritischem Widerspruch gegenüber           Die meisten Befragten befürworten außerdem die
dem europäischen Integrationsprojekt, der institu-      stärkere Förderung des kritischen Denkens und der
tionellen Gestaltung der EU oder Entscheidungen         Fähigkeit, Informationen zu recherchieren, um Fake
in einzelnen Politikfeldern bis hin zu kategorischer    News und Extremismus zu bekämpfen, sowie den
Ablehnung reicht. Die Dimensionen der Europa-           einfachen Zugang zu Informationen für junge Men-
skepsis variieren von der Unvereinbarkeit der           schen, die im Ausland leben und arbeiten wollen.
eigenen Werte mit den zentralen Merkmalen
der EU, über die Frage nach dem eigenen Nutzen          Hier ist also Europabildung gefragt, die demokratie-
spezifischer Entscheidungen, bis hin zur Angst          pädagogische Formate umfasst, sowohl schulische
vor der Bedrohung der eigenen Identität.                als auch außerschulische Aktivitäten zur Förderung
                                                        von Kompetenzen, die Menschen benötigen, um am
Studien belegen, dass junge Menschen in Europa          demokratischen Leben teilzuhaben, sich partizipativ
sowohl Zustimmung als auch Skepsis gegenüber            in lokalem und globalem Kontext für Demokratie als
der Europäischen Union empfinden. Als probates          Gesellschaftsform zu engagieren, und um Demo-
Mittel die Skepsis zu überwinden, nennen junge          kratie als Regierungsform durch aufgeklärte Urteils-
Menschen mehr Bildung für Europa. Beim Euro-            bildung und Entscheidungsfindung zu erhalten und
barometer Jugend (2018) geben 89 % der befragten        weiterzuentwickeln. Partizipation, gemeinsame
Jugendlichen an, dass die nationalen Regierungen        Projekte und Begegnungen mit der Erfahrung des
die Rechte und Verantwortlichkeiten als EU-Bürger*      gegenseitigen Respekts sind der Schlüssel für ein
innen stärker in die Schulbildung integrieren sollen.   demokratisches Miteinander in Europa und zur
67% der Jugendlichen sagen, dass die Teilnahme an       Überwindung der Europaskepsis, vor allem in der
europäischen Programmen wie Erasmus+ oder dem           jüngeren Generation.
Europäischen Solidaritätskorps dazu beiträgt,
Zustimmung und Ablehnung zur
Europäischen Union
Ergebnisse des Standard Eurobarometer (März 2018), Alter 15-24 Jahre (Angaben jeweils in %)

Sehen Sie sich selbst ...                                  Befürworten Sie die Mitgliedschaft Ihres Landes in der EU?

    60
                        60
                                                                      11
                                                           nein
    45                       47                                         15

    30                                                                                                            80
           27 26                                             ja
                                                                                                            71
    15
                                          11   2   9
                                      8                           0           20            40         60         80
     0
              a              b            c        d

     a) nur als Bürger Ihres Landes

     b) als Bürger ihres Landes und Europäer                Wie zufrieden sind Sie mit der Art und Weise
                                                            wie Demokratie in der EU funktioniert?
     c) als Europäer und Bürger Ihres Landes
                                                            70
     d) nur als Europäer
                                                            53        58 61

                                                            35
                                                                                      32 35
                                                            18
                                                                                                            4
                                                                                                      10
                                                             0
              EU                 Deutschland                      zufrieden        nicht zufrieden   weiß nicht

Die Mehrheit der jungen Menschen in der EU sieht sich auch als Bürger der EU und befürwortet den
Verbleib ihres Landes in der EU. Die Zufriedenheit mit der Art und Weise wie Demokratie in der EU
funktioniert ist zwar überwiegend auch gegeben, allerdings sind die Zahlen hier geringer.
Europa kritisch betrachten –
Europa aktiv gestalten
Die Europäische Union kann jungen Menschen             Andere Möglichkeiten der Beteiligung für junge
nähergebracht werden, indem man ihnen Wege             Menschen sind beispielsweise die Europäische
der kritischen Auseinandersetzung und der aktiven      Bürgerinitiative, mittels derer die Europäische
Partizipation aufzeigt. Der Fokus liegt dabei auf      Kommission aufgefordert werden kann, einen ent-
EU-Bürgerschaft.                                       sprechenden Rechtsakt vorzuschlagen, eine Peti-
                                                       tion an das Europäische Parlament zu richten oder
Der Strukturierte Dialog ist das Instrument            die Teilnahme an Bürgerdialogen mit Vertreter*-
zur Jugendbeteiligung der EU-Jugendstrategie.          innen verschiedener Europäischer Institutionen.
Dabei wird die aktive Beteiligung junger Menschen
am demokratischen Leben in Europa gefördert            Wie repräsentative Umfragen ergeben, sind
und sie können ihre Positionen zu bestimmten           junge Menschen grundsätzlich weniger europa-
Themen in den politischen Prozess einbringen.          skeptisch, wenn sie bereits an Austauschpro-
Der Dialog ist durch ausgewählte Themen und            grammen teilgenommen haben oder Freunde
Zeitläufe strukturiert und kann in unterschiedlicher   im europäischen Ausland haben. Das EU-
Form stattfinden. Mögliche Formate sind beispiels-     Programm Erasmus+: Jugend in Aktion bietet
weise Diskussionen, Simulationen, Workshops,           hierfür vielfältige Angebote für Begegnung,
Konsultationen, Projekte.                              Austausch und Engagement in Europa.

Seit 2003 nutzt die Europäische Union außerdem         Für grenznahe Bildungseinrichtungen kommen
internetbasierte Konsultationsverfahren, bei denen     in diesem Zusammenhang auch demokratie-
Betroffene schon vor der Verabschiedung euro-          pädagogische Formate der grenzüberschreitenden
päischer Regelungen ihre Meinung einbringen kön-       Zusammenarbeit in Frage. Auch Partnerschaften
nen. Gefragt sind hier vor allem Verbände, Vereine     mit Schulen im Ausland, die in verschiedenster
und andere Interessenvertreter, allerdings können      Form ausgestaltet sein können, sind mögliche
auch einzelne Bürger*innen miteinbezogen werden.       Instrumente der Demokratiepädagogik.
Das junge Europa stärken –
Schlüsselfaktor: Partizipation

    EU-Vertrag
    Art. 2

    Die Werte, auf die sich die Union gründet, sind die Achtung der Menschenwürde, Freiheit,
    Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte einschließlich
    der Rechte der Personen, die Minderheiten angehören. Diese Werte sind allen Mitgliedstaaten
    in einer Gesellschaft gemeinsam, die sich durch Pluralismus, Nichtdiskriminierung, Toleranz,
    Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern auszeichnet.

Viele Faktoren halten junge Menschen davon ab,          Den Bildungseinrichtungen kommt hierbei die
sich zur Europäischen Union zu bekennen.                Aufgabe zu, Informationen bereitzustellen und
Sie fühlen sich oft „nicht verstanden“ und „von         junge Menschen an Meinungsbildungs- und Ent-
der Politik übergangen“. Dies gilt besonders            scheidungsprozessen zu beteiligen, sie zu selbst-
für Europa, welches weit weg von ihrer Lebens-          ständigem Denken und Handeln zu ermutigen und
wirklichkeit erscheint. Vielerorts in Europa fehlt es   ihnen Verantwortung zu übertragen. Reale Par-
an klaren Angeboten zur politischen und gesell-         tizipationsmöglichkeiten lassen junge Menschen
schaftlichen Mitwirkung. Ein Schlüsselfaktor zur        Demokratie erleben, fördern Toleranz, Zivilcourage
Überwindung der Europaskepsis sind das Erleben          sowie soziale Kompetenz.
europäischer Werte im eigenen Umfeld sowie
konkrete Möglichkeiten zur demokratischen
Mitwirkung im europäischen Kontext.
Good Practice: Programme und Projekte
Das Förderprogramm „JUGEND IN AKTION“                Euroscola ist eine Veranstaltung für Schulen, bei
richtet sich als Programmteil von Erasmus+ an        der Schüler*innen mehr über die europäische Integ-
junge Menschen, die in der Jugend- und Bildungs-     ration erfahren können. Hierzu werden Schüler*in-
arbeit durch nicht-formales Lernen Schlüssel-        nen aus allen Mitgliedstaaten der EU ausgewählt,
kompetenzen, wie interkulturelle Verständigung,      die für einen Tag Mitglied des Europäischen Parla-
Fremdsprachenkompetenz oder Teamfähigkeit er-        ments in Straßburg sind. Sie debattieren im Plenum
langen können. Die Förderung umfasst Jugendliche     und in Ausschusssitzungen über aktuelle Themen
zwischen 13 und 30 Jahren, Jugendorganisationen,     und nehmen an Abstimmungen über Entschließun-
Fachkräfte der Jugendarbeit, Träger der freien Ju-   gen teil. Die Lehrerkräfte haben die Möglichkeit,
gendhilfe sowie lokale, kommunale und regionale      Kolleg*innen zu treffen und sich über Unterrichts-
Behörden. www.jugend-in-aktion.de                    methoden auszutauschen. www.europarl.europa.
                                                     eu/euroscola/de/home.html
Besonders gut eignen sich Europaplanspiele, um
im Rahmen der politischen Bildungsarbeit die Kom-    Die Bundesregierung, das Europäische Parlament
plexität der politischen Entscheidungsfindung in     und die Europäische Kommission organisieren
Europa für junge Menschen auf spielerische Weise     regelmäßig Dialogveranstaltungen zum Thema
verständlich zu machen. Die Teilnehmenden über-      Europa. Im Mittelpunkt stehen dabei die Meinun-
nehmen dabei die Rollen von politischen Akteuren.    gen der Bürger*innen, die sich so direkt an der
z. B. www.europeanforum.de                           Zukunft Europas beteiligen können.
                                                     www.buergerdialog-europa.eu

                                                     Beim bundesweiten EU-Projekttag diskutieren
                                                     Schüler*innen bundesweit mit Regierungs-
                                                     mitgliedern, Abgeordneten und EU-Expert*innen
                                                     und führen Projekte rund um das Thema EU durch.
                                                     www.bit.ly/2QzpW4O
Literatur, Medien und Links
Feldmann-Wojtachnia, Eva/Tham, Barbara:               Standard Eurobarometer
„Jugend und Politik im Dialog: Empowerment durch      www.bit.ly/2NBraPB
die EU“. In: Landeszentrale für politische Bildung
Baden-Württemberg (Hrsg.): „Der Bürger im Staat.      Eurobarometer Jugend
Politische Partizipation junger Menschen“,            www.bit.ly/2GDc1FY
2016, S. 256 ff.
                                                      Umsetzung des Strukturierten
Gürlevik, Aydin/ Hurrelmann, Klaus/ Palentien,        Dialogs in Deutschland
Christian (Hrsg.): „Jugend und Politik – Politische   www.bit.ly/2TSc5rW
Bildung und Beteiligung von Jugendlichen“, 2016.
                                                      Umsetzung der EU-Jugendstrategie
Knelangen, Wilhelm: „Die Europäische Union            www.bit.ly/2PKtjsv
und die Bürgerinnen und Bürger: Stimmungs-
schwankungen oder handfeste Vertrauenskrise?“         Konsultationen der EU-Kommission
In: Oberle, Monika (Hrsg.): „Die Europäische Union    www.bit.ly/2p0JXXU
erfolgreich vermitteln“, 2015, S. 13 ff.
                                                      Jugendpolitik in Europa
Miliopoulos, Lazaros: „Europäischer Euroskepti-       www.bit.ly/2Pk4S5N
zismus? Eine theoretische Annäherung“. In: Rütt-
gers Jürgen/ Decker, Frank (Hrsg.): „Europas Ende,    Forschungsgruppe Jugend und Europa
Europas Anfang – Neue Perspektiven für die            am Centrum für angewandte Politikforschung
Europäische Union“, 2017, S. 59 ff.                   www.cap-lmu.de/fgje/

Zandonella, Bruno: „Europa für Einsteiger“, 2018,
Bundeszentrale für politische Bildung:
www.bit.ly/2T0o46H
Demokratiepädagogik & Europaskepsis                                                                              Eine Publikation von:
Erschienen in der Reihe „Facetten der Demokratiebildung“

Die Demokratiepädagogik will Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben,
demokratische Haltungen, Werte und Handlungskompetenzen zu erwerben. Das sind
wesentliche Grundlagen einer demokratischen Bildung für Kinder und Jugendliche,
die aber weit mehr Facetten umfasst, die im Zentrum benachbarter pädagogischer
Felder stehen. Um Kinder und Jugendliche fit zu machen, die demokratische Gesell-
schaft aktiv mitgestalten zu können, ist angesichts der gesellschaftlichen Herausfor-
derungen eine stärkere Verzahnung dieser pädago­gischen Felder dringend geboten.
Für dieses Ziel macht sich z. B. das Bündnis „Bildung für eine demokratische Gesell-
schaft“ (www.buendnis.degede.de) stark.

                                                                                                                        Herausgeber: Deutsche Gesellschaft
Diese Publikationsreihe zeigt daher inhaltliche und konzeptionelle Bezüge zwischen
                                                                                                                        für Demokratiepädagogik e. V.
diesen Bildungsfeldern und der Demokratiepädagogik auf und gibt Anregungen, wie
                                                                                                                        Müllerstraße 156a, Aufgang 4,
die Ansätze und Konzepte ineinandergreifen und zusammenwirken können.                                                   13353 Berlin | info@degede.de
                                                                                                                        www.degede.de | V.i.S.d.P.: Ulrike Kahn

Zur Verfügung gestellt im Rahmen des bundesweiten Projekts OPENION – Bildung für eine starke Demokratie. Die Veröffentlichungen stellen
keine Meinungsäußerung des BMFSFJ bzw. des BAFzA dar. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autorinnen und Autoren die Verantwortung.
OPENION – Bildung für eine starke Demokratie ist ein bundesweites Projekt der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und wird gefördert
vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“. OPENION wird
in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V. umgesetzt.

   OPENION – Bildung für eine starke Demokratie
   unterstützt bundesweit über 200 lokale Projektverbünde, bestehend aus einer Kooperation zwischen Schule und außerschulischem Partner, die sich mit
   zeitgemäßer Demokratiebildung beschäftigen. Die Kooperationspartner gestalten gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren
   ihr Projekt zum Thema zeitgemäße Demokratiebildung. Partizipation, Begegnung und die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Entwick-
   lungen stehen dabei im Vordergrund. Mehr Informationen sowie die vollständige Flyerreihe „Demokratiepädagogik & ... Facetten der Demokratiebildung“
   finden Sie online unter: www.openion.de
Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V. (Hrsg.)

Demokratiepädagogik &
die Global Goals
der Vereinten Nationen

                                                              Facetten der Demokratiebildung
Die Agenda 2030 – Ein Auftrag an uns alle

Die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen; Quelle: www.globalgoals.org / www.unicef.de

Die Welt hat sich auf einen Masterplan geeinigt:                          verpflichten die SDGs nun alle Industrie-,
Bis zum Jahr 2030 wollen die Vereinten Nationen                           Schwellen- und Entwicklungsländer – darunter
Armut und Ungleichheit bekämpfen, den Klimawan-                           auch Deutschland – zur nachhaltigen Entwicklung.
del aufhalten und ein nachhaltiges und friedliches                        Um diese Agenda 2030 umzusetzen, braucht es neue
Zusammenleben aller Menschen ermöglichen.                                 Ideen und Ansätze für eine nachhaltige Zivilisation.
Mit den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen                                 Nun gilt es, die politischen, sozialen, ökologischen
(Sustainable Development Goals, kurz: SDGs)                               und wirtschaftlichen Herausforderungen engagiert
werden alle Länder dieser Erde zu „Entwicklungs-                          anzugehen, gemeinsam nachhaltige Lösungen zu
ländern“: Im Gegensatz zu den von 2000 bis 2015                           erarbeiten und konsequent umzusetzen.
gültigen Millenium Development Goals
Bildung für nachhaltige
Entwicklung ist der Schlüssel
Ein wichtiger Schlüssel für eine nachhaltige Welt           Demokratiepädagogik ist ein elementarer Teil der
ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).              Bildung für eine nachhaltige und zukunftsfähige
Das Sustainable Development Goal 4: Hochwertige             Zivilisation, denn durch diese Lernarrangements
Bildung will inklusive und qualitativ hochwertige           können Kinder und Jugendliche mit dem Anspruch
Bildung für alle Menschen erreichen. Dazu gehört            der demokratiepädagogischen Prozesstriade
auch, dass die Bildungssysteme aller Länder                 „Anerkennung“, „Selbstwirksamkeit“ und „Verant-
„sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen         wortungsübernahme“ partizipativ aktiv und
Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung                handelnd wirksam werden. Das gemeinsame Zielbild
nachhaltiger Entwicklung erwerben“ (SDG 4.7).               von BNE und Demokratiepädagogik ist der
                                                            gestaltungskompetente Mensch, der Verantwortung
Schulen, Hochschulen und außerschulische                    für sich und für sein Umfeld übernimmt.
Bildungseinrichtungen sind in der Verantwortung,
Räume zu schaffen und Ideen mit allen
Beteiligten zu entwickeln, wie jeder             pädagogisches Wirken                                  kennung
                                                                                                   Aner
und jede einzelne von uns zu den SDGs bei-
tragen kann. Denn es braucht Menschen,
die in der Lage sind, eine nachhaltige Welt
zu gestalten und zukunftskompetent individuelles
                                                                                                   Partizipation

                                                                                                                       Selbs
                                                                                           ng

und gesellschaftliches Wohlergehen umzuset-
                                                                                       ortu

                                                                                                                            tw
zen. Die Umsetzung des SDG 4.7 bedeutet nichts

                                                                                                                              irk
                                                                                      w
                                                                                    nt

                                                                                                                                 sa
weniger als „Lernende jeden Alters in allen Lern-                                             ra               mk
                                                                                            Ve                   eit
umgebungen in die Lage zu versetzen, sich selbst
und die Gesellschaft, in der man lebt, zu verändern“
(UNESCO 2015, S.12).
                                                         Grafik in Anlehnung an: Edelstein, Wolfgang (2010): „Ressourcen für die Demo-
                                                         kratie. Die Funktionen des Klassenrats in einer demokratischen Schulkultur“,
                                                         Berlin: Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e. V., S. 6
Wirksames Lernen an echten
gesellschaftlichen Herausforderungen
Wirksame Lernumgebungen ermöglichen Selbst-          Die Lernzugänge können dabei verschieden sein
wirksamkeitserfahrungen anhand echter gesell-        und unterschiedliche Aspekte von Demokratie-
schaftlicher Herausforderungen, die bedeutsam        fähigkeit, Gestaltungskompetenz und nachhaltiges
für die Lernenden sind.                              Handeln fördern, z. B.:

Anhand der interdisziplinären und vernetzten Aus-        im individualisierten Lernen in
einandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen ent-           heterogenen Lerngruppen
lang der Sustainable Development Goals erfahren
die Lernenden, was nachhaltiges Handeln bedeutet.        im handlungsorientierten Lernen in projekt-
Es geht darum, junge Menschen darin zu befähigen,        und herausforderungsbasierten Lernformaten
ihr Umfeld informiert und aktiv zu gestalten.
                                                         im gemeinschaftsorientierten Lernen
Damit Schüler*innen und Lehrpersonen gestal-             in demokratiepädagogischen und
tungskompetent agieren können, brauchen Schulen          partizipativen Lernsettings
neue Lernformate, -zugänge und -methoden, neue
Bewertungskriterien und neue Arten und Formen            im wertorientierten Lernen in kommunikativen
der Leistungsrückmeldung, der Tages-, Wochen-,           Lernformaten wie z. B: Deliberation,
Monats- und Jahrestaktung.                               Dilemmadiskussion und Debattenkultur.

  SDG Ziel 4.7:
  „Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die
  notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur
  Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben,
  unter anderem durch Bildung für nachhaltige
  Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen.“
Von der Schule in die Bildungslandschaft
Mit dieser veränderten Lernstruktur verändern         Demokratiepädagogik ist ein wichtiger Bestand-
sich die Arbeitsabläufe und Abstimmungsprozesse       teil dieses komplexen Vorhabens einer Bildung für
des Kollegiums. Bildung für Nachhaltige Entwick-      nachhaltige Entwicklung und bereichert die Um-
lung bedeutet daher eine strukturelle Verände-        setzung des SDG 4.7 mit konkreten pädagogischen
rung von Schule und setzt ein kooperatives Klima      Umsetzungsbeispielen und wichtigen Anregungen
zwischen Eltern, Lehrer*innen und Schüler*innen       für eine partizipative Schulentwicklung.
sowie allen weiteren Akteursgruppen voraus.
Nachhaltiges Handeln und Denken ist zudem im          Über Global Goals Curriculum e.V.
Kern interdisziplinär und projektorientiert struk-    Global Goals Curriculum e.V. ist ein gemeinnütziger
turiert. Eine enge Zusammenarbeit aller Fächer,       Verein, der mit engagierten Schulen und Schul-
Disziplinen und Professionen mit dem Fokus auf        netzwerken Bildung für Nachhaltigkeit innovativ
gesellschaftlich relevante Herausforderungen          umsetzt. Mehr Informationen unter
ist ein Schlüsselelement gelingender Bildung für      www.ggc2030.org
Nachhaltige Entwicklung. Daher geht Bildung für
Nachhaltigkeit weit über die Schule hinaus: Wirk-
same Lernumgebungen für Nachhaltigkeit gelingen       Partizipation im Nationalen Aktionsplan
in ganzheitlich angelegten Bildungslandschaften.      „Partizipation aller gesellschaftlichen Gruppen ist Grundlage
                                                      einer nachhaltigen Entwicklung, deshalb ist Partizipation
Hier arbeiten Schulen mit der Kommune, mit
                                                      Bestandteil von BNE. Kinder und Jugendliche müssen beteiligt
regionalen Betrieben, mit Nichtregierungsorga-
                                                      werden, damit die jüngere Generation Gegenwart und
nisationen und öffentlichen Institutionen Hand        Zukunft aktiv mitgestaltet. Die Demokratisierung von Schule
in Hand an der zukunftsfähigen Gestaltung ihres       ist ein zentrales Element, um durch Mitgestaltung in Schule

Umfelds. Regionale Bildungslandschaften fühlen        und Gemeinwesen Selbstwirksamkeit zu erfahren.“

sich der Umsetzung der globalen Nachhaltigkeits-      Aus: Nationaler Aktionsplan BNE, Bildungsbereich Schule:
                                                      Handlungsfeld V: Partizipation und BNE, S. 37
ziele verpflichtet. Schulen und alle Mitglieder der
Schulgemeinschaften sind dabei aktiver Treiber
einer regionalen Umsetzung der Ziele.
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